Reisebericht Australien 2010/2011

vom 23. Dezember 2010 - 29. Januar 2011

Down under - Australiens Südosten


Das Schnee- und Wetterchaos der letzten Tage mit unzähligen Flugausfällen, teilweise gesperrtem Airport in Frankfurt, endlosen Warteschlangen an den Terminals, Zwangsübernachtungen auf Feldbetten, Verkehrsbehinderungen auf der Autobahn, Androhungen von aufkommenden Treibstoffengpässen und teilweise extremen Verkehrsverhältnissen lässt uns noch verhältnismäßig kalt. Wir beobachten im Internet die täglichen Flüge von Singapore-Airline und stellen zufrieden fest, dass diese Intercontinental-Flüge weitgehend planmäßig fliegen. Wir sind guter Dinge und ergehen uns in Vorfreude. – Noch.

Als Uwe am Vortag unseres Abflugs den elektronischen Checkin machen will, verlangt das System von ihm ein eVisitor-Visum für die Einreise nach Australien. Visum??? Ähhh. Uns wird heiß und kalt. Daran haben wir bisher keinen Gedanken verschwendet und auch nicht wirklich etwas darüber gelesen. Haben wir es überlesen? Wir waren davon ausgegangen, dass wir kein Visum brauchen und nun kommt die helle Panik auf. Zum Glück weiß die Homepage des Auswärtigen Amtes Rat und dort lesen wir: "Für Geschäftsreisende und Touristen aus Deutschland und den anderen EU-Mitgliedsstaaten gilt seit Ende Oktober 2008 ein neues Online-Verfahren ("eVisitor") ... Unter www.immi.gov.au müssen in einem elektronischen Formular die Passdaten für alle mitreisenden Personen und eine E-Mail-Adresse angegeben werden. Die Reisenden werden dann per E-Mail benachrichtigt, ob sie als eVisitors einreisen dürfen. In den meisten Fällen erfolgt die Nachricht innerhalb von Minuten. Das eVisitor-Visum wird bei den Grenzübergängen und anderen Stellen elektronisch gespeichert und tritt an die Stelle eines vor der Reise einzuholenden Visumaufklebers oder Stempels im Pass. Das Visum ist 12 Monate gültig und berechtigt zu einem Aufenthalt von maximal 3 Monaten in Australien."

Hört sich nicht sooo schlecht an. Uwe beantragt sofort dieses eVisitor-Visum. Natürlich sind wir skeptisch, ob so kurz vor Weihnachten wirklich die australischen Behörden vor ihren Computern sitzen und warten, dass Einreisewütige mal schnell ein Visum brauchen. Keine 10 Minuten später gibt Uwe Entwarnung. Er hat tatsächlich und quasi sofort die Nummern unserer eVisitor-Visums per Mail bekommen und kurz darauf hält er auch unsere elektronischen Tickets in den Händen. Wir sind bereits eingecheckt – mit Aussie-Visum. Puh, das war eng! Mal wieder segnen wir das elektronische Zeitalter und verdrängen den Gedanken, was ohne diese elektronischen Errungenschaften aus unseren Reiseplänen geworden wäre.

Das nächste Kopfzerbrechen bereiten uns dann die australischen Quarantänebestimmungen. Es dürfen weder Lebensmittel noch Leder, Holz oder andere pflanzliche und tierische Produkte eingeführt werden – und dazu gehören auch Federn und Daunen, Honig und Honigprodukte! Selbst Wanderschuhe unterliegen den Quarantänebestimmungen und sind bei der Einreise anzeigepflichtig. Ansonsten drohen sehr strenge und vor allem hohe Geldstrafen. Gut, Lebensmittel haben wir keine dabei aber was ist mit dem Daunenschlafsack, meinem Daunenkopfkissen, den Lippenpflegestiften aus Bienenhonig und, und, und ... Wir sind verunsichert. Vorsichtshalber bleibt der Schlafsack da, das Kissen tauschen wir durch eines mit synthetischer Füllung und ansonsten werden wir eben die Quarantänebehörden entscheiden lassen, ob das alles ins Land darf, was wir dabei haben. Ohnehin wird geraten, die Frage nach einzuführenden Gegenständen, die ggf. den Quarantänebestimmungen unterliegen könnten, lieber mit "ja" als mit "nein" zu beantworten. So ist man auf der sicheren Seite. Wir sind gespannt!


23.12.2010       Frankfurt - Singapur

Wir starten gegen Mittag nach Frankfurt und kommen dort trotz Weihnachtsverkehr recht zügig an. Das Einzige, was wir vom großen Flughafenchaos der letzten Tage noch sehen, sind die Feldbetten im Lufthansabereich in Terminal 1. Sonst läuft hier alles planmäßig. Die nächsten größeren Schneefälle sind zwar bereits für den Abend angekündigt, doch die lassen wir hoffentlich rechtzeitig hinter uns.

Wie immer ein Zittern bei der Gepäckaufgabe, doch so langsam haben wir Routine. Glücklicherweise sieht die Schalterangestellte von unserem Handgepäck nur das große Objektiv und lässt sich besänftigen, dass das nicht mehr als 7 kg wiegt. Obwohl unser Gepäck 45kg auf die Waage bringt, haben wir knapp gepackt. Viel hätten wir nicht entbehren können.

Bei der Sicherheitskontrolle dann wieder das übliche Spiel – die ganze Kameraausrüstung muss zum Sprengstoffscreening.

Um kurz vor 22 Uhr ist dann endlich Boarding. Mit leichter Verspätung startet die A 777 von Singapore-Airline nach Singapur. Erschrocken stellen wir fest, dass die Sitze der letzten Reihe so nah an der Wand stehen, dass sie nur minimal nach hinten zu klappen gehen. Das ist natürlich bei 10 ½ Stunden Flug nicht so optimal. Später stellen wir fest, dass auch die Sitze der anderen Reihen nicht mehr als 5 cm nach hinten zu klappen gehen. Der Flug ist etwas ruppig, doch dank leckeren Singapore-Sling-Cocktails können wir ganz gut schlafen. So vergeht die Zeit trotzdem recht schnell.

Als wir in Singapur zum Landeanflug ansetzen, ist es Nachmittag und wir haben einen wunderschönen Blick auf die vielen vorgelagerten Inseln. Unser Pilot ist zu früh dran und muss eine Warteschleife von 10 Minuten drehen. Das gibt uns genug Gelegenheit, uns die Gegend von oben näher anzusehen. Überrascht stellen wir fest, dass die Inseln und auch die Küste von Singapur sehr grün sind. Es sieht wirklich hübsch aus hier. Dann tauchen wir in dicke Regenwolken ein.

Der Airport Singapur ist verhältnismäßig unspektakulär. Befremdlich wirkt auf uns die Weihnachtsdeko, die für unsere Verhältnisse einfach nur unglaublich kitschig und furchtbar geschmacklos ist. Naja, andere Länder, andere Sitten. Dafür beeindrucken die extrem üppigen Orchideen, die überall in großen, sehr hohen Büschen blühen. Man hat immer den Drang, die Pflanzen anzufassen, weil man nicht glaubt, dass die tatsächlich echt sind – sind sie aber. Einfach wunderschön diese Blütenpracht. Dafür ist es aber auch verhältnismäßig schwül hier. Beeindruckt sind wir von der exzellenten Sauberkeit. So saubere Toiletten würde man sich in Frankfurt auch wünschen.

Wir haben in Singapur drei Stunden Aufenthalt. Das reicht gerade, um einen Bummel durch die Shops im Transitbereich zu machen und zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es hier nicht wirklich günstiger ist als zu Hause. Man spart maximal die Mehrwertsteuer, die dann der deutsche Zoll zu Hause wieder drauf packt. Also kein wirklich gutes Geschäft und so ist unsere Urlaubskasse nicht in Gefahr.

Pünktlich geht es von Singapur mit einem Airbus A380 weiter nach Sydney. Wieder haben wir das Glück, dass der Airbus nicht ausgebucht ist. Wir können uns für die nächsten 7 ½ Stunden ausstrecken. Der Flieger ist sogar weihnachtlich dekoriert und die Crew serviert uns das Weihnachtsmenü, das sogar auf einer Speisekarte angekündigt wird. Natürlich gibt es Turkey – Truthahn, Pastete, Rosenkohl, Chickensalat und sogar Eis. Naja, alles eher Appetithäppchen, aber trotzdem lecker. Mit Singapore-Sling, den leckeren roten Cocktails, stoßen wir auf dieses ungewöhnliche Weihnachten an, bevor wir uns dann wieder zur Ruhe betten.

Immerhin verbringen wir aufgrund der Zeitverschiebung den gesamten Heiligabend in der Luft. Längst haben wir jedoch aufgehört darüber nachzudenken, wie spät es jetzt gerade zu Hause ist. Die Zeitrechnerei macht einen ja ganz konfus und führt zu nichts. Bei der Landung stellen wir die Uhr und dann gilt Ortszeit. Dadurch, dass wir mehrere Zeitzonen überspringen, verfliegt die Zeit nur so. Wir schlafen gut und schneller als erwartet, befindet sich die Maschine schon im Landeanflug auf Sydney.


25.12.2010       Sydney

Um kurz vor 8 Uhr landet die Maschine. Es ist schön warm; die Sonne scheint. Bei der Quarantäne-Behörde wählen wir die sichere Variante. Auch wenn es eigentlich Pippifax ist, geben wir an, was wir alles dabei haben, das unter die Quarantänebestimmungen fallen könnte. Wir müssen nicht viel länger warten, werden freundlich befragt und dann durch gewinkt.

Unser Gepäck ist für öffentliche Verkehrsmittel etwas zu unhandlich. So stellen wir uns am Taxistand an. Nach kurzer Zeit wird uns ein Taxi zugewiesen und der nette Fahrer versorgt uns auf der ca. 30-minütigen Fahrt in unser Hotel schon mal mit ersten Insiderinformationen. 43 Australien-Dollar (AUD) ~ 32 EUR kostet die Fahrt bis zum Rydges-Hotel, das schön zentrale in der Innenstadt liegt.

Im Hotel, das wir von Deutschland aus für die nächsten 2 Nächte gebucht haben, machen wir uns schnell etwas frisch und brechen dann gleich zu einer ersten Erkundungstour auf. Heute, am 25.12. ist in Australien Weihnachten. Wir kommen quasi zur Bescherung an. Dafür ist heute Vormittag in der Stadt nicht sehr viel los. Eine gute Gelegenheit, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Etwas befremdlich wirkt es ja schon, wenn die Aussies mit kurzen Hosen, Flipflops und Weihnachtsmann-Mütze herum laufen und die Weihnachtsbäume incl. Deko zu 100 % aus Plastik bestehen. Überall in den Parks feiern Familien Weihnachten. Das sieht für uns eher aus wie eine sommerliche Grillparty. Viele Autos sind mit Elchgeweihen aus Plüsch geschmückt.

Den verhaltenen Besucherstrom nutzen wir, um im Queen Victoria-Building – einem prächtigen Gebäude und Shopping-Center im viktorianischen Baustil, zu fotografieren.

Dort steht auch ein riesiger Weihnachtsbaum, der über alle 3 Etagen des Gebäudes reicht. Natürlich ist auch der aus Plastik, aber immerhin hängen an ihm unzählige Swarovski-Kristalle.

Zwei große mechanische Uhren mit beweglichen Figuren können von der obersten Etage aus genauer betrachtet werden. Die Royal Clock zeigt Szenen aus dem englischen Königreich von der Unterzeichnung der Magna Carta durch Johann Ohneland bis zur Hinrichtung von König Charles I. Die Great Australian Clock wiegt vier Tonnen und zeigt 33 Szenen aus der australischen Geschichte, sowohl aus europäischer wie auch aus Sicht der Aboriginals. Ein Aboriginal-Jäger umkreist die Uhr und symbolisiert damit den unendlichen Lauf der Zeit. (Wikipedia)

Wir laufen kreuz und quer durch die Stadt, haben einen schönen Blick auf den ATM-Tower und erkunden die Innenstadt.

Später machen wir uns auf, den Yachthafen zu suchen, in dem morgen das Yacht-Cruising "Rolex-Sydney-Hobart" stattfindet. Wir hatten angenommen, dass die Boote in Darling Harbour starten, doch dort suchen wir vergeblich nach den Segelyachten. An der Pyrmont Bridge können wir immerhin in Erfahrung bringen, dass die Segelregatta möglicherweise in Rushcutters Bay startet. Wir schauen uns noch ein wenig in Darling Harbour um, bevor wir uns auf den Weg in die Rushcutters Bay machen.

Mit dem Bus fahren wir in Richtung Darling Point. Drei Haltestellen später sollen wir in Kings Cross aussteigen. Sehr freundlich sorgen sich gleich mehrere Passagiere des Busses darum, dass wir das Aussteigen auch ja nicht verpassen. Als wir uns weiter durchfragen, kann uns wieder Keiner so genau Auskunft geben. Jeder erzählt uns etwas anderes. Nach bewährtem Schema marschieren wir ins nächste Polizeirevier. Eine junge Polizistin ist super freundlich und hilft uns sofort sachkundig weiter. Sie weiß Bescheid und ihr Kollege erklärt uns anhand eines großen Stadtplanes (unserer reicht leider nicht so weit), wo genau wir hin müssen. Die Beiden zeigen uns auch gleich noch, von wo aus wir morgen den besten Blick auf die auslaufenden Yachten haben. Das ist doch mal eine klare Ansage!

Kurze Zeit später stehen wir im Yachthafen Rushcutters Bay. Hier liegen tatsächlich ein großer Teil der über 100 Yachten, die morgen zur Segelregatta starten werden. Wir dürfen über die Piers streifen und die Yachten aus der Nähe bewundern.

Danach machen wir uns auf die Suche nach einem guten Aussichtspunkt. Wieder müssen wir dazu ewig weit laufen. Das Problem ist, dass heute sämtliche Tourist-Infos geschlossen haben. Unser Stadtplan ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt der Innenstadt. Den haben wir längst ausgereizt und das Gebiet hier ist nicht mehr mit auf dem Plan. So ist es nicht ganz einfach, sich ohne Karte zu orientieren.

Zurück zum Hotel laufen wir die ganze Strecke, denn es kommt kein Bus. Wir gehen buchstäblich auf dem Zahnfleisch und die Sonne "kracht" ganz schön. Gut, dass es überall öffentliche Trinkwasserstellen gibt, an denen wir unsere Flaschen auffüllen können. Wenigstens geht ein frisches Lüftchen, denn sonst wäre die Sonne nicht auszuhalten.

Als wir wieder zurück im Hotel sind, fallen wir ziemlich geschafft auf`s Bett und sind kurz darauf erst einmal eingeschlafen. Das war ein wenig viel heute. Nach einem Stündchen Schlaf schaffen wir es dann aber sogar noch, unsere heutige Fotoausbeute auszusortieren, bevor uns endgültig die Augen zufallen. Unser erster Tag in Down under war ganz schön anstrengend – aber schön.


26.12.2010       Sydney

Wir sind um 6 Uhr wach. Heute ist der Himmel stark bewölkt und sieht gar nicht gut aus. Kurz darauf beginnt es auch schon heftig zu regnen. So ein Mist, da können wir die Segelregatta vergessen. Es schüttet wie aus Kübeln. Ok, dann gehen wir eben shoppen. Schließlich ist heute der legendäre "Boxing Day" – was immer das genau bedeuten mag. Wir wissen nur, dass das so eine Art Schlussverkauf ist, bei dem es Preisnachlässe von bis zu 70 % gibt. Wir ahnen noch nicht, auf was wir uns heute einlassen. Eigentlich wollen wir ja nur im Trockenen bleiben.

Zuerst gehen wir zum Darling Harbour runter und suchen nach der Tourist-Info. Wir finden sie zwar, doch sie öffnet erst um 9:30 Uhr. Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab. In der Fußgängerzone wundern wir uns ein wenig, dass an manchen Geschäften eine kleine Menschenansammlung steht, doch wir denken uns noch nicht viel dabei. Es ist jetzt 7:30 Uhr und der Menschenzustrom noch auszuhalten. Bei "Meyr" dagegen, einem großen Kaufhaus, ist schon richtig viel los. Wir frühstücken dort erst einmal fürstlich und bummeln dann durch das Kaufhaus. In der Schuhabteilung liegen in den Sofas junge Mädchen und schlafen. Wir trauen unseren Augen kaum. Die sind schon richtig fertig. Im Arm halten sie ihre üppige Shopping-Beute. Es ist ein Bild für die Götter! Auf einer anderen Couch schlafen zwei Männer. Auch die hat man offensichtlich schon geschafft. Heute scheinen sämtliche Asiaten Sydneys auf den Beinen und im Shopping-Rausch zu sein. Es ist kaum auszuhalten, zumal man den Eindruck hat, dass Sydney zu 90 % aus Asiaten besteht. (Die restlichen 10 % sind ahnungslose bzw. neugierige Touris, wie wir.)

Wieder einmal bestätigt sich mein Verdacht, dass die Asiaten markensüchtig sind. An den Designergeschäften sind die Schlangen extrem lang. Bei Gucci steht eine dreireihige Menschenmasse von gut 800 Meter (3 Stunden Wartezeit), bei Prada und Salvatore Ferragamo nicht viel weniger und auch bei Swarovski wartet eine ausgewachsene Asiaten-Python sehnsüchtig auf Einlass in den rappelvollen Laden. Begehrteste Objekte scheinen Handtaschen und Schuhe zu sein.

Inzwischen geht es auf den Straßen und in den Geschäften dicht gedrängt zu. Auf den Gehwegen ist eine einzige Menschenwalze unterwegs. Man kann gar nicht mehr selbst entscheiden, wohin man laufen möchte und wird nur noch von den Menschenmassen weiter geschoben. Mitten in diesem Menschenauflauf sitzen seelenruhig auf einem Plakat drei weiße Kakadus und zerlegen in aller Ruhe die Werbetafel. Wir trauen unseren Augen kaum. Unsere ersten Kakadus in freier Natur und die hier in diesem Gewusel!

Seit heute Morgen 5 Uhr scheint sich ganz Sydney im Ausnahmezustand bzw. in einer Art Kaufrausch zu befinden. Jeder will Schnäppchen machen. Wir haben genug gesehen und sind nun von dem Wunsch erfüllt, möglichst rasch aus diesem Menschenpulk zu fliehen. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Immerhin ist uns jetzt klar, warum das Boxing-Day heißt. Die hauen sich tatsächlich!

Pünktlich nach dem Start der Segelregatta hört der Regen auf, doch der Himmel ist noch immer grau und trüb. Wir haben also nichts verpasst. Im Fernsehen verfolgen wir ein Stück der Regatta. Immerhin 178 Yachten sind gestartet. Schade, wir hätten es gern live erlebt. Uns tröstet, dass selbst die Übertragung im Fernsehen trotz der vielen bunten Segel trist und grau aussieht. Dabei hätten wir sogar die Chance gehabt, auf einem Begleitboot ein Stück mit zu fahren.

Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel schnappen wir uns unsere Fotoausrüstung und laufen bzw. fahren zur Harbour Bridge und zur Oper.

Am Botanischen Garten entlang und mit Blick auf Oper und Brücke suchen wir uns schon mal einen günstigen Standort für das Silvesterfeuerwerk. Mrs. Macquarie Point ist prima geeignet. Allerdings hängen auch schon überall Schilder, dass am 31.12. ab 3 Uhr der Weg und viele angrenzende Straßen gesperrt sind. Schauen wir mal, was uns da erwartet.

Mit dem Bus fahren wir zurück zum Hotel. Gleich nebenan ist eine Sushi-Bar. Selbst hier steht eine lange Asiaten-Schlange. Wir holen uns auch etwas Sushi und essen es auf dem Zimmer – im Bett liegend. Mehr geht heute nicht mehr.

Inzwischen quält sich Uwe zum x-ten Mal durch die Aktivierung einer Vodafone-Prepaid-Karte. Leider immer ohne Erfolg. Irgendetwas funktioniert nicht so, wie es soll. Er bekommt einfach keine Freischaltung. Inzwischen ist er schon völlig entnervt. Zum Glück weiß er nicht, dass seine Geduld diesbezüglich noch auf eine lange Probe gestellt wird.


27.12.2010       Sydney – Blue Mountains National Park (Perrys Lookdown)

Heute werden wir unser Mietfahrzeug in Empfang nehmen. Dazu müssen wir allerdings erst einmal mit dem Taxi nach Thornleigh fahren, einem ziemlich weit außerhalb gelegenen Vorort von Sydney. Dort hat unsere Autovermietung "Around Australia Motorhomes (AAM)" ihren Sitz. Leider ist sie nicht bereit, uns unseren Camper ins Hotel zu bringen. Theoretisch könnten wir auch mit der Bahn nach Thornleigh fahren, doch mit unserem ganzen Gepäck ist das nur schwer zu bewältigen. So bringt uns ein Taxi für 80 AUD (58 EUR) nach Thornleigh. Wieder beginnt es zu regnen und wird auch so schnell nicht wieder aufhören.

In einem großen Garagenkomplex in der Nähe des Bahnhofs in Thornleigh befindet sich die Autovermietung. Unser fahrbares Zuhause für die nächsten 5 Wochen ist ein Camper. Der Toyota Hiace, ein HiTop Campervan, steht bereits abfahrbereit auf dem Hof und nach einer gründlichen Einweisung können wir ihn in Beschlag nehmen. Alles sieht sehr gepflegt und sauber aus, auch wenn das Fahrzeug schon 103.000 km auf dem Tacho hat. Hoffentlich fährt das Auto so, wie es aussieht. Wir haben im Fahrzeug: einen zweiflammigen Propangasherd, einen 90-Liter-Kühlschrank, ein kleines Spülbecken mit Wasserhahn, eine Mikrowelle, Einbauschränke mit reichlich Küchenutensilien, eine große Sitzecke mit Tisch, die sich mit wenigen Handgriffen in eine große Liegefläche umwandeln lässt, ausreichend Licht, Schlafsack, Bettwäsche, Deckbett, Campingstühle, Campingtisch, Sonnensegel. Sogar Badetücher werden mit geliefert.

In Sydney und Umgebung, aber auch in Melbourne gibt es inzwischen immer mehr gebührenpflichtige Straßen. Die Maut kann man jedoch nicht vor Ort bar bezahlen. Alles wird elektronisch abgewickelt, was die Handhabung für Touristen etwas kompliziert macht. Die Autovermietung bietet deshalb für eine Pauschalgebühr von 42 AUD die freie Nutzung aller Mautstrecken an. Diese Option buchen wir noch zusätzlich mit. Bei der Fahrzeugübernahme werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht im Dunklen fahren dürfen, der Versicherungsschutz erlischt, wenn wir auf unbefestigten Straßen unterwegs sind, das Fahrzeug vollgetankt, sauber und mit aufgefüllter Gasflasche zurückgegeben werden muss. Schluck – da sind wir aber verwöhnt. Außerdem müssen wir 2 Tage vor Abgabe des Fahrzeugs anrufen, wann wir in einem Zeitrahmen von 2 Stunden genau, das Fahrzeug wieder abgeben werden. Ganz schön streng. Weniger streng ist man dagegen beim Reifenprofil. Da reicht das zulässige Minimum von 1 mm.

Wir machen uns auf den Weg und unser erster Zwischenstopp ist der Woolworth-Supermarkt. Dieser große Supermarkt scheint faktisch Lebensmittel aus der ganzen Welt zu führen. Es gibt meinen Lieblingssenf aus Frankreich, Schweizer Schokolade und Kaffee, Neuseeländischen Käse, Nivea aus Deutschland, Spanisches und Griechisches Olivenöl usw. Wie gewohnt beginnen wir beim Obst und fallen fast in Ohnmacht. Mango – obwohl einheimisch, für 7 AUD (5 EUR) pro Stück, Trauben für 8,95 AUD/kg (6,50 EUR), Äpfel für 10 AUD/kg (7,30 EUR), Erdbeeren für 18 AUD/kg (13 EUR) und Kirschen für 15 AUD/kg (11 EUR). Selbst Tomaten kosten 8 AUD/kg (6 EUR). Den nächsten Schock bekommen wir am Wurst- und Käsestand. Normaler Kochschinken kostet zwischen 24 und 28 AUD/kg (17-20 EUR). Salami gibt`s für ebensolche Wucherpreise. Schnell lassen wir es, nach den Preisen zu schauen, sonst wird der Urlaub zur Null-Diät. So kaufen wir ein, worauf wir Lust haben und finden uns damit ab, dass die Lebenshaltungskosten offensichtlich ziemlich hoch sind. Was uns allerdings wirklich die Sprache verschlägt ist die Art und Weise, wie man mit den Lebensmitteln umgeht. Wir kennen Schinken und Salami als sauber aufgetürmte dünne Scheiben. Hier liegt diese "Schnittware" (von Scheiben kann keine Rede sein) in einer Schale. Mit etwas Phantasie könnte man evtl. Rosetten erkennen. Damit ist es allerdings endgültig vorbei, wenn die Verkäuferin zugreift. Vorher zieht sie sich eine Plastiktüte über die Hand, greift in die Wurstschale, schließt die Faust und hat ihre Portion Schinken oder Wurst. Dass sich diese Faust voll Wurst (oder Käse) nicht einmal mit viel Geduld wieder auseinander popeln lässt, scheint Niemanden zu stören. Wir schauen dagegen ziemlich fassungslos auf unsere Schinken- und Käsematsche. Naja, andere Länder, andere Sitten.

Wir bekommen hier im Supermarkt fast unsere ganze Einkaufsliste abgearbeitet. Bier und Wein gibt es im benachbarten "Liquorland". Wieder schauen wir ziemlich unentspannt, als wir feststellen müssen, dass der australische Rotwein doppelt bis dreifach so teuer ist wie zu Hause. Wie kann das sein? Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, uns durch das australische Rotweinsortiment zu trinken. Als wir zum Auto laufen, regnet es in Strömen. Zum Glück ist der Regen warm und damit nicht so unangenehm wie zu Hause.

Nachdem alle Einkäufe erledigt und verstaut sind, machen wir uns auf den Weg in die Blue Mountains. Dieser Nationalpark liegt gleich hinter Sydney. Seinen Namen hat er von den blau schimmernden Eukalyptusdämpfen, die bei sehr warmen Temperaturen aus den dichten Eukalyptuswäldern aufsteigen. Naja, im Moment steigt lediglich dichter Nebel auf oder ab – egal – ziemliche Suppe jedenfalls. Viel sehen wir erst einmal nicht. Immerhin entdecken wir ein paar weiße Kakadus und rot/blaue Sittiche. Dafür sind die Leura-Kaskaden von einem so satten Grün, dass es eine Augenweide ist.

Überhaupt ist die Vegetation in diesem Gebiet sehr üppig. Doch auch hier bremst uns der Regen und wir müssen unsere kleine Wanderung rasch beenden.

Wir fahren die Touristenroute entlang, die immer wieder einzelne Aussichtspunkte ansteuert und einige der Highlights dieser Gegend erschließt. Der Regen wird immer stärker und der Nebel immer dichter. Am "Echo Point" sind fast keine Menschen aber man sieht eben auch absolut nichts. Die "Three Sisters" sind ebenfalls nicht zu sehen – die haben wohl heute frei. Wir steuern Blackheath an und fahren zum "Perrys Lookdown". Dort gibt es eine kostenlose Campsite. Die ist allerdings nur über eine unbefestigte Straße zu erreichen. Als wir dort ankommen, ist es rappelvoll. Klar, die Alternativen in Katoomba und Blackheath kosten mindestens 55 AUD (40 EUR). Das ist für einen Parkplatz ziemlich viel Geld. Wir beschließen, uns am nächsten Aussichtspunkt nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Dort sind wir die Einzigen und hier gefällt es uns richtig gut. Vollkommen ungestört können wir uns einrichten und verbringen hier unsere erste Nacht – ganz nach unserem Geschmack; mitten in der Natur.


28.12.2010       Blue Mountains NP – Mt. Wilson (Wollemi NP)

Irgendwann in der Nacht hat es endlich aufgehört zu regnen. Morgens sieht es nicht mehr ganz so grau, aber doch noch wolkig aus. Wir starten gleich nach dem Frühstück zu einer Erkundungstour. Nach einigen hundert Metern haben wir einen spektakulären Blick in eines der Valleys der Blue Mountains. Immer wieder steigen Nebelschwanden aus dem Tal auf. So weit das Auge reicht, sieht man Wald und ein Hochplateau der Great Dividing Range. Ein toller Anblick. Die feuchte Luft riecht nach Eukalyptus.

Wieder einmal bereue ich, keine Handschuhe dabei zu haben. Es weht ein ziemlich kalter Wind und die Finger sind steif gefroren. Ich schwöre, dass ich nie mehr ohne meine Handschuhe in Urlaub gehen werde – egal wohin. Man sieht ja, was von diesem Sommer im Sonnenstaat zu halten ist. Lange sind wir ganz allein hier. Wir laufen noch zu der nahe liegenden Sandsteinhöhle, die von Regen und Wind erodiert wurde. Flüchtig sehen wir einen Leierschwanz, doch bevor wir diesen Laufvogel näher betrachten können, ist er auch schon verschwunden.

Erst spät am Vormittag kommen ein paar Touristen. Es ist wirklich sehr schön und friedlich hier. In den umliegenden Bäumen lärmen schwarze Kakadus. Diese hübschen Vögel mit ihren gelben Federn in den Schwingen sind ganz schön groß und lautstark.

Später fahren wir noch einmal zurück nach Katoomba. Die Hauptattraktion der Blue Mountains – die "Three Sisters" möchten wir natürlich auf jeden Fall gesehen haben. Erneut steuern wir auf einer der Touristenrouten einzelne Aussichtspunkte an. Immer wieder hat man andere Einblicke in die zahlreichen Täler dieses Gebietes.

Je näher wir den "Three Sisters" und dem "Echo Point" kommen, umso mehr Touristen sind anzutreffen. Ein Bus nach dem anderen spuckt seine überwiegend asiatische Fracht aus, die sich dann knipswütig oder/und posierend in den Vordergrund drängt. In Katoomba sind unzählige Autos vor uns auf Parkplatzsuche, um zu dem Aussichtspunkt am "Echo Point" zu gelangen. Hier ist die Hölle los. Das ist zu viel Tourismus für uns. Wir verzichten auf den Blick vom "Echo Point" und für Aufnahmen der "Three Sisters" – drei nebeneinander stehende Berge - wählen wir eine andere Perspektive. Lange verweilen wir jedoch nicht, denn auch hier kommt eine Touristengruppe nach der anderen.

Über Mt. Victoria fahren wir nach Bell und von dort nach Mt. Wilson. Wieder regnet es. Dafür ist die Fahrt nach Mt. Wilson durch den Wollemi National Park (NP) ein sagenhaftes Erlebnis. Wir kommen uns vor, als ob wir durch einen dichten, satt grünen Märchenwald fahren. Es ist traumhaft schön und irgendwie passt das Wetter zu dieser Gegend. Durch den bedeckten Himmel und die Feuchtigkeit kommt das satte Grün noch mehr zur Geltung. Die Straßen sind gesäumt von mehrere Meter hohen Farnbäumen, überall hängen Moose und Flechten. Auch die Fahrt durch den Ort selbst gefällt uns sehr gut. Die Anwesen lassen ihren englischen Einschlag nicht verleugnen und man könnte sich genauso gut in England befinden. Akkurat gemähter englischer Rasen bis zum Straßenrand, dazu uralter Baumbestand und riesige Anwesen mit hübschen Häusern vermitteln eine sehr gemütliche Atmosphäre. Wir sind begeistert und beschließen, einen Zwischenstopp zu machen. Ein Parkplatz für die Nacht ist an der Fire Station schnell gefunden. Hier gibt es Toiletten und von hier gehen auch zahlreiche Wanderwege ab. Also auch noch ein strategisch günstiger Platz.

Als wir abends in unserem Camper sitzen, "robbt" ein Blutegel über den Fußboden. Den haben wir wohl draußen im Gras aufgesammelt und nun sucht er hier sein Abendessen. Nicht mit uns! Wir befördern ihn schleunigst nach Draußen und sind hinreichend gewarnt. Bei leckerem australischem Rotwein lassen wir diesen Abend ausklingen.


29.12.2010       Mt. Wilson – Coledale Beach

Gleich morgens unternehmen wir eine Wanderung zu den "gefalteten Felsen". Wieder haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft des Wollemi NP. Eine friedliche Stille umgibt uns, die nur von unbekannten Vogelstimmen unterbrochen wird. Wir sind hier ganz allein und erleben, wie die Sonne den Nebel aus dem Tal verdrängt. Endlich wieder blauer Himmel. Rasch sind die Regentropfen auf Gräsern und Blättern getrocknet, die Sonne hat die Oberhand gewonnen und sofort wird es warm.

Nach unserer morgendlichen Wanderung, die sehr beeindruckend war, kehren wir zurück zum Parkplatz. In aller Ruhe frühstücken wir ausgiebig. Danach fahren wir zum Parkplatz am anderen Ende des Ortes, um von hier aus eine Wanderung zu einem Wasserfall zu unternehmen. Der Weg dorthin ist noch ziemlich matschig und der Wasserfall nicht so spektakulär. Dafür ist der gemäßigte Regenwald sehr schön.

Anschließend fahren wir weiter über Mt. Irvine zurück auf den Princess Highway in Richtung Küste. In manchen Vorgärten stehen Weihnachtsmänner zwischen üppig blühenden Blaulilien und wirken wie vergessen. Vögel machen Geräusche, die sich anhören, als ob Metall klappert. Für einen Moment meint man, das Auto ist kaputt. Immer wieder entdecken wir unterwegs Dinge, die für uns neu und fremdartig sind.

Wir schwanken, ob wir dem Ku-ring-gai-chase NP oder dem Royal NP einen Besuch abstatten sollen. Der Royal NP wurde 1879 gegründet. Er ist der älteste Nationalpark Australiens und zweitälteste Nationalpark der Welt und so entscheiden wir uns für ihn. Im Nationalpark gibt es nur eine Campsite (Bundeena), die mit Fahrzeug angefahren werden kann und die ist natürlich ausgebucht. Wir bekommen die Empfehlung, es trotzdem zu versuchen. Also steuern wir Bundeena an. Etwas irritiert stellen wir fest, dass Bundeena – mitten im NP – ein richtiger Ort ist. Die Campsite haut uns dann buchstäblich aus dem Sitz. Es gibt hier – theoretisch – 80 Stellplätze, doch im Moment ist mindestens dreimal so viel los und so ein Halligalli, dass wir nun die Südafrikaner als stille Einzelgänger herabstufen. Hier sitzen jeweils 20 bis 30 Leute auf einem Haufen und machen Party. Der Platz soll 55 AUD kosten. Die Stellplätze für Camper befinden sich direkt am Sumpf. Reichlich Moskitogesellschaft ist also garantiert.

Wortlos sind wir uns einig, dass wir uns das nicht antun werden. Wir fahren durch den Park und stellen fest, dass die Stichstraßen zu den Stränden abends um 8:30 Uhr durch Schranken geschlossen werden. Wir fahren weiter, suchen uns für Morgen einen schönen Wanderweg aus und fahren aus dem Park ein Stück die Küste entlang Richtung Süden. Im übernächsten Ort Coledale, einem kleinen Küstenort, finden wir einen hübschen Platz für die Nacht. Am kleinen Strandabschnitt gibt es Toiletten, Duschen und einen ruhigen Stellplatz für die Nacht mit direktem Meerblick. Wir können den Anglern zusehen, das Meer hören und noch ein Stück am Strand entlang laufen. Sogar Wasseranschluss haben wir. Der Platz ist genau nach unserem Geschmack.


30.12.2010       Coledale – Royale NP – Sydney

Als die Sonne über dem Meer aufgeht, sind wir startklar. Wir haben gut geschlafen. Erstaunlich, dass wir mit dem Jetlag so gar keine Probleme haben.

Im Nachbarort Stanwell Park hatten wir gestern Abend einen großen Picknickplatz gesehen, auf dem sich weiße Gelbhaubenkakadus (Cacatua galerita) tummelten. Diesen Papageien aus der Familie der Kakadus mit den gelben Haubenfedern widmen wir jetzt eine Fotosession und haben viel Spaß an diesen klugen Tierchen, die sich nun über die reichlich zurückgebliebenen Reste der gestrigen Partygäste her machen.

Als wir ein Stück zum Strand fahren, entdecken wir auch hier einen großen, ziemlich sauberen Sanitärtrakt. Da stehen dann auch einige Camper, die übernachtet haben. Das wäre auch ein guter Platz zum Übernachten gewesen, wenn auch nicht so idyllisch, wie unser Platz.

Der Royal NP kostet keinen Eintritt, so dass wir ohne Verzögerung unsere Wanderung beginnen können. Ein schöner Weg zieht sich bergauf zu den Steilklippen. Wieder geht es durch gemäßigten Regenwald, der ständig seine Vegetation verändert. Es ist sehr interessant. Wir können viele Vögel beobachten, aber außer einem Waran sehen wir sonst leider nichts weiter. Der hat es wohl auf ein balzendes Vogelpärchen abgesehen und macht sich rasch aus dem Staub, als er uns bemerkt. Schade, es war ein hübsches Kerlchen.

Im Anschluss an diese Wanderung laufen wir noch ein Stück den "Forest Trail". Der ist aber längst nicht so schön wie der vorherige Weg. Da hier auch Fahrräder fahren dürfen, die das auch reichlich und vor allem recht schnell tun, drehen wir bald wieder um.

Wir verlassen den Park bei Autley und fahren in Richtung Sydney. Am liebsten hätten wir natürlich wieder so ein schönes ruhiges Plätzchen wie letzte Nacht. Also steuern wir die Strandbäder an. Dummerweise sind die Parkplätze an den Surfstränden aber alle vorsorglich über Nacht gesperrt. Die wissen, warum. Kurz vor dem Airport Sydney ist ein offizieller Caravanpark. Den suchen wir auf. Als wir den Platz sehen, streikt Uwe. Hier steht Camper an Camper und auch sonst macht der Platz einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Da will er auf keinen Fall bleiben. Naja, probieren wir es eben noch woanders – man(n) hat schließlich gewisse Ansprüche nach den idyllischen Plätzen der letzten Nächte. Wir fahren also wieder zurück auf die Hauptstraße und befinden uns wenige Kilometer später auf der Harbour Bridge. Es hatte keine Gelegenheit mehr gegeben, diese Straße zu verlassen. Gut, dass wir bei der Autoübernahme die Gebührenpauschale für die Straßenmaut gewählt haben, denn die Überfahrt über die Brücke ist mautpflichtig. Wir kichern vor uns hin, genießen den Blick von der Bücke und nutzen die nächste Abfahrt, um zu drehen und wieder Richtung Airport zurückzufahren. Direkt neben der Einflugschneise und Landebahn mit Blick auf den Tower finden wir einen schönen, wenn auch ziemlich ungewöhnlichen Platz für die Nacht – verhältnismäßig ruhig ist es dennoch, denn auch in Sydney gibt es ein Nachtflugverbot.


31.12.2010       Sydney (Rushcutters Bay)

Wenn wir schon in Sydney sind, dann wollen wir auch das legendäre Feuerwerk über der Harbour Bridge erleben. Also sind wir früh auf. Unser Ziel ist Mrs. Port Maquarie Point. Von hier aus schaut man auf die Oper und die Harbour Bridge. Ein idealer Fotostandort. Allerdings müssen wir erst einmal einen Parkplatz finden. So kreisen wir gut 2 Stunden durch Sydney. Alle Parkplätze der Stadt scheinen Kurzzeitparkplätze mit maximal 2 Stunden Parkdauer zu sein. Parkhäuser sind entweder geschlossen oder für unsere 2,70 Meter Höhe nicht hoch genug. Wir fragen uns durch. Viele Straßen sind schon gesperrt. Nicht mal auf einem Polizeirevier können sie uns diesmal kompetent helfen. In einem kleinen Hotel in einer der Seitenstraßen (Mariners Court Hotel) gibt es zwar eine Tiefgarage, die sogar leer und für uns hoch genug wäre, doch die wollen 100 AUD (73 EUR) für den Stellplatz. Hallo, wir wollen diesen Schuppen nicht kaufen! Netter Versuch, unsere Verzweiflung zu vergolden.

Wir steuern Kings Cross an und haben den dortigen Yachthafen Rushcutters Bay im Visier. Da kennen wir uns ja schon aus. Doch auch hier gibt es natürlich keinen freien Parkplatz mehr und ab 3 Uhr wird die ganze Straße gesperrt. Wieder kreisen wir. Dann endlich, haben wir Glück. Direkt vor dem Yachthafen an der Einfahrt zum Yachtklub fährt ein Auto weg. Der Platz ist wie für uns gemacht. und eben ist er auch noch. Bah, das war schon mal eine mächtige Geduldsprobe. Nun haben wir die erste Hürde geschafft. Noch ahnen wir nicht, dass unsere Geduld und Leidensfähigkeit noch sehr viel mehr strapaziert werden wird.

Wieder heißt es ziemlich weit laufen. Als wir gegen 10:30 Uhr (morgens!) dem Eingang zum Mrs. Port Maquarie Point zusteuern, steht dort eine Menschenschlange. Die ist nicht 500 und auch nicht 1000 Meter, sondern ungefähr 3.500 Meter lang und windet sich kreuz und quer durch den Park und die angrenzenden Straßen. Hier stehen gut 4.000 Menschen in praller Sonne und warten geduldig, dass sie Zugang zum Botanischen Garten erhalten. Die haben tatsächlich alle das gleiche Ziel wie wir. In den Teil des Parks werden 12.000 Menschen (kostenlos) eingelassen. Ist das Limit erreicht, wird der Park geschlossen. So kann es passieren, dass man hier auch noch umsonst ansteht. Viele der Leute haben Regen-/Sonnenschirme dabei, mehrere Kühlboxen, Decken und Stühle – also quasi das volle Picknickequipment. Wir bekommen fast einen Infarkt. Nun machen wir ja schon viel mit aber irgendwo haben auch wir eine Grenze und die ist exakt hier erreicht. Wahnsinnig gern hätten wir Fotos von diesem berühmten Feuerwerk gehabt , doch hier 3 oder 4 Stunden in der prallen Sonne anzustehen, um dann evtl. doch nicht eingelassen zu werden, weil bereits alles überfüllt ist, das geht uns dann doch zu weit.

Wir wären ja auch gern bereit, für dieses Feuerwerk eine gewisse Eintrittsgebühr zu entrichten, doch natürlich sind auch die kostenpflichtigen Plätze/Location bzw. Schiffe längst ausgebucht. Verzweifelt suchen wir nach "Plan B" und unternehmen einen letzten Versuch, zur Oper zu gelangen. Mal schauen, wie weit wir dort kommen. Erstaunlicherweise ist die Schlange hier längst nicht so lang, wie zum Mrs. Port Maquarie Point. Naja, der Blick ist natürlich auch nicht so schön, denn die Oper liegt jetzt rechts von uns und wird auf den Fotos nicht zu sehen sein. In diesen Teil des Botanischen Gartens werden 6.000 Menschen eingelassen. Wir trösten uns damit, dass es besser ist, nur 50 % seiner Träume erfüllt zu bekommen, als gar keine und so sind wir dennoch zufrieden. Nachdem wir zwei sehr strenge Alkoholkontrollen passiert haben, suchen wir uns auf dem schon sehr voll besetzten Rasen einen Platz. Natürlich sind wir nicht die ersten Fotografen. Überall stehen schon Stative. Dennoch können wir eine einigermaßen gute Fotoposition ergattern, die es dann nur noch zu halten gilt. Mit Köpfen auf dem Foto werden wir halt leben müssen. Die wenigen Schattenplätze, die es unter den Bäumen gibt, sind natürlich längst belegt und so bleibt uns nur, bei knackigen 40°C mit Blick auf die Harbour Bridge in der australischen Sonne auszuharren. Immerhin gibt es hier Essen und Trinken, denn unser mitgebrachtes Trinkwasser haben wir natürlich in kürzester Zeit aufgebraucht.

Uns ist klar, dass der Preis für diese Aktion ein ausgewachsener Sonnenstich sein wird und wir den morgigen Tag schon mal als Rekonvaleszenztag einplanen können. Noch nie haben wir uns so nach einem Regenschirm gesehnt, wie an diesem Tag. Um die Röstzeit wenigstens etwas zu reduzieren, verbringen wir abwechselnd die Zeit im Schatten während der Andere den Platz bewacht, der im Verlauf des Abends immer weiter eingeschmolzen wird. Nun haben wir es schon mal schön warm, da ist es dann auch wieder nicht Recht!

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die Sonne untergeht. Für etwas Abwechslung sorgt an diesem Nachmittag nur ein Flieger, der ein paar Runden dreht und das Treiben auf dem Wasser, wo viele Yachten, Segelboote und Ausflugsschiffe unterwegs sind. Interessant wird es dann, als die Dämmerung herein bricht. Aus den umliegenden Bäumen fliegen in großen Scharen Frucht-Fledermäuse aus. Diese Fledermausart ist ziemlich groß mit einer beachtlichen Flügelspannweite und scheint hier im Botanischen Garten in einer ziemlich großen Population zu leben. Wir sind erstaunt, wie wenig sich die Tiere von den vielen Menschen und dem Lärm beeindrucken lassen. Teilweise sitzen sie direkt in den umliegenden Bäumen oder fliegen tief über unsere Köpfe hinweg.

In einem Flyer hatten wir gesehen, dass das Feuerwerk auf dem Wasser an mehreren Punkten gezündet wird. Dazu werden Pontons mit der Pyrotechnik auf der Mitte der Bucht platziert. Ein Feuerwerk wird hinter der Oper, eins vor und auf der Harbour Bridge und kleinere Feuerwerke im weiteren Verlauf der Bucht gezündet. Vom Mrs. Port Maquarie Point aus sieht man also im Prinzip zwei Feuerwerke. Dafür haben wir einigermaßen freien Blick auf die Brücke, was sich noch als sehr vorteilhaft erweisen wird.

Inzwischen sitzen wir auf unserer Decke Backe an Backe mit den Nachbarn. Gut, dass wir unsere Stative schon mal aufgebaut haben. Inzwischen ist es dunkel und es gibt sozusagen als kleinen Vorgeschmack ein Kinderfeuerwerk. Das ist ganz nett aber haut uns jetzt nicht um. Es dient eher dazu, die Kameraeinstellungen zu überprüfen. Um Mitternacht müssten sie schon noch ein paar Schippen drauf legen, um uns wirklich zu begeistern.

Wieder warten wir. Inzwischen sind die Boote auf dem Wasser hübsch illuminiert. Das sieht schon toll aus. Unten vom Gelände der Oper schallt Partymusik zu uns hoch.

Immerhin habe ich beim Testfeuerwerk festgestellt, dass mein Kamerastandpunkt noch höher sein müsste, um etwas weniger Köpfe der vor uns stehenden Menschen mit auf dem Bild zu haben. So schnappe ich mir kurzerhand eine der beiden hinter mir stehenden Mülltonnen und nehme die als verlängertes Stativ. Das ist zwar nicht optimal und etwas wacklig, aber besser als nichts. Noch während ich ein paar Langzeitbelichtungen mache, spitzt schon eine Horde Koreaner auf "meine" Mülltonne. So bleibt mir nichts anderes übrig, als den Rest des Abends mit der Tonne zu kuscheln, denn wenn ich die jetzt aufgebe, habe ich verloren. Wer hätte gedacht, dass ich für eine simple Mülltonne so viel Anhänglichkeit entwickeln kann? Naja zugegeben, sehr romantisch ist das nicht, aber manchmal muss man eben pragmatisch handeln.

Dann endlich ist es Mitternacht. Es wird über und neben der Harbour Bridge, hinter uns und vor uns ein gigantisches Feuerwerk gezündet. Es ist phänomenal und für diese 15 oder 20 Minuten hat sich jede Stunde des Wartens gelohnt. Im Vordergrund liegen die beleuchteten Schiffe, deren Signalhörner das neue Jahr begrüßen. Rund um und auf der Harbour Bridge wird ein Feuerwerksbild nach dem anderen gezündet. Es ist absolut überwältigend. Von roten Herzen am Himmel über Blütenregen und Kussmund bis zu absolut spektakulären goldenen Wasserfällen von der Brücke ist für jeden Geschmack etwas dabei. Teilweise reflektiert das Wasser die Lichtreflexe so stark, dass man meint, das Wasser ist gefärbt. Es sieht einfach toll aus.

Wir können es noch gar nicht so richtig realisieren, dass wir mit zu den ersten auf der Welt gehören, die das neue Jahr jetzt hier begrüßen können. Es ist ein sehr eigenartiges und bewegendes Gefühl am anderen Ende der Welt zu stehen und dieses Spektakel erleben zu dürfen, das man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Diese Bilder, die wieder um die ganze Welt gehen werden, haben wir live erlebt; waren dabei. Wir können uns kaum daran satt sehen und leider ist es viel zu schnell vorbei. Am liebsten möchte man schreien: "weitermachen"!

Nachdem der Applaus und die Begeisterungsstürme der Menschen verebbt sind, machen sich erstaunlicherweise fast alle Menschen gleich auf den Heimweg. Dank der strengen Alkoholkontrollen am Eingang, der harten Regeln beim Alkoholausschank und der ohnehin recht hohen Preise für Alkohol (eine Bierdose kostet 7 AUD (5 EUR)) gibt es relativ wenig Betrunkene. Menschenmassen strömen durch die Stadt. Busse warten bereits an den Ausgängen und die Müllabfuhr ist schon kräftig am Aufräumen. Wir sind platt, wie gut das organisiert ist aber wir sind auch froh, als wir aus dem Menschenpulk endlich ausbrechen können. Straffen Schrittes marschieren wir Richtung Kings Cross zum Yachthafen in der Rushcutters Bay. Völlig geschafft fallen wir um 1:30 Uhr nach einem wirklich einmaligen und ganz bestimmt unvergesslichen Tag ins Bett, bemühen noch Aloe Vera für unsere verbrannten Glieder und schlafen selig direkt vor dem Yachtclub. Obwohl auch hier im Park des Yachthafens Party war, ist verhältnismäßig schnell Ruhe.


01.01.2011       Sydney – Lake Myall NP (Gigant Tree)

Wir schlafen eigentlich viel zu lang, denn heute scheint ein heißer Tag zu werden. Schon kurz vor 8 Uhr ist es richtig warm. Rasch frühstücken wir und sehen dann zu, dass wir aus der Stadt kommen. Noch einmal fahren wir über die Harbour Bridge und dann in Richtung Norden. Auf dem Princess Highway kommen wir zügig voran, auch wenn viel Verkehr ist. Einmal nehmen wir eine Touristenroute, die uns ziemlich weit ins Inland führt und das Hunters Valley streift. So lernen wir das auch gleich noch kennen, wenngleich uns dieser Abstecher ziemlich viel Zeit kostet und sich nicht wirklich lohnt. Überall an der Straße werden dort direkt vom Erzeuger Farmprodukte verkauft. Das ist zwar etwas günstiger als im Supermarkt, aber auch nicht wirklich preiswert. Unterwegs begegnen uns die ersten, für uns etwas befremdlichen australischen Besonderheiten. An den Straßen stehen neben einer Menge Schrott und Müll auf Pfählen, die als Briefkästen dienen, auch die unterschiedlichsten Warnschilder, die vor Wombats, Koalas und natürlich Kängurus warnen.

Am Lake Myall NP verlassen wir den Highway und fahren am Meer entlang. Wir schauen uns die Aussichtspunkte und auch die Campsites an. Die weite weiße Dünenlandschaft ist toll aber die vollkommen überfüllten Campsites sind grauenhaft. Auch hier sitzen 20 bis 30 Leute in einem Rudel beieinander und man kann sich ausrechnen, was da abends los ist. Für uns geht das gar nicht. So beschließen wir, uns einen Alternativparkplatz zu suchen.

Wir fahren noch einen Abstecher zum größten Baum im Bundesstaat New South Wales (Gigant Tree), der wunderschön im Regenwald gelegen ist. Hier sind wir ganz allein und für uns ist klar, dass wir genau auf diesem Parkplatz die Nacht verbringen werden. Toiletten gibt es auch und die Geräuschkulisse des Regenwaldes ist unbeschreiblich und irgendwie irreal. Wir freuen uns, einen so wunderschönen und friedlichen Platz mitten im Regenwald gefunden zu haben.

Um den riesigen, 70 Meter hohen und rund 400 Jahre alten Eukalyptusbaum im Regenwald besichtigen zu können, wurde ein Holzsteg angelegt, auf dem man "flanieren" kann. Leider machen sich Tiere wieder verhältnismäßig rar. Außer Vögeln entdecken wir nichts.

Als es dunkel geworden ist, verstummt das Zwitschern und Zirpen und ein noch spektakulärerer Sternenhimmel als im südlichen Afrikas breitet sich über uns aus. Wir machen uns mit der Taschenlampe auf die Suche nach Wildlife. Schließlich sind 80 % aller australischen Tiere nachtaktiv. So richtig erfolgreich sind wir aber leider nicht. Trotzdem ist die uns umgebende Kulisse einfach toll. Uwe entdeckt noch eine große Spinne, die sich in einem Kokon befindet. Diesen Kokon kann sie wie eine Tür öffnen. Eine bemerkenswerte Konstruktion.


02.01.2011       Gigant Tree – North Haven Beach

Schon wieder haben wir viel zu tief geschlafen und nichts gehört. Wir haben keine Ahnung, ob hier australische Tiere unterwegs waren. Ich treffe morgens eine Maus, aber mehr auch nicht. Dafür zwitschern schon wieder die Vögel und die Geräusche des Regenwaldes lullen uns ein.

Auf dem Weg zur Hauptstraße kann Uwe gerade noch rechtzeitig bremsen. Mitten auf der Straße sitzt eine kleine Echse. Vorsichtig pirschen wir uns mit der Kamera an und sie lässt uns geduldig gewähren. Als es ihr zu bunt wird, stellt sie sich auf die Hinterfüße, richtet sich auf und läuft davon. das sieht so lustig aus, dass wir herzhaft lachen müssen.

Wir fahren nach Seal Rocks und besichtigen den dortigen Leuchtturm. Auf dem Weg dorthin sehen wir wieder einen großen Schwarm schwarzer Kakadus. In Richtung Seal Rocks ist schon richtig viel Verkehr. Alle Aussies scheinen zum Wasser zu streben, zumal es wieder sehr heiß ist. Seal Rocks gefällt uns gut, auch wenn es im Moment ziemlich stark frequentiert ist. Während unserer Fahrt können wir immer wieder Blicke auf`s Meer und die umliegenden Seen werfen. Es ist schön hier.

In Forster, dem nächsten Ort hinter dem Myall Lake NP ist ein großer Woolworth-Supermarkt. Wir kaufen wir noch etwas ein. Forster ist ein sehr schöner Ort mit großen Seen, flachen Sandbänken und glasklarem Wasser, doch auch hier ist die Hölle los.

Wir durchfahren den Booti Booti NP und steuern den Crowdy Bay NP an. Hier gibt es drei Campsites, von denen Indian Head am schönsten ist. In Kylies Beach laufen wir zum Strand und kühlen uns erst einmal im Pazifik ab. An diesem kilometerlangen Sandstrand sind wir fast allein. Es ist wunderschön hier und das Meer wohltuend erfrischend. Der Sand quietscht unter unseren Füßen und ist extrem heiß. Frisch gebadet setzen wir unsere Fahrt fort und machen Halt an der Indian Head-Campsite. Hier wuseln tatsächlich zwischen den Zelten zwei Kängurus herum. Unsere ersten Kängurus und die haben auch noch jeweils ein Kleines im Beutel, das von Zeit zu Zeit heraus schaut und dann mit Gras frisst. Wir machen eine Fotosession und freuen uns über diese unerwartete Tierbegegnung. Die zwei haben sich schon so an Menschen gewöhnt, dass sie uns bis auf wenige Meter heran lassen.

Anschließend wandern wir noch ein Stück den Headland-Trail entlang, bevor wir unsere Reise fortsetzen. In North Haven suchen wir uns einen Parkplatz direkt am Strand und verbringen den Rest des Tages gemütlich am Strand.


03.01.2011       North Haven Beach – Coffs Harbour (Jetty Beach)

Wetter darf man sich hier wünschen. Gestern hatten wir uns gewünscht, dass es mal einen Tag bedeckt sein könnte – heute Morgen ist es stark bewölkt, hat endlich etwas abgekühlt und ist so richtig schön angenehm. Nach den 41°C im Schatten eine echte Wohltat.

Wir hatten eine ruhige, wenn auch warme Nacht. Heute Morgen ziehen am Horizont Segeljachten vorbei. Die hatten wir gestern schon gesehen und wahrscheinlich sind es Teilnehmer der Neujahrsregatta, die in Coffs Harbour endet.

Nach einem kräftigen Frühstück starten wir in Richtung Port Macquarie. Hier in der Umgebung soll es viele Koalas geben, aber so sehr wir uns auch die Augen aus dem Kopf schauen, sehen wir keinen einzigen Koala. Deshalb beschließen wir, doch erst in den Billabong Koala & Wildlife Park zu fahren. Die öffnen um 9 Uhr und so sind wir punktgenau dort.

Wir steuern gleich erst einmal das Koalagehege an und sind begeistert von den putzigen Kerlchen. Es gibt auch Kleine, von denen eins noch so klein ist, dass es sich immer an seiner Mama festklammert. Man bekommt es fast nicht zu Gesicht. Den Besucher trennt hier nur ein Geländer von den Tieren, so dass man schön nah an die Koalas heran kommt und sie oft auch in Augenhöhe hat. Auch der Einsatz eines Blitzes ist kein Problem.

Noch sind die Tiere munter, so dass wir sie gut beobachten und ihre Eigenheiten studieren können. Erstaunt stellen wir fest, dass sie auch ganz gut springen können. Besonders lustig sieht es aus, wenn sie rückwärts von den Bäumen klettern oder ziemliche Verrenkungen veranstalten, um an die zarten Triebe der Eukalyptuszweige zu gelangen. Von diesen süßen Kerlchen können wir uns kaum losreißen.

Schon beginnen die Ersten, es sich in einer Astgabel bequem zu machen. Sie strecken buchstäblich alle 4 von sich und schlafen. Das tun sie angeblich 20 Stunden am Tag. Nach 1 ½ Stunden schläft auch der letzte Koala. Inzwischen findet eine Koala-Präsentation statt und wir dürfen so ein süßes Kerlchen (der sich bereits im Halbschlaf befindet) anfassen. Das Fell ist schön weich und viel dünner, als es aussieht. Die Krallen allerdings sind ganz schön gewaltig.

Nun gehen wir ins Känguru-Gehege. Auch hier kann man Kängurus und Wallabys (die kleineren Verwandten der Kängurus) füttern und streicheln. Also werden auch die mal vorsichtig betatscht. Ein Wallaby frisst uns aus der Hand. Diese braunen Mini-Kängurus sind echt niedlich.

Ähnlich wie die Koalas haben sich inzwischen auch die Kängurus schon mal in Schlafposition gebracht – und schlafen dann auch als Nächstes. Ein Nandu, der mit bei den Kängurus und Wallabys wohnt, macht einen etwas konfusen Eindruck.

Als nächstes schauen wir den Wombats in ihren Erdhöhlen beim Schlafen zu. Dazu wurde so ein Schlafgang unterirdisch verglast. Eine gute Idee.

Mitten im Restaurantbereich liegen wir mal wieder der Länge lang auf dem Boden, um die freilaufenden Wasseragamen fotografieren zu können, die sogar die Pommes der Restaurantgäste fressen.

Später schauen wir uns noch Dingos an. Von den schlafenden Possums bekommen wir dagegen nicht mehr zu sehen als eine Pfote. Da wir in der australischen Fauna noch recht unbedarft sind, ist das hier sehr lehrreich für uns.

Im Reptilienhaus lernen wir, wie einige der giftigen Schlangen aussehen. Viel Spaß haben wir mit den vielen Sittichen und Kakadus. Die können teilweise sogar richtig deutlich sprechen. Von mir lässt sich einer der Kakadus sogar Kopf und Bauch kraulen. Uwe kann es nicht lassen und steckt seinen Finger durch das Gitter. Prompt bekommt er die Quittung in Form eines blutigen Fingers. Gut, dass wir Desinfektion und Pflaster dabei haben. Es fehlt nur ein Stück Haut.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Gegen 15 Uhr treten wir die Weiterfahrt an. Inzwischen ist es schon wieder recht heiß. Mit jedem Meter, den wir weiter nördlich fahren, wird es schwüler.

Als wir in Coffs Harbour eintreffen, erreichen auch die ersten Segeljachten des Neujahrscups, der in Newcastle gestartet ist, ihr Ziel. Von der Jetty aus schauen wir ihnen ein wenig zu. Inzwischen hat sich im Hinterland ein heftiges Unwetter zusammen gebraut. Wir bleiben hier aber glücklicherweise davon verschont. Mehr als heftigen Wind spüren wir davon nicht.

Am Jetty Beach suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Von hier aus haben wir den ganzen Hafen im Blick. Gegenüber liegt die kleine Insel Mutton Bird, die ein Vogelschutzgebiet ist.

Um 9:30 Uhr wird am Hafen ein Feuerwerk gezündet. Na, das wäre ja nicht nötig gewesen, für uns so viel Aufwand zu treiben, zumal uns das Silvesterfeuerwerk in Sydney ziemlich anspruchsvoll gemacht hat. Jedenfalls haben wir diesmal Logenplatz und können uns das Feuerwerk vom Bett aus ansehen.

Obwohl es schon dunkel ist, trudeln immer noch Yachten ein. Inzwischen bläst der Wind ganz schön heftig. Von Conny erfahren wir per SMS, dass das Auswärtige Amt eine Hochwasserwarnung für Brisbane und Umgebung herausgegeben hat. Es sollen schon große Teile des Landes unter Wasser stehen. Dort wollen wir eigentlich in den nächsten Tagen hin. Sorgenvoll schauen wir in Richtung Inland, wo es heftig zu regnen scheint. Naja, wenn wir nicht weiter kommen, drehen wir eben um. Das Land ist schließlich groß genug und bietet genug Alternativen.


04.01.2011       Coffs Harbour – Dorrigo NP

Zwar pfiff uns der Wind um die Ohren, aber wir haben gut geschlafen. Heute Morgen statten wir der kleinen Vogelinsel "Mutton Bird" noch einen Besuch ab, haben aber Pech und sehen keinen einzigen Vogel. Kein Wunder: die hier brütenden Sturmvögel, brüten unterirdisch in Höhlen und jetzt ist gerade Brutzeit. So sehen wir zwar ein paar Löcher, aber sonst nichts. Immerhin haben wir so, wie viele andere Einheimische auch, den Weg gleich als morgendliches Ertüchtigungsprogramm genutzt.

Um herauszufinden, ob wir in den Dorrigo NP fahren können, fragen wir im Departement of Wildlife nach. Die haben keine negativen Infos für uns. Nun sichern wir uns noch bei der Police-Station ab. Auch die geben grünes Licht. Ihnen liegen keine Meldungen vor, die gegen eine Fahrt nach Brisbane sprechen.

So machen wir uns bei bewölktem Himmel und angenehmen 20 °C auf in den Regenwald des Dorrigo National Parks.

Dort angekommen sehen wir auf dem Picknickplatz neben dem Visitor Center gleich zwei Rotnacken-Pademelons grasen. Sie sind kleiner als Kängurus und rötlich braun. Nun ist wenigstens unsere persönliche Bilanz der gesichteten Kängurus zum Vorteil der Lebenden ausgeglichen.

Vom Visitor Center aus starten wir zum" Wonga Walk", nachdem wir überrascht zur Kenntnis genommen haben, dass dieser Park nicht einmal Eintritt kostet. Der Wanderweg ist als Rundweg mit 2-3 Stunden (für normale Menschen) veranschlagt und gilt als verhältnismäßig anstrengend. Das behalte ich aber vorsichtshalber für mich, denn die "Crystal Shower Falls", einen Wasserfall, hinter dem man durchlaufen kann, möchte ich auf jeden Fall sehen.

Noch immer ist das Wetter angenehm und wohltemperiert. Genau richtig für eine Wanderung. Wir sind natürlich viel langsamer unterwegs, als die meisten anderen Wanderer. Der Wonga Walk ist auf seiner gesamten Länge gut befestigt – sogar asphaltiert. Das würden wir ja eigentlich doof finden, doch wir wissen ja inzwischen wie es ist, durch unbefestigten Regenwald zu laufen. Das ist glatt, uneben, matschig und man muss sich voll auf den Weg konzentrieren. Hier kann man getrost in der Gegend herum schauen und den herrlichen Regenwald mit seinen vielen Geheimnissen betrachten. Die Geräuschkulisse hier ist gigantisch. Man taucht ein in eine andere Welt. 120 Vogelarten sollen hier zu Hause sein und man meint, die rufen alle durcheinander. Es ist einfach überwältigend. Wir sehen unzählige Farnarten, die teilweise an Bäumen wachsen oder selbst Baumgröße erreichen. Würgefeigen, Eukalyptusbäume verschiedener Arten und Orchideen, Pilze und Moose. Ich zähle teilweise 26 verschiedene Farne, Moose und Flechten an und auf einem Baum.

Als wir ca. 1/3 des Weges zurückgelegt haben, bleibe ich schlagartig stehen. Neben mir hat sich etwas bewegt. Ich sehe im Moment nur ein Stück Schwanz und weiß doch sofort; wow, hier liegt eine Teppichpython. Was für ein Glück bei den vielen Menschen, die hier entlang laufen. Wir verharren reglos und schauen dem Tier zu, das sich langsam um einen Farn windet. Die nimmt ja gar kein Ende! Wir schätzen sie auf 2,5 Meter Länge. Sie ist unterarmdick und ziemlich relaxt. Wir müssen ganz schön suchen, bis wir ihren Kopf entdecken. Der ist leider immer im Dickicht. Schon marschieren die nächsten Wanderer in großer Gruppe laut singend an uns vorbei. Sie bekommen natürlich nichts mit. Die Python scheint das gewöhnt zu sein und gibt uns genug Zeit, sie näher zu betrachten. Sie scheint zu wissen, dass sie vor unseren Kameras im Dickicht sicher ist.

Nach einiger Zeit wandern wir weiter. Als wir die Tristania Falls erreichen, beginnt es zu nieseln. Zum Glück bleibt es aber bei feinem Sprühregen. Trotzdem müssen wir ziemlich aufpassen, keine Wassertropfen auf Linse und Filter zu haben. Immerhin hat der Regen den Vorteil, dass nicht so viele Leute in dem Wasserfall baden. Nur drei Jungs wollen ihren Mut beweisen, doch der ist recht schnell abgekühlt.

Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen einige Zeit später die Crystal Shower Falls. Inzwischen ist es bereits gegen 18 Uhr, so dass wir diese Falls fast für uns allein haben. Nur noch gelegentlich kommen ein paar Wanderer. In aller Ruhe können wir – geschützt von einem Felsvorsprung – hinter dem Wasserfall entlang laufen. Diese Fälle sind wirklich toll und etwas Besonderes, auch wenn mir ständig das Wasser in den Rücken tropft und Uwe auch schon aussieht wie frisch geduscht.

Gemütlich wandern wir zurück und je weniger Menschen noch unterwegs sind, umso mehr Tiere sehen wir. Immer mal wieder hören wir auch Tiere, die die Flucht ergreifen. Es müssen Kängurus oder deren Verwandte sein. Eine wilde Truthahnfamilie ist auf Nahrungssuche, Mäuse huschen über den Boden und Vögel flattern umher. Wir sehen Schmetterlinge, Käfer und Insekten aber vor allem eine üppige Regenwaldflora. So müssen wir uns anstrengen, noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukehren.

Gerade wird der Skywalk in dichten Nebel eingehüllt. Hier hat man einen Boardwalk gebaut, der quasi auf Höhe der Baumwipfel in den Regenwald ragt. Diese Konstruktion ist sehr hoch, wenn man unter Höhenangst leidet, aber man hat einen phantastischen Blick in den Regenwald – ist quasi mit den Vögeln auf Augenhöhe. Bei diesem tollen Einblick in den Regenwald hat dann auch meine Höhenangst keinen Platz und wenn es noch so kribbelt.

Wir treffen hier Eric, einen jungen französischen Naturfotografen, der durch Australien tingelt und sich gerade intensiv der Vogelwelt widmet. Von ihm bekommen wir noch ein paar wertvolle Tipps und wir verabreden uns zum Sonnenaufgang an gleicher Stelle.

Inzwischen ist der Parkplatz vor dem Visitor Center total leer. Die Toiletten hier sind megasauber und so gibt es für uns keine Veranlassung, uns noch nach einer Campsite umzusehen. Wir bleiben einfach hier stehen. Kurze Zeit später beginnt es in Strömen zu regnen. Alles ist in dichten Nebel gehüllt, der eine mystische Stimmung zaubert. Richtig gemütlich ist es. Rasch sind wir eingeschlafen, schließlich geht die Sonne schon um 5:30 Uhr auf.


05.01.2011       Dorrigo NP – Byron Bay (Cape Byron)

Zu unchristlicher Zeit klingelt der Wecker und wieder bin ich versucht, mich umzudrehen. Gut, dass Uwe da konsequent ist. Wir müssen ja nur über die Straße laufen. Fast punktgenau beginnt es zu dämmern. Wir sind ganz allein auf dem Skywalk und machen ein paar Langzeitbelichtungen. Noch nieselt es leicht und zwischendrin müssen wir sogar die Jacken holen, weil es kalt wird.

Dann kommt auch Eric und so verplaudern wir die Zeit bis zum Sonnenaufgang. Der Nebel verzieht sich zwar leider nicht ganz so fotogen, wie wir es gern gehabt hätten, aber egal. Am Ende kommt trotz der vielen Wolken doch mal kurz die Sonne durch und beleuchtet diese herrliche Regenwaldszenerie. Einfach toll! Es ist gut, dass dieses herrliche Refugium geschützt ist. Ohnehin sind diese Regenwaldgebiete nicht mehr sehr groß. In der Ferne können wir schon den nächsten Ort erkennen. Überall auf der Welt besteht das gleiche Problem: menschliche Besiedlung kostet Regenwald.

Nach einer kleinen Stärkung laufen wir noch einmal ein Stück in den Regenwald. Es fällt uns schwer, uns zu trennen, denn diese üppige Fauna und Flora fesselt uns. Wir sehen heute Morgen Filander, Pademelons (Minikängurus im Rucksackformat), Mäuse und wieder viele Vögel.

Dann beschließen wir, in den östlichen Teil des Parks, zum Never Never Picnic-Area zu fahren und von dort aus eine kleine Wanderung zu machen. Dort gibt es auch zwei Wasserfälle. Unterwegs sehen wir auf der Straße eine schwarze Schlange mit feuerrotem Bauch, die ziemlich giftig aussieht. Es ist eine red-bellied Black Snake (Pseudechis porphyriacus – Rotbäuchige Schwarzotter). Auf dem Picknick-Platz bettelt uns ein Truthahn an und ist dabei ziemlich aufdringlich. Er hat überhaupt keine Scheu. Eigentlich sieht er richtig hässlich aus, doch sein leuchtend gelber Kropf ist schon wieder faszinierend.

In diesem Teil des Parks sind überhaupt keine Besucher. Es ist aber auch längst nicht so schön hier. Die Wege sind ziemlich unaufgeräumt und sehr matschig noch dazu. Auch der Regenwald ist längst nicht so vielfältig. Wir laufen nur ein Stück und beschließen dann, unsere Reise fortzusetzen. Für uns ist der Dorrigo NP jedenfalls ein kleines Juwel und gehört mit Recht zu den schönsten Nationalparks in New South Wales.

Unser heutiges Ziel soll Byron Bay sein. Unterwegs sehen wir wieder viele Kängurus. Teilweise grasen sie auf den Farmen direkt im Vorgarten. Über den Pacific Highway fahren wir die Küste entlang weiter nördlich. Ab Ballina führt die Straße direkt am Meer entlang und wir bestaunen die schönen australischen Strände, die von Surfern wimmeln. Überhaupt geht es völlig entspannt zu.

Auffallend ist, dass die Mehrzahl der Aussies barfuß läuft – egal ob Sonne oder Regen, glatt oder uneben. Maximalfußbekleidung sind Flipflops. Das hat nun sogar Uwe dazu bewegt, sich seiner eigentlich verhassten Flipflops zu bedienen, in denen er angeblich überhaupt nicht laufen kann. Von wegen – es geht Prima und wird im Verlauf der nächsten Wochen auch seine Maximalfußbekleidung – sogar beim Fahren!

In Lennox Head, einem kleinen Ort vor Byron Bay wagen wir noch einmal einen Blick auf eine der Campsites bzw. den Caravanpark. Nein, das geht gar nicht. Hier bräuchte man nur eine Plane über den ganzen Platz spannen, dann hätte man mehr Platz und alle könnten kuscheln. Die Zeltheringe kann man hier jedenfalls zweimal verwenden – für`s Nachbarzelt mit. Da haben doch Heringe in der Dose mehr Platz. Auch die Camper stehen Stoßstange an Stoßstange. Dieses Massenkuscheln geht für uns gar nicht und bestätigt uns darin, unsere autarke Reisegestaltung so fortzuführen wie bisher. Sparsamer ist das obendrein auch noch und abenteuerlich sowieso.

Wir suchen uns an einem der Strandabschnitte einen ruhigen Platz und werden in Byron Bay am Cape Byron fündig. Gerade verlassen die Surfer nacheinander den Parkplatz und kurz darauf sind wir hier allein. Hinter uns ist ein hübscher Park und wir sehen das Licht des Leuchtturms.

Während ich mich wasche, geht Uwe noch ein wenig mit der Taschenlampe die Gegend erkunden. Aufgeregt ruft er nach mir und so marschiere ich im Schlafanzug über den Parkplatz. Er hat im Baum ein Possum entdeckt. Diese niedlichen, nachaktiven Tierchen sind schwer zu finden und so freuen wir uns über diesen Glückstreffer. Mit vereinten Kräften (im Schlafanzug) schaffen wir es sogar, ihm ein paar Fotos abzuringen. Es will gerade vom Baum steigen und so stellen wir fest, dass es sich recht langsam bewegt. Aussie halt!

Inzwischen beginnt es zu regnen und mein Schlafanzug ist langsam nass. So überlasse ich Uwe allein die weitere Suche. Er findet im benachbarten Bach noch einen ziemlich großen Frosch und wir stellen fest, dass wir auch für diese Spezies noch ein Bestimmungsbuch bräuchten. Schon für die Säugetiere, Vögel und Schlangen haben wir uns kleine Bestimmungsbücher zugelegt, denn schließlich haben wir noch so gar keine Ahnung von der australischen Tierwelt.

Mittlerweile schüttet es wie aus Kübeln. Es ist noch sehr heiß und der Regen bringt hoffentlich Abkühlung. Im Moment können wir aber die Fenster gar nicht aufmachen, weil es hereinregnet. Uwe hat die Hoffnung, dass das Umparken des Autos unter einen Baum etwas bringen könnte und der Baum auf dieser Seite den Regen etwas abhält. Ich liege schon im Bett als er mich bittet, noch das Licht über der Tür auszumachen. Im Wagen ist es jetzt stockdunkel. Als ich zurück ins Bett will, ziehe ich leider den Kopf nicht weit genug ein und knalle mit voller Wucht mit meiner Nase gegen die eingezogene Zwischenplatte, die als Ablage und Bett für eine dritte Person dient. Mir vergeht Hören und Sehen. Es schmerzt höllisch und auf meiner Nase fehlt ein 50 Ct-Stück großer Hautfetzen. Zum Glück findet Uwe im Gefrierfach unseres Kühlschranks noch einen Eiswürfel zum Kühlen. Sonst hätte ich wohl einen Riegel Magnum-Eis nehmen müssen. Naja, die Schönheit ist nun erst einmal futsch.


06.01.2011       Byron Bay – Port Macquarie

Mit der ersten Morgendämmerung trudeln in Scharen die Surfer ein, als ob sie Angst haben, man nimmt ihnen das Wasser weg. Aber ok, wir haben natürlich keine Ahnung. Jedenfalls füllt sich der Parkplatz rasch.

Als wir aufstehen, sieht das Wetter so aus, als ob sich der Regen verzieht und es wieder besser wird. Gerade kommen auch die Tauchschulen mit ihren Tauchgästen. Vier Boote voll Tauchwilliger werden zu Wasser gelassen.

Wir machen eine Wanderung zum Leuchtturm Cape Byron. Von den Klippen aus schauen wir den vielen Surfern zu, die sich im Wasser tummeln und wir beobachten einen großen Rochen, der im seichten Wasser seine Bahnen zieht. Schade, dass die Wale im Moment nicht da sind. Von hier aus könnte man sie gut beobachten.

Auf halbem Weg beginnt es wieder zu regnen. Trotzdem laufen wir noch bis zum Leuchtturm. Immerhin befinden wir uns hier am östlichsten Zipfel Australiens. Während unseres Rückweges wird der Regen so stark, dass wir in der Tiefgarage eines Appartements Schutz suchen und dort auf einer Bank warten, bis der Regen etwas nachlässt. Nur einer Wasseragame scheint der strömende Regen gar nichts auszumachen. Sie liegt seelenruhig mitten auf dem Weg.

Mit einem letzten Endspurt erreichen wir das Auto; dann schüttet es noch heftiger. Schon steht um den Parkplatz herum alles unter Wasser. Auch die Straßen sind sofort überflutet. Das ist auch kein Wunder, denn es gibt keine Kanalisation, die das Wasser aufnehmen könnte. Im Moment zeigt sich der Sunshine State von seiner ziemlich nassen Seite. Gut, dass der Regen wenigstens warm ist. Die Aussies hält dieses Wetter aber nicht davon ab, ihren Wasseraktivitäten nach zu gehen. Klar, ist ja auch egal, wovon man nass wird. Die scheinen hier gleich mit Schwimmflossen, Surfbrettern und Dreadlocks auf die Welt zu kommen.

Eigentlich wollen wir heute weiter in den Lamington und Springbrok NP in der Nähe von Brisbane. Der starke Regen macht uns Sorgen. Wenn es um Brisbane herum sowieso schon überschwemmt sein soll, dann ist dieses Wetter gerade ziemlich wenig geeignet, die Situation zu verbessern.

Uwe telefoniert mit der Ranger-Station des Lamington NP. Der Ranger ist sehr kooperativ und nett und erzählt ihm, dass es schon seit drei Monaten regnet. Gerade beginne es wieder zu regnen. Damit ist klar, dass das der Wolkenbruch ist, den wir hier auch gerade haben. Wir sind schließlich nur 150 km entfernt. Er meint, dass der Park sehr aufgeweicht und matschig ist und es im Moment sehr schwer ist, sich im Park zu bewegen. Wir seien herzlich willkommen, aber es sei gerade keine gute Zeit, den Park besuchen zu wollen. Das war ja eigentlich nicht das, was wir gern gehört hätten, doch so ist es manchmal. Dinge, die man nicht ändern kann, muss man eben akzeptieren. Auch wenn wir die beiden Nationalparks wahnsinnig gern besucht hätten und sie eigentlich der Hauptgrund dafür waren, dass wir erst in Richtung Norden gefahren sind, so bringt es nichts, sich über diese Tatsachen hinweg zu setzen. Wir entscheiden uns dafür, den Rückzug anzutreten. es hat keinen Sinn, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Bei diesem Regen kommen auch keine Tiere raus und wie schwer es ist, sich im nassen, rutschigen Regenwald zu bewegen, das haben wir ja kennengelernt. Verschieben wir es auf einen zukünftigen Besuch – vielleicht 2013.

Hier, am östlichsten Punkt Australiens wird daher auch der nördlichste Punkt unserer Reise sein. Bei wolkenbruchartigem Regen fahren wir über Ballina gen Süden und hoffen auf besseres Wetter.

In Ballina kaufen wir noch etwas ein. Zu dem großen Shoppingkomplex gehört auch eine Apotheke, in der wir etwas Salbe für meine demolierte Nase erwerben. Der Apotheker kümmert sich fürsorglich um meine Nase und empfiehlt ein Wundgel, das den Heilungsprozess fördert. (Wie sich in den nächsten Tagen herausstellt, ist das Gel - Solo site - wirklich toll und meine Nase heilt in Windeseile.)

Neben Medikamenten hat die Apotheke aber auch ein breites Angebot an Kosmetika. Lachend stehen wir vor Sonnenschutz im 1-Liter-Kanister. Was hätten wir an Silvester für so einen Kanister gegeben? Auch Aloe Vera gibt es reichlich und für den Insektenschutz steht ebenfalls eine breite Produktpalette zur Verfügung. Gängigste Marke ist hier "Aerogard".

Im Supermarkt versorgen wir uns mit allem Notwendigen. Noch regnet es so sehr, dass man nach zwei Schritten klatschnass ist. In großen Lachen steht das Wasser auf allen Straßen. Rechts und links der Straße stehen die Felder unter Wasser und die Flüsse führen mächtig viel Wasser. Gestern waren die Felder hier noch nicht überflutet. Das ist also gerade mal das Wasser von einer Nacht. So kann man ermessen, wie es hier nach ein paar Regentagen aussieht. Zügig verlassen wir diese regenreiche Gegend in Richtung Süden.

Eigentlich zweigt vor Port Macquarie der "Waterfall Way" ab doch dafür wollen wir uns heute noch nicht entscheiden und erst einmal das weitere Wetter abwarten, denn wenn es weiter regnet, macht es keinen Sinn, diese Tour zu fahren.

Auf einem Rastplatz am Ortseingang von Port Macquarie suchen wir uns ein Plätzchen für die Nacht. Es gibt hier Wasser und Toiletten – also alles da. Im Laufe des Abends sammeln sich hier 5 Camper.


07.01.2011       Port Macquarie – Bellbrock (Wildnis)

So ganz sind wir dem Regen noch nicht entronnen. Heute Morgen zum Frühstück regnet es schon wieder. Dennoch ist der Himmel nicht mehr großflächig grau. Vom Meer her wird es zunehmend heller und kurze Zeit später können wir schon die ersten Fetzen blauen Himmels sehen. Einer Fahrt auf dem "Waterfall-Way" durch den Oxley und Werrikimbe NP steht also nichts mehr im Weg, zumal die Wasserfälle ja jetzt nach dem vielen Regen genügend Wasser haben dürften.

Auf dem Oxley Highway fahren wir bis Walcha. Unterwegs beobachten wir im "Vorgarten" einer Farm eine große Herde grauer Riesenkängurus, die dort genüsslich den Rasenmäher ersetzen, staunen über die Sammelleidenschaft der Aussies und versuchen, einer Schar Galahs (Eolophus roseicapilla), ein paar Fotos abzuringen. Diese hübschen rosa/grauen Kakadus arbeiten sich wie Vertikutierer durch kurz gemähten Rasen und rupfen ganze Grasbüschel mit Wurzeln heraus. In Deutschland würden diese Vögel eindeutig zu Problemvögeln deklariert.

Als wir den Cottan Bimbang NP durchfahren, sind wir begeistert von den vielen riesigen Farnen, die den Wald wie einen Märchenwald aussehen lassen. So langsam steigt aus dem Regenwald der Nebel auf. Es sieht traumhaft schön aus. Schade, dass die Straße so schmal ist, es keine Haltebuchten gibt und auch noch richtig viel Verkehr ist. So können wir die Gegend leider nur flüchtig auf uns wirken lassen.

An den Tiara Falls, die 30 Meter in die Tiefe stürzen, machen wir Halt. Hier ist es wunderschön und die kleine, ruhige Campsite mitten im Wald gefällt uns sehr gut. Auch die Fälle sind recht hübsch. Am Wegesrand blühen Orchideen und es ist verhältnismäßig wenig los.

Den nächsten Halt machen wir an den Apsley Falls. Die stürzen schon 50 Meter in die Tiefe, haben eine Menge Wasser und sind richtig spektakulär. Auch hier gefällt es uns richtig gut. An mehreren Lookouts kann man in die Schlucht schauen und die Fälle aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.

Über Uralla und Armidale fahren wir den ausgewiesenen "Waterfall-Way". Vor uns breitet sich eine Landschaft aus, die genauso gut in England sein könnte. Hügeliges Weideland durchsetzt mit Baumreihen, die Häuser teilweise im englischen Tudorstil und überall akkurat gemähter Rasen.

Bei Wollomombi biegen wir in die gleichnamige Schlucht ab. Hier gibt es den höchsten Wasserfall Australiens. Aus 220 Metern Höhe stürzt das Wasser in die Schlucht. Naja, für uns dürfte es hier ruhig etwas spektakulärer sein. Etwas mehr Wasser wäre nicht schlecht, denn hier beeindruckt allein die Höhe. Aber so ist das halt, wenn man mit Superlativen die Erwartungen hochschraubt. Inzwischen liegt ein großer Teil der Schlucht auch schon im Schatten, so dass wir uns nicht lange mit dem Fotografieren aufhalten. Die vorangegangenen Wasserfälle haben uns einfach besser gefallen.

Eigentlich war unser Plan, hier auf der Campsite zu übernachten. Nun überlegen wir es uns anders und fahren noch ein Stück weiter. Hinter Wollomombi haben wir dann die Wahl: entweder wir fahren weiter den Waterfall-Way und treffen bei Coffs Harbour wieder auf den Pacific-Highway oder wir fahren eine teilweise unbefestigte Straße mitten durch den Nationalpark, die direkt nach Kempsey führt.

Uwe entscheidet sich für den schwierigeren, aber kürzeren und schöneren Weg. Er führt durch ausgedehnte Waldgebiete und ist wunderschön. Rechts und links des Weges tauchen immer wieder Kängurus und Wallabys auf. Bunte Sittiche fliegen auf und ein unglaubliches Vogelkonzert begleitet uns. Es ist wie im Märchen und wir genießen diese schöne Strecke. Allerdings währt die Freude nicht lang, denn buchstäblich aus heiterem Himmel schieben sich Wolken vor die Sonne und es beginnt wieder heftig zu regnen. Wolkenbruchartig fließt das Wasser. Da der Weg teilweise sehr steil ist, erfordert das Fahren ziemlich viel Gefühl. Aber selbst bei diesem Mistwetter ist die Gegend hier noch sehr schön und wir bereuen keinen Kilometer dieser doch sehr schwierigen Piste. Die ersten 100 Kilometer der Strecke sind unbefestigt und nur die letzten 40 km sind geteert. Hier, mitten in der Natur gibt es natürlich keine Tankstelle. Freundlicherweise verschweigt mir Uwe, dass wir genau diese aber dringend bräuchten. (Erst in Kempsey an der Tankstelle erfahre ich vom dringenden Durst unseres Autos.) So kann zumindest ich diese herrliche Gegend so richtig genießen.

Auf den ersten gut 100 km dieser Strecke gibt es kaum Anwesen. Trotzdem begegnen uns unterwegs einige Fahrzeuge. Da die Piste teilweise sehr schmal ist, sind wir froh, dass sich der Gegenverkehr in Grenzen hält, denn für zwei Fahrzeuge ist wirklich kein Platz.

Immer wieder fahren wir auch an steilen Felswänden entlang, wo vor Steinschlägen gewarnt wird. Dort hat der kräftige Regen auch schon viele Steine frei gespült und abstürzen lassen. An einer solchen Stelle liegen dann nicht nur große Felsbrocken, sondern auch ein totes Känguru. Als wir uns den Unglücksort näher betrachten wird klar, dass das Känguru den Felssturz ausgelöst haben muss und dabei abgestürzt ist. Armes Känguru.

An einem kleinen Tümpel geben unzählige Frösche ein Konzert. Im Licht unserer Scheinwerfer erblicken wir ein Pärchen Tawny Frogmouth (Podargus strigoides - Eulenschwalm). Diese kleinen Eulen, die tatsächlich das Gesicht von einem Frosch haben, hatten wir schon im Billabong-Park gesehen. Nun freuen wir uns natürlich, sie hier in freier Natur zu entdecken.

Da wir nun nach Einbruch der Dunkelheit nichts mehr von dieser herrlichen Landschaft sehen können, beschließen wir, hier zu übernachten und morgen Früh weiter zu fahren. In Bellbrock in einer Ausbuchtung an der Straße bleiben wir stehen und verbringen hier die Nacht. Die beiden Autos, die im Laufe des Abends noch vorbei fahren, stören uns nicht. Noch immer regnet es heftig.

Als ich noch einmal mit der Taschenlampe vor die Tür gehe, leuchten mich aus dem benachbarten Busch Augen an und aus einem nahe gelegenen Baum keckert mich etwas an. Erst hört es sich ein wenig an wie eine Krähe doch bei genauerer Beleuchtung wird klar, dass wir hier zwei Ringtail-Possums entdeckt haben. Sind das vielleicht süße Kerlchen! Auch eine Maus wuselt umher und lässt sich von uns nicht stören. Schade, dass bei dem heftigen Regen nicht an Fotografieren zu denken ist. So beobachten wir die Possums noch ein wenig, bevor wir ihnen dann wieder ihr Territorium überlassen und schlafen gehen.


08.01.2011       Bellbrock – Kangaroo Valley

Wir werden vom melodischen Klang der Regentropfen geweckt, die gegen unser Auto trommeln. Tja, das mit dem Wetter wünschen klappt wohl doch nicht so richtig. – Doch, es klappt! Am Horizont kämpft sich die Sonne durch ein Loch in der grauen Wolkendecke und kurze Zeit später dampfen die Berge. Es hört auf zu regnen.

Unser Auto sieht aus wie ein Erdferkel. Da hat auch der nächtliche Regen nicht geholfen.

Wieder fahren wir durch eine wunderschöne Landschaft. Kängurus springen vor uns auf der Straße entlang oder sitzen auf den angrenzenden Wiesen. Schade eigentlich, dass wir so langsam wieder in zivilisierte Gebiete kommen. (Das sieht Uwe natürlich ganz anders, ich weiß es nur nicht.)

In Kempsey, dem nächsten Ort steuern wir zuerst die Tankstelle an, ich erfahre vom dringenden Durst unseres Autos und dann frühstücken wir erst einmal gemütlich auf einem Rastplatz. Kurz darauf fahren wir wieder auf den Princess Highway und weiter in Richtung Süden. Endlich hat auch die Sonne wieder die Oberhand gewonnen. Mit großen Augen betrachten wir auf dem Highway die Fahrradfahrer. Die dürfen hier auch auf die "Autobahn" – und es gibt einige Lebensmüde.

Inzwischen ist es richtig heiß und wir können die Wanderschuhe gegen unsere Flipflops tauschen. Als ich meine linke Socke ausziehe, sind die ganzen Zehen blutig. Ziemlich erschrocken schaue ich mir das näher an. Erst als mein Blick auf etwas Schwarzes auf dem Fußboden fällt, wird mir die Ursache klar. An der Unterseite meiner Zehe hat sich gestern Abend ein Blutegel festgesaugt, der nun ziemlich dickbäuchig vor mir liegt. Mistvieh!

Rasch ist der Fuß gereinigt, die Zehe vorsichtshalber desinfiziert und das Blut erst einmal mit einem Pflaster gestillt.

Auf unserer Fahrt in Richtung Süden legen wir einen kurzen Zwischenstopp in Wyong ein. Im großen Westfield Shoppingcenter besorgen wir uns ein paar Lebensmittel und schauen auch mal schnell, was es sonst noch so gibt. Hier ist bereits Sommerschlussverkauf und teilweise wird drastisch reduziert.

Über Wollongong und Moss Vale steuern wir die Fitzroy Falls im Morton NP an. Die Fahrt durch diesen gemäßigten Bergregenwald ist wirklich schön, doch leider gibt es mal wieder viel zu wenig Möglichkeiten, diese schöne Gegend zu genießen. Es fehlt einfach an Haltebuchten und Aussichtspunkten. Wir haben Glück und das letzte Sonnenlicht beleuchtet gerade die wirklich sehr beeindruckenden Fitzroy Falls. Schade, dass die Aussichtsplattform mit Blick auf die Fälle so ungünstig platziert und das Fotografieren dadurch ziemlich schwierig ist.

Wir beschließen, noch bis ins Kangaroo Valley weiter zu fahren. Unterwegs sehen wir eine überfahrene Diamant-Python auf der Straße liegen. Traurig betrachten wir die wunderschöne Zeichnung dieses herrlichen Tieres.

Man scheint hier in Kangaroo Valley der britischen Tradition noch näher zu stehen. Die Hampden Bridge, die Pubs, die kleinen Geschäfte, die Hortensien vor den Hofeinfahrten, der akkurat gemähte Rasen – alles very british.

Eigentlich wollten wir im kleinen Ort Kangaroo Valley auf die Campsite, doch es ist nichts ausgeschildert und lange danach zu suchen, haben wir auch keine Lust. Kurzerhand greifen wir auf unser bewährtes Vorgehen zurück: Picnic-Site mit Toiletten an der Fire Station. Die befindet sich in einer Querstraße und ist schön ruhig.

Mit der Taschenlampe bewaffnet suchen wir im Park noch nach Tieren, doch diesmal leider vergeblich. Dafür erfreuen wir uns an dem sternenklaren Himmel.


09.01.2011       Kangaroo Valley – Mystery Bay

Das mit dem Wetter wünschen scheint auf dreimal limitiert zu sein. Unser Kontingent ist ausgeschöpft. Wir werden vom melodischen Tropfen des Regens geweckt. Wieder einmal schüttet es wie aus Kübeln. Gut, dass wir uns die Fitzroy Falls gestern noch angesehen haben. Für Heute können wir jedenfalls das Wandern schon mal vergessen. Stattdessen werden wir in Richtung Süden fahren und hoffen, dass wir den Regen hinter uns lassen können.

Noch einmal fahren wir durch das landschaftlich wunderschöne Kangaroo Valley. Kängurus sehen wir heute hier allerdings kein einziges.

Über Nowra, Ulladulla, Batmans Bay fahren wir gen Süden. Der Regen ergießt sich wolkenbruchartig und scheint unerschöpflich. In kürzester Zeit ist der Boden total aufgeweicht. Überall stehen kleine "Seen" und Sturzbäche ergießen sich. Man kann keinen Schritt vor`s Auto setzen.

Wir machen einen Abstecher an die Mystery Bay, die Teil des Eurobodalla NP ist. Hier gibt es bei Ebbe sehr fotogene, algenüberwucherte Felsen. Es ergießt sich feiner Sprühregen über uns, der das Fotografieren mit Filter ziemlich nervig werden lässt und unsere Geduld auf eine harte Probe stellt. Der Nebel um uns herum macht dieser Bucht im Moment alle Ehre. Es wirkt wirklich sehr mystisch.

Als wir unsere Fahrt auf dem Princess Highway fortsetzen wollen, werden wir wenige Kilometer hinter Mystery Bay gestoppt und zum Umdrehen gezwungen. Schon wieder gab es einen Verkehrsunfall und die Straße ist vorübergehend gesperrt. Das ist heute schon der zweite Unfall aber es ist auch nicht wirklich verwunderlich. Die Aussies fahren wie die Wilden und haben kein Profil auf ihren Reifen. Der Straßenzustand ist auch nicht gerade toll und so landen immer wieder Fahrzeuge im Straßengraben.

Wir beschließen, zurück zur Mystery Bay zu fahren und hier am Strand zu übernachten. Es ist ein hübscher kleiner und vor allem ruhiger Ort. Wir parken direkt am Strand und haben unverbauten Meerblick. Es hört sogar einmal für einige Zeit auf zu Regnen, so dass wir etwas am Strand spazieren gehen können.

Am Abend genießen wir vom Bett aus das großartige Panorama mit dem Strand vor der Haustür. Gegenüber leuchtet auf der kleinen Insel Montague der Leuchtturm zu uns herüber. Noch idyllischer geht es nicht mehr.


10.01.2011       Mystery Bay – Cape Conran (Coastal Park)

Sonne! Gerade geht die Sonne auf. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Schon sieht Mystery Bay längst nicht mehr so mystisch aus wie gestern mit Nebel und Gischtschleier. Der Bucht steht das schlechte Wetter eindeutig besser. Rasch versuchen wir noch einmal, ein paar Fotos von den algenbewachsenen Felsen zu machen, doch die hat die Flut schon fast zurück erobert. Auf dem Weg zu den Klippen begegnet mir ein schwarzes Wallaby – es ist genau so erschrocken wie ich.

Wir frühstücken quasi am Strand und schauen uns dann noch etwas die vielen Gezeitenbecken an. Hier tummelt sich allerhand Meeresgetier. Wir sehen farbenprächtige Meeresschnecken, handtellergroße Krebse, einen Seeigel, Anemonen und kleine farbenprächtige Fische. Auch die fiesen Quallen mit den blauen Tentakeln – Spanische Galeere oder Blue Bottle Yelly - gibt es hier zu Hauf.

Viele Muscheln und Korallenstücke werden bei Flut an den Strand gespült. Ebenso die unterschiedlichsten Algenarten. Wir könnten hier ewig bleiben, so interessant ist das alles. Über uns zieht ein Seeadler seine Bahn. Auf den Felsen suchen schwarze Austernfischer nach Nahrung und Kormorane trocknen ihr Gefieder.

Wir füllen am Picknickplatz noch rasch unseren Wassertank auf und fahren dann weiter in Richtung Süden.

Unser nächstes Zwischenziel ist der Croajingolong NP. Der ist wunderschön gelegen. Riesige Sandbänke trennen bei Ebbe große Lagunen ab, die für Angler und Wassersportler ein kleines Paradies darstellen. Deshalb ist auch der kleine Ort Mallacoota faktisch eine einzige Campsite. Wieder einmal reicht ein Hering für zwei Zelte und der eigentliche Campingplatz ist längst aus allen Nähten geplatzt. Die campwütigen Aussies haben inzwischen jedes Fleckchen Rasen dieses kleinen Ortes in Beschlag genommen.

Trotz Gewitterstimmung unternehmen wir im angrenzenden Wald eine kleine Wanderung. Leider sind die Moskitos im Moment extrem beißwütig und haben uns schon nach kurzer Zeit ziemlich zugesetzt. Immerhin entdecken wir unterwegs eine kleine braune Schlange, die sich sonnt.

Wir fahren über Orbost weiter nach Cape Conran. Hier in dieser Bucht beeindrucken große Gesteinsformationen. Wieder gibt es interessante Gezeitenbecken und sobald wir still stehen bleiben, kommen Unmengen von Krebsen aus ihren Verstecken hervor. Erstaunlicherweise ist es menschenleer. Wir genießen die Bucht und den Blick auf den Ninty-Mile-Beach mit feinem weißen Sand. 90 Meilen bzw. 144 km feinster weißer Sandstrand sprengen ein wenig unsere Vorstellungskraft. Es gefällt uns so gut, dass wir beschließen, die Nacht hier zu verbringen. Zwar hat das Auto in Ermangelung einer ebenen Fläche heute etwas Schräglage, aber der Ausblick entschädigt dafür. Wo kann man schon ganz allein an einem so schönen Strand sein?


11.01.2011       Cape Conran – Errinundra NP – Lakes Entrence – Paynesville (Gippsland)

Heute Morgen ist erst einmal Fotografieren angesagt. Dabei entdecken wir überall im Sand frische Hundespuren. Vermutlich waren Dingos auf Nahrungssuche unterwegs. Wir haben leider nichts gesehen oder gehört. So nach und nach kommen ein paar Angler, aber der Menschenzustrom hält sich sehr in Grenzen.

Nach einem sehr gemütlichen Frühstück fahren wir weiter. Heute wollen wir einen Abstecher ins Inland machen und den ca. 100 km entfernten Errinundra NP besuchen. Im Reiseführer hörten sich die Beschreibungen dieses Parks recht interessant an. Eine Serpentinenstraße führt uns in die Berge. Leider ist der Nationalpark von dieser Zufahrt aus so gut wie nicht ausgeschildert. Enttäuscht stellen wir fest, dass es auch kaum Wanderwege gibt. Wir laufen ein Stück einen Zufahrtsweg entlang, der offenbar für Rodungsarbeiten planiert wurde. Dieser Weg hat nicht wirklich viel zu bieten. Schade, denn der Regenwald der Umgebung ist eigentlich schön. Außer vielen Vögeln bekommen wir auf der Fahrt lediglich zwei Warane und eine schwarze Schlange zu sehen.

Wir fahren zurück zur Küste und befinden uns nun bereits in der Gippsland-Region. In Lake Entrance schauen wir uns ein wenig am Hafen um. Mit sehr gemischten Gefühlen betrachten wir die großen Fischkutter, die auf Muschel- und Langustenfang mit einem großen eisernen Pflug den Meeresboden buchstäblich umpflügen.

Am Angelsteg wartet eine Gruppe Pelikane darauf, dass die Angler von ihrem Fang etwas an sie abgeben. Sie wissen genau, dass hier am Waschtisch die Fische filetiert werden und der Rest vom Fisch für sie abfällt.

Im Angelclub nehmen wir rasch eine heiße Dusche, bevor wir noch ein Stück weiter fahren. Wir möchten morgen Früh möglichst zeitig an der Fähre nach Raymond Island sein. In Paynesville, wieder direkt am Hafenbecken und unweit der Fähranlegestelle verbringen wir die Nacht. Die schwarzen Schwäne bekommen unsere Brotreste und wieder mit hübschem Ausblick – diesmal auf Raymond Island – gehen wir zu Bett.


12.01.2010       Paynesville – Raymond Island – Port Albert

Heute ist Koala-Tag. Zumindest hoffen wir das. Auf der kleinen Insel Raymond Island sollen mehr als 300 Koalas leben. Da müssten doch welche zu entdecken sein. Die Insel liegt 5 Minuten Fährfahrt entfernt und ist auch besiedelt. Die Fähre fährt laufend und kostet heute noch nicht einmal etwas. Gespannt betreten bzw. befahren wir die Insel. Schon als wir in die zweite Querstraße einbiegen, sehen wir die ersten Koalas in einem Baum. Wow, unsere ersten Koalas in freier Natur und die sehen aus wie Teddybären, die man in eine Astgabel geklemmt hat. Sofort haben diese süßen Kerlchen unser Herz erobert.

Wir fahren ein Stück weiter. Überall stehen hier Koala-Lieblingseukalyptusbäume (Gum-Trees). Nachdem wir wissen, was ihre Lieblingsbäume sind, fällt es uns auch nicht mehr schwer, sie in diesen Bäumen zu entdecken. Überall schauen aus teilweise luftiger Höhe große und kleine Koalas auf uns herab. Auch die hübschen bunten Rainbow-Lorikeets (Trichoglossus haematodus) gibt es hier. Leider sind die aber total scheu und lasse sich so gut wie nicht fotografieren. Dafür bleibt endlich mal ein Kookabrurra (Lachender Hans) sitzen und lässt sich ablichten.

Wir stellen das Auto ab und laufen ein wenig durch die Eukalyptushaine. Immer wieder entdecken wir Koalas – mal schlafend und mal fressend. Fotografisch ist das mit den starken Hell-Dunkel-Kontrasten allerdings eine ziemliche Herausforderung. Lange beobachten wir die Tiere und können uns fast nicht an ihnen satt sehen. Inzwischen braut sich der nächste Wolkenbruch zusammen. Das ruft Scharen von Moskitos auf den Plan. Wir sind buchstäblich in Moskitowolken eingehüllt. Es ist absolut extrem. Sie stechen auch durch die Kleidung durch und wir werden sie beim Einsteigen ins Auto gar nicht los. Erst beim großzügigen Einsatz der chemischen Keule in Form von Insektenspray können wir wenigstens einen Teil von ihnen vertreiben.

Nach einiger Zeit hat sich der Ansturm gelegt. Wir wagen einen zweiten Vorstoß. Diesmal fallen die Mossies erstaunlicherweise mehr über Uwe her. (Ich habe mir wohl mit meiner chemischen Keule Respekt verschafft – lach). Der wird ganz panisch und flucht vor sich hin. Hier muss man sich die Fotos mal wieder hart erarbeiten. Wenn es so einfach wäre, könnte es schließlich Jeder.

Unser Treiben beobachten aus der Ferne auch einige graue Riesenkängurus. Plötzlich kommt eine Gruppe Aussies in vier Fahrzeugen viel zu schnell angefahren. Sie haben bis jetzt tatsächlich noch keinen einzigen Koala gesehen. Dann sehen sie einen, springen aus den Autos, krakelen lautstark herum und als die Mückenarmada sie überfällt, sind sie so schnell weg, wie sie kamen.

Wir erkunden die Insel mit dem Auto. Im Verlauf des Tages sehen wir noch sehr viele Koalas; darunter sogar Mütter mit ihren Kindern. Bei über 30 Tieren habe ich aufgehört zu zählen. 50 Koalas waren es bestimmt, die wir auf den Bäumen entdeckt haben. Als wir gerade versuchen, die hübschen Loris zu fotografieren, steht plötzlich ein Koala vor unserem Auto. Er ist wohl genauso überrascht von uns, wie wir von ihm. Ich kann gerade zwei Fotos von ihm machen, bevor er die Flucht ergreift. In seiner Not flüchtet er sich sogar auf den nächstbesten Baum, der gar kein Eukalyptusbaum ist. Ängstlich harrt er dort aus, bis wir abziehen. Ein anderes Mal können wir beobachten, wie ein Koala gerade rückwärts von seinem Baum herunter klettert. Er hat uns nicht bemerkt. Als er sich allerdings im hohen Farnunterwuchs auf den Weg zu einem anderen Baum macht, haben wir ihn aus den Augen verloren. Unsere Hoffnung, er möge den Weg queren, erfüllt sich leider nicht.

Ein Seeadler fliegt mit Beute in seinen Klauen über unsere Köpfe hinweg. Hier ist wirklich allerhand geboten. Den ganzen Tag verbringen wir auf der Insel bei diesen putzigen Kerlchen. Man bekommt einfach nicht genug von ihnen. Auf dem Weg zurück zur Fähre sehen wir dann auch noch drei unterschiedliche Arten Kakadus. Wären die vielen Moskitos nicht, dann wäre es hier noch schöner. Kurz bevor wir auf die Fähre fahren, sehen wir in einem Baum an der Hauptstraße wieder einen Koala sitzen. Diesmal nicht ganz so hoch und im schönen Abendlicht. Er scheint unsere Verabschiedung übernommen zu haben.

Nach einem wirklich sehr schönen und erlebnisreichen Tag setzen wir wieder mit der Fähre auf das Festland über. Wir beschließen, noch ein Stück in Richtung Melbourne zu fahren.

Bei der Überquerung der Grenze von New South Wales nach Victoria darf man kein Obst dabei haben. So haben wir unsere Bestände noch rasch aufgegessen. Die Obstpreise in Orbost haben uns dann auch erst einmal so erschreckt, dass wir von einem Einkauf Abstand genommen haben. Nun müssen wir unsere Obst und Lebensmittelvorräte erst wieder im nächsten Supermarkt auffüllen. Ausnahmsweise gibt es unterwegs heute mal Fast-Food bei Mac.

Gippsland an der südöstlichen Spitze Australiens ist voller Nationalparks, Seen und einsamen Küstenlandschaften. Es heißt, dass dieser Landstrich zu den vielfältigsten und artenreichsten des Kontinents gehört.

Auf unserer Fahrt sehen wir gegen Abend große Herden Kängurus und Wallabys auf den Feldern. Auch kleine Häschen sehen wir öfter. Bei Yarram biegen wir zur Küste ab. Kurz vor uns muss es hier ein heftiges Gewitter gegeben haben. Die Straßen und Wege stehen noch mächtig unter Wasser. Dafür gibt es heute direkt vor uns einen spektakulären Sonnenuntergang. Der Himmel scheint zu brennen. Leider findet sich hier gerade kein gutes Fotomotiv, das zu diesem gigantischen Sonnenuntergang passt. Wir versuchen trotzdem mit dem, was sich gerade bietet, klar zu kommen. Triaden von Moskitos finden es eine brillante Idee, dass wir hier – in kurzen Hosen und Flipflops - ganz ruhig stehen bleiben und warten, bis sich auch die letzte Mücke an uns satt gefressen hat. Sogar am Auge stechen die Mistviecher. Überall sind wir – trotz Mückenspray – nach wenigen Minuten total zerstochen.

Im letzten Licht erreichen wir Port Albert, ein kleines Hafenstädtchen. Am Yachthafen stehen auf dem Parkplatz schon fünf Camper. Wir gesellen uns zu ihnen. Die benachbarten Sanitäreinrichtungen sind sehr sauber – also alles da, was wir brauchen. Vor uns tänzeln die Yachten im Hafenbecken. Der Wind peitscht ganz schön und so bedauern wir unsere Nachbarn, die im Dachzelt schlafen.


13.01.2011       Port Albert – Wilsons Promontory NP – Yanakie Beach

Wir haben blendend geschlafen. Langsam trudeln die ersten Fischer ein, um ihre Boote zu Wasser zu lassen. Riesige Schwärme rosa Kakadus fliegen laut kreischend über den Parkplatz und ersetzen damit quasi den Wecker. Kurze Zeit später vertikutieren sie den angrenzenden Rasen.

Der Sturm hat sich gelegt. Ganz sanft liegt das Meer vor uns. Es ist herrlich friedlich. Beim Frühstück genießen wir diese Ruhe und sind kurze Zeit später abfahrbereit.

Wir fahren weiter das Gippsland entlang in Richtung Süden. Rechts von uns liegen die sanft hügeligen Berge der Great Dividing Range mit viel Weideland. Diese Gegend lebt von der Landwirtschaft. Das Wetter ist heute Morgen noch etwas undefinierbar. Es scheint selbst noch nicht so richtig zu wissen, wie es werden soll. Immerhin ist es schon mal schön warm - trotz bedecktem Himmel.

Einige Zeit später erreichen wir den südlichsten Zipfel des australischen Festlandes und damit den Wilsons Promontory National Park. Mit wunderbaren Stränden und reicher Tierwelt ist der "Prom" einer der beliebtesten Nationalparks Australiens. Der Eintritt zum Nationalpark ist kostenlos. Eine nette Dame am Eingang versorgt uns mit einem Lageplan des Parks. Dann können wir die Gegend erkunden. Zuerst biegen wir zur "Five Mile Road" ein. Hier sehen wir im Sumpfland neben der Straße ein rotes Känguru beim Fressen. Auf dem Parkplatz am Ende der Straße stellen wir das Auto ab und wandern zu "Milers Landing". Ich bin zu faul mein Stativ mitzuschleppen und werde am Ziel dieser Wanderung hart dafür bestraft. Vor uns liegt eine Landzunge, in der gerade Ebbe ist. Am Ufer stehen Mangrovenbäume, deren Wurzeln in die Luft ragen. Im Marschland stehen malerisch einige verstreute Felsformationen, die mit Flechten überwachsen sind und am Horizont sind die Berge, die diese Bucht einrahmen, mit Nebel umgeben. Nun ärgere ich mich über meine Bequemlichkeit und muss versuchen, das Beste aus dieser Situation zu machen. Es ist im Moment extrem schwül, so dass wir nach kurzer Zeit patschnass geschwitzt sind.

Wir haben viel Spaß an den vielen Krebsen, die überall herum wuseln. Da wir hier ganz allein sind, können wir dieses malerische Fleckchen Land in Ruhe genießen. Auf dem Rückweg zum Auto beobachten wir noch einige Vögel, darunter auch schwarze Kakadus. Die sind auf jeden Fall ziemlich stimmgewaltig.

Nach dieser Wanderung versuchen wir, den "Cotters Lake" zu besuchen. Wir sind total fasziniert von den vielen Fröschen, die hier überall ein ganz außergewöhnliches Konzert geben, das auch noch mehrstimmig ist. Manche von ihnen glucksen und manche klickern. Das hört sich richtig mystisch an und ein wenig wie Unterwassermusik. So sehr wir uns auch die Augen aus dem Kopf schauen, können wir keines dieser kleinen Fröschlein entdecken. Lediglich einen toten Frosch finden wir, so dass wir wenigstens wissen, dass sie schwarz und sehr klein sind.

Während wir nach den Fröschen suchen, fallen wieder die Moskitos über uns her. Trotz des Einsatzes von Moskitospray werden wir erneut total zerstochen. Irgendwann verlieren wir deshalb die Lust, uns weiter in diesem Sumpfland zu bewegen. Wir kehren zum Auto zurück und erkunden den Park erst einmal per Auto. Eine asphaltierte Straße führt bis "Tidal River", wo auch die Campsite und das Besucherzentrum sind.

Im Shop versorgen wir uns mit Nachschub an Moskitospray und im Besucherzentrum mit Informationen, wo wir am besten Tiere sehen können. Nach einem Blick auf die volle Campsite ist für uns klar, dass wir hier nicht übernachten werden. Auf Massenkuscheln und Party haben wir keine Lust.

Wir laufen zum "Squeaky Beach", eine dieser malerischen Buchten, die allerdings von Badenden stark frequentiert wird.

Als besonders schön wird der "Lilly Pilly Gully-Weg" empfohlen. Er soll durch schönen Regenwald führen. Wir laufen ein Stück diesen Weg entlang, doch wir stellen rasch fest, dass dieser Teil des Parks vom großen Waldbrand 2009 so stark betroffen war, dass er sich erst langsam erholt. Von der ursprünglichen Regenwaldvegetation ist kaum noch etwas übrig. Die Bäume sind fast alle kahl und verkohlt und haben bisher nur ganz langsam und vereinzelt begonnen, neu auszutreiben. Nur der erste Bodenwuchs – meist Farn – hat sich bisher ausgebreitet. Die vielen schwarzen Bäume deprimieren uns und so kehren wir um. Hier Tiere zu treffen, ist sowieso aussichtslos bei den vielen Wanderern.

Nachdem wir etwas gegessen haben, fahren wir noch etwas herum. Schon kommen die ersten Kängurus heraus. Dann haben wir richtig Glück und entdecken an der Straße einen Wombat, der hier unbeeindruckt grast. Recht lange haben wir Gelegenheit, ihn zu beobachten, diesen rastlosen, gierig grasenden Wonneproppen. Hektisch frisst er das Gras, als ob er Angst hat, es klaut ihm einer. Naja, irgendwie muss er schließlich seine Figur halten, diese kleine mopslige Fellkugel mit dem Teddygesicht.

Uwe meint, dass die Tiere hier alle irgendwie gleich aussehen im Gesicht. So ganz Unrecht hat er damit ja nicht.

Auf unserer weiteren Pirschfahrt sehen wir schwarze Wallabys, viele Kängurus und Kakadus. Überall tauchen jetzt plötzlich Kängurus und Wallabys auf. Manchen von ihnen hat man bunte Ohrenmarken, bunte Halsbänder und auch Sender verpasst. Die Kängurus sollten diejenigen verklagen, die ihnen diese optischen Grausamkeiten angetan haben.

Tagesbesucher sind angehalten, den Park vor Sonnenuntergang zu verlassen. Als es dunkel zu werden beginnt, fahren wir deshalb aus dem Park, denn wir hatten beobachtet, dass Polizei im Park Streife fährt und die Parkplätze kontrolliert. Auf einer Anhöhe kurz hinter dem Park vor Yanakie Beach sehen wir einen schönen Platz, der zum Campen genau richtig wäre. Das fanden die Camper, die hier schon stehen, allerdings auch. Unten am Beach ist ein Caravanpark, aber auch der ist wieder sehr voll und auf dem Platz davor ist Campen verboten. Also beschließen wir, uns den Platz mit dem zweiten Camper oben auf der Anhöhe zu teilen. So lernen wir Stefan und Christiane kennen, zwei nette Leipziger, mit denen wir bei fast heimischen Klängen einen schönen Abend verbringen.


14.01.2011       Yanakie Beach – Fairhaven

Wir stehen früh auf, denn wir wollen noch einmal in den Wilsons Promontory National Park fahren. Morgens sind die Chancen auf weitere Tiersichtungen recht groß.

Wir können den Parkeingang ungehindert passieren (keine Schranke, keine Kontrollen). Kaum sind wir im Park, sehen wir jede Menge Kängurus und Wallabys. Überall stehen welche – mal allein und mal in größeren Herden. Der Herdenanführer hat dann jeweils nicht nur in beiden Ohren große bunte Ohrenmarken, sondern auch noch ein buntes Halsband und manchmal sogar noch eine Antenne. Diese Tiere wurden wirklich total verschandelt. Sie sehen aus wie Zirkustiere. Zum Glück gibt es noch genug Kängurus, die den markierwütigen Rangern entgehen konnten und nicht so entstellt wurden. Kein Wunder, dass die Tiere teilweise sehr scheu sind. Wer würde da nicht Reißaus nehmen, wenn ihm so eine Maskerade droht?

Dann sehen wir sogar Emus. Mit denen hatten wir hier gar nicht gerechnet. Eilig ergreifen die scheuen Laufvögel die Flucht, als sie uns bemerken. Wir treffen auch mehrmals schwarze Wallabys, die immer allein unterwegs sind. Kleine Häschen grasen auf der Wiese und sind so nett, erst einmal die "ich-bin-gar nicht-da-Strategie" zu versuchen, bevor sie hakenschlagend davon sprinten.

Als der Autoverkehr zunimmt und die Tiere sich langsam in den Wald zurück ziehen, verlassen wir den Park. Wir fahren weiter in Richtung Melbourne.

Unterwegs beschließen wir, Melbourne erst einmal nur zu durchfahren und erst auf dem Rückweg zu besichtigen. Im Moment ist sehr schönes Wetter mit richtig tollen Fotowolken, die wir uns für den Port Campbell National Park mit den 12 Aposteln und den bizarren Gesteinsformationen wünschen.

Um und hinter Melbourne sind weite Flächen überflutet. Auch hier muss der Regen ganz schön reichlich gewesen sein. Selbst über einige Straßenabschnitte ergießen sich noch Sturzbäche. Alle Bäche und Flüsse führen sehr viel Wasser. Auf einer Leuchtanzeige am Highway lesen wir etwas davon, dass die Great Ocean Road gesperrt ist. Hee?

Melbourne passieren wir auf der M1. Die ist gut ausgeschildert, so dass wir problemlos einmal quer durch, dann über die große Brücke in Richtung Gelong fahren können. Dort versorgen wir uns in einem der großen Supermärkte mit Nachschub an Lebensmitteln und Getränken.

Wir erreichen Torquey am frühen Abend und schauen uns natürlich zuerst den Strand an. Hier soll das Surfer-Mekka sein. Naja, wir sehen zwar viele Menschen, aber an tollen Surfern mangelt es etwas. Die Wellen sind aber auch gerade nicht der Hit. Überhaupt ist das Wasser im Moment sehr aufgewühlt. Die Versuchung, darin zu baden, hält sich in Grenzen. Da uns hier nicht sehr viel fesselt, fahren wir noch ein Stück weiter. Wir wollen uns dem Port Campbell National Park schon mal so weit als möglich nähern, um Morgen rechtzeitig dort zu sein.

In Aireys Inlet besuchen wir noch das Split Lighthouse – sozusagen einen Mini-Leuchtturm. Hier sehen wir auch das erste Mal die Verbotsschilder, die sogar das Schlafen im Auto verbieten. Wir werden dieses Schild auf unserer weiteren Reise die Great Ocean Road entlang noch ein paar Mal wieder treffen.

In Fairhaven suchen wir uns auf einem der Strandparkplätze einen ruhigen Platz für die Nacht.


15.01.2011       Fairhaven - Port Campbell National Park

Heute steht eine der berühmtesten und vermutlich schon meist fotografierten Sehenswürdigkeiten Australiens auf dem Programm. Wir werden die Great Ocean Road befahren und in ihrem Verlauf im Port Campbell NP die 12 Apostel und andere beeindruckende Kalksteinformationen besichtigen, die das Meer im Laufe der Jahrtausende geschaffen hat.

Ungefähr seit Torquey wird der Umgang mit den Touristen "rauer". Die Zahl der Verbotsschilder nimmt zu, das Benzin ist um 20 Ct. teurer als anderswo und die Freundlichkeit der Anwohner hält sich in Grenzen. In Lorne, einem reinen Urlaubsort, werden die Besucher der Tourist-Information dann sogar angewiesen, die Toi-tois vor der Tür und nicht etwa die Toiletten des Visitor-Centers aufzusuchen. Unfreundlich und widerwillig bekommen wir Auskunft und Kartenmaterial zu regionalen Wandertouren. So schließen wir Lorne gleich in unser Herz.

Am Ortsausgang von Lorne wird unsere Fahrt gestoppt. Die Niederschläge der letzten Tage haben auch der Great Ocean Road schwer zugesetzt. Die Straße musste gesperrt werden, weil Hänge abgerutscht und Schlammlawinen die Straße unpassierbar gemacht haben. Teilweise soll sogar eine Fahrspur weggebrochen sein. Wir müssen einen großen Umweg über Whoonel fahren, um dann bei Apollo Bay wieder auf die Great Ocean Road zu treffen. Naja, wenigstens entgehen uns dabei nicht die Sehenswürdigkeiten dieser Gegend.

Auf unserem Umweg durch das Hinterland sehen wir auf der Straße einen Skink liegen. Als wir ihn uns näher betrachten, wird der richtig übellaunig. Er faucht uns an, fletscht seine blaue Zunge und geht in Angriffshaltung. Irgendwie lustig, wie der kleine Kerl versucht, sich größer zu machen. Er bläst sich auf und faucht wie ein Drachen. Wir warten, bis er sich in das benachbarte Gras verzogen hat, bevor wir weiterfahren. Schließlich soll ihn nicht noch Jemand überfahren, denn Aussies bremsen nicht für Tiere.

Erst einmal zurück auf der Great Ocean Road erreichen wir zügig den ersten Aussichtspunkt des Port Campbell National Parks. Wir halten an den "Gibson Steps", die im 19. Jahrhundert von Hand in die steil abfallenden Klippen gehauen wurden (inzwischen hat man sie durch Betonstufen ersetzt). Natürlich steigen wir die Stufen bis zum Strand hinunter.

Als nächster Aussichtspunkt folgen die "Twelve Apostles" (12 Apostel). Sie sind die bekannteste Felsformation hier. Mehr oder minder große Felsnadeln stehen als erodierte Landspitzen im Meer. Inzwischen ist ihre Anzahl schon geschrumpft, denn der Zahn der Zeit bzw. das Meer nagt unaufhörlich an ihnen. Von mehreren Aussichtsplattformen kann man sie betrachten. Logisch, dass wir hier nicht allein sind. 80 Prozent der Besucher sind asiatischer Herkunft und wir beißen die Zähne aufeinander. Es braucht viel Geduld, abzuwarten, bis sich auch der Letzte in der immer gleichen coolen Pose vor dieser Sehenswürdigkeit hat ablichten lassen. Unzählige Male werden wir Teil dieser Selbstinszenierung, indem uns die Mini-Pockets in die Hand gedrückt werden und wir diese Show auf Chip bannen müssen.

Um den großen Besucherzustrom gerecht zu werden, wurden ein großer Parkplatz und ein Besucherzentrum angelegt. Hier spuckt ein Reisebus nach dem anderen seine überwiegend asiatische Fracht aus, um sie kurze Zeit aber viele Fotos später wieder einzusammeln und zum nächsten Lookout zu karren. Über eine Unterführung gelangt man sicher zu den Aussichtsplattformen, die mit einem Stegsytem verbunden sind.

Wir haben heute wirklich großes Glück mit dem Wetter und machen an allen Aussichtspunkten ausgiebige Fotostopps.

Als nächstes folgt die "Loch Arche Gorge". Gespannt sind wir auf den "Arch", einen Felsbogen und auf die inzwischen (teilweise) eingestürzte "London Bridge", die früher als doppelter Bogen mit dem Festland verbunden war (1990 brach einer der Bögen ein). In diese Bucht kommen abends Pinguine. Wir können noch ihre Fußspuren im Sand sehen. Leider gibt es aber für uns keine Möglichkeit, an diesen Strand zu gelangen.

Die ganze Zeit kreisen über uns unzählige Hubschrauber, denn man kann auch Hubschraubertouren über diesem Küstenabschnitt machen.

Wir sind inzwischen ganz schön geschafft, denn man muss von den Parkplätzen aus noch relativ viel laufen, wenn man alle Aussichtspunkte ansteuern will. Trotzdem besuchen wir natürlich auch noch die Grotte ("The Grotto") und fahren noch weiter bis zur "Bay of Martyrs". Dort drehen wir um. Inzwischen ist es bereits Abend und wir suchen uns einen Platz für die Nacht. Die Parkplätze scheiden schon mal aus, denn da sind überall Verbotsschilder, dass man nicht im Auto übernachten darf.

Noch einmal laufen wir zu den 12 Aposteln, um sie im Abendlicht zu fotografieren. Inzwischen sind die meisten Besucher gegangen und wir können die Küste endlich in Ruhe auf uns wirken lassen. Ohne die vielen Touristen ist es richtig schön hier.

Als wir uns auf dem Parkplatz des Besucherzentrums bei den 12 Aposteln etwas zum Abendbrot zubereiten, werden wir von einem Ranger schon freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Übernachten kostet 173 AUD pro Person Strafe. Er hat auch gleich eine Liste der umliegenden Campsites dabei. Rasch verziehen sich die noch anwesenden Camper nach dieser Warnung in alle Richtungen. Wir finden nach kurzer Suche einen Platz im angrenzenden Hinterland. Zusammen mit einem weiteren Camperpärchen übernachten wir auf dem Grünstreifen einer wenig befahrenen Straße. Der Platz ist unspektakulär aber ok, zumal unsere Nacht sowieso kurz sein wird, denn wir wollen zum Sonnenaufgang bei den 12 Aposteln sein. Heute Abend fährt hier kein Auto mehr vorbei.


16.01.2011       Port Campbell National Park – Apollo Bay

Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker. Eine unmenschliche Zeit! Wenige Minuten später haben wir den Parkplatz des Besucherzentrums erreicht. Wir sind die Einzigen hier. Der Ranger hatte Erfolg mit seiner Drohung und hat es tatsächlich geschafft, alle Camper zu vertreiben. Noch im Dunklen tappen wir zu einer der Aussichtsplattformen. Als es dämmert stellen wir fest, dass der Himmel stark bewölkt ist. Da können wir uns den Sonnenaufgang abschminken. Ein Funken Hoffnung bleibt und so warten wir geduldig. Nebel zieht über das Meer. Wir machen das Beste daraus. Inzwischen ist ein weiterer Fotograf gekommen. Auch er übt sich in Geduld und Hoffnung.

Schon trudeln die ersten Touristen ein und es ist vorbei mit Langzeitbelichtungen, denn das Stegsystem überträgt jede Bewegung. Der Holzsteg und die Aussichtsplattform vibrieren bei jedem Schritt und es gibt keine Möglichkeit, das Stativ neben den Steg zu setzen. Nun fängt es auch noch leicht zu nieseln an. Gut, dass wir uns gestern die Zeit (und Kraft) für alle Aussichtspunkte genommen haben.

Wir kehren zurück zum Parkplatz und frühstücken erst einmal. Der erste Ranger taucht auf. Na hoffentlich denkt der nicht, wir stehen seit gestern Abend hier.

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Wir haben beschlossen, dass hier der westlichste Punkt unserer Reise sein wird. Die uns noch verbleibende Zeit werden wir dafür nutzen, um zurück nach Sydney zu fahren und unterwegs noch die Nationalparks und Gegenden zu besuchen, die wir aufgrund des Regens auf der Hinfahrt nicht ansteuern konnten.

Jetzt werden wir den Otway NP besuchen. Hier gibt es einen Tree top Walk in Höhe der Baumwipfel. Man läuft auf einer recht langen Stahlkonstruktion quasi über dem Regenwald entlang.

Noch immer nieselt es leicht. Dafür sieht das Grün des Regenwaldes noch satter aus. 22 AUD/Person (16 EUR) kostet der Sky-Walk. Ein nicht ganz preiswertes Vergnügen, das sein Geld aber auf jeden Fall wert ist. Ich ignoriere einfach meine Höhenangst - für Regenwald tue ich einfach alles. Schließlich kann ich mir das Erlebnis hier nicht entgehen lassen und mit der Kamera vor der Nase bin ich prima abgelenkt. Die Stahlkonstruktion ist sehr hoch und schaukelt ganz ordentlich, aber die Perspektive ist einfach toll.

Es ist wunderschön hier. Die riesigen Farne und die Königseukalypten sind einfach gigantisch. Überall zirpt und zwitschert es. Fasziniert betrachten wir diese einzigartige Vegetation mit ihren unendlich vielen Grüntönen, wie sie vielfältiger nicht sein können. Eigentlich möchte man hier gar nicht wieder weg.

Auch der Walk durch den Regenwald ist sehr interessant. Anhand von Schautafeln wird viel zu Flora und Fauna des Regenwaldes erklärt. Seit Oktober 2010 gibt es hier sogar die Möglichkeit, angeseilt durch den Regenwald zu schweben.

Nachdem wir uns viel Zeit für den Besuch dieses Teils des Otway NP gelassen haben, fahren wir nun weiter zur Apollo Bay. Auf einer traumhaft schönen Nebenstraße (D 159) fahren wir quer durch den Regenwald. Die Straße ist zwar sehr schmal und wieder einmal fehlen Haltebuchten, aber es ist wunderschön hier.

In Apollo Bay füllen wir auf der Campsite unseren Wassertank neu auf. Wir hatten die letzten Tage dafür keine Gelegenheit gehabt. Nun will der Platzwart 10 AUD dafür – war wohl Goldwasser (Eigentlich ist Wasser hier kostenlos.)

Am Strand gleich hinter Apollo Bay bleiben wir und verbringen hier auch die Nacht. Wieder einmal genießen wir den Blick auf`s Meer und sein Rauschen begleitet uns in den Schlaf.


17.01.2011       Apollo Bay – Lorne (Otway National Park)

Nach dem Frühstück bummeln wir noch etwas am Strand entlang. Dann fahren wir über Lorne (unseren "Lieblingsort") in den nördlichen Teil des Otway NP, um von hier aus die "Erstkine"-Wasserfälle (300 m) zu erwandern.

Diesmal ist die Great Ocean Road wieder befahrbar und wir können sehen, welche Schäden die heftigen Regenfälle angerichtet haben. Überall sind die Hänge abgerutscht und an einigen Stellen auch Teile der Straße. Dort wird der Verkehr inzwischen einspurig vorbei geleitet. Am Cape Patton Lookout stoppen wir, um die tolle Aussicht zu genießen. Schade, dass es ansonsten unterwegs so wenig Haltebuchten gibt, um die schöne Aussicht noch mehr aufnehmen zu können. In die wenigen Haltebuchten, die es gibt, hat man nun auch noch den Dreck der verschlammten Straße gekippt. So liegen die Ausbuchtungen nun voller Berge von Erde, die in einigen Tagen bretthart sein wird. Aus den Hängen sickert dagegen immer noch das Wasser und solange die Hänge nicht befestigt werden, wird sich das Abrutschen und Ausspülen bei jedem neuen Regen fortsetzen.

Über eine unbefestigte Straße gelangt man zu den "Erstkine Falls", die wirklich sehr schön sind. Es gibt eine Aussichtsplattform oberhalb der Fälle und über viele Stufen (250) kann man bis zum Fuß der Fälle steigen. Da, wo es runter geht, geht es bekanntlich auch wieder hoch. So ist der Rückweg etwas schweißtreibend aber insgesamt lohnenswert.

Nun wollen wir noch die "Cora-Lynn"-Wasserfälle besuchen, die in mehreren Kaskaden hinunter stürzen. Leider ist dieser Weg im Moment wegen der Schäden, die das vergangene Unwetter verursacht hat, gesperrt. Wir laufen trotzdem weiter und wollen sehen, wie weit wir kommen. Ohne größere Probleme – lediglich einige matschige Wegabschnitte müssen wir passieren – gelangen wir zu den Cora-Lynn-Kaskaden. Die sind jedoch total zugewachsen. Nur eine Kaskade kann man wirklich sehen und an der hängt jede Menge Treibholz – dicke Baumstämme, abgebrochene Äste. Beim besten Willen ist das hier kein Fotomotiv. Schade, denn eigentlich sind die Fälle sehr schön, wenn sie ein klein wenig gepflegt würden. Statt aufzuräumen wird mal wieder gleich der ganze Weg gesperrt.

Leider sehen wir unterwegs auch keine Tiere. Lediglich eine abgemagerte, verwilderte schwarze Hauskatze treffen wir. Selbst Vögel machen sich heute rar.

Wir beschließen, hier auf dem Picknickplatz zu übernachten. Vielleicht kommen ja abends die Tiere heraus. Als es langsam dunkel wird, gehen wir noch einmal mit der Taschenlampe kreuz und quer über den Platz und laufen auch ein Stück in den Wald, doch Tiere sehen wir nicht. Es ist inzwischen empfindlich kühl geworden. Irgendwann geben wir auf, denn so sehr wir auch schauen, entdecken wir kein einziges Tier. Nicht einmal Fledermäuse sind unterwegs.

Gerade als wir zu Bett gehen wollen, kommt noch ein Camper auf den Platz. Nun ist der Parkplatz ja eigentlich riesig groß, aber der stellt sich direkt hinter uns. Das muss ein Aussie sein, der die Nähe liebt. Zum ersten Mal greifen wir heute nach der zweiten Zudecke, denn es ist richtig kalt.


18.01.2011       Lorne (Otway National Park) - Melbourne

Bei laufendem Motor entleert der Camper heute Morgen in aller Frühe seine Toilette in die Buschtoilette auf der Picnic-Site – sehr rücksichtsvoll!

Wir besuchen nach dem Frühstück noch den Teddys Lookout in Lorne. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf einen Teil der Great Ocean Road. Eigentlich hatten wir ja gelesen, dass es im Otway NP gute Chancen gibt, Koalas zu sichten. Obwohl wir ständig nach ihnen Ausschau halten, haben wir noch keinen einzigen Koala gesehen. So sind wir schon mal froh, den Abstecher auf die Mückeninsel Raymond Island gemacht zu haben – trotz der Widrigkeiten, die die Moskitos mit sich bringen.

Noch einmal auf der Great Ocean Road fahren wir nun zurück nach Melbourne. Von der Küstenstraße aus schauen wir immer wieder den zahllosen Surfern zu, die sich im Wasser tummeln. So richtig spektakulär ist das aber alles nicht.

Auf dem Freeway M1 fahren wir zügig in Richtung Melbourne. Je mehr wir uns Melbourne nähern, umso dichter wird der Verkehr. Manchmal geht es nur noch im Schritttempo voran.

Wir hatten von anderen Campern den Tipp bekommen, dass man am Yarra River in einer Seitenstraße als Camper parken kann. Auf der Karte konnten sie uns den genauen Platz allerdings nicht zeigen. Nun versuchen wir, diese Straße zu finden, ohne genau zu wissen, was wir eigentlich suchen. Als wir einmal quer durch die Innenstadt fahren, wird schnell klar, dass wir uns einen neuen Plan ausdenken müssen. Alle Parkplätze sind kostenpflichtig und meist beträgt die Parkdauer nur maximal 2 Stunden. Ein Kurzzeitparkplatz nützt uns aber gar nichts. Mit unseren 2,70 Metern Höhe passen wir auch hier in kein Parkhaus. Vorher müssten wir aus unserem Camper erst noch ein Cabrio machen.

An der Flinders Street Station brodelt der Verkehr. Die teilweise prachtvollen Gebäude aus der viktorianischen Zeit begeistern uns, doch erst müssen wir das Auto los werden, bevor wir uns dem Sightseeing widmen können. Zuerst versuchen wir, am Federation Square einen Parkplatz zu bekommen. Hier müssen schließlich bei Sportveranstaltungen viele Fahrzeuge parken. Da sollte doch auch ein Platz für uns zu finden sein. Theoretisch wäre das auch möglich, doch aus unerfindlichen Gründen ist hier die Einfahrthöhe auf 2,30 Meter limitiert.

Als Nächstes versuchen wir es in der Nähe eines Parks. Hier, zwischen Treasury Gardens und Fitzroy Gardens haben wir auch tatsächlich Glück und finden auf der Straße eine freie Parkbucht – allerdings hat die Hang- und leichte Schräglage. Egal, hier darf man nicht so hohe Ansprüche haben. Immerhin befinden sich dafür wenige Meter entfernt sogar Toiletten. Die Parkgebühr beträgt (tagsüber) 0,60 Ct. und man darf maximal 11 Stunden parken. Das passt also prima und wird unser "Wohnsitz" hier in Melbourne. Wir füttern den Parkautomaten und machen uns mit Kamera und Stadtplan bewaffnet auf, die Stadt zu erkunden.

Als erstes stellen wir fest, dass in Melbourne gerade die Australian Tennis Open – die australischen Tennismeisterschaften stattfinden. Am Federation Square, an dem sich auch die Tourist-Information befindet, werden die Spiele live auf einer großen Leinwand übertragen. Erstaunlich viele Menschen sitzen auf dem Platz und schauen sich die Spiele an.

Wir "arbeiten" den Stadtplan Karree um Karree ab. Da die Straßen der Innenstadt rechtwinklig angeordnet sind, ist es leicht, sich zurecht zu finden. Melbourne gefällt uns und wir sind uns schnell einig, dass wir es hier schöner als in Sydney finden.

St. Pauls Cathedral, Town Hall, Old Treasure Building, Chinatown, Melbourne University, Melbourne Aquarium, State Library, Parlament, öffentliches Badehaus und natürlich auch den Queen Victoria Market schauen wir uns an. Letzterer ist etwas weiter weg und inzwischen leider schon geschlossen.

Überhaupt beginnen um 17 Uhr die Geschäfte der Reihe nach zu schließen. Leider fährt auch die letzte City Circle Tram – eine kostenlose Touristenstraßenbahn – um 18 Uhr. Als wir so langsam fußlahm werden, können wir auf diese Bahn leider nicht mehr zu hoffen. Leicht plastermüde kehren wir zu unserem Auto zurück. Allerdings nicht ohne vorher in einer asiatisch geführten Konditorei noch von leckeren Sahnestückchen verführt zu werden. In einer "Handtasche" tragen wir vier kleine Minitörtchen in unser fahrbares Zuhause. Die ersetzen uns heute das Abendessen und sind sozusagen die Belohnung für das viele Laufen. Gierig fallen wir über die leckeren Kalorienbomben her und überlegen dann, was wir mit dem Rest des Abends anfangen.

Eigentlich schweben mir noch Nachtaufnahmen der Stadt vor, aber Uwe hat so gar keine Lust mehr. Es braucht schon etwas Überredungskunst, bis wir uns nach einer kleinen Pause noch einmal auf den Weg machen.

In einem Reisebericht hatte ich gelesen: "Im Gegensatz zum Eureka Tower führt das Observationsdeck im 55. Stock der Rialto Tower ins Freie. Von hier hat man als Fotograf besonders nachts einen tollen Blick über die Stadt". Die Rialto Tower stehen am anderen Ende der Stadt – Collins-/Ecke Kings-Street. Tapfer marschieren wir dorthin und stehen dann vor einem Schild an der geschlossenen Tür, das uns mitteilt, dass das Observationsdeck seit Dezember 2009 dauerhaft für Besucher geschlossen ist. Unsere Mundwinkel schlagen regelrecht am Boden auf. Das war ja wohl nichts.

Nun laufen wir runter zum Yarra River. Hier stehen einige markante Gebäude und wir verbringen viel Zeit damit, die Skyline zu fotografieren.

Alle Stunden spucken fünf große Stahlsäulen vor dem Crown Casino in Southbank am anderen Ufer des Yarra bis zu 5 Meter hohe Flammen aus. Ein sehr spektakulärer Anblick. Leider ist auf die zeitliche Folge aber kein Verlass, denn als wir eine Stunde später zurückkehren, sehen wir gerade noch die letzten Flammen aus der Ferne, bevor der Spuk vorüber ist. Egal, toll anzusehen ist es dennoch.

Bis weit nach Mitternacht laufen wir noch am Yarra River entlang, schlendern durch die Stadt und genießen das Flair dieser hübschen Stadt.

Als wir gerade ziemlich kaputt bei unserem Auto ankommen, sitzt auf einer Mülltonne im Park ein Possum. Es blickt fasziniert auf das Blinken des Parkautomaten, bevor es wieder in die Mülltonne abtaucht und nur noch der buschige Schwanz heraus schaut. Ich kann nicht anders, und muss ihn anfassen. Ziemlich erschrocken erscheint es wieder. Seine Beute – ein Pommes frites, schiebt es sich rasch noch in die schon vollen Backen. Fast sieht es aus, als ob es lächeln würde. Nun schaut es fasziniert auf das Blinken unseres Kamerasensors. Es ist so goldig und hat kaum Angst. Wir widmen uns noch eine ganze Weile diesem putzigen Kerlchen. Diese unverhoffte Begegnung ist ein schöner Abschluss eines erlebnisreichen Tages.

Vom National Tennis Centre im Melbourne Park dringt noch immer der Beifall des Publikums zu uns herüber. Dort wird offensichtlich immer noch Tennis gespielt.

Völlig geschafft fallen wir in unser Bett, das heute mal Süd-Ost-Gefälle hat.


19.01.2011       Melbourne - Paynesville

Völlig entgegen der sonstigen Aussie-Mentalität rauschen seit 5 Uhr morgens Autos an uns vorbei. Um 6 Uhr ist die Straße bereits wieder bis auf den letzten Parkplatz zugeparkt. Die Melbourner sind wirklich zeitig unterwegs.

Unbehelligt stehen wir auf und beschließen, noch eine Tour bis zu den Docklands zu machen. Wieder laufen wir durch die ganze Stadt. Die Free City Circle Tram fährt erst ab 10 Uhr. Je weiter wir aus der Innenstadt laufen, umso unattraktiver wird die Gegend. Es ist verdammt weit und ich habe irgendwann keine Lust mehr. Zurück nehmen wir eine der zahlreichen Straßenbahnlinien, die uns fast bis zu unserem Auto bringt. Da heute der Queen Victoria Market ganztägig geschlossen hat beschließen wir, Melbourne zu verlassen. Am gigantischen Olympia-Stadion vorbei fahren wir in Richtung Gippsland.

Nachdem wir bisher trotz intensiver Suche keine Koalas weiter gesehen haben und sich Paynesville für ein Tagesetappenziel gut eignet, beschließen wir, noch einmal einen Zwischenstopp auf der Moskitoinsel Raymond Island zu machen. Das Wetter ist heute sehr schön und unser Wunsch wäre es, Koalas mit blauem Himmel fotografieren zu können. Außerdem hätten wir wahnsinnig gern noch einen jungen Koala auf dem Rücken seiner Mutter. Man darf ja Träume haben.

Zügig kommen wir auf der A1 voran. In einem großen Shoppingcenter halten wir an und schauen uns in einem Outdoorladen um. Das Sortiment ist recht breit aufgestellt; die Auswahl gut. Preislich nimmt es sich im Vergleich zu deutschen Preisen nicht viel. Auffallend ist das große Angebot an neonfarbiger Bekleidung (gelb und orange). Darauf stehen die Aussies total und mindestens jeder vierte Aussie läuft mit solchen Leuchtklamotten rum. Selbst neonfarbige Leuchtsocken gibt es.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Paynesville und fahren gleich noch auf die Fähre, die uns die wenigen Meter bis zur Inseln übersetzt. Heute kostet die Fähre 8 AUD. Wir haben beim letzten Mal richtig Glück gehabt, dass wir umsonst fahren durften.

Schon als wir an den ersten Häusern vorbei fahren, entdecke ich zwei Koalas in einem verhältnismäßig niedrigen Baum im Vorgarten eines Anwesens. Hier sitzt ein noch ganz junger Koala mit seiner Mama und frisst ganz unbeeindruckt. Der Kleine ist höchstens 1-2 Monate alt. Am liebsten möchte man ihn einstecken und mitnehmen, so süß ist der Kleine. Dann klettert er über seine Mama hinweg. Die knurrt widerwillig, als er ihr auf den Kopf tritt. Wir lachen uns fast schlapp.

Heute, bei schönem Wetter, ist auch die Moskitoplage (noch) nicht so schlimm. Wir spazieren durch die Eukalyptuswäldchen und sehen dabei jede Menge Koalas. Erstaunt stellen wir fest, dass viele von ihnen wach sind; von wegen die schlafen nur.

Dann hören wir sogar, wie sie kommunizieren. Besonders die Männchen stoßen Grunzlaute aus, die sich ein wenig wie das Schreien von Eseln und/oder das Grunzen von Schweinen anhören.

Bestimmt 40 bis 50 Koalas können wir in kürzester Zeit entdecken. Leider sitzen viele von ihnen nicht besonders fotogen in den Bäumen, doch bei einigen gelingt es uns tatsächlich, sie vor blauem Himmel abzulichten.

Als wir ein Stück weiter laufen, entdecken wir einen Echidna (Schabeligel). Schnell ergreift der im dichten Farnunterwuchs die Flucht. Nur mit Müh und Not können wir ihm wenigstens ein "Beweisfoto" abringen. Trotzdem ist es hochinteressant, ihn zu beobachten. Er frisst ausschließlich Ameisen und Termiten, ist gut 1/3 größer als unser heimischer Igel und sein Stachelkleid ist sehr viel dicker und höher. Seine Stacheln erinnern eher an die von Stachelschweinen und der einzelne Stachel hat auch ungefähr den gleichen Durchmesser wie ein dicker Stachelschweinstachel. Also schon recht wehrhaft, dieser Bursche. Zudem hat er sich in Windeseile in den weichen Sand eingegraben. Seine Nahrung erschnuppert er mit der langen, trichterförmigen Nase, die er in die Ameisenlöcher steckt. Lange beobachten wir ihn und freuen uns über diese unverhoffte Begegnung.

Während wir noch warten, ob der Igel noch einmal aus seiner Deckung kommt, sehen wir ca. 200 Meter vor uns etwas auf dem Weg sitzen. Als wir uns langsam nähern, taucht noch ein Zweiter auf. Erst halten wir es für Possums, doch es sind zwei junge Füchse, die rasch das Weite suchen, als sie uns bemerken. Schon mehrfach war uns aufgefallen, dass der Fuchs überall intensiv bejagt wird. In vielen Wäldern hatten wir schon Hinweisschilder gesehen, dass zu seiner Bekämpfung Köder vergraben wurden. Die Beiden werden kein leichtes Leben haben.

Unser Nachmittag auf der Insel ist recht ergiebig. Auch den bunten Rainbow-Lorikeets (Trichoglossus haematodus) können wir noch ein paar Fotos abringen.

Jetzt, als die Sonne langsam untergeht, werden auch die Moskitos wieder richtig lästig. Die Viecher stechen durch die Kleidung und kennen kein Erbarmen. Trotzdem fällt es uns schwer, uns von den Koalas und der Insel loszureißen. Im letzten Licht auf einem Ast über uns sitzt wieder eine Koala-Mutter. Ihr Junges sitzt ein paar Meter weiter. Nun tut uns der Kleine tatsächlich noch den Gefallen, und klettert auf den Rücken seiner Mama. Ein goldiges Bild und was für ein Abschied!

Mit diesem Erlebnis verlassen wir diese Koalas nun endgültig. Auf dem Weg zur Fähre sehen wir noch ein graues Riesenkänguru auf einem Grundstück stehen, mitten in einer Siedlung. Das Geschrei der Kakadus begleitet uns auf die Fähre. Zwar haben wir gerade einen schönen Sonnenuntergang und den Aufgang des Vollmondes verpasst, doch man kann halt nicht alles haben. Unvergessliche Bilder im Kopf und hoffentlich auch ein paar hübsche Fotos auf dem Chip, (dazu viele juckende Mückenstiche) werden uns an diese besondere Insel erinnern.

In Paynesville, an dem Platz, an dem wir schon auf unserer Hinfahrt genächtigt haben, verbringen wir wieder eine ruhige Nacht.


20.01.2011       Paynesville - Eden

Am Yachthafen gibt es heiße Duschen (zumindest bei den Frauen), die wir erst einmal ausgiebig nutzen. Danach setzen wir unser Fahrt über Lake Entrance und Orbost fort. Bei Sonnenschein sehen diese Orte einfach noch schöner aus.

Im Bemm River Rainforest hinter Orbost machen wir einen kurzen Spaziergang durch den Regenwald. Es ist sehr schön hier, auch wenn wir im Moment nur Vögel und Eidechsen beobachten können.

Auf der Fahrt in den Ben Boyd NP und zum dortigen historischen Leuchtturm kommen uns mehrmals entladene Holzlaster entgegen gerauscht. Uns überholen auch Laster, die mit dicken Stämmen beladen sind. An der Kreuzung kurz vor dem Abzweig zum Leuchtturm springen viele Kinder mitten auf der Straße herum. Am Straßenrand unter einem Sonnen-/Regendach sitzen eine Gruppe junger Männer, die aussehen, als ob sie schon ein paar Wochen hier verbringen. Sie haben ein Stativ aufgebaut. Zwei ältere Männer verwehren uns höflich die Weiterfahrt auf der asphaltierten Straße und weisen uns auf ein großes Plakat hin, auf dem zu lesen ist, dass hier Privatgelände beginnt. Freundlich weisen sie uns den Weg nach rechts in eine unbefestigte Straße, die zum Nationalpark und zum Leuchtturm führt. Alles wirkt sehr merkwürdig auf uns. Als wir sehen, dass die unbefestigte Straße ziemlich schlecht ist und der Besuch des Leuchtturms auch noch 14 AUD pro Person kostet, drehen wir um, denn das ist er uns definitiv nicht wert. Sowieso fühlen wir uns hier irgendwie unbehaglich.

Nicht jenseits von Eden, aber im dortigen Yachthafen finden wir ein hübsches und ruhiges Plätzchen für die Nacht. Wir schauen noch eine Weile den Kormoranen und Seevögeln zu, die auf den umliegenden Felsen sitzen.

Als wir mit dem Fernglas die gegenüberliegende Landzunge betrachten, sehen wir dort zuerst einen riesigen Berg Holzschnitzel und einen großen Holzkohlemeiler. Bei genauerer Betrachtung können wir eine große Fabrik erkennen. Die verarbeiten offensichtlich die dicken alten Baumstämme zu Holzschnitzeln und Holzkohle. Nun wird uns auch klar, was die Aktion da vorhin an der Kreuzung zu bedeuten hatte. Offensichtlich waren die jungen Männer so eine Art Aktivisten, die diesen Frevel dokumentiert haben und die spielenden Kinder dienten dazu, die LKW`s zum Anhalten zu bewegen. In einem hoch zivilisierten Land, das nun wirklich auch zu anderen Energiequellen Zugang hat, fällt der Regenwald der Holzkohleproduktion zum Opfer. Wir sind sprachlos.


21.01.2011       Eden – Potato Point

Bevor der Aussie zur Arbeit geht, wirft er erst einmal seinen Bootsmotor an und die Angel aus. Die Sonne ist gerade aufgegangen, da herrscht hier schon viel Betriebsamkeit. Uns schenkt Keiner Beachtung oder nimmt Anstoß an unserer Anwesenheit. Gleich neben uns ist der Wasseranschluss und ein paar Meter weiter sind die Toiletten und Duschen - also alles da.

Gemütlich frühstücken wir, schauen den Booten zu, die auf dem Wasser dümpeln und sehen sogar einen Delphin, dessen Finne aus dem Wasser ragt. Zweimal zeigt er sich, dann ist er leider verschwunden. Pelikane kreisen über uns und jedes Boot, das in den Hafen zurück kommt, wird von den vielen Möwen genau beobachtet. Vielleicht fällt ja etwas für sie ab.

Nach dem Frühstück setzen wir unsere Fahrt fort. Wir steuern den Mimosa Rock im gleichnamigen Nationalpark an. Diese Stichstraße zum Meer ist mal wieder unbefestigt. Caravans wird von der Benutzung der Straße abgeraten. Als wir ungefähr die Hälfte des Weges bewältigt haben, geht es noch einmal sehr steil bergab. Wir beschließen, nun doch lieber umzudrehen. Das Risiko, dass wir hier nicht wieder hoch kommen, ist dann doch zu groß. Beim Anfahren hängt Uwe fest. Die Hinterräder drehen durch. Es stinkt schon nach Gummi. Erst als er noch einmal mit Bedacht ein Stück nach hinten setzt und ich etwas schiebe, bekommen die Räder wieder Gripp. Ich bin zwar gut eingestaubt, doch das ist nicht so wichtig.

Auf dem Rückweg sehen wir einen jungen Waran, der aber rasch die Flucht in den nächsten Baum ergreift. Dort, eng an den Stamm geschmiegt, glaubt er wohl, wir sehen ihn nicht.

Wir fahren mitten durch den Mimosa National Park. Bei Tanja, einem sehr touristischen Ort, kaufen wir in einer Bäckerei ein paar süße Leckereien ein, die sich allerdings als Gummiteilchen entpuppen und einfach nur bäh schmecken. Am Strand der Wapengo Lagoon legen wir die Beine hoch und schauen den vielen Anglern zu. Es ist nett hier. Links von uns befindet sich eine große Lagune und rechts ist das Meer.

Als wir gerade am Lake Mummuga vorbei fahren, beschließen wir, hier schon mal gemütlich Abendbrot zu essen. Wir sind gerade fertig, als wir zusehen können, wie ein heftiges Gewitter auf uns zukommt. Es ist faszinierend, wie sich das Licht und die Wolken innerhalb weniger Sekunden verändern. Wieder einmal regnet es heftig. Kurzzeitig hagelt es sogar. Die Hagelkörner sind erbsengroß.

Wir fahren noch ein Stück weiter und biegen zum Potato Point an die Küste ab. Immer wieder begegnen uns patschnasse Kängurus und Wallabys. Am liebsten möchte man ihnen ein Handtuch reichen. Ein Hügel mit direktem Blick auf das Meer wird unser Stellplatz für die Nacht. Unter uns tobt die Brandung und vor uns zucken Gewitterblitze. Zwischendurch zeigt sich sogar ein Regenbogen. Richtig gemütlich ist es, dieses Naturspektakel vom Bett aus betrachten zu können, auch wenn der Wind heftig pfeift. Neben uns grasen in aller Ruhe Wallabys. Sie sind offenbar an menschliche Nachbarschaft gewöhnt.


22.01.2011       Potato Point – Kioloa (Murramarang NP)

Noch vor Sonnenaufgang kommen die ersten Surfer, die sich wagemutig erst einen Weg durch die Klippen suchen und sich dann in die brodelnde Brandung stürzen. Die Wellen sind heute Morgen ganz schön gewaltig. Wir schauen den Surfern noch eine Weile zu, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Zuerst steuern wir den Bingie Bingie Point an. Auch dieser Küstenabschnitt befindet sich im Eurobodalla NP, das in der Sprache der Aborigines "Ort der vielen Gewässer" heißt. Es gibt hier wirklich viele Seen. Aber auch der herrliche Sandstrand ist wunderschön. Dazu ein so traumhaftes Wetter, dass man nur noch ins Wasser will. Nachdem wir den Bingie Bingie Point besucht und die Reste des alten Dampfkessels eines 1879 gesunkenen Schiffes betrachtet haben, werfen wir uns in die Fluten. Das Meer hat ganz schön Kraft und spült uns fast weg, aber es ist herrlich.

Erfrischt und neu paniert (ja, Sonnenschutz wird immer reichlich aufgetragen, schließlich muss der halbe Liter aufgebraucht werden) setzen wir unsere Entdeckungsreise fort. Bis zum Nachmittag fahren wir die Küstenstraße entlang, machen Halt an verschiedenen Stränden, schlecken Eis und faulenzen.

Am frühen Nachmittag beginnt sich der Himmel wieder zuzuziehen. So lässt sich die Hitze wesentlich besser aushalten.

Als wir in Batmans Bay bei McDonalds anhalten und durch die rundherum offenen Scheiben des neben uns parkenden Fahrzeugs schauen, überkommt uns das Grauen. Wieder sehen wir so ein total verwahrlostes und zugemülltes Auto. Es fällt uns schwer, dies noch dem "Easy going"-Lifestyle zuzuschreiben. Für uns ist so etwas schlicht asozial. Hier muss man Sorge haben, es springt etwas über. Zum Essen parken wir dann um, denn den Anblick wollen wir uns nicht antun. Als später der Familienvater mittleren Alters mit seinen zwei Kindern einsteigt, können wir nur mit dem Kopf schütteln.

Von Batmans Bay aus fahren wir in den Murramarang NP. Am Pebbly Beach sollen die Kängurus bis an den Strand kommen. Nachdem wir am Ticketautomat die 7 AUD für den Parkeintritt bezahlt haben, sehen wir auch schon eine größere Gruppe Menschen, die auf Hand, Schulter und Kopf Sittiche sitzen haben. Wer möchte, bekommt eine Handvoll Vogelfutter und darf die Vögel füttern. Die lassen sich nicht lange bitten. So habe dann auch ich die hübschen Vögel auf Hand und Schulter sitzen. Mit ihren spitzen Krallen halten sie sich gut fest. Drei Sorten Sittiche haben sich hier versammelt.

Auf der Wiese am Strand sehen wir dann einen Waran liegen. Im Gegensatz zu seinen ängstlichen Kumpeln von unterwegs ist dieser total entspannt. Er öffnet höchstens mal ein Stück die Augen, um zu sehen, was um ihn herum passiert. Er kennt die Neugier der Touristen schon und lässt das Betrachten aus nächster Nähe über sich ergehen.

Schon sehen wir auch fünf graue Riesenkängurus auf der Wiese grasen. Eines von ihnen hat wieder ein Junges in seinem Beutel, das von Zeit zu Zeit heraus schaut, ein wenig Gras frisst und wieder im Beutel verschwindet. Dann schauen nur noch Beine und Schwanz heraus. Die Kängurus sind so an Menschen gewöhnt, dass sie uns bis auf zwei Meter an sich heran lassen. Eines springt sogar über Uwe hinweg, als er vor ihm liegt.

Wir verbringen eine ganze Weile mit den Tieren, bevor wir die Weiterfahrt antreten. Zwar gibt es hier auch eine Campsite, doch die gefällt uns mal wieder gar nicht. Wir fahren die nördliche Zufahrt zum Murramarang NP. In Kioloa halten wir an einem Strandparkplatz. Der Platz ist gut für die Nacht. Als wir noch an den Strand gehen, sehen wir am anderen Ende der Bucht die Bootsanlegestelle. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Bucht und das Meer. Wenn wir doch schon am Meer sind, dann wollen wir auch mit dem Meerrauschen einschlafen. Rasch fahren wir noch um die Bucht herum an die Bootsanlegestelle in Kioloa. Auf dem Weg dorthin grasen gut 30 graue Riesenkängurus in einem Vorgarten. Jetzt, hier am Strand, hüpfen die Tiere auf der Straße herum. In guter Gesellschaft gehen wir nach einem Sundowner schlafen.


23.01.2011       Kioloa – Seven Mile Beach NP

Man merkt, dass Wochenende ist. Die Boote werden früh zu Wasser gelassen. Bereits morgens um 7 Uhr brennt die Sonne. Als wir gerade frühstücken wollen, bekommen wir Besuch. Ein kleiner Vogel fliegt ins Auto und setzt sich wie selbstverständlich auf die Ablage, wo unser Bettzeug liegt. Er macht auch keine Anstalten, unser Auto wieder zu verlassen. Es scheint ihm zwischen den Kissen zu gefallen. Ich denke nur, der wird doch nicht etwa in unsere Kissen k..., klar wird er, aber der Piepmatz ist zum Glück so klein, dass auch seine Hinterlassenschaften nicht viel größer als ein Stecknadelkopf sind. Eine ganze Weile bleibt er bei uns und wir haben einen richtigen "Kampf", ihn unbeschadet wieder ins Freie zu befördern.

Nach diesem etwas unruhigen Frühstück fahren wir noch bis zum Pretty Beach. Auch hier grasen jede Menge Kängurus. Der Murramarang NP ist ohnehin bekannt für seine große Kängurupopulation. Wir wandern bis zu den Durras Mountain, drehen dann um und schauen uns noch den Strand - Pretty Beach an. Der ist alles andere als schön. Lediglich die ihn umgrenzenden Felsformationen beeindrucken, aber da ist das Licht im Moment denkbar ungünstig.

So fahren wir noch ein Stück durch den Murramarang NP, bevor wir später wieder den Princess Highway erreichen. Eigentlich wollen wir uns noch die Jervis Bay im Bonderee NP ansehen. Dieses Territorium gehört den Aborigines und so kostet der Park 10 AUD Eintritt plus Campinggebühr. Mit der Begründung, dass die Campsite voll ist, wird uns der Eintritt in den Park verwehrt. Wir dürfen noch nicht einmal als Tagesbesucher rein. Na dann eben nicht.

Wir fahren weiter bis zum Seven Mile Beach NP. Auf dem hübschen Picknickplatz bleiben wir. Neben uns finden auch noch 5 andere Camper diesen Platz ganz prima für die Nacht. Am fast menschenleeren Strand bläst eine ziemlich straffe Brise. Wir schauen noch ein wenig den Anglern zu, die gerade zwei kleine Stachelrochen geangelt haben. Als uns der Sand zu sehr um die Ohren bläst, laufen wir zurück zum Auto und beenden dort den Tag mit einem Sundowner.


24.01.2011       Seven Mile Beach NP – Jamison Lookout (Blue Mountain NP)

Heute Morgen scheint die Sonne, der starke Wind am Strand hat nachgelassen. Gemütlich frühstücken wir unter den schönen alten Bäumen des Picknickplatzes. Dann laufen wir noch einmal zum Strand. Es ist schön hier – friedlich und fast menschenleer mit einem schönen Sandstrand, so weit das Auge reicht. Wir schauen den Krabben zu, die ab und an aus ihren Sandlöchern gekrochen kommen. Kitesurfer gleiten über die Wellen und Möwen suchen sich in der Brandung ihr Frühstück.

Uwe ist tapfer und geht Baden. Mir ist das Wasser heute Morgen eindeutig zu kalt. Mädchen halt!

Nach einem schönen Strandspaziergang setzen wir unsere Fahrt fort. Sonderlich weit kommen wir heute nicht. Kiama fesselt unsere Aufmerksamkeit mit dem Blowhole, das eine Wasserfontaine aus einem Felsen schleudert. Bis zu 60 Meter kann (soll) die hoch sein. Unsere Fontaine ist im Moment ziemlich mickrig und so warten wir eine ganze Weile. Leider wird sie aber nicht spektakulärer. Dafür beginnt es mal wieder zu regnen. Im Supermarkt in Kiama kaufen wir ein letztes Mal ein und setzen dann unsere Fahrt die Küste entlang fort.

Rasch haben wir den Regen hinter uns gelassen und nun begleitet uns wieder die Sonne. Nachdem bei unserem Besuch in den Blue Mountains der erste Teil wegen Regen und Nebel buchstäblich ins Wasser gefallen ist, haben wir beschlossen, dort noch einmal bei schönem Wetter vorbei zu fahren. Wir steuern deshalb die Wentworth Falls an.

Am Jamison Lookout verbringen wir die Nacht. So sind wir morgen Früh gleich am Aussichtspunkt.

Bei einem kleinen Rundgang mit der Taschenlampe nach Einbruch der Dunkelheit entdecken wir noch drei Ringtail-Possums. Die kleinen Kerlchen nagen an den Zapfen der Zedern und lassen sich von uns nicht aus der Ruhe bringen.


25.01.2011       Jamison Lookout – Long Reef

Heute gibt es Blue Mountains bis zum Abwinken. Zum Sonnenaufgang stehen wir bereits am Jamison Lookout. Noch ist das Tal nebelverhangen, doch der Nebel zieht rasch auf.

Gerade als wir zu den Wentworth Falls laufen wollen, entdecken wir am Rand des Parkplatzes vier Leierschwänze auf Futtersuche. Leierschwänze sehen ein wenig aus wie unser Pfau, nur nicht so farbenprächtig. Sie sind bekannt für ihre Balztänze und die Fähigkeit, Geräusche zu imitieren. Der Leierschwanz ist das Nationalparksymbol im Bundesstaat New South Wales. Diese hier tun uns natürlich weder den Gefallen, uns ihre sprachlichen Fähigkeiten zu zeigen, noch sind sie bereit für uns zu balzen. Lediglich seinen jüngeren Artgenossen jagt der männliche Leierschwanz über den Platz. Wir freuen uns, dass wir diese eigentlich sehr versteckt lebenden Vögel entdeckt haben und versuchen, fotografisch das Beste aus ihrem großen Bewegungsdrang zu machen.

Nach einer ausgiebigen Fotosession und noch vor dem Frühstück und dem ersten Besucheransturm wandern wir zu den "Wentworth Falls". Wir sind ganz allein unterwegs und auch die Fälle haben wir noch für uns allein. Es ist richtig schön. Ganz friedlich liegt das Jamison Valley vor uns. Nur eine Schar Gelbhauben-Kakadus fliegt laut kreischend ins Tal.

Als wir zum Auto zurückkehren, hat sich der Parkplatz schon gefüllt. Gerade spucken die ersten Busse ihre Touristenladungen aus. Wir frühstücken erst einmal in Ruhe, bevor wir unsere Fahrt durch die Blue Mountains fortsetzen. Auf dem Tourist-Drive steuern wir die einzelnen Aussichtspunkte an. Als nächstes laufen wir noch einmal zu den "Leura Cascaden". Diesmal gehe ich in Flipflops, damit ich zum Fotografieren auch im Wasser stehen kann. Das geht ganz gut, auch wenn alles sehr rutschig ist und ich höllisch aufpassen muss, nicht mit der ganzen Kamera im Wasser zu landen. Ein wenig enttäuscht stellen wir fest, dass es hier viel schöner aussah, als es geregnet hat und alles nass war. Das Grün erscheint dann einfach satter. Uns kann man es aber auch nie recht machen. Dafür ist jetzt die Aussicht ins Tal schöner.

Auf dem Parkplatz hat inzwischen neben uns wieder so ein Igitt-Auto geparkt. Die Spiegel sind bereits dick mit Spinnweben eingesponnen und das ganze Fahrzeug ist total verdreckt. Es ekelt uns schon beim Anblick.

Weiter geht es zu den "Three Sisters". Der Skyway, eine Art Seilbahn, fährt gerade über uns hinweg, als wir zum "Cliffpoint" laufen. Hier ist es uns einfach zu touristisch. Vom "Eagle Hawke Point" haben wir einen schönen Blick auf die "Three Sisters", drei Felsen, die sich aneinander schmiegen.

Bei Blackheath biegen wir in das große Valley ab. Inzwischen ist es extrem heiß. Am "Evans Lookout" treibt es uns schon den Schweiß aus den Poren, als wir etwas von einer 5 km-Wanderung hören. Wandern geht bei der Hitze gerade überhaupt nicht. Da schlaucht schon jede Bewegung. Von wegen, in den Blue Mountains kann man sich abkühlen!

Wir schauen noch einmal bei "Govettes Leap" vorbei. Hier hat man noch einmal eine schöne Aussicht auf das große Valley. Jetzt, nach dem warmen Tag sehen wir sogar, was den Blue Mountains ihren Namen gegeben hat. Blauer Eukalyptusdunst steigt aus dem Tal auf. Die unzähligen Eukalyptusbäume dieses Gebietes sondern bei warmen Temperaturen diesen blauen Dunst ab, der dem Gebiet seinen Namen gegeben hat. Als es nass war, konnten wir den Eukalyptusduft riechen; jetzt, als es heiß ist, sehen wir ihn sogar.

Nun haben wir aber Beide genug von "Blauen Bergen". Uwe zieht es ans Meer. Zwar müssen wir uns auf einen Mega-Aussie-Ansturm gefasst machen, denn morgen ist Australien-Day, aber das ist halt nicht zu ändern. Irgendwo wird schon noch ein Fleckchen Strand für uns frei sein. So fahren wir nach einem "blauen Tag" wieder Richtung Küste.

Je mehr wir uns Sydney nähern, umso dichter wird der Verkehr. Wir schwanken, ob wir lieber den Ku-ring-gai Chase NP oder Palm Beach ansteuern sollen. Uwe will ans Meer.

Als wir die Landzunge bis Long Reef gefahren sind, müssen wir feststellen, dass die Vororte von Sydney nahtlos ineinander über gehen. Teilweise sind die Gegenden richtig nobel. Es wird nicht ganz einfach werden, ein ruhiges Plätzchen zu finden. Wir steuern den Long Reef Point an. Inzwischen ist es bereits dunkel. An einem großen Park, in der Nähe von Toiletten, steht bereits ein "Hippie"-Camper. Wir beschließen, ihm Gesellschaft zu leisten. So haben wir zwar heute mal keinen Meerblick, aber es ist ohnehin bereits dunkel.

Auf der Toilette mache ich die Bekanntschaft der netten jungen Holländerin und mit ihrem Freund kommt Uwe bei einem Bier auch gleich ins Gespräch. Die Beiden freuen sich über Nachbarn und so quatschen wir noch eine ganze lange Weile. Die Eule und das Possum im benachbarten Baum spielen heute leider nur eine Nebenrolle.

Erst spät gehen wir schlafen und hören in der Ferne noch Feuerwerksböller – sehen aber nichts. Ja, darauf muss man auch erst einmal kommen, dass der Australien-Day – der Nationalfeiertag der Australier - mit Feuerwerk eingeleitet wird. Zum Glück zieht der Feiertag kein langes Wochenende nach sich. Die Aussies haben also nur Morgen frei zum Feiern.

Im Laufe der Nacht gesellt sich noch ein dritter Camper zu uns.


26.01.2011       Long Reef – Ku-ring-gai Chase NP - Long Reef

Viel zu früh weckt uns ein metallisches Geräusch. Immer wieder haut Metall auf irgendetwas. Mein Gott, das nervt aber! Inzwischen kommt ein Auto nach dem anderen auf den Parkplatz gefahren, dabei dämmert es gerade erst. Es muss kurz nach 5 Uhr sein. Dann ertönt auch noch eine Lautsprecheransage, die wir aber nicht verstehen.

Och nö, muss das mitten in der Nacht sein! Kurz darauf erkennen wir, dass wir vor einem Golfplatz stehen und hier heute offensichtlich ein großes Golfturnier stattfindet. Das nervige Geräusch waren Abschläge, die ganz Eifrige noch rasch zum Warmwerden gespielt haben. Zwar findet unsere Golf spielende Tochter, dass so ein "plopp" Geräusch das schönste ist, was man so einem Ball antun kann – aber doch nicht mitten in der Nacht. Unausgeschlafen und schlecht gelaunt quälen wir uns aus dem Bett und flüchten zum Strand. Unsere holländischen Nachbarn scheinen von dem ganzen Trubel um sie herum nichts mit zu bekommen. Sie schlafen immer noch – haben einen beneidenswert guten Schlaf. Der andere Camper hat allerdings die Flucht noch vor uns ergriffen.

Auch dieser Tag verspricht sehr heiß zu werden. Wir frühstücken am Strand, wo auch schon richtig viel los ist. Anschließend laufen wir zum Long Reef Point. Leider sieht man die tollen Bodenstrukturen nur bei Ebbe und im Moment kommt das Wasser gerade zurück. Ein schlechtes Timing!

Eigentlich wollen wir weiter nach Palm Beach, dem obersten Punkt dieser Landzunge. Ein langer Autowurm bade-, angel- und picknickwütiger Aussie-Familien zieht sich bereits durch die Straßen. In Mona Vale entscheiden wir uns um und fahren nun doch zum Ku-ring-gai Chase NP. Für 11 AUD werden wir eingelassen. Selbst hier in den Park fahren die Aussies nur, um dann von den Wanderwegen aus zu den Strandbuchten zu laufen. Alle streben nur dem Meer zu. An der Natur hier ist kein Einziger interessiert.

Wir machen eine kleine Wanderung, doch für mehr ist es schon zu heiß. Auf dem Rastplatz schauen wir einem verfressenen Waran zu, der gefüttert wird und am Red Hand Cave bestaunen wir ein Aborigine Relikt – einen roten Handabdruck an einem Felsen.

Auf einem anderen Trail gibt es weitere Aborigine-Zeichnungen zu besichtigen. Diesmal sind sie als große Bilder in den Felsboden geritzt. Leider befindet sich der ganze Weg in der prallen Sonne. Es ist unmöglich, sich hier länger aufzuhalten. Ohnehin sind die Wanderwege nicht gerade in einem guten Zustand. Ständiges Geröll und lose Steine machen das Laufen sehr beschwerlich. Außerdem hören uns Tiere schon meilenweit. Schade, denn eigentlich ist der Park recht schön. Wieder einmal können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass der Aussie für Wanderwege nicht viel übrig hat.

Wir "dümpeln" im Schatten so vor uns hin, picknicken ausgiebig, fahren zum Lookout und sehen dort gar nichts. Gerade zieht eine dicke Nebelfront vorbei, die alles einhüllt.

Als es gegen Abend ein wenig abgekühlt hat, laufen wir noch einmal einen Wanderweg entlang. Wieder verläuft der fast ausschließlich in der Sonne. Obwohl wir noch vor dem Ziel umdrehen, war das definitiv zu viel Sonne für mich. Außer einem Honigfresser (eine Vogelart, die sich von Nektar ernährt), haben wir auch keine Tiere gesehen.

Wir beschließen, noch einmal nach Long Reef zurück zu fahren. Diesmal werden wir die Nacht aber am Strand verbringen. Gerade geht die Sonne unter und wir laufen noch rasch zum Aussichtspunkt. Zwar sehen wir noch schöne Reflektionen in den Bodenstrukturen, doch bis wir dort ankommen, sind die schönsten Spiegelungen schon weg. Das hat irgendwie nicht sollen sein.

Am Strand ist inzwischen Ruhe eingekehrt. Unbehelligt verbringen wir diesmal eine sehr viel ruhigere Nacht und hier am Wasser weht auch ein kleines Lüftchen, denn noch immer ist es sehr heiß. Wir sind richtig froh, dass wir nicht die ganze Zeit unserer Reise so eine Hitze hatten, denn die lähmt die Aktivitäten doch erheblich.


27.01.2011       Long Reef - Sydney

Heute Morgen lassen wir es langsam angehen. Ein letztes gemütliches Frühstück am Strand, ein kleiner Strandspaziergang und so tun, als ob wir alle Zeit der Welt haben – diesen Luxus gönnen wir uns heute noch einmal.

Danach ist auf dem Rückweg nach Sydney Autowäsche angesagt. Der Wagen muss schließlich sauber zurückgegeben werden. In einer Selbstbedienungs-Waschanlage, wie wir sie auch von zu Hause kennen, versuchen wir, den Dreck der letzten 5 Wochen wieder los zu werden. Gar nicht so einfach, denn die Intervalle der Waschprogramme sind nur ungefähr halb so lang wie zu Hause. Wir müssen die Prozedur ein paar Mal wiederholen. Am Ende sieht unser fahrbares Zuhause aber innen und außen aus wie neu. Nun müssen wir noch volltanken und die Gasflasche auffüllen lassen, denn auch das ist vorgeschrieben.

Über Thornleigh fahren wir Richtung Sydney. In Thornleigh erkundigen wir uns noch danach, wie die Zugverbindungen zum Airport sind und wo genau, die Züge abfahren.

Unsere nächste Station ist der Airport Sydney. Hier schauen wir schon mal, an welchem Schalter wir morgen einchecken müssen und wo Uwe mich morgen Früh am besten absetzt. Leider können wir noch nicht elektronisch einchecken, aber am Schalter von Singapore-Airline erfahren wir schon mal, dass der A 380 nur mit ca. 200 Passagieren besetzt sein wird. Unsere Sitzplatzreservierungen werden auch schon mal bestätigt.

Jetzt kehren wir an einen unserer ungewöhnlichsten Übernachtungsplätze dieser Reise zurück. Noch einmal wollen wir die Nacht in der Einflugschneise des Sydney-International-Airport verbringen. Wir haben es dann nicht weit bis zum Flughafen und müssen uns nicht erst noch stundenlang durch Pendlerverkehr kämpfen.

Rasch lassen wir in einer Tankstelle ein paar Querstraßen weiter noch die Propangasflasche auffüllen, bevor wir von unserem Parkplatz aus schon mal den startenden und landenden Flugzeugen zuschauen. Noch einmal genießen wir unseren Sundowner, während wir einer Gruppe Aussies zuschauen, die von einem Fitnesstrainer erbarmungslos über den angrenzenden Rasen gescheucht werden.


28.01.2011       Sydney – Singapore - Frankfurt

Gerade startet die erste Maschine. Es ist also 6 Uhr und Zeit für uns, aufzustehen. Heute fällt unser Frühstück leider nicht mehr so üppig aus, wie sonst, denn der Kühlschrank ist leer und die Vorräte weitgehend aufgebraucht.

Die letzten Kleinigkeiten sind schnell verstaut. Widerwillig tauschen wir die Flipflops gegen die Wanderschuhe. Jetzt bloß nicht über deutsches Wetter nachdenken, sonst wird der Abschied unerträglich. Zum Glück sind Deutschland und unser "echtes" Leben noch ganz weit weg.

Um 7 Uhr setzt Uwe mich mit unserem ganzen Gepäck am International Airport ab. Dort, neben einer Steckdose am Terminal K von Singapore-Airline werde ich auf ihn warten. Er muss sich nun allein und nur mit Hilfe des GPS nach Thornleigh durchkämpfen. Dort wird er das Auto abgeben und dann mit dem Zug zurück zum Flughafen kommen. Der Berufsverkehr ist schon ganz schön dicht. Es wird nicht einfach für ihn. So richtig wohl ist mir nicht, als wir uns trennen. Frühestens in 4 Stunden kann er wieder zurück sein, wenn alles gut klappt. Unser Flug geht um 16:30 Uhr; ab 13 Uhr ist einchecken. Die Zeit sollte also reichen.

Als wir am Eingangsbereich des Flughafengebäudes vorbei gefahren sind, hatte ich eine Live-Kameraberichterstattung gesehen. Irgendetwas war los und die Moderatorin gerade auf Sendung. (Wie wir später zu Hause erfahren, gab es erneut Probleme mit einem A 380 von Quantas).

Während ich mir die Zeit mit Fotos aussortieren vertreibe, muss Uwe sich durch dichten Berufsverkehr kämpfen. Er hat sich für den Weg durch Sydneys Innenstadt entschieden. Zum Glück wird die Verkehrsdichte geringer, als er die Innenstadt hinter sich gelassen hat.

Während ich am Laptop sitze und die Fotoausbeute der letzten Wochen sichte, kommt das Kamerateam von vorhin. Es filmt erst einmal den Schalter von Singapore-Airline, dann schaut sich der "Oberhäuptling" suchend um. Außer mir sitzt hier im Moment nur noch ein einzelner Mann. Fragt mich doch der "Oberhäuptling", ob ich ihm ein Interview geben würde. Ich glaub ich spinne und bin so erschrocken über dieses Ansinnen, dass mein "Nein" sehr resolut ausfällt. Er fragt den Mann neben mir, doch der lehnt auch ab. Wieder schaut der Typ sich hilfesuchend nach mir um und noch einmal schüttle ich lachend den Kopf. Na das fehlte noch! Unverrichteter Dinge zieht das Team wieder ab. Keine Ahnung, was die so richtig wollten.

Um kurz vor 11 Uhr kommt Uwe zurück. Es hat mit der Fahrt und der Fahrzeugrückgabe alles gut geklappt. Die Rückgabe des Autos war in wenigen Minuten erledigt und der Mitarbeiter der Autovermietung hat ihn dann noch zum Bahnhof Thornleigh gefahren.

Die Zugfahrt war erwartungsgemäß ein kleines Abenteuer. Uwe ist total entsetzt über die verdreckten und sehr primitiv ausgestatteten Züge. Dafür kostet die Zugfahrt nur 18 AUD, statt 100 bis 120 AUD für eine Taxifahrt. Im "Central" in der Stadtmitte – quasi dem Hauptknotenpunkt der öffentlichen Verkehrsmittel – musste er umsteigen, doch das ging prima und ohne Zeitverlust. Der Zug hält faktisch unter dem Airport-Gebäude und ohne Gepäck war der Übergang von der Bahnstation zum Airport kein Problem.

Zufrieden, nun diese Hürde auch bewältigt zu haben, gönnen wir uns noch einmal leckeres Sushi. Kurze Zeit später können wir bereits einchecken. Die Wartezeit bis zum Boarding verbringen wir noch mit Fotos sortieren. Im Flieger können wir uns wieder richtig breit machen. Da vergehen die 7 ½ Stunden Flugzeit bis Singapur recht schnell. Der Service von Singapore-Airline ist wirklich exzellent. Wir bekommen ständig Getränke angeboten; die Crew ist freundlich und aufmerksam. Mit Singapore-Sling Cocktails stoßen wir auf diesen gelungenen Urlaub an, in dem wir wieder viel Neues gesehen und erlebt haben.

In Singapur haben wir 2 Stunden Aufenthalt, bevor wir in die A747 steigen, die uns nach Frankfurt bringt. Leider ist die Maschine bis auf den letzten Platz ausgebucht. Auch die Sitzplätze kommen uns schmaler vor als im A380. Wir fühlen uns ein wenig wie Heringe in der Dose. Da wir wieder ganz hinten sitzen, können wir wenigstens nach einer Seite die Beine ausstrecken. Diesmal sind die 12 ½ Stunden Flug schon sehr lang. Unterwegs haben wir teilweise ziemliche Turbulenzen, die den alten Kasten ganz schön durchschütteln. Bei uns wirkt das allerdings wie in den Schlaf schaukeln. Auch diese Crew macht einen wirklich guten Job. Es gibt sogar am frühen Morgen Ferrero-Roche. Wir können es uns mal wieder nicht verkneifen, scherzhaft um Nachschlag zu bitten und prompt bekommen wir vom Stewart noch ein paar Kugeln zugesteckt. Wir sind ganz platt.

So gut es geht, versuchen wir, zu schlafen, so dass wir bei unserer Ankunft morgens um 6 Uhr in Frankfurt auch einigermaßen ausgeschlafen sind. Immerhin sind wir nun seit 29 Stunden auf den Beinen. So freuen wir uns, dass unser Auto im Parkdeck noch auf uns wartet, unbeschadet ist und auch willig, uns nach Hause zu bringen.

Als wir allerdings in unserem Auto sitzen, kommen wir uns erst einmal vor wie auf Kinderstühlchen. Wir haben den Eindruck, gar nicht über die Motorhaube schauen zu können. Ist unser Auto geschrumpft? Wir sitzen sprichwörtlich wie das Kind beim Dreck. Schon witzig, wie schnell wir uns an unseren Camper gewöhnt haben. Dort mussten wir zum Einsteigen hochklettern. Klar, dass Uwe dann zum Blinken auch erst einmal den Scheibenwischer betätigt. Ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier!

Gut, dass heute Morgen auf der Autobahn noch nicht viel Verkehr ist. Da haben wir Zeit uns einzugewöhnen. Die Minus 3 °C nehmen wir gelassen. Noch haben wir genug Wärme getankt. Wenigstens dem vielen Schnee sind wir in den letzten Wochen entgangen. Im Laufe des Tages kommt sogar ein wenig die Sonne heraus. Es scheint, als hätten wir ein wenig davon mitgebracht. Naja, mehr war halt auf diese Entfernung nicht möglich.


Abschließend noch ein paar ganz subjektive Erfahrungen und Eindrücke, die wir im Verlauf unserer Reise gewonnen haben.

Reiseplanung:
Schon bei der Reiseplanung war für uns klar, dass ein so großes Land wie Australien nicht in 5 Wochen zu erkunden ist, zumal wir als Fotografen ohnehin viel langsamer unterwegs sind, als der Normalreisende. Wir haben uns dazu entschlossen, uns erst einmal ein kleineres Segment dieses Landes vorzunehmen und zu schauen, ob es uns gefallen könnte. So war natürlich klar, dass unsere Besuche der jeweiligen Reiseziele immer nur oberflächliche Stippvisiten sein können; immer mit dem Ziel heraus zu finden, ob wir dort hin noch einmal mit mehr Zeit zurückkehren möchten.

Von vornherein war uns bewusst, dass die gewählte Reisezeit für einen Besuch des Nordens von Australien nicht geeignet ist. Gern hätten wir natürlich noch ein Stück mehr des Gondwana Regenwaldes gesehen, der Teil des Unesco-Weltnaturerbes ist. Diesen Teil Australiens heben wir uns nun für eine nächste Reise auf.

Gute Dienste bei der Reiseplanung haben uns wieder Reiseberichte im Internet erwiesen. Mit dabei und immer griffbereit waren die neuesten Ausgaben der Australien-Reiseführer von Lonley Planet und Iwanowski sowie der Nationalparkführer von Reise Know how "Australien – die schönsten Nationalparks".

Nationalparks:
Inzwischen wissen wir, dass unsere Vorstellung von einem Nationalpark sich nicht unbedingt mit dem deckt, was in Australien einen Nationalparkstatus erhält. Dort geht es häufig in erster Linie darum, bisher unberührte Flächen vor der Abholzung oder Besiedlung zu schützen. Die darin lebende Tierwelt ist dabei eher von nachgeordneter Bedeutung. Das ist dann auch der Grund dafür, weshalb Australien so unzählig viele Nationalparks hat. Manchmal hätten wir uns einfach mehr Möglichkeiten gewünscht, die Parks zu erkunden, doch mit dem Wandern und der Natur hat es der Aussie nicht so. Viele Nationalparks, die wir besucht haben konnten kostenlos besucht werden.

Menschen:
Der Australier strebt ans Meer und seine liebsten Beschäftigungen sind angeln, Party machen und Rasen mähen, wobei die ersten beiden Beschäftigungen deutlich intensiver und quasi rund um die Uhr betrieben werden. Überhaupt ist der Australier wirklich sehr viel lockerer und gelassener als der Europäer bzw. als wir Deutschen. Nichts ist ein Problem und wenn es heute nicht wird, dann eben Morgen. Die Coolness, die der typische Aussie zur Schau trägt, wirkt auf uns etwas "too much" und seine "Laisser-faire" setzt sich auch in seinem ganzen Lebensstil fort. Der Aussie nimmt es mit sich und mit seinem Besitz nicht so genau. Oft haben wir über ziemlich ungepflegtes Äußeres, zugemüllte Häuser, verwahrloste Autos den Kopf geschüttelt. Manchmal ein wenig zu chaotisch für unseren Geschmack; und vor allem nicht nachvollziehbar in einem hochzivilisierten Land, dem es an nichts fehlt. Wie so oft auf Reisen ist man gut beraten, deutsche Ansprüche und Vorstellungen zu Hause zu lassen.

Uns fiel auf, dass an vielen Geschäften ein Dresscode hängt, damit Man(n) sich wenigstens hier etwas anzieht. Viele Männer laufen oben ohne herum aber im Gegensatz zu Deutschland haben die meisten von ihnen wenigstens ansehnlichere Bodys. So bleibt auch nicht verborgen, dass fast jeder tätowiert ist. Als Tätowierer (oder Dermatologe, der den Schrott dann später mühsam und für viel Geld wieder weglasern muss), scheint man in Australien ein gutes Ein- und Auskommen zu haben.

Auto:
Unser Camper war 5 Wochen lang unser fahrbares Zuhause. Bis auf die ersten beiden Hotelübernachtungen in Sydney haben wir entgegen dem Rat vieler Reiseführer keine Campsites vorgebucht, obwohl wir in der Hochsaison unterwegs waren. Wer Wert darauf legt, auf einem der extrem vollen Campsites zu nächtigen, tut gut daran, rechtzeitig einen Platz zu reservieren. Uns haben die vollen Campingplätze dagegen so abgeschreckt, dass wir stattdessen unkonventionelle Alternativen gewählt haben. Für uns persönlich war das eine sehr ungebundene Art zu reisen und wir haben die Vorzüge sehr geschätzt, täglich neu entscheiden zu können, wo wir bleiben möchten. Das setzt aber auch eine gewisse Flexibilität und Spaß am Außergewöhnlichen voraus, da man nie weiß, wo man die nächste Nacht verbringen wird. Bis auf den Parkplatz am Besucherzentrum der 12 Apostel haben wir mit dieser Form der Übernachtung auch nie Probleme gehabt. Hier geht die Toleranz der Australier sehr weit. Wir wurden niemals neugierig beäugt oder gar irgendwie belästigt oder angefeindet. Morgens im Schlafanzug aus dem Auto zu steigen scheint für Australier das Normalste der Welt zu sein.

Das Netz an öffentlichen Toiletten ist (zumindest da, wo wir waren), sehr gut ausgebaut und sie werden auch täglich gereinigt. Wasseranschlüsse – meist sogar Trinkwasser – gibt es ebenfalls fast überall. Gute Anlaufstellen, um regelmäßig den 35-Liter-Wassertank des Campers wieder aufzufüllen, sind Picknickplätze, Tankstellen und Badestrände. Vorteilhaft ist es, wenn zum Mobiliar des Campers auch ein Stück Wasserschlauch mit unterschiedlichen Anschlussstücken gehört.

Mit der Autovermietung "Around Australia Motorhomes (AAM)" waren wir sehr zufrieden. Einziger großer Nachteil ist wirklich die Tatsache, dass die Firma sehr weit außerhalb von Sydney in Thornleigh ihren Sitz hat und nicht bereit ist, das Fahrzeug zum Flughafen zu bringen oder von dort abzuholen bzw. ihre Kunden hin- und her zu fahren. Das verursacht bei der Abholung und Abgabe des Fahrzeugs zusätzlich hohe Taxikosten oder ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln recht beschwerlich. Immerhin benötigt man von der Innenstadt aus mit dem Auto gut 30-40 Minuten bis Thornleigh. Vom Bahnhof bis zur Autovermietung in Thornleigh ist es jedoch nicht weit. Ansonsten war das Fahrzeug trotz seiner 103.000 km auf dem Tacho ebenso wie das ganze Equipment in sehr gepflegtem und sauberem Zustand. Wir hatten auch unterwegs keinerlei technische Probleme oder Reifenschäden. Das "magere" Reifenprofil ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht zu unterschätzen ist die Klausel (bei fast allen Autovermietungen), dass beim Fahren auf unbefestigten Straßen der Versicherungsschutz erlischt. Oft ist zumindest das letzte Stück Weg zu einem Nationalpark unbefestigt aber auch viele Wege innerhalb der Nationalparks sind unbefestigte Pisten. Zudem sind viele Nebenstraßen nicht geteert und fallen damit unter diese Klausel. Gerade unsere landschaftlich schönsten Strecken, die wir zurück gelegt haben, waren unbefestigte Straßen. Wer das Risiko fehlenden Versicherungsschutzes also nicht eingehen möchte, für den empfiehlt es sich daher, schon bei der Auswahl des geeigneten Fahrzeugtyps einen Blick in eine detaillierte Straßenkarte zu werfen. Uns hat dabei übrigens der Australien-Straßenatlas von Hallwag sehr gute Dienste erwiesen (www.swisstravelcenter.com). An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Alex für diese hilfreiche Leihgabe.

Unser Camper war nicht größer als ein Sprinter, was unserer Flexibilität sehr entgegen kam. Die umgebaute Liegefläche ist schön groß, der Stauraum reicht und die Einrichtung ist funktional zweckmäßig. Gegen ein Wohnmobil ist er natürlich ein Zwerg. Obwohl auch uns die großzügige Ausstattung und der Komfort eines Wohnmobils beeindruckt haben, würden wir uns dennoch wieder für "unseren Zwerg" entscheiden.

Benzin ist in Australien ein wenig günstiger als in Deutschland. Den Linksverkehr sind wir aus dem südlichen Afrika ja schon gewöhnt.

Verpflegung:
Lebensmittel sind in Australien ca. 1,5 fach teurer als in Deutschland. Für Obst-Fans, wie uns also nicht wirklich ein Land zum Leben.

Es war überhaupt kein Problem, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. In jedem größeren Ort gibt es Shopping-Center und Supermarkt mit großer Warenpalette. Für uns interessant war es, dass wir nie Kängurufleisch gesehen haben. Das scheint ausschließlich als "Australische Delikatesse" in den Export zu gehen. Aussies essen sowas nicht.

Wetter:
Wir haben im Verlauf unserer Reise außer Schneetreiben so ziemlich jede Sorte Wetter erlebt, das man sich vorstellen kann. Im Nachhinein sind wir allerdings froh, nicht die ganze Zeit "Sommer" gehabt zu haben, denn die australische Hitze lähmt die Aktivitäten schon ziemlich. Auf jeden Fall haben wir uns geschworen, nie mehr ohne Regenschirm nach Australien zu gehen. Sich in dieser Form vor der Sonne zu schützen, ist dort nicht ungewöhnlich.

Telefon:
Wir haben im Verlauf unserer Reise außer Schneetreiben so ziemlich jede Sorte Wetter erlebt, das man sich vorstellen kann. Im Nachhinein sind wir allerdings froh, nicht die ganze Zeit "Sommer" gehabt zu haben, denn die australische Hitze lähmt die Aktivitäten schon ziemlich. Auf jeden Fall haben wir uns geschworen, nie mehr ohne Regenschirm nach Australien zu gehen. Sich in dieser Form vor der Sonne zu schützen, ist dort nicht ungewöhnlich.

Tiere:
Die schlimmsten Tiere Australiens sind die unzähligen Moskitos, die erbarmungslos über einen her fallen. In unserem ganzen Leben sind wir nicht so viel gestochen worden, wie in diesem Urlaub und dabei haben wir uns täglich mehrfach mit Insektenschutz (Aerogard) eingesprüht. Das verdirbt den Mistviechern allerdings immer nur kurzzeitig den Appetit. Egal, ob bekleidet oder nicht, haben sie immer eine Stelle an uns gefunden, an der sie sich so richtig auslassen konnten.

Ansonsten ist die australische Fauna viel weniger dramatisch, als ihr Ruf. Wir haben schon ziemlich viel Tiersichtungsglück gehabt, aber es hätte für unseren Geschmack gern auch noch etwas mehr sein können. Bis wir allerdings die australische Tierwelt so gut kennen wie die afrikanische, braucht es schon noch ein paar Reisen. Die Nächste wird uns dann auf jeden Fall in die Regenwälder von Queensland führen.


Google