Reisebericht Sambia September 2009

vom 20. August - 12. September 2009

Abenteuer Sambia 2009 oder "the road is good"

Diesmal wollen wir Neuland betreten. Die Freundlichkeit der sambischen Menschen hatte uns schon bei einer ersten Stippvisite in Livingstone beeindruckt und neugierig auf dieses Land sind wir schon länger. Nun schien es uns an der Zeit, Sambia näher kennen zu lernen. Wer weiß, vielleicht offenbart sich uns ja eine neue Liebe

Entgegen unserer bisherigen Praxis haben wir diesmal darauf verzichtet, Vorreservierungen zu tätigen. Unser Bett in Form des Dachzelts haben wir dabei und so gehen wir davon aus, dass sich ein Stellplatz für unser Fahrzeug finden wird, damit wir übernachten können. Lediglich die erste Nacht in Windhoek ist gebucht und natürlich der Flug mit Air-Namibia. 24 Tage stehen uns für das Abenteuer zur Verfügung.

Berühmt und berüchtigt sind die sambischen Straßen. Wir wollen uns selbst ein Bild davon machen. Neugierig sind wir auf die Nationalparks. Wir werden einen Abstecher in die Kafue-Flats machen, ein Schwemmgebiet, dass zum Teil temporär und zum Teil dauerhaft überflutet ist und in dem es neben vielen Vögeln die endemischen Kafue-Letschwe-Antilopen in großen Herden geben soll. Eines der Highlights wird der Besuch des Schimpansen-Waisenhauses in Chimfunshi (Chimfunshi Orphanage) sein. Dort möchten wir einen Walk mit Schimpansen machen. Darauf freuen wir uns ganz besonders. Daneben stehen Blue Lagoon, Kasanka Nationalpark (NP), Mutinondo Wilderness, North Luangwa NP, South Luangwa NP und Lower Zambezi NP auf unserer Wunschliste.

Ausgestattet mit GPS von Garmin, Kartenmaterial von "Tracks4Africa", dem Reiseführer von Ilona Hupe und einem angemieteten Sattelitentelefon wollen wir dieses für uns unbekannte Terrain erkunden, das etwa doppelt so groß wie Deutschland ist.


20.08.2009       Frankfurt - Windhoek

Heute lassen wir den feucht-heißen Sommer mit gegenwärtig 37°C hinter uns und fliegen in den namibischen Winter bzw. zeitige Frühjahr. Ich bin froh, dass meine festen Schuhe in der Reisetasche Platz finden und ich in meinen geliebten Flipflops und mit kurzer Hose reisen kann. Uwe bleibt mannhaft im gewohnten Outfit.

Diesmal sind wir 3 Wochen früher unterwegs als sonst. Dank der noch andauernden Schulferien reiht sich auf der Autobahn nach Frankfurt ein Stau an den anderen. Wir sind froh, genug Zeit bis zum Abflug zu haben.

Das Gewicht unseres Gepäcks ist diesmal richtig bescheiden. Wir wundern uns selbst. Naja, dafür warten 2 große Kisten in Windhoek auf uns. Wie immer haben wir viel Spaß bei der Sicherheitskontrolle, die mal wieder eine Staubanalyse unserer Ausrüstung macht und allerlei kluge Sprüche ablässt. Unser Herz macht einen Freudensprung als wir endlich im Flieger sitzen. Noch einmal schlafen, dann sind wir "daheim". Das tun wir dann auch trotz angeklappter Beine recht gut.


21.08.2009       Windhoek - Hotel Casa Blanca

Der Himmel über Windhoek ist wolkenfrei und gestattet eine gute Sicht. Begeistert sehen wir beim Überflug der Etosha Pan, dass zumindest in der Fisherman Pan noch immer Wasser steht. Die Bilder von unserem Besuch im Mai kehren zurück, als wir uns an der Pan wie am Meer gefühlt haben. Ein beeindruckendes Erlebnis. Schön, dass die Tiere in der Pfanne noch Wasser finden. Am liebsten würden wir gleich mal dort vorbei fahren.

Kurz vor der Landung kann ich sogar von oben 2 Oryx sehen. Tiefe Zufriedenheit macht sich in uns breit. Wieder haben wir ein großes Abenteuer vor uns, bei dem Zeit und Pflicht eine nur untergeordnete Rolle spielen werden. Uns stehen 3 ½ Wochen bevor, in denen wir mehr oder weniger frei entscheiden können, was wir tun und lassen wollen. Ein herrlicher Gedanke!

Wir hatten etwas von "Kältefront über Namibia" gelesen und nur müde darüber gelächelt. Was ist in Afrika schon "kalt"? Wenn die hier frieren, dann schwitzen wir noch lange. Diesmal muss ich allerdings feststellen, dass es tatsächlich empfindlich frisch ist heute morgen. Mit meinen kurzen Hosen und den Flipflops bin ich ziemlich underdressed. Gut, dass ich meine Hosenbeine zum Anzippen griffbereit habe.

Die Einreiseformalitäten sind schnell erledigt. Amos von der Autovermietung erwartet uns schon mit einem breiten Grinsen im Gesicht und begrüßt uns herzlich. Während er auf weitere Gäste wartet, holen wir schon mal das reservierte Sattelitentelefon am Schalter von "be local" ab.

Bei der Autovermietung "African Tracks" angekommen, freuen wir uns, Valerie zu sehen. Wie immer hat sie bereits alles wunschgemäß vorbereitet. Das ein Jahr alte Fahrzeug ist gerichtet - sogar unsere Kisten stehen schon drin - und vorsorglich hat sie uns auch noch 2 zusätzliche Decken für die kalten Nächte mit eingepackt. Was würden wir ohne sie tun!? Auch die Sonderwünsche, die an die Fahrzeugausstattung für Sambia gestellt werden, wurden zuverlässig erfüllt. Am Auto kleben hinten und vorn Reflektoren, wir haben 2 Warndreiecke, einen Feuerlöscher, 2 Warnwesten und natürlich die vollständigen Fahrzeugpapiere einschließlich Zulassung für die Grenzübertritte in die anderen Länder. Auf dem Dachgepäckträger sind unsere beiden Reserve-Benzinkanister befestigt, der 40-Liter-Brauchwassertank ist befüllt und gut verzurrt und auch die beiden Gaskocher sind diebstahlsicher auf dem Dach verstaut. Das Fahrzeug und die Kanister sind betankt, so dass wir gleich ins Hotel und dann einkaufen gehen können. Dieser tolle Service spart uns wertvolle Zeit.

Auch im Hotel "Casa Blanca" werden wir schon wie gute Bekannte begrüßt. Wir schnappen uns unsere vorbereiteten Einkaufslisten und machen uns auf den Weg in die Metzgerei. Diesmal habe ich einen exakten Plan und nach der Auswahl "bewachen" wir unsere Schätze mit Argusaugen. Schließlich ist das unsere Fleischration für die nächsten 3 Wochen. Hm, am liebsten würden wir jetzt gleich etwas grillen, so lecker sieht das alles aus. Zumindest eine knackige Wiener gönnen wir uns gleich. Alles wird sauber vakuumiert und eingeschweißt und wandert direkt in unseren Kühlschrank.

Im "Spar" arbeiten wir dann unsere lange Einkaufsliste ab. Auch das geht schon recht routiniert, weil wir inzwischen wissen, wo wir was finden. Enttäuscht stellen wir fest, dass wieder nicht genug "Savanna" vorrätig ist. Wir kaufen den Restbestand auf, aber der reicht uns natürlich nicht weit. Wir haben die Wahl, in anderen Geschäften nach weiteren Beständen zu suchen oder Alternativen zu wählen. Widerwillig entscheiden wir uns dafür, auf "Schöfferhofer Pink Grape","Hunters" und "Bernini" auszuweichen. Schließlich brauchen wir den Nachmittag, um unsere Vorräte sinnvoll zu verstauen und das Auto zu packen. Das kostet doch immer verhältnismäßig viel Zeit.

Die riesigen, reifen und saftigen Papayas, die wir erstanden haben, werden gleich "geschlachtet". Sie sind ein Genuss.

Tagsüber, nachdem die Sonne an Kraft gewonnen hat, ist es schön warm. Jetzt, nach Sonnenuntergang, frösteln wir. Ich ziehe die Socken aus der Tasche. Das kann ja heiter werden! Bleibt nur zu hoffen, dass es wärmer wird, je weiter wir nach Norden fahren und je weiter wir uns dem afrikanischen Frühjahr nähern.

Früh gehen wir schlafen, denn morgen wartet ein langer Tag auf uns und wir wollen zeitig raus.


22.08.2009       Windhoek - Kongola (Nam.) - Bumhill Campsite/Bwabwa NP

Wir haben für heute einen ehrgeizigen Plan. Deshalb klingelt um 4:30 Uhr der Wecker und um 6 Uhr sind wir fertig. Noch liegt über Windhoek eine friedliche Ruhe. Die Uhr im Fahrzeug zeigt 5 Uhr und Uwe meint, die muss er noch stellen, die stimmt noch nicht. Ich merke an, dass die aber doch gestern gestimmt hat. Da wird meinem Süßen klar, dass er die namibische Winterzeit verpeilt und vergessen hat, seine Uhr im Handy umzustellen. Wir sind also schon um 3:30 Uhr aufgestanden. Na wenigstens brauche ich mich nun nicht länger zu wundern, wieso ich noch so müde bin. Aber gut, das kommt unserem Tagesplan entgegen. Schließlich wollen wir heute möglichst bis in den Caprivi fahren.

Die asphaltierte Straße ist in einem tadellosen Zustand, Verkehr ist sowieso kaum und so kommen wir zügig voran. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Bumhill-Campsite hinter Kongola, direkt am Kwando. Diese Community Campsite ist sehr schön angelegt. Einige Exklusiv-Plätze verfügen jeweils über eigene Dusche und WC. Außerdem gehört zu jedem Platz eine Hochplattform mit Ausblick auf den Fluss. Zur Begrüßung grunzen Hippos. Hier gefällt es uns. Schnell bauen wir auf und genießen einen herrlichen Sonnenuntergang. Und hier gibt es sie wieder, meine geliebten "Eiswürfel"-Frösche, deren "quaken" klingt, wie das leise melodische Klimpern von Eiswürfeln in einem Glas. Ich könnte es ewig hören. Ihr Konzert wird immer wieder mehrstimmig von Hippos untermalt. Der Platz gefällt uns so gut, dass wir beschließen, zwei Nächte zu bleiben und uns erst einmal einen Ruhetag zu gönnen.



23.08.2009       Kongola - Bumhill Campsite/Bwabwa NP

Wir blinzeln in den Sonnenaufgang und genießen die friedliche Atmosphäre bei einem ausgiebigen Frühstück. Unzählige Vögeln geben uns ein Morgenkonzert. Bienenfresser sitzen im benachbarten Baum. Sie wärmen sich in den ersten Sonnenstrahlen. Familie Frankolin trippelt mit ihrem Nachwuchs um uns herum, die Graulärmloris machen sich über die Früchte im Baum über uns her und am Fluss stürzen sich Kingfisher pfeilschnell ins Wasser, um ihr Frühstück in Form eines Fisch`s zu erbeuten. Was für eine Idylle!

Auf ausgetretenen Elefantenpfaden unternehmen wir eine Erkundungstour am Kwando entlang. Wir beobachten eine Familie Great Kingfisher, sehen Malachiteisvögel, Graufischer, Warane, hören Hippos, beobachten Klaffschnäbel und einen Specht. Erst weit nach Mittag sind wir zurück im Camp. Jetzt ist abhängen in unseren Hängematten angesagt. Derweil machen sich die Meerkatzen und Paviane über die Vorräte unserer Nachbarn her. Ist aber auch blöd, das Zeug alles auf dem Tisch stehen zu lassen.

Am Abend grillen wir unsere leckeren Fleischspieße, die mit Ananas-Chutney noch köstlicher schmecken.

Heute Abend gibt es ein mehrstimmiges Froschkonzert. Neben den "Eiswürfelfröschen" melden sich heute noch andere Sorten Frösche zu Wort. Dabei scheint eine Spezies die andere überbieten zu wollen. Unsere geliebten "Eiswürfelfrösche" werden vom energischen quaken der Anderen ziemlich überstimmt. Da trauen sich auch kaum die Hippos zu Wort. Erst als die Frösche verstummen, "unterhalten" sie sich lautstark. Eins der Hippos grast ganz in unserer Nähe. Sein "Wortschatz" beschränkt sich auf uff-uff-uff und dieses monotone Stöhnen begleitet uns in den Schlaf.


24.08.2009       Kongola - Monze (Sambia) - Mooring Campsite

Mit der Morgendämmerung stehen wir auf, denn wieder haben wir einen langen Tag vor uns. Wir sind sehr gespannt, was uns heute erwarten wird. Es steht der Grenzübertritt nach Sambia bevor und den haben wir als sehr abenteuerlich in Erinnerung. Noch wissen wir nicht, wo wir heute Abend nächtigen werden und wie weit wir überhaupt kommen. Rasch haben wir gepackt. Der bunte Haubenbartvogel lässt sich von unserer Betriebsamkeit nicht beeindrucken. Viel zu sehr ist er damit beschäftigt, sich mit seinem vermeintlichen Konkurrenten im Spiegel anzulegen. Immer wieder attackiert er den Spiegel und beschimpft ihn energisch. Wir haben unseren Spaß.

Um 7 Uhr sind wir startklar und passieren die Polizeikontrolle an der Brücke des Kwando. Schnell haben wir die Grenze Katima Mulilo - Sesheke erreicht. Afrikanisch geht es schon an der namibischen Grenze zu. Dort stehen u. a. eine Busladung Overlander, eine Menge Farbige und noch einige andere Touris, die alle ausreisen möchten. Gegenüber am Einreiseschalter ist ebenfalls viel los. Die Beamtin muss beide Schalter bedienen und läuft so immer hin und her. Das muss man sich natürlich alles ohne jede Hektik vorstellen. Hier ist Geduld gefragt. Irgendwann haben wir unsere Ausreisestempel und "pirschen" uns vor zur sambischen Grenze. Links in der Kurve können wir einen noch im Bau befindlichen großen, neuen Gebäudekomplex sehen. Das wird die neue Abfertigungshalle. Vorläufig müssen wir aber noch nach den alten blauen Baracken suchen. Ob man richtig ist, kann man verhältnismäßig gut daran erkennen, dass dort absoluter Trubel herrscht. Uwe begibt sich ins "Gewimmel", während ich beim Auto Wache halte. Erfahrungsgemäß legen die hier keinen Wert darauf, mich sehen zu wollen. So ist es dann auch. 1 ½ Stunden später hat Uwe 5 unterschiedliche "Abfertigungsstationen" durchlaufen, ist ~ 200 Euro ärmer und bringt dafür jede Menge mehr oder weniger amtlich aussehende Zettel mit. "Eintrittsgebühr" (Visum), Straßenbenutzungsgebühr, Straßensicherheitsgebühr, Fahrzeugversicherung, CO2-Steuer - für alles wird man zur Kasse gebeten. Nun haben wir endlich alles beisammen, was wir brauchen, so dass wir uns ins Abenteuer Sambia stürzen können.

Wir hören lauten Gesang. Während wir uns suchend umsehen, fährt ein riesiger Tieflader an uns vorbei. Der ist bis oben mit Säcken beladen und obenauf sitzt noch eine Traube von Menschen - mindestens 40 Leute mit ihrem Gepäck klammern sich irgendwie da oben fest und singen dann noch lautstark und ausgelassen. Uns bleibt buchstäblich der Mund offen und wir können nur fassungslos staunen. Kurz darauf kommt gleich noch so ein Tieflader; wieder mit so ungewöhnlicher Ladung. Aber auch die anderen Transporter, die wir jetzt zu sehen bekommen, sind mit Menschenmassen und Waren überladen. Man kann sich nur wundern, dass die Fahrzeuge nicht zusammenbrechen. Diese Form der Fortbewegung ist in Sambia üblich und ersetzt öffentliche Verkehrsmittel.

Zuerst steuern wir Livingstone an. Dort müssen wir am Automat Geld holen. Dank der immensen Inflation im Land sind wir im Handumdrehen mehrfache Millionäre. Wir halten einen dicken Packen Kwachas (ZMK) in den Händen. Bei einem Kurs von 1 € zu ~7.000 ZMK ist ab jetzt Kopfrechnen angesagt, zumal viele Preise auch noch in US-Dollar angegeben werden. Gut, dass Uwe als "Spickzettel" eine Umrechnungstabelle gemacht hat, damit wir es bei der ganzen Umrechnerei etwas leichter haben. Schließlich hat unser Kopf ja auch Urlaub!

Vorsichtshalber tanken wir auch noch voll - besser ist besser. Auf der Weiterfahrt kommen wir an einem riesigen Friedhof vorbei, der viel zu groß zu sein scheint für so einen Ort wie Livingstone. Viele der Gräber sehen noch ziemlich neu aus. Hier wird offenkundig, mit welchen großen Problemen dieses Land zu kämpfen hat - Armut und Aids. Immerhin gehört Sambia zu den Ländern mit der höchsten HIV-Infektionsrate, was in den letzten 15 Jahren zu einem starken Rückgang der Lebenserwartung führte. Inzwischen werden Frauen im Durchschnitt noch ganze 37 Jahre und Männern 38 Jahre alt. Die Zahl der AIDS-Waisen in Sambia wird inzwischen auf knapp 1 Million Kinder geschätzt.

Als wir Livingstone verlassen, machen wir uns auf einen schlimmen Streckenabschnitt gefasst. Der Straßenzustand soll katastrophal sein. Bis jetzt fahren wir auf gut asphaltierter Straße, die Löcher sind geflickt. Immer mal wieder werden wir umgeleitet. Hier befindet sich eine neue Straße in der letzten Bauphase. Die Teerdecke ist schon aufgetragen, lediglich die Straßenmarkierung und die Begrenzungssteine fehlen noch. Würde uns wirklich nicht stören - ehrlich. Uns leitet man nun auf eine Ausweichstrecke, die eine pure Staubpiste ist. Aufgrund der vielen, vor uns fahrenden LKW können wir kaum die Hand vor Augen sehen und schlucken jede Menge roten Staub. Wenigstens muss die Strecke erst frisch abgezogen worden sein, denn mit den Löchern hält es sich in Grenzen. So kommen wir dennoch recht zügig voran, auch wenn es manchmal einer Blindfahrt gleicht. Immer wieder fahren wir mehr oder weniger parallel zur neuen Piste und können doch nur sehnsüchtig nach der neuen Straße schielen. Wie gern würden wir jetzt dort fahren, aber vielleicht ist uns das ja wenigstens auf dem Rückweg vergönnt. Wir werden sehen! Ziemlich verblüfft nehmen wir zu Kenntnis, dass die Chinesen (China-Geo) den Straßenbau in Sambia fest im Griff haben. Aber wenigstens werden hiesige Arbeiter beschäftigt und nur das Management ist chinesisch.

Exakt nach GPS biegen wir wieder auf die geteerte Straße und können nun zügig bis Monze durchfahren. Einige Male passieren wir Straßenkontrollen, die uns aber immer durchwinken. Irgendwie sehen die das alle nicht so verbissen.

Immer mit dem Beginn von "Ortschaften" (manchmal kann man sie kaum als solche erkennen) gibt es mehrere Bumps zur Reduzierung der Geschwindigkeit. Die sind ziemlich hoch. So tuckern wir immer recht gemütlich am Ortsgeschehen vorbei, was uns eine Menge interessanter Einblicke in ein buntes Afrika gestattet. Ich finde diese Bumps Klasse - so kann ich endlich in Ruhe gucken. Uwe hasst sie, weil man sie so spät sieht.

An den Straßenrändern wird überall - häufig von Kindern - Holzkohle verkauft. Das sind dann mannshohe Säcke. Frauen bieten Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln und vereinzelt Bananen und Papayas zum Verkauf an.

Im letzten Sonnenlicht erreichen wir Monze. Wir haben uns für diese Nacht die Mooring-Campsite ausgesucht. Ohne Probleme finden wir die ausgeschilderte Community Campsite, fahren durch eine schöne Allee mit vielen Leberwurstbäumen und stehen vor einer großen Wiese mit schönem alten Baumbestand und Stellplätzen. Nur die Bungalows sind mit "einheimischen" Schweizern belegt, so dass wir uns einen Platz auf der Campsite aussuchen können. Für 7 Euro kann man nicht meckern. Wir haben eine Grillstelle, Wasseranschluss und auch Strom. Die Gemeinschaftsdusche lässt zwar ein paar Wünsche in Sachen Sauberkeit offen, aber schließlich sind wir hier nicht in Deutschland.

Schnell ist aufgebaut, das Bett gemacht und das Essen gegrillt. Heute Nacht scheint es wieder frisch zu werden. Wir greifen nach den Decken. Vom angrenzenden Dorf dringen Gesang, Hundegebell und das Muhen der Kühe zu uns herüber. Am liebsten würden wir mal gucken gehen, aber schließlich schaut man nicht einfach fremden Leuten ins Wohnzimmer.



25.09.2009       Monze - Irgendwo (Nähe Blue Lagoon - wild gecampt)

Unser GPS sagt, dass es bis zur Blue Lagoon nur 360 km sind. Dabei will es uns einen großen Außenbogen leiten und wir müssten durch Lusaka fahren. Wir beschließen, querfeldein zu fahren. Schließlich möchten wir ja etwas sehen vom Kafue-Gebiet. Wir wollen bis Namwala fahren, dort mit der Fähre über den Kafue übersetzen und so gleich die Gegend ansehen. Das ist der Plan.

Begeistert nehmen wir zur Kenntnis, dass sogar eine in der Karte weiß gezeichnete Straße (als sonstige Road definiert), geteert ist. Dann können die in der Karte gestrichelt gezeichneten Wege ja nicht so schlimm sein. Noch haben wir keine Ahnung, was uns erwartet! Bis zur Fähre über den Kafue kommen wir recht gut voran. Das Gebiet ist ziemlich dicht besiedelt, was sich aber positiv auf den Zustand der Straße auswirkt. Unterwegs, mitten in der Pampa kommt uns ein Junge mit einem nagelneuen roten Rollenkoffer entgegen. Er platzt bald vor Stolz und wir können uns kaum halten vor Lachen. Unglaublich, dass sich das Ding auf dieser Schotterpiste überhaupt bewegen lässt. Weiß der Geier, wo er den her hat. Hinter einer Kurve steht ein LKW-Hänger am Straßenrand. Seine Vorderachse ist vollständig ausgebaut und der Hänger wird von einer kühnen Konstruktion aus Stöcken gestützt. Fein säuberlich aufgereiht liegen alle Einzelteile neben der demontierten Achse. Am Straßenrand auf einer Matratze schläft der "Besitzer" des Hängers. Es gibt auch eine Feuerstelle, an der ein Kochtopf steht. Offensichtlich "wohnt" der Mann hier, bis Hilfe und/oder Ersatzteile kommen.

Um zur Fähranlegestelle zu gelangen, müssen wir uns ein wenig durchfragen. Teilweise führt die Piste durch sehr ausgefahrene Lehmwege, die noch vor Kurzem unter Wasser gestanden haben müssen. In diesem noch weichen Zustand sind dann viele Rinder hier entlang gelaufen, deren Hufabdrücke nun steinhart sind und uns kräftig durchschütteln.

Am Kafue trauen wir unseren Augen nicht. Hier ist zwischen dem Schilf ein Feld mit Weißkraut angelegt. Die wirklich prächtigen großen Krautköpfe stehen in Reih und Glied - im Karree angeordnet - wie im Bilderbuch. Kein Unkraut stört. Etwa 40 Soldaten in Uniform, jeder mit einem großen gelben Eimer bewaffnet, laufen in Reih und Glied zwischen Fluss und Krautkopf hin und her und bewässern das Kraut. Das Bild ist so surreal, das wir nur sprachlos staunen aber natürlich vergessen, es auch digital festzuhalten. Die Männer mit ihren gelben Eimern winken uns freundlich zu. Es sieht aus, als ob jeder der Soldaten eine Patenschaft mit einem der Kohlköpfe eingegangen ist. Natürlich amüsieren wir uns erst einmal über diese Weißkraut-Armee. Dennoch wird uns hier überdeutlich vorgeführt, welche Bedeutung etwas zu Essen in diesem Land hat und welchen Wert z. B. ein Kohlkopf darstellt. Das macht uns dann doch sehr nachdenklich und beschäftigt uns noch eine ganze Weile.

Als wir an der Fähre ankommen, steht dort schon ein Motorrad auf der Fähre und mehrere Menschen sitzen wartend im Gras. Sofort springen alle auf, als sie uns sehen. Es scheint fast, als hätten sie auf uns gewartet. Betriebsamkeit entwickelt sich. Ich muss aussteigen - zur Sicherheit - und Uwe wird auf die Fähre gelotst. Der Kafue hat noch ziemlich viel Wasser und ist recht breit (ca. 200 m) und tief. Während der Überfahrt wird dann der Preis von 20 US$ kassiert. Ein stolzer Preis für das Stückchen aber immerhin stimmt er mit den Angaben im Hupe-Reiseführer überein. Rückwärts muss Uwe dann die Fähre wieder verlassen.

Nun streiten sich die Geister, welchen Weg wir nehmen sollen. Fahren wir nach links, weiter am Kafue entlang bis Itezhi-Tezhi und dann hoch zur M9, was sicherlich schneller geht aber wenig zu sehen verspricht und bis zur Blue Lagoon einen riesigen Umweg bedeutet? Oder fahren wir nach Banamwaze und dann quer durch bis zur Blue Lagoon. Das ist auf der Karte der kürzeste Weg aber mit einer gestrichelten Linie eingezeichnet. Der junge Mann auf dem Motorrad, den wir nach dem Weg nach Banamwaze fragen, hat keinen Schimmer und will uns in die andere Richtung schicken. Er ist uns keine Hilfe. Wir vertrauen auf unser GPS und machen uns auf den Weg. Im Hupe-Reiseführer heißt es: "versuchen Sie sich bis Banamwaze durchzuschlagen ...". Hört sich "vielversprechend" an aber genauso ist es dann auch. Bald enden die zweispurigen Wege und wir haben nur noch Fahrradwege vor uns. Zum Glück sind die ziemlich breit, weil ja auch die Fahrradladungen immer recht ausladend sind. Stunde um Stunde, Siedlung um Siedlung schlagen wir uns durch den Busch. Einmal muss Uwe sogar mit der Axt den Weg frei hauen, ein andermal müssen wir ein Flussbett durchfahren, in dem noch etwas Wasser fließt. Wir fahren teilweise buchstäblich durch die "Wohnzimmer" der Menschen und sind mittendrin im echten Sambia. Die Bewohner reagieren fast immer gleich, wenn wir vorbei fahren - sie staunen, als hätten sie noch nie ein Auto und/oder Weiße gesehen und dann winken sie uns freundlich zu, als ob wir alte Bekannte sind. Die Momentaufnahmen vom Leben dieser Menschen hier prägen sich in unserem Kopf ein. Fast immer spielt sich das Leben vor den Lehmhütten ab, die bescheidener nicht sein könnten. Der größte Luxus, den sich nur Vereinzelte leisten können, ist ein Fahrrad, mit dem schon fast liebevoll umgegangen wird. Schützend stellen sie sich davor, wenn es einmal eng wird beim Vorbeifahren.

Es ist eine sehr staubige Tour und bald ist alles auf und im Auto mit rotem Staub bedeckt. Es knirscht zwischen den Zähnen. Wir können es selbst kaum fassen, als wir nach stundenlanger Fahrt durch den Busch wieder an einem markanten Punkt der Hupe-Tour stehen - einer Brücke. Die besteht aus mehreren umgedrehten U-Stahlträgern, aus denen jeweils mehrere reifenmordende Stahlbolzen herausschauen. Am Ende dieser Stahlträger kommt dann erst mal gar nichts - da hat man freien Blick in den ca. 8 Meter tiefen Abgrund. Hinter diesem Nichts liegen dann lose Stahlträger über der Brücke. Durch das Flussbett fahren geht nicht, dafür ist noch zu viel Wasser drin. Drei Einheimische, die gerade ihr Fahrrad über die Brücke geschoben haben, rufen uns lachend ein aufmunterndes "It`s strong" zu. Na danke auch! Ich kann noch nicht mal mit meinen Flipflops drüber laufen, weil die Abstände zwischen den Trägern so groß sind, dass ich riskiere, meine Schuhe zu verlieren.

Hilft aber alles nichts, wir müssen hier drüber. Noch schnell ein paar letzte Fotos machen und dann Augen zu und durch. Aber selbst das bleibt mir verwehrt, denn ich muss Uwe über die U-Träger und Löcher dirigieren. Da interessiert auch meine Höhenangst nicht. Dabei sieht ein Blinder, dass sowohl unsere Reifenbreite als auch unser Radabstand niemals zu den Trägern passen. So bleibt Uwe nichts anderes übrig, als auf der Stahlkante des Trägers zu fahren. Auwa! Dann kommen die großen Löcher, die zu überqueren sind. Luftanhalten, nicht nachdenken und weiter. Die ersten Stahlbalken biegen sich beängstigend, aber als das Gewicht des Fahrzeugs sich dann auf die Träger verteilt, geht es. Am anderen Ende sind noch 2 kritische Löcher, dann können wir aufatmen - geschafft! Nun wird auch der Weg wieder besser und wir kommen endlich etwas schneller voran.

An der T-Kreuzung zur Blue Lagoon fragen wir vorsichtshalber noch einmal einen Passanten, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Ja, ja bestätigt er uns eifrig nickend und zeigt freundlich in die Richtung. Eine Beschilderung gibt es hier nirgendwo. Wir wollen zur Nakeenda Lodge und sowohl nach GPS als auch nach Karte sind wir auf dem richtigen Weg. Laut GPS erreichen wir unser Ziel in einer Stunde. Jetzt, kurz vor Sonnenuntergang sind jede Menge Leute auf der Straße - mit Fahrrädern, Sammelbussen und zu Fuß. Ein eigenes Auto kann sich hier keiner leisten.

Der Weg wird immer schlechter. Tiefe Löcher, knietiefe Höhenunterschiede, Furchen und Buckel lassen ein Fahren nur noch im Schritttempo zu. Irgendwann kommen wir beim besten Willen und Können nicht mehr weiter. Bei hereinbrechender Dunkelheit ist dieser Weg nicht befahrbar. Rechts und links gehen viele Fußwege ab. Hier ist es also auch noch dicht besiedelt. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als umzudrehen.

Wir fahren in die glutrot untergehende Sonne. Ein toller Anblick aber dafür haben wir leider im Moment gar keinen Nerv. Nun müssen wir den ganzen Weg zurück bis zur Hauptstraße. Ich schlage vor, dass wir uns in dem Ort Mumbwa eine Übernachtungsmöglichkeit suchen - dort hatte ich ein Schild "New Hazienda Restcamp" gesehen - doch davon will Uwe nichts wissen. Er befragt sein GPS erneut und wir wählen einen neuen Weg. Diesmal ist die Straße breiter. Streng folgen wir der GPS-Tour - etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig, denn es ist stockdunkel. Das GPS will rechts, wir tun ihm den Gefallen. Wieder ist der Weg zu Ende. Umdrehen, neu rechnen lassen. Plötzlich hat das Teil eine neue Route - sehr viel weiter, aber immerhin. Probieren wir es. Im Scheinwerferlicht sehen wir eine Schleiereule, einen Honigdachs, der sich eilig aus dem Staub macht und 3 Hasen. Richtig üppig dieser "Nightdrive"! An der Schule biegen wir ab und fahren wieder durch Büsche. In 200 Meter muss es rechts ab gehen. Noch nie waren 200 Meter so lang; nur Weg geht hier keiner ab. Es gibt hier keinen Weg nach rechts - nicht nach 200 Metern und nicht nach 5 Kilometern. Man kann mal wieder einen "Hof" erahnen, aber sehen tun wir schon lange nichts mehr. Es gibt hier keinen Strom und keine Laternen und ihr bescheidenes Feuer, haben die Menschen vor ihrer Behausung längst gelöscht. Der Rhythmus der Natur bestimmt ihren Tagesablauf.

Ein paar Mal versuchen wir noch, den Weg zu finden, kreisen um einen Acker und haben dann endgültig die Nase voll. Hoffentlich haben wir auf dem Acker nicht noch irgendetwas kaputt gefahren. Das können sich die Menschen hier nicht leisten. Angeblich sind wir 500 Meter von der Lodge entfernt, aber wir finden sie einfach nicht. Wir entscheiden uns dafür, hier im Wald zu campen und morgen bei Tageslicht nach dem richtigen Weg zu suchen. Im Scheinwerferlicht sehen wir zwar, dass hier vor Kurzem ein Buschfeuer gewesen und alles verkohlt ist, aber das ist uns jetzt auch egal. Schmutzig sind wir sowieso. Soll der Dreck doch sehen, ob er noch einen freien Platz auf unseren Hosen findet. Kaum haben wir angefangen, unser Zelt aufzuschlagen, als rundherum die Hunde zu kläffen anfangen. Nun gut, jetzt wissen wir wenigstens, wo überall Siedlungen sind. Geschafft fallen wir ins Bett und schlafen auch gleich ein. Nachts werden wir von eisigen Temperaturen geweckt. Es ist sehr frostig. Dankbar greifen wir nach Zusatzdecke und Jacke.


26.08.2009       Irgendwo Nähe Blue Lagoon - Chimfunshi Wildlife Orphanage (Campsite)

Schon sehr früh am Morgen sehe ich ein kleines Feuer, keine 200 Meter von uns entfernt. Unsere Nachbarn sind taktvoll genug, uns dennoch in Ruhe zu lassen. Als es dämmert, quälen wir uns aus den warmen Schlafsäcken. Das Thermometer schafft es gerade so auf 3°C - nicht so wirklich viel. Mit klammen Fingern haben wir rasch gepackt und sind startklar.

Wir treffen auf ein junges Pärchen, die wir nach dem Weg fragen. Die Blue Lagoon sagt ihnen nichts. Es dauert eine ganze Weile, bis der junge Mann sich erinnert und uns dann den Weg bis zur Schule zurück schickt. Dort sollen wir 2 Kilometer weiter fahren und dann links abbiegen. Wir versuchen es und da gibt es sogar ein altes, total verrostetes Wegweiserschild zur Blue Lagoon - Wahnsinn! Einige Kilometer weiter erreichen wir die Grenze des Nationalparks. Das Wachhäuschen am Eingang ist leer, total verwahrlost und baufällig. Eine Schranke gibt es nicht und auch keine Hinweistafel für den Nationalpark. Wir können nur vermuten, dass wir richtig sind.

Endlich erreichen wir das Farmgebäude. Die beiden Chalets der Nakeenda Lodge und auch der Platz drum herum befinden sich in einem traurigen Zustand. Das alte Kolonialgebäude sieht verwahrlost aus und in den Chalets hat schon ewig keiner mehr gewohnt. Auf der Wiese, die als Campsite dienen soll, sind weder Grillplätze noch Sanitäranlagen zu sehen. Alles macht einen total heruntergekommenen und verwahrlosten Eindruck. Nicht sehr einladend und schon sind wir überzeugt, heute Nacht besser genächtigt zu haben. Hier ist kein einziger Tourist. Sofort kommt eine junge Frau auf uns zu und schnell wird offensichtlich, dass sie uns unbedingt als Gäste auf der Campsite haben möchte. Uwe blockt. Erst möchten wir uns umsehen, bevor wir uns festlegen. Das, was wir bisher sehen, lädt nicht gerade zum Verweilen ein. Der Übernachtungspreis ist mit 25 Euro pro Nacht fürs Campen (!) auch nicht gerade ein Schnäppchen.

Wir fahren auf den 6,5 km langen Damm. Rechts und links haben wir einen schönen Blick über die Kafue-Flats - weite, unter Wasser stehende Grasflächen. Schon nach wenigen Kilometern sehen wir die ersten Letschwe-Antilopen - allerdings ziemlich tot. Rechts und Links ist der Damm mit toten Letschwe gesäumt. Manchmal sind nur noch ihre Köpfe da. Ein schauriger Anblick. Geier sitzen in den hohen Sträuchern am Weg. Bei unserer Fortbewegung auf dem Damm flüchten mehrere Gruppen von Letschwe, die im Grasland stehen, mit panischen Sprüngen in die weite Schwemmebene. Von fehlender Scheu kann keine Rede sein. Es ist offenkundig, dass hier gejagt wird.

Auf halbem Weg treffen wir 4 Männer, wie gewohnt sehr ärmlich bekleidet, aber jeder mit einem Gewehr über der Schulter. Auch sie haben ein deutliches Interesse an uns. Einen Offiziellen des Nationalparks können wir unter ihnen nicht erkennen. Keiner trägt eine Uniform. Wieder legen wir uns nicht fest und wollen erst einmal bis zur Aussichtsplattform vor fahren, die am Ende des Dammes steht. Angeblich kann man auch dort sehr idyllisch campen.

Unterwegs sitzt ein Letschwe mitten auf dem Weg. Es ist kuschelig wie ein Teddybär mit seinem dichten hellbraunen Fell. Große schwarze Knopfaugen schauen uns an. Man sieht, dass es nicht mehr aufstehen kann. Immer wieder versucht es sich zu erheben, aber seine Beine versagen ihm den Dienst. Das Tier hat Todesangst, doch es gibt keine Möglichkeit für uns, ihm auszuweichen oder einen anderen Weg zu wählen. Wir müssen wohl oder übel an dem total verängstigten Tier vorbei fahren. Hoffentlich erlösen es die Männer von seinen Qualen, wenn sie schon jeder ein Gewehr mit sich herumschleppen. Wozu überhaupt ? Den Grund dafür können wir nur vermuten, doch die panisch flüchtenden Tiere stehen sicherlich im direkten Zusammenhang damit.

Auch wenn es uns ziemlich wütend macht, dass der Bestand an diesen endemischen Kafue-Letschwe, die nur hier im Schwemmgebiet des Kafue vorkommen, durch Wilderei unkontrolliert dezimiert wird, so darf man doch nicht außer Acht lassen, dass Sambia nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Solange die Menschen Hunger haben, werden sie für den Schutz der Natur kein Verständnis aufbringen. Dann siegt das Grundbedürfnis nach Essen.

Am Ende des Dammes steht eine große Aussichts-"Plattform". Von Plattform kann man allerdings nicht mehr reden, denn dem Boden fehlt jedes Brett und die wenigen Bretter, die von den Stufen noch übrig sind, führen ins Nichts. Da auch vereinzelte Stufen schon nicht mehr vorhanden sind, lässt sich noch nicht einmal die Treppe erklimmen.

Rings um den Aussichtsturm liegen trockener Kuh- und Schafdung, Müll, umgetretenes Schilf und auch Letschwe-Schädel und Gerippe herum. Alles ist total verwahrlost. Im Wasser stehen 3 Letschwe beieinander. Es sind offensichtlich die Eltern mit ihrem Jungen. Das Jungtier kann sich scheinbar nicht mehr bewegen. Es dauert lange, bis die beiden Eltern ihr Junges allein im Schilf zurücklassen. Immer wieder schauen sie sich nach ihm um, während sie davon ziehen um der Herde zu folgen. Eine schrecklich traurige Szene. Unbeweglich und nur den Kopf im Schilf versteckend, hofft das arme Tier wohl, dass man es nicht sieht.

Weit im Grasland sehen wir eine große Herde Letschwe. Es gibt viele Wasservögel wie Jacanas, Komorane, Malachiteisvögel, Kiebitze, Sumpfhühner, Reiher, Klaffschnäbel, Löffler, Nimmersatt, Sattelstörche und viele mehr. Auch ein Waran, der sich gesonnt hatte, stürzt sich schnell ins Schilf, als er uns bemerkt. Trotzdem sind wir uns einig, dass wir hier nicht bleiben. Der Platz an der Plattform ist alles andere als schön. Außerdem pfeift hier ein ziemlich kräftiger Wind. Auf dem verwahrlosten Farmgelände gefällt es uns sowieso nicht. Wir werden weiter fahren in Richtung Chimfunshi.
Gerade als wir uns auf den Rückweg machen, haben uns zwei der Männer erreicht. Erwartungsvoll fragen sie uns, wie es uns gefällt und sind ziemlich platt, als wir ihnen die Wahrheit sagen - ein schöner Tierspot, aber in dem verwahrlosten Zustand total unattraktiv für Touristen. So werden sie keine Touristen anziehen und das heißt, keine Einnahmen und keine Jobs. Mit großen Augen und offenen Mündern stehen die Beiden vor uns. Sie erzählen uns, dass die "Lodge" im Moment ohne Management ist (das hatten wir uns schon gedacht) und die Regierung nichts tut. Aber genau hier liegt das Problem. Immerhin leben ein paar Familien auf dem Lodge-Gelände. Die müssten ja eigentlich ein Interesse daran haben, dass Touristen kommen und damit Einnahmen erzielt werden. Statt dessen legen sie die Hände in den Schoß, lassen alles vergammeln und warten ab, dass Andere bzw. die Regierung etwas tun. Von allein macht hier Keiner etwas. Wir erklären ihnen, dass sie selbst die Initiative ergreifen müssen, wenn sie wollen, dass Touristen kommen und ihr Geld hier lassen. Schließlich verhilft ihnen das ja dann zu einem besseren Leben. Die Aussichtsplattform in Ordnung zu bringen und alles etwas zu pflegen erfordert keine Investitionen. Mit nachdenklichen Gesichtern hören uns die Beiden zu. So hatten sie es wohl noch nicht betrachtet. Als wir sie auf die kranken Tiere ansprechen, erzählen sie uns von einer großen Disease (Seuche) unter den Lechwe. (Später bei Recherchen im Internet erfahren wir, dass Anfang 2009 von den Blue Lagoon-Lechwe Blut- und Leberproben genommen wurden. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese Tiere eine sehr hohe Dieldrin-Konzentration in Blut und Leber hatten. Dieldrin ist ein Insektizid, das u. a. zur Bekämpfung der Tstetse-Fliegen, Termiten und als Düngemittel und Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird. Es führt u. a. zu Nervenlähmungen und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Das wirklich tragische ist aber nicht nur, dass die endemischen Kafue-Lechwe auf diese Art und Weise ausgerottet werden, sondern dass auch die Menschen dort dieses verseuchte Wasser als Trinkwasser nutzen. Sie haben keine andere Wasserquelle.)

Ein paar Kilometer weiter, dort wo das verletzte bzw. kranke Tier saß, treffen wir auf die anderen beiden jungen Männer. Vom kranken Lechwe ist weit und breit keine Spur mehr - keine Ahnung, was die mit dem Tier gemacht haben, denn einen Schuss haben wir nicht gehört. Einer der Männer will gerade mit dem Einbaum ins Grasland paddeln. Er scheint der "Offizielle" zu sein. Jetzt, nachdem er seine Jacke abgelegt hat, könnte man es mit viel Phantasie dem Aufdruck auf seinem verschlissenen T-Shirt entnehmen. Auch er guckt "bedröppelt", als Uwe ihm die Wahrheit sagt. Nichtsdestotrotz will er nun von uns den Eintritt von 5 US$ pro Person und Tag und 15 US$ für das Auto. Das sind 25 US$ bzw. ~18 Euro für einmal 6,5 km auf dem Damm fahren. Der Reiseführer spricht zwar von 5 US$ pro Person und Tag, aber von einer Autogebühr ist dort keine Rede. Wir weigern uns. Nun will er mit bei uns im Auto in sein "Office" fahren. Nö, wir sind voll. Er will auf dem Dach mitfahren - nö, uns abzocken und noch mitfahren wollen - nix da. Wenn der mit seiner Kalaschnikow bei uns im Auto sitzt und erkennt, dass hier gerade seine Lebensversicherung fährt, dann haben wir keine Chance. Viel zu verlieren hat er nicht, wir schon. Also bleiben wir störrisch. Wir können ja vorn auf ihn warten. Im Rückspiegel sehen wir, dass er sich noch nicht einmal anschickt, los zu laufen. Für ihn hat sich das mit uns erledigt.

Wir beschließen, der jungen Frau den Eintritt von je 5 US$ - umgerechnet in die Landeswährung Kwachas - zu geben mit der Bitte, ihm diesen auszuhändigen. Das Geld wandert sowieso in eine Privattasche, da geben wir uns keiner Illusion hin. Aber gar nicht zu zahlen finden wir auch nicht in Ordnung. Kaum erreichen wir das Farmgelände, erscheint auch die junge Frau wieder. Sie ist genau so enttäuscht, wie die jungen Männer, dass die vermeintliche Einnahmequelle wieder entschwindet und erst, als wir ihr das Eintrittsgeld in die Hand drücken, strahlt sie und die Kohle verschwindet sofort in ihrem BH.

Zügig machen wir uns auf den Weg nach Chimfunshi. Dort wollen wir das Chimfunshi Wildlife Orphanage, ein privat geführtes Schimpansen-Waisenhaus besuchen. Dazu müssen wir erst einmal durch Lusaka. Hier tobt der Bär doch die vielen Straßenverkäufer und das quirlige Marktgeschehen rechts und links der Straße gestalten den Stop and Go sehr kurzweilig.

Wieder müssen wir uns ausschließlich auf unser GPS verlassen, denn noch nicht einmal in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, gibt es Wegweiser. Dank des GPS finden wir zielsicher den richtigen Weg und haben auch bei den mehrspurigen Straßen und Kreisverkehren keine Probleme, die richtige Abfahrt zu finden. Fast bedauern wir, dass es so zügig geht, denn gern hätten wir rechts und links der Straße noch ein wenig mehr geschaut. Nur aus den Augenwinkeln können wir sehen, dass die Ziegen hier an der Leine durch die Stadt geführt werden oder Baugerüste so abenteuerliche Konstruktionen aus zusammengeknoteten Baumstämmen sind wie bei den Chinesen, die hier übrigens auch fleißig mitmischen. Die Ähnlichkeit kommt also nicht von ungefähr.

Auf dem Weg in den Norden passieren wir unzählige Verkehrskontrollen, doch meist winkt man uns durch. Wahnsinnig interessant ist für uns immer die Ortsmitte. Wie an einer Zentralhaltestelle versammeln sich dort die Menschen, die mit Sack und Pack irgendwohin reisen möchten und auf einen Sammelbus oder LKW warten. Theoretisch bieten die Sammelbusse 12 Personen Platz, aber hier findet auch die doppelte Anzahl Menschen noch ein Plätzchen. Immer steht eine riesige Traube Mitfahrer um so ein Gefährt herum. Auch auf der Ladefläche eines Pickup kommen locker 20 bis 30 Menschen mit ihrem Gepäck unter. Leer fährt hier Keiner. Und wenn es heute nicht klappt, mit einer Mitfahrgelegenheit, dann wird halt ein Feuerchen entzündet und man übernachtet an Ort und Stelle. Für genügend Unterhaltung ist auf jeden Fall gesorgt.

Überall am Straßenrand wird auch Ware angeboten. Im Moment gibt es massenweise Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Kürbis, neues Weißkraut, Erdnüsse, Bananen, Holzkohle. Aber auch frischer oder getrockneter Fisch, geräuchertes Fleisch, erlegte Tiere, Körbe Tonvasen, Stühle oder Polstermöbel. Selbst Hühnern werden so die Füße zusammengebunden, dass sie ruhig hocken bleiben. Zeigt man auch nur das geringste Interesse an einer Ware, stürmen sofort alle Verkäufer auf einen zu und halten einem ihre Produkte unter die Nase. Man ist buchstäblich umzingelt und hat dann alle Hände voll zu tun, die vielen Verkäufer abzuwehren. Aber theoretisch kann man sich an diesen Straßenständen ganz gut versorgen. Sogar Honig in großen 3-Liter-Kanistern wird angeboten. Einmal sehen wir an einem Stand viele "Milchtüten" hängen. Dass sich hinter dem Outfit unserer Milchtüten hier Bier verbirgt, muss man auch erst einmal wissen.

Als ziemlich unangenehm fallen uns die vielen Brandrodungen auf. Immer wieder kommen wir an großen Gras-/Buschflächen vorbei, die entweder noch brennen oder erst kürzlich gebrannt haben. In der Luft ist ziemlich viel Smok und Rauch. Dadurch wirkt die teilweise sehr schöne Landschaft immer trüb und diesig.

Überrascht stellen wir fest, dass die Straße sehr gut ausgebaut ist und fast keine Löcher aufweist. Wir kommen also recht gut voran. An der Kreuzung bei Kapiri Mposhi macht uns der nette Polizist darauf aufmerksam, dass wir doch rechts müssten zum Luangwatal. Es kommt offenbar nicht oft vor, dass Touristen in den Norden fahren.

Wir treffen unterwegs immer wieder große LKWs, die mit Kupferplatten und -blöcken schwer beladen sind. Kupfer- und Cobaltbergbau hier im Copperbelt, dem Kupfergürtel, sind die tragenden Sektoren der Wirtschaft Sambias. Andere Industrie oder auch Dienstleistungen sind noch eher unterentwickelt. So ist die Kupferindustrie auch eine der Hauptquelle des Bruttoinlandsproduktes und der Staatseinnahmen und Hauptarbeitgeber. Die Probleme, dieses Wirtschaftssektors haben auch Sambia in den letzten Jahren stark getroffen. Mit dem Fall des Kupferpreises ab den 1970er Jahren geriet das Land in eine wirtschaftliche Krise, zumal es keine anderen nennenswerten wirtschaftstragenden Sektoren gibt. Entsprechend dicht ist der Copperbelt auch besiedelt. Das hat den unangenehmen Effekt, dass es so gut wie aussichtslos ist, einen Busch zu finden, hinter dem nicht sofort ein Kopf auftaucht. Pinkelpausen gestalten sich in diesem Gebiet als ein schier aussichtsloses Unterfangen aber irgendwann muss das viele Wasser ja auch mal wieder raus, das man oben einfüllt. Jeder Weg - und sei es nur ein Trampelpfad - führt unmittelbar in eine Siedlung. Sobald das Fahrzeug stehen bleibt, strecken neugierig zumindest ein paar Kinder ihre Köpfe hinter den Büschen hervor oder es kommt ein Radfahrer oder Fußgänger oder der nächste Verkaufsposten. Es ist zum Verzweifeln.

Unterwegs sehen wir die abenteuerlichsten Fahrradladungen, die man sich vorstellen kann. Dass die ganze Familie (Vater, Mutter mit Säugling auf dem Rücken und ein weiteres Kind) auf dem Fahrrad sitzt, ist noch relativ normal. 3, 4 oder gar 5 mannshohe Säcke Holzkohle oder Weißkraut sind schon abenteuerlich, eine Ziege, die auf dem Gepäckträger hockt, erzeugt Heiterkeit aber getoppt wird das dann noch von einem Schrank oder einem Sessel auf dem Rad. Fassungslos sehen wir zu, wie ein Bücherregal vor uns fährt. Keine Ahnung, wie sich diese Ladungen so verzurren lassen, dass sie unterwegs nicht abstürzen. Teilweise fahren die dann noch mit solchen Ladungen und das sogar bergauf! Auch große Berge von Brennholz oder riesige Baumstämme werden wie selbstverständlich auf dem Fahrrad transportiert. Frauen mit einem Fahrrad sehen wir nicht ein einziges Mal. Maximal dürfen sie auf dem Gepäckträger mitfahren aber selbst eins zu fahren; das scheint tabu zu sein.

Mindestens genauso abenteuerlich müssen auch die Fahrten mit den Ochsenkarren sein. Zwei Ochsen ziehen dann etwa 40 Leute in einem Karren, dessen Ladefläche nicht größer ist als die eines Pickup. Natürlich hat jeder Fahrgast noch eine nicht unerhebliche Menge an Gepäck dabei. Und dieses Gefährt fährt natürlich dann auch auf der Hauptstraße.

Im Verlauf unserer Fahrt passieren wir unzählige "Roadblocks", die uns meist respektvoll durchwinken. In Chingola werden wir sogar von einem Posten der Immigration-Behörde angehalten. Der will Einsicht in unsere Pässe, bevor er uns herrschaftlich winkend passieren lässt. Keine 5 Kilometer weiter werden wir schon wieder von einem jungen Polizeiposten angehalten. Ich bin gerade im Kampf mit der Landkarte, die ich versuche, handlich zu falten, als ich noch ein kurzes Funkeln in seinen Augen wahr nehme. Er will die Fahrerlaubnis sehen und die Versicherungsbestätigung. Dabei sieht er blöderweise auch unsere anderen Einreisepapiere. Nun will der Uniformierte auch noch die Quittung für die Straßenbenutzung sehen. Ausgerechnet dieser Beleg hat aber einen kleinen Haken. Die Höhe dieser Gebühr richtet sich nach der Entfernung, die man im Land zurücklegt. Angeblich will die unterwegs dann nie Jemand sehen, so dass die Empfehlung lautet: "geben Sie die kürzeste Strecke an; z. B. von Sesheke bis Livingstone". Dadurch haben wir gut 2/3 der Straßenbenutzungsgebühr gespart. Das sieht der junge Klugscheißer natürlich nun und macht ein Fass auf, dass wir hier gar nicht sein dürften. Sind wir aber. Uwe stellt sich ahnungslos und der Typ droht mit Strafe und Polizeirevier. Nun schockiert uns das zwar nicht so sehr, aber wir haben keine Zeit, denn in einer Stunde wird es dunkel und wir müssen noch mindestens 60 km fahren. Schließlich wollen wir nicht jede Nacht einen "Nightdrive" machen. Nach langem hin und her, bei dem auch immer wieder der ältere Officer "befragt" wird, sollen wir mit zum Revier fahren. Ok, was soll`s. Vor uns wird noch ein einheimischer Delinquent "behandelt" und irgendwie wird uns das Ganze schon etwas suspekt.. Wir ahnen inzwischen, worauf das hier hinausläuft. Während der Officer uns gar nicht ins Gesicht sehen kann, gibt sich der Junge dienstbeflissen. Inzwischen sitzen Beide in ihrem Auto und diskutieren eine Weile. Sie scheinen nicht damit gerechnet zu haben, dass wir mit ihnen ins Revier fahren wollen. Im Fonds des Wagens, der noch nicht einmal ein offizielles Polizeiauto ist, werden die Scheiben herunter gelassen. Wir werden aufgefordert "etwas in das Fahrzeug zu legen". Von 200.000 Kwachas ist die Rede. Uwe denkt nicht daran und widerspricht energisch. Der Betrag wird auf 100.000 abgesenkt. Wir stellen eine nüchterne Betrachtung an. Wenn auf der weiteren Reise Keiner mehr diesen Wisch sehen will, dann haben wir immer noch gespart. Ansonsten ist es ein schlechter Deal, denn einen Beleg haben wir ja dann noch immer nicht. Widerwillig und zähneknirschend sind wir einverstanden, den beiden Staatsdienern ihr Gehalt aufzubessern, auch wenn es uns total gegen den Strich geht. Erst erleichtern die Beiden ihren Landsmann und, dann dürfen auch wir ihnen 100.000 Kwachas (~ 14 €) ins Auto legen. Natürlich ohne Quittung - versteht sich. Ganz eilig haben es nun die Beiden, ihren Dienst zu beenden und sich aus dem Staub zu machen. Immerhin haben die wahrscheinlich soeben einen halben Monatslohn kassiert. Uns bleibt eine neu Erfahrung und das Kennzeichen der Beiden. Für einen Moment hatte ich ja in Erwägung gezogen, die "Geldübergabe" zu fotografieren, aber die Situation ist mir dann doch zu unberechenbar.

Wir sind stinksauer und doch irgendwie amüsiert über diese dreiste Form der Wegelagerei und Korruption. Der Junge war clever - keine Frage, aber hier verdirbt gerade einer den Ruf aller Polizisten Sambias. Mal sehen, ob uns von dieser Sorte noch mehr begegnen im weiteren Verlauf unserer Reise. Wir wollten pures Afrika, hier haben wir es bekommen. Leider gehört Korruption auch dazu.

Wieder einmal suchen wir vergeblich einen Wegweiser für die Abfahrt nach Chimfunshi. Angeblich (lt. Hupe-Reiseführer) gibt es ihn, aber am Abzweig, den das GPS uns weist, steht kein Schild. Wir fragen die Dorfjugend am Straßenrand und ein junger Mann bestätigt uns, dass der GPS-Abzweig der richtige ist. Nun geht es kilometerweit über Holperpiste durch den Wald. Inzwischen ist es dunkel und wir fliegen von Loch zu Loch. Im Scheinwerferlicht sehen wir einen Ziegenmelker, der zur Familie der Nachtschwalben gehört, auf dem Weg sitzen. Bis auf etwa 2 Meter lässt er uns an sich heran, bevor er auffliegt.

Es ist stockdunkel, als wir endlich den spärlich beleuchteten Hof von Sheila und Sylvia Shiddel erreichen. Sofort beginnen die Hunde anzuschlagen und springen um uns herum. Sylvia kommt mit einer spärlich leuchtenden Taschenlampe aus dem Haus; gefolgt von Ihrer Mutter. Die beiden Frauen sind sichtlich erleichtert, als sie erkennen, dass wir keine Gefahr sind. Sylvia begrüßt uns herzlich. Wir vereinbaren mit ihr für den nächsten Vormittag einen Walk und einen Besuch im Freigehege. Dann fahren wir auf die Campsite - ein Stück eingezäunte Wiese direkt am Kafue-Ufer gelegen. Natürlich sehen wir vom Kafue und der Umgebung nichts. Nur ein paar Lichtpunkte bewegen sich lautlos und scheinen irgendwie durch die Nacht zu schweben. Es müssen Fischer sein.

Ein Caretaker (Aufseher) begrüßt uns freundlich und macht sich sofort an die Arbeit, uns ein Feuer zu entfachen. Unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen Stunde kommt er denn auch gleich mit einem Blech voll Glut vom eigenen Feuer, so dass wir innerhalb kürzester Zeit ein wunderschönes Feuer haben. Wir sind die einzigen Gäste auf der Campsite. Uns reicht es für heute, deshalb gibt es ausnahmsweise Futter aus der Dose. Überrascht stellen wir fest, dass der Erasco-Bohneneintopf wirklich lecker schmeckt. Wenig später liegen wir in unserem Dachzelt und genießen die Ruhe hier am Fluss. Schade, dass der Sternenhimmel kaum sichtbar ist. In der Ferne sehen wir mehrere Buschfeuer. Das muss jedoch bereits im Kongo sein. Immerhin sind wir nur 20 km von der Grenze zum Kongo entfernt.


27.08.2009       Chimfunshi Wildlife Orphanage

Ein sanfter, leiser, etwas melancholischer und wunderschöner Männergesang dringt vom Fluss zu uns herauf. Schöner kann man nicht aufwachen. Der Kafue liegt still vor uns. Nur ein paar Fischer in ihren Holz-Einbäumen schaukeln auf dem Wasser. Ein Mann steht hüfthoch im eiskalten Wasser und angelt. Uns friert bei seinem Anblick, denn es ist empfindlich kühl heute morgen.

Für 7:45 Uhr sind wir zum Walk mit den Schimpansen verabredet. Gerade noch rechtzeitig kommen mir Zweifel an der richtigen Uhrzeit. Gilt hier eigentlich die namibische Zeit oder die "Echte" - also ohne Winterzeit? Der Reiseführer gibt uns Antwort und aus unserem gemütlichen Frühstück wird ein "Quickie". Auf dem Hof von Sylvia werden wir von einer 4-Monate alten Meerkatze "überfallen". Sofort sitzt Quincy auf meiner Schulter um dann mit einem kühnen Sprung unser Auto zu entern. Dort befinden sich nämlich Bananen - der Traum jedes Primaten. Zu dritt schaffen wir es, die Meerkatzen ohne Verluste wieder zum Ausstieg zu bewegen. Der Kleine ist wirklich süß. Von Sylvia bekommt er sein Frühstück in Form eines Muffins.

Wir bekommen bei Sylvia im Büro erst einmal die Rechnung (1.320.000 ZMK bzw. knapp 200 € für den Walk, die Fütterungstour und 2 Nächte auf der Campsite). Dann gibt es für jeden von uns "Arbeitskleidung". Für mich einen blauen Overall, für Uwe einen blauen Zweiteiler. Nun stellt Sylvia uns ein kleines Eimerchen hin und kichert sich eins. Es heißt, alle Taschen auszuleeren. Selbst Brille, Haarspange und Tempos sind abzugeben. An fotografieren ist nicht zu denken. Mehr als eine kleine Pocket-Kamera geht nicht - alles andere zerlegen die Schimpansen. Uns blutet das Herz, aber es ist nicht zu ändern.

Nachdem wir fertig gerüstet sind, dürfen wir noch der Fütterung von Billy - dem halbzahmen Flusspferd beiwohnen. Billy ist ein wenig verwöhnt und trinkt nur warme Milch - täglich 2 Flaschen. Sein Futter bekommt er schubkarrenweise geliefert. Billy denkt, er ist ein Hund und würde überall mit hingehen, wenn ihn nicht massive Barrieren daran hinderten. So ist der Hof der Shiddels verbarrikadiert. Schon gestern Abend hatte Sylvia Angst, dass Billy kommt und seinen Kopf auf unsere Motorhaube legt. Schließlich gehören wir hier nicht her (er würde das Auto sozusagen beschlagnahmen - im wahrsten Sinne des Wortes). Mit 5 Tagen haben die Shiddels Billy damals bekommen und ihn großgezogen. Und Billy ist inzwischen groß - sehr groß!

Endlich beginnt unser Walk mit den Schimpansen. Mit uns wird noch eine ältere Dame (Ben) den Walk machen, die hier auf dem Hof übernachtet hat. Dominik begleitet uns als Guide. Zuerst gibt uns Dominik noch eine Verhaltensregel mit auf den Weg, wie man sich bei einem Affenangriff verhalten soll: hinlegen und die Augen schließen. Na dankeschön! Den möchte ich sehen, der das schafft! Nun werden 4 Schimpansen aus ihren Käfigen entlassen. Sofort kommt der 4 Jahre alte Didi zu mir und lässt sich auf den Arm nehmen. Wie nicht anders zu erwarten war, erlebt Uwe einen wahren Ansturm. Karla (6 Jahre) und Dominic (4 Jahre) wollen von ihm gleichzeitig getragen werden. Zusammen wiegen die Beiden ca. 40 kg. Uwe hat alle Hände voll zu tun. Gut, dass er Übung hat im Schleppen schwerer Lasten. Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, den Schimpansen so nah sein zu können. Wann hat man schließlich mal Gelegenheit, seinen Affen auf den Arm zu nehmen? Arglos und neugierig schauen sie uns mit ihren großen braunen Augen an. Am Elektrozaun entlang lassen sie sich alle tragen, danach toben die 4 lange Zeit allein durch den Wald. Zuerst kommt Cindy - die Älteste (8 Jahre) und Größte und lässt sich von uns kraulen. Dann haben sich auch die Jüngeren ausgetobt und holen sich ihre Streicheleinheiten ab. Immer wieder fassen sie uns an der Hand und machen uns dadurch deutlich, dass wir ihnen folgen sollen. Gebückt und den Zweigen ausweichend, folgen wir ihnen durch`s Gebüsch. Dann wollen sie wieder wie Kinder auf der Schulter getragen werden. Es ist goldig. Erstaunt sind wir, wie borstig sich ihr Fell anfühlt. Wir hatten es weicher erwartet. Aber die Tiere befinden sich in gutem körperlichen Zustand, haben keine Wunden und auch kein Ungeziefer.

Wieder habe ich Didi auf dem Arm. Nun kommt Karla. Sie hat in den Bäumen grüne Beeren gepflückt und Didi klaut ihr ständig welche. Geduldig lässt sie es über sich ergehen. Karla setzt sich vor mich und lässt sich kraulen. Dann bietet sie mir mit der flachen Hand von ihren Beeren an. Ich bin beeindruckt von dieser menschlichen Geste. Naja, 99 % der Gene sind mit dem Menschen identisch. Dass etwas dran sein muss an dieser These, sehen wir hier deutlich.
Langsam machen wir uns auf den Rückweg zu den Käfigen. Immer wieder wollen die Affen getragen werden. Bleibt man allerdings stehen, dann springen sie ab. Stillstand mögen sie gar nicht; dann wird beim Nächsten aufgesprungen. Im Freigehege, der mit Elektrozaun eingezäunten Anlage, befindet sich auch ein kleines Wasserbecken. Dort schwimmt eine halbe Monkey-Frucht, deren Schale so hart ist wie eine Kürbisschale. Als wir ihnen mit der Schale etwas zu Trinken geben, machen sie das sofort nach. Statt sich am Beckenrand zum Trinken hinab zu beugen, schöpfen sie nun im Sitzen Wasser. Schade, dass die Begegnung mit den Schimpansen schon vorbei ist. Es war ein tolles - wenn auch kurzes - Erlebnis mit einem Schimpansen auf der Schulter oder an der Hand durch den Busch zu laufen.

Im Anschluss an den Walk unterhalten wir uns noch mit Dominik und erzählen ihm von unserer Polizei-Story. Er ist sichtlich schockiert und fragt entsetzt, ob wir etwa bezahlt haben. Es sei ihm auch schon passiert, dass man ihn angehalten und einen "Mängel" festgestellt hat, für den er bezahlen sollte. Der Ort ist für seine spezielle "Kontrolle" schon bekannt. Er klärt uns aber auch darüber auf, dass nur die Immigration-Behörde überhaupt diesen Zahlungsnachweis über die Straßenbenutzungsgebühr von uns hätte sehen dürfen. Es gibt da eine strenge Arbeitsteilung. Die Polizeikontrolle darf nur das Fahrzeug, die Fahrzeugpapiere, Führerschein und Versicherungspapiere sehen. Er empfiehlt uns auch, sich den Dienstausweis zeigen zu lassen und mit zum Revier zu gehen. Das hatten wir uns im Wiederholungsfall auch schon vorgenommen. Das nächste Mal passiert es uns nicht wieder, dass wir so einem korrupten Typen auf den Leim gehen. Fast hoffen wir, ihm auf dem Rückweg noch einmal zu begegnen.

Uns bleibt noch etwas Zeit, um auf die Campsite zu fahren, bevor wir auf dem "Project"-Gelände, da wo die Freigehege sind, der Fütterung der Schimpansen beiwohnen dürfen. Jetzt bei Tageslicht können wir auch erst einmal die Campsite in Ruhe betrachten. In besonders gutem Zustand ist sie nicht. Die Duschen funktionieren gar nicht, ein Schattendach ist total defekt, überall liegt Ziegendreck, das Abwaschbecken ist total verdreckt, der Wasserzulauf mehr als notdürftig geflickt und der Abfluss defekt. Nun heißt es zwar, dass das kein touristisches Projekt ist und die Tiere im Vordergrund stehen, aber das Geld der Touris braucht man ja doch. 15 Euro pro Nacht für die Campsite sind ja nicht so ganz umsonst Eigentlich schade, dass alles so vergammelt ist, denn die Lage der Campsite ist sehr schön. Würde man sich mit einem attraktiven Angebot an die Touristen wenden, kämen sicherlich auch mehr Besucher und damit mehr Geld in die Kasse.

Leider haben wir keine Ahnung, dass der Weg bis zu den anderen Freigehegen ziemlich weit ist und wir gut 30 Minuten fahren müssen. So verspäten wir uns hoffnungslos. Zum Glück haben wir aber noch nichts verpasst. Wir sind die einzigen Besucher und die beiden Pfleger haben mit dem Füttern der Tiere gewartet. Die Schimpansen werden zum Füttern in Käfigen separiert, damit jeder gleich viel Futter abbekommt. Nach der Fütterung dürfen sie wieder in ihr großes Freigehege. Die "Fütterungstour" besteht nun lediglich darin, den Tieren vom Zaun aus beim Fressen zuzuschauen. Zum Fotografieren ist das hier auch im Außenbereich der Anlage nicht wirklich geeignet, denn das Gitter des Zauns stört praktisch immer. So beschränkt sich unser Aufenthalt mehr darauf, das Verhalten der Tiere zu beobachten, das zugegeben sehr interessant und menschlich ist. Im Moment leben fast 140 Schimpansen hier auf der Farm in 7 großen Gruppen. Unverständlich ist uns allerdings, wieso man Nachzuchten zulässt, wenn es sich doch hier um ein Projekt für verwaiste, kranke oder vernachlässigte Tiere handelt und das Geld ohnehin knapp ist.

Nachdem alle Tiere gefressen haben, bekommen sie in ihrem Außengehege noch Früchte, die sehr aromatisch riechen und süß-säuerlich schmecken sollen. Wir hatten sie noch nie zuvor gesehen. Die Schimpansen lieben sie offensichtlich sehr, denn einige von ihnen legen sich sofort Arme voll Vorrat an; getreu dem menschlichen Verhalten "alles meins"! Immer wieder wird auch beim Nachbarn geschielt, wie viel der hat. In unbeobachteten Momenten geht dann der eine oder andere bei seinen Artgenossen klauen. Wir beobachten sie noch eine ganze Weile. Fasziniert schauen wir zu, wie sie mit einer alten Plastiktrinkflasche Wasser schöpfen und dieses dann aus der Flasche trinken. Auch ihr Verhalten untereinander ist sehr interessant.

Es ist schon weit nach Mittag, als wir zurück zur Campsite fahren und erst einmal ausgiebig lunchen. Relaxt genießen wir die schöne Aussicht auf den Kafue und verfolgen das Treiben am Fluss. Wir können uns nur wundern, dass die einfachen Holzboote - gefertigt aus einem ausgehöhlten Baumstamm - überhaupt schwimmfähig und dicht sind. Aber vermutlich nicht umsonst haben so viele Männer hier Gummistiefel an.

Inzwischen hat unser guter Geist auch wieder das Feuer entfacht bzw. die noch vorhandene Glut zu neuem Leben erweckt. Schade, dass die Duschen nicht funktionieren. Warmes Wasser ist zwar bereitet, aber das nützt uns nichts, wenn wir es nicht nutzen können.

Weit in den Abend hinein sitzen wir am Feuer und lauschen gebannt dem Gesang aus der nahe liegenden Siedlung. Wir wüssten zu gern, was da abgeht. Man scheint eine heiße Party zu feiern. Abwechselnd singen Männer und Frauen. Blöd, dass wir schon unser Zelt aufgebaut haben - wir würden uns glatt einladen. Unten am Kafue geben die Frösche ein vielstimmiges Konzert, die Grillen zirpen und das Feuer knistert. Romantischer und afrikanischer geht es kaum noch.


28.08.2009       Chimfunshi Wildlife Orphanage - Kasanka NP

Heute Nacht habe ich wieder den leisen und sehr schönen, schwermütigen Gesang eines Fischers gehört. Unvorstellbar, dass die nachts in ihren kleinen, undichten Nussschalen unterwegs sind, wenn auch die riesigen Krokodile im Fluss auf Jagd sind. Auch heute Morgen dringt wieder Gesang zu uns herüber. Wir fragen unseren Caretaker und er erzählt uns, dass die Dorfgemeinschaft betet. Es ist jemand gestorben. Na das sind aber fröhliche Beerdigungen! Gern hätten wir uns das näher angesehen.

Wir verlassen Chimfunshi. Für die 19 km bis zur Hauptstraße brauchen wir 1 Stunde, so schlecht ist der Weg. Den Fährt Sylvia jeden Tag! In Chingola ist der Roadblock heute unbesetzt. Unser korrupter Polizist hat offenbar frei. Glück für ihn! In Ndola - der Hochburg des Kupferabbaus - müssen wir einkaufen, tanken und Geld holen. Als wir das endlich hinter uns haben, verlassen wir erleichtert diese quirlige Stadt, in der die Probleme dieses Landes noch deutlicher - weil konzentrierter - sichtbar werden.

Unterwegs kommen wir immer mal wieder an defekten Fahrzeugen vorbei, die am Straßenrand stehen. Angekündigt werden diese Hindernisse durch ein paar quer auf die Straße gelegte mehr oder weniger große trockene Äste. Von uns werden 2 Warndreiecke, 2 Warnwesten, Reflektoren vorn und hinten am Auto und ein Feuerlöscher gefordert. Hier sehen wir nicht ein einziges mal ein Warndreieck oder gar eine Warnweste. Was sollen diese Forderungen also, wenn sie im Land selbst nicht umgesetzt werden? Auch die Fahrzeuge hält oft nur noch der Rost zusammen. Von Sicherheit kann keine Rede sein. Es ist ein Glück, dass nicht viel Verkehr herrscht.

Aufgrund der fehlenden Ortsbeschilderungen haben wir inzwischen unseren Blick so weit geschult, dass wir andere Anhaltspunkte gefunden haben, die uns eine Orientierung geben, wo wir gerade sind. In wirklich jedem Ort gibt es eine "Whitness oder Kingdom Hall" der Zeugen Jehovas. Die ist auch immer mit einer großen Backsteintafel ausgeschildert. So sind die viel zu großen Gebäude der Zeugen Jehovas wenigstens für etwas gut, denn ansonsten ist es sicherlich das letzte, was die Leute brauchen können, noch durch irgendwelche Religionen fern gesteuert zu werden. Aber auch Schulen, von denen es erstaunlich viele gibt, verfügen meist über ein solches Schild und oft steht darauf auch der Ort. Wenn man das erst einmal erkannt hat, hilft es bei der Orientierung ungemein.

Unsere Reise führt uns heute bis zum Kasanka NP, wo wir gegen 17 Uhr am Gate sehr freundlich empfangen werden. Der Park wird vom Kasanka Trust - einem Community Projekt der umliegenden Bevölkerung - geführt. Dem Eingangsbuch können wir entnehmen, dass noch 3 weitere Fahrzeuge mit insgesamt 7 Personen im Park sind. Auf der Weiterfahrt in Richtung Ponton Campsite kommen wir durch dichtes Buschland. Ich bin erleichtert, dass ich mich hier endlich ohne neugierige Blicke erleichtern kann. Natürlich habe ich nicht einkalkuliert, dass nun das nächste Unbill auf uns lauert. Während mir die Tsetsefliegen zu Hauf in den Popo beißen, brüllt Uwe hysterisch "mach die Tür zu!". Bitte wie soll ich das denn jetzt machen? Infolgedessen haben wir aber nun in kürzester Zeit das Auto voller Tsetsefliegen und alle Hände voll zu tun, die fiesen Biester, die mit unseren Bremsen vergleichbar sind, wieder los zu werden.

Während wir durch den Park in Richtung Campsite fahren, durchqueren wir immer wieder offene Flutebenen. Dort stehen größere Gruppen Pukus und auch einige Vögel. Obwohl die Pukus Warnpfiffe abgeben, wenn sie uns sehen, sind diese Tiere dennoch nicht sehr scheu. Wenn überhaupt, dann flüchten sie nur ein Stück, bevor sie sich wieder dem Grasen widmen. Leider haben wir im Office weder einen Plan vom Park bekommen können, noch konnte man uns irgendwelche Erklärungen geben. Lediglich, dass die Fibwe-Campsite geschlossen ist, weil die Bats - die Flughunde - da seien, wurde uns gesagt. Wir sind zwar etwas verwundert, dass die Flughunde, die doch sonst erst Ende Oktober kommen, schon da sein sollen, aber es freut uns natürlich. Es muss ja sehr spektakulär sein, wenn sich abends tausende von Flughunden gleichzeitig in die Luft erheben, um auf Nahrungssuche zu gehen.

Eigentlich hatten wir uns die Kabwe-Campsite ausgesucht, doch die ist heute wegen "workers" geschlossen. Außerdem muss man, um zu dieser Campsite zu gelangen, einen Fluss mittels Ponton überqueren. Dabei ist man auf die Unterstützung der beiden Caretaker von der Ponton-Campsite angewiesen. Will man also morgens von der Kabwe-Campsite kommend sehr zeitig den Fluss überqueren, um zum Fibwe-Hide zu fahren, könnte das schwierig werden. Zudem ist der Weg von der Kabwe-Campsite bis zum Fibwe-Hide ziemlich weit (ca. 1 h), was ein noch früheres Aufstehen bedeuten würde. Wir entscheiden uns deshalb dafür, auf der Ponton-Campsite zu bleiben. Das heißt aber, sich den Platz mit 7 Südafrikanern zu teilen. Nicht gerade nach unserem Geschmack! Auch der Randplatz mitten im Gebüsch gefällt uns gar nicht, denn die Sicht ist gleich Null. Zum Glück haben wir aber wenigstens unser eigenes Klo. Die beiden Caretaker schleppen inzwischen eimerweise Duschwasser für die Südafrikaner heran. Dazu wird Wasser aus dem Fluss geholt, das sie dann in einem großen Kessel über ihrem Feuer erwärmen. Eine ziemlich aufwendige Form der Körperhygiene doch die Beiden haben dennoch die Ruhe drauf. Erst müssen die 7 Südafrikaner fertig geduscht haben, bis die Beiden sich um unser Feuerholz kümmern können. Das dauert! Fast sind wir selbst dabei, uns ein Feuer zu machen, bis sie endlich Holz heranschleppen. Dafür wird es dann ein schönes großes Feuer. Auf weitere Frondienste der Beiden verzichten wir dann aber dankend.

Unmittelbar hinter uns steht mehr als 2,50 hohes Schilf und die ganze Zeit raschelt es, doch wir können nichts sehen. Von Zeit zu Zeit melden sich die Hippos zu Wort. Die sind aber weiter entfernt. Wir lassen uns nicht weiter stören und genießen unsere leckeren Schweinesteaks mit Grillkartoffeln. Als wir gerade zu Bett gegangen sind, raschelt es direkt unter uns. Mit dem Scheinwerfer schauen wir nach und sehen eine fast 2 Meter lange Schlange, die auf Nahrungssuche ist. Von Aussehen, Größe und Habitat könnte es eine schwarze Mamba gewesen sein, doch leider hat sie keine Erkennungsmarke um. Schnell macht sich das Tier aus dem Staub. Wir sind mal wieder froh, nicht auf dem Boden schlafen zu müssen.


29.08.2009       Kasanka NP (Ponton Campsite)

Vorgesehen war, noch vor dem Sonnenaufgang am Fibwe-Hide zu sein. Schließlich wollen wir die Flughunde sehen, wenn sie denn schon da sind. Als wir aufwachen, dämmert es bereits. Es ist schon 5:30 Uhr und bis zum Hide brauchen wir mindestens 25 Minuten. Unser Handy hat nicht geweckt, weil es leer ist. So ein Mist! Dabei hatte ich mir erhofft, dass morgens ähnlich wie am Kafue leichter Nebel über den Wiesen liegt, der der Landschaft so einen märchenhaften Charakter gibt. Das kann ich nun vergessen. Bis wir den Hide gefunden haben, geht bereits die Sonne auf. Auch hier gibt es nämlich kein Schild, aber mehrere Wege. Als Uwe den Caretaker der Fibwe-Campsite befragt, begleitet der uns bereitwillig zum Hide. Unterwegs erzählt er uns: nein, die Campsite sei nicht geschlossen und die Bats - die Flughunde - na die kommen erst im November/Dezember. Ja sind wir jetzt doof oder erzählt hier Jeder etwas anderes? Wie kann der Typ im Office sagen, die Campsite ist geschlossen weil die Bats da sind, wenn das nicht einmal im Ansatz stimmt. Was Soll das?

Der Hide (Aussichtsplattform) selbst ist toll. Mehr als 12 Meter geht es über eine Holzleiter in die Krone eines dieser schönen alten Bäume. Von der Plattform aus hat man einen weiten Blick über die Schwemmlandebene. Wir können ein paar der scheuen Sitatunga (Sumpfantilopen) sehen. Pukus weiden im Gras und direkt über uns in den Baumwipfeln landen 2 Geier und ein Seeadler. Unter uns in einem benachbarten Baum sitzt laut schnatternd ein Trupp Maskenweber. Die zitronengelben Vögel mit ihren schwarzen Köpfen sind hübsch anzusehen. Hier oben herrscht eine so friedliche Stimmung. Wir sind mit dem Caretaker ganz allein. Auch wenn der erhoffte Nebel leider nicht da ist, weil offenbar die Nacht nicht kalt genug war, genießen wir den tollen Ausblick vom Hide. Schade, dass die Sonne links von uns hinter Bäumen aufgeht. Das ist leider nicht sehr fotogen. Der Auf- und Abstieg vom Hide ist ziemlich abenteuerlich, doch die Plattform ist solider gebaut, als sie ausschaut.

Auf dem Rückweg zu unserem Frühstück sehen wir Gruppen von Pukus, Horden von Meerkatzen, ein paar Kraniche und andere Wasservögel. Wir hatten gelesen, dass es in den Sumpfgebieten viele Pythons geben soll. Also fragen wir unseren Caretaker, ob er einen Platz kennt. Jaja, er kennt einen. Wir sollen um 9 Uhr kommen, dann werde er uns den Platz zeigen, der nicht weit entfernt ist.

Um 9 Uhr sind wir startklar und mächtig gespannt. Nicht weit entfernt zeigen uns die Beiden tatsächlich ein Loch, in dem man ein Stück von der Python sehen kann. Jetzt um diese Tageszeit scheint die Sonne direkt auf den Körper des Tieres. So um die 3 bis 4 Meter sei sie lang. Das Tierchen denkt natürlich nicht im Traum daran, heraus zu kommen. So müssen wir uns mit diesem Einblick zufrieden geben. Angeblich könne man bis zu einer Distanz von 20 cm an das Tier heran gehen. So gegen 16 Uhr sei eine gute Zeit, dann käme die Schlange vielleicht heraus - vielleicht! Versuch macht klug. Nach dieser Entdeckung starten wir zum nächsten Abenteuer; der "Überfahrt" über den 1,50 m tiefen Flussarm mittels Ponton. Der Ponton besteht aus leeren Fässern, über die Holzbretter immerhin genagelt wurden. An einem Seil wird der Ponton hin und her gezogen. Ich steige zum Fotografieren aus und mir wird ganz schlecht bei dem Anblick, als Uwe auf dieses schaukelnde und knarrende Konstrukt fährt. Hochkonzentriert weisen die Beiden ihn ein. Als Fahrspur dient ein leiterähnliches Gestell, das sich ziemlich durchbiegt. Naja, immerhin bringen wir 2,5 Tonnen auf die Waage.

Erleichtert atmen wir auf, als wir am anderen Ufer stehen. Uns ist aber auch klar, dass wir auf die gleiche Art und Weise zurück müssen, denn einen anderen Weg gibt es nicht. Wir steuern die Kabwe-Campsite an. Sie hat eine schöne Lage aber ansonsten ist sie nicht so toll. Zwar grasen auch hier Pukus und ein paar Gänse baden in den Tümpeln, aber viel mehr ist nicht los. Wir fahren am Rand der Pan zurück zum Ponton. Unterwegs treffen wir auf einen offenen Jeep mit 2 jungen Mädchen. Das Fahrzeug hatten wir heute morgen schon einmal gesehen und von den Caretaker erfahren, dass es deutsche Studentinnen des Wasa-Projects sind, die hier Forschungsarbeiten machen. Die beiden jungen Frauen sind ein wenig sprachlos, als wir sie in deutsch ansprechen. Wir erfahren, dass sie schon 6 Wochen hier sind und Pukus zählen. Das ist ja voll spannend! Auch ihre Tipps zur Möglichkeit von Tiersichtungen sind eher bescheiden. Besonders viel ist einfach nicht los.

Mit der Aussicht, vielleicht am Nachmittag noch die Python sehen zu können, beschließen wir dennoch, eine weitere Nacht auf der Ponton-Campsite zu bleiben. Inzwischen sind die Südafrikaner abgezogen, so dass wir auf deren Platz wechseln können. Diese Campsite ist viel größer, liegt etwas höher und bietet einen Ausblick auf die Wassertümpel. Man kann grasende Pukus beobachten und ein paar Wasservögel gibt es auch. Sehr schön sind die großen alten Bäume, die hier im Uferbereich stehen und ein dichtes Blätterdach bilden.

Nach einem ausgiebigen Lunch gehen wir noch einmal nach der Python schauen. Das schöne hier im Park ist, dass man sich nach Lust und Laune frei und auch zu Fuß bewegen kann. Leider haben wir mit der Python kein Glück. Die Dame bleibt bis zum Sonnenuntergang in ihrem Loch und denkt nicht daran, sich zu zeigen. Pech für uns.

Als wir zur Campsite zurückkehren, ist schon ein ordentliches Feuer vorbereitet. Schnell haben wir unser Bett gerichtet und können gemütlich am Lagerfeuer sitzen. Eine große Spinne fesselt unsere Aufmerksamkeit. Sie muss zur Gattung der Vogelspinnen gehören, so behaart und groß wie sie ist. Immer, wenn wir sie anleuchten, leuchtet sie zurück wie ein Glühwürmchen. Mit vereinten Kräften gelingt es uns, ihr ein paar Aufnahmen abzuringen.



30.08.2009       Kasanka NP (Ponton Campsite)

Die Nacht war sehr kalt. Gut, dass wir Decken und Jacken im Zelt hatten. Dafür gibt es heute morgen leichten Bodennebel, wie ein Blick aus dem Zelt über das offene Schwemmland verrät. Also schnell raus, auch wenn es schwer fällt. Als die Sonne heraus kommt, ist der Nebel schnell verschwunden.

Hoffen wir mal, dass es Frau Python heute Nacht auch kalt war und sie sich in die Sonne legt. Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Schlange. Leider wieder umsonst. Ihr "Bau" bzw. Loch ist so günstig platziert, dass sie den ganzen Tag Sonne im Loch hat, ohne dass sie herauskommen muss. Angesäuert treten wir nach einiger Zeit des geduldigen Wartens den Rückzug an. Wir verbringen den Tag gemütlich am Wasserloch. Dort schauen wir den Graufischern bei ihren Jagdversuchen zu, wenn sie wie ein Pfeil ins Wasser schießen und mit einem Fisch im Schnabel auf den nächsten Ast fliegen, beobachten die Pukus, die in der Nähe grasen und lauschen der reichen Vogelwelt.

Es ist gut, dass wir nichts gebucht haben und so zeitlich flexibel sind. So können wir immer wieder neu entscheiden, wann wir wo wie lange bleiben wollen. Wenn wir schon mal so einen heißen Tipp haben wie den mit der Python, dann werden wir auch versuchen, etwas daraus zu machen. Also bleiben wir auch die nächste Nacht noch und starten am frühen Nachmittag noch einmal einen Versuch bei Frau Python.

Wieder sind wir auf dem Weg zur Schlange. Viel zu spät sehen wir, dass sie diesmal vor ihrem Loch liegt und sich in der Sonne wärmt. Als sie uns hört, tritt sie geschwind den Rückzug in ihr Loch an. Zum Glück dauert es eine Weile, bis 4 Meter Schlange in das Loch "eingefahren" sind. Uns bleibt vor Staunen der Mund offen. Das Tier ist tatsächlich gut 4 Meter lang und so dick wie mein Oberschenkel. Die Öffnung ihres Loch`s ist gerade mal so groß, dass sie hindurch passt. Theoretisch könnte man sie am Schwanz ziehen, denn während des "Rückzugs" ist sie ziemlich hilflos. Wir schauen ihr zu, wie sie im Loch verschwindet und sind sehr beeindruckt. So etwas erlebt man schließlich nicht sehr oft. Gleichzeitig ärgern wir uns natürlich tierisch, dass sie uns bemerkt hat. Es ist aber auch nicht wirklich eine Kunst, denn überall liegt trockenes Laub, das bei jedem Schritt laut knackt. Wir warten reglos bis zum Sonnenuntergang, aber sie kommt nicht noch einmal heraus. So ein Mist!

Zurück im Camp bringt uns unser Caretaker wieder eine Schubkarre voll Holz für ein gemütliches Grill- und Lagerfeuer. Heute gibt es Grillspieße, bei denen allerdings unsere Augen größer waren als unser Magen. Wir schaffen nicht alles. Uwe bringt die restlichen Spieße den beiden Caretakern, die sich gerade Maisbrei gekocht hatten. Dankbar freuen sie sich über diese unerwartete Bereicherung ihres tristen Abendessens. Auch heute Nacht ist es empfindlich kühl.


31.08.2009       Kasanka NP - Mutinondo Wilderness (Campsite)

Wir brauchen heute morgen nicht weiter nachzudenken, ob wir unseren Aufenthalt hier noch verlängern wollen, denn wir haben ein dringendes Problem - unsere 40 Liter Brauchwasser sind trotz sehr sparsamer Verwendung nun alle. Wir nutzen die Gelegenheit gleich, um den Kanister vom Dach in den Kofferraum zu verfrachten, denn aufgrund seines Gewichtes und der teilweise katastrophalen Straßenverhältnisse hat uns der Dachgepäckträger schon wieder ein Loch ins Dach geschlagen. Für diesen Dachaufbau ist der Kanister einfach zu schwer. Nun brauchen wir aber dringend einigermaßen sauberes Brauchwasser für Aufwasch und Hände. So brechen wir nach dem Frühstück auf in Richtung Mutinondo Wilderness am Rande des Luangwa Escarpments. Im Office des Kasanka Trust bezahlen wir für die 3 Nächte Campsite fast 100 Euro. Ein stolzer Preis!

Wir fahren innerhalb des Parks noch am Lake Ndolwa entlang, aber auch hier sehen wir nicht viel mehr Tiere als ein paar Pukus.

Unser Weg führt uns auf der Great North Road weiter in Richtung Norden. Die Landschaft wird immer schöner. Wir nähern uns dem Luangwa Escarpments. Wirklich schade, dass die Luft so diesig ist von den vielen Buschbränden. Aber wirklich Muse für die Landschaft haben wir sowieso nicht, denn wir müssen uns auf die Straße konzentrieren. Zuverlässig kündigen unzählige schwarze Bremsspuren kratertiefe Löcher an. Wenn man ungebremst in eins dieser Löcher rauscht, ist alles zu spät. Das hält auch unser ansonsten recht robuster Hilux nicht aus.

Mutinondo Wilderness soll ein Naturparadies sein. Wir sind natürlich sehr gespannt, was uns dort erwartet. Völlig überrascht sind wir, dass uns sogar ein Wegweiser anzeigt, wann wir die Hauptstraße verlassen müssen. Das gab es ja bisher noch nie! So treffen wir die Abfahrt mal wirklich auf Anhieb und fahren durch schönes Waldgebiet. Zwar ist die Piste wieder ziemlich staubig, doch sie wurde gut abgezogen und ist zügig befahrbar. Wieder wurde an vielen Stellen Brandrodung vorgenommen und dicke Baumstämme glühen vor sich hin, wodurch Holzkohle erzeugt wird. Naja, die CO2-Steuer zahlen ja die Touris! Wenn Sambia noch eine Weile weiter so sträflich mit seinen Holzvorkommen umgeht, dann gibt es bald keine schönen alten Bäume mehr und der Wald verschwindet gänzlich. Andererseits müssen die Menschen natürlich irgendwie heizen und kochen. Eine Alternative steht ihnen bisher nicht zur Verfügung, denn Strom haben hier die Allerwenigsten.

Das Camp von Mutinondo Wilderness erreichen wir gegen 14 Uhr. Wieder sind wir die einzigen Gäste auf der Campsite und können uns den schönsten Platz aussuchen. Die Campsite ist wirklich sehr schön und großzügig angelegt. Es gibt 4 Stellplätze und in der Mitte befindet sich der Sanitärblock mit Duschen und mehreren Spülbecken. Jede Campsite hat ihr eigenes Klohäuschen, das einen freien Ausblick in die Wildnis bietet. Außerdem verfügt jeder Platz über einen gemauerten Block, in den Grillstelle, Arbeitsfläche, kleines Schränkchen und Holzdepot integriert sind. Sogar das Feuerholz wird gestellt. Alles ist recht sauber und ordentlich. Die Übernachtung auf der Campsite kostet 40.000 Kwachas pro Person und Nacht. Für umgerechnet 12 Euro pro Nacht ist das Preis-Leistungsverhältnis hier ok.

Sofort wird für uns der Kessel angeheizt, damit wir warmes Duschwasser bekommen (sieht man uns an, dass wir es nötig haben?). Jetzt freuen wir uns tatsächlich auf eine schöne heiße Dusche und wissen diesen Luxus zu schätzen. Doch zuerst erledigen wir das Allerwichtigste - unseren Brauchwasserkanister auffüllen. Dazu leihen wir uns mal schnell die Schubkarre der beiden Caretaker, die gerade dabei sind, neues Feuerholz zu hacken.

Wir kochen uns einen leckeren Gemüseeintopf und sind gerade rechtzeitig fertig, um auf den angrenzenden Granitfelsen einen schönen Sonnenuntergang zu bewundern. Durch das aufgebaute Fernglas der Campbesitzer können wir sogar in weiter Ferne ein paar Rappenantilopen und Giraffen auf einer Lichtung des Nationalparks beobachten. Darauf ein Savanna.

Der Abend ist schon ziemlich frisch, so dass wir näher ans Feuer rücken. Es verspricht wieder eine kühle Nacht zu werden.


01.09.2009       Mutinindo Wilderness Campsite

Wir wollen zum Sonnenaufgang auf den Felsen sein. Also heißt es, früh raus. Zum Glück war die Nacht weniger kalt als erwartet. Dafür geht heute Morgen ein frischer Wind. Obwohl wir schon mehrere Schichten angezogen haben, bläst es uns auf den Felsen so richtig durch. Es ist saukalt! Mit klammen Fingern warten wir auf die Sonne. Vom Felsen aus hat man einen herrlichen Rundblick auf die wirklich sehr schöne Gegend, aber es kostet schon Überwindung, auszuhalten.

Während ich noch ein paar Aufnahmen mache, geht Uwe schon mal ein wärmendes Feuerchen machen. So kann ich dann meinen Po an ein heißes Feuer halten und einen köstlichen und vor allem heißen Kaffee genießen.

Heute ist dann wandern angesagt. Es soll am Fluss ein paar schöne Wasserfälle geben. Auch botanisch hat die Gegend einiges zu bieten. Einziges Problem, das wir haben, ist die falsche Jahreszeit, zu der wir hier sind. Jetzt, im Spätwinter blüht hier leider überhaupt nichts. Das Laub vieler Bäume und Sträucher ist gelb/braun, die Aloen verblüht und neue Triebe und Blüten lassen noch auf sich warten. Echt schade.

So halten wir uns relativ lange an den zahlreichen Pools und kleinen Wasserfällen auf, bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Viel mehr als einen Tausendfüßler, eine Mantis (Gottesanbeterin) und ein rotes Blümchen finden wir zum fotografieren leider nicht in dieser "paradiesischen Fauna und Flora". Dafür ist die Landschaft wirklich wunderschön. Sie wird von Inselbergen geprägt, die aussehen wie Walrücken. Auf ihnen wachsen eine Vielzahl von Moosen, Flechten und einer Art Magerrasen.

Wir haben richtig Skrupel, darauf herumzulatschen, denn mit Sicherheit ist diese Vegetation sehr empfindlich. Auch überall an den Bäumen hängen Moose, Flechten und sogar Orchideen, was ein Zeichen dafür ist, dass die Natur hier noch im Gleichgewicht ist. Die Gegend ist wirklich wunderschön. Sie hat so etwas von Unberührtheit und Abgeschiedenheit.

Tiere - selbst Vögel, Nager oder Insekten sehen wir allerdings keine und wir bedauern sehr, dass wir zur falschen Jahreszeit da sind.

Inzwischen ist es ziemlich warm geworden. So kommen wir kaputt von unserer 10 km-Wanderung zurück. Nach dem Essen ist abruhen angesagt. So ganz unbeschwert können wir das aber nicht tun, denn wir haben ein kleines Problem mit unserem Kühlschrank. Der wird ja von einer zweiten Batterie betrieben, die wiederum von der Hauptbatterie des Autos gespeist wird. Offenbar ist die zweite Batterie aber schon etwas altersschwach. Wenn nun das Fahrzeug eine Weile steht, dann entlädt sich dieses Batterie und unser Kühlschrank kühlt nicht genug bzw. wird warm. Bei den Fleischvorräten, die wir da drin haben, können wir uns das natürlich nicht leisten. So müssen wir wohl oder übel immer mal den Motor laufen lassen, damit die Batterie sich wieder etwas aufladen kann. Nur gut, dass wir die nächsten Tage dieses Problem eher nicht haben werden, denn wenn wir ein paar Tiere sehen wollen, werden wir im Luangwatal sowieso herumfahren müssen.

Heute Abend gehen wir zeitig schlafen, denn morgen wartet die Abfahrt ins Luangwa-Valley auf uns. Das wird mit Sicherheit keine einfache Fahrt, auch wenn wir uns schon die einfachste Abfahrt ausgesucht haben. Die berühmt berüchtigte Escarpment-Road werden wir nicht befahren sondern statt dessen am Mano Gate in den North Luangwa einfahren.


02.09.2009       Mutinondo Wilderness - North Luangwa (Chifunda Bush Camp)

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit einem wärmenden und gemütlich knisterndem Feuer im Rücken, verlassen wir diese schöne Gegend und erreichen ca. 1 Stunde später wieder die Great North Road. In Mpika tanken wir noch einmal voll. Zwar sieht die Tanke nicht so ganz wie eine normale Tankstelle aus, aber das tut nichts, wenn sie nur genug Diesel hat. Hier stehen einfach nur ein paar Zapfsäulen in der Pampa, aber es gibt Treibstoff. Für ½ Million Kwachas befüllen wir unseren Hilux. Der Tankwart macht noch ein Schwätzchen mit uns und will unser woher und wohin wissen. Auf die Frage, wie uns Sambia gefällt, gibt Uwe ihm etwas ausweichend Antwort. Mit überzeugtem Patriotismus versichert er uns dann, dass es doch allen Einwohnern im Land gut geht, denn alle haben zu essen.

Dieser Ausspruch, der die Sichtweise dieser Menschen hier beschreibt, beschäftigt uns noch lange. Für sie bedeutet Wohlstand, nicht hungern zu müssen. Wir sind ziemlich betroffen und sehr nachdenklich, doch viel Zeit zum Grübeln bleibt uns nicht. Wieder müssen wir kratertiefen Löchern auf der Great North Road ausweichen, in die man locker einen Smart versenken könnte. Die Straße wird zunehmend schlechter. Touristen treffen wir unterwegs so gut wie nie aber LKWs begegnen uns relativ viele.

Ein großes, aber schon sehr verrostetes Schild weist auf den Abzweig zum North Luangwa NP hin. Selbst hier im Nirwana sind überall Siedlungen und freundlich winkend begrüßen uns die Anwohner. Heute scheint unser Glückstag zu sein, denn die unbefestigte Straße ist frisch abgezogen. Zwar hüllen wir alles in feinen roten Staub, aber Löcher gibt es auf dem Weg nicht allzu viele bzw. tiefe. Immer wenn wir Fahrradfahrern begegnen, springen die vor Ehrfurcht eiligst vom Rad und in die Büsche und winken dann noch freundlich - ganz egal, wie groß und schwer ihr Transportgut auf dem Rad ist. Wieder sehen wir sehr abenteuerliche Ladungen. Über die Kondition und Kreativität der Menschen können wir nur staunen. Das muss man erst einmal schaffen, was die hier so bewältigen.

Ständig eine lange und dichte rote Staubfahne hinter uns her ziehend erreichen wir verhältnismäßig schnell das Mano-Gate. Es ist die nördliche Zufahrt zum North Luangwa NP. Innerhalb des Parks werden wir dann das Luangwa Escarpment hinunter fahren ins Luangwa-Tal bis zum Fluss, der sicherlich noch Wasser führt.

Der Gateposten hält wohl gerade Mittagsschlaf. Uwe muss ihn erst suchen gehen. Dabei sieht er in dieser Einöde sogar Sattelitenschüssel, Laptop, Drucker und Internetverbindung. Hier ist die Frankfurter Zoologische Gesellschaft sehr präsent. Das steht dann auch in großen Lettern am Eingangstor. Die waren ja damals schon Geldgeber für Mark und Delia Owens, als sie sich in den 90-er Jahren gegen die starke Wilderei insbesondere der Elefanten stark gemacht haben. Ihre beeindruckenden Erlebnisse hatte ich im "Das Auge des Elefanten" gelesen.

Die Preise für den Nationalpark sind ausgeschrieben - allerdings, weil staatlich - in US-Dollar. Es soll 65 US$ kosten. Uwe will aber in Landeswährung zahlen. Mal wieder gut, dass er seinen Spickzettel mit der Umrechnungstabelle hat, denn der Typ will 520.000 Kwachas, was einem absolut undiskutablen Kurs und ca. 25 Euro "Aufpreis" bzw. ~ 100 US$ entspricht. Ja hat der Typ ne Macke! Der verlangt hier gleich mal von uns einen Monatslohn extra. Uwe hält energisch dagegen. Er ist bereit, ihm maximal 390.000 Kwachas zu zahlen, was etwa 55 Euro entspricht. Das ist auch kein schlechtes Trinkgeld. Immerhin sprechen wir hier nur vom Parkeintritt für einen Tag - ohne Camping. Mehr kommt beim besten Willen nicht in Frage. Nach kurzer Diskussion ist das plötzlich ok. Belehrungen, dass wir den Weg am Fluss nicht fahren dürfen, bekommen wir nicht. Zwar wissen wir aus dem Reiseführer, dass die Fahrt am Luangwa entlang den Tour-Operatern, sprich den Lodge-Fahrzeugen vorbehalten ist und wir eigentlich nur den eher unattraktiven Transitweg benutzen dürfen, aber gesagt hat er uns das nicht. Schließlich sind wir nicht noch so blöd und fragen danach. Bei 55 Euro Eintritt fahren wir sowieso den Weg, den wir für richtig halten. Am liebsten wäre es ihnen wahrscheinlich, wir würden die 55 Euro am Eingang abgeben und wieder umdrehen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass Touristen hier nicht gern gesehen werden. Naja, viele kommen hier auch nicht vorbei. Das Registrierungsbuch hat für den September ganze 3 Einträge.

Neben der Preisliste für den Eintritt in den Park liegt übrigens auch eine recht umfangreiche Preisliste aus, was es den Touristen kostete, das Wild abzuschießen. Uwe kommt die Galle hoch. Es wird also hier im Park weiterhin gejagt. Wie will man die Wilderei der Einheimischen unterbinden, die jagen, um zu essen, wenn Touristen für ihren Fun jagen dürfen. Das ist doch pervers!

Entsprechend mager sind dann auch die Tiersichtungen hier im Park. Das Wild ist absolut scheu und wir sehen kaum ein Tier.

Die Abfahrt ins Valley ist ebenfalls eine sehr rot-staubige Angelegenheit. Es gibt zwar einige sehr steile Passagen, aber besonders schwer zu fahren ist es nicht. Nur Zeit braucht man dafür, denn oft geht es nur im Schritttempo voran. So ziemlich die einzigen Tiere, die wir hier sehen sind Tsetsefliegen. Die gibt es dafür in großen Schwärmen und es ist vollkommen unmöglich, die Scheibe oder gar die Tür zu öffnen. Darauf warten die fiesen Biester nur. In einer großen Traube hängen sie ständig an uns dran. Naja, immerhin sehen wir unterwegs ein paar solcher Tsetsefliegenfallen aus schwarz-blauem Stoff. Man ist also dran, den Viechern den Garaus zu machen.

Bei der Durchquerung des Parks passieren wir mehrere Gates, die von zahlreichen Rangern bewacht werden. Hier ist Rhino-Schutzgebiet. Man sieht es auch an den Gebietsmarkierungen der Tiere, die überall ihren Kot verteilt haben. Diesen Markierungen zufolge muss es eine ganze Menge Nashörner geben (im Moment ca. 20 Tiere).

Und immer, wenn wir die Scheibe herunterlassen müssen, sind sofort unzählige Tsetsefliegen im Fahrzeug, die uns einiges abverlangen, bis wir sie entweder zum Ausstieg bewegt oder gleich gekillt haben. Dank der mitgebrachten Fliegenklatsche entwickeln wir so im Laufe der Zeit eine Technik, mit der wir die Biester ziemlich schnell und effektiv wieder los werden. Dennoch schaffen es einige, mich zu beißen. Anfangs scheint es unproblematisch, doch nach einiger Zeit entstehen große juckende Quaddeln, die noch Tage danach stark geschwollen sind und heftig jucken.

Nachdem die o. g. Verhaltensregeln ausgeblieben sind und bei 55 Euro Eintritt beschließen wir, uns das Privileg zu gönnen, auch am Mwaleshi River bzw. am Luangwa entlang zu fahren. Bis jetzt haben wir fast keine Tiere gesehen. Ein ganzer Buschbock, ein paar Erdbeerköpfchen (kleine Papageienart), einige Kudus und ein paar Impalas sind bis jetzt die ganze Ausbeute an Tiersichtungen hier im Nationalpark.

Dafür hören wir in der Nähe des Buffalo Camps und des exklusiven Delia-Camps mehrere Schüsse. Hier scheint der Jagdtourismus eine nicht gerade unbedeutende Rolle zu spielen. Jagd und Nationalpark passt aber nicht zusammen. Das ist wie Feuer und Wasser. Da, wo Tiere gejagt werden, lassen sie sich nicht mehr beobachten und bleiben schon gar nicht zum Fotografieren stehen Entweder die Jäger oder wir passen nicht hierher. Aber wie verträgt sich die Jagd mit den Forschungsarbeiten der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft? (Deren Programm liest sich im Internet ganz toll, aber wir fragen uns, wann das letzte Mal Einer von denen hier vor Ort war.)

Am Luangwa erwartet uns dann endlich ein Highlight. Der große Fluss hat nicht mehr sehr viel Wasser. An den noch tiefen Stellen haben sich nun viele Hippos versammelt. Es ist wunderschön hier. Jetzt, gegen 15:30 Uhr ist alles in ein herrlich warmes Licht getaucht.

Wir überlegen, morgen den Tag hier am Fluss zu verbringen. Lediglich die Tsetsefliegen sind sehr nervig und machen einen kirre. Wir kommen an insgesamt drei solchen wunderschönen Stellen am Fluss vorbei. Kurze Zeit später treffen wir auf ein Fahrzeug, das die Aufschrift der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft trägt. Es sitzen 3 Einheimische in der Fahrerkabine. Ihre Gesichtszüge zeigen nicht gerade Begeisterung, als sie uns hier sehen. Einer steigt aus und erklärt uns mit strenger Miene, dass wir hier nicht sein dürfen. Dieser Weg ist nur für Tour-Operator. Ach nee, woher sollen wir das denn wissen - hat uns keiner gesagt. (Du kannst uns mal - diesen herrlichen Flussabschnitt wollten wir auch sehen!) Der Typ ist sehr höflich und machen kann er ja sowieso nichts. Uns zurück schicken geht nicht, also was soll`s?. Uwe fragt ihn noch, ob wir morgen am Luangwa entlang in den South Luangwa NP fahren dürfen. "Nein, das ist nicht gestattet". Statt dessen müssen wir einen Umweg von gut 200 km fahren, weil man uns hier im Park nicht haben will. Uwe vergeht die Lust an diesem Park. Für was haben wir diesen horrenden Eintritt gezahlt?

Gerade rechtzeitig bevor es dunkel wird erreichen wir das Ufer des Luangwa. Hier müssen wir den Fluss überqueren, doch der Ponton ist wegen zu wenig Wasser außer Betrieb. Also wir sehen hier noch genug Wasser! Vor allem ist es ziemlich trüb und das Flussbett breit. Blöderweise hatte Uwe die Scheibe herunter gedreht, so dass wir wieder einen Haufen Fliegen im Auto haben. Ich bin damit beschäftigt, die erst einmal zu killen. Inzwischen schickt Uwe sich aber schon an, durch den Fluss zu fahren. Das geht mir alles zu schnell. Am anderen Ufer steht ein Einheimischer und winkt uns entgegen. Er dirigiert uns durch das Wasser, das unserem Wagen manchmal bis zum Kotflügel reicht. Ich kann mich gar nicht darauf konzentrieren, denn ich bin noch im Kampf gegen die Fliegen. Schon stehen wir wohlbehalten am anderen Ufer. Mist, ich wollte doch Fotos machen aber noch einmal diese Durchfahrt muss nun auch nicht sein. Außerdem wird es gleich dunkel.

Wir beeilen uns, ins Chifunda Bush Camp zu kommen, das direkt am Fluss liegt. Auch dieses Camp ist ein Community Projekt der lokalen Bevölkerung. Dort angekommen werden wir von einem vierköpfigen Empfangskomitee freundlich begrüßt. Hier gehört auch der junge Mann hin, der uns durch das Wasser dirigiert hatte. Auf der Campsite finden theoretisch gut 6 Fahrzeuge Platz. Außer uns sind dort noch 2 südafrikanische Ehepaare, die die gesamte Campsite belegt haben. Rechts und links von sich haben sie dann noch Leinen gezogen, die zusätzlichen "Freiraum" garantieren. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mehr oder weniger im Gebüsch zu campen. Selbst unsere Feuerstelle haben die sich mit einverleibt. Die Betreiber der Campsite geben sich alle Mühe, uns einigermaßen einen Grillplatz zu schaffen, doch wir müssen jedes Mal den Kopf einziehen, damit wir nicht im Gebüsch hängen bleiben. So etwas Rücksichtsloses! Wen wundert, dass unsere südafrikanischen "Freunde" mal wieder GP-ler sind, die aus der Region Gauteng kommen?

Die Campsite ist sehr einfach, doch sie erfüllt ihren Zweck. Wir bekommen den Schlüssel für einen der beiden Bungalows und können dort die Sanitäreinrichtungen nutzen. Damit aber Wasser aus dem Wasserhahn und der Toilettenspülung kommt, muss erst ein hoch stehender Tank mit Wasser vom Fluss befüllt werden. Dieses Wasser schleppen eine junge Frau und der nette junge Mann von vorhin heran. Sie trägt eine kleine Plastikbadewanne auf dem Kopf und balanciert das Wasser dann die Uferböschung hoch. Gut 30 Liter passen in diese Wanne und ihre Mimik beim Aufsetzen der Wanne auf den Kopf spricht Bände. Dass wir hier nicht duschen, versteht sich von selbst.

Für die Campsite verlangen die Leute 12 US$ pro Person und Nacht. Wir zahlen in Kwachas. Nun bittet der Manager des Community Camps uns händeringend darum, ihm Dollars in Kwachas. umzutauschen. Er erzählt uns, dass er 40 km bis zur Bank fahren und dort Umtauschgebühren zahlen muss, damit die Community Kwachas bekommt. Wir fragen ihn, weshalb er dann seine Preise in US$ nennt und er schaut uns mit großen fragenden Augen an. Wenn er doch lieber Kwachas will, dann soll er doch seinen Preis auch in Landeswährung nennen. Die Gäste, die keine oder nicht genug Landeswährung dabei haben, werden es ihm sagen. Von ihnen kann er dann immer noch Dollars nehmen. Da aber an jeder Tankstelle in Landeswährung bezahlt werden muss, wird jeder Tourist auch Kwachas dabei haben. Ganz so, als ob ihm jetzt gerade die Erleuchtung widerfahren ist, stellt er begeistert fest, dass er diese gute Idee in Zukunft umsetzen wird. Wir können uns ein Schmunzeln kaum verkneifen. Die Lösung dieses Problems lag ja wohl auf der Hand - aber warum kommen die da nicht selbst drauf? Natürlich tun wir ihm den Gefallen und wechseln ihm noch einige Dollars.

Die anstrengende Fahrt sitzt uns heute ganz schön in den Gliedern und gemütlich ist unser Buschplatz auch nicht. So gehen wir heute relativ früh ins Bett.


03.09.2009       North Luangwa NP - South Luangwa NP (Mfuwe -Track and Trail-Lodge)

Auf dem beschwerlichen und zeitaufwendigen Umweg in den South Luangwa NP, der sich eigentlich direkt an den North Luangwa NP anschließt, durchfahren wir wieder viele kleine Siedlungen. Überall winken uns Kinder; aber sie betteln auch schon fleißig nach Sweets. Daran merkt man, dass hier öfter Touristen entlang fahren. Ein Junge bläst gerade ein Kondom als Luftballon auf. Wenn man bedenkt, dass durchschnittlich in Sambia 5,5 Kinder auf eine Frau kommen, dann ahnt man auch, welche Bedeutung hier die Verhütung hat. Ihren Stellenwert macht der Junge gerade deutlich. Entwickelt sich aber der Bevölkerungszuwachs so weiter wie bisher, dann werden die Probleme Sambias nicht gerade kleiner. Schon jetzt besteht die Bevölkerung zu mehr als 50 % aus Kindern. Noch nie haben wir so viel Kinder gesehen wie hier in Sambia.

Unterwegs passieren wir mehrere Kontrollposten und müssen uns immer wieder in Registrierungsbücher ein - und wieder austragen. Weiß der Geier wozu. In einem Waldstück treffen wir auf einen Mann mit einem Gewehr. Na was der vor hat, ist ja auch klar. In einigen Dörfern können wir riesengroße Säcke stehen sehen, die mit Baumwolle gefüllt sind. Daneben gibt es in fast jedem Dorf ein wenig Landwirtschaft mit Maisanbau aber viel mehr sehen wir nicht. Immer wieder fragen wir uns, wovon die Menschen leben.

Zwischen dem North und dem South Luangwa NP wurden noch zwei Schutzzonen eingerichtet. Zum einen der Luambe NP und zum anderen der Nsefu-Sektor. Beim Durchfahren des Luambe NP sehen wir sogar 2 Elefanten am Wegrand stehen. Die Mutter mit ihrem Jungen ist sehr wachsam und schon fast aggressiv, als wir vorbei fahren. Auch Buschböcke, Paviane, Kudus, Wasserböcke und Impalas laufen uns über den Weg. Irgendwie gefällt uns dieser kleine Park.

Immer wieder wechseln sich kleine Waldwege, die Durchfahrung von Siedlungen und "Überlandfahrten" auf besseren Feldwegen ab. Es ist ziemlich mühsam und zeitraubend.

Im Nsefu-Sektor können wir eine riesige Kolonie Kronenkraniche beobachten. Leider sind die Tiere recht scheu. Auch Zebras, Impalas und viele Wasservögel gibt es.

Besonders beeindruckend ist aber die Tatsache, dass hier die Menschen mit ihren Fahrrädern durchfahren, wenn sie nach Mfuwe zum Einkaufen wollen. Die 215 km sind für viele mindestens eine Tagesreise und wir können beobachten, dass alle immer an den gleichen Plätzen Rast machen. Auf ihren Fahrrädern, die meist keine Pedale mehr haben und auch keine Bremsen (gebremst wird durch abspringen), haben sie riesige geflochtene Körbe angebracht, in denen dann ihre Einkäufe oder das, was sie auf dem Markt verkaufen wollen, transportiert werden.

Wir treffen auch auf eine kleine Gruppe Elefanten mit Jungen. Die Freude über diese Begegnung ist allerdings sehr einseitig. Die Leitkuh startet wütend einen Scheinangriff, obwohl wir ihr oder Mitgliedern ihrer Gruppe noch nicht wirklich nahe gekommen sind. Wir lassen sie in Ruhe. Wer weiß, welche Erfahrungen die Tiere mit unserer Spezies schon gemacht haben. Schließlich ist die Wilderei an Elefanten erst 1996 langsam zurückgegangen, als das CET-Abkommen den Absatz von Elfenbein schlichtweg lahm gelegt hat. Elefanten haben ein langes Leben und ein gutes Gedächtnis!

Den kleinen Ort Mfuwe erreichen wir gegen 16 Uhr. Er scheint fast nur aus Lodges und Campsites zu bestehen. Wir haben uns für die "Track and Trail-Lodge" direkt am Luangwa entschieden. Auf deren Campsite sind wir die einzigen Gäste. Für 7 US$ pro Person und Nacht mit Wasseranschluss, Strom und freiem Blick auf den Luangwa kann man nicht meckern. Den Wasseranschluss haben wir auch dringend nötig, denn zuerst müssen wir unser Gepäck und den Kofferraum vom gröbsten Staub reinigen.

Furchtbar viele Paviane und Meerkatzen bevölkern die Campsite und wir haben alle Hände voll zu tun, unseren Besitz zu bewahren. Es ist fast nicht möglich, die Augen überall zu haben und so kommt, was kommen muss. Eine der Meerkatzen klaut sich eine Tüte und nimmt reißaus. Zum Glück ist da nur der Feueranzünder drin, doch den könnten wir noch gebrauchen. So nehme ich die Verfolgung auf und stelle den Dieb hinter dem nächsten Zaun. Nachdem die Meerkatze bereits gemerkt hat, dass diese Beute nicht so lecker schmeckt, lässt sie freundlicherweise von dem Sack ab. Da haben wir noch einmal Glück gehabt.

Inzwischen dämmert es und kurz darauf ziehen sich die Affen dann endlich in ihre Schlafbäume zurück. Nun können wir uns in aller Ruhe unsere leckeren Steaks schmecken lassen. Noch einmal bekommen wir Order, ja kein Obst im Auto zu lassen, weil öfter Elefanten das Camp besuchen. Naja, dass Elis Früchte lieben, das wissen wir ja schon.

Hier im Luangwatal ist es sehr viel wärmer als in den letzten Tagen und ziemlich schwül. Dadurch duften die roten Blüten der Leberwurstbäume, die überall auf dem Gelände stehen, ganz besonders süß und schwer. So liegt ein wunderbarer, besonderer Duft über der Campsite. Am gegenüberliegenden Ufer hören wir den Ruf von Hyänen und sogar ein Löwe brüllt etwas flussabwärts - endlich.


04.09.2009       South Luangwa NP (Mfuwe -Track and Trail-Lodge)

Nachts weckt mich Uwe leise. Die Elis sind im Camp. Gemütlich mampfend laufen sie über die Campsite. Einige Zeit später ist Szenenwechsel. Ein neuer Akteur erscheint vor unserem Auto. Das laute Schmatzen gehört nicht zu einem Eli, denn die bewegen sich viel lautloser. Ein Hippo hat den "Rasenmäher" angeworfen und grast keine 10 Meter von uns entfernt. Gut, dass wir immer nur so viel trinken, wie wir die ganze Nacht bei uns behalten können. Ich möchte jetzt nicht müssen müssen.

Um 5 Uhr stehen wir auf, denn um 6 Uhr öffnet das Gate des South Luangwa NP, das sich praktischerweise gleich hier um die Ecke befindet. Pünktlich stehen wir vor dem Gate, berappen noch schnell 75 US$ und bekommen für 10.000 Kwachas (~2 €) ein kopiertes A3-Blatt als Karte des Parks. Zwar gibt es ein wenig Beschilderung im Park, aber ohne GPS verliert man schnell die Orientierung. Gleich hinter der Brücke über den Luangwa stehen die ersten Büffel.

Der erste Elefantenverbund, auf den wir treffen, nimmt ein Staubbad in der noch tief stehenden Sonne. Ein tolles Schauspiel aber noch verblüffender ist die Technik, die sie dabei anwenden.. Wir beobachten, wie sie mit ihrem Rüssel Erdklumpen aufnehmen und dann immer wieder mit dem Fuß auf die Spitze ihres Rüssel treten. Wie mit einem Mörser zermahlen sie so die Erde, bevor sie sich den Staub über den Körper werfen und sich damit "einpudern" Die ganz Kleinen legen sich inzwischen noch ein wenig ab, als ob sie Kräfte sparen wollen für den bevorstehenden langen Tag.

Die Tiersichtungen, sind so kurzweilig, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Wir sehen Pukus, Impalas, Affen, viele kleine Elefantengruppen mit Jungtieren, Zebras, Wasserböcke, Buschböcke, Giraffen mit Jungtieren. Wir lernen, dass auch Giraffen einen Fluss durchqueren, sehen Elis im Fluss baden, große Kolonien von Karminspinten und Bienenfressern in der Uferwand brüten. Wir können Malachiteisvögel, Braunkopfliest, Graufischer, Sattelstörche, Ibisse, Pelikane, Reiher, Nilgänse, Marabus u. v. a. Vögel beobachten. Im Flussbett des Luangwa sonnen sich die Hippos auf den Sandbänken oder dümpeln im Wasser dahin, bis sie rot sind. Krokodile liegen reglos am Ufer und machen das Maul auf, weil ihnen so heiß ist. In einem "Grützetümpel" liegt ein Hippo Nase an Nase mit einem Krokodil. Sogar Hornraben begegnen wir. Die geben aus ihrem roten Kehlsack ganz komische trompetende Laute von sich. Hier gibt es endlich den Artenreichtum, den wir die ganze Zeit vermisst haben. Es geht doch!

Zwar beginnt sich gegen Mittag der Himmel zuzuziehen und es sieht fast so aus, als ob es regnen will, doch es bleibt trocken und auch sehr schwülwarm.

Begeistert stellen wir fest, dass es viele kleinere Wassertümpel gibt, an denen überall etwas los ist. So kann man auch einmal eine Zeit lang einfach stehen bleiben und schauen, was so passiert. Die Fahrt direkt am Fluss entlang gefällt uns ganz besonders gut. Hier im Park wird offensichtlich auch investiert, denn gerade wird das Hauptwegenetz erneuert. Es scheint, als ob auch die Tsetsefliegen-Plage nicht so extrem ist wie im North Luangwa. Trotzdem ist noch jede Fliege eine zu viel.

Am späten Nachmittag treffen wir sogar noch auf eine große Herde Büffel, die uns den Weg versperren. Wieder einmal befinden wir uns nach kurzer Zeit mitten unter ihnen und sie grasen friedlich um uns herum.

Auf dem Rückweg sehen wir im wunderschöne Licht der schon sehr tief stehenden Sonne eine große Gruppe rosa Pelikane an einem Tümpel stehen. Es ist ein faszinierender Anblick.

Erst kurz vor 18 Uhr - das Gate schließt um 18 Uhr - verlassen wir den Park; nicht ohne auf der Brücke noch ein paar Aufnahmen von einem spektakulären Sonnenuntergang zu machen.

Dieser Nationalpark ist mit Abstand der schönste Park, den wir bisher in Sambia gesehen haben und wirklich empfehlenswert. Da bekommt man für die knapp 60 Euro Eintritt wenigstens auch etwas zu sehen. Zufrieden fahren wir ins Camp zurück. Wir sind uns einig, dass wir noch einen weiteren Tag bleiben werden.

Gemütlich sitzen wir bei einem knisternden Feuer am Fluss, genießen den Sound des Luangwa und die angenehm warmen Temperaturen.

Im Sanitärbereich entdecke ich auf dem Spiegel rechts und links einen Frosch. Der sitzt da, als wäre es Deko. Als ich mich in den Duschen etwas umsehe, entdecke ich noch mehr seiner Kumpels. Ich frage mich, wie die kleinen Kerlchen auf 2,20 m Höhe kommen. Auch ein süßer kleiner Gecko wartet an der Wand auf sein Abendessen. Nur zu Jungs, von diesen fiesen Tsetsefliegen gibt es noch viel zu viele! Als Uwe das Licht auf der Campsite ausmachen will, springt ihm so ein Gecko auf den Rücken. Der wollte wohl mit ihm ins Bett.



05.09.2009       South Luangwa NP (Mfuwe -Track and Trail-Lodge)

Letzte Nacht hat uns zwar nicht das Hippo besucht, aber die Elefanten waren wieder da. Heute Morgen steht einer von ihnen vorn an der "Muckibude". Das ist ein offener Pavillon mit allerhand Fitnessgeräten. Ein wirklich witziges Bild; dieser Eli neben den Fitnessgeräten. Schade, dass es noch viel zu dunkel ist. Ich versuche trotzdem ein paar Fotos zu machen. Sofort kommt der Caretaker, stellt sich dezent hinter mich und achtet aufmerksam darauf, dass mir der Eli nichts tut. Ich bin sehr beeindruckt von dieser fürsorglichen Geste.

Beim Zusammenlegen des Zeltes finden wir am Zelteingang einen Frosch. Er hat es sich unter dem Vordach gemütlich gemacht. Wieder fragen wir uns, wie der kleine Kerl auf eine Höhe von mindestens 2,80 m kommt. Aber es ist nett von ihm, dass er hier offenbar Mückenwache gehalten hat.

Wieder stehen wir um 6 Uhr am Gate. Die Lady, die kassiert ist aber noch nicht da. So lässt man uns passieren und bezahlen sollen wir dann heute Abend. Prima, so verlieren wir keine Zeit.

Eigentlich hatten wir ja vor, die linke Seite des Parks zu erkunden. Wir entscheiden uns dann doch um und fahren in Richtung Wafuma-Lagoone. Dort hatten wir gestern viele Tiere am Wasser gesehen. Auf einmal bleibt mir fast die Spucke weg. Neben uns läuft eine Löwin mit 3 Jungen (ca. 3 Monate alt). Das gibt es doch gar nicht. Was für ein schöner Tag! Die 3 sind voller Tatendrang und Neugier. Immer wieder bleiben sie zurück, um uns näher zu betrachten. Noch sind wir mit den Löwen ganz allein. Langsam drehen sie zur Lagune ab. Anständig wie wir sind, fahren wir ihnen nicht offroad hinterher. Nun kommt das erste Tourfahrzeug und kurvt ohne Rücksicht auf Verluste querfeldein hinter den Löwen her. Uns fehlen die Worte. Von der anderen Seite kommt der Nächste und tut das Gleiche. Ok, das können wir auch. Schon gestern hatten wir beobachtet, dass trotz Verbot die Leute von den Tourfahrzeugen absteigen und durch den Busch latschen.

Nur ganz kurz trinken die Löwen an der Lagune dann legt sich die Mutter hinter der Lagune in den Schatten eines Busches. Die Kleinen tun es ihr nach, beobachten aber weiter aufmerksam die Umgebung. Wenn man nicht weiß, dass sie dort liegen, sieht man die Löwen nicht mehr.

Wir fahren weiter auf Pirschtour, doch eigentlich ist der gestrige Tag und die heutige Löwenbegegnung kaum noch zu toppen.

Am Luangwa auf einer Sandbank können wir einheimische junge Männer beobachten, die fachmännisch mit Äxten ein Hippo aufbrechen. Das machen die nicht das erste Mal. Schade, die Büffel von gestern sind weiter gezogen. Lediglich ein Opfer haben sie zurückgelassen, über das sich jetzt die Geier her machen. Es stinkt ganz fürchterlich.

Viel Geduld brauchen wir, als sich eine Herde Elefanten mit ganz Kleinen dem Wassertümpel nähert. Die Gruppe ist sehr sehr vorsichtig. Es ist eine Freude zuzusehen, wie fürsorglich die ganze Gruppe mit ihren Jungtieren umgeht. Die Kleinen werden immer wieder in die Mitte genommen, geschubst oder sanft am Rüssel gezogen, wenn sie aus der Reihe tanzen wollen. Selbst beim Fotografieren stellt sich immer ein großer Eli schützend davor.

Als wir in der Nähe einer Lagune durch recht dichtes Buschwerk fahren, treffen wir wieder auf eine Gruppe Elis mit Nachwuchs. Wir haben sie erst gar nicht gesehen. Ein Stück weiter vorn stoßen wir auf die nächste Gruppe, die rechts und links des Weges im Gebüsch grast. Wir müssen warten, bis sie sich ein Stück entfernt haben. Wenn jetzt die andere Gruppe zu uns stößt, dann haben wir ein Problem, denn dann sind wir von einer Menge Elis mit Jungtieren eingekreist. Jetzt hilft nur Ruhe bewahren und Motor ausmachen. Schnell beruhigt sich die Matriarchin der Gruppe und verzieht sich, so dass wir passieren können. Überhaupt fällt uns auf, dass die Elis hier in Sambia viel kleiner sind als in Botswana. Irgendwie sind selbst die erwachsenen Tiere nur "halbe Portionen". Vielleicht eine genetische Antwort auf die Wilderei.

Eine Zeitlang erkunden wir noch weiter die Gegend, bevor wir uns an der Lagune ein wenig im Schatten ausruhen. Wieder ist der Himmel bewölkt doch so lässt sich die Wärme gut ertragen. Auch heute breitet sich im Laufe des Tages eine reiche Tierpalette vor uns aus. Dieser Tierreichtum ist wirklich eine Freude. Die Tiere sind auch nicht so schreckhaft wie anderswo, was wohl daran liegt, dass sie sich offensichtlich sicherer fühlen.

Am späten Nachmittag hat Frau Löwin ausgeschlafen und macht einen Ausflug an die Uferkante, um sich im warmen Sand noch etwas nachzuwärmen. Immer wieder leckt sie sich eine Verletzung. Sie hat wohl bei der Jagd ein Horn in den Po bekommen. Dort klafft ein tiefes Loch. Nun versucht sie immer wieder, sich an dieser Stelle zu lecken.

Gerade ist das schöne Licht vorbei, als ein Tourfahrzeug nach dem anderen angeheizt kommt. Alle fahren offroad und kreuz und quer. Genervt zieht sich die Löwin wieder in die Büsche zurück.

Wir erfreuen uns noch an den zahlreichen Nimmersatt in der Lagune und treten dann den Rückweg an.

Kurz vor 18 Uhr passieren wir das Gate. Dort wartet man schon auf uns. Man hat uns bereits vermisst. Brav berappen wir noch einmal 75 US$ für den heutigen Tag. Immerhin hat es sich gelohnt. Morgen werden wir dann weiterfahren.

Auf der Campsite sind wir noch immer die einzigen Gäste. Noch einmal genießen wir einen schönen Abend am Luangwa.



06.09.2009       South Luangwa NP - Lusaka (Pioneer Camp)

Auch heute morgen ist eine große Gruppe Elefanten im Camp. Sie laufen vor uns auf dem Weg und denken gar nicht daran, uns vorbei zu lassen. Wie in einem Prozessionszug zuckeln wir so im Schritttempo hinter ihnen aus dem Camp.

Trotz eindringlicher Warnungen meinerseits will Uwe heute unbedingt die Königsdisziplin des Offroad erfahren. Uns steht jetzt die Fahrt über die berühmt berüchtigte Old Petauke Road bevor. Mir graut, denn ich habe schon zu viel darüber gelesen. Uwe ist zuversichtlich. Im Camp hatte man ihm mal wieder die tröstenden Worte "the road is good" mit auf den Weg gegeben, was heißt, dass der Weg gut zu befahren sein soll. Wir werden sehen! Ein Tagesziel haben wir uns vorsichtshalber nicht gesteckt. Mal sehen, wie weit wir kommen.

Der erste Teil des Weges führt uns durch Waldgebiet. Wir treffen noch auf ein paar Tiere, ansonsten ist der Weg einigermaßen gut zu befahren. Besonders zügig können wir allerdings nicht fahren. Im Verlauf der weiteren Fahrt passieren wir immer wieder kleine Siedlungen. Manchmal fahren wir buchstäblich durch die "Wohnzimmer" der Leute. Wenn wir nicht gleich den richtigen Weg sehen, winkt man uns freundlich in die richtige Richtung. Wieder bekommen wir tiefe Einblicke in das bescheidene Leben dieser Menschen und immer kommen Scharen von Kinder angelaufen, die uns um Sweets anbetteln. Es scheinen sich also doch hin und wieder Touristen hierher zu verirren.

Besonders fasziniert sind wir von einer "Bierbrauerei mit Flaschenabfüllung". Da sitzt eine Frau, rührt in einem großen Kessel, der auf dem Feuer steht. Von diesem Kessel geht ein Rohr in einen halben, aufgeschnittenen Autoreifen und von diesem Autoreifen wiederum geht ein Schlauch mit einem Trichter in die davor aufgereihten Flaschen. Wir sind sprachlos über den Erfindungsreichtum dieser Menschen. Gut, kosten wollen hätten wir das Zeug allerdings nicht.

Sehr häufig sehen wir auch "Friseure". Trotz ihrer Armut legen die Frauen sehr viel Wert auf ihre teilweise kunstvollen Frisuren. So sieht man überall Frauen, die sich bei allen möglichen Gelegenheiten gegenseitig die Haare machen.

Heute zum Sonntag ist natürlich auch überall Gottesdienst, der meist im Freien oder in offenen Hütten stattfindet. Manchmal fahren wir dann auch mehr oder weniger durch die Gottesdienste und es bleibt nicht aus, dass sich die ganze Gemeinde nach uns umdreht. Freundliches Winken von Gemeinde und Pfarrer begleitet unseren Weg.

Der Weg ist teilweise sehr ruppig, materialtötend und natürlich nur mit Allradfahrzeug überhaupt zu bewältigen. Zwischendrin haben wir das Gefühl, dass wir seit Monaten das erste Fahrzeug sind, das hier entlang fährt. Der Weg wird immer schmaler, ist teilweise richtig zugewachsen und nicht viel mehr als ein Radweg. Einmal liegt sogar ein umgestürzter, verkohlter Baum auf dem Weg. Wir können den Stamm keinen Millimeter auf die Seite schieben. Schon sind wieder mehrere Kinder zur Stelle und auch ein Anwohner hat sich schon auf den Weg zu uns gemacht. Uwe probiert, ob wir durch die Lücke passen und nimmt genau Maß. Er schafft es tatsächlich, uns durch die bereits weggebrannte Lücke des Baumstammes zu manövrieren sodass wir unsere Fahrt fortsetzen können.

Etwa 60 Kilometer vor Petauke erwartet uns das schlimmste Stück des Weges. Die Piste besteht aus teilweise steilen, ausgewaschenen Felsabschnitten und großen Felsbrocken. Nur im Zeitlupentempo lässt sich dieser Weg passieren und kostet uns immens viel Zeit und Nerven.

Unterwegs sehen wir sogar noch ein paar Elefanten. Zum Schutz vor ihnen haben die Menschen ihre Siedlungen teilweise mit Elektrozaun gesichert. Der Strom kommt dann aus einer Autobatterie. So haben die Zäune wohl mehr einen beruhigenden Effekt.

Je weiter wir uns Petauke nähern, umso schöner wird die Landschaft. Es ist wirklich schade, dass alles total diesig und trüb ist. Endlich erreichen wir wieder die Hauptstraße. Für die 180 km haben wir 5 Stunden gebraucht aber wir haben es geschafft und sind sehr erleichtert. Noch einmal müssen wir das wirklich nicht haben.

An der großen Luangwabrücke herrscht emsiges Markttreiben. Jede Menge Händler bieten ihre Waren an. Besonders umfangreich ist das Angebot an Trockenfisch.

Im weiteren Verlauf unserer Fahrt sehen wir viele Menschen, die auf der Straße unterwegs sind. Teilweise mit Anzug und Krawatte; die Frauen in Kostüm und Highheels. Ihr Outfit bildet einen ziemlichen Kontrast zu den sehr bescheidenen Lebensverhältnissen.

Kurz vor Lusaka rennen uns auf der Hauptstraße 2 Hühner ins Auto. Uwe macht eine Vollbremsung. Schließlich können wir denen hier nicht noch das Vieh tot fahren. Das Fahrzeug hinter uns hupt wütend. Offenbar wäre er uns beinah aufgefahren. Zum Glück ist alles noch einmal gut gegangen.

Vor uns fährt ein Regierungsfahrzeug. Ziemlich fassungslos erleben wir, wie in regelmäßigen Abständen leere Plastikflaschen, Papier und Verpackung aus dem Fenster geworfen werden. Umweltschutz sieht anders aus und Vorbildwirkung auch.

Nach der heutigen anstrengenden Fahrt haben wir spontan beschlossen, nicht noch den Lower Zambezi NP zu besuchen. Das wäre wieder mit einer ziemlich beschwerlichen Anfahrt verbunden und davon hatten wir jetzt genug. Statt dessen werden wir morgen die Grenze nach Botswana passieren und versuchen, uns im Chobe Game Reserve noch ein wenig zu erholen. So ignorieren wir die Abfahrt, die uns zum Lower Zambezi führen würde und fahren weiter in Richtung Luasaka. Im Pioneer Camp, kurz vor Lusaka soll es sehr schön und vor allem sicher sein. Dort werden wir Zwischenstation machen.

Gegen 17 Uhr erreichen wir das Pioneer Camp. Außer uns stehen nur zwei zu Campern umgebaute LKW auf der Wiese, die als Campsite dient. Unser "Abendprogramm" fällt heute recht kurz aus, denn diese Fahrt hat uns doch ganz schön geschafft.


07.09.2009       Lusaka - Chobe GR (Ihaha Campsite)

Mit neuen Kräften starten wir zeitig, um möglichst zügig durch Lusaka zu kommen. Das läuft auch erstaunlich gut, obwohl schon allerhand Menschen unterwegs sind. Wieder sehen wir viele Kleintransporter, auf deren Ladefläche bis zu 30 Menschen und deren Gepäck Platz findet.

Insgesamt ist der Süden ohnehin schon wesentlich besser erschlossen als der Rest des Landes aber Lusaka bildet dennoch einen krassen Gegensatz zum übrigen Land.

Gespannt hoffen wir, dass wir inzwischen den neuen Streckenabschnitt befahren dürfen. Leider haben wir uns gründlich getäuscht. Mehr als inzwischen massive Hindernisse in Form von Baumstämmen, leeren Fässern und großen Ästen auf die neue Piste zu legen, hat man in den 2 Wochen nicht geschafft. Weder die Fahrbahnmarkierung wurden gemacht noch auch nur einer der Begrenzungssteine gesetzt. Wir werden wieder für 35 km auf die extrem staubige Piste umgeleitet.

Kurz vor Kazungula werden wir an einem Roadblock von einem uniformierten Polizisten angehalten. Wir sollen eine Tourist Levy in Höhe von 20.000 Kwachas bezahlen. Wir weigern uns. Der Typ hält uns einen amtlich aussehenden Wisch des "Kazungula District Council" (Gemeindeverwaltung) vom 29.04.09 unter die Nase, wonach Touristen auf diese Art und Weise erleichtert werden dürfen. Auch wenn es hier nur um ~ 3 Euro geht, ist diese Form der Abzocke und Wegelagerei eine absolute Frechheit. Schließlich haben wir bei der Einreise schon mehr als genug Abgaben geleistet. Was ist, wenn jede Gemeindeverwaltung diesen Wegezoll verlangt? Wütend bekommt der Typ sein Geld.

Wir sind uns einig, dass das - außer der Gebühr für die Fähre - hier in Sambia die letzte Gebühr war, die wir zu zahlen bereit sind. Sollten sie bei der Passkontrolle für die Ausreise noch Geld haben wollen, drehen wir um und fahren über Katima Mulilo. Dann aber ohne Ausreisestempel. Auf den können wir nämlich gut verzichten.

Wie immer herrscht am Grenzübergang Kazungula geordnetes Chaos. Viele LKWs warten in einer langen Schlange, bis sie von der Fähre über den Fluss gebracht werden. Reisebusse und jede Menge Fahrzeuge stehen kreuz und quer in der Gegend, "Versicherungsagenten" stürzen sich auf jeden Neuankömmling und Fußgänger warten, dass sie übersetzen können.

Während Uwe sich der Bürokratie stellt, bewache ich das Auto. Es dauert dann auch eine Weile, bis er alles beisammen hat, was die für die Ausreise für nötig erachten - und das sogar kostenlos. Lediglich die Fähre kostet noch einmal 20 US$, was für das kurze Stück auch nicht unbedingt preiswert ist.

Die Passkontrolle auf der botswanischen Seite geht recht schnell. Was wir allerdings nicht bedacht haben, ist die erste Veterinärkontrolle, die gleich neben dem Gebäude wartet. Wir haben noch einige Packungen Fleisch, Schinken und auch Eier im Kühlschrank, die man uns jetzt alle abnehmen wird. Die Dinge noch zu verstecken geht nicht. Unser Auto steht wie auf dem Präsentierteller und blöd sind die ja auch nicht. Zwar hatten wir schon alles in eine Tüte gepackt, was "separiert" werden muss aber das nützt jetzt nichts. Der Veterinär ist höflich aber ziemlich unnahbar. Angesäuert lässt Uwe ihn in den Kühlschrank schauen. Es hat keinen Sinn, ihm noch ein Märchen zu erzählen, also sagt Uwe ihm die Wahrheit und zeigt ihm unsere Bestände. Offenbar entwaffnet von seiner Ehrlichkeit mit einem prüfenden Blick in Richtung seines Chefs gibt er mit strenger Miene die Anweisung, alles schnell wieder einzupacken und in den kalten Kühlschrank zu legen. Er lässt uns laufen, ohne irgend etwas einzuziehen. Ich bekomme von Uwe die Anweisung, meine Flipflops über die Seuchenmatte zu ziehen. Sofort ist mir klar, dass hier etwas Außergewöhnliches passiert ist. Ganz brav und ohne zu murren tue ich, was von mir verlangt wird. Dann dürfen wir fahren. Bah, das war aber jetzt wirklich eine großzügige Geste! Zwar hätten wir in Kasane Nachschub kaufen können, doch das Fleisch in Botswana kann einfach nicht mit der Qualität des namibischen mithalten. Unsere nächsten Grillabende sind schon mal gesichert! Ihaha, wir kommen!

In Kasane tanken wir erst einmal auf. Hier kosten Benzin und Diesel gerade mal die Hälfte von dem, was es in Sambia kostet. Das verstehe auch wer will. Dafür kommen natürlich viele aus Sambia und tätigen hier die reinsten Hamsterkäufe. Alles, aber wirklich alles, was befüllt werden kann, wird mit Treibstoff befüllt. Selbst in der Handtasche steckt ein Kanister. Fassweise transportieren sie den Treibstoff ab. Aber gut, die Gewinnspanne ist ja recht ordentlich.

Im Supermarkt besorgen wir uns noch ofenheißes Weißbrot und ein wenig Obst. Wir bekommen Papayas, eine große Tüte Äpfel und Bananen. Ansonsten reichen unsere Vorräte noch bis zum Ende der Reise. Hungrig fallen wir gleich über die Bananen her. Am benachbarten Geldautomaten versorgen wir uns noch schnell mit Pula-Nachschub. Als wir vor 2 Jahren hier waren, glich der Ort noch einem verschlafenen Kaff. Die einzige Tanke war gerade abgebrannt und auch sonst schien der ganze Ort recht verschlafen. Umso mehr überrascht es uns, wie sich Kasane entwickelt hat. Es gibt viele neue Geschäfte und man hat sich auf den Tourismus eingestellt.

Wir machen uns auf den Weg zum Sedudu-Gate des Chobe Game Reserves, das sich gleich hinter Kasane befindet. Die Ihaha-Campsite direkt am Chobe hatte uns bei unserem letzten Besuch so gut gefallen, weil die Gegend so tierreich ist. Zudem hatten wir gehört, dass der Chobe dieses Jahr so viel Wasser hat wie schon lange nicht mehr. Das Sedudu-Gate ist eines der wenigen Gates, das nach der neuen Regelung zur Vorreservierungspflicht dennoch Plätze vergeben darf.

Schon heute unterwegs hatten wir viele Autos von "GP-lern" gesehen. Jetzt überholen uns wieder 4 südafrikanische Fahrzeuge mit dem Kennzeichen GP für die Region Gauteng. Das sind die Schlimmsten und uns schwant, dass diese Region gerade Ferien hat (wieder einmal).

Am Gate bekommen wir für eine Nacht eine Buchung auf der Reserve-Campsite. Die weiteren Nächte sollen wir am Gate der Campsite abklären. Für 35 € Eintritt pro Tag icl. Campsite sind wir im Park. Kaum haben wir den Weg am Wasser entlang eingeschlagen, sehen wir eine Löwin. Um sie herum stehen schon 4 Tourfahrzeuge. Mann sind das viele Leute hier! Die Löwin äugt zu den benachbarten Kudus. Plötzlich, obwohl die vielen Autos um sie herum stehen, macht sie einen Satz hinter das Gebüsch. Aufgeregt springen Impalas hervor, Äste knacken - aber dann ist nichts mehr zu hören und von der Löwin nichts zu sehen. Wir wissen nicht, ob ihre Jagd erfolgreich war. Aber nach so kurzer Zeit im Park schon auf einen Löwen zu treffen, hätten wir nicht zu hoffen gewagt.

Der Tierreichtum ist gigantisch. Am Horizont stehen hunderte von Elefanten, große Impalaherden weiden am Fluss. Sogar eine Säbelantilope sehen wir. Große Kudufamilien, riesige Zebraherden, eine große Büffelherde, Giraffen und Pukus kommen zum Trinken an den Fluss. Pavianhorden toben umher. Pelikane, Nimmersatt, Reiher, viele Gänse, Kiebitze, Bienenfresser, Karminspinte und eine Menge anderer Vögel sind auf Nahrungssuche. Es ist ein wahres Tierparadies. Hier scheinen alle die Tiere zu sein, die wir in den letzten beiden Wochen vermisst haben. Unser Herz macht Freudensprünge und die Kamera rasselt wie eine Nähmaschine. Nun müssen wir es nur noch schaffen, uns auch für die nächsten Tage eine Campsite zu ergattern.

Am Ihaha-Gate angekommen sagt man uns, dass 2 Nächte auf der Reservecampsite kein Problem sind. Na fein! Allerdings müssen wir morgen ans Gate fahren um zu bezahlen. Das ist weniger toll. Wir sollen dann morgen früh noch einmal zwischen 8 und 9 Uhr kommen und mit der Managerin über die folgenden Nächte verhandeln. Immerhin ist das kein "nein".

Die Reserve-Campsites befinden sich zwischen Platz Nr. 1 und dem "Zaun". Sie sind bereits gut belegt. Dafür bleiben 2 offizielle Campsites unbelegt. Offenbar machen die Südafrikaner das Vorbuchungsspiel nicht mit.

Der Weg von unserem Platz bis zum Sanitärbereich ist nicht sehr weit. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg, denn wir haben das Zelt bereits aufgebaut. Erst als es neben mir im Gebüsch raschelt, fällt uns auf, dass überall Büffel grasen. Aber die nehmen nicht einmal Notiz von uns, so dass wir ungehindert passieren können.

Wir sind zufrieden, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, indem wir hierher gefahren sind. Unter einem wunderschönen Sternenhimmel, durch den sich wie ein weißes Band die Milchstraße zieht, genießen wir glücklich die leckeren Papayas, lassen uns unsere geretteten Grillsteaks schmecken und stoßen mit einem Savanna auf unseren Erfolg an.



08.09.2009       Chobe GR (Ihaha Campsite)

Heute morgen hören wir in sehr weiter Entfernung Löwengebrüll. Pünktlich um 6 Uhr sind wir am Tor der Campsite. Erst jetzt sehen wir, dass es hier gar kein Schloss gibt. Wir wollen eine Pirschfahrt bis 9 Uhr machen und dann abklären, ob und wie lange wir bleiben dürfen. Wieder sehen wir eine Menge Tiere. Ganz in der Ferne kann ich beim Blick durch`s Fernglas sogar einen Geparden entdecken, der gerade ins Gebüsch verschwindet. Wir versuchen, ihn aufzuspüren, doch leider verlieren sich seine Spuren irgendwann im Dickicht.

Um 9 Uhr sind wir wieder am Gate der Campsite. Diesmal ist die Senior-Managerin da, die uns freundlich erklärt, dass 2 Nächte das Maximum sind. Es kostet uns eine Menge Überredungskunst, ihr noch eine Nacht abzuringen. Allerdings müssen wir ans Sedudu- oder Ngoma-Gate um dort zu bezahlen. Naja, das Ngoma-Gate ist 10 km näher - nutzen wir die Fahrt gleich als Pirschfahrt. Dazu sind wir schließlich hier.

Wieder sehen wir viele Tiere. Ganz besonders beeindrucken uns aber die riesigen Elefantenherden. Jede Gruppe hat auch immer Jungtiere unterschiedlichen Alters dabei. Von ganz klein bis ganz groß ist jede Größe Eli dabei.

Am Ngoma-Gate ist der Angestellte sehr entgegenkommend und so bezahlen wir für 3 Nächte. Jetzt dürfte unsere Woche gerettet sein. Zufrieden treten wir die Rückfahrt an. Unter einem großen Baum machen wir Picknick, schauen den Meerkatzen zu und genießen die herrliche Ruhe. Einen solchen Tierreichtum wie diesmal haben wir bei unserem letzten Besuch im Chobe GR nicht ansatzweise gehabt. Da sieht man, welche große Bedeutung das Wasser für die Tiere hat.

Unsere Abendpirsch machen wir dann in die andere Richtung. Immer wieder passieren wir riesige Büffelherden, Elefantengruppen von 30 bis 40 Tieren und großen Zebra- und Impalaherden. Karminspinte fliegen umher, Pelikane postieren sich im schönen Abendlicht zum gemeinsamen putzen.

Wie immer müssen wir uns beeilen, noch rechtzeitig ins Camp zu kommen. Die Reserve-Campsites sind stark frequentiert, doch auch heute bleiben einige der regulären Campsites frei. Wir haben einen schönen freien Platz ohne Gebüsch mit weitem Ausblick auf die Ebene und den Fluss. Am Horizont können wir noch die Umrisse von einer riesigen Herde Elis sehen.

Zum Abendessen gibt es Rührei mit Speck und frischem Weißbrot. Es ist schon eine bemerkenswerte Leistung, dass auf den gesamten 6.000 km durch Sambia nicht ein einziges Ei kaputt gegangen ist.


09.09.2009       Chobe GR (Ihaha Campsite)

Um 2:30 Uhr ist die Nacht vorbei. Im Halbschlaf höre ich Wasser plätschern, so als ob irgendwo ein Wasserfall ist. Ich kann es nicht zuordnen. Uwe weckt mich vorsichtig. Die Herde Elefanten ist im Anmarsch - direkt über die Campsite. Aufgrund des Vollmondes können wir sie sehen. Sie kommen direkt auf uns zu. In dem Moment erinnern wir uns an die große Tüte Äpfel, die wir noch im Auto liegen haben. Nicht gerade ein beruhigender Gedanke, wenn ca. 40 Elefanten mit Jungtieren direkt auf einen zumarschieren und mit ihren Rüsseln immer wieder Witterung zu uns aufnehmen. Vor allem die Leitkuh macht einen sehr nervösen Eindruck. Sie hat beeindruckend lange Stoßzähne. Bald sind wir von Elis umzingelt. Selbst aus dem Dachzelt in 2 Meter Höhe sieht man nur graue Bäuche. Mensch sind die groß, wenn sie so vor einem stehen! Einer schnüffelt verdächtig nah am Auto und immer wieder halten wir die Luft an. Uwe hat schon mal vorsorglich den Autoschlüssel in der Hand und den Finger auf der Alarmanlage aber wir wissen beide, dass das im Notfall nicht wirklich eine Lösung ist. Wenn unter der Gruppe Panik auftritt, dann sind wir mittendrin. Also ist ruhig verhalten und abwarten noch die beste Lösung. Mir fällt eine Begegnung von vorgestern ein. Ich hatte meinen Apfelrest einem Elefanten direkt vor den Rüssel geworfen doch er hatte überhaupt nicht darauf reagiert. Das heißt, mit dem Geruch Apfel können sie offenbar nichts anfangen, weil sie seinen Geschmack nicht kennen. Elefanten lieben ja Obst aber scheinbar gehören Äpfel nicht dazu. Gott sei dank! Denn ansonsten hätten wir jetzt hier oben ein Problem. Trotzdem ist es ein ganz merkwürdiges Gefühl, den Tieren so nah zu sein - euphorisch und unruhig zugleich. Es zeugt ja auch von Vertrauen, dass sie sich uns mit ihrem Nachwuchs nähern und offenbar sicher sind, dass von uns keine Gefahr ausgeht.

Um uns herum steht alles voller Elefanten. Gut, dass wir das Zelt an 3 Seiten offen gelassen und damit fast einen Rundumblick haben. Wir hören ihre Mägen rumpeln. Aus nächster Nähe können wir sehen, wie sie immer wieder mit dem Fuß gegen ein Grasbüschel treten, es dann mit dem Rüssel aufnehmen und fressen. Dass sie mit dieser Technik die ganze Vegetation vernichten, scheint ihnen noch keiner beigebracht zu haben. Hoffentlich bekommt jetzt keiner von unseren Nachbarn Panik und tut etwas Unüberlegtes. Auf dem Nachbarplatz ist auch ein kleines Kind. Wenn das jetzt anfängt zu schreien, dann haben wir hier alle ein Problem. Weiter vorn knacken Äste. Jetzt möchte ich keinen Platz am Gebüsch haben. Die sterben vor Angst, denn die sehen ja noch nicht einmal was los ist und dann campen einige von ihnen auch noch in einem Bodenzelt - nein danke!

Die Elefanten ziehen fressend und Sträucher umknickend weiter. Das ganze Camp scheint voller Elis zu sein. Es muss die große Herde sein, die wir gestern Abend am Horizont gesehen hatten.

Trotz der Aufregung schlafen wir wieder ein. Als es hell wird, sind wir am Gate. Ähm, hier ist jetzt alles voller Elis. Links und rechts des Weges stehen Mütter und Jungtiere - auch ganz kleine Eli-Babys. Dass wir jetzt hier durchfahren wollen, gefällt den Tieren gar nicht aber wir können doch nicht wissen, wer zu wem gehört und zu warten, bis sie sich alle getrollt haben, dauert Stunden. Ein Stück weiter im Dickicht liegen viele Tiere und schlafen. Schlafende Elefanten hatten wir bisher noch nie gesehen. Nützt nichts, wir müssen hier durch. Mit der nötigen Umsicht klappt das auch ganz gut.

Wieder ist unsere Pirschfahrt sehr ergiebig. Besonders fasziniert sind wir aber auch von 3 Flugzeugen Modell "Jim Knopf", die über den Chobe fliegen. Die roten bzw. gelben Hubschrauber-Zweisitzer sind offen und würden sich wunderbar zum fotografieren eignen. Wie habe ich die Piloten und ihre 2 Passagiere beneidet. Die 3 Flugzeuge, die bestimmt Marke Eigenbau sind, fliegen eine tiefe Schleife über die riesige Büffelherde und winken zurück. Ob man die in Kasane chartern kann? Ist aber bestimmt ganz schön frisch und zugig da oben. Muss aber schon geil sein!

Am Mittag fahren wir ins Camp und bereiten unser Abendessen vor. Das Kudu-Geschnetzelte mit Champignons und einem kräftigen Schuss Shiraz ist im Potjie schnell gar. Nach einer kleinen Ruhepause fahren wir auf Nachmittagspirsch. Jetzt kommen wieder die Tiere zum Trinken an den Fluss.

Wir suchen uns ein Schattenplätzchen und sehen dem vielseitigen Treiben zu. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Gerade als die Sonne untergeht, durchquert wieder eine große Herde Elefanten den Fluss. Ein toller Anblick, wie die Tiere halb schwimmend, halb laufend durch das Wasser gelangen.

Als wir zur Campsite abbiegen wollen, bietet sich uns das nun schon gewohnte Bild. Der ganze Wald ist voller Elis, die in Richtung Wasser streben. Dazu müssen sie alle über die Campsite. Wir beeilen uns, dass wir noch schnell unser Zelt aufgebaut bekommen. Man kann ja nie wissen. Außerdem wird es ruckzuck dunkel und man sieht die grauen Riesen erst, wenn sie vor einem stehen.

Als wir unsere Campsite erreichen, steht dort schon der erste Eli und "Nachschub" kommt reichlich. Mindestens 60 Tiere sammeln sich auf der Wiese vor dem Wasser. Im Laufschritt kommen immer mehr Tiere aus den Büschen. Manche der Camper bekommen Panik. Einer beschwert sich sogar beim Camp-Personal. Das muss nun Patrouille fahren und befragt jeden Camper, wie es ihm geht. Wir lachen uns fast schlapp. Was wollen solche Leute hier? Die hätten gern Wildnis und wenn es ihnen reicht, dann möchten sie auf einen Knopf drücken und wieder Zivilisation und Sicherheit haben. So was geht nun mal im Busch nicht.

Längst sind die Elis gen Wasser getrottet, als wir zu Bett gehen. Eine einsame Hyäne heult in der Nacht aber leider meldet sich wieder kein Löwe. Ob die Elis heute Nacht den Rückweg wieder über die Campsite genommen haben wissen wir nicht. Wir haben unsere Äpfel vorsichtshalber alle aufgegessen und geschlafen wie die Steine.



10.09.2009       Chobe GR (Ihaha Campsite)

Heute lassen wir uns vom neuen Tag wecken. Auf der Wiese vor uns grasen Büffel, ein Frankolin pickt zwischen unseren Füßen die heruntergefallenen Brotkrumen auf, Meerkatzen beobachten jeden unserer Handgriffe in der Hoffnung, doch etwas abzubekommen, am Horizont steht die Herde Elefanten, die Luft ist erfüllt von Vogelgezwitscher, aus der Ferne tönt der Ruf des Schreiseeadlers zu uns herüber und die ersten Sonnenstrahlen sind bereits schön warm. In diesem Paradies frühstücken wir gemütlich, bevor wir uns in aller Ruhe auf Pirschfahrt begeben.

Wir passieren mehrere Büffelherden, die grasend am Weg stehen. Eine Horde Paviane wärmt sich in der Sonne. Die Kleinen toben ausgelassen umher, während die Eltern noch ein wenig müde zu sein scheinen. Elefanten kommen vom Trinken. Ein Kingfischer kämpft mit einem viel zu großen Fisch und hat echte Probleme, ihn hinunter zu würgen. Als wir eine Gruppe Meerkatzen treffen, beschließen wir, unseren ersten "Bohnensack" schon einmal ein wenig zu leeren. Wir wollen sehen, ob die Tiere gecrashten Mais und Sonnenblumenkerne fressen. Das Ergebnis ist verblüffend. Während einige der erwachsenen Tiere die Körner gierig in ihren Backen hamstern, verziehen die Kleinen das Gesicht. Es schmeckt ihnen nicht. Offenbar sind ihnen die Körner zu hart.

Auf der Weiterfahrt beobachten wir einen Waran, der sich gerade einen großen Krebs gefangen hat. Nun kämpft er mit dessen Scheren und hat ziemlich zu tun. Er muss sich ganz schön anstrengen, bis er endlich an das köstliche Krebsfleisch kommt.

Ein Stück weiter liegt im Schatten eines Baumes eine schlafende Löwin. Nur hin und wieder hebt sie den Kopf oder dreht sich auf die Seite. Wir bringen zwar viel Geduld mit ihr auf, doch auch das schöne Abendlicht verschläft die Dame. Als wir sowieso die Rückfahrt zum Camp antreten müssen, fährt Uwe an die Löwin heran. Sie hebt kurz den Kopf und dreht ihn dann demonstrativ zur Seite, als ob sie sagen wollte: "belästigt mich nicht".

Unterwegs treffen wir auf eine stattliche Tüpfelhyäne, die so in Gedanken ist, dass sie uns erst sehr spät bemerkt. Dafür sucht sie nun umso ängstlicher das Weite und verzichtet auf das Bad, das sie eigentlich in dem Tümpel nehmen wollte. Schade.

Heute wird das Camp von einer Pavian-Invasion heimgesucht. Man kann nicht sagen, dass es hier eintönig ist. Einen Tag Büffel, den nächsten Elefanten, dann Pavian-Horden. Für Abwechslung ist gesorgt. Unsere Stühle sind umgeworfen, die Streichhölzer aus der Stuhltasche geklaut. Ungefähr 100 Paviane bevölkern die Campsite. In den Bäumen nebenan auf Platz Nr. 1 hat sich eine Pavianfamilie zur "Ruhe" begeben. Die Töne, die sie von sich geben, sind schon witzig. Lange "unterhalten" sie sich noch. Wieder zieht eine Gruppe Büffel durch das Camp zum Fluss. Hier wird echt was geboten und das Programm ist abwechslungsreicher als Fernsehen.

Heute Abend gibt es bei uns Reste zu essen. Die weißen Bohnen müssen noch weg. Kann ja nicht schaden, wenn wir morgen mit Düsenantrieb fahren.

Wir sitzen ein letztes Mal gemütlich am Lagerfeuer und genießen dieses Naturparadies. Ein Jammer, dass sich unser Urlaub schon wieder dem Ende neigt. Morgen müssen wir das Chobe GR verlassen und Richtung Windhoek fahren. Übermorgen geht unser Flieger. *seufz*

Ich bin gespannt, wer heute Nacht mehr schnarcht, die Affen im Baum oder ... Der Eine scheint jetzt schon schlecht zu träumen und macht ständig häm, häm gefolgt von einem langen quick. Das geht nonstop so. Schade, dass ich nicht hoch komme. Der gehört mal richtig geweckt. Uwe meint, er träumt bestimmt von einem Leoparden - Herr Tierpsychologe.


11.09.2009       Ihaha - Grootfontein (Roy`s Camp)

Paviane sind unangenehme Nachbarn. Die ganze Nacht lärmen sie auf ihren Schlafbäumen. Gegen 4 Uhr ist dann richtig Halligalli. Auch die großen Herden Impalas unf Zebras, die vor uns auf der Wiese grasen, sind sehr nervös. Irgend etwas scheint sie zu stören. Wir vermuten, dass ein Leopard in der Nähe ist.

Um 6 Uhr verlassen wir schweren Herzens die Ihaha-Campsite in Richtung Ngoma-Gate. Außer einer riesigen Kolonie der hübschen roten Karminspinte von mehr als 1.000 Vögeln, die am anderen Ufer des Chobe brüten, sehen wir nicht viel.

Gleich hinter dem Ngoma Gate passieren wir die Grenze nach Namibia. Die Grenzformalitäten sind schnell abgewickelt und zügig geht es durch den Caprivi-Streifen. Viele der Seen haben dieses Jahr dank der reichen Niederschläge noch Wasser. Von der Straße aus können wir sogar einige Wasservögel sehen. Zahlreiche Wiesen und Felder rechts uns links der Straße sind kürzlich abgebrannt. Einige Flächen qualmen noch. Die Warnschilder, dass Elis hier die Straße passieren könnten, können wir getrost ignorieren. Hier ist im Moment kein Eli. Von was sollten die leben? Die Jungs und Mädels stehen doch alle im Chobe GR. Lediglich eine Pferdeantilope mit ihrem Jungen bekommen wir zu Gesicht.

Um 15:30 Uhr sind wir in Roy`s Camp kurz vor Grootfontein. Das Camp ist wirklich urig. Die vielen Riesen-Mobiles und die ungewöhnlichen Kunstobjekte aus Blech und Schrott gefallen uns. Wir entscheiden uns für einen der individuell gestalteten Bungalows, denn heute müssen wir unsere Sachen zusammen packen und dazu brauchen wir Platz und viel Ablagefläche. Auch eine Generalreinigung steht auf dem Programm, sonst kommen wir bei der Einreise noch in Quarantäne, so wie wir aussehen.

Erfahrungsgemäß nimmt das Packen unserer Einlagerungskisten ziemlich viel Zeit in Anspruch. So sind wir froh, zum Abendessen noch Reste zu haben, die wir nur aufwärmen müssen. Mit Müh und Not schaffen wir es, all unsere Schätze in den 2 großen Kisten zu verstauen.

Wehmütig trinken wir unser letztes Savanna, genießen noch einmal den schönen Sternenhimmel und das heimliche Rascheln eines Buschbocks am benachbarten Bungalow.

Etwas ungewohnt ist das Schlafen in einem Bett nach 3 Wochen Dachzelt schon. Wir werden es vermissen!


12.09.2009       Grootfontein - Windhoek - Frankfurt

Unsere Übernachtung ist incl. Frühstück, also nehmen wir das noch mit. Schließlich haben wir heute nichts Besseres mehr vor. Für die 550 km Teerstraße steht uns der ganze Tag zur Verfügung. Unser Flieger geht um 20 Uhr. *seufz*

Gestern Abend sind noch 4 Motorradfahrer im Camp angekommen. Heute morgen sehen wir, dass die 4 quietschgelben BMW GS 8000 spanische Kennzeichen tragen. Uwe will unbedingt wissen, ob die durch Afrika gefahren sind und er erfährt, dass dies Teil einer Welt-Tour ist. Dabei lösen sich die Fahrer nach einer bestimmten Etappe immer wieder ab. Die 4 hier haben die Maschinen in Windhoek übernommen und fahren bis Livingstone. Die nächsten 4 Fahrer wollen/sollen bis Tansania fahren. Die armen Schw.... haben die Great North Road durch Sambia vor sich. Das ist echt kein Fun und schon gar nicht mit einem Motorrad. Wir wünschen der Tour und den Piloten viel Glück.

Nach dem Frühstück brechen wir auf und erreichen Windhoek um 13 Uhr . Die Zeit reicht gerade noch für einen flüchtigen Abstecher in das Craft Center, aber das, was uns vorschwebt, finden wir leider nicht. Dazu ist die Zeit einfach zu knapp, denn am Samstag schließt das Craft Center bereits um 13:30 Uhr.

Viel zu früh erreichen wir den Airport Windhoek. Wir freuen uns, Valerie noch einmal zu sehen, der wir das Auto heil (oder fast heil wegen dem Dach) übergeben können. Jetzt dauert es leider 8 Monate, bis wir sie wieder sehen.

Der Flug war noch nie so turbulent und unruhig wie diesmal und auch, wenn uns Frankfurt mit Sonnenschein begrüßt, hält sich unsere Begeisterung in Grenzen. Wir können es kaum erwarten, ins nächste Abenteuer zu starten.


Fazit unserer Reise

Uwe hat uns 7.390 km heil und sicher durch Sambia, Namibia und Botswana chauffiert, was bei den teilweise verheerenden Straßenverhältnissen in Sambia eine besondere Leistung ist. Wir haben es ohne platten Reifen oder Bruch unserer Vorräte geschafft und auch das Fahrzeug hat alles gut verkraftet, was fast an ein Wunder grenzt. Ohne unser GPS wären wir vermutlich jetzt in Sambia verschollen.

Für uns war Sambia eine neue Erfahrung. Leider ist der Funke für dieses Land bei uns nicht übergesprungen, so dass es für die nächste Zeit bei diesem einen Besuch bleiben wird. Wir haben ein sehr armes Land erlebt, dessen Menschen ausgesprochen freundlich und hilfsbereit sind. Dennoch blieb das Gefühl, dass wir als goldene Kuh betrachtet werden, die möglichst viel Milch geben muss. Auf unserer Tour durch das Land haben wir sehr wenig Touristen gesehen, was bei den hohen - teilweise schon unverschämten Preisen, die Touristen in diesem Land abverlangt werden, nicht wirklich verwundert. Meist steht diesen Preisen nicht annähernd eine adäquate Gegenleistung gegenüber (siehe North Luangwa NP oder "Eintrittspreis" in das Land). Preis-Leistung ist - zumindest was den Tourismus anbelangt - völlig disproportioniert.

Bis auf den South Luangwa NP - eindeutig d a s Filetstückchen Sambias - haben die Nationalparks nie unsere - zugegeben hohen Erwartungen - erfüllen können. Der Tier- und Artenreichtum ist einfach nicht vorhanden oder zumindest nicht sichtbar, weil meist auch in den Parks noch gejagt und/oder gewildert wird. Solange die Bevölkerung auf die Wilderei angewiesen ist, um sich ernähren zu können, solange werden in den Nationalparks auch keine Tiere zu sehen sein. Erst muss das Land erkennen, dass Touristen wegen der Natur kommen und dann muss es seine Natur schützen. Das setzt aber voraus, dass es den Menschen besser geht. Brandrodung in dem Ausmaß, wie wir sie erlebt haben, Wilderei und Zerstörung der Umwelt sind für Touristen nicht besonders attraktiv. Wir haben Nationalparks gesehen, die eher deprimierten, als anziehend zu wirken (z. B. Blue Lagoon).

Noch in keinem anderen Land haben wir so viele Kinder gesehen wie in Sambia. Schon jetzt ist das Land (oder zumindest die Gegenden, die besiedelbar sind) sehr dicht besiedelt. Diese vielen Menschen brauchen Platz zum Leben und Land, das sie versorgt. Entwickelt sich die Bevölkerung weiter in diesem Ausmaß, dann bleibt für Natur und für Naturschutz kein Platz. Verständlicherweise steht die Befriedigung der elementaren Grundbedürfnisse für die Menschen erst einmal an oberster Stelle. Erst wenn sich also die Gesamtsituation des Landes bessert, werden auch die z. T. schönen Nationalparks die echte Chance auf eine touristische Erschließung haben. Viel zu viele Parks sind im Moment aufgegeben und sich selbst überlassen.

Die großen Distanzen zwischen den einzelnen Nationalparks mit teilweise grauenhaften und beschwerlichen Anfahrten dorthin kosten sehr viel Zeit und strapazieren Fahrer und Material über Gebühr. Man verliert schlicht die Lust, sich diese Holperpisten anzutun. Irgendwann kommt man zu der Erkenntnis, dass man den gleichen Tierbestand auch in Botswana mit weniger beschwerlicher und langwieriger Anfahrt für den halben Preis bekommen kann. Die Urlaubstage sind einfach zu kostbar, um tagelang nur auf Holperpisten durch den Busch zu gurken.

Wir haben gelernt, dass Länder, die wirtschaftlich mit großen Problemen zu kämpfen haben bzw. in jüngster Zeit hatten, für uns zur Tierbeobachtung und Tierfotografie offensichtlich ungeeignet sind, weil dort das Wild bejagt wurde und entweder verschwunden oder zu scheu ist.

Ohne GPS und wirklich gutes Kartenmaterial (z. B. von Tracks4Africa) gleicht eine Fahrt nach Sambia einem "Blindflug" Die fehlende Beschilderung macht eine Orientierung teilweise unmöglich und selbst mit GPS ist es oft mühsam, den richtigen Weg zu finden. Wir haben uns bei unseren Reisevorbereitungen und der Routenplanung sehr an dem Reiseführer von Ilona Hupe "Sambia/Malawi" orientiert. Die Zuverlässigkeit der GPS-Koordinaten war beeindruckend. Allerdings sind viele Angaben in dem Reiseführer schon wieder überholt. Im Abgleich mit der Realität empfanden wir viele der Beschreibungen und Tipps als zu "blumig" und insgesamt zu sehr durch die "rosarote Brille" betrachtet. Aber das ist natürlich ein ganz subjektives Empfinden. Auf die ganz sachlichen Hinweise und Fakten kann man sich recht gut verlassen. Worauf man sich allerdings nicht verlassen sollte, sind Aussagen der Einheimischen zum Straßenzustand oder zu Wegbeschreibungen. Immer hieß es "the road is good", egal was uns erwartete und ein paar Mal wurden wir richtig gehend in falsche Richtungen geschickt, weil die Leute es offenbar nicht besser wissen. Hier ist eine gesunde Skepsis und das Vertrauen ins GPS angebracht.

Insgesamt sehen wir diesen Urlaub als ein tolles Abenteuer an . Wir haben ein neues Land kennen - wenn auch nicht lieben - gelernt. Für uns waren es auf jeden Fall viele wertvolle Erfahrungen. Sambia offenbarte sich uns als ein Land voller Widersprüche, das noch einen weiten Weg vor sich hat. Vielleicht werden wir es in ein paar Jahren wieder bereisen, um zu sehen, was daraus geworden ist.


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