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Indonesien Mai 2013
… und wieder sind wir auf den Spuren der Letzten ihrer Art
06. Mai – 23. Mai 2013
Diesmal steht uns ein ganz besonderes Wagnis bevor. Schon lange träumen wir davon, die Orang-Utans in Borneo und die Komodo-Warane auf Rinca zu besuchen. Beides Tierarten, die auf der Liste der bedrohten Arten ganz weit oben stehen und die wir unbedingt schon seit Langem mit eigenen Augen sehen, erleben möchten. Die Insel Java, eine der vier großen Sundainseln mit 38 teils erloschenen und teils noch aktiven Vulkanen übt einen zusätzlichen Reiz auf uns aus, denn Indonesien zählt so viele Vulkane, wie sonst kein anderes Land der Erde (130).
Durch Zufall „stolpern“ wir über eine Indonesien-Reise, die all diese Attraktionen in sich vereint. Sie hat nur einen Haken – es ist eine Gruppenreise; zwar eine Reise mit Gleichgesinnten, aber dennoch fremdbestimmt. Lange treibt uns diese Idee um und wir versuchen, die Reise selbst zu organisieren, doch wir scheitern kläglich. Sieben Inlandflüge, zwei Bootstouren und die Anwesenheit eines Vulkanologen und Guides machen es für uns unmöglich, daraus eine Individualtour zu kreieren. Uns fehlen einfach die lokalen Kontakte und außerdem kennen wir die örtlichen Gegebenheiten nicht. Wir müssten also sehr viel mehr Zeit investieren, um das Gleiche zu bekommen, das uns mit der Gruppenreise quasi auf dem goldenen Tablett serviert wird. Hier werden wir zur richtigen Zeit an die Plätze geführt, die sich fotografisch lohnen, ohne dass wir sie erst suchen müssen. Aber wir und Gruppenreise, wo wir doch nichts mehr lieben als unsere Freiheit und ein selbstbestimmtes Reisen? Wird das gut gehen? Vorsichtshalber planen und organisieren wir uns im Vorfeld schon mal unsere Herbstreise. So wissen wir zumindest, dass wir diese Freiheit im nächsten Urlaub wieder haben werden, wenn wir uns doch zu sehr eingeschränkt fühlen sollten. Nach vielem Grübeln entschließen wir uns dann doch zu diesem Trip und es wird sich zeigen, ob es eine Schnapsidee oder effizienter Ressourceneinsatz mit Spaßfaktor sein wird. Dann sind wir wenigstens ein für allemal von solchen Ideen geheilt.
06.05.2013 Zürich – Dubai
Am Montagmorgen brechen wir nach Zürich auf. Uwe hat lange recherchiert, wie wir es am besten machen und wo wir unser Auto parken können, denn 18 Tage Parken in Zürich kosten ungefähr so viel wie 3 Monate Parken in Frankfurt. Er bekommt einen Tipp und so steuern wir das nahe gelegene Hilton-Hotel an. Hier können wir unser Fahrzeug parken und werden mit einem Shuttlebus zum Flughafen gebracht. So ganz nebenbei hatten wir noch erfahren, dass es in der Schweiz ein Mittel gegen Moskitos gibt, das 30 % DEET enthält und damit sehr viel wirkungsvoller ist gegen das tropische Mückengetier als Autan, das es maximal auf 20 % Icaridin bringt und auch noch weniger wirksam sein soll. So steuern wir noch schnell eine Apotheke an und besorgen uns eine Flasche von der „Killerbrühe“ in der Hoffnung, sie möge nur den Moskitos und nicht uns schaden.
Dank unserer Parkplatzreservierung verlieren wir mit dem Umweg kaum Zeit, sind früh am Flughafen und harren gespannt der Dinge, die da kommen. Jeder Neuankömmling wird gescannt, ob es sich um einen Mitreisenden handeln könnte. Aus den vorliegenden Unterlagen wissen wir bereits, dass wir das einzige Ehepaar und die einzigen Deutschen sind. So nach und nach trudelt ein buntes Grüppchen von gleichgesinnten Mitreisenden ein – glücklicherweise keine Schickimickitussis und auch keine Superegos. Es geht sehr unverkrampft zu. Das sieht doch schon mal gut aus und rasch kommt man ins Gespräch, auch wenn ich schnell erkennen muss, das Schweizerdeutsch auch eine Fremdsprache ist. Zeitweise verstehe ich nur „Bahnhof“. Gut, dass Uwe besser auf diese Sprache trainiert ist und mir „übersetzen“ kann. Was uns dagegen schon mal eint sind übergewichtige Rucksäcke und es ist durchaus interessant zu sehen, wie jeder Einzelne sein Handgepäckproblem löst. Wir erleben, welches Fassungsvermögen Fotowesten haben und dass nicht alle vermeintlichen Figurprobleme ihre Ursache in übermäßiger Kalorienaufnahme haben. Manche können ihr Übergewicht regelrecht ausziehen – echt faszinierend.
Schnell bekommen wir noch unsere Gasmasken und Filter für die geplante Vulkanbesteigung ausgehändigt, bevor wir dann beim „Check-In“ gleich den ersten Gruppencup landen. Einer bewacht das Handgepäck der Gruppe, während die Anderen einchecken. So kann schon mal kein Handgepäck gewogen werden, weil es keins gibt. Ja, Not macht erfinderisch und Fotografen sind in dieser Situation quasi immer in Not.
Unser Flug mit Emirates bringt uns in fünf Stunden bis Dubai, dort haben wir ein paar Stunden Aufenthalt, bevor wir weiter nach Jakarta fliegen. Wie auch schon bei unserem letzten Flug mit Emirates hängt der Service weit hinter seinem guten Ruf zurück. Die Stewardessen sind zwar überwiegend bildhübsch, aber darauf beschränken sie sich leider auch. Erst marschiert Madam mit dem Beautycase in die Toilette, bevor die Gäste gefühlte Stunden später den ersten Schluck Wasser bekommen. Klingeln wird ignoriert und nach dem Essen sind die Schönheiten plötzlich unsichtbar. Wir wissen, dass es auch anders gehen kann!
07.05.2013 Dubai – Jakarta (Java)
In Dubai haben wir vier Stunden Aufenthalt, die für ein erstes Kennenlernen genutzt werden und dann geht es mit Emirates weiter nach Jakarta. Wieder haben wir Glück, dass wir eine Sitzbankreihe für uns haben, denn die siebeneinhalb Stunden Flug ziehen sich ganz schön in die Länge. Diesmal ist der Service besser, wir machen erste Bekanntschaft mit dem indonesischen Essen und lernen bei der Ankunft, wie die Indonesier drängeln können. Das können die sogar besser als die Inder.
Nachdem wir die 25 US Dollar Eintritt bezahlt, unser Visum in den Pass geklebt bekommen haben (daraus werden zwei Arbeitsgänge mit natürlich zweimal anstehen gemacht), warten wir auf unser Gepäck. Es ist unglaublich, was die Indonesier alles transportieren. Man könnte meinen, wir saßen in einer Frachtmaschine so viel Gepäckstücke, Kartons und Kisten liegen auf dem Transportband. Nur unsere beiden Taschen lassen fast bis zum Schluss auf sich warten. Leicht angespannt zerren wir sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich vom Band. Erleichterung macht sich breit. Als wir die Empfangshalle betreten, begrüßt uns unser regionaler Guide und Vulkanologe, der uns nun auf unserer Reise begleiten wird. Gleich rechts am Ausgang befindet sich ein Glaskasten mit drei kleinen „Kabuffs“, in denen je zwei junge Leute sitzen. Als unser Guide auf diesen Glaskasten zeigt, springen da drin alle hektisch auf, reißen aufgeregt ein Schild hoch, auf dem in großen Lettern zu lesen ist: „no commission“. Wir wechseln also ein paar Euro in einheimische Währung und halten einen dicken Packen einheimischer Rupien in der Hand. Das geht in einem solchen Wahnsinnstempo, dass wir nur sprachlos sind. Dafür sorgt aber auch der Kurs, denn der beträgt 0,08 Euro für 1.000 Rupien. So leicht ist es, Millionär zu werden!
Vor der Eingangstür schlägt uns ein warmer Dunst entgegen, als ob ein großer Fön auf uns gerichtet wird. Willkommen am Äquator. Mit dem Bus werden wir ins Hotel Aston Cengkareng City Hotel von Jakarta gebracht. Inzwischen dämmert es bereits, denn wir mussten die Uhren noch 5 Stunden vorstellen. So bleibt gerade noch etwas Zeit, die Zimmer zu beziehen, bevor wir uns zum Abendessen im Hotel treffen. Wir können bei der Vorspeise wählen zwischen Spargelsuppe und Suppe aus süßem Mais und als die serviert wird, schauen wir noch etwas skeptisch, denn Farbe und Konsistenz sind völlig ungewohnt. Ein wenig erinnert es uns an geliertes Wasser, in dem einige Eiweißfasern und ein wenig Mais bzw. Spargelfasern schwimmen. Der Geschmack allerdings ist schon mal verblüffend gut. Als dann die Hauptgänge aufgetischt werden, sind wir gewaltig überrascht, was so alles aufgetafelt wird und wie köstlich das schmeckt. Wir hatten nicht erwartet, dass die indonesische Küche so gut schmeckt. Satt und ziemlich müde fallen wir später in die knarrenden Hotelbetten und rasch wird uns klar, dass wir ohne die laufende Klimaanlage werden kein Auge zu tun können.
08.05.2013 Jakarta (Java) – Manado (Sulawesi)
Um 6 Uhr werden wir nach einem Frühstück mit ebenfalls sehr opulentem Angebot wieder mit dem Hotelbus zum Flughafen gebracht. Von hier fliegen wir in 4 Stunden auf die Insel Sulawesi nach Manado. Wir überqueren den Äquator und müssen die Uhr schon wieder eine Stunde vorstellen. Als wir endlich über der Insel Sulawesi sind, sehen wir viel Grün. Hier scheint die Natur noch in Takt zu sein. Das allerdings ist auf den zweiten Blick leider gar nicht der Fall, denn der überwiegend hellgrüne Wald sind leider alles Kokospalmen und nur hin und wieder; an eher unzugänglichen Stellen, sieht man noch kleine Fleckchen von dunkelgrünem Regenwald. Alles andere Land wurde gerodet und ist mit Palmen bepflanzt, die das Palmöl für unseren „Biosprit“ liefern. Ein deprimierender Anblick, wenn man sich überlegt, dass dies eigentlich der Lebensraum u. a. der Orang Utans sein sollte.
Passend zur Stimmung und vor allem zum Regenwald empfängt uns ein tropischer Wolkenbruch und wir sind froh, die Maschine über die trockene Gangway verlassen zu können. Doch schon als wir in den Bus einsteigen, kommt die Sonne wieder hervor.
Der Bus bringt uns in langsamem Tempo durch den dichten Berufsverkehr von Manado in unser Hotel Manado Quality. Das Hotel ist äußerst nobel. Wir beeilen uns, noch schnell zum Sonnenuntergang ans Meer zu kommen, denn das befindet sich gleich hinter dem Haus. Leider sind die Wolken doch noch etwas zu reichlich und so richtig spektakulär wird das Abendrot dann doch nicht.
Rasch bricht am Äquator um 18 Uhr die Nacht herein und wir sind froh, endlich etwas Schlaf nachholen zu können.
09.05.2013 Manado (Sulawesi) – Tangkoko NR (Sulawesi)
Heute geht es nach einem sehr umfangreichen Frühstück mit dem Bus in das Tangkoko Nature Reserve an der nordwestlichen Spitze von Sulawesi. Endlich erreichen wir nach einer fast vierstündigen Busfahrt das Naturreservat, da öffnet der Himmel alle Schleusen und zeigt uns mal, was Regenwald bedeutet. Glücklicherweise gibt es hier ein kleines Hotel, in dem wir uns einquartieren, bis es endlich nach einer gefühlten Ewigkeit aufhört zu regnen. Schon als es noch leicht nieselt, durchstreifen wir den Garten des Hotels auf der Suche nach Fotomotiven – eine Horde Fotografen auf Entzug. Immerhin bekommen wir ein paar Insekten, Spinnen, Schmetterlinge, Blüten und sogar eine kleine Eule vor die Linse.
Irgendwann geht auch diese Geduldsprobe zu Ende und wir können endlich zur Regenwaldtour starten. Ein kleiner Pickup bringt uns auf seiner Ladefläche in zwei Gruppen in den Wald. Wir fahren durch einen schönen, noch pitschnassen Regenwald mit einigen Urwaldriesen, vielen gigantischen Würgefeigen und Farnen. Nach einem kurzen Marsch stehen wir an einem schwarzen Strand – leider auch mit jeder Menge angespültem Müll. Vor und vor allem über uns gibt es hier jede Menge schwarze Schopfmakaken. Die Horde beäugt uns, findet uns wenig interessant und verzieht sich weiter in den Wald, der hier bis an den Strand reicht. Ein wenig Zeit bleibt uns aber doch, die Tiere zu beobachten und Fotos von ihnen zu schießen.
Als die Gruppe weg ist, hat jeder von uns ein paar Makaken „im Kasten“, wurde mindestens einmal von oben angepinkelt – aber vielleicht war es ja auch nur Regenwasser von den Blättern der Bäume – und stöhnt, wie schwer die schwarzen Tiere zu fotografieren sind.
Wir machen uns nun auf eine Wanderung durch den Regenwald. Tiefe Pfützen und jede Menge Matsch machen rasch kleine Ferkel aus uns. Unterwegs sehen wir einen Nashornvogel und machen natürlich auch mit ihm eine ausführliche Fotosession. Der Vogel wird hier mit allerlei Leckereien angefüttert und ist entsprechend zutraulich. Ein wirklich prächtiger Vogel, der das Shooting sogar zu genießen scheint, denn er posiert regelrecht und hat eine Menge Geduld mit uns.
Nachdem auch der Letzte genug Fotos im Kasten hat, brechen wir auf zur nächsten Sensation. Dazu müssen wir noch einen Trampelpfad tief in den Regenwald laufen. Wir klettern über umgestürzte Bäume und müssen im halbdunklen Wald ganz schön aufpassen, dass wir auf dem glitschigen Boden nicht stürzen. Dann endlich stehen wir vor einer riesigen Würgefeige, die unzählige Pfahlwurzeln in den Waldboden gebohrt hat. Hier sind wir am Ziel, denn hier finden wir die kleinste Affenart Indonesiens, die unendlich possierlichen Celebes-Kobold-Makis. Diese nachtaktiven, Baumbewohner haben in dem Baum ihr Zuhause und sind wohl gerade im Begriff, auf Nahrungssuche zu gehen. Jedenfalls schauen uns aus dem Baum riesengroße Augen entgegen. Wir sind entzückt von diesen possierlichen Tierchen, die nicht viel größer als eine Maus sind und überdimensional große Augen und Ohren haben. Lange Zeit verbringen wir hier mit dem Fotografieren. Jeder hat eine Stirnlampe und/ oder Taschenlampe dabei und alle bekommen ihr Foto. Mittlerweile ist es längst stockdunkel und wir sind schweißgebadet. – ein Festmahl für die uns in Massen umkreisenden Moskitos.
Den Rückweg durch den dunklen, feuchten Wald bewältigen wir gut und am Treffpunkt wartet der Pickup auf uns, der uns zum Bus zurück bringt. Wir erreichen den Bus gerade noch rechtzeitig, bevor es wieder zu regnen beginnt. Die große Schlange, die kurz darauf auf der Fahrbahn liegt, kann ich leider nicht mehr genauer betrachten, denn schon hat der Busfahrer sie ungerührt zwischen die Räder genommen.
Wir können uns nun der letzten Aktivität des Tages widmen, denn inzwischen meldet sich auch der Hunger. Bis wir zurück im Hotel sind, ist es für ein großes Dinner eindeutig zu spät und so beschließen wir, bei McDonalds in Manado einzukehren. Das ist eine lustige Aktion und wir haben viel Spaß, denn alle sind sich einig, dass man einfach Prioritäten setzen muss und die sind bei Fotografen nun mal anders, als bei normalen Menschen.
In der noblen Hotellobby hinterlassen wir mit unseren Wanderschuhen eine Spur des Grauens, denn der feuchte Waldboden hält sich prima im dicken Profil der Schuhe – jedenfalls bis hier her.
Ziemlich müde aber zufrieden über den erfolgreichen Tag fallen wir ins Bett.
10.05.2013 Manado (Sulawesi) – Lokon (Sulawesi)
Heute führt uns die Reise weiter in den Nordosten der Insel Sulawesi. Unterwegs halten wir an einem lokalen Markt und das Highlight dieses Marktes ist die „Fleischabteilung“. Vorbei an vielen Ständen mit Obst, üppigen Bananenstauden, unbekannten Früchten, riesengroßen Mangos, imposanten Stinkfrüchten (Durians), Bambusstücken, Bergen von Kokosnüssen, jeder Menge uns vertrauter Gemüsesorten, Hülsenfrüchten, Reis und allerlei Undefinierbarem gelangen wir in eine überdachte Halle.
Hier ist Toleranz gefordert. Es ist laut, stinkt ziemlich, unten stehen wir in allerlei Unrat und zu allem Überfluss hat es auch gerade wieder einmal heftig zu regnen begonnen. Wir stolpern quasi direkt über einen großen Käfig mit jungen Hunden, die ziemlich jaulen und dann sehen wir sie auch schon liegen, die „flambierten“ Hunde, Flughunde und Ratten, denen mit dem Bunsenbrenner das Fell abgesengt wird und die auf Sulawesi als Spezialität gelten.
Ein etwas befremdliches Bild ist es schon, die schwarzen nackten Tiere auf den Tischen zu betrachten. Grinsend beobachten uns die Verkäufer, denn sicherlich sind die Reaktionen von Europäern auf diesen Anblick unterschiedlich. Nun könnte man natürlich gleich mal eine weitere Tierschutzorganisation initiieren, aber wer gibt uns das Recht mit unserem Maßstab zu messen. Wir sind hier in einer anderen Kultur, hier geht es um Essen, also ein absolutes Grundbedürfnis und Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich. Es kommt uns nicht zu, dies zu beurteilen, denn die Menschen leben hier auf einer Insel, müssen mit dem zurechtkommen, was sie haben und sie haben ihre Traditionen.
Gerade entdecken wir eine große angeschnittene Pythonschlange auf einem der Hackklötze. Auch Schlangen stehen in Indonesien auf dem Speiseplan, so ist das halt. Die abgefackelten Ratten erinnern ein wenig an Täubchen. Es ist nicht viel dran, und doch sind sie gefragt. Interessiert schauen wir uns hier um, denn das werden wir so schnell nicht wieder zu sehen bekommen und Ekel ist etwas, das im Kopf stattfindet.
Gleich nebenan werden Fischprodukte verkauft. Hier gibt es „Fischbrei“ aus ganz kleinen Fischen, winzige getrockneten Garnelen, Dürrfische in allen Variationen, größere und kleine frische Fische und auch Schnecken.
Überall begegnen uns die Menschen sehr freundlich und bitten teilweise sogar darum, fotografiert zu werden. Viel zu schnell verfliegt die Zeit und wir müssen weiter. Hier hätten wir noch ein paar Stunden fotografieren und schauen können. Die Exotik dieser Märkte übt auf uns eine unbeschreibliche Anziehungskraft aus.
Auf dem Weg nach Lokon kommen wir durch die Ortschaft Tomohon am Fuße des Vulkans Gunung Lokon. Diese Stadt wird auch Blumenstadt genannt, denn hier gibt es unzählige Blumenverkaufsstände, Gärtnereien und eine Blumenpracht in den Vorgärten, die Ihres gleichen sucht. Schon daran sieht man, dass wir uns unmittelbar in einer Vulkangegend bewegen, denn der Boden hier ist unglaublich fruchtbar. Selbst an den Hängen der Berge, sogar direkt zu Füssen des aktiven Vulkans Gunung Lokon werden Gemüse, Obst und sogar Wein angebaut. Mit Recht nennt man die kleine Stadt, die eingebettet ist zwischen zwei Vulkankegel, den Gemüsegarten Sulawesis.
Der 1578 Meter hohe Vulkankomplex Gunung Lokon liegt zehn Kilometer südlich von Manado auf der Insel Sulawesi. Er gehört zu den aktivsten der knapp 130 Vulkane Indonesiens. Erst im März 2013 hat er erneut eine 2.000 Meter hohe Aschefontäne ausgestoßen. Seit Monaten gibt es deshalb bereits rund um das Bergplateau ein 2,5 Kilometer breites Sperrgebiet.
Im kleinen Ort Lokon, direkt in Sichtweite der Vulkane Lokon und Empung beziehen wir das nette kleine Boutiquehotel. Vom Fenster aus können wir auf den Ort und den rauchenden Krater des Tompaluan blicken, der auf rund 1140 Metern Höhe im Sattel zwischen dem Gunung Lokon und dem Gunung Empung liegt. Wir können sehen, wie der aktive rauchende Krater Tompaluan weiße Dampfwolken ausstößt. Ein sehr imposanter Anblick.
Nach dem Einchecken nehmen wir einen kleinen Imbiss im Hotel ein. Das Essen ist schmackhaft und vielfältig. Frisch gestärkt bringt uns der Bus nun zum Linowsee nach Lahendong. Der See soll je nach Lichteinfall in verschiedenen Blautönen leuchten. Kurz vor dem See kommen wir auch an weiß dampfenden Schwefelsäulen vorbei, die ganz schön heftig nach faulen Eiern stinken. Leider ist der Weg, auf dem der Linowsee umrundet werden kann, derzeit wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass wir uns mit einem Blick vom Steg des Sees aus begnügen müssen. Überall blubbert das Wasser und riecht nach Schwefel.
Wir fahren noch zu einem anderen Gebiet in der Nähe von Lahendong, das ebenfalls vulkanische Aktivitäten aufzuweisen hat. Hier blubbert und zischt es aus dem Boden wie in einem Hexenkessel – eine gespenstische Atmosphäre, die durch den wolkenverhangenen Himmel noch unterstützt wird. Man spürt das heiße Wasser, in dem überall Blasen aufsteigen. Ein Stück weiter blubbern Schlammblasen aus dem Boden. In einem See brodelt es, als ob eine Flamme ihn erhitzt und der Erdboden ist warm wie bei einer Fußbodenheizung. Es ist faszinierend!
Gerade als wir aufbrechen wollen, ereilt uns der nächste Platzregen und wir sind froh, dass der Bus direkt vor der Tür parkt, denn Regen bedeutet hier, einmal durchnässt sein.
Wir werden zurück zum Hotel gebracht, denn inzwischen ist es dunkel. Bei einem kleinen Abendessen sitzen wir noch lange gemütlich beieinander.
11.05.2013 Lokon (Sulawesi) – Surabaya (Java)
Die Nacht ist früh zu Ende, doch das ist nicht schlimm, denn wir haben ohnehin schlecht geschlafen. Es gibt hier keine Klimaanlage und ohne die ist es richtig heiß. Um 5 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir wollen Aufnahmen vom rauchenden Vulkankrater und den umliegenden Bergen machen. Wir fahren bis zu einem Aussichtspunkt und bauen unsere Stative auf. Wie auf eine Schnur gereiht stehen die Stative nebeneinander und jeder bekommt sein Foto. Es ist interessant zu beobachten, wie der Vulkan mal mehr und mal weniger qualmt.
Als alle ihre Fotos im Kasten haben, bringt uns der Bus zurück zum Hotel und wir frühstücken. Aber eigentlich kann man das nicht wirklich als Frühstück bezeichnen, denn wir bekommen erst einmal ziemlich lange Gesichter, als uns ausschließlich ein doppeltes getoastetes Sandwich mit Nutella beschmiert und mit geriebenem Käse überstreut, serviert wird. Nutellabrot mit Käse hatten wir jetzt auch noch nie, aber Alternativen gibt es nicht; also rein damit! Die Kreation ist genießbar und sättigt – also Ziel erreicht.
Gegenüber vom Hotel befindet sich eine schöne Parkanlage und dort bummeln wir noch etwas herum, bevor die Reise fortgesetzt wird.
Nun bringt uns der Bus zurück nach Manado (Sulawesi) und am Mittag fliegen wir nach Surabaya, das ganz im Osten der Insel Java liegt. Das Ganze ist ziemlich abenteuerlich, denn wir haben einen Zwischenstopp und müssen die Maschine verlassen. Danach bekommen wir neue Sitzplätze, werden bunt in der Maschine verstreut und sitzen nun zwischen Einheimischen. Nun sind die ja eigentlich überwiegend halbe Portionen, aber die Maschinen sind leider auch danach gebaut, denn wir müssen uns buchstäblich wie die Schweizer Klappmesser in die Sitze falten und können uns mit den Knien die Ohren zuhalten. Die ersten Männer unserer Gruppe fangen an zu meckern und bekommen Plätze am Notausgang mit ordentlich Beinfreiheit. Uwe hat Glück und darf auch mit. Neben mir hat die zierliche junge Frau noch ein kleines Kind auf dem Schoß und rasch beginnt sie, ihre „Flügel“ auszufahren. Ich komme mir vor wie die Sardine in der Dose. Das Atmen habe ich auch schon mal auf jeden zweiten Atemzug reduziert, denn es müffelt. Nun sitzt auch noch das Kind halb auf meinem Schoß und mir platzt der Kragen. Höflich und sehr bemüht sorgen nun die Stewardessen dafür, dass wir alle zusammen dort Sitzplätze bekommen, wo mehr Beinfreiheit ist. Das bedeutet zwar, dass die Passagiere im ganzen Flieger neu gemischt werden, aber sie bekommen es hin, die „Langnasen“ zufriedenstellend zu platzieren.
Nun müssen wir nur noch gegen unser Magenknurren angehen, denn so langsam meldet sich der Hunger. Als wir endlich nach einem fast vierstündigen Flug in Surabaya ankommen, schlägt uns wieder heißer Atem entgegen. Es ist extrem heiß und extrem schwül. Noch am Flughafen essen wir eine Kleinigkeit, bevor wir mit dem Bus ins Hotel gebracht werden. Das noble Hotel Equator Surabaya ist sehr schön und hat einen sehr üppigen Garten. Leider ist es bei unserer Ankunft bereits dunkel und so essen wir noch im Restaurant zu Abend, bevor wir in unser Appartement gehen.
12.05.2013 Surabaya (Java) – Kumai (Kalimantan bzw. Borneo)
Heute Morgen machen wir einen Ausflug zum alten Segelschiffhafen Tanjung Perak. Hinter alten Lagerhallen werden große Makasser-Schoner be- und entladen. Die riesigen Segelschiffe und die Aktivitäten hier sind sehr interessant, doch leider ist heute zum Sonntag nicht so viel los.
Trotzdem finden wir ein paar hübsche Fotomotive. Länger als eine Stunde halten wir es allerdings nicht aus, denn es ist wahnsinnig heiß und Schatten ist Mangelware.
Auf dem Rückweg zum Hotel kommen wir mitten durch die Stadt und hier ist heute so richtig etwas los. Überall wuseln Mopeds durch die Straßen. In breiten Reihen über die ganze Straßenbreite verteilt, warten die Mopeds darauf, die Kreuzungen passieren zu dürfen und es geht zu wie beim Startschuss für ein Wettrennen, wenn die Kreuzung endlich passierbar ist. Auf unserem Weg durch die Stadt halten wir immer mal wieder die Luft an, bei den teilweise waghalsigen Fahrmanövern. Vorfahrtsregeln gibt es offenbar nicht; der Stärkere fährt zuerst. Immerhin bekommen wir ein paar kurze Einblicke in das Leben der Menschen hier. Fortschrittlicher als in Indien geht es in den meisten Fällen schon zu, aber auch hier spielt sich viel an der Straße ab. Am liebsten würden wir jetzt unseren Weg durch die Stadt zu Fuß fortsetzen, um mehr vom alltäglichen Leben der Menschen sehen zu können.
Nachdem uns der Bus zurück ins Hotel gebracht hat, pilgern wir mit der Kamera noch ein wenig durch die schöne Anlage, bevor wir nach dem Mittagessen zum Flughafen gebracht werden. Heute Nachmittag fliegen wir nach Pangkalan Bun (Borneo), um am Abend auf ein Hausboot umzusteigen. Das bringt uns dann in den Regenwald von Borneo, der neben dem Regenwald in Südamerika der ausgedehnteste Regenwald der Erde ist.
Auf dem Flughafen Surabaya (Java) herrscht ein ziemliches Gewusel. Gut, dass wir die Indonesier fast immer um mindestens einen Kopf überragen, so dass wir die Übersicht haben. Den Check-In beherrscht die Langsamkeit. Es dauert ewig, bis wir alle eingecheckt sind, das Übergepäck bezahlt haben und endlich unsere Tickets in den Händen halten. (Inzwischen haben wir uns bereits daran gewöhnt, dass für die Inlandflüge ein Gepäcklimit von 20 kg und manchmal sogar von nur 15 kg besteht und wir immer zwischen 1,50 und 2,50 US Dollar pro kg Übergepäck bezahlen müssen).
Nach gut einer Stunde Flugzeit erreichen wir den Flughafen von Pangkalan Bun und die Insel Borneo (indonesisch Kalimantan) empfängt uns mit einem ordentlichen Platzregen. Der Pilot setzt auf der Landebahn auf, aber irgendwie bremst die Maschine nicht so schnell herunter, wie wir es gewöhnt sind. Wir schießen über die Landebahn und ich sehe im Vorbeifahren, wie das gesamte Bodenpersonal stocksteif hinter unserer Maschine her schaut. Es ist offensichtlich, dass das nicht normal ist, was hier gerade passiert. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt die Maschine zum Stehen und wir sehen das Ende der Landebahn liegt unmittelbar vor uns. Keine fünf Meter weiter hätte die Maschine im Dreck gesteckt. Wahrscheinlich hat der Pilot mit Rücksicht auf Aquaplaning nicht so stark herunter gebremst; aber knapp war das schon.
Wir haben keine Zeit, großartig über dieses Ereignis nachzudenken, denn das nächste Abenteuer steht schon bevor. In der spartanischen Flughafenempfangshalle warten schon unsere neuen Guides, die uns gleich unser Gepäck abnehmen. Mit Taxis werden wir nach Kumai gebracht. Hier stehen wir vor kleinen Fischerhütten und fragen uns, wo die Boote sein sollen. Uns wird von den Einheimischen freundlich zu verstehen gegeben, dass wir durch das Haus gehen sollen. Also marschieren wir der Reihe nach durch deren Wohnzimmer und stehen dann endlich vor zwei Hausbooten, in die wir aufgeteilt werden. Wir bekommen an Bord ein schmackhaftes Abendessen serviert und dann wechselt ein Teil der Gruppe auf das zweite Boot. Das ist etwas kleiner und schon recht beengt für 6 Personen. Oben auf dem Deck wurde bereits ein Matratzenlager aufgebaut und jeweils Moskitonetze aufgespannt. Immer zwei Personen schlafen unter einem Moskitonetz und so muss vom Rest der Gruppe zusammenschlafen, was nicht zusammen gehört, denn wir sind das einzige Paar. Hier sind Einige der Gruppe gerade ein wenig überfordert; aber schließlich schläft man nicht alle Tage so.
Die sanitäre Anlage auf dem Hausboot ist natürlich nicht mit europäischen Maßstäben zu messen. Als Toilettenspülung fungiert ein Wasserzuber mit Flusswasser und die Zähne werden über dem Bootsrand geputzt. Das Kosmetikfeuchttuch ersetzt die gewohnte „Komfortreinigung“. Mehr ist nicht drin.
Auch das durchaus sehr schmackhafte Essen, das auf dem Boot serviert wird, unterscheidet sich in seiner Zubereitung „ein wenig“ von unseren Vorstellungen. Die „Küche“ besteht aus zwei winzigen Gasflammen, als Arbeitsplatte dient der Fußboden und gespült wird das Geschirr mit Flusswasser – also besser nicht so genau hinsehen und ja nicht darüber nachdenken! Hauptsache, es schmeckt!
Das Boot bringt uns ein Stück in den Regenwald und ankert dann dort. Inzwischen regnet es wieder heftig und auch die Nacht über kommt ein Regenguss nach dem Anderen. Immer wieder muss die Crew Regenplanen hoch und dann wieder runter machen. Uns begleitet eine gigantische Geräuschkulisse mit lauter fremden Urwaldgeräuschen in den Schlaf. Es ist wunderschön, friedlich und exotisch, aber auch sehr schwül und heiß. In kürzester Zeit ist alles an uns feucht.
Zum Schlafen gibt es ein frisches Kopfkissen, aber Zudecken werden eingespart. Gut, es ist sehr warm, aber etwas zum Zudecken wäre schon nicht schlecht. So ziehen wir uns dann auch der Reihe nach nachts wieder Jacke und lange Hosen an, denn es wird doch etwas frischer.
13.05.2013 Kumai (Borneo) – Regenwald von Borneo, Camp Leaky
Gegen 5 Uhr wird die Crew aktiv und auch uns hält nichts mehr auf unserem Matratzenlager. Die Morgentoilette fällt genau so bescheiden aus, wie am Abend zuvor, denn ein Waschbecken gibt es an Bord dieses Schiffes nicht. Die Crew ist sehr nett, fleißig und aufmerksam und wir sind hier nicht auf Luxuskreuzfahrt, sondern wir wollen Orang Utans in ihrem natürlichen Lebensraum sehen. Dafür sind wir mehr als bereit, Zugeständnisse zu machen. Die roten „Waldmenschen“, wie die Orang Utans auch genannt werden, leben hier teilweise noch wild, aber die meisten von ihnen sind leider nur noch halbwild, denn sie wurden wieder ausgewildert oder werden zugefüttert, wenn es gerade nicht genug Früchte gibt.
Hier im Regenwald und ursprünglichen Lebensraum der Orang Utans hat Dr. Biruté Mary Galdikas das Camp Leaky aufgebaut, in dem Orang Utans gepflegt, aufgezogen und falls möglich, wieder ausgewildert werden. Außerdem wird Forschungsarbeit betrieben. Dieses Camp kann man besuchen und den Orang Utans so sehr nah kommen.
Mitten durch dichtesten Regenwald führt eine mit Booten befahrbare Wasserstraße, auf dem Sungai Sekonyer, der entlang der nördlichen Grenze des Tanjung Puting Nationalparks verläuft. Unglaublich schön ist es hier und wenn man bedenkt, dass dieser tropische Regenwald auf dem indonesischen Kontinent bereits ein Alter von über 100 Millionen Jahren erreicht haben soll, steigt die Ehrfurcht und Begeisterung über diese einmalige Natur noch an. Aus allen Richtungen dringen fremdartige Geräusche an unser Ohr und der dichte Regenwald zieht uns sofort in seinen Bann.
Die üppige Vegetation rechts und links von uns scheint aus mehreren Etagen zu bestehen und je weiter wir in den Regenwald eindringen, umso klarer wird das Wasser. Von brauner lehmfarbiger Brühe geht es in „schwarzes“ Wasser über, das bei genauer Betrachtung sehr klar ist. Die teilweise riesigen Bäume sind mit unzähligen Farnen, vollgesogenen Moospolstern, zahlreichen Orchideen und Epiphyten bedeckt. An ihren Ästen hängen, wie lange Schleier, Moos- und Flechtenfetzen. Diese Vegetation scheint eine unentwirrbare Pflanzenwildnis zu sein, in der Lianen von den Bäumen hängen, seilartige Luftwurzeln herunterbaumeln, Würgefeigen und Girlanden von dornenbewachsenen Kletterpflanzen sich um Äste und Bäume winden und insektenfressende Kannenpflanzen auf Beute warten. Dazwischen finden sich Palmen mit riesigen Wedeln. Wir warten buchstäblich darauf, dass sich mal schnell Tarzan an einer Liane zu uns herüber schwingt. Das Grün glänzt in allen erdenklichen Schattierungen und ist eine wahre Wohltat für die Augen.
Durch diese unvorstellbare Idylle fahren Einheimische mit Schnellbooten, mit langen schmalen Fischerbooten und eben auch eine Menge Hausboote (Klotoks genannt) entlang. Jetzt, in der eher kühlen Jahreszeit ist Nebensaison und wenig los. In der Hauptsaison kommt es auf dieser Wasserstraße, dem Sungai (malaiisch für Fluss) Sekonyer, schon mal zu Staus.
Wir sind ziemlich gespannt, was uns erwartet und wussten gar nicht, dass die Orang Utans ein so feuchtes Gebiet mögen.
Im Handumdrehen hat die Crew das Matratzenlager weggeräumt, uns Kaffee bzw. Tee serviert und schon schippern wir durch den Urwald. Es dauert gar nicht lange, da hat unser einheimischer Guide die erste Tiersichtung zu vermelden. Er hat Langnasenaffen entdeckt und zwei von diesen witzigen Schlankaffen mit ihren komischen Pinocchionasen sitzen in der Krone eines kleinen Baumes, als ob sie auf den Bus warten. Ein Anblick für die Götter!
Ich habe mich so auf diese Affen gefreut, dass ich ganz aufgeregt bin und kaum ein vernünftig scharfes Bild hinbekomme. Zum Glück gelingt es Uwe. Wir haben unsere ersten Langnasenaffen im Kasten. Juhu! Ich hatte mir die rotbraunen Primaten mit ihrer merkwürdigen, witzig langen Nase und ihrem endlosen langen grauen Schwanz viel größer vorgestellt. Aber goldig sind sie auf jeden Fall. Die Männchen, die den größten Zinken im Gesicht haben, gelten als besonders männlich und sind die Begehrtesten. Da hat sich die Natur ja mal was bei gedacht! Diese mit den Meerkatzen verwandten Affen leben in Gruppen von 5 bis 30 Tieren, die entweder Haremsgruppen (ein Männchen und viele Weibchen) oder reine Männchengruppen sein können. Leider lassen sich diese Tiere kaum in Zoos halten, weil sie ein besonderes Futter brauchen. Sie ernähren sich hier im Regenwald von giftigen Blättern und auch die Langnasenaffen sind bereits vom Aussterben bedroht.
Wir setzen die Fahrt auf dem Sungai Sekonyer fort und es dauert gar nicht lange, treffen wir auf weitere Gruppen von Langnasenaffen. Oft sitzen sie sehr verborgen in dem dichten Blattwerk. Dazu sind sie auch noch scheu und schnell. Es ist auf jeden Fall sehr schwer, sie zu fotografieren.
Einer von ihnen zeigt uns auch, dass Nasenaffen ausgezeichnet schwimmen und sogar längere Strecken tauchend zurücklegen können. Nicht umsonst gelten sie als die besten Schwimmer unter allen Primaten. Bis wir das realisiert haben, ist der kleine Affe natürlich längst am anderen Ufer im Dickicht verschwunden und uns bleibt nur, ihm staunend hinterher zu blicken.
Ein anderes Mal beobachten wir, dass einige Affen ganz blaue Lippen haben, so als ob sie ganz viele Blaubeeren gefressen haben. Ohnehin scheinen sie eine besondere Vorliebe für die Blüten der Bäume und Büsche zu haben. Besonders geschickt sind diese Affen auch im Balancieren. Über Kopf halten sie sich an Lianen oder Luftwurzeln fest und balancieren so von Baum zu Baum wie Seiltänzer. Es ist ein Schauspiel, sie zu beobachten.
Rasch stellen wir fest, dass ein Boot in Sachen Manövrierfähigkeit nicht mit einem Auto vergleichbar ist. Wenn man erst einmal vorbei gefahren ist, dann dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis das Boot zurückgefahren ist und man endlich vor dem Tier steht. Meist ist das Tier dann schon geflüchtet. Wir kommen ganz schön ins Schwitzen.
Im Verlauf der Fahrt sehen wir graue Meerkatzen, einige Trupps von Langnasenaffen, mehrere wilde Orang Utans, Warane, Kingfisher, Fischadler, eine Fischeule und allerlei Vögel.
Wir haben alle Hände voll zu tun und schaffen es sogar, ein paar springende Langnasenaffen zu fotografieren. Dabei müssen wir uns immer wieder beherrschen, nicht einfach nur staunend zuzusehen, welch` großen Sprünge diese kleinen Kerlchen hoch oben in den Bäumen machen. Ich könnte ihnen stundenlang zusehen und bin jedes Mal enttäuscht, wenn sie im Dickicht des Waldes verschwinden.
Schon erreichen wir das erste Camp und legen an. Über einen langen Holzsteg gelangen wir in den Regenwald und zum Camp. Dort erwartet uns der erste Orang Utan – oder besser die ersten 1 ½, denn es ist ein Weibchen mit ihrem Jungen. Das Junge ist schon etwas älter, aber noch klammert es sich immer mit einer Hand in das Fell seiner Mutter oder klettert auf ihr herum.
Die Orang Utan-Mama hat sich im Camp ihre Ration Obst in Form von Bananen und Ananas abgeholt und posiert geduldig für uns. Es ist ein eindrucksvoller Moment. Zum ersten Mal stehen wir diesen faszinierenden Primaten gegenüber, die uns doch so ähnlich sind. Wir schauen in große braune Augen und unweigerlich bekommen wir ein schlechtes Gewissen, was wir Menschen diesen Tieren antun.
Die Orang Utan-Dame zeigt überhaupt keine Scheu vor uns. Die vielen Leute um sie herum scheinen für sie normal zu sein. Aus nächster Nähe beäugt sie uns genauso neugierig, wie wir sie. Fleißig fotografieren wir sie und ausgerechnet jetzt hat mich eine Feuerameise in die rechte Hand gebissen. Es brennt höllisch, aber ich ignoriere den Schmerz, obwohl mir das Fotografieren schwer fällt. Elende Mistviecher! Irgendwann, als es kein weiteres Obst mehr gibt, hat die Orang Utan-Mama dann genug von dem Rummel um sie und zieht sich gelassen in den Wald zurück. Erst jetzt, als diese erste Begegnung mit diesen faszinierenden Geschöpfen vorbei ist, stellen wir fest, dass die Wiese hier im Camp völlig unter Wasser steht und wir mitten im teilweise fast knöcheltiefen Wasser stehen. Gut, dass wir die Schuhe noch einmal gründlich imprägniert hatten, so dass die Füße trocken bleiben.
Wir laufen weiter einen Weg in den Wald und gelangen nach einiger Zeit zu einer Fütterungsplattform. Hier ist aber Keiner. Naja, dann widmen wir uns eben erst mal den fleischfressenden Kannenpflanzen, die es hier gibt.
Plötzlich steht ein großes Orang Utan-Männchen vor uns. Völlig lautlos hat er sich am Boden bewegt. Wir sind schwer beeindruckt von diesem hübschen Kerl“chen“ mit seinen großen prächtigen Fettbacken. Gemütlich klettert er auf die Plattform, post wie ein Model beim Bodybuilding und nimmt dann in aller Ruhe sein Obstfrühstück ein. Auch einen Kübel Milch bekommt er zu trinken. Wir haben Gelegenheit, ihn in aller Ruhe zu fotografieren. Gut, dass wir die Stative dabei haben, denn es ist schon sehr schlechtes Licht im Regenwald. Glücklicherweise haben uns die Guides die Stative hinterher getragen, denn eigentlich haben wir schon mit unseren Fotorucksäcken genug zu schleppen.
Lange schauen wir dem Orang Utan-Männchen beim Fressen zu und bleiben, bis er gegangen ist, auch wenn wir längst patschnass durchgeschwitzt sind. Nachdem die „Bühne“ frei ist, erscheint ein wunderschönes buntes Schönhörnchen auf der Fütterungsplattform, um sich ein paar Leckereien abzuholen. So ein hübsches, farbenprächtiges Hörnchen haben wir noch nie zuvor gesehen. Dagegen sind die grauen Hörnchen, die ebenfalls vorbei kommen, um sich ihren Teil des Frühstücks abzuholen, richtig langweilig.
Nun drängen die Guides zum Aufbruch, denn wir wollen noch ein zweites Camp besuchen. So laufen wir zurück zum Boot. Dort wurde inzwischen wieder lecker für uns gekocht.
Auch die Weiterfahrt immer tiefer in den Regenwald hinein ist kurzweilig, denn immer mal wieder sichten wir Tiere, können Einheimischen beim Fischen (Catfish) zusehen oder genießen einfach dieses wunderschöne Fleckchen Erde. Der Wald ist voller fremder Geräusche; überall pfeift und zwitschert es. Wir genießen die schöne Spiegelung auf dem Wasser und sind gar nicht so happy, dass jetzt die Sonne scheint. Uns kann man es aber auch nie Recht machen.
Wir erreichen am späteren Nachmittag das Camp Leaky. Hier ankern schon ein paar andere Hausboote. Wieder führt ein langer Holzsteg in das Camp. Schon nach kurzer Zeit sehen wir direkt am Steg die ersten Oran Utans. Inzwischen ist es so drückend heiß, dass wir vollkommen in Schweiß gebadet sind. Die Kleidung klebt am Körper. Eine Orang Utan-Dame kommt auf den Steg geklettert, schaut um sich und läuft ein Stück mit uns mit. Dann ergreift sie sogar die Hand einer unserer Mitreisenden. Die weiß nicht so richtig, wie sie sich verhalten soll und hat etwas Angst. Der Guide geht dazwischen und droht der Affendame mit dem Stativ. Wir sind etwas verwundert und entsetzt. Angeblich wollte er verhindern, dass sie etwas stibitzt, um es in Ruhe zu untersuchen. Für uns sah das anders aus und erinnerte uns sehr stark an unseren Spaziergang mit den Schimpansen in Sambia. Genauso hatten die Schimpansen damals unsere Hand ergriffen, um uns ihren „Spielplatz“ zu zeigen.
Im Camp angekommen, treffen wir auf Meerkatzen, Wildschweine und Orang Utans. Die gehen hier alle frei spazieren und machen Blödsinn. Wieder laufen wir zu einer Fütterungsplattform im Wald. Hier ist richtig was los. Immer wieder kommen neue Affen. Sogar ein Gibbon stellt sich ein. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen.
Einer der Orang Utans läuft mitten durch unsere aufgebauten Stative hindurch. Auch hier haben die Tiere keine Scheu vor den Menschen; sie sind ja den Umgang gewöhnt. So laufen sie unmittelbar an uns vorbei. Mit ihrem roten, dichten kuschligen Fell möchte man sie am liebsten anfassen. Von allen Seiten kommen Orang Utans, um sich ihre Obstration abzuholen. Da werden dann auch gleich ein paar Vorräte angehäuft. Ganz besonders entzückend ist ein ganz junges Orang Utans-Baby, das sich tief ins Fell seiner Mama vergräbt. Es ist höchstens ein paar Tage alt und wahnsinnig süß.
Zwischendurch überrascht uns ein Regenguss und ich bin sehr dankbar, dass mir einer der Guides den Schirm hält. So habe ich die Hände frei, um weiter fotografieren zu können. Was für ein Luxus! Später, als die Sonne wieder durch kommt, beginnen die Tiere regelrecht zu dampfen. Überhaupt konnten wir beobachten, dass auch die Orang Utans schwitzen, denn auch sie haben Schweißperlen im Gesicht.
So vergeht die Zeit wie im Flug und wir bleiben bis zum Abend, als das Licht wirklich nicht mehr zum Fotografieren taugt. Doch auch jetzt wollen wir eigentlich noch nicht gehen, doch irgendwann drängen die Guides zum Aufbruch. Am Ende des Steges an der Bootsanlegestelle verabschiedet uns noch ein Trupp Meerkatzen.
Als wir alle wieder an Bord sind, legen unsere Boote ab. Leider müssen wir von hier aus schon wieder in Richtung Kumai zurück. Für diese Nacht ankern wir aber erst einmal in der nächsten Bucht und noch einmal verbringen wir eine wunderschöne Nacht im Regenwald von Borneo mit all seinen vielen geheimnisvollen Geräuschen. Gern wären wir noch tiefer in den Dschungel von Borneo vorgedrungen und hätten mehr Zeit hier verbracht. Dennoch sind wir unendlich dankbar, dass wir das Privileg hatten, hier her kommen zu dürfen und die wunderschönen und sanftmütigen „roten Waldmenschen“ in ihrem angestammten Lebensraum beobachten zu können. Ein unvergessliches Erlebnis, das sich fest in unsere Herzen eingebrannt hat!
14.05.2013 Regenwald von Borneo – Gunung Bromo (Java)
Wieder werden wir von den exotischen Geräuschen des Urwalds geweckt. Nach einem Frühstück an Bord schippern wir gemütlich zurück nach Kumai. Wir treffen noch einige Horden von Langnasenaffen, ein paar Kingfisher, viele andere Vögel und wieder zwei wilde Orang Utans. Ihre Sichtung ist immer wieder sehr aufregend, denn es gibt nicht mehr viele von ihnen, so dass es schon etwas Besonderes ist, sie im dichten Grün zu entdecken. Unser Guide hat wirklich hervorragende Späher-Augen.
Bis zum Mittag genießen wir das Regenwaldfeeling, bekommen auf dem Klotok noch einen Lunch serviert und kehren dann nach Kumai zurück. Noch einmal gehen wir durch die Häuserfront, die am Hafen steht, und eigentlich keinen Durchgang hat. Über morsche Holzstege und mitten durch den Alltag der Menschen müssen wir, um zur Straße zu gelangen, wo die Taxis bereits auf uns warten. Wir werden zum Flughafen gebracht und fliegen am Nachmittag zurück nach Surabaya (Java).
Dort erwartet uns bereits der Bus, der uns nun zum Gunung Bromo bringen wird. Der 2329 m hohe Bromo-Vulkan ist der jüngste Krater des Tengger-Vulkan-Massivs und einer der aktivsten Vulkane auf Java.
Die Fahrt von Surabaya zum Tengger Vulkanmassiv des Mt. Bromo dauert ungefähr 4 Stunden. Unterwegs machen wir einen Zwischenstopp in einer „Raststätte“, in der wir ein sehr leckeres Dinner serviert bekommen. Inzwischen ist es bereits dunkel und so nutzen wir die anschließende Fahrzeit, um unser Schlafkonto ein wenig aufzustocken.
Als wir nach langer Fahrt die „Talstation“ bzw. einen kleinen Ort am Fuß des Vulkanmassivs erreicht haben, müssen wir in kleine Minibusse umsteigen. Ab hier sind die Bergstraßen so eng und steil, dass der Bus sie nicht mehr bewältigen kann. Die Minibusse haben ihre beste Zeit schon lange hinter sich. Eingequetscht und bangend, dass Getriebe, Motor und Karosserie uns vermutlich gleich verlassen werden, erreichen wir über schmale Straßen unser Hotel auf 2000 Meter Höhe im Bromo-Tengger-Semeru Nationalpark. Gut, dass wir endlich da sind, denn viel länger hätten wir auf dem Motorblock nicht sitzen wollen. Unsere Schuhe glühen bereits, so heiß ist der Motorblock. Inzwischen ist es stockdunkel und wir sehen leider um uns herum nichts mehr von der spektakulären Landschaft, durch die wir gerade fahren.
Ziemlich müde checken wir im Hotel ein und fallen kurze Zeit später ins Bett, denn unsere Nacht wird kurz.
15.05.2013 Gunung Bromo (Java)
Um 4 Uhr ist Abfahrt zum Sonnenaufgang. Wir quetschen uns in kleine Jeeps und werden bei stockdunkler Nacht im Konvoi auf holpriger Piste einen Berg hoch gekarrt. Irgendwie verfährt sich dann unser Fahrer auch noch und braucht erst einen „Wegweiser“, der ihm die richtige Abfahrt zeigt. Nicht unbedingt das, was man sich um diese Uhrzeit wünscht. Als wir endlich den Aussichtspunkt und den Rest der Gruppe erreicht haben, reicht die Zeit noch zum Aufbauen der Stative und Kameras. Dann kommt eine dicke Nebelfront und der Sonnenaufgang fällt aus. Klasse, dafür quälen wir uns im Urlaub zu einer so unmenschlichen Zeit aus dem Bett. Das ist halt Fotografenpech! Gut, dass wir morgen Früh noch einen zweiten Versuch haben. Dabei sah der Himmel gestern Abend so vielversprechend aus. Es war sternenklar und wolkenlos.
Wir warten noch eine Weile, bis auch der Letzte akzeptiert hat, dass das heute eine Nullrunde ist und packen zusammen.
Damit fällt leider auch der Aufstieg zum Krater des Gunung Bromo aus, denn eigentlich kann man von oben in das Kraterinnere des Vulkans blicken. Als wir an einem anderen Aussichtspunkt vorbei kommen, reißen dort gerade noch einmal ein paar Wolken auf und wir machen ein paar Fotos, bis die nächste Nebelwand kommt.
Jetzt wird uns für heute Freizeit verordnet. Na toll, so war das aber nicht geplant! Zurück im Hotel frühstücken wir erst einmal und gehen dann ein wenig die Gegend erkunden. Als es am Mittag etwas heller wird, machen wir ein paar Aufnahmen vom Gunung Bromo, der immer wieder große Rauchwolken ausbläst. Das weite Sandmeer, aus dem sich die drei Vulkankegel des Gunung Bromo (2.329 m), des Gunung Semeru, (3.776 m) und des Gunung Batok erheben, sind eine gigantische Kulisse. Während der Vulkan Bromo relativ oft dampfende Wolken ausstößt, pafft der ebenfalls aktive Vulkan Semeru nur mal kurz andeutungsweise ein paar kleine Wölkchen in die Luft. Der Gunung Batok dagegen ist nicht mehr aktiv und hat sich dafür ein schönes grünes „Kleid“ zugelegt. Eingerahmt wird diese Szenerie vom umliegenden kräftig grünen Hochland, über das leider immer wieder neue Nebelschleier ziehen.
So richtig überzeugend ist das Wetter heute den ganzen Tag lang nicht und auch den Fotos fehlt das richtige Licht. Da macht es auch wenig Sinn, sich auf eigene Faust zum Krater bringen zu lassen. Es bleibt uns nur, auf besseres Wetter für Morgen zu hoffen, denn heute wird das nichts mehr. So verbummeln wir den Tag ein wenig. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag – mit hoffentlich fotografenfreundlicherem Wetter.
16.05.2013 Gunung Bromo (Java) – Denpasar (Bali)
Auch heute treffen wir uns um 4 Uhr morgens, um noch einmal unser Glück mit einem Sonnenaufgang über dem Gunung Bromo Vulkanmassiv zu versuchen. Heute fahren wir zu einem anderen Aussichtspunkt. Unsere Jeep-Fahrer gewähren uns den Luxus und fahren weiter den Berg hinauf, als eigentlich gestattet ist. So müssen wir nur ein Stück bergauf laufen und doch schnaufen wir wie Dampflokomotiven, denn die Luft hier oben ist schon ein Stück dünner, als gewohnt. Es geht über Stock und Stein und ohne unsere Stirnlampen wären wir verloren. Oben angekommen sucht sich Jeder seinen vermeintlich besten Platz, doch noch schauen wir in die dunkle Nacht und haben keine Ahnung, auf was wir die Kamera einstellen sollen. So langsam wird es heller und vor uns liegt die berühmte Vulkangruppe, die heute nicht wolkenverhangen ist. Wir bekommen eine spektakuläre Kulisse geboten, die vom ersten Morgenlicht ganz sanft beleuchtet wird. Es ist ein sehr magischer Moment hier zu stehen, den Tag über diesem Vulkanmassiv beginnen zu sehen, in die riesige Tengger-Caldera zu blicken und dabei dieses großartige Wunderwerk der Natur betrachten zu können. Wir genießen jeden Moment.
Nachdem wir diese tolle Kulisse auch fotografisch ausreichend gewürdigt haben, bringt uns der Jeep noch in die Tengger-Caldera. Hier in der einmaligen Ebene des Sandmeeres, aus dem sich die Vulkankegel erheben, steht ein Kloster. Die etwa 60.000 Tengger, die hier in der Gegend um den Bromo leben, sind eigentlich Bauern, haben sich mit dem Tourismus aber offenbar arrangiert. So werden morgens erst die Touristen mit ihren Pferden zum Kraterrand des Bromo gebracht, bevor der Ackergaul sein eigentliches Tagewerk auf den Feldern erledigen muss.
Am und auf dem Vulkankrater geht es zu wie in einem Ameisenhaufen. Eine lange Kette Menschen erklimmt den Kraterrand und auch oben stehen viele Leute, aufgereiht wie auf einer Perlenkette, denn der Weg dort oben ist nicht sehr breit. In der Sandwüste warten derweil die Jeeps, um ihre Besucher wieder zurück in die Hotels zu bringen. Das ist eine schöne Szenerie, in der wir noch ein wenig fotografieren. Heute gibt es blauen Himmel mit hübschen Wolkenstrichen, was der Kulisse mit dem rauchenden Bromo einen würdigen Rahmen gibt. Rasch vergeht die Zeit und wir müssen zurück zum Hotel, denn heute setzen wir unsere Reise fort.
Im Hotel gibt es allerdings erst einmal eine Krisensitzung, denn der Guide hat schlechte Nachrichten. Eigentlich wollten wir jetzt zum Kawah Ijen fahren. In diesem Vulkankegel wird Schwefel abgebaut und hier gibt es auch einen See, der je nach Lichteinfall seine Farbe von Türkis bis Schwarzblau ändert. Dieser See ist extrem sauer und wird als das größte Säurefass der Welt bezeichnet. Seine Gase sind sehr giftig und es wird regelmäßig auch Kohlenmonoxid freigesetzt. Eigentlich wollten wir aber den Schwefelabbau in diesem Krater fotografieren. Dafür haben wir extra Gasmasken dabei, um unsere Lungen zu schützen. Unser Guide und Vulkanologe hat nun aktuelle Informationen, dass der Zugang in den Krater im Moment aufgrund des zu hohen Kohlenmonoxids gesperrt ist und dann natürlich auch kein Schwefelabbau stattfindet. Außerdem war geplant, den sich nachts entzündenden und blau brennenden Schwefel zu fotografieren. Ein ganz besonderes Spektakel. Diese Neuigkeit sorgt natürlich für lange Gesichter bei uns. Für uns ist am Kawah Ijen für die nächsten zwei Nächte ein sehr schönes Hotel reserviert und auch wenn die Hauptattraktion dieser Destination nun gerade geplatzt ist, gibt es dort noch mehr Sehenswertes. Die vermeintlich positive Nachricht, die er zu verkünden hat ist die, dass gerade der Vulkan Anak Krakatau ausgebrochen ist. Der berühmte Anak Krakatau kam im Jahr 1883 zu trauriger Bekanntheit, als der zwischen Sumatra und Java gelegene Vulkan mit der Energie von 100.000 Hiroshima-Bomben explodierte und 36.000 Menschenleben forderte. Eine riesige Staubwolke legte sich damals über die gesamte Erde und verdunkelte die Sonne. Es war der zweitgrößte Vulkanausbruch der Neuzeit. Gut, dass heute die Seismologie sehr zuverlässig ist und bereits 6 Monate im Vorfeld vorher sagen kann, ob, wann und in welcher Ausprägung vulkanische Aktivitäten stattfinden – meistens jedenfalls.
Also gibt es für uns eine Planänderung. Es wird festgelegt, dass wir zum Anak Krakatau fahren. Der befindet sich allerdings 1.000 km westlich von unserem momentanen Standpunkt. Das heißt aber auch, dass wir auf das Nobelressort verzichten und dafür auf einer kleinen Insel gegenüber dem Vulkan in Zelten schlafen müssen. Wirklich Schade! Unser Guide besorgt innerhalb kürzester Zeit Flüge, Transfer, ein Boot, Zelte, Matratzen, Schutzhelme und Personal, das uns versorgt. Eine echte logistische Höchstleistung, die er da erbringt.
Nun bringen uns also die Minibusse wieder zurück zum parkenden Bus, für den die Bergstraßen am Bromo zu eng war. Unterwegs bestaunen wir die steilen Gemüsefelder, die sich fast senkrecht an den Vulkanhängen erstrecken. Diese Felder zu bewirtschaften ist eine wahre Höchstleistung. Zu Recht nennt man diese Gegend hier den Gemüsegarten Javas. Auf dem fruchtbaren Boden wird eine Vielzahl von Gemüsearten angebaut und selbst kleinste Fleckchen werden bis in die letzte Ecke ausschließlich von Hand bewirtschaftet.
Unten angekommen, steigen wir in den Bus um und werden nach Surabaya (Java) gebracht. Von Surabaya (Java) fliegen wir nach Jakarta (Java). Dort erwartet uns bereits ein Bus, der uns ein paar Stunden später nach Carita, einen kleinen Ort an der Ostküste von Java bringt. Inzwischen ist es weit nach Mitternacht und wir sind froh, als wir endlich im Hotel „Mutiara Carita“ in unser Bett fallen können. Es war ein langer Tag mit viel Aufregung und jeder von uns macht sich über den nächsten Tag so seine eigenen Gedanken. Wie wird es sein, einem Vulkanausbruch des berühmten Anak Krakatau gegenüber zu stehen. Bestimmt ist es unheimlich spektakulär, aber auch etwas unheimlich.
17.05.2013 Carita (Java) – Anak Krakatau
Um 7 Uhr morgens setzen wir die Reise fort. Der Bus bringt uns zum Hafen von Carita und dort warten bereits Speedboote auf uns. Für die Insel haben wir nur einen kleinen „Überlebenssack“ mit dem Nötigsten für eine Nacht gepackt. Das Wichtigste ist sowieso das Kameraequipment. Das restliche Gepäck bleibt im Hotel.
Die Speedboote sind mit ihren 90 PS für unsere Augen eher die Spielzeugvariante dessen, womit wir auf Galapagos zwischen den einzelnen Inseln unterwegs waren. Dort trieben 600 PS die Boote an. So ringt uns die Angst unserer Mitreisenden, evtl. seekrank zu werden, nur ein müdes Lächeln ab und tatsächlich ist die Fahrt total harmlos und das Meer sehr ruhig.
Auf direktem Kurs fahren wir auf den Anak Krakatau zu, der 40 km vor der Küste Javas in der Sunda-Straße liegt. Wir sehen den über 800 Meter hohen Vulkankegel bereits aus der Ferne rauchen. Nach ca. 1 1/2 Stunde Bootsfahrt erreichen wir dieses qualmende Pulverfass. Mit dem Boot umrunden wir ihn erst einmal langsam. Es stinkt nach Schwefel, als wir durch die Rauchfahne fahren. Ein aufregender Augenblick, dieser Naturgewalt so nah gegenüber zu stehen. Noch spuckt der Vulkan aber keine Asche oder Lava.
Zuerst landet unser Boot direkt auf der Insel des Anak Krakatau. Hier muss ein Generator abgeliefert werden und derweil gehen wir auf der Insel ein wenig spazieren. Am Fuß des Vulkans ist ein schöner dichter Regenwaldgürtel entstanden, der auch allerlei Getier beherbergt. Der schwarze Lavastrand ist malerisch. Die Tatsache, dass wir hier buchstäblich auf einem rauchenden Vulkan „herumtanzen“, verdrängen wir vorsichtshalber mal lieber.
Später werden wir auf der gegenüberliegenden kleinen Insel abgesetzt. Das Team einschließlich einer Köchin hat sich rasch eingerichtet. Da sitzt jeder Handgriff und schon stehen die Zelte, sind die Komfortmatratzen aufgepumpt und dann wird auch schon ein schmackhaftes Mittagessen serviert. Zwar haben wir keinen Tisch und keine Stühle, aber das tut dem Inselfeeling relativ wenig Abbruch. Es ist erstaunlich, wie gut die Mannschaft improvisieren kann. Am schwarzen Sandstrand wird uns das Essen serviert und doch haben wir nur Augen für den Vulkan. Der allerdings hält sich zurück und so bleibt das auch. Die Stative stehen in Reih und Glied nebeneinander aufgereiht. Bestückt mit schussbereiten Kameras, warten und warten wir auf einen spektakulären Ausbruch, doch es tut sich nichts. Mehr als etwas Rauch ist der Vulkan nicht bereit, von sich zu geben. Leider ist der Auslauf auf dieser Insel sehr beschränkt. Nach rechts geht es bei Ebbe 30 Meter und nach Links etwa 100 Meter, vorausgesetzt man kann die ins Wasser ragenden Mangrovenbüsche umrunden. Vier Warane schauen regelmäßig im Camp vorbei, ob etwas Fressbares für sie abfällt. Ansonsten bietet lediglich ein spektakulärer Sonnenuntergang mit kräftigen Rottönen etwas Abwechslung.
Danach warten wir weiter gespannt auf einen Ausbruch des Anak Krakatau. Nächstes Highlight des Abends ist das Abendessen, danach passiert wieder nichts mehr. So verbringen wir das Inseldasein. Eine Langzeitbelichtung bei Nacht zeigt ein winzig kleines Feuer an der Spitze des Vulkans, aber mehr ist nicht drin. Längst haben die Ersten aufgegeben und sich in ihre kochend heißen Zelte verzogen. Lange aushalten kann man es darin aber nicht, dann läuft der Schweiß. Egal, wie intensiv wir schauen und wie sehr wir es uns wünschen, der blöde Vulkan spuckt einfach nicht. Wir halten bis zwei Uhr nachts durch, dann legen auch wir uns schlafen. Gerade noch rechtzeitig können wir abbauen, dann kommt ein Wolkenbruch und setzt das Camp ziemlich unter Wasser. Nun ist es richtig eklig und schwülheiß dazu, denn es hat kein bisschen abgekühlt.
Immerhin schlafen wir doch etwas und das, ohne einen Ausbruch zu verpassen. Der Anak Krakatau hat diese Nacht verschlafen.
18.05.2013 Camp Anak Krakatau (Java) – Denpasar (Bali)
Als wir erwachen, ist es bereits hell, denn am Äquator wird es um etwa 18 Uhr dunkel und um 6 Uhr hell. Noch bevor wir aus dem Zelt kriechen können, kommt der nächste Regenguss. Längst ist alles feucht und eklig. Wir sind uns einig, dass wir für diese Art von Abenteuer dann doch schon etwas zu alt sind. Auf allen Vieren durch den Matsch kriechen, ist einfach nicht mehr unser Ding. So blicken wir wenig später, nachdem alles Equipment und natürlich auch wir wieder auf den Speedbooten verstaut sind, nicht sonderlich wehmütig zurück. Der Anak Krakatau hat seine Chance gehabt; dann eben kein spektakulärer Vulkanausbruch. Schön war es trotzdem, ihn gesehen zu haben.
Die Speedboote bringen uns wohlbehalten zurück nach Carita. Im Hotel holen wir unser restliches Gepäck ab, verstauen das ganze nasse Zeug und werden nach einem schmackhaften Mittagessen im eigenen Straßenrestaurant unserer Campköchin zurück nach Jakarta gebracht. Die vier Stunden Busfahrt nutzen wir, versäumten Schlaf nachzuholen.
Spät am Abend bringt uns der nächste Flug nach Denpasar (Bali). Es erweckt den Eindruck, dass die große Maschine extra wegen uns fliegt, denn wir sind fast allein im Flugzeug. Heute ist unsere Ökobilanz ja dann wohl gänzlich aus dem Lot geraten, zumal Wirtschaftlichkeit etwas anders aussieht.
Am Flughafen Denpasar (Bali) werden wir von Taxifahrern umschwirrt, wie Motten das Licht umkreisen. Taxis bringen uns dann auch ins etwas außerhalb gelegene Hotel. Hier freuen wir uns auf eine ausgiebige Dusche, bevor wir müde ins Bett fallen.
19.05.2013 Denpasar (Bali) – Inseln Rinca und Komodo
Noch ohne Frühstück verlassen wir das Hotel, werden mit Taxis zum Flughafen gebracht und fliegen weiter auf die Insel Flores. Hier erwartet uns bereits der Bus, der uns bis zum Hafen von Labuan Bajo bringt. Dort nehmen wir in einem schönen offenen Hafenkaffe ein Frühstück ein.
So gestärkt gehen wir an Bord eines Segelschiffes. Dazu wird die Gruppe wieder aufgeteilt. Mit uns sind insgesamt fünf Passagiere an Bord. Wir beziehen unsere kleine, aber feine Kajüte, die sogar ein eigenes Badezimmer hat. Gemütlich und schön leise segeln wir in aller Ruhe bei herrlichem Sonnenschein an der Küste von Flores entlang.
Die grün bewachsenen Hügel sind ebenfalls vulkanischen Ursprungs. Hier an der Küste leben die Menschen überwiegend vom Fischfang. Teilweise wird sogar noch mit Zyaniden und Dynamit gefischt, was die einmalige Unterwasserwelt extrem zerstört. Aus diesem Grund wurde auch die Meeresfläche mit unter den Schutz der Unesco gestellt und ist nun Teil des Komodo-Nationalparks.
Am Nachmittag erreichen wir die Insel Rinca. Die abgelegene trockene Insel Rinca im Osten Indonesiens bildet mit ihrem Nachbareiland Komodo den Komodo-Nationalpark; das Refugium der Drachen. Endlich werden wir hier auf der Insel die Gelegenheit bekommen, die vom Aussterben bedrohten Komodowarane – die größten Reptilien überhaupt – zu treffen. Die bis zu 3 m langen und 100 kg schweren Riesen-Landechsen stehen schon lange auf unserer Tiersichtungswunschliste. Auch sie haben nur noch hier auf diesen Inseln einen Überlebensraum gefunden.
Mit einem Beiboot werden wir an Land gebracht. Uns begleiten einige Ranger, die mit langen, am Ende gegabelten Stöcken bewaffnet sind. Damit halten sie die Tiere auf Distanz, denn ihr Biss führt aufgrund der großen Infektionsgefahr unweigerlich zum Tod. Auf dem Weg in den Nationalpark treffen wir auf Lungenfische bzw. Schlammspringer und auch eine Gruppe Makaken tollt im Gelände herum.
Doch wegen ihnen sind wir nicht hier. Gleich auf dem Baum neben der Rangerhütte hängt ein Jungtier ab. Die jungen Warane flüchten sich nämlich bis sie groß genug sind, auf die Bäume, um nicht den erwachsenen Waranen zum Opfer zu fallen. Ein paar Schritte weiter treffen wir dann auch auf ausgewachsene Warane. Diese Riesenechsen muten tatsächlich an wie urzeitliche Wesen und man hat das Gefühl, im Jurassic-Park zu sein. Natürlich liegen die Tiere im Schatten, was das Fotografieren nicht gerade einfach macht. Rasch kommen wir ins Schwitzen. Ich bin heilfroh, dass ich das Stativ doch mitgenommen habe und unser Skipper ist so lieb, es mir immer wieder hinterher zu tragen, denn mein Rucksack ist schon schwer genug. So genieße ich es, meinen persönlichen Assistenten zu haben und bin versucht, ihn auch für den Rest der Reise zu engagieren.
Wir kämpfen mit den richtigen Belichtungswerten, während die Ranger versuchen, die Tiere dazu zu bewegen, ihre Augen zu öffnen, oder sie gar zum Laufen zu bringen. Besonders viel passiert allerdings nicht. Es sind nicht unbedingt Tiere, die ständig in Action sind.
Im Wald zeigt uns der Guide ein Warannest, in das die Weibchen ihre Eier legen. Eigentlich ist das nichts weiter als zwei Löcher im Boden. Wir verbringen einige Zeit bei den Urzeitechsen, dann kehren wir aufs Boot zurück. Dort erwartet uns ein verspäteter Lunch. Rasch bricht die Dunkelheit herein.
Inzwischen hat uns das Schiff zu einer Mangroveninsel gebracht. Gerade geht recht spektakulär die Sonne unter und nun verlassen abertausende von Flughunden ihre Schlafstätte in den Mangrovenbäumen, um auf nächtlichen Beutezug zu fliegen. Es ist ein gigantisches Ereignis, das wir vom Deck des Schiffes aus verfolgen.
Auch als es bereits dunkel ist, sitzen wir bei einem angenehmen Lüftchen noch auf dem Oberdeck. Unser Skipper sieht mit seinem Afrolook ein wenig aus wie Bob Marley und so ist es klar, dass er auch singen und Gitarre spielen kann. Völlig ungezwungen bekommen wir nun ein ganz exklusives Konzert. Zusammen mit unserem Guide, dem lokalen Guide und dem Kapitän singen sie uns indonesische Lieder vor. Es ist wunderschön und lädt zum Träumen ein. Nach den vielen, sehr aktiven und unruhigen Tagen ist das ein wunderschöner Ausgleich. In aller Ruhe können wir vor uns hin träumen und dieses Privileg des Exklusivkonzerts genießen, denn auf dem anderen Segelboot mit dem Rest der Gruppe ist schon wieder Action.
Später wird diese Besinnlichkeit unterbrochen durch das Abendessen. Eigentlich hätte uns das späte Lunch vollkommen ausgereicht, doch wenn sich die Besatzung schon so viel Arbeit macht, können wir uns nicht verweigern. Während des Essens gibt es plötzlich einen heftigen Ruck und wir frotzeln, dass wir jetzt wohl einen Eisberg gerammt haben. Aufgeregt ruft die Besatzung, dass wir einen Wal gerammt haben. Wir stürzen an Deck und sehen noch eine Atemfontaine. Das glaubt kein Mensch, dass man einen Wal rammen kann. Hoffentlich hat das arme Tier keine größere Verletzung davon getragen. Schade, dass es so dunkel ist und wir nicht sehr viel sehen können. Offenbar fährt das Boot so leise, dass der Wal es nicht vernommen hat. Vermutlich hatte er sich schon am Meeresboden schlafen gelegt und wir sind über ihn gefahren, wie über einen Stein.
Nach dieser Aufregung sitzen wir noch lange beisammen und führen sehr tiefsinnige Gespräche. Der Abend ist eine echte Bereicherung und wird uns nachhaltig beschäftigen. Wieder einmal haben wir gelernt, dass sich manche Dinge plötzlich ganz anders darstellen, wenn man sich näher damit beschäftigt. Inzwischen hat das Schiff unsere „Parkposition“ erreicht, geankert und es ist Zeit, zum Schlafengehen. Wir ziehen uns in unsere Kajüte zurück und es dauert nicht lange, hat uns das leichte Schaukeln in den Schlaf gewiegt.
20.05.2013 Komodo – Labuan Bajo (Flores)
Als wir aus unserer Kajüte steigen, ist es bereits hell und das Schiff nimmt Kurs auf die Insel Komodo. Hier soll es die größten Warane geben. Noch vor dem Frühstück wollen wir an Land gehen, weil dann die Hitze noch einigermaßen auszuhalten ist. Wieder werden wir mit dem Beiboot an Land gebracht. Das Boot hat bei unserer Last ganz schön zu kämpfen. An Land angekommen, wird die Gruppe von mehreren Rangern flankiert und dann entdecken wir auch schon die ersten Komodo-Warane. Sie sind wirklich riesig! Waren wir gestern noch ein wenig enttäuscht, weil uns die „Drachen“ nicht groß genug waren und wir sie uns noch größer vorgestellt hatten, kommen wir heute voll auf unsere Kosten. Hier gibt es noch größere Exemplare als auf der Insel Rinca. Zwei von ihnen liegen direkt neben den Rangerhütten, allerdings sind die Beiden blind. Um sie ein wenig in Bewegung zu bringen, wird ihnen Futter vor die Nase gehalten, doch die Zwei sind als Fotomodelle nicht wirklich zu gebrauchen. Die rennen einfach zu unkontrolliert durch die Gegend.
Also suchen die Ranger nach den nächsten Waranen und schnell sind auch welche gefunden. Zwar finden wir nicht gut, was hier gerade passiert, doch am Ende fotografieren natürlich auch wir mit. Die Ranger haben nun alle Hände voll zu tun, auf die Touristen und die Warane aufzupassen. Es ist aber auch verlockend, Frontalaufnahmen zu machen, wenn die Warane direkt auf einen zu rennen. Wieder bin ich froh, dass mir unser „Bob Marley“ das Stativ hinterher trägt und so gleich noch ein wenig auf mich aufpasst. Schnell habe ich erkannt, dass es eine gute Strategie ist, gleich neben dem Ranger zu fotografieren. So trennt mich noch sein Stock und mein Stativ von den Riesenechsen.
Auch auf Komodo Island ist es extrem schwülheiß und so läuft bei uns derweil das Wasser in Strömen. In kürzester Zeit ist das Shirt klatschnass und der Schweiß rennt ungebremst in die Po-Ritze. Das ist im Moment aber mehr als nebensächlich. Als der auserwählte Foto-Waran seinen Job – mehr oder minder freiwillig – gemacht hat und ein paar Mal über den Strand gerannt ist, haben alle ihre Fotos im Kasten.
Erst jetzt haben wir Zeit, uns auch mal ein wenig umzusehen und sind entsetzt, wie viel Müll hier überall herum liegt. Für einen Nationalpark ist das kein schönes Aushängeschild. Immerhin stehen wir hier mal wieder einmal vor den Letzten ihrer Art, denn nur auf Rinca und Komodo gibt es noch eine Population von Komodo-Waranen.
Wir verschnaufen im angrenzenden Kaffee-Shop. Bei einem Blick unter die Holzüberdachung über uns entdecken wir zwei Riesengeckos. Das sind vielleicht hübsche Tiere und sie sind wirklich riesig. Etwa 30 cm messen sie in der Länge mindestens und ihre schöne Zeichnung fasziniert uns. Ihr lautes Keckern hört sich witzig an.
Nachdem wir auch den Riesengecko noch fotografisch „eingesammelt“ haben, werden wir zurück zum Schiff gebracht. Wieder segeln wir gemütlich durch die Sunda-Straße, als wir plötzlich eine Gruppe Delphine sehen. Wir haben wirklich großes Glück. Nun steht noch in einer azurblauen Lagune Schnorcheln mit Mantarochen an. Ich verzichte dankend und schaue mir das Ganze vom Schiff aus an, denn sonst habe ich für den Rest der Reise nasse Haare. Die trocknen bei der hohen Luftfeuchtigkeit nämlich nicht. Auch die Badesachen sind ewig feucht und wir haben bei den vielen Flügen, auf denen das Gepäckgewicht meist auf 20 kg und manchmal sogar nur auf 15 kg (nach und von Bali) limitiert ist, schon viel Feuchtigkeit transportiert und natürlich bezahlt. Die Mantarochen haben jedoch heute leider frei, aber eine farbenprächtige Unterwasserwelt und eine Moräne haben die Schnorchelnden dann doch begeistert und Uwe bringt mir ein paar Unterwasseraufnahmen mit, damit ich mir auch ein Bild machen kann.
Nun nimmt das Schiff schon wieder Kurs auf Flores. Wir nutzen die Zeit, um endlich mal ein wenig auf dem Oberdeck unter einem Schattendach zu relaxen.
Als wir den Hafen von Labuan Bajo schon in Sichtweite haben, sichten wir noch einmal eine Gruppe Delphine, die das Schiff ein Stück begleiten. Was für ein schöner Abschluss dieser schönen Schiffsreise. Flores begrüßt uns mit einem schönen Sonnenuntergang. Wir gehen schweren Herzens von Bord. Hier hätten wir es jetzt schon noch ein bis zwei Tage ausgehalten. Der Bus erwartet uns bereits am Hafen und bringt uns ins Hotel, das wunderschön am Meer gelegen ist.
Am Abend kommt die Masseurin ins Hotel, um mein Hüftproblem zu therapieren, das mir seit dem Besuch am Anak Krakatau zu schaffen macht. Inzwischen kann ich nur noch unter starken Schmerzen laufen und Stufen steigen, geht gar nicht. Eine geschlagene Stunde kämpft die zierliche junge Frau mit meinen Muskeln. Sie findet die problematische Stelle, massiert mich gleich vom Kopf bis in die Zehenspitzen und findet dabei Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass ich die überhaupt habe. Obwohl dieses freundliche und äußerst liebenswerte Persönchen kein Wort englisch spricht, verstehen wir uns dennoch und ich bin schwer beeindruckt, wie resolut, kräftig und doch einfühlsam sie vorgeht. Und die ganze einstündige Massage kostet ganze 13 Euro. Anschließend bin ich fix und alle und krieche nach dem Duschen ins Bett. Nun bekomme ich erst einmal einen ordentlichen Muskelkater, aber mein Problem ist endlich gelöst.
21.05.2013 Labuan Bajo (Flores) – Denpasar (Bali)
Nach dem Frühstück werden wir mit dem Bus zum Flughafen gebracht. Der ist noch sehr bescheiden ausgestattet, wird derzeit ausgebaut und ist gegenwärtig eine Großbaustelle. Wir fliegen bis Denpasar, der Hauptstadt von Bali. Hier warten wir auf den Anschlussflug nach Jakarta (Java), der letzten Station unserer Reise. Leider sind wir erst auf den Nachmittagsflug gebucht, so dass wir viele wertvolle Stunden auf dem Flughafen von Denpasar herumlungern. Das ist leider das Einzige, was wir von Bali zu sehen bekommen. Keine Ahnung, warum wir die wertvolle Zeit so sinnlos verwarten, anstatt noch etwas zu unternehmen. Es ist ziemlich ärgerlich, dass für zwei solche blöden Flüge der ganze Tag drauf geht, obwohl laufend Flüge nach Jakarta gehen. Erst am späten Nachmittag kommen wir endlich weg und landen am Abend ziemlich unsanft in Jakarta. Der Flieger setzt so hart auf, dass mir himmelangst wird. Überflüssigerweise sitzen wir auch gerade über dem Fahrwerk und ich sehe mich schon auf dem Teil gen Terminal reiten. Auf das Gepäck müssen wir eine gefühlte Ewigkeit warten. Man könnte meinen, die tragen jedes Gepäckstück einzeln aus der Maschine zum Terminal. Als wir endlich unser Gepäck in Empfang nehmen können, sind einige Taschen und Koffer, obwohl es nicht geregnet hat, patschnass. Manche hinterlassen eine richtige Wasserspur auf dem Gepäckband. Auch unsere Tasche, ausgerechnet die mit der Bekleidung, ist richtig nass. Sofort befühlen wir unsere Kleidungsstücke im Inneren der Tasche und stellen erleichtert fest, dass glücklicherweise innen alles trocken geblieben ist. Die hohe Qualität der Tasche hat sich soeben bezahlt gemacht. Keine Ahnung, was die mit unserem Gepäck gemacht haben.
Wir werden am Flughafen schon erwartet und mit dem Bus ins Hotel gebracht. Es ist das gleiche Hotel, in dem wir schon bei unserer Ankunft in Jakarta übernachtet haben. Noch einmal wird uns heute gezeigt, dass man hier in Indonesien viel Geduld mitbringen muss. Vieles dauert ein wenig länger; so auch das Abendessen im Hotelrestaurant. Man bekommt sein Essen quasi kurz nach dem Verhungern und man hat den Eindruck, die haben entweder nur zwei Kochstellen in der Küche oder nur einen Koch, der im wahrsten Sinne des Wortes nur zwei Hände hat. Unsere Geduld wird jedenfalls ganz schön strapaziert, bevor wir endlich satt und müde vom Rumsitzen ins Bett fallen.
22.05.2013 Jakarta (Java)
Heute starten wir mal etwas später in den letzten Tag unserer Reise. Nach dem Frühstück fahren wir zum großen Lastenseglerhafen Sunda Kelapa im Norden der Stadt. Hier befindet sich der älteste Hafen Jakartas mit der weltweit größten Flotte an Lastensegelschiffen. Wir können zusehen, wie die großen Lastensegelschiffe be- und entladen werden. Alles wird noch von Menschenkraft bewältigt und schon beim Zuschauen läuft uns der Schweiß. Es ist eine unglaublich schwere und schmutzige Arbeit. Nur über schmale Holzplanken, die an Hühnersteige erinnern, werden die Schiffe beladen. Vermummte Gestalten schleppen Düngemittelsäcke auf ein Schiff, leere Gasflaschen werden von einem LKW geworfen, Kartons und Kisten auf einen LKW gestapelt, Zementsäcke aus Schiff gewuchtet und vieles mehr.
Im Moment sind etwa 38 Grad Hitze, strahlender Sonnenschein und eine mittelhohe Luftfeuchtigkeit. Bei dieser Hitze noch eine solche Knochenarbeit zu verrichten, ringt uns Hochachtung ab. Viele der Dockarbeiter haben sogar noch ein Lächeln für unsere Kameras übrig.
Wir halten es hier nicht sehr lange aus, denn es gibt – außer unter den LKWs – keinen Schatten und wir haben das Gefühl, gleich umzufallen. Außerdem fegt uns der Wind immer wieder den Staub ins Gesicht. Interessant ist es hier aber schon.
Dankbar flüchten wir danach in den klimatisierten Bus. Nun bringt uns der Bus nach Kota Tua, der historischen Altstadt von Jakarta, dem früheren Old Batavia. Altstadt ist diesmal wirklich wörtlich zu nehmen, denn die meisten Kolonialbauten, die vor allem die Holländer hier hinterlassen haben, sind in einem erbärmlichen Zustand. Überhaupt ist es überall recht schmutzig. Die Flüsse, sofern man sie überhaupt noch als solche bezeichnen kann, sind voller Müll und stinken jämmerlich und auch sonst liegt sehr viel Müll herum. Ein Problem, das das Land offenbar noch nicht in den Griff bekommt. Im Zentrum der Altstadt befindet sich der Platz Taman Fatahillah mit dem Jakarta History Museum (auch Sejarah oder Batavia- Museum) aus dem Jahr 1710, das ursprünglich als Stadthaus von Batavia gebaut wurde. Früher befand sich in dem Gebäude der Sitz der Niederländischen Ostindien-Kompanie und später der Sitz der Niederländischen Kolonialregierung. Heute beherbergt das Gebäude das Historische Museum mit Relikten aus der Kolonialzeit.
Ihm gegenüber führt uns der Guide in das „Batavia-Cafe“. Wir betreten das eher unscheinbare Gebäude und sind platt vor Staunen, denn wir wähnen uns in einer Filmkulisse. Hier stehen wir in einem echten Kolonialkaffee, das wir so bisher noch nicht gesehen haben. Das Kaffee nimmt uns mit seinem kolonialen Charme sofort gefangen. Alles ist in dunklem Teakholz, an der Decke hängen große Ventilatoren, dicke Teppiche dämpfen jedes Geräusch, üppige Kronleuchter sorgen für gediegenes Licht und die Wände hängen voller Fotos. In der Mitte des Raumes führt eine große Freitreppe in den oberen Stock. Über die gesamte obere Etage zieht sich eine Fensterfront, die den Blick über den Fathillah-square gestattet. Gegen die Sonneneinstrahlung schützen Fensterläden aus Holz, die der Atmosphäre Gemütlichkeit geben aber doch genügend Licht in den Raum lassen. Auch hier ist das Mobiliar gediegen und die Wände und Mittelsäulen des großen Raumes hängen voller alter Fotografie. Selbst die Toiletten haben ihren eigenen Charme und auch dort hängen überall Fotografien. Eine wirklich einmalige Kulisse und tolle Atmosphäre. Hier genießen wir ein sehr schmackhaftes, wenn auch nicht ganz preiswertes Mittagessen.
Anschließend bummeln wir noch ein wenig durch dieses alte Viertel, aber leider sind die schönen alten Häuser total verfallen und vergammelt. Zum Teil stehen nur noch Ruinen. Wirklich Schade.
Nun bekommen wir noch einen Einblick in die Konsumwelt von Jakarta. Wir besuchen eine „Shopping-Mall“ und ein Kaufhaus. Man stelle sich eine Geschäftsstraße mit kleinen Läden vor. Vor den Geschäften sitzen rechts und links der Straße noch mobile Straßenverkäufer, die ihre Ware oder Essen auf fahrbaren Ständen anbieten. Auf jedem Schritt gibt es ein neues Angebot. Bergen von Badeschlappen, Gürtel, Sonnenbrillen, Handtaschen, Elektronikgeräte, Handytaschen, Shirts uns alles Mögliche werden hier angeboten und daneben gibt es Esserei aller Art. Unser Guide führt uns in ein dunkles, eingerüstetes Gebäude mit baufälligen Treppen. Wir stehen vor den Resten einer gesperrten Rolltreppe, die auseinandermontiert ist. Über eine weitere schmutzige, baufällige Treppe gelangen wir in die nächste Etage des Gebäudes. Hier herrscht plötzlich Leben. Den ganzen Gang entlang befindet sich ein Shop am anderen mit Fotoequipment. Im Hintergrund der kleinen Verkaufsstände sitzen Leute mit auseinander genommenen Kameras, denen sie teilweise mit Lötkolben zu Leibe rücken. Hier wird offenbar noch alles repariert und nicht wie bei uns gleich ein Totenschein ausgestellt. Wir sind ziemlich beeindruckt. Auch die Preise für z. B. Fototaschen und Fotorucksäcke sind äußerst lukrativ, allerdings ist die Auswahl nicht sehr groß. Es gibt hier für die gängigen Kameratypen auch Objektive und allerlei Zubehör. Niemals hätten wir uns als Tourist allein hier her verirrt.
Auf dem Rückweg zum Bus passieren wir zahlreiche mobile Obststände und schauen sehnsüchtig auf die schön goldenen und herrlich saftigen Mangos. Am liebsten würden wir uns die Taschen damit voll packen. Auch die Trauben und anderen Früchte rufen regelrecht: „nehmt uns mit“. Schade, dass wir nicht so können, wie wir wollen.
Nach diesem Abstecher durch eine Einkaufs-„Passage“ von Jakarta bringt uns der Bus zurück zum Hotel. Wir haben noch ausreichend Zeit für eine Dusche, ein kleines Nickerchen und fürs Kofferpacken, bevor wir uns zum letzten Abendessen im Hotel treffen. Noch einmal stellt der Koch unsere Geduld ziemlich auf die Probe, denn noch bevor das letzte Essen kommt, haben die Ersten schon verdaut. Ich hatte mir Mini-Hühnchen bestellt, dass wohl nun erst einmal gezeugt und aufgepäppelt werden muss, bevor es eingefangen und zubereitet werden kann. Dafür wurden die Pommes frites inzwischen mit hübschen Verzierungen geschnitzt. Ehrlich gesagt freuen wir uns ziemlich auf ein ordentliches Steak mit Kartoffeln und auch eine Pizza ist willkommen. Auf Reis mit Hühnchen und Hühnchen mit Reis werden wir dagegen wohl ein paar Tage lang verzichten können.
Um 21 Uhr bringt uns der Bus zum Flughafen. Nun ist das Ende unseres Abenteuers Indonesien endgültig gesetzt. Es heißt Abschied nehmen von unserem Guide, der einen guten Job gemacht hat. Sein Organisationstalent, sein Wissen und seine liebenswerte freundliche Art sind wirklich bemerkenswert. Zur allgemeinen Verwunderung werden wir vor dem Abflug noch einmal mit 25 US-Dollar für ein Ausreisevisum zur Kasse gebeten. Als das im Pass klebt, dürfen wir einchecken.
23.05.2013 Jakarta (Java) – Dubai – Zürich
Während wir auf unseren Flug mit Emirates warten, können wir schon mal Pläne schmieden für die nächsten Reiseziele. Wunschdestinationen haben wir schließlich genug.
Der Flug mit Emirates bis Dubai vergeht sehr schnell. Dank großer Beinfreiheit ist die Klappmesserhaltung nicht ganz so schlimm und der nicht vorhandene Dritte auf der Sitzbank ermöglicht es uns, uns auszubreiten. So sind wir schnell eingeschlafen und werden erst wach, als das Frühstück serviert wird. Nach 7 Stunden Flug erreichen wir Dubai, dort haben wir zwei Stunden Aufenthalt, bevor uns Emirates in weiteren 5 Stunden Flugzeit nach Zürich bringt.
Fazit:
Indonesien ist ein Land mit rund 220 Millionen Einwohnern und damit der viertgrößte Staat der Welt. Der Inselstaat umfasst eine Fläche von 1,868 Mio. km2 (Die Größe Europas beträgt 10,1 Mio km2) und Indonesien besteht aus derzeit 17.508 Inseln und Inselchen, wovon ca. 6.000 bewohnt sind. Mit der gigantischen Größe des Landes sind dann auch sehr große Distanzen verbunden, die leicht unterschätzt werden. Deshalb ist das Flugzeug gängiges Transportmittel, um von Insel zu Insel zu gelangen bzw. die großen Distanzen zu überwinden. So war auch auf unserer Reise die große Vielschichtigkeit zwangsläufig mit vielen Inlandflügen verbunden, um in angemessener Zeit die großen Entfernungen überwinden zu können. Dadurch ging uns viel wertvolle Zeit verloren, die wir im Flugzeug oder im Bus verbracht haben. Im Nachhinein betrachtet ist, wie so oft im Leben, weniger manchmal mehr. Beim nächsten Besuch von Indonesien werden wir uns auf ein bis zwei Inseln beschränken. Das Land hat noch sehr viel mehr zu bieten, als wir bereits sehen konnten und so werden wir sicherlich noch einmal zurückkehren. Außerdem schuldet uns der Kawah Ijen noch seinen Anblick. An manchen Stationen wären wir gern etwas länger geblieben; auf andere Reiseziele hätten wir auch verzichten können. Das ist eben der Preis für ein Gesamtpaket, dass man nicht selbst individuell gestalten kann.
In einer Gruppe Gleichgesinnter unterwegs zu sein, hat uns in vielerlei Sicht bereichert. Wir haben dazugelernt und der Austausch war nie langweilig. Für uns war es eine neue Erfahrung, so zu reisen. Wir mussten uns um nichts kümmern, was für uns ungewohnt ist. Trotzdem ist es natürlich ein Unterschied zum selbstbestimmten Reisen, auf das wir auch in Zukunft nicht verzichten möchten.
Land und Leute
Wir waren sehr überrascht, mit welcher großen und vor allem ehrlichen Freundlichkeit uns die Menschen begegnet sind. Ohne jemals aufdringlich zu sein tun sie idR. alles, um die Wünsche des Gastes zu erfüllen und sind dabei flexibler, als jeder Europäer. Dabei sind sie weder schlitzäugig, noch auf ihren Vorteil bedacht, sondern einfach nur freundlich. Das war eine sehr angenehme Erfahrung für uns. Ihre Zurückhaltung verlieren Indonesier nur, wenn sie in einer Schlange stehen. Ich glaube, sie sind Weltmeister im Drängeln und Vordrängeln und schlagen darin auch noch die Inder. Dann entwickeln die kleinen Persönchen eine Energie, die verblüfft.
Indonesien kann wohl mit Recht als ein Schwellenland bezeichnet werden. Es gibt – besonders augenfällig in der Stadt – eine Mittelschicht, deren Lebensstandard recht gut ist. Die Landbevölkerung dagegen lebt noch in sehr bescheidenen Verhältnissen. Hungern muss im Land jedoch Keiner. Uns ist aufgefallen, dass die Menschen ausgesprochen fleißig und arbeitsam sind. Anders als in Afrika arbeiten hier auch die Männer fleißig mit. Bettler haben wir sehr sehr wenige gesehen.
Der Straßenverkehr ist besonders in Jakarta ein einziges Chaos. Rote Ampeln haben maximal den Charakter einer Empfehlung, an die sich aber Keiner hält. Vorfahrtsregeln scheinen nicht zu existieren. Teilweise stehen mitten im Fahrzeug- und Mopedgewühl selbsternannte Verkehrsreger, die todesmutig vor andere Fahrzeuge springen, um sich einfädelnden oder einbiegenden Fahrzeugen eine Gelegenheit zu geben, wieder „mitzuspielen“. Dafür wirft ihnen der so bevorzugte Verkehrsteilnehmer einen kleinen Geldbetrag in einen Beutel.
Oft sind wir im Bus zusammengezuckt, wenn uns wieder einmal ein Moped knapp geschnitten hat oder sich ein Auto auf der Standspur überholend vor uns quetschte. Schon als passiver Verkehrsteilnehmer ist der indonesische Straßenverkehr gewöhnungsbedürftig. Wenigstens hat das Hupen ein gewisses System und heißt, „Achtung, ich komme; hallo, ich bin hier“. Auf dem Land kann man mit einer Portion Abgebrühtheit und Ruhe sicherlich auch als disziplingewöhnter Europäer selbst fahren. Für Jakarta muss man als Fahrer dafür wohl vor der Fahrt etwas einnehmen. Die wichtigste Devise lautet auf jeden Fall: „wer Angst zeigt, hat verloren“ und deutsche Oberlehrer-Mentalität ist völlig fehl am Platz. Wer meint, Recht zu haben und darauf beharrt, ist schneller tot als ihm lieb ist. Vielmehr läuft der Verkehr hierarchisch, d. h. der Größere hat immer Recht. Keine Angst zu zeigen gilt übrigens auch für Fußgänger, die eine Straße überqueren wollen. Man muss einfach loslaufen und darauf vertrauen, dass die Fahrzeuge und Mopeds schon anhalten werden. Wildes mit den Armen fuchteln, unterstützt dabei dieses Unterfangen. Wer ängstlich am Straßenrand stehen bleibt, wird niemals auf die andere Straßenseite gelangen.
Wetter und Moskitos
Auch auf das indonesische Wetter ist kein Verlass mehr. Obwohl die Regenzeit vorbei sein sollte, haben wir einige tropische Wolkenbrüche erlebt. Das ist aber recht gut zu ertragen (sofern man nicht gerade im Begriff ist, in seinem Zelt zu ersaufen), zumal es weder davor noch danach abkühlt. Wichtiges Utensil für Indonesien ist tatsächlich ein kleiner Regenschirm, der auch als Sonnenschirm eingesetzt werden kann. Uns waren außerdem noch die einfachen Einmal-Regenponchos (0,50 € aus dem Drogeriemarkt) hilfreich. Ein Regenschutz für die Kamera ist natürlich zwingend erforderlich und ein paar Mülltüten zum Überstülpen über die Kamera sind ebenfalls hilfreich. Problematisch ist aus unserer Sicht auch nicht der Regen, sondern die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, die nichts trocknen lässt. Ihre Kleidung während der Reise waschen zu wollen, wurde für einige Reiseteilnehmer zum Problem. Ich hatte ziemlich Schwierigkeiten, meine dicken, zum Zopf geflochtenen langen Haare zu trocknen. Ohne unseren mitgeführten Reisefön wären meine Haare dauerfeucht geblieben und irgendwann gehen sie dann in ein natürliches Grün über.
Im Hinblick auf den Insektenschutz hat sich unser „Autan Tropic“ doch recht gut bewährt. Das Schweizer Mittel „Anti Brumm“ enthält 30 Prozent DEET und schützt auch vor Moskitos. Wir waren allerdings die Einzigen aus der Gruppe, die auch von Flohbissen verschont geblieben sind (außer beim Abtrocknen nach dem Duschen – raffinierte Biester!). Das lässt die Vermutung zu, dass die indonesischen Flöhe kein Autan mögen. Im Regenwald hat es sich bewährt, die Hosen in die Socken zu stecken und dieses reizende Ensemble noch mit „Anti Brumm“ zu besprühen. Das schützt zuverlässig vor Feuerameisen, Blutegeln, Milben und Moskitos. Man sollte sich aber nicht auf den Boden setzen, nicht an Bäume und Pfosten anlehnen und aufpassen, was von Oben kommt. Die Feuerameisen machen ihrem Namen tatsächlich alle Ehre und brennen höllisch auf der Haut.
Unerlässlich ist es, den Moskitoschutz Tag und Nacht aufrecht zu erhalten, da die Aedes-Mücke, die tagaktiv ist, das gefährliche und unheilbare Denguefieber verbreitet. Java und Bali sollen zwar angeblich seit vielen Jahren malariafrei sein. Auf einen Versuch sollte man es jedoch nicht ankommen lassen. Deshalb haben wir zur Sicherheit Malarone wieder für eine Standby-Notfallselbstbehandlung mitgeführt.
Die intensive Sonneneinstrahlung – nah am Äquator – sorgt innerhalb kürzester Zeit für einen heftigen Sonnenbrand. Schon deshalb ist es sinnvoll, stets lange Hosen und auch leichte langärmlige Blusen bzw. Hemden zu tragen. Meine ärmellosen Kleidungsstücke dagegen haben alle einen netten Ausflug gemacht, ohne wirklich gebraucht zu werden. Bewährt haben sich dagegen die Kleidungsstücke aus Microfaser mit hohem synthetischen Anteil (z. B. Odlo, North Face).
Als eine gute Vorsorge hat sich außerdem das reichliche Imprägnieren unserer Wanderschuhe erwiesen. Obwohl wir mehrfach mitten im Wasser standen, sind Schuhe und Füße trocken geblieben.
Obwohl wir es selbst nicht getan haben, erscheint es durchaus sinnvoll, die Kleidungsstücke in Plastiksäcke einzuschweißen. So nimmt nicht alles sofort die hohe Luftfeuchtigkeit auf und im Fall eines „Wasserschadens“ sind nicht alle Kleidungsstücke nass.
Essen und Gesundheit
Wider erwarten ist das indonesische Essen recht schmackhaft. Natürlich ist Reis – blank oder gebraten – die Nahrungsgrundlage. Hühnchen- und Rindfleisch in geringen Dosen ergänzen die Speisekarte. Es gibt sehr viel Gemüse, das wir auch aus heimischem Anbau kennen, wie z. B. Blumenkohl, Bohnen, Möhren, Erbsen, Kartoffeln, Weißkraut, Tomaten, Gurken, Paprika, Zwiebeln, Mais. Oft wird das Gemüse sehr bissfest angeboten. So war ich mir bei den Bohnen selten sicher, dass sie überhaupt den Kochtopf gesehen haben. Daneben gibt es noch einheimisches Gemüse – meist in Form von irgendwelchen Blättern – das jedoch oft sehr schmackhaft ist. Die indonesische Küche liebt Peperonis und zu fast allen Gerichten werden scharfe Soßen gereicht. Besonders verwundert waren wir immer wieder, wenn uns Spargel serviert wurde. Den vermutet man nun wirklich nicht in den Tropen. Es gibt aber auch verschiedene asiatische Nudelgerichte, die sowohl mit Glasnudeln als auch mit herkömmlichen Eierteignudeln zubereitet werden. Mit „Mie Goreng“ z. B. kann man nicht viel falsch machen. Das sind mit Gemüse und Hühnchenstücken gebratene Nudeln.
Wie immer hat sich die Mitnahme einer Flasche Whisky aus dem Duty Free bewährt, denn Alkohol haben wir, außer in den Hotelbars, sonst nirgends gesehen. Die Tatsache, dass es diesen unverzichtbaren Magenputzer inzwischen auch in Plastikflaschen gibt, macht den Transport leichter. Ein Schluck nach jeder Mahlzeit hat uns wieder zuverlässig vor Unwohlsein bewahrt. Schade, dass dies nicht auch vor Erkältungen schützt. Der ständige Wechsel zwischen heißen Außentemperaturen und stark klimatisierten Räumen führt fast unweigerlich zur Erkältung. Immerhin hatten wir Temperaturen zwischen 32 und 38 Grad Celsius. Wenigstens hat man die Gelegenheit, sich eine Erkältung rasch wieder auszuschwitzen – quasi durch Dauersauna. So war die Erkältung innerhalb von zwei bis drei Tagen wieder vorbei. Geeignete Medikamente gibt es in den überall vorhandenen Apotheken und teilweise auch in Supermärkten. Ein sehr wirksames Spray zur Vernichtung der Bakterien im Hals (Cool 5) haben wir sogar mit nach Hause genommen.
Zur Ehrenrettung von Emirates muss übrigens noch gesagt werden, dass unsere beiden Heimflüge von einem exzellenten Service begleitet wurden. Nach den Klappmesser-Erfahrungen auf den Inlandflügen haben wir die große Beinfreiheit noch mehr schätzen gelernt und wohltuend waren auch die sanften Landemanöver, denn das wissen wir jetzt auch viel mehr zu würdigen. Zu allem Glück war es uns auch noch vergönnt, uns jeweils über eine ganze Sitzreihe ausbreiten zu können, weil die Maschinen nicht ausgebucht waren. So hatten wir einen sehr entspannten und schlafreichen Heimflug mit perfektem Service.