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Galapagos 2012
Verzauberte Inseln (Islas Encantadas)
25. Oktober – 11. November 2012
… wurden früher die Islas Galápagos genannt. Heute sind sie als Galápagos-Inseln bekannt und ihre ganz spezielle und einmalige Flora und Fauna gehört inzwischen zum Weltnaturerbe der UNESCO. Immerhin 97 % der Fläche der Islas Galápagos und 99 % der sie umgebenden Gewässer stehen dadurch unter strengem Naturschutz und werden durch den Nationalpark Galápagos geschützt. Ein solches Natur- und Fotografenparadies erscheint uns für die nächsten dreieinhalb Wochen als gute Alternative zum heimischen Schmuddelwetter, zumal die Marine-Iguanas – die urzeitlich anmutenden Meerechsen, die wie kleine Minidinos aussehen, schon lange auf unserer persönlichen Fotomodell-Wunschliste stehen. Jetzt werden wir erkunden, ob sie wirklich so verzaubernd sind, diese 14 (größeren) Inseln nahe am Äquator und mitten im Pazifischen Ozean, etwa 1.000 Kilometer vor der Westküste von Südamerika auf der Höhe von Ecuador. Diesmal verzichten wir auf den Kauf eines Reiseführers und stellen uns stattdessen gleich unseren persönlichen Reiseguide zusammen, denn mit ein wenig Fleiß findet man im Web eine Fülle an Informationen. Im Crashkurs lernen wir Einiges zur Geschichte der Inseln und erkennen schnell, dass die Galápagos-Inseln untrennbar mit Charles Darwin verbunden sind, der hier wesentliche Erkenntnisse für seine spätere Evolutionstheorie gewann. Aber auch der Seefahrer Christoph Kolumbus kommt in der Geschichte der Inseln vor, die sich in etwa so zusammenfassen lässt: 1535 wurden die Inseln zufällig von Spaniern entdeckt. Im 17. Jahrhundert dienten sie dann als Versteck und Fluchtort für Seeräuber. Im 19. Jahrhundert wurden die Inseln nach den dort vorkommenden Riesenschildkröten in Islas Galápagos umbenannt (das Wort Galápago steht im spanischen u. a. für Wulstsattel und bezieht sich auch auf den Schildkrötenpanzer, der bei einigen Unterarten der Galápagos-Riesenschildkröte im Nackenbereich wie ein Sattel aufgewölbt ist). 1832 nahm General José María Villamil die Inseln für Ecuador in Besitz und nannte sie Inseln Archipiélago del Ecuador. Zu dieser Zeit begann die erste dauerhafte Besiedlung der Inseln und auch heute noch sind fünf der Inseln besiedelt. 1835 besuchte Charles Darwin vier der Inseln. 1892 wurden die Islas Galápagos zu Ehren von Christoph Kolumbus in Archipiélago de Colón („Kolumbusarchipel“) umbenannt.1959 erklärte die ecuadorianische Regierung die Islas Galápagos zum Nationalpark Galápagos und schon seit 1978 stehen die Inseln auf der UNESCO-Liste des Weltnaturerbes. 1996 kam es zur Ausrufung des Marine-Reservats Galápagos und 2001 wurde das Weltnaturerbegebiet um das Marine-Reservat erweitert. Damit sind sowohl alle Inseln des Archipels als auch das sie umgebende Meer mit seiner reichen Unterwasserwelt geschützt.
Die Galápagos-Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Die tektonische Platte (Nasca-Platte), auf der die Inseln liegen, bewegt sich über einer Magmakammer, die auch heute noch vulkanische Aktivität auf den Inseln Isabela und Fernandina bewirkt (sogenannte Hot-Spots).
Auf den Galápagos-Inseln wird noch immer Spanisch gesprochen. Anerkanntes Zahlungsmittel ist seit einigen Jahren der US-Dollar. Die Galápagos-Inseln bestehen aus 14 größeren Inseln: Isabela, Santa Cruz, San Salvador (auch Santiago, James), Fernandina, San Cristóbal, Floreana (auch Santa Maria), Marchena, Espanola, Pinta, Santa Fe, Genovesa, Pinzón, Baltra und Rabida. Daneben gibt es noch über 100 kleinere bis winzige Inseln, darunter die weit nordwestlich liegenden Inseln Darwin und Wolf. Die Inseln Santa Cruz, San Cristóbal, Isabela, Floreana und Baltra sind bewohnt. Die Mehrzahl aller Galápagos-Besucher besucht die Inseln im Rahmen von meist 5- oder 7-tägigen Kreuzfahrten.
Rasch wird uns jedoch klar, dass wir auf einigen Inseln gern mehr Zeit als zwei bis drei Stunden pro Landgang zur Verfügung hätten. So entscheiden wir uns für Inselhopping, denn auf den bewohnten Inseln können wir uns frei bewegen und bei Bedarf von dort aus Tagestouren zu den unbewohnten Inseln unserer Wahl machen. Die Entscheidung für einen Aufenthalt fällt auf die Inseln Santa Cruz, Isabela und San Cristóbal. Passende Hotels dort sind schnell gefunden.
Ein wenig schwieriger wird es dagegen mit dem Flug, denn wir müssen in Ecuador zwischen landen. Iberia fliegt zwar diese Strecke häufig, aber die Meinungen im Internet sind einhellig – schlecht bis besch…. Wir entscheiden uns für LAN-Airlines, eine chilenische Fluggesellschaft. Nein, die stehen nicht auf der schwarzen Liste und haben ganz im Gegenteil eine sehr gute Bewertung. Allerdings müssen wir noch einen Zwischenstopp in Madrid in Kauf nehmen. Im Grunde könnten wir zwei Stunden später weiter fliegen, doch wir entscheiden, auf Nummer sicher zu gehen und den Weiterflug am Nachmittag zu wählen. Eine weise Entscheidung, wie sich noch herausstellen wird.
Schon etwas gewöhnungsbedürftig ist es, wenn man Ende Oktober die Badebekleidung aus dem Schrank und das Schnorchelequipment aus der Versenkung kramt. Schnell noch den letzten Restbestand des Sommers an Sonnenmilch aufgekauft und die Reiseapotheke mit allen möglichen Mittelchen gegen Seekrankheit bestückt. So gerüstet fiebern wir dem Aufbruch entgegen.
25.10.2012 Frankfurt – Madrid – Guayaquil (Ecuador)
Unsere Nacht ist um 1:00 Uhr vorbei, doch für Urlaub bringt man gern solche Opfer. Rasch sind wir startklar. Wie immer ist der Parkplatz in Frankfurt schon vorgebucht, so dass wir uns keine Gedanken machen müssen. Am Drop-Off-Schalter der Lufthansa steht mal wieder eine lange Schlange, doch es geht flott voran. Unser Gepäckgewicht ist vorbildlich unter Limit und so können wir wenig später in die wenig ausgelastete Boeing B737 der Lufthansa steigen. Wir könnten eine wunderschöne Flugroute genießen, wenn da nicht dichter Nebel und Regenwolken wären. Schade, gern hätten wir Paris und Pamplona aus der Luft gesehen. Statt dessen werden wir ordentlich durchgeschüttelt und Madrid empfängt uns mit strömendem Regen. Naja, heute ist uns das egal. Wir haben andere Sorgen, denn nun müssen wir uns auf dem Flughafen Madrid erst einmal orientieren. Wir sind am Terminal 2 angekommen und es sieht so aus, als ob unser Anschlussflug vom Terminal 4 aus startet. Es dauert eine ganze Weile, bis wir herausgefunden haben, wohin wir müssen und wie das funktioniert, denn Infos sind knapp und/oder inkompetent bzw. unser Spanisch nicht vorhanden. Ein Bus bringt uns schließlich nach Terminal 4, an dem die Interkontinentalflüge abgewickelt werden. Der große Komplex fordert noch einmal Orientierungsvermögen und Durchblick. Zwei Stunden Übergangszeit wären definitiv zu knapp gewesen. Dann doch lieber etwas warten müssen. Mit der „Chocolat Factory“ im Rücken fällt uns das nicht allzu schwer und wir genießen es, uns durch die breite und sehr leckere Angebotspalette zu kosten.
Ein wenig skeptisch bin ich ja, was unser Gepäck anbelangt. In Frankfurt wurde es durchgecheckt bis Guayaquil, unserem heutigen Tagesziel. Ob das auch diesen weiten und ziemlich komplizierten Weg hier nach Terminal 4 findet – na ich weiß nicht. Lassen wir uns mal überraschen. Endlich ist Boarding und die Maschine nach Guayaquil ist rappelvoll. Rasch gewinnen wir den Eindruck, dass im Spanischen mindestens fünf Sätze notwendig sind, wofür im Deutschen oder Englischen zwei bis fünf Worte genügen. Eine unglaubliche Geräuschkulisse umgibt uns und die anfänglich belächelten Oropax, die zur Passagierausstattung neben Decke, Kissen und Kopfhörer gereicht werden, werden wohl dann doch noch zum Einsatz kommen. Allein die unzähligen Kleinkinder sorgen für Action. Uwe hatte versucht, wie immer, für uns die letzte Sitzreihe zu servieren, doch das war nicht möglich gewesen. Jetzt wissen wir auch wieso. Auf die letzten beiden Sitzreihen verschwindet nämlich, von einem Vorhang abgeschirmt, die halbe Crew.
Der Start dauert eine gefühlte Ewigkeit. Dafür wird das Flugzeug mal wieder übergründlich desinfiziert und weil es so schön stinkt, gleich noch einmal auch in Kopfhöhe einiger Passagiere. Als wir endlich in der Luft sind, passiert gar nichts. Im Halbschlaf höre ich kein Küchengeklapper, wie das sonst üblich ist. Dafür wird nach einiger Zeit ständig Papier gerissen. Als einer der Stewarts endlich auf unserer Reihe ankommt, erklärt sich das Geräusch. Für jede Person gibt es erst einmal – natürlich mit Durchschlag – ein Einreiseformular und damit nicht etwa genug, muss auch noch jede Familie eine Einreisekarte ausfüllen. Mit diesen Formalitäten sind die Passagiere gut beschäftigt. Die Verantwortung für die ordnungsgemäße Einreisekarte erhält natürlich das Familienoberhaupt – ganz klassisch. Bei uns führen die unzähligen Bestimmungen auf der Rückseite des Zettels zu einer gewissen Belustigung. So erklärt uns der Wisch z. B., dass jeder von uns nur sechs Speicherkarten und eine Kamera einführen darf. Dafür dürfen zwei Haustiere aber keine nichtelektrischen Küchengeräte mitgebracht werden. Nun ja, man muss nicht alles verstehen. Offenbar kommt hier aber die Pflicht vor dem Spaß und so wird unser Loch im Bauch grösser und grösser, denn wir haben inzwischen einen Riesenhunger.
Nun kann man sich fragen, was unter gutem Service zu verstehen ist, für den die LAN-Airline gelobt wird. Wenn es die Tatsache ist, die Fluggäste so lange wie möglich vom Essen und Trinken fern zu halten, dann sind die echt Spitze! Eigentlich sollten die besser Lahm-Airline heißen, so langsam wie die sind. Mehr als zwei Stunden später bekommen wir dann doch endlich etwas zu Essen, werden mit reichlich Alkohol abgefüllt und können uns danach zur Ruhe betten. Aber „Ruhe“ ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff. Umschreiben wir es mal mit einem sehr kurzweiligen Flug. Die meiste Ruhe scheint die Crew zu genießen, denn die nächsten 6 Stunden ward die nicht mehr gesehen. Wir überwinden inzwischen sechs Zeitzonen, so dass der Tag quasi wie im Flug vergeht. Irgendwann gibt es dann Abendessen – schmackhaft und heiß – bevor die Maschine in Guayaquil landet und alle wie wild Beifall spenden. In einer derart stürmischen Variante hatten wir es bisher noch nicht erlebt. Wie sagt man: es ist die Erleichterung, es gut hinter sich gebracht zu haben. Da hätten wir eigentlich mit machen sollen.
Wohl wie überall auf der Welt ist vor der Einreise eine ewig lange Warteschlange zu bewältigen. Als wir endlich an der Reihe sind, kann der Officer kein Wort Englisch. Naja, braucht er ja auch nicht. Er muss ja nur die Namen in seinen Computer tippen und obwohl er das ja nun viele Stunden am Tag tut, scheint er beim Tippen jeden Buchstaben auf seiner Tastatur nach langem Kreisen immer wieder neu zu entdecken. Wir bekommen bald die Krise, als er auch noch beginnt, unsere anderen Stempel im Reisepass auswendig zu lernen. Gefühlte fünf Zentimeter kleiner (der Rucksack ist sauschwer) dürfen wir endlich einreisen. Welche Freude, als tatsächlich beide Reisetaschen wohlbehalten auf dem Band kreisen. Nun wird unser Gepäck noch einmal durchleuchtet und dann lässt man uns endlich ziehen.
In der Empfangshalle stehen hunderte von Menschen Spalier. Na diese Euphorie wäre ja nicht notwendig gewesen. Wir eilen zum Taxistand und für 5 Dollar bringt uns ein netter Taxifahrer in unser Hostal „Muria“, unweit des Flughafens. Das Hostal ist klein und einfach aber sehr sauber; für die Nacht vollkommen ausreichend. Auffallend ist, dass überall die Häuser ziemlich verbarrikadiert sind. Vier Meter hohe Mauern, gekrönt von Stacheldraht, umgeben die Grundstücke. Unseren Hostal-Besitzer sehen wir mit einem dicken Knüppel spazieren gehen. Nehmen wir mal an, der ist zum Schutz gegen die vielen streunenden Hunde, die es hier gibt.
26.10.2012 Guayaquil – Santa Cruz (Galápagos-Insel)
Es war warm heute Nacht, obwohl das Zimmer ziemlich offen gebaut ist. Die ganze Nacht haben Hunde gekläfft, aber wir haben doch ganz gut geschlafen. Das Hotelfrühstück ist einfach, aber gut und der nachtschwarze und richtig starke Kaffee weckt auch die letzten müden Geister. So liebe ich Kaffee! Wenige Minuten später bringt uns ein Fahrer des Hotels zum Flughafen. Der Straßenverkehr ist ganz schön dicht und irgendwie scheint Jeder auf sein Recht zu bestehen. Ein paar Mal kann ich aus nächster Nähe Kotflügel betrachten und mir überlegen, wie die ohne Farbe aussehen. Zum Glück geht alles gut und wir werden wohlbehalten am nationalen Flughafen abgesetzt. Wieder bekommen wir vor dem Einchecken einen Berg Formulare in die Hand gedrückt, die wir ausfüllen müssen. Auch die 10 Dollar für das elektronische Visum werden uns gleich noch abgenommen. Der Checkin geht rasch vonstatten und während wir auf unseren Flug nach Baltra (eine der Galápagos-Inseln) warten, kosten wir uns schon mal durch die ecuadorianische Schokolade. Der Kakao aus Ecuador gehört schließlich zum Besten der Welt und das kann man nicht einfach ignorieren. Diese Köstlichkeiten haben zwar ihren Preis, aber guter Geschmack war schon immer etwas teurer.
Der knapp zweistündige Flug geht rasch vorüber und schon sehen wir die ersten Inselchen unter uns. Wir landen auf der Insel Baltra, die auch Militärstützpunkt ist. Hier läuft man noch über die Landebahn. In geordneter Reihe werden wir erst einmal über die Desinfektionsmatte geleitet – muss schließlich alles seine Ordnung haben. Dann kommen unsere ganzen, brav ausgefüllten, Formulare zum Einsatz. An Schalter eins wird uns das Einreisevisum (Ingala Transit Kontrollkarte – Spanisch: Tarjeta de Control) abgenommen. Am nächsten Schalter werden wir noch um je 100 USD Nationalparkgebühr erleichtert. Dann kommt die Handgepäck-Kontrolle an die Reihe. Der Officer, der sich um mein Handgepäck kümmern soll, hat allerdings keine große Lust oder liegt es an meinem ehrlichen Blick – jedenfalls winkt er dankend ab und gibt stattdessen meinem kleinen Plüscheisbären am Rucksack einen Klaps.
Während wir auf unser Gepäck warten, haben wir genügend Zeit uns umzusehen. Ein wenig befremdlich ist die „Empfangshalle“ hier ja schon, denn das ist nichts anderes als eine offene Überdachung, die mit ein paar Planen zugehangen ist. Nun bräuchten wir noch unser Gepäck, doch ein Gepäckband ist nicht zu sehen. Stattdessen wird irgendwann ein Bretterverschlag geöffnet und in einer angrenzenden „Halle“ stehen/liegen die ganzen Gepäckstücke und Jeder sucht sich aus, was ihm gehört. Mehr Chaos geht nicht! Wir haben Glück und unser Gepäck steht verhältnismäßig weit vorn. So entkommen wir dem Massengedränge weitgehend.
Vor dem „Empfangsgebäude“ warten bereits auf staubiger Piste einige Busse, die die Passagiere zur Mole und zum Kanal bringen. Die Kunst besteht nun darin, den nächsten Bus zum Itabaca-Kanal zu finden. Wir haben es geschafft, sitzen im richtigen Bus und werden (kostenlos) in 10 Minuten zur Fähre gebracht. Dort wartet bereits ein Panga, das uns auf die Insel Santa Cruz bringt. Das Panga ist ein überdachtes Boot, in dem unten die Passagiere sitzen und obenauf die Gepäckstücke geladen werden. Die kurze Überfahrt kostet 0,80 USD. Nach dem Anlanden auf Santa Cruz herrscht erst einmal Chaos pur. Unzählige Pickups – hier Taxis – warten auf Passagiere. Daneben besteht aber auch die Möglichkeit, bis Puerto Ayora mit dem Bus zu fahren. Wir entscheiden uns für diese Option und kommen so für 1,80 USD (statt für 18 USD) nach Puerto Ayora.
Unterwegs können wir schon mal quasi nebenbei die „Los Gemelos“ – die Zwillingskrater besichtigen. Das sind zwei durch eine leere Magmakammer geformte Krater (Dolinen bzw. Senklöcher) vulkanischen Ursprungs, die an beiden Seiten der Straße von Baltra nach Puerto Ayora im Hochland von Santa Cruz liegen. Die Zwillingskrater verfügen jedoch nicht über eine Vulkanöffnung, sondern haben sich durch einen Einsturz des Oberflächenmaterials herausgebildet.
Das Hochland von Santa Cruz ist sehr feucht. Dementsprechend wächst hier eine Art Bergnebelwald mit zahlreichen Scalesia-Bäumen in einem großen Scalesia-Pedunculata-Wald. Dieser verzauberte Wald mit seinen endemischen Bäumen, die eigentlich mit der Sonnenblume verwandt sind und der dazu gehörigen Vegetation mit vielen Farnen, Moosen und Flechten zeigt ein ganz anderes Bild von Galápagos: einen üppig grünen Berg-Regenwald. Leider ist das Wetter heute so gar nicht „passend“, denn es scheint gnadenlos die Sonne und von Nebel und Regen keine Spur. Dennoch ist die Vegetation sehr schön und man kann sich gut vorstellen, wie mystisch dieser Wald bei Regen und Nebel sein muss.
In gut einer Stunde erreichen wir Puerto Ayora. Das Erste, was wir wahr nehmen, sind die Preise an einer Tankstelle. Hier kostet die Gallone Diesel 1,02 USD (79 Cent) und die Gallone umfasst 3,8 Liter!!!! Wir bekommen den Mund nicht mehr zu.
Der Bus setzt uns am Hafen ab. Von dort nehmen wir ein Taxi, das uns in wenigen Minuten in das Hotel „Silberstein“ bringt. Innerhalb der Stadt fahren alle Taxis für einen Dollar. Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, machen wir uns auf, den Ort zu erkunden. Im Restaurant „Il Giardino“, gleich um die Ecke, kehren wir ein, um eine Kleinigkeit zu essen. Die Riesengarnelen am Nachbartisch lachen uns buchstäblich an und so können wir nicht widerstehen – dekadent und sogar erschwinglich. Während wir auf unser Essen warten, können wir den ersten Fregattvögeln bei ihren kühnen Flugmanövern zusehen. Es ist unglaublich, wie elegant diese Flugkünstler sich durch die Luft bewegen. Bei dem Einen oder Anderen können wir sogar den roten Kehlsack erkennen. Auf der anderen Straßenseite sitzen Pelikane in den Mangrovenbüschen. Mit Blick auf den Pazifik genießen wir unser erstes ecuadorianisches Essen. Es schmeckt saulecker. So gestärkt sind wir bereit für neue Entdeckungen und die lassen auch nicht lange auf sich warten.
Ein paar Schritte weiter treffen wir auf die ersten Marine-Iguanas (Meerechsen), die es sich auf den warmen Gehwegplatten bequem gemacht haben. Wir hätten nicht zu hoffen gewagt, diese kleinen Minidrachen so schnell zu treffen. In recht unvorteilhafter Pose liegen wir auf dem Gehsteig. Egal, das Ergebnis zählt.
Wir laufen bis zum Hafen, entdecken eine große Gruppe Seelöwen, die sich im Schutz der Polizeidirektion in der Sonne aalen, sehen die ersten roten Klippenkrabben und eine Menge Meeresvögel. Im Hafen herrscht reger Betrieb. Überall ankern Kreuzfahrtschiffe. Daneben bringen Wassertaxis ihre Passagiere von einer Uferseite der Hafenbucht auf die andere und mit Pontons werden Waren in den Hafen transportiert. Dem Supermarkt am Hafen statten wir einen ersten informellen Besuch ab. Abends machen wir noch ein paar Nachtaufnahmen und schauen zu, was sich im Wasser so alles tummelt. Neben Seelöwen, großen Fischschwärmen und Klippenkrabben sehen wir mehrere Mantarochen majestätisch durch das Wasser gleiten. Das war doch für den ersten Tag schon mal eine ganze Menge an Wildlife.
27.10.2012 Santa Cruz
Unser Tag beginnt früh, denn heute zum Samstag soll vormittags Food- und Fischmarkt sein. Wenige Häuser vom Hotel entfernt befindet sich der Fischmarkt, auf dem gerade die Fischer ihren reichen Fang abladen. Es ist wahnsinnig interessant zu sehen, was die Fischer da gefangen haben und wie die Weiterverarbeitung abläuft. Der Fang wird an Ort und Stelle zerlegt und verkauft. Manchmal bedarf es zum Zerlegen sogar einer Axt, so gigantisch groß sind die Fische. Pelikane, Reiher, Möwen, Fregattvögel und ein Seelöwe warten darauf, dass auch für sie etwas abfällt.
Als wir uns dieses bunte Treiben lange genug angesehen haben, machen wir uns auf den Weg in die Charles Darwin-Forschungsstation. Die ist nur wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt und beherbergt die verschiedenen endemischen Riesenschildkröten der einzelnen Inseln. Daneben gibt es noch Landleguane. Diese hübschen, wenn auch etwas dümmlich drein schauenden gelb-orangefarbenen Echsen haben es mir besonders angetan und so verbringen wir hier in aller Ruhe viel Zeit.
Auf dem Rückweg sehen wir eine Gruppe von Marine-Iguanas. Ein freundlicher Polizist erklärt uns, wo wir noch viel Größere finden können. Wir müssen nur einen Steg durch einen Mangrovengürtel gehen und dort sind tatsächlich unzählige kleine und auch ein paar stattlich große Exemplare zu sehen. Hier verbringen wir eine ganze Menge Zeit, um die Tiere beobachten und fotografieren zu können. Zwei der großen Echsen liefern sich sogar einen Kampf, in dem sie immer mit dem Kopf aneinander stoßen. Alle Echsen sind wenig scheu und fast könnte man sie am Schwanz packen, so nahe lassen sie uns heran. Von Zeit zu Zeit scheiden sie aus ihren Nasenlöchern in einer Fontäne überflüssiges Salzwasser aus. Auch hier sitzen auf den schwarzen Lavasteinen im Wasser unzählige der wunderschönen roten Klippenkrabben. Auf allen Vieren robben wir durch die Echsen und vergessen die Zeit.
Am Nachmittag laufen wir zur Lagune „Las Ninfas“. Diese Lagune dient den einheimischen Kindern als Badesee und sie wird von Mangroven eingesäumt, die wie auf Stelzen im See stehen. Tierisch viel los ist hier allerdings nicht.
Im Ort buchen wir bei einer der vielen Tour-Agency für morgen eine Tagesbootstour auf die Insel Seymour Norte. Es gibt in Puerto Ayora so viele Tour-Agencys, dass man zum Preisvergleich von Tür zu Tür laufen kann. Sehr groß sind die Preisunterschiede allerdings nicht, so dass eher die Sympathie entscheidet. Wirklich frei planen können auch die Agenturen nicht, denn schnell bekommen wir mit, dass alle immer irgendwo anrufen müssen. Dennoch sind vor Ort die Preise für solche Touren moderat und wir können jeweils spontan entscheiden, wann wir wohin wollen.
Wir bummeln anschließend noch ein wenig durch den Ort und schauen von der Mole aus dem Treiben im Hafen zu. Die Lichter an der Mole ziehen viele Fische an. Wir sehen einen großen Schwarm kleiner Fische und eine ganze Schule von Rochen. Dann gehen wir zurück ins Hotel, denn um 18 Uhr wird es hier am Äquator dunkel.
28.10.2012 Santa Cruz – Seymour Norte
Um 8 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und durch das Hochland in den Norden gebracht. Hier am Itabaca-Kanal, wo wir schon vom Flughafen Baltra übergesetzt hatten, ankern die Yachten für die Tagestouren. 16 Personen und ein Naturguide werden mit zwei Schlauchbooten an Bord der Yacht „Narel I“ gebracht. Kaum ist die Yacht eine halbe Stunde unterwegs, sehen wir schon in unmittelbarer Nähe des Bootes einen Buckelwal mit Kalb. Rasch dreht der Kapitän bei und wir haben eine ganze Weile Gelegenheit, die beiden Wale zu beobachten, die parallel zu unserem Boot schwimmen. Ein tolles Erlebnis! Wir hätten nicht zu hoffen gewagt, dass wir so ein Glück haben. So kann der Tag weiter gehen. Bei herrlichem Wetter schippern wir an der Küste von Baltra entlang, bis wir die Insel Seymour Norte erreichen.
Seymour Norte ist eine unbewohnte, etwa zwei Quadratkilometer große Insel, die im Norden der Inseln Baltra und Santa Cruz liegt und nur durch einen Kanal von der Insel Baltra getrennt ist. Auf North Seymour lebt die größte Kolonie von Pracht-Fregattvögeln der Galápagos Inseln und zieht dort ihre Jungen auf. Da sind wir ja mal gespannt.
Mit dem Schlauchboot werden wir an Land gebracht und obwohl die Küste steinig ins Meer reicht, gelangen wir trockenen Fußes an Land.
Die Insel Seymour Norte entstand durch unterseeische vulkanische Lava, die an die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Daher hat diese Insel auch ihre charakteristisch flache, tellerartige Form.
Beim Rundgang auf North Seymour besucht man den südwestlichen Teil der Insel. Wir bekommen nun vor dem knapp zweistündigen Rundgang über diesen Teil der Insel erst einmal die Verhaltensregeln eingebläut, die streng einzuhalten sind. Die Gruppe muss immer zusammen bleiben, Wege dürfen nicht verlassen werden und natürlich darf man die Tiere weder belästigen noch sonst irgendwie stören. Außerdem ist ein Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Ehrlich gesagt fällt es aber ziemlich schwer, den Erklärungen des Guide’s zu folgen, wenn um einen herum quasi in greifbarer Höhe die großen und majestätischen Fregattvögel kreisen, Blaufußtölpel am Wegrand sitzen, große Landleguane spazieren gehen und auf den Felsenklippen Seelöwen ein Sonnenbad nehmen. Wir haben alle Hände voll zu tun und sind ständig dabei, dem Guide hinterher zu rennen. Zum Glück sieht er es nicht zu verbissen und außer uns geht es auch anderen aus der Gruppe so. Wir sind also nicht immer die Letzten.
Die Insel ist wenig bewachsen. Ihre Vegetation besteht überwiegend aus Opuntien (Kakteengewächsen) und Palo Santo Bäumen, die während der Trockenzeit blassgrau sind und keine Blätter tragen. Die Vögel müssen sich zum Brüten deshalb mit den eher bescheidenen Büschen begnügen, die erstaunlicherweise dennoch die recht großen Vögel aushalten.
Erst führt der markierte Weg ein Stück an der Küste entlang, wo man Nester von Blaufußtölpeln findet. In einem der „Nester“ (eher ein Brutplatz, denn ein Nest gibt es quasi nicht) liegt ein flauschiges weißes Etwas, das weder Kopf noch Füße hat. Man kann nur vermuten, dass es ein junger Blaufußtölpel ist. Die Regeln bei den Blaufußtölpeln sind recht rigide. Sie ziehen mit ihrem Schwanz einen Kreis, und der ist dann das Nest bzw. quasi der Wohnbereich. In diesem dürfen sich später die Jungen bewegen. Verlassen sie diesen Kreis, dann werden sie nicht mehr versorgt. So einfach ist das! Aus nächster Nähe können wir die witzigen blauen Füße dieser Vögel betrachten. Wie so oft in der Natur, haben die Männchen mal wieder viel blauere „Stiefel“ als die Weibchen und die Intensität der Färbung spielt sogar bei der Partnerwahl eine große Rolle. Es geht wohl danach: wenn schon blau, dann aber richtig. Jedenfalls sind die Männer mit den blauesten Füßen die Begehrtesten.
Im zentralen Teil der Insel, der mit Büschen bewachsen ist, findet man die Nester der Pracht- und Bindenfregattvögel. Wir haben Glück und können einige der Fregattvögel mit ihrem prächtigen roten aufgeblasenen Kehlsack sehen. Nun sitzen die Vögel leider nicht sehr fotogen zwischen den ganzen Stöckchen und Zweigen der Büsche, doch das ist eben Wildlife.
Auf Schritt und Tritt entdecken wir weitere Nester der Fregattvögel. In vielen Nestern sitzen bereits Jungvögel, andere Pärchen bilden sich gerade. Wie rote Ampeln leuchten die aufgeblasenen Kehlsäcke der männlichen Prachtfregattvögel und wir wissen nicht, wohin wir die Kamera zuerst halten sollen.
Auch an einigen Blaufußtölpel-Brutplätzen kommen wir vorbei. Die Vögel sitzen direkt am Weg und haben nicht die Spur einer Scheu.
Dann endlich! Der erste Landleguan kreuzt den Weg und sucht Schatten. Wir robben hinterher. Dornen der Kakteen in den Hosen und im Po spielen im Moment keine Rolle. Für diese hübschen Drachen wirft man sich doch gern in den Dreck und eine Pinzette gehört schließlich auch zur Reiseapotheke.
Während wir über die Insel eilen, fühlen wir uns ein wenig wie auf der Flucht. Die streng reglementierten Besuchszeiten – es dürfen nur maximal 16 Personen und ein Guide auf die Insel und auch immer nur eine Gruppe – gelten leider für alle Besucher, egal, ob man die Insel im Rahmen einer Kreuzfahrt oder als Tagestourist besucht. So sind halt die Parkregeln, die immer strenger werden, wie wir erfahren.
Viel zu schnell erreichen wir wieder den Ausgangspunkt unseres Inselrundganges und schon werden die Ersten mit dem Schlauchboot wieder abgeholt. Trotz allem Stress war es für uns ein tolles Erlebnis und die vielen einzigartigen Einblicke in diese faszinierende Tierwelt waren den Besuch der Insel auf jeden Fall wert.
Auf der Yacht wurde inzwischen gekocht und wir werden mit einem leckeren Mittagessen empfangen. Dann setzt der Kapitän die Fahrt fort. Noch einmal können wir eine Buckelwalkuh mit ihrem Kalb sehen und wieder schwimmen die Beiden eine Weile neben dem Boot her. Wahrscheinlich sind es noch einmal die Zwei vom Vormittag. Es ist toll, diese Tiere immer wieder aus dem Wasser auftauchen zu sehen.
Der Kapitän nimmt nun Kurs auf den Strand „Las Bachas“ an der Nordseite von Santa Cruz. Weiß schimmert uns der Sandstrand entgegen. Wieder werden wir mit dem Schlauchboot übergesetzt, doch diesmal ist es eine nasse Anlandung, denn die ersten Schritte müssen wir durch`s Wasser. Egal, der Sand ist weich und das Meer nicht sehr kalt. Der feine Sandstrand hier besteht aus zu Pulver gewaschenen Korallen, die ihn weiß, weich und zu einem bevorzugten Nistplatz für Meeresschildkröten machen. Überall in den Dünen können wir Mulden sehen, die die Schildkröten gegraben haben. Hinter dem Strand liegt eine Lagune, in die manchmal die Flamingos kommen, doch leider gibt es im Moment keine Flamingos hier.
Dafür gibt es auf den Felsbänken am Strand unzählige roten Klippenkrabben. Wir haben Gelegenheit, ein wenig schwimmen und schnorcheln zu gehen und genießen einfach diesen herrlichen Strand.
Anschließend bringt uns das Schiff zurück zum Itabaca-Kanal, wir werden mit Schlauchbooten wieder an Land und mit dem Bus zurück nach Puerto Ayora gebracht. Gegen 16:30 Uhr setzt uns der Bus am Hotel ab.
Wir laufen noch ein wenig durch den Ort und zum Hafen, bevor wir uns an die Sicherung unserer heutigen Fotoausbeute machen. Überall sind die Geschäfte mit Halloween dekoriert, denn heute wird Halloween gefeiert. In der Hotelbar liegen die am Morgen frisch geernteten Kokosnüsse von der hauseigenen Kokospalme herum und gerade ist einer der Angestellten dabei, die Kokosnüsse zu bemalen. Na das ist doch mal eine gute Idee und so kommt wenig später der Roomservice mit zwei „Crazy-Coconuts“, die nicht nur hübsch anzusehen sind sondern auch noch unglaublich lecker schmecken. Zugegeben, ein wenig Alkohol ist auch noch im Spiel, aber einen Cocktail in dieser „Verpackung“ bekommt man schließlich nicht jeden Tag. Ein toller Ausklang eines tollen Tages.
29.10.2012 Santa Cruz
Heute Morgen besorgen wir uns die Fahrkarten für unsere weiteren Aktivitäten. Schließlich wollen wir noch andere Inseln kennen lernen.
Anschließend laufen wir noch einmal zur Charles Darwin Forschungsstation. Diesmal sind wir bewaffnet mit Stativ und Makroobjektiv, denn wir hatten ein paar schöne Blüten gesehen, die wir nun fotografieren möchten.
Obwohl es noch nicht einmal 10 Uhr ist, ist es schon sehr warm. Selbst die hübschen Lavaeidechsen haben sich in den Schatten verzogen. Das tun wir dann auch.
Zum Glück zieht nach einer Weile der Himmel zu und dann es ist wieder gut auszuhalten. Auf dem Rückweg gehen wir noch einmal bei den Meerechsen vorbei. Diese Minidrachen sind einfach faszinierend und da gerade Ebbe ist, grasen sie die Felsen nach Algen ab. Immer mal wieder niesen sie und scheiden dabei durch ihre Nüstern in hohem Bogen überflüssiges Salzwasser aus. Schade, dass man dieses „Niesen“ einfach nicht vorher sehen kann. Wir schauen ihnen noch eine ganze Weile zu, bevor uns der Hunger in die Stadt treibt.
Auch heute essen wir sehr lecker, bevor wir zum Hafen gehen und uns mit einem Wassertaxi auf die andere Seite des Hafens bringen lassen. Wir wollen zur „Las Grietas“, einer tiefen Schlucht mit türkisfarbigem Meerwasser, in der man schwimmen kann. Auf dem Weg dorthin kommen wir an mehreren Lagunen und Salzseen vorbei. In einem Salzsee wird sogar Salz gewonnen. Schade, dass auch hier gerade keine Flamingos da sind. Außer einer Bahamaente sehen wir in den Lagunen leider keine Tiere.
Dafür machen wir quasi eine 4×4-Flipflop-Tour. Wir hatten nicht bedacht, dass wir uns auf Lavaboden befinden und sind in Flipflops unterwegs. Nun wird der Weg immer steiniger und wir steigen nur noch über Lavabrocken. Ganz schön beschwerlich und wir sind vollkommen falsch beschuht. Es geht aber dennoch besser als erwartet und nun hat auch Uwe sich den 4×4-Geländeschein im Flipflop-Laufen verdient. Unterwegs können wir eine Menge Kakteen bewundern, die alle endemisch sind und so nur hier vorkommen. In der Schlucht angekommen, schauen wir einigen kühnen „Klippenspringern“ zu, die sich mutig in das wunderschön türkisfarbene Wasser stürzen.
Nachdem wir genug gesehen haben, treten wir den Rückweg an. Am Hafen warten bereits einige Wassertaxis auf Kundschaft und so werden wir ohne Wartezeit übergesetzt. Wir bummeln zurück ins Hotel. Dort müssen wir schon so langsam unsere Sachen packen, denn morgen wollen wir auf die Insel San Cristóbal übersetzen.
30.10.2012 Santa Cruz – San Cristóbal
Heute können wir ausschlafen und noch ein wenig bummeln, denn unser Boot nach San Cristóbal fährt erst am Mittag. In der Nacht muss es geregnet haben und auch heute Morgen nieselt es noch. Da es aber dennoch angenehm warm ist, macht der Nieselregen nicht viel aus und als wir mit dem Frühstück fertig sind, ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Man hält es gut in kurzer Hose und ohne Jacke aus.
Später am Vormittag fahren wir zum Hafen. Dort haben wir noch genug Zeit, den Seelöwen auf den Anlegestegen beim Schlafen zuzusehen, die Blaufußtölpel bei ihren mutigen Sturzflügen ins Wasser zu beobachten und den roten Klippenkrabben zuzusehen, wie sie über die schwarzen Lavasteine klettern. Vor dem Ablegen des Bootes müssen wir noch von der Agrarinspektion unsere Gepäckstücke kontrollieren lassen, denn ohne Banderole dürfen wir auf der nächsten Insel nicht an Land.
Das Boot, das uns nach San Cristóbal bringt, ankert schon im Hafen und dem Kapitän wurden wir auch schon vorgestellt. Wir hatten einen jungen Mann gefragt, ob wir an der richtigen Mole sitzen und der hat uns gleich an den Kapitän weitergereicht. Nun kann ja nichts mehr schief gehen. Über diese Bootsfahrten hatten wir schon Einiges gelesen, sind also gewarnt, hoffentlich gut gerüstet und auf alle Eventualitäten gefasst. Die K…-tüten sind griffbereit, die Kaugummi gegen Seekrankheit auch und mental sind wir vorbereitet. Es heißt z. B., dass man keinen Komfort erwarten darf und unbedingt seefest sein muss.
Mit Wassertaxis werden wir an das kleine Speedboot gebracht, das 22 Personen fasst. Rasch sind jedoch 24 Leute an Bord geklettert und es wird ziemlich eng auf den bescheidenen Sitzbänken. Dann reicht uns der „Copilot“ noch die Schwimmwesten, als ob wir die bräuchten. Kaum haben wir den Hafen verlassen, da wird klar: Wer sich dafür entscheidet, mit einem der Speedboote auf eine Insel überzusetzen, tut gut daran, schon mal mit seinem Leben abgeschlossen zu haben.
Der Kapitän muss in seinem früheren Leben Formel 1-Fahrer gewesen sein, denn er gibt mit seinen 600 PS alles. Dabei bekommen wir deutlich gezeigt, wie bretthart Wasser ist. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt, hohe Fontänen spritzen seitlich weg und die richtige Platzwahl entscheidet über Ersticken oder Ertrinken, denn der hintere Teil des Bootes ist offen und das Spritzwasser sorgt für eine ordentliche Abkühlung. Gut zwei Stunde dauert dieser Höllenritt. Kaum haben wir Muse, die Insel Santa Fe, an der wir vorbei fahren, zu betrachten, geschweige denn zu fotografieren. Längst sind einige Passagiere ein wenig blass um die Nase geworden. Das ist aber auch kein Wunder bei dem Benzingestank.
Auch wenn wir nun von uns behaupten können, durchaus seefest zu sein, so sind wir doch froh, als wir endlich die Insel San Cristóbal erblicken.
San Cristóbal, oder auch Chatham ist die östlichste der Galápagos-Inseln und geologisch eine der Ältesten. Neben Santa Cruz gehört sie zu den vegetationsreichsten Inseln des Archipels. Sie ist die fünftgrößte Insel auf dem Archipel, hat eine Fläche von 558 km², ist lediglich 48 km lang und 14 km breit. Auf dieser Insel befindet sich in Puerto Baquerizo Moreno (an der südwestlichen Spitze) die Hauptstadt und der Regierungssitz der Galápagos-Inseln. Mit dem größten Fischereihafen Puerto Baquerizo Moreno hat die Insel eine der wenigen permanenten Siedlungen im Archipel. In Puerto Baquerizo Moreno leben ca. 8000 Einwohner und der Ort hat heute noch den gemütlichen Charme einer kleinen Hafenstadt mit relativ wenigen Touristen im Vergleich zu Puerto Ayora (Insel Santa Cruz).
Der höchste Punkt der Insel ist ein erloschener, stark erodierter Vulkan „El Junco“ der sich im Südwesten bis auf 730 m hoch erhebt und bedingt durch reichliche Niederschläge sehr feuchtes Klima aufweist. Die flache Nordosthälfte der Insel ist dagegen sehr trocken. Die verwitterte Lava hat die Bildung fruchtbaren Bodens sehr begünstigt. Im Hinterland von San Cristóbal wird in kleinen Farmen Obst, Gemüse und sogar organischer Kaffee angebaut.
Schon an der Mole stellen wir fest, dass hier überall Seelöwen herumliegen. Schon auf der Landungsbrücke müssen wir fast über die Tiere drüber steigen.
Da der Ort nicht sehr groß ist, haben wir das Hotel „Casa Opuntia“ schnell entdeckt. Es befindet sich nur wenige Meter von der Anlegestelle entfernt. Rasch checken wir ein und machen uns dann zu einem ersten Erkundungsspaziergang durch den Ort auf. Was wir hier sehen, ist unglaublich. Quasi überall auf der Promenade liegen Seelöwen herum. Sie liegen in den Blumenbeeten, unter oder sogar auf Bänken, mitten auf dem Gehweg, auf Stegen und am Strand. Teilweise haben sie ganz kleine Babys dabei. Die sind besonders süß und wir hoffen, dass wir morgen genug Fotomotive finden werden, denn inzwischen ist es leider schon zu dunkel.
Jetzt steht erst einmal Nahrungsaufnahme an. In einem kleinen Restaurant mit Blick auf den Hafen essen wir gut. Nach dem Essen schauen wir noch ein wenig den großen Fischschwärmen zu, die am Hafenbecken von dem Licht angezogen werden. Natürlich wissen das auch die Seelöwen zu schätzen und so ertauchen sie sich hier ihr Abendessen.
Obwohl wir den ganzen Tag nichts getan haben, sind wir todmüde. Die Meeresluft hat es in sich. Rasch machen wir uns noch einen Plan für die nächsten Tage und fallen wenig später müde ins Bett.
31.10.2012 San Cristobal
Geweckt werden wir heute Morgen in aller Frühe vom Morgensport der Navy-Jungs, die lautstark zählen und irgendwelche Parolen in die Gegend schreien. Erst dachten wir an eine Demo, bis wir die durchtrainierten Jungs sahen. Keine Ahnung, warum das nicht auch leise geht, aber gut, dann sind die eben der Wecker. Außerdem blöken vor der Haustür schon wieder oder immer noch die Seelöwen. Das hört sich an wie eine Schafherde. Beim Blick über das Meer sehe ich im Hafenbecken eine Meeresschildkröte, die kurz nach Luft schnappt.
Nach dem Frühstück machen wir erst einmal einen fotografischen Zwischenstopp bei den Seelöwen. Auch heute Morgen liegen hier noch überall eine Menge Tiere herum. Wenn sie nicht gerade schlafen, ist es eine Freude ihnen zuzusehen. Vor allem die Jungtiere spielen ausgelassen im Wasser. Sie springen mit ihrem ganzen Körper aus dem Wasser und strecken dabei quasi alle „Vier“ von sich. Das sieht total witzig aus.
Anschließend unternehmen wir eine Wanderung zum Interpretationszentrum. Dort werden verschiedene Ausstellungen über die Naturgeschichte, die Menschheitsgeschichte und den Naturschutz des Galapagos Archipels gezeigt. Die Naturschutzausstellung schildert die mittels kontrolliertem Tourismus sowie Geburtenkontrolle unternommen Maßnahmen, die zum Schutz der wilden Tier- und Pflanzenarten eingeleitet wurden. Im Außenbereich lebt eine recht stattliche Riesenschildkröte, die allerdings einen ziemlich merkwürdigen Kropf hat. Auf gut ausgebautem Weg gelangen wir nun zum Fregattvogelfelsen. Naja, das mit den Fregattvögeln könnte man noch ausbauen aber die Aussicht von hier oben ist spektakulär.
Dann wandern wir an einen der einsamen Strände. Allerdings ist der Weg teilweise sehr abenteuerlich und anstrengend, weil ständig über große Lavablöcke geklettert werden muss. Dafür sehen wir unterwegs wieder eine Menge Marine-Iguanas (Meerechsen), die hier auf der Insel am Größten sind.
Am Beach sind wir fast ganz allein. Wir müssen uns den Strand nur mit einer großen Kolonie von Seelöwen teilen. Ansonsten ist hier keine Menschenseele. Zu der Seelöwenkolonie gehören auch viele Jungtiere. Es gibt sogar ein ganz kleines Seelöwenbaby – höchstens drei Tage alt – zu sehen. Die meisten Seelöwen liegen im Sand oder unter Mangroven und verschlafen den Tag. Nur der Bulle behält seine „Truppe“ vom Wasser aus im Auge.
Beim Schnorcheln entdecken wir zwei Meeresschildkröten, die ganz zutraulich sind und nebenher schwimmen. Was für ein seltenes Privileg, diese wunderbaren Wesen tatsächlich erleben zu können. Außerdem gibt es noch prächtige Seesterne und eine Menge bunter Fische zu sehen.
Rasch vergeht die Zeit und schon müssen wir wieder der Rückweg antreten, um den mühsamen Weg nicht in Dunkelheit bewältigen zu müssen.
Mit letzter Kraft schaffen wir es noch, im benachbarten Restaurant zu Abend zu essen, bevor wir mit Sauerstoffvergiftung in Tiefschlaf fallen.
01.11.2012 San Cristóbal
Heute Morgen weckt uns Regen, der auf das Wellblechdach tropft. Über dem Hafenbecken hängen dicke Wolken und es sieht nicht so aus, als ob sich das Wetter bald wieder bessern will. Wir haben ja keine Ahnung! Noch bevor wir fertig sind, um Frühstücken zu gehen, hat es bereits aufgehört zu regnen. Während wir uns noch für die nächste Wanderung rüsten, scheint bereits wieder kräftig die Sonne. Wir laufen zum „Playa de Oro“, wo ebenfalls eine große Kolonie Seelöwen wohnt. Im Moment gibt es sehr viele Jungtiere – von ganz klein bis Teenager. Überhaupt hat man auf San Cristóbal den Eindruck, dass sich die Zahl der Einwohner ungefähr die Waage hält mit der Anzahl der Seelöwen. Am Morgen liegen die Bänke voll Seelöwen, in der Fußgängerpromenade schlafen die Tiere kreuz und quer auf der Straße und jeder Weg ist vollgekackt. Dennoch nehmen es die Einwohner hier mit Gelassenheit. Sie sind sich wohl bewusst, dass diese Tiere das größte Highlight auf der Insel sind.
Nachdem wir uns am „Playa de Oro“ an den vielen Seelöwen fotografisch ausgetobt haben, wandern wir weiter zur Bucht Playa Baquerizo unterhalb des Fregattvogelfelsens. Dort ist das Wasser wunderbar klar und es gibt sogar einen Einstieg ins Wasser. Leider ist im Moment tierisch nicht viel los und so entschließen wir uns, noch einmal mit den Schildkröten schnorcheln zu gehen. Zwar bedeutet das, wieder diesen grauenhaften Weg zu gehen, doch das Ziel ist diese Anstrengung wert.
Als wir endlich am Ziel sind, sehen wir schon einige Meeresschildkröten, die von Zeit zu Zeit ihren Kopf zum Luftholen aus dem Wasser strecken. Richtig große Exemplare sind dabei. Am Strand, zwischen den Lavasteinen nimmt gerade eine Schlange Reißaus. Lavaechsen springen munter von Lavastein zu Lavastein. Blaufußtölpel und Pelikane stürzen sich im Sturzflug kopfüber zur Jagd nach Fischen ins Wasser.
In den Dünen entdecken wir ein junges Kätzchen, das zwar die Zeichnung einer Wildkatze hat, aber wohl doch eher eine verwilderte Hauskatze ist. Am Strand liegen unzählige Seelöwen. Zum Teil sehen sie aus wie panierte Würstchen, denn sich nach dem Bad im Sand zu wälzen ist ihre große Freude. Überall jaulen die Heuler nach ihren Müttern und immer, wenn die Mütter vom Fischen zurückkehren, wird erst einmal gesäugt. Dann hört man das Schmatzen der Jungen. Fremde Jungtiere werden durch die Mütter und größeren Geschwister aber ziemlich rabiat weggebissen.
Wir verbringen ein paar interessante Stunden an diesem Strand, bevor wir abends den Rückweg antreten. Im Ort ist heute Party. Schon von weitem können wir die Musik hören. Bei leckerer Pizza folgen wir den kulturellen Darbietungen auf einer Bühne direkt vor dem Restaurant. Anschließend müssen wir noch unsere Sachen zusammenpacken, denn morgen Früh bringt uns die Fähre zurück nach Santa Cruz.
02.11.2012 San Cristóbal – Santa Cruz
Um 7 Uhr startet die Fähre nach Santa Cruz. Wieder ist sie bis auf den letzten Platz belegt, doch heute ist die offene Sitzfläche mit einer Plane vor dem Spritzwasser geschützt. So bleiben die Passagiere trocken. Nach einer Stunde Fahrzeit passieren wir die Insel Santa Fe, doch die liegt heute im Nebel. Im Hafen von Santa Cruz erwartet uns schon die Agraraufsicht. Die sind ganz scharf auf die Banderole an allen Gepäckstücken. Ohne Wartezeit bekommen wir am Hafen ein Taxi, das uns ins Hotel „Silberstein“ bringt. Hier müssen wir noch ein wenig auf unser Zimmer warten, doch diese Zeit nutzen wir schon mal für ein Frühstück, denn heute Morgen blieb der Magen leer.
Anschließend unternehmen wir eine Fahrt ins Hochland. In einem geschützten Gebiet gibt es noch eine große Anzahl von Galápagos-Schildkröten und die möchten wir besichtigen. Heute passt das Wetter genau zu dem wunderschönen Hochlandregenwald mit den vielen Scalesien, Farnen, Flechten, Moosen und Orchideen.
Im Hochland hängt der Nebel tieft und es nieselt leicht. Schon auf dem Weg zum Schutzgebiet treffen wir auf die ersten Riesenschildkröten, die gemächlich am Straßenrand fressen. In der Station bekommen wir erst einmal Gummistiefel geliehen. Eine gute Idee, wie sich herausstellen soll. Als wir querfeldein über die Wiese stapfen, treffen wir auch schon auf die ersten riesengroßen Riesenschildkröten. Als ob sie einen eingebauten Distanzmesser haben, fauchen sie empört und ziehen den Kopf ein, wenn man den vorgegebenen Mindestabstand von zwei Metern unterschreitet. Also akzeptieren wir ihre Privatsphäre und schauen ihnen entzückt beim Fressen zu. In einem großen lehmigen Tümpel liegen Tiere und baden sich. Man fragt sich, wie die aus dem Schlamm wieder rauskommen wollen. Auf Schritt und Tritt gibt es hier Riesenschildkröten – ganz große und auch kleine Exemplare. Als wir uns mit so ziemlich allen persönlich bekannt gemacht haben, gilt es, die Gummistiefel wieder abzuwaschen und den Eintritt von 3 USD zu zahlen. Kein Vermögen, für diesen Naturschatz.
Wir fahren weiter zu den „Los Gemelos“, den Zwillingskratern im Hochland. Diese Krater sind mit dichter Regenwaldvegetation bewachsen und befinden sich rechts und links der Straße. Um einen der Krater führt ein Wanderweg und an beiden Kratern gibt es Aussichtspunkte. Es ist schön hier. Überhaupt gefällt uns das Hochland sehr gut.
In den umliegenden Farmen wird auch Kaffee angebaut – rein ökologischer Hochlandkaffee. Ein Stück weiter können wir auch gleich sehen, wie die Kaffeebohnen in der Sonne getrocknet werden. Ecuadorianischer Kaffee ist ohnehin für seine besonders aromatische Note bekannt und hier schmeckt er besonders gut. Immer wieder sehen wir auf der Fahrt kleine Kaffeeplantagen. Daneben wird vor allem Obst angebaut. Es gibt Bananen, Papayas, Mangos, Melonen, Orangen, Granatäpfel und vor allem Guaven. Aus denen wird u. a. Marmelade gemacht, die ziemlich lecker schmeckt.
Heute ist Allerheiligen und für die Menschen hier bedeutet das noch, den toten Angehörigen zu gedenken. So pilgern gerade alle auf den Friedhof und es gibt dort richtige große Partys. Als wir an einem Friedhof in Bellavista vorbei kommen, steht an der Straße Auto an Auto. Erst denken wir an eine Großveranstaltung, dann können wir beobachten, dass fast an jedem Grab Angehörige stehen oder sitzen. Manchmal versammelt sich die ganze Großfamilie um das Grab. Zum Teil werden sogar Stühle mitgebracht. Gegenüber laufen schon die Partyvorbereitungen. Ein Festzelt ist aufgebaut, lange Tafeln gerichtet und der Grill angeheizt. Musik gibt es natürlich auch.
Zurück in Puerto Ayora organisieren wir uns in der Stadt bei der Travel-Agency unseres Vertrauens erst einmal eine Tour für den morgigen Tag. Wir wollen auf die Insel Bartolomé. Diese Tour zu bekommen ist gar kein Problem. Im „Il Giordino“ lacht uns leckerer Kuchen an und so genießen wir bei Lemon Pie, Kaffee und köstlichem Eis den Blick aufs Meer, die kreisenden Fregattvögel und die Pelikankolonie in den gegenüberliegenden Mangroven. Ach ja, die fetzige Mucke nicht zu vergessen, die uns beschallt. Eine Mischung aus Mama Afrika und Reggae, bei der unweigerlich der Fuß wippt. Hier hat man auch nicht das Gefühl, gleich wieder gehen zu müssen und so verbringen wir eine entspannte Zeit. Die Speisekarte des Restaurants kennen wir inzwischen auch schon ganz gut.
03.11.2012 Santa Cruz – Bartolomé
Heute Morgen müssen wir wieder zeitig raus. Um 6 Uhr werden wir am Hotel abgeholt und mit dem Bus in den Norden gebracht. Hier ankert die Yacht, die uns nach Bartolomé bringen wird. Mit uns sind heute nur 8 Personen auf diesem Schiff und so haben wir eine Menge Platz. Es ist sehr entspannt. Kaum an Bord, wird uns erst einmal ein Frühstück serviert. Es gibt sogar Rührei – perfekt auf den Punkt. Dann sucht sich Jeder ein Plätzchen an Bord. Immer wieder können wir große Mantarochen beobachten, die aus dem Meer springen und dabei sogar Loopings drehen. Unser Guide erklärt uns, dass sie damit die Parasiten vertreiben. Auch einen Hai, der direkt am Boot vorbei schwimmt, können wir an seiner aus dem Wasser ragenden Finne erkennen. Ich meine außerdem, einen Delphin gesehen zu haben, bin mir aber nicht ganz sicher. Der Weg bis Bartolomé ist verhältnismäßig weit und das Meer heute ziemlich rau. Erstaunlicherweise haben wir aber gar keine Probleme damit und sind putzmunter.
Endlich sehen wir die unbewohnte Insel Bartolomé, aber auch viele weitere Yachten, die in der Bucht ankern. Hier sind wir nicht allein. Klar, diese Insel ist ja auch quasi ein „Muss“ auf einer Galápagosreise.
Die kleine, unfruchtbare und unbewohnte Insel Bartolomé liegt in der Sullivan Bay leicht östlich von San Salvador (Santiago/James) und hat eine Größe von 1,2 km². Sie ist eine der geologisch jüngeren Galápagos-Inseln. Auf der Insel gibt es einen erloschenen Vulkankrater. Das Wahrzeichen der Insel ist „Pinnacle Rock“, eine Felsnadel (spanisch Pináculo), die sich aus dem Meer erhebt.
Trockenen Fußes werden wir mit dem Schlauchboot an Land gebracht. Vom ersten Schritt auf der Insel bis zur Kuppe des Vulkankegels wurde ein Holzsteg angelegt, auf dem man bequem über das Lavagestein bis zum höchsten Punkt der Insel (114 Meter) laufen kann. Von dort hat man einen wunderschönen Panoramablick auf den Pinnacle Rock, die Sullivan Bay und die benachbarte Insel Santiago. Auf dem Weg nach oben gibt es mehrere Aussichtsplattformen, von denen aus man vulkanische Formationen betrachten oder einen wunderbaren Ausblick genießen kann.
Aufgrund ihres vulkanischen Ursprungs bietet Bartolomé die Möglichkeit, neben einem im Meer versunkenen Krater, sehr unterschiedliche vulkanische Formationen kennen zu lernen. Wir sehen Panhoehoe-Lava, kleine Hornitos (aus dem Spanischen: kleiner Ofen; kaminartige oder schornsteinartige Ausbruchskegel, die nur von dem darunter fließenden Lavastrom gespeist werden und nicht von einem tief reichenden Schlot), Überreste von Lavatunneln und Tuffkegel. Teilweise lässt sich noch gut erkennen, wie die Lava geflossen ist.
Unser Guide erklärt uns viel zur Geologie der Insel und zu den unterschiedlichen Lavaformen, die es hier gibt. Die mondähnliche Landschaft bietet eine Fülle schöner Fotomotive. Nicht umsonst ist Bartolomé die meistbesuchte und meist fotografierteste Insel des Galápagos-Archipels, auch wenn es auf dieser Insel eher wenig Leben gibt.
Die Vegetation ist ausgesprochen spärlich. Sie besteht lediglich aus Lavakakteen und einem halbvertrockneten endemischen Wolfsmilchgewächs (Chamaesyce amplexicaulis). Umso beeindruckender sind die flinken Lavaechsen, die sich mit den bescheidenen Gegebenheiten auf der Insel arrangiert haben und sich sogar zeitweise vegetarisch ernähren, weil nur dieses spärliche Wolfsmilchgewächs-Kraut vorhanden ist. Auch die eher unscheinbaren Lavakakteen (Brachycereus nesioticus), die sich direkt auf dem kargen Lavaboden ansiedeln und damit gewissermaßen Pionierpflanzen auf dem unwirtlichen Boden sind, ringen uns Bewunderung ab, denn sie leben quasi vom Nichts.
Vom höchsten Punkt der Insel hat man eine fantastische Aussicht. Man schaut auf die benachbarte Insel Santiago mit ihren Lavafeldern und Vulkankegeln, die wunderschöne Sullivan Bay, den „Pinnacle Rock“ und auf die mondähnliche, faszinierend fremde Vulkanlandschaft der Insel Bartolomé zu unseren Füßen.
Besonderes Glück haben wir noch, als sich ein Galápagos-Habicht direkt vor uns auf dem Geländer ausruht. Insgesamt drei Habichte können wir beobachten, die majestätisch über unseren Köpfen kreisen, bevor sie sich in unmittelbarer Nähe der Touristen nieder lassen. Selbst unser Guide ist ganz aus dem Häuschen beim Anblick dieser majestätischen Flugkünstler.
Während wir auf das Schlauchboot warten, das uns wieder zurück zur Yacht bringt, entdecken wir im Meer eine riesengroße Delphinschule. Es sind mindestens einhundert Tiere, die ausgelassen aus dem Wasser springen. Ein faszinierender Anblick! So viele Delphine haben wir noch nie auf einmal gesehen.
Am Fuß der bizarren Felsnadel „Pinnacle Rock“ kann man mit etwas Glück Pinguine treffen und schnorchelnd die reiche Unterwasserwelt erkunden. Während sich die meisten Teilnehmer unserer Gruppe gleich wässern lassen, habe ich noch die Kamera am Hals baumeln. Mein Optimismus wird belohnt, denn wenigstens ein Pinguin steht zur Begrüßung parat und will unbedingt fotografiert werden. Wir freuen uns riesig, den kleinen Kerl entdeckt zu haben, denn eigentlich hatte ich keine sehr große Hoffnung gehegt, tatsächlich Pinguine sehen zu können.
Während ich mich erst einmal mit der Fotoausrüstung am schönen Sandstrand absetzen lasse, lässt Uwe sich gleich in der Bucht versenken. Hier soll ein guter Tauchspot sein und er ist schon ganz hippelig. Während ich am Strand erst einmal auf Uwe warte, entdecke ich unzählige bunte Fische, die direkt bis an den Strand gespült werden. Sogar einen Mantarochen kann ich aus zwei Meter Entfernung sehen. Warum soll ich denn da ins Wasser gehen, wenn die Tiere schon vom Strand aus so gut zu sehen sind? Als Uwe vom Schnorcheln zurück kommt, ist er ganz begeistert. Auch wenn er leider keine Haie gesehen hat, statt dessen aber noch einen Pinguin im Wasser traf; fand er es toll und so lasse ich mich doch überreden mit ihm noch eine Runde zu drehen. Es ist wirklich beeindruckend. Wir sehen viele tropisch bunte Fische, Anemonen, Korallen, Seeigel, Seesterne und dann kommt uns sogar ein Marine-Iguana entgegen geschwommen. Keinen Meter trennt uns von der Meerechse. Lässig cool hat sie die Beine an den Körper angelegt und steuert mit dem langen Schwanz. Von uns nimmt sie gar keine Notiz und wir sind froh darüber, dass inzwischen auch diese Unterwasserwelt geschützt ist.
Nachdem wir ausgiebig Schnorcheln konnten, werden wir wieder an Bord gebracht. Hier bekommen wir ein leckeres Mittagessen serviert. Es gibt Fisch mit Reis, Salat und Gemüse und schmeckt sehr gut. Ausnahmsweise ist es sogar mal richtig gewürzt.
Inzwischen tritt das Schiff die Rückreise an. Wieder ist das Meer sehr rau, aber alles geht gut. Nur Tiere scheint es gerade keine zu geben. Zwar sehen wir eine Menge Meeresvögel, aber Wale, Haie oder Delphine machen sich rar. Dann rennt der Guide aufgeregt durchs Schiff und schreit was von Delphinen. Schon sehen wir eine riesengroße Gruppe Delphine neben dem Boot auf- und wieder abtauchen. Sie sind auf der Jagd und wie auf Kommando springen viele Tiere gleichzeitig aus dem Wasser. Fotografisch ist das eine Schier nicht zu lösende Herausforderung aber anzuschauen ist es wunderbar. Wir genießen einfach den Anblick der jagenden Tiere und ihr blitzschnelles Auf- und Abtauchen. Das Boot dreht eine Runde um die Gruppe, doch dann sind die Tiere so schnell weg, wie sie aufgetaucht sind. Trotzdem ist es ein unbeschreibliches Erlebnis.
Es geht gerade zartrosa die Sonne unter, als wir wieder am Hotel abgesetzt werden. Ein sehr interessanter und erlebnisreicher Ausflug liegt wieder hinter uns und wir sind uns klar darüber, dass wir schon wieder sehr viel Glück hatten.
Das war dann für heute Erlebnis genug. Im Hotel suchen wir uns eine ruhige Ecke mit Steckdose, genießen ein paar Drinks von der Bar und stoßen auf einen sehr gelungenen Tag an, während wir die Tagesausbeute an Fotos herunter laden.
04.11.2012 Santa Cruz – Isabela
Warum brauchen die im Spanischen so viele Worte? Morgens um 5:30 Uhr weckt das gewisse Aggressionen, zumal wir ausschlafen könnten. Schließlich fährt das Speedboot erst am Mittag nach Isabela ab. Nun sind wir wach und können uns zumindest auf das umfangreiche Frühstück im Hotel „Silberstein“ freuen.
In aller Gemütlichkeit packen wir unsere Sachen und lassen uns später zum Hafen bringen. Hier sichten wir direkt im Hafenbecken eine kleine Meeresschildkröte, die wir sogar fotografieren können. So geht mein großer Wunsch auch in Erfüllung, diese hübschen Tiere mal so richtig nah betrachten und auch noch fotografieren zu können. Immer wieder steckt sie nach einer gewissen Zeit den Kopf zum Luftholen aus dem Wasser. Auch ein Marine-Iguana und Seelöwen kommen vorbei geschwommen bzw. getaucht.
Wir können noch ein wenig Leute gucken, bevor wir das Speedboot entern. Wie immer herrscht beim „Beladen“ der Boote ein heilloses Chaos, zumal auch noch die Boote nach San Cristóbal zur gleichen Zeit starten. Man muss schon ganz schön aufpassen, auf einem der richtigen Boote zu landen. Heute fahren aufgrund des großen Andrangs gleich vier Speedboote nach Isabela. Nach zwei Stunden Höllenritt kommen wir wohlbehalten in Puerto Villamil, einem kleinen Hafenort im Südosten der Insel Isabela an. Isabela ist die größte der Galápagos-Inseln und hat ca. 3.000 Einwohner, wovon allein etwa 1.000 Einwohner in Puerto Villamil leben.
Nachdem wir die 5 USD pro Person Eintritt für Isabela entrichtet haben, dürfen wir den Hafen verlassen. Zu unserem Hotel „Albemarle“ benötigen wir ein Taxi, doch hier sind keine Taxis zu sehen. Irgendwie stehen erst einmal alle Touris blöd rum und wissen nicht weiter. Dann kommt ein Tourjeep mit vielen Sitzbänken, der ein wenig an die afrikanischen Safarijeeps erinnert. Auf den dürfen wir aufsteigen und er bringt uns zum Hotel. Eine etwas merkwürdige Art von Taxi, aber besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Das Hotel liegt direkt am Strand und wir haben für die nächsten drei Nächte ein wunderschönes großes Zimmer mit Balkon und freiem Blick auf den Pazifikstrand und das Meer. Hier blöken auch keine Seelöwen und nur die Brandung ist zu hören.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, machen wir noch einen Orientierungsspaziergang zur Flamingo-Lagune. Mit langen Gesichtern zählen wir hier gerade mal einen ganzen Flamingo, der auch noch weit entfernt in der Salzwasserlagune steht. Gerade, als wir gehen wollen, kommen zwei weitere Flamingos angeflogen und die stehen jetzt mitten im schönsten Abendlicht. Also schnell zurück ins Hotel, und die Kameras geholt. Zum Glück ist es nicht weit und als wir zurückkommen, stehen die Vögel noch an der gleichen Stelle – allerdings schlafen sie jetzt.
Naja, aber drei Flamingos sind besser als gar keiner und der Dritte in der Runde tut uns wenigstens den Gefallen und kommt schnellen Schrittes näher. Ziemlich unschön liegt ein Wasserschlauch in der Lagune herum und zu dem kommt der Vogel nun zielstrebig. Als er Schluck um Schluck aus dem Wasserschlauch trinkt, wird uns klar, dass das Frischwasser für die Vögel ist. Neben diesen wunderschön lachsrot gefärbten Flamingos gibt es in der Salzwasserlagune noch viele andere Brackwasservögel. Hier werden wir in den nächsten Tagen noch einmal vorbei schauen.
Inzwischen ist die Sonne bereits untergegangen und wir verspüren Hunger. Also machen wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Das ist schwer und leicht zugleich. Es wird an jeder Ecke gebrutzelt, aber ein richtiges Restaurant gibt es kaum. Als wir uns für ein Ein-Personen-Restaurant mit Freiluftterrasse entscheiden, macht sich rasch das nächste Problem breit. Der Wirt kann kein Wort Englisch und wir können in Spanisch bis 5 zählen, aber viel mehr ist nicht drin und davon wird man nicht satt. Mit gutem Willen und allen Gliedmaßen schaffen wir es gemeinsam, etwas zu Essen und zu Trinken zu ordern. Zwar haben wir unfreiwillig die Gemüsebeilage abgewählt, aber damit können wir leben. Für 12 USD bekommen wir Shrimps mit Pommes, werden satt und sind zufrieden.
Gerade haben wieder die Kirchenglocken geläutet und die Kirchentüren stehen weit offen, so dass wir einen Blick hinein werfen können. Eine sehr interessante Kirche, die so gar nicht im Stil der sonstigen Heiligtümer ist. Stattdessen ist die Kirche sehr modern und passt ausgezeichnet zu der Insel. Ja, Kirche ist in Amerika halt anders als in Europa.
Wir laufen noch eine kleine Runde um das „Stadtzentrum“ von Puerto Villamil und schauen noch bei einem Touroperator vorbei, was die Tour zum Vulkan Sierra Negra kostet. Kurz nachdem Uwe den Laden betreten hat, kommt die Angestellte aufgeregt aus dem Laden gestürzt und rennt laut pfeifend davon. Ich krieg mich fast nicht mehr ein vor Lachen und mir ist sofort klar, was das bedeutet. Grinsend steht Uwe inzwischen vor dem Laden und wartet. Er könnte inzwischen den ganzen Laden ausräumen, denn von der Frau ist nichts mehr zu sehen. Dafür kommt kurz darauf ein junger Mann auf dem Fahrrad angefahren und steigt vor dem Laden von seinem Rad. Das ist der, der Englisch kann. Wir erkundigen uns nach der Tour und freundlich bekommen wir Auskunft.
Um 19 Uhr sind wir im Hotel mit einem Tourguide verabredet. Wir schauen ein wenig verdutzt, als da eine ganze Familie erscheint. Ein Einheimischer, ein kleiner Junge und eine junge Frau, die uns dann in gutem Englisch erklärt, was uns für die morgige Tour zum Vulkan Sierra Negra erwartet. Das hört sich nicht schlecht an, entspricht dem, was wir uns vorstellen und so entscheiden wir uns, diese Tour zu machen. Hauptsache, es ist kein Pferderitt mit dabei, denn das geht gar nicht.
Die viele Seeluft macht müde und so fallen wir recht zeitig ins Bett. Morgen erwartet uns schließlich wieder ein spannender Tag. Immerhin geht es zu einem noch aktiven Vulkan.
05.11.2012 Isabela
Die Insel Isabela setzt sich aus fünf miteinander verschmolzenen Schildvulkanen zusammen und da die Insel direkt auf dem sogenannten Hot Spot liegt, sind alle diese Vulkane aktiv. Hier auf Isabela befindet sich auch der zweitgrößte Vulkankrater (Basaltkrater) der Welt, der Sierra Negra (1.490 m), den man in einer ungefähr 5 Stunden dauernden und 16 km umfassenden Wanderung besichtigen kann. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen.
Um 7:30 Uhr werden wir nach einem eher bescheidenen Frühstück vom Hotel abgeholt und mit einem Toyota-Hilux ins vulkanische Hochland von Isabela gefahren. Nach ca. 20 Minuten Fahrzeit erreichen wir den Parkplatz El Cura. Als wir aus dem Auto aussteigen, empfängt uns feiner Sprühregen. Das sei hier im Hochland normal und hört spätestens am Kraterrand auf, versichert uns der Guide. Hier, vom Parkplatz aus, beginnt unsere Wanderung und wir lernen die anderen Mitwanderer unserer Gruppe kennen. Die Gruppe besteht aus 12 Personen und die Älteste dürfte mindestens 75 Jahre alt sein. Die alte Dame aus Peru ist mit ihrer Tochter und ihren beiden Enkelinnen da und es ist rührend zu sehen, wie sich alle um die rüstige und lebenslustige alte Dame bemühen.
Wir sehen der Wanderung recht entspannt entgegen, zumal wir ausdrücklich den Pferderitt abgewählt haben. Damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben, zeigt sich schon nach wenigen Metern, als wir den extrem ausgetretenen, sehr schmierigen und mit großen Löchern gepflasterten Weg sehen. Ganz allmählich steigt der Weg an und wir wandern durch Hochlandregenwald, dessen Bäume von den vielen Flechten lauter Bärte haben. Richtig mystisch sehen die Bäume aus. Unser Guide ist straffen Schrittes unterwegs, aber er versucht wenigstens (anfangs) die Gruppe zusammenzuhalten und wartet immer mal auf die Nachzügler.
Nach etwa eineinhalb Stunden Wanderung erreichen wir die Nord-West Seite des Vulkans Sierra Negra und blicken beeindruckt in seinen gigantischen Kessel (Caldera). Der Einsturzkrater ist mit 11 km Durchmesser der Größte, den die Schildvulkane der Galápagos-Inseln zu bieten haben. Seine flache, kreisförmige Einsenkung ist vor Tausenden von Jahren durch den plötzlichen Einbruch des Kraterbodens in eine entleerte Magmakammer entstanden. Die angrenzenden Kraterwände sind nach Osten und Süden üppig begrünt und in der Kraterebene des Vulkans sieht man noch die schwarzen, erkalteten Ströme der Lava. Der Vulkan ist 2005 das letzte Mal ausgebrochen und man sieht noch im Vulkankessel die frischen Lavaspuren. Ganz klein und bescheiden fühlt man sich vor einer solch großartigen Naturkulisse.
Als die Gruppe bereits wieder aufgebrochen ist und wir auch gerade gehen wollen, kommt von Süden eine Nebelwand über den Krater gezogen und ich sehe gerade noch, wie sich aus dem Nebelschleier ein Regenbogen formt. Was für ein ungewöhnlicher Anblick. Einen Regenbogen aus Nebel hatten wir vorher noch nie gesehen und dann ausgerechnet vor dieser Kulisse. Wir sind ganz aus dem Häuschen. Inzwischen ist die Gruppe natürlich schon lange über mehrere Berge entschwunden und wir müssen uns beeilen, sie wieder einzuholen. Das schaffen wir dann auch recht schnell, allerdings ziemlich schweißgebadet, denn inzwischen ist es warm geworden. Längst haben wir die feuchte Hochlandluft hinter uns gelassen.
Am Kraterrand wandern wir in Richtung Norden, bis wir die Nordspitze des Vulkans Sierra Negra erreicht haben. Hier biegen wir ab zum Vulkan El Chico. Um ihn zu erreichen, müssen wir über die Lavafelder laufen, die der Vulkan Sierra Negra bei seinem Ausbruch 1979 über den Nordrand ergossen hat. Aus nächster Nähe lassen sich nun alle Formen und Sorten der Lavaströme betrachten. Es ist wahnsinnig interessant und wir kommen gar nicht nach mit schauen und fotografieren. Überhaupt ist diese Kulisse absolut gigantisch.
Wir laufen über Lavatunnel, lernen den Unterschied zu erkennen zwischen schnell- und langsam fließender Lava und können genau die Grenze sehen zwischen erkalteter Lava, die 2.000 Jahre alt ist und der vom Ausbruch 1979. Während die alte Lava rot ist, hat die neue Lava eine schwarze Farbe. Langsam fließende Lava bildet übrigens eine glatte Oberfläche, während schnell geflossene Lava (sogenannte aa-Lava) in scharfkantige Stücke gebrochen ist. Sie ist auch der absolute Schuhtöter.
Der Parasitärvulkan El Chico ist nur ein kleiner Vulkan. Dafür ist der sehr farbintensiv. Sein Kraterrand leuchtet in zahlreichen Rottönen, durchsetzt vom Gelb des Schwefels. Die zarte Farnvegetation in seinem Schlund gibt zusätzliche Akzente. Nur vom Dampf, der von seiner Aktivität zeugt, ist zur Zeit nichts zu sehen.
Vom höchsten Punkt des Vulkans haben wir nicht nur einen tollen Überblick über die gigantische Vulkanlandschaft, sondern können auch die fantastische Aussicht auf Isabela und den Pazifik genießen.
Nun hat es unser Guide auf einmal ziemlich eilig. Statt uns erst einmal in Ruhe diese gigantische Landschaft genießen zu lassen, eilt er vornweg und der Rest der Gruppe hechelt ihm hinterher.
Noch schneller als auf dem Hinweg nimmt der Guide dann den Rückweg. Wir stolpern im Laufschritt hinterher, um den Anschluss zur Gruppe nicht gänzlich zu verpassen. Zwar sind aus unserer Gruppe noch mehr Nachzügler unterwegs, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass wir fast rennen müssen, um zwischendurch auch noch Zeit für Fotos zu haben. Das geht ungefähr so: nach unten schauen, wo man hin tritt und wie der Weg verläuft, dann rasch aufschauen, die tolle Kulisse in sich aufnehmen, schnell mal ein Bild machen und wieder losrennen. So eilen wir quasi im Laufschritt den Berg wieder hoch, doch vom Guide ist keine Spur mehr zu sehen. Der ist längst auf und davon, obwohl hinter uns noch 5 Leute der Gruppe folgen. Mit hochrotem Kopf erreichen wir den Rastpunkt, an dem uns unser Guide – schon mal vom Kopf bis zur Hose komplett umgestylt – auf einer Bank sitzend erwartet und zum nächsten Rastplatz schickt. Dort angekommen wartet dann die Gruppe auf den Guide. Als der dann endlich kommt, sind inzwischen alle wieder ausreichend akklimatisiert, haben gevespert und sind bereit, weiter zu wandern. Unser Guide aber legt sich hin und wir schauen ihm vollkommen verdutzt beim Schlafen zu. Das ist dann doch mehr, als Einige von uns vertragen können. Wir rennen wie die Bekloppten über die Lavafelder und dann sollen wir dem Burschen beim Schlafen zusehen. So beschließen nach und nach alle der Gruppe, sich schon mal auf den Weg zu machen, denn den finden wir ja jetzt auch allein. So ist die Gruppe vollkommen zerstreut, der Guide kommt irgendwann allein anmarschiert, redet kein Wort mehr und macht beleidigt sein Ding für sich. Aber nach der Nummer will auch Keiner mehr mit ihm reden.
Auf halbem Weg im Hochland setzt wieder der feine Sprühregen ein und in kürzester Zeit sind wir patschnass. Der viele Staub, der sich auf unsere Hosen und Schuhe gesetzt hat, wird nun richtig matschig und wir sehen aus wie die Ferkel. Endlich am Ausgangspunkt angekommen, warten schon die Fahrzeuge auf uns, die uns hierher gebracht haben. In der gleichen Zusammensetzung steigt Jeder in das Auto, mit dem er gekommen ist und wird wieder ans Hotel gebracht. Man hätte ehrlich gesagt auch auf einen Guide verzichten können, aber ohne Guides sind die Wanderungen leider nicht erlaubt.
Müde aber begeistert, dieses Naturwunder gesehen zu haben, steigen wir aus unseren nassen Dreckklamotten. Anschließend suchen wir uns erst einmal ein Restaurant, in dem wir etwas zu Essen bekommen, denn wir haben richtig Hunger. Am Nachmittag laufen wir noch zu den anderen Lagunen, die es hier in der Umgebung gibt und halten Ausschau nach Flamingos. Wir werden auch tatsächlich fündig und beobachten eine ganze Weile mehrere Gruppen dieser wunderschönen korallenfarbigen Laufvögel, die hier eine ganz besonders kräftige Färbung haben. Denen werden wir uns dann Morgen in aller Ruhe widmen, denn jeden Tag hinter einem Guide herrennen, ist nun wirklich nichts für uns.
Nach einem kurzen Strandspaziergang fallen wir dann ziemlich schnell ins Bett, denn der Tag war doch recht anstrengend.
06.11.2012 Isabela
Heute lassen wir uns vom Meeresrauschen wecken. Das eher bescheidene Hotelfrühstück zählt nicht unbedingt zu den Highlights des Tages und ist schnell erledigt. Dafür ist der Blick aus unserem Fenster umso schöner und wenn wir aus dem Hotel treten, stehen wir auch schon unmittelbar am malerischen Strand.
Unser erster Gang führt uns noch einmal zu den Lagunen, in denen wir gestern die Flamingos gesehen haben. Die sind auch heute Morgen noch da und ihr kräftiges Lachsrot leuchtet im sanften Morgenlicht noch stärker als gestern. Heute Morgen sind die Vögel recht aktiv und filtern ununterbrochen die Lagune durch. Da ist es gar nicht so einfach, verwacklungsfreie Bilder hin zu bekommen.
Neben den Flamingos gibt es in den Lagunen auch noch unzählige Marine-Iguanas, bei denen insbesondere einige Männchen eine stattliche Größe aufweisen.
Im sandigen Boden der Lagunen leben massenhaft Winkerkrabben, die nur eine große Scheere haben. Überall wuselt es herum, doch sowie sich etwas bewegt, flitzen dann alle wieder in ihr Loch zurück, aus dem sie neugierig hervor schauen.
Nachdem wir die Flamingos von allen Seiten abgelichtet haben, gehen wir noch kurz in die Schildkrötenaufzuchtstation. Hier werden Galápagos-Riesenschildkröten gezüchtet, um sie später wieder auswildern zu können. In getrennten Gehegen finden sich alle Größen von Riesenschildkröten. Den Kleinsten kann man es wahrlich noch nicht ansehen, was sie einmal für riesige Brocken werden – aber da vergehen ja auch Jahrzehnte.
Als wir gerade wieder am Strand entlang zum Hotel laufen wollen, stellen wir fest, dass die Marine-Iguanas gerade alle ins Wasser gehen, um an den Felsen die Algen abzugrasen. Manche von ihnen sind gar nicht blöd und nehmen die Felsen, die noch nicht überflutet sind. So müssen sie nicht in das kalte Wasser. Durch seine gute Tarnfarbe kaum sichtbar steht ein Lavareiher zwischen den Felsen und versucht, sich seine Mahlzeit Fisch zu besorgen. Auch die lachsroten und schwarz-rot-gesprengelten Krabben sind überall unterwegs.
Wir stehen bis zur Hosenkante im Wasser und versuchen, die Marine-Iguanas beim Grasen zu fotografieren. Anschließend müssen wir uns erst einmal trocken legen.
Nachdem es heute Morgen bewölkt war und wahrlich nicht nach Sonnenschein aussah, habe ich den Sonnenschutz eingespart. Prompt erhalte ich jetzt die Quittung dafür, denn nach den paar Stunden bin ich bereits rot wie eine Languste nach dem Kochtopf. Ohne Sonnenschutz selbst bei bewölktem Himmel aus dem Haus zu gehen, rächt sich also sofort.
Am Nachmittag laufen wir zum Hafen. In der Nähe des Hafens führt ein etwa 250 Meter langer Steg durch einen Mangrovenwald zur Bucht Concha de Perla. Diese Bucht ist ein natürlicher Lavapool, der mit Felsen vom Meer abgegrenzt ist. Das Wasser der Bucht ist glasklar. Hier kann man schnorchelnd die bunte Unterwasserwelt erkunden und mit Seelöwen schwimmen. Wir sehen viele bunte Fische und Seelöwen gibt es quasi als Zugabe dazu, denn die liegen auch auf dem Steg herum und scheinen nur auf Abwechslung zu warten.
Nun haben wir so langsam Hunger und machen uns auf den Weg, uns ein Abendessen zu besorgen. Dumm nur, dass die Restaurants erst um 18:30 Uhr öffnen. Hier im Ort hat Jeder so sein Geschäftsmodell entwickelt, wie er am großen Kuchen des Tourismus teilhaben kann. Während in Santa Cruz die Frauen mit selbstgebackenem Kuchen an der Mole sitzen und ihren Kuchen anbieten, reiht sich hier „Restaurant“ an „Restaurant“. Die bestehen teilweise nur aus ein paar Hockern und Bänke neben einem großen Grill, der oft Marke „Eigenbau“ ist. Gegrillt wird insbesondere Schweine-und Hühnerfleisch und natürlich Fisch. Wir wollen aber heute lieber „richtig“ essen und so müssen wir noch einige Runden durch/um den Ort drehen, bis wir endlich bei „Cesars“ essen gehen können. Wir sind inzwischen so hungrig, dass wir gleich drei Portionen ordern. Von einer halben Languste wird man nicht satt, aber mit einem leckeren Fischfilet als zweiten Gang ebbt der Bärenhunger langsam ab.
Als wir nach gut zwei Stunden wieder zurück ins Hotel kommen, rührt uns fast der Schlag. An der Wand unseres Hotelzimmers hat sich ein Ameisenheer niedergelassen und ist im Begriff, das Zimmer zu erobern. Die ersten Kundschafter sind bereits auf dem weiteren Vormarsch, auch andere Gegenden des Zimmers zu erkunden. So etwas in dieser Ausprägung haben wir noch nie gesehen. Uwe sucht Hilfe in der Rezeption, denn diese Ameisenarmada können wir nun wirklich nicht gewähren lassen. Das sind einfach zu viele Tiere. Dabei würden wir dem Gecko, der unter dem Dach wohnt, nur zu gern sein leckeres Abendessen gönnen, doch das geht so nicht, denn auch unsere Taschen sind vor der „Eroberung“ dieses Heeres nicht sicher.
Die Dame von der Rezeption verspricht Rat in Form der Giftkeule und 10 Minuten später steht sie mit dem übel riechenden Gift in der Tür und beseitigt diese Armee. Da die Tiere auch übel beißen, ist das leider notwendig. Wir müssen nun erst einmal gründlich durchlüften, damit wir demnächst nicht selbst alle Viere von uns strecken.
07.11.2012 Isabela – Santa Cruz – Plazas
Die Nacht ist früh vorbei, denn um 5:30 Uhr holt uns das Taxi ab, das uns zur Bootsanlegestelle bringt. Rasch absolvieren wir noch die Agrarkontrolle und holen uns die Banderolen für alle Gepäckstücke. Um 6 Uhr soll das Speedboot nach Santa Cruz starten, doch wieder einmal herrscht ein gewisses Chaos und wir starten erst 10 Minuten später. Das beunruhigt uns ein wenig, denn wir haben heute einen straffen Zeitplan. Um den Tag sinnvoll zu nutzen, haben wir für heute noch eine Bootstour auf die Insel Plaza Sur gebucht und spätestens um 8:30 Uhr soll uns der Bus am Hotel „Silberstein“ in Santa Cruz abholen.
Der Höllenritt mit dem Speedboot von Isabela nach Santa Cruz dauert genau zwei Stunden, dann legt das Boot in Santa Cruz an. Als wir über die Landungsbrücke gehen, wartet zu unserer Überraschung schon die Dame von der Travel Agency auf uns. Sie nimmt uns in Empfang und hat sogar einen jungen Mann mitgebracht, der Englisch spricht. Rasch organisieren wir uns ein Taxi, der junge Mann begleitet uns bis zum Hotel, lässt das Taxi warten, während wir noch schnell unser Gepäck abstellen und bringt uns dann zum Bus, der am Ortsausgang mit den anderen 8 Gästen der heutigen Bootstour schon auf uns wartet. Ein gigantischer Service. Pünktlich um 8:30 Uhr, wie verabredet, steigen wir in den Bus und der bringt uns in den Norden zum Kanal, wo die Bootstouren starten. Wieder werden wir auf eine schmucke Yacht gebracht.
Die Plazas sind Zwillingsinseln, die nur einige hundert Meter vor der Ostküste der großen Insel Santa Cruz liegen. Während Plaza Norte (Nord-Plaza) für Besucher geschlossen und nur für Wissenschaftler zugänglich ist, kann Plaza Sur im Rahmen einer geführten Tour besucht werden. Beide Inseln wurden nicht durch Vulkanismus geformt, sondern sind durch sekundäre Anhebungen des Meeresbodens entstanden. Die Insel Plaza Sur ist nur 13 ha groß. An der Nordküste der Insel Plaza Sur kann man trocken anlanden, während die Südküste eine 25 m hohe, unzugängliche Steilküste ist. Die Insel ist etwa 1,5 km lang und 500 m breit. Insofern ist die Insel einigermaßen übersichtlich. Es gibt baumgroße Riesenopuntien (Giant Prickly Pear Cactus, Opuntia echios var. echios) und einige Sträucher, aber mehr wächst hier nicht in die Höhe. Dafür gibt es überall Sesuvien (Galápagos Carpet Weed, auch: Sea Purslane, Sesuvium edmonstonei), eine krautig breitflächig wachsendes Mittagsblumengewächs mit dickfleischigen Blättern, das sich in der Trockenzeit rot verfärbt. Dadurch bekommt die Insel sehr schöne rote Farbtupfer. Sowohl die Kakteen als auch die Sesuvien sind endemisch auf den Galápagos-Inseln.
Bereits beim trockenen Anlanden sehen wir viele Seelöwen rechts und links des Stegs auf den Uferfelsen liegen. Es gibt auch wieder eine ganze Menge süßer Jungtiere, die uns Neuankömmlinge neugierig anschauen. Nun sind wir seit San Cristóbal von den Seelöwen ein wenig übersättigt. Uns interessieren mehr die vielen Landechsen, die hier quasi Spalier sitzen. Außerdem gibt es auf dieser Insel eine Mischung aus Landleguanen und Meeresechsen, die grau bis schwarz sind, die Kopfform der Landleguane haben und das Gesicht und den Schwanz von den Meeresechsen. Über uns kreisen Fregattvögel, neben uns sitzt eine Möwe mit weiß geränderten Augen und über die Felsen am Ufer klettern unzählige der roten Klippenkrabben. Wo also zuerst hinsehen bzw. die Kamera hinhalten? Hier hat man echt Stress und den sehr kompetenten Erklärungen unseres Guides Alejxandro, der uns schon auf der Seymour Norte-Tour begleitet hatte, können wir leider wieder nur mit halbem Ohr folgen.
Zum Glück ist Alejxandro sehr geduldig, bleibt immer wieder stehen und bringt viel Verständnis für uns auf. Noch langsamer als wir ist jedoch so ein bekloppter Ami unterwegs, der plötzlich vor den Echsen ein Werbebanner für die Wahl von Obama ausrollt und unbedingt davor fotografiert werden will. Ok, der hat natürlich vom Rest der Truppe sofort seinen Spitznamen „Bama“ weg. Auch sonst läuft er immer wieder querfeldein und ist irgendwie total verpeilt.
Auf dem etwa zweistündigen Rundwanderweg über die Insel können wir tolle Ausblicke auf das türkisfarbene Meer genießen, das eingerahmt wird von der ungewöhnlichen Kakteenvegetation und den roten Sesuvienfeldern. Es gibt auf der Insel scheinbar zahllose Echsen, denn quasi auf Schritt und Tritt treffen wir Landleguane und diese sonderbare Mischung zwischen Meerechse und Landleguan.
An den Steilklippen von Plazas Süd nisten verschiedene Seevögel wie zum Beispiel die Gabelschwanzmöwe und die unglaublich flinken Turmtaucher. Selbst hier oben auf den Felsen liegen Seelöwen und wir staunen nicht schlecht, als auf einmal ein stattlicher Bulle über die Felsklippe schaut und direkt auf uns zu kommt. Da ist dann Vorsicht angesagt, denn die Seelöwen können auch beißen und sie sind in ihrem komischen Galopp ziemlich schnell unterwegs. Also nichts wie weg und Platz gemacht. Erst als der Bulle seine Haremsdame von der höchsten Klippenkante vertrieben und es sich dort selbst gemütlich gemacht hat, ist der Frieden wieder hergestellt. Wir beobachten die vielen Meeresvögel, die hier kreisen und teilweise in den Felsen brüten. Auch Maskentölpel sitzen in den Felsen. So lernen wir diese Sorte auch mal kennen.
Auf dem Rückweg zum Schiff treffen wir noch die seltenen Rotschnabel-Tropikvögel mit ihrer langen Schwanzfeder und auf Prachtfregattvögel. Die Zeit auf der Insel vergeht wie im Flug und eigentlich würden wir mal wieder in aller Ruhe einen ganzen Tag hier verbringen wollen. Leider ist das aber nun mal nicht möglich und so müssen wir eben ein wenig schneller fotografieren. Gut, dass wir diesen Stress nicht jeden Tag haben. Zu unserem Glück versperrt ein Seelöwe den Bootsanlegesteg und es dauert eine ganze Weile, bis der Guide die Seelöwendame vertreiben kann. Uns freut ihre Hartnäckigkeit, denn das gibt uns noch ein wenig mehr Zeit für ein paar zusätzliche Aufnahmen.
Irgendwann ist leider die Seelöwendame dann doch vertrieben, das Schlauchboot holt uns von der Insel wieder ab und bringt uns zurück an Bord der Yacht. Dort riecht es bereits lecker, denn inzwischen wurde das Mittagessen zubereitet. Es gibt Fisch mit Kartoffelbrei, Salat und Gemüse sowie als Dessert ein Stück süße Wassermelone.
Während wir es uns gut schmecken lassen – immerhin ist das heute unsere erste Mahlzeit – nimmt die Yacht Kurs auf eine türkisfarbene Bucht in der sich öfter Weißspitzenriffhaie aufhalten sollen. Hier ist Schnorcheln vom Boot aus angesagt. Während ich die Szenerie fotografiere, geht Uwe mit dem Guide und Einigen der Gruppe die Haie suchen. Zwar finden sie auch welche, aber die sind so versteckt in den Felsen, dass man sie kaum sehen kann. So bleibt es beim „Wässern“, denn ansonsten ist in der Bucht nicht viel los.
Wenig später bringt uns die Yacht zurück zum Hafen und der Bus wieder ins Hotel. Dort checken wir wieder ein und da wir so langsam zum Inventar gehören, bekommen wir das schönste Zimmer mit Blick über die ganze Anlage. Unser Gepäck wurde bereits ins Zimmer gebracht. Da ist bestimmt so ein armer Angestellter bald unter der Last zusammengebrochen.
Nachdem es uns schon den ganzen Tag nach Lemon Pie gelüstet, gehen wir ins „Il Giardino“ Essen und gönnen uns noch diese leckere Nachspeise. Nun müssen wir nur noch unsere Tour nach Santa Fe buchen. Das machen wir natürlich wieder in der Travel Agency unseres Vertrauens, doch leider ist weder die Chefin noch ihre englisch sprechende junge Kollegin da und die Vertretung bekommt es nicht auf die Reihe. Dann verbringen wir eben einen Strandtag an der Tortuga Bay und versuchen es morgen noch einmal, wenn die Chefin wieder da ist.
Spaßeshalber fragen wir noch bei einigen anderen Agenturen wegen der Tagestour nach Santa Fe nach, doch wir müssen einsehen, dass wir für morgen nirgendwo diese Tour bekommen können.
Zurück im Hotel genießen wir noch ein paar der leckeren Fruchtsäfte und planen den morgigen Tag.
08.11.2012 Santa Cruz
Wenigstens können wir heute ausschlafen und es langsam angehen lassen. Nach dem Frühstück suchen wir noch einmal die Travel Agency auf und heute haben wir Glück, denn die Chefin und auch ihre englisch sprechende Kollegin sind da. So bemühen sich die Beiden mit allen Kräften, uns für Morgen eine Tour nach Santa Fe zu organisieren. Irgendwie sieht das aber nicht gut aus. Trotz vieler Telefonate der Chefin bei Hinz und Kunz ist nichts zu bekommen. Inzwischen versucht uns die Kollegin als Alternative die Insel Floreana schmackhaft zu machen, doch diese Insel ist eher aus historischer Sicht interessant und kann uns einfach nicht fesseln. Schweren Herzens verabschieden wir uns von den Beiden. Da kann man halt nichts machen.
Zurück im Hotel packen wir die Badesachen ein, besorgen uns ein Taxi und fahren zur Tortuga-Bay (Bahia Tortuga – Schildkrötenbucht) in der Nähe von Puerto Ayora. An diesem Strandabschnitt, dem schönsten Strand des Archipels, gibt es feinen weißen Sand und hier her kommen die Meeresschildkröten zur Eiablage.
Es ist verhältnismäßig wenig los an diesem schönen Strand. Dafür gibt es unzählige Marine-Iguanas, denn die Algen im Wasser sind ihre Nahrungsquelle. In aller Ruhe schlendern wir am Strand entlang, fotografieren mal wieder Iguanas und rote Klippenkrabben und genießen das türkisblaue Meer mit seiner einsetzenden Flut.
Die Meeresströmung an diesem Strand ist jedoch nicht zu unterschätzen und deshalb ist der Strand nicht zum Schwimmen geeignet. Es befindet sich jedoch ein Stück weiter eine Bucht mit ebenfalls schönem Strand und mit ruhigem Wasser – von roten Mangroven (Rhizophora mangle) eingesäumt, in der man wunderbar schwimmen kann. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch einen kleinen Kakteenwald. Es ist immer wieder erstaunlich, wie hoch diese Kakteen wachsen können.
Auf den Felsen treffen wir auf Blaufußtölpel, die sich von uns nicht stören lassen und auch ein Lavareiher sitzt unsere Anwesenheit einfach aus. Im Wasser taucht der Kopf einer Schildkröte auf. Das ist genau der richtige Platz zum Schwimmen und Schnorcheln. Leider ist aber das Wasser sehr trüb und so sieht man dann doch nicht so viel, wie erhofft. Dafür unterhalten uns die vielen Finken, Möwen und anderen Vögel, die total zutraulich sind.
Obwohl wir nun schon viele Marine-Iguanas gesehen haben, überrascht uns ihre große Anzahl hier dennoch. Der gesamte Weg liegt voller Echsen und Uwe zählt mehr als hundert auf einem kleinen Fleck. Da setze ich mich dann quasi auch mal in die Sch…, um sie abzulichten.
Am Nachmittag gehen wir zurück zur Tortuga Bay. Dort ist inzwischen Ebbe und in einem kleinen Felsenpool sind eine Menge bunter Fische gefangen. Hier sehen wir all die Fische, die wir gehofft hatten, beim Schnorcheln zu entdecken und dafür müssen wir noch nicht mal weiter als bis zum Po ins (recht kalte) Wasser. Das ist doch akzeptabel!
So verbringen wir eine Menge Zeit. Eigentlich ist unser Plan, bis zum Sonnenuntergang zu bleiben, doch daraus wird nichts, denn der Strand wird geschlossen. Eine Angestellte der Nationalparkverwaltung schickt alle Besucher um 17:30 Uhr nach Hause. Auf meine Bitte noch bleiben zu dürfen, bis die Sonne untergeht, lächelt sie milde und gibt mir fünf Minuten. Das reicht mir, aber vermutlich nicht der Sonne zum Untergehen. Jedenfalls wird das so nichts und so müssen wir uns mit einem Lichtstreifen letzten Sonnenlichts begnügen, das sich schön in den anbrandenden Wellen am Strand spiegelt. Bei einem letzten Blick über das Meer sehe ich in der Brandung zwei weiße Flossenspitzen. Es sind kleine Weißspitzenhaie, die sich an den Strand spülen lassen und wir dürfen nicht mehr hin, um sie anzuschauen. So ein Mist! Wir besinnen uns aber darauf, dass der Zugang zum Strand mit einem Tor gesichert ist und vor der verschlossenen Tür wollen wir nicht stehen. Also fügen wir uns und verlassen gemeinsam mit den anderen Besuchern den Strand.
Den Rückweg nach Puerto Ayora haben wir schnell bewältigt und kommen zufällig noch an der Travel Agency vorbei. Im Vorbeigehen winke ich der Chefin und sie winkt zurück. Dann wedelt sie aufgeregt mit den Armen, wir sollen herein kommen. Es stellt sich heraus, dass sie doch noch eine Tour nach Santa Fe für uns besorgt hat und schon den ganzen Tag versucht, uns im Hotel zu erreichen. Na da kann sie lange versuchen, wenn wir den ganzen Tag am Strand abhängen. Wir sind glücklich, dass wir die Tour noch bekommen haben und rasch ist die Buchung abgewickelt.
Zufrieden, dass alles nach unseren Vorstellungen geklappt hat, gehen wir gemütlich essen und sichten noch schnell unsere Tagesausbeute, bevor wir unsere Tasche für die morgige letzte Tagestour packen.
09.11.2012 Santa Cruz – Santa Fe
Um 7:30 Uhr holt uns der Bus am Hotel ab und bringt uns zur Mole. Eigentlich Unsinn, denn die paar Meter hätten wir auch zu Fuß gehen können – aber egal. Heute sind wir 16 Personen auf der Tour. Das ist eigentlich schon mehr als wir verkraften können, aber da wir diejenigen sind, die als Letzte auf die Liste gekommen sind – und das vermutlich zusätzlich – werden wir jetzt nicht rummeckern. Heute Morgen ist der Himmel sehr bewölkt und man kann nicht genau abschätzen, ob sich die Sonne zeigen wird. Der Guide ist aber zuversichtlich und meint, dass das vor der beginnenden Regenzeit immer so ist. Diesmal liegt die Yacht in Puerto Ayora im Hafen und wir werden mit Schlauchbooten zur Yacht gebracht. Erstaunlicherweise verteilen sich die Leute doch recht schnell. Die Meisten haben es ganz eilig oben auf die „Brücke“ zu kommen. Es weht eine ziemlich steife Brise, nieselt und hat hohen Wellengang. Das ist unsere unruhigste Ausfahrt. So dauert es auch gar nicht sehr lange, da kommt Einer nach dem Anderen pitschnass herunter, denn es hat wohl eine etwas heftige Welle gegeben. Wir sitzen im hinteren Teil des Schiffes, zwar im Freien aber überdacht und bekommen dort nicht den heftigen Wind und das Spritzwasser ab. Offenbar doch die bessere Platzwahl.
Unterwegs können wir einen Galápagos-Hai entdecken, der in aller Ruhe ein ganzes Stück parallel zum Schiff schwimmt. Dann fliegt ganz nah am Boot ein Albatros vorbei. Wir freuen uns, diese Vögel hier nun auch noch gesehen zu haben.
Bis Santa Fe (Barrington Island) dauert die Fahrt zweieinhalb Stunden. Pünktlich bei unserer Ankunft zeigt sich die Sonne und lässt das türkisfarbene Wasser und den weißen Sandstrand der Bucht noch einladender leuchten. Santa Fe ist eine der unbewohnten Galápagos-Inseln und entstand durch Vulkanaktivitäten im Meer. Sie ist 24 qkm groß und liegt 259 Meter über dem Meeresspiegel.
An dem kleinen Sandstrand liegen unzählige Seelöwen. Diese Kolonie hat gerade viele Jungtiere und es gibt auch ganz kleine Seelöwenbabys. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Seelöwen nur einmal in ihrem Leben ein Junges bekommen. Das Kleine, das direkt am Strand liegt, soll z. B. nur etwa 2 Tage alt sein. Noch viel Aufregender als die Seelöwenkolonie sind aber die Weißspitzenriffhaie, die hier im flachen Wasser ihre Bahnen ziehen. Zum Einen warten sie natürlich auf einen kleinen Snack in Form eines unvorsichtigen Seelöwenbabys und zum Anderen kommen sie hier ins flache Wasser, um sich zu paaren. Wir haben hier eine „Wetlanding“ sprich eine Nassanlandung, was bedeutet, dass wir die letzten Schritte an Land durch das Wasser waten müssen. Nicht alle finden das toll, wenn um uns herum mindestens 10 Haie patrouillieren. Aber unser Guide wird wissen was er tun kann und so machen wir uns da wenig Gedanken. Wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, völlig fasziniert die Tiere im Wasser zu beobachten, als sie um das Boot herum kreisen. Angst hat da keinen Platz.
Nachdem alle wohlbehalten angelandet und wieder trockenen Fußes sind, können wir erst einmal das Treiben der Seelöwenkolonie studieren. Ein Bulle beherrscht die ganze Kolonie und hat damit wahrhaftig alle Flossen voll zu tun.
Zur Abwechslung des ohnehin schon spannenden Treibens setzt sich noch ein Galápagos-Habicht in fotogene Pose und manch Einer weiß nicht, wohin er seine Kamera zuerst halten soll. Da bleibt schon auch mal unberücksichtigt, dass bei der nächsten Brandung die Schuhe unter Wasser stehen. Gut, ich wäre auch gern ein Stück ins Wasser gegangen, um die Haie etwas besser sehen zu können, aber meine Schuhe will ich dann doch nicht versenken. Die brauche ich schließlich noch.
Nachdem die Seelöwen ausgiebig abgelichtet wurden, beginnt der Rundgang über einen Teil der Insel. Der Guide ist wieder sehr kompetent und erklärt uns viel zu Fauna und Flora der Insel. Selbst die Galápagos-Finken und die Galápagos-Spottdrosseln (Mockingbirds) werden ausreichend gewürdigt. Gut, allzu viel gibt es auch sonst nicht zu sehen. Ein paar Landleguane laufen uns noch über den Weg. Es gibt hier eine Unterart von ihnen – den Santa Fe Drusenkopf, der auf dieser Insel endemisch ist. Er unterscheidet sich von seinen Artgenossen auf den anderen Inseln durch seine hellere Gelbfärbung und einen stärker ausgebildeten Rückenkamm. Außerdem sehen wir zum ersten Mal die hübsch gezeichneten Galápagos-Tauben.
Wir bewundern die extrem großen Baumopuntien (Kakteen – Opuntia echios var. Gigantea), die hier bis zu 10 Meter hoch und bis zu 80 Jahre alt werden können. Die Feigenkakteen (Tree Prickly Pear) tragen gerade gelbe Blüten und Früchte und werden deshalb von den Vögeln und den Landleguanen stark frequentiert. Immer wieder haben wir vom Weg aus einen schönen Ausblick auf die Bucht.
Der recht kurze Rundweg endet wieder am Strand und schon werden wir mit dem Schlauchboot zurück zum Schiff gebracht. Jetzt ist Schnorcheln in der Bucht angesagt. Zum großen Bedauern von Uwe sind die Haie aber nicht da, wo geschnorchelt wird, doch die Unterwasserwelt ist auch so spannend. Ein großer Mantarochen kommt vorbei, Seelöwen tauchen unter den Schnorchlern durch und wieder kann man viele bunte Fische beobachten.
Baden macht hungrig und deshalb wird jetzt das Mittagessen serviert. Wie immer gibt es Fischfilet. Es schmeckt uns gut.
Während der Kapitän die Heimreise antritt, entschwinden wieder Guide und der Rest der Besatzung in ihre Kajüte und werden erst wieder gesehen, als wir in den Hafen von Santa Cruz einlaufen. Der Guide sieht noch ein wenig verschlafen aus. Die Jungs haben schon einen coolen Job; marschieren zwei Stunden mit den Touris über eine Insel und werden ansonsten fürs Schlafen bezahlt. Zugegeben, die Kajüten sind auch recht gemütlich und im Liegen schläft man einfach besser als im Sitzen.
Wir haben es auf der Rückfahrt leider nicht so komfortabel. Das Meer ist noch rauher geworden und so werden wir ganz schön hin und her geschüttelt. Mit gutem Recht können wir nun von uns behaupten, ziemlich seefest zu sein, denn der starke Wellengang hat uns nichts ausgemacht. Wieder beobachten wir unterwegs zwei Albatrosse und sehen fliegende Fische durch die Luft springen. Ein total witziger Anblick.
Um 15:30 Uhr und früher als angekündigt laufen wir in den Hafen von Santa Cruz ein. Genau die richtige Zeit, um noch einmal einen guten ecuadorianischen Kaffee und Lemon Pie zu genießen. Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an zwei gegenüber liegenden Hotels vorbei und schauen ziemlich blöd aus der Wäsche. Da stehen im Foyer fertig geschmückte Weihnachtsbäume. Das passt so überhaupt nicht hierher und wir müssen erst einmal sortieren, was wir eigentlich für ein Datum haben. Streng genommen hätte es ja noch etwas Zeit mit dieser Deko, aber die Plastik-Weihnachtsbäume halten auch gut bis in den März und da kann man sie eben schon Anfang November hervorholen. Je länger wir durch den Ort laufen, umso deutlicher wird, dass es hier heute ein geheimes Kommando „Weihnachtsdeko“ gegeben haben muss. In den paar Stunden, die wir weg waren, haben die meisten Geschäfte bereits weihnachtlich dekoriert. Selbst in den Reiseagenturen steht und hängt weihnachtliche Deko. Also eine weihnachtsfreie Zone sind die Galápagos-Inseln definitiv nicht. Das ist offensichtlich.
Auf dem „Fischmarkt“ gibt es heute jede Menge Lobster. Das sind vielleicht Prachtexemplare! Für 10 USD das Stück wechseln sie die Besitzer und wir bedauern sehr, nicht selbst kochen zu können. Aber die Tiere sind auch wunderschön anzusehen und so nutzen wir die Gelegenheit, sie mal in Ruhe betrachten zu können.
Wir laufen gemütlich ins Hotel, packen unsere Sachen und gehen etwas früher schlafen, denn morgen müssen wir wieder zeitig aufstehen. Dann ist leider unsere schöne Zeit auf den Galápagos-Inseln schon wieder vorbei und wir müssen die Heimreise ins kalte Deutschland antreten. Brrrrrrr.
10.11.2012 Santa Cruz – Guayaquil
Das Taxi kommt wie immer superpünktlich und bringt uns in den Norden der Insel. Von dort nehmen wir die Fähre nach Baltra. Eigentlich pendeln Busse, die die Neuankömmlinge auf Baltra zum nahe gelegenen Flughafen bringen. Es stehen auch Busse da, aber der Busfahrer will nicht fahren. Nach langem Warten dürfen wir dann doch einsteigen und der Bus fährt auch los, doch kurz vor dem Flughafen (ca. 1 km) bleibt er stehen. Die ganzen Angestellten verlassen den Bus und gehen zu Fuß weiter; die Touristen schauen ratlos. Ein anderer Bus kommt uns entgegen und winkt, dass wir umsteigen sollen. Nachdem das Gepäck im anderen Bus verladen und die restlichen Fahrgäste schmunzelnd umgestiegen sind, fährt der Bus wieder in Richtung Kanal. Wir kriegen uns nicht mehr ein. Gut, dass wir genügend Zeit haben, denn wer es hier eilig hat, bekommt ein Problem. Auf halbem Weg wendet der Bus aber dann doch und bringt uns zum Flughafen. Der ist im Moment eine einzige Baustelle, denn es wird gerade ein großes neues Flughafengebäude errichtet. Ist aber auch nötig bei der Bruchbude, in der es zieht wie Hechtsuppe.
Rasch haben wir eingecheckt und können nach einiger Wartezeit an Bord gehen. Ein letzter Blick auf das Archipel und schon verdeckt eine dicke Wolkendecke die Sicht. Uns brennt ein (vorerst) letztes Mal die warme Äquatorsonne auf die Haut, bevor wir endgültig in die kalte Wirklichkeit zurückgeholt werden. Dies erfolgt allerdings mit einem Zwischenstopp und einer Zwischenübernachtung in Guayaquil. Wir hatten beschlossen, uns diese ecuadorianische Stadt, wenn wir schon mal da sind, auch noch mit anzusehen. Zwar hören sich die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes zu dieser Stadt nicht besonders vertrauenserweckend an, doch erfahrungsgemäß relativiert sich das vor Ort meist schnell. Wir werden entsprechende Vorsicht walten lassen und uns auf unseren Verstand und Instinkt verlassen.
So landen wir um 14 Uhr in Guayaquil und wenige Minuten später empfängt uns der freundliche Fahrer des Hotels „Grand Hotel Guayaquil“ mit Handschlag und greift nach unserem Gepäck. Wir bekommen erst einmal einen Hieb, als wir ins Freie treten, denn in Guayaquil ist es viel heißer als auf den Galápagos-Inseln. Dabei hatte ich gelesen, dass es hier etwas kühler ist – von wegen!
Den dichten Straßenverkehr von Guayaquil kennen wir ja schon. Das Hotel liegt direkt in der Stadt und so kämpft sich der Fahrer durch den dichten Verkehr. Das „Grand Hotel Guayaquil“ macht einen noblen Eindruck. Rasch haben wir eingecheckt, unsere Sachen verstaut und uns wieder startklar gemacht. Wir wollen die Stadt erkunden. An der Rezeption lassen wir uns noch ein paar Tipps geben und dann stürzen wir uns in den Großstadtmoloch. Gleich hinter dem Hotel befindet sich die große Kathedrale „La Merced“; ein prächtiges Bauwerk.
Im Park gegenüber der Kathedrale leben grüne Landleguane. Wir hatten davon gelesen und mit zwei, drei Stück gerechnet. Hier gibt es aber Hunderte. Vor lauter Echsen kann man seinen Blick gar nicht vom Boden heben und tut man es dann doch, um zu schauen, wo die ganze Kacke herkommt, da entdeckt man in den Bäumen unzählige Tiere, die faul in der Sonne liegen. Es ist unglaublich, wie viele Tiere hier auf kleinstem Raum leben. Besonders die jüngeren Tiere haben noch eine schöne grüne Färbung. Dafür haben die großen, schon älteren Tiere einen schönen Kamm und einen stattlichen Kehllappen.
Dann laufen wir zur Uferpromenade „Malecon 2000“, die am Rio Guayas entlang führt. Es fällt auf, dass an jeder Ecke Security steht. Guayaquil arbeitet offenbar an seinem Image. Die Promenade ist hochmodern und sehr gut besucht. Sie wurde als Erholungs- und Flaniermeile gestaltet, verfügt über Imbissstände, Kino, Galerie, Geschäfte, viele schöne Kinderspielplätze, Parks mit üppigem Bewuchs, Skulpturen, Aussichtstürme u. v. m.
Wie man uns empfohlen hatte, laufen wir auf der Uferpromenade bis zur angrenzenden Hügelkuppe „Cerro Santa Ana“. Am Fuß des „Cerro Santa Ana“ liegt das ebenfalls restaurierte „Barrio Las Peñas“. Mit seinen Holzbauten bewahrt es das koloniale Ambiente der Stadt, die hier ihren historischen Ursprung hat. Hier fühlen wir uns wie in einer Filmkulisse. Die alten, sehr schön restaurierten Häuser haben einen ganz besonderen Charme.
Staunend wandeln wir durch die enge Gasse. Den bunten Häusern, die sich an den Hügel quetschen, nähern wir uns über einen Seitenzugang. Es geht über gut ausgebaute Stufen steil bergauf. Von den Bewohnern der kleinen Häuschen werden wir genauso neugierig beäugt, wie wir diese Gegend bestaunen. 378 Stufen führen nach oben (jede Stufe ist nummeriert) und auf jedem Treppenabsatz steht ein Security-Mann. Es ist offensichtlich, dass man sehr auf Sicherheit bedacht ist.
Besonders interessant finden wir, dass in jedem zweiten Haus irgendetwas zu Essen oder zu Trinken angeboten wird. Die Menschen haben ihre ohnehin schon sehr kleine Wohnung als Restaurant oder Bar deklariert. Der Grill steht mitten im Wohnraum oder direkt vor der Tür. Außerdem scheppert aus jedem Winkel andere Musik. Wir wissen gar nicht, wohin wir zuerst schauen sollen, so viel Interessantes gibt es zu sehen.
Über einen Rundweg gelangen wir zum vorderen Teil der Hügelkuppe. Hier sind mehr Touristen unterwegs, doch auch viele Einheimische kommen zum Essen her. „Cerro Santa Ana“ hat sich zu einem kultigen Viertel der Stadt entwickelt.
Im Grunde reizt es uns sehr, uns hier durch die authentische ecuadorianische Küche zu testen, doch wenn sie uns nicht bekommt, haben wir Morgen auf dem langen Heimflug ein Problem und das möchten wir nicht riskieren. So belassen wir es leider beim Zuschauen.
Auf dem Rückweg zum Hotel besorgen wir uns etwas zu Essen und mit Einbruch der Dunkelheit treten wir den geordneten Rückzug ins Hotel an. Als wir an der Kathedrale vorbei kommen, dringt Musik aus den offenen Türen heraus und wir sehen eine größere Menschenansammlung am Eingang stehen. Als wir uns das näher ansehen, stellen wir fest, dass hier – jetzt, am Abend – offenbar im Minutentakt oder gleich gemeinsam, geheiratet wird. Es stehen mehrere Bräute und viele Hochzeitsgäste vor dem Eingang. Die Tatsache, dass am Abend geheiratet wird, ist wohl der Hitze geschuldet. Wir können ein paar Blicke in die Kathedrale „La Merced“ werfen und stellen fest, dass es ein sehr prächtiger Bau mit schönen Bleiglasfenstern und mehreren Seitenschiffen ist. Auch das Äußere der Kathedrale ist sehr gepflegt.
An der Hotelbar lösen wir noch unseren Willkommenstrunk-Gutschein in Form eines leckeren Cocktails ein, bevor wir in unsere übergroßen Kingsize-Betten fallen.
Auf jeden Fall haben wir uns hier in Guayaquil nicht eine Minute unsicher oder bedroht gefühlt. Die viele Security und Polizei, die an jeder Ecke steht, vermittelt ein großes Sicherheitsgefühl. Selbst am Abend war es gar kein Problem, unbehelligt zum Hotel zu gelangen.
11.11.2012 Guayaquil – Frankfurt
Wir gehen um 7 Uhr frühstücken und um 8 Uhr sind wir bereits im Park gegenüber der Kathedrale bei den Leguanen. Heute Morgen sitzen noch fast alle Tiere auf den Bäumen. Die Bananen, die an den Fütterungsstellen ausgelegt sind, locken die Tiere nur bedingt aus den Bäumen und Palmen. Wir erleben – zum Glück nicht am eigenen Leib – wie es in regelmäßigen Abständen eine große Ladung Urin und Kot von den Bäumen „regnet“ und wer nicht registriert, dass die Tiere in den Bäumen sitzen, der hat ein dickes Problem. Als wir die Tiere heute Morgen zu zählen versuchen, kommen wir auf ca. 160 Stück. Später stellen wir allerdings fest, dass auch noch im Inneren der Palmen die Jungtiere sitzen, die man so gar nicht sehen kann. Es ist der Wahnsinn!
Eine ganze Zeit lang beobachten und fotografieren wir in dem kleinen Park. Dann laufen wir noch einmal zur „Malecon 2000“. Hier fährt der Sightseeing-Bus ab. Der rote Doppelstockbus mit offenem Dach kostet 6 USD und ist eineinhalb Stunden unterwegs.
So lernen wir die Stadt ein wenig kennen, können ein paar Schnappschüsse machen und bekommen einen Überblick über Guayaquil. Das Geld ist gut angelegt.
So lernen wir nicht nur den Stadtkern von Guayaquil kennen, sondern sehen auch gleich noch das neue, sehr moderne Guayaquil mit großen Shopping-Malls, großzügigen Freizeitanlagen, dem Universitätscampus und vielen modernen Hochhäusern.
Etwas problematisch ist nur die Hitze, denn inzwischen haben sich die Wolken verzogen und die Sonne sticht unbarmherzig. Zudem ist die Wärme sehr feucht, so dass sie nicht wirklich angenehm ist. Man merkt, dass wir dem Amazonas sehr nahe sind. Beim Flug von den Galápagos-Inseln nach Guayaquil hatten wir den Tropischen Regenwald aus der Luft sehen können. Wir konnten aber auch viele gerodete Flächen und große Palmenplantagen erkennen, für die der Regenwald weichen musste.
Nach der Stadtrundfahrt versuchen wir noch, eine Kleinigkeit zu essen, doch die Portion, die wir testweise bestellt haben, entpuppt sich leider als ungenießbar. Da hatten wir keine gute Wahl getroffen.
Vom kostenlosen Airportshuttle des Hotels lassen wir uns zum Flughafen bringen. Ein letzter Einkauf bei „Republica de Cacao“, dann passieren wir die Security-Kontrolle. Hier gibt es sogar die neuen, bisher sehr umstrittenen Ganzkörperscanner. Beim Blick auf die Scanbilder verstehen wir die lächerlichen Diskussionen um diese Geräte nicht.
Nun warten wir auf’s Boarding, doch wir warten vergeblich. Um 17:50 Uhr sollte die Maschine von LAN starten, doch aufgrund von technischen Problemen warten und warten wir. Das verschafft uns genug Zeit, die mitreisenden Passagiere zu betrachten. Schon beim Einchecken waren uns mehrere Muskelprotze aufgefallen. Hier am Gate häufen sich diese muskelbepackten Klavierträger und wir erfahren, dass sie am Mister Universe-Bodybuilding-Contest teilgenommen haben. Naja, schön ist was anderes, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.
Um 19:30 Uhr bekommen wir einen Verpflegungsgutschein für ein Mini-Menü, bevor wir um 20:50 Uhr dann doch endlich starten. Gut, dass wir bei unserem Anschlussflug in Madrid ein Polster eingebaut haben. Kaum sind wir an Bord, legt sich die Hälfte der Crew hinter uns wieder zum Schlafen, anstatt erst einmal gemeinsam Essen und Trinken verteilen. Das wird nur mit halber Kraft gemacht und dauert entsprechend lange. Gegen 22:30 Uhr bekommen wir dann endlich etwas zu Essen und zu Trinken. Unter gutem Service verstehen wir wirklich etwas anderes. Da hilft es dann auch nicht, dass die Gläser gut gefüllt werden.
Die Nacht vergeht wie im Flug und während wir schlafen, können wir die Uhr um 6 Stunden vorstellen. So ist es beim Aufwachen Mittag und wir bekommen Frühstück – etwas verwirrend.
Madrid empfängt uns mit herrlichem Sonnenschein und wir bekommen so eine Art Galgenfrist, bevor wir ins kalte Deutschland zurück müssen. Unseren Anschlussflug in Madrid erreichen wir gut, denn wir brauchen zum Glück nicht das Terminal zu wechseln. Außerdem kennen wir uns ja nun schon aus. So reicht uns die Zeit gerade noch für ein leckeres Brötchen mit reichlich Serrano-Schinken, bevor uns die nächste Maschine nach Frankfurt bringt und leider diesem wunderschönen Urlaub damit schon wieder ein Ende setzt. Dankbar, diesen Traum gelebt zu haben, lassen wir die vielen Erlebnisse und unglaublichen Tierbegegnungen noch einmal in Gedanken Revue passieren, bevor uns der Alltag wieder in Beschlag nimmt.
Fazit
Auch wenn die Galápagos-Inseln aufgrund des vielen Tourismus sicherlich ein wenig von ihrem früheren, vor allem unberührten Charme eingebüßt haben, so haben wir auf den einzelnen Inseln doch ein großartiges und unvergleichliches Naturparadies vorgefunden. Die Tierwelt der Galápagos-Inseln ist tatsächlich ein sehr schützenswertes Gut und auch, wenn es manchmal lästig ist, so sind die umfangreichen Schutzmaßnahmen und die damit verbundenen Einschränkungen für Besucher sinnvoll und leider auch notwendig. Der Tourismus wird auf Galápagos über den Preis gesteuert und zusätzlich ist vorgesehen, die Besucherregelungen noch stärker zu reglementieren. Insofern steht die Frage, wie lange ein Individualtourismus überhaupt noch zugelassen wird.
Das Inselhopping, wie wir es gewählt haben, ist nicht die bequemste Form, die Inseln kennen zu lernen. Wer einen unbeschwerten Urlaub verleben möchte, der ist auf einer durchorganisierten Kreuzfahrt besser aufgehoben. Für uns hat sich jedoch gezeigt, dass wir genau die richtige Entscheidung getroffen haben. Das Inselhopping hat uns Flexibilität und vor allem viel Freiheit gebracht, die wir auf einer Kreuzfahrt in dieser Form nicht gehabt hätten.
Niemals hätten wir geglaubt, wie zutraulich Tiere sein können, wenn sie mit Menschen keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Wir hatten viel Glück und haben eine so große Vielfalt an Tieren gesehen, wie wir es nicht zu hoffen gewagt hätten. Galápagos ist wirklich ein Traum für Naturfotografen. Mit großer Freude können wir feststellen, dass unsere Wunschmodels – die Marine-Iguanas – sich als sehr geduldige und durchaus flexible Fotomodelle zur Verfügung gestellt haben, die wir in allen Lebenslagen studieren und natürlich auch fotografieren konnten. Wir haben große und ganz kleine Marine-Iguanas, beim Fressen und beim Niesen, über Wasser und unter Wasser gesehen und das teilweise so nah, dass wir über sie steigen mussten, weil sie den Weg versperrten.
Die Naturguides, die uns auf unseren Ausfahrten begleitet haben, hatten ein unglaublich breites Wissen und man merkte Ihnen die Begeisterung für die Natur immer wieder an. So wurde z. B. erst einmal beim Schnorcheln nach einer leeren Flasche auf dem Meeresgrund getaucht, bevor sie sich in das Vergnügen gestürzt haben. Auch sonst haben wir kaum Müll gesehen und Gegenstände, die das Meer angespült hat, werden sofort von Rangern eingesammelt. Überhaupt ist es hier auf den Galápagos-Inseln sehr sehr sauber und wir mussten wieder einmal feststellen, dass wir von Ecuador eine völlig falsche Vorstellung haben. Die Menschen sind extrem freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Allerdings sind sie auch richtig gut im Drängeln. Es herrscht den Touristen gegenüber eine große Fairness, so dass wir nie das Gefühl hatten, abgezockt zu werden. Preise und Kosten sind transparent und nachvollziehbar. Mit der Verständigung ging es insgesamt doch prima, auch wenn wir uns hin und wieder gewünscht hätten, ein paar mehr spanische Brocken sprechen zu können. Selbst ohne Englischkenntnisse bemühen sich die Menschen hier, einem weiter zu helfen – zur Not auch mit Händen und Füssen.
Vom Wetter her waren wir genau zur richtigen Zeit unterwegs. Auch wenn der Himmel an einigen Tagen bewölkt war, so war es immer warm genug, dass kurze Hosen ausreichten. Selbst im Hochland war es zwar feucht und es gab teilweise feinen Sprühregen, aber es war nie kalt. Hätten wir durchgängig strahlenden Sonnenschein gehabt, wären wir nach drei Tagen gar wie Grillhühnchen gewesen. Auch wenn ich es erst nicht so richtig geglaubt habe, so wurde uns schnell klar, dass ohne einen wirksamen und wasserfesten Sonnenschutz 50+ hier am Äquator gar nichts geht. Selbst die Einheimischen benutzen Sonnenschutz und man müsste eigentlich meinen, die sind die Sonne gewöhnt. Wir haben uns für den Testsieger bei Stiftung Warentest „Ladival 50+ Gel“ entschieden und sind recht zufrieden damit, denn der ist wirklich wasserfest.
Wir verlassen die Galápagos-Inseln mit einer großen Dankbarkeit darüber, dass wir diesen Naturschatz und Garten Eden erleben durften. Viele schöne Erinnerungen und natürlich eine reiche Fotoausbeute werden uns noch lange an dieses wunderbare Archipel mitten im Pazifik – quasi am anderen Ende der Welt – erinnern.