Reisebericht Botswana Mai 2010

vom 06. Mai - 06. Juni 2010

Kalahari quer durch - Natur bis zum Horizont


Bei unserem letzten Besuch der Kalahari im Mai 2009 hatten wir uns geschworen, noch einmal mit mehr Zeit in dieses herrliche und tierreiche Gebiet zurückzukehren. Zu schwer war uns damals der Abschied gefallen. Dieses Jahr wollten wir genau das in die Tat umsetzen, bevor das Gebiet touristisch so erschlossen und beliebt wird, dass die gigantische Einsamkeit, die Stille und die Magie dieser endlosen Weite für immer verloren sind. Diesmal würden wir uns einen Traum erfüllen, der zumindest laut Hupe-Reiseführer "Expeditionscharakter" hat. Wir wollen die Kalahari von Süd nach Nord einmal komplett durchqueren. Das bedeutet Einsamkeit pur und uns erwartet unberührte Natur bis zum Horizont. Das bedeutet aber auch, in einem Gebiet, größer als Dänemark weitgehend auf sich gestellt zu sein, einen Treibstoffvorrat für mindestens 1.000 km Reichweite, ausreichend Wasser und Verpflegung dabei zu haben. Wir werden vom Kgalagadi Transfrontier Park (TP) über die Mabuasehube Section in das Khutse Game Reserve (GR) und von dort weiter in die Centralkalahari (CKGR) fahren.

Bereits im November letzten Jahres hatten wir uns mit den neuen Buchungsmodalitäten für Botswanas Nationalparks auseinander gesetzt, kennen wohl bei "bigfoot", dem neuen Verwalter der Campsites im CKGR (Central Kalahari Game Reserve) inzwischen jeden Mitarbeiter mit Namen, hatten uns durch Zahlungsanweisungen für den Außenwirtschaftsverkehr gekämpft und dank unserer Beharrlichkeit tatsächlich alle die Campsites erhalten, die wir uns gewünscht hatten. Immerhin funktionierte neuerdings die Buchung bei DWNP (Departement of Wildlife and National Parks in Botswana) fast über Nacht und auch "Sanpark", der Betreiber der südafrikanischen Plätze im Kgalagadi Transfrontier Park bestätigte die Buchungen innerhalb weniger Tage. Wie immer hatten wir unser Auto mit Dachzelt gleich bei unserer letzten Abreise wieder bei "African Tracks" reserviert - diesmal allerdings mit "Expeditionsausrüstung" - und zu unserer Sicherheit war auch wieder bei "be local" ein Sattelitentelefon für uns reserviert, um im Notfall Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen zu können.

Dank der Unabhängigkeit, die uns das Dachzelt bietet, hatten wir für die Zeit, die wir außerhalb der Nationalparks verbringen wollten, keine weiteren Reservierungen vorgenommen. Unser Schlafzimmer hatten wir ja sowieso immer dabei und der Rest würde sich finden. So blieb die restliche Route eher offen. In Südafrika sind gerade keine Schulferien, so dass wir übermäßigen Ansturm nicht befürchten müssen.

Voller Vorfreude und Abenteuerlust starteten wir in unsere "Expedition".

06.05.2010       Frankfurt - Windhoek

Es ist ein herrliches Gefühl, morgens aufzuwachen und zu wissen, dass heute der Urlaub beginnt. Gepackt hatten wir längst, wobei die Bekleidung in unseren neuen, abwaschbaren Vaude-Reisetaschen aus Tarpolin (Material für Planen) eher eine untergeordnete Rolle spielte. Es gab Wichtigeres, das unbedingt mit musste und 20 kg pro Person sind schließlich schnell erreicht. Gut, dass schon 2 volle Kisten in Windhoek auf uns warten.

Gemütlich machen wir uns gegen Mittag auf den Weg nach Frankfurt und hoffen inständig, dass der isländische Vulkan noch eine Weile den Atem anhalten würde - zumindest so lange, bis wir weg sind. Air Namibia hat vor einiger Zeit seine Abflugzeiten vorverlegt und so müssen wir auch mit dem Einchecken in Terminal 2 nicht lange warten. Noch vor der offiziellen Checkin-Zeit können wir uns unseres Gepäcks entledigen. Das bewegt sich diesmal gewichtsmäßig sogar in der Norm.

Wir essen noch eine Kleinigkeit und begeben uns dann in den Sicherheitsbereich. Wie immer weckt das 800-mm-Objektiv jede Menge Interesse und um auszuschließen, dass wir Sprengstoff in dem Teil versteckt haben, muss Uwe mal wieder damit zur Staubanalyse. Kein Problem für uns, solange wir das Handgepäck nicht wiegen müssen. Das tun wir dann in einem unbeobachteten Moment an einem verwaisten Terminal und sind selbst ganz erschrocken. Unser Trolley mit der Fotoausrüstung bringt stolze 21 kg auf die Waage und der Objektivköcher des Teleobjektivs hat immerhin 12 kg Gewicht. Pahhh, das ist heftig! Verstohlen schauen wir uns nach allen Seiten um und mit reichlich schlechtem Gewissen schlendern wir zum Gate.

Der isländische Vulkan benimmt sich anständig, spuckt gerade keine Asche und versaut uns nicht den Flug. Pünktlich hebt unser Flieger ab. Die Nacht wird wegen einiger heftiger Gewitter turbulent, aber das kennen wir ja schon.




07.05.2010       Windhoek (Hotel Casa Blanca)

Enttäuscht stellen wir am nächsten Morgen fest, dass der frühere Start der Maschine natürlich zur Konsequenz hat, dass wir eher - sprich noch im Dunkeln - in Namibia ankommen. Wir bekommen also die Etoscha-Pfanne nicht mehr von oben zu sehen und auch nicht die Gebirgszüge, die vom ersten Sonnenlicht ganz rot erstrahlen. Gut, dass wir das schon erleben durften.

Wieder schmettert das Bordradio nach der Landung irgend einen dämlichen deutschen Schlager und alle fangen an zu kichern. Das ist Namibia!

Rasch haben wir die Einreiseformalitäten abgewickelt, unser Gepäck vom Band gezerrt und stehen nun in der Ankunftshalle. Immerhin ist es gerade erst 5:30 Uhr und noch ist von unserem Fahrer nichts zu sehen. Wir schauen schon mal zum Schalter von "be local" und dort wartet man tatsächlich schon auf uns. Schnell ist der Vertrag ausgefertigt und wir halten unser Sattelitentelefon in Händen. Kurze Zeit später steht dann auch Denis, der Fahrer und Mitarbeiter von "African Tracks" in der Ankunftshalle und begrüßt uns herzlich. Wir sind heute die einzigen Kunden der Autovermietung, so dass wir gleich starten können. Der Arme friert ganz fürchterlich und hat sogar Wollhandschuhe an. Wir lachen ihn aus, denn dieser afrikanische Winter ist nicht viel kälter als unser europäischer Sommer.

Bei der Autovermietung "African Tracks" hat man, wie immer, gewissenhaft unsere Ausstattungswünsche erfüllt. Das Auto ist vollgetankt; drei befüllte Kanister stehen im Kofferraum, dazu der 40 l Brauchwassertank. Die Sandmatten sind auf dem Dachgepäckträger verzurrt, ebenso eines der Reserveräder. Das zweite Reserverad wurde wieder unter dem Fahrzeug befestigt. Das spart uns wertvollen Platz. Auf dem Dachgepäckträger wurden die beiden Gasflaschen befestigt. Unsere Kisten stehen zusammen mit dem vollständigen Campingequipment im Kofferraum und in Anbetracht der kalten Nächte hat man uns zusätzlich zu den Schlafsäcken vier, statt nur zwei Decken eingepackt. Natürlich fehlt auch ein Spaten nicht - so wenig wie Werkzeug, Kompressor, Luftdruckprüfer und Bordhandbuch. Die Ausstattung ist einfach perfekt! Auch die Papiere sind vollständig. Das Fahrzeug hat Baujahr Mai 2008 und ist wie immer in Top-Zustand. Rasch, wenn auch schlaftrunken, wickeln wir die Formalitäten ab und fahren ins Hotel "Casa Blanca". Auch dort begrüßt man uns trotz früher Stunde herzlich. Es ist überhaupt kein Problem, dass wir so früh da sind. Rasch putzt die Putzfrau noch einmal das Bad für uns durch und dann können wir unser Zimmer beziehen.

Ein erster Blick in unsere eingelagerten Kisten bestätigt, dass ihre Anschaffung jeden Cent wert war. Es ist alles so, wie wir es verpackt haben. Weder Feuchtigkeit noch Schmutz hatten Zugang zu unseren "Schätzen".

Wir schnappen uns unsere umfangreichen Einkaufslisten und starten zum Shopping. Zuerst in die Metzgerei. Gutes Grillfleisch ist schließlich eines der wichtigsten Dinge, die wir benötigen. Außerdem kommen wir mindestens die nächsten 3 Wochen nicht mehr zum Einkaufen und zum selbst jagen fehlt uns noch etwas die Routine. ;-)

Beim Trans-Kalahari-Meet-and Biltong-Metzger in Kleinwindhoek hängt ein Schild an der Tür: "gone hunting". Na toll! Was nun?! Immerhin steht groß die Telefonnummer an der Tür. Uwe wählt die Nummer an aber der Herr Metzger hört nicht. Da kann ich meinen schönen Einkaufszettel ja schon mal in die Tonne treten. Dabei hatten wir uns so auf das gute Fleisch gefreut und klare Vorstellungen entwickelt, was wir brauchen.

Als "Plan B" bleibt uns nur die Metzgerei im Super Spar, von der uns Valerie gesagt hatte, dass die auch gut sei. Zuerst fahren wir aber noch zu "Fruit & Vegetable", einem großen Obst- und Gemüsemarkt mit guter Auswahl und Qualität. Rasch ist auch hier unser Wagen gefüllt, wobei wir uns leider überwiegend auf die Produkte beschränken müssen, die einige Zeit haltbar sind. Begeistert stürzen wir uns auf einen Sack Riesenkartoffeln, die zum Grillen super-geeignet sind. Natürlich müssen auch einige Säcke Orangen, Butternuts, Gemsquash, Passionsfrüchte, Äpfel, Zwiebeln, ein Weißkraut und diverses anderes Grünzeug mit.

Anschließend fahren wir zum Super Spar, der sich durch viele deutsche Produkte und ein sehr breites Sortiment auszeichnet. Hier kennen wir uns ja schon aus. Inzwischen gibt es dort auch einen extra "Bottle Store" mit richtig gutem Angebot und endlich genug Savanna. Wir decken uns ein. Die nächsten Stunden verbringen wir im Supermarkt mit dem Befüllen von zwei großen Einkaufswägen. Tatsächlich ist das Angebot der Metzgerei nicht schlecht und wir bekommen unser Grillfleisch. Sogar Oryx, Strauß und Kudu gibt es. Mit viel Freundlichkeit und natürlich in deutsch werden wir bedient. Selbstverständlich wird alles vakuumiert und eingeschweißt. Inzwischen ist es Mittagszeit und aus dem integrierten Schnellimbiss riecht es lecker. Wir essen eine Kleinigkeit, bevor wir uns mit einem Helfer und mittlerweile drei Einkaufswägen auf den Parkplatz begeben, um unsere Einkäufe zu verladen.

Später im Hotel haben wir nun die Herausforderung zu meistern, alles einigermaßen vernünftig im Auto zu verstauen und das auch noch so, dass wir nicht die Getränke aus der Ladebordwand schlürfen müssen, weil es bei jeder Bodenwelle Bruch gibt. Die vielen Sixpacks stehen alle um das Auto herum und von den übrigen Hotelgästen - überwiegend ältere deutsche und schweizer Ehepaare - werden wir interessiert beobachtet. Da bleiben blöde Bemerkungen über unseren Alkoholkonsum natürlich nicht aus und bestimmt werden wir schon in die Schublade "Alkoholiker" gepackt. Dabei hat Savanna nur 3% Alkohol und lieben Besuch erwarten wir schließlich auch noch. Aber das können die natürlich nicht wissen. Wir ignorieren einfach die blöden Sprüche. Sie haben nämlich noch gar nicht gemerkt, dass wir auch deutsch sprechen und sie sehr wohl verstehen (wie sowieso fast jeder hier deutsch versteht). Offenbar sehen wir mit unserem Toyota Hilux 4x4, dem Dachzelt und dem übrigen Equipment aber doch sehr nach großem Abenteuer aus.

Unser Kühlschrank bräuchte Gummiwände. Immerhin schaffen wir es, auch den letzten Millimeter im Kühlschrank zu nutzen, so dass wir fast alles unterbringen, was unbedingt gekühlt werden muss. Auf den Luxus kalter Getränke müssen wir allerdings noch eine Weile verzichten. Die mehr als 75 Liter Trinkwasser sind verstaut, alle Kisten und Taschen einigermaßen kräfteschonend im Fahrzeug untergebracht und der Wagen randvoll beladen. Das Gemüse ist in Stofftaschen verstaut und hängt im Laderaum. So schwitzt es nicht und hält sich länger. Aus dem gleichen Grund bekommt der Kartoffelsack viele kleine Löcher. Die Kameraausrüstung findet Platz auf der Rückbank - immer griffbereit. Für die feuchten Hand- und Geschirrtücher, kurzen Hosen zum raschen Wechseln und Mützen ist über der Rückbank eine Leine gespannt, Reiseführer, Karten und Tagebuch stecken für den raschen Zugriff in der Beifahrertür, wichtige Kleinigkeiten, wie Seife, Handbürste, Handschuhe, Sonnenbrillen usw. finden in den anderen Türfächern und in der Mittelkonsole Platz. Das Garmin wird in seiner Halterung an der Windschutzscheibe befestigt. Trinkwasserkanister und Provianttasche mit Brot, Obst und Knabbereien stehen griffbereit hinter dem Sitz. Die sechs Säcke Feuerholz, die wir an der Tankstelle gekauft haben, sind auf dem Dachgepäckträger verladen und verzurrt. Wir sind startklar. Schon geht auch langsam die Sonne hinter Windhoek unter. Sofort wird es frisch und wir fischen die Socken aus der Reisetasche.

Unser Abendessen besteht aus zwei riesengroßen superleckeren Papayas. Dann fallen wir ziemlich müde ins Bett und die Köchin, die uns noch das Proviantpaket für morgen bringt, muss ziemlich lange an unsere Tür klopfen. Für die nächsten 4 Wochen wird das unsere letzte Nacht in einem Bett sein.

08.05.2010       Windhoek – Mata Mata (Kgalagadi TP)

Um 5:30 Uhr verlassen wir Windhoek in Richtung Rehoboth. Die blaue Stunde zeichnet erste Umrisse der Anasberge und lässt uns die Schönheit dieser Landschaft noch eher erahnen. Der Polizeiposten winkt uns weiter. Ihm ist wohl zu kalt für eine Kontrolle unserer Papiere. Als wir den Tropic of Capricorn passieren, wiegt sich das Gras bereits golden glänzend im Wind. Die aufgehende Sonne hat alles in ein warmes Licht getaucht.

Wir kommen gut voran und erreichen schnell das Auob-Tal, wo wir sehr erstaunt sind, wie grün wir es dieses Jahr vorfinden. Hier haben die reichlichen Niederschläge der vergangenen Wochen für viel frisches Grün gesorgt. Nur ganz wenige Touristen bekommen wir unterwegs zu sehen.


Um 12 Uhr haben wir Mata Mata und damit gleichzeitig die Grenze zu Südafrika erreicht. Der namibische Polizist umrundet ein paar Mal unser Fahrzeug. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er krampfhaft nach einer Möglichkeit sucht, etwas von uns zu wollen. Dann spricht er das Feuerholz auf unserem Dach an und will die Quittung dafür sehen. Gut, dass wir es an einer Tankstelle in Windhoek gekauft haben und so auch eine Quittung vorzeigen können. Es scheinen ihm irgendwie gute Argumente zu fehlen, denn er lässt uns endlich in Ruhe. Die namibische Grenzbeamte hat eine neue Uniform bekommen. Richtig offiziell und wichtig sieht die Lady darin aus aber sie ist nett und rasch haben wir unseren Ausreisestempel im Reisepass.

Der südafrikanische Grenzer hat nur eines im Kopf – Fußball. Zu gern würde er mit uns darüber plaudern, doch Fußball ist so gar nicht unser Ding und so bleibt es bei ein paar allgemeinen Flachsereien.

Wieder einmal nehmen die Parkbeamten in Mata Mata ihren Job sehr ernst und belehren uns ausgiebig über das, was wir im Park tun und vor allem was wir nicht tun dürfen. Uns dagegen reicht das Stichwort "gate closed" (Einschluß) um 18 Uhr. Immerhin haben wir ja mit dem Grenzübertritt eine Stunde verloren, denn Namibia ist durch die Winterzeit bereits eine Stunde weiter. Naja, wir bekommen die Stunde ja auf unserer Rückreise wieder zurück.

Nachdem wir uns auf der Campsite einen Platz gesucht haben, machen wir noch einen Gamedrive. Doch erst einmal müssen wir suchen, wie wir aus dem Camp heraus kommen, denn wegen dem Bau der neuen Chalets wurden die Wege alle neu angelegt. Jetzt stehen die Chalets direkt am Wasserloch, da wo früher der Weg entlang führte. Der neue Weg verläuft statt dessen oben an der Siedlung der Angestellten vorbei über den Dünenkamm. Dafür sind die Chalets wirklich hübsch gelegen. Wir fahren bis zum Wasserloch "veertiende boorgat", doch viele Tiere bekommen wir nicht zu sehen.



Dafür leben in und um das Camp einige Tiere, die sich zwischenzeitlich an die Nähe der Menschen gewöhnt haben. Mitten auf der Campsite haben Erdhörnchen ganze Wohnsiedlungen errichtet. Man erkennt diese Siedlungen an großen tiefen Löchern im Boden, die besonders in der Dunkelheit zu heimtückischen Fallgruben werden.


Am Abend, kaum haben die ersten Camper ihren Grill angeworfen, flaniert eine Hyäne am Zaun entlang. Geduldig legt sie sich jeweils in Wurfweite – getreu dem Motto "das schaffen die sowieso nicht alles und dann bin ich ja noch da". Sie behält Recht und bekommt auch bei uns die letzten beiden Stückchen meines Fleischspießes, der schon mal sehr lecker war. Unser "Plan B" mit der Metzgerei im Super Spar scheint eine echte Alternative gewesen zu sein.


Im Sanitärtrakt (Ablution) sitzt eine ca. 10 cm lange Heuschrecke in der Badewanne und eine ältere Südafrikanerin trachtet ihr gerade nach dem Leben. Ich kann gerade noch nach ihr greifen, bevor sie sie zerquetscht. Innerlich den Kopf schüttelnd schenke ich dem Tier draußen im Gras die Freiheit und frage mich, warum solche Leute hierher gehen.

Im Moment sind überwiegend Rentner auf der Campsite und so zieht abends relativ schnell Ruhe ein. Wir fühlen uns in unserem Dachzelt wieder so richtig wohl und schlafen auch gleich ein.

09.05.2010        Mata Mata – Twee Rivieren (Kgalagadi TP)

Nachts scheppern sämtliche Mülltonnen der Campsite. Die Schakale holen sich ihren Teil, indem sie jede Mülltonne umwerfen. Dabei wird wirklich keine Mülltonne ausgelassen. Selbst die an der Tankstelle wird in das nächtliche Mülltonnenumwerfprogramm einbezogen. Dabei gehen sie ziemlich raffiniert vor: Erst werden die Tonnen umgeworfen. Da das klappert - meist sind ja Flaschen dabei - machen sie sich erst einmal aus dem Staub, um dann kurz darauf wiederzukommen und sich die Beute zu holen. Am Morgen sieht die Campsite aus wie nach einer Schlacht und das wiederholt sich jede Nacht. Soll mal einer sagen, Tiere sind doof.

Die Nacht war sehr warm und wir werden erst wach, als es bereits hell wird. Seit 5 Uhr werden die Rentnerburgen bereits abgebaut, doch ich war noch einmal eingeschlafen. Uwe hat vergessen, die Handy-Uhr umzustellen, so dass wir nun eine Stunde zu spät aufstehen. Das Gate öffnet um 7 Uhr. Um 7:30 Uhr sind auch wir dann fertig.

Ich meine, heute Nacht einmal Löwengebrüll gehört zu haben, aber das wird wohl eher der schnarchende Nachbar gewesen sein. Am Wasserloch ist heute Morgen jedenfalls nichts los.

Auf dem Weg nach Twee Rivieren sehen wir eine Löffelhundfamilie mit 4 Jungen. Die Kleinen sind so knuffig, dass man sie am liebsten streicheln möchte. Dass sie ein ganz seidig weiches Fell haben, das wissen wir ja von unserem Besuch auf der Harnas-Farm.

Im Auob-Tal ist ein Honigdachs auf dem Heimweg. Lässig-locker aber mit flotter Sohle strebt er seiner "Behausung" zu. Nur kurz verharrt er, ob die Richtung stimmt, bevor er im hohen Gras der Düne verschwindet.


Unterwegs können wir viele Oryxantilopen (auch Spieß- oder Gemsbock genannt), große Springbockherden, Kuhantilopen, Gnus und auch einige Giraffengruppen beobachten. In einem Baum direkt an der Straße sitzt ein Perlkauzpärchen und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie scheinen zu wissen, dass bei den vielen Ästen sowieso kein vernünftiges Foto zu machen ist. Als wir gerade beim Vespern sind, treffen wir einen jungen Schakal, der mir neugierig in die Kamera schaut. Der Arme ist derartig mager, dass es uns richtig leid tut. Versehentlich fällt mir mein Würstchen herunter. Das ist für ihn ein wahrer Leckerbissen, den er gierig verschlingt. Er scheint wirklich sehr großen Hunger zu haben.

In Twee Rivieren ist das neue Empfangsgebäude, das den zukünftigen Parkeingang flankiert, fast fertig gestellt. Nun sitzen hier die südafrikanische und die botswanische Parkverwaltung gemeinsam in einem Nobelgebäude. An den Wänden hängen überall sehr schöne großformatige Fotos des Parks und seiner Tiere. Der ziemlich protzige Bau erscheint allerdings ein paar Nummern zu überdimensioniert und man hat ein wenig den Eindruck, in der Rezeption eines 4-Sterne-Hotels zu stehen. Wozu eine solche Protzhütte notwendig scheint, ist uns nicht ganz klar. Es hätte sicherlich Wichtigeres gegeben, als diesen Prestigebau. Gearbeitet  wird jedenfalls noch nach dem gleichen Prinzip, denn wieder müssen wir uns handschriftlich in mehrere Bücher eintragen. Amüsiert nehmen wir zur Kenntnis, dass von unserer Station-Copy der Buchungsbestätigung die halbe, nicht beschriebene Seite abgetrennt und offenbar als Notizzettel recycelt wird. Das ist ja mal praktizierter Umweltschutz!


Auf der Campsite in Twee Rivieren hat sich nichts verändert. Auch hier ist ähnlich wie in Mata Mata wenig los und entsprechend ruhig geht es zu. Von angeblich "fully booked" kann nun wirklich keine Rede sein.

Wir müssen eine Lektion noch lernen: Zwar haben wir diesmal in Windhoek unseren Wassertank selbst aufgefüllt, doch auch jetzt
- nach 2 Tagen - riecht unser Brauchwasser wie blanke Chemie. Der Geruch erinnert an Entwicklerflüssigkeit und das Wasser taugt so noch nicht einmal zum Händewaschen. Offenbar wird das Wasser in Windhoek sehr stark gechlort. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als das Brauchwasser abzulassen und den Kanister neu zu befüllen. Das tut in einem Land, in dem Wasser ein so kostbares Gut ist, natürlich noch mehr weh aber es hilft nichts. Wir sind auf unsere Brauchwasserreserven angewiesen. Wenigstens wässern wir damit die Akazien auf der Campsite.

Verhältnismäßig früh gehen wir schlafen und freuen uns schon auf unsere Lieblingscampsite Rooiputs.

10.05.2010       Twee Rivieren - Rooiputs Wilderness Camp (Kgalagadi TP)

Heute morgen schafft es das Thermometer nicht über 0° C. Naja, wir haben Winter in Afrika. Da kostet es schon ziemlich Überwindung, aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Bin ich froh, meine Wollhandschuhe dabei zu haben, für die ich beim Einpacken noch belächelt wurde. Zum Glück werden die frostigen Temperaturen von der aufgehenden Sonne rasch weggelächelt.

Pünktlich um 7:30 Uhr stehen wir am Gate und holen uns unseren Einreisestempel für Botswana ab. Für die nächsten Tage haben wir eine Reservierung im Wilderness Camp Rooiputs auf der botswanischen Seite des Parks. Mit den Formalitäten nimmt man es aber offenbar nicht mehr so genau. Die Südafrikaner verzichten neuerdings auf einen Ausreisestempel und auf das Abmelden. Wie immer sehr freundlich bekommen wir unseren botswanischen Einreisestempel, registrieren uns wieder in mehreren Büchern und schon können wir starten.

Da sich die Straße zwischen Twee Rivieren und Kilie Krankie noch immer im Bau befindet, wurde ausschließlich für die Besucher der Campsite Rooiputs eine Piste parallel zur Straße angelegt. Nun dürfen wir diese Piste fahren, die natürlich entsprechend wenig frequentiert wird. Unterwegs sehen wir viele Vögel, einen Rüsselspringer, der sich ängstlich in der Sonne wärmt, aber leider viel zu weit unter dem Geäst sitzt und ganz viele dicke Pfeifratten, die sich durch schrille Pfiffe gegenseitig vor Gefahr warnen.


Auf einmal bleibt Uwe schlagartig stehen. Eine schlechtgelaunte, gut 1,50 m lange Kapkobra, die sich wohl erschrocken hatte, stellt sich gerade neben uns auf und zeigt uns durch die typische Kobrahaltung und heftiges zischen, was sie von uns hält. Gut, dass sie nicht springen kann! Offenbar ziemlich hungrig untersucht sie dann jedes Mäuseloch, indem sie darin verschwindet um kurz darauf wieder herauszukommen. Wir beobachten sie eine ganze Weile. Erst als sie sich zu einer weiter entfernten Mäusekolonie verzieht, setzen wir unsere Fahrt fort.

An einem Steinhang, hinter dem auch das Baumaterial für die Straße abgebaut wird, hält gerade das vor uns fahrende Fahrzeug an. Das junge Pärchen hat etwas entdeckt. Jetzt sehen auch wir es wackeln. Es ist ein kleiner Leopard, der mit der Schwanzspitze seiner Mama spielt. Dann kommt noch ein Junges zum Vorschein. Wir stehen vor zwei Leopardenjungen mit ihrer Mama – und das so nah am Weg und um diese Uhrzeit. Normalerweise sieht man Leoparden doch nur auf einem Nightdrive und dann meist nur vorbeihuschen oder höchsten mal tagsüber schlafend  in irgendeinem weit entfernten Baum. Wir haben hier zwei kleine Wonneproppen, die maximal 4 Monate alt, putzmunter und so gar nicht kamerascheu sind. Auch ihre Mutter scheint sich von den beiden Fahrzeugen gar nicht gestört zu fühlen. Heute muss unser Glückstag zu sein und wir können unser Pirschglück kaum fassen. So eine Tiersichtung hätten wir nicht zu hoffen gewagt. War das Uwe`s Wunsch, als er gestern Abend die Sternschnuppe gesehen hat?


Lange schauen wir zu, wie die Kleinen mit ihrer Mutter herumtollen. Verwundert stellen wir fest, dass ein heulender Schakal die Drei aus der Ruhe bringt. Obwohl er gebührenden Abstand hält, reagiert die Leopardin sofort auf ihn mit bleckenden Zähnen und ihre Kleinen verstecken sich. Erst als der Schakal wieder abgezogen ist, setzen sie ihr Spiel fort. Irgendwann hat ihre Mama es dann satt und läuft davon. Nun legen sich auch die Kleinen erst einmal hinter die Felsen und schlafen. Nichts ist mehr von ihnen zu sehen. Oben auf dem Plateau hören wir Knochen knacken. Dort liegt also auch ihr Riss. Das heißt, die drei "wohnen" hier - zumindest solange noch etwas zu Fressen da ist. Wir werden wiederkommen.

Voller Freude über diese tolle und vor allem seltene Entdeckung fahren wir weiter. Wir schrecken eine Schleiereule auf, die in einem Baum direkt am Weg sitzt. Noch einmal entdecken wir in der Nähe einer Mäusekolonie eine gelbe Kapkobra.

Auf der Campsite Rooiputs erwartet uns schon die nächste Überraschung. Die Wasserpumpe unten an der Zufahrt zum Camp sieht neu aus und tatsächlich funktioniert sie auch. Das heißt, es gibt jetzt sogar Wasser in Rooiputs – welch ein Luxus!

Gleich gegenüber der Plätze 1 und 2 steht ein inoffizielles Camp. Was soll das denn? Sieht aus wie von einem Touroperater. Noch können wir uns keinen Reim darauf machen.

Wir beziehen unsere Campsite Nr 4, vespern erst einmal ausgiebig und genießen die Ruhe und herrliche Aussicht über die Dünenlandschaft. Längst sind wir im Laufe des Vormittags zu den kurzen Hosen übergegangen.



Nachdem wir die Campsite auf Löwenspuren abgesucht, aber nur eine ziemlich alte und schon halb verwehte Spur gefunden haben, brechen wir gegen 15:00 Uhr noch einmal zu einer kleinen Pirschfahrt auf. Wir fahren bis zum nächsten Wasserloch am Abzweig nach Kilie Krankie. Dort, in einer Senke hat sich ein natürliches Wasserloch gebildet, in dem jedoch nur noch ganz wenig Wasser steht. Dort trinkt gerade eine große Herde Gnus. Wir schauen ihnen eine Weile dabei zu und beschließen dann, noch einmal zurück zu den Leoparden zu fahren. Die müssten doch langsam ausgeschlafen haben.


Um kurz nach 17 Uhr liegt der Felsen in herrlichem Licht und eines der Jungen kommt neugierig zwischen den Felsen hervor. Was für eine tolle Szenerie! Wir genießen diesen Anblick und freuen uns an der Einsamkeit. Kein Auto weit und breit.


5 Minuten vor 18 Uhr – in "richtigen" Camps ist jetzt Einschluss – kündigt in der Ferne Motorengeräusch und eine gigantische Staubfahne auf der neuen Straße das Ende unserer idyllischen Ruhe und privaten Fotosession mit der Leopardenfamilie an. Da fährt Einer wie der Henker! Das Fahrzeug brettert auf der Straße an uns vorbei und erst in der letzten Minute sieht der Fahrer uns auf dem angrenzenden Weg stehen. (Unser weißes Auto ist ja auch wirklich nicht zu übersehen!) Er bremst, fährt zurück und guckt blöd. Kurz darauf kommt uns das Fahrzeug auf unserem (botswanischen) Weg entgegen. Aha, jetzt gibt es Mecker – das ist ein "Offizieller". Zumindest hat er ein Schild von "South African NP" hinter der Windschutzscheibe stecken. Ein Typ, braungebrannt mit Cowboyhut, steigt aus und klärt uns sehr höflich aber bestimmt auf, dass wir hier nicht mehr sein dürften, weil doch die Gates um 18 Uhr schließen. Wir sagen nicht viel – schauen eher doof drein und während Uwe sich ihm widmet, versuche ich in dem herrlichen Licht noch ein paar Fotos der Leopardenfamilie zu machen. Das letzte warme Sonnenlicht ist einfach gigantisch!

Mister – nennen wir ihn mal John Wayne – weist uns nach kurzem Zögern an, dass wir auf der südafrikanischen Hauptstraße, also auf der noch gesperrten neuen Straße, hinter ihm her fahren sollen. Das Gate sei ja schon geschlossen. Bitte wo ist auf dem Weg nach Rooiputs ein Gate??? Gerade verschwindet die Sonne hinter dem Dünenkamm und so fällt uns der Abschied von "unserer" Leopardenfamilie nicht ganz so schwer, auch wenn wir eigentlich noch länger geblieben wären. Brav fahren wir also hinter ihm her. Gleich hinter dem Wasserloch Leeuwdril ist plötzlich über die gesamte Straße eine Kette gespannt. Die hängt er aus (haha, dazu brauchen wir aber keinen "Offiziellen"), winkt uns gnädig vorbei, um dann in unserer Staubfahne weiter hinter uns her zu fahren. Ab hier ist nämlich die Straße noch im alten Zustand und der feine Sand staubt ganz fürchterlich. Trotz vorschriftsmäßiger Geschwindigkeit erreichen wir 15 Minuten später die Abfahrt zur Campsite. Doch auch John Wayne biegt zur Campsite ab. Hat der sich jetzt unterwegs noch etwas für uns ausgedacht? Mit "Geleitschutz" steuern wir unsere Campsite an. John Wayne steigt aus und ermahnt uns noch einmal höflich, aber mit Nachdruck, dass wir die Gate-Zeiten einzuhalten haben. Wäre natürlich blöd, wenn er uns morgen schon wieder erwischt.

John Wayne scheint der neue Aufpasser des Camps zu sein. Er ist auch derjenige, der auf der inoffiziellen Campsite wohnt. (Wie wir später erfahren, ist er der verantwortliche Straßenbauingenieur für den Neubau der Straße). Das heißt aber auch, dass vor 7 Uhr morgens und nach 18 Uhr abends hier im Camp nichts mehr geht. Keine vorgezogene Morgenpirsch, kein Sonnenuntergang in den Dünen und kein Nightdrive mit Scheinwerfer. Immer müssen alle Gäste dieses Wilderness-Camps an John Wayne vorbei. Wir müssen uns beherrschen, dass uns nicht die Kinnlade herunter fällt. So hatten wir uns das hier aber nicht vorgestellt! Nix mehr mit Freiheit!

John Wayne erzählt uns dann noch, dass der Schakal, der gerade über die Campsite streift, ein Kapfuchs ist, und seine Jungen erst kürzlich direkt unter seinem Zelt zur Welt gebracht hat. Vorgestern seien 13 Löwen über die Campsite gelaufen, aber die kämen erst übermorgen zurück. (Mussten sich wahrscheinlich auch ab- und anmelden und in ein Registrierbuch eintragen). Kurz, eigentlich will John Wayne noch eine Weile mit uns plaudern, aber dazu ist uns gerade gar nicht. Vielmehr müssen wir erst einmal diesen Schock verkraften, dass wir hier jetzt auch einen Aufpasser haben. Heute brauchen wir ein paar Savanna mehr zur Verdauung dieser Neuigkeit.

11.05.2010       Rooiputs Wilderness Camp (Kgalagadi TP)

Wieder war die Nacht ziemlich kalt und das Thermometer schafft es heute Morgen lediglich auf 3°C. Um kurz nach 7 Uhr sind wir bereits auf dem Weg zu den Leoparden. John Wayne`s Wagen steht auch schon dort. Wild gestikulierend und mit ausladenden Gesten deutet er uns an, leise und vorsichtig zu sein. He, was soll das? Bis gestern Abend wusstest Du noch nicht einmal, dass hier Leoparden sind! Langsam fahren wir an die Stelle heran, wo wir gestern die Leoparden das erste Mal gesehen haben. Dann verstehen wir, was er meint. Die Leopardin hat einen Springbock gerissen, den sie gerade den Hang hinauf zu ihren Jungen schleppen wollte, als ihr eine braune Hyäne den Riss abnehmen will. Nun streiten Leopardin und braune Hyäne um den toten Springbock. Die Leopardin auf der einen und die Hyäne auf der anderen Seite der Beute. Während die Hyäne unaufhörlich am Hinterteil des Springbocks zerrt, hat sich die Leopardin im Hals des Springbocks festgebissen und versucht einfach nur, das Beutetier festzuhalten. Die Hyäne lässt sich davon nicht beeindrucken. Hektisch und in großen Bissen frisst sie inzwischen den Springbock von hinten auf. Zwischendurch zerrt sie immer wieder an dem Tier und versucht, ihn der Leopardin zu entreißen. Von den beiden Leopardenkindern ist nichts zu sehen. Schon machen wir uns Sorgen um sie. Hat die Hyäne sie vielleicht schon getötet? Völlig gebannt schauen wir diesem Kampf zu. Nie im Leben hätten wir uns eine solche Szene vorstellen können. Ist nicht die Leopardin stark genug, die Hyäne in die Flucht zu schlagen? Warum verhält sie sich so defensiv? Warum verteidigt sie ihre Beute nicht?


Offenbar denken Tiere sehr viel rationaler, als wir es uns vorstellen können. Getreu dem Motto: der Klügere gibt nach, lässt die Leopardin jedenfalls nach einigem Hin und Her den Springbock los und zieht sich zurück. Im Wissen um ihre Mutterrolle und die damit verbundene lebensnotwendige Versorgung ihrer beiden Kinder hat sie auf einen Kampf mit der Hyäne verzichtet. Zu groß war ihr wohl das Risiko, eine Verletzung davon zu tragen.

Auch der braunen Hyäne sieht man an, dass sie Mutterpflichten zu erfüllen hat. Ihre Zitzen deuten ebenfalls auf Nachwuchs hin. Nun ist es ja eigentlich schon eine große Seltenheit, eine braune Hyäne zu Gesicht zu bekommen und einen Leoparden ja sowieso, doch was wir hier gerade erleben, ist unfassbares Glück.

Hektisch frisst die braune Hyäne nun allein an dem toten Springbock und versucht immer wieder, das doch etwas sperrige Tier so ins Maul zu bekommen, dass sie es wegtragen kann. Das gelingt ihr nicht und so frisst sie das Tier weiter passend. Immer wieder unternimmt sie einen Versuch. Schon ist nur noch Fleisch an der vorderen Hälfte des Springbocks. Sein Hinterteil mit den Läufen sowie der gesamte Rückenbereich besteht dagegen nur noch aus der Haut. Aus einiger Entfernung schaut die Leopardin der Hyäne zu. Inzwischen hat es die Hyäne tatsächlich geschafft, den Springbock so ins Maul zu bekommen, dass sie ihn fortzerren kann. Noch immer ist der Riss aber viel größer als die Hyäne selbst und sie schafft es jeweils nur ein Stück, muss dann wieder absetzen und den Riss neu im Maul platzieren. Stück für Stück entfernt sie sich so vom Ort des Geschehens. In dem Augenblick rutscht Uwe der Bohnensack von der Autotür herunter. Die Hyäne erschrickt und läuft weg. Kaum sieht die Leopardin, dass die Hyäne wegläuft, kommt sie ohne zu zögern von ihrem Beobachtungsposten, schnappt sich den Rest des Springbocks und läuft zielstrebig auf den nächsten Baum zu. Mit einem Satz, als ob es das leichteste der Welt wäre, springt sie mit dem Springbock im Maul in den Baum und im nächsten Augenblick hängt der Rest vom Riss auch schon hoch oben in einer Astgabel. Der Baum steht direkt an der neuen Straße.



Nachdem sich die Leopardin noch einmal in alle Richtungen überzeugt hat, dass die braune Hyäne tatsächlich abgezogen ist, ruft sie ihre Kinder. Wir sind erleichtert, dass die beiden Kleinen sofort putzmunter angetrabt kommen. Sie müssen sich wenige Meter entfernt hinter Felsen verborgen gehalten haben. Nun laufen die Kleinen direkt auf unser Auto zu, überqueren den Weg und beginnen, unter dem Baum, in dem der Riss hängt, zu spielen. Sie üben anschleichen und erschrecken und haben eine Riesenfreude. Immer wieder wird auch mit dem Schwanz der Mutter gespielt. Wir können uns gar nicht satt sehen an diesem Treiben.


Von Zeit zu Zeit springt auch eines der Kleinen in den Baum und nagt an den Resten des Springbocks herum. Das können wir aber leider nur erahnen, denn das Geäst des Baumes ist viel zu dicht. Von uns nehmen die Drei überhaupt keine Notiz. Man hat den Eindruck, sie sind an Menschen gewöhnt.


Wie wir später erfahren, ist das auch tatsächlich so. Die Mutter heißt Masha und sie wird schon länger von einem Filmteam begleitet. Es wird erzählt, dass diese beiden Kleinen der zweite Wurf von Masha sind. Ihren ersten Wurf hat sie an einen Schakal verloren, den sie daraufhin getötet und in einem Baum aufgehangen hat. Das erklärt natürlich ihre Antipathie gegenüber Schakalen.

Inzwischen, die Kleinen halten sich noch immer unter dem Baum direkt an der neuen Straße auf, kommt John Wayne zurück. Aus unserer Position sind die Kleinen zu weit weg aber von der Straße aus könnten wir Portraits von ihnen bekommen. Wir wagen einen Vorstoß und biegen auf die neue Straße ab. Sofort kommt uns rückwärts John Wayne entgegen gefahren. Er und seine beiden Passagiere springen aus dem Wagen und zusammen mit noch einem Offiziellen wird uns die Weiterfahrt energisch verwehrt. Keine 50 Meter wären es bis zu den beiden Kleinen gewesen, doch alles Bitten und Betteln hilft nicht. Die Beiden lassen sich nicht erweichen und wir dürfen nicht zu den Leopardenkindern. Dabei sind wir weit und breit die einzigen Touristen und angeblich soll ja in den nächsten Tagen sowieso die Straße offiziell wieder aufgemacht werden. Gleichzeitig will er aber von uns Fotos von der Szene mit dem Riss von heute Morgen haben. Wir sind megagefrustet und wütend.

Dafür plappert John Wayne was von Geparden auf Straußenjagd, wenige Kilometer von hier und kann gar nicht verstehen, dass wir die nicht gesehen haben. Auch die Löwen, die heute Nacht wieder durch sein Camp gegangen sind, haben wir weder gehört noch deren Spuren gesehen.

Mittlerweile haben sich die Kleinen in das Gebüsch auf der anderen Seite zurückgezogen und die Leopardin liegt im Baum und schläft. Dumm nur, dass der Baum nur aus Dickicht besteht und ein malerisches Leopard-auf-dem-Baum-Foto nun wirklich nicht zu machen ist.

Wir fahren zurück zur Campsite aber dort hält es uns nicht lange. So verbringen wir fast den ganzen Tag bei den Leoparden.

Heute sind wir ja noch verabredet und freuen uns schon riesig auf Andrea und Chris von fotofeeling (www.fotofeeling.com), die wir nun schon seit einigen Jahren aus regem Schriftwechsel kennen, aber noch nie persönlich getroffen haben. Wir teilen nicht nur die gemeinsame Leidenschaft des Fotografierens und Reisens sondern auch die große Liebe zur Campsite Rooiputs und so freut es uns umso mehr, dass wir uns genau an diesem Platz treffen werden. Noch vor unserem Urlaub haben wir uns gemeinsam Leoparden in freier Wildbahn gewünscht und genau die können wir ihnen nun präsentieren. Allerdings werden die Beiden wohl nicht viel vor 18 Uhr hier sein können, denn der Weg aus der Mabuasehube Section bis hierher dauert einfach seine Zeit. Spätestens in Nossob werden die Beiden aber unsere SMS erhalten und dann schaffen sie es sicherlich noch, die Leoparden vor dem fiktiven Einschluss zu sehen. Wir werden auf jeden Fall mal so gegen 17 Uhr im Camp vorbei sehen, ob die Beiden vielleicht doch schon da sind.

Da haben wir die Rechnung aber ohne Chris gemacht. Am frühen Nachmittag kommt plötzlich ein weißer Hilux mit Windhoeker Kennzeichen angerauscht und sofort ist klar, dass Andrea und Chris hinter uns stehen. Chris hat die Leoparden buchstäblich gerochen und intuitiv das Richtige getan. Unsere SMS kam erst bei Ihnen an, als sie längst hinter uns standen. Die Freude auf beiden Seiten ist groß und flugs werden die großen "Rohre" aus dem Fenster gesteckt. Gut, dass Chris bei der Überfahrt aus der Mabuasehube Section ein wenig auf die Tube gedrückt hat. So haben auch die Beiden noch Gelegenheit, die kleine Leopardenfamilie im schönen Abendlicht zu fotografieren.



Wir tun John Wayne den Gefallen, und halten uns an die Einschlusszeiten. Für ein paar Fotos der drei Löffelhunde, die ganz nah am Weg stehen, bleibt aber nun leider keine Zeit mehr. Mit heißer Sohle, diesmal auf der holprigen Umgehungsstrecke, erreichen wir gerade rechtzeitig die Campsite; nicht ohne eine große Staubfahne hinter uns her zu ziehen. Rasch ist das Lagerfeuer entfacht und bei einem gemütlichen Abendessen ratschen wir noch lange über Gott und die Welt und unsere gemeinsamen Leidenschaften. Außerdem haben die Beiden viel zu erzählen, denn sie kommen gerade aus den Gebieten, die wir in den nächsten Tagen noch bereisen werden und so sind ihre Reiseinfos über das CKGR und die Mabuasehube Section, brandneu.

Pünktlich zum Essen erscheint ein Kapfuchs und legt sich neben das Feuer. Ein wirklich süßes Kerlchen, aber heute gibt es nichts. Als er das begreift, zieht er wieder ab und versucht es bei den Nachbarn.

Wir verbringen einen wunderschönen Abend am gemütlichen Lagerfeuer und viel zu schnell verfliegt die Zeit. Längst steht für uns fest, dass wir noch einen Tag mit den Beiden verbringen werden, statt morgen schon weiter nach Polentswa zu fahren.

Die Nacht ist angenehm warm.

12.05.2010       Rooiputs Wilderness Camp (Kgalagadi TP)

Es versteht sich von selbst, dass wir gleich heute Morgen gemeinsam wieder nach den Leoparden schauen. Die Leopardin kommt aus der Felswand, nicht weit von dem Platz entfernt, an dem wir sie gestern und vorgestern angetroffen haben.

Inzwischen hat es sich so langsam herumgesprochen, dass es hier etwas Besonderes zu sehen gibt. Heute stehen schon mehrere Autos hier. Auch die Filmcrew, die sich als eine One-Man-Crew entpuppt, ist anwesend.

Die Leopardenkinder tollen teilweise ganz nah  vor unseren Autos herum, während ihre Mama meist müde im Baum liegt und später darunter.



Eines der Jungen knabbert gerade am Rest des Springbocks im Baum herum, als eine große Herde Springböcke auftaucht und direkt auf die Leopardin zuläuft. Gespannt halten wir alle den Atem an – die Kameras bereit zum Dauerfeuer, einen Ersatzchip und Kameraakkus griffbereit. Wir wagen kaum, uns zu bewegen. Angespannt beobachtet die Leopardin die Herde. Wie auf ein geheimes Kommando mucksen sich auch die beiden kleinen Leoparden nicht mehr. Plötzlich stockt die Herde und mit einem Mal macht sie kehrt und sprengt davon. Sie hatte offensichtlich Witterung bekommen. So ein Mist! Das wäre es jetzt noch gewesen -vor unseren Augen einen Riss. Schade, es sollte nicht sein. Nun, wollen wir mal nicht undankbar sein, denn schließlich hatten wir ja schon ein Wahnsinnserlebnis.

Mittags fahren wir mal schnell einen Seitenweg in die Dünen, den man wohl vergessen hat, abzusperren. Es bietet sich uns ein gigantisches Panorama und wir würden gern diesen Weg noch näher erkunden. Im Moment haben wir dafür aber keine Zeit. Da haben die Leoparden einfach Vorrang.

Als die Leopardin sich schlafen legt und ihre Jungen sich wieder ins Gebüsch verziehen, fahren wir zurück ins Camp. Schließlich haben wir uns eine Menge zu erzählen. Wir kommen am späten Nachmittag wieder. Gerade werden die Kleinen wach. Sie toben herum, spielen anschleichen und Mama necken. Das liebste Spielzeug ist aber die Schwanzspitze der Mutter. Es macht einfach Spaß, ihnen zuzusehen. Am liebsten möchte man sie streicheln.



Der Tag vergeht ziemlich schnell. Zurück im Camp ziehen wir noch mit Sack und Pack von Campsite Nr. 4 auf Nr. 5 um. Dann übernimmt Andrea im letzten Licht der untergehenden Sonne erst einmal die Fotosession. Schließlich muss unser gemeinsames Treffen auch fotografisch festgehalten werden. Wieder grillen wir abends gemeinsam und sitzen noch lange gemütlich am Feuer. Es ist sehr schön mit den Beiden. Auch der Kapfuchs kommt pünktlich zum Essen. Auf ihn ist einfach Verlass. In den angrenzenden Dünen können wir im Scheinwerferlicht Springhasen beobachten. Diese Mini-Kängurus sind einfach zu goldig und wir haben viel Spaß mit oder besser wegen ihnen.



13.05.2010       Rooiputs - Polentswa Wilderness Camp (Kgalagadi TP)

Leider müssen wir uns heute schon wieder von Andrea und Chris verabschieden. Es war viel zu kurz, unser Treffen und verlangt nach Wiederholung. Heute steht für uns die Fahrt nach Polentswa auf dem Plan. Eigentlich hätten Andrea und Chris ja mit uns mitkommen können, doch bei der Aussicht auf die Leopardenfamilie ist es natürlich klar, dass sie hier in Rooiputs bleiben und ihre gebuchte Campsite in Anspruch nehmen. Vielleicht erleben sie ja auch noch Ähnliches, wie wir mit der Hyäne. Spätestens heute müsste die Leopardin eigentlich wieder jagen, denn der Riss dürfte inzwischen aufgefressen sei. Aus dem Baum ist er jedenfalls verschwunden. Viel hatte die Hyäne der kleinen Familie ja ohnehin nicht übrig gelassen. 

Auf unserer Rückfahrt von den Leoparden treffen wir auch noch den Leoparden-Papa der kleinen Familie. Er sonnt sich auf einem Felsen etwa 2 km entfernt von den Anderen. Leider will der aber lieber allein sein und zieht sich hinter die Büsche zurück. Für uns das Signal, unsere Reise fortzusetzen.


"Was haben wir heute eigentlich für einen Wochentag? Keine Ahnung; meines Erachtens so ungefähr Mittwoch." Lachend stellen wir fest, dass wir schon nach kürzester Zeit den Alltag und das Zeitgefühl vollkommen ausgeblendet haben. Es ist auch gar nicht so wichtig, zu wissen, was wir für einen Wochentag haben, denn es hat für uns zur Zeit keine Bedeutung. Wir leisten uns den Luxus, uns einfach treiben zu lassen. Ein gutes Gefühl!

Auf der Fahrt nach Polentswa sehen wir nicht viel Aufregendes. Lediglich die Haut einer gehäuteten Kapkobra, die an einem Mäuseloch liegt, weckt unser Interesse. Ziemlich lang muss sie gewesen sein, die da aus ihrer Haut gefahren ist.



Im Wilderness-Camp Polentswa ist noch alles beim Alten. Selbst die Geckos wohnen noch im Schattendach. Leider scheint es dieses Jahr aber keine Löffelhunde zu geben. Dafür ist alles sehr grün und das Gras schön kurz. Wohl deshalb halten sich hier auch gerade die vielen großen Tierherden auf.



Wieder haben wir die Campsite Nr. 2 und wieder war auch der diebische Schakal, der uns letztes Jahr schon den Tubberdeckel geklaut hat, am Werk. Während wir noch eine kurze Pirschfahrt gemacht haben, sind unsere beiden Metall-Dreibeine für den Grill verschleppt worden. Da hatte sich der Bursche von dem Geruch täuschen lassen. Bei uns gibt es heute mal Essen für Faule (aus der Tüte), aber das geht gar nicht. So ist die Portion für den Schakal und seinen Kumpel diesmal ziemlich groß. Die Beiden sind nicht unserer Meinung, denn schon nach kurzer Zeit haben sie selbst diese Pampe aufgeschlabbert.

Ähnlich wie in Rooiputs ist auch diese Campsite nicht ausgebucht. Platz 3 bleibt diese Nacht frei.

14.05.2010       Polentswa (Kgalagadi TP) - Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section)

Morgens halb sechs Uhr in Deutschland kräht der Hahn oder klingelt der Wecker. In Polentswa latscht brüllend der Löwe über die Campsite. Von mehreren Seiten hören wir um uns herum aus nächster Nähe Löwengebrüll. Vor unserem Zelt sitzt eine Eule. Heute Morgen fahren sogar wir zur Toilette. Man(n) lernt schließlich etwas dazu. Wir haben gerade unser Zelt zusammengepackt, beginnt es kurzzeitig in Strömen zu regnen. Lange hält es aber glücklicherweise nicht an. Immerhin hängen nun noch dramatische Wolken am Himmel.

Auf unserer Morgenpirsch treffen wir drei Tüpfelhyänen und dann noch eine braune Hyäne. Alle haben es ziemlich eilig, nach "Hause" zu kommen. Dann läuft vor uns auf der Straße ein Pascha, der immer wieder aus tiefster Kehle brüllt. Wir fahren an ihn heran und fast kann ich ihm aus dem Auto die Mähne kraulen. Im Schritttempo fahren wir neben ihm her. Es interessiert ihn überhaupt nicht. Von Zeit zu Zeit bleibt er stehen, brüllt kräftig und setzt dann seinen Weg in Richtung Wasserloch fort. Als er sich rechts in die Büsche schlägt, beschließen wir, am Wasserloch auf ihn zu warten.



Prompt dauert es auch nicht lange, bis Herr Löwe anmarschiert kommt. Gleich in der ersten großen Pfütze stillt er seinen Durst, der unbändig zu sein scheint. Man könnte meinen, er hatte eine Party, solchen Durst hat er. Ewig schlabbert er an der Pfütze und lässt sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen. Beim Trinken fallen ihm die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht und immer wieder kneift er die Augen zu oder blinzelt nur ein wenig. Nur auf das Brüllen eines weiter entfernten Löwen reagiert er kurz und hält inne. Die Springböcke, Oryx und Strauße halten jedenfalls gebührenden Abstand zu dem Pascha. Als endlich sein Durst gestillt ist, läuft er wieder bis zur Straße, um sich dort am Wegesrand ins Gras zu legen. Schon ist er unsichtbar.


Wir fahren noch in Nossob vorbei, tanken voll und begeben uns dann auf den Weg in die Mabuasehube Section. Nachdem Chris eine Zeitvorlage von 3 Stunden für die Überfahrt dieser Strecke Mabuasehube - Nossob – vorgelegt hat, ist Uwe`s Ehrgeiz angestachelt. Ziemlich zügig bewältigen wir den Weg durch die Dünen, zumal es jetzt richtig bewölkt ist. Einmal, als es von einem Dünenkamm steil bergab geht, fliegt uns sogar eine Ladung Sand über die Motorhaube. Mit Wasser kennen wir das ja schon – aber mit Sand war uns das bisher noch nicht passiert. Wir hatten uns etwas zu sehr nach vorn geneigt und sind mit dem Kuhfang im Sand aufgesessen. In knapp 4 Stunden (mit Pause) haben auch wir es geschafft und ich komme zu der Erkenntnis, wer den Weg in 3 Stunden Fahrzeit übersteht, der ist auch seefest. Gott, ist mir übel!

Auf der Wilderness-Campsite Mpayathutlwa Pan Nr. 1 sieht auch noch alles aus, wie im letzten Jahr. Lediglich die Gegend ist viel grüner als im letzten Jahr. Noch immer springen hier viele der posierlichen Erdhörnchen herum. Empört betrachten wir ein totgefahrenes Erdhörnchen, das einfach auf der Campsite überfahren wurde. Das Tier liegt noch kopfüber im Sand unter frischen Reifenspuren. Aus Versehen passiert so etwas nicht, denn dafür sind die Tiere viel zu flink.

Abends unternehmen wir noch eine Pirschfahrt um die Mpayathutlwa Pan. Überall duftet es nach Kamille. Unter einem Stein liegt eine gestreifte Sandnatter, die sich blitzschnell aus dem Staub macht, als wir den Stein umkippen. Ein Foto von ihr zu machen, ist wegen ihrer Schnelligkeit unmöglich.

Von der anderen Seite der Pan machen wir einige Aufnahmen des Sonnenuntergangs. Dabei hoffen wir, dass die Löffelhunde, die wir hier letztes Jahr beobachten konnten, auch wieder da sind. Leider müssen wir erkennen, dass denen entweder zu kalt ist oder es dieses Jahr hier keine Löffelhunde gibt. Schade, das Gras hier oben wäre so schön kurz gewesen. Dafür sind in der Pan ziemlich viele Tiere und auch eine große Springbockherde. Nun beginnt es auch noch zu regnen. Exakt mit dem Regen ziehen die Springböcke in die Pfanne und beginnen zu jumpen. Das kann doch nicht wahr sein! Wir hatten es immer für ein Klischee gehalten, doch es scheint tatsächlich etwas dran zu sein, dass Springböcke sich über den Regen freuen und aus Spaß auf allen 4 Läufen gleichzeitig hoch springen wie ein Gummiball. Leider sind sie viel zu weit entfernt, als dass ein vernünftiges Foto möglich ist. So erfreuen wir uns einfach an deren Anblick. Das sieht so witzig aus!



Wir vertrödeln uns etwas und es ist bereits nach 18 Uhr (mal wieder), als wir den Rückweg antreten. Uwe hatte schon mal vorab den großen Handscheinwerfer griffbereit hinter die Mittelkonsole gestellt, damit wir jederzeit Zugriff haben. Eine weise Tat, wie sich nun herausstellen wird!

Noch während wir die Pfanne umrunden, treffen wir auf drei junge Geparden, die sich gerade auf den Weg zur Jagd machen und direkt vor unserem Auto laufen. Wir begleiten die drei eine Weile. Es scheint sie auch nicht sonderlich zu stören. Inzwischen ist es aber schon dunkel und wir sind froh, den großen Schweinwerfer griffbereit zu haben. So können wir unseren privaten Nightdrive machen. Wir haben wirklich ein riesiges Glück! Erst als die Geparden den Weg verlassen und sich seitlich ins hohe Gras begeben, verlieren wir sie aus den Augen. Das Gras verschluckt sie fast vollständig, so hoch ist es.

Wir fahren auf unsere Campsite. Inzwischen zucken am Himmel die ersten Blitze über der Pan und es regnet heftig. Gut, dass unser Zelt ein Überdach hat. So bleiben wir und unsere Sachen schön trocken und es ist richtig gemütlich im Zelt.

15.05.2010       Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section)

Heute Morgen sieht das Wetter auch nicht viel besser aus als gestern Abend. Dicke Regenwolken zaubern bei dennoch 18°C eine mystische Atmosphäre. Ein ziemlich kalter Wind fegt. Nicht so ganz das ideale Wetter für diese herrliche Gegend.


Wir wollen gerade zum Wasserloch der Mpayathutlwa Pan fahren, als wir im Sand, fast direkt auf unserer Campsite, ganz frische Gepardenspuren von einem Erwachsenen und mindestens zwei Jungtieren erkennen. Mist, die haben wir verpasst. Die Gepardin hat uns gehört und ist umgedreht. Wir waren wohl zu sehr mit dem Zusammenpacken beschäftigt. Dank des Regens heute Nacht kann man aber nun im Sand sehr gut die frischen von den alten Spuren unterscheiden. Nun bleibt uns nur, den Spuren zu folgen. Vielleicht haben wir ja Glück und treffen die Tiere noch irgendwo auf dem Weg.

Wir folgen den Spuren bis zur Khiding Pan. Das sind immerhin 12 km. Erst dort, direkt bei einer Springbockherde, die im hohen Gras steht, verliert sich die Spur. Schade, wir waren zu spät. Irgendwo hier liegen die Geparden. Aber selbst, wenn sie einen Springbock reißen, haben wir nichts davon, denn das Gras ist so hoch, dass wir nichts sehen außer rennenden Springböcken.  Hier haben wir keine Chance, eine Gepardin zu sichten.

Wir drehen eine Runde um diese Pan, bevor wir zur Mabuasehube Pan weiter fahren. Die hat dieses Jahr an zwei  Stellen Wasser. Eine davon ist ein richtiger See. Von Campsite Nr. 1 aus haben wir einen tollen Ausblick. Löwenspuren gibt es dagegen auf dieser Campsite heute so gut wie keine. Wie es wohl unserem Rudel vom letzten Jahr geht? Die Kudufamilie steht noch immer am gleichen Wechsel, wie in den vergangenen Jahren. Herr Kudu ist mit seinem prächtigen Geweih noch attraktiver geworden. Das erklärt wohl auch, weshalb er so viele Weibchen um sich hat.



Auch um die Mabuasehube Pan drehen wir eine Runde und sammeln unterwegs noch schnell Feuerholz ein. Inzwischen knurrt uns der Magen und wir beschließen, uns etwas zu kochen. Eigentlich sollte das Kartoffel-Karotten-Süppchen im Potjie vor sich hin köcheln, doch ein heftiger Wind kommt auf und der Regen lässt nicht mehr lange auf sich warten. Deshalb disponieren wir um. Uwe baut mir auf der Ladebordwand eine windgeschützte Arbeitsfläche, an der ich prima auf dem Gaskocher kochen kann, ohne dass mir der Wind die Flamme ausbläst.

Einige unserer Karotten sowie die Kartoffelschäler finden bei den Erdhörnchen der Campsite großen Anklang. Ein paar schon verschrumpelte Karotten überreicht Uwe ihnen von Hand und lässt Jeden mal abbeißen. Zum Glück in Handschuhen, denn ein paar ganz Freche beißen und kratzen auch mal, wenn sie nicht gleich alles bekommen. Sie fliegen buchstäblich durch die Luft, wenn Einer mal ein Stück erbeutet hat, das die Anderen ihm dann abjagen wollen. Es ist ein Spaß, diesen kleinen Wirbelwinden zuzusehen, auch wenn sie ziemlich üble Löcher für ihr Zuhause in den Boden buddeln.



Nach dem Essen finden wir dank des Wetters endlich auch Zeit, unsere Bilder von der externen Festplatte auf den Laptop zu laden. Doppelt gesichert beruhigt einfach mehr. Längst hat der Regen wieder aufgehört.

Gegen 15:30 Uhr fahren wir noch einmal auf Pirsch in die Monamodi Pan. Dort gibt es außer ein paar Großtrappen leider nicht viel Getier zu beobachten.

Wir beschließen, noch einmal in die Khiding Pan zu fahren. Unterwegs beginnt es wieder sehr stark zu regnen. In der Khiding Pan haben sich sogar schon die ersten Pfützen gebildet.

Auf dem Rückweg zu unserer Campsite treffen wir drei Honigdachse, die sich ihr Nachtmahl suchen. Eine ganze Weile mühen wir uns, den flinken Kerlchen ein paar Fotos abzuluchsen, aber das ist gar nicht so einfach. Es sieht so putzig aus, wenn sie laufen und ihre Füße dabei wechselseitig einsetzen. Wie auf einem Schiff schaukeln sie dabei von rechts nach links. Erst im verschärften "Galopp" setzen sie dann die Pfoten gleichzeitig nach vorn und erreichen dabei eine ganz schöne Geschwindigkeit.



Heute Abend regnet es sich ein. Es schüttet wie aus Kübeln  und wir haben unsere liebe Not, das Zelt einigermaßen trocken aufzubauen. Wenn wir erst einmal im Bett sind, ist uns das Wetter egal, aber es ist natürlich keine Freude, patschnass ins Bett zu kriechen. Schon heute Morgen hatte Uwe eine Idee entwickelt, wie wir einigermaßen trocken das Zelt aufbauen und unsere Betten machen könnten. Zwar hatte ich ihn dafür noch aufgezogen, doch nun setzen wir seine Idee doch in die Tat um und ich muss zugeben, dass sie genial ist. Zuerst fährt Uwe so weit wie möglich rückwärts unter das Schattendach, damit wir ausladen können. Unser Auto passt genau zwischen die beiden Holzpfosten. Dann bauen wir gemeinsam das Zelt auf. Zum Glück sitzt ja schon jeder Handgriff. Nun fährt Uwe seitlich ganz nah an das Schattendach heran. Das Vordach unseres Zeltes passt genau darunter. Jetzt steht die Leiter unter dem Dach und wir kommen trockenen Fußes ins Zelt. Die Idee sollte er sich patentieren lassen!

Als wir fertig aufgebaut haben, hört es dann endlich auch auf zu regnen. Nur in der Ferne grummelt es noch. Unten in der Pan steht eine große Herde Springböcke. Lecker Futter für Geparden, Löwe & Co.

16.05.2010        Mpayathutlwa Pan - Moreswe Pan (Khutse Game Reserve)

Um 6 Uhr stehen wir auf. Auch in der Nacht gab es weitere Regenschauer. Heute Morgen ist alles klamm aber dafür duftet es wunderbar. Im Baum neben der Campsite sitzt ein Eulenpärchen. Eine von ihnen ist heute Nacht auf unserem Zelt gelandet. Um uns herum piepsen Fledermäuse. In der Pan heulen die Hyänen. Kaum haben wir alles zusammengepackt, beginnt es erneut zu regnen. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Als die Sonne am Horizont aufgeht, bildet sich erst ein, dann sogar ein zweiter Regenbogen. Was für ein Schauspiel. Bei strömendem Regen fotografieren wir. Ein Schirm wäre jetzt gut. Schon gestern hatten wir über "handgeschneiderte" Regencapes nachgedacht. Große 180-Liter Müllsäcke haben wir noch genug. Die würden für eine Ganzkörperverpackung auf jeden Fall groß genug sein. Vielleicht sollten wir diese Idee doch weiter verfolgen? Vor Lachen könnten wir dann aber sicherlich nicht mehr verwacklungsfrei fotografieren.


Das Mabuasehube-Gate ist zwar offen, aber Keiner ist da. Auch auf mehrmaliges Rufen reagiert Niemand. Also öffnen wir uns die Schranke selbst. Wir haben es schließlich eilig. Keine 2 km weiter sitzt direkt an der Straße unter einem Busch ein Leopard. Er sieht aus, als wartet er auf den Bus. Ein Prachtkerl, aber etwas schüchtern. Er will sich wohl ein wenig in der Sonne wärmen. Ein paar Mal schüttelt er sich mürrisch das Wasser aus dem herrlichen Fell. Man möchte ihn am liebsten streicheln.

Die ersten 120 km bis Kokotsha sind bereite Sandpiste, die gleichzeitig als Feuerschneise dient. Die Piste sieht übel aus, ist aber halb so schlimm. Der feuchte Sand bremst ziemlich, ist aber ein wenig auch wie Schmierseife. Ein paar Mal haben wir unsere liebe Not. Uwe nennt es "sliding", ich lapidar aus der Kurve fliegen.

20 km vor Sekoma zweigt ein Schild "Main Road" ab und führt uns in den Busch. Immerhin kann man auf der Strecke auch prima wild campen, falls man den Weg bis zum Gate nicht mehr schafft. Es gibt hier keine menschlichen Siedlungen, die Gegend ist schön und Tiere gibt es auch. Die springen allerdings ziemlich aufgeregt davon, wenn wir angebraust kommen.

Vorsorglich tanken wir in Sekoma voll. An der ganz neuen Tankstelle gibt es Diesel (aber nur Diesel), allerdings muss erst der Computer gestartet werden, damit wir tanken können. Wie schön war es doch mit der guten alten Handpumpe! Wir bekommen sogar noch Brot und ein wenig Wasser, das wir allerdings eher zur Sicherheit mitnehmen. Eigentlich müssten unsere Vorräte noch reichen, bis wir aus der Centralkalahari wieder herausfahren. Beim Bezahlen wird Uwe darauf aufmerksam gemacht, dass wir noch alte Pula-Geldscheine haben, die nicht mehr angenommen werden. Das bringt uns natürlich in Bedrängnis, denn damit haben wir nicht gerechnet. Einen Geldautomaten gibt es hier im Ort natürlich nicht. Wir müssen also bei nächster Gelegenheit daran denken, an einem Automaten Geld zu besorgen. Ohne Geld kein Tanken! Für jetzt reichen unsere Reserven aber und so haben wir vorerst keine Not.

Kurz hinter Sekoma muss der Weg von der Hauptstraße nach Takatokwane abzweigen. Von dort aus würden wir uns dann auf besseren Feldwegen gen Khutse Game Reserve durchschlagen. So jedenfalls lautet der Plan. Wir biegen den Weg rechts ab, auch wenn er nicht beschildert ist. Es gibt nur den einen Abzweig und unser Navi ist auch der Meinung, dass es hier lang geht. Also gut, probieren wir es. Unterwegs passieren wir Farmtore. Nach ca. 30 km wird der Weg zum Acker – kaum gibt es noch eine vernünftige Fahrspur. Hm, das soll jetzt die nächsten 70 km so gehen??? Nein, geht es nicht, denn nachdem wir ein weiteres Farmtor passiert haben, stehen wir nach ca. 40 km mitten in einer großen Kuhherde. Die steht hier an ihrer Tränke, versperrt den Weg und hat nicht im Geringsten die Absicht, uns vielleicht vorbei zu lassen. Im Schritttempo fahren wir trotzdem mitten in sie hinein. Fast schubsen wir die Kühe zur Seite. Nur widerwillig gehen sie ein wenig zur Seite, um sich hinter uns gleich wieder zu einem großen Haufen zusammen zu rotten. Als wir endlich vor dem Zaun stehen, sehen wir zwar, dass auf der anderen Seite die Piste weiter geht, doch wir können kein Tor finden. Wenden geht natürlich auch nicht und so müssen wir mit viel Geduld die ganze Aktion noch einmal rückwärts veranstalten. Neugierig und gar nicht ängstlich schnuppern die jungen Kälber an unserem Auto herum. Weit und breit ist natürlich kein Viehhirte zu sehen. Endlich haben wir es aus der Kuhherde wieder heraus geschafft. Noch einmal suchen wir nach einem Tor, können aber keins entdecken. Auch wenn wir es nicht wahr haben wollen - es bleibt uns nichts anderes übrig, als umzudrehen und den ganzen beschwerlichen Weg zurück zu fahren. So ein Mist!

Auf halbem Weg zurück kommt uns ein Auto mit zwei Farbigen entgegen, die uns erklären, dass es dort doch ein Tor gibt. Wir haben es nur nicht gesehen. Aber wo sollte das sein??? Eine Fahrspur hatten wir  wegen der vielen Rindertracks auch keine erkennen können. Freundlich fordern die Beiden uns auf, ihnen zu folgen. Bei den Kühen angelangt, bekommen wir unsere Lektion. Etwa 10 Meter rechts neben den Kühen lässt sich der Zaun umlegen und wir können passieren. Plötzlich taucht auch der Hirte auf. Der hätte uns doch vorhin schon hören und sehen müssen. Zwei Herden passieren wir auf diese Weise. Ein Glück, dass wir diese freundlichen Helfer gefunden haben, denn sonst hätte uns ein großer Umweg bevor gestanden. Die Beiden fahren mit ihrem Wagen vor uns her, öffnen uns die Gates und weisen uns den richtigen Weg. Fast läuft uns unterwegs noch ein Kälbchen ins Auto. Uwe kann gerade noch rechtzeitig bremsen. Das war ganz schön knapp. Inzwischen ist der Farmweg auch wieder in besserem Zustand und wir kommen zügig voran. Unterwegs registrieren wir, dass auch wild campen in diesem Gebiet gut möglich ist, falls einem die Zeit nicht reicht, bis zum Khutse GR durchzufahren. Die Gegend ist kaum besiedelt und nicht zu verbuscht . Die Beiden geleiten uns bis zur Teerstraße nach Takatokwane. Keine Ahnung, ob das auch ihr ursprüngliches Ziel war. Wir bedanken uns herzlich bei den Beiden und können nun unsere Fahrt ohne großen Zeitverlust auf dem Trans-Kalahari-Highway fortsetzen. Sie haben uns vor einem großen Umweg bewahrt. Wir entscheiden uns, bis Lethakeng durchzufahren. Das soll lt. Hupe-Reiseführer das Tor zum Khutse GR sein und eine gut ausgebaute Wellblechpiste bis zum Parkeingang haben. Vielleicht schaffen wir es ja pünktlich bis zum Einschluss.

Am Himmel hängen heute hübsche Schäfchenwolken. Es ist nicht zu heiß und auf dem Trans-Kalahari-Highway ist fast kein Verkehr. Immer wieder staunen wir, wie grün dieses Jahr alles ist. Es muss in den letzten Monaten richtig viel geregnet haben. Auch überall in den Pfannen steht noch Wasser.

Die Zufahrt zum Khutse GR ist landschaftlich wunderschön. Überall blühen gelbe Margriten. Sogar ein kleines Sonnenblumenfeld sehen wir. In Takatokwane tanken wir noch einmal voll. Nun stehen uns 200 Liter Treibstoff zur Verfügung. Mit diesen müssen wir reichen, bis wir aus dem CKGR wieder heraus fahren.



Tatsächlich ist die Zufahrtspiste zum Khutse GR in gutem Zustand. Klar, 10 km vor dem Gate gibt es eine neue Luxuslodge (Khutse Kalahari Lodge). Ein großer Sendemast verschafft uns sogar Handyempfang. Lediglich ein paar große Schlammlöcher auf der Straße, die die ganze Straßenbreite einnehmen, zeugen von heftigen Regenfällen in den letzten Tagen. In einem besonders großen Schlammloch steckt dann auch prompt ein Fahrzeug fest. Mehrere andere Autos und viele Leute sind dabei, das Auto wieder flott zu bekommen. Warum der in den Matsch gefahren ist, statt die Umgehungsspur zu benutzen, das bleibt uns ein Rätsel.

Wir kommen um 16:15 Uhr am Gate des Khutse GR an. Dem Registrierungsbuch können wir entnehmen, dass sich die letzten Besucher vor 3 Tagen registriert haben. Viel los kann also nicht sein. Für den Weg in die Moreswe Pan zu unserer gebuchten Campsite benötigen wir noch einmal 1 ½ Stunden. Viel sehen wir unterwegs nicht, weil das Gras einfach zu hoch ist. Auf dem Weg sitzt ein schwarzer Mull, der einen großen weißen Fleck am Kopf hat und mit unserem Maulwurf vergleichbar ist. Warum das Tier sitzen bleibt, verstehen wir nicht. Vielleicht ist er ja lebensmüde oder es kam um die Zeit noch nie ein Auto vorbei. Außer aufgeschreckten Trappen sehen wir unterwegs sonst keine Tiere.

Wenn man sich nicht so dämlich mit den Kuhgattern anstellt und morgens zeitig startet, dann kann man den Weg von der Mabuasehube-Section bis ins Khutse GR an einem Tag schaffen. Uns fehlte jetzt genau die Zeit, die wir unterwegs wegen der Kühe verloren hatten. Inzwischen wird es bereits dunkel und die letzten Kilometer in der Pfanne müssen wir im Scheinwerferlicht zurücklegen. Schon mit dem Klopapier in der Hand erreichen wir endlich um 18 Uhr die Moreswe-Campsite. Wir hatten offenbar die Wasserkanister verwechselt und statt Trinkwasser Brauchwasser in unsere Trinkflaschen gefüllt. Nun gab es die Quittung für diesen Fehler.

Auf der Campsite angekommen leuchten wir erst einmal die Umgebung ab und schauen dabei als Erstes in die Augen einer Hyäne. Auf dem Klo hängt eine riesige Tafel voller Verhaltensregeln. Clever angebracht ist sie auf jeden Fall. So wird z. B. auch darum gebeten, den Klodeckel zu schließen, weil sonst in der Latrine die Schleiereulen brüten. Darauf muss man erst einmal kommen, dass die dort wohnen wollen!

Gemütlich grillen wir unser Abendessen und genießen die friedliche Stille.

17.05.2010       Moreswe Pan (Khutse Game Reserve) - Xaxa Campsite (Centralkalahari GR)

Die Nacht war angenehm warm. Leider haben wir keine Löwen gehört. Dafür können wir jetzt die Umgebung um uns herum näher betrachten. Unsere Campsite Nr. 2 ist sehr schön am Rand der Pfanne gelegen. In der großen Pan steht leichter Morgennebel. Tau hängt in den Gräsern und glitzert in der aufgehenden Sonne. Auch hier ist das Gras recht hoch. Ein paar Oryx stehen in der Pfanne, aber sonst können wir keine Tiere entdecken. An dem schönen Wasserloch sind außer ein paar Vögeln keine Tiere zu sehen. Wir bezweifeln auch, dass Tiere das Wasserloch aufsuchen, wenn hier ein Fahrzeug steht. Die Distanz ist viel zu nah und die Tiere nicht an Fahrzeuge gewöhnt.


Wir fahren in die 35 km entfernte Molose-Pan. Vielleicht treffen wir dort oder auf dem Weg dorthin Tiere und später können wir da frühstücken. Wieder sehen wir außer ein paar Perlhühnern kein Wild. Auf dem Weg bis zum Wasserloch der Molose Pan fahren wir die vier Campsites ab und stellen fest, dass die alle frei sind. Alle Campsites liegen weit auseinander, haben aber weder Blick auf die Pan noch auf das Wasserloch. Campsite Nr. 1 befindet sich noch am nächsten zum Wasserloch.

Das Wasserloch der Molose Pan ist eigentlich sehr schön. Leider ist es so zugewachsen, dass man von den Tieren, die es aufsuchen, nicht viel sehen kann. Fotografisch ist das Wasserloch also aufgrund der Vegetation eher ungeeignet. Dafür ist es schön groß und bietet den Tieren Deckung. Los ist aber auch hier nichts. Als wir in unseren Unterlagen nachschauen, welche Campsite wir hier gebucht haben, stellen wir erschrocken fest, dass wir einen Tag zu früh in das Khutse GR gefahren sind. Wir hatten uns für den Weg bis hierher die Option einer Zwischenübernachtung gelassen. Die hatten wir nun aber nicht gebraucht und im Office des Khutse GR war das gestern auch Keinem aufgefallen. Da wir ohnehin in dem ganzen Gebiet des Khutse GR allein sind, gab es letzte Nacht auch mit der Campsite kein Problem.

Inzwischen knurrt uns der Magen. Auf einer der freien Campsites bereiten wir uns ein leckeres Frühstück mit Rührei und Speck zu. Dazu gibt es noch einen frisch gepressten Orangensaft. Auf der Campsite geht ein Gabarhabicht spazieren. Der Vogel zeigt überhaupt keine Scheu. Flankiert wird er ständig von zwei Rabenkrähen, die ihn nicht aus den Augen lassen. Seine Gesellschaft scheint sich für sie zu lohnen.

Nach unserem Frühstück fahren wir noch einmal an das Wasserloch. Leider ist auch jetzt absolut nichts los. Wir überlegen, was wir machen. Noch einmal bis zur Moreswe-Pan fahren und morgen wieder hierher zurück? Das sind 70 km für höchstwahrscheinlich nichts sehen, denn das Gras ist auch morgen noch so hoch. Hier in der Molose Pan haben wir dann sogar zwei Nächte reserviert und hier ist ebenfalls "tote Hose". Keine der Campsites in der Moreswe und in der Molose Pan hat übrigens ein Schattendach (nur Buschtoilette und –dusche sowie eine Feuerstelle). Zwar gibt es ein paar schattenspendende Bäume, doch unsere Hängematten zu befestigen wäre ein Problem.

Wir beschließen, dass wir keine Lust haben, drei Tage lang nur abzuhängen. Unser Zeitplan ist sowieso im Eimer, da können wir auch weiter fahren. Wer weiß, was uns während der jetzt folgenden "expeditionsähnlichen" (lt. Hupe-Reiseführer) Fahrt in das CKGR noch erwartet. So starten wir in Richtung Xaxa. Bestimmt können wir unterwegs irgendwo am Wegesrand campen, falls wir es nicht bis zur ersten Campsite Bape schaffen.

Gegen Mittag brechen wir auf in das CKGR. Die ersten Kilometer führen uns vorbei an einer kleinen San-Siedlungen. In Kukama fahren wir dann mitten durch die zweite Siedlung und werden von einem San vorsichtig um Zigaretten angebettelt. Dieses Stück des Weges ist leicht tiefsandig, doch Uwe schafft es noch gut, ohne den Allradantrieb zuschalten zu müssen. Im weiteren Verlauf des Weges ist die Piste ruppig, aber gut zu fahren. Viel mehr als der Tiefsand bestimmen die Bumps unsere Geschwindigkeit. Fahren wir zu schnell, schaukelt sich das Fahrzeug hoch und hüpft wie ein störrisches Pferd; fahren wir zu langsam, werden wir tüchtig durchgeschüttelt. Mit etwa 40 km/h "reiten" wir durch die Kalahari. Die meisten Sorgen mache ich mir um das Holz auf unserem Dach, das bei zu heftigem Ritt herunter fällt.

An einem Stachelschweinriss kurz vor der Campsite Bape halten wir an und schauen uns das Massaker genauer an. Von ganz kurz bis ganz lang liegen eine Menge Borsten herum. Außerdem sehen wir viele – wenn auch schon ältere - Löwenspuren im Sand. Die ganze Zeit meine ich in der Ferne Motorengeräusche zu hören, sage aber nichts. Als Uwe dann fragt, ob ich auch Motorengeräusche höre, weiß ich, dass es keine Einbildung ist. Irgendwo in der Ferne werden vermutlich Bodenschätze abgebaut. Nicht umsonst war dieses Gebiet ja einige Jahre gesperrt.



Im Verlauf unserer Fahrt sehen wir viele Tierspuren, doch Tiersichtungen machen wir kaum. Die Vegetation ist einfach zu hoch. Unterwegs sind wir immer wieder fasziniert, wie grün die Kalahari dieses Jahr ist. In den Pfannen blüht eine mannshohe Pflanze mit unzähligen, trichterförmigen weißen Blüten. Man fährt wie durch eine Allee. Wären unterwegs nicht diese Bodenwellen, könnte man die Strecke in Nullkommanix bewältigen. Mit Expedition hat das rein gar nichts zu tun. Gut, man sollte ein zuverlässiges Fahrzeug, ausreichend Treibstoff, genug Wasser und Proviant dabei haben, aber ansonsten ist das hier lächerlich – eine ganz normale Offroadpiste, lediglich etwas einsamer.

Als wir die Campsite Bape passieren, ist es kurz nach 14 Uhr. Die Campsite ist ein Platz unter Bäumen mit vielen Büschen – ansonsten mit nichts. Auf der Campsite stehen ein paar Strauße und eine Oryx, die erschrocken davon laufen, als wir uns nähern. Es ist wirklich nicht besonders schön. Um hier zu bleiben, ist es Uwe noch zu früh. Er will weiter zur Campsite Xaxa. Dort sind wir schon sehr gespannt auf die vielen, angeblich so aggressiven Löwen, die es da geben soll.

Unterwegs liegt quer über die Piste ein ziemlich großer umgestürzter Baum. Ohne ihn beiseite zu räumen, kommen wir nicht weiter. Die Vegetation rechts und links ist zu dicht, als dass wir ihn hätten umfahren können. Also rückt Uwe ihm mit der Axt zu Leibe. Das geht flott und schon können wir unsere Fahrt fortsetzen. Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang. In der Dämmerung steht ein Karakal auf dem Weg und schaut uns entgegen, doch im nächsten Moment ist er dann auch schon im angrenzenden Busch verschwunden. Wir freuen uns dennoch, diesen scheuen Wüstenluchs einmal in freier Wildbahn gesehen zu haben. Immer wieder können wir auf exponierten Bäumen die Umrisse von Eulen sehen. Wie immer haben wir den Scheinwerfer griffbereit und können dann die Tiere im Licht genauer betrachten.

Der gerade erst zunehmende Mond spendet noch nicht wirklich viel Licht, so dass die letzte Stunde dieser Fahrt recht anstrengend ist. Wir erreichen die Campsite Xaxa um 19 Uhr. Sie zu finden, bereitet keine Probleme. Die gesamte Strecke sowie auch die Campsite Xaxa selbst sind gut ausgeschildert. Der Platz liegt auf einer Anhöhe und besteht lediglich aus Aschehaufen, viel Tiefsand mit dichtem Buschwerk drum herum und ein paar Sträuchern in der Mitte.

Als Erstes suchen wir im Scheinwerferlicht nach Fußspuren, finden aber keine einzige Löwenspur. Auch im Verlauf des Abends hören wir weder aus der Nähe noch aus der Ferne Löwengebrüll. Gemütlich sitzen wir noch eine Weile am Lagerfeuer und lauschen in die Nacht. Es ist ein tolles Gefühl, im Umkreis von mindestens 100 km weit und breit allein zu sein. Wir genießen diese Freiheit mitten in der Natur.

18.05.2010       Xaxa Campsite (Centralkalahari GR)

Auch nachts und am nächsten Morgen ward von Löwen nichts gehört. Enttäuscht sind wir schon, dass uns noch nicht einmal ein Löwe akustisch die Referenz erwiesen hat. Als Entschädigung werden wir von einem überwältigenden Vogelkonzert geweckt. Heute Nacht war es wieder recht frisch und auch heute Morgen schafft es das Thermometer nicht über die 5°C-Marke. Neugierig stecken wir den Kopf aus dem Zelt. Nun können wir endlich sehen, wohin es uns gestern in der Dunkelheit verschlagen hat. Da die Campsite auf einer Anhöhe liegt, hat man einen überwältigenden Überblick über die grüne Kalahari, die fast aussieht wie Regenwald. Heute Morgen dampft der Tau in der Ebene und alles ist in einen Nebelschleier gehüllt. Fantastisch! Was für ein magischer Platz. Wir erleben eine Kalahari, wie wir sie uns in dieser grünen Üppigkeit nie hätten vorstellen können. Um uns herum scheint ein Vogelparadies zu sein.


Wir beschließen, uns auf die Suche nach dem Wasserloch zu machen und finden es auch ganz in der Nähe der Campsite auf dem Weg Richtung Molapo. Schon auf der Fahrt dorthin sehen wir unzählige Vögel, die wir zuvor noch nie gesehen haben. Manche haben einen langen Schleier als Schwanz, manche sind unheimlich bunt.

Das Wasserloch ist ein kleiner See – einfach traumhaft schön. Gerade will ein prächtiger Kudu-Bulle mit ausgewachsenem Geweih seine Großfamilie zum Trinken führen. Die Tiere sind sehr scheu. Man merkt, dass hier wenig Touristen her finden. Auch zwei Steinböckchen springen erschrocken zur Seite, als sie uns sehen. Für uns ist klar, hier bleiben wir noch eine Nacht. Mal sehen, was den Tag über am Wasserloch so alles passiert. Eine Unmenge Vögel, wie Tauben, Flughühner, Bienenfresser, Rabenkrähen, Habicht, Sperber und andere besuchen das Wasserloch. Fast gewinnt man den Eindruck, dass sie festgelegte Zeiten haben, an denen Sie zum Baden und Trinken kommen.



Heute ist das Wetter auch wieder richtig schön. Ein paar Fotowölkchen hängen dekorativ am Himmel, am Wasserloch herrscht eine göttliche Stille und nur die Vögel singen in allen Variationen. Ihre Vielfalt ist einfach faszinierend.

Außer der Kudufamilie, die im Laufe des Tages von rechts nach links, von links nach rechts und wieder von rechts nach links gelaufen kommt, um für etwas Abwechslung zu sorgen, besuchen noch eine zweite Kudufamilie und zwei einsame Oryx das Wasserloch. Sonst passiert hier den ganzen Tag nichts Aufregendes. Getreu dem Motto "die Hoffnung stirbt zuletzt", harren wir aus bis zum Ende des Tages und hoffen bis zum letzten Licht auf eine spannende Tiersichtung. Trotzdem haben wir einen sehr schönen Tag am Wasserloch verbracht und keine Menschenseele hat uns dabei gestört.

19.05.2010       Xaxa - Piper Pan (Centralkalahari GR)

Auch in dieser Nacht haben wir kein Löwengebrüll gehört. Lediglich ein merkwürdiges Schnüffeln im angrenzenden Busch ist zu hören. Ein Schwein kann es nicht sein, dann würde man die Äste rascheln hören. Ich tippe auf einen Igel. Finden können wir den Verursacher leider nicht. Auch Fußspuren lassen sich nicht ausmachen. Keine Ahnung, wer da unterwegs ist.

Um 8 Uhr setzen wir heute unseren Weg in Richtung Xade – Piper Pan fort. Noch immer sind wir ja unserer Planung und den gebuchten Campsites drei Tage voraus.

Auf unserem Weg sehen wir Oryx, Steinböckchen, Strauße und wieder viele Vögel. Die Tiere sind alle sehr scheu. Meist sehen wir sie und dann sind sie auch schon im hohen Gras verschwunden. Fotografieren ist so gut wie unmöglich.



Die Strecke ist ähnlich wie gestern  - ruppig, aber gut zu befahren. Die Bodenwellen bestimmen unser Tempo. Sind wir zu schnell, fliegt immer mal wieder eine Ladung Sand über die Motorhaube, weil der Kuhfang vorn im Sand aufsitzt. Da ich das Fenster offen habe, werde ich regelmäßig "sandgestrahlt".

Zum Zähneknirschen haben wir dann ca. 10 km vor Xade Gelegenheit. Uns kommt ein LKW und ein PKW (SUV) mit Farbigen entgegen. Auf der Pritsche des LKW liegt eine komplette Campingausstattung einschließlich Matratzen, Kühlboxen sowie Munitionskisten. Im Fonds des SUV mit der Aufschrift "Ghanzi Road" sitzt hinter getönten Scheiben ein ebenfalls farbiger junger Mann, elegant gekleidet. Die erste Frage, die der Fahrer des LKW an uns stellt, ist die, ob wir Löwen gesehen haben. Als wir das verneinen und fragen, wohin sie fahren, bekommen wir die kurze und schon fast unwillige Antwort nach Molapo. Was bitte macht dieser Typ im SUV, der nicht aussieht, als ob er gern schmutzig ist, im hintersten Winkel der Kalahari? Was interessiert die hier, ob wir Löwen gesehen haben, wenn sie nach Molapo fahren? Auf Safari waren sie jedenfalls nicht. Gönnt sich hier einer aus der botswanischen Oberschicht eine kleine private Löwenjagd? Jagd wäre natürlich eine Erklärung, weshalb die Tiere alle so scheu und die Löwen in Xaxa (wenn es sie denn gibt) aggressiv sind. Wir hoffen für die Löwen, dass sie sich alle rechtzeitig aus dem Staub machen können.

Mittags erreichen wir das Gate in Xade. Dort herrscht bei dem Scout große Aufregung, weil "bigfoot", der neue Verwalter der Camps für das Khutse GR und das CKGR, uns auch die Gebühren für die Xaxa-Campsite mit abgebucht hat. Diese Gebühren würden aber der Parkverwaltung, also DWNP zustehen. Sie müssten eigentlich hier am Gate direkt in bar bezahlt werden. Dazu scheint er bei "bigfoot" der Reihe nach mit sämtlichen Angestellten und Hierarchieebenen zu telefonieren. Dass wir drei Tage zu früh am Gate sind, merkt Keiner. Nebenbei erfahren wir noch, dass hier am Xade-Gate und auch am Matswere-Gate Campsites sowohl über DWNP als auch "bigfooot" reserviert werden können. Dazu halten die Scouts telefonisch Rücksprache mit dem DWNP-Office in Gabarone. Nachdem wir uns in eines der X Registrierungsbücher eingetragen haben, die auf dem Tresen von vorn bis hinten aufgereiht sind, dürfen wir passieren. Wir nutzen noch die seltene Gelegenheit einer warmen Dusche in den angrenzenden Ablution, füllen unsere Brauchwasserreserven wieder auf, entsorgen unseren Müll und "reiten" dann gen Piper Pan. Von Andrea und Chris waren wir ja schon vorgewarnt worden, dass im CKGR das Gras überall sehr hoch ist.

Auf dem kleinen Loop umkreisen wir die Piper Pan, schauen uns auf Campsite 2 um, die nicht belegt ist, und relaxen dort im Schatten. In der Pan sind im Moment wenig Tiere zu beobachten. Wir sehen nur eine Oryxherde, Gnus, ein paar Kudus im Dickicht, einen Schakal und einige einzelne Springböcke. Erst als wir am späten Nachmittag noch einmal den großen Loop fahren, sehen wir es in der Mitte der Pan glitzern. Es steht tatsächlich noch jede Menge Wasser in der Pfanne! Das ist unfassbar, wenn man die Pfanne aus trockenen Zeiten kennt. Im bereits eingetrockneten und steinharten Boden am Rand der Pfanne lässt sich erkennen, dass die Fahrspuren teilweise abenteuerliche Ausmaße angenommen haben. Wer sich hier im Matsch festgefahren hat, brauchte viel Optimismus!



Am Abend belegen wir Campsite 2 an der Piper Pan – nicht ohne uns einen "Plan B" überlegt zu haben, falls rechtmäßige Besitzer kommen. Wieder einmal bin ich gerade im Zelt am Bettenbau, als wir das erste Löwengebrüll hören. Es ist etwa 500 Meter entfernt. Das hohe Gras und die dichte Vegetation versperren uns den Blick aber der Sound lässt unser Herz höher schlagen. Das ist bestimmt der Pascha, der schon letztes Jahr an der Campsite entlang gelaufen ist. Schnell wird es dunkel und das Löwengebrüll wiederholt sich in unregelmäßigen Abständen. Es kommt näher. Zuletzt hören wir es in ca. 200 bis 300 Meter Entfernung, dann ist Ruhe. Was ist gefährlicher, als ein Löwe? Ein Löwe, den man nicht sieht und hört, aber von dem man weiß, dass er da ist. Beobachtet er uns? Wir haben das Tier nicht gesehen, wissen also nicht, in welchem Zustand es ist. Insofern sind wir ein wenig unruhig und können den Abend nicht so richtig genießen. Wir essen heute vegetarisch. Erst als wir im Bett sind und das Brüllen aus der gleichen Distanz wie vorher wieder hören, genießen wir diesen Sound und schlafen zufrieden ein. Noch ein paar Mal höre ich nachts das Brüllen in der Nähe. Erst in den frühen Morgenstunden entfernt es sich – Herr Löwe geht frühstücken.

20.05.2010       Piper Pan - Sunday Pan (Centralkalahari GR)

Obwohl wir gleich aufstehen, als wir das Löwengebrüll hören, uns sehr beeilen mit dem Einpacken und uns unverzüglich auf die Suche nach ihm machen, finden wir den Löwen nicht. Er bleibt unsichtbar. Dafür stehen im ersten Morgenlicht Giraffen in der Piper Pan. Was für ein seltener Besuch! Immer wieder fliegen erschrocken und aufgeregt schnatternd Gackeltrappen auf, wenn wir vorbei fahren. Während die Männer beim Auffliegen und noch im Flug laut gackern und sich künstlich aufregen, erheben sich die Weibchen – wenn überhaupt – stillschweigend in die Luft. Männer halt – viel Lärm um nichts! Dieses Geschnatter amüsiert uns jedes Mal auf`s Neue. Für uns sind das richtige Gute-Laune-Vögel.

Bei unserer Morgenpirsch in der Pan sehen wir Oryxherden, Gnus und einen Schakal, der sich in der Sonne wärmt. Die Erdhörnchen kommen gerade aus ihrem Bau, um sich aufzuwärmen. Auch zwei junge Zwergmangusten – direkte Nachbarn der Erdhörnchen in der gleichen Kolonie – schauen uns neugierig entgegen. Zwei Großtrappen erheben sich vorsichtshalber in die Lüfte, als wir uns nähern. Sie haben ganz schön zu kämpfen, bis sie endlich fliegen. Ihre riesige Spannweite ist dann allerdings sehr beeindruckend. Weit mehr als 50 Strauße rennen ausgelassen über die Pan. Zwei Warzenschweine inspizieren auf der Suche nach Fressbarem die Gegend. Als sie uns erblicken, suchen sie aber dann vorsichtshalber doch mit aufgestellter Rute das Weite. Kronenkiebitze schreien aufgeregt, sobald sich ein potentieller Feind nähert. Sie sind so eine Art Alarmanlage im Busch.



Die Pfanne mit ihren vielen Tieren bietet heute Morgen im ersten Sonnenlicht einen solchen friedlichen Anblick, dass man fast nicht glauben kann, dass diese Idylle real existiert.

Vor uns am Horizont sammelt sich schon wieder eine große Wolke. Die wird uns doch nicht den nächsten Regenschauer bescheren? Mehrere Tage Regen und man ist hier buchstäblich gefangen. Dann werden die Wege unpassierbar. Ist der Boden erst einmal aufgeweicht, dann lässt sich das mit angerührtem Zement vergleichen, der langsam antrocknet und im trockenen Zustand bretthart wird. Einige Fahrspuren dieser Art sehen wir noch in den Pans.

Wir fahren heute weiter in Richtung Passarge Valley. Auf der Tau-Pan-Campsite Nr. 3 stehen zwei Lodge-Fahrzeuge der Tau-Pan-Lodge. Die Safarigäste dieser Luxuslodge dürfen hier das authentische Buschfeeling genießen – einmal auf die Buschlatrine gehen und sich vor der Buschdusche ablichten lassen. Inzwischen zaubern zwei Köche aus dem mitgeführten großen Hänger ein riesiges Frühstücksbuffet. Und das alles auf einer gewöhnlichen Campsite – wie dekadent!

In einer der Pfannen überholen wir ein Fahrzeug mit zwei jungen Studenten. Der junge, braungebrannte Mann hat bei den Beiden eindeutig den cooleren Job erwischt. Seinen Beifahrersitz hat er auf dem Dach befestigt und dort oben sitzt er gemütlich und zählt Oryx, während sie fährt. Naja, bei den vielen Oryx, die es hier gibt, kann das dauern.

Der Himmel sieht ungemütlich aus. Es weht ein starker Wind und es ist eine Frage der Zeit, wann die ersten Regentropfen fallen. Gut, dass es wenigstens angenehme 22°C warm ist.

Als wir die Tau Pan passieren, legen wir eine Gedenkminute für den Verlust der herrlichen Campsite Nr. 1 ein, die leider der Luxus-Lodge und ihrem Wasserloch zum Opfer gefallen ist. Umso ärgerlicher, dass sich nun die Lodgegäste auf weiteren Campsites breit machen.

Unterwegs, kurz vor dem Passarge-Valley, treffen wir auf ein Fahrzeug mit englischem Kennzeichen. Alan und Bun sind vor 7 Monaten in England zu ihrer Afrikadurchquerung gestartet. Wow, was für ein Abenteuer! Sie sieht aus, wie aus dem Ei gepellt und dabei kommen die Beiden gerade aus der Chobe/Moremi-Region. Naja, immerhin lässt sich das an ihrem Auto noch deutlich erkennen. Dort oben sind wegen des vielen Wassers noch große Gebiete unpassierbar.

Langsam meldet sich der Hunger und so machen wir Rast auf der freien Campsite Nr. 3 in der Passarge Pan. Nach einem ausgiebigen Frühstück nutzen wir die Gelegenheit gleich noch, um unsere Bestände etwas zu ordnen und ein wenig aufzuräumen. Außerdem müssen wir uns überlegen, was wir in den nächsten Tagen machen wollen. Campsite-Reservierungen haben wir erst in drei Tagen und dann erst einmal zwei Nächte für die Piper Pan, die wir ja bereits hinter uns gelassen haben. Gut, dass auch hier im Gebiet so wenig los ist und die meisten Campsites sowieso frei sind.



Etwas ernüchtert stellen wir fest, dass wir uns zwar nun schon den ganzen Tag buchstäblich die Augen aus dem Kopf geschaut haben, aber wirklich viele Tiere – von Oryx mal abgesehen – nicht sichten konnten. Das Gras ist einfach zu hoch. Bei Springböcken schaut maximal ein Stück vom Kopf aus dem Gras heraus und alle Tiere, die kleiner sind oder sich abducken, bleiben uns verborgen. Das ist natürlich auch keine gute Voraussetzung für das Fotografieren.

Eigentlich wären wir gern im Passarge-Valley geblieben, doch wir müssen uns eingestehen, dass das im Moment hier wenig Sinn macht. Nun fahren wir weiter in die Sunday Pan und versuchen dort unser Glück.



Der heftige Wind sorgt dafür, dass die Regenwolken sich verziehen. Es bleibt trocken. Gegen 17 Uhr erreichen wir die Sunday Pan. Campsite Nr. 1 an der Leopard Pan ist schon mal frei. Das ist nicht wirklich ein Wunder, denn wir haben außer den Engländern und den Lodgegästen heute den ganzen Tag Niemanden getroffen und alle Campsites unterwegs waren auch frei.

An der Sunday Pan stellen wir mit großer Freude fest, dass dort jetzt eine Solarpumpe das alte Wasserloch versorgt. Richtig schön ist es geworden. Nun müssen die Tiere hier nicht mehr vergeblich nach Wasser suchen. Wir sind begeistert, auch wenn hier gerade unsere "Plan-B"-Übernachtung ausscheidet. Am Wasserloch würden wir nicht wild campen und die Tiere verschrecken.

Wir fahren auf Campsite Nr. 3. Die ist belegt, aber Nr. 4 daneben ist frei. Am Liebsten wäre uns natürlich Platz Nr. 2, auf dem uns letztes Jahr die beiden Paschas besucht haben. Auf dem Weg zu Platz Nr. 2 treffen wir dann unsere späteren Nachbarn von Campsite Nr. 3. Es sind drei deutsche Vogelfreunde; Ornithologen wie aus dem Bilderbuch. Begeistert schwärmen sie uns vor, was sie die letzten sechs Tage hier alles gesehen haben. Zugegeben, ihre Sichtungen hören sich wirklich nicht schlecht an. Morgen reisen sie weiter in das Moremi-Gebiet, wohl wissend, dass dort alles unter Wasser steht. Die beiden Engländer von heute Morgen hatten den Luftstutzen ihres Autos als Schnorchel nach oben und dennoch Probleme mit dem hohen Wasserstand gehabt. Da werden unsere drei Vogelfreunde wohl ziemlich baden gehen.

Im letzten Licht sehen wir in der Pan zwei Tiere auf uns zukommen, die wir erst für Hyänen halten. Als sie näher kommen, können wir Streifen in ihrem Fell erkennen und auch ihr Körperbau passt nicht zu einer Hyäne. Wildhunde sind es aber auch nicht. Wir haben diese Wesen noch nie gesehen. Dass wir hier zwei Erdwölfe vor uns haben, wissen wir erst, als wir später die Erkennungsbücher wälzen. Neugierig kommen die beiden ziemlich nah heran, so dass wir sogar ein paar Fotos mit Blitz machen können. Gerade weil wir diese Tiere noch nie zuvor gesehen haben, ist uns zumindest sofort klar, dass wir gerade unerhörtes Glück haben und etwas sehr seltenes zu Gesicht bekommen.



Wir statten der Campsite Nr. 2 noch einen Besuch ab. Dort sitzen mindestens 8 Südafrikaner in einem Stuhlkreis um das Feuer und schauen uns erwartungsvoll entgegen. Wir halten einen kurzen Plausch mit ihnen, dann drehen wir um und vereinnahmen Campsite Nr. 4 für uns. Schnell ist das Grillfeuer entfacht, das Bett gerichtet und leckere Steaks mit Grillkartoffeln brutzeln auf dem Feuer. In den Bäumen nebenan haben sich inzwischen die Perlhühner zur Ruhe begeben. Außer einigen Eulen verirren sich zwar keine Tiere hier hoch auf die Campsite, doch für die Nacht ist der riesige Platz absolut in Ordnung.

21.05.2010       Sunday Pan - Khama Rhino Sanctuary

Die Nacht war angenehm warm, aber leider ohne Löwengebrüll. Wir stehen um 6 Uhr auf und sind bei Sonnenaufgang bereits in der Pan, doch auch über Nacht ist das hohe Gras nicht niedriger geworden. Unser Pirschglück ist nicht gerade üppig. Es beschränkt sich auf die üblichen "Verdächtigen" – Oryx, Springbock, Strauß ...

Ein Honigdachs auf dem Heimweg huscht über den Weg. Dann ist er auch schon im Gras verschwunden. Steinböckchen springen in großen Sätzen davon. In der Ferne grasen ein paar Löffelhunde, doch man muss sie mehr erahnen, als man sie sehen kann. Nirgendwo Löwengebrüll und auch fast keine Gäste am Wasserloch. Schade, dass es sich bei den Tieren noch nicht herumgesprochen zu haben scheint, dass es hier wieder Wasser gibt. Immerhin liegt ein Schakal im Gras. Er sieht aus, als würde er träumen.



Wir entscheiden uns, bereits heute den Park zu verlassen und unsere Reise fortzusetzen. Was wir mit den gewonnenen Tagen machen werden, darüber sind wir uns einig. Die Sehnsucht nagt schon jetzt an uns!

Auf dem Weg zum Matswere-Gate kommt uns ein Tourfahrzeug nach dem anderen entgegen. Selbst von Jack`s Camp aus der Makgadikgadi Pan werden die Touris angekarrt. Aber klar, im Moment ist die Makgadikgadi Pan natürlich unpassierbar.



Als wir uns am Gate abmelden, beginnt wieder die Diskussion über unsere Gebühren für die Campsite Xaxa, die uns "bigfoot" mit abgezogen hat, die aber eigentlich DWNP zustehen. Wie schon am Gate in Xade folgt ein endloses Telefonat der Lady am Gate mit den "bigfoot"-Mitarbeitern. Nachdem wir uns dieses Theater eine Weile mit angehört haben, verabschieden wir uns. Dieser Streit ist nicht unser Problem, denn wir haben unsere Gebühren ordnungsgemäß entrichtet und das auch noch für die nächsten 3 Tage. Den Rest sollen sie unter sich ausmachen.

Das Erste, was wir von der Zivilisation sehen, sind Funkmasten. Kaum haben wir die Hauptstraße erreicht, haben wir auch wieder Handyempfang. Es ist an der Zeit, ein Lebenszeichen abzusetzen.

Wir steuern Mopipi an in der Hoffnung, dort einen Geldautomaten zu finden. Vorher können wir nämlich nicht tanken. Da ist es beruhigend, dass wir noch drei volle Reservekanister haben und der Tank auch noch ¼ voll ist. Wir haben für die Durchquerung der Kalahari von Süd nach Nord 960 km zurückgelegt. Das ist mit dem extra großen Tank (140 Liter Fassungsvermögen) locker zu bewältigen. Die Zusatzkanister waren reines Sicherheitspolster.

Mopipi hat zwar eine Tankstelle, aber nur einen Mini-ATM. Der ist Uwe zu unsicher und so folgen wir seinem Gefühl, lassen das Geldabheben und fahren weiter. Der nächste große Ort ist Orapa. Wir wissen zwar, dass Orapa die Diamantenstadt ist, aber was uns nun erwartet, übersteigt dann doch unsere Vorstellungskraft. Wohlgemerkt wollen wir nur an einem Geldautomaten in der Stadt Geld abheben und tanken. Wir wollen weder die Mine besuchen noch einen Blick in den Diamantentresor werfen.

Wir passieren ein Sicherheitstor mit Wachposten, werden registriert, angewiesen, unser Auto links abzustellen und in das kleine Häuschen zu gehen. Dort müssen wir unsere Pässe abgeben und eine Lady – dick eingemummt im wattierten Anorak mit übergezogener Sicherheitsjacke und Mütze - unterbricht ihre Suche im Internet nach neuen Kochtöpfen, um sich uns zu widmen. Im Raum ist ein kleines "Fotostudio" aufgebaut und auch sonst steht hier eine Menge moderner Technik. Uns schwant, was uns jetzt erwartet.

Immer wieder ihre Rotznase geräuschvoll hochziehend, beginnt die Lady, die Personalien aus unserem Pass in einen Dell-Computer abzutippen. Begonnen hat sie mit dem Ausweis von Uwe. Im Adlersuchsystem, eine Trefferquote von einem Anschlag pro Minute, tippt sie seine Personalien ab. Als das nach gut 20 Minuten geschafft ist, macht sie ein Foto von ihm. Nun muss er noch auf einem elektronischen Tableau unterschreiben. Ich fühle mich nicht wohl bei dieser Aktion. Glücklicherweise funktioniert das Tableau nicht richtig. Sie versucht es mehrmals. Das Ganze dauert eine gefühlte Ewigkeit. Aufmerksam schauen wir ihr bei der Arbeit zu. Als auch nach mehreren Versuchen das Tableau nicht funktioniert und mittlerweile drei Unterschriften übereinander sind, ruft sie ihren Kollegen, der draußen am Gate die Kontrolle macht. Der fackelt nicht lange, schließt ihre Internetsuchmaschine, die im Hintergrund noch läuft und startet das System neu. Ein Zwischenspeichern der Daten war nicht möglich, so dass die Arbeit der letzten halben Stunde weg ist. Ich bekomme die Krise. Sinn des Ganzen Procedere soll sein, uns einen Ausweis auszustellen – für`s Tanken und Geld holen! Eine Sche...-idee, das in Orapa machen zu wollen. Mir missfällt ohnehin, dass hier elektronische Daten einschließlich unserer elektronischen Unterschrift gespeichert werden sollen und viel zu lange dauert mir das auch alles. Lieber fahren wir noch 50 km weiter bis zur nächsten großen Stadt, um tanken zu können, als uns dieser Bürokratie hier zu unterwerfen. Sicherer für uns ist es allemal, denn wir haben keine Ahnung, wer hier alles auf unsere Daten zugreifen kann. Uwe geht es ähnlich wie mir und so nutzen wir die Gelegenheit, um unsere Pässe zurückzufordern und uns zu verabschieden. Wir werden Orapa "leider" keinen Besuch abstatten. Die Lady guckt etwas betroffen, aber das ist uns wurscht. Soll sie sich wieder dem Erwerb neuer Kochtöpfe widmen. Das ist auf jeden Fall sinnvoller.

Einige Kilometer hinter Orapa füllen wir den ersten Kanister in den Tank. Allerdings schluckt unser Auto bei Tempo 120 ganz schön ordentlich, so dass wir diese Aktion mit dem zweiten Kanister kurz vor dem Khama Rhino Sanctuary wiederholen müssen. Das Khama Rhino Sanctuary erreichen wir gegen 16 Uhr. Die Lady an der Rezeption ist sehr freundlich. Sie empfiehlt uns zur Lösung unseres Problems, heute noch die 25 km bis Serowe zu fahren. Dort gibt es Bank bzw. Geldautomat und Tankstelle. Bezahlen können wir den Parkeintritt und die Campinggebühr dann morgen. (Eine Kreditkartenzahlung ist leider nicht möglich.)

Der Vorschlag hört sich vernünftig an und so erledigen wir das erst noch. Auf der geteerten Straße sind wir schnell in Serowe. Leider hat die Bank bereits geschlossen, so dass wir unsere alten Pula-Scheine nicht umtauschen können, doch am ATM-Automaten bekommen wir Geld und an einer Shell-Tankstellen können wir sogar auf Kreditkarte tanken. Nun haben wir wieder den Tank voll Diesel, ausreichend Bargeld und sogar ofenwarmes Brot aus dem Supermarkt. Wesentlich entspannter fahren wir zurück zum Khama Rhino Sanctuary, das wir kurz vor 18 Uhr erreichen. Wir beziehen unsere Campsite Nr. 12, grillen gemütlich und machen ein paar Langzeitbelichtungen von den herrlichen alten Bäumen auf der Campsite. Leider feiert auf der Nachbarcampsite eine Gruppe Jugendlicher ziemlich lautstark, was die Idylle etwas stört.

22.05.2010       Khama Rhino Sanctuary

Den Weckdienst übernehmen hier die unzähligen Frankolins, die ein mörderisches Gezeter veranstalten, sobald es dämmert. Der Himmel ist von einer geschlossenen Wolkendecke verhangen. Kaum haben wir das Dachzelt zusammengelegt, beginnt es zu regnen. In der großen Pfanne hängt Nebel. Wir begeben uns in dem Schutzgebiet auf Pirschfahrt und es dauert auch gar nicht lange, sehen wir unsere ersten Breitmaul-Nashörner. Es ist eine Gruppe von fünf erwachsenen Tieren, die auch Kleine dabei haben. Sie grasen in der Pfanne und kommen direkt auf uns zu gelaufen. Echtes Pirschglück! Außerdem gibt es hier im Schutzgebiet viele andere Tiere, wie Impalas, Springböcke, Gnus, Zebras, Giraffen, Warzenschweine, Elenantilopen, Kuhantilopen, Strauße, Kudus, Geier, Stein- und Buschböckchen, Schakale und unzählige Vögel.


Nachdem wir eine Weile in dem Gebiet herumgefahren sind, stellen wir uns ans Wasserloch und erleben einen kurzweiligen Tag. Immer wieder kommen Nashörner und auch andere Tiere zum Trinken. So lernen wir im Laufe des Tages gut 1/3 des vorhandenen Breitmaulnashorn-Bestandes dieses Schutzgebietes kennen. Viele von ihnen haben Nachwuchs dabei.


Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir die beiden Engländer, Alan und Bun wieder. Auch sie hatten keine Lust mehr, sich im CKGR die Augen aus dem Kopf zu suchen und versuchen nun hier ihr Pirschglück. So klein ist die Welt!

Den Sonnenuntergang verbringen wir in einer der Pans. Ein Nashorn liegt dort gemütlich am Wasserloch. Die große Herde Impalas, die am Rand der Pfanne grast, wird gerade von ihrem "Häuptling" aufgemischt. Laut schniebend treibt er seine Herde hin und her. Wir haben unsere Freude an der Lebendigkeit und Sprungkraft dieser Tiere.



Heute Abend kochen wir lecker im Potjie. Wir haben uns ein Weißkraut besorgt. Zusammen mit unseren Riesenkartoffeln und Burewurst gibt es ein schmackhaftes Essen. Leider ist heute zum Samstag schon wieder Party bei der Jugend der Nachbarcampsite. Die Party geht von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens. Naja, wenigstens Durchhaltevermögen beweisen sie.

23.05.2010       Khama Rhino Sanctuary

Schon wieder ist der Himmel ein einziges Wolkenmeer. Immerhin regnet es heute nicht. Bereits um 8:30 Uhr hat sich dann aber die Sonne Platz verschafft und heizt uns wieder ordentlich ein. Das ist eben das Schöne an Afrika – Regenwolken haben keinen langen Bestand. Dafür ist heute ein typischer Sonntag. Die Rhinos scheinen frei zu haben. Wir fahren kreuz und quer durch die Pans, ohne auch nur ein einziges Nashorn zu sehen. Immerhin können wir ein paar Blicke auf eine Herde Elenantilopen werfen, bevor sie wieder im Busch verschwindet. Die anderen Tiere geben sich alle Mühe, uns für die magere Nashornsichtung zu entschädigen.

Dann endlich entdecken wir in der Serwe Pan gleich 7 Nashörner, die zum Trinken und Schlammbaden kommen. Aus der anderen Richtung läuft noch eine Nashorn-Mama mit ihrem ganz jungen Nachwuchs ans Wasserloch. So können wir dann gleich 9 dieser grauen Kolosse auf einmal bestaunen. Am Wasserloch haben sich außerdem wieder mehr als 80 Geier versammelt, die baden, trinken, abfliegen, landen, ihre gewaltigen Flügel ausgebreitet in der Sonne trocknen oder einfach nur dasitzen oder miteinander streiten.

Eine Herde Zebras tobt ausgelassen über die Ebene. Einige der Tiere treiben es besonders wild; jagen, beißen und treten andere Tiere. Ein Impalabock hält mit Schnauben und Pfeifen seine Herde zusammen und die Springböcke jumpen auch mal übermütig, während sie kurze Sprints über die Wiese machen. Natürlich passiert das immer dann, wenn man die Kamera gerade nicht auf dieses Tier richtet. Gerade wollen fünf Giraffen ans Wasserloch kommen, als wir ein Fahrzeug auf die Ebene fahren sehen und dort Leute aussteigen. Sofort galoppieren die Giraffen davon.



Inzwischen haben einige der Nashörner das Wasserloch verlassen. Grasend streben sie wieder dem Rand der Pfanne zu. Wir versuchen, ihnen den Weg zu kreuzen, denn zu gern hätten wir noch ein paar schöne Portraits von ihnen. Wir stellen uns an den Weg, in der Hoffnung, dass die Tier hier an uns vorbei gehen werden. Das Fahrzeug, das schon die Giraffen verjagt hat, ist inzwischen an das Wasserloch herangefahren. Wieder steigen die vier Insassen des Fahrzeugs aus und laufen in der Gegend herum. Jetzt können wir auch erkennen, dass es Asiaten sind. Obwohl die Grenzen des Wasserlochs eindeutig mit Steinen markiert sind und aussteigen sowieso nicht gestattet ist, latschen die vier schreiend, klatschend und mit den Armen wedelnd bis ans Wasserloch. Sie haben eine Riesenfreude, alle Tiere zu verjagen. Aufgeregt galoppieren alle Rhinos davon. Bis auf das letzte Tier haben auch die Geier die Flucht ergriffen. Kein einziges Tier ist mehr weit und breit zu sehen. Wir sind stinksauer. Was sind das für Menschen und warum sind die hier? Haben die wirklich gar keinen Respekt vor den Tieren und der Natur? Es wäre besser, sie würden sich ins Restaurant oder an den Pool setzen, dann stören sie wenigstens nicht.

Die Pfanne ist nun wie leergefegt. Es wird eine ganze Weile dauern, bis die Tiere wieder an das Wasserloch kommen. Uns bleibt nur, etwas herum zu fahren und nach anderen Tieren Ausschau zu halten. Da wir sowieso noch ans Gate müssen, um unsere Reservierung für die Campsite um eine Nacht zu verlängern, nutzen wir jetzt diese Zeit. Dort können wir dann auch unserer Empörung über das Erlebte Luft machen. Zu unserem Erstaunen macht sich sofort ein Ranger auf den Weg, als wir ihm die Fotos zeigen. Die Ranger sind genauso sauer wie wir über diese Aktion und erzählen uns, dass es mit den Chinesen immer wieder diese Probleme gebe. Manchmal ist es doch richtig schade, dass die Tiere so friedlich sind und lieber weglaufen, als auch mal anzugreifen.

In der Malema`s Pan genießen wir den Sonnenuntergang, zu dem sich pünktlich auch zwei Nashörner gesellen. Zurück auf der Campsite gibt es Schweinelendchen-Pilztopf im Potjie mit Nudeln dazu und endlich auch die ersehnte Ruhe, denn unsere partymachenden Nachbarn wurden inzwischen aus dem Park geworfen. Mit einer Schaufel Glut unter dem Stuhl sitzen wir noch lange am gemütlichen Lagerfeuer.




24.05.2010       Khama Rhino Sanctuary - Limpopo River Lodge (Tuli Block)

Obwohl die erste Nachthälfte warm war, zeigt das Thermometer heute Morgen wieder nur 5°C an. Dafür ist der Himmel aber klar und sobald die Sonne aufgegangen ist, werden auch die klammen Finger rasch wieder warm.

Heute Morgen verlassen wir das Nashornschutzgebiet in Richtung Tuli Block, der östlichsten Spitze Botswanas. Noch haben wir keine Ahnung, was uns dort erwartet. Da es aber auch jede Menge Elefanten gibt, besteht die dringende Notwendigkeit, unsere letzten Orangen aufzubrauchen.

In Serowe tanken wir noch einmal voll. Das gelingt uns aber erst an der zweiten Tankstelle. Bei Shell ist der Diesel gerade aus. Im Supermarkt besorgen wir uns noch Wasser, Brot und Milch. Da die Bank erst um 9:30 Uhr öffnet, wir aber nicht so lange warten wollen, verschieben wir den Versuch, unsere alten Pulas umzutauschen, auf später.

Auf der Weiterfahrt durch Serowe staunen wir über ein riesengroßes Krankenhaus mit angrenzendem Forschungsinstitut. Der Gebäudekomplex ist ein richtiger architektonischer Prachtbau in modernstem Baustil. So etwas hier in der Provinz vorzufinden, würde man nicht erwarten.

In Morupule passieren wir ein Kohlekraftwerk, das mich schwer an DDR-Zeiten erinnert. Die Luft ist erfüllt von Staub und Dunst. Wir entscheiden uns auf der Weiterfahrt, den landschaftlich schöneren Weg vorbei an den Tswapong Hills zu wählen. Leider ist es sehr diesig, so dass wir nicht wirklich viel von der Bergkette sehen. Unterwegs passieren wir drei Veterinärkontrollen, doch zum Glück wird nicht kontrolliert.

Je weiter wir uns dem Tuli-Block nähern, umso schöner wird die Landschaft. Einzelne Doloritfelsen, auf denen Bäume unterschiedlichster Laubfärbung stehen, dekorieren das Landschaftsbild. Besonders die gelb-grünen Mashatu-Bäume setzen hübsche Farbakzente. Inzwischen dominieren Mopanebäume die Vegetation – eine Lieblingsspeise der Elefanten. Die lassen dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Erst sehen wir ihre Dunghaufen, doch dann – fast direkt am Eingang zum Tuli-Block – empfängt uns rechts und links der Straße eine große Herde Elefanten. Einige von ihnen queren vor uns die Fahrbahn. So rötlich, wie die Erde hier ist, so rötlich ist auch ihre Haut. Sie sind kleiner als in der Chobe-Region. Eine Mama hat es dann auch ganz eilig, mit ihrem fast neugeborenen Nachwuchs über die Straße zu kommen. Der Kleine ist nicht älter als einen Monat und soo süß! Tapfer versucht er, mit seiner Mama Schritt zu halten.



Die Limpopo-River-Lodge, die auch eine Campsite hat, ist gut ausgeschildert. Obwohl wir nicht reserviert hatten, stellt es kein Problem dar, eine Campsite zu bekommen. Wir erhalten einen Lageplan des Farmgeländes, auf dem wir auch selbst Pirschfahrten machen dürfen. Auf der Campsite empfängt uns Johannes. Er ist der Platzkeeper hier und gibt uns die schönste Campsite (Nr. 5). Direkt am Limpopo, unter uralten Bäumen, von denen manche über 500 Jahre alt sind, wurden liebevoll Campsites angelegt. Von unserem Platz aus haben wir einen schönen Ausblick auf den Fluss. Für jeweils zwei Plätze befinden sich ein kleines Stück entfernt in einem schilfgedeckten Häuschen mit Freiluftcharakter Toiletten, Duschen und Waschgelegenheiten. Alles ist überaus sauber und sehr idyllisch. Erfreut stellen wir fest, dass wir die einzigen Gäste auf der Campsite sind. Wir können den herrlichen Platz also richtig genießen.

Für 2o Pula (2 EUR) ordern wir bei Johannes Feuerholz, das er uns kurz darauf als Schubkarrenladung bringt. Sogar eine Quittung stellt er uns dafür aus.

Wir vespern erst einmal ausgiebig, bevor wir versuchen wollen, am Fluss entlang bis zur 3 km entfernten Lodge zu laufen. Leider gibt es aber keinen Fußweg direkt am Fluss entlang. Der einzige Weg führt oben durch Mopanewald. Dort knallt einem aber die Sonne direkt auf`s Haupt. Das muss nun wirklich nicht sein und so drehen wir um. Statt dessen setzen wir uns gemütlich auf die Campsite, schauen auf den Fluss und genießen die Ruhe. Während unserer Abwesenheit hat Johannes inzwischen schon ein Häufchen trockenes Reisig aufgebaut, damit wir unser Feuer gut entzünden können. Ein guter Geist!



Auf und am Fluss wird uns allerhand geboten. Es gibt sehr viele Vögel hier. Im Baum über uns wohnt ein Eich- bzw. Baumhörnchen. Am gegenüberliegenden Ufer äsen Buschböckchen.

Bei einem gemütlichen Lagerfeuer genießen wir den Abend. Das Mopani-Holz, das Johannes uns gebracht hat, riecht wieder so wunderbar würzig. Freundlicherweise lassen uns sogar die Moskitos einigermaßen in Ruhe. Aus einem der großen Bäume beobachtet uns eine Eule.

Immer mal wieder knackt, platscht und raschelt es um uns herum. Dann hört es sich an, als ob Elefanten im Fluß baden. Uwe meint, das ist weit weg. Wieso können wir dann aber schon ihren Magen rumpeln hören und ihre Pubse riechen? Ich leuchte mit dem Scheinwerfer und sehe den ersten Eli schon auf einer der hinteren Campsites. Im Scheinwerferlicht verzieht er sich sofort.  Wir packen mal vorsichtshalber zusammen und gehen schlafen. Beim Einschlafen kann ich ihn noch ganz in unserer Nähe friedlich fressen hören. Unglaublich, wie leise diese großen Tiere sein können.

25.05.2010       Limpopo River Lodge (Tuli Block)

Frankolin, Graulärmloris und Co. wecken sehr zuverlässig. Kaum beginnt es zu dämmern, schon lärmen sie um die Wette. Im Baum über uns hackt ein Specht. Nichts stört diese Idylle hier.

Heute Morgen wollen wir eine Pirschfahrt über das riesige Gelände der Farm unternehmen und die Gegend erkunden. Es dauert auch gar nicht lange, bis wir die ersten Elefanten sehen. Erstaunlicherweise klettern sie mitten in Doloritfelsformationen herum. Wir hätten nicht für möglich gehalten, dass diese Tiere so klettern können. Für ihre Lieblingsspeise scheinen sie so Einiges in Kauf zu nehmen. Uns fällt auf, dass die Tiere alle sehr scheu sind. Sobald sie uns sehen, laufen sie davon. Wir fahren durch das Gebiet und sehen Buschböcke, Impalas, Zebras, Kudus, Mangusten, Meerkatzen sowie eine Menge Vögel, doch alle immer auf der Flucht.



Es gibt auf dem Farmgelände relativ viele Wasserlöcher, an denen die Tiere sich zum Trinken einfinden. Am Wasserloch Koro-Pan kommt eine Herde Elefanten nach der anderen zum Trinken und Schlammbaden. Viele von ihnen haben Jungtiere dabei. Schade, dass sie so furchtsam sind. Leider stellen sich die Tiere zum Trinken immer dorthin, wo uns jeweils Büsche die Sicht versperren. Jedes Mal, wenn wir das Fahrzeug umsetzen, um besser sehen zu können, laufen sie ängstlich davon. Wir schieben schon das Auto hin und her und machen uns dabei fast in die Hosen vor Lachen. Leider bringt uns das aber auch nicht wirklich in eine gute Fotoposition. Also steige ich mit der Kamera aus und versuche vorsichtig ein Stück um einen Busch herum zu gehen, der die Sicht versperrt. Aus der Hocke möchte ich ein paar Aufnahmen der trinkenden Tiere machen. Sofort kommt ein ganz kleiner Eli trompetend auf mich zugerannt. Erschrocken nehme ich Reißaus und steige wieder ins Auto. Uwe lacht sich halb schlapp und meint, dass das doch nur ein Scheinangriff war. Das mag ja sein, aber weiß ich, ober der Kleine vor hat, vor mir zu bremsen?  So ein Wonneproppen haut mich trotzdem um.


Im Laufe der Pirschfahrt sehen wir noch viele Elefanten, aber alle verziehen sich sofort in die dichten Mopanibüsche. Dann sind sie quasi unsichtbar.

In einem Teil der Farm, in dem besonders viele Doloritformationen stehen, klopft ein Specht an einem toten Baum herum. Das harte Totholz erzeugt eine solche Resonanz, dass wir gebannt inne halten und seinem Klopfen lauschen. Die umliegenden Felsen verstärken diese Akustik noch.

Wir schauen noch an der Lodge vorbei. Auch dort sind keine Gäste. Zurück auf der Campsite bitten wir Johannes, uns den Warmwasserkessel schon mal anzuheizen. So können wir in Ruhe duschen und auch Haare waschen. Der warme Wind hat dann noch genug Zeit, als Freiluftfön zu fungieren.

Gemütlich verbringen wir den Nachmittag auf der Campsite unter den wunderschönen alten Bäumen mit Blick auf den Fluss. Wir schmieden schon mal Pläne für die nächsten Tage.

Über uns im Baum sitzen zwei wunderschöne zitronengelbe Maskenpirole, die lautstark auf sich aufmerksam machen. Kurze Zeit später sehen wir, dass die Beiden auf dem Ast eingeschlafen sind. Auch der Lichtkegel unseres Scheinwerfers lässt sie nicht einmal zusammen zucken. Das hatten wir so noch nicht gesehen.

Auch heute bringt uns Johannes wieder reichlich Mopani-Holz. Wir haben ein schönes Lagerfeuer, das noch lange brennt. Als wir zu Bett gehen, können wir wieder die Elefanten hören, die ganz in der Nähe Äste knacken.

26.05.2010       Limpopo River Lodge - Kalahari Rest Lodge (Nähe Kang)

Wieder wecken uns heute Morgen die Vögel. Die beiden Maskenpirole, die gestern vor Erschöpfung eingeschlafen sind, haben wohl einen gestörten Biorhythmus. Jedenfalls ist es noch stockdunkel, als sie ihr Morgenkonzert anstimmen. Zum Glück ist unser Toleranzpegel im Moment ziemlich hoch. Später stimmen auch die anderen Vögel der Gegend nach und nach in das Konzert ein. Der Limpopo dampft, denn die Nacht hat die Luft ziemlich abgekühlt.


Wir packen zusammen, denn es zieht uns weiter. Eigentlich wollten wir ja noch zum Stevensford GR, doch das Wild ist einfach zu scheu. Offenbar wird hier noch fleißig gejagt. Noch einmal fahren wir am Wasserloch der Koro-Pan vorbei, wo augenblicklich zwei Elefanten laut trompetend in den Busch fliehen.

Ohne lange Diskusion sind wir uns einig, dass wir heute bis Gabarone fahren, das Buchungsoffice von DWNP (Departement of Wildlife and National Parks) suchen und dort versuchen werden, noch Reservierungen für einige Tage Rooiputs und Polentswa im Kgalagadi TP zu bekommen. Zwar haben wir keine Ahnung, wo DWNP sitzt, denn die Briefbögen tragen nur die P.O.-Box, aber wir werden es schon finden. Notfalls fahren wir zur Polizei und lassen uns von denen helfen. Das hat bisher immer prima funktioniert und so freundlich wie die Menschen hier sind, wird das ebenfalls kein Problem sein. Eine Adresse vom DWNP hat Uwe im GPS. Dort werden wir es zuerst versuchen.

Schon 30 km vor Gabarone wird die Straße 4-spurig und 20 km vorher gibt es hellblaue Straßenbeleuchtung. Was für eine Verschwendung, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der ländlichen Bevölkerung noch nicht einmal Strom hat.

Ich habe zwar von Gabarone einen Stadtplan, doch die Straßen, die wir passieren, tragen keine Namen. So ist das Ding das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt wurde. Uwe muss sich rein auf das GPS verlassen. Auf Anhieb finden wir das Headquater von DWNP und Uwe marschiert da rein, während ich "Außenstudie" treibe. Ein wenig beneide ich ihn ja um die Mission, denn zu gern hätte ich mir das auch mal von innen angesehen. Das Gebäude in der Nähe der Kgale Hills macht von Außen viel her – verhältnismäßig neu und sehr modern. Rings um das DWNP Headquater stehen weitere moderne Bürogebäude. Überall herrscht ein reges Kommen und Gehen. Besonders auffällig aber ist, dass der Business-Look nicht schick genug sein kann. Hier haut Eine(r) mehr auf die Kacke als die/der Andere. Wüssten wir es nicht besser, würden wir meinen, dass die Menschen ziemlich wohlhabend sind. Auf das Äußere wird in Botswana sehr viel Wert gelegt, auch wenn es hinter den Kulissen dann meist ganz anders aussieht.

Nun schon an die afrikanische Bürokratie und Arbeitsweise gewöhnt, braucht gut Ding Weile. Nach reichlich 45 Minuten kommt Uwe grinsend, aber mit einem Zettel in der Hand, wieder. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen und sein erster Satz ist: "Dass es hier zu Falsch- und Doppelbuchungen kommt, wundert mich gar nicht mehr! Es ist ein Wunder, dass überhaupt so viele Buchungen korrekt sind." Er erzählt:

"Zuerst musste ich mich mit ID-Nr. des Reisepasses und Uhrzeit in ein Registrierungsbuch eintragen. Dazu lag eine alte Wanduhr auf dem klapprigen Holztisch. Dann bin ich in das Buchungsoffice gegangen, wobei ich die Tür fast in der Hand hatte, so wacklig ist die. Im Office stand ich dann hinter einem Tresen vor vier afrikanischen Ladys in grüner Uniform. Sofort ist eine der Ladys aufgesprungen und hat sich äußerst freundlich um mein Anliegen gekümmert. Ich habe ihr meine konkreten Buchungswünsche für die einzelnen Tage und Campsites vorgetragen und sie hat dazu in zwei Ordnern (Mai/Juni) zu meinem Wunsch pro Trag eine freie Campsite gesucht. Sofern sie eine fand, hat sie dies von Hand in ein Formular eingetragen. So sind wir 8 Tage durchgegangen. Dazu musste sie pro Tag immerhin zwei handgeschriebene DIN A4-Blätter aller Campsites, die der DWNP noch verwaltet, durchsehen. Als wir mit den 8 Tagen durch waren, hat sie dann von dem Formular meine Wunschreservierungen zusammen mit der Reservierungsnummer in die Reservierungsbücher übertragen. Das hieß, noch einmal diese Ordner und pro Tag alle einzelnen Blätter in die Hand nehmen. Erst wenn hinter einer Campsite eine Reservierungsnummer steht, ist sie verbindlich belegt. Oft wurde dazu schon X-Mal radiert. (Die Reservierungsnummern werden "händig" generiert und nicht etwa vom EDV-System vergeben.)

Der Reservierungszettel wird dann (im Adlersuchsystem, wie sonst) in den Computer übertragen. Immerhin rechnet der PC wenigstens aus, was es kostet. Die begehrte Reservierungsbestätigung wurde dann als Kopie ausgedruckt. Ich durfte noch einmal alles auf seine Richtigkeit prüfen und dann bekam ich endlich die abschließende Buchungsbestätigung für die 8 Tage ausgedruckt. Die sieht dann so aus, wie wir sie von den anderen DWNP-Reservierungen kennen – mit PC erstellt. Ich konnte dann sogar mit Kreditkarte zahlen.

Nach diesem System arbeiten alle vier Ladys dieses Büros. Die Anzahl möglicher Fehlerquellen für untergegangene Anfragen, Falsch- und Doppelbuchungen ist schier unendlich. Wehe dem, wenn zwei Ladys gleichzeitig Buchungen für eine Campsite vornehmen; wenn sie vergessen, eine geblockte Reservierung auszuradieren, die Reservierungsnummer einzutragen oder bei Stornierungen wieder zu entfernen; wenn sie sich beim Generieren oder Schreiben der Reservierungsnummer vertun; wenn sie falsche Daten in den PC abtippen usw. Kurz, es grenzt fast an ein Wunder, dass dennoch so viele Buchungen funktionieren.

Es versteht sich von selbst, dass ich meinen Abgang wieder in einem Registrierungsbuch dokumentieren musste – schließlich bin ich in einem Ministerium.

Immerhin habe ich aufgepasst wie ein Adler und bis auf eine kleine Verschiebung habe ich auch alle Reservierungen bekommen, wie wir sie gern wollten." Stolz hält Uwe mir die Reservierungsbestätigung unter die Nase. Der Aufwand hat sich gelohnt; John Wayne, wir kommen wieder! Wir haben noch einmal Buchungen für die Wilderness Camps Polentswa und Rooiputs bekommen. Juchhu!

Nun können wir uns auf die Suche nach Tankstelle und Supermarkt machen. Die Lady hatte Uwe noch erklärt, dass unsere alten Pulas nur auf der Bank of Botswana getauscht werden und die hat heute bereits geschlossen. Wir beschließen, die knapp 40 Euro als Verlust zu verbuchen. Es lohnt sich nicht, deswegen wertvolle Urlaubszeit zu vertrödeln.

Gleich neben dem Headquater des DWNP an den Kgale Hills befindet sich das große Einkaufscentre (Game City) mit Tankstelle und einem Super-Spar. Rasch bekommt unser Auto den "Bauch" ordentlich mit Diesel gefüllt, bevor in unseren leckere Süßstückchen wandern. Hier im Super-Spar gibt es nicht nur eine riesige Auswahl, sondern auch eine deutsche Metzgerei mit sehr gutem Angebot. Wir versorgen uns mit allem Notwendigen, bevor wir die Stadt in Richtung Kgalagadi TP verlassen. Ziel ist es, über das Kaa-Gate in den Park einzureisen. Diese Region kennen wir bisher noch nicht.

Heute werden wir versuchen, so weit wie möglich zu kommen, damit wir morgen möglichst zügig in den Park fahren können.

Das Headquater des DWNP befindet sich am nördlichen Stadtrand an der Ausfahrtstraße in Richtung Kang. So können wir die Stadt zügig verlassen. Unterwegs bringen uns immer wieder einige Pickups zum Schmunzeln. Die kleinen Fahrzeuge sind hoffnungslos mit Möbelstücken und anderen Waren überladen, dass wir nur staunen, wie das überhaupt hält. Ganze Wohnungseinrichtungen werden hier hochgestapelt transportiert.

Kaum haben wir die A1 verlassen, wird der Verkehr weniger und wir können wieder etwas entspannen. Die herrliche Landschaft zwischen Kanye und Jwaneng mit sanft bewaldeten Hügeln hilft uns dabei. Über ein Werbeplakat für eine Schlachterei in Kanye müssen wir herzhaft lachen. Dort wird mit : "Better Return for your Cattle" geworben.

Die Teerstraße ist in gutem Zustand, es herrscht kaum Verkehr und wir kommen zügig voran. Wir fahren dem Sonnenuntergang entgegen. Unser Ziel ist die Kalahari Rest Lodge, 25 km hinter Kang. Uwe ist wild entschlossen, bis dort hin zu fahren, auch wenn es bereits dunkel wird.



Gegen 20 Uhr erreichen wir die Kalahari Rest Lodge. Dort gibt es auch eine Campsites, auf der wir wieder einmal die einzigen Gäste sind. Kurz nach unserer Ankunft kommt sogar noch der Platzkeeper, der uns das Licht anmacht und den Warmwasserkessel anheizt. Er scheint uns auch zu bewachen. Viel sehen wir zwar von der Campsite nicht mehr, doch was wir sehen, gefällt uns. Die sanitären Einrichtungen sind sehr sauber, es gibt Strom, eine Feuerstelle und genug Platz haben wir auch.

Inzwischen ist es schon sehr frisch geworden. Eine kalte Nacht kündigt sich an. Dankbar kuscheln wir uns in alle Schlafsäcke und Decken, die wir haben. Die Campsite befindet sich recht nah an der A2 – dem Trans-Kalahari-Highway. Man kann zwar die vorbeifahrenden Autos hören, doch viele Autos sind nicht mehr unterwegs, so dass wir gut schlafen.

27.05.2010       Kalahari Rest Lodge - Wilderness Camp Polentswa (Kgalagadi TP)

Mit der Morgendämmerung stehen wir auf. Es fällt schwer, sich aus den warmen Hüllen zu schälen. 5°C sind nicht so wirklich warm. Kaum steht aber die Sonne am Himmel, wird es wieder wohlig warm. So ist das halt im afrikanischen Winter. Rasch gibt es noch Frühstück als Stehbankett, dann sind wir auch schon startklar. Wir sind gespannt, wie der Weg zum Kaa-Gate sein wird.

Die 25 km bis nach Kang müssen wir zurückfahren. Von dort zweigt die gut beschilderte Zufahrtsstraße in die Mabuasehube Section und zum Kaa-Gate ab. An der Tankstelle in Kang tanken wir noch einmal voll. Dort steigt eine junge Herero-Frau aus einem der Fahrzeuge. Uwe ist hin und weg. Die ist aber auch hübsch in ihrer üppigen, golden glitzernden Robe. Er fasst sich ein Herz und spricht die junge Frau an. Ihr Begleiter legt fest, dass das Foto 10 Pula (1 EUR) kostet. Dann darf Uwe sie fotografieren. Vor Aufregung bekommt er kein vernünftiges Bild hin. Schade, denn sie ist wirklich eine Augenweide.



Die Zufahrtsstraße nach Hukuntsi und damit zum Kaa-Gate und zur Mabuasehube-Section (der Weg gabelt sich erst unterwegs), wird gerade aufwendig ausgebaut. Wozu – weiß der Henker. Die bisherige Piste müsste nur mit einem neuen Belag versehen werden, dann wäre sie vollkommen ausreichend. Auch hier sind die Chinesen dick im Geschäft.

Schon wieder – mitten im Nirwana – steht ein Sendemast. Inzwischen gibt es in Botswana wohl kaum noch Flecken, die kein Mobilfunknetz haben. Das Sattelitentelefon kann man sich in Zukunft echt verkneifen. "Orange" ist in Botswana der Mobilfunkanbieter und verdient sich dumm und dämlich.

Die vielen umgeschlagenen Bäume an der Straße animieren uns dazu, gleich noch den Dachgepäckträger voll Holz zu laden. Wir haben zwar noch, aber davon kann man nicht genug haben.

In Hukuntsi haben wir ein wenig Mühe, die richtige Piste zu finden. Die Beschilderung ist etwas mager oder wir haben sie übersehen. Auf jeden Fall kommen wir am Dorffriedhof vorbei. Die Gräber sehen aus wie kleine Vogelkäfige mit schmiedeeisernen Gittern und grünen Schattendächern. Ein sehr interessanter Totenkult.

Wir müssen ein wenig nach dem richtigen Weg suchen. Dabei landen wir fast auf dem Anwesen eines San. Der kommt uns sofort freundlich zu Hilfe, weist uns den rechten Weg und passt auf, dass wir ihn auch wirklich finden. Dankbar setzen wir unseren Weg fort. Nun besteht die Piste wieder aus einer sandigen Fahrspur mit gelegentlichen Bumps, die unsere Fahrgeschwindigkeit bestimmen.

Die Gegend, durch die wir fahren, gefällt uns gut. Es gibt Grasland mit lichtem Baumbestand und es gibt Pfannen. Bewohnt scheint die Gegend nicht zu sein und wenn doch, dann höchstens von einigen San.

Am Rand der Tshetswane Pan sehen wir auf einer Anhöhe ein mobiles Camp für 8 Gäste. Die Pan selbst ist sehr wildreich. Löffelhunde, Springböcke, Oryx, Kuhantilopen und Gnus können wir beobachten. In der nächsten Pan entdecke ich sogar einen Leoparden. Leider ist er recht scheu und viel zu weit weg, um ihn vernünftig fotografieren zu können. Als er sich im Gras abduckt, ist er verschwunden.

Wir erleben hier eine wunderschöne Gegend, die noch richtige Wildnis ist. Gemütlich "reiten" wir dem Kaa-Gate entgegen. Zwar ist die Piste tiefsandig, doch für offroad-erfahrene Fahrer gut zu bewältigen.



Am Kaa-Gate sind wir heute lt. Registrierungsbuch die bisher einzigen Gäste. Die Kaa-Campsite ist ebenfalls leer. Bis zum Nossob-Valley müssen wir noch einmal 80 km bewältigen. Die Streckenbeschaffenheit entspricht dabei in etwa der Fahrt in die Mabuasehube-Pan. Es ist landschaftlich sehr schön, doch man muss genug Zeit mitbringen. Uns wird die Zeit langsam knapp. Auf der bumpigen Piste verlieren wir dann auch nach und nach unser schönes, unterwegs gesammeltes Holz wieder. Naja, wie gewonnen, so zerronnen. Um kurz nach 18 Uhr erreichen wir die Campsite Polentswa. Juhu, wir sind heute die einzigen Gäste. So können wir uns den schönsten Platz aussuchen. Aufgrund des Vollmondes und der weiten Sicht in die Ebene des Nossob-Tales wählen wir Platz Nr. 1. Der Vollmond scheint so hell, dass wir kaum Licht brauchen. Es ist, als ob Einer eine Lampe angeknipst hat – wunderschön und friedlich. Ganz in der Ferne hören wir einen Löwen brüllen. Das ist das Feeling, das uns so gefällt. Schon dafür hat es sich gelohnt, noch einmal hierher zurückzukehren. Ein gigantischer Sternenhimmel überspannt das Firmament.


In einem Baum an der Campsite entdecken wir wieder so eine süße Baummaus. Auch hier im Schattendach leben viele Geckos. Sogar ganz Kleine sitzen zwischen den Balken. Satt zu fressen gibt es hier offensichtlich genug.

28.05.2010       Polentswa - Wilderness Camp Rooiputs (Kgalagadi TP)

In der Nacht war es angenehm warm. Wir hören den Löwen ein paar Mal aus unterschiedlichen Richtungen brüllen – so als ob er um uns herum gelaufen ist. Uwe meint, er sei sein Revier abgegangen. Na Mann muss es ja wissen.

Heute Morgen werden wir - wie hier üblich - von Löwengebrüll geweckt. Rasch packen wir zusammen. Vielleicht treffen wir ja "unseren" Löwen noch. Leider bleibt er auch heute unsichtbar. Nun, man kann nicht immer nur Glück haben. Da wir leider nur für diese eine Nacht eine Reservierung auf der Campsite Polentswa bekommen haben, werden wir heute weiter nach Rooiputs fahren.

Außer einer hübschen Wildkatze, die sich in einer Baumgabel von den ersten Sonnenstrahlen wärmen lässt, sehen wir leider auf unserer Pirschfahrt nichts Außergewöhnliches. Dennoch ist die Gegend reich an Tieren, die in teilweise recht großen Herden unterwegs sind. Oryx gibt es im Überfluss, aber auch Springböcke, Gnus, Kuhantilopen und viele Strauße halten sich im Moment in der Gegend des Nossob-Tales auf. Im Nossob-Camp tanken wir auf, bevor wir unsere Fahrt nach Rooiputs fortsetzen. Auf einem Rastplatz machen wir Pause. Neugierig warten Mangusten, Erdhörnchen und ein halbblinder Schakal darauf, dass es bei uns etwas Fressbares gibt. Der Schakal hat wohl erkannt, dass er hier auf dem Rastplatz ganz gut (über-)leben kann, weil doch immer etwas für ihn abfällt.



An der Kreuzung nach Kielie Krankie, wo bisher nur Besucher der Campsite Rooiputs weiter auf der gesperrten Straße fahren durften, versperrt uns ein Schilderwald den Weg. Nun künden gleich mehrere Schilder davon, dass diese Straße gesperrt ist. Selbst Besucher der Campsite Rooiputs werden auf eine Umfahrung, parallel der Straße geschickt. Diese Piste ist teilweise von tiefen Regenrinnen durchzogen und fährt sich gar nicht gut. Auch kratzen immer wieder rechts und links des Weges die stachligen Büsche am Auto entlang. Zu verstehen ist das nicht, weshalb wir hier oben lang fahren sollen, wenn doch unten an der Straße gar nicht gearbeitet wird.

So gegen 14:30 Uhr erreichen wir die Wilderness-Campsite Rooiputs. Fast bekommen wir einen Lachanfall, als wir auch dort den neu entstandenen Schilderwald sehen. Ein riesengroßes Schild verkündet in großen Lettern, dass man unter Androhung einer Gerichtsvorladung die alte Straße nicht benutzen darf. Das heißt aber auch, dass man nicht mehr bis zum Wasserloch Rooiputs darf. Ein weiteres Schild weist darauf hin, dass auch hier die offiziellen Gate-Einschlusszeiten Gültigkeit haben und Fahrten außerhalb dieser Zeit nicht gestattet sind. Wussten die, dass wir zurück kommen??? War das nicht ein wenig viel Aufwand, wegen uns so ein Schild anzufertigen? Hat hier John Wayne eine Aktie dran? Was uns zu Beginn unseres Urlaubs noch aufregte, lässt uns jetzt gelassen grinsen. Schauen wir mal.



Natürlich können wir uns nicht verkneifen, nach "unserer" Leopardin zu schauen. Zu neugierig sind wir, ob sie noch da ist. Auf dem Weg dorthin stellen wir fest, dass John Wayne ganze Arbeit geleistet hat. An sämtlichen Wegen und Einfahrten stehen Sperrscheiben. Spuren, die zur Straße hin führen, sind mit quergelegten Baumstämmen gesperrt. Kichernd nehmen wir zur Kenntnis, dass man nur einen Weg vergessen hat; den in die Dünen.

Allein an den vielen Fahrspuren im Sand ist noch genau zu erkennen, wo die Stelle mit der Leopardin war. Leider können wir die Gegend absuchen, wie wir wollen. Masha und ihre beiden Jungen können wir nirgends entdecken. Eigentlich war uns das ja klar, aber ein wenig Hoffnung hatten wir dennoch, sie wiederzusehen.

Verwundert stellen wir fest, dass auf der neuen Straße jede Menge Autos fahren. Uwe meint, dass die bestimmt bis zum Wasserloch geöffnet wurde. Ich habe da so meine Zweifel. Auf unserem Weg zurück ins Camp können wir noch Löffelhunde und Bienenfresser beobachten. Den ganzen Tag weht schon ein frischer Wind. Jetzt, als die Sonne untergegangen ist, wird es richtig kalt. Zum Glück lässt wenigstens der Wind nach. Längst reicht die Vliesjacke nicht mehr aus, um uns einigermaßen warm zu halten. In eine Decke gewickelt und mit Wollhandschuhen rücke ich ganz nah ans Feuer. Bah, ist das kalt! Das Savanna gibt es heute als heißen Apfelcidre direkt aus dem Feuer. Wir sind schließlich flexibel! Jedenfalls können wir uns schon mal auf eine eisig kalte Nacht einstellen.



Fast könnte man meinen, der Kapfuchs will sich bei uns am Feuer wärmen, so nah kommt er. Aber wahrscheinlich hat er einfach nur Hunger und schaut, ob wir etwas für ihn übrig haben.

29.05.2010       Wilderness Camp Rooiputs (Kgalagadi TP)

Wir können es kaum glauben. Heute Nacht haben wir einen neuen Rekord aufgestellt. Unsere Windschutzscheibe ist vereist. Minus 6°C zeigt das Thermometer an. Sind wir eigentlich bekloppt, dass wir uns das antun? Dabei schläft Uwe nur in einem Baumwoll-Sommerschlafsack. Er hat zwar meinen noch als Extradecke mit zur Verfügung, doch wirklich warm ist das auch nicht. Ich bin heute Morgen quasi als Mumie erwacht - mit so ziemlich allem, was mir an Bekleidung zur Verfügung steht und tief im Schlafsack vergraben. Bah, ist das kalt! Ein wenig fühlen wir uns heute wie auf einem Überlebenstraining. Selbst die Vögel kommen ganz nah ans Zeltfenster, als ob sie etwas von unserer Körperwärme ab haben wollen. Sie sitzen auf den Stangen, die das Fenster spannen und manchmal sogar direkt an der Fenstergaze. Dann könnte man ihnen die "Fußsohlen" kraulen.


Alle unnötigen Aktivitäten werden heute Morgen auf ein Minimum reduziert. Sofort ziehe ich wieder meine Handschuhe an. Wenigstens spendet die Restglut von unserem abendlichen Lagerfeuer noch Wärme. Heute jammert sogar Uwe, der sonst echt hart im Nehmen ist, über die frostigen Temperaturen. So kalt hat uns der afrikanische Winter noch nie erwischt. Immerhin lernen wir daraus, dass eine wirklich warme Jacke eben doch ins Reisegepäck gehört.

Mit voll aufgedrehter Heizung, den heißen Kaffee bzw. Tee schlürfend, begeben wir uns auf Pirschfahrt. Leider sind heute Morgen außer ein paar Löffelhunden noch nicht viele Tiere unterwegs. Selbst den Mäusen ist es zu kalt. Gestern Abend und in der Nacht haben wir aus Richtung der Campsite Nr. 5 immer wieder Löwengebrüll gehört. Leider bekommen wir aber den Verursacher wieder nicht zu sehen. Naja, wer weiß, wo der jetzt in der Sonne liegt.

Gegen 8:30 Uhr ist das "Leid" der Nacht dann schon vergessen. Schnell hat die Sonne alles wieder gut gemacht. Wenn die Temperaturen im Laufe des Tages dann auf 35°C und mehr ansteigen, ist es nur schwer zu glauben, dass die Nächte so eisig kalt sein können.

Wir beobachten eine Gruppe Erdmännchen, die sich immer wieder aufmerksam auf die Zehenspitzen stellt, um die Gegend zu observieren. Manchmal verlieren sie dabei dann das Gleichgewicht und fallen um. Das ist lustig anzusehen. Völlig unerwartet sehen wir dann sogar auf einem Baum eine Kapkobra, die auf dem Weg zu einem Webervogelnest ist, um sich daraus ein paar Jungvögel zu holen.



Heute scheint irgendwie der Tag des Eises zu sein. Aus der Milchpackung kommt statt Milch für`s Müsli nur Eis heraus. Unser Kühlschrank kühlt wirklich hervorragend und ist locker in der Lage, alles zu frosten.

Wir fahren die Wasserlöcher in Richtung „Kielie Krankie“ ab und bekommen einen Tip, dass am Wasserloch „Kij Gamies“ zwei Löwen im Gras liegen. Wir finden sie mit Müh und Not. Hätten wir nicht gewusst, dass sie dort liegen, hätten wir sie im Leben nicht gesehen. In der Hoffnung, dass vielleicht ein paar Tiere zum Trinken vorbei kommen, bleiben wir eine Weile am Wasserloch „Tierkop“ stehen. Außer ein paar Oryx und zwei Schakalen hält sich der tierische Besuch aber in Grenzen. Auf unserer weiteren Pirschfahrt sehen wir noch einen Kapfuchs und drei Löffelhunde.



Zuverlässig, wie jeden Abend, kommt uns abends auf der Campsite der süße Kapfuchs besuchen. Er scheint zu wissen, dass sich so ein Besuch lohnt.

Auch heute Abend ist es ziemlich kühl und es verspricht, noch eine kalte Nacht zu werden. Wir ziehen ein paar Lagen übereinander und kuscheln uns schon mal in alle Decken, die wir haben - dankbar, dass uns diesmal vier Decken eingepackt wurden.

Der Springhase vor dem gigantischen Dünenpanorama der Campsite Nr. 4 und der Vollmond dazu erwecken heute unsere Begeisterung ehrlich gesagt nur mittelmäßig. Viel mehr beschäftigt uns die Frage, ob das jetzt mit der Kälte etwa so weitergeht.

30.05.2010       Wilderness Camp Rooiputs (Kgalagadi TP)

Wir haben recht gut geschlafen. Dafür schaut aus dem Schlafsack nur noch die Nase heraus. So können wir aber auch kein Löwengebrüll hören. Heute Morgen denke ich an Streik. Bei dieser Kälte aus dem warmen Schlafsack zu kriechen, scheint mir vollkommen absurd. Uwe droht, mit mir im Zelt zu fahren. Keine schlechte Idee. Das sollten wir ausprobieren! Dann hat er seinen Mumienexpress im wahrsten Sinne des Wortes!

Immerhin zeigt das Thermometer heute nur minus 2°C an. Das ist gegenüber gestern ja schon mal eine enorme Steigerung! Wir wussten zwar, dass es in der Kalahari kalt werden kann, aber wie sich das anfühlt, das wissen wir erst jetzt so richtig. Mit der entsprechenden Ausrüstung und Kleidung mag das ja gehen, aber nicht mit Sommerequipment. Naja, aus Erfahrung wird man klug. Inzwischen träumen wir von einem Dachzelt mit Fußbodenheizung und Bullerofen.

Ich warte einfach noch ein wenig auf die Sonne, bevor auch ich mich aus meinen Schlafschichten schäle. Heute hat die Sonne auch wieder mehr Kraft als gestern, so dass das Frieren bald ein Ende hat. Auch die Tiere sind heute wieder viel aktiver als gestern.

Wir fahren den traumhaft schönen Weg in die Dünen, den man offenbar vergessen hat bei der großen Sperrscheibenaufstellaktion. 10 km unberührte Dünenlandschaft, ein Ausblick schöner als der Andere, begeistern uns. Bei einer Erdmännchenfamilie verweilen wir. Die Tiere sind natürlich entsprechend scheu, weil sie nicht an Menschen gewöhnt sind. Den Bau eines Erdferkels bewundern wir wegen seiner Größe. Das Tier hat ganz schön gegraben. Man könnte locker ein halbwüchsiges Kind da rein schicken. Obwohl viele Tierspuren überall in den Dünen von Wild zeugen, bekommen wir aber leider kaum Tiere zu sehen.



Gegen Mittag treten wir den Heimweg an. Auf der Campsite sind wir jetzt ganz allein. Wir vespern gemütlich und relaxen. In vollkommener Stille genießen wir den schönen Ausblick auf die Dünenlandschaft. Besonderen Spaß machen die Erdhörnchen, die sich um einen vergammelten Apfel balgen. Da fliegen ihre buschigen Schwänze nur so durch die Luft.

Uwe nutzt die Zeit, um mal nach unserem Kühler zu schauen. Dort in dem Kühlergitter hat sich während unserer Fahrten durch hohes Gras eine ganze Menge Grassamen angesammelt. Damit es nicht zu einer Überhitzung des Kühlers kommt, entfernen wir diese "Grasmatte" lieber.

Am Nachmittag gehen wir noch einmal auf Pirschfahrt, doch außer einem hübschen Eulenpärchen und einem schlafenden Kapfuchs sehen wir nicht viel. Den Straußen, die im Sonnenuntergang ausgiebig ihr Staubbad nehmen, schauen wir noch eine Weile zu, bevor wir zurück zur Campsite fahren. Heute ist es glücklicherweise nicht so kalt und wir können wieder gemütlich am Feuer sitzen. Immerhin zeigt das Thermometer noch 17°C an, so dass wir auch nicht wieder mit so einer kalten Nacht rechnen müssen. Auch jetzt kommt aus Richtung der Campsite Nr. 5 Löwengebrüll. Der Bursche ist ziemlich nah.




31.05.2010       Wilderness Camp Rooiputs (Kgalagadi TP)

Den ganzen Tag weht ein kräftiger Wind. Wir nutzen die Pirschfahrt gleich, um in Twee Rivieren unsere Ausreise- und Buchungsformalitäten für Südafrika zu regeln. Außer drei hübschen Eulen, die in einem Baum sitzen, sehen wir aber unterwegs leider nichts Außergewöhnliches.

Lediglich ein Graureiher zieht uns in seinen Bann. Er steht mitten in der trockenen Savanne. Zuerst tippen wir auf Mäusejagd. Umso verwunderter sind wir, als wir beobachten, dass er Eidechsen frisst. Eine nach der Anderen erbeutet er in kürzester Zeit. Er hat sich offensichtlich an die vorhandenen Bedingungen angepasst. Hilflos zappeln die Echsen in seinem Schnabel.

In Twee Rivieren erfahren wir, dass die neue Straße tatsächlich bis zum Wasserloch geöffnet wurde.

Zurück im Camp hängen wir in unseren Hängematten ab. Auf einem herrlichen Feuer können wir endlich auch mal zünftig im Potjie kochen. Es gibt Geschnetzeltes und einen leckeren südafrikanischen Rotwein dazu. Wieder kommt aus den Dünen Löwengebrüll. Der Kapfuchs freut sich über unsere Reste.




01.06.2010       Wilderness Camp Rooiputs (Kgalagadi TP)

Langsam scheinen sich die Nachttemperaturen wieder einigermaßen zu normalisieren. Heute Morgen haben wir 7°C. Am Wasserloch "Kij Kij" treffen wir auf eine Löwin, die gerade zum Trinken geht. Anschließend legt sie sich zum Schlafen in die Dünen. Ihr schauen wir noch eine Weile beim Schlafen zu. Dann fahren wir bis zum Rastplatz "Melkvlei". Dort frühstücken wir gemütlich und stellen den hübschen Eidechsen nach. Aufgrund der vielen Mäuse, die hier wohnen, gibt es natürlich auch Schlangen, aber denen ist es im Moment viel zu frisch. Da zeigt sich Keine.


Auf dem Rückweg schauen wir noch einmal bei der schlafenden Löwin vorbei. Die hat sich inzwischen lediglich in den Schatten umgebettet und alle Viere von sich gestreckt. Es ist ein Bild für die Götter!

Wieder sitzen die drei Eulen in genau dem gleichen Baum wie gestern und genau wie gestern sind ein Haufen Äste im Weg, um ein schönes Portrait zu bekommen. Uwe wagt den Versuch und schleicht sich an die Eulen an. Die bleiben tatsächlich total gelassen und er kann fast auf Reichweite an sie heran.



Ein Kapfuchs hat sich ganz klein unter einen Busch gekuschelt. Auch der Versuch, ihn mit einem Happen Wienerle zu bestechen, bringt nichts. Zwar schnüffelt er ganz heftig, aber seine Angst ist doch größer. Da unterscheidet er sich schon ziemlich vom Haus- und Hof-Fuchs der Campsite. Der kommt uns abends wieder besuchen. Von uns völlig unbemerkt, schleckt er, während wir essen, heimlich und leise den Topf aus. Wir bemerken es erst, als der Topf ein wenig klappert, weil er nicht ganz plan steht.

Pünktlich um 18 Uhr erscheint heute auch unser John Wayne von Rooiputs wieder, nachdem er die letzten Tage nicht da war. Wir geben ihm eine neue Chance, denn schließlich wollen wir unbedingt wissen, was aus unseren drei Leoparden geworden ist. Er weiß sofort, wer wir sind, entschuldigt sich erst einmal, dass er uns nicht zu den Kleinen auf die Straße lassen konnte und erzählt dann, dass die Leopardin an dem Morgen, an dem wir sie verlassen haben, mit ihren Kleinen weitergezogen ist. Sie sei ins Hinterland gegangen und nur die Filmcrew dürfte sie begleiten.

Wir erfahren, dass er der verantwortliche Straßenbauingenieur ist und der Straßenbau des Abschnittes zwischen den Wasserlöchern „Kij Kij“ und „Rooiputs“ in den nächsten Tagen beginnen wird. Vorgesehen ist, diesen Straßenabschnitt bis nächstes Jahr Mai fertig zu stellen. Das heißt aber auch, dass das Wasserloch „Rooiputs“ für Touristen bis Mai 2011 gesperrt ist. Inwieweit der Straßenbau auch die Löwen der Gegend vertreibt, bleibt abzuwarten. Für die Besucher der Campsite Rooiputs sind diese Straßenbauarbeiten natürlich erst einmal das Ende der idyllischen Ruhe.

Apropos Ruhe: Auf der Campsite Nr. 1 wohnt heute eine deutsche Familie mit Kleinkind. Das Kind sitzt im Buggy, hat sogar ein eigenes kleines Zelt und jetzt plärrt es natürlich unentwegt. Wir schütteln verständnislos den Kopf. Später geht John Wayne den Eltern noch klar machen, dass sie hier in einem Wilderness-Camp sind, durch das Löwen und andere Raubtiere marschieren und das Kleine ein echter Leckerbissen für sie ist.

Noch lange sitzen wir an einem extragroßen Feuer – leider unserem letzten hier in Rooiputs. Im Moment zeigt das Thermometer angenehme 15°C an, doch die Nacht verspricht wieder frisch zu werden.




02.06.2010       Rooiputs - Mata Mata (Kgalagadi TP)

Schon wieder beginnt der Morgen mit nur 2°C. Immerhin bleibt die Temperatur wenigstens im Plusbereich. Ab 5:30 Uhr plärrt das Kleinkind auf der Nachbarcampsite. Das ist natürlich nicht unbedingt das, was man in Rooiputs mitten in der Natur hören möchte. Aus Sicht des Kindes allerdings durchaus verständlich, denn auch bei ihm hat es nur 2°C Außentemperatur und es gibt keine Möglichkeit, sich aufzuwärmen! Noch nicht einmal ein Feuer macht der Herr Papa.

An der Restglut des gestrigen Lagerfeuers können wir uns immer mal wieder die klammen Finger wärmen, während wir rasch unser Zelt zusammen packen. Leider müssen wir Rooiputs heute nun endgültig verlassen.

Auf dem Weg nach Mata Mata geht unsere Hoffnung, vielleicht noch Löwe oder Gepard zu sehen, leider nicht in Erfüllung. Außer drei wirklich hübschen Eulen gibt es nur das "Übliche" in Form von Gnus, Giraffen, Springböcken, Straußen, Oryx, Kuhantilopen, Schakalen, Trappen, Erdhörnchen, vielen Vögeln und einigen Buschböckchen zu sehen. Immerhin sind hier die Gnus, Oryx, Springböcke und Kuhantilopen in teilweise ziemlich großen Herden unterwegs. Eigentlich gibt es also Futter für die Raubtiere im Überfluss. Wir verfolgen auch längere Zeit eine Löwenspur, die sich erst an einer Springbockherde verliert, doch wir können den Löwen nirgendwo entdecken. Naja, die Natur lässt sich halt nicht steuern.



Auf der Campsite in Mata Mata sitzen ein paar Senioren vor ihren Zeltburgen, die zum Teil festungsähnliche Ausmaße annehmen. Unglaublich, was manche Leute so alles mit sich herum fahren. Bis zum grünen Teppich ist alles da. Fehlt eigentlich nur noch der Blumenkasten. Viel ist auf der Campsite aber nicht los. Schwer vorstellbar, dass morgen angeblich ausgebucht sein soll.

Wir suchen uns einen netten Platz mit direktem Blick auf das Wasserloch. So haben wir fast den gleichen Ausblick, wie die Chalets, nur ist unserer vergittert. Sowieso muss man sich fragen, wer hier vor wem weggesperrt wird. Um uns herum wuseln die Erdhörnchen. Manche sind so frech, dass sie fast ins Auto einsteigen.

Uwe räumt unseren Dachgepäckträger auf und beim Abstieg passiert es dann wieder einmal: Er tritt die Scheibe heraus. Das „Spiel“ kennen wir ja nun schon und so entwickeln wir eine gewisse Routine in der Reparatur. Dank Öl aus der Sprühflasche ist der Dichtungsgummi erstaunlich schnell wieder eingefädelt und nach nicht einmal 20 Minuten sitzen Fensterrahmen und Scheibe wieder da, wo sie hingehören. Lediglich der Schraubendreher übersteht diese Reparatur leider nicht. Er zerfällt nach und nach in seine Einzelteile.

Nun können wir in Ruhe unsere Thüringer Bratwürste grillen. Pünktlich mit dem ersten Grillgeruch erscheint auch die Tüpfelhyäne am Zaun. Mit großen Augen bettelt sie uns an. Ihr tropft buchstäblich der Zahn. Sie scheint zu wissen, dass sich ihre Ausdauer letztlich bezahlt machen wird und so legt sie sich schon mal an den Zaun. Uns kommt es vor, als ob sie blind ist, denn Futter sucht sie ausschließlich mit der Nase. Nachdem sie erkennt, dass es bei uns nichts mehr zu holen gibt, zieht sie immer wieder ihre Bahn entlang des Zauns. Selbst an den Chalets flaniert sie vorbei.

Nachts hören wir noch zweimal Hyänen heulen. Die Schakale werfen wieder die Mülltonnen um, doch Löwengebrüll hören wir leider nicht.

03.06.2010       Mata Mata - Lake Oanob Resort (Nähe Rehoboth)

Der afrikanische Winter hat uns fest im Griff. 0°C hat es heute Morgen. So laufen schon um 6 Uhr morgens die ersten Fahrzeugmotoren, obwohl das Gate erst um 7:30 Uhr öffnet. Mit Pudelmütze und Handschuhen sitzen die Südafrikaner am Frühstückstisch. Ein schon etwas skurriles Bild, das uns schmunzeln lässt. Aber ehrlich gesagt bin ich echt froh, meine Handschuhe mitgenommen zu haben.

Umso schneller geht das Zusammenpacken. Pünktlich mit Öffnen des Gates fahren wir in einer riesigen Staubwolke im Konvoi auf Pirsch. Als wir in einem Baum eine hübsche Wildkatze entdecken, die sich eigentlich in der Sonne aufwärmen will, fahren 3 Autos an ihr vorbei und 10 Fahrzeuge stehen hinter uns. Das wird Mieze natürlich zu viel, so dass sie nach einer Weile ganz hoch in die Wipfel klettert.

Am Wasserloch "Dalkeith" sehen wir zwar ganz frische Gepardenspuren, doch das Wasserloch ist bereits mit Fahrzeugen umlagert. Außerdem ist es so nah am Weg, dass ein Gepard niemals hierher zum Trinken kommen wird, wenn dort eine derartige Belagerung herrscht.



Wir fahren weiter bis zum Wasserloch "Vertiende Boorgat", aber auch hier tut sich nichts. Viel zu viele Autos warten mit uns. Nur zwei Eulen und der magere Schakal sorgen für etwas Abwechslung. Der versucht, einem alten Giraffenriss noch etwas Genießbares abzugewinnen und müht sich redlich.

Angeblich soll die Campsite in Mata Mata die nächste Nacht ausgebucht sein. Wir werden deshalb den Park verlassen und uns noch das Hardap Recreation Resort ansehen. Ich meine mich zu erinnern, dass es dort viele Wasservögel geben soll. Schauen wir also mal!

Der südafrikanische Grenzbeamte nimmt es heute obergenau. Ihm ist wohl langweilig. Er will in unsere Kisten sehen und stellt einen Haufen blöder Fragen. Nein, wir haben keine Waffen (auch wenn unsere Blechkisten vielleicht wie Munitionskisten aussehen) und wir haben auch nichts zu verzollen. Endlich gibt er auf und lässt uns ziehen.

Den Stempel für die Einreise bekommen wir schnell, doch schon wartet der namibische Polizeiposten auf uns. Es ist der Gleiche, der sich schon bei der Ausreise für unser Holz und dessen Quittung interessiert hat. Er läuft ein paar Runden um unser Auto herum und wieder scheint er zu überlegen, wie er es anstellen kann. Er erinnert mich dabei an einen listigen Schakal. Zuerst muss Uwe ihm wieder die Quittung für unsere restlichen zwei Säcke Holz vorzeigen. (Die hatten wir uns nämlich aufgespart und statt dessen unterwegs immer Holz gesammelt). Dann schaut er bedächtig unsere herrlichen vier Holzprügel an, die ebenfalls auf dem Dachgepäckträger liegen und für unser letztes großes Lagerfeuer gedacht sind. Auf die ist der holzgeile Typ nun scharf. Er faselt was von Disease und grinst dabei verschlagen. Uwe muss abladen. Am Liebsten würde ich dem Typen ins Schienbein treten. Hoffentlich qualmt das Holz tüchtig!

Nun dürfen wir unsere Fahrt endlich fortsetzen. Als wir starten, gibt er uns noch mit Handzeichen zu verstehen, dass wir uns anschnallen sollen. Naja, wenigstens damit hat er ja Recht. Im Office der Grenzstation lag u. a. auch ein neues Unterkunftsverzeichnis für Namibia aus. Das durfte ich mitnehmen, denn den Namibia-Reiseführer hatten wir aus Gründen der Gewichtsminimierung zu Hause gelassen.

Immerhin bekommen wir durch die Zeitumstellung jetzt quasi eine Stunde geschenkt. Wenige Kilometer hinter dem Gate liegt ein überfahrener Löffelhund auf der Straße. Einige Meter weiter dann gleich noch einmal zwei. Uns blutet das Herz. Ein Stück weiter liegt eine schwarze Schlange auf der Straße in der Mittagssonne. Fast hätten wir sie überfahren. Uwe identifiziert sie als schwarze Mamba, ich dagegen bin der Meinung, dass es eine harmlose Molesnake ist. Schon will Uwe daraufhin aussteigen. Ich kann gerade noch schnell meine "Diagnose" relativieren. So sicher bin ich mir dann auch nicht, wer letztlich Recht hat. Ein paar Fotos kann Uwe von der Schlange noch machen, bevor sie im Straßengraben verschwindet.

Einige Kilometer weiter besorgt Uwe uns dann erst einmal neues Feuerholz. Überall liegen am Straßenrand umgestürzte Bäume und denen rückt er mit seiner Axt zu Leibe. Schließlich haben wir es nicht so gut, dass uns blöde Touris jeden Tag das Holz an die Haustür liefern.



Gegen 13:30 Uhr kommen uns auf der Gravel Road dann die ersten Touristen entgegen. In deren Staubfahne sieht man dann erst einmal gar nichts mehr. Zwischen Gochas und Mata Mata wird fleißig an der Zufahrtsstraße gebaut. Es scheint sogar eine Tankstelle zu entstehen. Überhaupt macht es den Eindruck, als ob das Gebiet langsam touristisch erschlossen wird. Viele Farmen rechts und links der Straße bieten inzwischen Übernachtungsmöglichkeiten an. Man muss sich also den Stress, pünktlich am Gate in Mata Mata zu sein, nicht mehr unbedingt machen.

Als wir erst einmal die Teerstraße erreicht haben, ist es auch nicht mehr weit bis zum Hardap Recreation Resort. Das Resort wird von Namibian Wildlife Resort (NWR) verwaltet; ist also staatlich geführt. Sehr freundlich werden wir am Gate empfangen. Dort werden wir registriert und dürfen dann bis zur Rezeption weiterfahren. Nicht ohne Stolz wird uns noch mitgeteilt, dass wir hier Kudus, Zebras, Springböcke, Impalas, ein schwarzes Nashorn, Klippschliefer und viele Wasservögel sehen können. Gespannt fahren wir zur Rezeption. Der Stausee ist riesig und in eine wirklich sehr schöne Gegend eingebettet. An der Rezeption allerdings verfliegt unsere Begeisterung schon etwas. Die Lady wirkt ziemlich lustlos. Als wir ihr unseren Wunsch nach einer Campsite vortragen, klärt sie uns mit folgenden Worten auf: "Wir haben eine Campsite ohne Bäume und ohne Gras und wir haben eine Campsite mit ein paar Bäumen und ein wenig Gras". Auf unsere Frage, was ein Bungalow kostet, kramt sie einen handgeschriebenen Zettel aus ihrer Schublade, auf dem zwei Preise stehen. Der soll 130 NamDollar (~13 EUR) kosten. Wir vereinbaren, uns die Campsites anzusehen, bevor wir uns entscheiden.

Es gibt hier unzählige Bungalows, doch wir stellen fest, dass nicht ein einziger belegt ist. Als wir die erste Campsite erreichen, fällt uns die Kinnlade herunter. Einen so lieblosen, ungepflegten Platz haben wir lange nicht gesehen. Auch der andere Platz ist nicht besser. Zwar sind die Sanitäreinrichtungen einigermaßen funktionstüchtig, doch alles ist total verwahrlost. Das Ganze mutet ein wenig an wie Jugendherberge und erinnert uns an alte Zeiten in Etosha. Weit und breit ist hier keine Menschenseele. Es gefällt uns überhaupt nicht. Außerdem sehen wir keine Möglichkeit, überhaupt an den See zu gelangen. Was sollen wir hier also den ganzen Tag machen? Auf der Campsite will man den Tag wirklich nicht verbringen. Da sind deutsche Autobahnrastplätze schöner.



Wir schauen noch durch ein halb geöffnetes Fenster in einen der Bungalows, doch auch die sehen nicht besser aus. Nein, so wollen wir unsere letzten Urlaubstage nicht verbringen. Wir sind uns einig, dass wir uns nach etwas Anderem umschauen. Nur was? Jetzt will die Lady von uns auch noch den Tageseintritt für das Resort, doch nach einiger Diskussion lässt sie uns ziehen. Während wir das Resort verlassen, wälze ich das Unterkunftsverzeichnis und suche nach einer Alternative. In Mariental hatten wir vorhin eine riesige Rauchsäule gesehen. Wir haben keine Ahnung, was dort brennt, aber dahin wollen wir nicht unbedingt. Bleibt uns also nur, uns in Richtung Rehoboth zu orientieren. Wir kommen auf Lake Oanob. Mal sehen, ob das was ist.

Zügig machen wir uns auf den Weg. Inzwischen geht die Sonne bereits um 17:15 Uhr unter. Klar, dass heute ein besonders schöner Sonnenuntergang ist, wenn wir keine Zeit haben.

Als wir die Rezeption des Lake Oanob erreichen, ist es bereits dunkel. Wir sehen nur noch ein Stück des Sees glitzern. Für 300 NamDollar (~30 EUR) bekommen wir eine Campsite. Für 120 EUR könnten wir auch ein Chalet mieten. Da wir heute sowieso nichts mehr sehen, entscheiden wir morgen, ob wir evtl. zum Packen die letzte Nacht in einem Chalet verbringen.

Jetzt erhalten wir einen Schlüssel. Wozu bitte ist der? Der ist für unser eigenes WC und unsere Dusche. Hört sich gut an. Ein Angestellter zeigt uns die Campsite. Wir sind sprachlos. In diesen Platz verlieben wir uns auf Anhieb. Hier ist alles da. Wir haben eine große Überdachung, die gleichzeitig Terasse mit direktem Blick auf den See ist. Es gibt Wasseranschluss, Stromanschluss, Licht, einen großen Kamin, einen sauberen, gefliesten Arbeitsplatz mit Waschbecken und sogar eine eigene Bootsanlegestelle haben wir. Diese Campsite wurde wirklich auf die Bedürfnisse von Anglern ausgerichtet. Unsere Überdachung hat sogar einen Zwischenboden, auf dem man locker übernachten kann. Sofort überlegen wir, ob wir unsere Matratze aus dem Zelt da hoch tragen sollen. Leider fehlt uns jedoch das Moskitonetz, so dass wir letztendlich doch darauf verzichten. Dann eben beim nächsten Mal.

Die Campsite hat nur einen Nachteil: Wir müssen mit unserem Dachzelt vor der "Haustür" übernachten. Das ist aber auch nicht wirklich ein Problem. Immerhin haben wir hier sogar einen Vorgarten mit schönem Rasen. Wir müssen also nicht, wie die Südafrikaner, einen Rasenteppich auslegen, sondern können von echtem Rasen über die Leiter in unser Zelt klettern.

Die Sanitäreinrichtungen sind supersauber. Es gibt nichts zu meckern. Zwar riecht das warme Wasser sehr stark nach faulen Eiern, weil es offenbar sehr viel Schwefel enthält, doch das ist nun wirklich kein großes Problem.

Rasch kochen wir uns ein leckeres Abendessen. Zur Feier des Tages gibt es gedünstete Butternuts mit Mangochutney und Reis. Wir sind sehr zufrieden, dass wir die Entscheidung getroffen haben, dem Hardap Dam den Rücken zu kehren. Nun sind wir gespannt, wie die Gegend bei Tageslicht aussieht.




04.06.2010       Lake Oanob Resort (Nähe Rehoboth).

Die Sonne ist schon aufgegangen, als wir erwachen. Am anderen Ufer blöken Esel. Rasch krabbeln wir aus unserem Zelt und blicken auf einen still glänzenden See. Was wir hier sehen, gefällt uns sehr gut. Am Ufer des Sees stehen mehrere hübsche Chalets im englischen Cottage-Stil. Jedes Cottage sieht anders aus und jedes hat genug Platz zum nächsten Nachbarn. Auf einer kleinen Insel im See sitzt eine Kolonie Komorane. Es sind fast keine Gäste da, so dass es richtig friedlich ist. Schnell verlängern wir an der Rezeption unsere Buchung noch um die die nächste Nacht. Im angrenzenden Shop kaufen wir uns ein Brot für`s Frühstück und dann genießen wir bei einem ausgiebigen Frühstück diesen schönen Platz.


Im angrenzenden Game Resort (GR) könnte man sogar noch einen Gamedrive machen (50 NamDollar) und auch ein Walk (30 NamDollar) wäre möglich, doch dazu scheint uns die Sonne schon zu sehr. Im GR könnte man Giraffen, Zebras, Oryx, Kudus, Strauße, Nyalas, Impalas, Springböcke, Blessböcke und Gnus sehen. Also eine doch recht breite tierische Palette. Wir lassen uns von der Sonne wärmen und genießen unseren letzten Urlaubstag. Neben vielen Vögeln kommt uns auch eine junge Katze besuchen. Sie ist wunderschön und hat ganz blaue Augen. Spielen will sie nicht, aber gekrault werden findet sie gut. Von unserer letzten Milch bekommt sie ein Schälchen als Dankeschön für`s Fotoshooting, auch wenn sie nie wirklich still gehalten hat. Irgendwie hat sie Gefallen an meinem Teleobjektiv gefunden. Immer wieder stößt sie mit ihrem Kopf absichtlich gegen die Sonnenblende und reibt sich daran. Es ist schon voller Katzenhaare, aber der Anblick ist köstlich. Im Laufe des Tages kommt die Mieze uns ein paar Mal besuchen.


Fünf Wildgänse betteln am Bootsanlegeplatz um Brotkrumen. Auch die Vögel zeigen keine Scheu. Einer sitzt mit Vorliebe auf dem Henkel unseres Wasserkessels. So scheint er wohl den besten Überblick zu haben. Nicht ahnend, dass wir damit einen Hype auslösen, streuen wir den Gänsen ein wenig von dem Mais aus, der in unseren Bohnensäcken war. Bis in die Nacht gibt es Zoff darum und mittlerweile haben sich wohl alle Gänse des Sees bei uns versammelt.


Obwohl es auf das Wochenende zugeht, ist nur eines der Chalets am gegenüberliegenden Ufer belegt. Alle anderen drei Campsites an unserem Uferabschnitt bleiben frei.

In aller Ruhe können wir heute unsere Sachen sortieren und für die Reise richten. Abends gibt es dann noch ein idyllisches Lagerfeuer, das heute besonders gut brennt. Es ist schließlich auch das Holz, das Uwe im Schweiße seines Angesichts eigenhändig geschlagen hat. Ein letztes Mal stoßen wir bei einem Savanna auf einen gelungenen Urlaub an. Noch einmal schauen wir in einen gigantischen Sternenhimmel, hängen unseren Träumen nach und Uwe konzipiert gedanklich schon mal das ideale Safarifahrzeug für uns.

Die Gänse schnattern uns in den Schlaf. Aus der Ferne dringt das Heulen von Schakalen an unser Ohr.

05.06.2010       Lake Oanob Resort - Windhoek - Frankfurt a. M.

Unsere Galgenfrist an diesem friedlichen Ort währt bis 12 Uhr. Ich bekomme in den Reiseklamotten langsam schlechte Laune. Immerhin kommt noch einmal die hübsche Mieze vorbei. Sie bekommt dann auch die letzte gezuckerte Milch und noch ein paar Streicheleinheiten. So dünn, wie sie ist, kann sie diese Leckerei vertragen.

Inzwischen sind alle unsere Sachen und Schätze verstaut. Wie immer bleibt ein Teil hier, auch wenn es diesmal etwas länger dauern wird, bis wir wieder her kommen werden. Wunschziele einer nächsten Namibia-Reise haben wir dennoch schon im Kopf.

Als ob wir aufgeheitert werden sollen, fährt ein Motorboot über den See. Es zieht hinter sich eine Luftmatratze mit drei jungen Männern her, die sichtlich viel Vergnügen dabei haben. Ihr Spaß ist ansteckend, was man von dem mürrisch drein blickenden Angler-Pärchen auf einem Jetski nun wirklich nicht sagen kann. Später kommt noch ein Boot vorbei mit einer Wasserski-Fahrerin. Dann ruht der See wieder still. Sein Wasser ist so klar, dass wir große Fische beobachten können.



Um 12 Uhr starten wir nach Windhoek. Die 160 km bis zum Aerport haben wir rasch bewältigt. Weit vor der offiziellen Checkin-Zeit können wir bei Air Namibia bereits einchecken. Nun warten wir auf Valerie. Um 16 Uhr wollte sie das Fahrzeug in Empfang nehmen. Um 16:05 ist sie noch immer nicht da. Wir wissen, dass Valerie absolut zuverlässig ist. Wenn sie nicht kommt, muss etwas schief gelaufen sein. Als wir nochmals unsere Mietunterlagen durchsehen, wird auch klar, warum sie nicht da ist. Man erwartet das Fahrzeug erst morgen zurück. Mist, wir haben wieder nicht richtig aufgepasst. Zwar stimmten die in Rechnung gestellten Miettage – das hatte ich geprüft – doch der Tag der Abreise war falsch eingetragen. Uwe wählt die Nummer der Autovermietung und hat auch Valerie gleich am Telefon. Sie ist etwas erschrocken, aber 45 Minuten später steht sie zusammen mit ihrer Kollegin lachend vor uns und wir können ihr das Fahrzeug unbeschadet übergeben. Sogar einer der Reservekanister ist noch gefüllt. Der Abschied von unserem treuen Reisegefährt fällt uns schwer. Hat es uns doch fast 7.000 km durch die Gegend kutschiert, ohne auch nur ein einziges Mal zu stöhnen oder gar zu zicken.

Unser Rückflug verläuft reibungslos. Die Crew ist diesmal überdurchschnittlich aufmerksam.

06.06.2010       Frankfurt a. M.

Am Sonntagmorgen um kurz vor 6 Uhr landen wir in Frankfurt. Keine gute Zeit, wie sich am Gepäckband zeigen soll. In der Halle vor den Einreiseschaltern steht eine riesige Menschenmenge, die aus mindestens drei gerade gelandeten Maschinen kommt. Hinter den Schaltern sitzen genau drei schlecht gelaunte, mürrisch drein blickende Polizeibeamte. Hätte man die Wahl würde man spätestens hier auf dem Absatz umdrehen.

Als wir es endlich durch die Gesichtskontrolle geschafft haben, postieren wir uns am Gepäckband. Leider vergeblich. Keine unserer beiden Reisetaschen ist dabei. Inzwischen sammeln sich am Beschwerdeschalter immer mehr Menschen. Etwa 20 Leute haben kein Gepäck bekommen - also offenbar ein ganzer Container. Dafür fährt endlos Gepäck, das eigentlich bis Hamburg gehen soll, auf dem Band spazieren. Hier scheint Einiges in die Hose gegangen zu sein. Klar, es war bei unserer Landung gerade Schichtwechsel.

Von den beiden jungen Mitarbeitern am Gepäck-/Beschwerdeschalter bekommen wir natürlich keine vernünftige Antwort, wo unser Gepäck geblieben ist. Überhaupt wirken die eher hilflos als kompetent. Für uns bleibt offen, wozu jedes Gepäckstück einen Strichcode trägt. Vielleicht sieht das ja nur hübscher aus! Zum Identifizieren seines Verbleibs dient es jedenfalls offensichtlich nicht. Wir füllen also eine Verlustanzeige aus und geben uns zwangsläufig mit der Aussage zufrieden, dass uns das Gepäck nachgeliefert wird, sobald man es findet. Im ausgehändigten Merkblatt können wir nachlesen, dass man 24 Tage danach suchen wird.

Froh, wenigstens unser Kameraequipment (bis auf einige Ausnahmen) und den Laptop im Handgepäck zu haben, begeben wir uns zu unserem Auto in der Tiefgarage und treten den Heimweg an. Schmerzlich wird uns unterwegs allerdings bewusst, dass auch die Laptopkabel in der Reisetasche stecken. Wir können vorläufig also noch nicht einmal unsere Fotos anschauen.

Als Uwe am Montag eine erste telefonische Suchaktion nach unserem verschollenen Gepäck startet, müssen wir erfahren, dass der Container einfach neben dem Flugzeug stehen gelassen wurde. Die Jungs aus der Nachtschicht hatten Feierabend und die Frühschicht fühlte sich für diesen Flieger nicht mehr zuständig - Sonntag morgens in Frankfurt!

Es wird ihm versichert, dass die Spedition, die das Gepäck nach Hause liefert, vorher mit uns Kontakt aufnimmt. Unsere Handynummer haben sie jedenfalls. Am Dienstag steckt ein Zettel von DPD in unserem Briefkasten, dass unser Gepäck bei Nachbarn im Haus abgegeben wurde. Allein das ist ja schon peinlich genug, die Nachbarn mit zwei großen Reisetaschen zu belästigen. Als wir aber sehen, wie unsere nagelneuen Taschen aussehen, trifft uns fast der Schlag. Sie sind total verdreckt und ramponiert. Ein großes Loch ziert unsere schöne neue Tasche. Nun machen wir Fotos von einer kaputten Reisetasche, statt von Erdhörnchen & Co.

Fazit unserer Reise

Wieder haben wir auf dieser Reise unheimlich viel gesehen und erlebt. Vor allem haben wir uns den Traum erfüllt, die Kalahari zu durchqueren. Das war wesentlich leichter zu bewältigen, als wir es uns vorgestellt haben. Ein zuverlässiges Fahrzeug, ausreichend Offroaderfahrung und vor allem genügend Treibstoff sind neben ausreichend Wasser und Verpflegung die wichtigsten Voraussetzungen für ein solches Vorhaben. Mit Expedition hat das Ganze weniger zu tun, als wir erwartet haben. Die Pisten sind nicht schlechter als anderswo in Botswana - lediglich etwas einsamer.

Wir haben die Einsamkeit, die uns die Centralkalahari und das Khutse GR, aber auch die Mabuasehube Section boten, wieder sehr genossen. Es gibt leider nicht mehr viele solcher schönen Plätze mitten in der Natur. Das Gefühl, in einem Umkreis von ~100 km weit und breit allein zu sein, ist überwältigend. Uns verschafft es eine tiefe Befriedigung, innere Ruhe und Gelassenheit. Das Sattelitentelefon, das wir dabei hatten, war eine reine Vorsichtsmaßnahme und Beruhigung. Mittlerweile ist das botswanische Mobilfunknetz so gut ausgebaut, dass kaum noch eine Gegend nicht kommunikativ erschlossen ist. Fast durchgängig - bis auf wenige Ausnahmen - hatten wir Handyempfang. Wenn man also nicht gerade so wie wir, quer durch die Kalahari fährt, kann man getrost auf die Anmietung eines Sattelitentelefons verzichten.

Wirklich gute Dienste hat uns unser mobiles "Kraftwerk" geleistet. Ein Doppelstecker für den Zigarettenanzünder lieferte während der Fahrt den nötigen "Saft" für das Garmin und einen Trafo. Der Trafo wiederrum versorgte über eine 3-fach Steckdose dann sämtliche Ladegeräte für Kamera-Akkus, Akkus von diversen Lampen sowie Laptop, Handy, externen Speicher usw. So hatten wir zu keinem Zeitpunkt Probleme wegen fehlender Stromversorgung.

Unsere Tour, bei der wir nur die Nationalparks vorreserviert hatten, konnten wir dank der offenen Planung sehr flexibel halten. Dadurch war es uns möglich, uns den individuellen Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Das Gras im Kgalagadi TP ist dieses Jahr wesentlich niedriger als im letzten Jahr. Hier sind die Voraussetzungen für Tierbeobachtungen und gute Fotos diesmal optimal. In der Centralkalahari und im Khutse GR dagegen war die Chance, Tiere zu sehen, ziemlich schlecht, weil alles von der hohen Vegetation geschluckt wird. Was liegt näher, als die guten Bedingungen möglichst intensiv zu nutzen, wenn man sie schon hat? Genau das haben wir getan. Wer weiß, wie sich uns die Natur bei einem nächsten Besuch präsentiert.

Dass es einen nächsten Besuch geben wird, darüber sind wir uns einig. Schon jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen überkommt uns die Sehnsucht. Wann es uns das nächste Mal in die Kalahari treibt, das können wir jetzt noch nicht so genau sagen. Zu viele schöne Fleckchen Erde gibt es noch auf der Welt, die auf unserer Reisewunschliste stehen.

Schon sind wir wieder an der konkreten Planung eines neuen Abenteuers. Im Herbst diesen Jahres werden wir uns einen weiteren schon lange gehegten Lebenstraum erfüllen. Mehr wird im Moment dazu aber noch nicht verraten. Natürlich gibt es auch davon wieder einen Reisebericht. Reinschauen lohnt sich als!

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