Mexiko 2020
Tacos, Nachos und Corona
21. Februar – 17. März 2020
Das Jahr 2020 beginnt für uns mit einem besonderen Anlass, den wir feiern möchten. Da liegt es nahe, dass wir in die Sonne flüchten, denn wir sind ja sowieso keine Winterfans. Diesmal zieht uns Mexiko oder besser gesagt die Halbinsel Yucatan in ihren Bann. Bei der Planung kamen uns die letzten Staffeln vom „Bachelor“ (ja wer schaut schon diesen Mist? Wir, und haben sogar noch was gelernt! 😉) gerade richtig, um uns auf den Urlaub einzustimmen und um noch die eine oder andere Aktivität zu planen. Na und Corona – dieses seltsame Virus – ist in China und wir fliegen ja in die entgegengesetzte Richtung.
21.02.2020 Frankfurt – Atlanta – Cancun „Hotel Renaissance“
Es war nicht einfach, sich aus unserem derzeit sehr turbulenten Alltag auszuklinken, doch Pausen vom Leben müssen sein und so sitzen wir letztlich doch glücklich am Fastnachtsfreitag im Auto auf dem Weg nach Frankfurt. Trotz Baustelle am Walldorfer Kreuz kommen wir gut durch den morgendlichen Verkehr und haben genug zeitlichen Spielraum in Frankfurt. Beim Checkin von „Delta Air Lines“ geraten wir an einen sehr netten Inder, der uns noch verrät, dass unser Gepäck doch bis Cancun durchgecheckt wird und wir in Atlanta nicht erneut das Gepäck aufgeben müssen. Mal sehen, ob das so funktioniert oder ob wir letztlich ohne Gepäck in Cancun stehen. Es wird spannend. Dafür hätten wir dann in Atlanta sogar ein wenig Zeit zum Shoppen, wenn wir uns nicht mit der Einreise nach USA rumschlagen müssen.
Obwohl wir nun schon viel erlebt haben, gibt es doch bei jedem Flug neue Überraschungen. Entgegen dem letzten Chaos beim Sicherheitscheck läuft es diesmal an Gate E sehr viel organisierter ab. Es gibt neue Ganzkörperscanner, das lästige „Nachgrapschen“ entfällt und es geht viel schneller. Diesmal sind wir unserem Schwur treu geblieben und haben die „Lufthansa“ boykottiert. Aufgrund der viel gepriesenen Beinfreiheit fiel unsere Wahl diesmal stattdessen auf „Delta Air Lines“ und die überrascht uns einmal ums andere Mal. Die Beinfreiheit ist tatsächlich beachtlich aber noch viel besser ist, dass der Flieger nicht ausgebucht ist. Wir haben neben uns eine ganze Viererreihe für uns und können uns lang machen. Auch das Essen ist mega. So gut haben wir nur bei „Singapore Airline“ gegessen. Das Menü beginnt mit einem Cocktail und endet mit Eis und leckerem Kaffee und auch die Crew ist sehr nett. Lustig ist die Ansage, dass man nur im eigenen Flugzeugbereich bleiben und keine Gruppen bilden soll. Diese Ansage war uns neu. Knapp zehn Stunden später landen wir in Atlanta.
Die Einreise in die USA erfordert wieder viel Geduld doch schon vom ersten Moment an habe ich das Gefühl, dass wir hier schon einmal waren. Das erklärt auch, weshalb wir keine Fingerabdrücke und kein Foto mehr hinterlassen müssen. Später kommt uns die Erleuchtung: wir sind 2015 auf unserer Reise nach Costa Rica schon einmal über Atlanta geflogen. Für die Einreiseformalitäten und den erneuten Sicherheitscheck geht mehr als eine Stunde drauf. Dann müssen wir von Terminal E nach D mit der Skybahn und es bleibt uns keine Zeit, auch nur einen Shop näher zu besichtigen. Naja, war vorher klar und daher kein Drama. Kurze Zeit später sitzen wir im nächsten Flieger nach Cancun. Gerade geht recht spektakulär die Sonne unter und es folgen noch einmal zwei Stunden Flug. Zu Essen gibt es nichts aber wenigstens Wasser bekommen wir.
Gegen 20:30 Uhr landen wir in Cancun. Tatsächlich läuft die Abwicklung der Einreiseformalitäten in kürzester Zeit ab und ein netter Mitarbeiter hat auch schon unser Gepäck vom Gepäckband gehoben. Er reicht es mir quasi direkt an. Am Geldautomaten besorgen wir uns erst einmal Bargeld und stehen wenige Schritte später bei „Europcar“ am Schalter, um unseren Mietwagen in Empfang nehmen zu können. Ohne Wartezeit werden wir mit einem Shuttle-Service zum „Europcar“-Stützpunkt unweit des Airports gefahren. Hier müssen wir uns allerdings gedulden, denn es warten noch mehrere Leute auf eine Fahrzeugübergabe und dann ist unser Auto noch nicht fertig. Erst hieß es, dass das von uns gebuchte Fahrzeug noch nicht da ist. Man wollte uns ein anderes Fahrzeug geben und am nächsten Tag dann am Hotel mit uns den Fahrzeugtausch machen. Dann war plötzlich doch ein neuer SUV da, der noch gewaschen wird. Hm, eine Geduldsprobe, die uns nach fast 25 Stunden Reise schwerfällt.
Nach einer Weile kürzen wir das sinnlose Putzgefummel ab (das Auto ist sowieso bald wieder eingestaubt) und können endlich in unser Reisegefährt einsteigen. Wir haben einen roten „Chevrolet SUV Trax“ mit gerade mal 1220 km auf dem Tacho; der Außen total verschmiert aber innen ordentlich sauber ist.
Auf dem Weg zum Hotel tanken wir noch voll , finden dank Navi gut den Weg ins „Hotel Renaissance“ in Cancuns „Zona Hoteleria“ und können endlich einchecken. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer in der 3. Etage mit Blick auf die Marina Bay. Leider hält die Freude nicht lange, als wir hören, dass fast direkt unter uns eine Band auf der Terrasse spielt. Wir wohnen quasi direkt über dem Schlagzeug. Ein Zimmertausch ist nicht möglich, da das Hotel ausgebucht ist aber angeblich ist um 12 Uhr Schluss. Von wegen: um 2:30 Uhr scheppert es noch immer.
22.02.2020 Cancun „Hotel Renaissance“
Trotz Schlafdefizit sind wir nun im Entdeckermodus. Nach einem sehr abwechslungsreichen, reichhaltigen Frühstück starten wir zur Erkundung der Gegend.
Kaum sind wir ein Stück gefahren, entdecken wir schon die ersten riesengroßen Graffitis an mehrstöckigen Häuserblocks. Die Detailtreu dieser Bilder beeindruckt uns sehr.
Gleich in der Nähe befinden sich zwei Maya- Stätten „El Meco“ und „El Ray“. Zuerst besorgen wir uns noch Wasser, dann stehen wir fast allein in „El Meco“ . Das Herzstück der archäologischen Stätte ist eine Tempelruine, die von mehreren kleinen Tempeln und Gebäudefundamenten umgeben ist. Die kleine Maya-Stätte ist kaum besucht und wir können ungestört das Gelände inspizieren. So dauert es auch nicht lange, dass wir die ersten Echsen und Leguane finden, die hier wohnen.
Im Anschluss an diesen Besuch fahren wir durch Cancun und besorgen uns bei „Telcel“ eine Telefonkarte. Das ist beim ersten Anlauf etwas schwierig, denn das junge Mädchen versteht kein Wort Englisch und hat auch schlichtweg keinen Bock. Immerhin zeigt sie uns eine Grafik mit den zur Verfügung stehenden Optionen. So wissen wir im nächsten Geschäft schon mal, was wir wollen. Auch hier versteht uns der junge Mann nicht aber am Nachbartresen langweilen sich drei junge Frauen. Deren Ehrgeiz ist nun geweckt und mit Einsatz einer Übersetzungs-App, geballter Frauenpower, gutem Willen und Humor haben wir anschließend nicht nur eine Telefon- und Internetkarte, sondern auch viel gelacht.
Die „Zona Hoteleria“ besteht ausschließlich aus Hotels und dazwischen befinden sich Shopping-Malls. Nicht weit entfernt ist auch die Maya-Stätte „El Ray“. Als wir dort ankommen müssen wir feststellen, dass es nur eine Handvoll Parkplätze gibt, die gerade belegt sind. Wir beschließen, später noch einmal wiederzukommen. Am nahe gelegenen öffentlichen Strand tauchen wir die Füße ins Wasser, amüsieren uns, dass die Leute für ein Foto vor dem Cancun-Schriftzug anstehen und bewundern das türkisblaue Wasser. Aufgrund des starken Windes heute ist Badeverbot, aber das ist für uns kein Problem. Anschließend schlendern wir gemütlich durch eine der gigantischen Malls und kommen so langsam in Mexiko an. Bis jetzt gefällt uns unsere Entscheidung, hier her zu reisen sehr gut.
Am Abend bekommen wir Abendessen auf Kosten des Hotelmanagers. Die Freundlichkeit der Mexikaner ist beeindruckend.
23.02.2020 Cancun – Chichen Itza „Hotel Mayaland Resort“
Glücklicherweise wurde diese Nacht keine Party gefeiert, so dass wir sogar bei geöffnetem Fenster schlafen konnten. Am Morgen beobachten wir von unserem Balkon aus ein Krokodil, das gemütlich in der Bay schwimmt. Das Tier ist gut 3 bis 4 Meter lang und schwimmt sehr nah am Steg entlang. Es scheint auf einen der Hunde zu hoffen, die hier spazieren geführt werden. Nun ja, aus dem Snack wird aber nichts, die Hunde sind brav und gehen nicht ans Wasser.
Wir verlassen nach dem Frühstück Cancun in Richtung „Chichen Itza“. Als wir aufbrechen, regnet es. Das hält aber zum Glück nicht lange an. Trotz Regen sind viele Menschen joggend unterwegs und eine Gruppe junger Frauen tanzt sogar auf der Straße Zumba.
Auf gut ausgebauter Straße kommen wir zügig voran und steuern zuerst die antike Mayastadt „Ek Balam“ an. Diese Maya-Stätte ist noch nicht so sehr überlaufen und dennoch sehr sehenswert.
Ek Balam wird als „Der schwarze Jaguar“ übersetzt. Die Blütezeit der Stadt war in der Zeit von 700 bis 900 n.Chr. In diesem Zeitraum wurden die großen Monumente errichtet. Auch später war die Stadt noch besiedelt, was sich an mehreren kleinen Bauerwerken erkennen lässt, die in diesem Zeitraum errichtet wurden. Der eigentliche Niedergang erfolgte ab etwa 1200. Allerdings war Ek Balam noch bis ins 16. Jahrhundert bewohnt.
Das gesamte bewohnte Stadtgebiet Ek Balam’s umfasste eine Fläche von etwa 15 Quadratkilometern und dürfte 18000 Menschen beherbergt haben. Das eigentliche Zentrum der Stadt, das der religiösen und weltlichen Machtausübung diente, misst etwa 1,5 Quadratkilometer. Dieses Stadtzentrum ist auch der Teil der Stadt, der besichtigt werden kann.
Das größte Gebäude in „Ek Balam“ ist die alles überragende “Akropolis”. Mit einer Länge von 160 m, einer Breite von 70 m und einer Höhe von 31 m ist diese Pyramide eine der größten Pyramiden der nördlichen Yucatán-Halbinsel.
Die „Akropolis“ besteht aus sechs Ebenen. Insgesamt 72 Räume, die in das Gebäude hinein gebaut wurden, wurden bisher bei Ausgrabungsarbeiten festgestellt. Auf der Südseite führt eine steile Treppe bis hinauf zur 6. Ebene, die ursprünglich von einem kleinen, nicht erhaltenen Tempel gekrönt war.
Auf halber Höhe und links der Treppe befindet sich das beeindruckende Schlangenmaultor mit dem riesigen und hervorragend instand gesetzten Stuckfries. Das Besondere an dem Fries sind die menschlichen Figuren. Das Schlangenmaul galt bei den Maya als Zugang zur Unterwelt.
In dem dahinter liegenden Raum entdeckten die Archäologen das Grab des Herrschers Ukit Kan Le’k Tok. Zu seinen Lebzeiten diente der Raum möglicherweise als Raum für die Regierung oder Thronsaal. Mit ihm begraben fand man 21 Keramikgefäße und mehr als 7000 Schmuckstücke aus Jade, Muscheln Pyrit oder Knochen. Unter den Grabbeigaben befand sich auch ein goldener Frosch und 3 Perlen.
Inschriften besagen, dass Ukit Kan Le’k Tok die Konstruktion dieser Pyramide während seiner Regierungszeit in den Jahren 770 bis 801 n. Chr. in Auftrag gab.
Wir klettern auf die Tempel und bestaunen die Überbleibsel der Maya-Kultur, die sich mitten im Dschungel befinden.
Auf der Weiterfahrt kommen wir an der „Mayapan Agaven-Destillerie“ für Tequila vorbei. Hier machen wir eine kurze Führung und Verkostung mit. Wir lernen, dass es 5 Sorten Tequila gibt („blanco“ sofort nach dem zweitem Brand, 3 Monate, ein Jahr, drei Jahre, 6 Jahre in Holz-Eichenfässern gereift) und schmecken auch die Unterschiede.
Anschließend setzen wir die Fahrt in Richtung Valladolid fort. Das kleine Städtchen richtet sich gerade für den Karneval. Überall werden Bühnen aufgebaut, Lautsprecher und Fähnchengirlanden angebracht und Umzugswagen fahren durch die Stadt. Hier geht heute Abend die Post ab!
Nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden haben, bummeln wir ein wenig durch die quirligen Straßen, essen in einem der Straßenlokale, in dem überwiegend Einheimische sitzen und bestaunen das rege Treiben am heutigen Sonntag. Eigentlich würde heute noch der Besuch einiger Cenoten auf dem Plan stehen, doch das schaffen wir nicht und verschieben es auf einen anderen Tag.
Jetzt fahren wir erst einmal direkt nach „Chichen Itza“. Wir haben schließlich heute Abend noch Tickets für die Light-Show bei den Maya-Ruinen gebucht.
Wir checken ein im „Hotel Mayaland Resort“. Von unserem Zimmer aus können wir auf die Ruine des Observatoriums blicken. Nach einer kurzen Ruhepause machen wir uns fertig für die Lichtshow in „Chichen Itza“. Bei der wird die Pyramide „Kukulkan“ (die dem Regengott gewidmet ist) im Rahmen einer Lasershow angestrahlt. Die Karten dafür haben wir uns für $ 520 MEX (13 €/Person) schon vor langer Zeit im Internet besorgt. Immerhin sitzen wir in der ersten Reihe. Die Show bietet Platz für ca. 500 Personen und scheint ausgebucht zu sein. Schon der Einlass beginnt mit erheblicher Verzögerung. Wir warten ewig vor dem Tor. Dann das erste Ärgernis. Ein Europäer, der so tut, als sei er der Chef des Ganzen, will unseren Rucksack sehen und moniert nicht nur das kleine Einbein-Stativ sondern sogar den Stabilisator-Griff für`s Handy. Uwe muss beides ins Auto bringen. Derweil schaut der Mann sehr böse auf meine Kamera und man sieht ihm an, dass er mir die auch gern verbieten möchte. Damit ist klar, dass das Verbot nichts mit Sicherheitsaspekten zu tun hat sondern ausschließlich mit Exklusivrechten. Es ist auch verboten, Haustiere mit auf das Gelände zu bringen doch vor mir schiebt eine Frau ihren Hund im Kinderwagen durch die Kontrolle und keinen Menschen stört es. Aber gut, wir ärgern uns zwar, können es aber nicht ändern.
Auf dem großen Platz vor der „Kukulkan“-Pyramide sind Stuhlreihen aufgebaut. Nun werden die Besucher aber erst noch eine Runde um den Platz geführt. Die umliegenden Maya-Bauten sind ebenfalls farbig angeleuchtet und wechseln die Farbe.
Es dauert eine weitere Ewigkeit, bis alle Leute wieder eingesammelt sind und ihren Platz eingenommen haben. Als wir endlich sitzen, fängt es an zu regnen. Das hält aber zum Glück nicht lange an und die Warterei geht weiter. Kurz vor 21 Uhr (die Show sollte um 19 Uhr beginnen) wird uns dann in spanisch mitgeteilt, dass die Show ausfällt. Den Grund dafür verstehen wir natürlich nicht aber im Eiltempo begeben wir uns nun wieder zurück zur Kasse, um unser Geld zurückbezahlt zu bekommen. Das denken wir uns zumindest doch die Realität sieht anders aus. Nachdem wir endlich an der Reihe sind, heißt es „nein, kein Bargeld“. Wir werden an einen jungen arroganten Burschen verwiesen, der uns klar macht, dass wir uns über das Internet selbst kümmern müssen, dass wir unser Geld zurückbekommen. Damit sind wir natürlich gar nicht einverstanden. Inzwischen schaltet sich ein Einheimischer in die Diskussion ein und wird ziemlich massiv. Er kämpft zu unseren Gunsten und erklärt uns auch, weshalb die Show ausgefallen ist: der Beamer ist defekt. Der junge Bursche muss uns massiv beleidigt haben und das hat den Einheimischen so auf die Palme gebracht, dass er für unser Recht diskutiert. Angeblich haben sie hier nicht genug Bargeld in der Kasse – was natürlich völliger Unsinn sein muss bei den Massen an Besuchern, die hier jeden Tag durchgeschleust werden. Aber Fakt ist, wir kommen nicht zu unserem Geld. Zumindest können wir ihn bewegen, mit uns an den Computer zu gehen und die Rückzahlung gleich anzustoßen. Na ich glaube nicht daran, dass wir unser Geld jemals wiedersehen werden. (Die Online-Rückzahlung hat – entgegen unserer Skepsis – tatsächlich funktioniert.)
24.02.2020 Chichen Itza „Hotel Mayaland Resort“ Um einen Blick auf das alte Maya-Observatorium werfen zu können, müssen wir vom Bett aus nicht mal den Kopf heben. Wir haben freien Blick auf diese Maya-Ruine und bekommen noch ein Vogelkonzert dazu. Die Hotelanlage ist wunderschön, es gibt viele Bäume und viel Natur drumherum. Das wissen die zahlreichen Vögel sehr zu schätzen. Es pfeift und zwitschert in allen Tonlagen. Außerdem nehme ich ein vielstimmiges Summen wahr und wenig später entdecke ich, dass in der nächstgelegenen Palme ein Bienenschwarm wohnt.
Wir beeilen uns, aus dem Bett zu kommen. Um 7 Uhr sitzen wir beim Frühstück und kurz vor 8 Uhr stehen wir vor dem hoteleigenen Eingang zur Ruinenstätte „Chichen Itza“. Wir bezahlen den üppigen Eintritt von einmal $ 840 MEX und noch einmal $ 160 MEX – für keine Ahnung – also insgesamt 25€/Person. Immerhin stehen wir kurze Zeit später vor der noch fast menschenfreien Pyramide „Kukulkan“.
Auch sonst ist der Menschenansturm noch akzeptabel. Erst gegen 10 Uhr füllt sich das Gelände deutlich, denn dann hat man die Menschen von den Kreuzfahrtschiffen und aus den benachbarten Touristenorten angekarrt. Zu dieser Zeit haben wir das den größten Teil der Gebäude auf dem „Chichen-Itza“-Gelände schon erkundet. Das Wetter wechselt immer mal zwischen blauem Himmel und bewölkt aber nur blauen Himmel würde man gar nicht aushalten, denn mehr als 35 Grad Celsius sind schon heftig. Insgesamt ist die alte Maya-Kultur wirklich sehr beeindruckend. Man kann sich gar nicht vorstellen wie die gigantischen Bauwerke ohne moderne Technik entstanden sind. Besonders beeindruckend sind die vielen Steingravuren und Reliefs, die aufwändigst in den Stein gehauen und zum Teil noch gut sichtbar sind.
Nach so viel Kultur haben wir langsam Hunger. Wir fahren in Richtung Valladolid. Doch zuerst besuchen wir die „Cenote Suytun“. Cenoten sind Karsthöhlen mit Grundwasserzugang, die durch den Einsturz der Höhlendecke dolinenartig als großes Loch oder als Höhle entstanden und mit Süßwasser gefüllt sind. Viele der Cenoten in Yukatan sind unterirdisch miteinander verbunden.
Die „Cenote Suytun“ befindet sich kurz hinter Valladolid. Wir lösen ein Ticket und steigen die steilen Treppen in die Unterwelt. Vor uns breitet sich eine riesige Höhle aus, deren Grund mit türkisblauem Wasser gefüllt ist. Hier kann man schwimmen. Von der Decke hängen Stalaktiten. Das Besondere an dieser Höhle ist jedoch ein Steg, der in die Mitte der Höhle führt und der permanent fürs Foto-Posing belegt ist. Die Leute stehen an, um ein Foto auf diesem Steg machen zu können. Es ist erschrecken, wie schon kleine Kinder hier posen, was das Zeug hält. Wir begnügen uns mit dem imposanten Anblick der Höhle und lassen die anderen völlig bescheuerte Posen machen. Sehenswert ist diese Cenote auf jeden Fall.
Anschließend fahren wir zurück nach Valladolid. Jetzt haben wir Hunger. In der Calle 41A gibt es ein neues italienisches Restaurant „Paparazzi“, das einen sehr guten Eindruck macht. Wir haben Lust auf richtig gute Pizza und die bekommen wir hier auch. Gemütlich im Innenhof des Restaurants sitzend lassen wir den anstrengenden, aber sehr interessanten Tag bei einem Glas Wein ausklingen.
25.02.2020 Chichen Itza – Merida „Viva Merida Hotel Boutique“
Wir hatten eine sehr bewegte Nacht. Im Hotel ist eine Gruppe jugendlicher Russen abgestiegen und die meinen, sie haben das ganze Hotel für sich allein. Erst machen sie im Innenhof Disco und als sie vom Management zur Ordnung gerufen werden, verziehen sie sich auf ihr Zimmer. Dumm nur, dass es das Zimmer unter uns ist. Wir verstehen unser eigenes Wort nicht, so ein Highlife ist da unten. Nicht mal die Hotel-Security kommt dagegen an. Sie ist machtlos. Immerhin werden die Gäste, die sich beschweren, zum Schlafen umquartiert. So ziehen wir mitten in der Nacht in ein anderes Zimmer um und können so wenigstens noch ein paar Stunden schlafen.
Auf die ursprünglich geplante Sonnenaufgangstour verzichten wir, denn die hätte um 5 oder 6 Uhr begonnen und eigentlich ist sie überflüssig, wenn man, wie wir gestern, um 8 Uhr auf dem Gelände ist. Außerdem darf man nach der Sonnenaufgangstour nicht auf dem Gelände bleiben und mit 75 Euro pro Person ist es für eineinhalb Stunden ein recht teures Unterfangen.
So reisen wir nach dem Frühstück ab um unsere Reise in Richtung Merida fortzusetzen. Den ersten Halt machen wir in der gelben Stadt Izmal, einer kleinen Stadt im Kolonialstil erbaut. Die Häuserfassaden im Zentrum sind überwiegend in Gelb gehalten. Diese besondere Farbgebung ist dem Besuch von Papst Johannes Paul II in den 90ern zu verdanken. Zu Ehren seiner Ankunft wurde die gesamte Stadt in den Farben des Vatikans gestrichen: Gelb und Weiß. Seither trägt die Stadt auch den Spitznamen „gelbe Stadt“. Das einzigartige Stadtzentrum und der koloniale Charme haben Izamal den Titel „Pueblo Mágico“ (magischer Ort) eingebracht. Diese Auszeichnung verleiht das mexikanische Sekretariat für Tourismus an Orte mit einem bedeutenden historischen oder kulturellen Vermächtnis. Auf jeden Fall ist die gelbe Fassade ein toller Kontrast zum blauen Himmel.
Viele Sehenswürdigkeiten gibt es in Izamal allerdings nicht, daher ist das Zentrum auch ziemlich schnell erkundet. Wir besichtigen das Franziskanerkloster namens „Convento de San Antonio de Padua“, drehen eine Runde um den Marktplatz, amüsieren uns über die herausgeputzten Pferde und Pferdekutschen.
Anschließend fahren wir zur nahe gelegenen Pyramide „Kinich-Kakmó“ denn es hat heute immerhin 36 Grad Celsius und die Sonne scheint erbarmungslos, ohne dass auch nur ein Lüftchen weht. Da überlegt man sich schweißtreibende Unternehmungen sehr genau. Wir umrunden den Berg, auf dem die Pyramide steht, einmal aber irgendwie ist das nur ein Steinhaufen. Ganz oben sehe ich Menschen stehen, doch bei dieser Hitze hier die Pyramide hochkraxeln – nein das kommt nicht in Frage.
Unterwegs können wir noch Nachschub der leckeren gelben Mangos kaufen. Wir freuen uns schon auf ihren köstlichen Geschmack.
Von Izmal aus erreichen wir am Mittag Merida. Wir checken im kleinen Stadthotel „Viva Merida Hotel Boutique“ ein. Es ist ein sehr gemütliches, liebevoll geführtes Hotel nahe der Innenstadt. Im Herzen des Gebäudes gibt es einen schönen Innenhof und die 10 Zimmer, die sich um den Innenhof anordnen, sind jeweils zweigeschossig, wobei das Bad jeweils in der oberen Etage ist. Eine architektonisch sehr interessante Bauweise. Die Zimmer haben keine Fenster. Licht kommt lediglich durch Oberlichter im Dach, doch das ist völlig ausreichend. So bleibt aber auch die Wärme und der Straßenlärm draußen.
Später gehen wir dann zu Fuß die Stadt erkunden. In einem kleinen Kaffe „Manifesto“ bleiben wir auf eine Tasse Kaffee hängen, bevor wir durch die Stadt schlendern. Am Abend essen wir im „Apoala“ sehr lecker. Gemütlich schlendern wir über den Zokalo, den Hauptplatz vor der Kathedrale. Hier treffen sich die Einheimischen auf ein Schwätzchen. In einem der Souvenirgeschäfte unterhalten wir uns sehr nett mit dem Inhaber und er zeigt uns seine Schätze. Ein sehr interessantes Gespräch.
Im Hotel mischt uns der Inhaber noch einen Schlaftrunk, bevor wir versuchen, den verlorenen Schlaf der letzten Nacht nachzuholen.
26.02.2020 Merida – Dzibilchaltun – Merida „Viva Merida Hotel Boutique“
Wir haben gut geschlafen. Das Frühstück wird im offenen Innenhof serviert. Anschließend fahren wir nach Dzibilchaltun – den „Ort der flachen Steine“. Dort kann man eine der ältesten Maya-Stätten besichtigen. Das Dorf liegt am Ar.. der Welt und doch sind erstaunlich viele Besucher da. Völlig irrsinnig ist hier das Verbot, dass man keine Rucksäcke und Taschen mit auf das Gelände nehmen darf. Zur archäologischen Zone gehört auch eine Cenote, in der man – überflüssigerweise – auch baden darf. Sein Handtuch und Wechselwäsche muss man sich dann um den Hals hängen!? Für uns heißt es, dass wir die Kameraausrüstung zurück ins Auto bringen müssen. Da hat man eigentlich schon keine Lust mehr.
Die Ruinenanlage ist bei Weitem nicht so spektakulär, wie „Chichen Itza“ oder „Ek Balam“. Die wenigen Anlagen sind kaum beschrieben und auch wenig restauriert. Um so mehr Worte brauchen die Guides, um Erklärungen über die Anlage abzugeben. Das ersparen wir uns und lesen es lieber im Internet nach.
Heute ist es besonders schwül-heiß und der Schweiß rinnt zusammen mit dem Sonnenschutz in Strömen davon, während wir auf die Ruinenreste klettern. (Ja, ist eigentlich auch überflüssig, aber von oben ist der Überblick besser). Am Sehenswertesten ist aus unserer Sicht noch die Cenote, die offen aber ebenfalls glasklar ist. Es leben diverse kleine Fische in ihr und es schwimmen Seerosen auf der Oberfläche. Obwohl Besucher in der Cenote baden, steht ein kleiner Reiher tapfer auf den Seerosenblättern und jagt sich einen Fisch. Drumherum auf den Steinen sonnen sich Leguane aller Größen, die auch kaum Scheu vor Menschen zeigen.
Nachdem wir das Gelände erkundet haben, fahren wir zurück nach Merida. In der nagelneuen „Plaza Habor-Mall“ akklimatisieren wir wieder denn hier herrschen wenigstens erträgliche Temperaturen. Wir probieren extrem leckeres Eis und schlendern durch die Mall. Als wir alles gesehen haben, fahren wir in den Gourmet-Tempel und essen im Seafood- and Grillrestaurant. Schließlich haben wir heute was zu feiern.
Inzwischen zieht heftiger Wind auf, der einen fast davon bläst. Es dauert dann auch nicht mehr lange, bis es ein wenig regnet. Na wir hätten nichts dagegen, wenn es ein klein wenig abkühlen würde.
27.02.2020 Merida – Uxmal „Uxmal-Lodge“ Über Nacht hat es tatsächlich um 10 Grad abgekühlt und so ist es heute zwar bewölkt aber sehr angenehm. Wir verlassen Merida nach dem Frühstück und fahren weiter in Richtung Uxmal. Unterwegs schauen wir uns zuerst die „Cenote Kankirixche“ an. Dies ist eine offene Cenote, an der wir ganz allein sind. Noch nicht mal Eintrittsgeld kassiert man hier von uns.
Lange halten wir uns nicht auf und fahren weiter zur „Cenote Yal Utzil“ in Mucuyché. Die liegt abseits in der Pampa und wir müssen sogar ein Stück Schotterpiste fahren. Auch hier sind fast keine Besucher, was wir natürlich nicht bedauern. Wir müssen immerhin $60 MEX/Person (ca. 3€) zahlen. Bei dieser Cenote handelt es sich um eine halboffene Höhle mit wunderbar kristallblauem Wasser. Man kann bis auf den Grund schauen.
Anschließend besuchen wir die Cenote und die „Hacienda Mucuyché“. Für den Besuch der „Hacienda Mucuyché“ müssen wir ziemlich tief in die Tasche greifen. Der Eintritt kostet 25 €/Person. Darin ist aber nicht nur der Eintritt für den Besuch von zwei Cenoten enthalten, sondern auch für die Besichtigung der alten Hacienda. Bei der Hacienda handelt es sich um eine alte Farm aus dem 17. Jh., die lange Zeit aus der Faser der blauen Agave Sisal gewonnen hat. Es war die Zeit des «grünen Goldes», die der Farm lange Zeit Wohlstand beschert hat, denn die damals massive Nachfrage nach Bindegarn, das preisgünstig aus der Faser der Agave hergestellt werden konnte, löste um 1880 auf der Halbinsel Yucatán einen Boom aus, der eine agroindustrielle Monokultur entstehen ließ. Der Versuch, den Exportpreis durch Mengenbeschränkung hochzuhalten, die Liquidierung der großen Plantagen während der mexikanischen Revolution (1911-1940) und die seit den späten 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfügbare Kunstfaser haben jedoch dazu geführt, daß von ehemals 850 Entfaserungsanlagen um 1916 heute noch etwa ein Dutzend aktiv sind. Auf der „Hacienda Mucuyché“ kann man das alte, verfallene Hacienda-Gebäude besichtigen. Dort stehen noch die Reste der großen Maschinen; wie z. B. das Antriebsaggregat für einen Holzgasmotor. Es ist sehr interessant durch die alten Gemäuer zu laufen und den morbiden Charme der Vergangenheit auf sich wirken zu lassen. Fast hört man noch den Maschinenlärm, wenn man durch die Räume läuft. Schade, dass fast überall auf Yucatan die alten Betriebsanlagen und viele Herrenhäuser heute nur noch Ruinen sind. Dazu haben nicht zuletzt auch drei Hurrikans in den Jahren 1988, 1989 und 2002 beigetragen. Einige der „casas principales“ wurden seither restauriert und zu luxuriösen Hotels umgebaut, andere haben vermögende Käufer gefunden, die sie nach ihren Vorstellungen als Wohnsitz herrichten ließen.
Auf dem Farmgelände befindet sich die Cenote „Carlota“. Dies ist eine halboffene Cenote mit 7 m Tiefe und kristallklarem Wasser. Diese Cenote wurde nach der mexikanischen Kaiserin Carlota benannt, da sie 1865 auf einem Besuch in der Hacienda als angeblich erste Person hier gebadet hat.
Von dieser Cenote aus schwimmt man durch einen Kanal, dessen Wände üppig grün bewachsen sind. Nach wenigen Schritten erreicht man dann die Cenote „Maya Azul“. Diese Cenote ist eine gigantische Höhle mit vielen Stalagtiten und ebenfalls azurblauem klaren Wasser, die wunderschön anzusehen ist. Erstaunlicherweise ist das Wasser gar nicht so kalt, wie man es erwarten würde. Es hat konstant 22,5 °Celsius. Wir verbringen hier ziemlich viel Zeit und genießen diese einmalige Kulisse.
Als wir uns ausgiebig auf dem Gelände umgesehen haben, fahren wir weiter nach „Uxmal“. „Uxmal“ ist zusammen mit „Chichén Itzá“ die bedeutendste Maya-Stadt auf Yucatán und befindet sich im Nordwesten von Yukatán. In der „Uxmal-Lodge“, direkt am Haupteingang zur Maya-Ruinenstätte übernachten wir, um gleich morgen Früh das archäologische Gelände zu besichtigen.
28.02.2020 Uxmal – Campeche „Casa Mazejuwi“
Direkt nach dem Frühstück, pünktlich zur Öffnung um 8 Uhr stehen wir vor dem Tor der archäologischen Stätte „Uxmal“. Das ist für uns kein weiter Weg, denn wir müssen vom Hotel nur über die Straße gehen. Eine ganze Zeit lang ist der Besucherandrang sehr übersichtlich, denn die ersten Reisegruppen kommen nicht vor 10 Uhr an. Wir besichtigen die Hauptattraktion des Geländes, die Pyramide „Adivino“, auch „Pyramide des Zauberers“. Sie ist das größte und markanteste Bauwerk in Uxmal. Das Besondere an der „Pyramide des Zauberers“ ist der für damalige Zeit untypische Grundriss. Die „Pyramide des Zauberers“ ist eine mehrmals überbaute Stufenpyramide mit abgerundeten Ecken. Mit einer Höhe von 35 Metern überragt sie die anderen Gebäude der Anlage und dominiert so optisch die Mayastätte. Bei Ausgrabungen hat man festgestellt, dass die heute sichtbare Pyramide in ihrem Inneren noch weitere, ältere Pyramiden bzw. Tempelgebäude enthält. Tatsächlich handelt es sich bei der Pyramide des Zauberers um insgesamt fünf voneinander zu unterscheidende und ineinander verschachtelte Gebäudeteile. Das Phänomen der überbauten älteren Gebäude hat man auch an anderer Stelle, wie etwa in „Chichén Itzá“, festgestellt und war in der Mayawelt verbreitet. Auch der Name „Uxmal“ Die dreimal Gebaute lässt sich so erklären. Die Bauzeit der Pyramide des Zauberers erstreckte sich insgesamt über einen Zeitraum von 300 Jahren. Der Baubeginn wird von Archäologen im Bereich der Spätklassik gesehen und etwa auf die Zeit um 650 n. Chr. datiert.
Vom auf einen Hügel gebauten „Palacio del Gobernador“ (Gouverneurspalast) hat man einen super Ausblick über die archäologische Stätte Uxmal und den weitreichenden Regenwald im Hintergrund.
Der Gouverneurspalast ist in drei Teile gegliedert, die ursprünglich durch zwei gedeckte Torbauten verbunden waren, welche später teilweise vermauert und zu kleinen Räumen umgestaltet wurden. Die Fassadengliederung hält sich an die Regeln des Späten Uxmal-Stils, ist aber hier besonders aufwändig. Eines der Hauptmerkmale sind die rund um das Gebäude verlaufenden Gesimse, so genannte Mauerbänder. Ein weiteres Element stellen die Reihen kleiner Säulen dar, welche sowohl den Sockel der Gebäude wie auch den Fries schmücken. Der Kult des Regengottes Chaac (oder auch des aztekischen Regengottes Tlaloc) wird in den zahllosen Masken deutlich, die sich an den Gebäuden von Uxmal und weiteren Maya-Stätten in diesem Gebiet befinden.
Nach und nach arbeiten wir uns auf dem Gelände voran und finden, dass diese Maya-Stätte fast schöner ist als „Chichen Itza“. Zum perfekten Bild fehlt eigentlich nur der blaue Himmel, doch heute morgen ist es eher frisch und sehr bewölkt. Erst gegen 10 Uhr klart es etwas auf. Wir haben gerade das letzte Maya-Gebäude bestiegen, als es etwas aufzieht und der gewünschte blaue Himmel kommt – zumindest kurzzeitig. Eigentlich wollten wir jetzt weiterfahren, doch die schönsten Gebäude nehmen wir noch einmal bei blauem oder blauerem Himmel auf. So verlassen wir die archäologische Zone Uxmal erst gegen 10:30 Uhr. Da der Checkout im Hotel bis 12 Uhr möglich ist, haben wir unser Gepäck noch im Zimmer. Rasch ist das Auto gepackt und wir sind wieder auf der Piste.
Heute werden wir die „Ruta Puuc“ fahren, auf der sich die Maya-Stätten „Kabáh“, „Sayil“, „Xlapac“ und „Labna“ aneinander reihen. Ihre Bezeichnung folgt dem Maya-Wort „Puuc“ (zu Deutsch: Hügelland). Heute bezeichnet das Wort „Puuc“ in erster Linie den klassischen Baustil in der Maya-Architektur. Der „Puuc-Stil“ zeichnet sich durch zahlreiche Schmuckelemente an den Gebäudefassaden aus (aufwendige Verzierungen der Fassaden der Tempel und Paläste). Die fünf Ruinenstädte „Uxmal“, „Kabáh“, „Sayil“, „Xlapac „und „Labná“ weisen allesamt Merkmale des „Puuc-Stils“ aus.
Zuerst fahren wir die ca. 15 km bis „Kabah“. Hier sind vergleichsweise wenig Besucher anwesend. Im Prinzip gibt es drei Gebäudekomplexe zu besichtigen. „Kabah“ wurde erstmals 1841 beschrieben. Nach „Uxmal“ ist sie die zweitwichtigste Ruinenstadt der Maya in der „Puuc-Region“. Die in „Kabah“ heute sichtbaren Bauten wurden zwischen dem 6. und dem 9. Jahrhundert errichtet. Nur ein Bruchteil der weitläufigen Maya-Stätte „Kabáh“ wurde ausgegraben und erforscht und ist für Besucher zugänglich. Auf einer künstlich aufgeschütteten Plattform wurde der „Palacio de las Máscaras“ (Palast der Masken) errichtet. Die ganze Fassade des Palastes verzierten die Mayas durch Masken des Regengottes „Chaac“. Viele Teile der Masken liegen noch auf dem Boden aufgereiht.
Nachdem wir uns in „Kabah“ ausgiebig umgesehen haben, fahren wir nach „Sayil“, ebenfalls eine Ruinenstätte der Maya, die aber noch wenig erforscht ist. Am sehenswertesten ist der dreistöckige Palast, der als Terrassenbau konzipiert wurde und etwa 100 Räume haben soll. Die Fassade der mittleren Terrasse wurde umfangreich geschmückt, während die beiden anderen Stufen schlicht gehalten wurden.
Die weiteren Anlagen, die im Wald versteckt liegen, sind sehr wild und zugewachsen. Der recht lange Weg zu diesen Anlagen lohnte sich nicht wirklich. „Sayil“ ist sehr weitläufig und man kann den ganzen Tag damit verbringen, kilometerlange Wege zu gehen und die Ruinenstadt zu entdecken. Zur Blütezeit, um 800 n. Chr., lebten in dieser Stadt etwa 7.000 bis 9.000 Einwohner. Der Name „Sayil“ soll „Ort der Ameisen“ oder „Ameisenhügel“ bedeuten.
Wir fahren weiter zur archäologischen Ausgrabungsstätte „Labná“. In dieser Anlage sind wir im Moment die einzigen Besucher. Bekannt ist „Labná“ wegen seinem Torbogen „Arco de Labná“, einem 6 m hohen Bauwerk. Eigentlich ist es nur ein falscher Bogen, den die Maya-Architekten oben mit Deckplatten statt mit einer Rundung abgeschlossen haben. Dennoch ist dieser Bogen sehr schön und an einigen Ornamenten kann man sogar noch die ursprünglichen Farben rot und grün erkennen.
Die Ruinen von „Labná“ sind ebenfalls sehr beeindruckend. Beim Verlassen des Geländes entdecken wir dann noch in einer Ecke die Köpfe von zwei Figuren. Es ist sehr selten, dass die Figuren an den Fassaden noch Köpfe haben und umso mehr freuen wir uns, diese beiden Köpfe entdeckt zu haben.
Obwohl die „Ruta Puuc“ eine Touristenstraße ist, ist sie weniger touristisch, als wir erwartet haben. Zum Teil führt sie noch durch dichten Dschungel und angeblich kann man auch manchmal Jaguare treffen – so suggerieren es zumindest Schilder an der Straße. Immerhin ist kaum Verkehr, wir halten die Augen offen aber außer ein paar botanischen Besonderheiten müssen wir uns mit einem hübschen Jaguar-Schild begnügen.
Uns reicht es dann auch für heute mit Maya-Stätten und „Puuc-Stil“. Wir setzen unsere Fahrt nach Campeche fort, dass wir nach etwa 3 Stunden Fahrt erreichen. Im kleinen Stadthotel „Casa Mazejuwi“ haben wir eine Übernachtung gebucht und werden vom Inhaber herzlich empfangen. Die Unterkunft ist mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattet und man kann sich von Außen gar nicht vorstellen, dass sich hinter der schmalen Fassade ein hübsches kleines Stadt-Hotel verbirgt.
In einem der kleinen Restaurants in der benachbarten Seitenstraße gehen wir noch zu Abend essen, bevor wir nach 21.000 Schritten (ca. 17,5 km) und 129 aufgestiegenen Etagen todmüde ins Bett fallen. Warum konnten die alten Maya nicht ebenerdig bauen?
29.02.2020 Campeche – Palenque „Hotel Ressort Village Chan-Kah“
In der „Casa Mazejuwi“ bekommen wir ein sehr üppiges Frühstück. Rasch decken wir uns anschließend noch am nächsten Geldautomaten mit Bargeld ein, bevor wir uns auf die Fahrt nach „Edzna“ machen. Ein kurzer Abstecher durch die Innenstadt ist aber noch drin, um wenigstens einen kleinen Eindruck von Campeche zu bekommen. Vor uns liegt das Meer, denn Campeche befindet sich am Golf von Mexiko.
Campeche ist ein gemütliches Kolonialstädtchen, dass zwar keine allzu beeindruckenden Sehenswürdigkeiten hat, dafür aber wie eine mexikanische Bilderbuchstadt wirkt. Die ganze Stadt ist im Karree gebaut, so dass eine Orientierung nicht sehr schwer ist. Die hübschen, meist zweigeschossigen farbenfreudigen Häuserfassaden machen einen einladenden Eindruck und auch wenn die Fenster alle vergittert sind, kann man in die Wohnungen schauen und bekommt einen kleinen Eindruck von der Lebensweise ihrer Bewohner.
Wir verlassen das Städtchen Campeche und erreichen nach etwa 40 Minuten Fahrt „Edzna“ im Bundesstaat Campeche. „Edzna“ hat ebenfalls recht beeindruckende Maya-Ruinen vorzuweisen. Aufgrund der abgelegenen Lage kommen hier aber kaum Touristen her. So sind wir bei unserer Ankunft auch fast allein auf dem Gelände.
„Edzna“ war einstmals die Hauptstadt eines recht großen Staatsgebietes. Das bisher erfasste Stadtareal hat eine Fläche von annähernd 25 Quadratkilometer und man geht davon aus, dass hier mal 250.00 Menschen gelebt haben könnten.
Auf einer quadratischen Plattform befindet sich der erhöht liegende Baukomplex der „Akropolis“ (Gran acrópolis) mit der fünfstöckigen ‚Palastpyramide‘ (Edificio de los Cinco Pisos) – „Tempel der fünf Stockwerke“ im Hintergrund. Sie bildet den Mittelpunkt der Maya-Stadt und ist mit etwa 40 Metern Höhe das größte der Bauwerke. Der „Tempel der fünf Stockwerke“ hat eine Zentraltreppe. und aufgrund ihrer Türöffnungen an der Vorderseite, geht man davon aus, dass die Pyramide nicht nur zeremoniellen Charakter hatte, sondern auch als Palast und somit zu Wohnzwecken oder für Verwaltungsaufgaben diente.
Diesem Komplex widmen wir uns zuerst. Besonders ist in „Edzna“ die hier entwickelte Technologie zur Ableitung von Regenwasser, die man z. B. an der außergewöhnlichen Fassade der „Palastpyramide“ sehr gut sehen kann. Zudem ließen sich Überreste eines komplexen Systems für das Wassermanagement an verschiedenen Stellen des Geländes nachweisen. Hauptzweck dieses Wassersystems mit Kanälen dürfte die schnelle Entwässerung des Stadtareals nach heftigen Regenfällen gewesen sein.
Besonders beeindruckend sind am „Templo de los mascarones“ („Tempel der Masken“) zwei große steinerne Masken des Sonnengottes der Maya „Kinich Ahau“ mit Kopfschmuck. Er entspricht mit seinen schielenden Augen, abgeschliffenen Zähnen sowie seinem Nasen- und Ohrschmuck dem Schönheitsideal der damaligen Elite. Man kann an diesen Masken sogar noch die Spuren früherer Farbe erkennen.
Nachdem wir uns ausgiebig auf dem Gelände umgesehen haben, fahren wir weiter nach „Palenque“.
Als wir am Golf von Mexiko ankommen, müssen wir natürlich erst einmal kurz das Meer „begrüßen“. Wir staunen über das spiegelglatte, türkisfarbige Meer, freuen uns über die vielen Pelikane, schauen den Fischern dabei zu, wie sie ihre Netze einholen, kaufen uns leckere Fischbrötchen und machen noch einen kurzen Halt im kleinen Örtchen Sabancuy mit seiner hübschen Kirche.
Nach etwa 5 Stunden erreichen wir „Palenque“. Es ist bereits 17 Uhr und kurz vor Sonnenuntergang. Die recht große Ortschaft liegt am Fuß eines dichten, bergigen Regenwaldes und ist wunderbar grün. Mitten im Wald befindet sich unser „Hotel Ressort Village Chan-Kah“. Die große Anlage ist eigentlich so gar nicht nach unserem Geschmack, aber sie liegt nahe an den Maya-Ruinen. Nach dem langen Fahrtag essen wir auch gleich im hiesigen Restaurant (mehr schlecht als recht), bevor wir uns in unseren komfortablen Bungalow zurückziehen. Hier ist alles sehr hellhörig, so dass wir noch lange etwas von unseren umliegenden Nachbarn haben.
01.03.2020 Palenque „Hotel Ressort Village Chan-Kah“
Das Highlight von „Palenque“ ist die Ruinenanlage. Die Ruinen dieser einst bedeutenden Maya-Stadt waren mehr als 1000 Jahre vom Dschungel bedeckt. Als der Archäologe und US-Diplomat John L. Stephens Palenque 1841 besuchte, musste er sich seinen Weg mit einer Machete durch den Dschungel hacken. Die Anlage liegt mitten im Regenwald und ist nur zu 5 % ausgegraben, doch schon alleine der Palast ist voller Highlights und seine Besichtigung braucht Zeit.
Wir sind um kurz vor 8 Uhr am Eingang der archäologischen Zone, doch so eilig haben es die Mexikaner nicht. Pünktlichkeit ist hier nicht so gefragt. Dafür werden wir mehrfach angesprochen, ob wir einen Guide brauchen. Immer verneinen wir, denn wir sind vorbereitet und können selbst lesen, was es zu den Tempeln Besonderes gibt. Uns stundenlang mit irgendwelchen Phantasien zu texten zu lassen, ist nicht unser Fall. Mit immerhin nur 15 Minuten Verspätung dürfen wir dann als Erste auf die Anlage. „Palenque“ steht mitten im Dschungel und es gibt hier noch jede Menge Natur. Dumm nur, dass nun genau diese Natur in Form von großen Bäumen noch mächtig dunkle Schatten wirft. Wir müssen uns also gedulden, bis die Tempel in der Sonne sind. Dafür sind noch nicht viele Menschen unterwegs. Nur die vielen Händler schleppen eiligen Schrittes schwerbeladen ihre Souvenirs auf das Gelände. Sie säumen später lückenlos die Wege mit jeder Menge Kitsch und billiger Massenware. Bewundernswert ist, dass sie die schweren Kiste nur mit einem Band um den Kopf tragen.
Wir bummeln über das Gelände, besteigen die Tempel, bei denen das gestattet ist und genießen den Überblick über die Anlage. Teilweise sind in den Gebäuden noch alte Reliefs erhalten, die man anschauen kann. Leider sind jedoch nicht alle Ruinen zu besichtigen. Manche Wege sind gesperrt. Als die Sonne etwas höher steht, fliegen laut kreischend blau-rote Aras davon, die hier in den großen Bäumen genächtigt haben. Überhaupt flattern unglaublich viele wunderschöne bunte Schmetterlinge über das Gelände und auch Vögel stören sich offenbar nicht an den Menschen. Selbst ganz kleine Kolibris können wir beobachten. Wir sind ganz begeistert von dieser herrlichen Kulisse.
Heute zum Sonntag ist für Mexikaner der Eintritt frei und so sind heute überwiegend Einheimische unterwegs.
Vier Stunden später haben wir alles gesehen und bestiegen, was zulässig ist. Wir lassen im Schatten einer Pyramide noch einmal alles auf uns wirken, bevor wir das Gelände verlassen. Unser nächstes Ziel sind die „Misol-Ha“-Wasserfälle in der Nähe.
Auf dem Weg zu den Wasserfällen soll es den Touristen gegenüber zu regelrechter Wegelagerei mit über die Straße gespannten Wäscheleinen kommen. Davon bemerken wir nichts. Nur einmal, kurz vor den Wasserfällen werden wir aufgefordert, je $10 MEX zu zahlen. Dafür bekommen wir ein Ticket. Später vor Ort ist noch der Eintritt von $20 MEX zu entrichten. Für insgesamt $30 MEX (1,50 €/Person) kann man nicht meckern. Der Wasserfall ist hübsch anzusehen. Das Besondere an ihm ist, dass man hinter der Wasserkaskade hindurch laufen kann. Das ist ein sehr feuchtes aber einmaliges Erlebnis.
Nach dem Besuch dieses Wasserfalls besuchen wir noch die „Roberto Barrios-Cascaden“. Wieder werden $ 20 MEX für die Straßenbenutzung oder „Kurtaxe“ fällig und dann $ 60 MEX Eintritt für Beide.
Hier bei den „Roberto Barrios Cascaden“ hat der Fluss Sinterbecken gebildet und über eine Vielzahl von größeren und kleineren Kaskaden gelangt das Wasser in die verschiedenen Stufen. Die Wasserfälle liegen in einem Wald und kleine Pfade schlängeln sich von einem Becken zum anderen.
Heute zum Wochenende ist natürlich allerhand los. Überall sitzen Familien; essen oder baden in den Wasserfällen. Erstaunlich, dass die Sinterterrassen nicht glatt sind. Man kann sogar von unten nach oben laufen, ohne dabei abzurutschen. Diese Cascaden sind wirklich wunderschön anzusehen. Zwar ist das Licht im Moment sehr grell und die türkisblaue Farbe des Wassers kommt leider nicht so richtig zur Geltung, aber ein kleines Wunder der Natur und absolut sehenswert ist das hier auf jeden Fall.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz müssen wir an einigen Souvenir- und Obstständen vorbei. Ein kleines Mädchen verkauft auch Mangos, die schön reif aussehen. Wir wollen die gleiche Menge kaufen, wie kürzlich in Merida, wo wir für 5 Mangos $20 MEX bezahlt haben. Das Mädchen will jedoch dafür $ 140 MEX – also das 7-fache von dem, was wir gezahlt haben. Hier werden die Touristen ausgenommen, wie Weihnachtsgänse. Wir verzichten auf diesen Subventionsschub und fahren noch nach „Palenque“ rein, um im großen Supermarkt Obst- und Getränkenachschub zu besorgen. Wenn wir allerdings sehen, in welchen Mengen die Mexikaner große 2-Liter-Cola-Flaschen kaufen, dann wundert es uns gar nicht, dass die alle so dick sind. Gesund leben ist in Mexiko definitiv noch nicht angekommen. Zucker scheint ein Hauptnahrungsmittel zu sein. Hier bekommen wir die Mangos für $ 23 MEX pro Kilo. Also war unsere Preisvorstellung schon korrekt. Auch wenn die ländliche Bevölkerung teilweise noch in wirklich sehr armen Verhältnissen lebt, ist Touri-Abzocke nicht OK.
02.03.2020 Palenque – Frontera Corosal – Villahermosa „Hotel Nueva Alianza“
Geweckt werden wir heute tatsächlich vom Ruf einer Gruppe Brüllaffen, die ganz in der Nähe auf Nahrungssuche ist und man kann hören, wie die Gruppe wandert. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier tatsächlich noch Gruppen dieser Tiere gibt. Auf jeden Fall eine gute Einstimmung auf unser heutiges Vorhaben.
Heute reisen wir weiter in den Süden – genauer gesagt bis an die Grenze zu Guatemala. Nach dem Frühstück starten wir. Unterwegs wollen wir noch „Bonampak“ besuchen. Der Grund für unsere Fahrt in den Süden – an die Grenze nach Guatemala – ist jedoch ein Besuch der archäologischen Stätte „Yaxchilan“, die sich am Rio Usumacinta mitten im Dschungel befindet und nur mit dem Boot erreichbar ist. Viele Touristen verirren sich nicht in diese Gegend. Dabei heißt es, dass der Besuch der beiden im mexikanischen Regenwald versteckten Maya Ruinen von „Bonampak“ und „Yaxchilan“ immer noch etwas Besonderes ist.
Die ca. zwei Stunden Fahrt von „Palenque“ bis zum Abzweig „Bonampak“ sind gut zu bewältigen. Einzige „Abwechslung“ sind die unzähligen Topos (Bodenschwellen) auf der Straße, die häufig völlig unangekündigt und ohne jede Markierung auf der Straße auftauchen. Wenn man bei diesen fiesen Dingern nicht rechtzeitig bremsen kann, hat man ein richtiges Problem oder eine lange Flugphase. Blöd ist im Moment das ständige Wechseln von Licht und Schatten, was es ziemlich schwierig macht, die Bodenwellen rechtzeitig zu erkennen. Wir müssen gemeinsam ganz schön aufpassen.
An der Abbiegung nach „Bonampak“ werden wir das erste Mal angehalten. Zuerst sind wieder die Straßendurchfahrtgebühren oder „Kurtaxe“ von $30 MEX fällig. 15 Km vor Bonampak erzählt man uns dann, dass Autos nicht weiterfahren dürfen und wir in ein Collectivo – einen Kleinbus umsteigen sollen. Wir hatten so eine Situation schon einmal, lehnen dankend ab und fahren weiter. Kaum sind wir ein Stück weitergefahren, werden wir wieder aufgehalten. Diesmal stürzen sich gleich mehrere junge Männer auf uns, die uns in einen Kleinbus verfrachten wollen. Wir sollen das Auto hier stehen lassen und sie fahren uns zum Eingang der archäologischen Stätte- auf einer breit ausgebauten Piste wohlgemerkt. Die Einheimischen im Fahrzeug vor uns wurden übrigens nicht belagert und müssen auch nicht zahlen. Wir dagegen sollen $ 300 MEX (ca. 15 €) zahlen, um 10 km bis vor den Eingang gefahren zu werden. Beim besten Willen sehen wir keinen Grund, weshalb wir das tun sollten. Zumal wir so abhängig sind und man uns derweil in aller Ruhe hier das Auto ausräumen kann. Nein danke!
Logisch also, dass wir wieder ablehnen und weiterfahren. Andere Touristen sind hier übrigens weit und breit nicht in Sicht. Kaum sind wir ein Stück weiter gefahren, kommt ein Fahrzeug hinter uns her und lässt uns anhalten. Wieder die gleiche Geschichte, dass wir allein nicht zum Eingang fahren dürfen. Nun haben wir aber echt keine Lust mehr auf diese Ruinen. Zwar sind sie besonders, weil drei Innenräume eines Tempels komplett bemalt sein sollen, doch darauf verzichten wir jetzt. Die Anlage ist ohnehin recht klein und diese Touristenabzocke unterstützen wir nicht mit unserem Geld. Wir drehen um und fahren weiter in Richtung Süden nach „Yaxchilan“. Die vielen kleinen Ortschaften, die wir durchfahren, geben einen kleinen Einblick in das noch sehr ärmliche Leben der Dorfbevölkerung.
Weitere zwei Stunden später erreichen wir den kleinen Ort Frontera Corosal. Hier geht es zumindest etwas zivilisierter zu. Dennoch müssen wir auch hier bei der Einfahrt in das Dorf Frontera Corozal eine „Kurtaxe“ von $ 20 MEX bezahlen. Der Ort liegt direkt am „Rio Usumacinta“. Der Rio Usumacinta bildet über eine weite Strecke die natürliche Grenze zwischen Guatemala und Mexiko und ist von dichtem Regenwald gesäumt. Am gegenüberliegenden Ufer beginnt schon Guatemala.
Wir haben im Hotel „Nueva Alianza“ reserviert. Für den Checkin sind wir zu früh aber es ist möglich, die für morgen früh geplante Bootsfahrt zu den Ruinen von Yaxchilan jetzt schon zu machen. Nach Zahlung von $ 1200 MEX werden wir an einen Bootsführer weitergereicht. Der fährt mit einem Moped neben uns her zum Bootsanlegesteg. Dort liegen unzählige Motor-Boote („lanchas“), die jeweils für 10 Personen vorgesehen sind. Ein Boot ist für etwa 10 Personen vorgesehen. Wir lösen am Tickethäuschen neben dem großen Parkplatz ein Ticket für die Ruinenstätte und können dann ohne Wartezeit in das Boot des Hotels einsteigen.
40 Minuten später legt das kleine Motorboot bei der Maya-Stätte „Yaxchilan“ an und wir gehen die Anlage besichtigen, die sich mitten im Dschungel befindet. Derweil macht unser Bootsführer einen bezahlten, zweistündigen Mittagsschlaf.
Archäologisch ist „Yaxchilan“ für seine aufwendig verzierten Fassaden und Dachkämme sowie die beindruckenden steinernen Türstürze berühmt, die mit eingemeißelten Zeremonien- und Eroberungsszenen versehen sind.
Natürlich sind wir jetzt zur falschen Uhrzeit und auch zur falschen Jahreszeit in dieser Maya-Ruinenstätte. Bei bewölktem Licht und nach feuchtem Wetter ist das alles hier bestimmt noch viel eindrucksvolle, wenn die alten Gemäuer alle mit einem Moosschleier überzogen sind und die Flechten tropfnass von den uralten, riesigen Bäumen hängen. Jetzt steht die Mittagssonne hoch, wirft harte Schatten und das trockene Laub knackt unter unseren Füßen. Trotzdem ist die Anlage sehr beeindruckend. Es sind kaum Besucher hier, so dass wir fast allein durch die Tempel streifen. In den Bäumen über uns turnen Spider-Monkeys durch das dichte Blätterdach und später hören wir sogar eine Gruppe Brüllaffen ganz in der Nähe. Es ist schön, durch die alten Gemäuer zu streifen. Besonders gut gefallen uns die vielen gut erhaltenen Reliefs in den Türstürzen. Schon bereuen wir, dass wir die Zeit unseres Aufenthaltes hier nicht doch auf drei Stunden erhöht haben, denn die Zeit ist knapp.
Zwei Stunden später wecken wir unseren Bootsführer und lassen uns zurück zum Hotel bringen. Auf der Rückfahrt sehen wir sogar zwei Krokodile am Flussufer liegen. Als wir am Bootsanleger ankommen, ist es 14:30 Uhr und wir fragen uns, was wir mit dem halben Tag anfangen sollen. Ohne viel zu diskutieren sind wir uns einig, dass wir die 24 Euro für die heutige Übernachtung knicken und gleich noch nach Villahermosa fahren, dem nächsten und westlichsten Ziel unserer Reise. Dort haben wir ein ordentliches Hotel und genug Auswahl, wie wir die Zeit sinnvoll nutzen können. Hier haben wir gesehen, was wir sehen wollten. Wir haben genügend „Aktivitäten“ gesponsert und auch ausreichend Moskitos ernährt. Die Viecher sind an diesem Ort nämlich besonders gefräßig.
Die Fahrt zurück nach Palenque zieht sich sehr in die Länge denn die vielen Bodenschwellen kosten nicht nur volle Aufmerksamkeit sondern auch viel Zeit. Dennoch können wir einige Eindrücke gewinnen von dem bescheidenen Leben auf dem Land, das von Selbstversorgung geprägt ist. Da werden Schweine, Hühner und Truthähne gehalten, jeder hat ein Stück Land, das bewirtschaftet wird und alle versuchen durch Verkauf, Bewirtung, Taxifahren oder andere Dienstleistungen ein wenig Geld zu verdienen. In fast jedem zweiten Haus wird gekocht und auf der Straße das Essen angeboten.
Echte Cowboys treiben gerade auf dem Pferd sitzend und mit Lasso eine Kuhherde von einer Weide auf eine andere. Dabei müssen die Kühe ein Stück auf der Straße laufen und eine Kuh hat partout einen anderen Plan. So können wir das Schauspiel in vollen Zügen genießen. Klapperige Fahrzeuge und Mopeds transportieren Menschen und Gegenstände von A nach B, wo unser TÜV und die Polizei die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Ja, hier herrschen andere Regeln.
Ab „Palenque“ wird die Straße endlich breiter und es gibt vor allem weniger Bodenschwellen. Das macht die Fahrt deutlich leichter. Villahermosa ist die Hauptstadt des Bundesstaates Tabasco. Dort haben wir sowieso für die übernächste Nacht ein Zimmer reserviert und in einer so großen Stadt bzw. in einem so großen Hotel wie dem „Hyatt Regency“ ist es sehr unwahrscheinlich, dass es am Montag ausgebucht ist. Wir riskieren es einfach.
Inzwischen ist die Sonne untergegangen. Gut, dass wir das Navi haben, denn die Fahrt kostet unser beider Aufmerksamkeit. So sind wir froh über jedes Fahrzeug das vor uns fährt und für uns den Topes-Tester gibt. Hinzu kommt, dass die Scheinwerfer der entgegenkommenden Fahrzeuge extrem blenden. Klar, hier ist kein Scheinwerfer vernünftig eingestellt.
Wir erreichen Villahermosa um 19:30 Uhr und müssen uns noch durch den dichten Stadtverkehr kämpfen. So sind wir froh, endlich am Hotel angekommen zu sein. Es ist auch tatsächlich kein Problem, ein Zimmer zu bekommen. Das Fahrzeug lassen wir uns dann ausladen und wegparken, denn für heute reicht es uns. Trotzdem sind wir froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Wir gehen noch in Ruhe im Hotel zu Abend essen, bevor wir nach einem weiteren ereignisreichen Tag müde ins große weiche Bett fallen.
03.03.2020 Villahermosa „Hotel Nueva Alianza“
Vor dem Frühstück teste ich das Wetter, in dem ich ein paar Schritte aus dem völlig überklimatisierten Hotel trete. Es haut mich fast um, so warm ist es schon um kurz vor 8 Uhr.
In Villahermosa sind wir in erster Linie wegen den Kolossalköpfe der „Olmeken“. Als „Olmeken“ wurden die Träger der mesoamerikanischen „La-Venta-Kultur“ bezeichnet. Die Azteken nannten das Volk, das lange vor ihnen lebte, das „Volk aus dem Kautschukland“. Die Kultur der „Olmeken“ ist von etwa 1500 bis um 400 v. Chr. entlang der Küste des Golfs von Mexiko nachweisbar. Ihre bekanntesten kulturellen Hinterlassenschaften sind mehrere Kolossalköpfe; Riesenköpfe, die die „Olmeken“ aus Stein meißelten. Einige dieser großen „Olmeken“-Köpfe kann man im „Parque-Museo La Venta“ in Villahermosa besichtigen.
So machen wir uns gleich nach dem Frühstück auf, um in dem benachbarten Park diese Kolossalköpfe zu besichtigen. Mit auf diesem Parkgelände ist auch ein Zoo, der uns jedoch nur entsetzt. Hier gibt es z. B. Spidermonkeys in einem winzigen Gehege, in dem nicht mal ein Baum steht. Es ist traurig anzusehen. Auch der Jaguar ist in einem viel zu kleinen Gehege eingesperrt und allen anderen Tieren geht es auch nicht besser. Wir ersparen uns, die einzelnen Gehege weiter zu betrachten und versuchen uns auf die Steinfiguren zu konzentrieren. Der Park selbst ist recht groß und wild; auch nicht wirklich gut gepflegt. Dafür bietet diese Wildnis Schutz für einige Nasenbären, die frei herumlaufen, große Leguane können wir in den hohen Bäumen beobachten und auch ein Eichhörnchen springt herum.
Die „Olmeken“-Köpfe und die anderen Steinfiguren sind sehr imposant. Einige Figuren sind jedoch in sehr schlechtem Erhaltungszustand. Noch viel schlechter ist allerdings der Zustand der Toiletten. Es mangelt nicht an Personal aber an dessen Willen zur Arbeit.
Als wir die Kolossalköpfe ausreichend besichtigt haben, kehren wir zum Parkplatz zurück und fahren in Richtung Zentrum. Hier gibt es eine große Kathedrale die Villahermosa- oder Tabasco-Kathedrale. An ihr vorbei fahren wir ins Stadtzentrum. Besonders schön ist dort das historische Haus der Fliesen im Zona Luz-Viertel. Wir besichtigen dieses Viertel, tauchen ein wenig ein in das städtische Leben und lassen uns treiben. Dabei sind wir jedoch sehr darauf bedacht, ausreichend Schatten abzubekommen.
Als wir unser Auto im Parkhaus abholen, zeigt es 33 Grad; draußen dann 39 Grad. Es ist heute extrem heiß. Lange hält man es nicht im Freien aus. So haben wir auch nur noch den einen Wunsch – schnell in eine klimatisierte Shopping-Mall. Die „El Palacio de Hierro“ kommt uns da genau recht. Diese tolle Mall beschäftigt uns bis in den Abend und als wir wieder zum Auto zurückkehren, ist es bereits dunkel. Auch so kann man sich 16.000 Schritte erarbeiten. 😉 Wir kehren ins Hotel zurück, erledigen noch ein paar organisatorische Dinge und kümmern uns um die Sicherung unserer Fotos.
04.03.2020 Villahermosa – „Balamkú“ – „Xpujil“ „Hotel Casa Kha-an“
Relativ zeitig brechen wir nach dem Frühstück zur Weiterfahrt auf. Heute steht uns noch einmal ein langer Fahrtag bevor und schon wieder ist es sehr heiß. 5 Stunden später erreichen wir die archäologische Stätte „Balamkú“.
Während selbst „Calakmul“ (noch) als Geheimtipp gilt, ist das ganz in der Nähe gelegene „Balamkú“ noch viel geheimer. Die paar Touristen, die sich überhaupt dorthin verirren, sind vermutlich wegen „Calakmul“ in der Region unterwegs oder auf der Durchreise nach „Campeche“ bzw. „Palenque“. Als wir ankommen, sind wir die einzigen Besucher. Das Personal reißen wir aus einem lethargischen Mittagsschlaf. In aller Gemütlichkeit bummeln wir durch die kleine Maya-Ausgrabungsstätte, die aber nicht zuletzt wegen der himmlischen Ruhe ihren Reiz hat. Ein schöner, sauber gefegter Weg unter dichten Bäumen führt durch die Anlage. Durch einen torähnlichen Eingang kommt man zu dem nicht nur wegen seiner Größe dominierenden Bauwerk „Balamkús“, der „Estructura I.“ Im Inneren dieser Pyramide verbirgt sich der größte Schatz „Balamkús“, der erst im Jahr 1990 entdeckt worden ist: ein gut erhaltener Stuckfries von 16,80 m Breite und 4,10 m Höhe aus der Zeit zwischen 550 und 650n. Chr. Das Fries besteht aus Stuck und ist mehrfarbig bemalt. In vier Szenen zeigt der Fries das Erdmonster, auf dem eine Kröte oder ein Krokodil sitzt. Kröten wurden von den Mayas als Führer der Menschen von der Erde zur Unterwelt verehrt. Auf dem Erdmonster sitzt ein König auf einem Kissen, der dadurch symbolisch aus der Unterwelt aufsteigt. Außerdem sind Affen und Schlangen an der Szenerie beteiligt. Die Szenen wechseln sich mit Jaguardarstellungen ab, weshalb Archäologen dem Ort den Namen „Balamkú“ („Jaguartempel“) gegeben haben. Wir haben Glück und können auch dieses Fries ganz allein und in aller Ruhe besichtigen und fotografieren. Blitzlichtfotografie ist zum Schutz der Gravuren jedoch streng untersagt.
Eine der Parkangestellten, die wir aus ihrem Mittagsschlaf geholt haben, wacht draußen vor der Tür, dass wir uns an die Regeln halten. Als wir uns von der Pyramide abwenden, schließt sie den Raum mit dem Fries ab. Es ist gerade erst 14:45 Uhr und schon rüstet sich das Personal zum Feierabend. Dabei schließt die Anlage offiziell erst um 16 Uhr, wie alle anderen Ruinenanlagen auch. Das ist zwar völlig unsinnig, denn bis 18 Uhr ist es hell, aber es ist nun mal so.
Wir fahren weiter und kommen an den Abzweig nach „Calakmul“. Da wir von der Kreuzung aus etwa 60 Minuten bis zur Tempelanlage fahren müssen, lohnt sich heute die Besichtigung nicht mehr. Das machen wir dann morgen früh.
Jetzt fahren wir weiter nach „Xpujil“. In der „Casa Kha-an“ haben wir für die nächsten drei Nächte eine Übernachtung reserviert. Schließlich gibt es in der Gegend mehrere Sehenswürdigkeiten zu besuchen und die Anfahrtswege sind lang. In „Xpujil“ tanken wir erst einmal voll, dann fahren wir zur Unterkunft. In einer schönen, parkähnlichen Anlage stehen verstreut kleine Häuschen und die Rezeption ist ein Freiluftbüro. Das Wichtigste ist rasch erklärt, dann beziehen wir unser Häuschen, in dem es uns an nichts fehlt. Alles ist sehr praktisch und geschmackvoll eingerichtet. Wir haben eine kleine Küche mit Kühlschrank. Hier wird uns dann morgens das Frühstück gebracht bzw. vom Personal zubereitet. Es gibt Klimaanlage, eine Hängematte auf der Terrasse, eine Vogeltränke für die Kolibris, die hier herumschwirren und sogar Bienenstöcke in den umliegenden Bäumen.
Im Ort „Xpujil“ wartet die nächste Herausforderung auf uns – wir haben Hunger. In dem kleinen Ort ein Restaurant zu finden, das unseren Vorstellungen entspricht, ist nicht so einfach. Mexikanische Küche ist gut und schön aber wir wissen so gar nicht, was uns da erwartet. Da bleibt nur Essen nach Bildern, denn die rein spanische Speisekarte hat wenigstens ein paar Fotos und davon suchen wir uns das Brauchbarste aus. Wir entscheiden uns für ein Cordon Bleu, bei dem die eine Portion für uns Beide gereicht hätte. Gesundes Essen ist für die Mexikaner ein Fremdwort und so spülen wir in unserer Unterkunft dann erst mal schnell mit Whisky nach.
In unserer Casa ist es dank der Klimaanlage recht angenehm. Aber als wir die dann nachts ausschalten, wird die Wärme echt unerträglich. Es bleibt uns keine andere Wahl als wenigstens den Ventilator in Betrieb zu nehmen.
05.03.2020 „Xpujil“ „Hotel Casa Kha-an“
Sehr früh stehen wir auf, denn wir wollen heute nach „Calakmul“, der Maya-Stadt im Dschungel, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. „Calakmul“ ist eine der größten Maya-Stätten Mesoamerikas und neben „Palenque“ und „Tikal“ in Guatemala auch eine der beeindruckendsten Maya-Stätten.
Die Zona Arqueológica von „Calakmul“ liegt fernab jeglicher Zivilisation mitten im Regenwald im gleichnamigen Biosphärenreservat „Calakmul“. Wir haben von „Xpujil“ aus schon mal eine Stunde Anfahrt bis zum Parkeingang und dann geht es noch einmal 63 km durch den Regenwald. Anders als erwartet ist die Straße jedoch sehr gut. Unterwegs sehen wir eine Menge wilder Truthähne, die sich auf der Straße tummeln. Auch einen Hokko können wir beobachten aber die mit Hinweisschildern „avisierten“ Jaguare, die es hier noch geben soll, hatten wohl heute morgen frei.
„Calakmul“ ist touristisch noch nicht so überlaufen. Als wir ankommen ist die Anzahl weiterer Fahrzeuge überschaubar. Anders als in „Palenque“ und „Chichen Itza“ kommen hier keine Reisebusse her. Auch dürfen die Maya-Pyramiden noch bestiegen werden und oft sind wir fast allein an den Sehenswürdigkeiten. Höhepunkt in der Ruinenstadt „Calakmul“ ist die „Gran Acrópolis“ mit dem 60 Meter hohen Gebäude „Estructura II“. Trotz Höhenangst und schwindelnder Höhe muss es sein, dass auch ich auf die Spitze der höchsten Maya-Pyramide steige, denn der Ausblick von oben ist gigantisch. Man sieht nur Dschungel, so weit das Auge reicht und kann die Erhabenheit dieses Ausblicks in vollen Zügen genießen. Zwar ist die Höhe von Oben, wenn man an den endlos vielen Stufen nach unten blickt, schon beängstigend, doch Hand in Hand lässt sich dieser Abstieg gut bewältigen. Man darf eben dieser Höhenangst gar keine Zeit geben, groß zu werden.
So mitten im Dschungel gibt es auch eine Menge Tiere. Wir finden eine Schlangenhaut, sehen Eidechsen und am großen Haupttempel klettert dann sogar eine Horde Brüllaffen durch die Bäume und lässt sich von uns gar nicht stören.
Das Gelände von „Calakmul“ ist sehr weitläufig und man muss sich die einzelnen Tempel erarbeiten. Bei 38 Grad Celsius ist das schon eine Herausforderung. Wir sind 4 Stunden unterwegs und lassen am Ende doch ein paar kleine Tempel abseits des Weges aus. Eine gigantische Maya-Stätte ist „Calakmul“ auf jeden Fall und am allerschönsten ist einfach die Lage so mitten in der Natur.
Nachdem wir „Calakmul“ hinter uns gelassen haben und wieder auf dem Weg in Richtung „Xpujil“ sind, machen wir noch Halt an der Maya-Ruinenstätte „Becan“. Hier stehen nur insgesamt 3 Autos. Wir schlendern allein durch die sehr kompakte aber dennoch beeindruckende Anlage. Auch diese Ruinenanlage verfügt über sehr große Ruinen, die ebenfalls noch bestiegen werden dürfen. Als kleine Hilfe sind hier sogar Seile gezogen.
Nach etwa zwei Stunden haben wir dann auch in „Becan“ die Highlights abgearbeitet.
Heute haben wir uns unser Abendessen mehr als verdient. Allerdings ist es in „Xpujil“ nicht so einfach, ein vernünftiges Lokal zu finden. Es gibt zwar in unserer Unterkunft ein paar Empfehlungen, aber die treffen nicht so ganz unsere Vorstellungen. Zuerst holen wir uns noch einmal zwei Kilo der köstlichen Mangos und dann gehen wir wieder “Essen nach Bildern”.
Der Kellner freut sich, als er uns wieder sieht und wir suchen uns auch heute ein brauchbares Gericht aus den Abbildungen aus. Selbst Schuld wenn man kein Wort versteht. Ein paar Spanischkenntnisse wären durchaus hilfreich. Am Ende ist unsere Wahl aber nicht schlecht und wir werden vor allem zu einem vernünftigen Preis satt.
Nun wollen wir aber nur noch duschen und die Beine hochlegen. Alles andere verschieben wir auf morgen.
06.03.2020 „Xpujil“ „Hotel Casa Kha-an“
Das Frühstück wird uns hier in der Casa fast bis ans Bett gebracht. Pünktlich zur gewünschten Zeit klopfen zwei junge Frauen an die Hintertür und bereiten uns unser Frühstück in der Küche zu. Nach dem Servieren verschwinden sie und kommen später zum Abräumen und Aufwaschen zurück. Was für ein Luxus! Schon überlegen wir, wie wir die zwei überreden können, das dauerhaft für uns zu tun.
Im Gegensatz zu gestern hat es heute um 20 Grad abgekühlt. Nun sind es erträgliche 20 Grad Celsius und wir sind bereit, neue Maya-Ruinen zu erkunden. Heute fahren wir zuerst nach „Kohunlich“. Kohunlich gehört zu den etwas abgelegeneren Maya Ruinen. Dort stehen nur drei Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Zwei davon gehören zum Personal und das Dritte ist von uns. Diese archäologische Stätte gehört uns quasi allein.
Die archäologische Stätte von Kohunlich hatte ihre Hochzeit zwischen 200 und 900 nach Christus. Das Gelände ist ca. 2 Quadratkilometer groß und ist nur teilweise erschlossen. Sehenswert sind die Akropolis, das Gebäude der Stelen, der Ballspielplatz und verschiedene Palastbauten. Die Maya Ruinen von Kohunlich wurden erst 1912 entdeckt und stehen architektonisch unter dem Einfluß der Peten-Maya aus Guatemala. Besonders eindrucksvoll ist der Wechsel der Vegetation, den man kurz vor Erreichen der archäologischen Stätte beobachten kann denn diese Maya Ruinen liegen im feuchten Regenwaldklima inmitten von beeindruckenden Palmenformationen.
Das große Highlight der Anlage ist der Tempel der Masken, in dem noch fünf große Stuckmasken erhalten sind. Vier davon zeigen menschliche Gesichter, eine weitere stellt einen Jaguar dar, mit Zeichen des Sonnengottes versehen. Die Treppe zwischen den Masken darf erklommen werden, so dass man näher an die Gesichter herankommt.
In Ruhe durchstreifen wir die alten Gemäuer. Am „Tempel der Masken“ verweilen wir eine Weile und machen in aller Ruhe unsere Fotos. Kein Tourist stört das Bild.
Als wir zum Parkplatz zurückkehren sind inzwischen vier Angestellte mit der herausfordernden Aufgabe beschäftigt, ein etwa A3-großes Schild an der Wand des Empfangsgebäudes zu befestigen. Ihr Problem ist die richtige Platzierung dieses Schildes, das nichts aussagt. Gefühlte 10 Minuten debattieren die Männer und einer misst immer wieder neu nach allen möglichen Gesichtspunkten. Man kann es fast nicht mit ansehen, zumal die Lösung auf der Hand liegt – einfach mittig zum daneben hängenden größeren Plakat. Aber so funktioniert Mexiko!
Etwa zwei Stunden haben wir für die Besichtigung dieser archäologischen Stätte gebraucht. Anschließend fahren wir zurück nach „Xpujil“ und biegen in Richtung der Maya-Ruinen nach „Hormiguero“ ab. Fast könnte man meinen, wir sind falsch, denn die Straße ist beinah zugewachsen. Das letzte Stück des Weges führt mitten durch den Wald und ist nicht einmal befestigt. Entsprechend rauh wird man durchgeschüttelt. Als wir ankommen – wen wundert es – sind wir wieder die einzigen Besucher. Dem Besucherbuch können wir entnehmen, dass vor drei Tagen die letzten Touristen da waren. Völlig erstaunt sind wir, dass die Anlage noch nicht einmal Eintritt kostet.
Die Maya-Stätte von Hormiguero wurde wahrscheinlich im 9. Jahrhundert verlassen und erstmals 1933 von amerikanischen Archäologen aufgesucht und detailliert beschrieben. Seit den späten 1970er Jahren wurden erste archäologische Grabungs- und Wiederherstellungsarbeiten durchgeführt. Die Hauptgebäude sind drei Pyramiden, die als Süd-, Zentral- und Nordgruppe eingeteilt sind. Im Süden befindet sich die größte Pyramide, die von zwei Türmen flankiert wird und deren Fassade die beeindruckensten Reliefs mit Schlangenmaul-Eingängen hat. Die Nordpyramide ist mit Masken dekoriert und die Mittelpyramide mit Tierfiguren. Darüber hinaus gibt es noch einige kleine Gebäuderuinen.
Gerade als wir alles besichtigt haben, fängt es dann auch an zu regnen. Das ist aber mehr warmer Sprühregen, so dass es nicht wirklich ein Problem ist. Den Rückweg zuckeln wir in gemütlichem Tempo zurück und hoffen, in dieser Wildnis ein paar Tiere zu sehen. Leider treffen wir nur einen wunderschönen Specht beim Wohnungsbau, der aber von uns nicht abgelichtet werden möchte und verschwindet. Da hilft es auch nicht zu warten, bis er wiederkommt. Kurz vor der Ortschaft treffen wir auf einen alten Mann, der aus dem Wald kommt. Ohne dass wir uns abgesprochen haben haben wir Beide den gleichen Gedanken. Der Sack, den der Mann auf dem Rücken trägt sieht sehr danach aus, als ob er darin ein Tier transportiert. Offensichtlich wird noch gejagt, was bei den ärmlichen Verhältnissen, in denen die Menschen hier noch leben, auch wirklich kein Wunder ist.
Bevor wir in unsere Unterkunft zurückkehren, gehen wir noch Essen. Das Restaurant von gestern und vorgestern hat sich bewährt und das „Essen nach Bildern“ auch. Also gehen wir heute nach dem gleichen Prinzip vor und werden gut satt. Die Tatsache, dass man hier die Touristen wieder trifft, denen man schon in Calakmul begegnet ist und die auch gestern schon hier waren verwundert nicht weiter, denn viel Auswahl an brauchbaren Restaurants gibt es im Ort nun mal nicht.
In unserer Casa machen wir noch einen tollen Fund. Ein mexikanischer Krallengecko kommt uns vor die Linse. Dieser wunderschöne gestreifte Gecko ist sehr geduldig mit uns und läuft nicht gleich weg. Es gefällt ihm wohl, dass wir so begeistert von ihm sind.
Der junge Nachtwächter, der die ganze Nacht in der offenen Rezeption unter einem Partyzeltdach sitzt, hört laute Musik, die uns gruselt. Das klingt wie Volksmusik. Schon ein paar Mal haben wir uns über den hiesigen Musikgeschmack gewundert, den wir in einem Land wie Mexiko so gar nicht erwartet hatten.
07.03.2020 „Xpujil“ – Bacalar – Mahahual „Ecological Hotel Maya Luna“
Wieder bringen uns die beiden guten Haus-Geister das Frühstück vorbei bzw. bereiten es in unserer Küche zu. Derweil schaut uns ein Motmot (seltener, prächtiger Vogel mit langen Schwanzfedern) von einem benachbarten Baum beim Frühstück zu.
Nach dem Frühstück setzen wir unsere Fahrt fort. Wir verlassen „Xpujil“ in Richtung Karibikküste. In Bacalar machen wir Halt, denn hier soll es so viel Street-Art geben. Tatsächlich haben wir schon die ersten Graffiti-Bilder entdeckt, kaum dass wir in die Ortschaft gefahren sind.
Je weiter wir in Richtung Ortsmitte fahren, um so mehr Hippies und Alternative treffen wir. Wo sind wir denn hier gelandet. Der Ort scheint ein Anziehungspunkt für Aussteiger, Künstler und Kreative zu sein. Jedes zweite Haus ist eine Kneipe, bietet Speisen an oder ist eine Bar oder vermietet Unterkünfte und definitiv Keiner hat es eilig. Im Ortskern ist gerade Alternativen-Treffen mit Sitzkreis, komischem Geruch und einer Menge spirituellem Gedöns. Man kann Steine für sein Chakra kaufen, Freundschaftsarmbändchen, selbst gehäkelte Fußmatten, Kräutersträußchen und Ohrringe mit Federn dran. Wir schauen uns nur an und sind erst mal perplex. Wenn man aus dem beschaulichen Hinterland kommt, dann kriegt man in Bacalar erst einmal einen Kulturschock. Wir müssen uns erst mal sortieren und an dieses Treiben gewöhnen. Mit einem Hippie-Ort hatten wir nicht gerechnet, denn der Reiseführer verkauft den Ort noch als ruhig und beschaulich.
Wir besichtigen im Ortskern erst einmal die kleine Festung. Das Eintrittsgeld ist im Vergleich zu den archäologischen Stätten, die wir zuletzt besucht haben, doppelt so hoch. Von oben können wir einen ersten Blick auf die Lagune werfen. Bacalar befindet sich ganz im Süden der östlichen Yucatán-Halbinsel und liegt am gleichnamigen türkisblauen See; der „Laguna de los Siete Colores“ (Lagune der sieben Farben). Seinen Namen verdankt die Lagune den faszinierenden Blau- und Türkisschattierungen. Genau genommen reichen die Farbschattierungen von fast durchsichtig bis schwarzblau. Verteilt auf die riesige Wasserfläche liegen darunter über zehn Unterwasserhöhlen, sogenannte „Cenoten“.
Wir suchen nach einem Zugang zur Lagune und werden kurze Zeit später auch fündig. Ein malerischer Steg führt ins Wasser. Das ist schon mal ein guter Anfang für hübsche Fotomotive. Die allerdings muss man sich dann doch erarbeiten, denn die Lagune hat so gut wie keine öffentlichen Zugänge.
So durchstreifen wir Bacalar und versuchen, uns an diese Hippie-Stadt zu gewöhnen. Für eine der vielen angebotenen Bootsfahrten auf der Lagune fehlt uns die Lust, zumal wir heute weder Lust auf Schnorcheln haben noch ansonsten irgendwie zugetextet werden möchten.
Später setzen wir die Fahrt ins 100 km entfernte Mahahual fort. Unterwegs schlägt unser Herz höher, denn am Straßenrand wird Obst verkauft. Im Moment gibt es u. a. herrlich reife, gelbe Ananas – 3 Stück für $ 50 MEX (ca. 2,50 €). Wir können nicht widerstehen und holen uns Ananas und Papaya.
Kurz vor Mahahual lesen wir, dass seit einigen Jahren – nachdem die Fahrrinne tief genug ausgebaggert wurde – in dem Ort ebenfalls große Kreuzfahrtschiffe überwiegend amerikanischer Linien anlegen. Na Super, das ist unser Traum; in einer Horde neureicher Amerikaner durch den Ort geschoben zu werden. Wie wir feststellen, hat sich Mahahual schon mal auf die Kreuzfahrttouristen eingestellt. Die Strandpromenade ist nicht nur mit Restaurants und Bars gepflastert sondern am Strand unter Palmen stehen Liegen, so weit das Auge reicht. Die obligatorischen Souvenir-Kitsch-Buden säumen den Weg und überall wird man genötigt, einzutreten.
Wir suchen jetzt erst einmal unsere Unterkunft, das „Ecological Hotel Maya Luna“. Während wir durch den Ort fahren, kriegen wir uns fast nicht mehr ein. Wir treffen nicht nur Robinson Crusoe sondern auch Freitag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Hier gibt es so viele völlig verwahrloste Aussteiger, dass man den Eindruck gewinnt, in die Besetzung eines Films über Schiffbrüchige geraten zu sein. Man bekommt den Eindruck, hier leben nur Penner – männliche und weibliche – und von mir aus, um gendermäßig korrekt zu sein, auch die von der Dritten Dimension.
Wir fahren an Unterkünften vorbei, die einen gruseln lassen. Manche hausen hier nur unter einer Plastikplane oder gar im Zelt. Die „komfortableren“ Behausungen sind zusammengenagelte Bretterhütten. Es ist kaum zu beschreiben, was hier für Klientel unterwegs ist. Rastalocken sind noch der “gepflegte“ Look. Es gibt Bars, da hängen vor dem Tresen Schaukeln statt Barhocker. Die Menschen, die hier abhängen, haben definitiv ein Problem mit dem „echten“ Leben.
Dann reihen sich im Ort noch Tauchschulen aneinander. Vor denen hängen fast ausschließlich junge Leute ab, die aber auch deutlich signalisieren, dass Arbeit nicht zu ihrem Lebensstil gehört. Irgendwie fühlen wir uns ziemlich deplatziert. Alles wirkt sehr ungepflegt und vernachlässigt. Das Meer hat eine schöne Farben, aber es ist aufgewühlt und der Strand ist nur da gepflegt, wo die Strandpromenade ist – also da, wo die Kreuzfahrttouristen hinkommen.
Unser Hotel befindet sich etwas außerhalb von Mahahual direkt am Strand. Hohe, dichte Palmen verdecken jedoch die Sicht auf das Meer und das Zimmer ist ein dunkles, abgewohntes Loch. Da hilft es dann auch nicht, dass man direkt am Strand ist. Die Bilder im Internet sind schon lange veraltet, denn das Problem ist immer das Gleiche: Es wird etwas aufgebaut, dann nicht mehr gepflegt, man lässt es verwahrlosen. So auch hier; obwohl die Besitzer Holländer zu sein scheinen, haben sie wohl die mexikanische Mentalität auch schon angenommen. Wenn wir uns die Tripadvisor-Bilder anschauen und mit der Realität vergleichen, dann meinen wir, im falschen Hotel zu sein.
Nun ja, man bekommt nicht immer, was man gern möchte. Wir sind sowieso nur zum Schlafen hier und Baden ist nicht unser vordergründiges Anliegen. Ein Fehlgriff kommt schon mal vor. Wir wären dann doch besser in einer Unterkunft in Bacalar aufgehoben gewesen.
Dafür scheint die Küche im Hotel gut zu sein. Wir haben Hunger und riskieren den Versuch. Es gibt eine abwechslungsreiche englischsprachige Karte und rasch bekommen wir unser Essen. Das Risiko hat sich sowas von gelohnt! Das Essen ist extrem schmackhaft! Ich habe einen Shrimps-Curry mit Kokos und Ananas, der einfach göttlich schmeckt. Uwe hat verschiedene gebratene Fischsorten; ebenfalls sehr schmackhaft. So bleibt uns schon mal erspart, dass wir uns im Ort etwas zu Essen suchen müssen, denn die Küche hier ist bombastisch.
Satt und zufrieden machen wir uns danach auf den Weg in den Ort. Wir fahren bis zum Leuchtturm am Ortseingang. Von dort sieht man ein großes Kreuzfahrtschiff im Hafen liegen. Schon haben die unzähligen Souvenirhändler um 16:30 Uhr zusammengepackt. Das kann nur heißen, die Touris sind schon wieder auf dem Schiff.
Im Meer stehen Bambusgestelle mit Hängematten und ich bekomme meinen Eyecatcher für ein hübsches Foto. Dann kann ich nicht widerstehen, mich in eine der Hängematten zu legen. Mit hochgekrempelten Hosenbeinen begebe ich mich ins knietiefe Wasser, erobere die Hängematte und alles geht gut. Erst beim Aussteigen kam, was kommen musste: mein Po bekommt eine Ladung Wasser ab. Nun habe ich einen patschnassen Ar… und wir müssen erst mal zurück zum Hotel, die Hose wechseln. Erst später fällt mir ein, dass wir ja die Badesachen sogar im Auto gehabt hätten.
Naja, ich ziehe eine trockene Hose an und danach fahren wir noch einmal zur Strandpromenade. Unterwegs besorgen wir uns noch den Tequila (Casodores), den wir am Mittag im Hotel getrunken haben. Der ist nämlich echt lecker und da wir keinen Whisky mehr haben, brauchen wir neue „Medizin“.
Es ist noch nicht einmal 18 Uhr und wir haben Not, im Ort noch einen Kaffee zu bekommen. Alles wirkt wie ausgekehrt. Als wir endlich den hiesigen Bäcker/Konditor finden, ist man dort nicht gerade freundlich und Englisch wird trotz der vielen Kreuzfahrttouristen kein Wort gesprochen. Der Kaffee ist dann auch mehr schlecht als recht aber mörderisch heiß.
Also wenn wir nicht in einer der vielen Bars abhängen wollen, dann bleibt nur der Weg zurück ins Hotel. Dort genießen wir noch einen Pina Colada, spülen (wegen dem Eis im Cocktail) noch mit Tequila nach und fallen müde ins Bett.
08.03.2020 Mahahual „Ecological Hotel Maya Luna“ Eilig darf man es in Mexiko nicht haben. Ab 8 Uhr soll es Frühstück geben, doch außer zwei Kaffeekannen ist fünf nach 8 noch kein Frühstück in Sicht. Weder die Tische sind eingedeckt noch sind sonst Aktivitäten zu bemerken. Die Küche jedenfalls ist unbesetzt. Nur ein Flohwedel in Form eines struppigen Hundes streicht um unsere Beine. Ihm geht es wohl ebenso wie uns; er hat Hunger.
Etwa 20 Minuten nach 8 Uhr kommt dann die Bedienung und wir bekommen unser Frühstück. Nun ja, damit kann man keinen Krieg gewinnen aber zumindest der Kaffee schmeckt. Während des Frühstücks kommt der Inhaber und Tauchlehrer der angrenzenden Tauchschule vorbei, stellt sich bei uns vor und bewirbt sein Unternehmen. Er ist immerhin so ehrlich zuzugeben, dass Tauchen und Schnorcheln im Moment keinen Sinn macht, da die Sicht im Wasser gegen Null geht. Das Meer ist einfach zu aufgewühlt. Statt dessen will er uns zu einer Bootstour durch die Mangroven überreden. Wir haben darauf jedoch gar keine Lust und wissen, dass uns dabei die Mücken auffressen würden. Außerdem gibt es dabei auch nicht wirklich viel zu sehen. Dankend lehnen wir ab.
Nach dem Frühstück brechen wir auf und fahren in den Ort Mahahual. Schon von Weitem sehen wir ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegen. Das ist auch den Einheimischen nicht verborgen geblieben. Schon rüsten die Souvenirhändler ihre Stände, die Preise sind von mexikanischen Peso in US-Dollar umgeschwenkt und haben sich quasi über Nacht verdoppelt bzw. verdreifacht. An der Strandpromenade herrscht rege Betriebsamkeit. Der Sandstrand ist frisch geharkt, in Reih und Glied wurden Liegen aufgestellt, Masseure werben am Strand um Kundschaft, die dann gleich vor Ort „verarztet“ wird. Die Bars versuchen Kunden zu locken und alle möglichen Ausflüge und Aktivitäten werden angeboten. Die Taxis wachsen wie Pilze aus dem Boden und allerlei Gefährte stehen für die Kreuzfahrttouristen bereit. Sogar Segways gibt es und schon kommt uns eine Gruppe Touristen damit entgegen. Es ist der Wahnsinn, was hier veranstaltet wird. Uns tuen nur die armen Kreuzfahrttouristen leid, die meinen, Mexiko gesehen zu haben. Was für ein Trugschluss!
Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Dieser Trubel ist nichts für uns. Wir fahren noch einmal nach Bacalar. Dort streifen wir durch die Straßen, bestaunen die enorme Dichte an Street-Art-Kunst, die zum großen Teil unglaublich gut gemacht sind.
Eine Herausforderung ist die Suche nach Zugängen zur Lagune der sieben Farben. Es gibt nur wenige Stellen, wo man bis ans Wasser kommt.
Die beste Perspektive auf die imposanten Farbschattierungen der Lagune hat man ohnehin aus der Luft und obwohl es heute sehr windig ist, gelingen uns von einem ruhigeren Fleckchen aus ein paar Fotos der Lagune aus der Luft. Gegen eine Bootsfahrt entscheiden wir uns auch heute.
In einem netten Kunst-Kaffee in der Stadtmitte trinken wir einen wirklich leckeren Kaffe. Am Geldautomaten wollen wir noch Geld ziehen und müssen anstehen. Während dessen steht ein gepanzerter Geldtransporter an der Straße. Neben dem Eingang zum Automaten hat sich einer der Wachmänner mit schusssischerer Weste und geladener Flinte postiert. Ich sehe im Rückspiegel, dass der zunehmend nervöser wird. Uwe steht keine 3 Meter entfernt von ihm. Schon kommt eine Polizistin hinzu, die dann telefonierend wieder geht. Mehr kann ich nicht sehen. Uwe verschwindet inzwischen in dem zweiten Automatenhäuschen und kommt kurz darauf grinsend wieder. Er erzählt, dass der zweite Wachmann den Geldautomaten nicht aufbekommen hat. Die Tür vom Geldautomaten sei so marode, dass sie nicht mehr zu schließen ging und wohl eher mit einem Stemmeisen als mit einem Schlüssel zu öffnen wäre. Das ist mal wieder typisch für Mexiko. Ich jedenfalls bin froh, dass Uwe aus dem Schussbereich der Flinte ist und wir Geld bekommen haben.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Langsam haben wir Hunger. Für uns ist klar, dass wir wieder im Hotel essen und sogar wieder das Gleiche wählen wie gestern. Die Fischplatte von gestern soll heute die Vorspeise werden, denn wir haben großen Hunger. So jedenfalls ist der Plan.
Als wir in Mahahual ankommen, stehen die Straßen unter Wasser. Es muss hier heftig geregnet haben. Auch vor unserer Unterkunft steht das Wasser. Bei Regen sieht es hier noch ungemütlicher aus. Wir waschen uns nur rasch die Hände, dann setzen wir uns ins „Restaurant“. Heute bedient die Chefin selbst und schon kommt die Ernüchterung. Die Fischplatte von gestern ist heute nur mit einer Stunde Vorankündigung möglich. Wir schauen blöd. Sie stammelt was von kein Personal und Koch krank. Na Klasse! Heute steht ihr Mann in der Küche. Gut, zumindest der Ananas-Kokos-Curry mit Shrimps ist möglich. Uwe läuft extra noch zur Küche um ihr zu sagen, dass wir auf keinen Fall Koriander drin haben möchten. Gestern hat das Super funktioniert, obwohl die einheimische Bedienung kein Englisch spricht.
Heute dauert es lang, bis das Essen kommt und dann ist es dick mit grünem Hack bestreut. Mir schwant, was das ist. Ja, trotz ausdrücklicher Abwahl wurde reichlich Koriander über den ganzen Teller gestreut. Ich HASSE Koriander und würde eher hungern, als das Zeug zu essen!
Als wir es reklamieren, nimmt die Chefin meinen Teller wieder mit in die Küche. Ein Teil der Portion wird ausgetauscht aber nun habe ich keine Shrimps mehr. Eigentlich will ich schon nicht mehr. Ohne Personal sind die hier aufgeschmissen. Am Nachbartisch das Ehepaar muss sich auch drei Mal ein neues Essen aussuchen, weil alles ein Problem ist. Als Uwe sich noch beschwert, weil der Wasserstrahl aus dem Hahn im Bad weniger stark als ein Rinnsal ist, wird das als normal abgetan. Also 75 Euro pro Nacht sind hierfür viel zu viel Geld. Preis und Leistung stehen in keiner Relation.
Wir verziehen uns auf unser Zimmer, essen noch eine leckere Papaya und schmieden Pläne, was wir morgen alles unternehmen können. Gut, dass wir morgen unsere Reise in Richtung Tulum fortsetzen können.
09.03.2020 Mahahual – Tulum „Boutique-Hotel el Pez“ Wir sind kurz vor 8 Uhr startklar; das Auto ist schon gepackt. Es gibt jetzt mit Ach und Krach wenigstens eine Tasse Kaffee. Frühstück ist noch lange nicht in Sicht. Dafür stehen auf dem Tresen frische Bananen. Die werden unser Frühstück, schnell noch mit einem Kaffee runtergespült, dann verabschieden wir uns von diesem ungastlichen Ort und pfeifen auf das jämmerliche Frühstück und genießen lieber noch einmal den Blick aufs Meer.
In Felipe Carrillo Puerto, einer kleinen Stadt im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo machen wir einen kurzen Zwischenstopp und schon wieder treffen wir auf kunstvolle Grafittis.
Knapp drei Stunden später sind wir in „Muyil“. Im Dorf Chunyaxché gibt es eine archäologische Ruinenstätte, die unter dem Schutz der UNESCO steht. Die Gebäude von „Muyil“ wurden in direkter Nachbarschaft zu einer Süßwasserlagune errichtet, der „Muyil-Lagune“. In dieser Maya-Stadt finden sich verschiedene architektonische Gruppen mit pyramidenförmigen Strukturen, Tempeln, Altären und Anlagen für Wohnhäuser. Der Komplex ist jedoch sehr klein und wir merken auch, dass uns die spektakulären Maya-Stätten, die wir bisher schon sahen, verwöhnt haben. So ein bescheidener Tempel haut uns nicht mehr aus den Socken. So sind wir rasch durch mit „Muyil“. Auf dem Weg zur Lagune drehen wir wieder um. Wir müssen ein längeres Stück durch den Wald und dort fallen die Moskitos wieder mal über mich her, so dass nur die Flucht in die Sonne hilft.
Kurze Zeit später erreichen wir Tulum. Dieser Ort ist auf unserer Reise ein MUSS, denn der Strand in Tulum wurde 2011 zum schönsten Strand der Welt gewählt und wird zumindest als schönster Strand in Mexiko bezeichnet. Der türkisblaue Karibikstrand ist sehr sauber, der Sand fein, das Meer flach und zum Baden und Schwimmen sehr gut geeignet. Kein Wunder, dass Tulum einer der beliebtesten Badeorte entlang der „Riviera Maya“ ist. Die Nähe zu „Playa del Carmen“ und Cancún, sorgt für einen großen Besucheransturm mit größter Beliebtheit besonders bei dem jungen Klientel. Etwa 80 % der Besucher sind junge Leute.
Wir haben für die nächsten vier Nächte ein Zimmer im Boutique-Hotel „el Pez“ gebucht. Das liegt direkt am Meer und ist ein schickes, sehr sauberes, kleines Hotel am traumhaften kilometerlangen Karibikstrand. Diesmal haben wir alles richtig gemacht. Wir bekommen leckere Begrüßungscocktails, ein sehr schönes Zimmer und anschließend essen wir zu Mittag, denn unsere 8/16-Diät muss auch mal unterbrochen werden. Die Küche ist jedenfalls hervorragend und das Personal ist mega-nett. Hier fühlen wir uns auf Anhieb wohl.
Vor uns breitet sich nun eine azurblaue Karibikküste aus und was liegt da näher, als mit den nackten Füßen durch den weißen Sand zu laufen, das Meer zu spüren und das Flair dieses Ortes zu atmen. Wir können endlos am Strand entlanglaufen, obwohl ein Hotel am anderen steht. Überall stehen Liegen am Strand, hängen Schaukeln, liegen Sitzsäcke, gibt es Strandbars und werden Massagen am Strand angeboten. An einem Hotel steht ein Schild mit dem treffenden Spruch: „If you`re waiting for a sign THIS is it“. Unter diesem Motto steht quasi der ganze Strand von Tulum.
Hier posen junge Mädchen für Instagram, was das Zeug hält. Da wird sich dann auch schnell mal in Hotels geschmuggelt, in die sie gar nicht gehören; Hauptsache für die Fake-Welt von Instagram und Facebook sieht es danach aus und es muss natürlich ausgefallen und möglichst nobel sein. In einigen Beach-Bars geht richtig die Post ab. Sogar ein Saxophonspieler heizt dem jungen Publikum mit Livemusik am Strand ordentlich ein.
Wir machen einen langen Strandspaziergang bis hinter Ziggy`s Beach Club und genießen das Meer. Es ist seit Tagen sehr windig und das Wasser aufgewühlt, so dass man gar keine Sicht unter Wasser hat. Schnorcheln und Tauchen ist im Moment leider gar nicht möglich und auch heute gibt es Badeverbot, wie die rote Flagge anzeigt.
Nachdem wir uns am Strand umgeschaut haben, richten wir uns für den „Stadtgang“. Die Hauptstraße entlang zu flanieren und die immer gleichen Souvenirgeschäfte zu besichtigen, ist dann auch schnell erledigt. Der viele Ramsch in den Geschäften ist schnell überblickt. Davon kann man wirklich nichts gebrauchen. Noch häufiger als Souvenirgeschäfte gibt es Restaurants. Die sind zum Teil richtig gut besucht. Besonders sprachlos sind wir, als wir in ein Kunstgewerbegeschäft gehen wollen, das mit Handarbeit wirbt und vor allem Deko-Artikel verkauft. Hier sollen die Kunden am Eingang ihre Schuhe ausziehen, damit der weiße Boden nicht schmutzig wird. Ja spinnt der Besitzer??? So etwas haben wir ja noch nie erlebt und darauf haben wir auch keine Lust. Wir sind frisch geduscht und haben (noch) saubere Füße. Dann soll er sein Zeug behalten.
Sehr hipp und DER Hit bei allen Influencern ist „Matcha Mama“, eine Smoothie, Saft- und Eis-Bar. Das müssen wir uns natürlich mal ansehen. Wir trinken gemütlich einen Smoothie, amüsieren uns über das ständige Posen des jungen Klientels und ruhen ein wenig aus.
Viel interessanter als alle die Geschäfte sind sowieso wieder einmal die zahlreichen Graffitis der Stadt, die oft wirklich mega-gut gemacht und absolut sehenswert sind.
Wir fahren zurück zur Strandstraße. Auch dort besichtigen wir noch die schicken Boutiquen und kleinen Geschäfte. Einem leckeren Eis können wir dann doch nicht widerstehen und hoffen, dass es ohne Folgen bleibt. Wäre Schade, wenn wir die zwei Kugeln für 4,50 € noch nicht einmal bei uns behalten würden.
Zurück im Hotel probieren wir noch den leckeren Seafood-Curry, der bombastisch schmeckt. Auch die Smoothies und Cocktails sind sehr lecker. Wir können gern eine Weile hier in Quarantäne bleiben, während Deutschland und die Börse wegen dem Coronavirus am Rad drehen. Es muss sich dann nur Jemand finden, der die ganze Zeche bezahlt.
10.03.2020 Tulum „Boutique-Hotel el Pez“
Die Sonne weckt uns, das Meer vor der Tür rauscht, die Pelikane stürzen sich vor unseren Augen wie Pfeile ins Wasser, um sich ihr Frühstück zu besorgen, auf dem Tisch unserer Terrasse steht schon frischer Kaffee. Warum kann man nicht jeden Tag so beginnen?
Ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück und wie überall in Mexiko braucht es Geduld; viel Geduld, bis alles herbeigeschafft ist. Eigentlich wollten wir um 8 Uhr schon an der archäologischen Stätte von Tulum sein, doch das verzögert sich erheblich. Obwohl der Weg nicht weit ist, sind wir erst kurz vor 9 Uhr dort. Rasch merken wir, dass die Uhren hier anders ticken. Am Ticketschalter steht gleich ein Schild, dass man nicht wechseln kann und die vielen Menschen, die in die gleiche Richtung strömen, machen uns auch nicht gerade happy. Hier ist die Hölle los; überall sind große Gruppen mit Guides unterwegs.
Als wir versuchen, Fotos von „El Castillo“ zu machen mit dem schönen Strandabschnitt im Vordergrund, glauben wir, unseren Augen nicht trauen zu können. Der Strand ist voller Dreck und angeschwemmtem Müll. Es ist nicht daran zu denken, die Fotos machen zu können, die wir uns vorstellen. Wir werden von den Besuchermassen buchstäblich über das Gelände geschoben. Jetzt begreifen wir erst, wie komfortabel wir es die letzten beiden Wochen hatten – menschenleere Ruinenstätten und Ruhe satt.
An diese vielen Menschen müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Schon ist uns die Lust vergangen, heute auch noch die Cenoten der Umgebung zu besuchen, die mit Sicherheit eben so voll sind, wie die archäologische Stätte. Das verschieben wir auf morgen. Da gehen wir heute lieber durch Tulum bummeln und halten Ausschau nach schöner Street-Art. Es wird sogar eine geführte Street-Art-Tour angeboten, also muss es allerhand zu sehen geben.
So fahren wir in die Stadt und entdecken in den Querstraßen tatsächlich eine Menge schöner Graffitis. Wir verbummeln die Zeit, bis nachmittags Regen einsetzt und uns eine kurze Zwangspause verordnet.
Lange hält der Regen jedoch nicht an, so dass wir kurze Zeit später in „Tulum Beach“ von Hotel zu Hotel flanieren können. Dabei beschreibt „Tulum Beach“ die Hotelzone entlang der Küste, die jedoch einzig und allein aus einer langgezogenen Straße besteht, an der Hotel neben Hotel steht und das Ganze lediglich durch Restaurants, Bars und kleine Boutiquen aufgelockert wird. Beim Bau der Straße hat man dagegen noch nicht einmal einen Weg für Fußgänger oder gar Straßenbeleuchtung vorgesehen. Wir laufen auf dem unbefestigten Randstreifen im Dunklen und müssen noch auf den Verkehr achten. In „Tulum Beach“ sind die gehobenen Hotels, Shops und Restaurants angesiedelt. Diese Unterkünfte und Boutiquen wirken wie einem Boho-Hippie-Instagram-Feed entsprungen und das Preisniveau ist sehr gehoben. Allein für eine Stunde Parken werden 5 € fällig.
Inzwischen ist die Sonne untergegangen und in Tulum Beach hat man sich für das Abendessen und Nightlife gerüstet bzw. restauriert. Man könnte meinen, dass Manche dafür den ganzen Tag gebraucht haben, so gestylt sehen die Damen aus. Es wird extrem viel Wert auf Ästhetik gelegt. Tulum hat sich zur In-Destination der „High Society“ entwickelt und das merkt man am Preisniveau. Wir schauen uns dieses Treiben an, denken uns unseren Teil und amüsieren uns.
11.03.2020 Tulum „Boutique-Hotel el Pez“
Mexikaner haben die Ruhe drauf. Das gilt auch für Luxus-Hotels. Schnell mal frühstücken, funktioniert nicht. Eine Stunde muss man schon einplanen, auch wenn es dafür keinen ersichtlichen Grund gibt.
Nach dem Frühstück fahren wir nach Akumal, denn den ganzen Tag in die Sonne legen ist nichts für uns. Als wir in Akumal zum Strand abbiegen, fasziniert uns die Brücke. An ihr sind unzählige Street-Art-Kunstwerke verewigt. 2019 fand in Akumal das Street-Art-Festival statt und das heißt, dass im ganzen Ort unzählige Graffitis namhafter Künstler zu finden sind. Eines der Themen war „Safe the Ocean“. Wir sind so fasziniert, dass wir erst einmal eine Ortsbesichtigung machen.
Wir fahren und laufen die Querstraße ab und in jeder Straße werden wir fündig. Teilweise sind die Malereien echte Kunstwerke. So ganz nebenbei können wir eintauchen in das nicht touristische Leben der Anwohner. Wir bekommen Einblicke in die offenstehenden Türen und Fenster der Menschen hier, können zusehen, wie sie ihren Alltag leben, schauen ihnen beim Kochen oder auch beim Nichtstun zu. Kurz, wir sehen, wie sie leben und das ist unglaublich interessant. Überall ist man freundlich zu uns, lässt zu, dass wir uns für ihr Leben interessieren. Dabei vergeht die Zeit wie im Flug.
Nachdem wir so ziemlich jede Querstraße von Akumal gesehen haben, fahren wir noch zum Beach. Wir haben gelesen, dass man dort mit Schildkröten schnorcheln kann. Jetzt am Nachmittag ist es dafür jedoch schon zu spät, denn wenn überhaupt sind die Tiere eher morgens da. Also verschieben wir das auf morgen.
Für heute haben wir noch den Besuch einer Cenote auf dem Plan. Cenoten sind die auf Yucatan häufig zu findenden Einbrüche der Kalksteindecke – mal offen und mal unterirdisch. Hunderte dieser zugänglichen Dolinen verbinden mehr als 50 Höhlensysteme miteinander – mit ca. 400 km Tauchpassagen. Das größte unterirdische Höhlensystem ist die „Cenote Sac Actun“.
Bei „Dos Ojos“ biegen wir ab, denn hier befinden sich gleich mehrere Cenoten. Wir fahren bis zur „Cenote Sac Actun“ und haben Glück; es sind lediglich noch zwei weitere Besucher da. Für 22 Euro/Person können wir mit einem Guide durch die Cenote schwimmen. Rasch steigen wir in unseren (eigenen) Wetsuit und die Tauchschuhe, legen die im Preis inbegriffene Schwimmweste an und können starten. Die unterirdische Cenote ist wunderschön.
Das Wasser hat ungefähr 22°C und ist glasklar. Im Wasser sieht man ein paar kleine Fische. Ganz langsam schwimmen wir durch die Höhle; über uns Stalaktiten, die aussehen wie Kleckerburgen. Gleich am Anfang unserer Führung eröffnet sich vor uns ein Anblick, den wir so schon von Fotos gesehen hatten. Innerhalb der Höhle befindet sich eine kleine Insel, auf der ein Baum steht und darüber ist ein Loch in der Höhlendecke. Noch gestern war uns ein Foto in einer Galerie aufgefallen, über das wir gelästert hatten. Darauf war genau diese Szenerie dargestellt und auf einem Ast dieses Baumes saß ein Motmot. Das ist dieser farbenprächtige blau-bunte Vogel mit den schönen langen Schwanzfedern. Wir waren der Meinung, dass der Fotograf bei diesem Foto ein wenig zu viel „photoshop“ eingesetzt hat – sprich, so eine Szene gibt es nicht. Jetzt trauen wir unseren Augen nicht, als genau dieser Motmot hier vor uns auf diesem Baum sitzt. Natürlich fliegt er weg, als er uns bemerkt, aber schon die Tatsache, dass die Vögel durch das nicht allzu große Loch in die unterirdische Höhle fliegen, ist Wahnsinn! Wir sind total fasziniert und für uns hat sich der Eintritt schon gelohnt.
Voller Begeisterung schwimmen wir durch die Höhlengänge. Manchmal enden die Stalaktiten, die von der Decke hängen, erst kurz vor unserem Kopf und wir müssen sehr vorsichtig sein, nicht irgendwo anzustoßen oder hängen zu bleiben. Es ist der Wahnsinn! Immer mal wieder haben sich dicke Wurzeln der Bäume über uns den Weg ins Grundwasser gebahnt und stehen wie Masten im Wasser. Hin und wieder umkreisen uns Fledermäuse. Mit einer Taschenlampe leuchtet uns der Guide besonders schöne Stellen an. Die größeren Räume der Höhle sind ausgeleuchtet, so dass wir alles richtig gut sehen können. Wir haben gar keine Zeit darüber nachzudenken, dass es kalt sein könnte.
Schnell vergeht die Zeit und nach fast einer Stunde sind wir wieder am Anfang unserer Besichtigungstour angelangt. Zwar gibt es weder Umkleideräume noch Schließfächer doch die Schönheit dieser Cenote lohnt den Eintritt dennoch. Auch wenn man sich auf der Toilette bzw. im Auto umziehen und den Autoschlüssel einem Guide in Verwahrung geben muss.
Kaum sind wir wieder am Auto, machen die Guides auch schon Feierabend. Es ist jetzt 15:40 Uhr. Wir machen noch rasch ein paar Fotos mit der Kamera, doch schon werden wir zum Gehen ermahnt. Schade, ein paar Bilder hätte ich noch machen wollen, auch wenn es nur vom Eingang ist.
So geht ein weiterer erlebnisreicher Tag zu Ende. Wir fahren zurück nach Tulum, gehen in der Stadt noch ein wenig bummeln und essen. Eigentlich müssten wir dringend unser Auto waschen (lassen) aber eine Autowaschanlage/Auto-Wäsche gibt es scheinbar nicht in Tulum. Da, wo früher mal gewaschen wurde, wird heute lackiert.
12.03.2020 Tulum „Boutique-Hotel el Pez“
Wir haben unsere Badesachen und das Schnorchel-Equipment gepackt und gleich nach dem Frühstück fahren wir noch einmal nach Akumal. Heute werden wir schauen, ob sich im Moment tatsächlich in der Bucht von Akumal Schildkröten aufhalten. Angeblich kann man mit ihnen schnorcheln, während sie in der Bucht Seegras fressen.
Bei unserer Ankunft ist erst einmal eine Parkgebühr von 5 € fällig. Dann müssen wir Eintritt von 10 € entrichten. Überall werden wir von Promotern angesprochen, die Schnorcheltouren anbieten. 25€/Person kostet eine Stunde „geführtes“ Schnorcheln. Die ganze Bucht von Akumal ist mit Bojenleinen in einzelne Segmente geteilt. Jeder Anbieter hat sein eigenes Segment, in dem die Leute schnorcheln dürfen. Der öffentliche Teil ist im Flachwasserbereich, die Anbieter lotsen ihre Kunden weiter in das tiefere Gewässer. Besonders begeistert sehen die Leute nicht aus, die von den „Touren“ zurückkommen und so hören wir uns ein wenig um. Viel gesehen haben die Leute nicht. Wir beschließen, erst einmal selbst zu schauen, was die Unterwasserwelt von Akumal so zu bieten hat, bevor wir schon wieder 50 € auf den Tisch legen.
Wir schnorcheln im öffentlichen Bereich und sehen, dass wir nichts sehen. Es gibt so gut wie keine Fische; Schildkröten schon mal gar nicht. Es ist jetzt sowieso nicht die Zeit, wo die Schildkröten hier sind oder zur Eiablage an Land kommen. Wir sind einfach zur falschen Zeit da. Für uns steht fest, dass wir uns das Geld für`s „geführte“ Schnorcheln verkneifen. Wir haben am Ningaloo Reef in Australien so tolle Unterwasser-Sichtungen mit Schildkröten und unzähligen bunten Fischen gehabt, dass wir ohnehin ziemlich verwöhnt sind.
Um eine Erfahrung reicher fahren wir zur „Yal-Ku-Lagune“. Diese Laguna befindet sich ganz am Ende des nördlichen Strandes von Akumal. Hier verschmelzen zwei Ökosysteme; sie ist eine Mischung aus Cenote und Meerwasserlagune und man soll viele farbenprächtige Fische sehen können.
Der Eintrittspreis ist völlig überzogen. Eintritt, die Miete zweier Schwimmwesten und ein Schließfach für den Autoschlüssel kosten 43 €. Da sind die Erwartungen entsprechend hoch. Bei unserer Ankunft sind noch nicht viel Leute da. Gespannt machen wir uns auf zur Entdeckung der Lagune. Ein paar bunte Fische sehen wir auch. Wer noch nie an einem intakten Riff geschnorchelt ist, für den lohnt sich diese Lagune. Ansonsten ist es verschwendetes Geld. Obwohl die Lagune mehrere Ausstiege hat, darf man nur an einer Treppe wieder aus dem Wasser. Alle anderen Zugänge sind Privatgelände.
Für uns war es ein netter aber teurer Zeitvertreib. Wir bleiben noch ein wenig sitzen, um das Treiben zu beobachten, bevor wir zurück nach Tulum fahren. Uns noch in einer weiteren Cenote zu wässern, darauf haben wir heute keine Lust mehr.
Als wir auf den Hotelparkplatz fahren, ist einer der Hotelangestellten gerade dabei, die Grünpflanzen zu wässern. Unser Auto ist inzwischen so schmutzig, dass dessen Farbe kaum noch zu erkennen ist. Uwe meint im Spaß, er soll doch mal über unser Auto spritzen und keine halbe Stunde später glänzt unser mobiler Wegbegleiter wieder in seinem Metallicrot. So ist uns dieses Problem schon mal genommen.
Am Abend statten wir noch dem stylischen und sehr futuristischen, sündhaft teuren „Hotel Azulik“ einen Besuch ab. Angrenzend gibt es noch ein Museum, das wir uns angesehen hätten, wenn wir nicht beim Betreten des Gebäudes wieder hätten die Schuhe ausziehen sollen. Selbst zum Betreten der Nobel-Boutique sollen die Schuhe ausgezogen werden (weil man zu faul zum Putzen ist). Kommt für uns nicht in Frage, also verzichten wir und gehen wieder.
13.03.2020 Tulum – Cancun „Hotel Royalton“
Die letzte Etappe und Ausgangspunkt unserer Reise erwartet uns. Wir fahren zurück nach Cancun. Dort werden wir noch ein paar Tage am Strand verbringen, bevor wir hoffentlich ohne Probleme nach Hause zurückfliegen. Ob das allerdings so funktioniert, werden wir sehen, denn seit heute hat die USA ein Einreiseverbot für alle Deutschen verhängt. Es wird also spannend!
Von Tulum nach Cancun brauchen wir keine zwei Stunden auf dem mexikanischen Highway. Unterwegs halten wir noch an der „Hacienda Jalisco“, weil das Haus so hübsch aussieht. Hier erwartet uns die Mega-Touri-Abzocke. Busweise bringt man die Touristen hier her, die dann fleißig zugetextet werden und am Ende mit Tequila und völlig überteuertem Souvenir-Kitsch wieder in ihren Bus steigen. Nach wenigen Metern werden sie dann am übernächsten Haus gleich wieder absetzt, denn da gibt es Schmuck, Teppiche und Zigarren. Als wir uns dort umsehen wollen, werden wir zurückgepfiffen und sollen unsere persönlichen Daten auf einem Anmeldebogen niederschreiben. Das lehnen wir jedoch kategorisch ab und gehen wieder. Sollen sich die Anderen abzocken lassen.
14.03.2020 Cancun „Hotel Royalton“
Freitag der 13. war gestern aber in Mexiko dauert einfach alles etwas länger. Für uns ist heute offenbar ein „schwarzer“ Freitag.
Zuerst beginnt der Tag noch mit großer Vorfreude, denn heute erwartet uns ein ganz besonderes Highlight unserer Reise. Wir haben uns einen Rundflug über Yucatan gebucht. Um 7:30 Uhr stehen wir am FBO-Airport in Cancun. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, die Kamera gleich über die Schulter zu hängen, schlägt Uwe vor, sie erst einmal im Rucksack zu lassen. Gesagt, getan. Der FBO-Airport ist der Flughafen, wo die kleinen Privatmaschinen starten und landen. Es gibt auch hier ein kleines Abfertigungsgebäude.
Wir haben noch 15 Minuten Zeit und ich suche noch nach einer Toilette. Wie überall steht auch hier eine große Desinfektionsflasche mit Gel auf dem Tresen. Suchend schaue ich mich nach einer Toilette um, als es mir den rechten Fuß wegzieht und ich unweigerlich hinstürze. Ich bin auf einer Handvoll transparentem Desinfektionsgel auf dem Marmorboden ausgerutscht. Zum Glück hatte ich die Kamera nicht um, denn die wäre jetzt Schrott. Ich habe mich mit der Hand abgefangen und der Po ist gepolstert. So überstehe ich diesen Sturz ohne größere Schäden. Zum Glück war ich langsam unterwegs. Hätte ich den schnellen Schritt draufgehabt, dann wäre das nicht so glimpflich abgegangen.
Kurze Zeit später kommt unser Pilot Francisco mit einer XA-LEO CESSNA t206h. Die Formalitäten sind schnell abgewickelt, dann dürfen wir zum Flugzeug. Francisco weiß, worauf es ankommt. Zuerst wird geklärt, wie wir fliegen und wo wir am besten sitzen. Dann werden noch einmal die ohnehin schon sauberen Scheiben von innen und außen blitzblank geputzt. Nun geht es los. Die Cessna startet, fliegt Richtung Küste und dann die „Riviera Maya“ hoch. Wir haben großes Glück mit dem Wetter und so können wir die Sicht genießen. Wir fliegen über riesige Hotelkomplexe, sehen Cenoten inmitten von dichtem Dschungel. Wir können die unglaublich vielen Blautöne des Meeres bewundern, das in allen Blau- und Türkistönen schimmert. Wir sehen die Korallenriffe und den grünen Dschungel bis zum Horizont.
Der feine weiße Sandstrand zieht sich wie ein Band die Küste entlang und wird nur an wenigen Stellen unterbrochen. Es ist ein wunderschöner und sehr ruhiger Flug. Wir genießen ihn in vollen Zügen. Francisco fliegt in einer Höhe von 1000 Fuß (250 m), so dass wir alles noch gut erkennen können. In Tulum sehen wir die Maya-Ruinen an der Küste und auch unser vorhergehendes Boutique-Hotel „el Pez“.
Bis zum Siaan Kaan-Nature Reserve fliegt Francisco, dann dreht er leider schon um. Aus der Luft sieht dieses Mangrovengebiet wunderschön aus. Nun fliegen wir ein Stück im Inland entlang. Das ist nicht minder interessant. Erschreckend ist allerdings, wie die Küste schon mit Hotelkomplexen zugepflastert ist und es entstehen weitere Resorts. Dazwischen gibt es aber auch noch unberührte Natur.
Viel zu schnell vergehen die zwei Stunden Flug und schon setzt Francisco zum Landemanöver an. Nun ruckelt es ein wenig in der Luft und wir scherzen, dass es nicht nur auf der Straße, sondern auch in der Luft die Bumps gibt. Kurz darauf setzt der Pilot mit einer butterweichen Landung auf dem Rollfeld auf. Es war ein großartiger Flug, den wir jederzeit wiederholen würden. Einen schöneren Abschluss unserer Reise hätten wir uns nicht wünschen können.
Glücklich und zufrieden verlassen wir den Airport wieder in Richtung Hotel. Dort holen wir erst einmal am Mega-Buffet unser verpasstes Frühstück nach. Anschließend checkt Uwe die E-Mails und da ist es vorbei mit Lustig. KLM teilt uns mit, dass unser Heimflug gecancelt ist. Uns bleibt das Frühstück im Hals stecken. Wir zögern nicht lange und fahren noch einmal zum Airport. Dort ist in der Abfertigungshalle die Hölle los. Es ist gar nicht so einfach, einen Verantwortlichen von „Delta Air“ (die haben den Flug übernommen und sind Mitglied des KLM-Verbundes) zu finden. Während wir noch warten, sammeln sich weitere gestrandete Europäer, die schon heute fliegen müssten und keine Lösung haben. Zwei Stunden später halten wir neue Tickets in den Händen. Nun fliegen wir am Dienstag von Cancun nach Mexiko-City, von dort nach Amsterdam und von Amsterdam hoffentlich nach Frankfurt – so Gott will! Gut, dass uns die Zeit hier tiefenentspannt hat.
Die Heimreise wird eine kleine Weltreise und es bleibt nur zu hoffen, dass in Mexiko-City nicht wieder der Vulkan „Popocatépetl“ Asche spuckt und den Flugverkehr lahm legt. Auf der Vulkan-Webseite heißt es am 08.03.2020: „Popocatepetl eruptiert weiter. In Mexiko ist der „Popocatepetl“ weiter aktiv. Es wurden Ascheeruptionen festgestellt, die die Asche bis auf eine Höhe von 6400 m aufsteigen ließen. CENAPRED meldet zudem 189 Asche-Dampf-Exhalationen und 215 Minuten Tremor. Der „Popocatepetl“ ist zur Zeit der aktivste Vulkan Mexikos.“
Naja und dann bleibt nur zu hoffen, dass die Holländer nicht auch noch ihre Grenzen dicht machen, denn im Moment überschlagen sich die Horror-Meldungen. Viele Länder in Lateinamerika haben bereits auf das sich immer weiter ausbreitende Corona-Virus reagiert und in diesen Tagen Flüge aus Risikogebieten wie Europa untersagt. In Argentinien dürfen ab Montag für 30 Tage keine Flüge mehr aus Europa, den USA oder China ankommen. Gleiches gilt auch für Flüge nach Peru und für Verbindungen nach Kolumbien. Venezuela stoppte am Donnerstag alle Flüge aus Europa und Kolumbien kommend. Ecuador untersagt ab Montag die Ankunft internationaler Flüge. Auch über See- oder Landweg dürfen keine Ausländer mehr einreisen. Kolumbien hat seine Grenze zu Venezuela dicht gemacht. Das heißt, wir haben nicht mehr viele Ausweichmöglichkeiten, um hier weg zu kommen. Am Besten wäre es wohl, das Ganze vor Ort einfach auszusitzen, aber das kann schließlich dauern. Unsere Arbeitgeber fänden es sicherlich nicht so toll.
Also sehen wir das Ganze positiv und hoffen, dass sich schon alles irgendwie regeln wird. Vorsorglich haben wir uns mal noch auf der Reiseliste des Auswärtigen Amtes registriert, damit die wissen, dass hier zwei deutsche Touris mitzunehmen sind, wenn sie einen Flieger schicken. Quasi so als Sitzplatzreservierung für den Notfallflieger.
Da wir im Moment sowieso nichts machen können, nehmen wir es gelassen und machen erst mal ein kleines Mittagsschläfchen, bevor wir uns noch ein wenig in das Gewusel von Cancun stürzen. Auffallend ist, dass man kaum noch auf Europäer trifft. Wir sind wohl bald die „Letzten ihrer Art“.
15.03.2020 Cancun „Hotel Royalton“
Der heutige Tag vergeht mal ohne viel Action. Wir genießen Sonne, Strand und den Luxus des Hotels. Es ist heiß, das Meer toll und der Service gigantisch. Eigentlich wäre das genau der richtige Ort, um den Corona-Wahnsinn auszusitzen.
16.03.2020 Cancun „Hotel Royalton“
Zwar steht unser Mietwagen noch vor der Tür, doch für weitere Ausflüge haben wir keine Lust mehr. Das tolle, türkisblaue Meer lockt einfach zu sehr und wir haben in den drei Wochen wahrlich genug gesehen, so dass wir uns ein paar faule Tage durchaus leisten können.
Stattdessen genießen wir noch den Spaß am Pool, den die Animateure veranstalten. Sie geben alles, damit die Gäste in Stimmung kommen und man sieht ihnen einfach an, dass sie Rhythmus im Blut haben. Da hier im Hotel „All Inclusive“ ist, gibt es natürlich auch die Getränke umsonst, so dass manche Gäste ohne jedes Maß sind und sich gnadenlos abschießen.
Am Nachmittag gelingt es uns sogar, dass wir elektronisch einchecken können. Es scheint den Flug also noch zu geben. Wir packen unsere Sachen und harren gespannt der Dinge, die da kommen werden.
17.03.2020 Cancun – Mexiko-City – Amsterdam – Frankfurt
Ein spannender Tag beginnt. Gleich nach dem Frühstück, das hier im Hotel wirklich keinen Wunsch offen lässt, „satteln wir die Pferde“. Um 10:30 Uhr müssen wir unser Fahrzeug bei „Europcar“ am Flughafen abliefern. Wir sind pünktlich, die Abwicklung der Rückgabe läuft routiniert und problemlos. Uwe war clever genug, von der Kilometer- und Tankanzeige beim Empfang des Fahrzeugs ein Foto gemacht zu haben, das er dem guten Mann jetzt unter die Nase hält, als der die Tankfüllung moniert. Das Fahrzeug ist genau so betankt, wie wir es erhalten haben. Das überzeugt ihn und damit ist die Rückgabe erledigt.
Mit dem Shuttle-Service werden wir zum Nationalen Airport gebracht. Jetzt haben wir eine Menge Zeit, denn der Flug nach Mexiko-City startet erst um 16:30 Uhr. Mal sehen, ob das heute alles so klappt oder ob wir auf unserer halben Weltreise irgendwo stranden. Spannend wird, ob wir es über den großen Teich schaffen und auch, ob wir von Amsterdam weiterreisen können oder ob wir bei den Holländern erst einmal zwei Wochen den Tulpen beim Wachsen zusehen „dürfen“. Fest steht jedenfalls, dass kaum noch Europäer in Cancun zu sein scheinen. Ärgerlich ist nur, dass heute Abend mit der Lufthansa ein Direktflug nach Frankfurt geht und wir für diesen Weg mehr als 30 Stunden brauchen.
Es ist witzig, wie manche Menschen hier am Flughafen rumlaufen. Manche verhüllen sich regelrecht und man sieht jede Sorte von Mundschutz. Die Varietät reicht vom Selbstgenähten, geht über Mundschutz mit Filter bis hin zur Sturmhaube. Bei manchen Trägern beschlägt die Brille und kaum einer hält es lange unter dieser Verkleidung aus. Auch Gummihandschuhe werden tapfer getragen. Auffallend ist jedoch, dass überwiegend junge Leute diese Verkleidung tragen. Dabei ist diese Gruppe noch am wenigsten von diesem Virus gefährdet.
Unser Flug nach Mexiko-City verläuft planmäßig. Als wir gelandet sind, wartet die nächste Herausforderung auf uns. Wir sind in Terminal T2 gelandet, müssen aber nach T1. Noch bevor wir so richtig durch die Abfertigung sind, werden uns schon Taxis angeboten. Nein, die brauchen wir natürlich nicht, denken wir. Zum Glück ist unser Gepäck durchgecheckt.
Wir folgen der Ausschilderung und fragen uns durch. Wir müssen zum Bus. Dort heißt es, anstehen. Dann fährt der Bus uns in einer großen Runde um das gesamte Flughafengelände. Dabei muss er sich durch den dichten Großstadt-Feierabendverkehr kämpfen. Also eilig sollte man es nicht haben. Nachdem wir im Terminal 1 angekommen sind, kämpfen wir uns durch bis um internationalen Teil. Das ist echt nicht so einfach, weil bescheiden ausgeschildert. Irgendwann schaffen wir es aber doch. Nun müssen wir noch den ewig weiten Weg bis zu Gate 31 zurücklegen. Zwischendurch ist wieder Security-Check und dort muss ich die nette Dame erst davon überzeugen, dass mein flüssiges Vanilleextrakt aus dem Dutty-free von Cancun stammt und man es dort nicht für notwendig befand, uns die Flasche einzuschweißen. Es gelingt mir, die Dame zu überreden und als ich ihr dann nach Aufforderung den Inhalt meiner Hosentaschen – ein Taschentuch – präsentiere, nimmt sie einen Meter Abstand und lässt mich laufen. Wahnsinn, mein Taschentuch hat Zauberkräfte!
Vier Stunden nach unserer Landung in Mexiko-City sitzen wir endlich im Flieger nach Amsterdam. Aufatmen! Jetzt darf keiner im Flieger husten, sonst landen wir noch auf einer Insel, weil die Piloten in solchen Fällen zwischenlanden oder sogar umkehren dürfen, wenn sie einen Corona-Verdacht an Bord haben.
Äußerst befremdlich ist die Ansage des Chef-Stuart, dass dies der letzte Flug der Boing 747 ist. Die alte Lady wird nach 25 Jahren Flugbetrieb nun entsorgt. Sehr beruhigend, mit einer Schrottkarre über den Ozean zu fliegen. Uns wird außerdem mitgeteilt, dass uns wegen dem Coronavirus die Besatzung nicht bei der Sitzplatzsuche helfen wird. Überhaupt fragen wir uns, wo die riesengroße Crew ist, die in die Maschine gestiegen ist. Mehr als drei KLM-Mitarbeiter bekommen wir nicht zu Gesicht. Auch während des Fluges gibt es ganze zweimal Getränke, ansonsten ist die Crew außer Betrieb.
Irgend etwas ist heute anders. Obwohl wir die letzten Sitzplätze in der Maschine gebucht haben, sitzen wir über der Tragfläche. Es dauert eine Weile bis uns klar wird, wo der Rest der Crew ist. Die haben sich im oberen Teil der Maschine „versteckt“ und können dort in der Business-Class ausgestreckt schlafen und Party machen. Sehr zu beneiden! Die Maschine ist nämlich ausgebucht und mit lang machen wird es für uns nichts. Überhaupt ist die Beinfreiheit bei „Delta Air“ deutlich besser als bei KLM. Die Sitze sind arg eng, das Essen miserabel und der Service quasi überhaupt nicht vorhanden.
Der Transatlantikflug dauert reichlich 10 Stunden. Wir sind froh, endlich in Amsterdam zu landen. Nun wird die Crew ganz wehmütig, sich von ihrer Bong 747 „Shanghai City“ verabschieden zu müssen, die im Übrigen ein Combi-Flieger ist, der im hinteren Teil noch Fracht befördert hat. Wir können sogar mal einen Blick in den sehr zugigen Frachtraum werfen.
Den Flughafen „Amsterdam Schiphol“ kennen wir schon von früheren Reisen als einen sehr modernen, sehr sauberen und vor allem sehr lebhaften, stark frequentierten Flughafen. Als Uwe eine junge Flughafenangestellte fragt, wo wir hin müssen, springt die zwei Meter zur Seite und dreht sich von ihm ab. Auf keinen Fall will sie mit uns reden. Auch beim Security-Check interessiert sich kein Mensch für meine 500 ml Vanilleextrakt-Flasche. Wieder werde ich aufgefordert, meine Hosentaschen zu leeren aber das Taschentuch, was da raus kommt, will Keiner sehen. Wie heiße Kartoffeln werden wir durchgereicht. Schon sehen wir, dass der Flughafen wie ausgestorben ist. Alle Restaurants, Bars, Imbissstände sind geschlossen. Kaum ein Geschäft hat geöffnet und wenn, dann langweilt sich das Personal. Osterschokolade wird jetzt schon – Wochen vor Ostern – mit 30-40 % Discount verkauft. Klar, es kommt Keiner mehr, der das Zeug vor Ostern kaufen kann. Beim Blick auf die Anzeigetafel beschleicht uns ein ungutes Gefühl. Etwa 85 % aller Flüge sind schon annulliert. Je näher die Abflugzeit rückt, umso mehr Flüge werden gestrichen. Bis zum Abflug unserer KLM-Maschine um 21:15 Uhr kann also noch viel passieren.
Inzwischen fühlen wir uns wie in einem schlechten Film. Vor den wenigen Geschäften, die noch offen sind, kleben auf dem Boden gelb-schwarze Markierungsstreifen im Abstand von 1,50 m und überall hängen Plakate wegen Corona. Auffallend ist, dass überwiegend die jungen Leute mit Mundschutz und Gummihandschuhen rumlaufen, sich permanent die Hände waschen und desinfizieren – egal mit was. Viele verhalten sich regelrecht panisch. Ist das für sie ein Abenteuer? Wir kommen jedenfalls aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
Für uns ist es gar nicht so einfach, etwas zu Essen zu finden, denn das lausige Plastikessen im Flugzeug haben wir verweigert. Wir finden zwei Baguette-Brötchen für je 7,50 Euro, erobern bei Starbucks einen guten Kaffee und schon sieht die Welt etwas besser aus. Nun ein Update an die Freunde und Familie, die natürlich mitfiebert, wie unsere Reise verläuft. Schon schließen um 19 Uhr auch die letzten Geschäfte und wir haben Glück, dass man uns wenigstens noch das Licht anlässt.
Ein Blick auf die Abflugtafel und uns wird so langsam klar, dass wir mit einem der allerletzten Flüge von Amsterdam nach Frankfurt fliegen werden – hoffentlich. Bereits jetzt sind 98 % aller Flüge ab Amsterdam storniert. So sind wir froh, als wir endlich in Frankfurt landen und auch hier ist alles gähnend leer. Es interessiert sich niemand für uns oder unser Gepäck; das ganze Gebäude ist menschenleer. Nun, dann eben nicht. Inzwischen ist es ohnehin bereits nach Mitternacht. Wir wollen jetzt ohnehin nur noch schnellstens nach Hause. Das sieht der Blitzer auf der Autobahn dann aber nicht so gern und so gibt es zum Abschluss dieser aufregenden Heimreise noch ein Begrüßungs-Blitzerfoto. (Zum Glück folgte diesem Foto nie ein Bußgeldbescheid.) Was für eine verrückte Rückreise!
Fazit
Land und Leute
Mexiko oder besser gesagt die Halbinsel Yucatan hat uns sehr beeindruckt. Die Vielschichtigkeit dieser Halbinsel ist toll. Viel Natur, wunderschöne Strände, türkisblaues Meer, gigantische Maya-Ruinen, hübsche kleine Städte mit ganz eigenem Charme, eine faszinierende „Unterwelt“ mit unzähligen Cenoten, Wasserfälle, eine unfassbare Dichte an wunderschönen Graffitis, tolle Hotels, eine sehr leckere Küche und eine spannende Geschichte – für Abwechslung ist auf jeden Fall gesorgt.
Dabei ist die Lebenssituation für die Bevölkerung auf der Halbinsel Yucatan sehr inhomogen. Während es in den Touristenzentren an der Küste zum Teil schon recht komfortabel zugeht, lebt die einfache Bevölkerung im Hinterland noch sehr sehr ärmlich. Dennoch haben wir zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, dass es für uns gefährlich sein könnte. Nie haben wir uns unwohl gefühlt oder wurden bedrängt. Natürlich versucht jeder Mexikaner, von dem „Kuchen” des Tourismus ein möglichst großes Stück abzubekommen. So erwartet jeder für jeden Handgriff Geld. Das ist idR nicht viel, aber es kann recht nervig werden, wenn man das Gefühl hat, ständig den Geldbeutel offen halten zu müssen.
Wir haben aber mit den Mexikanern (zumindest soweit wir das beurteilen können) meist gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sehr freundlich, hilfsbereit und lieb. Für die Arbeit sind sie aber definitiv nicht geboren. Immer, wenn es darum ging, dass etwas zu tun ist, stehen mindestens vier Leute auf einen Haufen, diskutieren wie wild und einer macht letztlich – mehr schlecht als recht – die Arbeit. Hier muss die TEAM-Arbeit erfunden worden sein, denn hier wird es gelebt: „toll, ein anderer macht`s“. So sahen wir ein Fahrzeug, das die Fahrbahnmarkierung automatisiert vornimmt. Zwei schauen zu, einer passt auf und einer fährt das Fahrzeug. Oder auf Baustellen – egal welche Tageszeit gerade ist, alle stehen bzw. liegen zusammen im Gras, einer schwenkt die Fahne. Oder beim Anbringen eines großen Schildes im A3-Format an der archäologischen Stätte; vier Leute diskutieren ewig, einer misst immer wieder neu aus und keiner hat einen Plan, in welcher Position das Schild neben den anderen Schildern angebracht werden soll. Auch an der Tankstelle oder im Kaufhaus – alle stehen auf einen Haufen und keiner macht. So geht es natürlich nicht vorwärts. Aber das scheint auch gar nicht die Intension des Mexikaners zu sein. Hauptsache gemütlich.
Maya-Kultur
Die unzähligen Maya-Ruinenstätten sind sehr interessant aber auch ziemlich schweißtreibend. Viele der sehr hohen Pyramiden kann man noch besteigen und es lohnt sich auch, sich die wunderschöne Gegend – oft umgeben von dichtem Dschungel – von oben anzusehen. Trotzdem sind die extrem schmalen und sehr steilen Stufen auch gefährlich, denn Geländer gibt es keine und ein Stolpern kann tödlich enden. Höhenangst muss man entweder unten abgeben oder auf das Besteigen verzichten denn spätestens wenn es wieder runter geht, kribbelt es ziemlich im Bauch.
Die Architektur der Maya ist sehr faszinierend und ziemlich mystisch. Wenn man sich überlegt, dass nur einfache Werkzeuge zur Verfügung standen, kann man nur staunen, welche Kunstwerke sie zustande gebracht haben. Da jede Ruinenstätte anders ist und meist auch eine besondere Attraktion aufzuweisen hat, ist es immer wieder interessant und auch die x-te Ruinenstätte war uns nicht langweilig. Sobald die Ruinenstätte etwas weiter entfernt war, war auch der Besucherzustrom recht gering und oft waren wir auch fast allein vor Ort.
Gern hätten wir noch mehr Cenoten besucht, denn auch sie sind immer wieder unterschiedlich und sehr faszinierend. Leider hat uns dazu die Zeit nicht gereicht und so wissen wir, dass wir noch einmal nach Yucatan gehen werden, um diese wunderschöne Halbinsel noch weiter kennen zu lernen. Dann werden wir auch die Unterwasserwelt hoffentlich erkunden können, denn während unseres Besuches war das Meer schon viel zu bewegt und aufgewühlt.
Nicht von den Mayas sondern aus der Neuzeit stammend sind die unzähligen, zum Teil wunderschönen Graffitis, die man überall findet. Es macht Spaß, auf Entdeckungstour zu gehen, dabei kleine Einblicke in das Leben der Bevölkerung zu bekommen und wunderschöne, hochwertige Graffitis zu entdecken. Die Street-Art-Kunst hat auf Yucatan einen hohen Stellenwert und ist durchaus eine ernstzunehmende Kunst.
Auto und Straßenverkehr
Wir waren mit unserem Mietwagen von „Europcar“ sehr zufrieden, auch wenn die Fahrzeugübernahme anfänglich etwas holprig war. Dafür ging die Fahrzeugabgabe um so schneller und unproblematischer. Einen SUV hätten wir nicht wirklich gebraucht aber es hat uns unabhängiger gemacht. Die Straßen sind gut ausgebaut, genauso wie die Brems-Buckel am Ortsein- und Ortsausgang. Meist sind die nicht mal markiert und wehe, wenn man so einen Buckel übersieht. Fährt man aber schön vorschriftsmäßig, dann ist das Fahren auf Yucatan recht entspannt. Das Tankstellennetz ist auch gut ausgebaut, so dass wir nie zittern mussten und auch die Orientierung war überhaupt kein Problem, obwohl wir auf ein Navigationssystem im Fahrzeug verzichtet haben.
Insgesamt kann man sagen, Yucatan bietet für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel das Passende. Die Vielschichtigkeit dieser Halbinsel macht es als Reiseziel sehr interessant. Man kann wunderbar Abenteuer, Sightseeing und Strandurlaub miteinander verbinden, ohne auf Komfort verzichten zu müssen.