Reisebericht Dubai 2009 vom 14. bis 22. Februar 2009 Kandura und Handy
Schon länger besteht der Wunsch, Dubai kennen zu lernen. So viel haben wir schon gehört und nun wollen wir die gigantische Architektur dieser Stadt einmal mit eigenen Augen sehen und natürlich auch fotografieren. Die Möglichkeit, dafür dem deutschen Schmuddelwetter zu entfliehen, passte uns dabei prima in den Plan und gegen ein paar wärmende Sonnenstrahlen ist auch nichts einzuwenden. Wir wählten den schon bewährten Monat Februar für diese Reise, da später im Jahr die Temperaturen in diesem Wüstenstaat so unerträglich heiß werden, dass Unternehmungen im Freien unmöglich werden. Bei der Auswahl geeigneter Reiseführer wird schnell deutlich, dass die Aktualität dieser Bücher mit der Entwicklung der Stadt nicht mithalten kann. Die meisten Reiseführer sind gnadenlos veraltet und selbst neue Auflagen aus dem Jahr 2008 "hinken" der Realität weit hinterher. Am Ergiebigsten und wesentlich aktueller sind noch die zahlreichen Internetseiten, die uns bei der Planung unserer Reise dann auch ganz hilfreich sind. Für uns steht fest, dass wir möglichst zentral wohnen wollen und einen großen Bogen um Massentourismus und Bettenburgen machen. Nach vielen Preisvergleichen finden wir eine vernünftige Alternative in Form eines Appartements im Chelsea Tower an der Sheikh Zayed Road, buchen uns einen Flug mit Emirates Airlines und reservieren uns einen Parkplatz in Frankfurt. Es ist eher Zufall, dass auch noch der letzte Tag des jährlich stattfindenden 4-wöchigen Shoppinfestivals - dem großen Schlussverkauf mit viel Show - in unsere Reisezeit fällt. Wir haben schon viel darüber gehört und werden uns jetzt selbst ein Bild machen können. Mal sehen was dran ist an "do buy". Aus fotografischer Sicht erwartet uns in erster Linie Architekturfotografie.
Das große Teleobjektiv kann also diesmal zu Hause bleiben. Dafür
leihen wir uns noch ein 15-mm-Weitwinkelobjektiv. Mal sehen, ob uns das
für diesen Zweck überzeugen kann.
Samstag,
14.02.2009 - Tag 1 Auf unseren Flug mit Emirates Airlines sind wir schon sehr gespannt und die Ansprüche sind hoch. Immerhin soll das eine der besten Airlines der Welt sein - auch im Service. Auf jeden Fall sind die Stewardessen hübsch und die größere Beinfreiheit fällt angenehm auf. Allerdings haben die Sitze irgendwie einen Konstruktionsfehler, denn selbst lange Beine hängen in der Luft, wenn man die Sitzlehne nach hinten stellt. Ja soll ich meine Beine vielleicht beim Vordermann über die Schultern legen? Wir haben heute wohl einen Ausbildungsflug erwischt. Ein Glück, dass wir nur 6 Stunden fliegen, denn sonst würden wir hier mit knurrendem Magen und ziemlich dehydriert aus dem Flieger steigen. Die Crew ist völlig planlos, rennt - oder besser stolziert - unkoordiniert, wie aufgescheuchte Hühner, hin und her und braucht knapp 2 Stunden, bis wir endlich etwas zu Essen bekommen, das auch noch/wieder kalt ist. Bis die Getränke zum Essen gereicht werden, haben wir längst aufgegessen. Das viel gepriesene Bordprogramm funktioniert nicht und muss mehrmals neu gestartet werden. Auch darüber vergehen Stunden. Auf dem ganzen Flug gibt es vergleichsweise sehr wenig zu trinken. Wir fühlen uns ein wenig wie Kamele auf dem Weg in die Wüste, die schon mal an Wasserknappheit gewöhnt werden. Da reißt dann auch der Becher Eiscreme den insgesamt sehr negativen Eindruck nicht mehr heraus. Von Service - noch dazu erstklassigem - kann beim besten Willen keine Rede sein. Wir sind noch nie schlechter geflogen! Auch Uwe`s Sitznachbarin, eine junge Amerikanerin, die in England lebt und in Deutschland arbeitet (!), schüttelt nur den Kopf und ist ebenfalls fassungslos, über dieses Chaos. Dubai empfängt uns mit einem großen Lichtermeer. Auf dem Weg zur Passkontrolle sehe ich nur ein Schild mit Lady und stürme den Raum. Verdutzt stehe ich in einem leeren Raum, nur mit Teppichen ausgelegt. Im gleichen Moment ist mir klar, dass das nicht der Ort ist, den ich suche und bin froh, dass hier gerade Niemand ist. Das "prayer" von Ladys prayer - dem Frauen-Gebetsraum - hatte ich übersehen. Ups ist das peinlich! Ein Stück weiter finde ich dann den Ort, den ich suche und schrecke nur einen kurzen Moment zurück, als ich die Kabine betrete. Da steht keine Porzellanschüssel - statt dessen gibt es nur Trittbrett und Loch. Ach du Sch...., das kann ja heiter werden! Ok, fremde Länder, fremde Sitten; es ist dringend! Toilettenpapier gibt es auch keins. Statt dessen hängt seitlich ein Duschschlauch mit kleinem Brausekopf. Naja, das erklärt, warum man hier mehr oder weniger im Wasser steht. Beim Verlassen der Toiletten kann ich noch einen Blick in andere Kabinen werfen und bin erleichtert, denn dort stehen Porzellanschüsseln. Ich lerne, dass offenbar nur die äußere Kabine so speziell ist - warum auch immer - und dass Toilettenpapier hier offenbar ein Engpass ist! Der Anblick der Beamten bei der Passkontrolle ist etwas ungewohnt. Diese schneeweißen Seiden-Kandura und die traditionelle Kopfbedeckung bilden schon einen Gegensatz zu unserer Vorstellung von einem Grenzbeamten in Uniform. An den Manschettenknöpfen der jungen Männer glitzern unzählige Brillis. Die scheinen hier gut zu verdienen! Überall sehen wir Frauen jeden Alters in den traditionellen schwarzen Abayas . Zum Teil schauen nur noch ihre Augen zwischen dem schwarzen Tuch hervor. Diese Kleidung fasziniert uns. Auch das Flughafengebäude ist architektonisch durchaus ein "Hingucker". Der riesige Wasserfall über mehrere Etagen, Licht, das sich im Glas spiegelt und die farbenfrohe Gepäckausgabe lassen die riesige Halle richtig freundlich wirken. Nur eine kleine Gruppe der Passagiere aus dem Flieger steht hier mit uns und wartet auf das Gepäck. Offenbar fliegt die Mehrzahl weiter. Uwe`s Sitznachbarin hatte uns erzählt, dass sie bis Johannesburg weiterfliegt und sich schon auf ihre Safari im Krueger Nationalpark freut. Wie wir sie doch beneiden, denn sofort ist unsere Afrikasehnsucht wieder da. Aber nun wollen wir mal nicht ungerecht sein. Schließlich stehen wir auch gerade vor einer Woche aufregender Erlebnisse, neuer Eindrücke - und vor angenehmen 22°C nachts um 23:30 Uhr. Ist das etwa nichts? Wir werden abgeholt und sind
wenig später im Hotel. Es liegt tatsächlich schön zentral,
auch wenn schnell klar wird, dass man die Distanzen hier nicht zu Fuß
bewältigen kann. Selbst um diese Uhrzeit ist noch jede Menge Verkehr. Dank unserer Mail an das Hotel, dass wir eine gute Aussicht wünschen, wurden wir von der 3. Etage in die 18. Etage des 48-stöckigen Gebäudes upgegradet und haben nun nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein riesiges Appartement mit 2 Schlafzimmern, 3 Bädern, einer kompletten Küche incl. Waschmaschine und Trockner und einen großen Wohnbereich mit XXL-Fernseher. Auf einige dieser Dinge könnten wir gut verzichten, aber so sind wir unabhängig und können den Tag nach unseren Vorstellungen verbringen. Ziemlich
geschafft fallen wir kurze Zeit später ins Bett. Immerhin haben wir
noch eine Zeitverschiebung von 3 Stunden zu verkraften. Zum Glück
liegt unser Appartement hoch genug, so dass uns der Straßen- und
Baustellenlärm nicht den Schlaf raubt. Nur frische Luft, die fehlt
uns. Dafür weist ein kleines Symbol, eingelassen in den Marmor der
Fensterbank, den direkten Weg zu Allah. Klar, in diesem Hochhausdschungel
kann man schon mal die Orientierung verlieren und Mekka versehentlich
woanders suchen.
Sonntag,
15.02.2009 - Tag 2 Direkt an der Sheikh Zayed Road verläuft die neue Metro-Linie, die am 09.09.09 eingeweiht werden soll. Direkt vor unserer Haustür wird noch fleißig an den Haltestellen gebaut, die natürlich auch nicht nur einfache Wartehäuschen werden. Die Trasse selbst scheint jedoch schon fertig gestellt zu sein. Auf der gegenüberliegenden
Straßenseite sind ebenfalls viele Hochhäuser entstanden und
die beiden Emirates-Towers gelten schon lange nicht mehr als die dominierenden
und höchsten Gebäude in dieser pulsierenden Hauptstraße.
Hochhaus an Hochhaus, jedes mit anderen architektonischen Besonderheiten,
reiht sich aneinander und zum Teil stehen die Gebäude so nah beieinander,
dass man wirklich von einem "Steinwurf" sprechen kann. Überall
wird Tag und Nacht gearbeitet. Durch eine Baulücke können wir
auf die gar nicht so weit entfernten Lagunen schauen. Vielleicht hätten
wir doch das Fernglas einpacken sollen. Wie Ameisen tummeln sich unzählige
Bauarbeiter auf den halbfertigen Gebäuden. Ab und zu sieht man auch
mal eine weiße Kandura blitzen. Die Sheikh Zayed Road selbst hat in jeder Fahrtrichtung 6 Spuren und es ist vollkommen unmöglich, diese Straße zu Fuß zu überqueren. Um von einer Straßenseite auf die anderen zu gelangen, braucht man schon ein Taxi. Da ist es gut, wenn die Metro fertig ist, denn dann gibt es genug Überführungen. Wir müssen wohl oder übel auf Taxis zurückgreifen. Schon gestern Abend hatten wir gesehen, dass es irgendwie diesig/neblig ist. Leider hat sich das auch heute morgen nicht wirklich geändert. Blauer Himmel sieht anders aus. Ist das nun Smook oder Nebel? Bei dem vielen Verkehr, der hier herrscht und den zahllosen Baustellen wäre Smook nicht verwunderlich. Bevor wir uns auf Entdeckungstour begeben, brauchen wir Geld. Gleich im Nachbargebäude ist eine kleine Bank mit Geldautomaten. Ok, dann holen wir eben unser Geld bei einer iranischen Bank. Es funktioniert reibungslos. Heute ist der letzte Tag des diesjährigen 4-wöchigen Shoppingfestivals
und in dieser Zeit finden auch im "Heritage Village" und im
"Diving Village" auf der Landzunge Al Shindagha traditionelle
Aufführungen statt. Heritage Village ist ein original nachgebautes
Dorf mit Steinhäusern aus Berg- und Wüstenregionen, Beduinenzelten,
Windtürmen und Marktständen. Mit einem Taxi des Hotels lassen
wir uns für 35 Dh (ca. 7 €) dorthin bringen. Der Fahrpreis entspricht
dem Taxameter. So früh am Vormittag ist im historischen Dorf noch nichts los und
wir haben viel Zeit und Muse, umher zu schlendern und uns umzusehen. In
Ruhe fotografieren wir die restaurierten alten Gebäude, laufen am
Creek, der Wasserader von Dubai entlang und besuchen den ehemaligen Palast
des Sheikh Saeed Al Maktoum. Mit seinen schönen alten Windtürmen
und den in mehreren Stockwerken um einen zentralen Innenhof angeordneten
Räumen ist der Palast ein gutes Beispiel regionaler Architektur.
In einer Ausstellung zur früheren Lebensweise der Menschen bekommen
wir einen Einblick in das Dubai der Vergangenheit. Am Creek bestaunen wir die voll beladenen Dhaus (alte Schiffe) und die
vielen Abras (Wassertaxis), die unermüdlich auf dem Fluss kreuzen
und immer gut besetzt sind. Gegen den Hunger gibt es schnell eine Kleinigkeit - wir sind eh auf Diät.
Dann geht es weiter zum Bur Dubai Souk mit traditionellen Stoffläden.
Die Vielfalt der Stoffe und die Farbenpracht der zum Teil sehr edlen Tücher
ist beeindruckend. Natürlich dürfen auch die passenden Schuhe
dazu nicht fehlen. Immer am Creek entlang gelangen wir in das Viertel Bastakiya, dem ältesten
und ursprünglichen Stadtviertel Dubais, in dem früher die iranischen
Einwanderer gelebt haben. Ihre Häuser aus Lehm und Korallenstein
mit den Windtürmen, die für ein angenehmes Wohnklima sorgten,
wurden vollständig restauriert und bilden nun ein sehr malerisches
Viertel. (Die Iraner waren es auch, die die Technik der Windtürme
nach Dubai gebracht haben). Hier laufen wir durch die verwinkelten Gassen (Sikkas genannt), statten
dem Coin-House (Münz-Museeum) mit seinen Gold- und Silbermünzen
aus allen Zeitepochen einen Besuch ab und verpflichten das Kamel, das
vor dem Restaurant Bastakiah Night geparkt ist, zu einem kleinen Fotoshoot.
Die weiße Kuppel der großen Moschee bildet einen hübschen
Kontrast zu den alten Gemäuern. Im Architektur-Museum gönnen wir uns im Schatten des Innenhofs eine
kurze Pause. Gerade kommen 2 Frauen in abayas, das Gesicht verschleiert.
Dort, wo normalerweise der kleiner Schlitz für die Augen gelassen
wird, sitzt eine große dunkle Sonnenbrille. Wir kichern dezent vor
uns hin. Bei uns wäre das ein Verstoß gegen das Vermummungsverbot. Etwas schwerfällig raffen wir uns wieder auf. Tagsüber sind die Temperaturen schon ganz schön hoch und man ist dankbar über eine kühle Brise oder ein Plätzchen im Schatten. Am Creek entlang laufen wir zurück bis zum Heritage-Village. Hier sollen ab 17:00 Uhr Vorführungen stattfinden. Beduinenfrauen bereiten, auf dem Boden sitzend, vor den Augen der Besucher
traditionelle Speisen zu. Ein Junge lädt uns zu einem süßen
Tee ein. Im abgesperrten Bühnenbereich jonglieren Jungs jeden Alters
mit Gewehratrappen zu lauter arabischer Musik. Sie sind so geschickt darin
und mit Stolz und Eifer dabei, dass man den Eindruck gewinnt, sie machen
den ganzen Tag nichts anderes. 2 Kamele können geritten werden und ein alter Mann mit einer Kuh
führt vor, wie Wasser geschöpft wird. Frauen kann man beim Flechten
von Bändern zuschauen und in einem großen Messingkübel
wird gerade Bonbonmasse zubereitet, die allerdings so gar nicht lecker
riecht. Eine Gruppe junger Männer mit Musikinstrumenten läuft durch
das "Dorf" und auf der Bühne führen kleine Mädchen
"Na'asht"-Tänze vor. Diese Tänze bestehen vor allem
im Haare schwingen. Es fällt auf, dass alle Mädchen lange Haare
haben und in ihren glitzernden und funkelnden Kleidchen sehen sie aus
wie kleine Prinzessinnen, die immer wieder ihr langes Haar von einer Seite
auf die andere werfen. Ok, schön aussehen, glitzern und Haare werfen
ist offenbar für ein Mädchen wichtig. Für die Jungen scheint der Umgang mit dem Gewehr eine besondere
Bedeutung zu haben. Überhaupt ist hier kein einziger Junge, der keine
Gewehrattrappe in der Hand hält. Wer seine vergessen hat, kann überall
an den Ständen so ein Teil kaufen. Wir sind etwas irritiert. Das ganze Gelände des Heritage Village ist stimmungsvoll beleuchtet
und wir bedauern, jetzt kein Stativ zur Hand zu haben. Irgendwann haben wir dann aber genug gesehen und machen uns auf den Heimweg. Am nahe gelegen Taxistand warten wir. Gefühlte Stunden später ist noch immer kein Taxi gekommen und so beschließen wir, noch einmal ein Stück in Richtung Bur Dubai Souk zu laufen. Dort war vor ein paar Stunden noch richtig viel Verkehr und die Chance auf ein Taxi ist dort sicher größer. Diese Rechnung geht auch auf und kaum sind wir dort angekommen, hält auch schon ein Taxi. Uwe befolgt den Rat der Reiseführer und fragt nach dem Preis. Der Taxifahrer will 30 Dh (6 €) und wir sind einverstanden. (Wir hätten auch das Doppelte gezahlt, so kaputt sind wir.) Unterwegs zeigt sich dann der Grund, weshalb wir am Taxistand vor dem Heritage Village so lange vergeblich gewartet haben. Stau in diese Richtung und nichts geht mehr. Frech und ohne auch nur zu fragen, fährt der Taxifahrer mit uns erst einmal tanken, obwohl sein Tank noch ¼ voll ist. Beim Aussteigen vor unserem Hotel zeigt das Taxameter, das weiter gelaufen ist, 16 Dh (~3 €). Ein schlechter Deal aber ein wertvolles Lehrgeld. Das war das erste und letzte Mal, dass wir nach dem Preis gefragt haben!
Montag,
16.02.2009 - Tag 3 Die mehr als 450 Geschäfte in dieser Mall sind überwiegend Luxusgeschäfte bekannter Hersteller. Offenbar war der Schlussverkauf nicht wirklich erfolgreich, denn die Geschäfte sind noch voll mit Winterware. Die bekommt man dann auch tatsächlich mit Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent, doch wer will nach diesem langen Winter noch Winterklamotten? Wir jedenfalls nicht. Ohnehin frage ich mich mal wieder, was die hier mit Stiefeln und Mützen und Pelzjacken wollen. Der hiesige Winter hat ungefähr Temperaturen, wie unser deutscher Sommer. Aber gut, dieses Thema kennen wir ja schon aus den afrikanischen Ländern. Bei Sommertemperaturen von 50°C aufwärts relativiert sich eben das Wärmeempfinden. Saisonunabhängige Produkte haben meist Preise, wie in Deutschland auch. Lediglich Luxusgüter sind günstiger. Plasmafernseher z. B. sind verhältnismäßig preiswert, aber eben auch nicht wirklich handlich als Reisegepäck. So richtig große Augen bekommen wir beim Fotoequipment. Nicht, weil das günstiger ist, sondern über die große Auswahl. Das erste Mal können wir die begehrten Zeiss-Objektive in die Hand nehmen und ich muss die natürlich gleich mal an meiner Kamera ausprobieren. Allerdings liegen auch diese Preise über denen, die wir beim Kauf über das Internet in Deutschland bezahlen würden. Es lohnt sich also nicht. Dafür liegt hier sogar das 800-mm-Teleobjektiv im Schaufenster. Bei "Harvey Nichols" breitet sich ein Schuhangebot vor mir aus, das mich fast schwach werden lässt. Highheels in jeder Farbe, halsbrecherische Absätze und wirklich geile Schuhe, bei denen jede Frau ins Schwärmen gerät. Nur flache Schuhe, mit denen man auch mal wirklich laufen kann, die sind rar. Die überwiegend männlichen Verkäufer schütteln verständnislos den Kopf über meinen bescheuerten Wunsch, (flache) Schuhe zum Laufen haben zu wollen. Ich kann sie ja verstehen bei diesem Angebot. Jetzt gönnen wir uns erst einmal ein leckeres Stück Kuchen und eine große Tasse Schoki. Schließlich brauchen wir Kraft, die ganzen Laden-Passagen zu besichtigen. Später haben wir im riesigen Food-Court die Qual der Wahl. Ähnlich wie in amerikanischen Malls gibt es auch hier Imbissstände für jede nur denkbare Geschmacksrichtung. Das Essen ist gut, reichlich und günstig. Zum Abschluss unseres Besuchs in der "Mall of Emirates" am späten Nachmittag (die Malls haben bis 22 Uhr geöffnet) statten wir noch dem großen Supermarkt einen Besuch ab. Hier bekommen wir alles, was wir als Selbstversorger morgens benötigen. Mit dem Taxi lassen wir uns für 30 Dh (~6 €) zurück zum Hotel bringen. Die 15 Dh (~3 €) Differenz im Fahrpreis sind also der "Hotelzuschlag". Abends machen wir uns mit dem Stativ noch einmal auf den Weg, um die
tollen Gebäude an der Sheikh Zayed Road zu fotografieren. Vom geliehenen
15-mm-Weitwinkelobjektiv sind wir begeistert. Viel zu schnell vergeht
die Zeit und wir haben noch längst nicht alle neuen Gebäude
dieser Gegend fotografiert. Dabei werden alle Gebäude nachts irgendwie
illuminiert und so wirkt jedes Bauwerk auf seine ganz besondere Art.
Dienstag,
17.02.2009 - Tag 4 Um die Sheikh Zayed Road zu überqueren, nehmen wir das Taxi und
sind mit schlappen 20 Dh (~4 €) am Ort des Staunens. Vor uns, mitten
im Herzen des Einkaufszentrums breitet sich die große Kunsteisbahn
aus. Uwe sieht mir an, wie es mich reizt, hier ein paar Runden zu drehen.
Die Vernunft siegt aber doch und so belassen wir es beim Zuschauen. Obwohl
viele Geschäfte noch nicht eingezogen sind, ist die Mall sehr schön
und gefällt uns besser, als die "Mall of Emirates". Gemütlich schlendern wir durch den großen Gold-Souk. Dieser
Komplex ist architektonisch sehr liebevoll und aufwendig gestaltet und
ein Erlebnis für sich. In einem hübschen kleinen Cafe legen
wir eine Pause ein. Nach einem orientierenden Blick in den Lageplan stehen wir bald darauf
vor dem riesigen Aquarium, dem "Dubai Aquarium & Discovery Centre".
Der Anblick ist gigantisch. Im riesigen Becken schwimmen unzählige
Fischschwärme, riesige Barsche, unterschiedlichste Haiarten und viele
Rochen drehen elegant ihre Bahnen. Hier kann man stundenlang verweilen.
Natürlich wollen wir auch durch den Tunnel laufen und dem Hai mal
"den Bauch kitzeln". In der 3. Etage kann man dann auch noch hinter die Kulissen des Aquariums
schauen. Dort gibt es weitere Becken, Terrarien und Käfige mit vielen
Fischen, Fischottern, Krokodilen, kleinen Pythons, Pinguinen und Nutrias.
Auch den großen Barschen, Haien und Rochen kann man recht nah kommen. Ein Highlight ganz anderer Art erwartet mich am aufwendig gestalteten
Catwalk der Mall. Hier finden unter einer großen, farbig beleuchteten
Kuppel Modenschauen statt (wenn sie stattfinden). Gleich daneben ein Geschäft
von "Manolo Blahnik". Ich bekomme Schnappatmung. Endlich kann
ich mal echte Manolos anfassen! Da schaut natürlich jeder Mann verständnislos.
Diese Schuhe sind nicht nur Schuhe, sondern Kult. Ein ganz klein wenig
muss ich zwar bei den Preisen von 550 Euro aufwärts dann doch schlucken,
aber einen Kauf dieser Kultobjekte hatte ich ohnehin nicht ins Auge gefasst.
Schön, sie gesehen zu haben. Uns fällt auf, dass vormittags in den Malls noch sehr wenig Leute sind. Richtig voll wird es erst so ab 16:00 Uhr. Viele der vorwiegend jungen Frauen, die hier in ihren Abayas genüsslich shoppen, haben gleich noch ein Mädchen - meist Inderinnen - dabei, die etwas abseits steht und ihnen die Tüten schleppt und/oder den Kinderwagen schiebt. Überhaupt sind die Rollen im Wüstenstaat recht klar verteilt. Auf dem Bau arbeiten überwiegend Inder, die dann meist auch gleich auf der Baustelle in bescheidenen Verhältnissen leben. Die Taxifahrer sind größtenteils Pakistanis und Lybier, das Verkaufspersonal zu mehr als 90 % Asiaten. Erst, wenn es um wirklich hochwertige Ware geht, wie z. B. Schmuck, trifft man auch auf Araber. Es versteht sich von selbst, dass wir uns den hiesigen Sitten angepasst haben und weder in kurzen Hosen noch im Spaghetti-Top oder ärmellos unterwegs sind. Dennoch wird man in jedem Geschäft von oben bis unten taxiert. Eine Eigenart, die auch in Deutschland sehr ausgeprägt ist. Je höherwertiger die Ware, umso zickiger und arroganter das Personal. Diese Taktik beherrscht man auch in Dubai ganz gut. Von der Mall aus lassen wir uns am frühen Abend mit dem Taxi für
10 Dh (~2 €) zurück ins Hotel bringen. Nach kurzer Verschnaufpause
ziehen wir noch einmal durch die Gegend.
Mittwoch,
18.02.2009 - Tag 5 Wir lehnen dankend ab und betreten die große überdachte Halle
des Fischmarktes, die an den Seiten offen ist. An langen weiß gefliesten
Tischen stehen hunderte von Männern vor Bergen von Fisch und Meerestieren.
In der Halle herrscht reges Treiben und ein ziemlich hoher Lautstärkepegel. Jetzt sehen wir auch, was es mit der Schubkarre auf sich hat. Die Fische
sind zum Teil so groß, dass man sie gar nicht tragen kann. Fisch
wird hier mit der Schubkarre eingekauft. Gerade wird ein Haifisch abtransportiert
und ich beeile mich, das noch in einem Foto einzufangen. Vor der Halle stehen große Wasserbecken, in denen offenbar auch noch lebende Fische aufbewahrt werden. Überall fliegen aufgeregt und laut schreiend Möwen umher. Alle spekulieren auf ein paar leckere Häppchen. Es ist ein sehr lebendiges Treiben. Wir laufen durch die schmalen Gänge, hören zu, wie um den Preis
gefeilscht wird und bestaunen die Artenvielfalt, die hier angeboten wird.
Wahnsinn, was die Natur für Schätze bereit hält. Immer
wieder sehen wir auch zu großen Haufen aufgetürmte Baby-Haie. Unbehagen regt sich. Wie soll die Natur sich von einem Raubbau in diesem Umfang immer wieder erholen? Dieser Fischmarkt ist nur einer von vielen und die Warnung vor einer Überfischung der Meere bekommt hier ein ganz konkretes Gesicht. Wir betrachten das Ganze mit gemischten Gefühlen, obwohl auch wir natürlich begeisterte Fischesser sind. Die toten Fische werden von unserem Unbehagen aber auch nicht wieder
lebendig und so versuchen wir wenigstens, das Treiben und die sauber aufgestapelten
fangfrischen Fische und Meeresfrüchte zu fotografieren. Plötzlich kommt einer der Verkäufer auf die Idee, dass wir
ein Bild von ihm machen sollten. Das tun wir natürlich gern. Wie
eine Kettenreaktion will nun Jeder fotografiert werden. Mit Fisch, mit
Freund, mit Stand. Alle Händler sind sehr freundlich und gar nicht
aufdringlich. Eine Weile machen wir das Spiel mit, aber dann reicht es.
Wenn wir hier jedem Wunsch nachkommen wollen, sind wir Stunden beschäftigt.
Die sind ja richtig fotogeil und freuen sich wie Kinder, wenn sie sich
auf dem Display sehen können. Immer wieder werden wir aufgefordert, die Nummer ihres Standes mit zu fotografieren und beim nächsten Besuch sollen wir unbedingt die Bilder mitbringen. Naja, oft muss so ein Foto für mehrere Jahre ihren Platz in der Familie einnehmen, die irgendwo weit weg in einem anderen Land lebt. Auch hier arbeiten überwiegend Gastarbeiter aus unterschiedlichsten Nationen. Mit unseren Bildern könnten wir uns gerade mehrere Schubkarren voll Fisch verdienen. Irgendwann reicht es uns dann aber doch und wir "flüchten"
in den angrenzenden Fleischmarkt. Kaum haben wir dort das erste Foto gemacht,
geht das Spiel weiter. Nun will jeder Metzger hinter seiner Theke fotografiert
werden und ich soll auch gleich noch mit hinter den Tresen an die Brust
des Metzgers. Nee Leute, jetzt reicht`s. Es gibt hier im moslemischen
Land kein Schwein, dafür viel Ziege, Schaf, Kamel, Rind und Hühner. Die Stände sind relativ sauber und da dieser Gebäudeteil geschlossen
und klimatisiert ist, gibt es auch wenig Fliegen. Eher flüchtig machen
wir noch ein paar Schnappschüsse von den Kamel- und Ziegenköpfen,
aufgestapelten Schafsläufen und "Kühlschränken".
Dann besuchen wir den angrenzenden Obst- und Gemüsemarkt. Hier ist
noch wenig los und es geht etwas beschaulicher zu. Dafür ist das
Angebot an Obst und Gemüse umwerfend. Im Vergleich zum Gewusel auf dem Fischmarkt wirkt das hier richtig lethargisch. Dennoch gibt es kein Obst, das nicht angeboten wird: Kirschen aus Australien, Erdbeeren aus Neuseeland, Granatäpfel aus Indien, .... - die Welt trifft sich am Obststand. An den verhältnismäßig kleinen Gemüseständen sitzen die Händler inmitten ihrer Ware und das sieht richtig witzig aus. Sie können sich kaum bewegen. Nachdem wir auch hier eine Runde gedreht haben, laufen wir hinüber
zum Gold Souk. Goldschmuck und Diamanten, so weit das Auge reicht. In
jedem Schaufenster glitzert und funkelt es im Überfluss. Zu blöd, dass ich die Preise gedanklich in Objektive umrechne. Mich reizt dieser Glitzerkram nicht und so schlendern wir unbeeindruckt durch die Ladenpassagen. Aber teilweise gibt es schon tolle Kreationen. Wir haben unseren Spaß daran zu beobachten, wie eine deutsche Reisegruppe der "Aida", die gerade im Hafen liegt, letzte Instruktionen bekommt, bevor sie zum Kauf losgelassen wird. Auch eine Gruppe Chinesen stürmt soeben hitzig die Geschäfte. Nach einer Verschnaufpause nehmen wir uns den Spice-Souk (Gewürzmarkt) vor. Durch die schmalen dunklen Gassen schieben sich mit uns mehrere Touristengruppen - die Wasserflasche oder das Stöckchen ihres "Anführers" fest im Blick. Wir grinsen uns an und freuen uns über unsere Unabhängigkeit. Der Gewürzmarkt enttäuscht. Ist das wirklich alles? Wir hatten
von großen Säcken und vielfältigen Gewürzen geträumt.
Statt dessen stehen nur einige wenige Plastiksäcke vor den kleinen
Geschäften und das Angebot ist fast überall gleich. Getrocknete
Zitronen, Weihrauch, Alaun, Schwefelblöcke, Safran, Rosenblätter
und -knospen, Lavendelblüten, Zimtstangen, Kardamom, Muskatnüsse
und ein paar andere undefinierbare Dinge. Schade, wir hätten es gern etwas üppiger gehabt. Zum Kauf animiert
uns hier keines der Gewürze. Wir treten den Rückzug an und laufen
ein Stück am Creek entlang. Der
Creek ist ein ca. 14 Kilometer langer Meeresarm, der die Stadt Dubai in
zwei Teile teilt - Bur Dubai und Deira. Seine Breite variiert zwischen
115 und 1400 Meter. Von einer Seite auf die Andere gelangt man mit den
Abras (Wassertaxis) oder modernen Wasserbussen. 1 Dh (0,20 €) kostet
das Übersetzen über den Creek mit einem Wassertaxi. Auf dem Creek werden mit Dhaus - alten Holzschiffen - viele Waren transportiert.
Beim Beladen der Dhaus schauen wir eine Weile zu. Die Schiffe ankern in
5 bis 9 Reihen am Kai und vor ihnen türmen sich Berge von Waren auf.
Für unser Empfinden ein heilloses Chaos. Wie soll hier jemals die
richtige Ware den richtigen Empfänger erreichen? Ob es funktioniert
- wir wissen es nicht. Jedenfalls liegen hier Stoffballen neben großen
Plasmafernsehern und Kisten über Kisten. Die werden noch nicht einmal
bewacht und sind für Jedermann zugänglich. Unvorstellbar, dass
hier nichts geklaut wird. Eigentlich haben wir Lust auf eine Rundfahrt mit dem neuen Wasserbus. Die sind zwar geschlossen, weil klimatisiert, aber bei der Wärme haben wir nichts dagegen einzuwenden. Wir werden von einer Abrastation zur nächsten verwiesen und Niemand kann uns wirklich sagen, wo die Haltestelle für den Wasserbus ist. Von der nächsten Abrastation aus wollen wir erst einmal auf die andere Seite übersetzen und steigen auf diesen klapprigen, nach Diesel stinkenden Holzkahn. In nur wenigen Minuten ist das Abra voll besetzt und tuckert laut stinkend ans andere Ufer. Die Wärme und der Gestank sind keine gute Mischung. Zu einer Abra-Rundfahrt verspüren wir keine Lust, auch wenn die immer wieder angeboten wird. Die Suche nach der Haltestelle des Wasserbusses gestaltet sich dagegen
schwierig. Irgendwo da vorn beim Heritage Village soll die Haltestelle
sein. Das ist uns aber dann doch zu weit, denn so langsam haben wir Plattfüße. Wir beschließen, mit dem Taxi zum BurJuman Centre zu fahren. Diese Nobel-Mall beherbergt alle möglichen Designer. Wieder werden wir in jedem Geschäft taxiert. Fündig werden wir nicht. Unseren Kontostand freut`s. Wie schon in den anderen Malls sind die Geschäfte noch voll mit Winterware. Für die neue Frühjahrs- und Sommerkollektion sind wir dagegen noch einen Monat zu früh. Schade, das hätte eher etwas werden können. Insgesamt ist diese Mall ein wenig langweilig und steril. Kein Vergleich zur Dubai-Mall. Dafür lassen wir uns die Leckereien in einem Cafe gut schmecken. Schließlich verbrennen wir hier genug Kalorien. Mit dem nächsten Taxi fahren wir zur Wafi Mall. Diese Mall wurde
im ägyptischen Stil gebaut und hat in ihrem Inneren viele goldene
Säulen mit ägyptischen Schriftzeichen. Zum Komplex gehört
auch das Raffles-Hotel in Form einer Pyramide mit Glaskuppel. Im Außenbereich
setzt sich das ägyptische Thema mit Stelen, ägyptischen Inschriften,
Skulpturen und Säulen fort. Im Angebot in der Wafi Mall setzt sich das Thema dieser Mall fort - glitzern, was das Zeug hält! Wer hier üppige Festkleider sucht, wird die Qual der Wahl haben. Überhaupt können wir beobachten, dass die Dubai'in sehr viel Wert auf Glitzer und Glamour legen. Selbst an den Abayas funkeln und glitzern Pailletten, Perlen und Strass. Noch nicht einmal Handys sind von dieser Glitzermanie ausgenommen. Strass-
und mit Diamanten besetzte Handys gibt es für jeden Geldbeutel und
Geschmack. Überhaupt haben Handys hier einen immensen Stellenwert.
Auch bei den Moslems hat ein neues Zeitalter Einzug gehalten. So, wie
früher die Gebetskette in der Hand ruhte, tut es heute das Handy.
Offenbar musste der Platz in den Taschen der Kandura und Abayas der neuen
Technik weichen. Vielleicht hat man so ja den direkten Draht nach oben!
Telefoniert wird jedenfalls immer und überall - lang und leidenschaftlich,
egal ob auf der Toilette, beim Shoppen, Essen, Fahren. Eine Frau, die
auf sich hält, hat natürlich immer mehrere Handys in der Tasche.
Gegen diese Telefonitis sind wir Deutschen "Weisenknaben"! Nachdem
wir uns einen Überblick über diese Mall verschafft haben, fahren
wir mit dem Taxi zurück ins Hotel. Noch immer ist es angenehm warm.
Mit meinem Stativ bewaffnet, lassen wir uns noch einmal bei Nacht zur
Landzunge Al Shindagha in das historische Viertel fahren. Die restaurierten
Gebäude sind sehr stimmungsvoll beleuchtet. Im "House of the Camel", einem restaurierten alten Gebäudekomplex
hinter dem Palast des Sheikh Saeed Al Maktoum, wird uns mit viel Hingabe
und ebenso viel Stolz alles gezeigt und vorgeführt. Hier gibt es
sogar präparierte Kamele, die elektrisch angetrieben und "geritten"
werden können. Man erfährt viel zur Bedeutung des Kamels in
diesem Land. Auch der Palast des Sheikh Saeed Al Maktoum ist noch geöffnet und
wir können in aller Ruhe stimmungsvolle Aufnahmen machen. Am Creek entlang laufen wir weiter ins Bastakiya Viertel, um die traditionellen
Häuser in ihrer märchenhaft anmutenden Beleuchtung zu fotografieren.
Es ist noch immer angenehm warm und auch hier sind wenig Menschen unterwegs. Während dem Fotografieren kommt ein eiliger Radfahrer vorbei geradelt,
schaut nur kurz zu uns herüber und verschwindet um die Ecke. Es dauert
gerade so lange, wie ein Gedanke vom Kopf in die Füße übertragen
wird und er kommt zurück, radelt uns mehrmals durchs Bild, dreht
vorsichtshalber eine Runde um den ganzen Platz und radelt noch einmal
durchs Bild. Als er sich endlich zum Abgang entschließt, vergewissert
er sich noch, dass wir vom Fernsehen sind. Völlig perplex über
diese Aktion bekommen wir nur ein knappes "no" heraus, bevor
wir uns fast ausschütten vor Lachen. Der Gute hatte noch nichts von
Langzeitbelichtung gehört. Seine Chance, sich auf einem unserer Bilder
zu verewigen, ging gegen Null. Gerade,
als wir endlich vor dem Basta Art Cafe zusammenpacken, hält ein Taxi
und bringt uns für 20 Dh (~4 €) ins Hotel zurück. Ziemlich
geschafft fallen wir kurze Zeit später ins Bett.
Donnerstag,
19.02.2009 - Tag 6 Mit dem Taxi lassen wir uns zur nächstgelegenen Haltestelle an der Jumeirah Mosque (Jumeirah Moschee) in der Jumeirah Beach Road bringen. Unser Taxifahrer ist aber offenbar anderer Meinung als wir und fährt uns bis zum öffentlichen Strand des Jumeirah Beach. Ok, dann schauen wir uns den eben erst einmal an und laufen das Stück zurück. Uwe hat sowieso keine Lust auf eine Moschee-Führung, denn die hätte um 10:00 Uhr begonnen. Dafür wären wir jetzt etwas zu spät. Mein sonst so unerschrockener Mann gruselt sich bei dem Gedanken, barfuss durch die Moschee zu tappen. Leider haben meine Füße heute beschlossen, in Streik zu treten und nach wenigen Schritten habe ich üble Blasen. Fürsorglich marschiert Uwe ins nächste Shoppingcenter und kehrt erst zurück, als er Blasenpflaster erbeutet hat. Jetzt kann es weitergehen. Zuerst schauen wir uns die Jumeirah Moschee an. Mit den vielen (Touri-)Schuhen
vor der Tür sieht das schon witzig aus. Die Moschee, die aus elfenbeinfarbigem
Kalkstein gebaut wurde und dank ihrer Türme weithin sichtbar ist,
gilt als die größte und schönste Moschee in den Vereinigten
Arabischen Emiraten. Nachdem wir das Gebäude aus der Nähe besichtigt haben, warten wir an der nahe gelegenen (klimatisierten) Bushaltestelle auf den nächsten Tour-Bus, der uns auf der Jumeirah Beach Road bis zum Hotel Burj Al Arab (bzw. bis zu dessen Festung) bringt. Ein hoher Zaun versperrt bis weit ins Wasser die Sicht auf das angrenzende Hotelgelände. Wir laufen bis zur Zufahrtsstraße des "Burj Al Arab"
und hoffen, wenigstens bis zum Eingang des Hotels zu gelangen. Fehlanzeige.
Jede Menge Security, hohe Zäune und massive Boller machen uns schnell
klar, dass das gemeine Fußvolk hier nichts zu suchen hat. Das "Welcome-Centre"
trennt die Spreu vom Weizen bereits weit vor dem Eingang zum Hotel. Eine
tolle Harmonie von Boller, Zaun und "Welcome"! Mit
Müh' und Not können wir ein paar Fotos schießen aber selbst
da steht ein Security-Mensch hinter uns und würde uns am liebsten
wegzerren. Wenigstens sind sie nicht aggressiv. Wir hatten gelesen, dass man vom angrenzenden Hotel "Medinat Jumeirah
Beach" eine gute Sicht auf das "Burj Al Arab" haben soll.
Also wollen wir dort versuchen, eine vernünftige Fotoperspektive
auf das imposante Hotel zu finden. Von der Brücke des Hotels "Medinat
Jumeirah Beach" hat man tatsächlich eine ganz gute Fotoposition,
allerdings nie unverbaut. Wir schauen uns den großen Hotelkomplex
an und können uns auch ungehindert im Souk des Hotels bewegen. Hier
gibt es viele Souvenirgeschäfte. Insgesamt ist das Hotel sehr schön,
wenn auch ziemlich groß. Durch die Außenanlagen ziehen Kanäle,
die mit elektrischen Abras befahren werden können. Unser Ziel ist
der Strand und so versuchen wir, an den gut bewachten Zugängen unbemerkt
vorbei zu kommen. Fehlanzeige - der "Bewacher" hat gleich einen
Belegungsplan dabei und kann sofort nachvollziehen, ob er einen Hotelgast
vor sich hat. Langsam haben wir die Nase voll von der Aktion. Wir werden
auch ganz gut weiterleben können, wenn wir dieses blöde Hotel
nicht aus der Nähe gesehen und fotografiert haben. Vorsorglich haben
wir uns ja für den Freitag einen Tisch im Al Mahara-Restaurant des
Burj Al Arab reserviert. Theoretisch hätten wir dann zumindest eine
kleine Chance, mehr von dem Hotel zu sehen, doch irgendwie vergeht uns
hier gerade die Lust darauf. Selbst Moscheen darf man als Nichtmoslem
zu festen Zeiten besichtigen, wieso also nicht dieses blöde Hotel? Wir verweilen noch etwas im Hotel "Medinat Jumeirah Beach"
und laufen dann zur nächsten Haltestelle des Tour-Busses, direkt
vor dem Hotel. Die kleine Asiatin, die die Fahrkarten verkauft, will uns
noch dazu überreden, für 100 Dh pro Person (also ~40 €
für Beide) den Eintritt für das Aquarium im Hotel "Atlantis"
mit zu buchen, doch wir weigern uns standhaft. Daraufhin wird sie ziemlich
pampig und zickig, aber das ist uns egal. Wir haben schließlich
schon für wesentlich weniger Geld das Aquarium in der Dubai-Mall
besucht und goldene Fische haben die dort auch nicht. Der Bus fährt
auf die Palmeninsel. Diese künstlich im Meer aufgeschüttete
Insel in Form einer Palme ist schon gigantisch. Wir fahren sozusagen den
Stamm entlang in Richtung Meer. Links und rechts von uns stehen Appartementsiedlungen
und ein wenig komme ich mir vor wie in ehemaligen Plattenbausiedlungen
- nur ein wenig schöner gelegen. Die Appartementkomplexe haben alle
Namen, damit man sie überhaupt voneinander unterscheiden kann. Wer
kauft hier eine Wohnung, wo man so dicht aufeinander wohnt? Eine mehrspurige
breite Straße führt direkt zum Hotel "Atlantis",
das sich sozusagen in der "Krone" der Palme befindet. Der große
rosa Gebäudekomplex mit dem riesigen Torbogen ist schon von weitem
zu sehen. Auch hier ist die Metrolinie bereits fertig, aber zwischendrin
gibt es auch noch große Baustellen. Ein Stück weiter in Richtung
Hotel "Atlantis" gibt es dann sogar Einzelgrundstücke mit
kleineren Häusern. Eine ruhige Lage sieht allerdings anders aus. Im Hotel "Atlantis", das wir immerhin betreten dürfen,
werden wir darin bestätigt, dass der Eintritt für das Aquarium
Abzocke ist. Das riesige Aquarium, in dem wieder viele Fische leben und
auch Haie und große Mantelrochen ein neues Zuhause gefunden haben,
kann man auch so bestaunen. Wir schauen uns etwas um, doch weit kommt das gewöhnliche Fußvolk
nicht. Überall stehen Wachposten und trennen die Spreu vom Weizen.
Die Zugänge sind festungsmäßig bewacht. Wir haben genug gesehen und der nächste Bus bringt uns wieder zurück
zur Stadt, vorbei an der Baustelle des "Burj Dubai" - dem welthöchsten
Turm Dubais. Der Fahrtwind bläst uns ordentlich durch. Gut, dass
wir heute die Jacken dabei haben. An der "Wafi Mall" steigen wir um in die rote City-Linie. Die
meisten City-Ziele kennen wir schon, aber so sehen wir das Ganze mal aus
der fahrenden Perspektive. Heute Nachmittag ist besonders viel Verkehr,
denn morgen ist hier "Sonntag". Einen Zwischenstopp machen wir
noch am Creek. Hier hat man einen schönen Blick auf das gegenüberliegende
Bankenviertel. Wir
steigen am Deira City Centre aus. Das ist die größte Mall unter
den innerstädtischen Shoppingcentern. Sie liegt gegenüber dem
"Dubai Creek Golf & Yacht Club". Hier gibt es sogar bezahlbare
Läden und mehrere Foto-/Elektronik-Geschäfte. Doch auch hier
liegen die Preise über denen des Internets. Wir bummeln noch ein
wenig, Essen im Food-Court und begeben uns dann zum Taxistand. Hier steht
eine Menschenschlange von gut 50-60 Metern und wir stellen uns auf ein
abendfüllendes Warten ein. Erstaunlicherweise geht es aber sehr flott
und bald können auch wir in das nächste ankommende Taxi steigen.
Wieder einmal müssen wir dem Taxifahrer beschreiben, wo der Chelsea
Tower ist. Viele der Taxifahrer sprechen sehr schlecht englisch. Es hat
sich bewährt, dass Uwe immer die Hotelkarte griffbereit in der Tasche
hat und wir ein paar markante Gebäude/Hotels/Location der unmittelbaren
Nachbarschaft aufzählen können. Außerdem stellt sich für
die Taxifahrer immer wieder die Frage nach der Straßenseite, auf
der das Hotel ist. Nach einigen Diskussionen können wir auch das
klären. Wohlbehalten, schnell und preiswert bringt er uns zurück
zu unserem Hotel.
Freitag,
20.02.2009 - Tag 7 Wir haben uns für heute einen Besuch in der IBN Battuta Mall vorgenommen, die ziemlich weit außerhalb der Stadt in Richtung Jumeirah liegt. Mit dem Taxi (45 Dh) ist es dennoch kein Problem und auch heute haben die Einkaufszentren ganztägig bis 22 Uhr geöffnet. Die IBN-Battuta-Mall ist eine der schönsten Malls in Dubai und verfügt über 6 Courts. Sie trägt den Namen eines berühmten arabischen Forschungsreisenden des Mittelalters, der 28 Jahre seines Lebens auf Reisen war. Markante Details seiner wichtigsten Aufenthaltsorte, wie China, Indien, Persien, Ägypten, Tunesien, Andalusien sind in der Mall nachgebildet. Neben vielen Geschäften gibt es im tunesischen Bereich außerdem einen großen Foodcourt und im chinesischen Court 21 Kinos. Die einzelnen Themencourts sind sehr hübsch gemacht. Im tunesischen
Bereich überspannt z. B. ein blauer Wolkenhimmel die Decke, der durch
unterschiedliche Lichtstimmungen richtig echt wirkt. Gegen 16:00 Uhr füllt
sich die Mall dann ziemlich mit Menschen und wir treten den Rückzug
an. Jetzt, gegen 17:00 Uhr spiegeln sich für ganz kurze Zeit die Gebäude
im Glas der angrenzenden Hochhäuser. Also schnell im Hotel ein Stativ
geholt und noch einmal die Sheikh Zayed Road entlang "flaniert".
Immer wieder entdeckt man neue Details. Am Hotel Fairmont bleiben wir ziemlich lange "kleben". Die
Fassade des hohen Gebäudes wird farblich beleuchtet und alle paar
Minuten wechselt dieses Farbspektrum in eine andere Regenbogenfarbe -
manchmal auch zweifarbig. Wir sind fasziniert von diesem Farbspektakel,
wetten auf die nächste Farbe und können uns gar nicht wieder
losreißen. Bei unserer nächtlichen "Entdeckungstour" finden wir sogar
eine Überführung, die uns unbeschadet die Sheikh Zayed Road
überqueren lässt. So gelangen wir auch noch zu den Emirates
Towers, die einmal die höchsten Gebäude der Stadt waren, nun
aber längst im Schatten der vielen umliegenden Hochhäuser stehen.
Die Twin Towers sind nicht gleich hoch, aber jeder für sich hat architektonisch
seine Besonderheiten. Es gibt einen Emirates Office Tower und das Jumeirah
Emirates Towers Hotel. Der Hotel Tower hat ein beeindruckendes Atrium,
das sich fast über die gesamte Höhe des Gebäudes erstreckt.
Die Panoramaaufzügen befinden sich an der Außenfassade des
Gebäudes. Auch das World Trade Centre bestaunen wir noch und versuchen, es richtig
in's Bild zu setzen. Überall sind hier Baustellen und Kräne
und oft ist es schwierig, überhaupt einen Weg zu finden. Über
Stock und Stein bahnen wir uns den Weg entlang der Sheikh Zayed Road.
In Höhe des Crown Plaza Hotels gibt es eine Unterführung, durch
die wir wieder auf die andere Straßenseite gelangen. Völlig
fußlahm fallen wir ins Bett.
Samstag
21.02.2009 - Tag 8 Bevor
wir mit dem Taxi zur Mall auf dem Festival City Gelände fahren, besichtigen
wir noch schnell die Großbaustelle um den Burj Dubai. Von dieser
Seite aus macht das Bauwerk schon einen recht fertigen Eindruck. Unterwegs kommen wir an den Lagunen vorbei, die zum Naturschutzgebiet ernannt wurden. Sie liegen direkt neben der Straße und sind eingebettet in Baustellen. Hier stehen tatsächlich große Kolonien von rosa Flamingos. Wir staunen sehr. Es gibt sogar einen Hide. Allerdings klärt uns der Taxifahrer auf, dass man unbedingt für das Betreten des Gebiets ein Permit braucht. Andernfalls würde man angeblich sofort des Landes verwiesen. Ob das tatsächlich so stimmt, wollen wir nicht ausprobieren, zumal wir das große Teleobjektiv sowieso zu Hause gelassen haben. Aber es reizt uns natürlich schon, hier zu verweilen. Erstaunlich, wie die Vögel sich an die Zivilisation, die umliegenden Häuser, Kräne und Autos gewöhnt haben. Gleich hinter den eingezäunten Lagunen beginnt das Gelände der Festival City. Die ebenfalls ganz neue Mall auf dem Gelände der Festival City hat
sogar einen Ikea! Wäre ja eigentlich mal interessant zu wissen, ob
es dort dann zusammensteckbare Beduinenzelte gibt, aber dieses "Shoppingerlebnis"
verkneifen wir uns dann doch. Statt dessen schauen wir uns noch etwas
die Mall an, amüsieren uns über Araber in der traditionellen
Kandura, die den glitzernden poppigen Caps im "Ed Hardy-Shop"
kaum widerstehen können und suchen uns im Außenbereich am Wasser
ein nettes schattiges Plätzchen. Dort genießen wir bei leckerer
Torte und Schoki die Sonne und den angenehm erfrischenden Wind. Ohne ihn
ist es schon ganz schön heiß. Im Yachthafen direkt vor der
Mall ankern viele kleinere aber auch einige richtig noble Yachten. Offenbar
landet man hier mit der Yacht zum Shopping an. Am Ende der Anlegestellen
starten und landen die Hubschrauber, mit denen man einen Rundflug über
Dubai machen kann. Gegen Abend füllt sich die Mall. Es herrscht Betriebsamkeit wie im Ameisenhaufen. Wir haben genug von Glitzer und Glamour und fahren mit dem Taxi zurück ins Hotel. Heute Abend ist noch Packen angesagt, denn morgen geht es zurück ins kalte Deutschland.
Sonntag
22.02.2009 Im Duty-free-Bereich sind wir schon etwas enttäuscht. Wir hatten
wesentlich mehr Geschäfte erwartet und auch das Angebot ist nicht
so umwerfend. Gut, es gibt auch hier noch die Winterware, die ohnehin
nicht mehr interessant ist; aber trotzdem. Wir hatten mehr erwartet. Diesmal
beugen wir vor und essen noch ordentlich, bevor wir in den Flieger steigen. Die Crew, die den Rückflug begleitet, ist besser organisiert und wir müssen nicht so lange auf Essen und Trinken warten, wie auf dem Hinflug. Das Personal ist eine bunt gemischte internationale "Truppe", die aus Afrika, Weißrussland, Georgien, Iran, Lybien, ... stammt. Es ist sicherlich nicht einfach, all diese unterschiedlichen Mentalitäten unter einen Hut zu bekommen. Wohlbehalten landen wir in Frankfurt und sogar das Wetter reißt sich etwas zusammen. Immerhin kommen wir trocken nach Hause.
Fazit: Eigentlich waren wir ein Jahr und einen Monat zu früh in Dubai. Mit der Inbetriebnahme der neuen Metro werden Touristen (natürlich nicht nur die) wesentlich flexibler, da das Netz recht gut verzweigt ist und alle wesentlichen Location angefahren werden. Man kann sich dann unabhängig und ungeachtet von Staus von A nach B bewegen. Wer beim Shoppen nicht an der Restware der vergangenen Saison interessiert ist, für den ist 4 Wochen später, also etwa Mitte/Ende März, die bessere Reisezeit. Dann gibt es die neuen Kollektionen und die Kreditkarte kann glühen. Für unsere Zwecke war die Lage des Hotels sehr gut. Wichtig ist jedoch, dass man wirklich in den oberen Etagen wohnt, da sonst der Straßen- und Baustellenlärm stört. In der 18. Etage haben wir davon relativ wenig mitbekommen. Als ausgesprochen angenehmen haben wir es empfunden, dass wir uns auch abends unbehelligt auf der Straße bewegen konnten. Wir haben im Verlauf unseres Aufenthaltes weder einen Bettler gesehen, noch wurden wir in irgend einer Form belästigt oder bedrängt. Auch die Händler sind in ihrem Verkaufsverhalten überhaupt nicht aufdringlich und immer freundlich. Fotografisch hat uns das Superweitwinkelobjektiv gute Dienste geleistet.
Damit ließen sich auch hohe Gebäude gut in Szene setzen. Natürlich
ist ein so extremes Weitwinkelobjektiv auch Geschmackssache. Wir finden,
in einem vernünftigen Umfang eingesetzt, hat es jedoch durchaus seinen
Reiz. Für die Nachtaufnahmen geht natürlich nichts, ohne Stativ.
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