Eines
der letzten großen Abenteuer für uns Europäer ist die Erkundung Afrikas.
So oder so ähnlich hatten wir es irgendwo gelesen und dieses Abenteuer
hat uns fest im Griff.
Nach
intensivem Studium von zahlreichen Reiseführern und Reiseberichten im
Internet, monatelanger Planung, die bereits im Oktober 2006 begann und
wochenlang durchsurften Nächten stand endlich unsere neue Reiseroute
fest und wir konnten uns der Feinplanung widmen. Diesmal sollte unsere
Reise uns die Harnas-Farm in Namibia, das Central Kalahari Game Reserve
(CKGR), das Okavangodelta in Botswana, die Viktoriafälle und die Stanley
Safari-Lodge in Zambia, den Caprivi-Streifen und das Kaokoveld mit einem
Besuch der Himba und der Epupa-Falls erschließen.
Schon
im Dezember 2006 war der Flug gebucht, die ersten Lodges angezahlt,
der Mietwagen bei African Tracks reserviert und die Tour fertig geplant.
Nun mussten wir nur noch 9 Monate warten, bis wir endlich – diesmal
zu viert – auf Entdeckungstour starten konnten. Eine lange Zeit für
unsere Abenteuerlust und Sehnsucht nach Afrika.
30.
August 2007 Frankfurt - Windhoek
Auf zu neuen Abenteuern. Pünktlich um 22:30 Uhr startet unsere Maschine
ab Frankfurt und wir sind voller Erwartungen. Unser Gepäck hat sich
bis Frankfurt sowieso schon auf wundersame Weise von 49 kg auf 40 kg
abgespeckt und beim Checkin haben wir 4 zusammen nur noch 80 kg.
Dieses Problem hat sich also schon mal in Luft aufgelöst. Unsere gesamte
Fotoausrüstung wird staubgescannt und die Security schüttelt beim Durchleuchten
der 3 Taschen nur noch den Kopf und verweigert bei Gepäckstück Nr. 4
die Arbeit. Filme, Kameras, Kameras, Filme. Wir hatten Marc heute Mittag
noch schnell im Kauf einer Kamera bestärkt und so haben wir insgesamt
6 Kameras dabei, jede Menge Objektive und für uns viele viele Filme.
Alles wird gewissenhaft staubgescannt und der Typ bei der Staubkontrolle
will mit uns tauschen. Das Gewicht des Handgepäcks interessiert glücklicherweise
keinen Menschen. Gottseidank.
Der
Flug mit Air Namibia ist trotz einiger Turbulenzen gut wie immer und
auch handgepäcktechnisch haben wir kein Problem und bekommen alles problemlos
unter.
31.
August 2007 Windhoek
Dank des Rotweins zum Abendessen haben wir ganz gut geschlafen und
sind voller Tatendrang. Amos, ein Angestellter der Mietwagenfirma erwartet
uns am Flughafen und so kann es gleich losgehen. Die Verleihfirma ist
im Industriegebiet von Windhoek am Eros-(Inland)- Flughafen und wir
sind beeindruckt, mit wie viel Geduld sich 3 Leute um uns kümmern und
uns alle Details der beiden Wagen erklären. Valerie spricht sogar deutsch,
was die ganze Prozedur etwas erleichtert. Als Camping-Frischlinge müssen
wir auch den Aufbau des Dachzeltes erst einmal lernen (geht ganz easy)
und alle gemachten Zusagen zur Ausstattung der Fahrzeuge sind 100-prozentig
zutreffend. Die Dinge sind sauber, in gutem Zustand, die Schlafsäcke
wie neu und auch das Satellitentelefon steht für uns bereit. Die Wagen
sind 1 und 2 Jahre alt und machen einen guten Eindruck. Mal sehen, wie
es um die Zuverlässigkeit steht. Wir haben jeweils einen 140-Liter-Tank
(Diesel), 2 Ersatzkanister und auch sonst alles, was wir brauchen (hoffentlich).
Nach fast 3 Stunden können wir uns in den Linksverkehr stürzen. Für
Marc eine ganz neue Erfahrung. Die beiden Männer meistern es mit Bravour
und die anfängliche Verwechslung von Blinker und Scheibenwischer ist
nach einer kurzen Eingewöhnung schnell vergessen. Conny und ich nutzen
mit Begeisterung die beiden mitgebrachten Tchibo-Walkie-Talkies, die
nun so richtig strapaziert werden. Unsere Unterkunft in der Pension
Uhland ist wie immer zweckmäßig und nach dem Aus- bzw. Umpacken können
wir uns gleich dem Einkaufen widmen. Vorher müssen wir aber noch einen
Abstecher zu Joe`s Beerhouse machen, denn wir haben Hunger und das Frühstück
im Flieger war wirklich nicht so toll. Die Buschmann-Spieße bei Joe
sind noch immer gigantisch und sehr sehr lecker (7 Sorten Fleisch).
Sie geben uns genug Kraft für das anschließende Shopping. Wir haben
schließlich eine lange Liste von Dingen, die wir noch unbedingt besorgen
müssen. Angefangen bei A wie After Sun und Aufwaschmittel bis Z wie
Zahnpasta will eine (gut vorbereitete) Einkaufsliste abgearbeitet werden.
Zum Glück stehen uns dafür mehrere Supermärkte zur Verfügung. So vergeht
der Nachmittag sehr schnell und wir gehen relativ zeitig schlafen, denn
wir sind inzwischen alle doch recht müde.
1.
September 2007 Windhoek
Die restlichen noch fehlenden Dinge unserer Einkaufsliste die wir
für die Autos noch brauchen (Gurtspanner, Panzerklebeband, Arbeitshandschuhe),
finden wir in einem Baumarkt. Natürlich müssen wir nun auch (endlich)
das Craft Center noch genau inspizieren und Conny ist den Tränen nahe,
als ein (Holz-)Hippo, mit dem sie gerade dabei ist sich anzufreunden,
vor ihrer Nase einfach weggekauft wird. Nun wollen wir aber so ein Hippo!
Aber das ist gar nicht so einfach. Das eine ist schön, aber zu klein
und aus Eisenholz – also übergepäckverdächtig – das andere hat keine
schönen Ohren oder ist zu hell oder guckt doof. Es ist einfach unglaublich
schwierig ein Hippo zu finden, das vollkommen ist (das ist mit Hippos
wie mit Männern!). Auf dem Holzmarkt werden wir aber dann doch fündig
und ab sofort sind wir zu fünft. Unsere beiden Stöcke bekommen wir dort
auch und so sind alle glücklich. Da heute zum Samstag die meisten Geschäfte
schon um 14 Uhr schließen, ist unser Shoppingbummel schnell beendet
und wir nutzen den Nachmittag um die Autos reisefertig zu beladen. Am
Abend gehen wir wieder in Joe`s Beerhouse und sind froh, für heute reserviert
zu haben denn es dauert nicht lange und der Laden ist rappelvoll.
2.
September 2007 Windhoek – Harnas-Farm
Endlich ist es soweit und wir können auf Tour gehen. Die Wagen sind
reisefertig beladen und so starten wir direkt nach dem Frühstück. Unsere
heutige Etappe ist nicht sehr weit und führt uns zur Harnas-Farm. Schon
auf dem Weg aus der Stadt fängt Connys Walkie-Talkie an zu zicken und
wir beschließen, noch schnell am Airport ein ordentliches Funkgerät
zu mieten. Das war allerdings unser Wunschdenken. Es gibt keine. So
bastelt Conny ein wenig an dem Teil herum. Nachdem die Ursache für die
Funktionsstörung ausgemacht ist, gelingt es ihr auch, die Sprechtaste
zu überlisten und siehe da, es funktioniert wieder – mal sehen wie lange.
Bis Gobabis ist die Strecke geteert und die erste Gravel Road ist gut
zu befahren. In Harnas kommen wir gegen 14 Uhr an und sind die einzigen
Gäste. Das verstehe doch wer will. Wir hätten anderes erwartet. Die
Cottages sind sehr schön gelegen, nett ausgestattet und befinden sich
in unmittelbarer Nähe des Löwengeheges. So haben wir das Löwengebrüll
aus unmittelbarer Nähe und das hilft uns ungemein, später die Entfernung
abzuschätzen, wenn wir in der freien Wildnis Löwengebrüll hören.
Um
16 Uhr ist die Besichtigung der Farm und da wir die einzigen Gäste sind
können wir bestimmen, wie lange wir bei den einzelnen Tieren verweilen
wollen. Das absolute Highlight im Garten der Eigentümer ist der 23 Jahre
alte Gepard Goeters, der sich sofort von Uwe streicheln lässt und ihn
ausgiebig abschleckt. Uwe braucht sich heute nicht mehr waschen – er
ist sauber geleckt, total entzückt und bekommt nicht genug. Der Gepard
lässt auch keinen Zweifel daran, dass Uwe sein absoluter Favorit ist
und wir haben an dem Tag relativ wenig Chance,
ihm ebenso nahe zu kommen wie Uwe. Marc ist das alles noch nicht wirklich
geheuer und er hält noch sehr skeptisch den gebührenden Abstand.
Mindestens
genauso herzig sind aber auch die vielen Äffchen und die 3 Löffelhunde.
Die kleinen Äffchen sind so posierlich, wollen immer Küsschen geben
und strecken ihre Pfötchen durchs Gitter. Bauch kraulen lieben sie ganz
besonders und man findet eigentlich kein Ende, sich mit Ihnen zu beschäftigen.
Hier könnten wir ewig verweilen. Sehr beeindruckend sind aber auch die
beiden ausgewachsenen Löwen, die sich relativ frei in einem Teil des
Wirtschaftstraktes bewegen und Uwe kann es sich natürlich nicht verkneifen,
einen der Löwen wenigstens mal durch den Zaun zu streicheln. Da die
Tiere von Hand aufgezogen wurden, hält sich das Risiko dieser Aktion
in Grenzen.
Anschließend
fahren wir zusammen mit zwei Guides (Etosha und Lukas) und zwei Volontären
auf die Fütterungstour. Es werden die Paviane und Löwen gefüttert und
zum Sundowner verweilen wir am Löwengehege. Bei Savanna und Löwengebrüll
lassen wir einen beeindruckenden Tag zu Ende gehen und genießen diesen
Sound, der für uns das schönste Geräusch der Wildnis überhaupt ist.
Hier sind wir eins mit der Natur und viel zu schnell müssen wir zurück
ins Camp denn es wird sehr schnell sehr dunkel.
Nach
dem Abendessen gehen wir relativ zeitig zu Bett und lassen – wie immer
– die Fenster weit offen, damit uns diese ganz besondere Stille, die
nur von Tiergeräuschen und dem Gebrüll der Löwen unterbrochen wird,
erhalten bleibt. Ich bin gerade eingeschlafen, als plötzlich irgend
etwas neben meinem Kopf ins Bett springt und ich bin ziemlich erschrocken.
Als Uwe das Licht anmacht, sitzt mit Unschuldsmiene eine der Katzen
in meinem Bett und will wohl mit unter meine Decke. Das geht so aber
nicht und Uwe hat die alternative Idee. Er nimmt eine der Kuscheldecken
die wir nicht brauchen, legt sie auf die Sitzbank vor dem Fenster und
morgens haben es sich dort 2 Katzen schön gemütlich gemacht.
3.
September 2007 Harnas Farm
Heute morgen gehen wir wieder mit auf die Fütterungstour zu den
Affen, Löwen, Leoparden, Carakals und Geparden. In das Gepardengehege
fahren wir hinein und werden sofort von 12 Geparden umringt. Da
wird es Marc schon ziemlich mulmig, aber er versteckt sich hinter seiner
Kamera und vergisst dort seine Angst, denn die Nähe zu diesen herrlichen
Katzen ist einfach zu beeindruckend. Wir wären am liebsten ausgestiegen,
um den Tieren noch näher zu sein und viel zu schnell ist das Futter
für die Geparden verteilt und diese Magie vorbei.
Im
Gehege der Wildhunde muss die Futterstelle sauber gemacht werden und
so muss einer der Volontäre, die nicht gerade gut gelaunten Wildhunde
mit einem Stock auf Distanz halten, während der Guide die Futterstelle
säubert. Eine nicht ganz ungefährliche Aktion. Schließlich sind die
Tiere hungrig und eine ziemlich verrückte Meute. Auch einer der Löwen
hat heute richtig schlechte Laune und kommt mit vollem Speed hinter
dem Zaun auf mich zu gerannt, um kurz vor dem Zaun abzubremsen. Lukas
ist über meine Reaktion begeistert, mit der ich einen Satz zurück gemacht
habe aber eigentlich hätte ich das langsam tun müssen. Gut gesagt -
daran muss ich noch arbeiten! Eine der Meerkatzen überrascht mit ganz
frischem Nachwuchs und man kann das kleine Baby kaum sehen, so winzig
ist es. Das hatten auch die beiden Guides noch nicht entdeckt. Nicht
minder beeindruckend sind die Carakals in ihrem großen Freigehege. Diese
Wüstenluchse mit ihren markanten Büscheln am Ohr haben eine wunderschöne
Zeichnung im Gesicht und wir sind froh, diese herrlichen Raubkatzen
einmal so nah erleben zu können.
So
viele Erlebnisse machen hungrig und zurück im Camp fallen wir erst einmal
über eine Portion Spaghetti Bolognese her. Voll lecker. So gestärkt
genieße ich das Treiben am großen Affengehege und vergesse beim fotografieren,
dass dort auch Strom drauf ist. Erschrocken über den doch recht kräftigen
Stromschlag bin ich zukünftig etwas vorsichtiger. Zum Glück hat die
Kamera nichts abbekommen. Wir verbringen den Nachmittag bei den Äffchen,
die die Volonteers abends frisch gewickelt mit in ihre Unterkünfte nehmen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass einen so ein Affe ganz schön auf Trab
hält. Einer der Affen – der Ausbrecherkönig – ist superschlau und wir
schauen ihm lange bei seinem Spiel mit den Steinen zu. Es ist unglaublich,
wie klug diese Tiere sind. Auch er liebt die Nähe zum Menschen und hängt
sich zwischendurch an das Käfiggitter, damit wir ihm den Bauch kraulen
können. Er genießt es sichtlich.
Neben
den Affen gibt es hier im Garten noch eine Vielzahl anderer Tiere zu
bestaunen. Auf der Wiese grasen 2 Strauße, von denen einer abends einen
verrückten Tanz aufführt, als wäre er auf Ektasie,
ein Buschbock und ein Impala fressen einem praktisch aus der
Hand, viele Schildkröten laben sich am grünen Gras und ein großes Rudel
Mangusten wohnt auch hier. Als Uwe bäuchlings die Mangusten fotografiert,
klettern sie auf ihm herum und beschnuppern ihn von allen Seiten. Sie
kosten sogar an seinem Finger, ob er schmecken könnte und schauen auch
im Objektiv nach, ob es da etwas Essbares gibt. Wir lachen uns schlapp
über dieses lustige Bild. Im kleinen Teich leben noch zwei ausgewachsene
Krokodile und im angrenzenden Gehege sind weitere Geparden zu Hause.
Inzwischen
sind 2 weitere Gäste angekommen und so verkürzen wir unsere Abendtour
heute. Wir wollen mit Goeters schmusen und die Löffelhunde streicheln.
Ansonsten können wir uns hier gut allein beschäftigen. Fotomotive gibt
es genug. Die Löffelhunde schlafen vor lauter Begeisterung über das
Kraulen fast ein und sind einfach nur knuffig, (auch wenn ihre „Zähnchen“
etwas anderes sagen). Goeters wird wieder ausgiebig geherzt und auch
Marc überwindet sich heute und nähert sich ihm auf Streicheldistanz.
Ein beeindruckendes Erlebnis.
Wir lassen den Abend bei einem Savanna gemütlich ausklingen.
Die Katzen schlafen heute Nacht bei den neu angekommenen Besuchern.
4.
September 2007 Harnas Farm – Ghanzi
Wir stehen bei Sonnenaufgang auf und die Tiere kommen bis an das
Cottage. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von den Äffchen und
können noch zuschauen, wie die gerade mit vollen Windeln von den Volontären
wieder am Käfig abgegeben werden. Hier auf der Farm sind viele San beschäftigt
und einige der San-Frauen sind gerade dabei, den Äffchen die randvollen
Windeln abzunehmen und ihnen mit Wasser den Po zu reinigen. Keine sehr
angenehme Arbeit und still halten die dabei auch nicht gerade. Ich möchte
so eine Ladung wirklich nicht nachts im Bett haben. Dennoch ist die
Arbeit mir den Tieren für die jungen Leute mit Sicherheit eine ganz
tolle Erfahrung, die auch prägt.
Unser
heutiges Tagesziel ist Ghanzi, als Ausgangspunkt für das CKGR. Dazu
müssen wir die Grenze nach Botswana passieren. Wir fahren zurück bis
Gobabis und dann auf dem Trans-Kalahari-Highway bis Ghanzi. Unterwegs
ist absolut nichts los und der Grenzübertritt ist problemlos. Vor der
Grenze tanken wir noch einmal voll.
Ghanzi
ist ein ziemlich heruntergekommenes Nest mit vielen San, die aus der
Kalahari zwangsumgesiedelt wurden. Entsprechend groß sind die Probleme
und vor dem Bottle Store herrscht großer Andrang. In Ghanzi eine geeignete
Unterkunft zu bekommen war recht schwierig. Die angemailten Lodges haben
nie geantwortet und so haben wir uns für die eine Nacht im Kalahari
Arms Hotel einquartiert. Die Chalets sind ok aber Essen wollen wir in
dem Restaurant nicht. Jede Bahnhofskneipe hat mehr Flair und sauber
ist etwas anderes.
Zuerst
müssen wir uns mit botswanischen Pula versorgen und der bewachte Geldautomat
vor der Barclay-Bank macht einen vertrauenswürdigen Eindruck. Wir heben
4.000 Pula ab und der Automat spuckt 3.000 Pula aus. Auf dem Quittungsbeleg
stehen aber 4.000 Pula. Klasse, jetzt haben wir ein Problem und 1.000
Pula zu wenig. Gerade in dem Moment ist der Security-Mensch nicht da
und so marschieren wir schnurstracks in die Bank. Das dauert und dauert.
Inzwischen gehen Conny und ich in den angrenzenden Supermarkt und machen
den Großeinkauf zum Überleben in der Kalahari, denn die nächsten 2 Nächte
werden wir im CKGR campen. Dort sind wir völlig auf uns gestellt und
müssen also unsere Gedanken zusammen nehmen, dass wir alles dabei haben
und nichts vergessen. Die Steaks sind Super-XXL und auch sonst bekommen
wir alles Notwendige. Allerdings ist das Obstangebot ziemlich mager
und irgendwie sind die hier alle etwas lustlos. Wir haben gerade alles
beisammen, als endlich auch Uwe und Marc kommen. Die Bank hat zugesagt,
in einer Stunde einen Kassensturz am Geldautomaten zu machen und dann
werden wir sehen, wie es weitergeht und was mit unseren fehlenden 1.000
Pula wird. So etwas sei noch nie vorgekommen. Klar, wer hebt hier auch
4.000 Pula ab??? Da Marc mit seiner Kreditkarte an den meisten Automaten
kein Geld bekommt, brauchen wir aber eben größere Mengen Bargeld.
Als
die Männer nach den 3 Stunden noch einmal zur Bank gehen, die glücklicherweise
schräg gegenüber vom Hotel ist, waren beim Kassensturz tatsächlich die
1.000 Pula zu viel in der Kasse und so bekommen sie das fehlende Geld
unproblematisch ausgehändigt. Das war echtes Glück und Marc kann es
kaum fassen, wie unkompliziert das ging. Wir hatten ehrlich gesagt auch
nicht damit gerechnet. Es war schon Glück, dass die Bank gleich nebenan
ist. Wir werden in Zukunft nur noch an solchen Automaten Geld abheben.
In
der Zwischenzeit haben wir noch den Ghanzi Craft Shop durchstöbert und
einige hübsche Handarbeiten der San gefunden. Der Schmuck aus Straußeneierschale
ist wirklich schön und muss natürlich mit. Unser Buschmann Uwe bekommt
schon mal sein Jagdwerkzeug. Eine Tasche mit Speer, Pfeilen und Bogen.
Jetzt
gilt es für heute nur noch unser Problem des Abendessens zu regeln.
Klar ist, dass wir das Restaurant boykottieren werden. Eine kurze Rundfahrt
durch den Ort macht schnell deutlich, dass die im Reiseführer angegebenen Beschreibungen
total überholt und nicht mehr existent sind. Tasty Chicken gibt es nicht
mehr und so beschließen wir, auf Selbstversorger umzusteigen. Wir besorgen
uns im Supermarkt noch schnell ofenfrisches Brot, Würstchen und Käse
und essen im Garten des Hotels an einem der Picknickplätze.
5.
September 2007 Ghanzi – Piper Pan
Eigentlich hatten wir heute morgen gehofft, im Supermarkt um 8:00
Uhr noch einmal ofenfrisches Brot zu bekommen. Doch das ist noch lange
nicht fertig. So bleibt uns nur das gestrige Brot und dann starten wir
ins CKGR. Die Gravel Road bis New Xade ist ganz gut und dann endet der
Weg in New Xade in der Siedlung der San. Rechts zeigt ein großer Wegweiser,
der nicht zu übersehen ist, den Weg ins CKGR. In die Richtung, in die
der Wegweiser zeigt, geht aber keine Straße. Man sieht lediglich einen
schmalen tiefsandigen Weg, mehr oder weniger zugewachsen und eine Fahrzeugspur,
die möglicherweise von gestern oder vorgestern ist. Wir fahren diesen
Weg ein Stück und kämpfen uns durch den Tiefsand. Der Weg bessert sich
nicht und unsere Zweifel werden größer. Das kann doch nicht der richtige
Weg sein. Wir beschließen umzudrehen und noch einmal nach dem richtigen
Weg zu suchen. Wahrscheinlich hat so ein Witzbold das Schild umgedreht.
Da wir gerade die Luft etwas abgelassen hatten, um besser durch den
Tiefsand zu kommen, muss erst einmal wieder die Luft aufgepumpt werden.
Zum Glück haben wir in Windhoek noch einen Kompressor erstanden, denn
das Aufpumpen von Hand ist echt mühsam und langwierig. Trotzdem kostet
uns diese Aktion viel kostbare Zeit. Nachdem der Luftdruck wieder stimmt,
drehen wir eine Runde durch New Xade, um nach dem richtigen Weg zu suchen.
Das GPS weist zwar auch in die Richtung des Wegweisers aber wo ist die
Straße? Die breite Gravelroad jedenfalls verliert sich in New Xade und
wir ahnen, dass jetzt ein besonderes Erlebnis auf uns zukommt. Wir fahren
wieder am Wegweiser vorbei und es wird klar, dass man den nicht umdrehen
kann. Diese Piste ist der Weg! Also wieder Luft ab und noch mal ein
Versuch, diese Piste zu befahren. Wir haben zwar viel Spaß und werden
in jede Himmelsrichtung geschüttelt, aber das 70 km lang ist schon heftig.
Mitten im Nichts bei Old Xade stoßen wir plötzlich auf 3 Grashütten
und ein paar San, die sich offenbar der Umsiedlung widersetzt haben.
Es mutet sehr komisch an und leider fehlt uns die Zeit um anzuhalten.
Nach vielen mühsamen Tiefsandkilometern stehen wir endlich am Gate des
CKGR. Doch hier ist der „Spaß“ noch lange nicht zu Ende. Bis zum Campsite
Piper Pan erwarten uns noch 110 km und so langsam wir die Zeit knapp.
Zwischendurch müssen wir immer wieder einmal anhalten, weil die beiden
Reservekanister auf jedem Fahrzeug durch das ständige Geruckel locker
werden und einige auch auslaufen. Ein paar Mal müssen die Männer die
Kanister fest zurren, mit Panzerklebeband zukleben und wieder richtig
platzieren. Nur gut, dass wir sie gleich von Anfang an auf den Dachgepäckträger
gepackt haben. Das wäre auf der Ladefläche eine schöne Schweinerei geworden.
Überhaupt haben wir ja etwas dazu gelernt und diesmal unser ganzes Gepäck
in große Plastikmüllsäcke gepackt. Das sieht zwar komisch aus aber der
Dreck bleibt wenigstens größtenteils am Sack hängen.
Unterwegs,
wir glauben es kaum, begegnet uns ein Rangerfahrzeug und die Ranger
machen uns darauf aufmerksam, dass einige Kilometer weiter links eine
Löwin im Gebüsch direkt an der Straße sitzt. Unsere erste Löwin! Wir
suchen uns die Augen aus dem Kopf. Meinten sie von sich aus links oder
von uns aus? Vorsichtshalber suchen wir alles ab und da liegt sie –
hellwach, ziemlich groß, verhältnismäßig dunkel und im Schatten. Sie
hat keine Lust auf unser Interesse und trottet nach kurzer Zeit davon.
Leider haben wir nicht so viel Zeit, weiter abzuwarten. Warum war sie
so wach und aufmerksam, hatte sie vielleicht Nachwuchs? Schade, wir
erfahren es nicht, denn wir müssen weiter. Auf uns warten noch ca. 70
km Tiefsand und wenn es dunkel wird, ist so eine Strecke nicht zu bewältigen.
Endlich
sind wir am Gate und erfahren, dass diesen Monat schon 3 Touristen (!)
an diesem Gate waren. Wow, welcher Zustrom! Bitte wieso war dann lt.
Department of Wildlife and National Parks Maun angeblich die Campsite
ausgebucht?? Das Registrierungsbuch reicht hier ein paar Jahre und geht
zurück bis zum Jahr 2005.
Vom
Gate aus haben wir noch ca. 1 Stunde Fahrzeit bis zur Piper Pan und
erreichen sie gerade kurz vor dem Sonnenuntergang. Dem Honigdachs, den
wir unterwegs auf der weiten Grasebene sehen, können wir leider keine
weitere Aufmerksamkeit widmen, obwohl es sehr selten ist, dass man diese
nachtaktiven Tiere im schönen Abendlicht zu sehen bekommt. Zu diesem
Zeitpunkt können wir noch nicht abschätzen, wie weit wir noch fahren
müssen. Im Nachhinein bedauere ich sehr, nicht doch angehalten zu haben.
So
richtig können wir nicht erkennen, wo denn nun die Campsite ist. Auf
jeden Fall stehen wir mitten in der Pfanne, sehen Fahrspuren und die
Reste einer Feuerstelle und beschließen, dass dieser herrliche Platz
in der weiten Ebene mit dem golden schimmernden Gras unser Nachtlager
wird. Hier ist unser Stellplatz 1 und 2. Also Fahrzeuge so ausgerichtet,
dass wir morgen Früh in den Sonnenaufgang gucken können und dann schnell
die Zelte aufgebaut und Feuer gemacht. Die Zeit reicht gerade noch für
einige wenige Fotos vom Sonnenuntergang und dann grillen wir uns unser
Abendessen. Es gibt Steaks und Kartoffeln mit einer leckeren Käsecremesoße
und natürlich Savanna. Schnell noch die Taschenlampen griffbereit gelegt
und die Stirnlampen herausgekramt und dann können wir den wunderschönen
Sternenhimmel mit der Milchstraße auf uns wirken lassen. In der Ferne
blinken beim Anleuchten ein paar Augen, aber ansonsten ist nicht viel
los. Einige Tiergeräusche können wir (noch) nicht zuordnen und das Löwengebrüll
ist ganz weit weg. Wir genießen die unendliche Weite und absolute Stille
unter Millionen von Sternen und gehen relativ früh schlafen. Die Fahrt
war doch ganz schön aufreibend. Nachts hören wir die Löwen brüllen und
den Cry of the Kalahari – das Heulen der Schakale. Diese Einsamkeit
ist etwas ganz Besonderes.
6. September 2007 Piper Pan – Sunday Pan (CKGR)
Unser Tagesrhythmus passt sich der Natur an. Aus dem Dachzelt
heraus genießen wir den Sonnenaufgang und kriechen dann aus unseren
Schlafsäcken. Nachts so in der 3. oder 4. Stunde war es etwas frisch
aber der tolle Sonnenaufgang entschädigt sowieso dafür. Zum Frühstück
gibt es Rührei. Eine Herde Kudus flaniert in nächster Nähe an uns vorbei.
Die Tiere haben überhaupt keine Scheu. Das trockene Grasmeer der Pfanne
leuchtet golden im ersten Sonnenlicht. Gegen 9:00 Uhr sind wir startklar
und fahren weiter zur Sunday Pan. Dort haben wir die Campsite für die
nächste Nacht reserviert.
Am
Rand der Pfanne kommen wir dann am eigentlichen Stellplatz der Piper
Pan vorbei. Dort gibt es zwar Buschdusche und Buschtoilette, aber die
Aussicht ist längst nicht so schön wie auf unserem Stellplatz vergangene
Nacht. Unterwegs treffen wir auf Erdhörnchen, die wir noch ein wenig
fotografieren. Die kleinen Nager sind einfach zu niedlich und ich könnte
ihnen stundenlang zusehen. Bevor wir in Richtung Sunday Pan weiterfahren,
folgen wir noch ein Stück dem Piper Pan Loop, treffen aber außer einem
Schakal nichts Aufregendes.
Bis
zur Sunday Pan sind es 167 km und wir fahren durch das legendäre Deception
Valley. Das Valley ist eine Pfanne von ca. 60 km Länge und hier sehen
wir auch einiges Wild. Die Tiere sind sehr, sehr scheu und nicht wirklich
gut zu fotografieren. Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass man sich
hier wohl fühlt. Das Tal ist wunderschön und Marc und Delia Owen hatten
tatsächlich ein ganz besonderes Glück, in dieser Gegen ihre Forschung
zum Verhalten der Tiere machen zu können. Wir treffen heute immerhin
auf 9 Autos.
Unterwegs
fahren wir an diversen Campsites vorbei. Darunter Lethiahau, Lekhubu
und Kori. Wir sehen nur ein Wasserloch, das noch Wasser hat. Alle anderen
Löcher sind ausgetrocknet und es ist alles staubtrocken. Beim Prüfen
der Reservekanister holt sich Uwe an einem der Dachgepäckträger eine
oberflächliche Schürfwunde an der Brust, die später gut als Verletzung
beim Kampf mit dem Löwen durchgeht. ;-)
Inzwischen
sind wir ziemlich eingestaubt, um nicht zu sagen sauschmutzig, haben
ständig dreckige Hände, tragen unsere Klamotten den 4. Tag in Folge,
sehen aus wie die Schw... , riechen nach Rauch und fühlen uns sauwohl.
Fakt ist, hier waren wir nicht das letzte Mal und schon jetzt bedauern
wir, nicht mehr Zeit für diese herrliche Gegend eingeplant zu haben.
Wir möchten diese Gegend unbedingt auch mal nach der Regenzeit sehen,
wenn alles grünt und blüht und die Landschaft ein völlig anderes Gesicht
bekommt. Die Ruhe und das Feeling hier begeistern uns total und auch
an das Campen können wir uns gut gewöhnen.
Am
Campingplatz Sunday Pan ist nichts los und wir sind auch hier die Einzigen.
Immerhin gibt es auch hier Buschdusche (einen Eimer mit Löchern) und
Buschtoilette (Plumpsklo). Es gibt aber auch kaum Tiere und sogar die
Vögel sind rar. Leider ist die Pumpe am Wasserloch defekt und auch Uwe
kann daran nichts ändern, obwohl er gern eine Dieselspende abgegeben
hätte, damit die Pumpe wieder läuft. Das Problem ist wohl gravierender.
Conny
und ich sammeln inzwischen noch etwas Holz für das abendliche Lagerfeuer,
das dann für ein Großfeuer reicht. Jetzt können wir unsere Zelte aufbauen
und das Abendessen grillen. Erst jetzt realisiere ich die unbekannten
Geräusche, die tausendfach als Konzert zu hören sind. Es sind die Barking
Geckos, jene bellenden Geckos, denen wir schon in der Namib begegnet
sind. Es gelingt mir noch einige ihrer Löcher zu finden aber dann wird
es leider schon zu dunkel, um sie noch fotografieren zu können. So bleibt
uns nur, dem wunderschönen Geckokonzert zu lauschen, das die ganze Ebene
erfüllt. Ich bin unendlich traurig, dass ich mich nicht schon gestern
daran erinnert habe und außerdem hatte ich es doch gelesen, dass der
Barking Gecko hier in der Kalahari anzutreffen ist. Schon das allein
ist ein Grund noch einmal hierher zurück zu kommen.
7.
September 2007 Sunday Pan –
Leroo la Tau
Heute Nacht haben wir leider gar keine Tiere gehört. Lag
es daran, dass wir so fest geschlafen haben oder gab es keine Tiere
hier in der Nähe? Leider müssen wir heute früh beim Versuch Wasser zu
kochen feststellen, dass wir gestern eine Dichtung für den Gaskocher
verloren haben. Damit ist ein Gaskocher out of order. Dann geht eben
heute alles etwas langsamer und wir können nicht synchron kochen. Rührei
gibt es trotzdem und obwohl die Pisten bisher alles andere als sanft
waren, haben wir noch keinen einzigen Bruch gehabt. Alle Eier und alle
Flaschen sind wohlbehalten – toi, toi, toi.
Langsam
finden wir unseren Rhythmus und um 9:00 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir
fahren zurück bis zum Deception Valley und auf der Cutline Road aus
dem CKGR. Die Piste unterwegs staubt ganz gewaltig und manchmal verschwindet
ein Auto vollständig in einer Staubwolke. Wieder werden wir ordentlich
durchgeschüttelt. Das in kurzen Intervallen folgende Auf und Ab macht
jeder Achterbahn Konkurrenz und die Beschilderung ist durchaus optimierbar.
Tiere bekommen wir heute fast keine zu sehen, aber vielleicht sehen
wir sie ja in dem Staub auch einfach nicht.
Trotzdem
hat die Landschaft einen ganz besonderen Charme und diese Einsamkeit
und unberührte Natur ist für uns etwas ganz Besonderes. Dabei ist das
CKGR größer als Dänemark. Gerade fangen die ersten Akazien an zu blühen
und verströmen einen betörend intensiven Duft.
Der
Weg aus dem CKGR führt uns über Rakops und gerade als wir wieder auf
die Hauptstraße fahren wollen, fasziniert uns eine gewaltige Windhose.
So vergessen wir, in den Ort zu fahren um aufzutanken und machen uns
statt dessen gleich auf den Weg zur Leroo la Tau-Lodge. Erst unterwegs
wird uns unser Fehler bewusst und die nächste Tankstelle ist erst in
Maun. Zwar haben wir noch genug Diesel aber besser ist besser. So wenden
wir noch einmal und fahren die 20 km zurück nach Rakops. Dort haben
wir einige Mühe in dem Kaff die Tankstelle zu finden. Laut Reiseführer
wird diese Tankstelle noch von Hand betrieben. Falsch, die Tankstelle
hat gerade brandneue Shell-Zapfsäulen bekommen, die noch einbetoniert
werden. Vor lauter Begeisterung über diese Neuerung hatten sie vergessen,
Treibstoff nachzubestellen und nun haben sie zwar neue Zapfsäulen aber
keinen Diesel. Tja, wir sind hier in Afrika. Hoch gelobt sei unser 140-Liter-Tank.
So nehmen wir das gelassen und machen uns auf den Weg zur Leroo la Tau-Lodge
am Boteti. Insgesamt hinterlässt Rakops einen merkwürdigen Eindruck
und dass nur ca. 100 km weiter eines der größten Diamantvorkommen lagert,
sieht man dem Ort nun wirklich nicht an.
Bis
zur Leroo la Tau-Lodge ist es nicht mehr weit und die Straße ist geteert.
Wir müssen nur auf die Kühe und Ziegen aufpassen und die Abfahrt nicht
verpassen. Allerdings fehlt eine Beschilderung und man vermutet hier
nicht gerade eine Luxuslodge. Mehr nach Gefühl fahrend (und vom GPS
darin bestärkt) finden wir die Lodge dennoch gut und stellen fest, dass
wir neben einem älteren australischen Ehepaar schon wieder die einzigen
Gäste sind. Die reisen morgen ab und dann sind wir hier allein. Das
stört uns aber gar nicht und so haben wir wunderbare Ruhe.
Das
Management der Lodge hat zum 01.09.07 gewechselt und wir werden mit
der Erklärung begrüßt, dass hier viel renoviert werden muss aber wir
schon ein Bett zum schlafen finden werden. Na toll bei dem Preis! Bis
zu unseren Zelten , die gut ausgestattet sind, erhalten wir Geleitschutz.
Es treibt sich ein Löwe auf dem Gelände herum. Das kann ja heiter werden,
wenn wir jeden Pubs nur in Begleitung lassen dürfen. Wir begeben uns
gleich auf unseren Abenddrive, der uns in das herrliche, breite Flussbett
des Boteti führt, das seit 25 Jahren trocken liegt. Die Aussicht von
der Lodge auf das Flussufer ist toll. Viele Zebras grasen hier. Wir
sehen 2 Krokodile in einem kleinen Wassertümpel bzw. eines in der steilen
Uferwand. Bis dahin hatten wir nicht gewußt, dass Krokodile so gut klettern
können. Aber auch viele Gnus, Schakale, ein paar Impalas, 1 Elefanten,
Hippos, 2 Ginsterkatzen, Stein- und Buschböcke, Wollkopf- und Kappengeier,
Meerkatzen, 1 Giraffe und viele Vögel können wir beobachten. Insgesamt
ist der Tierreichtum hier im Flussbett enorm und wir hätten es so nicht
erwartet.
Die
Lodge ist etwas unorganisiert und irgendwie scheint hier alles ziemlich
langsam zu gehen. Immerhin müssen wir nach der Ankunft vom Drive noch
fast 1 Stunde warten, bis wir endlich Abendessen bekommen. Das ist nicht
wirklich luxuriös und rechtfertigt nicht den hohen Preis. Gut, wir werden
satt. Ins Bett werden wir wieder geleitet und die Zeit reicht gerade
noch bei spärlichster Beleuchtung rasch zu duschen, bevor der Generator
abgeschaltet wird. Dafür sind die Betten XXL-Größe und wir schlafen
super....
8.
September 2007 Leroo la Tau
bis uns morgens Löwengebrüll in unmittelbarer Nähe unseres
Zeltes weckt. Leo scheint vor der Tür zu sitzen. Es dauert auch gar
nicht lange, werden wir zum Morgendrive abgeholt. Uns vorher zu wecken
(wie vereinbart), wurde unterlassen, weil die Angestellte Angst vor
dem Löwen hat. So springen wir ungewaschen und ungekämmt in unsere Klamotten,
die eh schon in der Ecke stehen. Macht aber nichts, da stehen wir drüber.
Wir sind hier in Afrika und nicht auf dem Model-Contest. Der Morningdrive
führt wieder direkt ins Boteti-Delta und dort stoßen wir auf einen frischen
Zebra-Riß und zwei halbstarke Löwen. Daneben lagern schon die Geier
und warten darauf, die Reste übernehmen zu dürfen. Mehr zum Fun jagen
die beiden Löwen dann noch ein Gnu, das gerade trinken will, aber das
Gnu bleibt den Beiden nichts schuldig und die Frage ist, wer jagt hier
wen? Eine sehr beeindruckende Vorstellung die zeigt, dass die Rollen
nicht immer klar verteilt sind.
Das
Licht ist für diesen Spott noch nicht wirklich optimal und grundsätzlich
bleibt der Fahrer auch in viel zu großer Distanz stehen, als dass gute
Bilder möglich wären. So bleibt es eher beim Beobachten dieser Szenen.
Ansonsten bietet die Tour heute außer ein paar Hippos, vielen Zebras
und den Kuhantilopen nicht viel.
Nach
der Rückkehr ins Camp gibt es dann ca. eine Stunde später auch „schon“
Frühstück. Die neuen Manager sind gerade dabei die Lodge, die jetzt
zu Desert and Delta African Secrets Safari gehört, neu zu strukturieren.
Wir könnten auch eine Menge guter Ideen beitragen, wie man hier ein
erfolgreiches Konzept umsetzt. Schließlich haben wir schon sehr gut
funktionierenden Service erlebt und die Lage der Lodge ist wirklich
toll. Mit dem vorhandenen Personal ist das allerdings harte Arbeit.
Wir
verdümpeln den Nachmittag bei Savanna, beschließen morgen der Nxai Pan
mit den Baines Baobabs noch einen Besuch abzustatten und warten auf
den Abenddrive. Eigentlich sind wir jetzt auch so richtig neugierig
geworden auf die Makgadikgadi-Pan, die sich an das gegenüberliegende
Ufer des Boteti anschließt. Als ich einige Zeit später nach Uwe sehen
will, ist der verschwunden und nur das große Objektiv steht noch auf
dem Plateau. Hilfe, wo ist mein Mann??? Ein Stück entfernt wird noch
fleißig an der Pumpe für das Wasserloch gearbeitet und durch das Tele
kann ich sehen, wo mein Mann abgeblieben ist. Meinen Ingenieur hat die
Neugier geplagt und er beguckt sich die Arbeiten an der Pumpe für das
Wasserloch näher. War eigentlich klar, dass ihn das interessiert und
entsprechend beeindruckt von den bescheidenen Mitteln, die den Leuten
zur Verfügung stehen, kommt er einige Zeit später zurück.
Der
Abenddrive bietet das nun schon gewohnte Spektrum an Tieren. Die 7 Hippos
werden sogar mit einer Extraportion Heu/Stroh gefüttert und so erleben
wir sie auch außerhalb des Wassers. Wir bleiben die einzigen Gäste in
der Lodge und zusammen mit dem verbliebenen Personal (die Meisten haben
sich frei genommen) essen wir zu Abend und werden dann ins Bett geleitet.
Zügig wird der Generator abgedreht. Weit in der Ferne hören wir wieder
die Löwen brüllen und die Schakale heulen. Für uns der schönste Sound
Afrikas.
9.
September 2007 Leroo la Tau
– Maun
Wir lassen uns um 5 :30 Uhr wecken und hören die Löwen
in weiter Entfernung brüllen. Es gibt hier sehr viele Vögel und die
zwitschern vielfältig – ein wunderbares Konzert. Es bleibt uns noch
die Zeit, den Sonnenaufgang zu fotografieren und eine Inspektion der
Fußabdrücke am Wasserloch vorzunehmen. Heute Nacht war ein Leopard zu
Besuch und 2 Hippos haben hier geschlafen. Das Wasserloch wird also
gut angenommen.
Nach
dem Frühstück brechen wir auf und steuern die Nxai Pan an. Wir nehmen
eine Abkürzung quer durch die Makgadikgadi Pan und sind auch von dieser
Pfanne begeistert. Ein wenig ist die Gegend mit der Kalahari vergleichbar
und wird von riesigen weißen Salzpfannen durchsetzt. Tiere sehen wir
wenig, weil kein Wasser in der Nähe ist.
Kurz
vor den Baobabs, Uwe hat gerade vom Dach aus fotografiert, tritt er
beim Abstieg die hintere Scheibe aus der Fassung. So basteln wir im
Teamwork ca. 1 Stunde, um die Scheibe samt Rahmen wieder richtig reinzufummeln.
Zwischendurch kommt natürlich prompt ein Auto der Nationalparkbehörde
vorbei und verlangt nach unserem Permit. Um das zu bekommen müssen wir
aber erst 17 km übelster Piste zum South Gate der Nxai Pan. Den Jungs
ist es nicht möglich, uns ein Permit auszustellen, nur unsere Autonummern
notieren sie. Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als noch zum South
Gate zu fahren, um dort unseren Eintritt zu entrichten. Eine total bekloppte
Regelung. Zwischendurch kommt noch ein anderes Auto und bietet uns Hilfe
an aber bei dem Gebastel brauchen wir vor allem Geduld. Irgendwann schaffen
wir es mit vereinten Kräften und der Rahmen mit Scheibe sitzt wieder
so, wie es sein muss.
Die
Baines Baobabs sind aber wirklich einen Besuch wert und zählen nicht
zu unrecht zu einem „Must“. Die uralten Affenbrotbäume in der weißen
Pfanne bei stahlblauem Himmel sind ein überwältigender Anblick. Nachdem
wir alles ausgiebig besichtigt und vor allem fotografiert haben, treten
wir den Rückzug an.
Der
Weg besteht häufig aus Tiefsandpassagen und auf halber Strecke treffen
wir auf das Fahrzeug, das uns vor knapp 2 Stunden Hilfe bei der Reparatur
unserer Scheibe angeboten hatte. Lorenzo saß seit mehr als einer Stunde
bei brütender Mittagshitze im Tiefsand fest und war überglücklich uns
zu sehen. Er und seine Frau hatten schon kräftig geschaufelt aber nicht
berücksichtigt, dass der Hilux in der Mitte voll aufsitzt und auch bei
freien Rädern so nicht loskommt. Sie hatten sich so richtig aufgeschaukelt
und festgefahren. Dank intensiven Studiums einiger Reiseberichte ist
die Lösung sofort klar – drumherum fahren und rausziehen. Gesagt, getan.
Die Männer legen noch die Mitte der Vorderachse etwas frei und dann
zieht Uwe ihn mit relativ wenig Anstrengung aus dem Sand. Seitdem haben
wir italienische Freunde und Lorenzo lädt uns spontan zu einem Bier
in seine Firma ein. Er erzählt uns noch, dass seine Firma ICC (Italtswana
Construction Company) in nächster Zeit auf der Campsite der Baines Baobabs
Sanitäranlagen baut und auch andere Campingplätze mit neuen Sanitäranlagen
ausgestattet werden. Schon allein diese Nachricht ist für uns Lohn genug
für unsere Hilfe. Leider müssen wir noch unser Permit bezahlen fahren
und so plaudern wir noch etwas mit Lorenzo und setzen dann in der Kolonne
mit Lorenzo an der Spitze unsere Fahrt fort. Der fährt jetzt ziemlich
vorsichtig und als Uwe etwas zu nah an ihn heran fährt, passiert es.
Jetzt sitzen wir im Sand fest. Sofort hält Lorenzo an und kann sich
nun gleich revanchieren. Wir haben jede Menge Spaß. Am Abzweig zum South
Gate trennen sich dann unsere Wege und versorgt mit einer Menge guter
Ratschläge, wie wir die nächsten 17 km übelster Holper-/Buckel-/Tiefsandpiste
überstehen könnten, starten wir, „...eine der übelsten Straßen in Botswana“
(so der Reiseführer) zu bezwingen.
Die
Piste macht ihrem Ruf wirklich alle Ehre und mit jedem Kilometer steigt
unsere Wut über diese kranke Aktion. Warum kann man nicht am Eingang,
bevor man zu den Baobabs abbiegt, Eintritt entrichten? Wir sind ja gern
bereit, Eintritt zu bezahlen aber es ist doch völlig hirnrissig, dafür
17 km hin und wieder zurück zu fahren. Gut, in Deutschland würde man
die 17 km auf einer Backe fahren, aber hier ist das eine halbe Expedition,
die uns mehr als 1 Stunde Zeit kostet - wenn wir uns nicht festfahren
oder das Auto auseinander fällt – wohlbemerkt! Am Gate angekommen, sind
die Männer beide in der richtigen Stimmung, ihre Meinung kund zu tun.
Das machen sie auch beim Personal am Gate und lassen noch einen Chef
antreten. Nachdem die Nationalpark-Jungs merken, dass wir richtig sauer
sind, verweisen sie uns dann an die Zentrale Nationalparkbehörde Maun
und Marc hat die Beschwerde im Kopf schon fertig formuliert. Die Krönung
dieser Aktion ist dann noch der Eintrittspreis. Das Permit kostet etwa
60 Euro und wir fragen uns, haben wir jetzt die Bäume gekauft? Was passiert
mit diesem Geld? Bei diesen Preisen müssten die Pisten doch wenigstens
befahrbar sein? Wir verstehen die Welt nicht und machen uns mit Grauen
auf den Rückweg. Die Piste ist so schlecht, dass es fast schon wieder
Spaß macht und endlich an der Hauptstraße angekommen, sind die Männer
zwar total geschafft aber wir können nur noch darüber lachen. Immerhin
haben wir es ohne festfahren geschafft und die Fahrzeuge sind beide
wohlauf. Im Moment nur ganz leise kündige ich an, dass ich trotzdem
noch einmal hier her will!
Die
Weiterfahrt bis Maun ist unproblematisch und die Straße geteert. So
erreichen wir Maun recht zügig und sind echt gespannt, was uns dort
erwartet. Immerhin wird Maun als heimliche Hauptstadt Botswanas, auf
jeden Fall aber als „Safari-Hauptstadt“ gehandelt. Die Stadt am Thamalakane-River
hat tatsächlich ein ganz besonderes Flair, das mit europäischen Maßstäben
natürlich nicht zu messen ist. Hier sind Eselskarren und Geländewagen
noch gleichberechtigt. Auf jeden Fall ist es eine touristische Hochburg
und dient als Ausgangsbasis oder als Zwischenstopp bei der Durchreise.
Zuerst tanken wir wieder voll und während des Tankstopps können wir
schon mal das emsige Treiben um uns herum beobachten. Es ist total interessant.
Wir haben uns für die nächsten 2 Nächte im Crocodile Camp einquartiert,
das 15 km hinter der Stadt direkt am Thamalakane liegt. Die Chalets
sind hübsch und zu Abend essen wir im Restaurant des Camps. Das Restaurant
ist etwas lieblos und alles wirkt ein wenig vernachlässigt. Das Personal
des Camps läuft in völlig zerschlissenen Kleidern herum, was i.d.R.
auch ein Indiz für die Qualität des Managements ist.
10.
September 2007 Maun
Unser Aufenthalt in Maun dient in erster Linie dazu, uns mit allen
notwendigen Dingen für die bevorstehenden 3 Tage und Nächte Camping
einzudecken (wenn wir aus dem Delta wiederkommen). Doch zuerst fahren
wir noch am Airport vorbei, um im Büro von Ker & Downey unseren
Flug ins Delta abzuklären und herauszufinden, wo unsere Autos bleiben
können. Noch wissen wir nicht, wann morgen unser Flug ins Delta geht.
Das Büro haben wir schnell gefunden und die Leute machen einen wirklich
netten und kompetenten Eindruck. Wir vereinbaren einen Abflug auf 10:00
Uhr. Unsere Fahrzeuge können wir im Hof von Ker & Downey abstellen
und das Gepäck wird in einem separaten Raum eingeschlossen. Beruhigt
und mit einem guten Gefühl fahren wir nun nach Maun, um schon einmal
einen Teil unserer Einkaufsliste abzuarbeiten und uns etwas zu orientieren.
Dafür stehen uns mehrere Supermärkte zur Verfügung und das Warenangebot
ist wirklich gut. Lediglich die Beschaffung einer neuen Dichtung für
den Gaskocher erweist sich als unlösbares Problem und unser geliebtes
Savanna ist überall ausverkauft. Erst in einem Hinterhof-Bottle-Store
im Homeland werden wir fündig und kaufen zur Verwunderung der Angestellten
den Bestand auf.
Nachdem
das erledigt ist und mehr aus Langeweile landen wir auch in einem Klamottenladen
und finden tatsächlich ein paar 7 Euro-Blusen, die gar nicht übel
sind. Beim Versuch, die anprobieren zu wollen, wird uns dann klar gemacht,
dass weiße Blusen nicht anprobiert werden dürfen – sie werden sonst
schmutzig. Nun, das hätten wir verstanden, als wir aus der Kalahari
kamen aber heute sind wir frisch. Ok, der Grundsatz gilt für alle und
so kichern wir vor uns hin, als wir statt der weißen Bluse eine andere
Farbe anprobieren.
Wir
sehen in Maun sehr viele der stolzen Herero-Frauen mit ihren traditionellen
Kleidern und der markanten Kopfbedeckung und es sieht schon etwas merkwürdig
aus, wenn die Herero-Frauen dann in der Fastfood-Ecke des Supermarktes
sitzen und ein Handy am Ohr haben. Auf jeden Fall herrscht in der ganzen
Stadt reges Treiben. So langsam haben wir Hunger und als wir an einer
Tanke noch Feuerholz kaufen, nehmen wir das dortige Mittagessen näher
in Augenschein. Hier herrscht reger Andrang und die Gerichte, die angeboten
werden, sehen wirklich appetitlich aus. Also entschließen wir uns, das
auszuprobieren und jeder findet etwas für seinen Geschmack. Auf dem
Bordstein der Tankstelle machen wir es uns im Schatten bequem und fallen
gierig über unser Essen her, das wirklich lecker schmeckt. Das Ambiente
ist etwas gewöhnungsbedürftig aber es stört uns nicht. Blöd dass keiner
die Kamera dabei hat, um wenigstens mal ein Foto zu machen.
Auf
dem Weg zurück zum Camp lassen wir noch unsere Gasflaschen auffüllen
und Marc ist völlig fassungslos, unter welchen Bedingungen die Gasflaschenauffüllstation
hier arbeitet. Irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen – Fehlanzeige.
Nachmittags
müssen wir unsere 3 Gedanken zusammen nehmen und überlegen, was wir
ins Delta alles mitnehmen. Das Gepäck ist auf Softbag und 12 kg begrenzt
und so will gut überlegt sein, was wir alles brauchen. Das ist gar nicht
so einfach aber am allerwichtigsten ist es natürlich, dass Uwe seine
„große Tüte“ (Teleobjektiv) mitnehmen darf und wir die Fotoausrüstung
komplett haben.
Den
Sonnenuntergang genießen wir an der Bar des Camps, die unmittelbar an
das Ufer des Thamalakane-River gebaut ist. Dort essen wir auch eine
Kleinigkeit und genießen dann ausgiebig die unerwartet breite Vielfalt
an Cocktails. Als Favorit kristallisiert sich sehr schnell – weil saulecker
- der „Monkey on the Tree“ heraus und so nimmt schließlich jeder etwa
5 Affen mit ins Bett.
11.
September 2007 Maun – Kanana Camp
(Okavangodelta)
Nach dem Frühstück brechen wir gegen 9:00 Uhr auf und sind total
gespannt, was uns heute erwartet. Für die nächsten 2 Tage und Nächte
haben wir das Kanana-Camp mitten im Okavangodelta gebucht und da man
dort nicht mit dem Fahrzeug hinkommt, werden wir in das Camp geflogen.
Die
Fahrzeuge stellen wir bei Ker & Downey in den Hof und lassen unser
restliches Gepäck einschließen. Glücklicherweise ist es kein Problem,
dass wir schon wieder mehr Gepäck als das vorgegebene Limit haben. und
so warten wir gespannt auf den Abflug. Der verzögert sich noch etwas
und wir nutzen die Zeit noch für einen leckeren Latte im Kaffee an der
Ecke. Die Company macht einen ausgesprochen gut organisierten und professionellen
Eindruck und die ganze Zeit kümmert sich ein netter Angestellter um
uns, der uns dann auch in die Abflughalle und bis zum Flieger begleitet.
Aber zuerst lässt sich auch Ker & Downey wieder einmal eine „Absolutionserklärung“
unterschreiben, die alle Haftung ausschließt. In der Abflughalle müssen
wir noch auf unseren Piloten warten, der dann mit ausgetretenen Schuhen,
Löchern in den Socken und ein wenig wie ein zerstreuter Professor wortkarg
angeschlurft kommt. Unser Pilot von Northern Air heißt Paul, ist Engländer,
redet nicht viel aber kann (hoffentlich ) fliegen und das ist hier die
Hauptsache. Mit uns fliegt ein weiterer Passagier und die 6-Sitzer Chesna
ist wirklich nicht gerade groß – mehr so ein Spielzeugflieger. Die Ladeluke
für das Gepäck ist winzig und größer dürfte das Objektiv wirklich nicht
sein, denn sonst hätten wir uns draufsetzen müssen. Es ist aber kein
Problem das Gepäck alles zu verstauen und nun können wir uns in den
Flieger falten, was gar nicht so einfach ist. Jeder von uns ist mit
einer Kamera behangen. Die Jugend macht es sich auf den hinteren Plätzen
bequem (soweit man von bequem reden kann) und wir nehmen die Mitte.
Kurz
nach dem Start wird bereits klar, dass die Luft in so einem Flieger
ziemlich begrenzt ist und Conny wird hinter mir immer ruhiger. Ihr ist
anzumerken, dass sie Probleme hat und das berühmte Tütchen liegt griffbereit.
Etwas abgelenkt von der Faszination über das Okavangodelta zu fliegen,
geht aber alles gut. Es ist ein erhebendes und nur schwer zu beschreibendes
Gefühl, einen so tollen Überblick zu bekommen über ein Naturphänomen,
das es in dieser Form nur einmal auf der Welt gibt und wir versuchen
trotz des Gewackels, so viele Bilder wie möglich zu machen.
Wir
sehen viele Tiere durch das Wasser laufen und können sehen, welche Landstriche
überflutet sind und welche nicht. Die vielen bewachsenen Inseln und
das frische Grün des Deltas sind ein großartiger Anblick. Wir sehen
auch die Straßen, die eigentlich ins Delta führen aber teilweise überflutet
und dann nicht mehr zu passieren sind. Hoffentlich treffen wir bei unserer
Weiterfahrt nicht auf solche Wege.
Eigentlich
viel zu schnell geht dieser ca. 30-minütige Flug zu Ende und wir landen
auf einer Buschpiste. Trotz dieser Stoppelpiste legt Paul eine beeindruckend
ruhige Landung hin, die mancher Pilot auf Asphalt nicht schafft. Man
merkt ihm an, dass er das regelmäßig tut. Ein Guide der Lodge erwartet
uns schon am Airstrip, uns werden Getränke angeboten und dann werden
wir ins Camp gefahren. Dort steht das Personal schon Spalier zur Begrüßung
und es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre. Paul kommt auch noch
mit ins Camp und unser Mitreisender verschwindet im Angestelltentrakt.
Es wird uns gleich ein leichtes Mittagessen serviert. Die Mahlzeiten
werden an einer langen Tafel eingenommen und heute Mittag ist meine
Tischnachbarin eine alte Dame, die ich auf 68-70 Jahre schätzen würde.
Sie erzählt mir, dass sie die letzten 8 Monate als Krankenschwester
im Tschad in einem Flüchtlingslager mit 30.000 Flüchtlingen gearbeitet
hat und sich diese Reise jetzt sozusagen zur Belohnung gönnt. Ihre Schilderungen
sind sehr eindrucksvoll und man merkt ihr an, dass diese Arbeit an die
Grenze des physisch und psychisch machbaren geht. Ich kann nur den Hut
ziehen vor dieser alten Dame und ihrer Zivilcourage.
Nach
dem Essen bekommen wir unsere Unterkünfte gezeigt. Die Luxuszelte haben
Ausblick auf das Delta und sind – wie schon gewohnt - sehr schön und
mit allem Notwendigen ausgestattet. Das Hauptgebäude bietet einen herrlichen
Ausblick auf das Delta, ist stilvoll ausgestattet und herrlich gemütlich.
Wir
werden darauf vorbereitet, dass sich im Camp, das nicht eingezäunt ist,
regelmäßig ein Elefant aufhält und dann ist erst einmal Siesta angesagt.
Natürlich gehen wir jetzt nicht die Zeit verschlafen, wenn wir schon
im Delta sind. Also inspizieren wir erst einmal die Gegend, verschaffen
uns einen Überblick und suchen nach Fotomotiven.
Um
15:30 Uhr gibt es leckeren Kuchen und danach machen wir eine Motorbootsfahrt.
Wir bekommen zahlreiche Vögel zu sehen, besuchen eine Brutkolonie, wo
Marabus, Pelikane, Störche, Nimmersatt,
Reiher, Ibisse und Komorane brüten, sehen Graufischer und Malachiteisvögel
und genießen den seltenen Anblick von Wasserlilien und riesigem Papyrusgras.
Unterwegs passieren Elefanten unseren Wasserweg und Hippos grunzen in
der Nachbarschaft. Das Wasser ist glasklar und gar nicht so tief. Zum
Sundowner auf dem Boot hat unser Guide eine Flasche Rotwein und einen
Imbiss dabei und wir haben jede Menge Spaß, dass uns später die Leute
vom zweiten Boot aus der Nachbarbucht fragt, was bei uns so lustig war
(und bei ihnen nicht).
Es
wird schnell dunkel und die Rückfahrt geht in vollem Speed, was bei
den vielen Mücken und Fliegen einer fleischintensiven Vorspeise gleich
kommt, wenn man nicht die Klappe hält. Auf jeden Fall haben wir so schon
einmal einen guten Überblick über die Fauna und Flora des Deltas bekommen
und die Hippos tragen mit ihrem Sound zu einer einmaligen Atmosphäre
bei. Wir könnten ihrem Grunzen stundenlang zuhören. Die Guides hier
sind allerdings sehr vorsichtig im Umgang mit den Hippos und wir können
uns schon einmal von der Vorstellung befreien, dass wir hier Hippos
im Wasser aus der Nähe zu sehen bekommen. Bei unserer Rückkehr von der
Bootstour werden wir von der Managerin begrüßt und es brennt ein gemütliches
Lagerfeuer. Der Kühlschrank steht mit allen alkoholischen und nichtalkoholischen
Getränken zum freien Zugriff bereit und zum Zeitvertreib gibt es schon
mal kleine Snacks. Wenig später wird zum Abendessen getrommelt. Das
ist ein Brauch, den wir wahnsinnig lieben und das Trommeln könnte auch
ewig andauern. Jeder hat seinen eigenen Stil und es ist einfach ein
tolles Erlebnis, dem Klang der Trommeln zu lauschen.
Die
Nacht ist erfüllt von dem Klang der „Klapperfrösche“, die sich anhören,
als ob alle klöppeln. Es ist ein derart liebliches Geräusch, das unvergleichbar
ist und eine wunderbare Ruhe und Atmosphäre ausstrahlt.
Relativ
schnell nach dem Abendessen werden wir nach einem Amarula als Absacker
zu unserem Zelt geleitet. Natürlich gehen wir nicht ohne die Hoffnung
schlafen, dass die Hippos, die nachts aus dem Wasser kommen zum grasen,
dies heute doch bitte vor unserem Zelt tun sollen. Das tun sie auch
lautstark grunzend und planschend, aber vor dem Zelt der Kinder und
die hören nicht. Dafür kommt uns heute Nacht der Elefant besuchen und
ich kann ihn ganz nah am Zelt fressen hören, als er sich an den Bäumen
um unser Zelt herum ein paar Ästchen zupft. Vor Zelt Nr. 1 hatte er
sich länger aufgehalten und einen tiefen Krater gebuddelt, um an die
Wurzeln des Baumes zu gelangen. Die Bewohner von Nr. 1 – ein italienisches
Pärchen auf Hochzeitsreise - fanden das gar nicht so toll und haben
die ganze Nacht kein Auge zugemacht.
12.
September 2007 Kanana Camp (Okavangodelta)
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und wir hören noch immer
die Äste knacken. Dem Eli scheint es im Camp auch zu gefallen und die
Versuche des Personals, ihn zu vertreiben, fruchten wenig. Trotzdem
steht kurz darauf ein Mädchen mit unserem Morgenkaffee und –tee vor
dem Bett. Das nenn ich Service und ich überlege schon, wie ich mir das
für Deutschland organisieren kann. Wie schön kann doch ein Tag beginnen!
Natürlich beeilen wir uns, um den Eli noch zu sehen und bekommen Schimpfe
vom Guide, als er sieht, dass wir mit unseren roten T-Shirts unterwegs
sind. Elis können rot nicht leiden und werden aggressiv. Das stimmt
tatsächlich – Uwe hat es ausprobiert und Eli hat reagiert und die Ohren
gestellt. Nun ist unser Kleiderangebot aus oben beschriebenen Gründen
im Moment nicht so umfangreich, dass wir eine elefantengerechte Farbe
dabei hätten und so lassen wir von Eli ab und kümmern uns um unser Frühstück.
Für
heute morgen haben wir uns entschlossen, entgegen unserer ursprünglichen
Vorbehalte eine Mokorofahrt zu machen. Wir haben bis jetzt noch kein
einziges Krokodil gesehen und so wie hier die Gäste behütet werden,
muss das sicher sein. Nun wäre es bekloppt, ohne Kamera loszuziehen
und so gehen wir einfach davon aus, dass wir heute nicht baden gehen
werden und nehmen die leichte Version – jeder einen Body mit einem Objektiv
– mit. Wir fahren mit zwei Mokoros und 2 Pohlern. Unser Pohler ist San
und die Mokoros sind – entgegen der ursprünglich aus Holz gefertigten
Einbäume - aus Plastik, also schon etwas komfortabler. Sie haben sogar
einen Plastiksitz, werden vorher noch geputzt und dann kann es losgehen.
Ich beschließe, nur im Notfall zu atmen, mich gar nicht zu bewegen und
den Kopf nur minimal zu drehen.
Es
ist eine sehr gewöhnungsbedürftige Angelegenheit und hat viel mit Vertrauen
zu tun. Uwe sieht das lockerer und nach kurzer Zeit habe auch ich Vertrauen
in das Gleichgewichtsgefühl unseres Pohlers und es wird eine unbeschreiblich
schöne Tour. Wir gleiten lautlos über das Wasser und die Perspektive,
so minimal über der Wasseroberfläche, ist einfach einmalig. Im Delta
herrscht eine so friedliche Ruhe und nur ein paar Vögel zwitschern.
Es dauert gar nicht lange, bekommen wir endlich auch einmal die „Klöppelfrösche“
zu Gesicht, die ein so wunderbar melodisches Konzert veranstalten. Sie
sind nicht größer als eine Fingerkuppe des kleinen Fingers, sitzen an
den Grashalmen im Wasser und haben eine wunderschöne Zeichnung - braun-weiße
mit orangefarbigen Füßen. Ja für die hätten wir natürlich das Makro
gebraucht und nicht das Teleobjektiv. Man hat doch immer das falsche
Objektiv dabei! Dennoch freuen wir uns, diese Tierchen gesehen zu haben
denn wir hätten nicht vermutet, dass sie so klein sind. Etwas später
sehen wir dann auch noch 2 anders gefärbte Fröschlein – einer schöner
als der andere - aber wirklich groß ist keiner von ihnen.
Im
milden Morgenlicht sind die Wasserlilien besonders schön und aus einer
der leicht lilafarbenen Lilien bastelt mir unser Pohler später eine
Kette. Ich hatte sie am Vortag schon bei unserer deutschen Krankenschwester
gesehen und mich gewundert, wo sie die her hat. Die Kette ist wunderschön
und nach einem kurzen Zwischenstopp bekommt auch Conny ihre Kette. Der
Zwischenstopp auf einer der kleinen Inseln wird kulturell untermalt
indem unser Pohler ein für uns merkwürdiges Instrument spielt und ihm
ganz wunderbare Klänge entlockt. Das Instrument ist ein Stock, der mit
einem Lederstreifen zu einem Bogen gespannt ist. Durch eine kratzende
Bewegung des Bogens wird das Lederseil in Schwingungen versetzt und
die Wangen des San dienen dabei als Resonanzkörper. So entlockt unser
Pohler dem Instrument ganz eigenwillige Töne und wir sind buff und fasziniert.
Während
der Mokorofahrt hören und sehen wir viele Vögel, darunter Malachiteisvögel.
Die beiden Pohler geben sich alle Mühe, so nah an die Vögel heranzufahren,
dass wir sie ordentlich fotografieren können. Blöd nur, dass die Vögel
bis 36 zählen können und immer dann still sitzen bleiben, wenn der Film
voll ist. So ist die Angst zu kentern bald vergessen und wir haben eine
wunderschöne und leider viel zu kurze Zeit auf dem Wasser: Die beiden
Guides sind einfach Super. Beim Ausstieg ist für uns klar, dass wir
diese Bootsfahrt heute Abend wiederholen werden.
Zurück
im Camp nutzen wir die Zeit nach dem Essen für eine Dusche und inzwischen
ist auch der Eli wieder da. Wir machen uns erst einmal auf die Suche
nach weiteren Fröschen; werden aber leider nicht fündig. Inzwischen
stehen wir in Matsch und Wasser und unseren imprägnierten Schuhen macht
das auch nichts aus, aber mit Conny`s in die Jahre gekommenen Wanderschuhen
ist das nicht mehr möglich, denn die beginnen bereits, sich aufzulösen.
Zwar haben die sowieso nur Oneway gebucht – sprich die bleiben in Afrika
– aber die Reise sollten sie noch aushalten. Wir werden nicht umhin
kommen, die Schuhe mit Panzerband zu kleben, damit sie den Rest der
Reise noch aushalten.
Gerade
bauen die Angestellten einen Tisch auf mit kunstgewerblichen Arbeiten,
die sie in ihrer Freizeit anfertigen. Darunter sind auch wunderschöne
Armreifen aus getrocknetem Gras und Schilf und bei dem äußerst günstigen
Preis müssen wir nicht lange nachdenken und kaufen den Bestand so gut
wie auf.
Nach
dem Kaffeetrinken geht es noch einmal raus und diesmal nehmen wir auf
die Mokoro-Tour die Makros mit in der Hoffnung, noch einmal Frösche
zu finden. Leider haben die Wasserlilien am Nachmittag ihre Blüten schon
wieder geschlossen, dafür sind die Fliegen und Mücken jetzt so richtig
wach. Unsere Pohler haben aber auch an Insektenspray gedacht und so
wird die Fahrt genauso idyllisch wie am Morgen. Es versteht sich von
selbst, dass der Eisvogel jetzt auf seinem Ast sitzen bleibt, weil wir
ja das Makroobjektiv dabei haben. Für die Pohler ist es Ehrensache,
uns noch einmal „Klöppelfrösche“ zu suchen, damit wir sie fotografieren
können. Voller Begeisterung fahren sie dann mit uns zu einer kleinen
Insel, wo eine Fischeule wohnt und zeigen uns mit großem Stolz diese
prächtige, sehr große Eule. Nach der Mokorofahrt geht es zurück zum
Motorboot und dort gibt es zu einem wunderschönen Sonnenuntergang wieder
Rotwein und Häppchen.
Zurück
im Camp hat inzwischen das Publikum gewechselt und der Smaltalk beim
Abendessen ist heute richtig anstrengend. Eine deutsche Familie mit
ausgeprägter Elefantenphobie und eine Handvoll Großkotze sind zuviel
für unseren Geschmack und so gehen wir nach unserem obligatorischen
Amarula-Absacker zeitig schlafen. Nachts kommt uns wieder der Eli besuchen.
Die Büsche an unserem Zelt scheinen ihm gut zu schmecken und wir können
aus nächster Nähe seiner Verdauung beiwohnen
und lauschen, welches Zelt er als nächstes besucht. Auch das
Hippo ist wieder unterwegs und steht direkt vor dem Zelt der Kinder.
Diesmal hören sie es auch, aber die Taschenlampe versagt ihren Dienst.
So bleibt das Hippo wieder inkognito.
13.
September 2007 Kanana Camp (Okavangodelta)
– Third Bridge (Moremi GR)
Wieder wird uns Kaffee und Tee ins Bett gebracht und wir können
hören, dass Eli wieder oder immer noch im Camp ist. Zur Verstärkung
bringt er auch schon mal seine Kumpels mit. Vor Zelt Nr. 1 ist heute
morgen das Loch noch tiefer. Die Wurzeln scheinen seine Lieblingsspeise
zu sein. Dort wohnt übrigens ein Teil der Familie mit der Eliphobie
und die sehen heute morgen ziemlich zerknittert aus. *grins*
Leider
ist unsere Zeit im Delta schon wieder vorbei. Bis der Flieger uns wieder
abholt unternehmen wir noch einen kleinen Gamedrive, bei dem wir auch
auf eine größere Gruppe Elefanten und auf Lechweantilopen treffen. Insgesamt
hat es sich aber wirklich gelohnt, dass wir das - zugegebenermaßen viele
- Geld für das Camp investiert haben. Ambiente und Service hier sind
schon umwerfend.
Die
Cesna, wieder mit 6 Plätzen, steht schon auf der Landebahn und unser
Pilot ist diesmal John. Er macht einen wesentlich versierteren Eindruck
und man würde ihm zutrauen, früher große Maschinen geflogen zu haben.
John erkennt auch gleich, dass in der großen Tasche ein Objektiv ist
und packt sie sorgfältig auf den letzten Sitz. Da wir heute allein fliegen,
sitzt Uwe vorn, Marc und ich in der Mitte und Conny will wieder auf
die letzte Sitzbank.
Der
Stoppelhoppser hoppelt über die Piste und als wir bereits in der Luft
sind, dreht John um und fliegt noch einmal in einer großen Kurve über
die Landebahn. Was bitte soll das denn? Wir erfahren, dass man so die
Piste kehrt.
Diesmal
ist die Luft nicht ganz so stickig und es kommt wenigstens etwas Frischluft
von irgendwo. Wir genießen wieder den Flug über das Delta und plötzlich
sehen wir eine riesige Büffelherde die im Halbkreis durch das Wasser
des Deltas wandert. Ein einmaliger Anblick, der uns unvergesslich sein
wird. Uwe stupft den Piloten an, um ihm das zu zeigen und der guckt
kurz. Plötzlich reißt der das Steuerruder herum und wir fliegen in einer
steilen Kurve in Richtung dieser Büffelherde, um sie einmal im Kreis
zu umrunden. Wir quietschen natürlich erst einmal über diese Achterbahnfahrt
und sind einfach begeistert, dieses Naturschauspiel noch länger betrachten
zu können. Natürlich versuchen wir zu fotografieren, auch wenn sicherlich
alles verwackelt ist. Diese Erlebnis ist für uns dennoch unvergesslich
und auch John gibt zu, so etwas noch nie gesehen zu haben. Wir sehen
dann noch weitere Tiere im Delta, aber nicht in dieser großen Herde
und so malerisch. Es war etwas ganz Besonderes. Dieser Flug verlangt
auf jeden Fall nach einer Wiederholung, auch wenn uns klar ist, dass
man so etwas im Leben nur einmal sieht.
John
legt eine supersanfte Landung in Maun auf die Piste und wir werden von
Ker & Downey abgeholt, nehmen unsere Autoschlüssel in Empfang und
laden das Gepäck wieder ein. Jetzt müssen wir noch zügig die notwendigen
Lebensmittel einkaufen, die beiden Reservekanister voll tanken und dann
können wir starten. Die nächsten 3 Tage ist campen im Moremi GR und
Chobe NP angesagt. Im Supermarkt lassen wir Steaks und gefrorene Hühnchenkeulen
vakuumieren, schnappen uns eine große Packung Eier und Speck sowie die
Zutaten für die leckere Käsecreme, arbeiten die restlichen Posten unseres
Einkaufszettels ab und dann sind wir startklar. Da wir noch nicht so
genau wissen, wie das mit den Veterinärkontrollen geht, kommen die Eier
erst einmal in die Tasche mit der Kleidung. Geht zum Glück auch alles
gut.
Unterwegs
treffen wir auf ziemlich viele Autos und sehr häufig sind das auch Fahrzeuge
der Firma ICC (Lorenzos Firma). Am South Gate werden gerade neue Sanitäranlagen
gebaut. Der Eintritt von 1.160 Pula ist ganz schön heftig und man fragt
sich schon, für was. Unsere Strecke ist auf der Karte nicht zu finden
und die ganze Zeit warten wir, dass wir die First- und die Second-Bridge
passieren, bis wir irgendwann vor der Campsite Thrid-Bridge stehen.
Dort empfängt uns ein grasender Elefant unmittelbar am Straßenrand.
Er lässt sich von uns überhaupt nicht stören und frisst gemütlich weiter.
Wir machen schnell noch ein paar Bilder, bevor wir uns einen Stellplatz
suchen. Leider sind kaum Stellplatznummern zu finden und so nehmen wir
einen Platz, der uns geeignet erscheint, platzieren die Fahrzeuge und
bauen auf. Der Eli ist noch immer da und so laufen wir zu ihm hin, um
ihn im Sonnenuntergang richtig fotografieren zu können. Nachdem ich
mich nach einer Fluchtmöglichkeit umgesehen habe, kann ich mich ihm
bis auf 20 m nähern, ohne dass er auch nur Notiz von mir nimmt und es
ist schon ein tolles Gefühl, dem Dickhäuter so nah kommen zu können
(diesmal aber in tarngrün um ihn nicht zu verärgern).
Die
Campsite an sich ist nicht wirklich schön – wir stehen mehr oder weniger
ziemlich im Gestrüpp - und die Sanitäreinrichtungen sind in einem elenden
Zustand. Es gibt gerade mal eine Toilette, eine Dusche und 2 Waschbecken
und das ist für diesen relativ gut besuchten Platz entschieden zu wenig.
Da ist Katzenwäsche und der Busch eindeutig die bessere Alternative
und es wird höchste Zeit, dass Lorenzo mit ICC auch in Third Bridge
ankommt.
Schon
unterwegs haben wir am Horizont vier große Buschfeuer gesehen, die jedoch
mindestens 100 km entfernt sind. Jetzt, nachdem die Sonne untergegangen
ist, färbt das Feuer den Himmel glutrot. Der Elefant frisst noch immer
und inzwischen liegt unser Fleisch auch auf dem Grill. Schnell ist die
Nacht stockdunkel und wir machen noch ein paar Bilder von dem feuerroten
Horizont, als ich schon von der anderen Seite des Camps das Klatschen
höre.
Sofort
ist klar, dass jetzt die Hyänen kommen in der Hoffnung, auch etwas vom
Grillfleisch zu ergattern. Ab jetzt heißt es, das Abendessen zu verteidigen.
Es dauert auch nicht lange, schleicht eine Hyäne um unseren Grill und
wir müssen sie mit unserem Stock verjagen. Nun hören wir es hinter uns
grunzen. 2 Hippos haben auch Hunger und kommen aus dem Wasser, um irgendwo
zu grasen. Da aber einer der Camper seinen Wagen auf ihren Weg gestellt
hat, sind sie richtig sauer und haben ziemlich schlechte Laune, die
sie auch laut kund tun. Dieses Buschfeeling pur ist dann doch etwas
zu viel Abenteuer für Marc und er weiß nicht so recht, ob er lachen
oder weinen soll. Immer einen Blick auf den Horizont gerichtet, schmeckt
ihm das heutige Abendessen nicht wirklich. Für uns ist nur wichtig,
ob der Wind stärker wird und das ist nicht der Fall. Außerdem ist zwischen
uns und dem Feuer noch Wasser, denn wir hatten ja beim Flug über das
Delta gesehen, wie weit es sich verzweigt und dass überall Wasserarme
dazwischen sind. So schlafen wir schnell ein. Nachts werde ich wach,
als eine Gruppe Elefanten durch das Camp streift und einige Elis unmittelbar
neben unserem Auto fressen. Es ist auch ein kleiner Elefant dabei und
durch die Gaze des Fensters kann ich seinen Rüssel sehen, der gerade
bis hoch reicht und an unserem Zelt schnuppert. Gut, das ist kein Problem,
aber im Auto liegen noch Äpfel und Birnen und ich weiß, dass Elefanten
Obst sehr lieben. Also hoffentlich ist sein Obsthunger nicht zu groß
und er benimmt sich anständig. – Er tut es und morgens haben wir zwar
den Abdruck eines Rüssels an der Scheibe aber ansonsten ist nichts passiert.
14.
September 2007 Third Bridge –
North Gate (Moremi GR)
Über Xakanaxa fahren wir heute zum North Gate Campsite und
endlich lernen wir auch die legendären Brücken Third und Fourth Bridge
kennen. Das Frühstück verschieben wir auf später und mit einer Tasse
heißem Kaffe bzw. Tee bewaffnet, brechen wir nach Sonnenaufgang auf.
Die Buschfeuer von gestern sind erloschen und es ist ein wunderschöner
Morgen.
Nicht
weit hinter der Campsite treffen wir auf eine sehr große Herde Büffel,
die gemütlich grasend vorbeizieht. Es sind auch viele Kälber dabei und
wir fragen uns, ob das die Herde sein kann, die wir bei unserem Flug
aus dem Delta gesehen haben. Uns bleibt auf alle Fälle genug Zeit für
viele Fotos, bevor wir weiterfahren. In Xakanaxa treffen wir wieder
auf ICC und hier wird schon fleißig an den neuen Sanitäreinrichtungen
gebaut. Schön, dann sind die nächstes Jahr auf jeden Fall fertig, wenn
wir wiederkommen. Die Gegend um Xakanaxa ist so wunderschön, dass wir
hier auf jeden Fall bald noch einmal herkommen.
Unterwegs, an einer schönen
Stelle im Mopanewald legen wir eine Pause ein und bereiten uns erst
einmal unser Frühstück zu. Eine Horde grüner Meerkatzen spaziert vorbei,
hat aber offensichtlich keinen Appetit auf unser Rührei mit Speck und
so lassen wir es uns gut schmecken. Nachdem alles wieder aufgewaschen
und verstaut ist, setzen wir gemütlich unsere Fahrt fort. Hier im Norden
ist der Tierbestand sehr reich, denn viele Flächen stehen unter Wasser.
Besonders gut gefällt uns der Pardise Pool – ein traumhaftes Wasserloch
und ein wunderschönes Fleckchen - und wir hätten hier ewig verweilen
können. Gerade ist ein Elefant zum trinken gekommen und er genießt das
Wasser sichtlich.
Nach
zwei noch kalkulierbaren Wasserdurchfahrten stehen wir dann rund 20
km später aber doch vor überfluteter Piste und wir können noch nicht
einmal das Ende des Weges sehen. (lt. Reiseführer. „Diese Strecke
ist häufig wegen Überflutung gesperrt.“) Hier durch zu fahren, ist
zu riskant und auf nasse Füße und stecken bleiben haben wir alle 4 keine
Lust. Wir treffen noch 2 weitere Fahrzeuge, die sich auch die Gewissensfrage
stellen, aber auch die entscheiden sich für den Rückzug. Also hilft
nur umdrehen und die 20 km zurück bis Xakanaxa zu fahren.
Unterwegs
müssen wir an einem Eli vorbei, der ziemlich schlechte Laune hat und
seinen Anspruch an dem Gebiet ziemlich klar zum Ausdruck bringt. Das
nützt aber nichts, wir müssen hier trotzdem lang und mit aufgestellten
Ohren macht er uns klar, dass wir es ja nicht wagen, noch näher zu kommen.
Nun müssen wir diesem Eli noch einmal auf die Pelle rücken und das quittiert
er wieder nur mit wütendem Schnauben. Ich kann es ja verstehen, dass
er sich in seiner Ruhe gestört fühlt. Schließlich dringen wir in seinen
Lebensraum ein.
Am Campsite North Gate angekommen,
suchen wir mal wieder unseren Stellplatz und können nur vermuten, wo
der gebuchte Platz sein könnte. So beschließen wir, uns ein nettes Plätzchen
zu suchen und wählen die Pfanne in der Nähe des Sanitärtraktes. So haben
wir es bis zur Toilette nicht weit und einen schönen Überblick. Gerade
angekommen machen Conny und ich uns schon mal auf die Suche nach weiterem
Feuerholz für ein ordentliches Lagerfeuer als unser Auto Opfer eines
Überfalls wird. Gerade schreit jemand und ich sehe sekundenschnell Meerkatzen
in und wieder aus unserem Auto springen. Bevor wir überhaupt eine Chance
zum reagieren haben, hat eines der Äffchen die Tüte mit Äpfeln hinter
dem Rücksitz (man konnte sie nicht sehen!) aufgerissen, sich einen Apfel
geschnappt und die Flucht ergriffen. Das zweite Äffchen ging allerdings
leer aus. Also ab sofort alle Fenster und Türen schön geschlossen halten
und immer mal wieder die freche Bande vertreiben. Wir können dann beobachten,
dass sie sich immer auf Neuankömmlinge stürzen und mit dieser Methode
richtig erfolgreich sind. Tja, die Tiere sind verdammt klug. Wir lachen
uns schlapp über diese Aktion und sind froh, dass nicht wichtige Dinge
geklaut wurden. Für unser Lagerfeuer hat ein Elefant schon vorgearbeitet
und so schleppen wir in kürzester Zeit Holz für ein richtig gemütliches
Feuer ran. Aus den umher liegenden Steinen bauen Uwe und Conny einen
Doppelgrill und so können wir später unsere leckeren Hühnerschenkel
grillen.
Inzwischen
brauchen Conny`s Wanderschuhe eine kleine externe Unterstützung, damit
sie nicht gänzlich auseinander fallen. Uwe „repariert“ sie gründlich
mit Panzerklebeband. Das sieht witzig aus und erfüllt für eine Weile
seinen Zweck. Wir tragen die Wanderschuhe ja sowieso nur, wenn wir das
Auto verlassen, denn ansonsten haben wir die Flipflops an.
15. September 2007 North Gate (Moremi GR) – Savuti (Chobe NP)
Heute morgen ist es etwas frisch und über dem Wasser steht
sogar ein wenig Nebel. Bis ich allerdings die Kamera positioniert habe,
ist der so gut wie verzogen. Nachts haben uns nur ein paar Hyänen und
Schakale umrundet und im ersten Morgengrauen sehen wir einige Tiere
zum Wasser ziehen. Sobald die Sonne aufgeht, wird es warm und nach einem
gemütlichen Frühstück brechen wir auf. Heute wollen wir nach Savuti
in den Chobe NP.
Unterwegs
am Dombo Hippo Pool treffen wir auf Hippos, die sich träge im Wasser
aalen. Vergeblich warten wir auf etwas action, aber den Gefallen tun
sie uns leider nicht. Mehr als auf- und abtauchen ist nicht drin und
so setzen wir unsere Fahrt bald fort. Trotzdem ist auch dieses Gebiet
hier wunderschön und durch das viele Wasser eben auch sehr tierreich.
Außerordentlich
beeindruckend ist der Übergang vom Moremi in den Chobe NP.
Wir können riesigen Elefantenherden zusehen, die zum trinken
und baden an das Wasserloch kommen und die letzten Meter buchstäblich
rennen, um endlich das Wasser zu erreichen. Es ist ein spektakulärer
Anblick und wir sind von mehr als 200 Elefanten aller Altersklassen
umgeben. Sooo viele Elis haben auch wir noch nicht auf einmal gesehen
und sind sehr beeindruckt. Man sieht der Gegend aber auch an, dass es
hier viele Elefanten gibt. Alle Mopanebäume sind auf eine handliche
Größe gefressen und kein Baum ist höher als 2 Meter. Manchmal sieht
der „Elefantenspielplatz“ ziemlich verwüstet aus und viele Bäume sind
umgeknickt und herausgerissen.
Gegen
12 Uhr, wir haben gerade den Eingang zum Chobe NP passiert, meldet Marc
sich mit einem platten Reifen. Ja, der Weg durch die Mopanewälder war
teilweise auch recht heftig und einmal musste ich sogar aussteigen und
einen Ast zur Seite biegen, damit wir überhaupt vorbei fahren können.
Im lichten Mopanewald muss also erst einmal Rad gewechselt werden. Na
gut, wir haben jeder 2 Ersatzreifen, da kann man das gelassen nehmen.
Der Radwechsel geht zügig und so können wir bald darauf unsere Fahrt
fortsetzen. Wir haben noch die Strecke bis Savuti vor uns und ich habe
so einiges gelesen über diesen Weg. Angeblich ist in der Trockenzeit
die Marshroad besser zu befahren und so tun wir, was empfohlen wird.
Die grausigen Schilderungen, die ich über den Zustand dieser Strecke
gelesen hatte, werden durch die Realität fast noch überboten und so
ziehen sich die 70 km bis Savuti ziemlich endlos. Der Weg besteht nur
aus tiefen Fahrrinnen, Buckeln, Löchern und ich weiß nicht was. So werden
wir kräftig durchgeschüttelt und sind ziemlich am schwitzen, dass wir
gut durch diese Strecke kommen. Unterwegs sehen wir auch kaum Tiere,
da die Gegend sehr trocken ist. Erst kurz vor Savuti wird es dann grüner
und tierreicher aber so richtig können wir das gar nicht genießen.
Selbst
im Campsite Savuti ist Tiefsand und man muss aufpassen, sich nicht fest
zu fahren. Der elefantensichere Sanitärtrakt wirkt schon etwas befremdlich
aber immerhin scheint das die einzige Methode zu sein, die Elefanten
von den Wasserleitungen fern zu halten. Auf jeden Fall gibt es hier
mehr Duschen und Toiletten. Mitten im Camp grast friedlich ein Eli und
endlich haben wir hier mal einen Plan, auf dem man sehen kann, wo welche
Stellplätze sind. So ist es diesmal kein Problem, den gebuchten Stellplatz
Nr. 8 zu finden. Der gefällt uns auch und so beschließen wir, noch nicht
aufzubauen und erst noch ans nahe gelegene Wasserloch zu fahren. Insgeheim
hoffen wir, Löwen zu sehen, denn jeder der nach Savuti kommt sieht Löwen!
Am
Wasserloch ist nicht viel los und außer einem Elefanten und ein paar
Impalas sind keine Tiere da. Dafür stellt Marc gerade fest, dass er
den nächsten platten Reifen hat. So fahren die beiden schon einmal zurück
ins Camp und etwa eine halbe Stunde später kommen wir nach. Als wir
im Camp ankommen, sieht Marc zwar aus, als ob er schon mal den Motor
des Fahrzeugs auseinander genommen hat, aber es ist ihm bisher nicht
gelungen, das zweite Ersatzrad unter dem Fahrzeug herauszufummeln. Mit
der Verlängerungsstange die Stelle zu treffen, an der man das Rad herunterkurbeln
kann, ist auch echt eine Fummelei und so ist er schon entsprechend genervt.
Deshalb verkneifen wir uns lockere Sprüche über sein Aussehen, schießen
keine Fotos, und bedauern das später sehr. Uwe hat mehr Glück beim Ansetzen
der Verlängerungsstange und dann ist das Rad schnell gewechselt. Marc
hat sich eine Dusche im „Elefantenbunker“ und sogar ein neues T-Shirt
verdient und sieht hinterher richtig neu aus. *grins*
Conny
hat in der Zwischenzeit schon die Feuerstelle vorbereitet und so können
wir zügig unser Abendessen grillen. Heute sind wieder Steaks mit Alukartoffeln
dran. Blöd nur dass wir vergessen haben, noch einmal Alufolie nach zu
kaufen. So müssen wir etwas improvisieren, aber das geht auch und alles
läuft schon ziemlich routiniert ab. Mit Einbruch der Dunkelheit sind
wir fertig und beschließen, zeitig ins Bett zu gehen, damit wir morgen
früh bei Sonnenaufgang am Wasserloch sind. Wir hoffen nämlich immer
noch auf Löwen.
So
klettern wir in unsere Dachzelte. Es dauert gar nicht lange, melden
sich die Savuti-Löwen lautstark zu Wort - erst irgendwo im angrenzenden trockenen Flussbett
und dann direkt im Camp. Wir werden plötzlich wach, als Tiere an uns
vorbei jagen und so pfeifende Geräusche von sich geben (vermutlich Impalas).
Dann hören wir in unmittelbarer Nähe Löwen hecheln und dann können wir
ihnen beim Abendessen zuhören. Es schmatzt und Knochen knacken. Ach
hätte ich doch nur die Augen einer Eule! Beim Leuchten mit der Taschenlampe
kann ich in ca. 100 m Entfernung viele Augenpaare leuchten sehen und
bekomme ein knurren zur Antwort. An mehreren Stellen im Camp – direkt
vor uns in unmittelbarer Nähe– hören wir die Löwen brüllen. Tja, das
ist ein Löwenkill für die Ohren aber da es stockdunkel ist und ich eben
keine Eule bin, kann ich nichts sehen. Mist.
16.
September 2007 Savuti (Chobe NP) – Kazungula Kubu-Lodge
Um 5:20 Uhr, noch vor Sonnenaufgang, klingelt der Wecker. Es ist
noch stockdunkel und die Löwen brüllen in unmittelbarer Nähe auf der
Campsite an 5 verschiedenen Stellen und keine 200 Meter entfernt. Sie
müssen unmittelbar vor uns sein und wir können es kaum erwarten, dass
es endlich hell wird. Ein wenig mulmig ist mir schon, als ich aus dem
Zelt klettere. Andererseits haben die gerade gefressen, also was sollen
die mit mir? Trotzdem sind wir froh, als endlich der Morgen graut und
wir wieder etwas sehen können. Wir wollen so schnell wie möglich ans
Wasserloch und hoffen, dass das Nachtmahl sie durstig gemacht hat. Wir
suchen mit den Augen die Richtung ab, aus der das Brüllen kam, aber
wir können keine Löwen und auch keinen Riß entdecken. Zu viele Büsche
verdecken die Sicht. Hin zu laufen erscheint dann doch etwas zu gewagt
und so bleibt uns die Hoffnung auf das Wasserloch.
Schnell
bekommt jeder seinen Kaffee bzw. Tee und dann geht es an das nahe gelegene
Wasserloch. Doch außer 3 Wildhunden, die von 5 Tourguides buchstäblich
gejagt werden, gibt sich kein einziger Löwe die Ehre. Heute zum Sonntag
scheinen die Tiere alle frei zu haben. Wir sind total frustriert. Nun
haben wir die Löwen so nah gehört und trotzdem nicht gesehen. Das war
m. E. die letzte Chance für uns, dieses Jahr Löwen zu sehen. An dem
einen Tag, den wir in der Etosha Pfanne noch haben, brauchen wir ganz
sicher nicht darauf zu hoffen, dass wir auf Löwen treffen. Nun, es hat
nicht sollen sein und so müssen wir für die Savuti-Löwen noch einmal
wiederkommen.
Gegen
9:15 Uhr müssen wir dann aufbrechen denn wir haben noch eine lange und
schlechte Strecke vor uns. Wieder hält dieser Weg alle Grausamkeiten
botswanischer Straßenzustände für uns bereit. Wir werden buchstäblich
in jede Himmelsrichtung geschüttelt und dem einen oder anderen fliegt
da schon auch einmal ein Koffer davon. Jedenfalls können wir diverse
Fundsachen am Straßenrand ausmachen und haben bei Gegenverkehr die größte
Not, nicht im Tiefsand stecken zu bleiben. Insbesondere dann, wenn Touris
Schiß und keine Allraderfahrung haben, wird es richtig anstrengend.
Wieder finden wir so ziemlich alle Straßenzustände und -beläge vor,
haben den vollen Genuß und schlucken jede Menge Dreck. Im Tiefsand kracht
uns plötzlich irgend etwas von unten gegen das Bodenblech und Uwe steigt
aus und lässt sich auf die Knie neben dem Wagen fallen. Er rechnet damit,
dass der Tank oder die Benzinleitung beschädigt ist und er das Loch
irgendwie zudrücken kann. Von hinten muss dieser Kniefall jedenfalls
total dramatisch ausgesehen haben. Unserem Fahrzeugunterteil ist jedenfalls
nichts passiert. Statt dessen steckt ein faustdicker Stock im Aluminiumtrittbrett
neben der Fahrertür. Es gelingt Uwe zwar, den Stock herauszuziehen,
aber der hat ein dickes Loch hinterlassen. Tja, das können wir nun auch
nicht ändern. Dafür sind wir vollkaskoversichert und er war weder zu
schnell noch konnte er den Stock sehen. Wir könnten es auch einem Elefantenstoßzahn
zuschreiben. *grins*
Am
nördlichen Eingang zum Chobe NP haben wir Glück, dass nicht noch einmal
Eintritt fällig wird und wir mit dem Ticket von heute morgen passieren
dürfen.
Kasane
ist nicht annähernd mit Maun vergleichbar und eher klein und übersichtlich.
Heute zum Sonntag ist hier „tote Hose“. Wir finden die Kubu-Lodge im
Nachbarort Kazungula schnell und sind begeistert über dieses kleine
Paradies am Chobe River. Die Lodge hat eine wunderschöne Parkanlage
in die die beschaulichen Chalets gut integriert sind. Die Chalets sind
naturnah ausgestaltet und urgemütlich. Es ist wenig los und schön ruhig.
Den ordentlichen Wasserdruck nutze ich gleich erst einmal für eine längst
fällige Haarwäsche.
Danach
machen wir uns noch einmal auf den Weg nach Kasane um die beiden kaputten
Reifen von Marc reparieren zu lassen. Conny und ich wollen einen Blick
in den Craft Shop an der Chobe Safari Lodge werfen. Beim Aussteigen
stellt Uwe fest, dass gerade auch der dritte Reifen an Marc`s Auto kräftig
Luft verliert und in Kürze platt sein wird. Nun wird die Reifenreparatur
zum vordringlichen Problem erklärt. Wir bleiben im Craft Shop und können
alles ausführlich betrachten. Die Männer machen sich auf die Suche nach
einer Reifenreparaturwerkstatt. Blöderweise sind wir ohne Geld und Kreditkarten
aber da die Männer versprochen haben, uns hier wieder abzuholen, stellt
das für uns (noch) kein Problem dar. Wir können ja nicht ahnen, dass
sich die Suche nach einer Reifenreparaturwerkstatt zu einer echten Herausforderung
gestalten wird. Inzwischen kennen wir längst jede Holzfigur in dem Laden
persönlich und haben uns ein kleines Häufchen angelegt mit den Dingen,
die wir gebrauchen können. Längst haben wir es uns auf der Bank vor
dem Geschäft in den vielen Kissen gemütlich gemacht und überlegen schon,
ob wir die Beine hoch legen oder doch in die Bar der Chobe Safari Lodge
umsiedeln sollen. Die vorbeiflanierende Warzenschweinfamilie bringt
zwar kurzzeitig etwas Abwechslung in die Warterei aber auch die sind
schneller weg als unsere Männer wieder da. Mein Gott, wo bleiben die
nur?? Endlich, nach mehr als einer Stunde Warterei kommt das Auto um
die Kurve; aber das sitzt ja nur Marc drin. Wo bitte ist Uwe? Marc springt
aus dem Auto und ist völlig aufgedreht. Er erzählt, dass die Tankstelle
in Kasane vor einigen Tagen abgebrannt ist und der Reifenservice dort
nicht mehr existiert. Irgendwie haben sie dann eine Adresse bekommen,
wo Reifen repariert werden und das ist hier irgendwie ganz verwinkelt
mehrere Querstraßen rein und hinter. Uwe wartet dort und hatte Marc
geschickt, uns abzuholen. Uns wird himmelangst. Wird Marc diesen komplizierten
Weg jemals wieder finden, damit wir Uwe einsammeln können oder habe
ich hier gerade mitten in Botswana meinen Mann verloren? Hey, den brauch
ich noch! Marc wäre der erste Mann den ich kenne mit einem guten Orientierungssinn.
So aufgedreht wie er gerade ist, haben wir so unsere Zweifel und so
fragen wir ganz vorsichtig, ob er denn sicher ist, dass wir das je wieder
finden. Er meint, das sei ganz easy und kein Problem – alles im Griff.
Wir müssen allerdings zweimal wenden, bevor wir die richtige Querstraße
erwischen. Als klar wird, dass wir in das Homeland fahren, wo Sonntag
Abend die Hölle los ist, kann Conny nur noch fassungslos fragen „wie,
hier hast Du Papa abgesetzt?“. Sein „ja klar“ macht uns nicht gerade
ruhiger und wir sind sehr erleichtert, als wir Uwe dann an der Straße
stehen sehen. Um ihn herum ist ziemliches Gewusel und er ist eine kleine
Attraktion, aber ihm macht das nichts aus. Inzwischen sind zwei der
drei Reifen repariert. Bei einem der Reifen ist eine Reparatur nicht
mehr möglich und Uwe soll für alles gerade mal 40 Pula zahlen. Er rundet
großzügig auf und so kann die Großfamilie sich wieder ihrem gemeinsamen
Sonntagsmahl widmen. Wir sind froh, dass alles erledigt ist und wir
Uwe unbeschadet wieder haben. Marc ist von diesem Erlebnis sehr beeindruckt,
zumal auch die Art, wie die Reifen geflickt werden, für ihn völlig neu
ist. Ja, das war Afrika pur. Und schon wieder hat natürlich keiner die
Kamera zur Hand.
Nun
haben wir genug Abenteuer für heute und lassen den Tag bei einem gemütlichen
Abendessen in der Lodge ausklingen.
17.
September 2007 Kubu Lodge (Kazungula)
Heute tun wir gar nichts. Uwe entdeckt im Garten der Lodge eine
ca. 1 m lange grüne Schlange, die er erst einmal für eine grüne Mamba
hält und entsprechend hohen Blutdruck bekommt. Inzwischen sitzt sie
in einem Busch, ist aber ziemlich nervös. Sie zu fotografieren erscheint
uns doch etwas zu gefährlich. Inzwischen kommt Pinapel, der Gärtner
dazu und erklärt uns, dass dies eine grüne Wasserschlange ist – aber
eben auch giftig (unser Schlangenbuch sagt später „harmless“). Vor unseren Augen fängt
er die Schlange mit einer Schlinge und wir können sie sogar anfassen.
Sie hat eine ganz weiche Haut und fasst sich irgendwie gut an. Auf jeden
Fall eine interessante Erfahrung.
Später
lässt sich Uwe von seinem neuen Freund zeigen, wie man so eine Schlinge
baut, mit der er die Schlange gefangen hat. „Man kann ja nie wissen.“
– unser Buschmann!
Wir
nutzen den Tag zum relaxen und schlafen und genießen die Ruhe der Lodge.
Uwe lässt von seinem neuen Freund noch das Auto waschen und eine Innenreinigung
machen. Dafür lassen wir ihm dann ein kleines Überraschungspaket mit
Klamotten und die Lebensmittelreste vom campen da.
18. September 2007 Kazungula – Livingston Victoria Fälle (Stanley Safari Lodge)
Heute wollen wir mit der Fähre von Kazungula nach Zambia
übersetzen. An der Straße stehen unzählige LKW, die auf ihre Abfertigung
warten und wir beschließen, an diesen vorbei zu fahren. Lt. Reiseführer
werden PKW und Busse vorrangig behandelt. Die Ausreise aus Botswana
gestaltet sich noch halbwegs transparent. Alles läuft irgendwie sehr
lustlos ab und die Formalitäten mit den vielen Registrierungsbüchern
sind schwer nachvollziehbar. Hinter uns in der Warteschlange steht ein
junger Mann, der Uwe dann später bei den Formalitäten auf sambischer
Seite hilft. Die Fähre selbst ist in einem gruseligen Zustand und man
hält es eigentlich nicht für möglich, dass die überhaupt am anderen
Ufer ankommt. Auf sie passt genau ein Bus oder LKW und 3 PKW. Bevor
wir auf die Fähre fahren dürfen, werden wir von unzähligen Farbigen
umringt, die uns irgend etwas verkaufen wollen. Wir reagieren natürlich
nicht. Irgendwann - man kann noch nicht einmal erkennen, dass es sich
um eine amtliche Person handelt – wird uns klar gemacht, dass Beifahrer
zu Fuß auf die Fähre gehen müssen. Also gut, dann muss ich eben durch
den Dreck laufen. Das dürfen wir aber auch nicht und werden von dem
vorbeifahrenden Reisebus erst einmal in eine große Staub-/Dreckwolke
gehüllt. Erst als alle Fahrzeuge auf der Fähre sind, dürfen auch die
vielen Fußgänger drauf. Es herrscht ein absolutes Gewusel und man kann
keinerlei System oder Struktur erkennen. Die Überfahrt ist zum Glück
sehr kurz und wir sind auch nicht untergegangen. Die Frage des jungen
Mannes, ob ich schwimmen kann, war aber sicherlich nicht so ganz unberechtigt.
Er konnte nicht und so schien es ihn zu beruhigen, neben mir zu sitzen.
Dank Offroadfahrzeug ist auch das Verlassen der Fähre kein großes Problem
(für normale PKW aber schon) und dann stehen wir im nächsten Gewusel.
Alle Fahrzeuge parken kreuz und quer, man muss über Stock und Stein,
um ebenfalls irgendwo quer zu parken und die Einreiseformalitäten für
Zambia abwickeln zu können. Alle möglichen Daten müssen in 2 Bücher
und ein Formular eintragen, die Nummer des Formulars dann wieder in
einem anderen Registrierungsbuch vermerkt werden. Zwischendurch macht
der Grenzbeamte dann erst einmal 45 Minuten Mittagspause und eine lange
Schlange wartet. Der freundliche junge Mannes aus der Warteschlange
bei der Ausreise aus Botswana zeigt Uwe und Marc dann, wo sie überall
hin müssen und welche Wege der Reihe nach zu absolvieren sind, damit
alle Formalitäten ordnungsgemäß abgewickelt werden. Für diesen Grenzübertritt
sind insgesamt rund 170 Euro „Eintritt“ zu zahlen. Ein stolzer Preis!
Nun wird Uwe auch klar, was ihm die jungen Männer an der Fähre verkaufen
wollten. Für 20 Pula wollten sie ihn in die Geheimnisse der Einreiseformalitäten
einweihen. Eine unglaubliche Bürokratie die eher dazu dient, Touristen
zu verschrecken als ins Land zu holen.
Während
die Männer mit dem Papierkrieg beschäftigt sind, können wir inzwischen
das Treiben beobachten. Einige Reiseveranstalter setzen tatsächlich
ihre Gäste am Grenztor ab und die Touris müssen dann allein die Formalitäten
machen. Das ist ja dann wohl das Letzte. Wenn schon eine organisierte
Reise, dann will man bei so was aber auch betreut werden. Und dieses
Vorgehen war kein Einzelfall.
Irgendwann
haben es die Beiden geschafft und wir können endlich unsere Fahrt fortsetzen.
Conny und mich wollte man an der Grenze noch nicht einmal sehen. Ich
möchte gar nicht wissen, wie lange die LKW`s warten müssen, bis sie
abgefertigt sind und übersetzen dürfen.
Insgesamt
scheint Zambia noch ärmer zu sein als Botswana, macht aber insgesamt
einen noch freundlicheren und
aufgeschlosseneren Eindruck als Botswana. Das Leben der Menschen findet
unmittelbar an der Straße statt. Da wird Wäsche gewaschen, werden Versammlungen
abgehalten, es werden gerade zwei Kühe geschlachtet und Holzkohle verkauft.
Wir
haben Livingstone schnell erreicht und dieser Ort ist schon richtig
erschlossen. Es gibt ein modernes Einkaufscenter und auch sonst scheint
der Ort sich für den Tourismus zu rüsten. Die Stanley Safari Lodge befindet
sich kurz hinter Livingstone und dank einer guten Beschreibung haben
wir sie schnell gefunden. Die Lodge liegt auf einer Anhöhe und man hat
von hier aus einen wunderschönen Blick auf die Ebene und die Victoriafälle,
die man an ihrem Wasserdampf erkennen kann. Im Moment haben die Fälle
sehr wenig Wasser, das täglich weniger wird. Mal sehen, ob es ausreicht,
dass wir uns ein Bild von diesem Naturwunder machen können.
Der
Empfang in der Lodge ist herzlich und unser „Bird-Room“ ausgesprochen
idyllisch. Das Chalet ist nach vorn gänzlich offen und gewährt einen
freien Blick auf die Fälle und den angrenzenden Mosi-oa-Tunya Game Park
sowie ein Wasserloch. Sowohl Badezimmer als auch Toilette sind mehr
oder minder im Freien und geben dem Ganzen ein besonderes Flair. Alles
ist sehr geschmackvoll ausgestattet und der Service ist erstklassig.
Wir können nicht nur wählen wann wir essen wollen sondern auch wo. Dabei
gibt es unzählige Möglichkeiten, wo das Essen serviert werden kann.
Wir entscheiden uns für einen netten Platz im Garten neben dem Pool
und unser persönlicher Kellner muss abends ganz schön jonglieren, dass
er die vielen Stufen im Dunklen alle trifft.
Nachdem
jeder von uns sein Reich für die nächsten 2 bzw. 3 Tage inspiziert hat,
wollen wir natürlich so schnell wie möglich die Victoriafälle sehen.
Ein Guide bringt uns hin und begleitet uns. Den anfänglichen Beschreibungen
zur erdgeschichtlichen Entstehung der Fälle lauschen wir nur mit halbem
Ohr, denn unsere Aufmerksamkeit beanspruchen die vielen frechen Meerkatzen
mehr. Endlich dürfen wir dann auch den ersten Blick auf die Wasserfälle
werfen. Wow sind die groß. 110 Meter fällt das Wasser in die Tiefe und
auch wenn jetzt nur noch relativ wenig Wasserkaskaden in die Tiefe stürzen,
ist es ein spektakulärer Anblick. Wir genießen den Panoramaweg und versuchen natürlich,
das Naturschauspiel im Bild festzuhalten, auch wenn das nachmittägliche
Gegenlicht nicht gerade optimale Bedingungen bietet. Wahrscheinlich
hat der Guide noch nie so lange für diese Tour gebraucht wie mit uns.
Trotzdem ist er ausgesprochen geduldig und freundlich. Schade, dass
die Fälle schon vor Sonnenuntergang schließen und so müssen wir die
letzte Strecke des Weges ziemlich zügig zurücklegen. Auf dem Weg zum
Fahrzeug gönnen wir uns natürlich auch noch einen (bzw. mehrere) Blicke
auf den großen Holzmarkt, auf dem wirklich auch tolle Arbeiten angeboten
werden. Nach zähen Verhandlungen ersteht Uwe schon mal schnell ein wunderschönes
Ebenholz-Hippo für seinen Schreibtisch. Hier müssen wir uns morgen noch
einmal mit mehr Zeit umsehen.
Der
Guide bringt uns zurück zur Lodge und kurze Zeit später können wir ein
tolles Abendessen im Garten der Lodge genießen. Schade, dass die Gruppe
Inder, die zwischenzeitlich angekommen ist, die herrliche Ruhe stört.
19. September 2007 Victoria Fälle (Stanley
Safari Lodge)
Auch hier bekommen wir den Kaffee/Tee ans Bett gebracht.
Bei dieser herrlichen Aussicht will man eigentlich gar nicht aufstehen.
Heute soll aber in Livingstone Island gebadet werden. Das ist nur möglich,
wenn der Sambesi sehr wenig Wasser hat. Erst dann kann man in den Pools
direkt vor den Fällen baden. Da ich ziemlich Höhenangst habe, verkneife
ich mir den Fun und gebe lieber den Hofberichterstatter. Gleich nach
dem Frühstück bringt uns ein Guide zum Royal Livingstone Hotel und von
dort geht es mit dem Motorboot auf dem Sambesi bis zu Livingstone Island.
Marc,
Conny und Uwe schwimmen dem Guide hinterher zu den Fällen und ich nutze
die Zeit, die beiden herrlichen Regenbögen über den Fällen zu fotografieren.
Es ist ein traumhafter Anblick. Zwischendurch muss ich immer mal wieder
die Kamera trocken wischen, wenn der Wind die Gicht herüberweht. Während
dessen haben die 3 ihren ganz besonderen Nervenkitzel. Der Guide fordert einen nach dem anderen auf,
in einen Pool zu springen, der sich unmittelbar vor den Klippen befindet,
über die das Wasser stürzt und in dem ca. 5 Leute Platz haben.
Conny will zuerst springen, aber das lässt Uwe nicht zu und bevor sie
sich irgendwie verletzt, springt er lieber zuerst. Das sieht für die
Betrachter der Falls von der Zimbawe-Seite wohl sehr spektakulär aus.
Auf jeden Fall kann ich beobachten, wie die alle ihre Ferngläser hoch
reißen und angespannt zu der Gruppe hinüberblicken. Für die muss es
wohl so aussehen, als ob da jemand seinen schlechten Tag hat und die
Fälle runter springen will. Nachdem alle in den kleinen Pool gesprungen
sind, wird jeder vorsichtig über die Felskante geschoben und kann so
direkt die 110 Meter in die Tiefe schauen. Der Guide macht fleißig
mit allen Kameras Fotos, die recht spektakulär aussehen. Wieder festen
Boden unter den Füßen sind alle schwer beeindruckt von diesem einmaligen
Erlebnis. Bei meiner Höhenangst bin ich allerdings nicht wirklich traurig,
auf dieses Spektakel verzichtet zu haben.
Wir
bekommen noch ein leckeres zweites Frühstück direkt auf Livingstone
Island und das, obwohl ein Elefant die Freiluftküche hier ziemlich zerlegt
hat. Nun gibt man sich alle Mühe, ihn mit allerlei Mitteln zu vertreiben.
Da werden Chilischoten verbrannt, mit Petroleum getränkte Tücher aufgehangen,
Seile gespannt u. a. Ich finde,
der Elefant hat einen wirklich guten Geschmack, sich ausgerechnet Livingstone
Island als Wohngegend auszusuchen. Es ist wirklich schön hier.
Nach
dem Lunch werden wir mit dem Boot zurück ins Hotel Livingstone gebracht
und dort erwartet uns unser Guide, der uns in die Lodge bringt. Wir
nutzen den Tag, um am Pool zu relaxen. Die indische Gruppe ist unterwegs und so herrscht hier eine göttliche
Ruhe. Man kann sogar die Wasserfälle hören.
Inzwischen
hat Conny die Zeit genutzt, um ihre Sachen auszusortieren. Für die Kinder
endet leider der Urlaub hier und übermorgen geht es zurück nach Deutschland.
Klara, die Managerin der Lodge, hatte uns erzählt, dass die Leute auf
dem Holzmarkt auch gern ihre Waren gegen Bekleidung eintauschen und
so haben die Kinder eine Tüte mit Sachen zum handeln gepackt. Am Nachmittag
nutzen wir die Zeit, um noch einmal in aller Ruhe über den Holzmarkt
zu bummeln. Schließlich will jeder ein Hippo für seinen Schreibtisch
und ich träume immer noch von einem großen, auch wenn ich nicht weiß,
wie ich das nach Hause bringen soll. DHL lässt sich in seine Preise
nicht reinschauen.
Wir
lassen uns von Klara 100 US$ geben und stürzen uns in den Trubel. Keiner
der Händler lässt zu, dass wir seinen Stand auslassen und jeder will
natürlich verkaufen. Während wir recht schnell 2 wunderschön gezeichnete
Ebenholz-Hippos für den Schreibtisch gefunden haben, gestalten sich
bei Conny und Marc die Verhandlungen zäher. Sie kosten Marc seine Socken
(die er an hat) und eine Hose gegen eine kleine Hippofamilie. Beide
Seiten haben ziemlich Spaß an den Verhandlungen. Ein Salatbesteck, ebenfalls
in Ebenholz, führt auch bei uns zu einem zähen ringen um den Preis.
Am Ende sind beide Seiten zufrieden, auch wenn der Preis von 22 US$
nicht unbedingt ein Schnäppchen ist. Dafür ist es einmalig und eine
wirklich wunderschöne und saubere Arbeit. Man darf schließlich auch
nicht vergessen, dass die Menschen hier den Lebensunterhalt für eine
Familie verdienen müssen und wohlhabend ist keiner von denen. So sehen
wir das auch als eine Art Sponsoring. Einen der Verkäufer mit einem
guten und soliden Angebot und bescheidenem Auftreten haben wir sofort
ins Herz geschlossen. Er dagegen Marc`s alte adidas-Turnschuhe, die
er im Moment trägt.
Wir
sind eine Weile am überlegen, ob die beiden Figuren oder die beiden
Masken besser zu uns passen. Letztlich fällt unsere Entscheidung auf
die Figuren und wir können einen guten Preis mit ihm vereinbaren. Mehr
zum Spaß bietet Marc dann seine Turnschuhe gegen die beiden Masken und
die Liebe des Händlers zu den Schuhen ist so groß, dass Marc seine Masken
bekommt. Der Händler freut sich diebisch, dass die Schuhe auch noch
seine Größe haben und ist happy. Wir lachen uns schlapp denn nun steht
Marc barfuß da. Zum Glück steht das Auto nur wenige Meter entfernt und
Marc ist stolz auf seinen guten Deal. Conny versetzt noch ihr Kopftuch
gegen einen Anhänger und zwei Ebenholzarmreifen mit Büffelhorn finden
wir auch noch. So sind alle glücklich und wir kehren zur Lodge zurück.
Der Weg zwischen Lodge und Parkplatz ist mit kleinen scharfkantigen
Kieselsteinen aufgefüllt und den muss Marc nun barfuß bewältigen – keine
echte Freude. Ich weiß nicht, ob er hier seinen Übermut bereut hat.
Auf alle Fälle hatten wir alle viel Spaß und die erkämpften Gegenstände
werden uns an diese tollen Erlebnisse zurück erinnern.
Abends
genießen wir unser letztes gemeinsames Dinner und bedauern, dass für
die Kinder der erlebnisreiche Urlaub nun schon fast zu Ende geht.
20. September 2007 Victoria
Falls – Lianshulu Lodge (Mudum NP)
Heute ist der Tag des Abschieds. Hier trennen sich leider
unsere Wege. Die Kinder bleiben noch 1 Tag in der Lodge und fliegen
dann über Vic-Falls zurück nach Windhoek, wo ihr Anschlussflug geht.
Der Airport Vic-Falls ist auf Zimbawe-Seite und sie haben möglicherweise
noch ein kleines Abenteuer vor sich. Morgen wird der Mietwagen an der
Lodge abgeholt und für den Transfer zum Airport ist ein Shuttle gebucht.
Mal sehen, ob das alles so glatt geht.
Unsere
Reise dauert noch 2 Wochen an und führt uns jetzt erst einmal in den
Caprivi-Streifen zurück nach Namibia. Heute erwartet uns die Lianshulu-Lodge
im Mudumu NP. Auf dem Weg nach Livingstone trauen wir unseren Augen
nicht. Da stehen mitten auf der Hauptstraße mehrere Elefanten und sind
gemütlich am fressen. Sie lassen sich von dem Verkehr auch nicht aus
der Ruhe bringen und wer passieren will, der muss schon in einem ordentlichen
Bogen um sie herum fahren.
Uns
erwartet heute also wieder ein Grenzübertritt und eigentlich hat Uwe
noch die Nase voll von der Einreise nach Zambia. Entsprechend ist er
schon auf Einiges gefasst. Wir beschliessen, bis Katima Mulilo auf sambischer
Seite zu fahren und in Katima Mulilo die neue Brücke zu nehmen. Angeblich
geht das reibungslos. Schauen wir mal.
Unterwegs,
die Straße ist geteert, sieht man auf sambischer Seite viele Fahrräder
aber auch wirkliche Armut. Gerade sind wir an einem Viehmarkt vorbeigefahren
und nun kommt schon wieder eine Veterinärkontrolle – diesmal in unsere
Richtung. Die übertrifft dann alles bisher erlebte, denn hier gibt es
nicht nur eine ordentliche Ladung Desinfektionslösung auf die Schuhe
und die Reifen sondern die besprühen mit der Brühe auch unsere Hände.
Anschließend dürfen wir das Zeug mit ein paar Tropfen Wasser (aber wirklich
nur ein paar!) aus einem Kanister abspülen. So schlau, da nicht in Flipflops
raus zu treten, bin ich schon lange und der Gedanke, das Zeug auch noch
über meine Füße zu bekommen, gruselt mich. Wir danken dem lieben Gott,
dass es Sprühwasser gibt und so sind wir erst einmal damit beschäftigt,
das Zeug wieder abzuwaschen.
In
Katima Mulilo passieren wir die Brücke und an der Grenze ist relativ
wenig los. Die rechts und links stehenden Grenzhäuschen halten wir für
das Sambische und das Namibische Häuschen und erst als Uwe den Namibischen
Stempel in den Pass bekommt wird klar, dass wir die Sambische Grenze
schon passiert haben müssen. Ich erinnere mich an Andreas mahnende Worte,
dass wir das Häuschen nach der Brücke links nicht übersehen dürfen.
Das galt aber für die Einreise und wir sehen keinen Grund, wozu wir
den Stempel bei der Ausreise brauchen, wenn ihn Namibia nicht sehen
will. Also sind wir defacto in Zambia noch gar nicht ausgereist. Die
Grenzformalitäten sind überraschend einfach und es geht wirklich ganz
unproblematisch. Links rein in die Registrierung und rechtes Häuschen
Passport – nix Gebühren und keine Probleme.
Bis
zum Abzweig ins Linyanti-Gebiet können wir geteerte Straße fahren und
nach dem Abzweig in den Mudumu NP sind es noch 13 km bis zur Lianshulu-Lodge.
Nach den Beschreibungen (und dem Preis) erwartet uns hier noch einmal
eine echte Idylle und unsere Erwartungen sind entsprechend hoch. Statt
dessen ist die Lodge ziemlich heruntergewirtschaftet und es ist nicht
nachvollziehbar, wem hier das Management obliegt. Hier gibt es eine
Menge Häuptlinge aber keine Struktur. Das Hauptgebäude ist hübsch gestaltet
und hat eine schöne Lage direkt am Wasser. Die Anlage wirkt insgesamt
sehr ungepflegt und verwildert und von den Chalets aus hat man vor lauter
Geäst und Gestrüpp leider kaum Ausblick auf das Wasser. Gut, das hier
ist ein Buschcamp aber es ist einfach schade, denn direkt am Ufer grasen
regelmäßig die Hippos. Die Einrichtung der Chalets ist ziemlich abgewohnt
und recht lieblos. Das Personal ist zwar nett aber Service gibt es kaum.
Die Lodge ist fest in deutscher Hand; d. h. es sind ausschließlich deutsche
Gäste hier. Wieder einmal ist als erstes die Absolutionserklärung zu
unterschreiben, denn das Camp wird regelmäßig von Elefanten besucht.
Die Hippos am Fluß hält man mit einem Elektrozaun auf Distanz.
Um
16:00 Uhr wird am Bootssteg Kaffe und Kuchen gereicht. Der heutige „Kuchen“
sind die Brötchen von gestern mit einem Klecks Marmelade und etwas Sahne
und während wir uns fragend ansehen, sind die anderen Gäste entzückt.
Wir machen die Bootstour mit, die uns zwar einen Überblick über das
Gebiet verschafft, aber zum fotografieren recht ungeeignet ist. Dafür
sind zu viele Menschen auf dem Boot und auf Fotografen wird keine besondere
Rücksicht genommen. Der Guide fährt mitten in einen Hippo-Pool, (was
aus unserer Sicht ziemlich riskant werden kann) und wir bekommen sogar
den großen Kingfisher zu Gesicht. Da aber die Strömung hier überall
sehr stark ist, lässt sich das Boot nicht halten und so bleibt es beim
Betrachten des großen Vogels. Für uns sind 9 Deutsche auf einem Boot
mindestens 7 zu viel und so verzichten wir auf weitere Bootstouren dieser
Art. Unterwegs treffen wir auf ein weiteres Boot einer angrenzenden
Lodge und können uns kaum das Lachen verkneifen. Die Passagiere sehen
alle aus wie Statisten aus „Jenseits von Afrika“ und wir erwarten, dass
um die nächste Kurve das Kamerateam kommt.
Am
Bootsanlegesteg bekommen wir bei der Rückkehr eine Taschenlampe und
werden dann zum Abendessen abgeholt. Da steht tatsächlich ein Begleitkomitee
von 4 Leuten vor der Tür, um uns die paar Meter zum Essen zu geleiten.
Dabei werden wir das Gefühl nicht los, dass die mehr Angst haben als
wir. Nach dem Abendessen läuft dann das ganze Spiel noch einmal rückwärts
ab und wir werden ins Bett geleitet. Mann das nervt! Sind wir hier im
Busch oder im Kindergarten Krabbelgruppe? Im Busch hat uns auch keiner
das Händchen gehalten! Nachts kommt der Eli wieder und frisst auch um
unser Chalet herum aber bei dem vielen Gestrüpp hier kann er noch ein
paar mal wiederkommen.
21.
September 2007 Lianshulu Lodge
Den morgendlichen Gamedrive verkneifen wir uns und schlafen lieber
aus. Die Lodge wird regelmäßig von Meerkatzen und Mangusten heimgesucht
und so versuchen wir, die zu fotografieren. Wir verbringen den Tag mit
relaxen und bereuen eigentlich schon, hier 3 Nächte gebucht zu haben.
Bei
einem abendlichen Gespräch mit einem der Guides gelingt es Uwe dann,
für morgen früh eine individuelle Birding-Extrabootstour für uns beide
zu organisieren.
Nachts
kommt wieder der Eli und versucht sich als Gärtner. Er schafft es aber
auch nicht, hier ein wenig Ordnung zu machen und ich kann hören, wie
er an unserer Lodge schnuppert. Schließlich hängen die Orangen gleich
neben der Tür. Er zieht es aber dann doch vor, sich im Garten der Manager
durchzufressen. Braver Eli!
22.
September 2007 Lianshulu Lodge
Um 7:30 Uhr starten wir mit Eric, einem der Manager unsere
Bootstour. Eric hat geübte Augen und kann uns allerhand interessante
Vögel zeigen. Der Artenreichtum bleibt aber dennoch weit hinter dem
im Kanana-Camp zurück. Nach der Bootstour frühstücken wir und brechen
dann zu unserem eigenen Gamedrive auf. Eric hatte uns noch ein paar
Tipps und eine Karte mitgegeben und so erkunden wir die Gegend auf eigene
Faust mit dem Auto. Der von ihm empfohlene Hippo-Pool ist auch wirklich
sehr schön und wir beschließen, hier heute Abend den Sonnenuntergang
zu genießen.
Wasser
gibt es nur am Rande des Mudumu NP, also da, wo der Kwando River fließt
und so beschränken wir unsere Exkursion auf dieses Gebiet. Wir fahren
an die Stelle, wo die Boma steht, d. h. die Fangzäune, mit denen die
Wildtiere eingefangen werden. Dort können wir einen Malachiteisvogel
beobachten. Wir bekommen auch ein paar Tiere zu sehen, aber wegen der
mittäglichen Hitze sind das eher wenig. Inzwischen ist es einfach zu
heiß und so beschließen wir, abends noch einmal los zu ziehen. Außer
einem angefütterten Lodge-Krokodil haben wir auch hier noch kein einziges
Krokodil gesehen und dabei dachte ich, es wimmelt hier von Krokos. Eigentlich
wollte ich gern noch in das 13 km entfernte Lizauli Traditional Village,
wo man die Lebensweise der hiesigen Einwohner besichtigen kann, aber
irgendwie haben wir dann doch keine Lust und unsere namibischen Dollar
sind im Moment auch knapp. Die Lodge kann uns keine geben und so wird
es Zeit, dass wir nach Rundu kommen. (Rundu – zuletzt berühmt geworden
für Kreditkartenbetrug am Geldautomaten.)
Zurück
in der Lodge verbummeln wir noch etwas die Zeit, um später noch einmal
zum Hippo-Pool aufzubrechen. In der Ferne sehen wir 3 Elis gemütlich
anmarschieren und auf der anderen Seite trinken. Zwei Hippos kommen
gerade vom grasen und begeben sich wieder ins Wasser. Auf der anderen
Seite des Sees sehen wir hunderte von karminroten Bienenfressern, die
dort trinken und sich ihre Höhlen in den Sand bauen. Das Problem ist
nur, dass da, wo die Vögel sind, kein Weg ist und so umrunden wir das
Gebiet ohne Erfolg. Nun wollen wir diese Vögel schon lange fotografieren
und die Erfahrung, dass, wenn Uwe sich etwas in den Kopf gesetzt hat,
er auch schon mal mit dem selbigen durch die Wand geht, kennen wir ja
schon. Diesmal schnappt er sich kurz entschlossen seine „große Tüte“
und das Stativ und ich bekomme die Anweisung, bei Gefahr zu hupen. So
marschiert er die 200 Meter am gut übersichtlichen Ufer entlang zu den
Vögeln. Als Deckung dient ihm ein Baum
und so kann er einige (hoffentlich gute) Bilder von den Vögeln
machen. Ok, mein Sunset besteht nun aus beobachten. Die Hippos im Pool
machen mich etwas nervös, denn sie beäugen die Situation ziemlich aufmerksam.
Die 3 Elis, die da gemütlich unterwegs sind, stören mich dagegen wenig.
Hier ist überall Wasser und sie können an jeder Stelle trinken. Was
sollte ich sie da stören? Erst als die Elis nur noch rund 100 Meter
von mir entfernt sind, fällt mir auf, dass sie nicht trinken wollen,
sondern in die Richtung laufen, in der Uwe ist. So scheint es mir gerechtfertigt,
ihn wenigstens mal auf die 3 jungen Bullen aufmerksam zu machen. Inzwischen
kann ich meinen Mann schon nicht mehr sehen, denn er hat sich an die
Vögel angerobbt. Also hupe ich. Zum Glück reagiert Uwe sofort – aber
die Elis auch. Sie bleiben stehen. Uwe entscheidet sich für den Rückweg
und so halte ich sie mit leichtem Trommeln auf die Windschutzscheibe
etwas auf Distanz. Inzwischen haben sie ihren Rüssel aufgestellt und
schnuppern nach uns. Uwe trabt in schnellem Tempo – soweit das schwere
Objektiv + Stativ das zulassen, schwer atmend heran. Ok, die Elis sind
harmlos, wandern weiter und gehen tatsächlich genau an die Stelle, wo
Uwe war. Dort verjagen sie die Bienenfresser und trampeln deren frisch
gebuddelte Löcher zu. Das war Adrenalin pur. Abends erzählen wir Eric
unsere Beobachtung von den Bienenfressern und er meint auch nur, da
hilft nur zu Fuß hingehen. Gut, das hatten wir gemacht. Schade, dass
wir unsere Entdeckung morgen nicht weiter fortführen können. Bestimmt
kommen die Vögel wieder.
Zwischendurch
haben wir am Hippo-Pool kurzzeitig Handyempfang und erhalten eine Nachricht
von den Kindern, dass sie gut angekommen sind. Wir sind erleichtert.
Wir
fahren zurück zur Lodge und nach dem Abendessen gehen wir gleich zu
Bett. Morgen haben wir eine relativ lange Strecke bis Rundu. Die Straße
ist zwar geteert, aber wir wollen noch den Abstecher zu den Popa-Falls
machen.
Gerade
als wir ins Bett gehen wollen, werden Uwe plötzlich die Knie weich und
ich muss ihn stützen, dass er nicht zusammensackt. Er klagt über Taubheit
in den Händen, Schwindelgefühl, Druck und Enge in der Brust und ist
kalt und schweißnass. Mir wird himmelangst. Das sind alles Anzeichen
für einen Herzinfarkt. War das Erlebnis mit den Elis und der kleine
Spurt unter der Last seiner Ausrüstung zu viel? Glücklicherweise schlägt
sein Herz aber ganz ruhig und gleichmäßig und die Taubheit in den Händen
legt sich schnell, als ich ihm die Hände massiere. Zwar schlafe ich
irgendwann ein, aber so richtig schlafen kann ich nicht.
Erst
als bei ihm das gesamte Abendessen den rückwärtigen Gang antritt und
dann auch der Durchfall kommt, wird klar, dass die Kreislaufschwäche
die erste Stufe einer schweren Magen-Darm-Infektion war. So ist Uwe
die ganze Nacht unterwegs und will nur noch sterben. Ich kann mir vorstellen,
wie es ihm geht und erinnere mich an meine Erkrankung damals in Tunesien.
Die Frage ist, wo hat er das her?
23.
September 2007 Lianshulu Lodge – Rundu
Noch bei Sonnenaufgang erbricht er und den ersten Tee, den ich ihm
besorge, behält er auch nicht. An unsere heutige Abreise ist im Moment
nicht zu denken und ich bereite das Management schon einmal darauf vor.
Glücklicherweise wird unsere Lodge heute nicht gebraucht und so ist
der Druck weg. Uwe ist total fertig, kraftlos und meint, so elend sei
ihm noch nie gewesen. Alles, was er flüssig irgendwie zu sich nimmt,
findet sofort einen Weg nach draußen und es ist fast nicht möglich,
ihm wenigstens eine Tablette zu verabreichen. Glücklicherweise haben
wir genügend Durchfallmittel dabei aber die vollbringen auch nicht gleich
sofort Wunder und zuerst müssen sie mal drin bleiben. Während Uwe noch
etwas schläft, habe ich schon mal ein wenig gefrühstückt und vorsorglich
unsere Sachen gepackt. Mir ist klar; wenn wir hier weg wollen, dann
muss ich den „Krankenwagen“ fahren. Irgendwann kurz vor 12:00 Uhr schafft
Uwe es dann unter Einsatz aller Kräfte sich anzuziehen und bis ins Auto
zu bewegen. Ok, dann muss ich heute die 500 km Linksverkehr bewältigen.
Das geht aber alles besser als gedacht und ab der Teerstraße fährt das
Auto eh fast von allein. Es ist komischerweise im Caprivi kein Verkehr
und so ist auch egal, dass das Auto doch recht groß ist. Unterwegs bei
Divundu gönne ich mir noch den Abstecher zu den Popa-Falls, die ja eigentlich
nur Stromschnellen sind und bei Niedrigwasserstand am schönsten sein
sollen. Die Falls sind echt schwierig zu finden und
ich mache erste Erfahrungen mit dem Tiefsand, den ich etwas zu zackig
passiere. Beinah mähe ich dabei noch den Telegrafenmast um, der am Wegrand
so blöd rumsteht. Das wäre zwar für unseren Kuhfang am Auto kein Problem,
aber die angrenzende Rehabilitationsanstalt für Straffällige hätte eins.
Lieber Gott lass uns bitte heute nicht noch einen Reifenschaden haben!
Direkt
bei den Popa-Falls ist ein hübscher Campsite (ohne Komfort) innerhalb
des Mahango GR. Die Fälle sind ausgesprochen nett und idyllisch gelegen.
Es ist sehr schön hier und auch wenn Uwe das heute gar nicht interessiert,
bin ich froh, den Abstecher gemacht zu haben. Wir hätten echt etwas
verpasst.
Nachdem
Uwe bis jetzt fast ausschließlich geschlafen hat, rafft er sich auf,
doch wieder selbst zu fahren. Ich bin nach der Fotosession ziemlich
alle und viel geschlafen habe ich letzte Nacht ja auch nicht. Mit vereinten
Kräften – einer guckt, der andere lenkt – erreichen wir Rundu und so
langsam stellt sich bei mir Hunger ein. Der passt natürlich so gar nicht
zu Uwe`s momentaner Abneigung gegen Essen.
Unterwegs
kommen wir an vielen Buschhütten vorbei und können uns eine Vorstellung
davon machen, wie die Leute im Caprivi leben. Überall werden gerade
frisch geschnittene Strohballen getrocknet, die für die Dächer der Strohhütten
verwendet werden. Brennt das trockene Gras ab, haben die Leute hier
in der Region kein Baumaterial für ihre Dächer. Das Wasser muss oft
aus großen Entfernungen geholt werden und selbst Kinder, die gerade
erst laufen können, werden mit einem viel zu großen Behältnis losgeschickt,
um Wasser zu holen. Dabei ist es schon ein großer Fortschritt, dass
in größeren Abständen Wassertanks stehen, aus denen sich die Leute der
angrenzenden Ortschaften ihr Wasser holen können. Wege von 5 und mehr
Kilometern sind dabei völlig normale Distanzen. Die Frauen mit ihren
20-25 Liter-Kanistern auf dem Kopf ringen uns echte Bewunderung ab.
Wir bekommen noch nicht einmal ein Buch auf dem Kopf getragen. Oft ist
ein Fahrrad der wertvollste Besitz einer Familie – echter Luxus - und
auch das dient natürlich als Transportmittel.
Heute
zum Sonntagabend tobt in Rundu der Bär und die Tambuti-Lodge liegt direkt
am Beach. Hier ist gerade richtig Halligalli. Die Lodge ist unter schweizer
Führung und die Bungalows sind zwar sauber, aber äußerst spartanisch
ausgestattet und wirklich nur für 1 Nacht als Zwischenstation geeignet.
Um Essen zu bekommen, müssen wir in eine der Lodges oben an der Hauptstraße.
Vorher brauchen wir noch Geld aus dem Geldautomaten. Um Uwe nicht zu
sehr zu quälen, bestelle ich mir Pizza zum mitnehmen. In der Zwischenzeit
ihrer Entstehung lernen wir die Lebensgeschichte der kleinen namibischen
Barangestellten kennen, deren Schwester mit einem Deutschen verheiratet
ist und in Deutschland lebt. Schon beim Betreten der Location werden
wir einem Sicherheitscheck wie beim Fliegen unterzogen und es fällt
auf, dass die Security hier überall sehr präsent und sogar bewaffnet
ist. Hat das mit der Nähe zur angolanischen Grenze zu tun? Die Lodgebetreiberin
meint, es sei kein Problem mit den Angolanern und auch sonst wären die
Sicherheitsvorkehrungen nicht anders als in Windhoek. Ist uns das in
Windhoek nur nicht so aufgefallen? Na egal, es dient der Sicherheit.
Auch das Lodgegelände wird von einem Security mit einer uralten „Flinte“
bewacht und da wir das erste Chalet haben, steht der buchstäblich vor
der Tür und unserem Auto.
Ich
ziehe mich mit meiner Pizza auf die Terrasse zurück und nachdem ich
nicht alles schaffe, kann ich mit dem restlichen Viertel noch den Wachmann
glücklich machen. Der fällt hoch erfreut und ziemlich gierig über das
unerwartete Abendessen her.
Die
Pizza war ziemlich fettig und gerade rechtzeitig fällt mir ein, dass
wir seit Windhoek eine Flasche Whisky spazieren fahren. Mensch, warum
nehmen wir die nicht, um unsere Magen zu desinfizieren, statt der Flasche
die Welt zu zeigen? Also bekommt jeder einen kräftigen Schluck verordnet,
der uns auch recht schnell in den Schlaf befördert. Hier im Caprivi
ist es ziemlich schwülwarm und so geht es nachts fast nicht, auf den
bereitgestellten Ventilator zu verzichten.
24.
September 2007 Rundu – Etosha Pfanne
Das Frühstück hier ist ein echtes Trauerspiel und wir müssen schon
sehr suchen, bis wir etwas zu Essen finden. Alles scheint abgezählt.
Hier wird richtig gespart. Nur gut, dass sich unser Hunger ohnehin in
Grenzen hält. Für 450 N$ kann man eben nicht mehr erwarten.
Dafür
haben wir hier Netzempfang und telefonieren kurz mit Conny. Zu Hause
ist alles ok und wir können beruhigt unsere Reise fortsetzen. Erst einmal
tanken wir nach, versorgen uns mit Bananen, Äpfeln und Birnen und fallen
dann pünktlich um 9:00 Uhr in eine Apotheke ein, um unseren Medikamentenvorrat
aufzufüllen. Kompetent beraten und wieder gut ausgestattet können wir
unsere Reise zur Etosha Pfanne fortsetzen. Heute erwartet uns die Mushara
Lodge vor dem Osteingang der Pfanne unweit des Namutoni Gate. Unterwegs
entscheiden wir uns für eine 100 km-Abkürzung über Gravelroad durch
Farmland und gerade als wir an einer Wegkreuzung rätseln, wo die Straße
weitergeht, kommt ein Farmer vorbei, der uns freundlich weiterhilft.
Die Straße lässt sich gut fahren, so dass wir schon um 14:00 Uhr in
der Mushara Lodge ankommen.
Die
Lodge macht einen ausgesprochen guten Eindruck und ist mit sehr viel
Liebe zum Detail ausgestattet. Sie fasst 30 Gäste, was gerade noch erträglich
ist und die Chalets sind in angemessener Entfernung voneinander im Garten
der Lodge platziert. Auf dem Gelände bewegen sich Kudus, Dikdiks, Warzenschweine,
Spring- und Buschböcke und allerhand anderes Kleingetier frei.
© by Mushara-Lodge
Um
den Nachmittag nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, beschließen wir
heute eine geführte Tour durch den Park zu machen und so fahren wir
um 15:00 Uhr mit Petrus, unserem Guide in den Park. Das Personal am
Eingang ist noch immer sehr unfreundlich aber wir sind sehr verblüfft,
wie viel sich in Namutoni seit unserem Besuch im letztem Jahr schon
verändert hat. Der Park hat dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen und
es wird überall fieberhaft gebaut. Petrus erzählt, dass Halali und Okaukuejo
schon vollständig renoviert wurden (war auch an der Zeit) und nun auch
Namutoni total modernisiert wird. Das hat allerdings zur Folge, dass
ab nächstem Jahr die Preise um 30 % angehoben werden sollen. Damit sind
die Übernachtungspreise im Park dann aber höher als in den angrenzenden
Lodges und man darf gespannt sein, wie diese Entwicklung weitergeht.
Fakt ist auch, dass der Service im Park nicht stimmt und damit ein Missverhältnis
zwischen Preis und Leistung entsteht. Das Hauptproblem - der Einschluss
- ist damit auch nicht gelöst. Die Camps wären dann wieder attraktiver,
wenn man die Möglichkeit hätte früher am Morgen den Park zu betreten
und abends länger zu bleiben. Für die Campbesucher gelten aber die gleichen
Schließzeiten und man spart nur die 20 Minuten bis zum Parktor.
Während
unseres Aufenthaltes im Park gibt Petrus sich alle Mühe, uns Kätzchen
zu zeigen. Es tun uns aber weder Löwe noch seine Artverwandten den Gefallen,
sich zu zeigen und er ist ganz traurig. Auch unsere Zusicherung, dass
dies kein Problem ist, hilft da wenig. Dafür werden wir und unsere Kamera
in dem offenen Geländefahrzeug so richtig schön eingestaubt und ich
bin froh, dass wir wenigstens die Jacken zum abdecken haben. Glücklicherweise
sind die Kameras wirklich sehr robust und können einigen Dreck wegstecken,
ohne gleich beleidigt den Dienst zu quittieren. Das wäre für unsere
weitere Tour wirklich eine Katastrophe, auch wenn wir zur Sicherheit
noch „den kleinen Bruder“ unserer Bodys, die Dynax 5 dabei haben.
Im
schönen Abendlicht können wir noch eine Elefantenfamilie beobachten,
die vom Baden kommt und auch ganz kleine Elis dabei hat und auch sonst
sehen wir eine Menge Tiere. Merkwürdig ist, dass wir an 2 toten Zebras
vorbeigefahren sind, die weder von Schakalen noch von Geiern angerührt
wurden. Dafür wusste Petrus auch keine plausible Erklärung. Wie immer
müssen wir uns dann ziemlich beeilen, um pünktlich zum Torschluss am
Gate zu sein und so bleibt weder Zeit, das schöne Licht noch den Sonnenuntergang
so richtig zu genießen – immer das Gleiche! Es war trotzdem ein sehr
schöner Nachmittag und im Gegensatz zur „echten Natur“ sind eben die
Tiere hier in der Pfanne auch weniger scheu.
In
den letzten Tagen ziehen regelmäßig nachmittags ein paar „Fotowölkchen“
auf. Angeblich soll es in 1-2 Wochen die ersten kleinen Niederschläge
geben. Da sind wir ja mal gespannt. In der Lodge stehen jedenfalls überall
Regenschirme bereit.
Wir
durchstöbern noch bis zum Abendessen den ziemlich ergiebigen Shop der
Lodge und finden allerlei Brauchbares. Gerade fällt mir wieder ein,
dass es hier ja auch die handgemalte Tischwäsche von Carole Nevin aus
Cape Town gibt und ich habe die Qual der Wahl.
Das
Abendessen ist gut und zum Abschluss bietet uns das Personal der Lodge
noch eine Gesangs- und Tanzeinlage. Wieder einmal kann man sehen, mit
wie viel Freude diese Menschen ihrer Arbeit nachgehen und dass hier
offensichtlich auch das Klima und das Management stimmt.
25.
September 2007 Etosha Pfanne
Wir haben gestern nicht darauf geachtet, wann der Park morgens öffnet
und wollen natürlich unbedingt so zeitig wie möglich beim ersten Licht
im Park sein. Deshalb haben wir uns gestern Abend ein Lunchpaket mit
unserem Frühstück bestellt. Wir kochen uns schnell Tee und Kaffe und
sind gerade dabei, das Auto zu beladen, als der Manager mit einem großen
Korb zu uns an das Auto kommt und uns „unser Frühstück“ in die Hand
drückt. Wir sind völlig perplex. Die haben uns tatsächlich einen ganzen
großen Picknick-Korb gerichtet, in dem es wirklich an nichts fehlt.
Das hat Stil! So ausgestattet freuen wir uns auf ein gemütliches Frühstück
an einem der Wasserlöcher. Am Parkeingang müssen wir noch eine ganze
Weile warten, bis das äußerst unfreundliche Personal endlich geneigt
ist, Besucher einzulassen. Die Zahlungsmodalitäten sind noch immer sehr
unkoordiniert und zeitaufwändig und so vergeht noch wertvolle Zeit bei
schönem Licht, bis wir endlich die ersten Tiere fotografieren können.
Petrus hatte uns gestern noch den Tipp gegeben, an das Goas-Wasserloch
kurz vor Halali zu fahren. Da gäbe es auf jeden Fall Löwen. Das tun
wir dann auch und tatsächlich treffen wir dort auf eine Gruppe von 7 Löwen.
Die sind allerdings nicht wirklich aktiv und – von einigen Standortwechseln
abgesehen, verschlafen sie mehr oder weniger den Tag. Wir verzichten
darauf, von Wasserloch zu Wasserloch zu fahren und beobachten statt
dessen das rege Treiben an diesem Loch. Viele Tiere kommen zum trinken
und natürlich haben wir immer die Hoffnung, dass irgend etwas aufregendes
passieren könnte. Tut es aber nicht. Dafür genießen wir ein komfortables
Frühstück und freuen uns über die Artenvielfalt, die uns hier geboten
wird.
Am Abend haben wir natürlich
wieder den üblichen Stress, um rechtzeitig vor der Schließung den Ausgang
des Parks zu erreichen. Es ist immer das Gleiche und den Sonnenuntergang
zu würdigen haben wir erst hinter dem Tor Zeit. Dabei sind heute wieder
so hübsche Wolken am Himmel. Auf dem Weg zwischen dem Namutoni-Tor und
der Mushara Lodge fressen jede Menge Dikdiks an der Straße und man muss
ganz schön aufpassen, dass man die kleinen Tierchen nicht überfährt.
Das
Abendessen ist wieder sehr lecker aber heute gibt es keine Gesangseinlage
des Personals.
26. September 2007 Etosha Pfanne (Mushara Lodge) – Opuwo
Heute setzen wir unsere Reise fort und Ziel soll das Ovamboland
sein. Über Ondangwa und Oshakati wollen wir nach Opuwo. Ursprünglich
hatten wir noch Ruacana mit einer Besichtigung der Falls eingeplant.
Da der Kunene im Moment aber sehr wenig Wasser hat, liegen die Fälle
trocken, weil alles Wasser durch die Turbinen des Wasserkraftwerks geleitet
wird. Schade, aber nicht zu ändern. Das müssen wir uns zu einer anderen
Jahreszeit ansehen, wenn der Fluß mehr Wasser führt.
Nach
einem ausgiebigen Frühstück und frischem Obst bis zum Abwinken starten
wir nach einem längeren Plausch mit dem deutschen Manager der Lodge
so gegen 9:00 Uhr. Zum ersten Mal ist der Himmel bewölkt. Marc, der
Manager, ist deutscher Landwirt und etwa in unserem Alter. Mit seiner
Frau zusammen betreibt er die Lodge seit ~ 2 Jahren. Seine Philosophie
und Einstellung zum Management einer solchen Lodge ist interessant und
er erzählt uns auch, dass gerade ein weiteres Tented-Camp im Bau ist.
Die Luxuszelte werden im November in Betrieb genommen und haben dann
auch ein besseres Raumklima . Für uns ist klar, dass wir hierher wieder
kommen, weil Preis und Leistung stimmen und die Atmosphäre sehr angenehm
ist.
Bis
Oshakati ist die Straße geteert und wir fahren durch eine sehr schöne
Landschaft mit vielen Seen, die allerdings im Moment größtenteils ausgetrocknet
sind. In der Regenzeit muss diese Gegend wunderschön sein. Unterwegs
müssen wir immer mal wieder Eseln ausweichen, die nicht der Meinung
sind, dass eine Straße zum Fahren da ist. Sehr oft kommen hier offenbar
keine Autos vorbei. An der Straße und auch in den einzelnen Siedlungen
sehen wir häufig große, aus Ästen und Rinde geflochtene Körbe, die den
Leuten hier als Vorratsbehälter dienen. Einmal können wir sogar zuschauen,
wie solche überdimensionalen Gefäße (bis 2,5 m Durchmesser) hergestellt
werden. Damit ist die Frage – Wie machen die das? – also auch geklärt.
Kurz
hinter Oshakati biegt eine Straße nach links ab und wenn wir die treffen,
können wir parallel oberhalb zur Etosha Pfanne fahren und sparen uns
einen großen Bogen. Wir kommen dann fast direkt in Opuwo raus. Das Problem
ist nur, dass die Straße weder einen Wegweiser noch eine Nummer hat.
So fragen wir an der Tankstelle und der Tankwart nickt nur und zeigt
auf den Weg hinter sich. Ok, gehen wir davon aus, dass er uns verstanden
hat und dies der richtige Weg ist. Die Piste ist ganz gut befahrbar
und unterwegs kommen wir immer wieder an vereinzelten Siedlungen vorbei.
Später wird die Strecke etwas schwieriger zu befahren und hat auch einige
Tiefsandpassagen. Insgesamt ist es aber kein großes Problem. Die Landschaft
sieht ähnlich aus wie in der Etosha Pfanne und wechselt zwischen weitem
Grasland, weißen Salzpfannen und lichten Mopaniwäldern. Rechts und links
der Straße weiden viele Rinder und Ziegen und es dauert eine Weile,
bis wir realisieren, dass die ausschließlich männlichen Hirten bereits
Himbas sind. Vereinzelt sehen wir auch an den Viehtränken Himbafrauen
sitzen mit ihrer ockerfarbenen Haut und dem (fast) Nichts als Lendenschurz
und Röckchen. Immer wieder hoffen Anhalter darauf, mitgenommen zu werden.
Dafür haben wir zwar Verständnis, aber es kommt für uns beim besten
Willen nicht in Frage; auch wenn hier eher selten ein Fahrzeug vorbei
fährt.
Tatsächlich
trifft die Straße fast auf Opuwo und das erste, was wir sehen, ist ein
Bottle Store und mehrere junge Himba-Frauen mit einer großen Flasche
– vermutlich Palmwein, schon ziemlich betrunken. Kein schöner Anblick.
Tja, die Probleme, die das Leben zwischen zwei Welten für die Himbas
mit sich bringt, sind nicht zu leugnen. Trotzdem, oder gerade deshalb,
üben sie – und vor allem die Frauen - auf uns eine magische Faszination
aus.
Wahrnehmung
ist unterschiedlich. In irgend einem Reisebericht hatte ich gelesen:
„Opuwo ist ein Drecknest, das man so schnell wie möglich hinter sich
lassen sollte“. Wir nehmen diesen Ort ganz anders wahr. Opuwo ist eine
sehr lebhafte kleine Stadt und ein echter Schmelztiegel der Kulturen.
Hierher kommen die Himbas zum Einkaufen, hier leben Hereros, Zembas,
Ovambos, Angolaner und auch die anderen vielen Stämme sind vertreten.
Allein die Hauptstraße auf und ab zu fahren ist ein echtes Erlebnis.
Himbas stehen vor dem Supermarkt oder der Klinik oder erwerben an einem
Verkaufsstand an der Straße ihre Ockerfarbe, die sie sonst aus dem 150
km entfernten Sesfontein mit dem Esel holen müssen. Zembas, Himbas und
Hereros sitzen gemeinsam vor einer Hütte. Beim Metzger an der Straße
wird gerade geschlachtet und der Sargbauer ist mit der Herstellung mehrerer
grellbunter grüner und blauer Särge beschäftigt. Auf jedem Meter gibt
es Neues, Faszinierendes und für uns Unbekanntes zu sehen. Keinen anderen
Ort vorher fanden wir so interessant.
Durch
den Ort weht ein heftiger Wind, der in regelmäßigen Abständen alles
in dicken Staub einhüllt. Klar ist hier alles schmutzig und die angrenzenden
Slums sind alles andere als idyllisch. Trotzdem prägen sie diesen Ort
und er verliert nichts an seinem multikulturellen Charme. Das hier ist
das pure – das echte Afrika, das noch nicht vom Tourismus geprägt ist.
Hier gelten wir noch als Exoten und werden bestaunt.
Wir
haben für die nächsten beiden Tage die „Opuwo Country Lodge“ gebucht.
Die liegt wunderschön oben auf dem Berg und man hat einen herrlichen
Blick auf die angrenzenden Gebirgsketten. Die Chalets sind designermäßig
ausgestattet und bieten ebenfalls einen herrlichen Ausblick. Hier kann
uns morgen früh die Sonne wecken. Es ist jetzt 15:30 Uhr und eigentlich
hatten wir ja gehofft, heute noch eine Tour zu den Himbas machen zu
können, aber dafür ist es schon zu spät und so buchen wir die Tour für
morgen früh. 300 N$ pro Person sind zwar nicht ganz preiswert, aber
darüber denken wir nicht lange nach und der Wunsch die Himbas zu treffen
besteht schon zu lange, als dass wir jetzt knauserig werden. Zwar hatte
uns Etosha, unser Guide in der Harnas-Farm ein Empfehlungsschreiben
für seinen Bruder und eine Telefonnummer mitgegeben, der hier in Opuwo
auch solche Touren organisiert, aber billiger wird es da mit Sicherheit
auch nicht. Und u. a. wegen den Himbas sind wir schließlich hier.
Da
der Wasserdruck trotz der Höhe der Lodge recht ordentlich ist, nutze
ich die freie Zeit noch einmal für das Haare waschen, das bei der Länge
meiner Haar immer ein besonderer und vor allem zeitraubender Akt ist.
Frisch
„gestylt“ genießen wir am Pool der Lodge die tolle Aussicht und den
schönen Sonnenuntergang. Da heute eine große französische Reisegruppe
da ist, gibt es zum Abendessen Buffet. Die frische Brise, die hier oben
weht, lässt aber natürlich auch das Essen schnell erkalten und so sind
die Speisen alle kalt und lassen unser Herz nicht gerade höher schlagen
(außer beim Preis).
27.
September 2007 Opuwo (Country Lodge)
Um 8:00 Uhr beginnt unsere Himba-Tour, auf die uns Brigitte begleitet
– ebenfalls eine Himba. Wir sind allein und werden von einem Angestellten
des Hotels gefahren. Nach 30 Minuten Fahrzeit stehen wir vor einer Himbasiedlung,
in der eine typische Großfamilie lebt. Brigitte bittet darum, dass wir
empfangen werden und nach einiger Zeit dürfen wir ihr folgen. Vorher
gibt es noch schnell einen kurzen Sprachkurs, damit wir wenigstens „Guten
Tag“ (moro) und „Dankeschön“ (okuheba) sagen können. Zuerst sind nur
ein paar Frauen und Kinder anwesend, die sich leicht lustlos in einen
Halbkreis setzen. Sie waren wohl gerade mit ihrer Morgentoilette beschäftigt.
Egal, wir sind zum fotografieren da – also draufgehalten.
Uwe
fühlt sich unwohl und zögert noch etwas. Er muss sich erst überwinden.
Klar, irgendwie werden die Leute hier ziemlich zur Schau gestellt und
es wäre uns wesentlich lieber gewesen, wenn sie ihrer normalen Tätigkeit
nachgegangen wären. Aber so ist es nun einmal. Bei mir überwiegt die
Freude, endlich diesen ganz besonderen Volksstamm kennen lernen und
fotografieren zu können. Brigitte versichert uns mehrfach, dass das
Fotografieren kein Problem ist und so legen wir los. Zwischendurch erfahren
wir viel über die Sitten und Bräuche dieses (teil-nomadisch lebenden
Hirtenvolkes. Wir dürfen eine der Wohnhütten besichtigen, lernen, wie
sich die Frauen parfümieren und erleben das Einreiben mit der Ockerpaste
(gemahlener Ockerstein und Vaseline). Als ich scherzhaft meinen Arm
hin halte, lässt sich die Himba-Frau nicht zweimal bitten und ich kann
nur noch meine frisch gewaschenen Haare in Sicherheit bringen. Nun sieht
zumindest mein rechter Arm auch aus wie Himba und das Zeug schmiert
alles voll. Klasse Idee! Selbst meine Kamera riecht nach Himba. Betreten
und Verlassen wird der Wohnkral ausschließlich mit der linken Seite
zuerst. Außerdem lernen wir die Bedeutung des heiligen Feuers kennen
und müssen aufpassen, dass wir auf keinen Fall zwischen dem Ahnenfeuer,
dem Ahnenbaum und der Hütte, in der das heilige Feuer brennt, durchlaufen.
Man muss also ganz schön aufpassen um sich nicht unbeliebt zu machen.
Mit
einer Himba-Frau, die ungefähr in meinem Alter sein müsste, kommen wir
dank der Übersetzung von Brigitte etwas ins Gespräch. Sie ist völlig
fassungslos, dass ich nur 1 Kind habe und mein Alter nimmt sie mir wohl
auch nicht ab. Sie will den Grund für unsere Kinderarmut wissen und
guckt ziemlich verständnislos über unsere Erklärung. Kinder und Rinder
bedeuten bei den Himbas Wohlstand und so sind wir wahrlich ziemlich
arm in deren Augen.
Als
nächstes haben die ~ 30 Frauen, die inzwischen immer zahlreicher erschienen
sind, ihre zum Verkauf angebotene Ware vor sich ausgebreitet. Unter
den Frauen ist sogar eine angeheiratete Herero mit ihrem markanten Kopfschmuck
und auch zwei Zemba, die man an ihrem bunten Perlenschmuck erkennt.
Die Frauen haben viele Ketten und Armbänder zu verkaufen aber wir möchten
etwas kaufen, was zu Hause zur Deko dienen soll. So interessiert uns
der vereinzelt angebotene Originalschmuck der Frauen sehr. Es entspinnt
ein reger Handel in dem Brigitte uns hilft, einen fairen Preis zu erzielen.
So erstehen wir zuerst einen schweren Messinghalsreif, eine Halskette
(Ohumba) mit der obligatorischen weißen Ngoma-Schnecke (Tritonshorn),
einer Seeschnecke von der Westküste und 2 Gefäße, die zur Aufbewahrung
der Ockerpaste dienen. Jede der Frauen möchte jetzt etwas verkaufen
und so entsteht ein reger Wettbewerb. Als wir dann noch um einen der
kunstvoll gefertigten Gürtel feilschen, reißen sich alle Frauen ihre
Gürtel vom Leib und jede bietet ihren Gürtel zum Verkauf an. Das gibt
einen ziemlich zähen Handel aber der Gürtel geht letztlich doch zu einem
fairen Preis in unseren Besitz über. Ich kann nicht widerstehen und
muss auch noch so einen Kopfschmuck aus Ziegenfell haben, den die verheirateten
Frauen tragen. Dieses Büschel aus Ziegenfell (Erembe) sieht zu goldig
aus. Sofort reißen sich wieder alle verheirateten Frauen ihren Kopfschmuck
vom Kopf und der schönste – einer alten Frau - geht in unseren Besitz
über. Jetzt ist es aber genug und für die schönen Armreifen, Ketten,
Puppen und Fußringe habe ich keinen Nerv mehr.
Mir
tun die Frauen leid, die nichts verkaufen konnten aber dafür hat Brigitte
eine Lösung. Für 50 N$ tanzen die Frauen noch für uns und so sind
alle zufrieden. Brigitte trägt inzwischen unsere Errungenschaften. Der
Tanz ist improvisiert, sehr kraftvoll und ein wenig aggressiv. Eine
sehr merkwürdige Mischung mit viel Power. Zum Schluß verteilt sie noch
unsere mitgebrachten Bonbons und ihr
Gastgeschenk
in Form von altem Brot, Eiswürfeln (als schönes kaltes Wasser), Zucker
und Maismehl. Für uns haben diese Dinge wenig Bedeutung; für die Menschen
hier bedeuten sie das Überleben. Um an Maismehl zu kommen, müssen sie
30 – 40 km laufen (vorausgesetzt sie haben Geld), Wasser in 25 Liter-Kanistern
heranschleppen und zu Essen gibt es täglich 2 mal Maismehl und Milch
(mealie pap) mit nix. Einmal in 4 Wochen wird eine Ziege geschlachtet
und dann gibt es Fleisch. Für uns unvorstellbar.
Männer
haben wir leider bei unserem Besuch gar keine angetroffen. Die leben
als Hirten bei ihren Rindern und werden dort von ihrer Zweitfrau betreut.
Nur gelegentlich kommen sie ins Dorf. Schade, aber nicht zu ändern.
Ohnehin sind die Männer teilweise nur noch schwer als Himbas zu erkennen,
da sie sich schon sehr „normal“ kleiden und oft nur noch die Frisur
ihre Herkunft verrät.
Nach
unserem Ausflug in eine andere Welt werden wir zurück ins Hotel gebracht.
Inzwischen ist es Mittag und wir fahren mit dem Auto runter in den Ort
zum großen Supermarkt. Dort treffen wir wieder auf viele Himba-Frauen,
die barfuß durch den Supermarkt schlendern, etwas schauen und dann wieder
gehen. Die müssen sich fühlen wie wir damals im Intershop. Man kann
nur schauen aber nichts kaufen.
Im
Supermarkt holen wir uns zum Mittagessen gegrillte Hühnchen und verpacken
anschließend im Hotel unsere neu erworbenen Himba-Schätze. Den Nachmittag
relaxen wir und lassen das Erlebte auf uns wirken. Irgendwie war das
trotzdem ganz schön anstrengend. Echt Schade, dass Conny und Marc nicht
mehr mit dabei sein können.
28.
September 2007 Opuwo – Epupa Falls
Opuwo; das heißt wörtlich übersetzt, bis hierher und nicht weiter.
Wir wollen aber weiter.
Noch
einmal flanieren wir (fahrend) die Hauptstraße von Opuwo entlang mit
schußbereiter Kamera auf dem Schoß. Ein paar der Straßenszenen muss
ich versuchen einzufangen. Dazu gehört auch der hiesige Sargmacher,
doch der hat heute nichts zu tun und ich habe Pech gehabt. Dafür wird
heute überall an der Straße geschlachtet und viele Himbas sind auch
wieder unterwegs.
Der
Weg nach Epupa ist kein Problem und da alle Reviere trocken liegen,
sind auch die Flußbettdurchfahrten kein Problem. Weit und breit ist
kein Auto unterwegs und wir ziehen eine lange Staubfahne hinter uns
her. Bei einem spontanen Fotostopp wäre es dann beinah passiert. Für
uns unbemerkt – weil in der Staubfahne – hatte sich uns ein weiteres
(Touri-)Fahrzeug genähert und nicht mit unserem plötzlichen Stopp gerechnet.
Erst als wir aufgrund der Vollbremsung den Kies knirschen hören, sehen
wir das Fahrzeug. Glücklicherweise ist der Bremsweg lang genug und es
bleibt dem Fahrer noch Zeit zum Ausweichen. Er hatte wohl etwas geträumt.
Ein Auffahrunfall hier in der Pampa hätte uns gerade noch gefehlt.
Die
Landschaft hier ist bergig und sicherlich noch schöner, wenn es grün
ist. Zwischendurch kommen wir an vielen Himbasiedlungen vorbei und es
ist schon beklemmend, in welchen ärmlichen Verhältnissen diese Menschen
leben. Wir haben noch eine Menge an Maismehl, Vaseline und ähnlich nützlichen
Dingen dabei, doch ohne einen Guide möchten wir nicht in den Lebensraum
dieser Menschen eindringen. Sie sprechen i. d. R. kein Englisch und
nur zum gaffen wollen wir nicht kommen.
An
einer Himbagrabstätte direkt an der Straße halten wir an und bestaunen
die vielen, auf einen Stock aufgetürmten Rindergeweihe am Kopf des Grabes.
Das eine Grab trägt keinen Namen, während das Andere eingezäunt ist
und auch einen herkömmlichen Grabstein hat. Schade dass wir mit der
Symbolik dieser Grabstätte nichts anfangen können.
In
Epupa angekommen, beeindruckt die große grüne Oase am Kunene River,
dem Grenzfluss zu Angola. Die Campsite und das Tented Camp befinden
sich direkt am Kunene und sind wunderschön gelegen. Überall stehen Makalanipalmen.
Schade, dass die Zelte so eng beieinander stehen und man kaum Privatsphäre
hat. Am Toiletten- und Sanitärbereich der Zelte führt direkt der Weg
entlang und der Vorbeikommende kann einem gleich das Toilettenpapier
reichen. Nicht ganz optimal! Im Moment windet es ziemlich und gerade
kracht ein Palmwedel herunter. Das ist ziemlich gefährlich und ich möchte
so einen Wedel nicht auf den Kopf bekommen, zumal sie recht scharfe
Zacken haben. Insgesamt sind die Zelte etwas kleiner als bisher gewöhnt
und auch sehr spartanisch ausgestattet. Dafür entschädigt der Ausblick
auf den Kunene und die Epupa Falls.
Nach
leckerem Nachmittagskuchen laufen wir die wenigen Meter bis zu den Epupa
Falls. Die Wasserfälle haben noch ausreichend Wasser, auch wenn das
sicherlich kein Vergleich zu einer wasserreichen Zeit ist, in der dann
das ganze Gebiet unter Wasser steht. Trotzdem sind die Fälle sehr sehenswert
und die Kaskaden, die 40 Meter in die Tiefe stürzen reichen aus, um
uns zu beeindrucken. Wir genießen den Anblick und verweilen an den Fällen.
Die
mit Wasser gefüllten Pools sind ein Anziehungspunkt für die hiesige
Bevölkerung. Hier werden Kinder gebadet, Wäsche gewaschen, Esel grasen,
Kinder spielen und die Leute waschen sich in den Pools. Es wird uns
also nicht langweilig und gelegentlich gelingt mir ein kleiner Schnappschuss.
Später,
kurz vor Sonnenuntergang wiederholen wir unseren Besuch und ein kleines
Himbamädchen kommt zu uns über die Felsen geklettert.
Die Kleine ist ca. 3 Jahre alt und ziemlich aufgeweckt. Mit der
Unbefangenheit von Kindern nimmt sie Uwe in Beschlag, krabbelt auf seinen
Bauch und hat viel Spaß mit ihm. Die beiden verstehen sich blendend
und vor lauter Lachen gehen auch schon mal ein paar Tröpfchen in die
Hose. Da die Kleine keine trägt, eben in die von Uwe. Sein weißes T-Shirt
ist hinterher reif für den Mülleimer und die Hose hat einen nassen Fleck
– na und?
Den
Inhalt unserer ersten Reissäcke und ein wenig Tee schenken wir dann
einem der jungen Mädchen, die einen riesigen Berg Wäsche gewaschen hatte
und mit ihrem Kleinkind da ist, das sie zwischendurch stillt. Das Mädchen
ist gerade 18 Jahre alt, zwar Himba aber nicht in der traditionellen
Kleidung. Das ist unsere gute Tat für heute und von dem Reis kann eine
ganze Großfamilie satt werden.
Unser
Abendessen in der Lodge ist hervorragend. Hier ist ein ausgezeichneter
Koch am Werk. Auch die Unterhaltung mit einem älteren schweizer Ehepaar
ist ausgesprochen interessant und so genießen wir das Dinner und die
Ruhe am Fluß.
29.
September 2007 Epupa Falls
Der Morgen beginnt ohne Wasser, denn der Wassertank ist leer und
es muss erst wieder die Pumpe in Betrieb genommen werden. Wir haben
für heute noch einmal eine Himbatour gebucht (diesmal 320 N$/Person).
Die soll eigentlich um 9:00 Uhr beginnen, doch wegen einer Fly-in-Safari
starten wir erst um 10:00 Uhr mit der Managerin als Guide. Sie ist auf
einer namibischen Farm aufgewachsen und spricht deutsch. Wir holen am
Airstrip noch 6 Leute + Piloten ab und besuchen dann eine kleine Himba-Familie.
Die besteht aus 4 Frauen und 7 Kindern und es sind sogar 1 Mann
und 2 Hirten (Jungs so zwischen 12-14 Jahren) anwesend. Mel, unser Guide,
kennt sich erstaunlich gut aus mit den Himbas und da alle Gäste Deutsche
sind, spricht sie mit uns deutsch.
Die
Gäste der Fly-in-Safari sind total ahnungslos und treten in weißen Hosen
auf. Wir sind froh, dass wir bei unserem ersten Himbabesuch wenigstens
„Guten Tag“ und „danke“ gelernt haben und als erstes begeben wir uns
sowieso auf den Boden, um mit den Leuten in einer Augenhöhe zu sein.
Das macht den ersten Kontakt sehr viel einfacher. Es versteht sich von
selbst, dass wir für die Kinder wenigstens Bonbons dabei haben.
Wir
können ausgiebig fotografieren, erhalten viele weitere Einblicke in
die Himbakultur und können den Menschen auch bei ihren ganz normalen
täglichen Verrichtungen zusehen. Hier soll gerade eine neue Hütte gebaut
werden und einer der Frauen werden die Haare neu „aufgearbeitet“. Der
Besuch in einer der Wohnhütten ist besonders beeindruckend und wir nehmen
alle in der Hütte auf dem Boden Platz (adieu ihr weißen Hosen!). Stolz
führt uns die Himba-Frau ihre Hochzeitskrone vor und wir erfahren noch
viel Neues über das Nomadenleben.
So
sind wir froh, dass wir die beiden Himba-Touren gemacht haben. Mit den
Informationen aus beiden Touren haben wir schon einen guten Einblick
in das Leben dieser Menschen erhalten und hoffentlich auch viele gute
Bilder machen können. Dabei wollen wir nicht „diese armen Menschen“
fotografieren, sondern diese stolzen Nomaden porträtieren und ihre -
zugegeben andere Lebensweise - dokumentieren.
Ich
glaube ja, für die Himbas ist Touris gucken wie für uns fernsehen und
irgendwie habe ich das Gefühl, dass die da auch ihren Spaß dran haben,
der zusätzlich noch etwas einbringt.
Nach
dem Besuch bei der Himbafamilie erhalten wir noch eine kleine Lektion
über die Fauna und Flora und erfahren viel über den „Wunderbaum“ Mopane.
Seine hustenlindernde Wirkung werde ich ausprobieren und lege mir gleich
einen kleinen Vorrat an Samen an.
Anschließend
fahren wir noch zu einem Himbafriedhof und erfahren viel über deren
Totenkult und Glauben. Nun können wir auch die Grabstätte deuten, die
wir unterwegs gesehen hatten.
Insgesamt
war die Tour ausgesprochen interessant und kurzweilig und ihr Geld auf
jeden Fall wert. Zwar sind die Temperaturen schon fast tropisch und
man hält es nur im Schatten längere Zeit aus, aber auch darauf wurde
geachtet und genügend Wasser für jeden gab es auch.
Zurück
von der Tour nehmen wir einen leckeren Lunch und sind von der Leistung
der Küche echt beeindruckt. Diese Qualität würde man hier im äußersten
Norden Namibias nicht vermuten, zumal alle Lebensmittel aus dem ~250
km entfernten Opuwo herangeschafft werden müssen. Anschließend machen
wir einen Bummel zum Souvenirshop gegenüber der Falls. Die Hornarmreifen
sind zwar wirklich hübsch, aber die Preisforderungen der Mädchen etwas
unverschämt und so verzichte ich. Obwohl die Kleine, der wir gestern
den Reis geschenkt haben, mit zu der Verkaufstruppe gehört, werden wir
gleichzeitig ziemlich massiv um Essen angebettelt. Da vergeht uns die
Lust am Shopping. Schattenplätze an den Falls sind rar und so treibt
uns der Kuchenhunger zurück ins Camp.
Inzwischen
ist die Lodge vollständig ausgebucht und neben einer größeren deutschen
Reisegruppe ist noch eine schweizer Gruppe der Meinung, das Camp gekauft
zu haben. Es wird ungemütlich.
Wir
relaxen noch ein wenig vor unserem Zelt. Am späten Nachmittag, als die
namibische Seite der Fälle schon im Schatten liegt, begeben wir uns
auf den Sundowner Hill, um von dort den tollen Ausblick auf die Fälle
genießen zu können. Erst von hier oben hat man eine fantastische Sicht
auf die Fälle in ihrer ganzen Schönheit und man erhält einen Überblick
über die tatsächliche Größe und ihr Ausmaß bei hohem Wasserstand. Besonders
die angolanische Seite ist wunderschön. An vielen Stellen stürzen sich
Wasserkaskaden in die Tiefe und die Wasserpools sind mit viel Grün durchzogen.
Bei hohem Wasserstand nach der Regenzeit muss das ein überwältigender
Anblick sein und ist nicht weniger spektakulär als die Victoria-Fälle.
Wieder einmal sind wir froh, dass wir dieses tolle Reiseziel kennen
lernen konnten und der Abstecher hier her war jeden Kilometer wert.
Überhaupt reift in uns der Wunsch, diese Gegend noch einmal nach der
Regenzeit zu besuchen, wenn alles grün und wasserreich ist. (Gut, dann
werden die Flußdurchfahrten nicht so easy sein.) Bestimmt waren wir
hier noch nicht das Letzte mal, zumal auch Preis-Leistung der Lodge
stimmt.
Uns
war in den letzten Tagen aufgefallen, dass der Wasserstand des Kunene
morgens und abends stark schwankt und beinah 1 m Höhenunterschied aufweist.
Der Manager der Lodge bestätigt uns, dass dies mit den Ruacana Fällen
zusammen hängt und im Moment alles Wasser durch die Turbinen geschickt
wird. Nur nachts hat das Wasser freien Lauf. Wir haben also gut daran
getan, auf einen Abstecher nach Ruacana zu verzichten.
Am
Abend beeilen wir uns, unser Dinner einzunehmen. Die Schweizer und die
Deutschen überbieten sich in der Schilderung ihrer Reiseerlebnisse und
das ist mehr, als man aushalten kann. So genießen wir das leckere Essen
und verschwinden schnell in unser Zelt. Es dauert dann auch nicht lange,
stehen die ersten „Irrläufer“ vor der Tür und wollen bei uns schlafen.
Bis alle ihr Bett gefunden haben, dauert es und wir müssen ein paar
mal ungebetene Besucher abweisen. Man soll nur so viel trinken, wie
man verträgt!
30.
September 2007 Epupa Falls – Palmwag
Heute morgen stehen wir kurz vor 8:00 Uhr abreisefertig am Frühstücksbuffet.
Die heutige Tour ist weit und wir haben keine Zeit zu verlieren. Es
ist aber schon etwas schade, dass wir nicht erleben können, wie 21 Touris
– zum Teil in weiße Hose und weiße Bluse gekleidet – nach der Himbatour
aussehen, *grins* Wir scherzen noch etwas mit der Managerin und brechen
nach dem Frühstück zügig auf. Bis Opuwo kennen wir den Weg. Dort an
der Straße erstehen wir noch schnell für Conny ein Handvoll Ockersteine.
Mal sehen, ob sie die so zermahlen bekommt, dass sie damit malen kann.
Kurz
vor Opuwo steht ein alter Himbakrieger an der Straße und will mitgenommen
werden. Der Mann sieht echt Klasse aus und ich hätte ihn wahnsinnig
gern fotografiert. Man kann aber schlecht sagen, wir machen Bilder und
Du erhälst auch etwas dafür aber Du musst trotzdem weiter zu Fuß gehen,
denn mitnehmen wollen wir Dich nicht. Das geht nicht und so gibt es
kein Bild von einem Himbakrieger. Vielleicht haben wir ja beim nächsten
Mal eine passendere Gelegenheit.
Auch
die Gravel Road hinter Opuwo in Richtung Sesfontein ist gut zu befahren.
Landschaftlich ist die Gegend sehr schön und unterwegs sehen wir noch
viele Himbasiedlungen. Ab Sesfontein sieht man dann aber kaum noch Himbas.
Die
Fahrt bis Palmwag ist staubig und der Pass vor Sesfontein macht jeder
Achterbahn Konkurrenz. Die Straße geht fast im 45°-Winkel bergab und
immerhin befinden wir uns auf 1.500 Meter Höhe.
Wir
erreichen Palmwag gegen 16:00 Uhr und beziehen unser Luxuszelt, das
sich außerhalb des eigentlichen Lodegeländes befindet. Direkt vor uns
ist ein Wasserloch, das aber leider fast vollständig trocken liegt.
Gleich beim Checkin müssen wir mal wieder die „Absolutionserklärung“
(Haftungsausschluß) unterschreiben, denn ein Elefant – diesmal ein Wüstenelefant
– kommt regelmäßig ins Camp.
Das
Abendessen ist gut und das Personal bemüht, aber man spürt sehr schnell,
dass hier das Management nicht stimmt. Die Palmwag-Lodge war die Lodge,
die gerade im Internet einen neuen Manager sucht. Es liegt hier so Einiges
im Argen und Preis und Leistung stehen in einem groben Missverhältnis.
Den Ruf, den die Lodge hat, der rührt wohl eher aus vergangenen Tagen.
Ok, wir sind verwöhnt, aber immerhin bewegt sich die Lodge in dem Preisniveau
und da kann man entschieden mehr erwarten. Vieles ist modernisierungsbedürftig
und Service gibt es defacto gar nicht.
Wieder
einmal sollen wir ins Bett begleitet werden, denn der Eli frisst sich
durch das Grün der Lodge. Wir schaffen unseren Weg aber gut allein und
so gehen wir zeitig schlafen. Die angebotenen Touren der Lodge sind
wenig spannend oder ziemlich teuer und so beschließen wir, morgen selbst
zur Hoanib-Schlucht zu fahren, wo es ganzjährig Wüstenelefanten geben
soll. Dazu benötigen wir lediglich ein Permit für das Konzessionsgebiet,
das wir für 130 N$ an der Rezeption bekommen. Wir erhalten schon mal
eine Karte mit den GPS-Koordinaten und werden morgen die Gegend auf
eigene Faust erkunden. Uwe ist sowieso schon ziemlich enttäuscht, denn
er hatte sich eingebildet, hier Nashörner zu treffen. Zwar ist die Lodge
dem African Rhino Trust angeschlossen, aber das allein heißt ja noch
gar nichts.
Schon
den ganzen Tag über bläst eine steife Brise und sobald die Sonne an
Kraft verliert, ist es ziemlich frisch. Nachts laufen Kudus und Springböcke
direkt an unserem Zelt vorbei.
1.
Oktober 2007 Palmwag
Heute morgen ist es lausig kalt und das ist noch ein Argument, das
gegen eine geführte Tour spricht. In den offenen Geländewagen friert
man sich ja den Popo ab! Das kommt also schon mal gar nicht in Frage.
Es
kostet richtig Überwindung aufzustehen und im halboffenen Bad, durch
das der kalte Wind bläst, zittern wir bei der Morgentoilette. Zum Glück
wärmt die Sonne sehr schnell.
Die
GPS-Koordinaten für das private Konzessionsgebiet hat Uwe gestern schon
mal eingegeben und gleich nach dem Frühstück machen wir uns mit einem
Permit und einem Lunchpaket ausgestattet, auf den Weg. Ein Eingang zum
Konzessionsgebiet ist gleich hier um die Ecke und im Besucherbuch sind
wir heute die 3. Besucher. Die Wege hier sind absolut grauenhaft und
bestehen nur aus Steinen unterschiedlicher Größe. Zwischen Schotter,
scharfen Schiefer- und spitzen Basaltbrocken ist alles vertreten und
wir sitzen vorn regelmäßig auf Steinen auf. Ein wenig ist das hier wie
Harakiri, was wir da gerade machen.
Wir
können uns nur im ersten Gang fortbewegen und sind jeden Moment darauf
gefasst, dass ein Reifen seinen Dienst quittiert. Ich könnte ihn verstehen!
Dafür entschädigt die Landschaft 100-fach für diese Wege. Die Gegend
ist sehr bergig und nach jeder Biegung und hinter jeder Kuppe hat man
neue, spektakuläre Ausblicke.
Es
dauert auch gar nicht lange, treffen wir auf einen Wüstenelefanten und
gleich darauf sehen wir sogar eines der äußerst seltenen schwarzen Spitzmaulnashörner.
Heute ist unser Glückstag, auch wenn es für vernünftige Fotos viel zu
weit weg ist. Trotzdem die Gegend so steinig ist und nicht wirklich
viel Vegetation hat, treffen wir auf einen unerwarteten Artenreichtum.
Wir sehen die seltenen Hartmann-Bergzebras mit ihrer wunderschönen Zeichnung,
treffen viele Oryxantilopen, Springböcke, Giraffen, Strauße, Schakale,
Kudus, eine Herde Paviane, Klippspringer und Steinböckchen. Das ist
wirklich mehr als wir erwartet haben. Bei dem grauenhaften Zustand der
Wege kommen wir natürlich nicht sehr weit und heute die Hoanib-Schlucht
zu erreichen, ist gar nicht daran zu denken. So entschließen wir uns
um 14:00 Uhr, das Gebiet am zweiten Gate wieder zu verlassen. Dennoch
hat sich unser Besuch hier mehr als gelohnt und der Guide am Tor kann
es gar nicht fassen, dass wir ein Rhino gesehen haben. Mehr hätte uns
jedenfalls keine Tour bieten können. Allerdings hat sich Uwe dafür auch
ganz schön anstrengen müssen und für unser Auto war es auch ganz schön
hart. Dennoch – weder unsere Reifen sind platt noch haben wir einen
aufgeschlitzten Unterboden. Alles ist gut und wir sind zufrieden.
Nun
überlegen wir, was wir morgen unternehmen. Entweder die 100 km bis Sesfontein
fahren und oben noch einmal den Weg in die Hoanib-Schlucht versuchen
oder über Springbok-Gate nach Torra Bay an die Küste fahren. Der Weg
ist entfernungsmäßig ungefähr gleich lang und ein Permit brauchen wir
da wie dort. Etwas Meerluft schnuppern wäre ja auch ganz schön, zumal
Conny uns gerade per SMS vorsichtig mitteilt, dass in Deutschland Schei...wetter
zu sein scheint.
Im
Moment steht gerade einer der Wüstenelefanten hier vor unserem Zelt
am trockenen Wasserloch und frisst sich am reichlich vorhandenen Elefantengras
satt.
2.
Oktober 2007 Palmwag
Wir haben uns entschlossen, bei Sesfontein noch einmal den Weg in
die Hoanib-Schlucht zu versuchen. Diesmal erhalten wir das Permit an
der Rezeption für 60 N$. Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf.
Den
Abzweig zum Elephant Song Campsite und zum Eingang der Hoanib-Schlucht
kann man nur erraten aber in der Lodge hatte man uns gesagt, dass viele
Wege zur Schlucht führen. Die Strecke selbst ist sehr schön, denn rechts
und links säumen Bergketten die sandige Ebene. Wir sehen viele Strauße
und Springböcke, die z. T. mit über 50 km/h neben dem Auto herlaufen.
Am
Eingang der Schlucht ist noch das Flussbett des Hoanib zu durchqueren.
Da wir aber nicht abschätzen können, wie tief das Wasser ist, wagen
wir es nicht, es zu durchfahren. Wir müssen nicht unbedingt in die Schlucht
und uns unnötig festzufahren, lohnt sich nicht. Wer weiß, wann hier
mal wieder einer herkommt. Frische Fahrzeugspuren sind nicht zu sehen
und auch weit und breit kein menschliches Wesen. Zwar kommt irgendwann
eine Herde Kühe, die das Wasser passiert, aber wirklich überzeugt, da
durch zu fahren, sind wir nicht. Der Kontrollposten ist auch nicht besetzt
und die Campsite wurde schon lange nicht mehr besucht. So verweilen
wir an dem Tümpel, fotografieren einige der Vögel und treten den Rückweg
an, als plötzlich Wind aufkommt.
Auf
dem Rückweg durch das Tal wird der Wind stärker und verursacht Sandstürme,
dass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Gerade wollen wir einen
sehr tief ausgefahrenen Weg mit vielen, z. T. knietiefen Sandspuren
passieren, als uns plötzlich so eine Sandwolke vollständig einhüllt.
Zusätzlich überholt uns noch unser eigener Dreck und aus allen Ritzen
des Fahrzeugs kommt der Staub. Uwe hat keine Chance zu sehen, wohin
er fährt. Jetzt hilft nur noch beten, dass wir nicht aufsitzen und jeden
Moment rechne ich damit, dass wir uns festfahren. Als das Auto gerade
irgendwie oben ist, hält er an und wartet erst einmal, bis die Dreckwolke
sich etwas verzieht. Wir sehen nichts mehr, denn die Windschutzscheibe
ist voller Sand. Kurz den Scheibenwischer betätigt, und wir haben wieder
freie Sicht. Ok, Scheibenwischer taugen also nicht nur bei Regen und
Schnee – wieder etwas gelernt. Inzwischen ist die ganze Gegend eine
Staubwolke und wir sehen zu, dass wir hier wegkommen. Selbst die Affen
flüchten sich in Felshöhlen und unter Felsvorsprünge. Nur die Bewohner
von Sesfontein nehmen den Sandsturm mit einer völligen Gelassenheit.
Das scheint hier regelmäßig so zu stauben.
3.
Oktober 2007 Palmwag – Okonjima
Eigentlich hätten schon 2 Übernachtungen für Palmwag gereicht, aber
heute geht es nun endlich zum letzten Highlight unserer Reise. Zwar
kennen wir das schon, aber trotzdem – oder gerade deshalb – freuen wir
uns riesig darauf. Die letzten verbleibenden Tage werden wir in Okonjima
bleiben und da das Busch-Camp bereits sehr frühzeitig ausgebucht war
und wir schon das zweite Mal hierher kommen, haben wir zu einem geringen
Aufpreis die Buschsuite bekommen. Wir sind wahnsinnig gespannt, was
uns da erwartet!
Unser
Tag beginnt erst einmal mit einem platten Reifen hinten links. Wäre
ja auch ein Wunder gewesen, wenn wir die Tour ohne Platten geschafft
hätten. So macht sich Uwe gleich an die Arbeit und der Schaden ist schnell
behoben. Es ist wieder saukalt heute morgen und der Wind bläst frisch.
Sobald aber die Sonne scheint, wird es schnell warm.
Auf
unserem Weg über Khorixas sehen wir unterwegs immer wieder Bergzebras,
Kudus, Giraffen, Springböcke und Oryxantilopen. Man kann sich gar nicht
vorstellen, dass die hier in dem kargen und steinigen Bergland überhaupt
etwas zu fressen finden. Hier scheint doch alles nur aus Steinen zu
bestehen. Immerhin sind in dieser Gegend aber auch viele Welwitschias
zu finden. Es ist immer wieder schwer vorstellbar, dass dieser auf den
ersten (und auch auf den zweiten) Blick hässliche Haufen verwelkten
Grünzeugs eine kleine botanische Kostbarkeit ist und 2000 Jahre und
älter werden kann. Da die Samen der Welwitschia (auch die „Wundersame“
genannt) nur dann keimen, wenn es in der Namib richtig regnet, und dies
zuletzt im Jahr 1934 geschah, wird davon ausgegangen, dass alle kleinen
Pflanzen hier aus dieser Zeit stammen.
Am
versteinerten Wald vorbei erreichen wir Khorixas schnell und im Vergleich
zum letzten Jahr hat sich der Ort ganz schön entwickelt. Ab hier ist
die Straße geteert und wir freuen uns schon auf die deutsche Bäckerei
in Outjo. Dort holen wir uns unser Mittagessen in Form von Süßstückchen,
die ihrem Namen alle Ehre machen. Wie immer ist der Laden rappelvoll
und man spricht überwiegend deutsch.
In Outjo sehen wir sogar noch einige Himbafrauen und staunen, wie weit
die herumkommen. Die Frauen haben sich weit in die Zivilisation gewagt
und dafür werden sie von den Touris buchstäblich mit gezückter Kamera
verfolgt. Da ist schon verständlich, dass sie für Fotos Geld verlangen.
Nur in den Geschäften das Angebot anzuschauen ist schließlich auch nicht
gerade toll. Würden sie arbeiten, um Geld zu verdienen, geht die Tradition
verloren. Es ist ein ziemliches Dilemma und die Frage ist, wie lange
wird es dieses stolze und außergewöhnliche Nomadenvolk noch geben?
Hinter
Otjiwarongo stellen wir fest, dass wir keine genaue Wegbeschreibung
für Okonjima dabei haben. Ich war der Meinung, die Farm ist an der B1
ausgeschildert. Uwe hat lediglich die Koordinaten in das GPS einprogrammiert.
So biegen wir in die Farmpad 2515 ab. Das ist zwar vom Prinzip her richtig,
weil die Straße in einem Bogen wieder auf die B1 trifft, funktioniert
aber nur aus der anderen Richtung. Wir stehen nach 31 km an einem geschlossenen
Farmtor. Mist, wir sind zu früh abgebogen. das muss der Hintereingang
von Okonjima sein, nützt uns aber nichts. Wir müssen umkehren und das
kostet uns gut 1 Stunde Fahrzeit. So kommen wir leider ½ Stunde zu spät
an, um noch den Abenddrive mitmachen zu können. Dean, unser Guide vom
letzten Jahr, erkennt uns auch gleich wieder und begrüßt uns herzlich
Nach einer kurzen Begrüßung können wir dann unsere Suite in Augenschein
nehmen und sind sprachlos. Die Buschsuite ist mehr als man sich vorstellen
kann. Wir haben ein riesiges Haus mitten im Busch ganz für uns allein.
Rings um uns herum ist freie Natur, kein Zaun, keine Geräusche, nur
göttliche Ruhe.
Das
Haus ist auf der Rückseite mit Zeltplanen, die man öffnen kann. So sitzt
man faktisch mitten in der Natur. Wir haben einen eigenen Pool in Form
eines großen Mokoros, ein beleuchtetes Wasserloch für die Tiere, eine
große Terrasse mit mehreren Liege- und Sitzmöglichkeiten, Kamin im Haus
und Grillstelle draußen, Wassertränken für die Vögel und natürlich auch
eine riesige Außendusche. Die Betten, mit freiem Blick auf die Natur
und das Wasserloch sind so riesig, dass man fast ein Telefon braucht,
um sich „Gute Nacht“ zu sagen (ca. 4 x 2 m).
Alles
ist absolut geschmackvoll im afrikanischen Stil eingerichtet und jedes
der Gegenstände ist ein Unikat. Hier stimmt auch das kleinste Detail
und allein die Frage, ob duschen oder baden stellt einen (formal) vor
eine schwierige Entscheidung, weil mehrere Varianten zur Auswahl stehen.
Auch eine vollständig ausgestattete Küche mit zwei großen Klimaschränken
voller Weiß- und Rotwein, Gefrier- und Kühlschrank fehlen nicht. Die
„Hütte“ ist echt der Hammer und wir wissen wirklich keinen Grund, weshalb
wir hier wieder abreisen sollten. Das wäre der Platz, an dem wir leben
möchten – nur leider geht uns hier zu schnell das Geld aus. Aber ein
würdiger Abschluss unseres tollen Urlaubs ist es allemal und wir sind
froh und dankbar, dass wir mal wieder zu diesem Glück gezwungen wurden.
Also genießen wir erst einmal unseren Luxus in absoluter Abgeschiedenheit
und die Zeit bis zum Dinner vergeht viel zu schnell.
Am
Abend kommt auch Sanel. Mit ihr als Guide haben wir letztes Jahr den
Geparden-Drive gemacht. Sie kommt auf uns zugestürmt und umarmt uns
zur Begrüßung. Wir sind ziemlich sprachlos, dass sie uns nach einem
Jahr wieder erkennt und wir freuen uns, dass wir sie wieder treffen
und es ihr gut geht.
Die
Busch-Lodge ist voll ausgebucht und entsprechend viele Leute (~20) sind
da. Wir lernen ein nettes britisches Ehepaar kennen und haben viel Spaß.
Santa ist Anästhesistin und indischer Abstammung, ihr Mann hat den typischen
trockenen englischen Humor.
Nach
dem Essen nehmen wir natürlich noch die Nachtfütterung der Stachelschweine
mit. Kaum ist das Futter ausgeschüttet, kommen etwas 15 Stachelschweine
und 2 Honigdachse zur nächtlichen Fütterung. Man meint, die Tiere sitzen
schon hinter den Felsen und trommeln mit den Füßchen, wann denn nun
endlich ihr Abendessen geliefert wird. Diesmal haben wir die 400-er
Filme dabei und mal sehen, ob uns dieses Jahr bessere Bilder gelingen
(sie sind gelungen!).
Wir lassen den Abend noch gemütlich
bei einem Feuer im Kamin ausklingen und beobachten die nächtlichen Besucher
an unserem Wasserloch. Hier kommen Warzenschwein, Kudu, Oryx, Pavian,
Perlhühner, Franklin, Buschbock und Steinbock zum trinken her. Eigentlich
sind die Tage hier viel zu kurz! Natürlich bei geöffneter Zeltplane
schlafen wir in diesem Paradies göttlich.
4.
Oktober 2007 Okonjima
Den morgendlichen Cheetah-Walk sparen wir uns und schlafen aus.
Zum Lunch erfüllt Uwe das Versprechen, das er Conny gegeben hat und
isst tatsächlich 2 Buschmannomeletts. Mein Gott, die sind so reichhaltig
und zugegeben auch lecker. Da lagert sich doch eins direkt am Hosenbund
ab. Nach dem Lunch wollen wir noch einmal zur Beobachtungshütte laufen,
vor der die Stachelschweinfütterung stattfindet. Erstens störten uns
gestern Abend einige Grasbüschel, die etwas die Sicht auf die Fütterung
versperren und zweitens wollen wir natürlich die verlorenen Borsten
einsammeln. Unterwegs, kurz vor dem Ziel, treffen wir auf eine Lady
in weißem Jeep. Sie haben wir bisher hier noch nicht gesehen. Beim Versuch,
vor dem Hide einen Steinbock aus der Nähe zu fotografieren, spricht
sie uns dann an. Zuerst gibt es Mecker, weil wir dem Steinbock zu nahe
gekommen sind und weil wir überhaupt hier sind. Obwohl Dean gesagt hatte,
wir können uns frei bewegen und durch das gesamte Gebiet wandern, ist
Donna Hannsen – eine der Besitzerinnen von Okonjima erst einmal etwas
anderer Meinung. Nachdem die – trotzdem freundliche – Mecker erledigt
ist, bekommen wir noch viele gute Tipps und Ratschläge von ihr und man
merkt ihr an, dass ihr die Tiere sehr am Herzen liegen. Es ist sehr
interessant und beeindruckend, was sie alles weiß. Verständlich ist
es ja, dass sie erst einmal davon ausgeht, unbedarfte Touris vor sich
zu haben. Als sie merkt, dass wir nicht so blauäugig sind und schon
wissen, was wir tun, bekommen wir noch weitere Wandertipps und erhalten
die „Absolution“. Nun dürfen wir auch in diesem Gebiet wandern. Blöd
nur, dass am Hide gerade gearbeitet wird. Einer der Mitarbeiter räumt
auf und macht sauber und so können wir nur die restlichen verbliebenen
Borsten einsammeln. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Wenigstens
die störenden Grasbüschel können wir dezent umtreten.
Für
den Rückweg folgen wir Donnas Empfehlung und nehmen einen Weg, der uns
direkt zu unserer Suite führt. Dort relaxen wir für den Rest des Tages.
Der Nachmittagsdrive geht heute zur Gepardenfütterung und wir sind gespannt,
unsere 7 Lieblinge wieder zu sehen. Leider sind im Moment nur 6 Geparden
da. Einer ist krank und auch von den verbliebenen 6 sieht einer nicht
wirklich gesund aus. Sein Fell hat kahle Stellen und er ist sehr mager.
Dass dies an seinem hohen Alter liegen soll, scheint uns nicht ganz
plausibel. Goeters – der Harnas-Gepard - war auch alt, aber der sah
besser aus.
Uwe
ist erst einmal stinksauer. Vor der Tour hatte ihm der Guide zugesagt,
dass er mit seiner „großen Tüte“ vorn auf dem Beifahrersitz sitzen darf
und dann kommt da so eine britische Tussi und macht einen auf kaputten
Rücken. Hallo, wer es hier im Kreuz hat, der hat das falsche Reiseland
gewählt! Der sollte besser auf europäischen Straßen unterwegs sein,
statt sich auf afrikanischer Gravelroad durchschütteln zu lassen. Ihre
Kamera mit dem 300-mm-Objektiv kann sie jedenfalls ganz gut halten.
Arnold,
unser Guide, nimmt sich mit der Fütterung viel Zeit und wir haben Glück,
dass die Kätzchen so ruhig sind. Wahrscheinlich haben sie heute schon
einige Häppchen bekommen. Wir können ausgiebig fotografieren und toben
uns aus. Da wir glücklicherweise beide unseren Bohnen- bzw. hier Reissack
zur Stabilisierung der Kamera dabei haben, kann Uwe das große „Geschoss“
ganz gut auflegen und ist später froh, nicht vorn gesessen zu haben,
denn Arnold gibt sich alle Mühe, ihm nicht im Weg zu sein. Für die Tussi
blieb auf ihrer Seite nicht viel Kätzchen übrig und Angst hatte sie
auch noch.
Unser
anschließender Besuch bei den Wild-Dogs ist weniger ergiebig. Die Wildhunde
haben es nicht so mit dem fotografiert werden und ziehen sich in den
hinteren Teil ihres Geheges zurück. Das kennen wir ja schon vom letzten
Jahr. Wunderschön sind die Tiere trotzdem mit ihrem 3-farbig gefleckten
Fell.
Der
anschließende Sundowner ist neu und ersetzt die Vorstellung des African
Cat-Programms mit einem Besuch der Klinik und der Vorstellung des eigentlichen
Programms von Okonjima. Wir finden das sehr schade und sind froh, dass
uns Sanel letztes Jahr einen umfassenden Überblick über das African
Cat-Programm und die Arbeit mit den Katzen gegeben hat. Leider wollen
die meisten Leute eben nur die Großkatzen sehen und interessieren sich
nicht für den Grund, warum die Tiere eigentlich hier in großen Gehegen
leben und nicht in der Freiheit.
Sobald
die Sonne untergegangen ist, wird es wieder ziemlich frisch und windig.
Diese kühlen Temperaturen sind für uns hier in Afrika eine ganz neue
Erfahrung.
Nach
dem Dinner fahren wir wieder mit zur Nachtfütterung der Stachelschweine.
Die beiden Honigdachse erscheinen heute nicht. Dafür freut sich eine
Ginsterkatze über die reichliche Fleischportion.
Wir
lassen den Tag am gemütlichen Kaminfeuer ausklingen und beobachten die
Besucher an unserem Wasserloch.
5.
Oktober 2007 Okonjima
Wieder nutzen wir den Luxus hier und schlafen lieber aus, als schon
kurz vor 6:00 Uhr zu einer der Aktivitäten aufzubrechen. Die Walks kennen
wir schon vom letzten Jahr. Eigentlich wollen wir heute vor dem Frühstück
zu den Löwen, aber da ist zu und schon um 7:00 Uhr deren Fütterung beizuwohnen,
ist uns zu früh.
Wir
ordnen noch ein wenig unsere Restbestände, Uwe organisiert uns eine
Wagenwäsche und dann widmen wir uns den vielen Vögeln und anderen Tieren,
die uns hier umgeben. Heute Nachmittag gehen wir zum Leoparden-Drive.
Die letzten Touren waren sehr erfolgreich und wir sind gespannt, ob
wir Glück haben und Leoparden sehen.
Paul
macht als Guide mit uns den Leopardendrive und nachdem Uwe gestern bei
den Geparden mit dem großen Objektiv und dem Reissack ganz gut klar
kam, verzichtet er heute auf den Platz neben dem Beifahrer. Außer uns
nehmen noch 2 ältere britische Ehepaare an dem Drive teil. Paul sammelt
unterwegs noch einen Arbeiter der Farm auf, der für das Beseitigen der
Hindernisse bei evtl. Offroad-Fahrten zur Suche des Leoparden zuständig
ist.
Die
beiden machen die Suche nach dem Leoparden spannend. Trotzdem der Leo
mit einem Sender ausgestattet ist, dauert es ziemlich lange, bis sie
ihn endlich orten können. Dafür sehen wir bei der Fahrt durch das Gelände
noch eine ganze Menge Tiere und auch Hartmann-Bergzebras. Ich wusste
gar nicht, dass die hier auf Okonjima leben.
Endlich
haben wir dann den Leo gefunden. Es ist MJ – Mahatmas Junior. Der liegt
im Gras und hat heute keine Lust auf Touris. So verdrückt er sich immer
mal wieder um den Busch herum und Paul gibt sich alle Mühe, ihm zu folgen,
damit alle ihn bestaunen und natürlich fotografieren können. Richtig
interessant wird es erst, als einige Giraffen in unmittelbarer von uns
stehen und MJ die Witterung aufnimmt. Plötzlich ist er hellwach und
schleicht davon. Paul fährt noch einmal über Stock und Stein, um ihm
zu folgen. Wieder hat sich MJ ins Gras gelegt und nun stört fast kein
Grashalm mehr. Wunderschön anzusehen, liegt er da im letzten warmen
Licht der Sonne. Wir nutzen diese Gelegenheit für zahlreiche Fotos und
können gar nicht genug bekommen.
Leider
hatte Paul das Fahrzeug erst einmal so platziert, dass die Gäste auf
den hinteren Sitzbänken auch gut sehen können. Die allerdings haben
sich inzwischen alle nach hinten umgedreht und fotografieren Giraffen!
Uns verschlägt es fast die Sprache. Wir haben das seltene Glück, 5 Meter
vor einem Leoparden zu stehen, dessen Anblick weder von störenden Zweigen
noch hohem Gras beeinträchtigt wird und die fotografieren Giraffen!
Paul ist sichtlich sauer und fährt nun endlich so, dass wir die optimale
Position haben, das „Kätzchen“ in seiner vollen Pracht fotografieren
zu können. Das tun wir dann auch ausgiebig und erst als ein zweiter
Jeep mit Gästen aus dem Main Camp ebenfalls einen Blick auf MJ werfen
möchte, trennen wir uns schweren Herzens. Das war ein wirklich tolles
Erlebnis, diese prächtige Großkatze aus nächster Nähe betrachten zu
können.
Als
wir ins Camp zurückkehren, ist inzwischen unser Auto von 2 Angestellten
supersauber geputzt worden. Die haben es tatsächlich geschafft, den
Staub innen und außen zu beseitigen. Und das kostet noch nicht einmal
etwas, sondern gehört hier zum Service. Wir hatten schon einen Teil
unserer Bestände, wie Reis, Maismehl, einige Dosen Bier und andere Restbestände
in der großen Aufwaschschüssel bereitgestellt und das war wohl Motivation
genug. Dennoch; wir sind glücklich über den sauberen Wagen. Unsere Bestände
und die restliche Bekleidung müssen langsam weg und so packen wir alles
zusammen und morgen früh ist für die Bescherung.
6.
Oktober 2007 Okonjima – Windhoek
Wieder einmal denken wir an Hausbesetzung, denn eigentlich wollen
wir hier nicht mehr weg. Es fallen uns nicht viele Gründe ein, weshalb
wir hier wieder weg gehen sollen. Das sehen Andere natürlich anders
und so fügen wir uns der Vernunft und unserem Schicksal. Leider geht
somit auch unser herrlicher Urlaub langsam zu Ende. Wir freuen uns,
dass wir ihn in der Form machen konnten und was wir alles erlebt haben.
Auf jeden Fall reichen die Eindrücke eine Weile, um davon zehren zu
können und die nächste Reiseplanung haben wir auch schon im Kopf. Es
versteht sich von selbst, dass wir Namibia und Botswana wieder mit in
unsere Reiseplanung aufnehmen.
Noch
einmal schlafen wir aus, packen schweren Herzens unsere Sachen und genießen
noch einmal das leckere Buschmann-Omelett. Inzwischen spielt Uwe Weihnachtsmann
bei den beiden Angestellten, die unser Auto so toll gereinigt haben
und leuchtende Augen sind der Dank. So kommen die Sachen an die richtige
Adresse.
Die
Fahrt zurück nach Windhoek ist wenig aufregend und dank der Teerstraße
geht das zügig. In Okahandja besuchen wir noch die beiden Holzmärkte,
aber da ist uns zu viel Trubel und so schöne Sachen wie an den Vic-Falls
haben sie nicht. In der Pension Uhland bekommen wir ein Zimmer, obwohl
hier wieder etwas schief gelaufen ist. Unsere ursprüngliche Reservierung
für diese Nacht war irrtümlich für den 6. September vorgesehen. Bei
unserem Reisestart haben wir das dann hier vor Ort korrigiert und noch
einmal für den 6. Oktober reserviert. Heute haben sie zwar einen Kretschmar
auf der Liste stehen, aber der heißt Thomas und hat eine Münchner Adresse.
Gut, dass wir zeitig genug da sind. Ob der Thomas noch anreist, wissen
wir nicht. Hauptsache wir bekommen unser Zimmer.
Gerade
als wir zur Pension abbiegen wollten, sehen wir noch Santa mit ihrem
Mann die Straße hoch laufen. Die beiden sind gestern in Okonjima abgereist
und fliegen heute zurück nach England. Dass wir sie hier noch einmal
treffen, hätten wir nicht gedacht. Wir plaudern noch eine ganze Weile
mit den beiden, die auch irgendwie den Tag vertrödeln, bis sie abgeholt
und zum Flughafen gebracht werden.
Heute
ist Samstag und da schließen die meisten Geschäfte leider schon um 14:00
Uhr. So macht es wenig Sinn, noch zu einem Shoppingbummel aufzubrechen.
Da wir sowieso noch Fotos von Windhoek brauchen, machen wir eine kleine
Stadtrundfahrt. Im Park am Tintenpalast stehen gerade die herrlichen
Jacarandabäume in voller (lila) Blüte und eine große Hochzeitsgesellschaft
fotografiert fleißig. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu. Es kitzelt
uns zwar, uns hier einmal zu versuchen, aber das Brautpaar zu fotografieren
ist eine echte Herausforderung. Schwarze Haut und schwarzer Anzug und
schwarze Haut und weißes Brautkleid ist für jede Kamera der Supergau.
Da die Blitzgeräte in der Pension liegen, ist jedes Bild überflüssig.
Noch einige Brautpaare geben sich hier nacheinander ein Stelldichein
für ihre Fotosessions, die alle nur von Angehörigen gemacht werden.
Einen professionellen Fotografen kann sich hier keiner leisten.
Wir
kehren in die Pension zurück und da so langsam Hunger aufkommt, fahren
wir ein letztes Mal in Joes Beerhouse. Da ist heute die Hölle los und
Oktoberfest mit Bandmusik. Ach nein, das müsste nun wirklich nicht sein!
Außerdem sieht es total bescheuert aus, wenn die schwarzen Mädchen im
Dirndl stecken. Gemütlich ist es hier heute jedenfalls nicht und frisch
wird es auch schon wieder. So genießen wir unser Abschlussessen und
fahren bald darauf zurück in die Pension.
7.
Oktober 2007 Windhoek – Frankfurt
Schluchz, nun ist unsere Urlaub leider schon zu Ende. Um 16:00 Uhr
geben wir den Wagen ab und um 20:00 Uhr geht unser Flieger. Was machen
wir also mit dem Tag?
Hier
nur rumlungern und die Zeit tot schlagen, kommt nicht in Frage. Also
entscheiden wir uns dafür, den 20 km vor Windhoek liegenden Daan Viljoen
Game Park zu besuchen. Das ist das Naherholungsgebiet der Windhoeker
und wahrscheinlich entsprechend gut besucht. Es gibt sogar einen Stausee
und einiges Wild wird uns auch versprochen. Tatsächlich ist die Gegend
schön und das bergige Gebiet ist sicherlich in grünem Zustand noch schöner.
Wir sehen Gnus, Bergzebras, Oryxantilopen, Springböcke, Kudus und Klippspringer.
Uwe kommt noch einmal in den Genuss, Offroad zu fahren und schon ist
unser Auto hinten wieder schmutzig. Der Trail ist allerdings nicht sehr
lang und jetzt in der Mittagshitze stehen die Tiere irgendwo im Schatten
der Bäume. Man könnte hier auch wandern, aber es gibt kaum Schatten
und so richtig Lust haben wir darauf auch nicht. Schließlich haben wir
auch unsere ganzen Sachen im Auto.
So
fahren wir noch an den Stausee, der sehr schön gelegen ist. Es gibt
hier einige Campingplätze, jede Menge Grillstellen und sogar sanitäre
Einrichtungen. Vor dem Restaurant beobachten wir noch eine Zeit lang
die Klippspringer und einen Pavian und bedauern, nicht näher an die
ohnehin viel zu flinke Bergagame kommen zu können, die mit ihrem roten
Kopf und dem leuchtend blauen Körper sehr fotogen ist.
In
der Hoffnung, dass in der Autovermietung auch jetzt schon jemand anwesend
ist, machen wir uns auf den Weg ins Industriegebiet. Dank der Eintragung
im Stadtplan finden wir es auf Anhieb; nur leider ist da noch niemand
da. Wir hatten 16:00 Uhr vereinbart. Uwe versucht, im benachbarten Hotel
telefonisch jemanden zu erreichen und zum Kommen zu überreden. Er erreicht
zwar jemanden, aber da um 16:00 Uhr 5 Fahrzeuge erwartet werden, haben
wir keine Chance eher dran zu kommen.
Also
verwarten wir die wertvolle Zeit und schwören uns, dass wir das nächste
Mal erst am Abreisetag aus Okonjima anreisen. So verbummeln wir nicht
2 Tage. Nach und nach trudeln die anderen Fahrzeuge ein und auch die
Leute von der Autovermietung kommen eher. Bis alle Fahrzeuge abgenommen
sind, dauert es eine Weile. Über unser Loch im „Trittbrett“ sind sie
natürlich nicht gerade begeistert, aber Amos hat wohl schon eine Idee,
wie man das reparieren kann. Gut, wir haben Vollkaskoversicherung und
vorsätzlich oder fahrlässig haben wir auch nicht gehandelt.
Es
ist überhaupt kein Problem, dass wir einige Sachen, wie Kühlbox, Kompressor
und andere Kleinigkeiten, bei der Autovermietung bis nächstes Jahr einlagern
und so steht dort schon ein Sack mit Dingen für unseren nächsten Urlaub
– getreu dem Motto. „Ich hab noch einen Koffer in ...“. Wenn das klappt,
stocken wir unser Außenlager nächstes Jahr noch etwas auf. Immerhin
sichern sie sich so ihre Kunden. Wir sind mit dem Fahrzeug hoch zufrieden.
Preis, Leistung und Service stimmen und so werden wir nächstes Jahr
auf jeden Fall wieder ein Auto bei African Tracks mieten. Fragt sich
nur, ob wir unser Fernweh bis nächstes Jahr September bezwingen können
oder nicht auch langsam dazu übergehen, zweimal im Jahr zu fahren. Schon
jetzt wollen wir eigentlich nicht weg und am liebsten würden wir die
ganze Reise gleich noch einmal von vorn beginnen. Unsere Sucht hat offensichtlich
fortschreitenden Charakter!