Reisebericht Südafrika 2010

vom 20. August - 2. September 2010

Unterwegs im Westen Südafrikas

Diesmal versuchen wir, uns gleich zwei Wünsche zu erfüllen. Zum Einen träumen wir davon, in Südafrika die alljährlich im Frühjahr für einige Wochen zu bewundernde Wildblumenblüte im Namaqualand erleben zu können und zum Anderen werden wir uns einen sehr exotischen Traum erfüllen: Wir werden die Berggorillas im Regenwald von Ruanda und Uganda besuchen. Uns erwarten also in den nächsten drei Wochen wieder eine Menge Abenteuer.

Seit Wochen verfolgen wir den Wetterbericht an der Westküste Südafrikas und hoffen inständig, dass es zur richtigen Zeit ausreichend regnet. Tut es aber nicht. Wenige Tage vor unserer Abreise informieren wir uns schon mal im Internet mit Hilfe des „Flower Report`s“, wo die Wildblumenblüte gerade in ihrer schönsten Blüte steht. Wir sind gespannt, ob es uns diesmal vergönnt ist, dieses Wunder der Natur in seiner vollen Pracht erleben zu dürfen.

Damit wir die uns zur Verfügung stehende Zeit auch wirklich sinnvoll nutzen können, haben wir uns entschlossen, bis Johannesburg zu fliegen und dort einen Mietwagen zu mieten. Unser sehr zuverlässiger Reiseanbieter „Travel Team Africa“ hat uns wieder die Flüge gebucht und diesmal auch ein interessantes Angebot für einen Mietwagen bei der südafrikanischen Autovermietung „Bushlore“ gemacht. Wie immer möchten wir unabhängig sein und spontan entscheiden können, wo wir bleiben. Deshalb haben wir keinerlei Buchungen in Südafrika vorgenommen. Mit dem Dachzelt sind wir flexibel und können fast überall schlafen. Vorsichtshalber haben wir diesmal etwas wärmere Bekleidung dabei, denn noch immer ist in Afrika Winter, der erst langsam ins Frühjahr übergeht.


20.08.2010       Frankfurt – Paris (Airport)

Bei schönstem Sommerwetter – endlich wieder regenfrei – machen wir uns auf den Weg nach Frankfurt. Am Schalter der Air France in Terminal 2 versuchen wir uns zum ersten Mal am elektronischen Checkin. So brauchen wir dann nur noch unsere Koffer aufzugeben. Diesmal wiegt unser Gepäck 39,9 kg und wir müssen uns keine Sorgen um Toleranzgrenzen machen. Das Gewicht des Handgepäcks interessiert glücklicherweise wieder einmal nicht. Während wir auf den Abflug warten, schiebt man uns noch eine Maschine von Air Namibia vor die Nase. Fast sieht es so aus, als ob man sagen will: „Ihr treulosen Tomaten“!

Kaum ist die A319 von Air France gestartet, schon setzt der Pilot wieder zum Sinkflug über Paris an. Die Flugdauer reicht gerade aus für ein Getränk und ein paar Fenchelkräcker. Ich hasse Fenchel und hoffe, die Verpflegung bei Air France steigert sich noch ein wenig, denn wir haben Hunger. Dennoch ist der Flug ok und die Crew sehr freundlich. Wir haben sogar noch Gelegenheit, in der Ferne einen Blick auf den Eiffelturm zu erhaschen, während die Sonne über Paris untergeht.

Bei der Ankunft in Paris klemmt die Tür des Ausgangs und schnell wird die Luft knapp in dem schmalen Gangway-Schlauch. Wir sind froh, als Hilfe naht und wir befreit werden.

Unser Anschlussflug nach Johannesburg geht ab Terminal E57. Wir müssen durch das ganze Flughafengebäude laufen. So haben wir aber auch Gelegenheit, den Flughafenkomplex vom Internationalen Flughafen „Charles de Gaulle“ genauer zu inspizieren. Begeistert stellen wir fest, dass es viele Shops gibt, eine Menge Toiletten, die doppelt so groß wie in Frankfurt und auch wesentlich sauberer sind und in regelmäßigen Abständen auch Steckdosen und sogar Internetpoints vorhanden sind. Da kann sich Frankfurt noch ein paar Scheiben abschneiden. Auch Sitzgelegenheiten gibt es überall reichlich und sogar stylische Ruhemöbel und Ruheräume stehen zur Verfügung.

In Frankfurt hatte man uns beim Checkin gesagt, dass wir oben sitzen. Wir wagen es gar nicht zu hoffen. Sollten wir tatsächlich mit einem Airbus A380 fliegen dürfen?

Als wir unser Gate erreichen, steht dort tatsächlich ein Airbus A380 davor. Wow, das ist ja mal was! Unsere Sitzplätze befinden sich im Oberdeck, gleich hinter der Business Class. Insgesamt hat die Maschine 538 Sitzplätze. Die werden doch unmöglich alle besetzt sein. Wir sind gespannt!

Da wir wie immer die hinterste Sitzplatzreihe gebucht haben, dürfen wir als eine der ersten in die Maschine. Ein beeindruckender „Vogel“! Ich habe sogar rechts von mir noch ein großes Gepäckfach, in dem ich gut die Kamera und den Rucksack verstauen kann. So haben wir die wichtigsten Dinge griffbereit, ohne immer aufstehen zu müssen. Eine tolle Sache!


Die Crew ist außerordentlich freundlich und sucht den Kontakt zu den Passagieren. Unsere Stewardess ist ganz neugierig auf die Kamera und erzählt uns, dass sie auch gerade angefangen hat, das Fotografieren zu erlernen. Wir bekommen sofort etwas zu Trinken und haben eine Menge Spaß mit der Crew. Als wir uns gerade häuslich eingerichtet und die Schuhe hinter uns versenkt haben, kommt ein Steward und fragt uns, ob wir mehr Platz bräuchten. Naja, was für eine Frage? Eigentlich haben wir hier ja schon ungewöhnlich viel Platz, aber wenn er schon so fragt, dann sagen wir mal ja. Er meint lachend, dass wir jetzt genau zwei Minuten Zeit hätten, ihm zu folgen. Na dann tun wir das mal. Rasch raffen wir unsere Sachen zusammen und steigen mit ihm in das Unterdeck. Dort zeigt er uns den fast leeren Kabinenabschnitt und erst glauben wir, uns verhört zu haben. Wir bekommen tatsächlich jeder eine Dreierreihe für uns allein. Der Kabinenabschnitt umfasst 78 Sitzplätze und ist mit gerade einmal 21 Personen belegt. Hier hat Jeder eine ganze Reihe für sich. Was sind wir doch für Glückspilze! Wir können uns die ganze Nacht lang machen und kommen schön ausgeschlafen morgen früh in Johannesburg an. Soll Einer noch einmal etwas gegen die Franzosen sagen!


21.08.2010       Johannesburg – Willem-Pretorius Game Reserve (GR)

Wir haben sehr gut geschlafen, was natürlich nicht wirklich eine Kunst war. Der erste Blick heute Morgen aus dem Fenster präsentiert uns eine große weiße Salzfläche. An ihrem Rand schlängelt sich dunkelgrün ein Fluss wie ein breites Band durch diese beeindruckende Landschaft. Das erste Sonnenlicht verwandelt das Ganze in eine Märchenlandschaft. Uns wird ganz warm ums Herz. Als ich mir auf dem Display des Bordprogrammes die Flugroute ansehe, muss ich lächeln. Unter uns liegt gerade die Makgadikgadi Pan und der Fluss ist der Boteti. Wir sind „zu Hause“ und uns überkommt ein bewegendes Gefühl, dieses so geliebte Gebiet nun auch noch aus der Luft sehen zu können. Wir fliegen über Botswana und kurze Zeit später können wir Johannesburg aus der Vogelperspektive betrachten. Nun überkommt Uwe die Wehmut. Schade, dass er so gar keinen markanten Punkt mehr finden kann, der ihn an seine Kindheit und Jugendzeit in Johannesburg erinnert; aber 30 Jahre sind eben auch eine lange Zeit, in der sich viel verändert hat.

Wir landen um 10:10 Uhr in Johannesburg. Das war bisher unser bester Flug und eine so freundliche Crew hatten wir noch nie! Auch jetzt plaudert jeder der Crewmitglieder mit den Passagieren, so dass die Atmosphäre ausgesprochen locker und angenehm ist. Sogar in Deutsch können wir uns mit ihnen unterhalten.

Die Einreise in Johannesburg ist vollkommen unkompliziert. Es muss noch nicht einmal ein Einreiseformular ausgefüllt werden. Der Pass wird eingescannt. Das geht ruck-zuck. Natürlich hat sich seit unserem letzten Besuch in Johannesburg vor fünf Jahren viel verändert.

Auch auf unser Gepäck müssen wir nicht lange warten. Während Uwe am Gepäckband steht, fällt mir auf, dass zwei junge Männer in Zivil (Einer ist nur an einem umgehängten Ausweis als Angestellter zu erkennen) jeweils mit einem Hund mitten durch die wartenden Menschen und ihre Gepäckstücke streifen. Die Hunde schnüffeln kurz an den Koffern und Taschen und widmen sich dann dem nächsten Gepäckstück. Das geht total unauffällig und kaum Einer hier nimmt sie überhaupt wahr. Mir kommt es so vor, als ob die beiden Hunde auf unterschiedliche Stoffe trainiert sind. Sehr konzentriert machen sie ihren Job.

Im Empfangsbereich des Flughafengebäudes warten eine Menge Leute. Nur unseren Abholservice der Autovermietung „Bushlore“ können wir nirgendwo entdecken. So machen wir uns erst einmal auf die Suche nach einer Prepaid-Karte für unser Handy, denn das Telefon werden wir in den nächsten Tagen öfter brauchen, um die Flower-Hotline zu kontaktieren. Es erweist sich als gar nicht so einfach, den richtigen Shop mit den richtigen Karten zu finden.

Etwa 20 Minuten später kommt ein junges Mädchen mit Schild und ich kann das Logo von „Bushlore“ darauf entdecken. Naja, wir sind halt in Afrika. Nun muss sie aber warten, bis wir endlich die richtige Prepaid-Karte haben und diese auch freigeschaltet ist. Das dauert ewig, obwohl nur zwei Kunden vor Uwe in der Schlange stehen. Endlich ist dann auch das erledigt und wir können los.

Das Abholfahrzeug von „Bushlore“, ein kleiner Minibus, hat seine besten Tage längst hinter sich. Das Fahrzeug – eigentlich die Visitenkarte des Unternehmens und erster Eindruck, den der Kunde bekommt, ist alles andere als gepflegt. Die Türverkleidung wurde mit Tesa geklebt, die Sitzbezüge und die Innenverkleidung sind total versifft und alles ist nicht gerade sauber. Na dann mal gute Nacht!

Eigentlich sollte die Kleine, ein aufgewecktes junges Mädchen aus Argentinien, noch andere Gäste am Flughafen abholen, aber deren Maschine hat Verspätung. So bringt sie uns allein zum Office der Autovermietung, die sich im Stadtteil Randburg befindet. Die Fahrt dauert gut 30 Minuten. Es ist viel Verkehr. Obwohl die Außentemperaturen für uns hochsommerlich sind, hat die Kleine im Fahrzeug die Heizung an. Wir verglühen bald.

Das Office mit Werkstatt von „Bushlore“ befindet sich in einem Fabrikkomplex. Auf dem Weg dorthin haben wir keinen einzigen Wegweiser gesehen. Wie soll man die denn finden? Unser Fahrzeug, wie immer ein Toyota Hilux 4x4, ist bereits fertig und steht vor dem Tor. Es sind zwei Dachzelte montiert. Was bitte sollen wir mit zwei Dachzelten? Im Office sieht es recht chaotisch aus. Obwohl wir das Fahrzeug bereits bezahlt haben, werden wir noch einmal zur Kasse gebeten. Es gibt noch eine Rechnung über 600 ZAR Grenzübertrittsgebühr, 300 ZAR Reinigungsgebühr, 350 ZAR Wochenendzuschlag und 30 ZAR Vertragsgebühr zu begleichen. Dabei hatten wir klar gesagt, dass wir gar keinen Grenzübertritt machen werden. Erst nach Protest wird dieser Posten dann auf der Rechnung gestrichen. Gut, 680 ZAR (~70 Euro) bedeuten nicht den Ruin, aber auch dieses Geld will verdient sein und die Mietpreise sind – trotz Sonderkonditionen - ja immer noch ganz schön üppig. Das Fahrzeug ist zwei Jahre alt aber rein optisch schon mächtig ramponiert. In der Scheibe sind drei heftige Steinschläge. Schlimmer aber ist, dass der Anlasser beim ersten Starten gleich erst einmal durchdreht. Freundlicherweise tut er aber dann beim zweiten Mal, was von ihm erwartet wird.

Das Equipment ist in gutem Zustand. Einige der Ausrüstungsgegenstände und auch der Kühlschrank sind nagelneu. An den Campingstühlen hängt noch das Etikett. Das Fahrzeug selbst ist aber eher oberflächlich gereinigt. Da sind wir wohl von unserer namibischen Autovermietung etwas zu verwöhnt.

Uwe hebt die Abdeckung des einen Dachzeltes an und stellt fest, dass darunter alles total nass ist. Wir lassen uns das Dachzelt vorführen. Schnell wird offenkundig, dass auch die Matratze durchnässt ist. Sie wird sofort gegen eine neue Matratze ausgetauscht. Das zweite Zelt lassen wir abbauen. Es kostet uns nur unnötig Sprit, wenn wir es mit auf die Reise nehmen.

Das Bettzeug ist sauber, aber die Schlafsäcke sind megadünn. Gut, dass wir meinen Daunenschlafsack dabei haben und Uwe wieder beide Schlafsäcke nehmen kann. Da die aber noch nicht einmal ausreichen werden, lassen wir uns zusätzlich noch zwei Decken geben. Das Fahrzeug hat im Laderaum Schienen, auf denen die Kisten laufen. So kann die ganze Vorrichtung herausgezogen werden und man muss nicht immer die Kisten hin und her wuchten. Der Nachteil wird allerdings auch schnell offenkundig: Das Schienensystem nimmt viel Platz in Anspruch. Dadurch wird der eigentlich reichlich vorhandene Stauraum im Fahrzeug stark reduziert und wir haben Mühe, überhaupt unsere beiden Reisetaschen noch unterzubringen. Hier hätten wir unsere Vorräte für drei Wochen Kalaharidurchquerung im Leben nicht untergebracht. Die vier Boxen sind mit Küchenkram voll und fassen höchstens 1/3 dessen, was wir sonst in unseren Boxen unterbekommen. Dementsprechend haben auch die Kochtöpfe das Format von Puppengeschirr. Lediglich der Potjie (Dutch oven) entspricht in seiner Größe unseren Vorstellungen. Gut, dass wir diesmal in der Zivilisation bleiben und unsere Vorräte immer wieder neu aufstocken können. Um Platz zu sparen beschließen wir, diesmal auch das Bettzeug im Zelt zu belassen. Den dritten und vierten Stuhl sowie das Geschirr für die dritte und vierte Person lassen wir gleich da.

Als endlich alles kontrolliert und dokumentiert ist, können wir starten. Nun müssen wir erst einmal einkaufen. Mit einem langen Einkaufszettel bewaffnet, macht Uwe sich ans Shopping, während ich unsere Ausrüstung bewache. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, aber ich weiß ja, wie zeitaufwendig der Großeinkauf ist. So langsam meldet sich nun auch der Hunger. Endlich kommt Uwe mit einem gefüllten Einkaufswagen zurück. Zwar hat er längst nicht alles bekommen, aber das Nötigste haben wir und unser Frühstück ist auch erst einmal gesichert. Rasch essen wir noch eine Kleinigkeit aus dem benachbarten Schnellimbiss. Es schmeckt gar nicht so schlecht und reicht sicherlich für heute aus. Vorsichtshalber schicken wir einen Schluck Whisky hinterher.

Wir begeben uns auf die N1 in Richtung Bloemfontein. Inzwischen ist es schon 15:30 Uhr. Mal sehen, wie weit wir heute noch kommen. Da wir nichts gebucht haben, sind wir entsprechend flexibel. Zwei Reiseführer neuester Ausgabe von „Reise Kow how“ und „Iwanowski“ liegen griffbereit und versorgen uns unterwegs mit den notwendigen Informationen.

Eigentlich wollten wir ja erst einmal oben am Rand der Kalahari entlang fahren und das Witsands Nature Reserve (NR) besuchen. Der aktuelle Flower-Report hat uns jedoch gezeigt, dass es wohl klüger und ergiebiger ist, weiter im Süden mit der Suche nach Blumenteppichen zu beginnen. So haben wir unsere Pläne geändert und wollen nun zuerst nach Darling und in den West Coast National Park (NP).

Beim Verlassen des Außenringes, der Johannesburg umgibt, stehen wir im Stau. Das ist ja Wahnsinn, was hier los ist. Rasch wird klar, dass die vielen Autos – die im Gegensatz zu deutschen Fahrzeugen alle voll besetzt sind – ein gemeinsames Ziel haben: Ein großes Rugby-Spiel gegen eine Mannschaft aus Springbok. Die Autobahnabfahrt in Richtung Stadion ist zweispurig verstopft. So weit das Auge reicht, sieht man nur noch wartende Autos, die sich wie eine Perlenkette durch die Landschaft zieht. Im Verlauf unserer Fahrt kommen uns dann auch johlende Fans busweise entgegen. Das müssen die Springbok-Fans sein. Natürlich haben auch die ihre Vuvuzelas mitgebracht. Wir bekommen einen kleinen Eindruck, was hier zur Fußball-WM los gewesen sein muss.

Unterwegs sehen wir die ersten Springböcke, Kuh- und Rappenantilopen, Strauße und große Scharen Perlhühner auf den goldgelben Grasfeldern. Um 18 Uhr geht die Sonne unter. Wir sind kurz vor dem Willem-Pretorius Game Reserve (100 km vor Bloemfontein) und beschließen, dort das Aldam-Estate anzusteuern. Hier gibt es neben schönen Chalets auch eine große Campsite. Als wir am Gate ankommen, sehen wir natürlich nichts mehr von dem großen Stausee, aber wir werden problemlos eingelassen und können uns auf der großen Campsite einen Platz aussuchen. Der Platz ist höchstens zu 20% belegt. Es gibt für jede Campsite eine Grillstelle sowie einen Wasser- und auch Stromanschluss. Wir sind – wie erwartet – vom üppigen Imbiss noch satt. Rasch verstauen wir unsere Einkäufe und richten uns das Auto „häuslich“ ein. Das geht schneller als erwartet. Nach einem langen und ereignisreichen Tag fallen wir ziemlich müde ins Bett. Es ist heute Abend bereits empfindlich frisch und verspricht schon wieder eine kalte Nacht zu werden. Vorsichtshalber ziehen wir mal einige Lagen übereinander.


22.08.2010       Willem-Pretorius Game Reserve (GR) – Karoo NP

Es war heute Nacht nicht so kalt, wie wir es erwartet haben. Unser Wecker klingelt um 6 Uhr, aber so richtig schnell können wir uns noch nicht aufraffen. Ein wunderbares Vogelkonzert begrüßt den neuen Tag und wir lauschen diesem Konzert noch eine Weile. Das Frühstück gibt es heute in der Schnellversion. Wir verstauen unsere Sachen und machen uns auf den Weg zur Rezeption, wo wir noch die 7 Euro für die Campsite bezahlen müssen. Nebenbei schauen wir uns hier noch ein wenig um, denn wir wollen noch ein paar Fotos vom Stausee machen. Als Uwe den Motor anlassen will, dreht der Anlasser durch und muckst sich nicht mehr. Na toll, das fängt ja gut an! Uwe hat schon das Handy in der Hand, um die Autovermietung anzurufen, als er es noch einmal probiert. Nun hat sich das Fahrzeug wohl wieder berappelt und startet. Gut, dass wir diesmal in der Zivilisation bleiben und so eher an Hilfe kommen, als wenn wir irgendwo in der Pampa wären. Mit so einem Auto würden wir jedenfalls nicht in die Kalahari fahren, wo man tagelang auf Hilfe warten müsste.


An der Raststätte Bloemfontein tanken wir und versorgen uns am ATM-Automat mit Bargeld. Die Raststätte ist picobello sauber und unterscheidet sich von deutschen Raststätten höchstens dadurch, dass man sehr freundlich ist und seine Notdurft noch umsonst verrichten darf.

Als wir auf der N1 so richtig in Fahrt kommen, hört sich unser Auto an, als ob der Düsentrieb zugeschaltet wird und die Turbinen auf Hochdruck laufen. Man könnte meinen, wir heben gleich ab. Sobald wir schneller als 85 km/h sind, entstehen Windgeräusche, die kaum auszuhalten sind. Mehr als Tempo 90 geht einfach nicht. Uwe ist stinksauer. Das ist doch kein Auto! überall ist die Plastikverkleidung lose, Dichtungsgummis an den Fenstern und Türen fallen ab und Schrauben lockern sich oder fallen uns gleich entgegen.


Auf unserer weiteren Fahrt versorgen wir uns an einer Raststätte mit Burger und Pommes in einem „Speers“-Takeaway. Das geht schnell, alles wird frisch zubereitet und es schmeckt auch noch. So ist unsere Verpflegung erst einmal gesichert.

Die Nord-Karoo ist eine relativ eintönige Landschaft. Trotzdem hat sie etwas. Wir erreichen den Karoo NP gerade zum Sonnenuntergang. Es reicht uns noch für ein paar Fotos, dann ist die Farbe der untergehenden Sonne auch schon weg. Dafür bleibt ein ganz eisiger Wind. Im Karoo NP gibt es eine Campsite (~15 Euro)und schöne Chalets, die alle ganz neu erbaut wurden (~70 Euro). Wir bezahlen an der Rezeption Parkeintritt (178 ZAR für uns Beide) und Campsite-Gebühr, bevor wir uns auf der Campsite einen einigermaßen windgeschützten Platz suchen. Bibbernd bauen wir unser Zelt auf und sehen zu, dass wir ins Bett kommen. Aus der Ferne hören wir die Schakale heulen. Der Sturm wird inzwischen immer heftiger und bleibt die ganze Nacht. Längst sind unsere Spannstäbe, die das überdach des Zeltes halten, davon geflogen. Der Sturm rüttelt die ganze Nacht an unserem Zelt. Obwohl wir immer mal wieder davon aufwachen, schlafen wir doch ganz gut. Irgendwie ist es dennoch gemütlich im Zelt.



23.08.2010       Karoo NP - Malmesbury

Auch heute Morgen pfeift uns weiter eisiger Wind um die Ohren. Wieder einmal hole ich - glücklich, sie dabei zu haben - meine Wollhandschuhe aus der Tasche. Hier herrschen gefühlte -5°C. Wir beschließen, heute Morgen noch den Rundkurs durch den Park zu fahren. Dafür brauchen wir etwa bis Mittag und dann können wir entscheiden, was wir weiter machen wollen. Das Gate zum Game Reserve wird um 7 Uhr geöffnet. Wir scheinen auf dem Rundkurs heute morgen die Ersten zu sein. Es dauert auch gar nicht lange, sehen wir drei Klippspringer im ersten Sonnenlicht an der Serpentinenstraße stehen.


Die Landschaft hier ist wunderschön, auch wenn wir wohl eine Woche zu früh da sind. Nächste Woche soll der Park nämlich Löwen bekommen. Schade, aber auch so ist das Angebot an Tieren nicht schlecht. Wir sehen Oryxantilopen, Kuhantilopen, einen Schakal, Springböcke, Buschböcke, Klippspringer, Kudus, Riedböcke, Elenantilopen, jede Menge Strauße und viele Vögel. Karakal, Spitzmaulnashorn, Erdferkel und Erdwolf bleiben uns allerdings leider verborgen. Macht aber nichts, wir erfreuen uns an den Tieren, die wir sehen und die herrliche Berglandschaft ist auch sehr schön.


Als wir am Ende des Rundweges angekommen sind, ist es gerade 12:30 Uhr. Wir beschließen, noch ein Stück in Richtung West Coast weiterzufahren. Mal schauen, wie weit wir kommen. Wieder auf der N1 dauert es gar nicht lange, bis wir am Straßenrand die ersten Wildblumen sehen. Gelbe Margeriten und orangefarbene Daisy`s säumen unseren Weg. Es sieht hübsch aus. Hoffentlich bleibt das so. Ein Stück weiter wird die Blütenpracht am Straßenrand schon dreifarbig. Rosa ist dazugekommen. Ich werde ganz zapplig.

In einem Padstall unterwegs kaufen wir noch etwas Marmelade und Biltong ein. Das Biltong schmeckt lecker und ist richtig zart. Auch heute verstehen wir vor lauter Fahr- und Windgeräuschen während der Fahrt kaum noch das eigene Wort. An jeder Ecke des Fahrzeuges quietscht und pfeift es wie bei großen Turbinen unter Volllast. In Laingsburg tanken wir. Auch hier gibt es einen Takeaway. Diesmal ist es „Wimpy“ und es versteht sich von selbst, dass wir den ausprobieren. Der Chicken-Burger schmeckt auch hier richtig gut.


Bis Kapstadt sind es noch 150 km und wir können es kaum glauben, dass das Weiße, was wir vor uns auf den Bergkuppen sehen, Schnee sein soll. Ich halte es erst für Wolken aber irgendwann, als wir näher dran sind, muss auch ich die Realität akzeptieren. Von wegen in Afrika gibt es keinen Schnee! Dabei sind wir hier im Weinanbaugebiet. Gut, die meisten Reben haben im Moment noch nicht ausgetrieben, aber trotzdem. Immerhin darf man nicht vergessen, dass die Menschen hier keine Heizung in ihren Hütten und Häusern haben. Als ich die Berge mit ihrer Schneekuppe fotografiere, fährt auf der unteren Fahrspur die Polizei vorbei und hupt wie wild. Was wollen die von mir? Falls denen nicht gefällt, dass ich hier mit meinem Stativ über die Leitplanke geklettert bin (und mir dabei noch einen ordentlichen blauen Fleck geholt habe), dann sollte ich jetzt besser verschwinden, bevor die eine Gelegenheit haben, zu drehen und auf unsere Fahrspur zu wechseln. So gehe ich mal lieber schleunigst stiften.

Das Wetter wird stündlich schlechter. Vor uns hängt eine dunkle Regenwand in den Bergen. Eigentlich wollten wir Paarl ansteuern, doch es ist eine Frage der Zeit, wann sich hier ein fürchterliches Unwetter entlädt. Auch wenn es bald dunkel wird, ändert die Schlechtwetterfront unsere Pläne und wir fahren noch ein Stück in Richtung Darling.


Es ist schon finster, als wir um 19:30 Uhr in Malmesbury auf dem Campingplatz eintreffen. Der Besitzer hat eine solche Schnapsfahne, dass es Uwe fast den Atem verschlägt. Als Erstes werden wir dann von ihm auch gleich um eine Kopfschmerztablette angebettelt. Der Mann denkt weitsichtig und schnorrt schon mal auf Vorrat! Ein paar andere Camper sind auch noch auf dem Platz, so dass wir uns sicher fühlen. Wir schlagen unser Lager in der Nähe der Toiletten auf. Das Gras der Wiese ist total nass. Hier muss es kurz vorher auch geregnet haben. Gleich hinter uns schnattern aufgeregt die Gänse. Wir scheinen direkt im Gänsestall zu stehen. Zwischendrin pfeift ein Fasan, dann gackert wieder die Gänseschar. Wir beschließen, die nervigen Viecher einfach zu ignorieren. Kurze Zeit später liegen wir in unserem Zelt und sind auch schon eingeschlafen. Nur noch gelegentlich dringt das fiese Gegacker an unser Ohr. Die Nacht ist eisig kalt aber mit mehreren Lagen übereinander, dick eingemummt, schlafen wir dennoch gut.


24.08.2010       Malmesbury - Yzerfontein

Wie nicht anders zu erwarten, wecken uns heute Morgen die Gänse und das andere Federvieh. In unserem Zelt ist es so feucht wie in einer Tropfsteinhöhle. überall hängt Kondenswasser von unserem Atem und der Körperwärme. Es ist bitterkalt und die Scheiben des Autos sind rundherum mit einer richtig dicken Eisschicht überzogen. Als wir das Zelt zusammen klappen, fallen handtellergroße Eisplatten herunter. Wir haben zwar diesmal kein Thermometer dabei, aber wir sind uns dennoch sicher, dass wir hier gerade wieder einmal unseren persönlichen Kälterekord gebrochen haben. Das müssen mindestens minus 8 Grad Celsius sein. So langsam werden wir arktiserprobt. Es ist a...kalt! Daran kann auch der leckere heiße Kaffee nicht wirklich viel ändern. Immerhin wärmt er noch die Hände. Rasch setzen wir unsere Fahrt in Richtung Darling fort. Laut Flower-Report soll es im Moment in Darling am meisten blühen.

Tatsächlich sehen wir kurze Zeit später auch die ersten Wildblumen. Hier sind es weiße Calla-Büsche, die üppig am Straßenrand wachsen. Dahinter wird Flachs angebaut, der gerade blau blüht. Das ist ein hübscher Anblick.


In Darling fahren wir zuerst zur Tourist-Info, um uns dort mit aktuellen Informationen zur Blumenblüte zu versorgen. Sie befindet sich in einer kleinen Kirche und eine nette Dame erklärt uns anhand einer Karte, wo wir in und um Darling Wildblumen sehen können. Insgesamt ist das Ergebnis ziemlich ernüchternd. Hier in Darling gibt es zwei Plätze, an denen wir im Moment Wildblumen sehen können und der ergiebigste Ort, an dem die Blumenblüte gerade ihren Höhepunkt hat, ist die Postberg-Section im West Coast NP. Die Dame erklärt uns, dass es aufgrund mangelnden Regens in den vorangegangenen Wochen keine Blütenteppiche gibt und die Wildblumen nur vereinzelt sprießen. Wir erfahren, dass es weiter im Norden (in und um Springbok) in diesem Jahr überhaupt keine Blumenblüte gibt. Naja, das ist halt Natur. Da kann man nichts machen. Zum Glück haben wir ja noch andere Highlights auf dem Plan. So richtig glauben will ich es allerdings noch nicht, denn was nicht sein darf, das nicht sein kann.

Mit einem Plan bewaffnet und ziemlich enttäuscht ziehen wir ab. Wir statten dem Groenkloof Reserve und dem Tienie Versfeld Reserve, die auf dem Weg nach Yzerfontein liegen, einen Besuch ab. Gut, dass die Dame uns gesagt hatte, dass wir auf jeden Fall aussteigen und in dem Gebiet wandern sollen. Wir hätten sonst überhaupt keine Blüte gesehen, denn die kleinen Kunstwerke der Natur erschließen sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick. Man muss genau hinsehen und in die Hocke gehen, um ihre Schönheit zu entdecken. Lange Zeit sind wir dann im Groenkloof Reserve auch die einzigen Besucher. Wir entdecken Sonnentau - eine fleischfressende Pflanze - und viele andere kleine Kunstwerke, die wir noch nie zuvor gesehen haben.



Leider weht auch heute wieder ein kräftiger Wind, der die Makrofotografie zu einer echten Geduldsprobe werden lässt. Von einem netten südafrikanischen Ehepaar, das aus Kapstadt angereist ist und sich offenbar exzellent mit den Wildblumen auskennt, werden wir dann noch auf eine ganz besondere Rarität hingewiesen, die nur hier in Darling vorkommt. So halten wir uns an die Devise: „wer das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht wert“ und erfreuen uns an diesen kleinen Wunderwerken der Natur, die in der Vielfalt ihrer Formen und Farbenpracht durchaus beeindruckend sind. Immerhin sollen hier rund 200 verschiedene Blumen blühen. Diese Artenvielfalt ist schon bemerkenswert.

        

Auch im Tienie Versfeld Reserve blüht es zwar hübsch, aber längst nicht so üppig, wie wir es gern gehabt hätten. Auf einem Stegsystem umrunden wir den Park, in dem es sogar einen kleinen See gibt. Da das Verlassen des Weges untersagt und auch aufgrund des feuchten Bodens nicht angeraten ist, müssen wir uns auf die Blüten beschränken, die am Wegesrand stehen. Leider nimmt auch der Wind noch zu, so dass Aufnahmen einzelner Blüten so gut wie unmöglich werden. Dafür passt das alte Farmhaus sehr malerisch in diese hübsche Landschaft.


Als wir unsere Reise in Richtung Yzerfontein fortsetzen, bekommen wir zumindest ansatzweise einen kleinen Eindruck, wie ein Blütenteppich aussehen kann. Hinter einem Zaun blühen weiße Kapkörbchen (auch Kap-Wucherblume) und sie überziehen den Boden in einer Dichte, die uns staunen lässt. Die Blüten sind ganz kurzstielig, aber sie stehen dicht an dicht. Das hätten wir jetzt bitte noch in Orange, dann wären wir schon recht zufrieden. Orange gibt es aber nicht und so kann uns dieser weiße Teppich mitten im „unaufgeräumten Wald“ noch nicht wirklich befriedigen.

  

Auf dem Weg nach Langebaan passieren wir den West Coast NP und entscheiden uns auf halbem Weg um. Wir haben morgen eine kürzere Anfahrt in den Park, wenn wir in Yzerfontein bleiben und hier gibt es auch viel mehr Übernachtungsmöglichkeiten. Yzerfontein ist ein hübscher kleiner Ort direkt am Meer und nach der vergangenen kalten Nacht ist uns klar, dass wir hier an der Küste nicht campen können. Laut Reiseführer stehen mehrere Gästehäuser zur Auswahl. Wir haben uns das „Cashel Guest House“ ausgesucht, finden es aber nicht. Dafür kommen wir an der Tourist-Info vorbei. Dort wollen wir sowieso hin, dann können wir gleich noch nach dem Weg fragen. Eine sehr hilfsbereite und freundliche ältere Dame gibt sich alle Mühe, uns zu beraten und mit Informationen zu versorgen. Sie druckt uns aus dem Internet noch den neuesten Flower Report aus und gibt uns Info-Material mit. Sie empfiehlt uns für eine Übernachtung im Ort das „Kaijaiki Guest House“. Das hat den Vorteil, dass gleich noch ein Restaurant dabei ist, in dem der Besitzer selbst kocht. Hört sich gut an, dieses „Rundum-Sorglos-Paket“. Dann vertrauen wir doch mal auf ihre Ortskenntnis und schauen uns das „Kaijaiki Guest House“ einmal an. Zwar wird dort gerade angebaut, aber das stört uns nicht wirklich. René, der Besitzer, ist Holländer und empfängt uns sehr freundlich. Da er auch deutsch spricht, ist die Kommunikation locker und herzlich. Wir bekommen für 560 ZAR pro Nacht eines der vier Zimmer und heute Abend wird uns René höchstpersönlich bekochen. Das Zimmer hat Kamin und bietet eigentlich Platz für vier Leute. Heute Nacht können wir dann sogar den Luxus von Heizdecken im Bett genießen.


Zufrieden mit unserer Wahl fahren wir hinunter zum Hafen und schauen dem Meer zu, wie es sich an der Mole mit Getöse bricht. Die Klippschliefer, die sich am Hafen in der Sonne wärmen, bieten uns willkommene Fotomotive.


Yzerfontein ist ein sehr hübscher Ort, der überwiegend aus neu gebauten Häusern besteht. Die Leute hier scheinen alle sehr nett zu sein. Ein älterer Herr, der an der Mole spazieren geht, spricht uns an und erzählt uns, dass er hier oben ein kleines Guesthouse hat. Dort hatten wir vorhin das „Cashel Guesthouse“ entdeckt. Aha, hier haben wir also dessen Besitzer vor uns. Er erzählt uns, dass er 20.000 km durch Deutschland gefahren ist und seine Gäste besucht hat. Er habe überwiegend deutsche Gäste. Natürlich kann er nicht wissen, dass ihm hier gerade zwei Gäste durch die Lappen gegangen sind. Bei ihm wären wir jedenfalls nicht bekocht worden.

Im Moment ist es überall im Ort sehr ruhig und man bekommt problemlos eine Unterkunft seiner Wahl. Von wegen in der Blumenblüte ein Jahr im Voraus ausgebucht!

Den Sonnenuntergang verbringen wir am Meer sitzend mit einem Savanna. So lässt es sich aushalten. Schade, dass das Wasser so bewegt ist, sonst würden wir wohl auch noch Wale sehen können. Dafür ist das Licht hier sehr außergewöhnlich.


Zurück im Guesthouse kocht uns René Butterfisch und als Vorspeise gibt es schwarze gegrillte Muscheln mit Käse überbacken. Es schmeckt vorzüglich.


25.08.2010       Yzerfontein – West Coast NP

Heute wollen wir in den West Coast NP fahren. Dem Park angegliedert ist die private Postberg-Section, die nur während der Blumenblüte für die Öffentlichkeit zugänglich ist (bis 30.09.). Hier waren wir bei unserem letzten Besuch schon einmal und schon damals hat uns der Park gut gefallen. Im Moment soll in der Postberg-Section die Blumenblüte ihren Höhepunkt haben. Wir sind gespannt.

Zuerst steuern wir innerhalb des Parks noch die Bird-Hides an in der Hoffnung, den Flamingos, die sich in der Lagune aufhalten, näher zu kommen. Leider sind die aber für brauchbare Fotos viel zu weit weg. So beschränken wir uns darauf, sie mit dem Fernglas eine Weile zu beobachten.

Im Park selbst sehen wir kaum Tiere. Die stehen wohl im Moment alle am Zaun, denn gestern beim Vorbeifahren hatten wir Elenantilopen, Affen, Steinböckchen, Strauße und Buntböcke gesehen. Heute zeigen sich dagegen nur ein paar Strauße.

In der Postberg-Section blüht es tatsächlich sehr schön. Allerdings gibt es auch hier nicht die Blumenteppiche, die wir uns erhofft haben. Wir stellen fest, dass das Fotografieren dieser Blütenwiesen gar nicht so einfach ist. Sie wollen auf dem Foto einfach nicht so rüberkommen, wie wir es gern hätten und der Wind macht das Ganze nicht leichter. Immerhin ist auch hier die Artenvielfalt der Blüten beachtlich.

Blumenwiese im West Coast National Park

Dennoch ist es sehr idyllisch. Auf der großen Ebene grast – zwar wieder viel zu weit weg für ein gutes Foto – malerisch eine große Herde Elenantilopen. Dazwischen stehen noch Bergzebras, Strauße und Buntböcke. Das Ganze wird von bunten Blümchen (diesmal auch in orange) aufgelockert. Da die Blüten sich der Sonne zuwenden, schauen sie leider in dieser Ebene nie zu den Besuchern. Wirklich Schade! Immerhin haben wir mit dem Wetter Glück und die Sonne scheint den ganzen Tag. Bei bedecktem Himmel oder Regen öffnen die Blüten ihre Köpfe ja gar nicht erst.

Wir umrunden die Postberg-Section und erfreuen uns an den vielen bunten Blumen und der schönen Landschaft. Hier sind wir natürlich nicht allein. Ständig kommen Touristen und drehen ihre Runde. Selbst Reisebusse fahren die unbefestigten Wege. Die vielen Schildkröten, die es hier gibt, müssen ganz schön aufpassen, dass sie diesen Ansturm überleben. Auch die anderen Tiere, wie Buntböcke, Bergzebras, Gnus und Reiher tragen den Menschenansturm mit Fassung, als ob sie wüssten, dass bald wieder Ruhe einzieht.


Bereits um 15 Uhr beginnen die Blüten, ihre Köpfe wieder zu schließen. Na einen langen „Arbeitstag“ haben die Blüten aber nicht, denn vor 10:30 Uhr öffnen sie ihre Köpfe nicht. Die vielen Insekten und Falter haben während der kurzen „Öffnungszeit“ ganz schön zu tun, den Nektar zu saugen und die Blüten zu bestäuben.


Wir verlassen die Postberg-Section gegen 16 Uhr und bleiben dann noch eine Weile am Strand. Das alte Schiffswrack, zu dem wir beim letzten Mal gelaufen sind, ist noch immer da. Gerade bringt die Flut das Wasser zurück und die Luft ist mit Gischt angefüllt. Fasziniert schauen wir zu, wie sich das Meer an den Felsen bricht und die weiße Gischt aufspritzt. Wir lassen uns den Wind um die Ohren blasen, beobachten die Möwen und schwarzen Austernfischer, die im Gezeitenbecken nach Nahrung suchen und atmen die frische Meeresluft. Der Strand liegt voller Muscheln. Tapfer widerstehe ich der Sammelleidenschaft. Im Wasser können wir sogar eine junge Robbe beobachten, die aber leider ziemlich viel Angst hat und sofort die Flucht ergreift, als sie sich entdeckt fühlt.


Gegen 17:30 Uhr fahren wir aus dem Park. An der Kreuzung nach Yzerfontein winken uns die Insassen eines PKW, der gerade aus Richtung Kapstadt kommt mit wilden Gesten. Es dauert eine Weile, bis wir erkennen, dass es René, sein holländischer Feriengast und seine Frau sind, die gerade von einer Ausfahrt zurückkommen. Das Timing hätte nicht besser sein können, denn wir haben Hunger. Kurze Zeit später steht René am Herd und bekocht uns wieder lecker.

Uwe hat inzwischen in unserem Zimmer den Kamin angeworfen. So haben wir trotz fester Unterkunft das Lagerfeuerfeeling und vor allem den Geruch von frisch Geräuchertem an uns. Zusätzlich hat uns René heute Morgen noch einen Heizlüfter ins Zimmer gestellt und auch der läuft jetzt auf Hochtouren. Es ist frisch hier und wir sind froh, nicht im Dachzelt schlafen zu müssen.

Als wir abends unsere Fotos auf den Laptop sichern, kommt schon ein wenig Frust auf. Die Blumenwiesen zu fotografieren ist noch schwieriger, als wir es uns vorgestellt haben und die Ergebnisse entsprechen noch lange nicht dem, was wir gern hätten.


26.08.2010       Yzerfontein – Lamberts Bay

Heute Nacht hat es heftig geregnet und gestürmt. Dankbar, dieses Unwetter nicht im Dachzelt erleben zu müssen, haben wir uns in die warmen Kissen gekuschelt. Nach dem Frühstück brechen wir auf. Noch einmal informieren wir uns bei den Flower-Hotlines, ob es irgendwo Blütenteppiche gibt, doch die Antwort ist immer die Gleiche. Einhellig wird uns versichert, dass in der Postberg-Section im Moment die meisten Blüten zu sehen sind.

Kaum haben wir Yzerfontein verlassen, geraten wir in die nächste Regenfront. Es herrscht Weltuntergangsstimmung und schüttet wie aus Kübeln. Das ist zwar schön für die Blumen, aber nicht für uns. Außerdem machen die Blüten bei diesem Wetter ihre Köpfe gar nicht erst auf. Deshalb verwerfen wir unseren Plan, im Cape Columbine NR vorbei zu fahren. Das macht bei diesem Wetter keinen Sinn. So beschließen wir, gleich weiter nach Clanwilliam zu fahren. Dort ist dieses Wochenende große Blumenshow. Wir fragen uns allerdings, wo die die Blumen hernehmen werden. Von Clanwilliam ist es nicht weit bis nach Lamberts Bay. Da können wir noch den Kapstinkern (Kaptölpeln) einen Besuch abstatten.

In den Salzlagunen von Vredenburg sehen wir große Gruppen von Flamingos stehen. Schade, dass man keine Möglichkeit hat, sich ihnen so richtig zu nähern. Ein Stück weiter sind noch ein paar Lagunen, die ebenfalls von Flamingos „besetzt“ sind. Hier versuchen wir, uns vorsichtig anzuschleichen, aber die Vögel sind sehr wachsam. Dennoch können wir ein paar hübsche Aufnahmen machen, bevor es erneut zu regnen beginnt und wir uns auf das Beobachten dieser prächtigen Vögel beschränken müssen.


Unterwegs fahren wir von einer Schlechtwetterfront in die Nächste. Immer wieder regnet es. Auch in Piketsberg hängen dicke Regenwolken über den Bergen. Nur gut, dass es wenigstens nicht noch kalt ist dazu.


Am Eingang des Citrus-Tales lauert die Versuchung. Diesmal ist es aber eine gesunde Versuchung, denn überall hängen im Moment die Orangenbäume voller reifer Früchte und es gibt Orangen- und Zitrusbäume, so weit das Auge reicht. Das wäre bei unserem Orangenkonsum eigentlich die ideale Wohngegend für uns. Gerade einnmal 4 Euro kosten uns ein Sack Grapefruit, ein Sack Mandarinen und ein 500 ml-Glas Orangenblütenhonig.


Auf einem Rastplatz am Clanwilliam-Damm steht ein Baum mit vielen Nestern des gelben Webervogels. Einige der Vögel bauen noch an ihren kugelförmigen, geflochtenen Nestern, während bei anderen die Weibchen schon den Nachwuchs füttern. Die Vögel sind hier einigermaßen an Menschen gewöhnt und deshalb nicht so scheu. Wir beobachten sie eine ganze Weile und sind fasziniert, wie geschickt sie ihre Nester flechten. Einer beginnt gerade mit dem Nestbau und ist dabei, die ersten langen Grashalme an Ästen zu verankern, indem er sie mit richtigen Knoten befestigt. Bei den Webervögeln bauen die Männchen das kugelförmige, geflochtene Nest und wenn sie fertig sind, werben sie um die Weibchen. Findet ein Weibchen Gefallen an dem Herrn, dann testet es durch kräftiges Ziehen an dem Nest, ob es für eine Familie taugt. Erweist sich das Nest als stabil, polstert sie es aus und es erfolgt die Paarung. Fällt das Nest jedoch aufgrund mangelnder Stabilität herunter, muss Mann noch einmal neu bauen und das Weibchen sucht sich derweil einen neuen Baumeister.


Wir fahren weiter nach Clanwilliam. Dort beginnt heute die Flower Show. Schon wieder schüttet es wie aus Kübeln. In dem kleinen Ort ist richtig was los und mit unserer Kirmes vergleichbar. Überall gibt es Verkaufsstände und Buden. Überwiegend ältere „Semester“ sind unterwegs. In der Kirche ist das „Herz“ der Flower Show. Ich habe schon darüber gelesen und bin wenig interessiert, aber Uwe ist neugierig. Mit der Kamera bewaffnet zieht er los, um die Sache zu erkunden. Ich weiß schon vorher, wie das läuft. Keine 5 Minuten später steht er grinsend wieder am Auto. Die Kirche ist dicht gedrängt mit Menschen ab 60; die Blumen – immer nur einzelne Stängel davon – stecken in irgendwelchen kleinen Väschen und die dunkle Kirche ist mit grünem Geäst und vielen Menschen vollgestopft. Natürlich kostet dieses Gewusel auch Eintritt und den hat sich mein „Entdecker“ dann doch gespart, als er erkannte, dass er hier nicht einmal ein Foto machen kann. Jedenfalls haben wir genug gesehen von der „Flower Show“. Gleich neben der Kirche ist die Tourist-Info und dort holen wir uns noch Informationen zur Blumenblüte. Wir bekommen Infomaterial und eine Karte, wo wir Blumen sehen können. Diesmal gibt es allerdings eher Hartlaub- und Fynbosgewächse, wie z. B. Proteen zu sehen. So ganz nebenbei wundern wir uns über die vielen saudreckigen Autos im Ort.

Unser nächstes Ziel ist Lamberts Bay. Auf dem Weg dorthin zweigt der unbefestigte Weg ins „Blumenparadies“ ab. Nun sehen wir auch, woher der Dreck an den Autos kommt. Eine rote, total nasse Dreckpiste führt durch Fynboswald. Im Moment haben die Blüten ihre Köpfe sowieso geschlossen, so dass wir unser Glück auf dem Rückweg versuchen werden. Vielleicht ist morgen das Wetter wieder besser.

In Lamberts Bay steuern wir zuerst das „Raston Guesthouse“ an. Dort bekommen wir ein Zimmer für 560 ZAR, das zwar recht klein aber dennoch ok ist. An der Rezeption erkundigen wir uns noch, wo wir gut Fisch essen können und uns wird „Isabella`s Restaurant“ empfohlen. Wir lassen uns gleich noch einen Tisch reservieren. Das Restaurant wird auch im Reiseführer als „gut und preiswert“ empfohlen und so sind wir gespannt, was uns erwartet.


Auch wenn das Eingangstor zur Kaptölpelkolonie schon geschlossen ist, fahren wir mal runter zum Hafen. Dann stehen wir auch schon vor „Isabella`s Restaurant“. Da wir sowieso hungrig sind, beschließen wir, gleich hinein zu gehen. Das „Restaurant“ ist nicht mehr als ein überdachter Schnellimbiss mit Plastikstühlen. Das ist aber kein Problem für uns, wenn die Küche stimmt. Immerhin sind bereits alle Tische reserviert. Die Speisekarte hört sich gut an und es gibt sogar Crayfisch (Languste). Na dann mal her mit, für 130 ZAR (~13 Euro)!

Kurze Zeit später werden uns zwei prachtvolle, kräftig rote Langusten serviert. Es ist eine Augenweide und sie schmecken auch noch sehr sehr lecker. Satt und zufrieden begeben wir uns kurze Zeit später zurück zum „Raston Guesthouse“ und gehen relativ früh zu Bett. Das Gute am afrikanischen Winter/Frühjahr ist, dass man viel Schlaf bekommt.


27.08.2010       Lamberts Bay – Goegap NR (Springbok)

Nach zwölf Stunden Schlaf sind wir voll neuem Tatendrang. Ein Blick aus dem Fenster zaubert ein Lächeln in unser Gesicht. Der Himmel ist strahlend blau und die Sonne ist wieder da. Nach dem Frühstück fahren wir runter zum Hafen zur Kaptölpelkolonie. Die Kolonie ist noch annähernd genau so groß, wie bei unserem letzten Besuch doch die Tiere haben sich sehr zu ihrem Nachteil entwickelt. Sie sehen alle aus wie kleine Schweine, so schmutzig sind sie. Vor lauter Dreck sieht man ihren schönen hellgelben Kopf nicht mehr und auch die herrliche Zeichnung um die blauen Augen ist kaum noch zu erkennen. Ihr eigentlich schneeweißes Gefieder ist vor lauter Dreck total verklebt. Man kann auch nicht genau sagen, ob es Jungvögel sind, die ihre ersten Flugversuche machen und dann doch wieder Angst vor der eigenen Courage haben, abbremsen und unsanft auf dem Bauch landen oder ob die Tiere vor lauter Dreck im Gefieder nicht mehr richtig fliegen können. Wir sehen jedenfalls eine Menge Bauchlandungen. Die ganze Kolonie sitzt mitten im Matsch – große Pfützen unter sich. Am liebsten würde man sie mit einem Wasserstrahl abspritzen, damit sie wieder schön weiß aussehen.


Wieder herrscht hier bei den Vögeln ein reges Kommen und Gehen. Ich könnte ihnen stundenlang zusehen. Immerhin geht es diesmal nicht so brutal zu, dass sie sich gegenseitig blutig hacken, wenn ihnen der Nachbar zu nahe kommt oder Einer in dem Gewusel seinen Landeplatz verwechselt hat. Im Moment scheint unter den Vögeln Frieden zu herrschen. Im Wasser können wir sogar viele Robben beobachten.


Viel zu schnell vergeht die Zeit und so verlassen wir kurz vor 11 Uhr die Kolonie, um im Guesthouse unsere Sachen abzuholen. Beim Verlassen von Lamberts Bay werfen wir einen bedauernden Blick auf die Flamingokolonie, die am Ortsrand in einem Flachwassersee steht. Rundherum ist ein Zaun gezogen, der uns den Zugang versperrt. Schade.

Kurz vor Clanwilliam führt der Weg in die bergige Landschaft, der uns gestern als Blumenweg empfohlen wurde. Da fahren wir ab. Naja, die einzelnen Blüten sind ja teilweise hübsch und es gibt auch Proteen zu bewundern, doch so richtig umhauen tut uns das hier nicht. Immerhin ist die Landschaft recht sehenswert und die eine oder andere Protea gibt dann doch ein hübsches Fotomotiv ab. Eigentlich sind diese Blüten ja wirklich Überlebenskünstler.


       

Als wir am Fotografieren sind, kommt ein Farmer vorbei gefahren und hält an. Er fragt, ob wir junge Rooibospflanzen fotografieren wollen, aus denen später einmal der Rooibostee gewonnen wird. Klar, wir nehmen alles. Immerhin ist Clanwilliam das weltweit einzige Anbaugebiet für Rooibostee. Er erzählt, dass hier nebenan auf dem Land gerade neu gepflanzt wird und wir herzlich willkommen sind, uns das einmal anzusehen. Wir kommen mit und schauen es uns genauer an. Es dauert eine Weile, bis wir erkennen können, was hier gepflanzt wurde. Keine 10 cm groß sind die Pflänzchen, die hier mit einem Pflanzabstand von etwa einem Meter in die Erde gebracht wurden. Es wirkt alles ein wenig wild und chaotisch, doch als uns der Farmer den Werdegang des Rooibostees erklärt, bekommt das Ganze einen Sinn.

Die kleinen Pflänzchen, die hier gerade in den Boden gebracht werden, sind ca. 6 Monate alt und wurden aus Samen gezogen. Sie werden erst dann gepflanzt, wenn es zuvor geregnet hat, damit sie besser im feuchten Sandboden anwurzeln können. Die Pflanzen haben 18 Monate Zeit zum Wachsen, dann kann das erste Mal geerntet werden. Geerntet werden die oberen Zweige der Teepflanze, die ein wenig wie die Äste eines Nadelbaumes aussehen. Die Zweige werden zum Trocknen ausgebreitet und dabei zerbrochen und zermahlen. Dadurch werden die Inhalts- und Aromastoffe der Blätter geöffnet und in Verbindung mit dem Sauerstoff färbt sich der Tee rostrot. Insgesamt bleiben die Pflanzen 5 Jahre im Boden. Da es sich hier um einen ökologischen Anbau handelt, wird nicht chemisch gedüngt. Nach 5 Jahren wird die Pflanze gerodet. Dann braucht der Boden drei Jahre Zeit, um sich zu regenerieren. In dieser Zeit wird Gras gesät, damit der Boden zu neuen Kräften kommen kann und nicht erodiert. Gepflanzt wird alles von Hand. Viele schwarze Hände bringen die kleinen Pflänzchen in den Boden und auch geerntet wird von Hand – natürlich wieder von vielen fleißigen schwarzen Händen. Ohne die Farbigen, gäbe es keinen Rooibostee, denn die riesigen Flächen von Hand zu bewirtschaften, rentiert sich nur mit billigen Arbeitskräften. Darüber werden wir sicherlich bei der nächsten Tasse Rooibostee noch einmal nachdenken.


Das war auf jeden Fall eine sehr interessante Lektion, die wir hier erhalten haben. Nebenbei erzählt uns der Farmer noch, dass es dieses Jahr sehr wenig Regen gab und deshalb auch sehr wenige Wildblumen erblüht sind. Naja, das haben wir ja irgendwie auch schon gemerkt. Jedenfalls können wir unseren Wunsch nach Wildblumenteppichen schon mal begraben. Dafür müssen wir in einem anderen Jahr noch einmal wiederkommen.

Wir bedanken uns bei dem Farmer, der seine Arbeitspause dafür genutzt hat, uns eine Nachhilfestunde im Rooibostee-Anbau zu geben und setzen unsere Fahrt fort. Schon landschaftlich hat sich die Fahrt durch dieses Gebiet gelohnt. Der Rundweg führt uns noch durch ein sehr schönes Tal, bevor wir am Clanwilliam-Damm wieder auf die Hauptstraße treffen.


Nun müssen wir uns entscheiden, welchen Weg wir jetzt einschlagen wollen, denn wir schwanken zwischen Nieuwoudtville und Springbok. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für Springbok. Unser Navi sagt, dass wir um 18:30 Uhr dort wären. Na dann mal los. Hinter Clanwilliam ist wieder so eine Raststätte mit einem Schnellimbiss von „Wimpy“. Der Chickenburger schmeckt und kommt genau richtig. Durch die herrliche Landschaft der Cederberge fahren wir gen Norden nach Springbok.


Gerade geht die Sonne unter, als wir die Stadt erreichen. Der städtische Caravan- und Campingpark, an dem wir vorbei fahren, ist randvoll. Unser Plan ist es, bis zum Goegap NR zu fahren, das einige Kilometer außerhalb von Springbok liegt. Dort gibt es auch Campsites und wenn das Gate schon geschlossen ist, dann bleiben wir einfach vor dem Tor stehen. Wie erwartet ist im Goegap NR alles verriegelt und kein Mensch da. Auf der Campsite sehen wir nur eine Handvoll Campinggäste. Das Schild, wann der Park öffnet und schließt, kann individuell ausgefüllt werden. Zeiten stehen gar nicht erst drauf, so dass wir nicht wissen, wann morgen das Tor geöffnet wird. Lassen wir uns überraschen.

Die Gegend um den Park herum ist nicht besiedelt. Nur ein kleiner Sportflugplatz grenzt an den Park. Dementsprechend ruhig ist es hier. So beschließen wir, einfach vor dem Parkeingang stehen zu bleiben und hier zu übernachten. Wir sind autark, haben Wasser dabei und brauchen keine Infrastruktur. Wir haben das Dachzelt bereits aufgeschlagen, als ein Fahrzeug aus dem Park fährt. Der junge Mann ist sehr freundlich und erklärt uns, dass der Park bereits um 16 Uhr schließt, weil keine Blumen da sind und deshalb auch keine Besucher kommen. Das Gate würde morgen Früh so zwischen 7 und 8 Uhr geöffnet. Er meint auch, dass wir hier gut stehen bleiben können. Na also! Im Grunde hätte er uns natürlich auch auf die Campsite lassen können, aber eigentlich ist es egal, wo wir stehen und hier schlafen wir für umsonst. Einige Zeit später kommen Camper aus dem Park. Sie sind ein wenig besorgt um uns, aber das Tor schließen sie auch wieder ab. Inzwischen sind wir bettfertig und wollen auch gar nicht mehr umziehen. Das Jaulen der Schakale aus dem Park vermittelt uns das Gefühl der Wildnis. Im Laufe des Abends kommen und gehen noch 3x Autos, die das Gate passieren. Wir werden nicht behelligt und schlafen gut und selig.


28.08.2010       Goegap NR (Springbok) - Upington

Um 6 Uhr morgens haben wir ausgeschlafen. Es weht ein eisiger Wind. Hier am Gate gab es bisher keine Aktivitäten. Wir bauen unser Zelt zusammen und frühstücken. Nun kann das Gate öffnen. Um 7:10 Uhr ist noch Niemand da. Inzwischen ist die Sonne aufgegangen und wir warten. Um 7:27 Uhr kommt ein Fahrzeug mit drei jungen Leuten. Keiner von Ihnen trägt eine Uniform des Nationalparks, doch Einer hat immerhin einen Schlüssel für das Tor und die Pförtnerhütte. Wir werden eingelassen und bekommen erklärt, dass der Park schon um 16 Uhr schließt, weil keine Touristen da sind. Ja prima, und wenn welche rein wollen, dann dürfen sie nicht! Immerhin ist der Park auch ohne Blumen sehr schön und es ist eigentlich traurig, dass sie sich selbst auf die Blumenblüte reduzieren. Uwe ist sauer und sagt ihm, dass wir das mit dem Headquarter klären. Plötzlich erweitert er die heutige Öffnungszeit auf 17 Uhr. Wir trauen unseren Ohren nicht. Das Office im Park ist natürlich auch noch geschlossen, so dass wir erst einmal eine Runde im Park drehen und später zum Bezahlen fahren. Auf unserer Runde durch den Park sehen wir Oryx, Bergzebras, eine Menge Eidechsen, Felsenratten, viele Vögel, Paviane und Springböcke.


Als wir am Office vorbei fahren, wird dort gerade über offenem Feuer das erste frische Brot des Tages gebacken. Es riecht verführerisch, sieht lecker aus und ist schön warm. Interessant ist die Art der Herstellung, denn das könnten wir beim Campen auch machen. Wir schauen der alten Frau eine ganze Weile bei der Arbeit zu und können der Versuchung nicht widerstehen, sie um ein Foto zu bitten. Sie hat ein so markantes, von einem arbeitsreichen und harten Leben gezeichnetes und doch so liebes Gesicht. Lachend und verschämt lässt sie uns gewähren. Die kleinen, noch warmen Brote genießen wir gleich auf einem der benachbarten Picknickplätze. Sie sind köstlich und wir streiten um die letzten Krümel.


Anschließend fahren wir den 4x4-Weg. Erst unterwegs erzählt mir Uwe, dass der auch noch extra Geld gekostet hat. Der Weg ist an einigen Stellen recht anspruchsvoll. Vor allem in der äußersten Kehre will man eigentlich wieder umdrehen und am Besten gar nicht sehen, wohin der Weg als nächstes führt. Stellenweise macht er wahrscheinlich dem Van Zyl-Pass Konkurrenz, so unwegsam sind einzelne Wegpassagen. Blumen gibt es im Park wirklich fast keine. Nur ein paar kleine rosa Blumenbüschel öffnen gegen Mittag ihre Köpfe. Immer, wenn wir hier im Park sind, blüht es rosa. Schade, es war einfach zu trocken in der letzten Zeit und hat nur einmal geregnet. Das reicht eben nicht aus für eine üppige Blumenblüte. Trotzdem ist der Park auch ohne Wildblumenteppiche sehr schön und lohnt einen Besuch.


Uwe bringt uns und das Fahrzeug wohlbehalten zurück zum Office. Die Frauen backen noch immer Brote auf dem offenen Feuer. Die Touris – einige Busse kommen doch – reißen ihnen ihre warmen Brote buchstäblich vom Grillrost. Wir kaufen auch gleich noch einmal Nachschub und verabschieden uns dann winkend.

        

Ein paar Meter hinter dem Gate rufen wir im Namaqua NP an, wie es dort mit Blumen aussieht. Die Antwort: „keine schönen Blumen“. Ok, dann können wir uns den Weg schon mal sparen. So beschließen wir, ins Inland Richtung Witsands zu fahren. Nun kommen wir der Kalahari gefährlich nahe. Mal sehen, ob Chris Recht behalten wird mit seiner Einschätzung „da kommt Ihr niemals dran vorbei“. Es ist jetzt 15 Uhr, so dass wir um 19 Uhr in Upington sein können. Noch fahren wir die Straße, die direkt nach Namibia führt. Als sich der Weg gabelt, kostet es uns wirklich Überwindung, ihm weiter ostwärts zu folgen.


In Upington steuern wir das „Die Eiland Holiday-Resort“ mit Caravanpark und Campingplatz an, das lt. „Reise Know How“ erste Wahl ist. Es ist bereits 19 Uhr und dunkel. Das Erste, was wir hören, ist Party. Ah, heute ist Samstag! Die einheimische Jugend macht Party. Das kennen wir ja schon. Noch sind wir entspannt.

Das Resort ist gut besucht. Die vielen Chalets sind alle belegt. Ganz am Ende des eingezäunten Geländes liegt die Campsite. Viel sehen wir davon nicht mehr aber einen besonders tollen Eindruck macht das hier nicht gerade. Zweimal setzen wir unser Auto um, weil die Party gleich neben uns zu sein scheint. Aus jeder Ecke dröhnt Disco-Mucke. Wir beschließen, es zu ignorieren und gehen zu Bett. Kaum liegen wir in unserem Dachzelt, schnürt es uns fast den Atem ab. Es riecht nach Qualm, dass wir ständig husten müssen. Gleich nebenan scheint wieder einmal eine Mülldeponie zu brennen und der Wind treibt uns den Qualm genau zu. Es ist kaum zu ertragen und dazu der Lärm, der immer lauter wird. Als Uwe nach dem GPS greift, weiß ich, was er denkt. Das war auch schon mein Gedanke gewesen, doch der nächste Campingplatz ist zu weit weg. Er geht trotzdem die Tour durch, kommt aber zu dem gleichen Ergebnis. Es hilft nichts, wir müssen das hier aushalten. Inzwischen scheint der Qualm langsam weniger zu werden oder der Wind hat inzwischen gedreht. Irgendwann schlafen wir dann auch ein. Jedenfalls ist das die schlechteste Campsite, auf der wir bisher übernachtet haben. Von wegen – „erste Wahl“!


29.08.2010       Upington – Witsands NR

Heute Morgen um 6 Uhr schallt schon wieder Disco-Mucke über den Platz. Egal, wir sind sowieso schon wach und wollen ohnehin schnellstens weiter. Die heutige Tour ist nicht mehr weit, so dass wir gegen 10 Uhr im Witsands Nature Reserve sein können. Wir fahren durch eine sehr schöne Landschaft. An einem Rastplatz entdecken wir einen Waran, der faul in der warmen Sonne liegt. Als er uns bemerkt, ergreift er jedoch schleunigst die Flucht. Rechts und links der Straße sind große, mit Elektrozaun umgebene Schutzgebiete. Zu gern wüssten wir, was, oder besser wer, hier geschützt wird. Den vielen Tierspuren im Sand nach zu urteilen gibt es auf jeden Fall eine Menge Tiere hier und der WWF hat auch seine Finger im Spiel. Auf der unbefestigten Straße zum Witsands NR liegt ein junger überfahrener Erdwolf. Schade, dass wir nun ein totes Tier betrachten müssen.


Das Witsands Nature Reserve macht einen guten Eindruck. Obwohl es etwas abgelegen und auch nicht so populär ist, ist es erstaunlich gut besucht. Wir kaufen an der Rezeption noch einen Sack Holz, suchen uns eine der Campsites aus und lassen 1 ½ Sack Holz und unseren Tisch auf der Campsite zurück. Uwe will schon die nagelneuen Campingstühle mit auspacken, als ich Bedenken anmelde. An den Stühlen hängen noch die Etiketten und die Stühle sind wirklich nobel. Nicht dass die noch Interessenten finden. Zwar stehen gleich nebenan auf der Campsite vier Fahrzeuge von Südafrikanern – also 8 Leute, die aufpassen können, aber man weiß ja nie.

Wir machen uns auf, die Gegend zu erkunden. Unser erster Weg führt uns zur „Brülldüne“. Witsands ist eine weiße Dünenlandschaft am Rande der Kalahari. Südöstlich des Gebietes erheben sich Dünen der Sorte „Brulsand“, was so viel heißt wie „brüllender“ oder „donnernder“ Sand. Wenn bestimmte klimatische Bedingungen eintreten; insbesondere, wenn die untersten Sandschichten kälter sind als der darüber liegende heiße Sand, dann beginnt der Sand zu vibrieren, wenn er ins Rutschen kommt. Dabei verursacht er ein seltsam grollendes Donnergeräusch.

Die weißen Dünen erheben sich teilweise recht steil und es ist ein sehr kraftraubender Aufstieg. Im Moment weht ein heftiger Wind und wir werden buchstäblich sandgestrahlt. Hoffentlich bekommt unserer Ausrüstung das. Wir stapfen eine Weile durch die Dünen. Reden können wir nicht, sonst schlucken wir Sand. Längst hängt der feine weiße Sand in allen Ritzen und Taschen. Dennoch lohnt diese schöne Landschaft und der herrliche Ausblick die Anstrengung und Widrigkeit.

Als wir von dem Dünenkamm wieder hinab steigen, hören und vor allem spüren wir das „Brüllen“. Es ist ein ganz merkwürdiges Brummen und vor allem spürt man ein starkes Vibrieren in den Füßen. Die Düne macht ihrem Namen alle Ehre und wir freuen uns, dass sie uns ihr „Geheimnis“ offenbart hat.


Ziemlich geschafft kehren wir zum Auto zurück. Nun statten wir dem Birde-Hide (der Vogelbeobachtungshütte) noch einen Besuch ab und sind begeistert. Endlich mal eine vernünftige Perspektive. Man ist von dem Bunker aus mit den Vögeln auf einer Augenhöhe und kann sie an einem schönen Wasserloch beobachten. Im Verlauf unseres Aufenthaltes hier kommen eine Menge verschiedener, zum Teil äußerst farbenprächtiger und recht exotisch aussehender Vögel. Hinter den Schautafeln im Bunker schlafen Geckos.


Gegen 15 Uhr kehren wir zur Campsite zurück und uns fällt buchstäblich die Kinnlade auf das Armaturenbrett. Auf unserer Campsite steht kein Tisch mehr und auch das Holz samt Anzünder ist verschwunden. Ein „netter“ Mitmensch hat alles eingeladen. Wir sind fassungslos. Gut, dass wir wenigstens die Stühle noch haben. Die südafrikanischen vier Fahrzeuge, die auf der Nachbarcampsite gestanden hatten, waren noch an uns vorbei gefahren, als wir zum Hide abgebogen sind. Einer davon kam etwas hinter den drei anderen Fahrzeugen. Wir fragen auf der Nachbarcampsite, die nun wieder voll belegt ist, nach. Die Camper sind um 13 Uhr gekommen und da war der Tisch und das Holz schon nicht mehr da. Auch der andere Campnachbar hatte mittags unsere Sachen noch gesehen und kann es nicht fassen, dass Jemand so etwas macht. Es ist übliche Praxis, dass man seine Sachen stehen lässt und so signalisiert, hier ist belegt.

Wir fahren zur Rezeption. Natürlich können die uns auch nicht helfen, aber wir brauchen ja neues Holz. Die Jungs an der Rezeption sind sichtlich schockiert. Den neuen Sack Holz bekommen wir geschenkt – als Trostpflaster. Tja, nun können wir nur noch im Stehen essen oder den Teller auf den Schoß nehmen. Es wäre ja noch nachvollziehbar, wenn der Tisch von Bedürftigen geklaut worden wäre, weil sie ihn eben brauchen. Das hier ist aber reiner „Spaß-Klau“, weil der Tisch des Anderen schöner/größer ist als der eigene. Dafür fehlt uns jedes Verständnis. Der Tisch war aus Aluminium und schön groß, so dass an seinen breiten Seiten bequem zwei Personen nebeneinander sitzen konnten. Das ist natürlich für südafrikanische Camper ideal, die häufig in großen Gruppen unterwegs sind. Da meinen wohl manche von ihnen dann, die Eigentumsverhältnisse auch mal neu „regeln“ zu müssen.

Sowohl die neu angekommene große Gruppe der Camper, die wir gefragt hatten, als auch unser Nachbar laden uns spontan ein, heute Abend bei ihnen zu essen. Das ist eine wirklich nette Geste, doch irgendwie kommen wir schon klar. Dabei hatten wir uns doch so auf das gemütliche abendliche Grillen gefreut. Endlich ist es abends noch schön warm und die Campsite ist auch sehr schön.

Naja, wir ärgern uns zwar, aber das hilft nun auch nicht mehr. Im schlimmsten Falle müssen wir der Autovermietung den Tisch eben ersetzen. Als wir Marc, den Chef von „Bushlore“ anrufen, und ihn über den Verlust in Kenntnis setzen, meint er nur „shit happens“. So etwas sei ihm auch noch nicht passiert.

Wir lassen uns den Spaß am Grillen jedenfalls nicht vermiesen. Nach einer wohltuenden warmen Dusche, die den vielen Dünensand beseitigt, laufen wir zum Sonnenuntergang noch ein Stück in die Dünen.


Als wir zurück sind, werfen wir den Grill an und genießen das schöne Gebiet und seine Tierwelt. Im „Busch-TV“ werden uns heute gleich mehrere „Tierfilme“ vorgeführt. Zuerst kommt uns ein Buschbock besuchen, um unter unserem Baum die heruntergefallenen Akazienschoten zu fressen. Es scheint ihm zu schmecken und er schmatzt fleißig. Unsere Anwesenheit stört ihn überhaupt nicht. Keine zwei Meter ist er von uns entfernt und gewissenhaft grast er jeden Quadratmeter um uns herum ab.

Es dauert eine Weile, bis wir erkennen, zu wem die Augen gehören, die uns da aus dem Gebüsch beobachten. Erst denken wir an Mangusten, bis wir erkennen können, dass das zwei Ginsterkatzen sind, die uns da besuchen kommen. Wahrscheinlich ist es die Mutter mit ihrem Nachwuchs. Wir können unser Glück kaum fassen. Die zwei sind sooo süß.


Plötzlich trappeln Schritte an uns vorbei. Es ist eine Gruppe Springböcke, die in die angrenzenden Dünen wechselt. über uns im Baum ruft eine Eule. Fledermäuse umschwirren uns. Der Abend ist kurzweiliger als jedes Fernsehprogramm. Überall leuchten einem Augen entgegen. Es gibt auch viele Springhasen hier und so versuchen wir, ihnen ein paar Fotos abzuringen. Das gelingt uns allerdings nicht wirklich, denn die Fotos sind alles andere als scharf. Immerhin bekommt man wenigstens eine Vorstellung von ihrem lustigen Aussehen. Der Himmel ist heute sternenklar und tausende Sterne geben ihr Bestes. Lange sitzen wir am gemütlichen Feuer und genießen die Natur. Als wir bereits ins Bett gegangen sind, lecken Springbock und Buschbock gemeinsam unseren Grillrost ab. Die kleine Ginsterkatze läuft neugierig um unser Auto herum und auf der Wiese vor uns hoppeln Springhasen. Diese Idylle wäre eigentlich nur noch durch Löwengebrüll zu toppen, doch davon gibt es hier leider Keine.



30.08.2010       Witsands NR

Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Eigentlich wollten wir zum Sonnenaufgang in die Dünen gehen, doch es ist spät geworden gestern Abend. Dafür war es heute Nacht endlich mal schön warm. Als wir losmarschieren, ist die Sonne schon aufgegangen. Macht aber nichts, denn es war sowieso kein spektakuläres Morgenrot, weil wieder die Wolken fehlen. In den Dünen sind wir ganz allein. Es gibt jede Menge Tierspuren, aber keine menschlichen Fußabtritte. Die Dünen liegen quasi unberührt vor uns und immer wieder bieten die Dünenkämme neue Aussichten. Die weißen Dünen zeichnen sich nun tatsächlich von den roten Kalahari-Dünen ab. Das hatten wir gestern so gar nicht sehen können. Wir erklimmen die höchste Düne und sind nun 1.200 Meter über Null. Das Schwitzen hat sich wirklich gelohnt. Es bietet sich uns ein spektakuläres Panorama. Fast im gleichen Augenblick kommt aber auch ein heftiger Wind auf, der uns den Sand um die Ohren weht. Lange halten wir es leider nicht aus hier oben. Zu groß ist unsere Angst, dass unser Equipment Schaden nimmt in diesem Sandsturm. Schließlich brauchen wir unsere Kameras noch in einwandfreiem Zustand für den zweiten Teil unserer Reise.



So treten wir den Rückweg an, auch wenn wir eigentlich gern noch einige Aufnahmen gemacht hätten. Wir sind froh, dass Uwe das GPS dabei hat, denn man kann in den Dünen leicht die Orientierung verlieren.


Zurück im Camp entdecke ich gerade noch, wie eine Schlange aus einem Mäuseloch kriechen will. Als sie uns bemerkt, zieht sie sich zurück. Ich meine, dass sie rot-schwarz-geringelt war. Auf jeden Fall hatte sie eine schwarze Schwanzspitze. Es könnte eine Speikobra sein. Entsprechend vorsichtig warten wir in gebührendem Abstand, aber sie lässt sich nicht noch einmal blicken.

Wir fahren zur Rezeption, versorgen uns mit Holznachschub und verlängern unsere Buchung für die Campsite um eine weitere Nacht. Es gefällt uns hier und wir möchten bleiben. Zum Lunch gibt es Rührei mit Speck. Dann fahren wir noch einmal zum Birde-Hide. Dort ist es schön schattig, denn tagsüber entwickelt die Sonne schon ganz schön viel Kraft und brennt gewaltig. Als Zeichen, dass unsere Campsite belegt ist, haben wir diesmal die Gasflasche mit einem abschließbaren Stahlseil am Grill befestigt. Mal sehen, ob das vor weiteren Verlusten schützt. Zwar sind wir heute die Einzigen auf der Campsite, aber man kann ja nie wissen, ob sich Tagesbesucher hierher verirren.

Mittlerweile weht ein ziemlich heftiger Wind, der den feinen Staub in großen Böen vor sich her treibt – unangenehm. Am Hide ist es wieder recht kurzweilig. Die verschiedensten Vögel geben sich ein Stelldichein. Schade, dass nicht auch andere Tiere zum Trinken an das Wasserloch kommen.


Zum Sonnenuntergang laufen wir noch einmal ein Stück in die Dünenlandschaft. Aufgrund fehlender Wolken ist der aber nicht so spektakulär. Dafür ist es in den Dünen unheimlich friedlich. Nur ein aufgeschreckter Buschbock läuft in großen Sprüngen hinter den nächsten Dünenkamm.

Zurück auf der Campsite entzünden wir uns wieder ein gemütliches Grillfeuer. Inzwischen sind auch wieder einige der Campsites belegt, doch heute ist es längst nicht so voll wie gestern. Wieder frisst der Buschbock die neu heruntergefallenen Akaziensamen um uns herum. Uns ignoriert er dabei einfach. Auch die Ginsterkatzen schauen wieder vorbei. Diesmal sind es sogar Drei. Eine Herde Springböcke grast auf der Wiese vor uns und die Springhasen in den Dünen sind auf Futtersuche. Aus der Ferne dringt Froschgequake an unser Ohr. Am Rand der Dünen gibt es einen Tümpel, an dem sie offenbar zu Hause sind.


Auch heute leuchtet über uns ein gigantischer Sternenhimmel und wir sind froh, dieses Gebiet erkundet zu haben.


31.08.2010       Witsands NR – Barberspan NR

Heute werden wir unsere Reise fortsetzen. So langsam müssen wir uns Johannesburg nähern, denn übermorgen geht unser Flug nach Ruanda.

Für heute haben wir den Kamfers Dam in Kimberley auf dem Programm und wenn wir Glück haben noch das Mokala GR. Angeblich soll dort allerdings alles ausgebucht sein.

Kimberley „begrüßt“ uns mit einer brennenden Mülldeponie und beißendem Qualm. Es brennt hier großflächig. Auch sonst ist die Stadt alles andere als schön und wir haben nicht das Verlangen, hier länger zu verweilen.

Am Kamfers Dam gibt es eine große Population von Flamingos. Von 35.000 Vögeln ist die Rede. Eine Zeit lang konnten wir die über das Internet sogar live per Webcam beobachten. Nun sind wir gespannt, die Tiere mit eigenen Augen zu sehen. Der Dam liegt nördlich der Stadt. Wir fahren zuerst dort hin. Schon aus der Ferne sehen wir riesige rosa Schwärme dieser herrlichen Tiere im Wasser stehen. Aber wie kommen wir da hin? Wir fahren am See entlang und finden weder einen Hide noch einen Weg. Außerdem trennt uns noch die Bahnlinie von dem See. Jede Menge Hinweisschilder verbieten das Betreten der Gleise. Als wir endlich den vermeintlichen Weg zum See finden, der unter der Bahntrasse hindurch führt, müssen wir erkennen, dass dieser Weg im Moment unpassierbar ist. Der Damm hat zu viel Wasser und selbst hier auf der anderen Seite der Bahntrasse steht alles unter Wasser. Wir versuchen es noch an mehreren anderen Stellen, doch es ist kein Herankommen an die Vögel. Diese riesigen Gruppen von Flamingos sind einfach gigantisch und es ist schon sehr schade, dass man sich mit dieser großen Distanz zu ihnen abfinden muss.


Nun machen wir uns auf den Weg in den nahe gelegenen Mokala NP. Dort möchten wir gern unsere letzten beiden Tage in Südafrika verbringen. Der Park ist verhältnismäßig neu und entstand aus einer Umsiedlungsaktion des damaligen Vaalbos NP, dessen Land seinen damaligen Besitzern zurückgegeben wurde. Am Gate des Nationalparks ist lediglich eine Klingel und ein Sprechfunkgerät. Ansonsten versperrt ein großes Tor die Zufahrt. Unpersönlich und verhältnismäßig schroff wird uns mitgeteilt, dass die fünf Campsites ausgebucht sind und Selbstversorger-Cottages 700 ZAR/Nacht kosten. 70 Euro für ein Cottage ist ein ganz schön stolzer Preis, zumal wir eigentlich lieber campen wollten. Auf Nachfrage wird uns mitgeteilt, dass auch morgen keine Campsite frei sein wird. Dann eben nicht. Wir beschließen, auf einen Besuch des Mokala NP zu verzichten. Es gibt schließlich noch eine Menge anderer Nationalparks und Naturreservate in Südafrika.

Rasch haben wir eine Alternative ausgewählt. So werden wir heute das Barberspan NR ansteuern und morgen weiter in den Pilanesberg NP fahren. Da wir es von dort aus nicht mehr weit bis Johannesburg haben, bleiben uns noch 1 ½ Tag für den Pilanesberg NP. Das reicht aus, um die Gegend kennen zu lernen.

Um in den Pilanesberg NP zu gelangen, müssen wir nordwärts fahren und noch einmal an den Flamingos vorbei. Als wir in der Nähe des Dammes tanken, fragt Uwe den Tankwart, ob es noch einen anderen Weg zu den Vögeln gibt. Der zeigt auf ein Tor, das zwar auch nicht offiziell ist, aber wohl im Moment eine geduldete Zufahrt darstellt. Von dort aus gelangen wir zumindest direkt an die Bahnlinie und haben so einen ganz guten Blick auf eine der Flamingokolonien. Natürlich ist jetzt das Licht total suboptimal. Trotzdem ist es ein Erlebnis, diese herrlichen Vögel beobachten zu können. Wir schauen den Tieren noch eine Weile zu, versuchen dennoch ein paar Fotos zu machen und setzen dann unsere Reise fort.


 

Durch überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet fahren wir bis zum Barberspan NR. Hier leben an einem großen See viele Wasservögel. Als wir ankommen, hat das Gate gerade geschlossen. Wir kommen also auch nicht mehr auf die Campsite. Der Eingang befindet sich direkt an einer Fernstraße, so dass wir auch nicht davor stehen bleiben können. Wir fahren noch ein Stück weiter bis zum Barberspan Holiday Resort. Für stolze 15 Euro bekommen wir einen Platz auf der „Campsite“. Das ist ein ziemlich teurer Parkplatz, wenn man sieht, was man dafür geboten bekommt. Die gesamte Anlage – aber ganz besonders die Campsite – sind total verwahrlost. Überall liegt Schafkot und Hundekacke. Die Sanitäreinrichtung ist vollkommen vernachlässigt. Da sind Lampenfassungen und elektrische Leitungen aus der Wand gerissen, Wasserhähne abmontiert, Glühbirnen entfernt, Türklinken herausgerissen, Türschlösser ausgebrochen und Fensterscheiben ausgeschlagen. Es gibt nirgendwo Abfalleimer und nur eine einzige Grillmöglichkeit auf dem ganzen Platz. Gut, das würde eigentlich auch reichen, denn Gäste sind hier sowieso keine.

Immerhin liegt der „Parkplatz“ direkt am See und ein paar Wasservögel hören wir zumindest noch. Wirklich schade um diese schöne Lage. Rasch sind wir in unserem Zelt verschwunden und schlafen auch gleich ein. Zumindest ruhig ist es hier.


01.09.2010       Barberspan NR – Pilanesberg NP

Still liegt der See heute Morgen vor uns und glitzert in der Sonne. Nur ein paar Vögel sind zu hören. Es ist sehr friedlich hier. Etwas irritiert sind wir von einem merkwürdigen „Brüllen“. Wir brauchen eine Weile, bis wir den Verursacher dieses merkwürdigen Geräusches gefunden haben. Es ist ein Vogel Strauß, der so komische Laute von sich gibt und damit wohl den Weibchen imponieren will. Um uns herum weiden Schafe.

So idyllisch der See auch ist, reichen die Wasservögel, die es hier gibt, nicht aus, um uns bis morgen zu fesseln. Wir wollen schnellstens weiter zum Pilanesberg NP. Das ist von hier aus nicht mehr sehr weit, so dass wir die verbleibende Zeit noch nutzen können, um den Park zu erkunden. Wir erreichen den Park gegen 11 Uhr und was wir sehen, gefällt uns gut. Es gibt eine große Campsite am Manyane-Gate. Die Angestellten sind alle ausgesprochen freundlich. In einem gut bestückten Shop bekommen wir Fleisch für das Abendessen und ein Magnum-Eis ist auch noch drin.

Bestückt mit einer guten Karte des Parks fahren wir dann auf Safari. Der Pilanesberg NP liegt in einem erloschenen Vulkankrater. Entsprechend schön ist die Landschaft. 1979 wurde in einer groß angelegten Umsiedlungsaktion (Operation Genesis) das Wild hier angesiedelt. Neben vielen Antilopen, Zebras und Gnus gibt es auch Giraffen, Breit- und Spitzmaulnashörner, Büffel, Elefanten und anderes Getier aber eben auch Raubtiere, wie Löwen, Leoparden, Geparden, Hyänen und Wildhunde. Das hört sich gut an und kann mit Etoscha Pfanne und Krueger NP gut mithalten.


Innerhalb kürzester Zeit haben wir dann auch eine Menge Tiere gesichtet. Besonders schön ist der Kratersee, aber auch die anderen, als Dämme angelegten Wasserstellen, gefallen uns gut. Es ist wunderschön hier. An den Seen gibt es Bird-Hides, von denen aus man die Wasservögel und Flusspferde gut beobachten kann.

An einem See können wir ein Krokodil beobachten, das einen riesigen Wels gefangen hat und nun versucht, diesen zu fressen. Das erweist sich als ziemlich schwierig und wir können ihm lange dabei zusehen. Es hat den Mund buchstäblich zu voll genommen. Zwischendurch brüllen die Hippos und es hört sich ein wenig an, als ob sie das Krokodil auslachen. Vor unsere Nase setzt sich ein Eisvogel, Kormorane gehen auf Fischfang.



Als wir unsere Pirschfahrt fortsetzen, haben wir dann sogar üppiges Nashornglück. Mindestens 10 Breitmaulnashörner sehen wir im Laufe des Nachmittages. Auffällig ist, dass die Tiere gar nicht scheu sind und auch kaum weglaufen. Sie sind an die Menschen gewöhnt. Während unserer Pirschfahrt können wir Warzenschweine, Impalas, Wasserböcke, Springböcke, Zebras, Giraffen, Elefanten mit ganz Kleinen, Gnus, Kuhantilopen, Elenantilopen, Mangusten, Flusspferde, Paviane, Meerkatzen und jede Menge Vögel auf unserer „Sichtungsliste“ verbuchen.


Auch die Gatezeiten sind äußerst human. Von 6 bis 18:30 Uhr kann man im Moment im Park bleiben. Unser heutiges Ticket (~11 Euro) gilt sogar morgen noch den ganzen Tag und die Campsite kostet so viel, wie gestern unser vergammelter Abstellplatz, nur dass wir heute Strom- und Wasseranschluss, saubere Sanitäranlagen mit Heißwasser und eine ordentliche Grillstelle haben. Man kann wirklich nicht meckern und es gefällt uns sehr gut hier.

Am Abend suchen wir uns eine schöne Campsite aus. Es ist wenig los auf dem Platz. Allerdings möchten wir gar nicht wissen, wie gut der Park an den Wochenenden und in den Ferien besucht wird. Schließlich sind es nur 2 ½ Stunden Fahrt bis Johannesburg.

Wir haben einen Stellplatz am Rand gewählt und das scheint eine kluge Entscheidung gewesen zu sein. Kaum ist es dunkel, kommt uns eine ganz junge Wildkatze besuchen. Die ist vielleicht niedlich! Obwohl die kleine Mieze ziemlich scheu und ängstlich ist, traut sie sich doch mit jedem Versuch näher an uns heran. Ihre Neugier ist einfach größer, als die Angst.


Wir müssen heute Abend noch alle unsere Sachen packen, denn morgen werden wir in Johannesburg das Fahrzeug wieder abgeben. Ohne vernünftige Ablagefläche ist das gar nicht so einfach und so sind wir froh, als wir all unsere Besitztümer endlich eingesammelt und verstaut haben. Anschließend grillen wir noch einmal gemütlich und lassen bei einem Savanna die Erlebnisse dieser Reise Revue passieren. Auch wenn nicht alles so lief, wie wir es gern gehabt hätten, so hatten wir doch wunderschöne Erlebnisse und haben tolle Gegenden kennengelernt.

Auch heute Abend ist es noch schön warm und sogar nachts können wir kurzärmlich bleiben.


02.09.2010       Pilanesberg NP – Johannesburg – Nairobi (Kenia)

Wir haben gut geschlafen in unserer letzten Nacht im Dachzelt. Um 5 Uhr stehen wir auf, schließlich wollen wir heute so lange wie möglich im Park bleiben und das Gate öffnet heute Morgen bereits um 6 Uhr. Vielleicht haben wir ja sogar Glück und sehen noch Raubtiere. Etwas wehmütig klappen wir ein letztes Mal unser Dachzelt zusammen. Als wir am Gate stehen, zickt wieder einmal der Anlasser und diesmal will er sich einfach nicht wieder „beruhigen“. Die ganze Zeit hatte Uwe den Dreh raus, wie er den Anlasser doch zum Laufen bringt aber heute Morgen, mitten im Gate, wo Keiner an uns vorbei kann, will der einfach nicht mehr. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich der Motor wieder startet.

Wir sind kaum am Kratersee angekommen, als uns bereits ein Tourguide ungefragt darüber informiert, dass oben an der Kreuzung Löwen liegen. Wir sind echt sprachlos, wie nett die Tourguides sind. Das kennen wir aus anderen Parks aber teilweise auch ganz anders. So machen wir uns natürlich gleich auf den beschriebenen Weg. Zuerst sehen wir etwa 10 Fahrzeuge, dann drei Löwinnen, die – zumindest für uns – viel zu weit weg im Schatten liegen. Trotzdem freuen wir uns diebisch, in diesem Urlaub nun auch noch Löwen gesehen zu haben. Wir beobachten die Drei eine Weile, aber unsere Knipskisten lassen wir noch etwas schlafen. In Sachen Löwenfotos sind wir leider schon ein wenig verwöhnt. Dafür rätseln wir, woher man die Löwen geholt hat. Kalahari-Löwinnen sind es u. E. nicht, denn dafür sind sie zu klein und zu hell und ein Pascha lässt sich leider nicht blicken, der uns mit der Farbe seiner Mähne hätte Aufklärung verschaffen können.


Auf unserer weiteren Pirschfahrt bekommen wir dann noch ca. 20 Breitmaulnashörner – viele mit Nachwuchs, eine Menge anderer Tiere und eine große Gruppe Elefanten zu sehen. Die Elis – sie stammen alle aus dem Addo Elephant Park – sind total relaxt, obwohl sie ganz viele Jungtiere dabei haben. Einer ist noch ganz klein und trinkt ständig bei seiner Mutter und dann auch zwischendurch bei seiner Tante. Es ist faszinierend, diesen sanftmütigen Tieren bei ihrem Sozialverhalten zuzusehen. Leider steht die Gruppe mal wieder auf der falschen Seite, sprich im falschen Licht, aber das ist eben nicht zu ändern.


Wir fahren zu unserem Lieblingsdamm „Batlhako“ und bleiben dort eine Weile im Hide sitzen. Sechs Hippos haben sich zum Sonnen auf eine kleine Grasinsel gelegt und werden dort langsam „gar“ bzw. rosa. Zwei kleine Rauchschwalben setzen sich direkt vor unsere Nase auf einen abgestorbenen Ast und putzen sich ausgiebig.


Wieder stellen wir bei unserer Pirschfahrt fest, wie gelassen die Tiere den Autos gegenüber sind. Klar ist es ein wenig wie großer Zoo, aber das sind Etosha Pfanne und Krueger Park auch und genug Wildnis zum Verstecken haben die Tiere ja. Außerdem bietet das hohe Gras noch zusätzlichen Schutz, denn selbst bei den Nashörnern ist manchmal nur noch ein Stück grauer Rücken im Gras zu sehen.

Zum Abschluss unserer Pirschfahrt statten wir dann dem Hide am Kratersee noch einen Besuch ab. Dieser Hide bietet eine besonders ergiebige Sicht auf viele Wasservögel und ist auch noch sehr schön gelegen. Schon auf dem Weg dahin entdecken wir einen jungen Waran, der sich in der Sonne wärmt. Direkt am Hide sitzen dann zwei Graufischer malerisch auf einem Ast und lassen sich überhaupt nicht von den Besuchern der Aussichtshütte stören. Dann kommt sogar noch ein dritter Graufischer dazu. Es ist, als ob man uns zum Abschied noch eine ganz besondere Freude machen möchte. Auf dem Rückweg zum Auto entdecken wir dann noch zwei ausgewachsene Warane, die es sich ebenfalls zum Sonnenbad auf einem abgestorbenen Baum bequem gemacht haben. Nun ist aber leider die Zeit gekommen, uns auf den Weg nach Johannesburg zu machen. Gut, dass jetzt erst einmal nur der erste Teil unseres Urlaubs zu Ende geht und wir den zweiten, abenteuerlichsten Teil noch vor uns haben. So sind wir nicht ganz so traurig, über diesen Abschied hier, auch wenn er uns schwer fällt.


Unsere restlichen Lebensmittel und die Bohnen aus dem Bohnensack packen wir in eine Tüte. Bestimmt ergibt sich irgendwo unterwegs die Möglichkeit, einen Menschen glücklich zu machen. Die Gelegenheit kommt, als wir gerade den Park verlassen wollen. Wir überholen eine ältere Frau, die offenbar gerade auf dem Weg nach Hause ist. Mit den Worten: „ich denke, das können Sie gebrauchen“, drücke ich ihr durch das offene Fenster die Tüte in die Hand. Zögerlich und vollkommen perplex nimmt sie die Tüte, bedankt sich überschwänglich und fast stehen ihr Tränen in den Augen. Dabei weiß sie noch gar nicht, was in der Tüte alles drin ist. Sie winkt uns nach, als wir weiterfahren. Uns freut es, dass wir einer Familie eine kleine Freude gemacht haben.

Um 18 Uhr sind wir am Internationalen Flughafen Johannesburg mit unserer Autovermietung verabredet. Dort soll die übergabe des Wagens stattfinden. Jetzt ist es 14:30 Uhr und bis Johannesburg brauchen wir laut GPS 2 ½ Stunden. Eine Stunde Karenz bleibt uns also. Gepackt haben wir soweit alles; die Reste sind dann schnell verstaut.

Wir fahren über Rustenburg und dort beginnt sich unser Zeitpolster rasch in Luft aufzulösen. Es ist Berufsverkehr und überall staut sich der Verkehr. Naja, unser Flug nach Kigali (Ruanda) über Nairobi (Kenia) geht erst heute Nacht um 0:40 Uhr. Das sollten wir schaffen und die Autovermietung können wir notfalls telefonisch informieren, falls es eng wird.

Der Verkehr auf der N4 in Richtung Pretoria ist ebenfalls sehr dickflüssig, obwohl auf der zweispurigen Autobahn schon vierspurig gefahren wird. Im Großstadtverkehr von Johannesburg – unser GPS ist längst ausgestiegen – bin ich froh, noch den Überblick behalten zu haben. Bei jeweils 5 Spuren muss Uwe sich voll auf den Verkehr konzentrieren. Es gelingt mir, ihn flüssig durch den dichten Verkehr zu lotsen. Wir passieren Kempton Park, seine alte Heimat und haben leider gar keine Zeit mehr, hier mal nach rechts abzubiegen. Um 18:06 Uhr erreichen wir das Abflugterminal des Flughafens Johannesburg. Wer nicht da ist, ist unsere Autovermietung. Wir müssen ihnen hinterher telefonieren. Es ist untergegangen, dass wir heute das Fahrzeug zurückgeben wollen. Der Fahrer, der dann nach 45 Minuten kommt, hat nun zwei Fahrzeuge an der Backe. Das ist aber zum Glück nicht unser Problem. Unbeschadet und auch gar nicht sehr eingedreckt geben wir das Fahrzeug zurück.

Und hier beginnt nun der zweite Teil unserer Abenteuerreise. (folgt in Kürze)
„Besuch bei den Letzten ihrer Art – Berggorillas im Regenwald von Ruanda und Uganda“


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