Texas – New Mexiko – Arizona
vom 12.Oktober bis 5. November 2004

 

Dienstag, 12.10.2004          Frankfurt – Charlotte – Housten

Endlich um 11:00 Uhr nach mehreren Sicherheitschecks starten wir mit US Airways ab Frankfurt in Richtung Charlotte. Um 13:55 Uhr Ortszeit stehen wir in Charlotte auf dem Flughafen und schon wieder beim Sicherheitscheck, nachdem uns die wie immer unfreundliche – Einwanderungsbehörde mit Bild und zwei Fingerabdrücken in ihrem Computer verewigt hat. Anders als in Deutschland ist nur der Geruch (nein, es sind nicht die Schuhe, die auch durchleuchtet werden!). Es riecht lecker nach Zimt und erinnert mich sofort an San Diego, Strand und Cinnamon-Rolls. So machen wir uns als erstes auf die Suche nach der Quelle des Dufts und unsere erste Tat in USA besteht im Vernichten einer warmen leckersüßen Zimtschnecke. Saugut und saugemein für die Figur. Aber dafür teilen wir uns eine, denn irgendwie was „Richtiges“ zu Essen muss auch noch in den Magen. Also noch schnell eine kleine Pizza für 2. Die hat so viel Fett, dass sie auch zwei satt macht.

Nach 3 Stunden rumlungern geht es dann endlich weiter nach Housten. In dem Flieger scheinen wir die einzigen Touris zu sein. Na egal. Der Service des Inlandfluges ist mal wieder bescheiden, dafür erleben wir einen grandiosen Sonnenuntergang und endlich das riesige, unendlich erscheinende Lichtermeer von Housten. Oh Gott! – Ja, in Texas ist eben alles ein bisschen grösser.

Jetzt machen wir uns auf die Suche nach der Mietwagenfirma Alamo. Es ist gar kein Problem, den Chuttle-Bus zu finden. Es ist super organisiert und geht reibungslos. Wenig später halten wir bereits die Schlüssel für ein Auto in der Hand und können uns auf dem riesigen überdachten Parkplatz ein Auto aussuchen. Wir entscheiden uns für einen goldenen GM – extranobel und nagelneu. Er hat gerade mal 10 Meilen auf dem Tacho und riecht auch noch ganz neu. Nachdem wir das Auto noch eine Weile beschnuppert haben verstauen wir unser Gepäck problemlos im Kofferraum und dann wird es so richtig spannend. Auf zum Highway 8 und auf den Weg zu unserem vorgebuchten Motel 6. Der Stadtplan, den wir haben, ist für den A… und wir lernen gleich, uns an die Dimensionen hier zu gewöhnen. Nach ca. 1 Stunde Fahrt haben wir ca. ¼ des Außenrings von Housten bewältigt und unser Motel gefunden. Voller Stolz auf unser gut funktionierendes – personifiziertes – GPS fallen wir nach 27 Stunden mit lahmen Rücken tot ins Bett und schlafen wie die Murmeltiere. („Essen können wir morgen und leben auch!)“ Immerhin haben wir heute 2 Zeitzonen überschritten und wurden mit 3 Zeitverschiebungen konfrontiert.

Das Motel 6 ist natürlich nicht ausgebucht, kostet 45,62 $, sieht von Außen schlechter aus als die Zimmer sind und ist relativ ruhig.


Mittwoch, 13.10.2004          Housten – Galveston – Freeport/Clute

Wir sind um 5:00 Uhr hellwach (Klar, jetzt wäre Mittag!). Nach dem Umpacken unserer Fotoausrüstung machen wir uns auf Futtersuche.

Um 7:00 Uhr ist es noch immer stockdunkel und wenig los. Nur die Stare scheinen hier eine Demo abzuhalten, sitzen überall auf den Strom und Telegrafenleitungen und unterhalten sich lautstark. Im Motel gibt es zwar Kaffee, mehr aber auch nicht. Doch Denny`s ist gleich nebenan und so haben wir ein lecker deftiges Frühstück – so richtig amerikanisch. So gegen 8:00 Uhr wird es hell und wir nehmen den Highway 8 Richtung Galveston – zusammen mit dem übrigen Berufsverkehr. Das Wetter ist nicht gerade toll. Es ist bewölkt, aber mit 22 °C warm.

So langsam ermessen wir unterwegs, dass Housten eben auch ein bisschen größer ist. Jetzt sind wir schon 45 km in Richtung Küste gefahren und sind noch immer nicht aus der Stadt heraus.

Endlich in Galveston angekommen, machen wir einen kurzen Fotostop am Bishop Palast und unternehmen einen Strandspaziergang. Den Muscheln kann ich zwar widerstehen, aber der Oberkieferzahn eines Weißhaies muss mit. Dann beginnt es endgültig zu regnen und sieht auch nicht so aus, als ob es so schnell wieder aufhören will. Es ist keine Freude, da auszusteigen. Zwar ist der Stadtkern hübsch renoviert, aber eine Stadtbesichtigung rund ums Carreé muss reichen. Heute machen wir auch die erste Bekanntschaft mit kleinen gemeinen Stechmücken. Den werde ich morgen aber den Appetit verderben. (Ich kann ja nicht ahnen, dass die in ihrer Not auch Autan-Touris fressen!)

Ach ja, Seafood ist hier angesagt. Da kommt auch schon der Hunger und wir essen am Pier 19 bei Joe`s lecker Fisch und Shrimps. Beinah bleibt uns ja das Essen im Hals stecken: vor uns tummeln sich Pelikane, Silber- und Purpurreiher, Komorane und anderes Getier auf nächster Distanz. Doch die Sonne lässt sich nur noch mal kurz blicken – so als ob sie sagen will – „so schön kann das hier bei Sonne sein“ – und dann regnet es sich ein.

Der Weg weiter Richtung Süden ist schwer zu finden und als wir endlich in Jamaica Beach vorbeifahren und die vielen hübschen Strandhäuser auf hohen Stelzen bestaunen, haben wir eine Plattfuß. Klasse, und das bei strömendem Regen. Zum Glück ist in 500 m eine Tankstelle, wo Uwe den Notreifen wenigstens halbwegs trockenen Hemdes wechseln kann und wenigstens ist der Regen ja nicht kalt. Aber wir müssen nun wieder zurück nach Galveston in die Werkstatt.

In der Werkstatt stehen bzw. sitzen wir ca. 1 Stunde dumm rum, bis endlich klar ist, dass der Reifen aufgrund eines Produktionsfehlers kaputt gegangen ist und wir einen neuen bekommen (auf Kosten von Alamo versteht sich!). Noch immer bei strömendem Regen setzen wir unsere Fahrt bis Freeport fort. Freeport ist Oilport und die vielen Lichter an den Ölraffinierien sind schon ein toller Anblick. Endlich finden wir in Clute das Motel 6 (44,06 $) und checken ein. Kein Problem auch ohne Reservierung.


Donnerstag, 14.10.2004          Freeport – San Antonio 388 km

Das Frühstück gibt es – na wo schon, wenn Denny`s gleich nebenan ist – eben dort. Ist aber auch saulecker (und saufett). Aber egal, gegen die meisten Amis sind wir eh Zahnstocher!

Gleich nebenan versorgen wir uns in der Touri-Info noch mit Infomaterial. Die Lady dort gibt sich echt Mühe mit uns und opfert sogar ihr eigenes Info-Magazin. Überhaupt sind bisher alle supernett. Im Walmart besorgen wir uns Wasser, Frühstückszutaten und Obst. Das Angebot ist echt umwerfend und wir haben unseren Spaß, dass unser Wageninhalt so gar nicht amerikanisch – weil viel zu gesund – ist. Die Tatsache, dass in Texas alles ein bisschen größer ist, setzt sich natürlich auch in den Supermärkten fort und hört auch bei der Cola (mindestens 1 Gallon = 3 Liter) oder bei der Rolle Krepp auf. Draußen können wir mit ansehen, was ein echter Großeinkauf ist. Zwei Frauen beladen gerade Mega-Müllsäcke mit Einkäufen, um diese dann auf der Ladefläche eines Chevi zu verstauen. Die haben entweder 20 Kinder oder – was eher wahrscheinlich ist – eine Ranche, die nicht ganz so zentral liegt! Wir machen uns beim Anblick dieser Ladung so unsere Gedanken, ob wir vielleicht einer Naturkatastrophe entgegensehen.

Nachdem der Regen heute keinen Zweifel lässt, dass die Sonne keine Chance haben wird, beschliessen wir, von unserer Route abzuweichen und zuerst ins Landesinnere zu fahren. Wenige Meilen später zeigt sich, dass diese Entscheidung richtig war. Der Regen hört auf und die Sonne scheint endlich.

Die Fahrt bis San Antonio ist ziemlich unspektakulär – von ein paar Vögeln mit hübschem langen Schwanz (Scissortailed flycatcher) und zwei kleinen Wasserschlangen mal abgesehen. Hier gibt es eine Farm an der anderen und jeder Besitz ist eingezäunt. Meist gehört zum Landbesitz ein oder mehrere Seen voller Vögel. Für uns allerdings unerreichbar.

Kurz vor San Antonio die ersten Ölpumpen und dann wieder ein Straßennetz in Richtung City, das uns das Fürchten lehrt. Nur nicht nachdenken und den Weg Richtung Downtown gesucht.. Wir finden das Motel 6 relativ schnell (nur 1 x vorbeigefahren und dann eingekreist und sind beeindruckt, welch hübsche Stadt das ist. Sie erinnert ein wenig an San Diego. Hier werden wir uns die nächsten 2 Tage umsehen. (2 Nächte = 121,39 $)

Nach dem Einchecken erkunden wir noch zu Fuß die Stadt. Der Market Square (Mexikanischer Markt) ist gleich um die Ecke und dann zum Riverwalk, den wir auch auf Anhieb finden. Es ist schon eine geniale Idee, die Flussufer so zu befestigen, dass man am Fluß spazieren gehen und überall in den angrenzenden Restaurants sitzen kann. Nach dem Besuch des Hard-Rock-Caffees essen wir in einem der gut besuchten Restaurants mexikanisch und gönnen uns eine Margarita. So lässt es sich leben!


Freitag, 15.10.04          San Antonio

Heute ist Stadtbesichtigung angesagt. Es ist wunderbar warm und sonnig und gleich um die Ecke ist eine Haltestelle der Streetcars, die als umgebaute alte Straßenbahnwagen auf verschiedenen Routen die Sehenswürdigkeiten anfahren. Mit einem Tagesticket für 3 $ können wir den ganzen Tag auf allen Routen fahren, beliebig ein- und aussteigen und so relativ bequem die Stadt erkunden.

Wir lassen uns also die Stadt zeigen, besuchen die Sehenswürdigkeiten und es bleibt auch noch Zeit zum Shoppen in der Rivermall, die ebenfalls mit in den Flusslauf integriert ist.

Nachdem wir alle Highlights dieser Stadt gesehen haben, geniessen wir noch einmal ein Essen am River im bunten Treiben und machen uns auf den Heimweg, um mit Stativ und Teleobjektiv bewaffnet, noch einige Nachtaufnahmen des Tower Life Buildings zu machen.


Samstag, 16.10.2004          San Antonio – Del Rio – Amistad – Marathon – Alpine 618 km

Ein Marathon bis Marathon und dann kein Bett. Das erste Mal stehen wir vor ausgebuchten Motels.

Heute morgen sind wir bei herrlichem Wetter in San Antonio gestartet und haben die Route Hw. 90 in Richtung Del Rio genommen. Die Fahrt ging zügig – bis zum Rastplatz. Als wir dort feststellen, welche ungeahnte Vielfalt es hier an bunten Vögeln und Schmetterlingen gibt, fällt es uns recht schwer, die Weiterfahrt anzutreten. (Hätten wir da schon gewusst, dass wir nur hier den roten Kardinal, einen knallroten Vogel, sehen werden, hätten wir wohl hier an der Straße geschlafen!) Del Rio selbst ist wirklich eher abschreckend und weil wir auch noch die Abfahrt verpasst haben, stehen wir plötzlich vor der mexikanischen Grenze. Dort wollten wir nun wirklich nicht hin, also schnell eine Kehrtwende. Da es noch nicht einmal 15:00 Uhr ist (30 °C) beschliessen wir, noch ein Stück bis zum „Amistad National Recreation Area“, einem Stausee zu fahren. Die Touri-Info ist viel versprechend aber wir müssen sehr schnell enttäuscht feststellen, dass es

a) kaum einen Zugang zum Wasser gibt und wenn, dann gegenüber vom See,

b) überall Jagdgebiet und damit zu rechnen ist, dass man wegen einem Vogel (günstigstenfalls) eine Kugel in den A… bekommt,

c) Übernachtungsmöglichkeiten hier nicht vorgesehen sind (außer mit Camper).

Also steuern wir den nächsten Ort an. Da ist aber einer trostloser als der nächste und die Gegend wird immer einsamer. Überhaupt läuft hier jeder nur mit Tarnkleidung rum, es gibt Hochsitze und fahrbare Ansitze als Aufbauten für die Chevrolets und es scheint, die Männer verbringen ihren Tag mit rumballern und Viecher erschießen. Das Land ist ringsum eingezäunt und überall stehen Hochsitze.

So haben wir Comstock, Langtry, Dryden und Sanderson hinter uns gelassen. Hier sieht es überall noch aus wie in Wild West und Marathon ist das erste kleine Örtchen, das ein bisschen attraktiver ist. Schade, dass hier aber dann auch zum Samstag Abend um 7:00 Uhr alles ausgebucht ist. Überall spielt Country-Musik (wie übrigens sowieso aus jedem Auto) und es ist richtig was los.

Nun rächt sich unser Getrödel von unterwegs. Ist aber auch – wenn überall ständig was zum fotografieren rumsteht. Da stehen die Rehe seelenruhig an der Straße rum, Kojoten latschen durch die Pampa, wir trafen unseren ersten Roadrunner und diverse Geier, die sich am Straßenrand ihre Mahlzeit abholen. Landschaftlich wechselte das Bild heute ständig und aus der flachen Gegend wurde gefälliges Bergland. Schade nur, dass nun bei einem herrlichen Sonnenuntergang die Bettensuche erst einmal Vorrang hat. Parallel zum Hw. 90 begleitet uns die Eisenbahnlinie der Southern Pacifik, die bis San Francisco reicht und die Güterzüge haben gigantische Ausmaße. Ich zähle einen Zug mit 130 Waggons.

Nachdem wir in Marathon keine Übernachtung mehr bekommen, mussten wir weiterfahren bis Alpine, um dort im Best Western (77,97 $) einzuchecken. Ein bisschen teurer, aber mit Frühstück – was man hier Frühstück nennt! Aber was tut man nicht alles für ein Bett.

Heute mussten wir unterwegs entsetzt feststellen, dass sich unser Handyempfang verabschiedet hat und auch hier in Alpine geht nix. Wir stecken in einem absoluten Funkloch.

Dafür kriegen wir Rehe, Specht, unseren ersten Roadrunner und Kojoten zu Gesicht.


Sonntag, 17.10.2004          Alpine – Big Bend National Park (Chisos Mounten) 285 km

Punkt 7:00 Uhr treten wir zum Frühstück an. Ich kann nur kein Frühstück finden! OK, es gibt Toast mit Butter – macht auch satt.

Mit Sonnenaufgang um 7:30 Uhr starten wir zum Big Bend NP und treffen unterwegs sogar unser erstes Longhorn (was auch in nächster Zeit gar nicht so oft vorkommen wird!).

Die Gegend wir immer einsamer; dafür entschädigen uns ein paar Vögel und Geier, die sich an einem Reh satt fressen, das die Überquerung der Straße nicht überlebt hat.

Hier in der Gegend grüßt man sich von Auto zu Auto (vermutlich um zu zeigen, dass man noch lebt hinter dem Steuer), was anfangs etwas befremdlich wirkt, aber dann schnell in Routine übergeht.

Wir erreichen den Big Bend NP in Study Buttle, dem A… der Welt, aber die Landschaft wird wieder bergiger und grüner. Hier im Big Bend NP hat es wohl eine Inflation gegeben, denn nicht nur der Eintrittspreis war um 5 $ auf 15 $ gestiegen (was sich offenbar noch nicht mal bis zur Touri-Info nach Amistad rumgesprochen hatte). In der einzigen Übernachtungsmöglichkeit im ganzen Park angekommen (Chisos Mountains Lodge), hatte man erst einmal für 1 Nacht eine Übernachtung für uns – die allerdings erst ab 4:00 Uhr und für stolze 92,72 $ zu beziehen ist. Bei unserer Ankunft ist es 11:00 Uhr, also gilt es erst einmal die Zeit bis zum einchecken zu überbrücken. Auch für die zweite Nacht wird uns ein Zimmer reserviert, das aber mit auschecken und erneutem einchecken um 4:00 Uhr verbunden ist. Man ist hier nicht besonders flexible und auch nicht sehr freundlich. Naja, man hat das Monopol! Dagegen gibt es jede Menge freie Stellplätze für Camper. Das Frühstück kostet noch extra und für 6,25 $ „alll you can eat“ sind wir dabei.

Es ist schönes Wetter, strahlender Sonnenschein und es gefällt uns gar nicht, das Auto vollgepackt und mit allen Filmen stundenlang in der Sonne braten zu lassen. Nützt aber nix und so machen wir uns auf zu einer Wanderung zum „Lost Mine Trail“. Dort am Beginn des Wanderweges wartet gleich eine „Bärenkiste“ darauf, alle Essvorräte einzulagern und ein Hinweisschild warnt, dass hier eine Begegnung mit Bären möglich ist und deshalb alles Essbare da bleiben sollte. Ok, wir verzichten auf`s Vesper, ich schlinge schleunigst meine Birne runter (hab schließlich Schiss) und schleppe nur noch Hanutas (die ich längst in den Tiefen meines Rucksacks vergessen habe) und eine Tüte Bonbons mit mir rum. Ja und was ist eigentlich mit einem Bienenwachs-Lippenstift? Ich denke, Bären stehen auf Bienenhonig? Nun gut, auch der leckre Fettstift hat nicht dazu beigetragen, dass wir auf dem Weg auch nur den Hauch eines Bären getroffen haben. Nix Bär, nix Puma nix Panther und schon gar kein Berglöwe – ja noch nicht mal Handyempfang auf 2000 m! Die hatten wohl heute alle ihren freien Tag. Das einzige Highlight dieser Wanderung beschränkte sich auf eine Schlange, die am Wegesrand in der Sonne liegt und gar nicht daran dachte, sich vor uns in Sicherheit zu bringen. Noch nicht mal Vögle lassen sich so richtig blicken. Wie auch bei den vielen Leuten, die hier lang wandern.

Bei genauem Studium der Wanderkarte wird dann auch schnell klar, dass sich das Hauptgebiet auf 2 Wanderwege beschränkt und das Lager ist ausgebucht!

Der Bezug unseres Zimmers im Hoch-Preisbereich lässt unsere Begeisterung über Big Bend weiter absinken. Die Gebäudekomplexe sind 2-geschossige Holzbaracken aus Annodazumal – noch nicht mal mit Kühlschrank, klein und so hellhörig, dass man am besten vorher ankündigt, dass man was sagen will, weil man sonst den Nachbarn reden hört. Wir sind gefrustet. Das ist irgendwie nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Der einzige Laden im Park (Basis-Shop im wahrsten Sinne des Wortes) gestattet uns wenigstens, Brot, Wiener und Käse als Hotdog gerollt, zum Abendessen, während wir uns mit dem Auto noch einmal auf den Weg Richtung Rio Grande aufmachen. Aber auch hier ist tiermäßig tote Hose und unseren Frust kann auch der Sonnenuntergang und die Tarantel auf der Straße nicht beheben. Gut, wir haben direkt im Lager 3 Rehe und einen Riesengrashopper mit roten Flügeln gesehen aber wir hatten uns einfach mehr versprochen und sind wohl mit den falschen Vorstellungen hier.

So kehren wir von unserem Ausflug gegen 8:00 Uhr zurück mit der Gewissheit, dass wir in diesem Lager nicht länger als 1 Nacht bleiben möchten. Wenigstens schlafen wir gut und es herrscht eine göttliche Ruhe, wenn nur die Klimageräte der Nachbarn nicht wären, die aller 10 Minuten anlaufen. Man sollte sie verbieten.

Unser tierisches Spektrum erstreckt sich heute über Schuppenhuhn, Aasgeier, Rehe, Wespen, Raupe, Grashopper mit roten Flügeln, Roadrunner und eine Wachtelfamilie.


Montag, 18.10.2004          Big Bend NP – Alpine – Fort Davis – Kent – Van Horn 370 km

Pünktlich um 7:00 Uhr marschieren wir zum „all you can eat“-Frühstück. Darauf kannst Du aber wetten! Schon wieder Lageratmosphäre in dem großen Speisesaal und unweigerlich fühle ich mich an FDJ-Lager-Zeiten erinnert. Noch bevor wir uns setzen, haben wir schon Kaffee. Gut, das Buffettangebot kann sich sehen lassen und ist für amerikanische Verhältnisse wirklich üppig. Von Röstis, Würstchen, Rührei, Speck und Obst sollten wir satt werden. Mit jedem neuen Teller, den wir holen, wird die Lady ein wenig kühler, aber das ist egal und diese Grundlage hält eine Weile an, bis wir wieder in der Zivilisation sind.

Eigentlich wollten wir heute früh noch etwas wandern, doch dann haben wir beschlossen, doch noch die andere Tour bis zum Rio Grande zu fahren, da angeblich an den Strassen die Chance Tiere bzw. sogar Berglöwen zu sehen, wohl am größten sein soll. Doch schon wieder haben die hier was gegen uns – der „Old Maverick-Trail“ ist gesperrt – warum auch immer. Ok, dann eben nicht. Der Ausgang nach Alpine ist gleich neben der Kreuzung und so fahren wir – wenn auch leider die gleiche Route – wieder zurück nach Alpine und von dort weiter zum Fort Davis, wo wir gegen 13:30 Uhr ankommen.

Fort Davis wurde 1854 errichtet zum Schutz der Siedler vor den Apachen und liegt hübsch eingebettet in den Davis Mountains. Der Eintritt von 3 $ pro Person stimmt zwar auch nicht mehr mit den Angaben im Reiseführer überein, ist aber noch relativ human. Teile des Forts sind restauriert und originalgetreu eingerichtet und pünktlich um 14:00 Uhr ist ein Aufmarsch der berittenen Kavallerie angesagt. Die im Innenhof hinterlassenen Pferderückstände ließen ja schon gewisse Zweifel über die Größe dieser „Heeres“ zu, aber was uns dann geboten wird, übertrifft unsere Erwartungen – und nicht nur unsere! Auf einem exakten Zeitplan, den wir zusammen mit unseren Tickets erhielten, können wir minutengenau die Abfolge der einzelnen Handlungen nachvollziehen. Schnell wird klar, wieso. Die ganze „Show“ wird uns rein akustisch über Lautsprecher geboten! Nach der 150-Jahrfeier des Forts am 09.10.04 muss das reichen! Reingefallen! Dennoch ist das Fort absolut sehenswert und vermittelt einen guten Eindruck von der damaligen Lebensweise.

Wir setzen unsere Fahrt über die Davis Mountains fort und sehen unterwegs so einiges an interessanten Tieren und Landschaft. Im Vorbeifahren können wir auch noch das riesige McDonalds-Observatorium bestaunen, das weit sichtbar auf der Bergkuppe mit silberner Kuppel glänzt und zu den weltgrößten Observatorien gehört.

Als eine spaßige Einlage erweist sich die Straßenführung durch einen Fluß. Die Rohre unter der Straße sind verstopft und so hat der Fluß eben die direkte Straßenüberquerung gewählt. Fluß oder Straße sieht man eben hier nicht so eng.

In Kent angelangt nutzen wir den Hw. 10 bis Van Horn und checken dort im Motel 6 ein. Klein aber preiswert (51,51 $), können wir uns sogar noch einen Besuch bei McDonalds leisten, ehe wir ins Bett fallen. Doch halt – das wird nichts aus dem Bett. Umzug ist angesagt. Unser Zimmer hat eine Verbindungstür und der Nachbar qualmt Zigarre (hustet zwar, als wär`s seine Letzte, aber Hauptsache es schmeckt!). So, also wieder aufstehen und an die Arbeit, der Packer wird gebraucht. Das neue Zimmer ist zwar größer, diente aber bisher als sichere Behausung für Spinnen und Friedhof für Kakerlaken. Na immerhin sind sie tot. das Licht im Klo ist defekt, aber sonst ist alles Bestens und die vielen toten Kakis strafe ich einfach mit Nichtbeachtung.

Dafür haben wir heute allerhand Getier zu sehen bekommen, wie Roadrunner, weiß gestreifte Rehe (keine Ahnung, zu welcher Gattung die gehören), Tarantel (wurde vor Reifentod bewahrt), wilde Truthähne, große Grashopper, Montezumahühnchen frisch aus der Maske, tote Diamant-Klapperschlange, 2 tote Stunks und Adler.


Dienstag, 19.10.2004          Van Horn – El Paso – White Sands – Alamogordo 440 km

Van Horn, die ungastliche Stätte verlassen wir so gegen 9:00 Uhr, um auf dem Hw. 10 bis El Paso zu fahren. Unterwegs stoppen wir vor El Paso, um uns den Bauch mit leckeren Pancakes voll zu stopfen (wie treffend! – der Zuckerspiegel muss schließlich gehalten werden) und statten einem Outlet mit Westernstiefeln und Jeans einen Besuch ab. Gut, die Stiefel aus Straußenleder oder Schlangenhaut haben was – aber für Germany eben doch nicht so ganz geeignet. Ja und Mode haben die hier nicht. Hier ist Praktisches gefragt. Unsere Kreditkarte freut sich. Über El Paso liegt eine riesige Dunstglocke, die nicht gerade einladend wirkt. So machen wir die Stadtbesichtigung per Auto und fahren weiter Richtung White Sands. Wir verlassen Texas und mit Überschreiten der Grenze zu New Mexiko wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Auch gut, ist der Tag eben länger und durcheinander sind wir eh. Für kurze Zeit haben wir sogar Handyempfang. Mit dem Überqueren des San Augustin-Pass ist es damit dann wieder vorbei. Vor uns liegt eine riesige Ebene, die als Testgelände für Missiles-Raketen genutzt wird. rechts und links der Straße machen große Warnschilder klar, dass man hier besser schleunigst weiterfährt um seinen Popo in Sicherheit zu bringen.

Nach Passieren der x-ten Border-Control erreichen wir gegen 16:00 Uhr White Sands National Monuments und bereichern noch schnell unsere Sammlung an Vogelliteratur um ein weiteres Bestimmungsbuch. Für 3 $ pro Person Eintritt können wir die Gipsdünen besuchen und merken sehr schnell, dass man sich hier absolut frei bewegen kann. Die Zeit bis zum Sonnenuntergang reicht uns gerade mal für den kleinen Rundweg, dafür haben wir die Dünen fast für uns allein. Vor Sonnenuntergang erreichen wir dann noch das Ende des befestigten Weges in der Mitte der Dünen und das Ganze mutet uns an wie im Winter. Herrlich weiß, überall Dünen – aber es ist nicht kalt!! Der Anblick ist überwältigend und wir erklimmen schnell noch eine der besonders hohen Dünen, um einen recht spektakulären Sonnenuntergang zu erleben. Wir beschliessen, mit unserer 6 Tage gültigen Eintrittskarte morgen noch einmal wiederzukommen, um das Naturspektakel so richtig ausgiebig zu genießen.

Sobald die Sonne untergegangen ist, wird es schwer, sich in den Dünen zu orientieren und die Ausfahrt aus dem Park ist gar nicht so einfach zu finden. Inzwischen ist es 7:00 Uhr und es wird Zeit, dass wir uns ein Bett für die Nacht suchen. der nächste Ort ist Alamogordo und der hat Motels in reicher Auswahl. Nach dem Dreckloch in Van Horn haben wir erst einmal die Nase voll von Motel 6 und gönnen uns den Luxus von Best Western (133,92 $ für 2 Nächte). Es ist kein Problem, noch ein Zimmer zu bekommen und die Qualität ist gut. Essen fällt allerdings jetzt aus; dafür sind wir zu müde – eine tolle Diät, die uns nicht schaden kann bei den Zuckermengen, die man hier zwangsläufig zu sich nimmt.


Mittwoch, 20.10.2004          Alamogordo

Um 6:00 Uhr stehen wir auf, so dass wir pünktlich um 7:00 Uhr zum „Mega-Frühstück“ antreten können. Es gibt schon kaum etwas Essbares, von dem man sich hier ernähren könnte, aber diesen „Kaffee“ habe ich in meinem Leben noch nicht getrunken. Schon allein die Bezeichnung für diese Brühe ist ein Witz!

Zügig machen wir uns noch einmal auf den Weg zu den weißen Dünen, um sie bei morgendlichem Licht noch schön in Szene zu setzen. Es ist saukalt und 1 Jacke reicht nicht aus, so schlottere ich. Bis gegen 10:00 Uhr braucht es, dass es sich einigermaßen aufwärmt und die Sonne endlich die Oberhand gewinnt. Tja, wir sind hier eben in der Wüste. Dafür ist es dann umso heftiger und bereits mittags haben wir genug Sonne abbekommen, dass wir den Rückzug antreten müssen. Wir ziehen es gegen 13:00 Uhr vor, uns zurückzuziehen und wollen gegen Abend noch einmal wiederkommen. Immerhin haben wir heute morgen viele Tierspuren im Sand gefunden und sogar eine kleine Eidechse entdeckt. Mehr ist hier tagsüber außer den Stinkkäfern nicht zu erwarten. Uwe untersucht noch ziemlich intensiv eine Spinne in ihrem Kokon an einer der Pflanzen. Erst später stellen wir fest, dass er mit einer (hochgiftigen) „schwarzen Witwe“ gespielt hat.

Wir beschließen, uns erst einmal neue Lebensmittelvorräte anzuschaffen und landen auf der Suche nach einem Supermarkt versehentlich in einer Mall. Bei „Maurice“ finde ich endlich mal tragbare Klamotten und so wird ordentlich zugeschlagen.

Aber auch den Food-Markt finden wir noch und dort begrüßen uns lecker gegrillte „Gummiadler“, die buchstäblich darum betteln, unser Abendessen zu werden. Wir tun ihnen gern den Gefallen und einem Lemon-Pie als Nachtisch können wir auch nicht widerstehen (ja der Zuckerspiegel!). Aber natürlich versorgen wir uns auch reichlich mit roten süßen Grapefruits und Orangen.

Wie zu befürchten war, siegt am Ende des Tages die Trägheit und so machen wir nach dem Genuss von Gummiadler und Lemon-Pie die Reiseplanung für die nächsten Tage. Besser hätten wir allerdings auf den Wetterbericht im TV verzichtet. Der redet von Schnee in Kalifornien und Regen für die anderen. Die irren sich hoffentlich! Heute Sonnenbrand und morgen Schnee und Tornados wären nicht so ganz unser Traum.

Übrigens scheinen die Mücken hier echt notleidend zu sein. Die fressen sogar Autan. Trotz konsequenten Einschmierens haben mich die Mistviecher regelmäßig attackiert und obwohl sie so klein sind, dass man sie kaum für voll nimmt, arbeiten sie äußerst aggressiv und man hat richtig lange was davon.

Sicher ist aber auch, dass wir hier in White Sands noch nicht das letzte Mal waren. Diese Gegend ist so faszinierend, dass man sich fotografisch wochenlang austoben könnte und im Gegensatz zu vielen Hotspots ist diese Gegend noch längst nicht so bekannt und überlaufen. Vermutlich liegt das aber auch an der etwas beschwerlichen Anreise.


Donnerstag, 21.10.2004          Alamogordo – Artesia – Carlsbad – White City 251 km

Vorsichtshalber haben wir das nächste Motel (Best Western-Inn) in White`s City gestern schon mal vorgebucht. Die Fahrt zieht sich gewaltig. Zuerst fahren wir durch den Lincoln National Forest, ein wunderschön bewaldetes Hochplateau und dann über die Ausläufer der Guadelupe Mountains. Diese Gegend ist gottverlassen und wir sind froh, endlich gegen 11:00 Uhr in Artesia zu sein auch wenn dieser Ort außer Ölpumpen und einer Raffinerie nicht wirklich viel zu bieten hat.

In Carlsbad versorgen wir uns im Touri-Center noch schnell mit Infomaterial und fahren dann weiter nach White`s City. Dieser Ort ist der Hammer: Er besteht aus Tanke, Saloon, Kino, Souvenirshops und 2 Best-Western und der ganze Ort gehört der Familie White, den Nachfahren von dem Mann, der 1904 die Höhlen entdeckt hat. Dieses Monopol fördert nicht gerade die Kundenorientierung und Freundlichkeit und dementsprechend ist auch der Service. Man weiß hier ganz genau, dass dieser Ort die einzige Übernachtungsmöglichkeit im Umkreis von 50 Meilen hat. Der riesige Motelkomplex ist jedoch nur zu max. 10 % ausgebucht und so gelingt es uns, für die folgenden Übernachtungen sogar einen Sonderpreis auszuhandeln. Immerhin kostet die erste Nacht 96 $ (3 Nächte 260,29 $).

Nach dem Einchecken um 13:00 Uhr beeilen wir uns, in die Caverns zu kommen, die hinter dem Ort liegen. Auch dort ist glücklicherweise nicht viel los und wir können in Ruhe durch die endlosen und gigantischen Höhlenwandern. Besser wäre es zwar gewesen, sich noch ein Grubenlicht zu besorgen, damit man ordentlich sieht, aber das kann ja keiner ahnen. Außerhalb der Saison fahren die in den Höhlen nur mit halber Kraft bzw. halber Beleuchtung. Gut 1/3 der Scheinwerfer sind ausgeschaltet und so kommen die gigantischen Tropfsteinformationen und Gesteinsgebilde gar nicht richtig zur Geltung. Echt Schade, aber dennoch ein gewaltiges und beeindruckendes Naturspektakel. In der Höhle herrschen konstant 13 °C, 95 % Luftfeuchte und die saubere Luft ist äußerst angenehm.

Wir verbringen fast 4 Stunden in der Höhle, bevor wir mit dem Aufzug aus 250 m wieder nach oben fahren. Typisch amerikanisch bzw. touristisch ist die Tatsache, dass zwar mit Licht gespart wird aber ein Souvenirshop, eine Bar und eine Imbissbude auch unter Tage nicht fehlen dürfen.

Wieder ans Tageslicht getreten, muss man sich erst ans Licht gewöhnen. Wir nutzen die Zeit bis zum Ausflug der Fledermäuse zu einer kurzen Verschnauf- und Imbisspause. Schließlich sind wir in den Höhlen 4 Meilen (6,4 km) gewandert. Ein äußerst zutrauliches – weil an Menschen gewöhntes Erdhörnchen vertreibt uns die Zeit und frisst uns unsere Trauben weg.

Vorsichtshalber platzieren wir uns und unsere Kameras schon mal im „Amphittheater“ für den Flug der Bats (mexikanische Bulldogfledermäuse) am Eingang der Höhle. Es dauert auch nicht lange und wir haben neben uns die anderen „Profi“-Fotografen, die dann ihre Ausrüstung nach unserer positionieren. Muss ja bei uns echt so aussehen, als ob wir was davon verstehen (und die Bilder sieht ja zum Glück keiner!).

Nach einer Weile, so gegen 17:30 Uhr beginnen die ersten Schwärme von Fledermäusen auszufliegen und sich auf die Suche nach ihrem Abendessen zu machen. Millionen von Fledermäusen verlassen in großen Schwärmen die Höhle und dieses lautlose Spektakel setzt sich 2 Stunden lang fort. Inzwischen ist es stockdunkel, aber die letzten haben die Höhle noch immer nicht verlassen. Es macht den Eindruck, als ob die Fledermäuse sich in Gruppen sammeln und sich dann ein bestimmtes Gebiet vornehmen. Auf jeden Fall ist es ein beeindruckendes Erlebnis. Wir treten als Letzte den Heimweg an und fallen ziemlich müde ins Bett.


Freitag, 22.10.2004          White`s City 100 km

Dank der absoluten Abgeschiedenheit in diesem Kaff haben wir wunderbar geschlafen. Hier muckst sich nichts. Erwartungsvoll streben wir um 7:15 Uhr unserem sehr reichhaltigen Frühstück entgegen und schaffen eine ordentliche Tagesgrundlage.

Nach ca. 30-minütiger Fahrt (White`s City ist auch für den Besuch der Guadelupe Mountains der am nächsten gelegene Ort) sind wir an der „Frijole Ranch“ angelangt. Das Wetter macht heute keinen vertrauenserweckenden Eindruck und so schleppen wir auch noch unsere Regencapes mit durch die Pampa. Es weht ein sehr kalter Wind, von Tieren ist natürlich – mal wieder – keine Spur zu sehen und an das Fotografieren von Pflanzen braucht man bei dem Wind nicht mal zu denken.

Der Rundweg, für den ca. 2 Stunden Wanderzeit Zeit veranschlagt sind, bummeln wir den ganzen Tag – aber außer 2 fetten Mega-Grashoppern und einem Erdhörnchen bleibt uns die Fauna verschlossen. Nachmittags klart es gottseidank etwas auf und der Wind lässt nach. Ok, wir sind an der frischen Luft und ausreichend geschafft. Auf dem Heimweg fahren wir noch schnell am Eingang des McKittrick-Canyon vorbei, um uns den eventuell für morgen vorzunehmen.

Ansonsten ist heute Diättag. Außer unserem Vesper unterwegs (in Form von Brötchen, Käse, Wienerle, Karotten) bleibt für heute Abend nur Melone. Wir müssen haushalten 😉


Samstag, 23.10.2004          White`s City

Pünktlich um 8:15 Uhr (8:00 Uhr öffnet das Gate) sind wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung zum McKittrick-Canyon bzw. zu dieser Grotte. 17 km Fußmarsch stehen uns bevor und mal wieder ist es morgens saukalt. Bewappnet mit Schal (wozu hab ich mir den neu gekauft!) und 2 Jacken und bei strahlend blauem, wolkenlosem Himmel sind wir wild entschlossen, heute endlich Berglöwe, Puma und Bär zu finden. Immerhin Muledeers (hier die graue Version unserer Rehe nur mit größeren Ohren und ein bisschen kompakter – schließlich sind wir hier in Amerika!) werden uns in Aussicht gestellt.

Heute zum Wochenende ist auch zu dieser frühen Zeit schon allerhand los und kaum einer ist ohne Foto unterwegs. Schließlich verspricht das Tal die bunte Laubfärbung von Kirschahorn, Erdbeerbäumen und anderen. So bewandern wir den ganzen weiten Weg und finden unterwegs gerade mal 1 Schmetterling, 2 bunte Käfer, 4 handzahme Rehe (Muledeers), 1 Specht, 4 Regenbogenforellen, 1 Libelle und ein bisschen buntes Laub. Ich bin total kaputt – aber das bin ich ja schon, wenn ich den Hinweg geschafft habe – halt Einweg-Tussi! Wenigstens war es ein schöner sonniger Tag und die Laubfärbung ist auch wirklich sehr malerisch. Aber richtige Tiere haben wir auch wieder nicht gesehen. Daran hat noch nicht mal die abendliche Belagerung eines Wasserlochs was geändert. Es ist nur saukalt und den Sonnenuntergang hab ich auch noch verpasst. So langsam denke ich, die haben gar keine richtigen Tiere!!!

(Na gut, die Bilder später sprechen noch eine andere Sprache. Immerhin stimmten Licht und Farben dieser Gegend und es sind uns wirklich tolle Aufnahmen gelungen).

Heute Abend planen wir noch schnell die Tour für morgen und übermorgen ich tue mir noch das Haarewaschen an. Fazit: 1 ersoffenes Bad. Mit unserer Sauerstoffvergiftung werden wir sicherlich seelig schlummern.


Sonntag, 24.10.2004          White`s City – Monahanas – Fort Stockton – Sonora 541 km

Nach reichhaltigem Frühstück brechen wir um 8:15 Uhr in White`City auf. Das Wetter ist schön und wir beschließen, Familie White nicht weiter zu sponsern, sondern die nächste Tankstelle zu nehmen (kein Sprit war auf der ganzen Reise so teuer wie dort). Dieser Geiz erweist sich unterwegs dann aber doch als Nervenkitzel, denn die „Orte“, durch die wir fahren, bestehen aus Schrotthaufen und verfallenen Häusern und soweit das Auge reicht sieht man Ölpumpen oder gar nichts. Nur diese Brühe kann man schlecht in den Tank kippen. Pecos erlöst uns dann aus unserer Not. Noch mal gut gegangen und schon allein die Typen an der Tankstelle sind sehenswert!

Unterwegs treffen wir endlich mal auf einen Roadrunner, der neugierig genug ist, uns auch mal näher zu besichtigen. Hoffentlich fallen die Bilder zur allgemeinen Zufriedenheit aus, denn so nah krieg ich sicherlich so schnell keinen wieder vor die Linse. Ich finde diese Vögel nur goldig.

Noch immer wird das Landschaftsbild von der Ölförderung geprägt. Überall stehen Ölpumpen, -tanks und Raffinerien. Von Pecos aus fahren wir weiter nach Monahanas. Dort finden wir mitten zwischen Ölpumpen und -tanks eine 4000 acres große Sanddünenlandschaft mit feinstem Sand und jeder Menge kleiner Tiere. Vögel fühlen sich hier offenbar genauso wohl, wie viele kleine Nagetiere. Aber leider – viel mehr als ihre Fußabdrücke bekommen wir auch hier bei unserer Stippvisite nicht zu sehen. Dafür stellen wir fest, dass wir unterwegs einen kleinen Vogel ermordet haben. Er steckt noch im Kühlergrill und sieht nicht mehr ganz gesund aus.

Unsere nächste Station von Monahanas ist Fort Stockton. Dort steht die größte Skulptur eines Roadrunners und außerdem ein weiteres Fort.

Ein bisschen verdächtig war es ja schon, dass ich bisher nirgends ein Bild von Fort Stockton gesehen hatte. Wir haben das Fort sehr schnell gefunden und stehen dann aber ziemlich blöd vor einer (fast) leeren Wiese mit gerade mal 4 Gebäuden bzw. -ruinen. Sonntags hat das Fort sowieso geschlossen und ein Blick in das Gerichtshaus lässt schnell klar werden, dass wir hier nicht wirklich viel verpassen und Fort Davis nur noch schwer zu toppen ist. Das war also ein Flopp aber wenigstens den Roadrunner hatten sie extra frisch gestrichen.

Nach dem Auffüllen unserer Lebensmittel-Notvorräte (Uwe kauft schon vor lauter Hunger Doseneintopf und ist wild entschlossen, den auch kalt zu löffeln!) wählen wir den Hw. 10 um bis Sonora zu fahren. Zur Abwechslung nehmen wir mal ein Days Inn unter die Lupe und sind mit dem Ergebnis von Preis (70,18 $) und Leistung recht zufrieden. Freundlichkeit und Service gehen sogar soweit, dass wir nach dem Bezug des Zimmers telefonisch noch einmal befragt werden, ob alles zu unserer Zufriedenheit ist. Wo gibt es so was?

Dummerweise hat das in unmittelbarer Nähe gelegene Steakhaus heute geschlossen und so bleibt nur Pizza-Hut. Gut, im Notfall ist der Teufel auch nicht wählerisch. Was uns dort erwartete, sprengte aber mal wieder unser Vorstellungsvermögen. Gut, man hätte sich an der Größe der Tische ausrechnen können, was uns erwartet. Eine Pizza Medium jedenfalls hätte locker für uns 2 gereicht und wir waren ausgehungert!! Dumm nur, dass der einzige Schnapsladen im Ort natürlich um die Zeit schon geschlossen hatte. Aber wir sind ja grad selber schuld, wenn wir uns nicht zügeln können. Jedenfalls war das für Wochen meine letzte Pizza!

Morgen wollen wir noch die Höhlen von Sonora besichtigen und dann Richtung Del Rio fahren. Vielleicht gelingt es uns ja, dem Regen, der im Moment hier irgendwo hängt, aus dem Weg zu gehen. Bisher ist uns das ja ganz gut gelungen.


Montag, 25.10.2004          Sonora – Amistad – Del Rio 250 km

Depremierend, heute morgen, pünktlich zum Aufstehen schüttet es aus allen Wolken mit Blitz und Donner und sieht aus, als ob es nie mehr schön werden wollte. Aber gut, wir sind ja flexibel.

Zuerst wollen wir noch in die Sonora-Caverns und müssen dafür 15 Meilen zurückfahren. Dort angekommen sind wir die einzigen Besucher und als erstes wird uns klar gemacht, dass wir mit Rucksack und Stativ schon mal gar nicht in die Höhle dürfen, da sie sehr klein und eng sei und einen Zoom bräuchten wir auch nicht, weil man an alles nah ran könnte. Wir sollten also unsere Ausrüstung im Auto lassen?! Das missfällt uns schon mal ganz gewaltig. Aufpassen wollen sie auf unsere Sachen auch nicht. Aber der Hammer kommt gleich hinterher. Für den Eintritt in diese private Höhle sind pro Person 20 $ also zusammen 40 $ fällig. 20 Minuten dauert der Besuch der Höhle und das für diesen Preis. Ja sind denn dort Diamanten vergraben?? Uwe glaubt, er hört schlecht. Da wir aber nicht den dortigen Grund und Boden erwerben und auch nicht die ganze Familie ernähren wollen, sondern eigentlich nur Höhle gucken wollten, verzichten wir dankend auf den Besuch der Höhle und ziehen wieder ab. Dafür hat es dann gleich aufgehört zu regnen und so haben wir der Old Town von Sonora noch einen kurzen Besuch abgestattet.

Da der Weg bis Del Rio nicht wirklich weit ist, lassen wir uns Zeit und fotografieren unterwegs noch ein bisschen Vögel und machen einen Umweg an den Amistad-Stausee. Dieser Stausee kann nur an 2 oder 3 Stellen direkt erreicht werden, da alles andere Privatland und wie immer eingezäunt ist.

Glücklicherweise können wenigstens die Vögel über Zäune fliegen. Endlich ist uns auch ein Monarchenfalter vor die Linse gekommen. So trödeln wir noch am Stausee rum, bevor wir weiter nach Del Rio fahren und uns dort im Motel (40,67 ) einquartieren. Das Zimmer ist klein aber neu gestrichen und sogar mit neuer, moderner Duschzelle ausgestattet.

Zum Kühlen gehen wir dann ins gegenüberliegende Shoppingcenter, denn die Schwüle ist ziemlich anstrengend. Entgegen unserer guten Vorsätze einer gesunden Ernährung erliegen wir dann doch der Werbung von „Appelbie“ und stillen endlich unseren Hunger auf Steak.


Dienstag, 26.10.2004          Del Rio – Lardo 230 km

Nicht schon wieder! Pünktlich zum Auto packen fängt der Regen wieder an und wenn es regnet, dann richtig. Es schüttet wie aus Eimern und will gar nicht hell werden. So fahren wir direkt Richtung Laredo bis wir unterwegs am Wasser von einer Brücke aus einen Kingfisher sitzen sehen. Uwe bekommt fast einen Herzkasper vor Aufregung, aber so richtig zum fotografieren kommen wir nicht. Dafür bekommen wir noch eine andere sehr bunte Vogelart (einen Schwefeltyrann) zu Gesicht. Leider haben wir bisher keine Möglichkeit gefunden, näher an den Rio Grande heranzukommen, weil eben alles Privatbesitz und eingezäunt ist.

Die Fahrt bis Laredo zieht sich und es gibt kaum Abwechslung. Laredo ist mal wieder so eine Stadt, die nur aus Restaurants, Motels und Schnellimbiß zu bestehen scheint. Wir checken im Motel 6 (58,13 $) ein – diesmal ist es supersauber – und fahren noch an den städtischen Stausee, der als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Dort finden wir nach 3 $ Eintritt zwar unendlich viele Schmetterlinge (Monarchenfalter und gelbe ich-weiß-nicht-wer-ihr-seid-Flattermänner), aber der Wind weht so stark, dass man das fotografieren vergessen kann. Wir tun es trotzdem – die Filmindustrie will auch leben! Naja, wir begnügen uns dann eher mit Kleinigkeiten wie Palmenblättern und Harztropfen, die halten wenigstens ruhig. Bis zum Sonnenuntergang verbummeln wir uns am See und statten der, gegenüber dem Hotel liegenden Mall noch einen Schnellbesuch ab. Die schließen nämlich gerade. Gut, das war mal wieder preiswert.

Abends probieren wir noch einen kalifornischen Zinfandel aus dem Supermarkt, der schon 2 Tage mitfährt. Aber nicht der Geschmack haut uns um, sondern eher die 13 %.


Mittwoch, 27.10.2004          Laredo – Corpus Christi 580 km

Damit wir nicht das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben, statten wir der Mall gegenüber pünktlich um 9:00 Uhr noch einmal einen Besuch ab, um mal nach „New York“ zu sehen. Die schlafen aber alle noch. Dann haben die – oder ich eben Pech gehabt.

So machen wir uns auf den Weg ins Rio Grande Tal. Nachdem wir 2 Wochen lang 2 hübsch bunte Vogel-Landkarten spazieren gefahren haben, haben wir sie seit gestern sogar verstanden (oder liegt es daran, dass sie auch mal gelesen wurden!?). Es gibt Bird-Trails und unterwegs Hinweisschilder, wo man Vögel gucken kann. Klasse, hätten wir mal eher danach schauen sollen. Allerdings – kleben die dort die Vögel auf den Ästen fest; wissen die, dass sie genau dort zu sitzen haben??? Gut, jetzt sind wir voll dabei und Uwe hat was von Kingfisher gelesen. Dafür müssen wir an einem Rastplatz steil den bröckligen Abhang zum Rio Grande runterkraxeln. Das geht ungefähr 500 m nach unten, überall liegen Glasscherben und Weg ist auch keiner da. Frag mich unterwegs echt, ob wir noch alle Tassen im Schrank haben und bin sauer. Wie wollen wir mit der vollen Montur den Hang wieder hochkommen??? Auf dem Rastplatz steht ein Auto und eine junge Frau und ein Mädchen warten. Als wir uns auf den Weg machen wollen, warnt uns die Frau, dass der Weg sehr steil und das Tal wie ein Urwald sei – undurchdringlich, affenheiß und schwül. Wir haben im Auto 91 F = 35 °C. Supi! Mein Mann kehrt die Hörner raus und will da runter! Der Mann von der Tussi sei mit ihren beiden anderen Kindern da unten wegen Schmetterlingen. Also gut, wenn da Kinder runterkommen, muss es gehen. Mein „Kind“ will auch da runter.

Nachdem wir irgendwie den Abstieg über einen zweiten Weg (der erste führte direkt ins Krankenhaus!) geschafft haben, treffen wir dann auf den Schmetterlingsprofessor. Der sah aus wie Roger (unser britischer Freund) und könnte von Spitzwegs Bild sein. Originaler geht es nicht! Nachdem von seiner Seite klar ist, dass wir keine Gefahr für sein Leben darstellen, ist er auch ausgesprochen freundlich und gesprächig. Im Klartext: ihm ging auch der A…, denn das Gebiet da unten ist echt heißes Pflaster, weil dort wohl die Mexikaner versuchen, illegal ins Land einzuwandern. Na Klasse, da haut Dir dann noch einer eins auf die Mütze, nur weil du zur falschen Zeit am falschen Platz bist und das alles wegen ein paar Flattermännern! Ok, es waren wirklich tolle Exemplare dabei, die ich so vorher noch nie gesehen habe – vor allem in dieser Artenvielfalt nicht. Von daher hat sich der Weg schon gelohnt, aber fotografieren ist auch nicht der Hit – weil den Flattermännern war es auch zu warm und da flattern die halt und denken nicht dran, sich bei 40 °C einfach hinzusetzen und austrocknen zu lassen.

Übrigens sitzen Vögel bei 40 °C auch am Rio Grande nicht einfach am Ufer auf einem Ast – gut sichtbar mit perfektem Hintergrund natürlich – und warten, dass endlich zwei bekloppte Möchtegern-Naturfotografen kommen und sie endlich knipsen. Aber wir haben am Ufer des Rio Grande gestanden, durch ein paar Äste geguckt und Mann hatte seinen Willen. Übrigens war dies im Nachhinein der einzige direkte Kontakt mit dem Rio Grande! Tüchtige Dreckbrühe übrigens.

Der Schmetterlingsprofessor hatte noch lange nicht genug – wir dagegen schon und beim Aufstieg auf halber Höhe hat Uwe sich dann noch mit einem Roadrunner bekannt gemacht. Das nette Tierchen ist zu nah, um es zu fotografieren! Wahrscheinlich hatte der bei der Hitze auch keinen Bock mehr wegzurennen und hat gedacht ihr könnt mich mal…. Ich bin dagegen fast einem Hitzeschlag nahe und heilfroh, wieder auf dem Rastplatz und im Wind zu stehen.

Dieses – unser erstes Erlebnis mit der Bird-Trail-Karte – hat auch meinen etwas euphorischen Obervogel-Foto-Mann etwas ernüchtern lassen und wir haben dann auf weitere Zwischenstopps dieser Art verzichtet. Nachdem wir vormittags die Zeit etwas vertrödelt haben, wollen wir wenigstens bis McAllen fahren, um dort am nächsten Morgen das „Santa Anna National Wildlife-Refuge“ zu besuchen. Mission, McAllen und Pharr sowie die weiteren folgenden Orte reihen sich nahtlos aneinander und entweder gibt es kein Ortsschild, oder wir haben es im Schilderirrgarten verpasst. Jedenfalls finden wir uns plötzlich in La Feria wieder, bereits weit hinter der Abfahrt zum „Santa Anna National Wildlife-Refuge“. Umzudrehen haben wir keine Lust und so ändern wir kurzerhand unsere Route und nehmen die Abfahrt nach Corpus Christi. Die Straße führt parallel zur Golfküste und wir fahren noch bis Corpus Christi bzw. Padre Island durch. So haben wir schon mal einen Tag gewonnen. Direkt auf der Insel, die weitgehend Naturschutzgebiet ist, gibt es ein recht neues und nobles Best Western, in dem wir für 3 Nächte (246,69 $) eingecheckt haben. So sind wir direkt am Meer und haben es nicht so weit bis zum „Padre Island National Seashore“.

Auf unserem Weg bis Corpus Christi sehen wir sogar noch jede Menge Vögel und sogar 2 Hirsche und 4 Wildschweine stehen an einem – privaten – Wasserloch. Echter Wildlife am Highway. Außerdem gibt es auf dem Weg parallel zur Küste jede Menge Obststände mit regional angebautem Obst. Hier kaufen wir Saftorangen – gleich im Sack und superpreiswert (5 kg für 5 $). Das wäre was für zu Hause und zuckersüß sind die Orangen auch noch.


Donnerstag, 28.10.2004          Padre Island – Seashore Nationalpark

Heute wird „gebaumelt“. Wir fahren bis zum Nationalpark auf der Insel und treffen auf allerhand Seevögel. Uwe bekommt also auch noch seine Vögel, die sonst unterwegs ja meist auf meiner Seite sitzen und schon akrobatische Faltleistungen von Armen und Beinen verlangen, damit man – auf den Bohnensack aufgestützt – aus dem Autofenster – noch einigermaßen (hoffentlich) verwacklungsfrei fotografieren kann.

Es ist superheiß (35 °C) und so sind wir froh, dass in der Nähe des Visitor Centers überdachte Picknickplätze am Strand sind, unter die wir uns verkriechen können. Zu viel Sonne ist einfach nix mehr für uns. Mit ein wenig Wind lässt es sich dann aushalten und es herrscht eine göttliche Ruhe, denn es sind kaum Menschen unterwegs. Also so richtig erholsam. Der Sand hier ist so fein, dass er regelrecht am Körper kleben bleibt. So dusche ich den doch gleich noch am Strand schnell weg. Schei… nur, dass die Wasserhähne mal wieder andersherum zu drehen sind und dank einer zusätzlich heftigen Windböhe bin ich von oben bis unten patschnaß. Selbst die Mütze hat es erwischt. Aber immerhin sind meine Hosentaschen wasserdicht und mein Taschentuch ist trocken geblieben.

So gegen 16:00 Uhr treten wir – leicht angekohlt trotz Sonnenschutz – die Heimfahrt an. Nach dem Duschen ist Futtersuche angesagt und am Meer kommt natürlich nur Fisch in Frage. Wir werden in unmittelbarer Nachbarschaft fündig. Das Essen ist gut, aber ziemlich teuer. Die Zeit reicht uns dann gerade noch für einen hübschen Sonnenuntergang. Um 7:00 Uhr wird es dunkel.


Freitag, 29.10.2004          Padre Island

Nach der unerträglichen Hitze und Schwüle gestern ist es heute morgen um 9:00 Uhr schon wieder so heiß. Wir wechseln unsere Taktik und beschließen, morgens und abends nach Vögeln zu sehen und tagsüber die klimatisierten Shoppingcenter zu durchstreifen. Bei der Hitze sind mittags eh keine Vögel da – da kriegt man höchstens einen Vogel.

Unseren Versuch, morgens das Watt vor unserer Haustür zu durchstreifen, geben wir schnell auf. Die Sonne brennt schon zu sehr. Also dann eben ein Streifzug durch die wunderbar klimatisierten Shoppping-Malls. Und wir staunen, was es da so alles gibt. Besonders fesselt uns der Outdoor-Laden, der nun wirklich alles hat, was für eine gute Tarnung nötig ist. So getarnt durch`s Taubergießen und wir stehen am nächsten Tag in der Zeitung!

Wir beschließen, noch bis Corpus Christi Downtown zu fahren und finden direkt am Hafen ganz malerisch gelegen wieder Joe`s Fish + Shrimps-Restaurant. Klasse, die haben uns schon in Galveston so lecker bekocht und es ist gerade die richtige Zeit, um etwas ordentliches zu sich zu nehmen. So stärken wir uns mit einer großen Portion Fisch und Shrimps, trinken eine Margarita dazu und genießen die herrliche Sicht auf`s Meer. Besondere Showeinlagen liefert uns ein Glanzstar, der fleißig vom Nachbartisch Zuckertütchen klaut. Als die alle sind, nimmt er dann auch den Süßstoff mit und es ist unglaublich, wie geschickt er mit den Tütchen umzugehen vermag. Ja, man sollte nicht ohne Foto aus dem Haus gehen!!!

Nach dieser kurzen Stippvisite in Downtown fahren wir dann noch in Richtung Padre Island National Seashore und die Zeit reichte gerade noch für einen Strandspaziergang bei (endlich) frischer Brise. Viel Spaß machen uns die unendlich vielen Krebse, die Richtung Wasser marschieren, um sich ihr Abendessen zu besorgen.


Samstag, 30.10.2004          Padre Island – Port Aransas – Mustang Island – Housten

Heute ist es sogar etwas weniger heiß als gestern. Wir brechen so gegen 9:30 Uhr auf und wollen auf dem Rückweg nach Housten noch im „Aransas National Wildlife Refuge“ vorbei. Der Weg bis Aransas ist nicht weit und es ist heute an Halloween unterwegs wenig los. Um auf die Mustang Islands zu kommen, wo angeblich so viele Vögel sind, ist Fähre fahren angesagt. Die ist umsonst und auf der kurzen Überfahrt sehe ich sogar Delphine. Nachdem wir im Hafenbecken eine Weile dem munteren Treiben der Delphine zugeschaut haben, fahren wir weiter zum „Birding Center“. Immerhin werden uns dort Kolibris in Aussicht gestellt. Allerdings schon beim Aussteigen wird klar, dass hier nicht viel zu erwarten ist. Es stinkt wie die Pest! Klar, nebenan ist die Kläranlage der Insel. Kolibris kriegen hier einen genetischen Riechdefekt! – Aber die sindn sowieso schon alle längst ausgewandert, denn wie sollen die hier Blumen riechen??? Vom herrlichen Grün des Sees mal abgesehen, gibt es hier nicht wirklich viel zu sehen und der vermeintlich hier lebende Alligator hat wohl gerade seine Großmutter besucht – wir haben ihn jedenfalls trotz der hohen Aussichtsstelle nicht gesehen. Dagegen können wir in weiter weiter Ferne wenigstens einen Kingfisher und 2 rosa Löffler beobachten und im Schilf sitzt immerhin eine (kleine) Schildkröte – Lohnte den Aufwand aber nicht wirklich – also wieder zurück mit der Fähre. Unterwegs decken wir uns noch mit frischen Obstvorräten ein. Die Orangen sind wirklich supersüß und saftig und ein wahrer Genuß. Nur gut, dass wir die Saftpresse dabei haben.

Am „Aransas National Wildlife Refuge“ fahren wir aber dann doch vorbei, denn der große Bogen, den wir hätten fahren müssen, um in das Gebiet zu kommen, ist uns dann doch zu weit. Auf eine Bootsfahrt (nur vom Boot aus scheint man überhaupt etwas zu sehen) haben wir keine Lust mehr und so fahren wir auf direktem Weg Richtung Housten. Trotz hohem Verkehrsaufkommen – je näher man der Stadt kommt – läuft es reibungslos und entspannt. und direkt am Hw. 59 sehen wir ein Studio 6, das einen ganz brauchbaren Eindruck macht. Diese Studio 6 haben grössere Zimmer mit Küchenzeile, Kühlschrank und Kaffeemaschine und bieten interessante Wochenpreise (278,88 $/Woche) an. Eigentlich wollen wir aber näher an Downtown ran und so versuchen wir es erst einmal in einem Best Western. 80 $ pro Nacht und das auch noch bei 6 Nächten ist uns aber die Nähe zur Stadt nicht wert und außerdem hätten wir dort vermutlich vor lauter Lärm kein Auge zugemacht. Das Motel liegt im Kessel eines 3- oder 4-etagigen Highwayknotens.

Wir entscheiden uns also doch für Studio 6 in Sugarland, können uns selbst ein vernünftiges Frühstück machen, haben einen großen Kühlschrank und könnten (rein theoretisch) sogar kochen. Gut, dafür wird nur 1 x die Woche geputzt.


Sonntag, 31.10.2004          Housten

Zuerst – und das heute am Sonntag – besuchen wir die „Galleria“ – von der wir schon einiges gehört und gelesen haben. Sonntags morgens um 9:00 Uhr ist auf dem Hw. 59 noch nicht viel los und auch in die Stadt (Westheimer Road entlang) ist kaum Verkehr. (Klar, wir hatten nicht an die Umstellung auf Winterzeit gedacht und waren dadurch viel zu früh! Da schenken die uns eine Extrastunde, und wir nehmen es noch nicht mal zur Kenntnis!)

In der Galleria – die alles, was wir bis dahin gesehen haben, in den Schatten stellt, drehen wir erst einmal eine „Orientierungsrunde“ und müssen uns noch bis 10:00 Uhr gedulden, bis die Geschäfte öffnen. Inzwischen wird die Mall fleißig von Walkern genutzt. Die Mall ist einfach geil und all meine Lieblingsläden sind auch vertreten. Im Untergeschoss der Mall ist auch für die leiblichen Freuden gesorgt und man kann sich nach Herzenslust mit Kalorien zubomben. Mitten in der Mall gibt es dann noch eine Kunsteisbahn – und die lockt mich ganz schön. Überhaupt ist das Ganze hier Versuchung pur – für die Kreditkarte und für Leib und Seele!

Mein armer Mann hat von diesem Tag ganz platte Füsschen und ratfatz neue Levis. Noch kann ich den hübschen Schuhchen von Stuart Weitzman widerstehen, aber wie lange wird mir das noch gelingen???

Leider haben wir die Mall heute nicht ganz geschafft. Immerhin schließen die Geschäfte heute schon um 18:00 Uhr und wir müssen hier noch einmal herkommen. Das verschafft mir Zeit, zu überdenken, was ich sonst noch so gebrauchen könnte.


Montag, 01.11.2004          Housten

Es regnet heute in Strömen und wir entschließen uns, ins Outlet Katy Mills nach Katy zu fahren. Das ist zwar ein ganzes Stück gen Westen (20 Meilen), aber bei dem Wetter kann man sonst ohnehin nicht viel anstellen und dort gibt es das größte Outlet-Center. In Katy Mills begeistert uns sofort der riesige Outdoor-Laden, der echt keine Tarnwünsche offen lässt. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Man könnte sich als Blatt verkleiden und je nach Jahreszeit perfekt getarnt durch die Pampa laufen. Problemlos können wir hier den ganzen Tag verbringen, haben viel Spaß und auch die anderen unzähligen Geschäfte (300??) sind durchaus interessant.

Gegen Abend „arbeiten“ wir dann noch den Rest der „Galleria“ ab, die ja heute bis 21:00 Uhr geöffnet hat und geniessen unser Abendessen im Wok-Imbiss.


Dienstag, 02.11.2004          Housten

Heute steht aber nun endlich mal Kultur auf dem Plan. Dafür ist Housten schließlich auch bekannt. Es regnet noch immer und so bietet sich ein Museumstag an. Im Museums-District inspizieren wir im Vorbeifahren die Byzantinische Kirche, die heute geschlossen hat und steuern die Rothko-Chapel an, die mich – nach dem was ich gelesen habe – am meisten neugierig macht. Dieses „optische Omn“ ist wirklich mit (verklärtem) Künstlerblick zu betrachten. Nüchterne Kunstbanausen wie wir sehen da nur kahle graue Betonwände mit dunkel gestrichenen Bildern an den Wänden. Dass Herr Menil äußerst trübsinnig und hoch depressiv gewesen sein muss, das sehen wir auf einen Blick und spätestens, wenn er seine Bilder selbst betrachten musste, blieb ihm eigentlich nur der Freitod. Seine Menil-Collektion in Form einer Ausstellung haben wir uns dann erspart – das Wetter war trüb sinnig genug. (Sorry Herr Menil und alle Kunstfreunde: Über nichts lässt sich mehr streiten als über Kunst!)

Schon interessanter fanden wir das Museum of Fine Arts. Eine Ausstellung zeigt die umfangreichen Arbeiten von George Catlin and His Indian Gallery, der 1937 bis 1945 die Indianerstämme bereist und porträtiert hat. Eine weitere Ausstellung zeigt einen Auszug aus der Schmuckkollektion von Cartier und wird bewacht wie ein Hochsicherheitstrakt. Und sogar einen Rembrandt kann das Museum aufweisen. Das Gebäude selbst ist insofern interessant gestaltet, dass es zwei völlig gegensätzliche Außenfassaden hat. Eine Seite ist barock und die andere mit moderner Glasfassade. Außerdem ist das Gebäude zweigeteilt und setzt sich auf der anderen Straßenseite fort. Die Überquerung der Straße erfolgt unterirdisch und ist als Lichtkanal gestaltet, der seine Farbe von Zeit zu Zeit wechselt. Insgesamt eine interessante Optik – mal lila, mal blau.

Auch heute haben wir wieder platte Füße vom vielen Laufen – aber diesmal wenigstens schöngeistig!

Am Abend haben wir dann noch ein mal ein Date in der „Galleria“ mit der Shopinhaberin von Stuart Weitzman. Diesmal wechseln „Stuart Weitzmans“ ihren Besitzer. (Ich bin eben doch nur eine Frau, auch wenn das unter dem Tarnnetz oder bäuchlings im Dreck nicht immer gleich offenkundig wird.)


Mittwoch, 03.11.2004          Housten

Heute, das Wetter ist noch nicht wieder so ganz nach unserem Geschmack, nehmen wir uns in Downtown das Tunnelsystem vor. Immerhin hat dieses weltgrößte vollklimatisierte unterirdische Fußgänger-Tunnelsystem von mehr als 7 Meilen mehr als 100 Restaurants und es gibt einen Skywalk, bei dem man weder in den Regen noch auf die Straße muss. Irgendwie erinnern die mich hier an die Lemminge oder diese Nacktmulche, die nur unterirdisch leben. Mittags herrscht hier ein reges Treiben und die Restaurants sind alle voll. Arbeiten die hier auch was oder leben die nur??

Interessant ist es aber schon und Downtown selbst hat echt geile Gebäude. Ein Hochhaus ist architektonisch interessanter als das andere und bietet eine schöne Skyline.

Vom Leben unter Tage haben wir dann aber doch genug und so fahren wir noch in das Housten Museum of Natural Sciene. Dort gibt es auch ein Schmetterlingscenter (Cockrell Butterfly Center) und das wollen wir uns genauer ansehen. Mehr als 2000 Flattermänner in den schönsten Farben leben in diesem tropischen Gewächshaus. Wir verbringen viel Zeit damit, wenigstens einige zu betrachten und zu fotografieren und irgendwann am Nachmittag kommt sogar die Sonne wieder heraus. Also nutzen wir diese Sonne, um in Downtown noch einige der architektonischen Meisterleistungen zu fotografieren. Viel Zeit bleibt uns schließlich nicht mehr. Interessant ist die absolut unterschiedliche Architektur und mittendrin findet man neben hochmodernen Wolkenkratzern wieder hübsche Artdeko-Elemente oder spanische Baustile.

Abends besuchen wir noch schnell das Rice-Village-Center, (was nicht umwerfend ist) und das Highland Village Shopping Center. Ja, das ist echt die Nobelmeile. Es gibt edle Geschäfte, lecker Pfefferminzschokolade und viele bunte Lichter, die schon aus den Geschäften kleine Kunstwerke machen.


Donnerstag, 04.11.2004          Housten

Heute morgen gönnen wir uns noch einmal ein echt amerikanisches Frühstück und statten noch schnell der Mall in Sugarland (gegenüber) eine Stippvisite ab.

Eigentlich haben wir Housten (als nicht so kunstbegeisterte Durchschnittsbürger) weitgehend erobert und so entscheiden wir uns für einen ruhigen Tag im Hermann-Park, der ebenfalls im Museums-District liegt. Vom Japanischen Garten, der von Ken Nakajima, dem weltberühmten Gartenarchitekten, gestaltet wurde, hatten wir uns etwas mehr erhofft aber der Hermann-Park selbst ist ganz hübsch. Inzwischen ist das Wetter ist wieder richtig schön und so entspannen wir vor dem Kofferpacken noch etwas.

Das Gewicht unserer beiden Koffer bereitet uns ein wenig Kopfschmerz, denn trotz der vielen Dinge, die wir hier entsorgen, sind sie schwerer als auf dem Hinflug. Keine Ahnung, woran das liegt!!!?? Nach dem x-ten Umpacken sind wir einigermaßen zufrieden mit dem Ergebnis und sogar der White Sand darf mit.


Freitag, 05.11.2004          Housten – Frankfurt

Aufstehen um 6:00 Uhr und 7:30 Uhr Abfahrt zum Flughafen und Alamo. Die Abgabe des Mietwagens geht schnell und reibungslos und wir können frühzeitig einchecken. Unsere Koffer sind beide mit 75 Pfund (32,xx kg) noch im zulässigen Limit und wir bekommen die letzten Sitzplätze – getrennt. Wie das, stehen die anderen?? Die Maschine ist wieder überbucht und in Charlotte wird jedem Fluggast, der erst am nächsten Tag fliegt, eine Entschädigung von 400 $ cash oder 600 $-Travel-Voucher angeboten. Wir denken ernsthaft über dieses Angebot nach, aber dann wird uns die Zeit natürlich sehr knapp, wenn wir erst am Sonntag ankommen. Schließlich müssen wir am Montag wieder auf Arbeit antreten.

Der Flug bis Charlotte ist ohne jeden Komfort und das Essen muss mal wieder mit 5 $ bezahlt werden. Dafür gelingt es uns in Charlotte, unsere getrennten Sitzplätze in 2 Plätze in der letzten Reihe (35) zu tauschen. Dieser Platz ist zwar lauter, dafür aber rückenfrei mit Schuhabstellplatz und kürzestem Weg zur Toilette – er hat etwas!

In Frankfurt kommen wir pünktlich an. Unsere erste Begegnung mit der Innung deutscher Taxifahrer verschweige ich besser. Willkommen in der Servicewüste Deutschland!

6061 Kilometer haben wir zurückgelegt in den letzten 4 Wochen und abgesehen von dem Problem mit dem platten Reifen am ersten Tag lief alles reibungslos. Wir haben Texas und New Mexiko bereist, das Bergland, die Wüste und die Küste von Texas kennen gelernt, trotz zeitweisem Regen ziemlich viel Glück mit dem Wetter gehabt und wirklich viel vom Land gesehen. Nun bleibt noch die große Neugier auf das Ergebnis unserer 54 Dia- und 10 Papierfilme und die Erinnerung an eine schöne und spannende Zeit.