Reisebericht Australien 2010/2011
vom 23. Dezember 2010 - 29. Januar 2011
Down under - Australiens Südosten
Das Schnee- und Wetterchaos der letzten Tage mit unzähligen
Flugausfällen, teilweise gesperrtem Airport in Frankfurt, endlosen
Warteschlangen an den Terminals, Zwangsübernachtungen auf Feldbetten,
Verkehrsbehinderungen auf der Autobahn, Androhungen von aufkommenden
Treibstoffengpässen und teilweise extremen Verkehrsverhältnissen lässt
uns noch verhältnismäßig kalt. Wir beobachten im Internet die täglichen
Flüge von Singapore-Airline und stellen zufrieden fest, dass diese
Intercontinental-Flüge weitgehend planmäßig fliegen. Wir sind guter
Dinge und ergehen uns in Vorfreude. – Noch.
Als Uwe am Vortag unseres Abflugs den elektronischen Checkin machen
will, verlangt das System von ihm ein eVisitor-Visum für die Einreise
nach Australien. Visum??? Ähhh. Uns wird heiß und kalt. Daran haben wir
bisher keinen Gedanken verschwendet und auch nicht wirklich etwas
darüber gelesen. Haben wir es überlesen? Wir waren davon ausgegangen,
dass wir kein Visum brauchen und nun kommt die helle Panik auf. Zum
Glück weiß die Homepage des Auswärtigen Amtes Rat und dort lesen wir:
"Für Geschäftsreisende und Touristen aus Deutschland und den anderen
EU-Mitgliedsstaaten gilt seit Ende Oktober 2008 ein neues
Online-Verfahren ("eVisitor") ... Unter www.immi.gov.au
müssen in einem elektronischen Formular die Passdaten für alle
mitreisenden Personen und eine E-Mail-Adresse angegeben werden. Die
Reisenden werden dann per E-Mail benachrichtigt, ob sie als eVisitors
einreisen dürfen. In den meisten Fällen erfolgt die Nachricht innerhalb
von Minuten. Das eVisitor-Visum wird bei den Grenzübergängen und
anderen Stellen elektronisch gespeichert und tritt an die Stelle eines
vor der Reise einzuholenden Visumaufklebers oder Stempels im Pass. Das
Visum ist 12 Monate gültig und berechtigt zu einem Aufenthalt von
maximal 3 Monaten in Australien."
Hört sich nicht sooo schlecht an. Uwe beantragt sofort dieses
eVisitor-Visum. Natürlich sind wir skeptisch, ob so kurz vor
Weihnachten wirklich die australischen Behörden vor ihren Computern
sitzen und warten, dass Einreisewütige mal schnell ein Visum brauchen.
Keine 10 Minuten später gibt Uwe Entwarnung. Er hat tatsächlich und
quasi sofort die Nummern unserer eVisitor-Visums per Mail bekommen und
kurz darauf hält er auch unsere elektronischen Tickets in den Händen.
Wir sind bereits eingecheckt – mit Aussie-Visum. Puh, das war eng! Mal
wieder segnen wir das elektronische Zeitalter und verdrängen den
Gedanken, was ohne diese elektronischen Errungenschaften aus unseren
Reiseplänen geworden wäre.
Das nächste Kopfzerbrechen bereiten uns dann die australischen
Quarantänebestimmungen. Es dürfen weder Lebensmittel noch Leder, Holz
oder andere pflanzliche und tierische Produkte eingeführt werden – und
dazu gehören auch Federn und Daunen, Honig und Honigprodukte! Selbst
Wanderschuhe unterliegen den Quarantänebestimmungen und sind bei der
Einreise anzeigepflichtig. Ansonsten drohen sehr strenge und vor allem
hohe Geldstrafen. Gut, Lebensmittel haben wir keine dabei aber was ist
mit dem Daunenschlafsack, meinem Daunenkopfkissen, den
Lippenpflegestiften aus Bienenhonig und, und, und ... Wir sind
verunsichert. Vorsichtshalber bleibt der Schlafsack da, das Kissen
tauschen wir durch eines mit synthetischer Füllung und ansonsten werden
wir eben die Quarantänebehörden entscheiden lassen, ob das alles ins
Land darf, was wir dabei haben. Ohnehin wird geraten, die Frage nach
einzuführenden Gegenständen, die ggf. den Quarantänebestimmungen
unterliegen könnten, lieber mit "ja" als mit "nein" zu beantworten. So
ist man auf der sicheren Seite. Wir sind gespannt!
23.12.2010 Frankfurt - Singapur
Wir
starten gegen Mittag nach Frankfurt und kommen dort trotz
Weihnachtsverkehr recht zügig an. Das Einzige, was wir vom großen
Flughafenchaos der letzten Tage noch sehen, sind die Feldbetten im
Lufthansabereich in Terminal 1. Sonst läuft hier alles planmäßig. Die
nächsten größeren Schneefälle sind zwar bereits für den Abend
angekündigt, doch die lassen wir hoffentlich rechtzeitig hinter uns.
Wie immer ein Zittern bei der Gepäckaufgabe, doch so langsam haben wir
Routine. Glücklicherweise sieht die Schalterangestellte von unserem
Handgepäck nur das große Objektiv und lässt sich besänftigen, dass das
nicht mehr als 7 kg wiegt. Obwohl unser Gepäck 45kg auf die Waage
bringt, haben wir knapp gepackt. Viel hätten wir nicht entbehren können.
Bei der Sicherheitskontrolle dann wieder das übliche Spiel – die ganze Kameraausrüstung muss zum Sprengstoffscreening.
Um kurz vor 22 Uhr ist dann endlich Boarding. Mit leichter Verspätung
startet die A 777 von Singapore-Airline nach Singapur. Erschrocken
stellen wir fest, dass die Sitze der letzten Reihe so nah an der Wand
stehen, dass sie nur minimal nach hinten zu klappen gehen. Das ist
natürlich bei 10 ½ Stunden Flug nicht so optimal. Später stellen wir
fest, dass auch die Sitze der anderen Reihen nicht mehr als 5 cm
nach hinten zu klappen gehen. Der Flug ist etwas ruppig, doch dank
leckeren Singapore-Sling-Cocktails können wir ganz gut schlafen. So
vergeht die Zeit trotzdem recht schnell.
Als wir in Singapur zum Landeanflug ansetzen, ist es Nachmittag und wir
haben einen wunderschönen Blick auf die vielen vorgelagerten Inseln.
Unser Pilot ist zu früh dran und muss eine Warteschleife von 10 Minuten
drehen. Das gibt uns genug Gelegenheit, uns die Gegend von oben näher
anzusehen. Überrascht stellen wir fest, dass die Inseln und auch die
Küste von Singapur sehr grün sind. Es sieht wirklich hübsch aus hier.
Dann tauchen wir in dicke Regenwolken ein.
Der Airport Singapur ist verhältnismäßig unspektakulär. Befremdlich
wirkt auf uns die Weihnachtsdeko, die für unsere Verhältnisse einfach
nur unglaublich kitschig und furchtbar geschmacklos ist. Naja, andere
Länder, andere Sitten. Dafür beeindrucken die extrem üppigen Orchideen,
die überall in großen, sehr hohen Büschen blühen. Man hat immer den
Drang, die Pflanzen anzufassen, weil man nicht glaubt, dass die
tatsächlich echt sind – sind sie aber. Einfach wunderschön diese
Blütenpracht. Dafür ist es aber auch verhältnismäßig schwül hier.
Beeindruckt sind wir von der exzellenten Sauberkeit. So saubere
Toiletten würde man sich in Frankfurt auch wünschen.
Wir haben in Singapur drei Stunden Aufenthalt. Das reicht gerade, um
einen Bummel durch die Shops im Transitbereich zu machen und zu der
Erkenntnis zu gelangen, dass es hier nicht wirklich günstiger ist als
zu Hause. Man spart maximal die Mehrwertsteuer, die dann der deutsche
Zoll zu Hause wieder drauf packt. Also kein wirklich gutes Geschäft und
so ist unsere Urlaubskasse nicht in Gefahr.
Pünktlich geht es von Singapur mit einem Airbus A380 weiter nach
Sydney. Wieder haben wir das Glück, dass der Airbus nicht ausgebucht
ist. Wir können uns für die nächsten 7 ½ Stunden ausstrecken. Der
Flieger ist sogar weihnachtlich dekoriert und die Crew serviert uns das
Weihnachtsmenü, das sogar auf einer Speisekarte angekündigt wird.
Natürlich gibt es Turkey – Truthahn, Pastete, Rosenkohl, Chickensalat
und sogar Eis. Naja, alles eher Appetithäppchen, aber trotzdem lecker.
Mit Singapore-Sling, den leckeren roten Cocktails, stoßen wir auf
dieses ungewöhnliche Weihnachten an, bevor wir uns dann wieder zur Ruhe
betten.
Immerhin verbringen wir aufgrund der Zeitverschiebung den gesamten
Heiligabend in der Luft. Längst haben wir jedoch aufgehört darüber
nachzudenken, wie spät es jetzt gerade zu Hause ist. Die Zeitrechnerei
macht einen ja ganz konfus und führt zu nichts. Bei der Landung stellen
wir die Uhr und dann gilt Ortszeit. Dadurch, dass wir mehrere Zeitzonen
überspringen, verfliegt die Zeit nur so. Wir schlafen gut und schneller
als erwartet, befindet sich die Maschine schon im Landeanflug auf
Sydney.
25.12.2010 Sydney
Um kurz vor 8 Uhr landet die Maschine. Es ist schön warm; die Sonne
scheint. Bei der Quarantäne-Behörde wählen wir die sichere Variante.
Auch wenn es eigentlich Pippifax ist, geben wir an, was wir alles dabei
haben, das unter die Quarantänebestimmungen fallen könnte. Wir müssen
nicht viel länger warten, werden freundlich befragt und dann durch
gewinkt.
Unser Gepäck ist für öffentliche Verkehrsmittel etwas zu unhandlich. So
stellen wir uns am Taxistand an. Nach kurzer Zeit wird uns ein Taxi
zugewiesen und der nette Fahrer versorgt uns auf der ca. 30-minütigen
Fahrt in unser Hotel schon mal mit ersten Insiderinformationen.
43 Australien-Dollar (AUD) ~ 32 EUR kostet die Fahrt bis zum
Rydges-Hotel, das schön zentrale in der Innenstadt liegt.
Im Hotel, das wir von Deutschland aus für die nächsten 2 Nächte gebucht
haben, machen wir uns schnell etwas frisch und brechen dann gleich zu
einer ersten Erkundungstour auf. Heute, am 25.12. ist in Australien
Weihnachten. Wir kommen quasi zur Bescherung an. Dafür ist heute
Vormittag in der Stadt nicht sehr viel los. Eine gute Gelegenheit, sich
einen ersten Überblick zu verschaffen. Etwas befremdlich wirkt es ja
schon, wenn die Aussies mit kurzen Hosen, Flipflops und
Weihnachtsmann-Mütze herum laufen und die Weihnachtsbäume incl. Deko zu
100 % aus Plastik bestehen. Überall in den Parks feiern Familien
Weihnachten. Das sieht für uns eher aus wie eine sommerliche
Grillparty. Viele Autos sind mit Elchgeweihen aus Plüsch geschmückt.
Den verhaltenen Besucherstrom nutzen wir, um im Queen Victoria-Building
– einem prächtigen Gebäude und Shopping-Center im viktorianischen
Baustil, zu fotografieren.
Dort steht auch ein riesiger Weihnachtsbaum, der über alle 3 Etagen des
Gebäudes reicht. Natürlich ist auch der aus Plastik, aber immerhin
hängen an ihm unzählige Swarovski-Kristalle.
Zwei große mechanische Uhren mit beweglichen Figuren können von der
obersten Etage aus genauer betrachtet werden. Die Royal Clock zeigt
Szenen aus dem englischen Königreich von der Unterzeichnung der Magna
Carta durch Johann Ohneland bis zur Hinrichtung von König Charles I.
Die Great Australian Clock wiegt vier Tonnen und zeigt 33 Szenen aus
der australischen Geschichte, sowohl aus europäischer wie auch aus
Sicht der Aboriginals. Ein Aboriginal-Jäger umkreist die Uhr und
symbolisiert damit den unendlichen Lauf der Zeit. (Wikipedia)
Wir laufen kreuz und quer durch die Stadt, haben einen schönen Blick auf den ATM-Tower und erkunden die Innenstadt.
Später machen wir uns auf, den Yachthafen zu suchen, in dem morgen das
Yacht-Cruising "Rolex-Sydney-Hobart" stattfindet. Wir hatten
angenommen, dass die Boote in Darling Harbour starten, doch dort suchen
wir vergeblich nach den Segelyachten. An der Pyrmont Bridge können wir
immerhin in Erfahrung bringen, dass die Segelregatta möglicherweise in
Rushcutters Bay startet. Wir schauen uns noch ein wenig in Darling
Harbour um, bevor wir uns auf den Weg in die Rushcutters Bay machen.
Mit dem Bus fahren wir in Richtung Darling Point. Drei Haltestellen
später sollen wir in Kings Cross aussteigen. Sehr freundlich sorgen
sich gleich mehrere Passagiere des Busses darum, dass wir das
Aussteigen auch ja nicht verpassen. Als wir uns weiter durchfragen,
kann uns wieder Keiner so genau Auskunft geben. Jeder erzählt uns etwas
anderes. Nach bewährtem Schema marschieren wir ins nächste
Polizeirevier. Eine junge Polizistin ist super freundlich und hilft uns
sofort sachkundig weiter. Sie weiß Bescheid und ihr Kollege erklärt uns
anhand eines großen Stadtplanes (unserer reicht leider nicht so weit),
wo genau wir hin müssen. Die Beiden zeigen uns auch gleich noch, von wo
aus wir morgen den besten Blick auf die auslaufenden Yachten haben. Das
ist doch mal eine klare Ansage!
Kurze Zeit später stehen wir im Yachthafen Rushcutters Bay. Hier liegen
tatsächlich ein großer Teil der über 100 Yachten, die morgen zur
Segelregatta starten werden. Wir dürfen über die Piers streifen und die
Yachten aus der Nähe bewundern.
Danach machen wir uns auf die Suche nach einem guten Aussichtspunkt.
Wieder müssen wir dazu ewig weit laufen. Das Problem ist, dass heute
sämtliche Tourist-Infos geschlossen haben. Unser Stadtplan ist jedoch
nur ein kleiner Ausschnitt der Innenstadt. Den haben wir längst
ausgereizt und das Gebiet hier ist nicht mehr mit auf dem Plan. So ist
es nicht ganz einfach, sich ohne Karte zu orientieren.
Zurück zum Hotel laufen wir die ganze Strecke, denn es kommt kein Bus.
Wir gehen buchstäblich auf dem Zahnfleisch und die Sonne "kracht" ganz
schön. Gut, dass es überall öffentliche Trinkwasserstellen gibt, an
denen wir unsere Flaschen auffüllen können. Wenigstens geht ein
frisches Lüftchen, denn sonst wäre die Sonne nicht auszuhalten.
Als wir wieder zurück im Hotel sind, fallen wir ziemlich geschafft
auf`s Bett und sind kurz darauf erst einmal eingeschlafen. Das war ein
wenig viel heute. Nach einem Stündchen Schlaf schaffen wir es dann aber
sogar noch, unsere heutige Fotoausbeute auszusortieren, bevor uns
endgültig die Augen zufallen. Unser erster Tag in Down under war ganz
schön anstrengend – aber schön.
26.12.2010 Sydney
Wir
sind um 6 Uhr wach. Heute ist der Himmel stark bewölkt und sieht gar
nicht gut aus. Kurz darauf beginnt es auch schon heftig zu regnen. So
ein Mist, da können wir die Segelregatta vergessen. Es schüttet wie aus
Kübeln. Ok, dann gehen wir eben shoppen. Schließlich ist heute der
legendäre "Boxing Day" – was immer das genau bedeuten mag. Wir wissen
nur, dass das so eine Art Schlussverkauf ist, bei dem es Preisnachlässe
von bis zu 70 % gibt. Wir ahnen noch nicht, auf was wir uns heute
einlassen. Eigentlich wollen wir ja nur im Trockenen bleiben.
Zuerst gehen wir zum Darling Harbour runter und suchen nach der
Tourist-Info. Wir finden sie zwar, doch sie öffnet erst um 9:30 Uhr.
Unverrichteter Dinge ziehen wir wieder ab. In der Fußgängerzone wundern
wir uns ein wenig, dass an manchen Geschäften eine kleine
Menschenansammlung steht, doch wir denken uns noch nicht viel dabei. Es
ist jetzt 7:30 Uhr und der Menschenzustrom noch auszuhalten. Bei "Meyr"
dagegen, einem großen Kaufhaus, ist schon richtig viel los. Wir
frühstücken dort erst einmal fürstlich und bummeln dann durch das
Kaufhaus. In der Schuhabteilung liegen in den Sofas junge Mädchen und
schlafen. Wir trauen unseren Augen kaum. Die sind schon richtig fertig.
Im Arm halten sie ihre üppige Shopping-Beute. Es ist ein Bild für die
Götter! Auf einer anderen Couch schlafen zwei Männer. Auch die hat man
offensichtlich schon geschafft. Heute scheinen sämtliche Asiaten
Sydneys auf den Beinen und im Shopping-Rausch zu sein. Es ist kaum
auszuhalten, zumal man den Eindruck hat, dass Sydney zu 90 % aus
Asiaten besteht. (Die restlichen 10 % sind ahnungslose bzw. neugierige
Touris, wie wir.)
Wieder einmal bestätigt sich mein Verdacht, dass die Asiaten
markensüchtig sind. An den Designergeschäften sind die Schlangen extrem
lang. Bei Gucci steht eine dreireihige Menschenmasse von gut 800 Meter
(3 Stunden Wartezeit), bei Prada und Salvatore Ferragamo nicht viel
weniger und auch bei Swarovski wartet eine ausgewachsene Asiaten-Python
sehnsüchtig auf Einlass in den rappelvollen Laden. Begehrteste Objekte
scheinen Handtaschen und Schuhe zu sein.
Inzwischen geht es auf den Straßen und in den Geschäften dicht gedrängt
zu. Auf den Gehwegen ist eine einzige Menschenwalze unterwegs. Man kann
gar nicht mehr selbst entscheiden, wohin man laufen möchte und wird nur
noch von den Menschenmassen weiter geschoben. Mitten in diesem
Menschenauflauf sitzen seelenruhig auf einem Plakat drei weiße Kakadus
und zerlegen in aller Ruhe die Werbetafel. Wir trauen unseren Augen
kaum. Unsere ersten Kakadus in freier Natur und die hier in diesem
Gewusel!
Seit heute Morgen 5 Uhr scheint sich ganz Sydney im Ausnahmezustand
bzw. in einer Art Kaufrausch zu befinden. Jeder will Schnäppchen
machen. Wir haben genug gesehen und sind nun von dem Wunsch erfüllt,
möglichst rasch aus diesem Menschenpulk zu fliehen. Das erweist sich
als gar nicht so einfach. Immerhin ist uns jetzt klar, warum das
Boxing-Day heißt. Die hauen sich tatsächlich!
Pünktlich nach dem Start der Segelregatta hört der Regen auf, doch der
Himmel ist noch immer grau und trüb. Wir haben also nichts verpasst. Im
Fernsehen verfolgen wir ein Stück der Regatta. Immerhin 178 Yachten
sind gestartet. Schade, wir hätten es gern live erlebt. Uns tröstet,
dass selbst die Übertragung im Fernsehen trotz der vielen bunten Segel
trist und grau aussieht. Dabei hätten wir sogar die Chance gehabt, auf
einem Begleitboot ein Stück mit zu fahren.
Nach einer kleinen Verschnaufpause im Hotel schnappen wir uns unsere
Fotoausrüstung und laufen bzw. fahren zur Harbour Bridge und zur Oper.
Am Botanischen Garten entlang und mit Blick auf Oper und Brücke suchen
wir uns schon mal einen günstigen Standort für das Silvesterfeuerwerk.
Mrs. Macquarie Point ist prima geeignet. Allerdings hängen auch schon
überall Schilder, dass am 31.12. ab 3 Uhr der Weg und viele
angrenzende Straßen gesperrt sind. Schauen wir mal, was uns da erwartet.
Mit dem Bus fahren wir zurück zum Hotel. Gleich nebenan ist eine
Sushi-Bar. Selbst hier steht eine lange Asiaten-Schlange. Wir holen uns
auch etwas Sushi und essen es auf dem Zimmer – im Bett liegend. Mehr
geht heute nicht mehr.
Inzwischen quält sich Uwe zum x-ten Mal durch die Aktivierung einer
Vodafone-Prepaid-Karte. Leider immer ohne Erfolg. Irgendetwas
funktioniert nicht so, wie es soll. Er bekommt einfach keine
Freischaltung. Inzwischen ist er schon völlig entnervt. Zum Glück weiß
er nicht, dass seine Geduld diesbezüglich noch auf eine lange Probe
gestellt wird.
27.12.2010 Sydney – Blue Mountains National Park (Perrys Lookdown)
Heute
werden wir unser Mietfahrzeug in Empfang nehmen. Dazu müssen wir
allerdings erst einmal mit dem Taxi nach Thornleigh fahren, einem
ziemlich weit außerhalb gelegenen Vorort von Sydney. Dort hat unsere
Autovermietung "Around Australia Motorhomes (AAM)" ihren Sitz. Leider
ist sie nicht bereit, uns unseren Camper ins Hotel zu bringen.
Theoretisch könnten wir auch mit der Bahn nach Thornleigh fahren, doch
mit unserem ganzen Gepäck ist das nur schwer zu bewältigen. So bringt
uns ein Taxi für 80 AUD (58 EUR) nach Thornleigh. Wieder beginnt
es zu regnen und wird auch so schnell nicht wieder aufhören.
In einem großen Garagenkomplex in der Nähe des Bahnhofs in Thornleigh
befindet sich die Autovermietung. Unser fahrbares Zuhause für die
nächsten 5 Wochen ist ein Camper. Der Toyota Hiace, ein HiTop
Campervan, steht bereits abfahrbereit auf dem Hof und nach einer
gründlichen Einweisung können wir ihn in Beschlag nehmen. Alles sieht
sehr gepflegt und sauber aus, auch wenn das Fahrzeug schon 103.000 km
auf dem Tacho hat. Hoffentlich fährt das Auto so, wie es aussieht. Wir
haben im Fahrzeug: einen zweiflammigen Propangasherd, einen
90-Liter-Kühlschrank, ein kleines Spülbecken mit Wasserhahn, eine
Mikrowelle, Einbauschränke mit reichlich Küchenutensilien, eine große
Sitzecke mit Tisch, die sich mit wenigen Handgriffen in eine große
Liegefläche umwandeln lässt, ausreichend Licht, Schlafsack, Bettwäsche,
Deckbett, Campingstühle, Campingtisch, Sonnensegel. Sogar Badetücher
werden mit geliefert.
In Sydney und Umgebung, aber auch in Melbourne gibt es inzwischen immer
mehr gebührenpflichtige Straßen. Die Maut kann man jedoch nicht vor Ort
bar bezahlen. Alles wird elektronisch abgewickelt, was die Handhabung
für Touristen etwas kompliziert macht. Die Autovermietung bietet
deshalb für eine Pauschalgebühr von 42 AUD die freie Nutzung aller
Mautstrecken an. Diese Option buchen wir noch zusätzlich mit. Bei der
Fahrzeugübernahme werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht
im Dunklen fahren dürfen, der Versicherungsschutz erlischt, wenn wir
auf unbefestigten Straßen unterwegs sind, das Fahrzeug vollgetankt,
sauber und mit aufgefüllter Gasflasche zurückgegeben werden muss.
Schluck – da sind wir aber verwöhnt. Außerdem müssen wir 2 Tage vor
Abgabe des Fahrzeugs anrufen, wann wir in einem Zeitrahmen von
2 Stunden genau, das Fahrzeug wieder abgeben werden. Ganz schön
streng. Weniger streng ist man dagegen beim Reifenprofil. Da reicht das
zulässige Minimum von 1 mm.
Wir machen uns auf den Weg und unser erster Zwischenstopp ist der
Woolworth-Supermarkt. Dieser große Supermarkt scheint faktisch
Lebensmittel aus der ganzen Welt zu führen. Es gibt meinen
Lieblingssenf aus Frankreich, Schweizer Schokolade und Kaffee,
Neuseeländischen Käse, Nivea aus Deutschland, Spanisches und
Griechisches Olivenöl usw. Wie gewohnt beginnen wir beim Obst und
fallen fast in Ohnmacht. Mango – obwohl einheimisch, für 7 AUD
(5 EUR) pro Stück, Trauben für 8,95 AUD/kg (6,50 EUR), Äpfel
für 10 AUD/kg (7,30 EUR), Erdbeeren für 18 AUD/kg (13 EUR) und
Kirschen für 15 AUD/kg (11 EUR). Selbst Tomaten kosten 8 AUD/kg (6
EUR). Den nächsten Schock bekommen wir am Wurst- und Käsestand.
Normaler Kochschinken kostet zwischen 24 und 28 AUD/kg (17-20 EUR).
Salami gibt`s für ebensolche Wucherpreise. Schnell lassen wir es, nach
den Preisen zu schauen, sonst wird der Urlaub zur Null-Diät. So kaufen
wir ein, worauf wir Lust haben und finden uns damit ab, dass die
Lebenshaltungskosten offensichtlich ziemlich hoch sind. Was uns
allerdings wirklich die Sprache verschlägt ist die Art und Weise, wie
man mit den Lebensmitteln umgeht. Wir kennen Schinken und Salami als
sauber aufgetürmte dünne Scheiben. Hier liegt diese "Schnittware" (von
Scheiben kann keine Rede sein) in einer Schale. Mit etwas Phantasie
könnte man evtl. Rosetten erkennen. Damit ist es allerdings endgültig
vorbei, wenn die Verkäuferin zugreift. Vorher zieht sie sich eine
Plastiktüte über die Hand, greift in die Wurstschale, schließt die
Faust und hat ihre Portion Schinken oder Wurst. Dass sich diese Faust
voll Wurst (oder Käse) nicht einmal mit viel Geduld wieder auseinander
popeln lässt, scheint Niemanden zu stören. Wir schauen dagegen ziemlich
fassungslos auf unsere Schinken- und Käsematsche. Naja, andere Länder,
andere Sitten.
Wir bekommen hier im Supermarkt fast unsere ganze Einkaufsliste
abgearbeitet. Bier und Wein gibt es im benachbarten "Liquorland".
Wieder schauen wir ziemlich unentspannt, als wir feststellen müssen,
dass der australische Rotwein doppelt bis dreifach so teuer ist wie zu
Hause. Wie kann das sein? Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, uns
durch das australische Rotweinsortiment zu trinken. Als wir zum Auto
laufen, regnet es in Strömen. Zum Glück ist der Regen warm und damit
nicht so unangenehm wie zu Hause.
Nachdem alle Einkäufe erledigt und verstaut sind, machen wir uns auf
den Weg in die Blue Mountains. Dieser Nationalpark liegt gleich hinter
Sydney. Seinen Namen hat er von den blau schimmernden
Eukalyptusdämpfen, die bei sehr warmen Temperaturen aus den dichten
Eukalyptuswäldern aufsteigen. Naja, im Moment steigt lediglich dichter
Nebel auf oder ab – egal – ziemliche Suppe jedenfalls. Viel sehen wir
erst einmal nicht. Immerhin entdecken wir ein paar weiße Kakadus und
rot/blaue Sittiche. Dafür sind die Leura-Kaskaden von einem so satten
Grün, dass es eine Augenweide ist.
|
Überhaupt ist die Vegetation in diesem Gebiet sehr üppig. Doch auch
hier bremst uns der Regen und wir müssen unsere kleine Wanderung rasch
beenden.
Wir fahren die Touristenroute entlang, die immer wieder einzelne
Aussichtspunkte ansteuert und einige der Highlights dieser Gegend
erschließt. Der Regen wird immer stärker und der Nebel immer dichter.
Am "Echo Point" sind fast keine Menschen aber man sieht eben auch
absolut nichts. Die "Three Sisters" sind ebenfalls nicht zu sehen – die
haben wohl heute frei. Wir steuern Blackheath an und fahren zum "Perrys
Lookdown". Dort gibt es eine kostenlose Campsite. Die ist allerdings
nur über eine unbefestigte Straße zu erreichen. Als wir dort ankommen,
ist es rappelvoll. Klar, die Alternativen in Katoomba und Blackheath
kosten mindestens 55 AUD (40 EUR). Das ist für einen Parkplatz ziemlich
viel Geld. Wir beschließen, uns am nächsten Aussichtspunkt nach einem
Übernachtungsplatz umzusehen. Dort sind wir die Einzigen und hier
gefällt es uns richtig gut. Vollkommen ungestört können wir uns
einrichten und verbringen hier unsere erste Nacht – ganz nach unserem
Geschmack; mitten in der Natur.
28.12.2010 Blue Mountains NP – Mt. Wilson (Wollemi NP)
Irgendwann
in der Nacht hat es endlich aufgehört zu regnen. Morgens sieht es nicht
mehr ganz so grau, aber doch noch wolkig aus. Wir starten gleich nach
dem Frühstück zu einer Erkundungstour. Nach einigen hundert Metern
haben wir einen spektakulären Blick in eines der Valleys der Blue
Mountains. Immer wieder steigen Nebelschwanden aus dem Tal auf. So weit
das Auge reicht, sieht man Wald und ein Hochplateau der Great Dividing
Range. Ein toller Anblick. Die feuchte Luft riecht nach Eukalyptus.
Wieder einmal bereue ich, keine Handschuhe dabei zu haben. Es weht ein
ziemlich kalter Wind und die Finger sind steif gefroren. Ich schwöre,
dass ich nie mehr ohne meine Handschuhe in Urlaub gehen werde – egal
wohin. Man sieht ja, was von diesem Sommer im Sonnenstaat zu halten
ist. Lange sind wir ganz allein hier. Wir laufen noch zu der nahe
liegenden Sandsteinhöhle, die von Regen und Wind erodiert wurde.
Flüchtig sehen wir einen Leierschwanz, doch bevor wir diesen Laufvogel
näher betrachten können, ist er auch schon verschwunden.
Erst spät am Vormittag kommen ein paar Touristen. Es ist wirklich sehr
schön und friedlich hier. In den umliegenden Bäumen lärmen schwarze
Kakadus. Diese hübschen Vögel mit ihren gelben Federn in den Schwingen
sind ganz schön groß und lautstark.
Später fahren wir noch einmal zurück nach Katoomba. Die Hauptattraktion
der Blue Mountains – die "Three Sisters" möchten wir natürlich auf
jeden Fall gesehen haben. Erneut steuern wir auf einer der
Touristenrouten einzelne Aussichtspunkte an. Immer wieder hat man
andere Einblicke in die zahlreichen Täler dieses Gebietes.
Je näher wir den "Three Sisters" und dem "Echo Point" kommen, umso mehr
Touristen sind anzutreffen. Ein Bus nach dem anderen spuckt seine
überwiegend asiatische Fracht aus, die sich dann knipswütig oder/und
posierend in den Vordergrund drängt. In Katoomba sind unzählige Autos
vor uns auf Parkplatzsuche, um zu dem Aussichtspunkt am "Echo Point" zu
gelangen. Hier ist die Hölle los. Das ist zu viel Tourismus für uns.
Wir verzichten auf den Blick vom "Echo Point" und für Aufnahmen der
"Three Sisters" – drei nebeneinander stehende Berge - wählen wir eine
andere Perspektive. Lange verweilen wir jedoch nicht, denn auch hier
kommt eine Touristengruppe nach der anderen.
Über Mt. Victoria fahren wir nach Bell und von dort nach Mt. Wilson.
Wieder regnet es. Dafür ist die Fahrt nach Mt. Wilson durch den Wollemi
National Park (NP) ein sagenhaftes Erlebnis. Wir kommen uns vor, als ob
wir durch einen dichten, satt grünen Märchenwald fahren. Es ist
traumhaft schön und irgendwie passt das Wetter zu dieser Gegend. Durch
den bedeckten Himmel und die Feuchtigkeit kommt das satte Grün noch
mehr zur Geltung. Die Straßen sind gesäumt von mehrere Meter hohen
Farnbäumen, überall hängen Moose und Flechten. Auch die Fahrt durch den
Ort selbst gefällt uns sehr gut. Die Anwesen lassen ihren englischen
Einschlag nicht verleugnen und man könnte sich genauso gut in England
befinden. Akkurat gemähter englischer Rasen bis zum Straßenrand, dazu
uralter Baumbestand und riesige Anwesen mit hübschen Häusern vermitteln
eine sehr gemütliche Atmosphäre. Wir sind begeistert und beschließen,
einen Zwischenstopp zu machen. Ein Parkplatz für die Nacht ist an der
Fire Station schnell gefunden. Hier gibt es Toiletten und von hier
gehen auch zahlreiche Wanderwege ab. Also auch noch ein strategisch
günstiger Platz.
Als wir abends in unserem Camper sitzen, "robbt" ein Blutegel über den
Fußboden. Den haben wir wohl draußen im Gras aufgesammelt und nun sucht
er hier sein Abendessen. Nicht mit uns! Wir befördern ihn schleunigst
nach Draußen und sind hinreichend gewarnt. Bei leckerem australischem
Rotwein lassen wir diesen Abend ausklingen.
29.12.2010 Mt. Wilson – Coledale Beach
Gleich
morgens unternehmen wir eine Wanderung zu den "gefalteten Felsen".
Wieder haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft des
Wollemi NP. Eine friedliche Stille umgibt uns, die nur von unbekannten
Vogelstimmen unterbrochen wird. Wir sind hier ganz allein und erleben,
wie die Sonne den Nebel aus dem Tal verdrängt. Endlich wieder blauer
Himmel. Rasch sind die Regentropfen auf Gräsern und Blättern
getrocknet, die Sonne hat die Oberhand gewonnen und sofort wird es warm.
Nach unserer morgendlichen Wanderung, die sehr beeindruckend war,
kehren wir zurück zum Parkplatz. In aller Ruhe frühstücken wir
ausgiebig. Danach fahren wir zum Parkplatz am anderen Ende des Ortes,
um von hier aus eine Wanderung zu einem Wasserfall zu unternehmen. Der
Weg dorthin ist noch ziemlich matschig und der Wasserfall nicht so
spektakulär. Dafür ist der gemäßigte Regenwald sehr schön.
Anschließend fahren wir weiter über Mt. Irvine zurück auf den Princess
Highway in Richtung Küste. In manchen Vorgärten stehen Weihnachtsmänner
zwischen üppig blühenden Blaulilien und wirken wie vergessen. Vögel
machen Geräusche, die sich anhören, als ob Metall klappert. Für einen
Moment meint man, das Auto ist kaputt. Immer wieder entdecken wir
unterwegs Dinge, die für uns neu und fremdartig sind.
Wir schwanken, ob wir dem Ku-ring-gai-chase NP oder dem Royal NP einen
Besuch abstatten sollen. Der Royal NP wurde 1879 gegründet. Er ist der
älteste Nationalpark Australiens und zweitälteste Nationalpark der Welt
und so entscheiden wir uns für ihn. Im Nationalpark gibt es nur eine
Campsite (Bundeena), die mit Fahrzeug angefahren werden kann und die
ist natürlich ausgebucht. Wir bekommen die Empfehlung, es trotzdem zu
versuchen. Also steuern wir Bundeena an. Etwas irritiert stellen wir
fest, dass Bundeena – mitten im NP – ein richtiger Ort ist. Die
Campsite haut uns dann buchstäblich aus dem Sitz. Es gibt hier –
theoretisch – 80 Stellplätze, doch im Moment ist mindestens dreimal so
viel los und so ein Halligalli, dass wir nun die Südafrikaner als
stille Einzelgänger herabstufen. Hier sitzen jeweils 20 bis 30 Leute
auf einem Haufen und machen Party. Der Platz soll 55 AUD kosten. Die
Stellplätze für Camper befinden sich direkt am Sumpf. Reichlich
Moskitogesellschaft ist also garantiert.
Wortlos sind wir uns einig, dass wir uns das nicht antun werden. Wir
fahren durch den Park und stellen fest, dass die Stichstraßen zu den
Stränden abends um 8:30 Uhr durch Schranken geschlossen werden. Wir
fahren weiter, suchen uns für Morgen einen schönen Wanderweg aus und
fahren aus dem Park ein Stück die Küste entlang Richtung Süden. Im
übernächsten Ort Coledale, einem kleinen Küstenort, finden wir einen
hübschen Platz für die Nacht. Am kleinen Strandabschnitt gibt es
Toiletten, Duschen und einen ruhigen Stellplatz für die Nacht mit
direktem Meerblick. Wir können den Anglern zusehen, das Meer hören und
noch ein Stück am Strand entlang laufen. Sogar Wasseranschluss haben
wir. Der Platz ist genau nach unserem Geschmack.
30.12.2010 Coledale – Royale NP – Sydney
Als
die Sonne über dem Meer aufgeht, sind wir startklar. Wir haben gut
geschlafen. Erstaunlich, dass wir mit dem Jetlag so gar keine Probleme
haben.
Im Nachbarort Stanwell Park hatten wir gestern Abend einen großen
Picknickplatz gesehen, auf dem sich weiße Gelbhaubenkakadus (Cacatua
galerita) tummelten. Diesen Papageien aus der Familie der Kakadus mit
den gelben Haubenfedern widmen wir jetzt eine Fotosession und haben
viel Spaß an diesen klugen Tierchen, die sich nun über die reichlich
zurückgebliebenen Reste der gestrigen Partygäste her machen.
Als wir ein Stück zum Strand fahren, entdecken wir auch hier einen
großen, ziemlich sauberen Sanitärtrakt. Da stehen dann auch einige
Camper, die übernachtet haben. Das wäre auch ein guter Platz zum
Übernachten gewesen, wenn auch nicht so idyllisch, wie unser Platz.
Der Royal NP kostet keinen Eintritt, so dass wir ohne Verzögerung
unsere Wanderung beginnen können. Ein schöner Weg zieht sich bergauf zu
den Steilklippen. Wieder geht es durch gemäßigten Regenwald, der
ständig seine Vegetation verändert. Es ist sehr interessant. Wir können
viele Vögel beobachten, aber außer einem Waran sehen wir sonst leider
nichts weiter. Der hat es wohl auf ein balzendes Vogelpärchen abgesehen
und macht sich rasch aus dem Staub, als er uns bemerkt. Schade, es war
ein hübsches Kerlchen.
Im Anschluss an diese Wanderung laufen wir noch ein Stück den "Forest
Trail". Der ist aber längst nicht so schön wie der vorherige Weg. Da
hier auch Fahrräder fahren dürfen, die das auch reichlich und vor allem
recht schnell tun, drehen wir bald wieder um.
Wir verlassen den Park bei Autley und fahren in Richtung Sydney. Am
liebsten hätten wir natürlich wieder so ein schönes ruhiges Plätzchen
wie letzte Nacht. Also steuern wir die Strandbäder an. Dummerweise sind
die Parkplätze an den Surfstränden aber alle vorsorglich über Nacht
gesperrt. Die wissen, warum. Kurz vor dem Airport Sydney ist ein
offizieller Caravanpark. Den suchen wir auf. Als wir den Platz sehen,
streikt Uwe. Hier steht Camper an Camper und auch sonst macht der Platz
einen ziemlich vernachlässigten Eindruck. Da will er auf keinen Fall
bleiben. Naja, probieren wir es eben noch woanders – man(n) hat
schließlich gewisse Ansprüche nach den idyllischen Plätzen der letzten
Nächte. Wir fahren also wieder zurück auf die Hauptstraße und befinden
uns wenige Kilometer später auf der Harbour Bridge. Es hatte keine
Gelegenheit mehr gegeben, diese Straße zu verlassen. Gut, dass wir bei
der Autoübernahme die Gebührenpauschale für die Straßenmaut gewählt
haben, denn die Überfahrt über die Brücke ist mautpflichtig. Wir
kichern vor uns hin, genießen den Blick von der Bücke und nutzen die
nächste Abfahrt, um zu drehen und wieder Richtung Airport
zurückzufahren. Direkt neben der Einflugschneise und Landebahn mit
Blick auf den Tower finden wir einen schönen, wenn auch ziemlich
ungewöhnlichen Platz für die Nacht – verhältnismäßig ruhig ist es
dennoch, denn auch in Sydney gibt es ein Nachtflugverbot.
31.12.2010 Sydney (Rushcutters Bay)
Wenn
wir schon in Sydney sind, dann wollen wir auch das legendäre Feuerwerk
über der Harbour Bridge erleben. Also sind wir früh auf. Unser Ziel ist
Mrs. Port Maquarie Point. Von hier aus schaut man auf die Oper und die
Harbour Bridge. Ein idealer Fotostandort. Allerdings müssen wir erst
einmal einen Parkplatz finden. So kreisen wir gut 2 Stunden durch
Sydney. Alle Parkplätze der Stadt scheinen Kurzzeitparkplätze mit
maximal 2 Stunden Parkdauer zu sein. Parkhäuser sind entweder
geschlossen oder für unsere 2,70 Meter Höhe nicht hoch genug. Wir
fragen uns durch. Viele Straßen sind schon gesperrt. Nicht mal auf
einem Polizeirevier können sie uns diesmal kompetent helfen. In einem
kleinen Hotel in einer der Seitenstraßen (Mariners Court Hotel) gibt es
zwar eine Tiefgarage, die sogar leer und für uns hoch genug wäre, doch
die wollen 100 AUD (73 EUR) für den Stellplatz. Hallo, wir wollen
diesen Schuppen nicht kaufen! Netter Versuch, unsere Verzweiflung zu
vergolden.
Wir steuern Kings Cross an und haben den dortigen Yachthafen
Rushcutters Bay im Visier. Da kennen wir uns ja schon aus. Doch auch
hier gibt es natürlich keinen freien Parkplatz mehr und ab 3 Uhr
wird die ganze Straße gesperrt. Wieder kreisen wir. Dann endlich, haben
wir Glück. Direkt vor dem Yachthafen an der Einfahrt zum Yachtklub
fährt ein Auto weg. Der Platz ist wie für uns gemacht. und eben ist er
auch noch. Bah, das war schon mal eine mächtige Geduldsprobe. Nun haben
wir die erste Hürde geschafft. Noch ahnen wir nicht, dass unsere Geduld
und Leidensfähigkeit noch sehr viel mehr strapaziert werden wird.
Wieder heißt es ziemlich weit laufen. Als wir gegen 10:30 Uhr
(morgens!) dem Eingang zum Mrs. Port Maquarie Point zusteuern, steht
dort eine Menschenschlange. Die ist nicht 500 und auch nicht 1000
Meter, sondern ungefähr 3.500 Meter lang und windet sich kreuz und quer
durch den Park und die angrenzenden Straßen. Hier stehen gut 4.000
Menschen in praller Sonne und warten geduldig, dass sie Zugang zum
Botanischen Garten erhalten. Die haben tatsächlich alle das gleiche
Ziel wie wir. In den Teil des Parks werden 12.000 Menschen (kostenlos)
eingelassen. Ist das Limit erreicht, wird der Park geschlossen. So kann
es passieren, dass man hier auch noch umsonst ansteht. Viele der Leute
haben Regen-/Sonnenschirme dabei, mehrere Kühlboxen, Decken und Stühle
– also quasi das volle Picknickequipment. Wir bekommen fast einen
Infarkt. Nun machen wir ja schon viel mit aber irgendwo haben auch wir
eine Grenze und die ist exakt hier erreicht. Wahnsinnig gern hätten wir
Fotos von diesem berühmten Feuerwerk gehabt , doch hier 3 oder 4
Stunden in der prallen Sonne anzustehen, um dann evtl. doch nicht
eingelassen zu werden, weil bereits alles überfüllt ist, das geht uns
dann doch zu weit.
Wir wären ja auch gern bereit, für dieses Feuerwerk eine gewisse
Eintrittsgebühr zu entrichten, doch natürlich sind auch die
kostenpflichtigen Plätze/Location bzw. Schiffe längst ausgebucht.
Verzweifelt suchen wir nach "Plan B" und unternehmen einen letzten
Versuch, zur Oper zu gelangen. Mal schauen, wie weit wir dort kommen.
Erstaunlicherweise ist die Schlange hier längst nicht so lang, wie zum
Mrs. Port Maquarie Point. Naja, der Blick ist natürlich auch nicht so
schön, denn die Oper liegt jetzt rechts von uns und wird auf den Fotos
nicht zu sehen sein. In diesen Teil des Botanischen Gartens werden
6.000 Menschen eingelassen. Wir trösten uns damit, dass es besser ist,
nur 50 % seiner Träume erfüllt zu bekommen, als gar keine und so
sind wir dennoch zufrieden. Nachdem wir zwei sehr strenge
Alkoholkontrollen passiert haben, suchen wir uns auf dem schon sehr
voll besetzten Rasen einen Platz. Natürlich sind wir nicht die ersten
Fotografen. Überall stehen schon Stative. Dennoch können wir eine
einigermaßen gute Fotoposition ergattern, die es dann nur noch zu
halten gilt. Mit Köpfen auf dem Foto werden wir halt leben müssen. Die
wenigen Schattenplätze, die es unter den Bäumen gibt, sind natürlich
längst belegt und so bleibt uns nur, bei knackigen 40°C mit Blick auf
die Harbour Bridge in der australischen Sonne auszuharren. Immerhin
gibt es hier Essen und Trinken, denn unser mitgebrachtes Trinkwasser
haben wir natürlich in kürzester Zeit aufgebraucht.
Uns ist klar, dass der Preis für diese Aktion ein ausgewachsener
Sonnenstich sein wird und wir den morgigen Tag schon mal als
Rekonvaleszenztag einplanen können. Noch nie haben wir uns so nach
einem Regenschirm gesehnt, wie an diesem Tag. Um die Röstzeit
wenigstens etwas zu reduzieren, verbringen wir abwechselnd die Zeit im
Schatten während der Andere den Platz bewacht, der im Verlauf des
Abends immer weiter eingeschmolzen wird. Nun haben wir es schon mal
schön warm, da ist es dann auch wieder nicht Recht!
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die Sonne untergeht. Für
etwas Abwechslung sorgt an diesem Nachmittag nur ein Flieger, der ein
paar Runden dreht und das Treiben auf dem Wasser, wo viele Yachten,
Segelboote und Ausflugsschiffe unterwegs sind. Interessant wird es
dann, als die Dämmerung herein bricht. Aus den umliegenden Bäumen
fliegen in großen Scharen Frucht-Fledermäuse aus. Diese Fledermausart
ist ziemlich groß mit einer beachtlichen Flügelspannweite und scheint
hier im Botanischen Garten in einer ziemlich großen Population zu
leben. Wir sind erstaunt, wie wenig sich die Tiere von den vielen
Menschen und dem Lärm beeindrucken lassen. Teilweise sitzen sie direkt
in den umliegenden Bäumen oder fliegen tief über unsere Köpfe hinweg.
In einem Flyer hatten wir gesehen, dass das Feuerwerk auf dem Wasser an
mehreren Punkten gezündet wird. Dazu werden Pontons mit der Pyrotechnik
auf der Mitte der Bucht platziert. Ein Feuerwerk wird hinter der Oper,
eins vor und auf der Harbour Bridge und kleinere Feuerwerke im weiteren
Verlauf der Bucht gezündet. Vom Mrs. Port Maquarie Point aus sieht man
also im Prinzip zwei Feuerwerke. Dafür haben wir einigermaßen freien
Blick auf die Brücke, was sich noch als sehr vorteilhaft erweisen wird.
Inzwischen sitzen wir auf unserer Decke Backe an Backe mit den
Nachbarn. Gut, dass wir unsere Stative schon mal aufgebaut haben.
Inzwischen ist es dunkel und es gibt sozusagen als kleinen Vorgeschmack
ein Kinderfeuerwerk. Das ist ganz nett aber haut uns jetzt nicht um. Es
dient eher dazu, die Kameraeinstellungen zu überprüfen. Um Mitternacht
müssten sie schon noch ein paar Schippen drauf legen, um uns wirklich
zu begeistern.
Wieder warten wir. Inzwischen sind die Boote auf dem Wasser hübsch
illuminiert. Das sieht schon toll aus. Unten vom Gelände der Oper
schallt Partymusik zu uns hoch.
Immerhin habe ich beim Testfeuerwerk festgestellt, dass mein
Kamerastandpunkt noch höher sein müsste, um etwas weniger Köpfe der vor
uns stehenden Menschen mit auf dem Bild zu haben. So schnappe ich mir
kurzerhand eine der beiden hinter mir stehenden Mülltonnen und nehme
die als verlängertes Stativ. Das ist zwar nicht optimal und etwas
wacklig, aber besser als nichts. Noch während ich ein paar
Langzeitbelichtungen mache, spitzt schon eine Horde Koreaner auf
"meine" Mülltonne. So bleibt mir nichts anderes übrig, als den Rest des
Abends mit der Tonne zu kuscheln, denn wenn ich die jetzt aufgebe, habe
ich verloren. Wer hätte gedacht, dass ich für eine simple Mülltonne so
viel Anhänglichkeit entwickeln kann? Naja zugegeben, sehr romantisch
ist das nicht, aber manchmal muss man eben pragmatisch handeln.
Dann endlich ist es Mitternacht. Es wird über und neben der Harbour
Bridge, hinter uns und vor uns ein gigantisches Feuerwerk gezündet. Es
ist phänomenal und für diese 15 oder 20 Minuten hat sich jede Stunde
des Wartens gelohnt. Im Vordergrund liegen die beleuchteten Schiffe,
deren Signalhörner das neue Jahr begrüßen. Rund um und auf der Harbour
Bridge wird ein Feuerwerksbild nach dem anderen gezündet. Es ist
absolut überwältigend. Von roten Herzen am Himmel über Blütenregen und
Kussmund bis zu absolut spektakulären goldenen Wasserfällen von der
Brücke ist für jeden Geschmack etwas dabei. Teilweise reflektiert das
Wasser die Lichtreflexe so stark, dass man meint, das Wasser ist
gefärbt. Es sieht einfach toll aus.
Wir können es noch gar nicht so richtig realisieren, dass wir mit zu
den ersten auf der Welt gehören, die das neue Jahr jetzt hier begrüßen
können. Es ist ein sehr eigenartiges und bewegendes Gefühl am anderen
Ende der Welt zu stehen und dieses Spektakel erleben zu dürfen, das man
sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Diese Bilder, die wieder um die
ganze Welt gehen werden, haben wir live erlebt; waren dabei. Wir können
uns kaum daran satt sehen und leider ist es viel zu schnell vorbei. Am
liebsten möchte man schreien: "weitermachen"!
Nachdem der Applaus und die Begeisterungsstürme der Menschen verebbt
sind, machen sich erstaunlicherweise fast alle Menschen gleich auf den
Heimweg. Dank der strengen Alkoholkontrollen am Eingang, der harten
Regeln beim Alkoholausschank und der ohnehin recht hohen Preise für
Alkohol (eine Bierdose kostet 7 AUD (5 EUR)) gibt es relativ wenig
Betrunkene. Menschenmassen strömen durch die Stadt. Busse warten
bereits an den Ausgängen und die Müllabfuhr ist schon kräftig am
Aufräumen. Wir sind platt, wie gut das organisiert ist aber wir sind
auch froh, als wir aus dem Menschenpulk endlich ausbrechen können.
Straffen Schrittes marschieren wir Richtung Kings Cross zum Yachthafen
in der Rushcutters Bay. Völlig geschafft fallen wir um 1:30 Uhr nach
einem wirklich einmaligen und ganz bestimmt unvergesslichen Tag ins
Bett, bemühen noch Aloe Vera für unsere verbrannten Glieder und
schlafen selig direkt vor dem Yachtclub. Obwohl auch hier im Park des
Yachthafens Party war, ist verhältnismäßig schnell Ruhe.
01.01.2011 Sydney – Lake Myall NP (Gigant Tree)
Wir
schlafen eigentlich viel zu lang, denn heute scheint ein heißer Tag zu
werden. Schon kurz vor 8 Uhr ist es richtig warm. Rasch
frühstücken wir und sehen dann zu, dass wir aus der Stadt kommen. Noch
einmal fahren wir über die Harbour Bridge und dann in Richtung Norden.
Auf dem Princess Highway kommen wir zügig voran, auch wenn viel Verkehr
ist. Einmal nehmen wir eine Touristenroute, die uns ziemlich weit ins
Inland führt und das Hunters Valley streift. So lernen wir das auch
gleich noch kennen, wenngleich uns dieser Abstecher ziemlich viel Zeit
kostet und sich nicht wirklich lohnt. Überall an der Straße werden dort
direkt vom Erzeuger Farmprodukte verkauft. Das ist zwar etwas günstiger
als im Supermarkt, aber auch nicht wirklich preiswert. Unterwegs
begegnen uns die ersten, für uns etwas befremdlichen australischen
Besonderheiten. An den Straßen stehen neben einer Menge Schrott und
Müll auf Pfählen, die als Briefkästen dienen, auch die
unterschiedlichsten Warnschilder, die vor Wombats, Koalas und natürlich
Kängurus warnen.
Am Lake Myall NP verlassen wir den Highway und fahren am Meer entlang.
Wir schauen uns die Aussichtspunkte und auch die Campsites an. Die
weite weiße Dünenlandschaft ist toll aber die vollkommen überfüllten
Campsites sind grauenhaft. Auch hier sitzen 20 bis 30 Leute in einem
Rudel beieinander und man kann sich ausrechnen, was da abends los ist.
Für uns geht das gar nicht. So beschließen wir, uns einen
Alternativparkplatz zu suchen.
Wir fahren noch einen Abstecher zum größten Baum im Bundesstaat New
South Wales (Gigant Tree), der wunderschön im Regenwald gelegen ist.
Hier sind wir ganz allein und für uns ist klar, dass wir genau auf
diesem Parkplatz die Nacht verbringen werden. Toiletten gibt es auch
und die Geräuschkulisse des Regenwaldes ist unbeschreiblich und
irgendwie irreal. Wir freuen uns, einen so wunderschönen und
friedlichen Platz mitten im Regenwald gefunden zu haben.
Um den riesigen, 70 Meter hohen und rund 400 Jahre alten Eukalyptusbaum
im Regenwald besichtigen zu können, wurde ein Holzsteg angelegt, auf
dem man "flanieren" kann. Leider machen sich Tiere wieder
verhältnismäßig rar. Außer Vögeln entdecken wir nichts.
Als es dunkel geworden ist, verstummt das Zwitschern und Zirpen und ein
noch spektakulärerer Sternenhimmel als im südlichen Afrikas breitet
sich über uns aus. Wir machen uns mit der Taschenlampe auf die Suche
nach Wildlife. Schließlich sind 80 % aller australischen Tiere
nachtaktiv. So richtig erfolgreich sind wir aber leider nicht. Trotzdem
ist die uns umgebende Kulisse einfach toll. Uwe entdeckt noch eine
große Spinne, die sich in einem Kokon befindet. Diesen Kokon kann sie
wie eine Tür öffnen. Eine bemerkenswerte Konstruktion.
02.01.2011 Gigant Tree – North Haven Beach
Schon
wieder haben wir viel zu tief geschlafen und nichts gehört. Wir haben
keine Ahnung, ob hier australische Tiere unterwegs waren. Ich treffe
morgens eine Maus, aber mehr auch nicht. Dafür zwitschern schon wieder
die Vögel und die Geräusche des Regenwaldes lullen uns ein.
Auf dem Weg zur Hauptstraße kann Uwe gerade noch rechtzeitig bremsen.
Mitten auf der Straße sitzt eine kleine Echse. Vorsichtig pirschen wir
uns mit der Kamera an und sie lässt uns geduldig gewähren. Als es ihr
zu bunt wird, stellt sie sich auf die Hinterfüße, richtet sich auf und
läuft davon. das sieht so lustig aus, dass wir herzhaft lachen müssen.
Wir fahren nach Seal Rocks und besichtigen den dortigen Leuchtturm. Auf
dem Weg dorthin sehen wir wieder einen großen Schwarm schwarzer
Kakadus. In Richtung Seal Rocks ist schon richtig viel Verkehr. Alle
Aussies scheinen zum Wasser zu streben, zumal es wieder sehr heiß ist.
Seal Rocks gefällt uns gut, auch wenn es im Moment ziemlich stark
frequentiert ist. Während unserer Fahrt können wir immer wieder Blicke
auf`s Meer und die umliegenden Seen werfen. Es ist schön hier.
In Forster, dem nächsten Ort hinter dem Myall Lake NP ist ein großer
Woolworth-Supermarkt. Wir kaufen wir noch etwas ein. Forster ist ein
sehr schöner Ort mit großen Seen, flachen Sandbänken und glasklarem
Wasser, doch auch hier ist die Hölle los.
Wir durchfahren den Booti Booti NP und steuern den Crowdy Bay NP an.
Hier gibt es drei Campsites, von denen Indian Head am schönsten ist. In
Kylies Beach laufen wir zum Strand und kühlen uns erst einmal im
Pazifik ab. An diesem kilometerlangen Sandstrand sind wir fast allein.
Es ist wunderschön hier und das Meer wohltuend erfrischend. Der Sand
quietscht unter unseren Füßen und ist extrem heiß. Frisch gebadet
setzen wir unsere Fahrt fort und machen Halt an der Indian
Head-Campsite. Hier wuseln tatsächlich zwischen den Zelten zwei
Kängurus herum. Unsere ersten Kängurus und die haben auch noch jeweils
ein Kleines im Beutel, das von Zeit zu Zeit heraus schaut und dann mit
Gras frisst. Wir machen eine Fotosession und freuen uns über diese
unerwartete Tierbegegnung. Die zwei haben sich schon so an Menschen
gewöhnt, dass sie uns bis auf wenige Meter heran lassen.
Anschließend wandern wir noch ein Stück den Headland-Trail entlang,
bevor wir unsere Reise fortsetzen. In North Haven suchen wir uns einen
Parkplatz direkt am Strand und verbringen den Rest des Tages gemütlich
am Strand.
03.01.2011 North Haven Beach – Coffs Harbour (Jetty Beach)
Wetter
darf man sich hier wünschen. Gestern hatten wir uns gewünscht, dass es
mal einen Tag bedeckt sein könnte – heute Morgen ist es stark bewölkt,
hat endlich etwas abgekühlt und ist so richtig schön angenehm. Nach den
41°C im Schatten eine echte Wohltat.
Wir hatten eine ruhige, wenn auch warme Nacht. Heute Morgen ziehen am
Horizont Segeljachten vorbei. Die hatten wir gestern schon gesehen und
wahrscheinlich sind es Teilnehmer der Neujahrsregatta, die in Coffs
Harbour endet.
Nach einem kräftigen Frühstück starten wir in Richtung Port Macquarie.
Hier in der Umgebung soll es viele Koalas geben, aber so sehr wir uns
auch die Augen aus dem Kopf schauen, sehen wir keinen einzigen Koala.
Deshalb beschließen wir, doch erst in den Billabong Koala &
Wildlife Park zu fahren. Die öffnen um 9 Uhr und so sind wir
punktgenau dort.
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Wir steuern gleich erst einmal das Koalagehege an und sind begeistert
von den putzigen Kerlchen. Es gibt auch Kleine, von denen eins noch so
klein ist, dass es sich immer an seiner Mama festklammert. Man bekommt
es fast nicht zu Gesicht. Den Besucher trennt hier nur ein Geländer von
den Tieren, so dass man schön nah an die Koalas heran kommt und sie oft
auch in Augenhöhe hat. Auch der Einsatz eines Blitzes ist kein Problem.
Noch sind die Tiere munter, so dass wir sie gut beobachten und ihre
Eigenheiten studieren können. Erstaunt stellen wir fest, dass sie auch
ganz gut springen können. Besonders lustig sieht es aus, wenn sie
rückwärts von den Bäumen klettern oder ziemliche Verrenkungen
veranstalten, um an die zarten Triebe der Eukalyptuszweige zu gelangen.
Von diesen süßen Kerlchen können wir uns kaum losreißen.
Schon beginnen die Ersten, es sich in einer Astgabel bequem zu machen.
Sie strecken buchstäblich alle 4 von sich und schlafen. Das tun sie
angeblich 20 Stunden am Tag. Nach 1 ½ Stunden schläft auch der
letzte Koala. Inzwischen findet eine Koala-Präsentation statt und wir
dürfen so ein süßes Kerlchen (der sich bereits im Halbschlaf befindet)
anfassen. Das Fell ist schön weich und viel dünner, als es aussieht.
Die Krallen allerdings sind ganz schön gewaltig.
Nun gehen wir ins Känguru-Gehege. Auch hier kann man Kängurus und
Wallabys (die kleineren Verwandten der Kängurus) füttern und
streicheln. Also werden auch die mal vorsichtig betatscht. Ein Wallaby
frisst uns aus der Hand. Diese braunen Mini-Kängurus sind echt niedlich.
Ähnlich wie die Koalas haben sich inzwischen auch die Kängurus schon
mal in Schlafposition gebracht – und schlafen dann auch als Nächstes.
Ein Nandu, der mit bei den Kängurus und Wallabys wohnt, macht einen
etwas konfusen Eindruck.
Als nächstes schauen wir den Wombats in ihren Erdhöhlen beim Schlafen
zu. Dazu wurde so ein Schlafgang unterirdisch verglast. Eine gute Idee.
Mitten im Restaurantbereich liegen wir mal wieder der Länge lang auf
dem Boden, um die freilaufenden Wasseragamen fotografieren zu können,
die sogar die Pommes der Restaurantgäste fressen.
Später schauen wir uns noch Dingos an. Von den schlafenden Possums
bekommen wir dagegen nicht mehr zu sehen als eine Pfote. Da wir in der
australischen Fauna noch recht unbedarft sind, ist das hier sehr
lehrreich für uns.
Im Reptilienhaus lernen wir, wie einige der giftigen Schlangen
aussehen. Viel Spaß haben wir mit den vielen Sittichen und Kakadus. Die
können teilweise sogar richtig deutlich sprechen. Von mir lässt sich
einer der Kakadus sogar Kopf und Bauch kraulen. Uwe kann es nicht
lassen und steckt seinen Finger durch das Gitter. Prompt bekommt er die
Quittung in Form eines blutigen Fingers. Gut, dass wir Desinfektion und
Pflaster dabei haben. Es fehlt nur ein Stück Haut.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Gegen 15 Uhr treten wir die Weiterfahrt
an. Inzwischen ist es schon wieder recht heiß. Mit jedem Meter, den wir
weiter nördlich fahren, wird es schwüler.
Als wir in Coffs Harbour eintreffen, erreichen auch die ersten
Segeljachten des Neujahrscups, der in Newcastle gestartet ist, ihr
Ziel. Von der Jetty aus schauen wir ihnen ein wenig zu. Inzwischen hat
sich im Hinterland ein heftiges Unwetter zusammen gebraut. Wir bleiben
hier aber glücklicherweise davon verschont. Mehr als heftigen Wind
spüren wir davon nicht.
Am Jetty Beach suchen wir uns einen Platz für die Nacht. Von hier aus
haben wir den ganzen Hafen im Blick. Gegenüber liegt die kleine Insel
Mutton Bird, die ein Vogelschutzgebiet ist.
Um 9:30 Uhr wird am Hafen ein Feuerwerk gezündet. Na, das wäre ja nicht
nötig gewesen, für uns so viel Aufwand zu treiben, zumal uns das
Silvesterfeuerwerk in Sydney ziemlich anspruchsvoll gemacht hat.
Jedenfalls haben wir diesmal Logenplatz und können uns das Feuerwerk
vom Bett aus ansehen.
Obwohl es schon dunkel ist, trudeln immer noch Yachten ein. Inzwischen
bläst der Wind ganz schön heftig. Von Conny erfahren wir per SMS, dass
das Auswärtige Amt eine Hochwasserwarnung für Brisbane und Umgebung
herausgegeben hat. Es sollen schon große Teile des Landes unter Wasser
stehen. Dort wollen wir eigentlich in den nächsten Tagen hin.
Sorgenvoll schauen wir in Richtung Inland, wo es heftig zu regnen
scheint. Naja, wenn wir nicht weiter kommen, drehen wir eben um. Das
Land ist schließlich groß genug und bietet genug Alternativen.
04.01.2011 Coffs Harbour – Dorrigo NP
Zwar
pfiff uns der Wind um die Ohren, aber wir haben gut geschlafen. Heute
Morgen statten wir der kleinen Vogelinsel "Mutton Bird" noch einen
Besuch ab, haben aber Pech und sehen keinen einzigen Vogel. Kein
Wunder: die hier brütenden Sturmvögel, brüten unterirdisch in Höhlen
und jetzt ist gerade Brutzeit. So sehen wir zwar ein paar Löcher, aber
sonst nichts. Immerhin haben wir so, wie viele andere Einheimische
auch, den Weg gleich als morgendliches Ertüchtigungsprogramm genutzt.
Um herauszufinden, ob wir in den Dorrigo NP fahren können, fragen wir
im Departement of Wildlife nach. Die haben keine negativen Infos für
uns. Nun sichern wir uns noch bei der Police-Station ab. Auch die geben
grünes Licht. Ihnen liegen keine Meldungen vor, die gegen eine Fahrt
nach Brisbane sprechen.
So machen wir uns bei bewölktem Himmel und angenehmen 20 °C auf in den Regenwald des Dorrigo National Parks.
Dort angekommen sehen wir auf dem Picknickplatz neben dem Visitor
Center gleich zwei Rotnacken-Pademelons grasen. Sie sind kleiner als
Kängurus und rötlich braun. Nun ist wenigstens unsere persönliche
Bilanz der gesichteten Kängurus zum Vorteil der Lebenden ausgeglichen.
Vom Visitor Center aus starten wir zum" Wonga Walk", nachdem wir
überrascht zur Kenntnis genommen haben, dass dieser Park nicht einmal
Eintritt kostet. Der Wanderweg ist als Rundweg mit 2-3 Stunden (für
normale Menschen) veranschlagt und gilt als verhältnismäßig
anstrengend. Das behalte ich aber vorsichtshalber für mich, denn die
"Crystal Shower Falls", einen Wasserfall, hinter dem man durchlaufen
kann, möchte ich auf jeden Fall sehen.
Noch immer ist das Wetter angenehm und wohltemperiert. Genau richtig
für eine Wanderung. Wir sind natürlich viel langsamer unterwegs, als
die meisten anderen Wanderer. Der Wonga Walk ist auf seiner gesamten
Länge gut befestigt – sogar asphaltiert. Das würden wir ja eigentlich
doof finden, doch wir wissen ja inzwischen wie es ist, durch
unbefestigten Regenwald zu laufen. Das ist glatt, uneben, matschig und
man muss sich voll auf den Weg konzentrieren. Hier kann man getrost in
der Gegend herum schauen und den herrlichen Regenwald mit seinen vielen
Geheimnissen betrachten. Die Geräuschkulisse hier ist gigantisch. Man
taucht ein in eine andere Welt. 120 Vogelarten sollen hier zu Hause
sein und man meint, die rufen alle durcheinander. Es ist einfach
überwältigend. Wir sehen unzählige Farnarten, die teilweise an Bäumen
wachsen oder selbst Baumgröße erreichen. Würgefeigen, Eukalyptusbäume
verschiedener Arten und Orchideen, Pilze und Moose. Ich zähle teilweise
26 verschiedene Farne, Moose und Flechten an und auf einem Baum.
Als wir ca. 1/3 des Weges zurückgelegt haben, bleibe ich schlagartig
stehen. Neben mir hat sich etwas bewegt. Ich sehe im Moment nur ein
Stück Schwanz und weiß doch sofort; wow, hier liegt eine Teppichpython.
Was für ein Glück bei den vielen Menschen, die hier entlang laufen. Wir
verharren reglos und schauen dem Tier zu, das sich langsam um einen
Farn windet. Die nimmt ja gar kein Ende! Wir schätzen sie auf 2,5 Meter
Länge. Sie ist unterarmdick und ziemlich relaxt. Wir müssen ganz schön
suchen, bis wir ihren Kopf entdecken. Der ist leider immer im Dickicht.
Schon marschieren die nächsten Wanderer in großer Gruppe laut singend
an uns vorbei. Sie bekommen natürlich nichts mit. Die Python scheint
das gewöhnt zu sein und gibt uns genug Zeit, sie näher zu betrachten.
Sie scheint zu wissen, dass sie vor unseren Kameras im Dickicht sicher
ist.
Nach einiger Zeit wandern wir weiter. Als wir die Tristania Falls
erreichen, beginnt es zu nieseln. Zum Glück bleibt es aber bei feinem
Sprühregen. Trotzdem müssen wir ziemlich aufpassen, keine Wassertropfen
auf Linse und Filter zu haben. Immerhin hat der Regen den Vorteil, dass
nicht so viele Leute in dem Wasserfall baden. Nur drei Jungs wollen
ihren Mut beweisen, doch der ist recht schnell abgekühlt.
Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen einige Zeit später die
Crystal Shower Falls. Inzwischen ist es bereits gegen 18 Uhr, so dass
wir diese Falls fast für uns allein haben. Nur noch gelegentlich kommen
ein paar Wanderer. In aller Ruhe können wir – geschützt von einem
Felsvorsprung – hinter dem Wasserfall entlang laufen. Diese Fälle sind
wirklich toll und etwas Besonderes, auch wenn mir ständig das Wasser in
den Rücken tropft und Uwe auch schon aussieht wie frisch geduscht.
Gemütlich wandern wir zurück und je weniger Menschen noch unterwegs
sind, umso mehr Tiere sehen wir. Immer mal wieder hören wir auch Tiere,
die die Flucht ergreifen. Es müssen Kängurus oder deren Verwandte sein.
Eine wilde Truthahnfamilie ist auf Nahrungssuche, Mäuse huschen über
den Boden und Vögel flattern umher. Wir sehen Schmetterlinge, Käfer und
Insekten aber vor allem eine üppige Regenwaldflora. So müssen wir uns
anstrengen, noch vor Einbruch der Dunkelheit zurückzukehren.
Gerade wird der Skywalk in dichten Nebel eingehüllt. Hier hat man einen
Boardwalk gebaut, der quasi auf Höhe der Baumwipfel in den Regenwald
ragt. Diese Konstruktion ist sehr hoch, wenn man unter Höhenangst
leidet, aber man hat einen phantastischen Blick in den Regenwald – ist
quasi mit den Vögeln auf Augenhöhe. Bei diesem tollen Einblick in den
Regenwald hat dann auch meine Höhenangst keinen Platz und wenn es noch
so kribbelt.
Wir treffen hier Eric, einen jungen französischen Naturfotografen, der
durch Australien tingelt und sich gerade intensiv der Vogelwelt widmet.
Von ihm bekommen wir noch ein paar wertvolle Tipps und wir verabreden
uns zum Sonnenaufgang an gleicher Stelle.
Inzwischen ist der Parkplatz vor dem Visitor Center total leer. Die
Toiletten hier sind megasauber und so gibt es für uns keine
Veranlassung, uns noch nach einer Campsite umzusehen. Wir bleiben
einfach hier stehen. Kurze Zeit später beginnt es in Strömen zu regnen.
Alles ist in dichten Nebel gehüllt, der eine mystische Stimmung
zaubert. Richtig gemütlich ist es. Rasch sind wir eingeschlafen,
schließlich geht die Sonne schon um 5:30 Uhr auf.
05.01.2011 Dorrigo NP – Byron Bay (Cape Byron)
Zu unchristlicher Zeit klingelt der Wecker und wieder bin ich versucht,
mich umzudrehen. Gut, dass Uwe da konsequent ist. Wir müssen ja nur
über die Straße laufen. Fast punktgenau beginnt es zu dämmern. Wir sind
ganz allein auf dem Skywalk und machen ein paar Langzeitbelichtungen.
Noch nieselt es leicht und zwischendrin müssen wir sogar die Jacken
holen, weil es kalt wird.
Dann kommt auch Eric und so verplaudern wir die Zeit bis zum
Sonnenaufgang. Der Nebel verzieht sich zwar leider nicht ganz so
fotogen, wie wir es gern gehabt hätten, aber egal. Am Ende kommt trotz
der vielen Wolken doch mal kurz die Sonne durch und beleuchtet diese
herrliche Regenwaldszenerie. Einfach toll! Es ist gut, dass dieses
herrliche Refugium geschützt ist. Ohnehin sind diese Regenwaldgebiete
nicht mehr sehr groß. In der Ferne können wir schon den nächsten Ort
erkennen. Überall auf der Welt besteht das gleiche Problem: menschliche
Besiedlung kostet Regenwald.
Nach einer kleinen Stärkung laufen wir noch einmal ein Stück in den
Regenwald. Es fällt uns schwer, uns zu trennen, denn diese üppige Fauna
und Flora fesselt uns. Wir sehen heute Morgen Filander, Pademelons
(Minikängurus im Rucksackformat), Mäuse und wieder viele Vögel.
Dann beschließen wir, in den östlichen Teil des Parks, zum Never Never
Picnic-Area zu fahren und von dort aus eine kleine Wanderung zu machen.
Dort gibt es auch zwei Wasserfälle. Unterwegs sehen wir auf der Straße
eine schwarze Schlange mit feuerrotem Bauch, die ziemlich giftig
aussieht. Es ist eine red-bellied Black Snake (Pseudechis porphyriacus
– Rotbäuchige Schwarzotter). Auf dem Picknick-Platz bettelt uns ein
Truthahn an und ist dabei ziemlich aufdringlich. Er hat überhaupt keine
Scheu. Eigentlich sieht er richtig hässlich aus, doch sein leuchtend
gelber Kropf ist schon wieder faszinierend.
In diesem Teil des Parks sind überhaupt keine Besucher. Es ist aber
auch längst nicht so schön hier. Die Wege sind ziemlich unaufgeräumt
und sehr matschig noch dazu. Auch der Regenwald ist längst nicht so
vielfältig. Wir laufen nur ein Stück und beschließen dann, unsere Reise
fortzusetzen. Für uns ist der Dorrigo NP jedenfalls ein kleines Juwel
und gehört mit Recht zu den schönsten Nationalparks in New South Wales.
Unser heutiges Ziel soll Byron Bay sein. Unterwegs sehen wir wieder
viele Kängurus. Teilweise grasen sie auf den Farmen direkt im
Vorgarten. Über den Pacific Highway fahren wir die Küste entlang weiter
nördlich. Ab Ballina führt die Straße direkt am Meer entlang und wir
bestaunen die schönen australischen Strände, die von Surfern wimmeln.
Überhaupt geht es völlig entspannt zu.
|
Auffallend ist, dass die Mehrzahl der Aussies barfuß läuft – egal ob
Sonne oder Regen, glatt oder uneben. Maximalfußbekleidung sind
Flipflops. Das hat nun sogar Uwe dazu bewegt, sich seiner eigentlich
verhassten Flipflops zu bedienen, in denen er angeblich überhaupt nicht
laufen kann. Von wegen – es geht Prima und wird im Verlauf der nächsten
Wochen auch seine Maximalfußbekleidung – sogar beim Fahren!
In Lennox Head, einem kleinen Ort vor Byron Bay wagen wir noch einmal
einen Blick auf eine der Campsites bzw. den Caravanpark. Nein, das geht
gar nicht. Hier bräuchte man nur eine Plane über den ganzen Platz
spannen, dann hätte man mehr Platz und alle könnten kuscheln. Die
Zeltheringe kann man hier jedenfalls zweimal verwenden – für`s
Nachbarzelt mit. Da haben doch Heringe in der Dose mehr Platz. Auch die
Camper stehen Stoßstange an Stoßstange. Dieses Massenkuscheln geht für
uns gar nicht und bestätigt uns darin, unsere autarke Reisegestaltung
so fortzuführen wie bisher. Sparsamer ist das obendrein auch noch und
abenteuerlich sowieso.
Wir suchen uns an einem der Strandabschnitte einen ruhigen Platz und
werden in Byron Bay am Cape Byron fündig. Gerade verlassen die Surfer
nacheinander den Parkplatz und kurz darauf sind wir hier allein. Hinter
uns ist ein hübscher Park und wir sehen das Licht des Leuchtturms.
Während ich mich wasche, geht Uwe noch ein wenig mit der Taschenlampe
die Gegend erkunden. Aufgeregt ruft er nach mir und so marschiere ich
im Schlafanzug über den Parkplatz. Er hat im Baum ein Possum entdeckt.
Diese niedlichen, nachaktiven Tierchen sind schwer zu finden und so
freuen wir uns über diesen Glückstreffer. Mit vereinten Kräften (im
Schlafanzug) schaffen wir es sogar, ihm ein paar Fotos abzuringen. Es
will gerade vom Baum steigen und so stellen wir fest, dass es sich
recht langsam bewegt. Aussie halt!
Inzwischen beginnt es zu regnen und mein Schlafanzug ist langsam nass.
So überlasse ich Uwe allein die weitere Suche. Er findet im
benachbarten Bach noch einen ziemlich großen Frosch und wir stellen
fest, dass wir auch für diese Spezies noch ein Bestimmungsbuch
bräuchten. Schon für die Säugetiere, Vögel und Schlangen haben wir uns
kleine Bestimmungsbücher zugelegt, denn schließlich haben wir noch so
gar keine Ahnung von der australischen Tierwelt.
Mittlerweile schüttet es wie aus Kübeln. Es ist noch sehr heiß und der
Regen bringt hoffentlich Abkühlung. Im Moment können wir aber die
Fenster gar nicht aufmachen, weil es hereinregnet. Uwe hat die
Hoffnung, dass das Umparken des Autos unter einen Baum etwas bringen
könnte und der Baum auf dieser Seite den Regen etwas abhält. Ich liege
schon im Bett als er mich bittet, noch das Licht über der Tür
auszumachen. Im Wagen ist es jetzt stockdunkel. Als ich zurück ins Bett
will, ziehe ich leider den Kopf nicht weit genug ein und knalle mit
voller Wucht mit meiner Nase gegen die eingezogene Zwischenplatte, die
als Ablage und Bett für eine dritte Person dient. Mir vergeht Hören und
Sehen. Es schmerzt höllisch und auf meiner Nase fehlt ein 50 Ct-Stück
großer Hautfetzen. Zum Glück findet Uwe im Gefrierfach unseres
Kühlschranks noch einen Eiswürfel zum Kühlen. Sonst hätte ich wohl
einen Riegel Magnum-Eis nehmen müssen. Naja, die Schönheit ist nun erst
einmal futsch.
06.01.2011 Byron Bay – Port Macquarie
Mit
der ersten Morgendämmerung trudeln in Scharen die Surfer ein, als ob
sie Angst haben, man nimmt ihnen das Wasser weg. Aber ok, wir haben
natürlich keine Ahnung. Jedenfalls füllt sich der Parkplatz rasch.
Als wir aufstehen, sieht das Wetter so aus, als ob sich der Regen
verzieht und es wieder besser wird. Gerade kommen auch die Tauchschulen
mit ihren Tauchgästen. Vier Boote voll Tauchwilliger werden zu Wasser
gelassen.
Wir machen eine Wanderung zum Leuchtturm Cape Byron. Von den Klippen
aus schauen wir den vielen Surfern zu, die sich im Wasser tummeln und
wir beobachten einen großen Rochen, der im seichten Wasser seine Bahnen
zieht. Schade, dass die Wale im Moment nicht da sind. Von hier aus
könnte man sie gut beobachten.
Auf halbem Weg beginnt es wieder zu regnen. Trotzdem laufen wir noch
bis zum Leuchtturm. Immerhin befinden wir uns hier am östlichsten
Zipfel Australiens. Während unseres Rückweges wird der Regen so stark,
dass wir in der Tiefgarage eines Appartements Schutz suchen und dort
auf einer Bank warten, bis der Regen etwas nachlässt. Nur einer
Wasseragame scheint der strömende Regen gar nichts auszumachen. Sie
liegt seelenruhig mitten auf dem Weg.
Mit einem letzten Endspurt erreichen wir das Auto; dann schüttet es
noch heftiger. Schon steht um den Parkplatz herum alles unter Wasser.
Auch die Straßen sind sofort überflutet. Das ist auch kein Wunder, denn
es gibt keine Kanalisation, die das Wasser aufnehmen könnte. Im Moment
zeigt sich der Sunshine State von seiner ziemlich nassen Seite. Gut,
dass der Regen wenigstens warm ist. Die Aussies hält dieses Wetter aber
nicht davon ab, ihren Wasseraktivitäten nach zu gehen. Klar, ist ja
auch egal, wovon man nass wird. Die scheinen hier gleich mit
Schwimmflossen, Surfbrettern und Dreadlocks auf die Welt zu kommen.
Eigentlich wollen wir heute weiter in den Lamington und Springbrok NP
in der Nähe von Brisbane. Der starke Regen macht uns Sorgen. Wenn es um
Brisbane herum sowieso schon überschwemmt sein soll, dann ist dieses
Wetter gerade ziemlich wenig geeignet, die Situation zu verbessern.
Uwe telefoniert mit der Ranger-Station des Lamington NP. Der Ranger ist
sehr kooperativ und nett und erzählt ihm, dass es schon seit drei
Monaten regnet. Gerade beginne es wieder zu regnen. Damit ist klar,
dass das der Wolkenbruch ist, den wir hier auch gerade haben. Wir sind
schließlich nur 150 km entfernt. Er meint, dass der Park sehr
aufgeweicht und matschig ist und es im Moment sehr schwer ist, sich im
Park zu bewegen. Wir seien herzlich willkommen, aber es sei gerade
keine gute Zeit, den Park besuchen zu wollen. Das war ja eigentlich
nicht das, was wir gern gehört hätten, doch so ist es manchmal. Dinge,
die man nicht ändern kann, muss man eben akzeptieren. Auch wenn wir die
beiden Nationalparks wahnsinnig gern besucht hätten und sie eigentlich
der Hauptgrund dafür waren, dass wir erst in Richtung Norden gefahren
sind, so bringt es nichts, sich über diese Tatsachen hinweg zu setzen.
Wir entscheiden uns dafür, den Rückzug anzutreten. es hat keinen Sinn,
mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Bei diesem Regen kommen auch
keine Tiere raus und wie schwer es ist, sich im nassen, rutschigen
Regenwald zu bewegen, das haben wir ja kennengelernt. Verschieben wir
es auf einen zukünftigen Besuch – vielleicht 2013.
Hier, am östlichsten Punkt Australiens wird daher auch der nördlichste
Punkt unserer Reise sein. Bei wolkenbruchartigem Regen fahren wir über
Ballina gen Süden und hoffen auf besseres Wetter.
In Ballina kaufen wir noch etwas ein. Zu dem großen Shoppingkomplex
gehört auch eine Apotheke, in der wir etwas Salbe für meine demolierte
Nase erwerben. Der Apotheker kümmert sich fürsorglich um meine Nase und
empfiehlt ein Wundgel, das den Heilungsprozess fördert. (Wie sich in den nächsten Tagen herausstellt, ist das Gel - Solo site - wirklich toll und meine Nase heilt in Windeseile.)
Neben Medikamenten hat die Apotheke aber auch ein breites Angebot an
Kosmetika. Lachend stehen wir vor Sonnenschutz im 1-Liter-Kanister. Was
hätten wir an Silvester für so einen Kanister gegeben? Auch Aloe Vera
gibt es reichlich und für den Insektenschutz steht ebenfalls eine
breite Produktpalette zur Verfügung. Gängigste Marke ist hier
"Aerogard".
Im Supermarkt versorgen wir uns mit allem Notwendigen. Noch regnet es
so sehr, dass man nach zwei Schritten klatschnass ist. In großen Lachen
steht das Wasser auf allen Straßen. Rechts und links der Straße stehen
die Felder unter Wasser und die Flüsse führen mächtig viel Wasser.
Gestern waren die Felder hier noch nicht überflutet. Das ist also
gerade mal das Wasser von einer Nacht. So kann man ermessen, wie es
hier nach ein paar Regentagen aussieht. Zügig verlassen wir diese
regenreiche Gegend in Richtung Süden.
Eigentlich zweigt vor Port Macquarie der "Waterfall Way" ab doch dafür
wollen wir uns heute noch nicht entscheiden und erst einmal das weitere
Wetter abwarten, denn wenn es weiter regnet, macht es keinen Sinn,
diese Tour zu fahren.
Auf einem Rastplatz am Ortseingang von Port Macquarie suchen wir uns
ein Plätzchen für die Nacht. Es gibt hier Wasser und Toiletten – also
alles da. Im Laufe des Abends sammeln sich hier 5 Camper.
07.01.2011 Port Macquarie – Bellbrock (Wildnis)
So
ganz sind wir dem Regen noch nicht entronnen. Heute Morgen zum
Frühstück regnet es schon wieder. Dennoch ist der Himmel nicht mehr
großflächig grau. Vom Meer her wird es zunehmend heller und kurze Zeit
später können wir schon die ersten Fetzen blauen Himmels sehen. Einer
Fahrt auf dem "Waterfall-Way" durch den Oxley und Werrikimbe NP steht
also nichts mehr im Weg, zumal die Wasserfälle ja jetzt nach dem vielen
Regen genügend Wasser haben dürften.
Auf dem Oxley Highway fahren wir bis Walcha. Unterwegs beobachten wir
im "Vorgarten" einer Farm eine große Herde grauer Riesenkängurus, die
dort genüsslich den Rasenmäher ersetzen, staunen über die
Sammelleidenschaft der Aussies und versuchen, einer Schar Galahs
(Eolophus roseicapilla), ein paar Fotos abzuringen. Diese hübschen
rosa/grauen Kakadus arbeiten sich wie Vertikutierer durch kurz gemähten
Rasen und rupfen ganze Grasbüschel mit Wurzeln heraus. In Deutschland
würden diese Vögel eindeutig zu Problemvögeln deklariert.
Als wir den Cottan Bimbang NP durchfahren, sind wir begeistert von den
vielen riesigen Farnen, die den Wald wie einen Märchenwald aussehen
lassen. So langsam steigt aus dem Regenwald der Nebel auf. Es sieht
traumhaft schön aus. Schade, dass die Straße so schmal ist, es keine
Haltebuchten gibt und auch noch richtig viel Verkehr ist. So können wir
die Gegend leider nur flüchtig auf uns wirken lassen.
An den Tiara Falls, die 30 Meter in die Tiefe stürzen, machen wir Halt.
Hier ist es wunderschön und die kleine, ruhige Campsite mitten im Wald
gefällt uns sehr gut. Auch die Fälle sind recht hübsch. Am Wegesrand
blühen Orchideen und es ist verhältnismäßig wenig los.
Den nächsten Halt machen wir an den Apsley Falls. Die stürzen schon 50
Meter in die Tiefe, haben eine Menge Wasser und sind richtig
spektakulär. Auch hier gefällt es uns richtig gut. An mehreren Lookouts
kann man in die Schlucht schauen und die Fälle aus unterschiedlichen
Perspektiven betrachten.
Über Uralla und Armidale fahren wir den ausgewiesenen "Waterfall-Way".
Vor uns breitet sich eine Landschaft aus, die genauso gut in England
sein könnte. Hügeliges Weideland durchsetzt mit Baumreihen, die Häuser
teilweise im englischen Tudorstil und überall akkurat gemähter Rasen.
Bei Wollomombi biegen wir in die gleichnamige Schlucht ab. Hier gibt es
den höchsten Wasserfall Australiens. Aus 220 Metern Höhe stürzt das
Wasser in die Schlucht. Naja, für uns dürfte es hier ruhig etwas
spektakulärer sein. Etwas mehr Wasser wäre nicht schlecht, denn hier
beeindruckt allein die Höhe. Aber so ist das halt, wenn man mit
Superlativen die Erwartungen hochschraubt. Inzwischen liegt ein großer
Teil der Schlucht auch schon im Schatten, so dass wir uns nicht lange
mit dem Fotografieren aufhalten. Die vorangegangenen Wasserfälle haben
uns einfach besser gefallen.
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Eigentlich war unser Plan, hier auf der Campsite zu übernachten. Nun
überlegen wir es uns anders und fahren noch ein Stück weiter. Hinter
Wollomombi haben wir dann die Wahl: entweder wir fahren weiter den
Waterfall-Way und treffen bei Coffs Harbour wieder auf den
Pacific-Highway oder wir fahren eine teilweise unbefestigte Straße
mitten durch den Nationalpark, die direkt nach Kempsey führt.
Uwe entscheidet sich für den schwierigeren, aber kürzeren und schöneren
Weg. Er führt durch ausgedehnte Waldgebiete und ist wunderschön. Rechts
und links des Weges tauchen immer wieder Kängurus und Wallabys auf.
Bunte Sittiche fliegen auf und ein unglaubliches Vogelkonzert begleitet
uns. Es ist wie im Märchen und wir genießen diese schöne Strecke.
Allerdings währt die Freude nicht lang, denn buchstäblich aus heiterem
Himmel schieben sich Wolken vor die Sonne und es beginnt wieder heftig
zu regnen. Wolkenbruchartig fließt das Wasser. Da der Weg teilweise
sehr steil ist, erfordert das Fahren ziemlich viel Gefühl. Aber selbst
bei diesem Mistwetter ist die Gegend hier noch sehr schön und wir
bereuen keinen Kilometer dieser doch sehr schwierigen Piste. Die ersten
100 Kilometer der Strecke sind unbefestigt und nur die letzten 40 km
sind geteert. Hier, mitten in der Natur gibt es natürlich keine
Tankstelle. Freundlicherweise verschweigt mir Uwe, dass wir genau diese
aber dringend bräuchten. (Erst in Kempsey an der Tankstelle erfahre ich
vom dringenden Durst unseres Autos.) So kann zumindest ich diese
herrliche Gegend so richtig genießen.
Auf den ersten gut 100 km dieser Strecke gibt es kaum Anwesen. Trotzdem
begegnen uns unterwegs einige Fahrzeuge. Da die Piste teilweise sehr
schmal ist, sind wir froh, dass sich der Gegenverkehr in Grenzen hält,
denn für zwei Fahrzeuge ist wirklich kein Platz.
Immer wieder fahren wir auch an steilen Felswänden entlang, wo vor
Steinschlägen gewarnt wird. Dort hat der kräftige Regen auch schon
viele Steine frei gespült und abstürzen lassen. An einer solchen Stelle
liegen dann nicht nur große Felsbrocken, sondern auch ein totes
Känguru. Als wir uns den Unglücksort näher betrachten wird klar, dass
das Känguru den Felssturz ausgelöst haben muss und dabei abgestürzt
ist. Armes Känguru.
An einem kleinen Tümpel geben unzählige Frösche ein Konzert. Im Licht
unserer Scheinwerfer erblicken wir ein Pärchen Tawny Frogmouth
(Podargus strigoides - Eulenschwalm). Diese kleinen Eulen, die
tatsächlich das Gesicht von einem Frosch haben, hatten wir schon im
Billabong-Park gesehen. Nun freuen wir uns natürlich, sie hier in
freier Natur zu entdecken.
Da wir nun nach Einbruch der Dunkelheit nichts mehr von dieser
herrlichen Landschaft sehen können, beschließen wir, hier zu
übernachten und morgen Früh weiter zu fahren. In Bellbrock in einer
Ausbuchtung an der Straße bleiben wir stehen und verbringen hier die
Nacht. Die beiden Autos, die im Laufe des Abends noch vorbei fahren,
stören uns nicht. Noch immer regnet es heftig.
Als ich noch einmal mit der Taschenlampe vor die Tür gehe, leuchten
mich aus dem benachbarten Busch Augen an und aus einem nahe gelegenen
Baum keckert mich etwas an. Erst hört es sich ein wenig an wie eine
Krähe doch bei genauerer Beleuchtung wird klar, dass wir hier zwei
Ringtail-Possums entdeckt haben. Sind das vielleicht süße Kerlchen!
Auch eine Maus wuselt umher und lässt sich von uns nicht stören.
Schade, dass bei dem heftigen Regen nicht an Fotografieren zu denken
ist. So beobachten wir die Possums noch ein wenig, bevor wir ihnen dann
wieder ihr Territorium überlassen und schlafen gehen.
08.01.2011 Bellbrock – Kangaroo Valley
Wir
werden vom melodischen Klang der Regentropfen geweckt, die gegen unser
Auto trommeln. Tja, das mit dem Wetter wünschen klappt wohl doch nicht
so richtig. – Doch, es klappt! Am Horizont kämpft sich die Sonne durch
ein Loch in der grauen Wolkendecke und kurze Zeit später dampfen die
Berge. Es hört auf zu regnen.
Unser Auto sieht aus wie ein Erdferkel. Da hat auch der nächtliche Regen nicht geholfen.
Wieder fahren wir durch eine wunderschöne Landschaft. Kängurus springen
vor uns auf der Straße entlang oder sitzen auf den angrenzenden Wiesen.
Schade eigentlich, dass wir so langsam wieder in zivilisierte Gebiete
kommen. (Das sieht Uwe natürlich ganz anders, ich weiß es nur nicht.)
In Kempsey, dem nächsten Ort steuern wir zuerst die Tankstelle an, ich
erfahre vom dringenden Durst unseres Autos und dann frühstücken wir
erst einmal gemütlich auf einem Rastplatz. Kurz darauf fahren wir
wieder auf den Princess Highway und weiter in Richtung Süden. Endlich
hat auch die Sonne wieder die Oberhand gewonnen. Mit großen Augen
betrachten wir auf dem Highway die Fahrradfahrer. Die dürfen hier auch
auf die "Autobahn" – und es gibt einige Lebensmüde.
Inzwischen ist es richtig heiß und wir können die Wanderschuhe gegen
unsere Flipflops tauschen. Als ich meine linke Socke ausziehe, sind die
ganzen Zehen blutig. Ziemlich erschrocken schaue ich mir das näher an.
Erst als mein Blick auf etwas Schwarzes auf dem Fußboden fällt, wird
mir die Ursache klar. An der Unterseite meiner Zehe hat sich gestern
Abend ein Blutegel festgesaugt, der nun ziemlich dickbäuchig vor mir
liegt. Mistvieh!
Rasch ist der Fuß gereinigt, die Zehe vorsichtshalber desinfiziert und das Blut erst einmal mit einem Pflaster gestillt.
Auf unserer Fahrt in Richtung Süden legen wir einen kurzen
Zwischenstopp in Wyong ein. Im großen Westfield Shoppingcenter besorgen
wir uns ein paar Lebensmittel und schauen auch mal schnell, was es
sonst noch so gibt. Hier ist bereits Sommerschlussverkauf und teilweise
wird drastisch reduziert.
Über Wollongong und Moss Vale steuern wir die Fitzroy Falls im Morton
NP an. Die Fahrt durch diesen gemäßigten Bergregenwald ist wirklich
schön, doch leider gibt es mal wieder viel zu wenig Möglichkeiten,
diese schöne Gegend zu genießen. Es fehlt einfach an Haltebuchten und
Aussichtspunkten. Wir haben Glück und das letzte Sonnenlicht beleuchtet
gerade die wirklich sehr beeindruckenden Fitzroy Falls. Schade, dass
die Aussichtsplattform mit Blick auf die Fälle so ungünstig platziert
und das Fotografieren dadurch ziemlich schwierig ist.
Wir beschließen, noch bis ins Kangaroo Valley weiter zu fahren.
Unterwegs sehen wir eine überfahrene Diamant-Python auf der Straße
liegen. Traurig betrachten wir die wunderschöne Zeichnung dieses
herrlichen Tieres.
Man scheint hier in Kangaroo Valley der britischen Tradition noch näher
zu stehen. Die Hampden Bridge, die Pubs, die kleinen Geschäfte, die
Hortensien vor den Hofeinfahrten, der akkurat gemähte Rasen – alles
very british.
Eigentlich wollten wir im kleinen Ort Kangaroo Valley auf die Campsite,
doch es ist nichts ausgeschildert und lange danach zu suchen, haben wir
auch keine Lust. Kurzerhand greifen wir auf unser bewährtes Vorgehen
zurück: Picnic-Site mit Toiletten an der Fire Station. Die befindet
sich in einer Querstraße und ist schön ruhig.
Mit der Taschenlampe bewaffnet suchen wir im Park noch nach Tieren,
doch diesmal leider vergeblich. Dafür erfreuen wir uns an dem
sternenklaren Himmel.
09.01.2011 Kangaroo Valley – Mystery Bay
Das
mit dem Wetter wünschen scheint auf dreimal limitiert zu sein. Unser
Kontingent ist ausgeschöpft. Wir werden vom melodischen Tropfen des
Regens geweckt. Wieder einmal schüttet es wie aus Kübeln. Gut, dass wir
uns die Fitzroy Falls gestern noch angesehen haben. Für Heute können
wir jedenfalls das Wandern schon mal vergessen. Stattdessen werden wir
in Richtung Süden fahren und hoffen, dass wir den Regen hinter uns
lassen können.
Noch einmal fahren wir durch das landschaftlich wunderschöne Kangaroo
Valley. Kängurus sehen wir heute hier allerdings kein einziges.
Über Nowra, Ulladulla, Batmans Bay fahren wir gen Süden. Der Regen
ergießt sich wolkenbruchartig und scheint unerschöpflich. In kürzester
Zeit ist der Boden total aufgeweicht. Überall stehen kleine "Seen" und
Sturzbäche ergießen sich. Man kann keinen Schritt vor`s Auto setzen.
Wir machen einen Abstecher an die Mystery Bay, die Teil des Eurobodalla
NP ist. Hier gibt es bei Ebbe sehr fotogene, algenüberwucherte Felsen.
Es ergießt sich feiner Sprühregen über uns, der das Fotografieren mit
Filter ziemlich nervig werden lässt und unsere Geduld auf eine harte
Probe stellt. Der Nebel um uns herum macht dieser Bucht im Moment alle
Ehre. Es wirkt wirklich sehr mystisch.
Als wir unsere Fahrt auf dem Princess Highway fortsetzen wollen, werden
wir wenige Kilometer hinter Mystery Bay gestoppt und zum Umdrehen
gezwungen. Schon wieder gab es einen Verkehrsunfall und die Straße ist
vorübergehend gesperrt. Das ist heute schon der zweite Unfall aber es
ist auch nicht wirklich verwunderlich. Die Aussies fahren wie die
Wilden und haben kein Profil auf ihren Reifen. Der Straßenzustand ist
auch nicht gerade toll und so landen immer wieder Fahrzeuge im
Straßengraben.
Wir beschließen, zurück zur Mystery Bay zu fahren und hier am Strand zu
übernachten. Es ist ein hübscher kleiner und vor allem ruhiger Ort. Wir
parken direkt am Strand und haben unverbauten Meerblick. Es hört sogar
einmal für einige Zeit auf zu Regnen, so dass wir etwas am Strand
spazieren gehen können.
Am Abend genießen wir vom Bett aus das großartige Panorama mit dem
Strand vor der Haustür. Gegenüber leuchtet auf der kleinen Insel
Montague der Leuchtturm zu uns herüber. Noch idyllischer geht es nicht
mehr.
10.01.2011 Mystery Bay – Cape Conran (Coastal Park)
Sonne! Gerade geht die Sonne auf. Es hat endlich aufgehört zu regnen.
Schon sieht Mystery Bay längst nicht mehr so mystisch aus wie gestern
mit Nebel und Gischtschleier. Der Bucht steht das schlechte Wetter
eindeutig besser. Rasch versuchen wir noch einmal, ein paar Fotos von
den algenbewachsenen Felsen zu machen, doch die hat die Flut schon fast
zurück erobert. Auf dem Weg zu den Klippen begegnet mir ein schwarzes
Wallaby – es ist genau so erschrocken wie ich.
Wir frühstücken quasi am Strand und schauen uns dann noch etwas die
vielen Gezeitenbecken an. Hier tummelt sich allerhand Meeresgetier. Wir
sehen farbenprächtige Meeresschnecken, handtellergroße Krebse, einen
Seeigel, Anemonen und kleine farbenprächtige Fische. Auch die fiesen
Quallen mit den blauen Tentakeln – Spanische Galeere oder Blue Bottle
Yelly - gibt es hier zu Hauf.
Viele Muscheln und Korallenstücke werden bei Flut an den Strand
gespült. Ebenso die unterschiedlichsten Algenarten. Wir könnten hier
ewig bleiben, so interessant ist das alles. Über uns zieht ein Seeadler
seine Bahn. Auf den Felsen suchen schwarze Austernfischer nach Nahrung
und Kormorane trocknen ihr Gefieder.
Wir füllen am Picknickplatz noch rasch unseren Wassertank auf und fahren dann weiter in Richtung Süden.
Unser nächstes Zwischenziel ist der Croajingolong NP. Der ist
wunderschön gelegen. Riesige Sandbänke trennen bei Ebbe große Lagunen
ab, die für Angler und Wassersportler ein kleines Paradies darstellen.
Deshalb ist auch der kleine Ort Mallacoota faktisch eine einzige
Campsite. Wieder einmal reicht ein Hering für zwei Zelte und der
eigentliche Campingplatz ist längst aus allen Nähten geplatzt. Die
campwütigen Aussies haben inzwischen jedes Fleckchen Rasen dieses
kleinen Ortes in Beschlag genommen.
Trotz Gewitterstimmung unternehmen wir im angrenzenden Wald eine kleine
Wanderung. Leider sind die Moskitos im Moment extrem beißwütig und
haben uns schon nach kurzer Zeit ziemlich zugesetzt. Immerhin entdecken
wir unterwegs eine kleine braune Schlange, die sich sonnt.
Wir fahren über Orbost weiter nach Cape Conran. Hier in dieser Bucht
beeindrucken große Gesteinsformationen. Wieder gibt es interessante
Gezeitenbecken und sobald wir still stehen bleiben, kommen Unmengen von
Krebsen aus ihren Verstecken hervor. Erstaunlicherweise ist es
menschenleer. Wir genießen die Bucht und den Blick auf den
Ninty-Mile-Beach mit feinem weißen Sand. 90 Meilen bzw. 144 km feinster
weißer Sandstrand sprengen ein wenig unsere Vorstellungskraft. Es
gefällt uns so gut, dass wir beschließen, die Nacht hier zu verbringen.
Zwar hat das Auto in Ermangelung einer ebenen Fläche heute etwas
Schräglage, aber der Ausblick entschädigt dafür. Wo kann man schon ganz
allein an einem so schönen Strand sein?
11.01.2011 Cape Conran – Errinundra NP – Lakes Entrence – Paynesville (Gippsland)
Heute Morgen ist erst einmal Fotografieren angesagt. Dabei entdecken
wir überall im Sand frische Hundespuren. Vermutlich waren Dingos auf
Nahrungssuche unterwegs. Wir haben leider nichts gesehen oder gehört.
So nach und nach kommen ein paar Angler, aber der Menschenzustrom hält
sich sehr in Grenzen.
Nach einem sehr gemütlichen Frühstück fahren wir weiter. Heute wollen
wir einen Abstecher ins Inland machen und den ca. 100 km entfernten
Errinundra NP besuchen. Im Reiseführer hörten sich die Beschreibungen
dieses Parks recht interessant an. Eine Serpentinenstraße führt uns in
die Berge. Leider ist der Nationalpark von dieser Zufahrt aus so gut
wie nicht ausgeschildert. Enttäuscht stellen wir fest, dass es auch
kaum Wanderwege gibt. Wir laufen ein Stück einen Zufahrtsweg entlang,
der offenbar für Rodungsarbeiten planiert wurde. Dieser Weg hat nicht
wirklich viel zu bieten. Schade, denn der Regenwald der Umgebung ist
eigentlich schön. Außer vielen Vögeln bekommen wir auf der Fahrt
lediglich zwei Warane und eine schwarze Schlange zu sehen.
Wir fahren zurück zur Küste und befinden uns nun bereits in der
Gippsland-Region. In Lake Entrance schauen wir uns ein wenig am Hafen
um. Mit sehr gemischten Gefühlen betrachten wir die großen Fischkutter,
die auf Muschel- und Langustenfang mit einem großen eisernen Pflug den
Meeresboden buchstäblich umpflügen.
Am Angelsteg wartet eine Gruppe Pelikane darauf, dass die Angler von
ihrem Fang etwas an sie abgeben. Sie wissen genau, dass hier am
Waschtisch die Fische filetiert werden und der Rest vom Fisch für sie
abfällt.
Im Angelclub nehmen wir rasch eine heiße Dusche, bevor wir noch ein
Stück weiter fahren. Wir möchten morgen Früh möglichst zeitig an der
Fähre nach Raymond Island sein. In Paynesville, wieder direkt am
Hafenbecken und unweit der Fähranlegestelle verbringen wir die Nacht.
Die schwarzen Schwäne bekommen unsere Brotreste und wieder mit hübschem
Ausblick – diesmal auf Raymond Island – gehen wir zu Bett.
12.01.2010 Paynesville – Raymond Island – Port Albert
Heute
ist Koala-Tag. Zumindest hoffen wir das. Auf der kleinen Insel Raymond
Island sollen mehr als 300 Koalas leben. Da müssten doch welche zu
entdecken sein. Die Insel liegt 5 Minuten Fährfahrt entfernt und ist
auch besiedelt. Die Fähre fährt laufend und kostet heute noch nicht
einmal etwas. Gespannt betreten bzw. befahren wir die Insel. Schon als
wir in die zweite Querstraße einbiegen, sehen wir die ersten Koalas in
einem Baum. Wow, unsere ersten Koalas in freier Natur und die sehen aus
wie Teddybären, die man in eine Astgabel geklemmt hat. Sofort haben
diese süßen Kerlchen unser Herz erobert.
Wir fahren ein Stück weiter. Überall stehen hier
Koala-Lieblingseukalyptusbäume (Gum-Trees). Nachdem wir wissen, was
ihre Lieblingsbäume sind, fällt es uns auch nicht mehr schwer, sie in
diesen Bäumen zu entdecken. Überall schauen aus teilweise luftiger Höhe
große und kleine Koalas auf uns herab. Auch die hübschen bunten
Rainbow-Lorikeets (Trichoglossus haematodus) gibt es hier. Leider sind
die aber total scheu und lasse sich so gut wie nicht fotografieren.
Dafür bleibt endlich mal ein Kookabrurra (Lachender Hans) sitzen und
lässt sich ablichten.
Wir stellen das Auto ab und laufen ein wenig durch die Eukalyptushaine.
Immer wieder entdecken wir Koalas – mal schlafend und mal fressend.
Fotografisch ist das mit den starken Hell-Dunkel-Kontrasten allerdings
eine ziemliche Herausforderung. Lange beobachten wir die Tiere und
können uns fast nicht an ihnen satt sehen. Inzwischen braut sich der
nächste Wolkenbruch zusammen. Das ruft Scharen von Moskitos auf den
Plan. Wir sind buchstäblich in Moskitowolken eingehüllt. Es ist absolut
extrem. Sie stechen auch durch die Kleidung durch und wir werden sie
beim Einsteigen ins Auto gar nicht los. Erst beim großzügigen Einsatz
der chemischen Keule in Form von Insektenspray können wir wenigstens
einen Teil von ihnen vertreiben.
Nach einiger Zeit hat sich der Ansturm gelegt. Wir wagen einen zweiten
Vorstoß. Diesmal fallen die Mossies erstaunlicherweise mehr über Uwe
her. (Ich habe mir wohl mit meiner chemischen Keule Respekt verschafft
– lach). Der wird ganz panisch und flucht vor sich hin. Hier muss man
sich die Fotos mal wieder hart erarbeiten. Wenn es so einfach wäre,
könnte es schließlich Jeder.
Unser Treiben beobachten aus der Ferne auch einige graue
Riesenkängurus. Plötzlich kommt eine Gruppe Aussies in vier Fahrzeugen
viel zu schnell angefahren. Sie haben bis jetzt tatsächlich noch keinen
einzigen Koala gesehen. Dann sehen sie einen, springen aus den Autos,
krakelen lautstark herum und als die Mückenarmada sie überfällt, sind
sie so schnell weg, wie sie kamen.
Wir erkunden die Insel mit dem Auto. Im Verlauf des Tages sehen wir
noch sehr viele Koalas; darunter sogar Mütter mit ihren Kindern. Bei
über 30 Tieren habe ich aufgehört zu zählen. 50 Koalas waren es
bestimmt, die wir auf den Bäumen entdeckt haben. Als wir gerade
versuchen, die hübschen Loris zu fotografieren, steht plötzlich ein
Koala vor unserem Auto. Er ist wohl genauso überrascht von uns, wie wir
von ihm. Ich kann gerade zwei Fotos von ihm machen, bevor er die Flucht
ergreift. In seiner Not flüchtet er sich sogar auf den nächstbesten
Baum, der gar kein Eukalyptusbaum ist. Ängstlich harrt er dort aus, bis
wir abziehen. Ein anderes Mal können wir beobachten, wie ein Koala
gerade rückwärts von seinem Baum herunter klettert. Er hat uns nicht
bemerkt. Als er sich allerdings im hohen Farnunterwuchs auf den Weg zu
einem anderen Baum macht, haben wir ihn aus den Augen verloren. Unsere
Hoffnung, er möge den Weg queren, erfüllt sich leider nicht.
Ein Seeadler fliegt mit Beute in seinen
Klauen über unsere Köpfe hinweg. Hier ist wirklich allerhand geboten.
Den ganzen Tag verbringen wir auf der Insel bei diesen putzigen
Kerlchen. Man bekommt einfach nicht genug von ihnen. Auf dem Weg zurück
zur Fähre sehen wir dann auch noch drei unterschiedliche Arten Kakadus.
Wären die vielen Moskitos nicht, dann wäre es hier noch schöner. Kurz
bevor wir auf die Fähre fahren, sehen wir in einem Baum an der
Hauptstraße wieder einen Koala sitzen. Diesmal nicht ganz so hoch und
im schönen Abendlicht. Er scheint unsere Verabschiedung übernommen zu
haben.
Nach einem wirklich sehr schönen und erlebnisreichen Tag setzen wir
wieder mit der Fähre auf das Festland über. Wir beschließen, noch ein
Stück in Richtung Melbourne zu fahren.
Bei der Überquerung der Grenze von New South Wales nach Victoria darf
man kein Obst dabei haben. So haben wir unsere Bestände noch rasch
aufgegessen. Die Obstpreise in Orbost haben uns dann auch erst einmal
so erschreckt, dass wir von einem Einkauf Abstand genommen haben. Nun
müssen wir unsere Obst und Lebensmittelvorräte erst wieder im nächsten
Supermarkt auffüllen. Ausnahmsweise gibt es unterwegs heute mal
Fast-Food bei Mac.
Gippsland an der südöstlichen Spitze Australiens ist voller
Nationalparks, Seen und einsamen Küstenlandschaften. Es heißt, dass
dieser Landstrich zu den vielfältigsten und artenreichsten des
Kontinents gehört.
Auf unserer Fahrt sehen wir gegen Abend große Herden Kängurus und
Wallabys auf den Feldern. Auch kleine Häschen sehen wir öfter. Bei
Yarram biegen wir zur Küste ab. Kurz vor uns muss es hier ein heftiges
Gewitter gegeben haben. Die Straßen und Wege stehen noch mächtig unter
Wasser. Dafür gibt es heute direkt vor uns einen spektakulären
Sonnenuntergang. Der Himmel scheint zu brennen. Leider findet sich hier
gerade kein gutes Fotomotiv, das zu diesem gigantischen Sonnenuntergang
passt. Wir versuchen trotzdem mit dem, was sich gerade bietet, klar zu
kommen. Triaden von Moskitos finden es eine brillante Idee, dass wir
hier – in kurzen Hosen und Flipflops - ganz ruhig stehen bleiben und
warten, bis sich auch die letzte Mücke an uns satt gefressen hat. Sogar
am Auge stechen die Mistviecher. Überall sind wir – trotz Mückenspray –
nach wenigen Minuten total zerstochen.
Im letzten Licht erreichen wir Port Albert, ein kleines Hafenstädtchen.
Am Yachthafen stehen auf dem Parkplatz schon fünf Camper. Wir gesellen
uns zu ihnen. Die benachbarten Sanitäreinrichtungen sind sehr sauber –
also alles da, was wir brauchen. Vor uns tänzeln die Yachten im
Hafenbecken. Der Wind peitscht ganz schön und so bedauern wir unsere
Nachbarn, die im Dachzelt schlafen.
13.01.2011 Port Albert – Wilsons Promontory NP – Yanakie Beach
Wir
haben blendend geschlafen. Langsam trudeln die ersten Fischer ein, um
ihre Boote zu Wasser zu lassen. Riesige Schwärme rosa Kakadus fliegen
laut kreischend über den Parkplatz und ersetzen damit quasi den Wecker.
Kurze Zeit später vertikutieren sie den angrenzenden Rasen.
Der Sturm hat sich gelegt. Ganz sanft liegt das Meer vor uns. Es ist
herrlich friedlich. Beim Frühstück genießen wir diese Ruhe und sind
kurze Zeit später abfahrbereit.
Wir fahren weiter das Gippsland entlang in Richtung Süden. Rechts von
uns liegen die sanft hügeligen Berge der Great Dividing Range mit viel
Weideland. Diese Gegend lebt von der Landwirtschaft. Das Wetter ist
heute Morgen noch etwas undefinierbar. Es scheint selbst noch nicht so
richtig zu wissen, wie es werden soll. Immerhin ist es schon mal schön
warm - trotz bedecktem Himmel.
Einige Zeit später erreichen wir den südlichsten Zipfel des
australischen Festlandes und damit den Wilsons Promontory National
Park. Mit wunderbaren Stränden und reicher Tierwelt ist der "Prom"
einer der beliebtesten Nationalparks Australiens. Der Eintritt zum
Nationalpark ist kostenlos. Eine nette Dame am Eingang versorgt uns mit
einem Lageplan des Parks. Dann können wir die Gegend erkunden. Zuerst
biegen wir zur "Five Mile Road" ein. Hier sehen wir im Sumpfland neben
der Straße ein rotes Känguru beim Fressen. Auf dem Parkplatz am Ende
der Straße stellen wir das Auto ab und wandern zu "Milers Landing". Ich
bin zu faul mein Stativ mitzuschleppen und werde am Ziel dieser
Wanderung hart dafür bestraft. Vor uns liegt eine Landzunge, in der
gerade Ebbe ist. Am Ufer stehen Mangrovenbäume, deren Wurzeln in die
Luft ragen. Im Marschland stehen malerisch einige verstreute
Felsformationen, die mit Flechten überwachsen sind und am Horizont sind
die Berge, die diese Bucht einrahmen, mit Nebel umgeben. Nun ärgere ich
mich über meine Bequemlichkeit und muss versuchen, das Beste aus dieser
Situation zu machen. Es ist im Moment extrem schwül, so dass wir nach
kurzer Zeit patschnass geschwitzt sind.
Wir haben viel Spaß an den vielen Krebsen, die überall herum wuseln. Da
wir hier ganz allein sind, können wir dieses malerische Fleckchen Land
in Ruhe genießen. Auf dem Rückweg zum Auto beobachten wir noch einige
Vögel, darunter auch schwarze Kakadus. Die sind auf jeden Fall ziemlich
stimmgewaltig.
Nach dieser Wanderung versuchen wir, den "Cotters Lake" zu besuchen.
Wir sind total fasziniert von den vielen Fröschen, die hier überall ein
ganz außergewöhnliches Konzert geben, das auch noch mehrstimmig ist.
Manche von ihnen glucksen und manche klickern. Das hört sich richtig
mystisch an und ein wenig wie Unterwassermusik. So sehr wir uns auch
die Augen aus dem Kopf schauen, können wir keines dieser kleinen
Fröschlein entdecken. Lediglich einen toten Frosch finden wir, so dass
wir wenigstens wissen, dass sie schwarz und sehr klein sind.
Während wir nach den Fröschen suchen, fallen wieder die Moskitos über
uns her. Trotz des Einsatzes von Moskitospray werden wir erneut total
zerstochen. Irgendwann verlieren wir deshalb die Lust, uns weiter in
diesem Sumpfland zu bewegen. Wir kehren zum Auto zurück und erkunden
den Park erst einmal per Auto. Eine asphaltierte Straße führt bis
"Tidal River", wo auch die Campsite und das Besucherzentrum sind.
Im Shop versorgen wir uns mit Nachschub an Moskitospray und im
Besucherzentrum mit Informationen, wo wir am besten Tiere sehen können.
Nach einem Blick auf die volle Campsite ist für uns klar, dass wir hier
nicht übernachten werden. Auf Massenkuscheln und Party haben wir keine
Lust.
Wir laufen zum "Squeaky Beach", eine dieser malerischen Buchten, die allerdings von Badenden stark frequentiert wird.
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Als besonders schön wird der "Lilly Pilly Gully-Weg" empfohlen. Er soll
durch schönen Regenwald führen. Wir laufen ein Stück diesen Weg
entlang, doch wir stellen rasch fest, dass dieser Teil des Parks vom
großen Waldbrand 2009 so stark betroffen war, dass er sich erst langsam
erholt. Von der ursprünglichen Regenwaldvegetation ist kaum noch etwas
übrig. Die Bäume sind fast alle kahl und verkohlt und haben bisher nur
ganz langsam und vereinzelt begonnen, neu auszutreiben. Nur der erste
Bodenwuchs – meist Farn – hat sich bisher ausgebreitet. Die vielen
schwarzen Bäume deprimieren uns und so kehren wir um. Hier Tiere zu
treffen, ist sowieso aussichtslos bei den vielen Wanderern.
Nachdem wir etwas gegessen haben, fahren wir noch etwas herum. Schon
kommen die ersten Kängurus heraus. Dann haben wir richtig Glück und
entdecken an der Straße einen Wombat, der hier unbeeindruckt grast.
Recht lange haben wir Gelegenheit, ihn zu beobachten, diesen rastlosen,
gierig grasenden Wonneproppen. Hektisch frisst er das Gras, als ob er
Angst hat, es klaut ihm einer. Naja, irgendwie muss er schließlich
seine Figur halten, diese kleine mopslige Fellkugel mit dem
Teddygesicht.
Uwe meint, dass die Tiere hier alle irgendwie gleich aussehen im Gesicht. So ganz Unrecht hat er damit ja nicht.
Auf unserer weiteren Pirschfahrt sehen wir schwarze Wallabys, viele
Kängurus und Kakadus. Überall tauchen jetzt plötzlich Kängurus und
Wallabys auf. Manchen von ihnen hat man bunte Ohrenmarken, bunte
Halsbänder und auch Sender verpasst. Die Kängurus sollten diejenigen
verklagen, die ihnen diese optischen Grausamkeiten angetan haben.
Tagesbesucher sind angehalten, den Park vor Sonnenuntergang zu
verlassen. Als es dunkel zu werden beginnt, fahren wir deshalb aus dem
Park, denn wir hatten beobachtet, dass Polizei im Park Streife fährt
und die Parkplätze kontrolliert. Auf einer Anhöhe kurz hinter dem Park
vor Yanakie Beach sehen wir einen schönen Platz, der zum Campen genau
richtig wäre. Das fanden die Camper, die hier schon stehen, allerdings
auch. Unten am Beach ist ein Caravanpark, aber auch der ist wieder sehr
voll und auf dem Platz davor ist Campen verboten. Also beschließen wir,
uns den Platz mit dem zweiten Camper oben auf der Anhöhe zu teilen. So
lernen wir Stefan und Christiane kennen, zwei nette Leipziger, mit
denen wir bei fast heimischen Klängen einen schönen Abend verbringen.
14.01.2011 Yanakie Beach – Fairhaven
Wir
stehen früh auf, denn wir wollen noch einmal in den Wilsons Promontory
National Park fahren. Morgens sind die Chancen auf weitere
Tiersichtungen recht groß.
Wir können den Parkeingang ungehindert passieren (keine Schranke, keine
Kontrollen). Kaum sind wir im Park, sehen wir jede Menge Kängurus und
Wallabys. Überall stehen welche – mal allein und mal in größeren
Herden. Der Herdenanführer hat dann jeweils nicht nur in beiden Ohren
große bunte Ohrenmarken, sondern auch noch ein buntes Halsband und
manchmal sogar noch eine Antenne. Diese Tiere wurden wirklich total
verschandelt. Sie sehen aus wie Zirkustiere. Zum Glück gibt es noch
genug Kängurus, die den markierwütigen Rangern entgehen konnten und
nicht so entstellt wurden. Kein Wunder, dass die Tiere teilweise sehr
scheu sind. Wer würde da nicht Reißaus nehmen, wenn ihm so eine
Maskerade droht?
Dann sehen wir sogar Emus. Mit denen hatten wir hier gar nicht
gerechnet. Eilig ergreifen die scheuen Laufvögel die Flucht, als sie
uns bemerken. Wir treffen auch mehrmals schwarze Wallabys, die immer
allein unterwegs sind. Kleine Häschen grasen auf der Wiese und sind so
nett, erst einmal die "ich-bin-gar nicht-da-Strategie" zu versuchen,
bevor sie hakenschlagend davon sprinten.
Als der Autoverkehr zunimmt und die Tiere sich langsam in den Wald
zurück ziehen, verlassen wir den Park. Wir fahren weiter in Richtung
Melbourne.
Unterwegs beschließen wir, Melbourne erst einmal nur zu durchfahren und
erst auf dem Rückweg zu besichtigen. Im Moment ist sehr schönes Wetter
mit richtig tollen Fotowolken, die wir uns für den Port Campbell
National Park mit den 12 Aposteln und den bizarren Gesteinsformationen
wünschen.
Um und hinter Melbourne sind weite Flächen überflutet. Auch hier muss
der Regen ganz schön reichlich gewesen sein. Selbst über einige
Straßenabschnitte ergießen sich noch Sturzbäche. Alle Bäche und Flüsse
führen sehr viel Wasser. Auf einer Leuchtanzeige am Highway lesen wir
etwas davon, dass die Great Ocean Road gesperrt ist. Hee?
Melbourne passieren wir auf der M1. Die ist gut ausgeschildert, so dass
wir problemlos einmal quer durch, dann über die große Brücke in
Richtung Gelong fahren können. Dort versorgen wir uns in einem der
großen Supermärkte mit Nachschub an Lebensmitteln und Getränken.
Wir erreichen Torquey am frühen Abend und schauen uns natürlich zuerst
den Strand an. Hier soll das Surfer-Mekka sein. Naja, wir sehen zwar
viele Menschen, aber an tollen Surfern mangelt es etwas. Die Wellen
sind aber auch gerade nicht der Hit. Überhaupt ist das Wasser im Moment
sehr aufgewühlt. Die Versuchung, darin zu baden, hält sich in Grenzen.
Da uns hier nicht sehr viel fesselt, fahren wir noch ein Stück weiter.
Wir wollen uns dem Port Campbell National Park schon mal so weit als
möglich nähern, um Morgen rechtzeitig dort zu sein.
In Aireys Inlet besuchen wir noch das Split Lighthouse – sozusagen
einen Mini-Leuchtturm. Hier sehen wir auch das erste Mal die
Verbotsschilder, die sogar das Schlafen im Auto verbieten. Wir werden
dieses Schild auf unserer weiteren Reise die Great Ocean Road entlang
noch ein paar Mal wieder treffen.
In Fairhaven suchen wir uns auf einem der Strandparkplätze einen ruhigen Platz für die Nacht.
15.01.2011 Fairhaven - Port Campbell National Park
Heute steht eine der berühmtesten und vermutlich schon meist
fotografierten Sehenswürdigkeiten Australiens auf dem Programm. Wir
werden die Great Ocean Road befahren und in ihrem Verlauf im Port
Campbell NP die 12 Apostel und andere beeindruckende
Kalksteinformationen besichtigen, die das Meer im Laufe der
Jahrtausende geschaffen hat.
Ungefähr seit Torquey wird der Umgang mit den Touristen "rauer". Die
Zahl der Verbotsschilder nimmt zu, das Benzin ist um 20 Ct. teurer als
anderswo und die Freundlichkeit der Anwohner hält sich in Grenzen. In
Lorne, einem reinen Urlaubsort, werden die Besucher der
Tourist-Information dann sogar angewiesen, die Toi-tois vor der Tür und
nicht etwa die Toiletten des Visitor-Centers aufzusuchen. Unfreundlich
und widerwillig bekommen wir Auskunft und Kartenmaterial zu regionalen
Wandertouren. So schließen wir Lorne gleich in unser Herz.
Am Ortsausgang von Lorne wird unsere Fahrt gestoppt. Die Niederschläge
der letzten Tage haben auch der Great Ocean Road schwer zugesetzt. Die
Straße musste gesperrt werden, weil Hänge abgerutscht und
Schlammlawinen die Straße unpassierbar gemacht haben. Teilweise soll
sogar eine Fahrspur weggebrochen sein. Wir müssen einen großen Umweg
über Whoonel fahren, um dann bei Apollo Bay wieder auf die Great Ocean
Road zu treffen. Naja, wenigstens entgehen uns dabei nicht die
Sehenswürdigkeiten dieser Gegend.
Auf unserem Umweg durch das Hinterland sehen wir auf der Straße einen
Skink liegen. Als wir ihn uns näher betrachten, wird der richtig
übellaunig. Er faucht uns an, fletscht seine blaue Zunge und geht in
Angriffshaltung. Irgendwie lustig, wie der kleine Kerl versucht, sich
größer zu machen. Er bläst sich auf und faucht wie ein Drachen. Wir
warten, bis er sich in das benachbarte Gras verzogen hat, bevor wir
weiterfahren. Schließlich soll ihn nicht noch Jemand überfahren, denn
Aussies bremsen nicht für Tiere.
Erst einmal zurück auf der Great Ocean Road erreichen wir zügig den
ersten Aussichtspunkt des Port Campbell National Parks. Wir halten an
den "Gibson Steps", die im 19. Jahrhundert von Hand in die steil
abfallenden Klippen gehauen wurden (inzwischen hat man sie durch
Betonstufen ersetzt). Natürlich steigen wir die Stufen bis zum Strand
hinunter.
Als nächster Aussichtspunkt folgen die "Twelve Apostles" (12 Apostel).
Sie sind die bekannteste Felsformation hier. Mehr oder minder große
Felsnadeln stehen als erodierte Landspitzen im Meer. Inzwischen ist
ihre Anzahl schon geschrumpft, denn der Zahn der Zeit bzw. das Meer
nagt unaufhörlich an ihnen. Von mehreren Aussichtsplattformen kann man
sie betrachten. Logisch, dass wir hier nicht allein sind. 80 Prozent
der Besucher sind asiatischer Herkunft und wir beißen die Zähne
aufeinander. Es braucht viel Geduld, abzuwarten, bis sich auch der
Letzte in der immer gleichen coolen Pose vor dieser Sehenswürdigkeit
hat ablichten lassen. Unzählige Male werden wir Teil dieser
Selbstinszenierung, indem uns die Mini-Pockets in die Hand gedrückt
werden und wir diese Show auf Chip bannen müssen.
Um den großen Besucherzustrom gerecht zu werden, wurden ein großer
Parkplatz und ein Besucherzentrum angelegt. Hier spuckt ein Reisebus
nach dem anderen seine überwiegend asiatische Fracht aus, um sie kurze
Zeit aber viele Fotos später wieder einzusammeln und zum nächsten
Lookout zu karren. Über eine Unterführung gelangt man sicher zu den
Aussichtsplattformen, die mit einem Stegsytem verbunden sind.
Wir haben heute wirklich großes Glück mit dem Wetter und machen an allen Aussichtspunkten ausgiebige Fotostopps.
Als nächstes folgt die "Loch Arche Gorge". Gespannt sind wir auf den
"Arch", einen Felsbogen und auf die inzwischen (teilweise) eingestürzte
"London Bridge", die früher als doppelter Bogen mit dem Festland
verbunden war (1990 brach einer der Bögen ein). In diese Bucht kommen
abends Pinguine. Wir können noch ihre Fußspuren im Sand sehen. Leider
gibt es aber für uns keine Möglichkeit, an diesen Strand zu gelangen.
Die ganze Zeit kreisen über uns unzählige Hubschrauber, denn man kann
auch Hubschraubertouren über diesem Küstenabschnitt machen.
Wir sind inzwischen ganz schön geschafft, denn man muss von den
Parkplätzen aus noch relativ viel laufen, wenn man alle Aussichtspunkte
ansteuern will. Trotzdem besuchen wir natürlich auch noch die Grotte
("The Grotto") und fahren noch weiter bis zur "Bay of Martyrs". Dort
drehen wir um. Inzwischen ist es bereits Abend und wir suchen uns einen
Platz für die Nacht. Die Parkplätze scheiden schon mal aus, denn da
sind überall Verbotsschilder, dass man nicht im Auto übernachten darf.
Noch einmal laufen wir zu den 12 Aposteln, um sie im Abendlicht zu
fotografieren. Inzwischen sind die meisten Besucher gegangen und wir
können die Küste endlich in Ruhe auf uns wirken lassen. Ohne die vielen
Touristen ist es richtig schön hier.
Als wir uns auf dem Parkplatz des Besucherzentrums bei den 12 Aposteln
etwas zum Abendbrot zubereiten, werden wir von einem Ranger schon
freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass wir hier nicht
bleiben dürfen. Übernachten kostet 173 AUD pro Person Strafe. Er hat
auch gleich eine Liste der umliegenden Campsites dabei. Rasch verziehen
sich die noch anwesenden Camper nach dieser Warnung in alle Richtungen.
Wir finden nach kurzer Suche einen Platz im angrenzenden Hinterland.
Zusammen mit einem weiteren Camperpärchen übernachten wir auf dem
Grünstreifen einer wenig befahrenen Straße. Der Platz ist unspektakulär
aber ok, zumal unsere Nacht sowieso kurz sein wird, denn wir wollen zum
Sonnenaufgang bei den 12 Aposteln sein. Heute Abend fährt hier
kein Auto mehr vorbei.
16.01.2011 Port Campbell National Park – Apollo Bay
Um
4:30 Uhr klingelt der Wecker. Eine unmenschliche Zeit! Wenige Minuten
später haben wir den Parkplatz des Besucherzentrums erreicht. Wir sind
die Einzigen hier. Der Ranger hatte Erfolg mit seiner Drohung und hat
es tatsächlich geschafft, alle Camper zu vertreiben. Noch im Dunklen
tappen wir zu einer der Aussichtsplattformen. Als es dämmert stellen
wir fest, dass der Himmel stark bewölkt ist. Da können wir uns den
Sonnenaufgang abschminken. Ein Funken Hoffnung bleibt und so warten wir
geduldig. Nebel zieht über das Meer. Wir machen das Beste daraus.
Inzwischen ist ein weiterer Fotograf gekommen. Auch er übt sich in
Geduld und Hoffnung.
Schon trudeln die ersten Touristen ein und es ist vorbei mit
Langzeitbelichtungen, denn das Stegsystem überträgt jede Bewegung. Der
Holzsteg und die Aussichtsplattform vibrieren bei jedem Schritt und es
gibt keine Möglichkeit, das Stativ neben den Steg zu setzen. Nun fängt
es auch noch leicht zu nieseln an. Gut, dass wir uns gestern die Zeit
(und Kraft) für alle Aussichtspunkte genommen haben.
Wir kehren zurück zum Parkplatz und frühstücken erst einmal. Der erste
Ranger taucht auf. Na hoffentlich denkt der nicht, wir stehen seit
gestern Abend hier.
Nach dem Frühstück brechen wir auf. Wir haben beschlossen, dass hier
der westlichste Punkt unserer Reise sein wird. Die uns noch
verbleibende Zeit werden wir dafür nutzen, um zurück nach Sydney zu
fahren und unterwegs noch die Nationalparks und Gegenden zu besuchen,
die wir aufgrund des Regens auf der Hinfahrt nicht ansteuern konnten.
Jetzt werden wir den Otway NP besuchen. Hier gibt es einen Tree top
Walk in Höhe der Baumwipfel. Man läuft auf einer recht langen
Stahlkonstruktion quasi über dem Regenwald entlang.
Noch immer nieselt es leicht. Dafür sieht das Grün des Regenwaldes noch
satter aus. 22 AUD/Person (16 EUR) kostet der Sky-Walk. Ein nicht ganz
preiswertes Vergnügen, das sein Geld aber auf jeden Fall wert ist. Ich
ignoriere einfach meine Höhenangst - für Regenwald tue ich einfach
alles. Schließlich kann ich mir das Erlebnis hier nicht entgehen lassen
und mit der Kamera vor der Nase bin ich prima abgelenkt. Die
Stahlkonstruktion ist sehr hoch und schaukelt ganz ordentlich, aber die
Perspektive ist einfach toll.
Es ist wunderschön hier. Die riesigen Farne und die Königseukalypten
sind einfach gigantisch. Überall zirpt und zwitschert es. Fasziniert
betrachten wir diese einzigartige Vegetation mit ihren unendlich vielen
Grüntönen, wie sie vielfältiger nicht sein können. Eigentlich möchte
man hier gar nicht wieder weg.
Auch der Walk durch den Regenwald ist sehr interessant. Anhand von
Schautafeln wird viel zu Flora und Fauna des Regenwaldes erklärt. Seit
Oktober 2010 gibt es hier sogar die Möglichkeit, angeseilt durch den
Regenwald zu schweben.
Nachdem wir uns viel Zeit für den Besuch dieses Teils des Otway NP
gelassen haben, fahren wir nun weiter zur Apollo Bay. Auf einer
traumhaft schönen Nebenstraße (D 159) fahren wir quer durch den
Regenwald. Die Straße ist zwar sehr schmal und wieder einmal fehlen
Haltebuchten, aber es ist wunderschön hier.
In Apollo Bay füllen wir auf der Campsite unseren Wassertank neu auf.
Wir hatten die letzten Tage dafür keine Gelegenheit gehabt. Nun will
der Platzwart 10 AUD dafür – war wohl Goldwasser (Eigentlich ist Wasser
hier kostenlos.)
Am Strand gleich hinter Apollo Bay bleiben wir und verbringen hier auch
die Nacht. Wieder einmal genießen wir den Blick auf`s Meer und sein
Rauschen begleitet uns in den Schlaf.
17.01.2011 Apollo Bay – Lorne (Otway National Park)
Nach dem Frühstück bummeln wir noch etwas am Strand entlang. Dann
fahren wir über Lorne (unseren "Lieblingsort") in den nördlichen Teil
des Otway NP, um von hier aus die "Erstkine"-Wasserfälle (300 m) zu
erwandern.
Diesmal ist die Great Ocean Road wieder befahrbar und wir können sehen,
welche Schäden die heftigen Regenfälle angerichtet haben. Überall sind
die Hänge abgerutscht und an einigen Stellen auch Teile der Straße.
Dort wird der Verkehr inzwischen einspurig vorbei geleitet. Am Cape
Patton Lookout stoppen wir, um die tolle Aussicht zu genießen. Schade,
dass es ansonsten unterwegs so wenig Haltebuchten gibt, um die schöne
Aussicht noch mehr aufnehmen zu können. In die wenigen Haltebuchten,
die es gibt, hat man nun auch noch den Dreck der verschlammten Straße
gekippt. So liegen die Ausbuchtungen nun voller Berge von Erde, die in
einigen Tagen bretthart sein wird. Aus den Hängen sickert dagegen immer
noch das Wasser und solange die Hänge nicht befestigt werden, wird sich
das Abrutschen und Ausspülen bei jedem neuen Regen fortsetzen.
Über eine unbefestigte Straße gelangt man zu den "Erstkine Falls", die
wirklich sehr schön sind. Es gibt eine Aussichtsplattform oberhalb der
Fälle und über viele Stufen (250) kann man bis zum Fuß der Fälle
steigen. Da, wo es runter geht, geht es bekanntlich auch wieder hoch.
So ist der Rückweg etwas schweißtreibend aber insgesamt lohnenswert.
Nun wollen wir noch die "Cora-Lynn"-Wasserfälle besuchen, die in
mehreren Kaskaden hinunter stürzen. Leider ist dieser Weg im Moment
wegen der Schäden, die das vergangene Unwetter verursacht hat,
gesperrt. Wir laufen trotzdem weiter und wollen sehen, wie weit wir
kommen. Ohne größere Probleme – lediglich einige matschige
Wegabschnitte müssen wir passieren – gelangen wir zu den
Cora-Lynn-Kaskaden. Die sind jedoch total zugewachsen. Nur eine Kaskade
kann man wirklich sehen und an der hängt jede Menge Treibholz – dicke
Baumstämme, abgebrochene Äste. Beim besten Willen ist das hier kein
Fotomotiv. Schade, denn eigentlich sind die Fälle sehr schön, wenn sie
ein klein wenig gepflegt würden. Statt aufzuräumen wird mal wieder
gleich der ganze Weg gesperrt.
Leider sehen wir unterwegs auch keine Tiere. Lediglich eine
abgemagerte, verwilderte schwarze Hauskatze treffen wir. Selbst Vögel
machen sich heute rar.
Wir beschließen, hier auf dem Picknickplatz zu übernachten. Vielleicht
kommen ja abends die Tiere heraus. Als es langsam dunkel wird, gehen
wir noch einmal mit der Taschenlampe kreuz und quer über den Platz und
laufen auch ein Stück in den Wald, doch Tiere sehen wir nicht. Es ist
inzwischen empfindlich kühl geworden. Irgendwann geben wir auf, denn so
sehr wir auch schauen, entdecken wir kein einziges Tier. Nicht einmal
Fledermäuse sind unterwegs.
Gerade als wir zu Bett gehen wollen, kommt noch ein Camper auf den
Platz. Nun ist der Parkplatz ja eigentlich riesig groß, aber der stellt
sich direkt hinter uns. Das muss ein Aussie sein, der die Nähe liebt.
Zum ersten Mal greifen wir heute nach der zweiten Zudecke, denn es ist
richtig kalt.
18.01.2011 Lorne (Otway National Park) - Melbourne
Bei
laufendem Motor entleert der Camper heute Morgen in aller Frühe seine
Toilette in die Buschtoilette auf der Picnic-Site – sehr rücksichtsvoll!
Wir besuchen nach dem Frühstück noch den Teddys Lookout in Lorne. Von
hier aus hat man einen schönen Ausblick auf einen Teil der Great Ocean
Road. Eigentlich hatten wir ja gelesen, dass es im Otway NP gute
Chancen gibt, Koalas zu sichten. Obwohl wir ständig nach ihnen Ausschau
halten, haben wir noch keinen einzigen Koala gesehen. So sind wir schon
mal froh, den Abstecher auf die Mückeninsel Raymond Island gemacht zu
haben – trotz der Widrigkeiten, die die Moskitos mit sich bringen.
Noch einmal auf der Great Ocean Road fahren wir nun zurück nach
Melbourne. Von der Küstenstraße aus schauen wir immer wieder den
zahllosen Surfern zu, die sich im Wasser tummeln. So richtig
spektakulär ist das aber alles nicht.
Auf dem Freeway M1 fahren wir zügig in Richtung Melbourne. Je mehr wir
uns Melbourne nähern, umso dichter wird der Verkehr. Manchmal geht es
nur noch im Schritttempo voran.
Wir hatten von anderen Campern den Tipp bekommen, dass man am Yarra
River in einer Seitenstraße als Camper parken kann. Auf der Karte
konnten sie uns den genauen Platz allerdings nicht zeigen. Nun
versuchen wir, diese Straße zu finden, ohne genau zu wissen, was wir
eigentlich suchen. Als wir einmal quer durch die Innenstadt fahren,
wird schnell klar, dass wir uns einen neuen Plan ausdenken müssen. Alle
Parkplätze sind kostenpflichtig und meist beträgt die Parkdauer nur
maximal 2 Stunden. Ein Kurzzeitparkplatz nützt uns aber gar nichts. Mit
unseren 2,70 Metern Höhe passen wir auch hier in kein Parkhaus. Vorher
müssten wir aus unserem Camper erst noch ein Cabrio machen.
An der Flinders Street Station brodelt der Verkehr. Die teilweise
prachtvollen Gebäude aus der viktorianischen Zeit begeistern uns, doch
erst müssen wir das Auto los werden, bevor wir uns dem Sightseeing
widmen können. Zuerst versuchen wir, am Federation Square einen
Parkplatz zu bekommen. Hier müssen schließlich bei Sportveranstaltungen
viele Fahrzeuge parken. Da sollte doch auch ein Platz für uns zu finden
sein. Theoretisch wäre das auch möglich, doch aus unerfindlichen
Gründen ist hier die Einfahrthöhe auf 2,30 Meter limitiert.
Als Nächstes versuchen wir es in der Nähe eines Parks. Hier, zwischen
Treasury Gardens und Fitzroy Gardens haben wir auch tatsächlich Glück
und finden auf der Straße eine freie Parkbucht – allerdings hat die
Hang- und leichte Schräglage. Egal, hier darf man nicht so hohe
Ansprüche haben. Immerhin befinden sich dafür wenige Meter entfernt
sogar Toiletten. Die Parkgebühr beträgt (tagsüber) 0,60 Ct. und man
darf maximal 11 Stunden parken. Das passt also prima und wird unser
"Wohnsitz" hier in Melbourne. Wir füttern den Parkautomaten und machen
uns mit Kamera und Stadtplan bewaffnet auf, die Stadt zu erkunden.
Als erstes stellen wir fest, dass in Melbourne gerade die Australian
Tennis Open – die australischen Tennismeisterschaften stattfinden. Am
Federation Square, an dem sich auch die Tourist-Information befindet,
werden die Spiele live auf einer großen Leinwand übertragen.
Erstaunlich viele Menschen sitzen auf dem Platz und schauen sich die
Spiele an.
Wir "arbeiten" den Stadtplan Karree um Karree ab. Da die Straßen der
Innenstadt rechtwinklig angeordnet sind, ist es leicht, sich zurecht zu
finden. Melbourne gefällt uns und wir sind uns schnell einig, dass wir
es hier schöner als in Sydney finden.
St. Pauls Cathedral, Town Hall, Old Treasure Building, Chinatown,
Melbourne University, Melbourne Aquarium, State Library, Parlament,
öffentliches Badehaus und natürlich auch den Queen Victoria Market
schauen wir uns an. Letzterer ist etwas weiter weg und inzwischen
leider schon geschlossen.
Überhaupt beginnen um 17 Uhr die Geschäfte der Reihe nach zu schließen.
Leider fährt auch die letzte City Circle Tram – eine kostenlose
Touristenstraßenbahn – um 18 Uhr. Als wir so langsam fußlahm werden,
können wir auf diese Bahn leider nicht mehr zu hoffen. Leicht
plastermüde kehren wir zu unserem Auto zurück. Allerdings nicht ohne
vorher in einer asiatisch geführten Konditorei noch von leckeren
Sahnestückchen verführt zu werden. In einer "Handtasche" tragen wir
vier kleine Minitörtchen in unser fahrbares Zuhause. Die ersetzen uns
heute das Abendessen und sind sozusagen die Belohnung für das viele
Laufen. Gierig fallen wir über die leckeren Kalorienbomben her und
überlegen dann, was wir mit dem Rest des Abends anfangen.
Eigentlich schweben mir noch Nachtaufnahmen der Stadt vor, aber Uwe hat
so gar keine Lust mehr. Es braucht schon etwas Überredungskunst, bis
wir uns nach einer kleinen Pause noch einmal auf den Weg machen.
In einem Reisebericht hatte ich gelesen: "Im Gegensatz zum Eureka Tower
führt das Observationsdeck im 55. Stock der Rialto Tower ins Freie. Von
hier hat man als Fotograf besonders nachts einen tollen Blick über die
Stadt". Die Rialto Tower stehen am anderen Ende der Stadt –
Collins-/Ecke Kings-Street. Tapfer marschieren wir dorthin und stehen
dann vor einem Schild an der geschlossenen Tür, das uns mitteilt, dass
das Observationsdeck seit Dezember 2009 dauerhaft für Besucher
geschlossen ist. Unsere Mundwinkel schlagen regelrecht am Boden auf.
Das war ja wohl nichts.
Nun laufen wir runter zum Yarra River. Hier stehen einige markante
Gebäude und wir verbringen viel Zeit damit, die Skyline zu
fotografieren.
Alle Stunden spucken fünf große Stahlsäulen vor dem Crown Casino in
Southbank am anderen Ufer des Yarra bis zu 5 Meter hohe Flammen aus.
Ein sehr spektakulärer Anblick. Leider ist auf die zeitliche Folge aber
kein Verlass, denn als wir eine Stunde später zurückkehren, sehen wir
gerade noch die letzten Flammen aus der Ferne, bevor der Spuk vorüber
ist. Egal, toll anzusehen ist es dennoch.
Bis weit nach Mitternacht laufen wir noch am Yarra River entlang,
schlendern durch die Stadt und genießen das Flair dieser hübschen Stadt.
Als wir gerade ziemlich kaputt bei unserem Auto ankommen, sitzt auf
einer Mülltonne im Park ein Possum. Es blickt fasziniert auf das
Blinken des Parkautomaten, bevor es wieder in die Mülltonne abtaucht
und nur noch der buschige Schwanz heraus schaut. Ich kann nicht anders,
und muss ihn anfassen. Ziemlich erschrocken erscheint es wieder. Seine
Beute – ein Pommes frites, schiebt es sich rasch noch in die schon
vollen Backen. Fast sieht es aus, als ob es lächeln würde. Nun schaut
es fasziniert auf das Blinken unseres Kamerasensors. Es ist so goldig
und hat kaum Angst. Wir widmen uns noch eine ganze Weile diesem
putzigen Kerlchen. Diese unverhoffte Begegnung ist ein schöner
Abschluss eines erlebnisreichen Tages.
Vom National Tennis Centre im Melbourne Park dringt noch immer der
Beifall des Publikums zu uns herüber. Dort wird offensichtlich immer
noch Tennis gespielt.
Völlig geschafft fallen wir in unser Bett, das heute mal Süd-Ost-Gefälle hat.
19.01.2011 Melbourne - Paynesville
Völlig entgegen der sonstigen Aussie-Mentalität rauschen seit 5 Uhr
morgens Autos an uns vorbei. Um 6 Uhr ist die Straße bereits wieder bis
auf den letzten Parkplatz zugeparkt. Die Melbourner sind wirklich
zeitig unterwegs.
Unbehelligt stehen wir auf und beschließen, noch eine Tour bis zu den
Docklands zu machen. Wieder laufen wir durch die ganze Stadt. Die Free
City Circle Tram fährt erst ab 10 Uhr. Je weiter wir aus der Innenstadt
laufen, umso unattraktiver wird die Gegend. Es ist verdammt weit und
ich habe irgendwann keine Lust mehr. Zurück nehmen wir eine der
zahlreichen Straßenbahnlinien, die uns fast bis zu unserem Auto bringt.
Da heute der Queen Victoria Market ganztägig geschlossen hat
beschließen wir, Melbourne zu verlassen. Am gigantischen
Olympia-Stadion vorbei fahren wir in Richtung Gippsland.
Nachdem wir bisher trotz intensiver Suche keine Koalas weiter gesehen
haben und sich Paynesville für ein Tagesetappenziel gut eignet,
beschließen wir, noch einmal einen Zwischenstopp auf der Moskitoinsel
Raymond Island zu machen. Das Wetter ist heute sehr schön und unser
Wunsch wäre es, Koalas mit blauem Himmel fotografieren zu können.
Außerdem hätten wir wahnsinnig gern noch einen jungen Koala auf dem
Rücken seiner Mutter. Man darf ja Träume haben.
Zügig kommen wir auf der A1 voran. In einem großen Shoppingcenter
halten wir an und schauen uns in einem Outdoorladen um. Das Sortiment
ist recht breit aufgestellt; die Auswahl gut. Preislich nimmt es sich
im Vergleich zu deutschen Preisen nicht viel. Auffallend ist das große
Angebot an neonfarbiger Bekleidung (gelb und orange). Darauf stehen die
Aussies total und mindestens jeder vierte Aussie läuft mit solchen
Leuchtklamotten rum. Selbst neonfarbige Leuchtsocken gibt es.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Paynesville und fahren gleich noch
auf die Fähre, die uns die wenigen Meter bis zur Inseln übersetzt.
Heute kostet die Fähre 8 AUD. Wir haben beim letzten Mal richtig Glück
gehabt, dass wir umsonst fahren durften.
Schon als wir an den ersten Häusern vorbei fahren, entdecke ich zwei
Koalas in einem verhältnismäßig niedrigen Baum im Vorgarten eines
Anwesens. Hier sitzt ein noch ganz junger Koala mit seiner Mama und
frisst ganz unbeeindruckt. Der Kleine ist höchstens 1-2 Monate alt. Am
liebsten möchte man ihn einstecken und mitnehmen, so süß ist der
Kleine. Dann klettert er über seine Mama hinweg. Die knurrt
widerwillig, als er ihr auf den Kopf tritt. Wir lachen uns fast schlapp.
Heute, bei schönem Wetter, ist auch die Moskitoplage (noch) nicht so
schlimm. Wir spazieren durch die Eukalyptuswäldchen und sehen dabei
jede Menge Koalas. Erstaunt stellen wir fest, dass viele von ihnen wach
sind; von wegen die schlafen nur.
Dann hören wir sogar, wie sie kommunizieren. Besonders die Männchen
stoßen Grunzlaute aus, die sich ein wenig wie das Schreien von Eseln
und/oder das Grunzen von Schweinen anhören.
Bestimmt 40 bis 50 Koalas können wir in kürzester Zeit entdecken.
Leider sitzen viele von ihnen nicht besonders fotogen in den Bäumen,
doch bei einigen gelingt es uns tatsächlich, sie vor blauem Himmel
abzulichten.
Als wir ein Stück weiter laufen, entdecken wir einen Echidna
(Schabeligel). Schnell ergreift der im dichten Farnunterwuchs die
Flucht. Nur mit Müh und Not können wir ihm wenigstens ein "Beweisfoto"
abringen. Trotzdem ist es hochinteressant, ihn zu beobachten. Er frisst
ausschließlich Ameisen und Termiten, ist gut 1/3 größer als unser
heimischer Igel und sein Stachelkleid ist sehr viel dicker und höher.
Seine Stacheln erinnern eher an die von Stachelschweinen und der
einzelne Stachel hat auch ungefähr den gleichen Durchmesser wie ein
dicker Stachelschweinstachel. Also schon recht wehrhaft, dieser
Bursche. Zudem hat er sich in Windeseile in den weichen Sand
eingegraben. Seine Nahrung erschnuppert er mit der langen,
trichterförmigen Nase, die er in die Ameisenlöcher steckt. Lange
beobachten wir ihn und freuen uns über diese unverhoffte Begegnung.
Während wir noch warten, ob der Igel noch einmal aus seiner Deckung
kommt, sehen wir ca. 200 Meter vor uns etwas auf dem Weg sitzen. Als
wir uns langsam nähern, taucht noch ein Zweiter auf. Erst halten wir es
für Possums, doch es sind zwei junge Füchse, die rasch das Weite
suchen, als sie uns bemerken. Schon mehrfach war uns aufgefallen, dass
der Fuchs überall intensiv bejagt wird. In vielen Wäldern hatten wir
schon Hinweisschilder gesehen, dass zu seiner Bekämpfung Köder
vergraben wurden. Die Beiden werden kein leichtes Leben haben.
Unser Nachmittag auf der Insel ist recht ergiebig. Auch den bunten
Rainbow-Lorikeets (Trichoglossus haematodus) können wir noch ein paar
Fotos abringen.
Jetzt, als die Sonne langsam untergeht, werden auch die Moskitos wieder
richtig lästig. Die Viecher stechen durch die Kleidung und kennen kein
Erbarmen. Trotzdem fällt es uns schwer, uns von den Koalas und der
Insel loszureißen. Im letzten Licht auf einem Ast über uns sitzt wieder
eine Koala-Mutter. Ihr Junges sitzt ein paar Meter weiter. Nun tut uns
der Kleine tatsächlich noch den Gefallen, und klettert auf den Rücken
seiner Mama. Ein goldiges Bild und was für ein Abschied!
Mit diesem Erlebnis verlassen wir diese Koalas nun endgültig. Auf dem
Weg zur Fähre sehen wir noch ein graues Riesenkänguru auf einem
Grundstück stehen, mitten in einer Siedlung. Das Geschrei der Kakadus
begleitet uns auf die Fähre. Zwar haben wir gerade einen schönen
Sonnenuntergang und den Aufgang des Vollmondes verpasst, doch man kann
halt nicht alles haben. Unvergessliche Bilder im Kopf und hoffentlich
auch ein paar hübsche Fotos auf dem Chip, (dazu viele juckende
Mückenstiche) werden uns an diese besondere Insel erinnern.
In Paynesville, an dem Platz, an dem wir schon auf unserer Hinfahrt genächtigt haben, verbringen wir wieder eine ruhige Nacht.
20.01.2011 Paynesville - Eden
Am Yachthafen gibt es heiße Duschen (zumindest bei den Frauen), die wir
erst einmal ausgiebig nutzen. Danach setzen wir unser Fahrt über Lake
Entrance und Orbost fort. Bei Sonnenschein sehen diese Orte einfach
noch schöner aus.
Im Bemm River Rainforest hinter Orbost machen wir einen kurzen
Spaziergang durch den Regenwald. Es ist sehr schön hier, auch wenn wir
im Moment nur Vögel und Eidechsen beobachten können.
Auf der Fahrt in den Ben Boyd NP und zum dortigen historischen
Leuchtturm kommen uns mehrmals entladene Holzlaster entgegen gerauscht.
Uns überholen auch Laster, die mit dicken Stämmen beladen sind. An der
Kreuzung kurz vor dem Abzweig zum Leuchtturm springen viele Kinder
mitten auf der Straße herum. Am Straßenrand unter einem
Sonnen-/Regendach sitzen eine Gruppe junger Männer, die aussehen, als
ob sie schon ein paar Wochen hier verbringen. Sie haben ein Stativ
aufgebaut. Zwei ältere Männer verwehren uns höflich die Weiterfahrt auf
der asphaltierten Straße und weisen uns auf ein großes Plakat hin, auf
dem zu lesen ist, dass hier Privatgelände beginnt. Freundlich weisen
sie uns den Weg nach rechts in eine unbefestigte Straße, die zum
Nationalpark und zum Leuchtturm führt. Alles wirkt sehr merkwürdig auf
uns. Als wir sehen, dass die unbefestigte Straße ziemlich schlecht ist
und der Besuch des Leuchtturms auch noch 14 AUD pro Person kostet,
drehen wir um, denn das ist er uns definitiv nicht wert. Sowieso fühlen
wir uns hier irgendwie unbehaglich.
Nicht jenseits von Eden, aber im dortigen Yachthafen finden wir ein
hübsches und ruhiges Plätzchen für die Nacht. Wir schauen noch eine
Weile den Kormoranen und Seevögeln zu, die auf den umliegenden Felsen
sitzen.
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Als wir mit dem Fernglas die gegenüberliegende Landzunge betrachten,
sehen wir dort zuerst einen riesigen Berg Holzschnitzel und einen
großen Holzkohlemeiler. Bei genauerer Betrachtung können wir eine große
Fabrik erkennen. Die verarbeiten offensichtlich die dicken alten
Baumstämme zu Holzschnitzeln und Holzkohle. Nun wird uns auch klar, was
die Aktion da vorhin an der Kreuzung zu bedeuten hatte. Offensichtlich
waren die jungen Männer so eine Art Aktivisten, die diesen Frevel
dokumentiert haben und die spielenden Kinder dienten dazu, die LKW`s
zum Anhalten zu bewegen. In einem hoch zivilisierten Land, das nun
wirklich auch zu anderen Energiequellen Zugang hat, fällt der Regenwald
der Holzkohleproduktion zum Opfer. Wir sind sprachlos.
21.01.2011 Eden – Potato Point
Bevor
der Aussie zur Arbeit geht, wirft er erst einmal seinen Bootsmotor an
und die Angel aus. Die Sonne ist gerade aufgegangen, da herrscht hier
schon viel Betriebsamkeit. Uns schenkt Keiner Beachtung oder nimmt
Anstoß an unserer Anwesenheit. Gleich neben uns ist der Wasseranschluss
und ein paar Meter weiter sind die Toiletten und Duschen - also alles
da.
Gemütlich frühstücken wir, schauen den Booten zu, die auf dem Wasser
dümpeln und sehen sogar einen Delphin, dessen Finne aus dem Wasser
ragt. Zweimal zeigt er sich, dann ist er leider verschwunden. Pelikane
kreisen über uns und jedes Boot, das in den Hafen zurück kommt, wird
von den vielen Möwen genau beobachtet. Vielleicht fällt ja etwas für
sie ab.
Nach dem Frühstück setzen wir unsere Fahrt fort. Wir steuern den Mimosa
Rock im gleichnamigen Nationalpark an. Diese Stichstraße zum Meer ist
mal wieder unbefestigt. Caravans wird von der Benutzung der Straße
abgeraten. Als wir ungefähr die Hälfte des Weges bewältigt haben, geht
es noch einmal sehr steil bergab. Wir beschließen, nun doch lieber
umzudrehen. Das Risiko, dass wir hier nicht wieder hoch kommen, ist
dann doch zu groß. Beim Anfahren hängt Uwe fest. Die Hinterräder drehen
durch. Es stinkt schon nach Gummi. Erst als er noch einmal mit Bedacht
ein Stück nach hinten setzt und ich etwas schiebe, bekommen die Räder
wieder Gripp. Ich bin zwar gut eingestaubt, doch das ist nicht so
wichtig.
Auf dem Rückweg sehen wir einen jungen Waran, der aber rasch die Flucht
in den nächsten Baum ergreift. Dort, eng an den Stamm geschmiegt,
glaubt er wohl, wir sehen ihn nicht.
Wir fahren mitten durch den Mimosa National Park. Bei Tanja, einem sehr
touristischen Ort, kaufen wir in einer Bäckerei ein paar süße
Leckereien ein, die sich allerdings als Gummiteilchen entpuppen und
einfach nur bäh schmecken. Am Strand der Wapengo Lagoon legen wir die
Beine hoch und schauen den vielen Anglern zu. Es ist nett hier. Links
von uns befindet sich eine große Lagune und rechts ist das Meer.
Als wir gerade am Lake Mummuga vorbei fahren, beschließen wir, hier
schon mal gemütlich Abendbrot zu essen. Wir sind gerade fertig, als wir
zusehen können, wie ein heftiges Gewitter auf uns zukommt. Es ist
faszinierend, wie sich das Licht und die Wolken innerhalb weniger
Sekunden verändern. Wieder einmal regnet es heftig. Kurzzeitig hagelt
es sogar. Die Hagelkörner sind erbsengroß.
Wir fahren noch ein Stück weiter und biegen zum Potato Point an die
Küste ab. Immer wieder begegnen uns patschnasse Kängurus und Wallabys.
Am liebsten möchte man ihnen ein Handtuch reichen. Ein Hügel mit
direktem Blick auf das Meer wird unser Stellplatz für die Nacht. Unter
uns tobt die Brandung und vor uns zucken Gewitterblitze. Zwischendurch
zeigt sich sogar ein Regenbogen. Richtig gemütlich ist es, dieses
Naturspektakel vom Bett aus betrachten zu können, auch wenn der Wind
heftig pfeift. Neben uns grasen in aller Ruhe Wallabys. Sie sind
offenbar an menschliche Nachbarschaft gewöhnt.
22.01.2011 Potato Point – Kioloa (Murramarang NP)
Noch vor Sonnenaufgang kommen die ersten Surfer, die sich wagemutig
erst einen Weg durch die Klippen suchen und sich dann in die brodelnde
Brandung stürzen. Die Wellen sind heute Morgen ganz schön gewaltig. Wir
schauen den Surfern noch eine Weile zu, bevor wir unsere Fahrt
fortsetzen. Zuerst steuern wir den Bingie Bingie Point an. Auch dieser
Küstenabschnitt befindet sich im Eurobodalla NP, das in der Sprache der
Aborigines "Ort der vielen Gewässer" heißt. Es gibt hier wirklich viele
Seen. Aber auch der herrliche Sandstrand ist wunderschön. Dazu ein so
traumhaftes Wetter, dass man nur noch ins Wasser will. Nachdem wir den
Bingie Bingie Point besucht und die Reste des alten Dampfkessels eines
1879 gesunkenen Schiffes betrachtet haben, werfen wir uns in die
Fluten. Das Meer hat ganz schön Kraft und spült uns fast weg, aber es
ist herrlich.
Erfrischt und neu paniert (ja, Sonnenschutz wird immer reichlich aufgetragen, schließlich muss der halbe Liter aufgebraucht werden)
setzen wir unsere Entdeckungsreise fort. Bis zum Nachmittag fahren wir
die Küstenstraße entlang, machen Halt an verschiedenen Stränden,
schlecken Eis und faulenzen.
Am frühen Nachmittag beginnt sich der Himmel wieder zuzuziehen. So lässt sich die Hitze wesentlich besser aushalten.
Als wir in Batmans Bay bei McDonalds anhalten und durch die rundherum
offenen Scheiben des neben uns parkenden Fahrzeugs schauen, überkommt
uns das Grauen. Wieder sehen wir so ein total verwahrlostes und
zugemülltes Auto. Es fällt uns schwer, dies noch dem "Easy
going"-Lifestyle zuzuschreiben. Für uns ist so etwas schlicht asozial.
Hier muss man Sorge haben, es springt etwas über. Zum Essen parken wir
dann um, denn den Anblick wollen wir uns nicht antun. Als später der
Familienvater mittleren Alters mit seinen zwei Kindern einsteigt,
können wir nur mit dem Kopf schütteln.
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Von Batmans Bay aus fahren wir in den Murramarang NP. Am Pebbly Beach
sollen die Kängurus bis an den Strand kommen. Nachdem wir am
Ticketautomat die 7 AUD für den Parkeintritt bezahlt haben, sehen wir
auch schon eine größere Gruppe Menschen, die auf Hand, Schulter und
Kopf Sittiche sitzen haben. Wer möchte, bekommt eine Handvoll
Vogelfutter und darf die Vögel füttern. Die lassen sich nicht lange
bitten. So habe dann auch ich die hübschen Vögel auf Hand und Schulter
sitzen. Mit ihren spitzen Krallen halten sie sich gut fest. Drei Sorten
Sittiche haben sich hier versammelt.
Auf der Wiese am Strand sehen wir dann einen Waran liegen. Im Gegensatz
zu seinen ängstlichen Kumpeln von unterwegs ist dieser total entspannt.
Er öffnet höchstens mal ein Stück die Augen, um zu sehen, was um ihn
herum passiert. Er kennt die Neugier der Touristen schon und lässt das
Betrachten aus nächster Nähe über sich ergehen.
Schon sehen wir auch fünf graue Riesenkängurus auf der Wiese grasen.
Eines von ihnen hat wieder ein Junges in seinem Beutel, das von Zeit zu
Zeit heraus schaut, ein wenig Gras frisst und wieder im Beutel
verschwindet. Dann schauen nur noch Beine und Schwanz heraus. Die
Kängurus sind so an Menschen gewöhnt, dass sie uns bis auf zwei Meter
an sich heran lassen. Eines springt sogar über Uwe hinweg, als er vor
ihm liegt.
Wir verbringen eine ganze Weile mit den Tieren, bevor wir die
Weiterfahrt antreten. Zwar gibt es hier auch eine Campsite, doch die
gefällt uns mal wieder gar nicht. Wir fahren die nördliche Zufahrt zum
Murramarang NP. In Kioloa halten wir an einem Strandparkplatz. Der
Platz ist gut für die Nacht. Als wir noch an den Strand gehen, sehen
wir am anderen Ende der Bucht die Bootsanlegestelle. Von dort hat man
einen schönen Blick auf die Bucht und das Meer. Wenn wir doch schon am
Meer sind, dann wollen wir auch mit dem Meerrauschen einschlafen. Rasch
fahren wir noch um die Bucht herum an die Bootsanlegestelle in Kioloa.
Auf dem Weg dorthin grasen gut 30 graue Riesenkängurus in einem
Vorgarten. Jetzt, hier am Strand, hüpfen die Tiere auf der Straße
herum. In guter Gesellschaft gehen wir nach einem Sundowner schlafen.
23.01.2011 Kioloa – Seven Mile Beach NP
Man
merkt, dass Wochenende ist. Die Boote werden früh zu Wasser gelassen.
Bereits morgens um 7 Uhr brennt die Sonne. Als wir gerade
frühstücken wollen, bekommen wir Besuch. Ein kleiner Vogel fliegt ins
Auto und setzt sich wie selbstverständlich auf die Ablage, wo unser
Bettzeug liegt. Er macht auch keine Anstalten, unser Auto wieder zu
verlassen. Es scheint ihm zwischen den Kissen zu gefallen. Ich denke
nur, der wird doch nicht etwa in unsere Kissen k..., klar wird er, aber
der Piepmatz ist zum Glück so klein, dass auch seine
Hinterlassenschaften nicht viel größer als ein Stecknadelkopf sind.
Eine ganze Weile bleibt er bei uns und wir haben einen richtigen
"Kampf", ihn unbeschadet wieder ins Freie zu befördern.
Nach diesem etwas unruhigen Frühstück fahren wir noch bis zum Pretty
Beach. Auch hier grasen jede Menge Kängurus. Der Murramarang NP ist
ohnehin bekannt für seine große Kängurupopulation. Wir wandern bis zu
den Durras Mountain, drehen dann um und schauen uns noch den Strand -
Pretty Beach an. Der ist alles andere als schön. Lediglich die ihn
umgrenzenden Felsformationen beeindrucken, aber da ist das Licht im
Moment denkbar ungünstig.
So fahren wir noch ein Stück durch den Murramarang NP, bevor wir später
wieder den Princess Highway erreichen.
Eigentlich wollen wir uns noch die Jervis Bay im Bonderee NP ansehen.
Dieses Territorium gehört den Aborigines und so kostet der Park 10 AUD
Eintritt plus Campinggebühr. Mit der Begründung, dass die Campsite voll
ist, wird uns der Eintritt in den Park verwehrt. Wir dürfen noch nicht
einmal als Tagesbesucher rein. Na dann eben nicht.
Wir fahren weiter bis zum Seven Mile Beach NP. Auf dem hübschen
Picknickplatz bleiben wir. Neben uns finden auch noch 5 andere Camper
diesen Platz ganz prima für die Nacht. Am fast menschenleeren Strand
bläst eine ziemlich straffe Brise. Wir schauen noch ein wenig den
Anglern zu, die gerade zwei kleine Stachelrochen geangelt haben. Als
uns der Sand zu sehr um die Ohren bläst, laufen wir zurück zum Auto und
beenden dort den Tag mit einem Sundowner.
24.01.2011 Seven Mile Beach NP – Jamison Lookout (Blue Mountain NP)
Heute Morgen scheint die Sonne, der starke Wind am Strand hat
nachgelassen. Gemütlich frühstücken wir unter den schönen alten Bäumen
des Picknickplatzes. Dann laufen wir noch einmal zum Strand. Es ist
schön hier – friedlich und fast menschenleer mit einem schönen
Sandstrand, so weit das Auge reicht. Wir schauen den Krabben zu, die ab
und an aus ihren Sandlöchern gekrochen kommen. Kitesurfer gleiten über
die Wellen und Möwen suchen sich in der Brandung ihr Frühstück.
Uwe ist tapfer und geht Baden. Mir ist das Wasser heute Morgen eindeutig zu kalt. Mädchen halt!
Nach einem schönen Strandspaziergang setzen wir unsere Fahrt fort.
Sonderlich weit kommen wir heute nicht. Kiama fesselt unsere
Aufmerksamkeit mit dem Blowhole, das eine Wasserfontaine aus einem
Felsen schleudert. Bis zu 60 Meter kann (soll) die hoch sein. Unsere
Fontaine ist im Moment ziemlich mickrig und so warten wir eine ganze
Weile. Leider wird sie aber nicht spektakulärer. Dafür beginnt es mal
wieder zu regnen. Im Supermarkt in Kiama kaufen wir ein letztes Mal ein
und setzen dann unsere Fahrt die Küste entlang fort.
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Rasch haben wir den Regen hinter uns gelassen und nun begleitet uns
wieder die Sonne. Nachdem bei unserem Besuch in den Blue Mountains der
erste Teil wegen Regen und Nebel buchstäblich ins Wasser gefallen ist,
haben wir beschlossen, dort noch einmal bei schönem Wetter vorbei zu
fahren. Wir steuern deshalb die Wentworth Falls an.
Am Jamison Lookout verbringen wir die Nacht. So sind wir morgen Früh gleich am Aussichtspunkt.
Bei einem kleinen Rundgang mit der Taschenlampe nach Einbruch der
Dunkelheit entdecken wir noch drei Ringtail-Possums. Die kleinen
Kerlchen nagen an den Zapfen der Zedern und lassen sich von uns nicht
aus der Ruhe bringen.
25.01.2011 Jamison Lookout – Long Reef
Heute
gibt es Blue Mountains bis zum Abwinken. Zum Sonnenaufgang stehen wir
bereits am Jamison Lookout. Noch ist das Tal nebelverhangen, doch der
Nebel zieht rasch auf.
Gerade als wir zu den Wentworth Falls laufen wollen, entdecken wir am
Rand des Parkplatzes vier Leierschwänze auf Futtersuche. Leierschwänze
sehen ein wenig aus wie unser Pfau, nur nicht so farbenprächtig. Sie
sind bekannt für ihre Balztänze und die Fähigkeit, Geräusche zu
imitieren. Der Leierschwanz ist das Nationalparksymbol im Bundesstaat
New South Wales. Diese hier tun uns natürlich weder den Gefallen, uns
ihre sprachlichen Fähigkeiten zu zeigen, noch sind sie bereit für uns
zu balzen. Lediglich seinen jüngeren Artgenossen jagt der männliche
Leierschwanz über den Platz. Wir freuen uns, dass wir diese eigentlich
sehr versteckt lebenden Vögel entdeckt haben und versuchen,
fotografisch das Beste aus ihrem großen Bewegungsdrang zu machen.
Nach einer ausgiebigen Fotosession und noch vor dem Frühstück und dem
ersten Besucheransturm wandern wir zu den "Wentworth Falls". Wir sind
ganz allein unterwegs und auch die Fälle haben wir noch für uns allein.
Es ist richtig schön. Ganz friedlich liegt das Jamison Valley vor uns.
Nur eine Schar Gelbhauben-Kakadus fliegt laut kreischend ins Tal.
Als wir zum Auto zurückkehren, hat sich der Parkplatz schon gefüllt.
Gerade spucken die ersten Busse ihre Touristenladungen aus. Wir
frühstücken erst einmal in Ruhe, bevor wir unsere Fahrt durch die Blue
Mountains fortsetzen. Auf dem Tourist-Drive steuern wir die einzelnen
Aussichtspunkte an. Als nächstes laufen wir noch einmal zu den "Leura
Cascaden". Diesmal gehe ich in Flipflops, damit ich zum Fotografieren
auch im Wasser stehen kann. Das geht ganz gut, auch wenn alles sehr
rutschig ist und ich höllisch aufpassen muss, nicht mit der ganzen
Kamera im Wasser zu landen. Ein wenig enttäuscht stellen wir fest, dass
es hier viel schöner aussah, als es geregnet hat und alles nass war.
Das Grün erscheint dann einfach satter. Uns kann man es aber auch nie
recht machen. Dafür ist jetzt die Aussicht ins Tal schöner.
Auf dem Parkplatz hat inzwischen neben uns wieder so ein Igitt-Auto
geparkt. Die Spiegel sind bereits dick mit Spinnweben eingesponnen und
das ganze Fahrzeug ist total verdreckt. Es ekelt uns schon beim Anblick.
Weiter geht es zu den "Three Sisters". Der Skyway, eine Art Seilbahn,
fährt gerade über uns hinweg, als wir zum "Cliffpoint" laufen. Hier ist
es uns einfach zu touristisch. Vom "Eagle Hawke Point" haben wir einen
schönen Blick auf die "Three Sisters", drei Felsen, die sich aneinander
schmiegen.
Bei Blackheath biegen wir in das große Valley ab. Inzwischen ist es
extrem heiß. Am "Evans Lookout" treibt es uns schon den Schweiß aus den
Poren, als wir etwas von einer 5 km-Wanderung hören. Wandern geht bei
der Hitze gerade überhaupt nicht. Da schlaucht schon jede Bewegung. Von
wegen, in den Blue Mountains kann man sich abkühlen!
Wir schauen noch einmal bei "Govettes Leap" vorbei. Hier hat man noch
einmal eine schöne Aussicht auf das große Valley. Jetzt, nach dem
warmen Tag sehen wir sogar, was den Blue Mountains ihren Namen gegeben
hat. Blauer Eukalyptusdunst steigt aus dem Tal auf. Die unzähligen
Eukalyptusbäume dieses Gebietes sondern bei warmen Temperaturen diesen
blauen Dunst ab, der dem Gebiet seinen Namen gegeben hat. Als es nass
war, konnten wir den Eukalyptusduft riechen; jetzt, als es heiß ist,
sehen wir ihn sogar.
Nun haben wir aber Beide genug von "Blauen Bergen". Uwe zieht es ans
Meer. Zwar müssen wir uns auf einen Mega-Aussie-Ansturm gefasst machen,
denn morgen ist Australien-Day, aber das ist halt nicht zu ändern.
Irgendwo wird schon noch ein Fleckchen Strand für uns frei sein. So
fahren wir nach einem "blauen Tag" wieder Richtung Küste.
Je mehr wir uns Sydney nähern, umso dichter wird der Verkehr. Wir
schwanken, ob wir lieber den Ku-ring-gai Chase NP oder Palm Beach
ansteuern sollen. Uwe will ans Meer.
Als wir die Landzunge bis Long Reef gefahren sind, müssen wir
feststellen, dass die Vororte von Sydney nahtlos ineinander über gehen.
Teilweise sind die Gegenden richtig nobel. Es wird nicht ganz einfach
werden, ein ruhiges Plätzchen zu finden. Wir steuern den Long Reef
Point an. Inzwischen ist es bereits dunkel. An einem großen Park, in
der Nähe von Toiletten, steht bereits ein "Hippie"-Camper. Wir
beschließen, ihm Gesellschaft zu leisten. So haben wir zwar heute mal
keinen Meerblick, aber es ist ohnehin bereits dunkel.
Auf der Toilette mache ich die Bekanntschaft der netten jungen
Holländerin und mit ihrem Freund kommt Uwe bei einem Bier auch gleich
ins Gespräch. Die Beiden freuen sich über Nachbarn und so quatschen wir
noch eine ganze lange Weile. Die Eule und das Possum im benachbarten
Baum spielen heute leider nur eine Nebenrolle.
Erst spät gehen wir schlafen und hören in der Ferne noch
Feuerwerksböller – sehen aber nichts. Ja, darauf muss man auch erst
einmal kommen, dass der Australien-Day – der Nationalfeiertag der
Australier - mit Feuerwerk eingeleitet wird. Zum Glück zieht der
Feiertag kein langes Wochenende nach sich. Die Aussies haben also nur
Morgen frei zum Feiern.
Im Laufe der Nacht gesellt sich noch ein dritter Camper zu uns.
26.01.2011 Long Reef – Ku-ring-gai Chase NP - Long Reef
Viel zu früh weckt uns ein metallisches Geräusch. Immer wieder haut
Metall auf irgendetwas. Mein Gott, das nervt aber! Inzwischen kommt ein
Auto nach dem anderen auf den Parkplatz gefahren, dabei dämmert es
gerade erst. Es muss kurz nach 5 Uhr sein. Dann ertönt auch noch eine
Lautsprecheransage, die wir aber nicht verstehen.
Och nö, muss das mitten in der Nacht sein! Kurz darauf erkennen wir,
dass wir vor einem Golfplatz stehen und hier heute offensichtlich ein
großes Golfturnier stattfindet. Das nervige Geräusch waren Abschläge,
die ganz Eifrige noch rasch zum Warmwerden gespielt haben. Zwar findet
unsere Golf spielende Tochter, dass so ein "plopp" Geräusch das
schönste ist, was man so einem Ball antun kann – aber doch nicht mitten
in der Nacht. Unausgeschlafen und schlecht gelaunt quälen wir uns aus
dem Bett und flüchten zum Strand. Unsere holländischen Nachbarn
scheinen von dem ganzen Trubel um sie herum nichts mit zu bekommen. Sie
schlafen immer noch – haben einen beneidenswert guten Schlaf. Der
andere Camper hat allerdings die Flucht noch vor uns ergriffen.
Auch dieser Tag verspricht sehr heiß zu werden. Wir frühstücken am
Strand, wo auch schon richtig viel los ist. Anschließend laufen wir zum
Long Reef Point. Leider sieht man die tollen Bodenstrukturen nur bei
Ebbe und im Moment kommt das Wasser gerade zurück. Ein schlechtes
Timing!
Eigentlich wollen wir weiter nach Palm Beach, dem obersten Punkt dieser
Landzunge. Ein langer Autowurm bade-, angel- und picknickwütiger
Aussie-Familien zieht sich bereits durch die Straßen. In Mona Vale
entscheiden wir uns um und fahren nun doch zum Ku-ring-gai Chase NP.
Für 11 AUD werden wir eingelassen. Selbst hier in den Park fahren die
Aussies nur, um dann von den Wanderwegen aus zu den Strandbuchten zu
laufen. Alle streben nur dem Meer zu. An der Natur hier ist kein
Einziger interessiert.
Wir machen eine kleine Wanderung, doch für mehr ist es schon zu heiß.
Auf dem Rastplatz schauen wir einem verfressenen Waran zu, der
gefüttert wird und am Red Hand Cave bestaunen wir ein Aborigine Relikt
– einen roten Handabdruck an einem Felsen.
Auf einem anderen Trail gibt es weitere Aborigine-Zeichnungen zu
besichtigen. Diesmal sind sie als große Bilder in den Felsboden
geritzt. Leider befindet sich der ganze Weg in der prallen Sonne. Es
ist unmöglich, sich hier länger aufzuhalten. Ohnehin sind die
Wanderwege nicht gerade in einem guten Zustand. Ständiges Geröll und
lose Steine machen das Laufen sehr beschwerlich. Außerdem hören uns
Tiere schon meilenweit. Schade, denn eigentlich ist der Park recht
schön. Wieder einmal können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass
der Aussie für Wanderwege nicht viel übrig hat.
Wir "dümpeln" im Schatten so vor uns hin, picknicken ausgiebig, fahren
zum Lookout und sehen dort gar nichts. Gerade zieht eine dicke
Nebelfront vorbei, die alles einhüllt.
Als es gegen Abend ein wenig abgekühlt hat, laufen wir noch einmal
einen Wanderweg entlang. Wieder verläuft der fast ausschließlich in der
Sonne. Obwohl wir noch vor dem Ziel umdrehen, war das definitiv zu viel
Sonne für mich. Außer einem Honigfresser (eine Vogelart, die sich von
Nektar ernährt), haben wir auch keine Tiere gesehen.
Wir beschließen, noch einmal nach Long Reef zurück zu fahren. Diesmal
werden wir die Nacht aber am Strand verbringen. Gerade geht die Sonne
unter und wir laufen noch rasch zum Aussichtspunkt. Zwar sehen wir noch
schöne Reflektionen in den Bodenstrukturen, doch bis wir dort ankommen,
sind die schönsten Spiegelungen schon weg. Das hat irgendwie nicht
sollen sein.
Am Strand ist inzwischen Ruhe eingekehrt. Unbehelligt verbringen wir
diesmal eine sehr viel ruhigere Nacht und hier am Wasser weht auch ein
kleines Lüftchen, denn noch immer ist es sehr heiß. Wir sind richtig
froh, dass wir nicht die ganze Zeit unserer Reise so eine Hitze hatten,
denn die lähmt die Aktivitäten doch erheblich.
27.01.2011 Long Reef - Sydney
Heute
Morgen lassen wir es langsam angehen. Ein letztes gemütliches Frühstück
am Strand, ein kleiner Strandspaziergang und so tun, als ob wir alle
Zeit der Welt haben – diesen Luxus gönnen wir uns heute noch einmal.
Danach ist auf dem Rückweg nach Sydney Autowäsche angesagt. Der Wagen
muss schließlich sauber zurückgegeben werden. In einer
Selbstbedienungs-Waschanlage, wie wir sie auch von zu Hause kennen,
versuchen wir, den Dreck der letzten 5 Wochen wieder los zu werden. Gar
nicht so einfach, denn die Intervalle der Waschprogramme sind nur
ungefähr halb so lang wie zu Hause. Wir müssen die Prozedur ein paar
Mal wiederholen. Am Ende sieht unser fahrbares Zuhause aber innen und
außen aus wie neu. Nun müssen wir noch volltanken und die Gasflasche
auffüllen lassen, denn auch das ist vorgeschrieben.
Über Thornleigh fahren wir Richtung Sydney. In Thornleigh erkundigen
wir uns noch danach, wie die Zugverbindungen zum Airport sind und wo
genau, die Züge abfahren.
Unsere nächste Station ist der Airport Sydney. Hier schauen wir schon
mal, an welchem Schalter wir morgen einchecken müssen und wo Uwe mich
morgen Früh am besten absetzt. Leider können wir noch nicht
elektronisch einchecken, aber am Schalter von Singapore-Airline
erfahren wir schon mal, dass der A 380 nur mit ca. 200 Passagieren
besetzt sein wird. Unsere Sitzplatzreservierungen werden auch schon mal
bestätigt.
Jetzt kehren wir an einen unserer ungewöhnlichsten Übernachtungsplätze
dieser Reise zurück. Noch einmal wollen wir die Nacht in der
Einflugschneise des Sydney-International-Airport verbringen. Wir haben
es dann nicht weit bis zum Flughafen und müssen uns nicht erst noch
stundenlang durch Pendlerverkehr kämpfen.
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Rasch lassen wir in einer Tankstelle ein paar Querstraßen weiter noch
die Propangasflasche auffüllen, bevor wir von unserem Parkplatz aus
schon mal den startenden und landenden Flugzeugen zuschauen. Noch
einmal genießen wir unseren Sundowner, während wir einer Gruppe Aussies
zuschauen, die von einem Fitnesstrainer erbarmungslos über den
angrenzenden Rasen gescheucht werden.
28.01.2011 Sydney – Singapore - Frankfurt
Gerade
startet die erste Maschine. Es ist also 6 Uhr und Zeit für uns,
aufzustehen. Heute fällt unser Frühstück leider nicht mehr so üppig
aus, wie sonst, denn der Kühlschrank ist leer und die Vorräte
weitgehend aufgebraucht.
Die letzten Kleinigkeiten sind schnell verstaut. Widerwillig tauschen
wir die Flipflops gegen die Wanderschuhe. Jetzt bloß nicht über
deutsches Wetter nachdenken, sonst wird der Abschied unerträglich. Zum
Glück sind Deutschland und unser "echtes" Leben noch ganz weit weg.
Um 7 Uhr setzt Uwe mich mit unserem ganzen Gepäck am International
Airport ab. Dort, neben einer Steckdose am Terminal K von
Singapore-Airline werde ich auf ihn warten. Er muss sich nun allein und
nur mit Hilfe des GPS nach Thornleigh durchkämpfen. Dort wird er das
Auto abgeben und dann mit dem Zug zurück zum Flughafen kommen. Der
Berufsverkehr ist schon ganz schön dicht. Es wird nicht einfach für
ihn. So richtig wohl ist mir nicht, als wir uns trennen. Frühestens in
4 Stunden kann er wieder zurück sein, wenn alles gut klappt. Unser Flug
geht um 16:30 Uhr; ab 13 Uhr ist einchecken. Die Zeit sollte also
reichen.
Als wir am Eingangsbereich des Flughafengebäudes vorbei gefahren sind,
hatte ich eine Live-Kameraberichterstattung gesehen. Irgendetwas war
los und die Moderatorin gerade auf Sendung. (Wie wir später zu Hause erfahren, gab es erneut Probleme mit einem A 380 von Quantas).
Während ich mir die Zeit mit Fotos aussortieren vertreibe, muss Uwe
sich durch dichten Berufsverkehr kämpfen. Er hat sich für den Weg durch
Sydneys Innenstadt entschieden. Zum Glück wird die Verkehrsdichte
geringer, als er die Innenstadt hinter sich gelassen hat.
Während ich am Laptop sitze und die Fotoausbeute der letzten Wochen
sichte, kommt das Kamerateam von vorhin. Es filmt erst einmal den
Schalter von Singapore-Airline, dann schaut sich der "Oberhäuptling"
suchend um. Außer mir sitzt hier im Moment nur noch ein einzelner Mann.
Fragt mich doch der "Oberhäuptling", ob ich ihm ein Interview geben
würde. Ich glaub ich spinne und bin so erschrocken über dieses
Ansinnen, dass mein "Nein" sehr resolut ausfällt. Er fragt den Mann
neben mir, doch der lehnt auch ab. Wieder schaut der Typ sich
hilfesuchend nach mir um und noch einmal schüttle ich lachend den Kopf.
Na das fehlte noch! Unverrichteter Dinge zieht das Team wieder ab.
Keine Ahnung, was die so richtig wollten.
Um kurz vor 11 Uhr kommt Uwe zurück. Es hat mit der Fahrt und der
Fahrzeugrückgabe alles gut geklappt. Die Rückgabe des Autos war in
wenigen Minuten erledigt und der Mitarbeiter der Autovermietung hat ihn
dann noch zum Bahnhof Thornleigh gefahren.
Die Zugfahrt war erwartungsgemäß ein kleines Abenteuer. Uwe ist total
entsetzt über die verdreckten und sehr primitiv ausgestatteten Züge.
Dafür kostet die Zugfahrt nur 18 AUD, statt 100 bis 120 AUD für eine
Taxifahrt. Im "Central" in der Stadtmitte – quasi dem Hauptknotenpunkt
der öffentlichen Verkehrsmittel – musste er umsteigen, doch das ging
prima und ohne Zeitverlust. Der Zug hält faktisch unter dem
Airport-Gebäude und ohne Gepäck war der Übergang von der Bahnstation
zum Airport kein Problem.
Zufrieden, nun diese Hürde auch bewältigt zu haben, gönnen wir uns noch
einmal leckeres Sushi. Kurze Zeit später können wir bereits einchecken.
Die Wartezeit bis zum Boarding verbringen wir noch mit Fotos sortieren.
Im Flieger können wir uns wieder richtig breit machen. Da vergehen die
7 ½ Stunden Flugzeit bis Singapur recht schnell. Der Service
von Singapore-Airline ist wirklich exzellent. Wir bekommen ständig
Getränke angeboten; die Crew ist freundlich und aufmerksam. Mit
Singapore-Sling Cocktails stoßen wir auf diesen gelungenen Urlaub an,
in dem wir wieder viel Neues gesehen und erlebt haben.
In Singapur haben wir 2 Stunden Aufenthalt, bevor wir in die A747
steigen, die uns nach Frankfurt bringt. Leider ist die Maschine bis auf
den letzten Platz ausgebucht. Auch die Sitzplätze kommen uns schmaler
vor als im A380. Wir fühlen uns ein wenig wie Heringe in der Dose. Da
wir wieder ganz hinten sitzen, können wir wenigstens nach einer Seite
die Beine ausstrecken. Diesmal sind die 12 ½ Stunden Flug
schon sehr lang. Unterwegs haben wir teilweise ziemliche Turbulenzen,
die den alten Kasten ganz schön durchschütteln. Bei uns wirkt das
allerdings wie in den Schlaf schaukeln. Auch diese Crew macht einen
wirklich guten Job. Es gibt sogar am frühen Morgen Ferrero-Roche. Wir
können es uns mal wieder nicht verkneifen, scherzhaft um Nachschlag zu
bitten und prompt bekommen wir vom Stewart noch ein paar Kugeln
zugesteckt. Wir sind ganz platt.
So gut es geht, versuchen wir, zu schlafen, so dass wir bei unserer
Ankunft morgens um 6 Uhr in Frankfurt auch einigermaßen
ausgeschlafen sind. Immerhin sind wir nun seit 29 Stunden auf den
Beinen. So freuen wir uns, dass unser Auto im Parkdeck noch auf uns
wartet, unbeschadet ist und auch willig, uns nach Hause zu bringen.
Als wir allerdings in unserem Auto sitzen, kommen wir uns erst einmal
vor wie auf Kinderstühlchen. Wir haben den Eindruck, gar nicht über die
Motorhaube schauen zu können. Ist unser Auto geschrumpft? Wir sitzen
sprichwörtlich wie das Kind beim Dreck. Schon witzig, wie schnell wir
uns an unseren Camper gewöhnt haben. Dort mussten wir zum Einsteigen
hochklettern. Klar, dass Uwe dann zum Blinken auch erst einmal den
Scheibenwischer betätigt. Ja, der Mensch ist ein Gewohnheitstier!
Gut, dass heute Morgen auf der Autobahn noch nicht viel Verkehr ist. Da
haben wir Zeit uns einzugewöhnen. Die Minus 3 °C nehmen wir
gelassen. Noch haben wir genug Wärme getankt. Wenigstens dem vielen
Schnee sind wir in den letzten Wochen entgangen. Im Laufe des Tages
kommt sogar ein wenig die Sonne heraus. Es scheint, als hätten wir ein
wenig davon mitgebracht. Naja, mehr war halt auf diese Entfernung nicht
möglich.
Abschließend noch ein paar ganz subjektive Erfahrungen und Eindrücke, die wir im Verlauf unserer Reise gewonnen haben.
Reiseplanung: Schon bei der Reiseplanung war für uns klar,
dass ein so großes Land wie Australien nicht in 5 Wochen zu
erkunden ist, zumal wir als Fotografen ohnehin viel langsamer unterwegs
sind, als der Normalreisende. Wir haben uns dazu entschlossen, uns erst
einmal ein kleineres Segment dieses Landes vorzunehmen und zu schauen,
ob es uns gefallen könnte. So war natürlich klar, dass unsere Besuche
der jeweiligen Reiseziele immer nur oberflächliche Stippvisiten sein
können; immer mit dem Ziel heraus zu finden, ob wir dort hin noch
einmal mit mehr Zeit zurückkehren möchten.
Von vornherein war uns bewusst, dass die gewählte Reisezeit für einen
Besuch des Nordens von Australien nicht geeignet ist. Gern hätten wir
natürlich noch ein Stück mehr des Gondwana Regenwaldes gesehen, der
Teil des Unesco-Weltnaturerbes ist. Diesen Teil Australiens heben wir
uns nun für eine nächste Reise auf.
Gute Dienste bei der Reiseplanung haben uns wieder Reiseberichte im
Internet erwiesen. Mit dabei und immer griffbereit waren die neuesten
Ausgaben der Australien-Reiseführer von Lonley Planet und Iwanowski
sowie der Nationalparkführer von Reise Know how "Australien – die
schönsten Nationalparks".
Nationalparks:
Inzwischen wissen wir, dass unsere Vorstellung von einem Nationalpark
sich nicht unbedingt mit dem deckt, was in Australien einen
Nationalparkstatus erhält. Dort geht es häufig in erster Linie darum,
bisher unberührte Flächen vor der Abholzung oder Besiedlung zu
schützen. Die darin lebende Tierwelt ist dabei eher von nachgeordneter
Bedeutung. Das ist dann auch der Grund dafür, weshalb Australien so
unzählig viele Nationalparks hat. Manchmal hätten wir uns einfach mehr
Möglichkeiten gewünscht, die Parks zu erkunden, doch mit dem Wandern
und der Natur hat es der Aussie nicht so. Viele Nationalparks, die wir
besucht haben konnten kostenlos besucht werden.
Menschen:
Der Australier strebt ans Meer und seine liebsten Beschäftigungen sind
angeln, Party machen und Rasen mähen, wobei die ersten beiden
Beschäftigungen deutlich intensiver und quasi rund um die Uhr betrieben
werden. Überhaupt ist der Australier wirklich sehr viel lockerer und
gelassener als der Europäer bzw. als wir Deutschen. Nichts ist ein
Problem und wenn es heute nicht wird, dann eben Morgen. Die Coolness,
die der typische Aussie zur Schau trägt, wirkt auf uns etwas "too much"
und seine "Laisser-faire" setzt sich auch in seinem ganzen Lebensstil
fort. Der Aussie nimmt es mit sich und mit seinem Besitz nicht so
genau. Oft haben wir über ziemlich ungepflegtes Äußeres, zugemüllte
Häuser, verwahrloste Autos den Kopf geschüttelt. Manchmal ein wenig zu
chaotisch für unseren Geschmack; und vor allem nicht nachvollziehbar in
einem hochzivilisierten Land, dem es an nichts fehlt. Wie so oft auf
Reisen ist man gut beraten, deutsche Ansprüche und Vorstellungen zu
Hause zu lassen.
Uns fiel auf, dass an vielen Geschäften ein Dresscode hängt, damit
Man(n) sich wenigstens hier etwas anzieht. Viele Männer laufen oben
ohne herum aber im Gegensatz zu Deutschland haben die meisten von ihnen
wenigstens ansehnlichere Bodys. So bleibt auch nicht verborgen, dass
fast jeder tätowiert ist. Als Tätowierer (oder Dermatologe, der den
Schrott dann später mühsam und für viel Geld wieder weglasern muss),
scheint man in Australien ein gutes Ein- und Auskommen zu haben.
Auto:
Unser Camper war 5 Wochen lang unser fahrbares Zuhause. Bis auf die
ersten beiden Hotelübernachtungen in Sydney haben wir entgegen dem Rat
vieler Reiseführer keine Campsites vorgebucht, obwohl wir in der
Hochsaison unterwegs waren. Wer Wert darauf legt, auf einem der extrem
vollen Campsites zu nächtigen, tut gut daran, rechtzeitig einen Platz
zu reservieren. Uns haben die vollen Campingplätze dagegen so
abgeschreckt, dass wir stattdessen unkonventionelle Alternativen
gewählt haben. Für uns persönlich war das eine sehr ungebundene Art zu
reisen und wir haben die Vorzüge sehr geschätzt, täglich neu
entscheiden zu können, wo wir bleiben möchten. Das setzt aber auch eine
gewisse Flexibilität und Spaß am Außergewöhnlichen voraus, da man nie
weiß, wo man die nächste Nacht verbringen wird. Bis auf den Parkplatz
am Besucherzentrum der 12 Apostel haben wir mit dieser Form der
Übernachtung auch nie Probleme gehabt. Hier geht die Toleranz der
Australier sehr weit. Wir wurden niemals neugierig beäugt oder gar
irgendwie belästigt oder angefeindet. Morgens im Schlafanzug aus dem
Auto zu steigen scheint für Australier das Normalste der Welt zu sein.
Das Netz an öffentlichen Toiletten ist (zumindest da, wo wir waren),
sehr gut ausgebaut und sie werden auch täglich gereinigt.
Wasseranschlüsse – meist sogar Trinkwasser – gibt es ebenfalls fast
überall. Gute Anlaufstellen, um regelmäßig den 35-Liter-Wassertank des
Campers wieder aufzufüllen, sind Picknickplätze, Tankstellen und
Badestrände. Vorteilhaft ist es, wenn zum Mobiliar des Campers auch ein
Stück Wasserschlauch mit unterschiedlichen Anschlussstücken gehört.
Mit der Autovermietung "Around Australia Motorhomes (AAM)" waren wir
sehr zufrieden. Einziger großer Nachteil ist wirklich die Tatsache,
dass die Firma sehr weit außerhalb von Sydney in Thornleigh ihren Sitz
hat und nicht bereit ist, das Fahrzeug zum Flughafen zu bringen oder
von dort abzuholen bzw. ihre Kunden hin- und her zu fahren. Das
verursacht bei der Abholung und Abgabe des Fahrzeugs zusätzlich hohe
Taxikosten oder ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln recht
beschwerlich. Immerhin benötigt man von der Innenstadt aus mit dem Auto
gut 30-40 Minuten bis Thornleigh. Vom Bahnhof bis zur Autovermietung in
Thornleigh ist es jedoch nicht weit. Ansonsten war das Fahrzeug trotz
seiner 103.000 km auf dem Tacho ebenso wie das ganze Equipment in sehr
gepflegtem und sauberem Zustand. Wir hatten auch unterwegs keinerlei
technische Probleme oder Reifenschäden. Das "magere" Reifenprofil ist
allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht zu unterschätzen ist die
Klausel (bei fast allen Autovermietungen), dass beim Fahren auf
unbefestigten Straßen der Versicherungsschutz erlischt. Oft ist
zumindest das letzte Stück Weg zu einem Nationalpark unbefestigt aber
auch viele Wege innerhalb der Nationalparks sind unbefestigte Pisten.
Zudem sind viele Nebenstraßen nicht geteert und fallen damit unter
diese Klausel. Gerade unsere landschaftlich schönsten Strecken, die wir
zurück gelegt haben, waren unbefestigte Straßen. Wer das Risiko
fehlenden Versicherungsschutzes also nicht eingehen möchte, für den
empfiehlt es sich daher, schon bei der Auswahl des geeigneten
Fahrzeugtyps einen Blick in eine detaillierte Straßenkarte zu werfen.
Uns hat dabei übrigens der Australien-Straßenatlas von Hallwag sehr
gute Dienste erwiesen (www.swisstravelcenter.com). An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Alex für diese hilfreiche Leihgabe.
Unser Camper war nicht größer als ein Sprinter, was unserer
Flexibilität sehr entgegen kam. Die umgebaute Liegefläche ist schön
groß, der Stauraum reicht und die Einrichtung ist funktional
zweckmäßig. Gegen ein Wohnmobil ist er natürlich ein Zwerg. Obwohl auch
uns die großzügige Ausstattung und der Komfort eines Wohnmobils
beeindruckt haben, würden wir uns dennoch wieder für "unseren Zwerg"
entscheiden.
Benzin ist in Australien ein wenig günstiger als in Deutschland. Den
Linksverkehr sind wir aus dem südlichen Afrika ja schon gewöhnt.
Verpflegung:
Lebensmittel sind in Australien ca. 1,5 fach teurer als in Deutschland.
Für Obst-Fans, wie uns also nicht wirklich ein Land zum Leben.
Es war überhaupt kein Problem, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. In
jedem größeren Ort gibt es Shopping-Center und Supermarkt mit großer
Warenpalette. Für uns interessant war es, dass wir nie Kängurufleisch
gesehen haben. Das scheint ausschließlich als "Australische
Delikatesse" in den Export zu gehen. Aussies essen sowas nicht.
Wetter:
Wir haben im Verlauf unserer Reise außer Schneetreiben so ziemlich jede
Sorte Wetter erlebt, das man sich vorstellen kann. Im Nachhinein sind
wir allerdings froh, nicht die ganze Zeit "Sommer" gehabt zu haben,
denn die australische Hitze lähmt die Aktivitäten schon ziemlich. Auf
jeden Fall haben wir uns geschworen, nie mehr ohne Regenschirm nach
Australien zu gehen. Sich in dieser Form vor der Sonne zu schützen, ist
dort nicht ungewöhnlich.
Telefon:
Wir haben im Verlauf unserer Reise außer Schneetreiben so ziemlich jede
Sorte Wetter erlebt, das man sich vorstellen kann. Im Nachhinein sind
wir allerdings froh, nicht die ganze Zeit "Sommer" gehabt zu haben,
denn die australische Hitze lähmt die Aktivitäten schon ziemlich. Auf
jeden Fall haben wir uns geschworen, nie mehr ohne Regenschirm nach
Australien zu gehen. Sich in dieser Form vor der Sonne zu schützen, ist
dort nicht ungewöhnlich.
Tiere:
Die schlimmsten Tiere Australiens sind die unzähligen Moskitos, die
erbarmungslos über einen her fallen. In unserem ganzen Leben sind wir
nicht so viel gestochen worden, wie in diesem Urlaub und dabei haben
wir uns täglich mehrfach mit Insektenschutz (Aerogard) eingesprüht. Das
verdirbt den Mistviechern allerdings immer nur kurzzeitig den Appetit.
Egal, ob bekleidet oder nicht, haben sie immer eine Stelle an uns
gefunden, an der sie sich so richtig auslassen konnten.
Ansonsten ist die australische Fauna viel weniger dramatisch, als ihr
Ruf. Wir haben schon ziemlich viel Tiersichtungsglück gehabt, aber es
hätte für unseren Geschmack gern auch noch etwas mehr sein können. Bis
wir allerdings die australische Tierwelt so gut kennen wie die
afrikanische, braucht es schon noch ein paar Reisen. Die Nächste wird
uns dann auf jeden Fall in die Regenwälder von Queensland führen.
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