Reisebericht Kgalagadi Transfrontier Park - Augrabie Falls - Sossusvlei 2008 vom 01. - 25. Mai 2008
Die Magie der Kalahari
Bei unserer letzten Reise hatten wir getestet, wie sich so eine Nacht im Dachzelt mitten in der Zentralkalahari oder neben Löwen in Savuti anfühlt und ob das auch eine Form zu Reisen sein kann, die uns Spaß machen würde. Die Tatsache, dadurch unabhängig und weit ab jeder Zivilisation mitten in der Natur sein zu können, hat uns überzeugt und die Kalahari, als noch sehr unberührte, faszinierende Landschaft, neugierig gemacht auf mehr. So sind wir von unserer letzten Reise noch nicht einmal aus dem Flieger gestiegen und haben schon wieder neue Reisepläne im Kopf. Getreu dem Motto "Nach der Reise ist vor der Reise" wälzen wir wieder zahlreiche Reiseführer, recherchieren im Internet, stürzen uns auf Reiseberichte Gleichgesinnter und holen uns Anregungen und Informationen bei erfahrenen Afrikareisenden. Schließlich ist die Planung ein wichtiger aber auch arbeitsintensiver Bestandteil einer solchen individuellen Reise und die Vorfreude steigt, je weiter die Planung gediehen ist. Ein Afrikaurlaub, ohne ausreichend Zeit für das Fotografieren zu haben, geht für uns gar nicht. Deshalb haben wir uns vorgenommen, diesmal viel Zeit für den Kgalagadi-Transfrontier-Park einzuplanen, damit wir ausgiebige Pirschfahrten machen können und so möglichst auch viele Tiere sehen. Der gemeinsam von Südafrika und Botswana betriebene Nationalpark ist groß und natürlich wollen wir alle Gegenden des Parks sehen. Besondere Herausforderung stellt jedoch die auf dem botswanischen Gebiet liegende Mabuasehube Section dar, die nur über eine 170 km lange Tiefsandpiste durch das rote Dünengebiet zu erreichen ist. Da wollen wir natürlich auch hin. Daneben wollen wir einen Abstecher zu den auf südafrikanischer Seite liegenden Augrabie Falls machen und den Fishriver Canyon besuchen. Köcherbäume hatten wir auf unseren bisherigen Reisen nur vereinzelt gesehen. Diesmal sollte es ein ganzer Köcherbaumwald sein, den wir besuchen wollen. Als besondere Herausforderung oder eine Form der besonderen Geduldsprobe erwies sich mal wieder die Buchung der Nationalparks. "San-Park" für den südafrikanischen Teil schien kein Problem zu sein. Schließlich geht das sogar über das Internet und die Verfügbarkeit lässt sich sofort prüfen. Wie wenig zuverlässig diese Angaben allerdings waren, zeigte sich, als wir unsere Buchungswünsche abschickten. Zurück kam eine völlig andere Tour, weil angeblich alles ausgebucht war. Einige Zwischenübernachtungen fehlten ganz und unser gesamter schöner Plan passte nicht mehr. Ein reger E-Mail-Verkehr entbrannte und letztlich waren wenigstens alle Übernachtungen - bis auf eine - gebucht, auch wenn die Campsites nicht die waren, die wir eigentlich gern gehabt hätten. Die Buchung über den "DWNP" in Gabarone klappte dagegen diesmal völlig reibungslos und schon auf Anhieb bekamen wir die Campsites, die wir angegeben hatten. Haben wir inzwischen beim "DWNP" einen VIP-Account? Schön wäre es ja! Unseren Mietwagen, einen Toyota Hilux 4x4 mit Dachzelt einschließlich der kompletten Campingausstattung, Reservekanister, 2 Ersatzrädern, Dachgepäckträger und extra großem Tank (140 l) hatten wir wieder bei "African Track" in Windhoek gebucht, einer Autovermietung, die nicht nur seriös und absolut zuverlässig sondern auch noch bezahlbar ist. Hier hatten wir schon unsere letzten Fahrzeuge angemietet und waren bisher absolut zufrieden. Unsere "Lebensversicherung", ein Sattelitentelefon, war bestellt und das GPS programmiert. Nun konnte es endlich losgehen, unser neues Abenteuer Kalahari. Für uns stellt diese Reise in zweierlei Hinsicht eine Prämiere dar. Zum Einen sind wir das erste Mal mit digitaler Fotoausrüstung unterwegs und zum Anderen werden wir überwiegend im Dachzelt campen. Beides für uns neue Erfahrungen und wir sind gespannt, wie wir damit zurecht kommen werden.
02.
Mai 2008 Frankfurt - Windhoek Um 7:05 Uhr landet die Maschine und wir können uns dem obligatorischen Einreiseprocedere widmen. Neuerdings gibt es die Einreiseformulare nicht mehr im Flieger, was erst einmal einen Run auf die Formulare auslöst. So decken wir uns gleich noch für unsere September-Reise mit Formularvordrucken ein. Langsam haben wir Routine beim Ausfüllen der Formulare und so geht das Ganze dann doch relativ schnell. Ein Angestellter der Mietwagenfirma "African Track" erwartet uns schon und bringt uns zum neuen Firmensitz, der seit kurzem näher in der Stadt (Pettenkofer Straße) liegt und einen wunderbaren Ausblick über Windhoek bietet. Schnell sind die Formalitäten abgewickelt und wir können einen nagelneuen Toyota Hilux 4x4 in Empfang nehmen. Das Fahrzeug hat gerade mal 800 km auf dem Tacho und wir dürfen ihm als Erste die weite Welt zeigen. Doch nicht nur das Fahrzeug ist neu, sondern auch der Kühl-/Gefrierschrank. Alle Sitze sind mit einem sehr strapazierfähigen, funktionellen und waschbaren Schutzbezug ausgestattet. Auch die sind neu und wir werden sie noch zu schätzen wissen. Das Sattelitentelefon liegt für uns bereit und die zusätzlichen Vorratsboxen stehen schon im Fahrzeug. Alles klappt wie bestellt und reibungslos. Schnell wird noch ein fabrikneues Ersatzrad geliefert, dass diesmal gleich neben dem Reservekanister auf dem Dachgepäckträger befestigt wird. So bleibt uns mehr Bewegungsfreiheit im Laderaum des Fahrzeugs. Die Kiste, die wir letztes Jahr bei der Autovermietung eingelagert haben, ist mit umgezogen und steht seitdem in privater Obhut. Sie soll uns nachgeliefert werden. Wir sind gespannt aber hoffnungsvoll. Hoch zufrieden machen wir uns auf den Weg zu unserem Hotel, das wir für die nächste Nacht gebucht haben. Diesmal haben wir uns für das Casa Blanca-Hotel in der Nähe des Eros-Airport entschieden, wo ja bisher auch die Autovermietung ihren Sitz hatte. Das Hotel liegt etwas außerhalb der City, ist aber dennoch schnell zu erreichen, sehr hübsch angelegt und Preis-/Leistung stimmt. Wir sind zufrieden mit unserer Wahl. Schnell stellen wir unser Gepäck ab und machen uns auf den Weg zum Einkaufen. Schließlich will eine megalange Einkaufsliste abgearbeitet werden, denn die nächsten 2 Wochen sind wir ausschließlich Selbstversorger und neben Lebensmitteln stehen noch eine Reihe anderer Dinge auf dem Plan, die wir nicht im Supermarkt bekommen. Zuerst wollen wir zum Metzger, dann in den Supermarkt und dann noch zu Cymot, dem Campingausstatter. Herausforderung Nr. 1 ist die Suche nach der Metzgerei "Transkalahari Meat und Biltong buchery" in Kleinwindhoek gleich neben "Luigi and the Fish". Einmal die Straße abgefahren, finden wir das Geschäft schnell, auch wenn es etwas versteckt liegt. Wir hatten schon viel über diese Metzgerei gehört und der besondere Charme liegt neben der Sauberkeit, Vielfalt und hohen Qualität der Produkte vor allem darin, dass alles vakuumiert und eingeschweißt wird und sich dadurch das Fleisch locker 2 Wochen hält. Genau das brauchen wir. Das Angebot ist umwerfend und viele Sorten sind schon grillfertig mariniert. Wir haben es besonders auf Wildfleisch abgesehen und da kommen uns die Springbockfilets gerade recht. Daneben noch Rinderfilets, Boerewors (Burewurst), Biltong, marinierte Rippchen, geräucherte Rippchen, geräucherte Lende und ..... Schnell haben wir für 10 mal grillen und diverse Zwischenmahlzeiten Fleisch und Räucherwürstchen zusammen. Alles wird portionsweise vakuumiert und eingeschweißt. So haben wir schon mal eine gute Nahrungsgrundlage geschaffen. Schnell packen wir alles in unseren Auto-Kühlschrank, drehen ordentlich hoch und machen uns auf den Weg in den Supermarkt "Pick`n Pay" - Wernhill, mitten in der City. Gleich gegenüber liegt noch "Fruit & Veg" und dort schlagen wir dann erst einmal beim Obst und Gemüse zu. Da schaut schon so mancher Farbige etwas fragend in unseren Wagen, der - wie könnte es anders sein - bei dem reichhaltigen Obst- und Gemüseangebot - schnell voll ist. Obwohl es überwiegend saisonale Produkte gibt, bleibt kaum ein Wunsch offen und sogar Marmelade und Nudeln gibt es hier. (Besonders die Kaktusfeigenmarmelade ist dermaßen lecker, dass wir die auf jeden Fall wieder kaufen werden.) Der Laderaum unseres Fahrzeugs füllt sich und es wird noch einmal eine logistische Herausforderung, alles sinnvoll zu verstauen. Nun decken wir uns am ATM-Automaten erst einmal mit Bargeld ein, denn unterwegs werden die Möglichkeiten, Bargeld nach zu ordern, rar sein. Bei "Pick´n Pay" sind die Einkaufswagen ja schon riesig, doch wir haben Not, alles in zwei Einkaufwägen unter zu bringen. So richtig bewusst wird uns das, als ein alter und blinder Mann (der von einem Angestellten des Geschäfts begleitet wird) vor uns an der Kasse verzweifelt in seiner Hosentasche kramt, um eine Tüte Knochen und ein Brot bezahlen zu können. Das Ganze kostete ~1,50 Euro und sein Geld reichte nicht. Wir nehmen es mit auf unsere Rechnung und er ist sichtlich erleichtert und überglücklich. Wir dagegen haben wahrscheinlich gerade für 2 hiesige Monatsgehälter eingekauft. Allein 16 Kanister Trinkwasser in 5-Liter-Kanistern und der Savanna-Vorrat für die ganze Zeit dazu unzählige andere Dinge wollen nun noch im Auto verstaut werden und wir haben ganz schön zu tun. Bei Cymot bekommen wir dann noch die Gurtspanner, ein Reifenreparaturkit, Panzerklebeband, Thermobecher und unseren Potjie (gusseisernen Topf). Als Selbstversorger muss man den einfach haben und der, der letztes Mal zur Campingausstattung des Fahrzeugs gehörte, war uns etwas zu klein (wie sich später zeigt, ist der diesmal größer und auch neu). Zurück im Hotel steht in unserem Zimmer die letzten September eingelagerte Kiste und obendrauf noch eine nagelneue Werkzeugkiste. Das ist Service! Jetzt haben wir noch die Aufgabe, unseren fahrbaren Haushalt zu organisieren und das ist gar nicht so einfach. Schließlich wollen wir nicht jedes Mal alles auspacken müssen. Unsere beiden á 20-Liter-Brauchwasserkanister "bestücken" wir noch mit Micropur wegen der aufgetretenen Cholera im Land und dann sind wir ein paar Stunden beschäftigt. Dem traumhaften und sehr malerischen Sonnenuntergang über Windhoek können wir leider im Moment nur einen bewundernden Blick gönnen, aber die Prioritäten sind im Moment anders gesetzt. Um kurz nach 17:00 Uhr wird es dunkel und dann muss das Auto wir weitgehend gepackt sein. Schließlich wollen wir morgen Früh gleich auf die Piste. Es ist schon dunkel, als wir endlich fertig sind. Jetzt wartet Joe´s Beerhouse auf uns und die obligatorischen Buschmannspieße sind schon ein Ritual - und wieder saulecker!
03.
Mai 2008 Windhoek - Mata Mata Morgens ist es noch etwas frisch, doch sobald die Sonne scheint, wird es angenehm warm. Schnell haben wir bei der Autovermietung noch den zweiten 20-Liter-Brauchwasserkanister getauscht, der sich gestern leider - weil undicht - disqualifiziert hat. Die
Gegend hinter Windhoek in Richtung Rehoboth ist bergig und wunderschön.
Die Berge sehen aus, als hätten sie einen grünen Flaum und die
passenden "Fotowölkchen" verlangen geradezu nach ersten
Fotos. Nicht einkalkuliert habe ich allerdings die Raffinessen der Natur.
Obwohl "nur Gras" habe ich die Flipflops sofort voller Dornen
und stacheliger Samen und bin gleich erst einmal damit beschäftigt,
dieses ganze Stachelzeug, das sich tief in meine Gummisohlen gebohrt hat,
mit der Zange wieder heraus zu ziehen. Selbst mein Fuß ist nicht
verschont geblieben und ähnlich wie ein Dorn hat sich ein Stück
des trockenen Grases als Schiefer in meinen Fuß gebohrt. Zum Glück
hatte ich gestern noch eine Pinzette gekauft und nun muss ich mich erst
einmal "operieren" und desinfizieren. Eine gute Gelegenheit
für meinen Mann, mir noch einmal eindringlich die Untauglichkeit
meiner geliebten Flipflops nahe zu bringen. Trotz gelungener Operation
macht Schaden klug und ab sofort werde ich nur noch in Wanderschuhen aussteigen
- versprochen. An der nächsten Tankstelle unterwegs kaufen wir uns noch einen Vorrat an Feuerholz, der dann ebenfalls auf dem Dachgepäckträger verankert wird. Hier begegnen uns auch das erste Mal die großen Schrecken, die ein wenig wie Käfer aussehen und gut ihre 8 cm Länge haben. Ich muss mich beherrschen, mich nicht gleich mit dem Makro in den Dreck zu werfen und hinter den Viechern her zu robben. Hoffen wir, dass wir denen noch einmal begegnen werden, wo es dann nicht ganz so peinlich ist, sich im Dreck zu wälzen. Wir überqueren den "Tropic of Capricorn" - den südlichen Wendekreis. Noch immer ist die Gegend landschaftlich sehr schön. Bei Gochas tanken wir noch einmal voll und Uwe betankt auch noch den Reservekanister auf etwas ungewöhnliche Art. So muss er ihn wenigstens nicht erst wieder entfesseln und hochwuchten. Die Strecke nach Mata Mata ist sehr wenig frequentiert und wir fahren gegen den Sonnenuntergang, den das GPS für 17:15 Uhr avisiert. Auf der Straße sehen wir unsere erste Schlange liegen, die sich im letzten Abendlicht wärmt. Wir fahren zurück, doch die bleibt natürlich nicht liegen! Endlich stehen wir in Mata Mata um 17:09 Uhr vor den Toren des Kgalagadi Transfrontier Parks - vor dem geschlossenen - wohlbemerkt. Freundlicherweise ist das Vorhängeschloss noch offen, aber das südafrikanische Gate ist definitiv zu, soviel können wir sehen. Immerhin brennt in der Baracke Licht. Uwe macht sich auf den Weg dorthin. Er läuft vorn in die Baracke hinein und kommt kopfschüttelnd zum Hinterausgang wieder raus. Es ist kein Mensch zu finden. In den angrenzenden Wohncontainern wird er fündig. Es ist schließlich Samstag Abend und da haben die Jungs definitiv keinen Bock mehr auf Touris. Alle sitzen gemeinsam vor dem Fernseher und teilen ihm mit, dass das Gate um 15:30 Uhr schließt. Aber wo bitte steht das??? Was nun? Wir haben doch gebucht!? (Als Deutscher von Regeln, Vorschriften und Verboten geprägt, haben wir noch nicht so ganz verinnerlicht, das es eigentlich egal ist, wo wir die Nacht verbringen. Schließlich haben wir unser "Haus" dabei und früher oder später müssen wir ohnehin auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation verzichten.) Beim
Vorbeifahren hatte ich schon auf der angrenzenden Farm Camper am Lagerfeuer
gesehen. Dorthin schicken uns die Jungs auch mit dem Hinweis, dass der
Farmer eine Campsite hat. Also gut, letztlich ist es egal, wo wir campen
und dunkel wird es auch gleich. Der Farmer kommt uns schon entgegen, für
ihn ist das kein Problem. Er erklärt uns, wo wir uns hinstellen können
und bringt uns auch noch Feuerholz. Für 5 €/Person haben wir
einen schönen Stellplatz, sehr sauberen Sanitärtrakt mit Dusche,
Strom- und Wasseranschluss und eigener Grillstelle. Was will man also
mehr? Die Nacht wird ziemlich frisch und wir müssen uns erst wieder
an diese Form der Übernachtung gewöhnen. Ich bin froh, meinen
Daunenschlafsack von zu Hause mitgebracht zu haben und Uwe hat so beide
Schlafsäcke für sich zur Verfügung.
04.
Mai 2008 Mata Mata - Twee Rivieren Wir haben Glück und bekommen auch die bisher noch fehlende Buchung für eine weitere Nacht in Nossob. Es ist sogar ein Chalet frei. So viel schon mal zu "fully booked". Voller
Spannung machen wir uns auf den Weg nach Twee Rivieren, wo wir die nächsten
beiden Übernachtungen auf der Campsite gebucht haben. Ab jetzt ist
der Weg das Ziel und gleich an der Campsite Mata Mata werden wir von einer
großen Gnuherde "begrüßt", die gemütlich
durch das trockene Auob-Flussbett wandert. Von der Campsite aus gibt es
einen Hide (Beobachtungshütte), von der aus man das Wasserloch beobachten
kann. Munter rennen Fuchsmangusten und Erdmännchen umher und kommen
sehr nah. So sind wir schon ein wenig traurig, nicht hier übernachtet
zu haben, auch wenn die Campsite an sich auf den ersten Blick nicht so
schön aussieht. Unterwegs
können wir schon sehr viele Tiere beobachten und der Artenreichtum
ist einfach beeindruckend. Wir trauen unseren Augen kaum, als wir mitten
am Tag Löffelhunde sehen. Die sind doch eigentlich erst in den Abendstunden
aktiv, dachten wir. Auch 2 junge Giraffen stehen neugierig Spalier und
beäugen uns genauso interessiert, wie wir sie (Leider werden es die
einzigen Giraffen bleiben, die wir hier im Park zu sehen bekommen.)
Daneben
gibt es viele große Tierherden; vor allem Springböcke, Gnus,
Oryx und Kuhantilopen. Der Tisch für Raubtiere ist also reichlich
gedeckt. So dauert es auch gar nicht lange, bis wir unseren ersten Löwen
sichten. Zwar ist er noch etwas sehr weit weg für unseren Geschmack,
aber immerhin.
Landschaftlich
ist das trockene und begrünte Flussbett des Auob sehr schön
und wir genießen die Fahrt, auch wenn die Piste manchmal ganz schön
holprig ist. Nun merken wir auch, was wir optimieren müssen. Im Moment
klappert die Leiter auf den Boden des Dachzeltes und das hört sich
an, als ob einer topfschlagend durch die Pampa rennt. Da kriegen wir ja
nur taube oder tote Tiere zu sehen. Die anderen nehmen Reißaus,
bevor wir um die Ecke kommen! Das Camp in Twee Rivieren ist das größte Camp im Park und gut ausgebaut. Die Campsite lässt genug Platz zum Nachbarn zu und ist auch höchstens zu 60 % belegt. Der Sanitärtrakt ist groß, ausgesprochen sauber und auch die Duschen sind in Ordnung. Als wir uns in der Rezeption mit unserem "Laufzettel" melden wollen, ist der spurlos verschwunden. Erst nach verzweifelter Suche erinnern wir uns, dass der offensichtlich in Mata Mata liegen geblieben ist, als wir die zusätzliche Buchung vorgenommen haben. Das ist aber hier gar kein Problem und wir bekommen noch einmal einen neuen Zettel ausgestellt, den wir dann morgen früh bei der Ausfahrt in Empfang nehmen dürfen. Unter den Angestellten des Camps sind verhältnismäßig viele San, die an ihrem markanten Gesichtsausdruck leicht zu erkennen sind. Wenigstens bietet ihnen der Park eine gewisse Perspektive bzw. einen Arbeitsplatz. Zügig bauen wir auf und werfen den Grill an, denn es wird schnell dunkel. Wir hatten uns heute ein wenig verbummelt und die Zeitumstellung beim Grenzübertritt hat uns auch eine wertvolle Stunde gekostet. Unser Grillfleisch ist gut durchgefroren. Der Kühlschrank leistet ganze Arbeit.
05.
Mai 2008 Twee Rivieren Heute
morgen müssen wir noch etwas üben. Zwar sind wir mit dem Morgengrauen
aufgestanden, doch bis alles verstaut ist, dauert es und beim Zusammenpacken
des Zeltes bin ich froh, auf meine Handschuhe zurückgreifen zu können.
Erst 30 Minuten nach der Toröffnung (die ist um 7:00 Uhr) kommen
wir weg. Wir wollen die kleine Tour über Kielie Krankie fahren und
haben den ganzen Tag zur Verfügung. In Richtung Nossob, kurz vor dem Abzweig nach Kielie Krankie treffen wir auf 2 Löwinnen, die zielstrebig in Richtung Wasserloch Rooiputs marschieren. Denen gehört die Straße und so führen sie eine Autokolonne hinter sich her. Das ist ein witziger Anblick, wir genießen das Bild und reihen uns natürlich auch ein. Die
Fahrt in Richtung Kielie Krankie ist landschaftlich schön. Rote Dünen
bestimmen die Landschaft. Tiere sehen wir dagegen nur am Wasserloch Tierkop
und den vielen Skeletten nach gibt es hier auch Raubtiere. Jetzt, in der
Mittagshitze brauchen wir auf Löwen & Co. aber nicht zu hoffen.
Die liegen irgendwo im Schatten und träumen vom Löwenparadies. Auf
dem Rückweg nach Twee Rivieren halten wir noch an einem großen
Nest der Siedelwebervögel, die unermüdlich an ihrem riesigen
Nest bauen, das hunderten Vogelelternpaaren die Möglichkeit gibt,
im Schutz der Menge gemeinsam ihren Nachwuchs aufzuziehen. Hier herrscht
reges Treiben und ein lautes Gezwitscher und erst bei genauem Hinsehen
wird der wahre Grund für diesen Tumult deutlich. Eine Schlange, die
offenbar einige der Nester geplündert hat, findet den Rückweg
nicht mehr und sucht nach einem geeigneten Weg nach unten. Das gelingt
ihr nicht so ohne Weiteres und wir können sie eine ganze Weile beobachten. Heute ist das Camp etwas voller als gestern, aber noch immer ist die Distanz zum Nachbarn groß genug. Wir richten unseren "Haushalt" und schnell ist es stockdunkel. Eine Dämmerungsphase gibt es kaum.
06.
Mai 2008 Twee Rivieren - Nossob Wir beschließen, uns der bevorstehenden 2-tägigen Zwangseinweisung in Kielie Krankie zu entziehen, wägen das Risiko ab, ohne Buchung schon heute nach Nossob zu fahren und entscheiden uns dafür, bis Nossob durchzufahren. Im schlimmsten Fall hätten wir keine Grillstelle und damit können wir leben. Den Meldezettel füllen wir ab sofort selbst aus. Für den interessiert sich sowieso nicht wirklich jemand und in Nossob werden wir uns rotzfrech einfach mit auf die Campsite stellen. Unterwegs
- heute scheint unser Glückstag zu sein, machen uns die vor uns fahrenden
Ranger auf einen männlichen Löwen aufmerksam, der zielstrebig
parallel zur Straße zum nächsten Wasserloch trabt. Wir bleiben
ihm - der immerhin ~ 6km/h schnell läuft - auf den Fersen und haben
ein paar tolle Fotomomente, als er direkt auf uns zu kommt, um vor uns
die Straße zu kreuzen. Blöderweise weiß er nicht, wie
man sich beim Trinken auch noch fotogen platziert, aber dennoch sind das
faszinierende Momente, so ein prächtiges Männchen mit seiner
dunklen Mähne mal so ganz aus der Nähe beobachten zu können. Mit diesem Glücksgefühl im Bauch ignorieren wir die Abfahrt nach Kielie Krankie und fahren weiter bis Nossob. Dort angekommen interessiert sich kein Mensch für uns und die Campsite ist höchstens zu 60 % belegt. Überall bleiben Stellplätze frei und wir werden in unserer Entscheidung bestätigt. Mit unserem Platznachbarn - Südafrikaner, wie fast die Meisten hier - kommen wir schnell ins Gespräch. Überhaupt sind die meisten Südafrikaner sehr freundlich und ausgesprochen hilfsbereit. Wir
schauen noch am überdachten Hide vorbei, von dem aus man das nächtlich
beleuchtete Wasserloch beobachten kann. Im Moment kommen hier allerdings
lediglich Vögel zum Trinken her. Dafür leben auf der Campsite
unzählige Erdhörnchen, denen man stundenlang bei ihrem emsigen
Treiben zuschauen könnte. Bei der Zubereitung unseres Abendessens müssen wir feststellen, dass unser Kühlschrank es etwas zu gut meint und auch gleich noch unsere Eier mit gefroren hat. Die sind nun steinhart gefroren, was die Herstellung von Rührei etwas schwierig macht.
07.
Mai 2008 Nossob Das Camp Polentswa ist ein Wilderness Camp mit 3 Stellplätzen und schon eher nach unserem Geschmack. Hier gibt es keinen Zaun und kein Gate , dass man pünktlich um 18:00 Uhr erreicht haben muss. Gleich vor der "Haustür" sichten wir noch Löffelhunde und so freuen wir uns schon darauf, hier im Anschluss an unseren Aufenthalt in der Mabuasehube Pan 2 Nächte verbringen zu dürfen. Nachdem es gerade erst 10:00 Uhr ist, fahren wir noch weiter bis Grotekolk - ebenfalls einem Wilderness Tented Camp mit 4 Zelten (auf südafrikanischer Seite), das jedoch von einem jungen Scout bewacht wird. Um 14:00 Uhr sind von den 4 Zelten gerade eins belegt. Auf unsere Frage, ob er für uns checken kann, ob in der Mabuasehube Pan schon eher etwas frei ist, erklärt er uns, dass das nur das Camp in Nossob machen kann. Er habe keinen Kontakt. Also werden wir morgen früh mal in Nossob fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, dass wir schon 2 Tage eher in die Mabuasehube Pan fahren können. Unterwegs
auf einem Rastplatz müssen wir erst einmal unseren Kofferraum umbauen.
Einer der Trinkwasserkanister hat das ständige "Geruckel"
satt und leckt. Da aber unsere beiden Reisetaschen und die Schlafsäcke
sowieso in Plastiksäcken stecken, um nicht gänzlich einzustauben,
ist nichts passiert. Die winzigen Eidechsen, die sich hier überall
in der Sonne tummeln, stellen ein dankbares und geduldiges Fotomotiv dar. Grotekolk liegt am oberen (nördlichen) Ende des Kgalagadi Transfrontier Parks und ist wunderschön gelegen. Dahinter kommt nur noch Unions End und je weiter nördlich wir gefahren sind, umso weniger Fahrzeuge treffen wir. Heute haben wir in dieser Gegend keine 3 Autos getroffen. Auf
der Rückfahrt sehen wir unterwegs sowohl eine große Schlange,
die sich auf der Straße wärmt, als auch wieder eine in einem
Baum. Vom Ranger im Camp erfahren wir, dass die in den Bäumen tatsächlich
meist Kap-Kobras sind, die die Jungvögel der Siedelweber fressen,
nicht aber die Altvögel, damit der Nachschub gesichert bleibt. Kluge
Tiere! An
der Straße bis Nossob fahren wir an mehreren künstlich angelegten
Wasserlöchern vorbei, an denen viele Tiere - vor allem Ory, Gnus,
Springböcke, Kuhantilopen, Strauße, Schakale, Sekretäre
- ihren Durst stillen. Außerdem ist die Gegend sehr vogelreich. Zurück im Camp Nossob finden wir wieder problemlos einen Stellplatz, ohne Anderen etwas wegzunehmen. Auch heute sind nur maximal 60 % der Stellplätze belegt und wir müssen noch nicht einmal auf einen Grillplatz verzichten - Nachbars haben heute gekocht. Als Digitalfotograf fühlt man sich ja schon ein wenig wie ein Junkie. Man wird leicht unruhig, wenn der Nachschub nicht ausreichend gesichert ist und die Reserven zu Ende gehen. Steckdosen lösen ein Hochgefühl aus und man stürzt sich auf sie - nie wissend wann die nächste Stromquelle zur Verfügung steht. Überall aus dem Sanitärgebäude verzweigen Verlängerungskabel über die Campsite und deuten auf Gleichgesinnte hin. Wir nutzen den Abwasch, um gleichzeitig in der Spülküche alle unsere Akkus aufzuladen und endlich die Bilder auf den Laptop zu übertragen. Das dauert bei der Menge natürlich eine Weile und so haben wir bald Zuschauer. Als wir zurück zu unserem Stellplatz laufen, müssen wir im Dunklen ganz schön aufpassen. Überall auf dem Platz haben die Erdhörnchen tiefe Löcher für ihr Zuhause gegraben und natürlich nicht gefragt, ob die Stelle gerade passend ist. So ist der ganze Platz mit großen Löchern übersät. Die ziemlich nah erscheinende Sternschuppe sehen wir da eher zufällig, aber unser Wunsch, den wir mit ihrem Anblick verbinden, ist natürlich klar. Erleichtert gehen wir schlafen. Schließlich wissen wir, dass uns die nächsten Tage in der Mabuasehube Section kein Strom zur Verfügung stehen wird. Sowieso hat Uwe im Auto unter seinem Sitz ein halbes Kraftwerk liegen. Garmin, externe Festplatte, Ladegerät für die Akkus, Handy und der Transformator werden über die Autobatterie gespeist. Da ist es gut zu wissen, dass wir für den Notfall die zweite Batterie des Kühlschranks haben.
08.
Mai 2008 Nossob - Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section) Bevor wir das Camp verlassen, fragen wir in der Rezeption nach, ob in der Mabuasehube Section noch eine Campsite für die nächsten beiden Nächte frei ist. Da das aber der botswanische Teil ist, heißt es diesmal, es gibt keinen Kontakt. So langsam wird uns das Ganze zu blöd. Das heißt im Klartext, Südafrika und Botswana betreiben zwar gemeinsam einen Nationalpark. Jedes Land für sich macht aber die Buchungen und Keiner lässt den Anderen in seine Karten schauen. Offensichtlich herrscht auch hier eine gewisse Form der Sprachlosigkeit. Das Problem, nicht miteinander zu reden, gibt es scheinbar auch in Afrika. Über die Sinnhaftigkeit der "Laufzettel" mag sich jeder selbst seinen Teil denken. Sorry für die, die sich eingebildet haben, sie dienen seiner Sicherheit und man wird gesucht, wenn man am geplanten Ziel nicht ankommt. Eigentlich hätte man uns bereits flächendeckend suchen müssen, nachdem wir schon 2 Tage "abgängig" sind! Von dieser Illusion abschließend befreit und so langsam die Buchungspraxis und Realität durchschauend, werden wir mutig. Wir tanken das Auto noch einmal in Nossob voll und verschwinden für die nächsten Tage vom Radar. 2 Tage früher als geplant machen wir uns auf den Weg in die Mabuasehube Section. Auf irgendeiner Campsite wird sich ein Stellplatz für unser Auto finden lassen. Wenn das mit den Buchungen auch so läuft wie hier, dann hält sich unser Risiko in Grenzen. Heute morgen auf der Campsite in Nossob spricht uns ein südafrikanisches Ehepaar an, dass sie heute auch in die Mabuasehube Pan fahren werden und bietet uns Hilfe an, falls wir ein Problem bekommen sollten. Das ist ja supernett und schon mal gut zu wissen. Allerdings fahren die beiden heute nur die halbe Strecke und übernachten in Matopi2. Gleich
hinter Nossob biegt der Weg ab in die Mabuasehube Section und nun endlich
kommt Uwe auch auf seine Kosten. Die ganze Zeit beschwert er sich schon,
dass er diesmal fahrtechnisch unterfordert ist. Nun hofft er, dass heute
endlich seine Zeit gekommen ist und er eine richtige Tiefsandpiste mit
fahrtechnischer Herausforderung erhält. Es
ist noch früh am morgen und der Sand noch fest. Wirklich schwer zu
fahren ist die Strecke nicht. Dafür haben wir herrliches Licht und
die Dünenlandschaft mit den roten Sanddünen ist wirklich faszinierend. Heute
Morgen fahren noch 5 andere Fahrzeuge, die zusammen gehören, diese
Strecke und dank unserer vielen Fotostopps werden wir unfreiwillig in
den Konvoi einbezogen. Stau in der Kalahari. Außer einer Elenantilope
und ein paar Buschböcken sehen wir allerdings nicht viele Tiere,
auch wenn die Spuren im Sand eine andere Sprache sprechen. Dafür
muss ich zwischendrin schon mal aussteigen, um große Äste aus
dem Weg zu räumen. Sehr viel befahren ist die Strecke nicht. Punkt 12:00 Uhr erreichen wir die Campsite Matopi 1, die allerdings lediglich an einem Schild als solche zu erkennen ist. Hier gibt es gar nichts, außer Busch und Bäumen. Zum Glück braucht die Gruppe alter Herren jetzt erst einmal ihr Mittagessen. Wir machen nur kurz in Matopi 2 halt, aber auch hier lässt sich lediglich am Schild erkennen, dass es eine Campsite ist. Gegen
15:30 Uhr haben wir die Mabuasehube Section erreicht und schlagen die
Richtung Mpayathutlwa Pan ein. Hier haben wir übermorgen Platz 2
gebucht . Platz 2 ist belegt, aber Platz 1, ca. 500 m entfernt, ebenfalls
direkt an der Pfanne, ist frei. Wir stellen uns etwas abseits, aber es
kommt keiner mehr. Lediglich die Scouts fahren vorbei, halten an und drehen
uns das Wasser für Dusche und Waschbecken auf. Wir winken freundlichen
zurück. Das ist doch nett. Also haben wir schon mal unseren Stellplatz
für die erste Nacht gesichert. Die Pfanne ist riesig und leider trocken. Es gibt zwar ein Wasserloch, aber da ist nichts los. Wir sehen die Tiere in der Pfanne leider nur von Weitem, aber der Überblick über die Pfanne ist auch sehenswert und die Ruhe hier ist einfach göttlich. Nichts und Niemand stört diese Idylle. Wir sind ganz allein mit der Natur und wieder einmal sind wir beeindruckt, wie vielfältig die Geräusche der Natur sind. In einiger Entfernung hören wir Hyänen heulen. Die Fledermäuse umkreisen uns mit leisem ziepsen. Zufrieden schlafen wir ein. Unser Plan scheint aufzugehen.
09.
Mai 2008 Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section) Nachdem
wir gemütlich gefrühstückt haben, beschließen wir,
die Gegend zu erkunden und machen uns auf den Weg zur nahe gelegenen Mabuasehube
Pan. Dort gibt es 4 Stelllplätze. Platz 1 ist wieder nur am Schild
erkennbar, hat aber weder Latrine noch Dusche oder überdachten Sitzplatz.
Die Plätze 2 und 3 sind schön gelegen - wenn auch ziemlich nah
beieinander und teilen sich Toilette, Dusche und Wasch-/Spülbecken.
Platz 4 ist etwas weiter weg, aber mehr oder weniger an der "Hauptstraße"
zur Lesholoago Pan. Dafür hat die Mabuasehube Pan noch etwas Wasser,
an dem aber außer ein paar Geiern nicht viel los ist. Campsite 2
ist bereits mit 4 Fahrzeugen belegt und Platz Nr. 4 mit unseren Freunden
vom Konvoi (~ 20 Personen). Das heißt, hier ist richtig voll und
das wollen wir ganz bestimmt nicht. Zur Not bleibt uns noch Platz 1, falls
wir sonst nichts finden aber eine echte Alternative zu unserem Platz in
der Mpayathutlwa Pan ist es nicht. Offensichtlich ist die Mabuasehube
Pan die am meisten gebuchte Pfanne. Wir
drehen noch eine Runde um die Khiding Pan, in der die Springböcke
munter ihre Freudensprünge machen (aber natürlich immer dann
nicht, wenn wir es fotografieren möchten) und beschließen,
zurück zu unserem Platz 1 an der Mpayathutlwa Pan zu fahren. Heute
wollen wir unseren Potjie einweihen. Unsere Vorräte geben auch Kartoffeln
und Karotten her und das zusammen mit ein paar Wienerwürstchen und
einem Brühwürfel gibt eine leckere Kartoffel-Karottensuppe.
Dazu macht Uwe ein ordentliches Feuer und auf die Glut stellen wir den
Potjie mit allen Zutaten. Wir sind überrascht, wie gut sich damit
kochen lässt. Das geht richtig schnell und klappt prima. So genießen
wir diese Freiheit mit dem leckeren Essen und einem Savanna. Dank
einiger Fotowölkchen gibt es einen gigantischen Sonnenuntergang und
auch heute bleibt diese - unsere Campsite frei. Ab morgen sind wir dann
wieder im Plan. In der Nacht fallen 3 Regentropfen und wir beten, dass es dabei bleibt. Tut es auch und wir atmen erleichtert auf. Nasse Klamotten wären nicht so nach unserem Geschmack.
10.
Mai 2008 Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section) Inzwischen
sind alle Campsites in der Mabuasehube Pan geräumt und wir nutzen
den Platz Nr. 3, um uns erst einmal ein leckeres Frühstück zuzubereiten.
Es gibt Schinken, Tomate und Rührei und bestürzt müssen
wir feststellen, dass unser ganzer Brotvorrat inzwischen zu schimmeln
beginnt. Nur gut, dass wir genügend Alternativen haben von Maismehl
für Mielie Pap über Nudeln, Kartoffeln, Gemüse und Dosenfutter.
Wir können hier locker 4 Wochen überleben, ohne uns auch nur
einschränken zu müssen und unser eingeschweißter Fleischvorrat
im Kühlschrank hält auch noch eine Weile. Schade, jetzt hätten
wir genügend Muße, um das Brotbacken im Potjie zu probieren,
aber dazu fehlt uns jetzt das Brotmehl. Nun essen wir Finn Crisp und Cräckers
zu unserem Schinken-Rührei. Das ist auch ok und die tolle Aussicht
auf die noch mit ein wenig Wasser gefüllte, malerisch gelegene Mabuasehube
Pan, lässt solche niederen Instinkte wie das Essen ohnehin in den
Hintergrund treten. Die Erdhörnchen freuen sich über die Reste
und springen uns bald auf den Teller. Die kleinen Nager sind ziemlich
furchtlos und immer wieder kommen Neue. Wir
nutzen die Einsamkeit und schöne Lage der Mabuasehube Pan gleich
noch für eine Morgentoilette. Nach einer zwar etwas halbherzigen
Rasur - weil ohne Spiegel - kann Uwe sogar wieder aus dem Gesicht schauen.
Sein 5-Tage-Bart war nicht mehr so ganz salonfähig. Aber wen interessiert
das hier wirklich? Anschließend besichtigen wir noch die Lesholoago Pan mit ihren beiden Campsites. Nummer 1 hat nur Toilette, Nr. 2 hat auch Dusche und Waschbecken und ist noch schöner gelegen. In der Pfanne selbst sehen wir Oryx, Springböcke und Kuhantilopen, aber Wasser hat auch diese Pfanne nicht. Zurück
in der Mpayathutlwa Pan hatten wir eigentlich in Erwägung gezogen,
auf unserer bisherigen Campsite zu bleiben, weil dort eben auch Wasseranschluss
ist. Als jedoch 5 Fahrzeuge mit Südafrikanern anrücken, ziehen
wir ab und nehmen unseren gebuchten Platz in Beschlag. Gleich nebenan
sitzt auf einem toten Baum ein Gaukler und putzt sich ausgiebig. Wir schauen
diesem prächtigen Vogel lange dabei zu. Nachdem Uwe heute Spaghettihunger hat, werfen wir die in unseren Potjie. Das geht auch prima, wenn man ihn hinterher nicht wieder sauber machen muss. Unter einem gigantischen Sternenhimmel lassen wir den Tag ausklingen und saugen die Stille und die Geräusche der Natur förmlich in uns auf. Unentwegt umschwirren uns mit leisen piepsen wieder die Fledermäuse, die dank unserer Lampen reichlich Futter finden. In Ermangelung eines Besseren gibt Uwe heute Nacht den Löwen.
11.
Mai 2008 Mpayathutlwa Pan (Mabuasehube Section) Beim
nochmaligen Blick über die Pfanne können wir unser Glück
kaum fassen. Ein Löwenpärchen trottet durch die Pfanne. Das
Weibchen ist ziemlich rollig und macht dem Pascha unmissverständlich
klar, was sie von ihm erwartet. Immer wieder legen die beiden eine Pause
ein und trotten dann weiter. Es ist ihnen anzumerken, dass sie für
die Jagd im Moment keinen Nerv haben. Ihnen steht der Sinn nach Anderem.
So umfahren wir die Pfanne und können verhältnismäßig
gut abschätzen, wo die Beiden auf uns stoßen werden. Sie sind
schon recht nah bei uns, als sie sich ziemlich intensiv für einen
Busch und einen Baum interessieren. In dem Moment, wo das Weibchen etwa
2,50 m an dem Baumstamm hochspringt, sehen wir die Kratzspuren am Baum.
Das ist das Revier eines Leoparden und der hat im Baum die Reste eines
Springbocks versteckt. Da die Beiden hungrig sind, kämen ihnen diverse
Reste offenbar gerade sehr gelegen. Obwohl der Sprung bzw. der Versuch,
den Baum zu erklimmen, sehr beeindruckend sind, gelingt es ihr nicht,
die Beute zu erreichen. Auch der zweite Versuch scheitert. Widerwillig
trollen sich die Beiden und wir sind glücklich, so gleich noch das
kleine Geheimnis des Leoparden erfahren zu haben. Die beiden Löwen kommen direkt auf uns zu und bleiben verdutzt vor uns stehen. Einen Moment kann ich im Blick der Löwin sehen, dass sie die Sprungdistanz abschätzt. Uwe meint, die waren nur erstaunt. Jedenfalls ist die Angst der Beiden größer als die Aussicht auf ein mageres Tourifrühstück und sie drehen ab und verschwinden im hohen Gras. Der Moment, in die großen erstaunten bernsteinfarben leuchtenden Augen der Beiden zu schauen, in denen sich die Morgensonne spiegelt, ist jedoch unvergesslich. Für uns hat sich der Tag schon gelohnt. Schade nur, dass dieser magische Augenblick so schnell vorbei ist. Natürlich
nehmen wir später noch den Baum unter die Lupe. Von einem stattlichen
Springbockmännchen ist nicht viel mehr als Kopf, Nacken und ein paar
Knochen übrig geblieben. Wir
fahren weiter zur Bosobogolo Pan. Dort gibt es 2 Campsites. Platz 1 hat
Toilette, Dusche und Waschbecken, jedoch beides ohne Wasseranschluss.
Vielleicht ist das ja noch irgendwann vorgesehen. Dafür ist der Toilettensitz
von einem Geparden ziemlich übel zugerichtet worden. Was der wohl
gegen den Sitz hatte? Oder kam er mit der Technik noch nicht klar? Hier
lassen wir uns erst einmal im Schatten des Grillplatzes nieder und bereiten
uns unsere Essensreste zu. Die Campsite ist wirklich schön gelegen
und bestimmt ist hier die Chance, Tiere zu sehen, relativ gut. Fußspuren
sind jedenfalls reichlich im Sand vorhanden. Auf dem Heimweg umkreisen wir auch noch die Monamodi Pan, doch hier ist wirklich tote Hose. Die beiden Campsites haben noch nicht einmal Ausblick auf die Pfanne. Der einzige Pluspunkt ist ein umgestürzter Baum direkt vor der "Haustür", der offenbar ein ergiebiger Feuerholz-Lieferant ist. Leider haben wir aber heute nicht nur Glück. Unser Fernglas hat einen Sturz vom Tisch nicht so gut überstanden und nun sehen wir alles doppelt und/oder verschwommen. Das ist beim Spähen natürlich nicht so toll und nun muss wohl schnellstens ein Neues her. Inzwischen
wird es fast dunkel, als wir auf unsere gebuchte Campsite in der Mpayathutlwa
Pan kommen. Dort hat sich inzwischen schon ein junges südafrikanisches
Pärchen häuslich niedergelassen. Er, ein ausgesprochen "windiger"
Typ, tischt uns dann auch faustdick ein Lügengenmärchen auf.
Es gibt also noch ein paar, die verwegen genug sind, ohne Buchung in die
Mabuasehube Section zu fahren. Nun hätten wir eigentlich für
die Beiden vollstes Verständnis haben sollen, doch der Typ und die
Lügengeschichte sind zu dreist. Wir machen sie noch darauf aufmerksam,
dass in der Mabuasehube Pan die Campsite Nr. 1 bestimmt frei ist und lassen
sie dann aber den Platz räumen. Mit ihm hätten wir die Nacht
und den Platz nicht teilen wollen. Gerade als die Sonne untergegangen ist, melden sich lautstark die Hyänen zu Wort. Sie scheinen direkt neben uns im Gras zu wohnen und es dauert eine ganze Weile, bis sie abziehen. Es gibt wohl kaum ein nächtliches Geräusch, das mystischer klingt als Hyänengekicher. Unten am Rand der Pfanne grummelt der Löwe vor sich hin. Nun bleibt mal nur zu hoffen, dass das Löwenpärchen heute noch irgend etwas Fressbares gefunden hat. Hungrige Löwen und Hyänen gegen unser Abendessen (oder uns) ist dann doch nicht so prickelnd. Wieder fliegen die Fledermäuse eifrig um uns herum und einmal können wir sogar eine aus der Nähe betrachten, als sie kurz unter dem Dach des Sitzplatzes verweilt. Die sind ja bald so groß wie Flughunde! Plötzlich taucht im Gras vor uns sogar verstohlen eine kleine Wildkatze auf. Damit hätten wir nun gar nicht gerechnet. So schmecken unsere gegrillten Rippchen und die Game Squash mit Mais-Käsecremefüllung noch einmal so gut. Der Mond, der täglich runder wird, begleitet uns ins Bett und wir lauschen noch eine Weile den Geräuschen der Nacht. Die Nacht wird wieder ziemlich frisch
12.
Mai 2008 Mpayathutlwa Pan - Lesholoago Pan (Mabuasehube Section) Außer
ein paar Erdhörnchen bei der Morgentoilette und einem riesigen Spinnennetz
mit einer Art Wespenspinne gibt es heute Morgen nichts Aufregendes zu
sehen. Wir fahren bis zur Lesholoago Pan, wo wir die nächste Nacht
verbringen werden. Unsere Campsite 1 hat nur Latrine und keine Dusche. Unterwegs überqueren kurz vor uns mit großen Sprüngen zwei ausgewachsene Kudu-Bullen die Piste und wir sind ziemlich erschrocken. Deren Geweih wollen wir nicht in der Seite stecken haben. Auf
dem Weg zur Pan sammeln wir noch etwas Feuerholz und nehmen enttäuscht
zur Kenntnis, dass es auf und um die Campsite wenig Fußspuren tierischer
Bewohner gibt. Hier scheint nicht wirklich viel los zu sein. Heute werden
wir wohl mit Vögeln zufrieden sein müssen. So nutzen wir den
Tag, um noch etwas auszuruhen, unsere Vorräte zu sichten und uns
gemütlich unser Essen zuzubereiten. Es gibt leckere Gemüsepfanne
mit Wildreis, die wir uns gut schmecken lassen.
Kurz
vor dem Sonnenuntergang umrunden wir noch einmal ein Stück der Pfanne
und genießen den Anblick der untergehenden Sonne mit einem schon
fast unwirklichen Farbspektakel. Pünktlich mit dem Untergang der Sonne geben sich wieder die Schakale ein Konzert. Zwei von ihnen versuchen, einen Kap-Hasen zu jagen, der in seiner Todesangst beinah noch gegen unsere Autotür donnert und an uns vorbei schießt. Immerhin kann er aber den beiden Schakalen entkommen. Die Reste unseres Biltong, das nicht mehr ganz so lecker war, haben wir auf dem Platz verstreut und gerade als wir ins Bett gehen wollen, kommt uns ein Kapfuchs besuchen, der sich diese Leckerei nicht entgehen lassen will. Er zeigt sich richtig mutig und kämpferisch und so lassen wir ihn in Ruhe dieses für ihn unverhoffte Abendessen genießen. Schon wieder ist die Nacht ganz schön frisch, doch mit der afrikanischen Sitzheizung - einer Schaufel Glut unter dem Stuhl - lässt es sich wunderbar aushalten. Wir sitzen noch lange gemütlich am Feuer und denken darüber nach, was genau es ist, das die Magie der Kalahari ausmacht.
Es ist wohl die Mischung von all dem. Doch es ist noch viel mehr, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Aber gerade das ist wohl die Magie - nicht so richtig greifbar, aber fesselnd und beeindruckend.
13.
Mai 2008 Lesholoago Pan (Mabuasehube Section) - Polentswa Trotzdem fahren wir noch einmal schnell am Leopardenbaum vorbei und dort hängt die Beute jetzt anders als vorher. Aber da waren wohl eher die Geier Schuld und wir gehen nicht davon aus, dass der Leopard noch einmal da war. Wir sehen auf dem Weg in dem weichen roten Sand überall Löwenspuren, aber Löwen treffen wir heute morgen nicht und leider bekommen wir auch die Hyänen nicht zu Gesicht. Wir müssen uns also mit dem Sound des nächtlichen Gekichers zufrieden geben. Schade, aber nicht zu ändern. Tiergarantie gibt es halt nur im Zoo. Anfangs
ist der Weg noch recht gut zu befahren, doch als es wärmer wird,
wird auch der Sand weicher. Die richtigen Dünenüberquerungen
sind erst gegen Ende der Fahrt zu bewältigen und das verlangt von
Uwe dann schon mal ein wenig Offroad-Einsatz. Er genießt es, während
ich etwas verkrampft den Haltegriff umklammere. An einigen Dünenkämmen
kann man dann auch erkennen, dass vorhergehende Fahrzeuge offensichtlich
so ihre Probleme damit hatten. Zum Teil sieht man viele Fußspuren,
abgefahrene Schmutzfänger und auch einige neue Fahrspuren zur Dünenüberquerung
wurden neben der Spur angelegt. Kritisch sind diese Stellen aber eigentlich
nur deshalb, weil man nie sieht, ob einem auf der anderen Seite ein Fahrzeug
entgegen kommt. Man braucht genügend Schwung, um den Berg hoch zu
kommen und kann dann keinen gebrauchen, der da oben auf der Kuppe steht. Außer
einem Rangerfahrzeug, das wohl nachmittags die Touri-Reste einsammelt,
treffen wir aber die ganze Fahrt über auf kein weiteres Fahrzeug.
Uwe hat endlich seinen Männersandkasten und kann sich Offroad etwas
ausleben. Dennoch sind wir froh, als wir Nossob endlich erreichen. Die
Strecke zieht sich doch ganz schön. Unterwegs sehen wir Oryx, Kudus,
Elenantilopen, Steinböckchen, eine gelbe Schlange, viele Melonen
und Mäuse und können einem Großtrappenpärchen bei
der Balz zuschauen. Dabei geben die Tiere ganz eigenartige Laute von sich
und tragen Futtergeschenke in Form von riesigen Heuschrecken spazieren. So gegen 15:00 Uhr erreichen wir das Nossob-Camp. Dort tanken wir auf und im Shop müssen wir noch Brot und Feuerholz kaufen. Bis der Shop um 16:15 Uhr wieder öffnet, müssen wir jedoch noch etwas warten. Wir vertreiben uns die Zeit damit, die wirklich tolle Fotogalerie zu den kleinen und großen Tieren der Kalahari zu bewundern; noch nicht wissend, dass wir den Urheber dieser herausragenden Fotos noch kennen lernen werden. Einig sind wir uns jedoch darüber, dass diese Fotos nicht auf normalen Touri-Pirschfahrten entstehen. Das
Angebot im Shop ist natürlich nicht gerade üppig aber dennoch
umfangreicher, als wir es erwartet hatten. Mit dem Notwendigen versorgt,
machen wir uns auf den Weg nach Polentswa ins Wilderness-Camp. Unterwegs
sonnt sich auf der Straße eine Puffotter und wir haben Gelegenheit,
auch dieses gefährliche und sehr giftige Reptil einmal etwas genauer
und aus sicherer Distanz zu betrachten. Kurz vor Polentswa sind auch die
Löffelhunde wieder unterwegs auf Futtersuche. Direkt vor der "Haustür"
grast eine Herde Oryx. Wir
erreichen das Camp, für das es ja glücklicherweise kein Gate
und keine Einschlusszeiten gibt, als die Sonne gerade untergeht. Unsere
gebuchte Campsite Nr. 2 ist belegt. Ein südafrikanisches Ehepaar
richtet sich gerade häuslich ein. Es gibt also noch mehr solcher
eigensinnigen Individualisten. Da Campsite Nr. 1 noch frei ist (und auch
bleibt) ziehen die Beiden auf Nr. 1 um. Wir genießen einen herrlichen
Sonnenuntergang mit Blick über die weite Ebene und widmen uns unseren
leckeren Grillsteaks. Heute besucht uns nur ein Schakal, der verstohlen
nach Essbarem sucht.
14.
Mai 2008 Polentswa Wir
haben die erste Wasserstelle noch nicht erreicht, als wir unseren Augen
nicht trauen. Mitten auf der Straße steht ein Löwenmännchen
und als wir näher fahren, legt er sich an den Straßenrand neben
unser Auto. Das gibt es doch nur im Film! Und dann kommt da auch noch
ein zweiter Pascha. Die Beiden schauen uns mit großen neugierigen
Augen an und unser Herz macht Freudensprünge. Das ist Adrenalin pur.
Wir hätten fast die Hand ausstrecken können, um ihn zu kraulen,
so nah lässt uns der eine Löwe heran. Sein Kumpel verzieht sich
leicht genervt und legt sich 2 Meter weiter weg ins Gras. Obwohl ich weiß,
dass er dort liegt, kann ich ihn beim besten Willen nicht mehr sehen.
Er ist unsichtbar. Dem anderen, etwas geduldigeren Löwen können wir noch einige Bilder abringen, die aber leider vom Gegenlicht der Sonne beeinträchtigt werden. Schade, aber Bilder sind ja auch nicht alles. Viel mehr genießen wir die Situation und freuen uns über das große Glück, das wir haben, zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen zu sein. Bilder werden da zu Nebensache und die Magie solcher Momente können wohl auch die besten Bilder nicht wieder geben. Das muss man selbst erleben. Das macht süchtig! Für
uns viel zu schnell verzieht sich auch der zweite Löwe ins hohe Gras
und auch ihn kann man nun nicht mehr sehen. Die Beiden sind wie vom Erdboden
verschluckt. Wir wollen gerade losfahren, als ich ein Nummernschild an der Straße liegen sehe. "Hier hat schon Einer sein Nummernschild ..." Das ist ja unser Schild! Beim vielen hin- und herrangieren haben wir unser Nummernschild abgefahren und so muss Uwe erst einmal aussteigen und das Schild wieder einsammeln. Wohl wissend, dass wenige Meter weiter 2 Löwen im Gras liegen. Die Beiden sind aber im Moment so faul, dass die noch nicht einmal aufstehen würden für so ein Häppchen Uwe. Auf
dem Weg zum nächsten Wasserloch liegt auf der Straße noch eine
ziemlich lange (ca. 1,20 m) pechschwarze Schlange, die sich im warmen
Sand erst einmal aufwärmt. So langsam hätte es sich gelohnt,
unser Schlangebuch mitzunehmen, damit wir die vielen Schlangen identifizieren
können. So viele, wie in diesem Urlaub, haben wir bisher in den ganzen
vorhergehenden Urlauben nicht gesehen. In
Kwang am Wasserloch ist außer ein paar Gnus, Oryx und Springböcken
nicht viel Besuch da. Jetzt hilft nur Geduld haben und warten. Immerhin
kommen wenigstens immer mal Sekretäre zum Trinken vorbei. Bis
um zum späten Nachmittag passiert nichts Aufregendes mehr und so
machen wir uns auf den Weg nach Polentswa. Dort sehen wir im letzten Tageslicht
noch 2 Löffelhunde und einen Kapfuchs, der sich schnell ins hohe
Gras flüchtet. Schnell ist unser Bett für die Nacht gerichtet und der halbe Hausstand im Zelt verstaut. Ohne Kameraausrüstung, Stativ, Fernglas, ... und und und ... gehen wir nicht schlafen und damit für uns auch noch ein wenig Platz bleibt, wird alles fein säuberlich unter die Decke des Zeltes gehangen oder an den Seitenwänden aufgereiht. Da hat inzwischen jedes Stück seinen festen Platz und die mitgebrachten Haken leisten uns hier gute Dienste. Heute gibt es Reste von den letzten Mahlzeiten zu essen. Beide Tupperdosen sind noch leicht gefroren. Zuerst mache ich den Rest der Gemüse-/Reispfanne warm und stelle die leere Schachtel in die, keine 2 Meter von mir entfernte, Aufwaschschüssel neben mir,. Natürlich lockt der Geruch auch heute den Schakal an und bevor ich überhaupt denken kann, hat er mir den Deckel meiner Tupperdose geklaut und ist mit ihm abgehauen. Rundherum sind Büsche und hohes Gras und es ist dunkel. Ich weiß nicht einmal genau, in welche Richtung er gelaufen ist. Den Deckel können wir abschreiben. Dabei war an dem nicht viel mehr dran als ein wenig Eis. OK, mit Verlusten muss man rechnen. Uwe meint, der gräbt ihn ein und holt ihn erst später wieder vor aber dafür ist er zu schnell wieder da. Inzwischen hat der Schakal Verstärkung mitgebracht und schlappert nun auch noch unser Aufwaschwasser weg. Wir gehen zu Bett und überlassen den Beiden wieder ihr Terrain. Immerhin befinden wir uns in ihrem Lebensraum - nicht umgekehrt! In den angrenzenden Bäumen jagt eine Eule ihre nächtliche Beute. Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir schon seit 2 Tagen den Barking Gecko bellen hören, der mit diesen Rufen das Weibchen anlockt. Er tut es also doch nicht nur im September, wie wir vermutet hatten. Beglückt lauschen wir dem Konzert, in das die Geckos der ganzen Gegend einstimmen, bis uns die Müdigkeit übermannt.
15.
Mai 2008 Polentswa - Nossob Natürlich
hoffen wir insgeheim, heute wieder auf die Löwen zu treffen, aber
solches Glück kann man nicht jeden Tag haben. Wir fahren zum Wasserloch
Kwang und üben uns dort in Geduld. Viel ist hier bisher nicht los.
Ich bin auf den Rücksitz geklettert und wir beobachten einen Falken,
der immer wieder versucht, sich sein Frühstück in Form von Tauben
und kleinen Vögeln zu jagen. Da habe ich es besser. Mein Essen kommt
aus der Schachtel. Gerade bin ich dabei, aus einer Tasse Cornflakes mit
Milch zu löffeln, als der Falke wieder einen Versuch unternimmt und
eine Gruppe Tauben angreift. Die flüchten in Richtung unseres Autos
und eine der Tauben bekommt die Kurve nicht. Sie kracht voller Wucht gegen
meine Tür, keine 10 cm unterhalb des offenen Fensters. In alle Richtungen
wirbeln Federn und mit einem heftigen Luftzug pfeift noch der Falke knapp
am Auto vorbei. Ich bin so erschrocken, dass ich meine Tasse Milch mit
den Cornflakes hochreiße und sich alles über mich und die hintere
Sitzbank ergießt. Eine tolle Schweinerei, über die wir erst
einmal schallend lachen. Der Taube ist offensichtlich nicht viel passiert
und der Falke hat noch immer kein Frühstück. Ich allerdings
auch nicht mehr. Zum Glück hatten wir ja die Schutzbezüge auf
den Sitzen und die Schweinerei ist relativ schnell beseitigt. Die paar
Flecken mehr oder weniger auf meiner Hose spielen auch keine Rolle mehr
und zum Glück habe ich den "Flattermann" ja nicht direkt
ins Gesicht bekommen. Das wäre dann aber ein Problem gewesen! Wie
sollte man so einen Unfall erklären??? Heute
scheint mal wieder so ein Tag zu sein, wo die Tiere frei haben. Viel Aufregendes
passiert nicht mehr und außer den üblichen Tieren (wie arrogant!),
die zum Trinken kommen, ist nichts los. Wir haben heute in Nossob ein Chalet gebucht und freuen uns jetzt darauf, uns mal wieder einer Grundreinigung unterziehen zu können. Außerdem spüren wir schon wieder diese Gier nach einer Steckdose - furchtbar! So verweilen wir nicht mehr sehr lange am Wasserloch und nutzen die Mittagshitze, um unser Chalet in Nossob zu beziehen. Auf dem Weg dorthin liegt wieder eine kleine Schlange auf der Straße, der Uwe nicht mehr richtig ausweichen kann und sie anfährt. Das tut uns sehr leid, aber ist nun nicht mehr zu ändern. Wir machen dennoch ein Foto von ihr, um sie wenigstens noch identifizieren zu können. Kein Trost für die Schlange! Unterwegs kommt uns der Nossob-Traktor entgegen, der 2 ausgediente Traktorreifen an einem Holzgestell hinter sich her zieht und alles in eine große Staubwolke hüllt. Auf diese Art und Weise wird die Straße wieder etwas planiert und frisch abgezogen. Die Technik ist durchaus vergleichbar mit der auf dem Tennisplatz, wenn der Platz abgezogen wird. Es fährt sich dann nicht nur angenehmer, sondern ist auch noch hilfreich für`s Fährten lesen. Die Chalets in Nossob sind alle mit einer kompletten Küche einschließlich Kühl-/Gefrierschrank und Geschirr ausgestattet. Jedes Chalet hat einen Grillpatz. Der Schlafraum ist sehr zweckmäßig und einige Möbelstücke schon ein wenig marode. Das Bad und die Dusche sind aber sauber und es gibt sogar einen ordentlichen Wasserdruck. Wir genießen die Dusche ausgiebig. Schließlich hatten wir die letzten Tage ziemlich oft nur "Katzenwäsche". Schnell hat Uwe unseren ganzen technischen Bastelsatz samt Laptop angeschlossen und die Datenübertragung gestartet. Schließlich wird der Strom zwischen 23:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens abgeschalten. Bis dahin sollten wir alles geladen und die Daten übertragen haben. Inzwischen haben sich schon wieder eine ganze Menge Bilder angesammelt, die auf den Laptop übertragen werden müssen, damit die externe Festplatte wieder frei wird. Am
späten Nachmittag unternehmen wir noch einmal eine Pirschfahrt zu
den umliegenden Wasserlöchern. Bei Löwen besonders beliebt soll
das Wasserloch Marie se draai sein. Dort ist allerdings gerade die Pumpe
defekt und das Wasserloch leer. Wir bekommen heute nichts Aufregendes
mehr vor die Linse. Wieder gibt es einen tollen Sonnenuntergang, den wir allerdings eingeschlossen im Camp erleben müssen. Das finden wir nach der Freiheit der letzten Tage natürlich nicht so toll. Wir grillen uns unser Abendessen in Form von Burewurst und lernen unsere Nachbarn kennen - ein sehr nettes älteres Ehepaar aus Durban. Sie erzählen uns von 2 Löwenmüttern, die in den letzten Tagen mit ihren 3- und 6-Monate alten Löwenbabys zum Wasserloch Mariee se draai kamen, um dort zu trinken. Wir hoffen darauf, dass morgen wieder etwas Wasser in dem Loch ist und werden morgen früh unser Glück an diesem Wasserloch versuchen.
16.
Mai 2008 Nossob - Rooiputs Das Wasserloch Marie se draai hat leider noch immer kein Wasser und damit schwindet die Aussicht, heute hier Löwen mit Nachwuchs zu treffen. Schade, aber das sollte eben nicht sein! Hoffentlich wird die Pumpe in den nächsten Tagen repariert, damit die Kleinen wieder trinken können. Bis zum nächsten Wasserloch ist es für sie viel zu weit. Am
Himmel sind wunderbare Federwölkchen, die aussehen wie hingehaucht.
Wir fahren weiter bis Rooiputs. Die Straße ist frisch abgezogen
und fährt sich prima. Blöd nur, dass sich die durchgängig
unbefestigte Straße an vielen Stellen schon so weit eingegraben
hat, dass man selbst aus unserem relativ hohen Hilux kaum noch über
die Straßenböschung schauen kann. Wenn das nicht mal aufgefüllt
wird, gibt es hier bald einen Hohlweg und man sieht gar nichts mehr. Unterwegs
treffen wir die Straßenplaniermaschine und 2 Fuchsmangusten, die
dem Treiben neugierig zuschauen. Überall grasen Gnus, Springböcke
und Kuhantilopen. Strauße rennen erschrocken weg und gelegentlich
sehen wir Sekretärsvögel, die nach Freßbarem suchen. Oryxherden
kreuzen die Fahrbahn und man muss schon ganz schön aufpassen, dass
einem die Tiere nicht ins Auto laufen. Gelegentlich können wir auch
Greifvögel beobachten, die auf Beute warten. In
Rooiputs angekommen, besichtigen wir unsere Campsite und fliegen bald
davon. Es weht ein ziemlich heftiger Wind und man kann weder ein Feuer
entfachen noch bei diesem Sturm das Zelt aufbauen. Selbst die Teller weht
es vom Tisch. Dabei ist die Lage der Campsite mitten in der Dünenlandschaft
wunderschön. Es gibt 6 Campsites, wovon im Moment lediglich eine
belegt ist. Jeweils 2 Stellplätze, die jedoch verhältnismäßig
weit voneinander entfernt liegen, teilen sich Toilette und Dusche. Der
Wasseranschluß ist zwar vorgesehen, allerdings ist das Wasser abgestellt.
Wie in Polentswa, gibt es auch hier weder Zaun noch Gate. Quer über
den Platz kann man Löwenspuren sehen. Hier muss erst kürzlich
eine Löwin mit ihrem Nachwuchs lang gelaufen sein. Wir überlegen, ob wir wegen des Sturms in Twee Rivieren übernachten sollen. Eigentlich hatten wir uns so sehr auf den Platz hier gefreut, denn er ist so wunderbar naturbelassen, doch davon fliegen wollen wir auch nicht. Auf jeden Fall fahren wir jetzt erst einmal nach Twee Riviereen. Wir müssen für morgen am einzigen Automaten Geld holen, voll tanken und noch ein paar Dinge einkaufen. Kurz
nach dem Wasserloch Rooiputs sehen wir faul im Schatten einiger Büsche
auf der rechten Straßenseite ein Löwenpärchen liegen.
Wenige Meter weiter auf der linken Straßenseite entdecke ich noch
ein Löwenmännchen. Der sieht ziemlich lädiert aus und es
ist offensichtlich, dass er den Kampf um das Weibchen verloren hat. Nun,
jetzt in der Mittagshitze passiert hier gar nichts, so dass wir getrost
erst einmal bis Twee Rivieren fahren können. Auf dem Rückweg,
eine Stunde später, machen uns schon ein paar nette Autofahrer auf
die beiden Löwen aufmerksam. Den auf der linken Straßenseite
hatten sie allerdings alle übersehen. Wir platzieren uns neben "meinem" Löwen und warten. Lange passiert nichts, außer dass die Autoschlange immer länger wird. Er hebt nur gelegentlich den Kopf, wenn wieder ein neues Auto kommt oder wegfährt. Zeitweise stehen bis zu 10 Autos und schauen ihm beim Schlafen zu. Endlich
erhebt er sich langsam und kommt direkt auf uns zu, überquert die
Straße vor uns und legt sich - ich kann es nicht fassen - in max.
5 Meter Entfernung direkt neben unser Auto. Nun kann ich in aller Ruhe
alle möglichen (und unmöglichen) Detailaufnahmen vom Löwen
machen - Löwenohr, Pranken, Nase, Augen, Rute, Ar.... Das
Löwenpärchen unterbricht seinen Schlaf am Rand der Dünen
nur gelegentlich durch lautstarke Aktivitäten, die der Erzeugung
kleiner Löwenbabys dienen. Unser "Verlierer-Löwenmännchen"
leidet sichtlich und würde auch gern. Manchmal wischt er sich mit
seiner Pranke über die Augen. Das sieht aus wie: "ich kann es
gar nicht sehen, ich kann nicht hinsehen". Immer, wenn die Beiden
lautstark an ihrer Vermehrung arbeiten, zuckt er zusammen. Man kann ihm
richtig ansehen, wie er leidet. Er tut uns so leid und am liebsten würden
wir ihn knuddeln. Eine solch emotionale Begegnung hatten wir zuvor noch
nicht erlebt. Sein Konkurrent hat ihn ziemlich zugerichtet; die Lefzen
sind blutig, das linke Auge und die Nase sind lädiert. Auch einer
der großen Eckzähne ist abgebrochen. Er hat wirklich buchstäblich
eins auf die Nase bekommen und seine gesamte Gestik sagt, ich hätte
jetzt das Weibchen auch gern. So liegt er, bis alle anderen Autos den Ort des Geschehens verlassen haben, um ihren "Einschluss" nicht zu verpassen. Längst haben wir entschieden, auf jeden Fall auf der Campsite Rooiputs zu übernachten und inzwischen hat sich auch der Sturm total gelegt. Es gibt also kein Problem mehr und wir sind froh, nicht in Twee Rivieren gebucht zu haben. Entspannt verweilen wir noch und genießen die besondere Atmosphäre, die immer einmal vom Gebrüll des kopulierenden Löwenpärchens untermalt wird. Wir haben schließlich die Löwen fast vor der Haustür und bis zu unserer Campsite sind es nur wenige Kilometer. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und auch wir machen uns auf den Weg. Die Schlafmütze regt sich noch immer nicht wirklich. Von
den 6 Stellplätzen auf der Campsite ist nur ein weiterer Platz belegt.
Unser Weg bis zur Toilette ist weit und für mich steht fest, dass
ich den bei Dunkelheit ganz bestimmt nicht nehmen werde. Am Ende sitzt
da schon ein Löwe drauf! Mit einer solchen Begegnung sollten wir
hier auf jeden Fall rechnen, soviel ist uns klar. Das Feuer ist schnell
entfacht und unser Dachzelt aufgebaut. Da wir nicht schon wieder Fleischhunger
haben und es zum Kochen auch schon etwas spät ist, gibt es heute
mal Erbsensuppe aus der Dose. Das ist unser erstes Dosenfutter, aber es
ist besser als erwartet und man kann es gut essen. So sind wir im Handumdrehen
fertig und können den Abend am Lagerfeuer genießen. Es ist
noch schön warm, aber der Mond hat einen deutlich sichtbaren Hof.
Das heißt, es wird wieder kalt heute Nacht. Schon schleicht auch
wieder ein Schakal durchs Camp, aber diesmal passe ich besser auf. Der
muss sich heute mit dem Aufwaschwasser zufrieden geben. Der schon recht volle Mond beleuchtet die Szenerie der umliegenden Dünen gut und man kann zumindest Umrisse erkennen. Aus einiger Distanz (hinter dem angrenzenden Dünenkamm) hören wir die ganze Nacht Löwengebrüll von mehreren Löwen. Im Schein der Taschenlampe streift ein Kapfuchs durchs Camp. Die Barking Geckos geben ihr Konzert und bellen uns in den Schlaf. Direkt vor uns grast einsam ein Springbock.
17.
Mai 2008 Rooiputs - Augrabie Falls Mit
der Morgendämmerung stehen wir auf. Bevor wir heute den Park in Richtung
Augrabie Falls verlassen, wollen wir unten am Wasserloch Rooiputs noch
einmal unser Katzenglück versuchen. Wir stehen schon eine ganze Weile
dort, aber es tut sich nichts. Nur die Schakale der ganzen Gegend melden
sich laut heulend zurück. So beschließen wir, noch ein Stück
nördlich zu fahren, als uns 4 Löwen auf der Straße entgegen
kommen. Wir drehen um und erwarten sie am Wasserloch, das aber leider
nicht besonders fotogen ist. Den 3 Weibchen mit einem Pascha ist anzusehen,
dass sie einen Riss hatten. Die Schnauzen sind noch ganz blutig. Sie trinken
nur kurz, kreuzen vor uns den Weg und marschieren - angeführt von
der Leitlöwin - zurück in die Dünen hinter der Campsite.
Nun wissen wir, wer da heute Nacht so gebrüllt hat. Gern
hätte ich noch ein Frontalbild von einem Wasser schlappernden Löwen
gehabt, doch das wird wohl nun erst einmal nichts mehr. Jetzt müssen
wir uns auf den Weg machen. Bis zu unserem heutigen Tagesziel sind es
ca. 375 km. Die Trennung vom Park fällt uns ziemlich schwer. Gern
würden wir hier noch länger verweilen, zumal wir wissen, dass
nun Begegnungen mit Tieren eher selten sein werden. Unterwegs erzählt
uns noch ein Südafrikaner, dass am Wasserloch nahe Twee Rivieren
heute morgen ein Leopard gesichtet wurde. Tja, man kann nicht alles haben.
Hier bleibt noch Einiges für uns offen und verlangt nach einem Wiederholungsbesuch. In Twee Rivieren melden wir uns ab, erhalten unsere Ausfahrtgenehmigung und machen uns auf den Weg. Auch hier gab es übrigens keine Nachfrage, dass wir bereits reservierte (und bezahlte) Buchungen nicht in Anspruch genommen haben. Es interessiert Niemanden! Das an den Kgalagadi Transfrontier Park angrenzende Land gehört den San und die verkaufen an der Straße auch ihr Kunsthandwerk. Dafür haben wir aber im Moment leider keinen Bedarf. Unsere Fahrt geht durch eine vom Gras golden schimmernde Dünenlandschaft mit dem für die Kalahari charakteristischen roten Sand. Immer mal wieder sehen wir kleine Seen und sogar einzelne Köcherbäume. Häufig können wir entlang der Straße die Nester der Siedelwebervögel sehen, die die Telegrafenmasten für ihren sozialen Wohnungsbau nutzen und dort zum Teil riesige Nester in die Telegrafenmasten gebaut haben. Werden die Nester zu groß und schwer, stürzen sie ab und die Vögle müssen neu bauen. Unterwegs
in einer der Pfannen (Norokeipan) wird auch Salz abgebaut. Ob das solches
Kalaharisalz ist, das ich zu Hause zum Kochen verwende? Bisher haben wir
sonst noch keinen Salzabbau sehen können. Kurz vor Upington haben wir seit unserer Abreise in Windhoek vor gefühlten 3 Monaten das erste Mal Handyempfang und können endlich Conny ein Lebenszeichen von uns schicken. Dabei müssen wir ziemlich sortieren, was heute für ein Wochentag ist. Wir haben das Zeitgefühl ganz schön verloren. Es ist ein wunderbares Gefühl, den Alltag so ausblenden zu können. Upington
ist eine relativ große Stadt und es herrscht rege Betriebsamkeit.
Da die N 14 asphaltiert ist, fährt es sich gut und wir kommen zügig
voran. Hier in der Nähe des Oranje-Flusses (oder Orange River) wird viel Wein angebaut, dessen Trauben dann zum Trocknen auf großen Betonflächen ausgebreitet werden. Das heißt also "sonnengetrocknet". Von hier erleben die Südafrikanischen Rosinen oder Sultaninen ihre große Reise in die weite Welt. Auch Orangen- und Pampelmousenplantagen sehen wir viele. Die
Augrabie-Falls erreichen wir so gegen14:00 Uhr und beziehen unser Chalet.
Das ist groß, sauber, zweckmäßig und auch mit einer Küchenzeile
sowie einem Kühlschrank ausgestattet. Bis zu den Wasserfällen
sind es 350 m und wir machen uns natürlich gleich erst einmal auf
den Weg. Der gesamte Bereich der Wasserfälle kann auf einem Holzsteg
begangen werden und Aussichtsplattformen an jeweils exponierten Stellen
lassen beeindruckende Einblicke in die gigantischen Wasserfälle zu. Von
einer Plattform aus können wir sogar einen Regenbogen bestaunen.
Der Oranje hat zwar nicht seinen höchsten Wasserstand, doch die Wassermassen
reichen durchaus, um uns zu beeindrucken. Schwer vorstellbar, dass in
regenreichen Zeiten noch mehr Wasser fließen soll. Ob hier in der
Tiefe tatsächlich Diamanten liegen, wie es vermutet wird? Die
Lösung, das gesamte Wegenetz mit einem Holzsteg zu verbinden, gefällt
uns gut, denn so muss man nicht über die Felsen klettern. Überall
auf den Steinen sonnen sich Eidechsen. Die Männchen brillieren mal
wieder durch besondere Schönheit und sind bunt gefärbt. Das
Farbspektrum reicht dabei von rot, gelb, orange bis blau. Tja, was tut
Man(n) nicht alles für die Paarung! Auch Klippschliefer sonnen sich
auf den roten Felsen. Das
Restcamp ist nur wenig besucht und so ist auch an den Wasserfällen
wenig los. Wir lassen das Naturspektakel auf uns wirken und bestaunen
die gewaltigen Wassermassen. Irgendwann haben wir die Wasserfälle
dann ausgiebig gewürdigt und fotografiert und liegen schon wieder
bäuchlings im Dreck, um die Eidechsen in ihrer farbenprächtigen
Schönheit fotografisch ins Bild zu setzen. (Irgendwann ist einem
nichts mehr peinlich!) Im
Camp wimmelt es von Pavianen, die ziemlich schlau und immer auf der Suche
nach etwas Essbarem sind. Dennoch merkt man ihnen an, dass sie schon viele
schlechte Erfahrungen gemacht haben. Näher als 10 Meter kommt man
nicht an sie heran. Es dauert auch nicht lange, bis einer der Paviane
an unserer Autoscheibe hängt und im Wagen nach Eßbarem sucht.
Hier ist es wirklich sinnvoll, immer schön alle Scheiben und Türen
zuzumachen. Die
Campsite ist total leer und so können wir in aller Ruhe Paviane,
Klippschliefer und Mangusten beobachten, bis wir kurz vor Sonnenuntergang
noch einmal mit der Kamera bewaffnet die Wasserfälle im untergehenden
Sonnenlicht fotografieren. Nun kommt das Rot der angrenzenden Berge noch
schöner zur Geltung und die störenden Schatten von heute Nachmittag
sind weg. Dafür aber eben auch der Regenbogen. Gerade, als wir zur nächsten Aussichtsplattform eilen, treffen wir unsere südafrikanischen Nachbarn von Nossob wieder. Erst hatte Uwe sie schon im Shop von Twee Rivieren wiedergesehen und jetzt treffen wir hier wieder auf sie. Die Welt ist echt ein Dorf. Für heute Abend haben wir einen Tisch im Restaurant reserviert. Da bleibt unsere Küche kalt. Das sich das als Fehler erweist, wissen wir hinterher. Der Service ist eine mittlere Katastrophe und das Essen mittelmäßig. Morgen kochen wir wieder selbst. Nachdem wir alle Akkus aufgeladen, unsere Bilder gleich noch auf den Laptop übertragen und schon mal kurz gesichtet haben, gehen wir schlafen.
18.
Mai 2008 Rooiputs - Augrabie Falls Wir
haben uns für heute den "Dassie"-Rundweg vorgenommen. Der
Weg ist wunderschön, allerdings mit der schweren Fotoausrüstung
auf dem Rücken, der vollen Kameratasche umgehangen und den Kameras
samt Stativ in den Händen, dann doch nicht so ohne. Zum Glück
weht ein kräftiger Wind, sonst würde man die Hitze nicht aushalten.
Jedenfalls wird uns unsere fehlende Fitness plastisch vor Augen geführt.
Einmal bleibt Uwe, der jetzt voraus läuft, wie angewurzelt stehen
und wäre beinah auf eine kleine Schlange getreten. Die ist aber mindestens
genauso erschrocken wie wir und im nächsten Augenblick auch schon
wieder unter einem großen Stein verschwunden. Gut, wir hatten mit
einer solchen Begegnung gerechnet. Kurz bevor der Weg auf den Fahrweg für den "Gamedrive" stößt, kommt man an einem Flusslauf vorbei. Dort halten sich gerade wieder eine Horde Paviane auf und wir schauen ihrem Treiben im Schatten der Felsen noch eine ganze Weile zu. Es gehören viele Jungtiere aller Altersgruppen zur Horde und es ist erfrischend, ihnen beim Toben zuzuschauen. Ein Pavian der Gruppe hat keine Vordergliedmaßen mehr und läuft deshalb aufrecht wie ein Mensch. Das sieht sehr eigenartig aus und man wird an unsere große genetische Ähnlichkeit mit diesen Individuen erinnert. Dennoch scheint auch dieser Affe in der Gruppe seinen Platz zu haben. Im
Camp angekommen, sichten wir dann unsere restlichen Vorräte und beschließen,
heute die Kartoffeln und Zucchini zu verarbeiten. Allerdings braucht die
elektrische Herdplatte ewig und so steigen wir um auf unseren Gaskocher,
den Uwe dann vor dem Chalet bewacht und gegen die Affen verteidigt. Inzwischen
haben die nämlich auch mitbekommen, dass es in unserer Mülltonne
lecker Rohkost gibt. Im Handumdrehen hat einer der Affen den schweren
Deckel hochgehoben und zur Seite gedreht und freut sich nun über
die Kartoffelschalen, Zucchinireste und Orangenschalen. Tja, das ist doch
ein echtes Sonntagsmahl. Sogar eine Taube kommt betteln. Sie setzt sich
eine Armlänge entfernt neben den Kochtopf. Ob sie nun lebensmüde
oder hungrig ist, lässt sich nicht genau ermitteln. Nach unserer Meinung ist das Affenproblem sowieso "hausgemacht". Das Camp wurde an der Stelle errichtet, wo die Affen zu ihren Schlaffelsen an den Wasserfällen gehen. Es liegt auf ihrem Weg zwischen Wasser und Schlafstätte. Dass sie dabei noch relativ bequem Nahrung finden, kann man ihnen nicht verdenken. Schließlich scheint der Tisch für sie immer reichlich gedeckt zu sein. Gestern hat kein Mensch auf der Campsite übernachtet, aber dennoch waren die Mülltonnen voll Müll, den dann die Tiere in aller Ruhe auseinanderpflücken können. Kann man da den Tieren einen Vorwurf machen? Kurz
vor Sonnenuntergang gehen wir noch einmal an die Wasserfälle und
genießen einen herrlichen Sonnenuntergang. Damit sind wir nicht
allein. So nach und nach kommen die Affen an die steilen Felsen, um hier
zu schlafen. Auch sie sitzen genüsslich im letzten Abendrot und scheinen
den Sonnenuntergang genauso zu genießen wie wir. Nun können wir uns unseren Kartoffel-Zucchini-Auflauf schmecken lassen und haben gleich noch eine weitere Mahlzeit in Reserve, denn die große Pfanne voll schaffen wir heute natürlich nicht. Heute Nachmittag hat man hinter unserem Chalet eine Gruppe deutscher Overländer abgeladen, die auf die angrenzenden Chalets verteilt wurden. Zwar ist das Klientel schon etwas älter, aber nicht weniger laut. Inzwischen haben die sich nebenan zum gemeinsamen Sitting und Abendessen nieder gelassen und der Lautstärkepegel ist immens. Ein "Kulturschock" für unsere ruheverwöhnten Ohren. Wir
fotografieren noch unseren Hausgecko, der sich das nach mehreren vergeblichen
Fluchtversuchen dann auch geduldig gefallen lässt. Irgendwann löst
sich endlich auch die laute Overländer-Gruppe auf und findet den
Weg ins Bett.
19.
Mai 2008 Augrabie Falls - Gariganus Köcherbaumwald Unseren Plan, über Upington auf der geteerten N 14 zurück zu fahren, um dort noch etwas Obst einzukaufen, verwerfen wir nach einem Blick in unseren neu gekauften Straßenatlas. Statt dessen entscheiden wir uns für den Weg über die N 14 in westlicher Richtung über Bladground zum Grenzübergang Onseepkans - Velloorsdrif und weiter nach Karasburg. Sofern uns die Zeit reicht, möchten wir noch einen Abstecher zum Fish-River-Canyon machen. Auf
dem Weg zur Grenze stoßen wir sogar noch auf einen Wegweiser mit
der Aufschrift "Südwest-Afrika", der ehemaligen Bezeichnung
für Namibia und müssen das natürlich im Bild festhalten.
Die Gegend bis zur Grenze ist wunderschön und schon das ist den Weg
wert. Felsenhügel charakterisieren die Landschaft und hin und wieder
sehen wir Köcherbäume. Der südafrikanische Grenzübertritt ist ausgesprochen entspannt. Die Beamten sind freundlich und wir scherzen eine Weile. Nach der Überquerung des Orange River kommt die namibische Grenzstation. Ein junger Bursche pfeift dort erst einmal Personal heran. Der Imigration-Officer guckt dann auch entsprechend mürrisch - getreu dem Motto: "Um die Zeit kam hier noch nie Einer". Zum x-ten Mal füllen wir so ein Einreiseformular aus und dann ist auch diese Formalität schnell abgewickelt. Kein Vergleich zu Sambia! Die namibische Gravelroad (C 10) zieht sich bis Karasburg schnurgerade durch flaches, kaum baumbestandenes Land und mutet eher an wie eine lange Landepiste. Es sieht aus, als ob es erst kürzlich geregnet hat, doch wir ziehen dennoch wieder einmal eine lange Staubfahne hinter uns her. Der Himmel ist ziemlich bewölkt und es bläst ein heftiger Wind. Unsere Uhren müssen wir jetzt wieder eine Stunde zurück stellen. Mit dem Grenzübertritt haben wir 1 Stunde Zeit gewonnen, die wir gut gebrauchen können. Mitten im Vlei marschiert eine kleine Schildkröte über die Straße. Wir halten an, fotografieren und tragen sie - sozusagen als Dankeschön - über die Straße. Bisher ist uns zwar kein Fahrzeug, aber zumindest ein Pferdekarren begegnet. Kurz
vor Karasburg liegt mitten auf der Teerstraße ein Waran und wärmt
sich auf dem warmen Asphalt. Er hat überhaupt keine Lust, sich vom
Fleck zu bewegen. Wir fotografieren ihn erst einmal ausgiebig, was ihm
vermutlich das Leben gerettet hat, denn der hinter uns fahrende Farmer
hätte bestimmt nicht für ihn gebremst. Dann wird es ihm doch
zu nervig und er verzieht sich in das angrenzende Vlei. Wir
tanken in Karasburg noch einmal voll, bevor wir noch einen "Abstecher"
zum Fishriver-Canyon machen. Mitten durch die Landschaft zieht sich hier
sogar eine Eisenbahnstrecke. Gerade als Uwe seine Zweifel äußert,
ob hier noch ein Zug fährt, kommt einer gefahren. Der Lokführer
freut sich mindestens genauso, uns zu sehen, wie wir ihn und er gibt schon
von Weitem Lichthupe und hupt dann ein paar mal kräftig zur Begrüßung.
Als er sieht, dass ich fotografiere, drosselt er sogar das Tempo. Das
ist doch wirklich eine nette Geste. Am
Hauptaussichtspunkt des Fish-River-Canyons sind wir auch wieder fast allein.
Dieser gewaltige Canyon, der immerhin der zweitgrößte Canyon
der Welt ist, ringt uns Respekt und Bewunderung ab. Es ist einfach unvorstellbar,
welche Wunder die Natur zu schaffen vermag. An einigen Stellen führt
der Fluss in seiner Tiefe noch ein wenig Wasser, aber das ist verhältnismäßig
wenig. Leider ist jetzt, zur Mittagszeit das Licht im Canyon zum Fotografieren
nicht gerade optimal. Wir versuchen es trotzdem, dieses Naturschauspiel
im Bild einzufangen. Um
auch noch andere Einblicke in diesen gewaltigen Canyon zu bekommen, steuern
wir weitere Aussichtspunkte an und immer wieder bekommt der Canyon ein
anderes Gesicht. Manchmal kribbelt es mir schon vom Zuschauen, wenn ich
sehe, wie nah manche Leute an der Felskante herumturnen. Leider müssen
wir uns mit diesen Einblicken in den Canyon zufrieden geben, denn unser
Tagesziel ist noch ein Stück entfernt. Noch immer schwanken wir, welchen Köcherbaumbestand wir heute ansteuern sollen. Den am Quivertree Forest Rest Camp, den auf Garas oder den Mesosaurus Köcherbaumwald. Da wir uns auch noch "Gigants Playground" ansehen möchten, entscheiden wir uns für den "altbekannten" Köcherbaumwald Gariganus im Quivertree Forest Rest Camp, nahe Keetmanshoop, auch wenn die Meinung in den Reiseführern eher etwas abschreckend klingt, weil die Campsite etwas verwahrlost sei. Wir
kommen kurz vor 16:00 Uhr auf der Farm an und trauen unseren Augen nicht.
Am Zaun schauen uns 2 Geparden mit großen, erwartungsvollen Augen
an. Gerade beginnt die Fütterung und wir satteln schnell unsere Kameras,
um diesem Schauspiel beizuwohnen. Unser Herz macht Freudensprünge,
als wir hören, dass wir das Gehege auch betreten dürfen und
bis auf Armlänge an die Geparden herangehen können. Da gibt
es für uns natürlich kein Halten mehr und ohne zögern marschieren
wir hinter der Angestellten ins Gehege. Alle anderen Zuschauer bleiben
erst einmal hinter dem Zaun stehen, aber das nehmen wir nur aus den Augenwinkeln
wahr. Viel zu groß ist unsere Freude, so unerwartet "Kätzchenkontakt"
zu haben. So steht uns wenigstens keiner im Weg rum und wirft Schatten.
Gierig schnappt sich jeder Gepard sein Stück Fleisch und dann können
wir bis auf Armlänge an sie heran. So sitzen (ich) oder liegen (Uwe)
wir im Dreck vor den Geparden und schauen ihnen beim Fressen zu. (Wie
gesagt, irgendwann ist einem nichts mehr peinlich!) Erst jetzt kommen
so nach und nach ein paar ganz mutige "Zaungäste" - ausschließlich
Männer - und trauen sich auch in das Gehege. Der eine Gepard lässt
sich sogar streicheln. Uns fällt auf, dass er ein wesentlich weicheres
Fell hat als "unser" Harnas-Gepard Goetters. Auch die Fütterung
im zweiten Gepardengehege läuft ähnlich ab und auch diese Katzen
lassen uns ganz nah an sich heran. Das sind beeindruckende Momente und
natürlich glüht die Kamera. Es gibt auf der Farm 2 Freilaufgehege von ~ 15 ha Größe und in jedem Gehege sind 2 Geparden untergebracht. Gefüttert werden die Tiere täglich. Ihre Auswilderung ist jedoch nicht vorgesehen. Natürlich ist die Haltung von Geparden in Gefangenschaft eine zweischneidige Geschichte und auch wenn das Terrain noch so groß ist, bleiben sie eingesperrte Tiere. Unbestritten sind diese Wildtiere am Schönsten in der freien Natur und in ihrem natürlichen Habitat, doch dort werden sie leider immer seltener. Schließlich haben wir selbst im großen Naturpark Kalahari auch diesmal wieder keinen frei lebenden Geparden zu sehen bekommen. Die Geparden auf der Farm stammen z. T. aus Handaufzuchten, haben das Jagen nie gelernt und würden in Freiheit zugrunde gehen. Außerdem besteht selbst bei einer erfolgreichen Auswilderung die große Wahrscheinlichkeit, dass die Farmer die Tiere erschießen, wenn sie sich Nutztieren nähern. Da ist dieses Leben in Gefangenschaft dann doch die bessere Alternative für diese hübschen und grazilen Großkatzen. Außerdem haben Besucher so die Möglichkeit, diese herrlichen Tiere einmal aus der Nähe zu betrachten und ihr Verhalten kennen zu lernen. Und wenn es dazu dient, diese Tiere zu respektieren und zu achten, ihr Verhalten zu akzeptieren und zu tolerieren, dann hilft das auch ihren in Freiheit lebenden Artgenossen. Wer einmal einen Gepard gestreichelt hat, oder ihm so nah war, der wird ihm auch nie ein Leid zufügen wollen, selbst wenn er ihm das einzige Steak vom Teller klauen würde. Viel zu schnell ist die Fütterung beendet und wir müssen das Gepardengehege wieder verlassen. Dennoch sind wir überglücklich über diese unerwartete Begegnung. Davon, dass es hier auch Geparden gibt, hatte ich nirgendwo gelesen. Das war eine echte Überraschung. Wir bezahlen im Farmhaus den Eintritt für den Köcherbaumwald und den 5 km entfernten "Gigants Playground" sowie die Gebühr für die Campsite (240 N$). Sie befindet sich ein Stück entfernt vom Farmgebäude direkt vor dem Köcherbaumwald, ist ziemlich groß, fast leer und lediglich ein weiteres Fahrzeug steht noch hier. Einigermaßen überrascht stellen wir fest, dass die Ausstattung der Campsite recht komfortabel ist. Es gibt mehrere Sanitärgebäude, die supersauber und in sehr gutem Zustand sind. Auch die Duschen sind blitzsauber. Jeder Stellplatz hat mehrere Grillmöglichkeiten, Strom- und zum Teil auch Wasseranschluss. Von "verwahrlost" kann beim besten Willen keine Rede sein. Wir fühlen uns sehr wohl hier und auch die gefürchtete Busladung mit Touris bleibt aus. Die Zuschauer, die noch bei der Gepardenfütterung anwesend waren, sind entweder in den Chalets und Iglus am Farmgebäude einquartiert oder weiter gefahren. Fast
ganz allein klettern wir über die schwarzen Steine zwischen den Köcherbäumen
und suchen nach schönen Fotomotiven, noch lange, nachdem die Sonne
schon untergegangen ist. Die "blaue Stunde" mit Vollmond über
den Köcherbäumen und dem letzten Rot bzw. Rosa der untergegangenen
Sonne (die leider um 17:00 Uhr viel zu früh untergeht), lässt
uns kein Ende finden. Als
wir uns auf den Rückweg machen, sehen wir fast nichts mehr und an
unsere Taschenlampe bzw. die Stirnlampen haben wir natürlich beim
Aufbruch nicht gedacht. Nur gut, dass das Feuer unserer Campingplatzmitbewohner
hell genug leuchtet. Der Tag war heute doch etwas anstrengend und so gehen wir recht schnell zu Bett. Inzwischen kommt ein ziemlich starker Wind auf, der uns eine sehr unruhige Nacht beschert. Der Sturm tobt die ganze Nacht und scheint unser "Haus" abtragen zu wollen. Immer wieder werden wir durchgeschüttelt und das ganze Zelt bebt. Auf der einen Seite kratzt von Zeit zu Zeit etwas, so als ob feine Krallen sich festhalten wollen. Wir können aber nichts entdecken. Ob eine Fledermaus in unserem Zelt Schutz gesucht hat? Egal. Irgendwie fühlen wir uns heute Nacht wie Würstchen auf dem Grill, die möglichst nicht in den Dreck fallen sollen. Ich habe dieses Bild im Kopf, wenn uns das Zelt davon fliegt und wir ohne Zelt auf dem Autodach liegen. Ich muss über diese Vorstellung so lachen, dass ich irgendwann den Sturm nicht mehr so ernst nehme und dennoch ganz gut schlafe, auch wenn wir immer wieder kräftig durchgeschüttelt werden. Uwe liegt auf der "Windseite" und wacht über meinen Schlaf. Er kann nur bedingt über mein "Szenario" lachen. Zum großen Glück ist der Sturm heute Nacht nicht oder fast nicht von Regen begleitet.
20.
Mai 2008 Gariganus Köcherbaumwald Später
brechen wir zum "Gigants Playground", dem Spielplatz der Riesen
auf. Auch hier sind wir allein. Wir durchstreifen die aufgestapelten Felsbrocken,
die wie aufgeschichtete Bausteine wirken und den Eindruck hinterlassen,
dass sie bei der kleinsten Berührung umstürzen könnten.
Zwischendrin findet sich auch der eine oder andere Köcherbaum und
gibt dem Stillleben etwas Lebendigkeit. Bemerkenswert ist die Marketingidee
aber schon, diese Steinwüste als Sehenswürdigkeit zu vermarkten.
Klar ist das beeindruckend, wie diese aufgeschichteten, rund geschliffenen
Gesteinsbrocken entstanden sind, die tatsächlich aussehen, als seien
sie von Menschenhand fein säuberlich übereinander gestapelt
worden. Was aber sollte man sonst mit diesem Stück Land machen? Schade, dass der Wind noch immer ziemlich heftig bläst. Es gibt hier auch ein paar interessante Pflanzen, die ich gern fotografiert hätte. Wir
absolvieren den Rundweg und fahren dann zur Campsite zurück. Auf
dem Weg zwischen Farmgebäude und Campsite sitzt auf der Fahrerseite
eine Großfamilie Erdmännchen an der Straße und beobachtet
aufgerichtet die Gegend. Da wir im Moment sowieso nichts Besseres vor
haben, halten wir an und machen ein paar Fotos. Wir hatten es sowieso
schon bedauert, sie in der Kalahari nicht vor die Linse bekommen zu haben
Die Perspektive, von oben herab, gefällt uns aber gar nicht und so
steige ich mit dem Stativ ganz vorsichtig aus. Inzwischen haben sich diese
putzigen Kerlchen an uns gewöhnt und auch Uwe kann aussteigen, ohne
dass sie die Flucht ergreifen. So sitzen wir mit Stativ und Kamera mitten
auf der Straße im Dreck und versuchen, ein paar dieser flinken,
neugierigen und sehr sozialen Erdmännchen zu fotografieren. Schmunzelnd
nehmen wir zur Kenntnis, dass ein vorbeifahrender Besucher des Köcherbaumwaldes
vor lauter Staunen über die Bekloppten, die da mit Kameras mitten
auf der Straße sitzen, fast in das angrenzende Gepardengehege fährt.
Seinen Kommentar zu unserer Aktion können wir uns denken. Dabei hat
er wahrscheinlich erst jetzt von den Erdmännchen Notiz genommen und
sie vorher gar nicht gesehen. Bis
auf nächste Nähe kommen die Erdmännchen an uns heran und
sie schauen uns mindestens genauso interessiert an, wie wir sie. Als sie
das Interesse an uns verloren haben und in die angrenzenden Berge verschwinden,
sehen wir neue Fotomotive sitzen, von denen ich bis dahin gar nicht wusste,
dass ich sie in Erdlöchen suchen muss. Bisher dachte ich, die leben
ausschließlich in Felsen. Dassies (Klippschliefer), haben aus ihren
angrenzenden Erdlöchern das Treiben beobachtet. Besonders die Kleinen
schauen uns mit großen schwarzen Knopfaugen an und sind - wie alle
Jungtiere - sehr neugierig. Sie genießen die wärmenden Sonnenstrahlen
und sind nicht gewillt, sich wegen uns aus der Sonne vertreiben zu lassen.
Überall sind diese Löcher und aus jedem Loch werden wir beobachtet.
So sucht sich jeder von uns ein Loch mit Bewohner aus und pirscht sich
langsam mit der Kamera an. Irgendwann ist dann das Teleobjektiv zu Ende,
weil das Motiv zu nah ist und Makroaufnahmen werden möglich. Die
Kleinen sind so kuschelig mit ihrem dicken Fell, dass wir sie am liebsten
gestreichelt hätten. Nachdem diese Aufnahmen vollbracht sind, bereiten wir uns erst einmal ein vernünftiges Frühstück zu. Das ist aber bei dem noch immer sehr heftigen Wind eine ziemliche Herausforderung. Schon zeichnen sich am Himmel Gewitterfronten ab und es wird uns klar, dass wir sehr bald in den Genuss namibischen Regens kommen werden. Immerhin eine Prämiere für uns! Schnell
nutzen wir das besondere Licht noch für ein paar Aufnahmen der Köcherbäume
mit Gewitterfront im Anmarsch. Nach ein paar Blitzen lässt der Regen
dann nicht mehr lange auf sich warten. Jetzt bleiben uns genau 2 Möglichkeiten: Entweder wir gehen das Risiko ein, heute unser Zelt bei Mistwetter und wieder / immer noch Sturm aufzuschlagen und bis dahin im Auto zu warten oder wir fragen im Farmhaus nach, ob noch ein Chalet oder Iglu frei ist. Wir fragen nach und können Beides haben - Family-Room oder die etwas gewöhnungsbedürftigen Iglus, die an einen Bunker erinnern und wo die Frischluftzufuhr nur über eine Klimaanlage möglich ist. Als Frischluftfanatiker entscheiden wir uns für den Family-Room (470 N$), der auch wesentlich größer ist und haben nicht einmal mehr Zeit, noch unsere Sachen trocken aus dem Auto zu holen. Es stürmt und der Regen peitscht; der Himmel ist dunkel und es sieht aus, als würde die Welt untergehen. Als der Regen etwas nachlässt, holen wir wenigstens den Laptop und unseren "Technikbastelsatz", damit wir inzwischen die Bilder auf den Laptop übertragen und die Akkus aufladen können. Der Spuk dauert keine 30 Minuten und dann scheint die Sonne wieder. Welch ein Glück wir haben. Wir hatten schon befürchtet, heute auf die Fütterung verzichten zu müssen. Die Temperatur hat zwar etwas abgekühlt, aber kalt ist es nicht. Wir waren wohl doch etwas zu voreilig mit der Unterkunft. Das ist aber auch nicht weiter schlimm. Dafür grenzt unser Chalet unmittelbar an das Gepardengehege und aus dem Badfenster können wir zu den Geparden rüberschauen. Wer schläft schon neben Geparden? Gleich
nach dem Gewitter gehen wir noch einmal zu den Köcherbäumen.
Diese Lichtstimmung lassen wir uns nicht entgehen. Viel Zeit bleibt uns
allerdings bis zur Gepardenfütterung nicht und die wollen wir natürlich
keinesfalls verpassen. Pünktlich zur Fütterung stehen wir mit
schussbereiter Kamera am Tor des Geheges. Wieder sind wir erst einmal
die Einzigen, die mit in das Gehege gehen. Nach kurzem Zögern traut
sich noch ein weiterer Fotograf, dessen Freundin dann draußen am
Zaun hysterische Anweisungen gibt. Wir jedenfalls sitzen wieder in Armlänge
vor den "Kätzchen" und genießen diese Nähe.
Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, einem Geparden aus solch
geringer Distanz in die hübschen braunen Augen zu schauen und ihn
beim Fressen zufrieden schnurren zu hören. Leider vergeht diese Fütterungszeit wieder viel zu schnell. Nur zu gern wären wir länger geblieben, zumal das heute vermutlich erst einmal unsere letzte Tierbegegnung war. Als mir das bewusst wird, hätte ich heulen können und so zögere ich es noch etwas hinaus, mich von dem Geparden zu trennen. Ohne, dass wir etwas sagen müssen, weiß ich, dass es Uwe in diesem Moment ganz genauso geht. Sozusagen als Abschiedsessen von der "Wildnis" hatten wir uns noch einmal Filets aufgehoben. Die wollten wir uns heute Abend zubereiten. So fahren wir zum Grillen auf die Campsite. Dort ist auch heute nur ein weiterer Stellplatz belegt und wir können uns den Platz aussuchen. Dank der tollen Grills kann Uwe ein Großfeuer machen, in dessen Glut unsere Springbock- und Rinderfilets zu einem Festmahl werden. Mit direktem Blick auf die Köcherbäume und den aufgehenden Vollmond unter einem gigantischen Sternenhimmel genießen wir unser köstliches Abendessen und stoßen mit edlem Rotwein auf einen gelungenen Urlaub an. Ein paar Stück Fleisch, die wir heute nicht mehr schaffen, werden uns morgen eine gute Wegzehrung sein. Noch lange sitzen wir am Feuer, lauschen der Natur und lassen das Erlebte Revue passieren. Morgen geht unsere Reise leider schon in die letzte Etappe. Da ist es ein echt gutes Gefühl und kleiner Trost zu wissen, dass wir in 3 ½ Monaten schon wieder in dieses Land zurückkehren können und noch einmal für 3,5 Wochen Abenteuer erleben dürfen. Das macht den Abschiedsschmerz ein wenig erträglicher. Statt gegen den Wind kämpfen wir heute Nacht gegen ein Heer gefräßiger Mücken
21.
Mai 2008 Farm Gariganus - Sossusvlei Wir
entscheiden uns dennoch dafür, die landschaftlich schönere Strecke
auf der C 14 zu fahren, statt der zwar besser zu befahrenden - weil geteerten
- B 1. Unsere Fahrt führt uns über Bethanie, Helmeringhausen,
Bossiesvlei, den Tsarishoogte Pass nach Sesriem. Die Landschaft ist mit
einem grünen Grasflaum überzogen und sieht wunderschön
aus. Am Tsarishoogte Pass kommt uns ein LKW entgegen und nachdem wir den
Pass überquert haben, zollen wir dem LKW-Fahrer Hochachtung. Der
Pass hat ganz schönes Gefälle und es ist bestimmt nicht einfach,
hier mit einem LKW lang zu gurken. Am Fuss des Passes haben wir sogar
eine - zwar eher lächerliche - Flussquerung, durch die wir fahren
müssen. So hatten wir dieses Gefühl dann auch mal. *grins* Gegen
14:30 Uhr kommen wir in Sesriem an und stören den Officer im NWR-Büro
beim Mittagessen. Wir werden dennoch sofort "bedient", erhalten
unser Permit für den Park und die Campsite Nr. 8. Er legt - nach
welchen Kriterien auch immer - fest, dass wir um 5:30 Uhr in den Park
dürfen und ihn spätestens um 18:15 Uhr verlassen haben müssen.
Gut, das ist abends immerhin schon mal 30 Minuten länger, als die
offiziellen Gate-Öffnungszeiten für die Besucher, die außerhalb
des Parks übernachten. Wir fahren unverzüglich in den Park und
verweilen auch nur kurz bei Düne 45. Unser
Ziel ist das Dead Vlei. Am 2x4-Parkplatz ist kaum etwas los. Uwe hat dank
Allrad kein Problem mit den letzten 5 km Tiefsand-/Holperpiste und im
Dead-Vlei sind wir fast allein. Die wenigen Touris sind dann auch schnell
wieder weg und so können wir bei herrlichem Abendlicht die uralten
Kameldornbäume, die teilweise bis 500 Jahre alt sein sollen, in aller
Ruhe und Muse fotografieren. Noch immer spielen wir mit dem Gedanken, einfach im Vlei zu bleiben und direkt am Parkplatz bzw. etwas abseits unser Zelt nach Einbruch der Dunkelheit aufzuschlagen. Um 17:00 Uhr ist kein einziger Mensch mehr in den Dünen - weder im Sossusvlei noch im Dead-Vlei. Wir sind ganz allein in diesem riesigen Dünenmeer. Es macht uns ziemlich traurig, dass wir nicht noch länger bleiben können, denn 1 Stunde müssen wir für die 65 km Rückfahrt schon einplanen. Immerhin gilt ein strenges Speedlimit von 60 km/h. Eigentlich bin ich wild entschlossen, das Risiko, hier zu bleiben, einzugehen. Uwe hat aber Bedenken, dass wir dann möglicherweise Parkverbot erhalten und das wäre wirklich blöd. Schließlich haben wir ab morgen für 2 Nächte die Sossus Dune (Luxus) Lodge gebucht und wenn wir dann nicht mit dem Auto in den Park dürften, wäre das echt blöd. So trollen wir uns missmutig kurz nach 17:15 Uhr und erreichen das Parktor um 18:05 Uhr. Dort sitzt tatsächlich noch ein Wachposten, doch der hat dem Alkohol schon so gut zugesprochen, dass der mit Sicherheit unsere Fahrzeugnummer nicht mehr deutlich lesen kann. Dafür winkt er so überschwänglich, dass ich spätestens jetzt wieder lachen muss. Inzwischen ist die Sonne gerade untergegangen. Wir suchen unseren Stellplatz Nr. 8 und sind begeistert. Der ist wunderschön gelegen, unter 2 großen Bäumen nahe einem Sanitärtrakt. Wir sind überrascht, wie schön die Campsite ist. Das hatten wir nicht erwartet. Verwundert sind wir aber schon, dass auch hier relativ wenig los ist. Die meisten Stellplätze sind frei. Aus unserem letzten Holzvorrat wird ein Superfeuer, zu dem die Barking Geckos wieder ihr Konzert geben und auch die Schakale melden sich zu Wort. Wir haben noch Teil 2 unseres Zucchini-Auflaufs, in den wir dann auch gleich noch unsere ganzen Käsereste rühren. Das schmeckt lecker, geht schnell und wir haben die Vorräte weitgehend aufgebraucht. Den restlichen Savanna-Vorrat zu vernichten, kostet uns auch keine Anstrengung. Gerade geht über der gegenüber liegenden Sossusvlei-Lodge der Vollmond auf - satt gelb und tief stehend. Das wird wohl ein unerfüllter Traum bleiben, den Mondaufgang in den Dünen erleben zu können. Bei den Öffnungszeiten des Parktores gibt es da keine Chance, außer man verstößt gegen Regeln. Nun steht uns leider auch unsere letzte Nacht im Dachzelt bevor. Eigentlich Schade - wir hatten uns gerade an das Lotterleben gewöhnt.
22.
Mai 2008 Sossusvlei
Der
Morgen ist noch ganz schön frisch. Es pfeift ein kalter Wind aber
der Sand ist noch relativ fest. In aller Beschaulichkeit besteigen wir
die Sossusvlei-Düne. Als die Sonne endlich aufgeht, sitzen wir längst
auf dem Dünenkamm, schauen über das Meer von roten Sanddünen
und erfreuen uns an der Stille und Weite dieser einmaligen Landschaft.
Der Ausblick von hier oben ist einfach überwältigend und wir
saugen diesen Eindruck in uns auf, um möglichst lange diese Momente
in Gedanken abrufen zu können. Es
dauert noch eine ganze Weile, bis die ersten Touri-Ladungen angekarrt
werden, die dann entsprechend gefrustet sind, weil sie den Sonnenaufgang
in den Dünen nicht erlebt haben. Nun ist es erst einmal vorbei mit
der Stille. Den "Abstieg" nehmen wir quer die Dünen hinunter. Der Sand ist noch fest und wir haben Riesenspaß. Schon fesseln uns die kleinen Mäuschen und Eidechsen, die sich in der ersten Sonne wärmen. Wieder robben wir bäuchlings mit der Kamera hinter den Eidechsen her, um ihnen ein paar Bilder abzuringen. Nachdem
es uns an der Sossusvlei-Düne zu turbulent wird - eine Ladung Deutscher
meint, die Düne gekauft zu haben - flüchten wir in das Dead-Vlei.
Dort finden wir immer neue Fotomotive und sind gut beschäftigt.
Es ist nicht zu heiß, so dass wir den ganzen Vormittag in den Dünen
verbringen können. Erst so gegen 13:00 Uhr fahren wir zurück,
um in der Sossus Dune Lodge einzuchecken. Die nächsten 2 Nächte
gönnen wir uns Luxus in der vor einem Jahr neu eröffneten Luxuslodge
des NWR (Namibian Wildlife Resort). Die Lodge liegt innerhalb des Nationalparks
und besteht aus 23 Chalets und 2 Suiten, die in unmittelbarer Nähe
des Sesriem-Canyons an einen Felsen gebaut sind. Alle Chalets und die
Hauptgebäude sind mit Holzstegen verbunden und wurden wunderbar in
die Natur integriert. Von den Chalets sind wir begeistert und beeindruckt.
Man hat sehr viel Wert darauf gelegt, Naturmaterialien zu verwenden. Alles
ist ausgesprochen geschmackvoll und doch zweckmäßig gestaltet
und eingerichtet. Ein gelungenes Konzept. Das Personal ist megafreundlich
und absolut darauf ausgerichtet, den Gästen den Aufenthalt so angenehm
wie möglich zu machen. Gleich mehrere Angestellte wuseln um uns
herum. 12 der Chalets haben Canyonblick, während die anderen Chalets
einen freien Blick über das weite Grasland auf die Dünenlandschaft
haben. Für uns ist Canyonseite vorgesehen. Uwe moniert, dass wir
gern Dünenblick hätten und schon wird unser Wunsch erfüllt. Fast gleichzeitig mit uns ist auch der Area-Manager des Ressorts angekommen und dem tragen wir unseren außergewöhnlichen Wunsch vor, dass wir gern den Mondaufgang in den Dünen sehen würden. Erst einmal gucken alle ein wenig fragend. Wir könnten die Blicke interpretieren, lassen es aber. Mit dem Brustton der Überzeugung und so, als wäre es die größte Selbstverständlichkeit der Welt, bekommen wir dann die Antwort, dass das gar kein Problem wäre. Wir bleiben etwas skeptisch und erst als diese Zusage konkretisiert wird, hüpft unser Herz vor Freude. Wir machen heute Abend eine Exclusivtour mit eigenem Guide in die Sossusvlei-Düne zum Mondaufgang - nur wir Beide, in die Sossusvlei-Dünen, zum Vollmondaufgang, jippieh!!! Wir hätten nicht zu hoffen gewagt, dass sich das auf legalem Weg realisieren lässt. So hat sich für uns der Aufenthalt hier schon mal gelohnt. Zwar sind wir die Ersten, die nicht einen Sonnenauf- oder -untergang, sondern den Mondaufgang in den Dünen erleben möchten, doch offenbar ist hier der Gast tatsächlich König. Uwe hat alle Zeiten zum Sonnen- und Mondauf- und -untergang im GPS. Damit haben wir wenigstens einen Plan, wann heute der Mond aufgeht. George, unser Guide wird um 17:00 Uhr mit uns in die Dünen starten. Bis dahin genießen wir die Lodge, den tollen Ausblick von der eigenen Terrasse und die herrliche Dusche mitten im großen Badezimmer, die keinerlei Abtrennung zum übrigen Raum hat. Man steht beim Duschen mitten im Badezimmer. Zwar schwimmt hinterher der halbe Raum, doch das Wasser läuft schnell auf dem Holzboden ab. Nicht besonders praktisch aber toll. Es hat was! Kurz vor 17:00 Uhr suchen wir schon mal alle wärmenden Sachen, wie Vliesjacken, Pullover und Schal zusammen. Allzu üppig sind wir damit nicht ausgestattet. Zusätzlich mit Stativen und Kameraequipment bewaffnet, sehen wir ein wenig aus, als ob wir auf eine Expedition aufbrechen wollen. Uwe hatte aber schon gesehen, dass unser "Expeditionsfahrzeug" der offene Safari-Landrover ist, mit dem immer die Beobachtungsfahrten gemacht werden. Das heißt, es wird frisch heute Abend. Aber gut, für seine Träume muss man Opfer bringen! Die Gefährte sind für Pirsch- und Beobachtungsfahrten, aber nicht für Langstreckenfahrten geeignet und wir müssen 65 km einfache Fahrt zurücklegen. Dann mal viel Spaß! Nachdem ich mich versichert habe, dass George Decken dabei hat, bekommen wir auch gleich mal je 2 Ponchos, die eine Kapuze haben, mit Vliesstoff gefüttert sind und außen aus winddichtem Material bestehen. Tatsächlich halten sie den Fahrtwind wunderbar ab. Sie haben nur den Nachteil, dass der Fahrtwind unter sie fährt, sie dann wie einen Unterteller aufbläst und so kaum noch zu halten sind. Um das zu verhindern, hilft also nur, sich rundherum auf sie zu setzen, alle Zipfel unter dem Hintern zu verankern und schön festzuhalten. Das ist gar nicht so einfach und nimmt uns ganz schön in Anspruch. Bald sehen wir aus wie die Marsmännchen und haben die Kapuzen weit bis ins Gesicht geschnürt. Egal, es ist ja schon dunkel und wir sind sowieso die Einzigen weit und breit. Die Lodge hat innerhalb des Parks eine eigene Zufahrt, die dann auf die geteerte Straße trifft. Dieser Weg ist jedoch nur für Insider als solcher erkennbar und erfordert echte Offroad-Fahrkünste. George fährt das erste Stück des Weges diese Privatzufahrt, bei der man auch direkt am Canyon vorbei kommt. Die Piste führt teilweise durch das trockene Flussbett des Tsauchab Riviers und wir werden kräftig durchgeschüttelt. Dennoch ist es schön, diese Gegend mal aus einer anderen Perspektive kennen zu lernen als nur von der geteerten Straße aus. Nun will George auf keinen Fall zu spät kommen und fährt schon mal ein Stückchen schneller, als die erlaubten 60 km/h. Wir fliegen bald davon und irgendwie komme ich mir vor wie vom Winde verweht (im wahrsten Sinne des Wortes). Zum Glück halten die Ponchos wirklich warm. Tapfer nehmen wir diese "kleinen Unannehmlichkeiten" hin, schließlich bringt uns jeder windige Kilometer näher an unseren Traum und wir bekommen etwas Einmaliges und ganz Exclusives. Wer kann schon von sich behaupten, dass er den Vollmondaufgang auf der Sossusvlei-Düne erlebt hat? Trotz stockdunkler Nacht meistert George auch die letzten 5 km Tiefsandpiste mit Bravour und muss noch nicht mal auf Allrad umschalten. Tja, man merkt, dass er die Strecke jeden Tag mehrmals mit Gästen fährt. Er hatte auch uns heute Morgen im Dead-Vlei schon gesehen und konnte sich noch an mich und meine Hose erinnern. Natürlich ist das kein Wunder bei diesem Aufzug und sollte mir eigentlich peinlich sein. Außerdem hatte ich noch das Stativ auf den Schultern und das fällt dann schon auf. Unterwegs diskutieren wir noch, wo denn nun der Mond aufgehen wird. Gestern hatte ich ihn über der Sossusvlei-Lodge aufgehen gesehen. Aber wo zum Teufel wird er sich in dem Dünenmeer zuerst zeigen? Gemeinsam bilden wir uns eine Meinung und jeder hofft für sich, dass die auch stimmt. Erst als wir vom Jeep absteigen, wird uns bewusst, dass wir das Wichtigste vergessen haben - unsere Taschen- bzw. Stirnlampen. Wie peinlich! Dabei hätten wir es eigentlich wissen müssen, dass Nacht in Afrika gleichzusetzen ist mit stockdunkel und man dann keine Hand mehr vor Augen sieht. Da ist eine Lampe für solche Unternehmungen existenziell. Sollte die Erfüllung unseres Traumes an so einer blöden Lampe scheitern? War die Fahrt bis hierher jetzt umsonst? Glücklicherweise fällt mir die Lampe an meinem Mini-Leatherman ein, das ich bisher noch nie benutzt hatte, aber immer mit mir rum trage - weil, man kann ja nie wissen! Immerhin hat die Lampe LED-Licht. Uwe belächelt mich und meinen Vorschlag, aber in Ermangelung eines Besseren kramt er die Lampe dann doch hervor. Schnell ist er dann jedoch überzeugt, als die kleine Lampe zeigt, was sie kann. Die Taschenlampe von George ist nämlich auch leer und sonst hätten wir ein echtes Problem gehabt. Dafür schaltet er vorsichtshalber mal noch das Licht am Fahrzeug ein. Eine gute Idee, vorausgesetzt die Fahrzeugbatterie ist in Ordnung. So kurz vor dem Ziel wären wir aber auch in stockdunkler Nacht zur Düne getappt. Schließlich wussten wir von heute morgen den Weg noch so ungefähr. Bis zum Mondaufgang haben wir noch etwas Zeit und können uns in Ruhe einen geeigneten Platz auf der Düne suchen. Jetzt kann der Mond kommen. Der ziert sich noch eine Weile, doch dann wird es am Himmel heller und heller. Es
ist ein erhebender Moment, als der kräftig gelbe Vollmond über
dem Dünenkamm erscheint und es ist schon fast egal, ob man dieses
Ereignis auch auf einem Foto festhalten kann. Wir haben es erlebt - exclusiv
und einmalig - den Vollmondaufgang im Sossusvlei. Die langen Verschlusszeiten der Kamera erfordern dann eine ganze Menge Geduld und viel zu schnell verstreicht die Zeit. Immer schöner wird das Licht und die Stimmung im Vlei. Gern wären wir noch sehr viel länger geblieben, doch irgendwann muss man auch genug haben. Immerhin wartet auch noch die Küche der Lodge mit dem Abendessen auf uns. Schweren Herzens reißen wir uns irgendwann von dieser Faszination los und treten die Rückfahrt an. Wir haben uns darauf geeinigt, dass Uwe vorn im Fonds des Wagens mitfährt und ich mich in der 2. Sitzreihe lang mache. Dann müsste der Fahrtwind über mich hinweg ziehen. Das tut er dann auch, allerdings nicht, ohne sich in meinen beiden Ponchos zu verfangen und sie aufzublasen. Ich kann mich bemühen wie ich will, alle Enden des Ponchos unter meinem Hintern zu verankern, irgendwelche Zipfel erwischt der Fahrtwind immer. Es ist ein stetiger Kampf gegen den Wind, den ich die nächsten 65 km bei Tempo 120 mit dem Poncho kämpfe und irgendwann kann ich nur noch schallend darüber lachen. Zum Glück gehöre ich nicht zur der Kategorie "Hungerhaken" und bringe ein paar Kilo auf die Waage, sonst wäre ich in dieser Nacht im Sossusvlei vom Winde verweht - als so eine Art Ufo. Nach den längsten 65 km meines Lebens erreichen wir die Lodge und können nach einem sehr langen und ereignisreichen Tag als letzte Gäste unser Abenddinner einnehmen. Trotzdem es schon spät ist und das Personal auf uns gewartet hat, sind alle überaus freundlich und bemüht, es uns so angenehm wie möglich zu machen. Aus unserer Sicht stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis. Hier darf der Gast noch König sein. Jedenfalls muss sich die Lodge nicht hinter Wolwedans, Mowani, Okonjima und Mushara verstecken und die ziemlich vernichtende Kritik im Forum ist für uns beim besten Willen nicht nachvollziehbar. Was erwarten die Leute? Mehr Service geht nicht - dann wird es nervig.
23.
Mai 2008 Sossusvlei In aller Ruhe genießen wir das reichhaltige Frühstücksbuffet, das auch frisch geschnittenes Obst in großer Auswahl umfasst. Nach
dem Frühstück fahren wir noch einmal ins Deadvlei. Weit und
breit ist auch heute kaum ein Mensch da und es herrscht eine göttliche
Ruhe. Wieder haben wir Sossusvlei für uns allein. Vom Dünenkamm
im Deadvlei schauen wir den Dünenkäfern zu und suchen Eidechsen.
Es geht wieder ein angenehmer Wind, der es uns ermöglicht, uns recht
lange in den roten Sanddünen aufzuhalten. Wir geniessen diese Ruhe
in einer einmaligen Kulisse. Bevor
wir zur Lodge zurückfahren, schauen wir uns noch den Sesriem-Canyon
an, der im Moment vom letzten Regen noch Wasser führt. Deshalb kann
man leider im Moment im Canyon nicht weit laufen. Beeindruckend ist der
Canyon aber dennoch und wir hätten gern mehr von ihm gesehen. Es wird 17:00 Uhr und schon geht die Sonne unter. Uns bleibt gerade noch Zeit, dass wir unsere Bestände sichten und sortieren können. Leider müssen wir morgen Früh packen , denn dann ist auch dieser Urlaub schon wieder zu Ende. Wir werden eine Kiste und unsere Kühlbox mit den Dingen befüllen, die wir bei der Autovermietung deponieren, bis wir im September wiederkommen. So häufen wir langsam unseren zweiten "Hausstand" an und brauchen im September wesentlich weniger einkaufen. Außerdem haben wir dann nicht solche Schwierigkeiten, das Gepäck auf die zulässigen 20 kg bzw. mit Toleranz 25 kg pro Person zu beschränken. Getreu dem Motto: Ich hab noch einen Koffer in .... Namibia ... Zurück in der Lodge herrscht heute ein aufgeregtes Treiben - ein wenig wie aufgescheuchter Hühnerstall. Der Grund dafür steht an der Bar. 10 Anwärterinnen für den Titel der Miss Namibia sind in der Lodge einquartiert und irgendwie ist es wie im Wespennest. Um den anderen Gästen die ihnen zustehende Ruhe zu bewahren, werden die Mädchen zum Abendessen in den Canyon ausquartiert. Es ist inzwischen wieder ziemlich frisch und so hat man nun die Mädchen in besagte Ponchos gehüllt. Sie tun mir aber schon leid, wenn ich mir vorstelle, dass sie jetzt so ganz im Freien sitzen. Das mag bei wärmeren Temperaturen ja durchaus sehr romantisch sein, im Canyon zu Abend zu essen, doch im Moment ist es dafür einfach zu kalt. Dafür wurde aber der Barkeeper mit abdelegiert und so müssen wir auf die Cocktails verzichten, mit denen wir eigentlich den Abend beschließen wollten. Schade. Unser Abendessen wurde uns heute von der Bedienung mit Pudelmütze serviert. Ein skuriler Anblick!
24.
Mai 2008 Sossusvlei - Windhoek Wieder ist der Morgen ziemlich eisig und es kostet Überwindung, aus dem Bett zu steigen. Heute morgen müssen wir packen und leider zurück nach Windhoek fahren. Um 16:00 Uhr haben wir uns bei der Autovermietung verabredet und am Abend geht unser Flieger. Gepackt ist schnell und zurück bleibt ein Häufchen Kleidung und andere Dinge für das Personal. Beim Frühstück lernen wir dann auch die 10 "Missen" kennen. Mal sehen, wer am 7. Juni 2008 die Wahl gewinnen wird. Immerhin kann mein Mann behaupten, hier mit der zukünftigen Miss Namibia geschlafen zu haben. *grins* Zügig
haben wir ausgecheckt und unser Gepäck im Auto verstaut. Für
den Rückweg nach Windhoek haben wir uns für die Strecke über
die C 24 Nauchas - Rehobooth entschieden. Dazu müssen wir den Remhoogte-Pass
überqueren. Diese Landschaft ist wunderschön und recht einsam.
Zweimal begegnen uns unterwegs Einheimische mit Eselskarren. Es ringt
uns größten Respekt ab, diesen Weg mit so einem Gefährt
zurück zu legen. Wir kommen uns beim Anblick dieser Eselskarren vor
wie in einem Film aus längst vergangener Zeit. Um 15:15 Uhr kommen wir in Windhoek an. Noch immer ist der Wind ziemlich heftig und frisch. Das macht dann wenigstens den Abschied nicht ganz so schwer. Diesmal lernen wir bei der Autovermietung "African Track" den Chef persönlich kennen. Auch für Johan ist es kein Problem, dass wir schon mal 2 Kisten bei ihm bunkern wollen. Wir unterhalten uns noch nett mit ihm und warten, bis der Fahrer kommt, der uns zum Flughafen bringen wird. Gerade merkt Uwe, dass er noch den Schlüssel der Sossus Dune Lodge in der Hosentasche hat. Gut, Johan wird sich darum kümmern, dass der Schlüssel wieder zurück zur Lodge kommt. Das ist alles kein Problem. Der Fahrer bringt uns zum Flughafen und entgegen unseren Erwartungen ist keine lange Schlange. Alles geht ziemlich flott. Schnell holen wir uns noch Geld am ATM-Automaten für unseren nächsten Aufenthalt hier. Dann brauchen wir uns darum schon mal nicht zu kümmern. Erst zu Hause realisieren wir, dass der Automat Südafrikanische Rand ausgespuckt hat. Aber das ist völlig egal, denn die werden überall in Namibia als gleichwertiges Zahlungsmittel anerkannt. 3 Monate vergehen schnell und wir wissen, dass nach der Reise vor der Reise ist. Unterwegs haben wir schon mal die nächste Tour für 2009 "skizziert" und können nach der Bewältigung unserer Bilderflut damit in die Feinplanung gehen. Das hilft ein wenig gegen das heftige Afrika-Reisefieber.
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