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Sultan Qaboos Moschee, Salalah

Oman 2019
Im freundlichsten Land der Welt

23. Februar – 16. März 2019

 

Seit wir die Bilder gesehen haben, lässt es uns nicht mehr los – Dachzeltcamping im Oman.

Wieder einmal hören wir die erstaunt-zweifelnde Frage: „Wo wollt Ihr hin? Ist das nicht gefährlich?

Von wegen! Zwar liegt der Oman im östlichsten Teil der arabischen Halbinsel, zwischen Saudi-Arabien, Persien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Jemen, gilt aber als eines der sichersten Reiseländer weltweit. Er bietet Kultur mit jahrtausendalter Tradition, Natur, spektakuläre Landschaft und warme Temperaturen und man sagt, die Omanis sind die nettesten Araber.

Wir wollen eintauchen in die legendäre Heimat von Sindbad dem Seefahrer, wir wollen ein wenig von der Magie des Abendlandes erleben, im Märchen von 1001 versinken und wir wollen dem Winter entfliehen, der zwar im Moment eher mit Vorfrühling punktet, aber jederzeit wieder seine „Meinung“ ändern kann.
Mit der Rub al-Khali-Wüste erwartet uns die größte Sandwüste der Welt, die sich über die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien, Jemen und den Oman erstreckt und es erwartet uns noch so viel mehr in diesem Land.

23.02.2019 Zürich – Muscat/Oman 

Am Samstag Mittag ist es endlich Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Diesmal fliegen wir ab Zürich, denn die Lufthansa boykottieren wir nach den miserablen Erfahrungen der letzten Flüge und lediglich Oman Air fliegt bis Muscat durch. Wir brauchen bis Zürich ungefähr die gleiche Zeit wie bis Frankfurt, so dass dieser Abflug-Flughafen für uns kein Problem darstellt.

Beim elektronischen Einchecken stellen wir fest, dass die Abflugzeit zwei Stunden vorverlegt wurde. Gut, dass wir genug Zeitpuffer vorgesehen haben.

24.02.2019 Muscat (Mutrah Hotel)

Das Sicherheitsvideo von Oman Air ist endlich mal eine originelle Art, den langweiligen Sachverhalt interessant rüber zu bringen. Es ist verbunden mit Exkursen zu den Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten des Landes. Es ist toll gemacht. Auch der Service von Oman Air ist gut. Die sechs Stunden Flugzeit sitzen wir auf der einer Po-Backe ab, schlafen ein wenig und schon landen wir am Morgen mit drei Stunden Zeitverschiebung (nach vorn) in Muscat. Der erste Blick aus dem Fenster erweckt Afrika-Gefühle. Die dominierende Farbe der Landschaft ist braun, das Land eher selten besiedelt und karg.

Jetzt wird unsere Geduld erst einmal auf eine harte Probe gestellt. Eine Stunde müssen wir warten, bis wir endlich einreisen dürfen. Hektik ist in diesem Land fehl am Platz. Dabei hatten wir uns das für die Einreise erforderliche Visum bereits 30 Tage vor Einreise elektronisch besorgt. Die Beamten sind streng/freundlich aber langsam. Als wir endlich am Gepäckband ankommen, haben sich unsere beiden Reisetaschen schon schwindelig gedreht.

Obwohl wir mehrfach per Mail angefragt haben, holt uns vom Hotel niemand ab. So besorgen wir uns bei „Ooredoo“ erst einmal eine Telefonkarte und nehmen dann ein Taxi. Das ist überhaupt kein Problem. Wir geraten an ein besonderes Exemplar von Taxifahrer – ein älteres Männchen mit traditioneller weißer Dishdasha und damit fängt unser Abenteuer schon mal an. Zwar halten wir dem Taxifahrer einen Zettel mit der Anschrift des Hotels – auch in arabischer Schrift – unter die Nase, aber der sieht nichts. Juhu, wir haben einen blinden Taxifahrer erwischt. Es dauert eine Weile, bis er meint zu wissen, wohin wir wollen. Da ist es gut, dass Uwe das Navi auf dem Schoß hat. Die Sicherheitsgurte sind – wie wir rasch merken, im Oman eher eine nutzlose „Verzierung“ des Autos und „not working“. Da wird auch das penetrante Gebimmel des nicht angelegten Gurtes einfach ignoriert. Hände braucht man zum Reden und nicht zum Lenken und Durchzug befreit von allen Gerüchen und bösen Geistern. Der Kerl schnattert ohne Ende, wiederholt jedes Wort dreimal, singt seine Sätze und als er eine Wimper auf seiner schneeweißen Dishdasha findet, wird diese „besprochen“ – ebenfalls dreimal.

Wohin wir blicken, sehen wir Männer, die in weiße Dishdashas gekleidet sind, dem bodenlangen Gewand mit akkurat gebundenem Tuban. Es ist dichter Verkehr. Die Fahrt quer durch die Hauptstadt geht vorbei an schlichten Neubauten im maurischen Stil, glitzernden Miniaturpalästen und -festungen und kleineren Shopping-Malls, auf denen die bekannten Logos westlicher Fastfood-Ketten leuchten. Blumenrabatten , Palmenalleen und Fähnchen im Mittelstreifen, auf den Verkehrsinseln übergroße Statuen oder Symbole, die die Highlights des Landes darstellen, akkurat geschnittene Büsche, Rasenflächen, die jedem Golfplatz Konkurrenz machen. Alles wirkt sehr gepflegt. Es gefällt uns, was wir sehen.

Der erste Eindruck dieses Landes ist äußerst positiv. Ein dreispuriger Highway, rechts und links beeindruckende Moscheen, gepflegte Gebäude, kaum Müll in der Landschaft und Sonne satt.

Knapp dreißig Kilometer später kommen wir in der Altstadt von Muscat an und schon ist uns klar, dass wir hier ohne Auto aufgeschmissen sind. Die Stadt ist derartig weitläufig, dass man zwingend mobilisiert sein muss.

Das „Mutrah Hotel“ ist kein besonders empfehlenswertes Hotel, aber bezahlbar mit vielen guten (gekauften?) Bewertungen. Das Zimmer ist groß, einigermaßen sauber, dunkel möbliert und mitten im verwinkelt gebauten Wohnviertel der Altstadt.

Wir machen uns ein wenig frisch, bevor wir zum ersten Erkundungsspaziergang aufbrechen. Wir brauchen einen Geldautomaten, denn wir haben dummerweise am Flughafen vergessen, uns mit Landeswährung einzudecken und wir müssen uns zuerst Wasser einkaufen.

Rasch erkennen wir, dass wir ohne Fahrzeug nirgendwohin kommen, denn Fußwege gibt es hier kaum. Unser Unterfangen, zum nächsten ATM-Automaten zu laufen, bringt uns schon mal mächtig ins Schwitzen. Die Stadt wurde in Felsenbuchten gebaut und die einzelnen Stadtteile sind entsprechend durch Berge getrennt. Wir müssen also erst einmal bergauf und wieder bergab, wenn wir zum Hafen bzw. ans Meer wollen. Immerhin finden wir den großen „Lulu-Hypermarket“, wo wir am Automaten auch Geld bekommen. Das Angebot in diesem großen Supermarkt lässt uns staunen. Es gibt alles und in einer riesigen Auswahl.

Wir laufen weiter in Richtung „Corniche“, der Uferpromenade von Muscat. Das Navi im Handy leitet uns. Nach anstrengendem bergauf stehen wir dann an einer Geröllhalde. Die Straße endet hier, nur hat das unser Navi noch nicht mitbekommen. Nur einen Trampelpfad erkennt man, der den Hang hinunter führt. Die Alternative umzudrehen kommt für uns nicht in Frage, also kämpfen wir uns – in Flipflops – vorsichtig diesen Hang hinunter. Das fängt ja gut an! Aber alles geht gut, Allah passt auf uns auf und das erste was wir vom Hafen sehen sind zwei riesige Kreuzfahrtschiffe; darunter die „Aida“.

Als wir durch das angrenzende Viertel in Richtung Meer laufen, werden wir von den Anwohnern neugierig bestaunt. In diese Gegend verirren sich eher keine Touristen. Ein älteres Paar in einem PKW fährt an uns vorbei und kommt nach wenigen Metern zurück. Sie sprechen uns an, ob wir uns verlaufen haben und sie fragen, ob sie uns mit runter zum Hafen nehmen sollen. Wir sind völlig perplex, lehnen dankend ab. Da ist sie, die omanische Freundlichkeit!

An der Uferpromenade angekommen, laufen wir in Richtung Souk. Dieser typische arabische Markt, an dem in dunklen Gassen Geschäft an Geschäft ist und die Händler mit mehr oder weniger Erfolg versuchen, die Besucher zum Kauf zu animieren, ist wie aus einem arabischen Märchen.

In den labyrinthartigen Gängen duftet es nach Weihrauch, Rosenwasser und indischen Gewürzen. Hier wird ohne Hektik um Safran, Silberschmuck und Kleidung gehandelt. Die selbstbewussten Omanis sitzen ruhig in ihren Läden, lächeln freundlich. Sie wissen, was sie anzubieten haben und kennen den Wert ihrer Waren. Es fehlt das aggressive, aufdringliche Verkaufsverhalten, das man aus anderen arabischen Ländern kennt. Hier kann man in aller Ruhe bummeln, schauen, staunen.

Besonders die üppig bestückten Goldgeschäfte sind einen Blick wert. Auch wenn die omanischen Frauen nicht ohne ihre Abaya und mit Hijab auf die Straße gehen, so lieben sie es zu glitzern. Der Goldschmuck kann nicht üppig genug sein und omanische Frauen gönnen sich auch gern etwas.

Busweise sind die Touristen der beiden Kreuzfahrtschiffe inzwischen unterwegs und so haben die Händler Hochkonjunktur. Besonders beim Weihrauch – der unbedingt zum Oman gehört – drängen sich die Kaufwilligen. Wir haben unseren Spaß am Beobachten.

Nach einer kleinen Stärkung haben wir auch wieder genug Kraft gesammelt, die komplette Uferpromenade zu erkunden und als wir am Fuß des Forts stehen, steigen wir dort auch noch hoch. Von oben hat man von dieser neu renovierten Festung einen schönen Ausblick über die Altstadt von Muscat.

Nun bleiben wir noch bis zum Einsetzen der Dunkelheit um die beleuchtete Corniche zu fotografieren. Natürlich haben wir kein Stativ dabei, so dass die fotografischen Ergebnisse nicht wirklich überzeugend sind. Nach mehr als 19.000 Schritten an diesem Tag steigen wir in ein Taxi, das uns in wenigen Minuten im Hotel absetzt. Sogar Uwes Armbanduhr stellt fest, dass wir uns heute mehr bewegt haben als an anderen Sonntagen. Für heute hatten wir genug Abenteuer.

Corniche (Uferpromenade), Muscat

25.02.2019 Muscat 

Um 4:30 Uhr lärmt der Muezzin aus der benachbarten Moschee. Ach ja, so einen Schreihals haben wir jetzt jeden Morgen; quasi der muslimische Wecker.

Nach einem sehr lausigen Hotel-Frühstück fahren wir noch einmal mit dem Taxi zum Hafen. Hier befindet sich der neue Gemüse- und Fischmarkt. Wir schauen zu, wie die Menschen Fisch einkaufen und betrachten neugierig die vielen verschiedenen Fischsorten. Vor der Halle werden noch die Fische aus den Netzen gepobelt. Eine ziemlich mühsame Angelegenheit, doch bereitwillig lassen sich die Menschen von mir fotografieren.

Anschließend laufen wir zum Souk. Von hier startet die Bustour mit dem Hop-on-Top-Bus. Das ist zwar sehr teuer (29 OR pro Person = ca. 70 €)  die komplette Runde dauert aber auch zwei Stunden. Hier ist eben alles extrem weitläufig.

Wir fahren die Runde und erst am Präsidentenpalast steigen wir aus. Diese Anlage ist noch gepflegter als andere Sehenswürdigkeiten. Alles wirkt, als ob hier demnächst Besuch erwartet wird, denn es herrscht geschäftiges Treiben. Gärtner und Reinigungspersonal sind sehr beschäftigt. Sogar die Streben des Zauns werden geputzt. Der Gebäudekomplex ist auf jeden Fall sehr beeindruckend.

Königliche Palast Qasr al-ʿAlam, Muscat

Als wir alles gesehen haben, steigen wir in den nächsten Bus und fahren wieder zurück zum Souk. Inzwischen liegen zwei neue riesige Kreuzfahrtschiffe im Hafen, so dass für  Händler, Taxifahrer und Restaurantbetreiber das Geschäft blüht. Dennoch sind sie nicht aufdringlich, geben sich mit einem „Nein“ zufrieden und bleiben freundlich/höflich. Das ist sehr angenehm.

Wir nehmen uns ein Taxi zurück zum Hotel, denn wir sind um 13:30 Uhr mit der Mietwagenfirma verabredet. Endlich bekommen wir unser Auto und sind dann autark.

Im benachbarten Spar-Supermarkt kaufen wir Wasser ein und lassen uns von den angebotenen fertig gekochten Gerichten verführen, denn alles sieht sehr appetitlich aus. Es schmeckt auch sehr gut, ist allerdings zum Teil wirklich richtig scharf. Daran müssen wir uns erst gewöhnen.

Pünktlich erscheint Khalid mit unserem Nissan Patrol 4×4 und einem Dachzelt obendrauf. Gewissenhaft wird uns alles vorgeführt, gezeigt und erklärt. Nach der Fahrzeugübergabe fahren wir erst einmal zum „LuLu-Hypermarkt“ und arbeiten in dem riesigen Supermarkt unsere umfangreiche Einkaufsliste ab. Auch hier werden eine Vielzahl unterschiedlicher fertig gekochter Speisen angeboten, was uns dazu verführt, einige Kostproben mitzunehmen. Diesmal ist es nicht so scharf doch auch wieder äußerst schmackhaft.

Nachdem wir alles erledigt haben und außerdem satt und zufrieden sind, beschließen wir zur Oper zu fahren. Diesen äußerst imposanten Gebäudekomplex, dem auch noch noble Restaurants und Geschäfte angeschlossen sind, hatten wir schon auf verschiedenen Fotos gesehen. Wir bewaffnen uns mit dem Stativ und machen uns auf den Weg. Dort angekommen müssen wir feststellen, dass unser Fahrzeug nicht in das 2,20 m hohe Parkhaus passt. Der Parkhauswächter ermuntert uns, es doch zu versuchen und schaut, ob es passt. Es passt nicht und wir dürfen vor dem Parkhaus im Halteverbot stehen bleiben.

Die beleuchtete Oper ist ein wirklich toller Anblick und wir bekommen gar nicht genug von dem Prachtbau. Unweigerlich vorbei müssen wir noch am Delikatessengeschäft „Fauchon Paris“. Dort rufen uns noch ein paar Macarons zu, dass sie unbedingt von uns verspeist werden wollen. Allein schon der Laden ist eine Augenweide; die Eclairs sind mit Gold belegt.

Wir fahren auf dem Highway weiter zur Mohammed Al Ameen Moschee. Auch von ihr hatten wir Nachtaufnahmen gesehen und waren beeindruckt. Die beleuchteten filigranen Kuppeln und die blau leuchtende Moschee sind schon aus der Ferne weithin sichtbar, denn die Moschee steht erhöht. Als wir gerade mit dem Fotografieren beginnen, fahren zwei einheimische junge Männer auf den bis dahin menschenleeren Parkplatz. Wir sind sprachlos, als sie uns fragen, ob sie hier parken können oder ob sie uns stören. Es dauert ziemlich lange bis wir eine einigermaßen befriedigende Kameraposition finden und zufriedenstellende Fotos haben.

Als wir wieder im Hotel sind, ist der Abend schon weit fortgeschritten. Trotzdem zieht Uwe noch die Fotos auf den Laptop und stellt fest, dass die Speicherkarte kaputt ist. Unsere Fotos vom heutigen Tag sind weg. Mit viel Geduld, Mühe und Glück gelingt es ihm, einen Teil der Fotos – insbesondere die Nachtaufnahmen – zu retten. Die Fotos vom Vormittag bleiben allerdings verloren. Aber davon stirbt niemand; dann müssen wir eben morgen die Bilder noch einmal machen. In unserem Kopf bleiben uns die damit verbundenen Erlebnisse trotzdem erhalten.

26.02.2019 Muscat 

Heute Morgen platzt Uwe beim Frühstück im Hotel erst einmal der Kragen. Obwohl wir schon kurz nach 8:00 Uhr im Restaurant sind, ist kein Tisch eingedeckt, die Tischdecken schmuddelig und die Platzdeckchen verkleckert. Sämtliche Besteckteile muss man sich an den freien Tischen zusammen sammeln. Alle Warmhaltebehälter sind leer, die Kaffeekanne ebenfalls. Man hat echt Not, bei dem ohnehin sehr spartanischen Frühstück überhaupt etwas Essbares zu finden. Er holt den Manager und spricht klare Worte. Daraufhin erhalten wir vom Manger persönlich Sonderbehandlung, der uns wenig später ein großes Omelett, Würstchen und Toast an den Tisch bringt.

Nach diesem Jammerfrühstück versuchen wir die verloren gegangenen Bilder vom Vortag noch einmal zu machen und fahren die Sehenswürdigkeiten von gestern noch einmal ab. Das kostet uns leider Zeit, die wir gern anders genutzt hätten. Aber egal, wir sind entspannt. So laufen wir auch noch bis zum Ende der Corniche, um den überdimensionalen Weihrauchbrenner auf Chip zu bannen, denn solche Weihrauchbrenner symbolisieren den Oman. Weihrauch spielt im Oman eine große Rolle – nichts geht ohne ihn und man ist buchstäblich gezwungen, sich mit diesem Naturprodukt zu beschäftigen.

Wir hatten bei Weihrauch bisher immer an mehr oder eher wenig duftende bzw. sehr eigenwillig riechende Rauchschwaden gedacht, die durch Kirchengemäuer ziehen und eigentlich nur dort zum Einsatz kommen. Viel mehr wussten wir zu diesem Harz nicht zu sagen.

Inzwischen wissen wir jedoch, dass dieser Harz des Weihrauch-Baumes (Boswellia Sacra) weit mehr kann. Seine Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd, abschwellend und antibiotisch. Schon in der traditionellen orientalischen und indischen Heilkunde wurde er bei der Behandlung von Wunden, Geschwüren und bei entzündlichen Erkrankungen wir Arthritis, Gicht oder entzündlichem Rheuma aber auch bei Darmerkrankungen eingesetzt.

Gerade der omanische Weihrauch kann jedoch noch viel mehr. Die in ihm enthaltenen Boswelliasäuren blockieren ein Entzündungsenzym, das infektiöse Prozesse im Körper ankurbelt. Weihrauch soll in der Lage sein, die Ausbreitung von bestimmten Krebszellen zu verhindern, in dem er die beschädigte DNA von Krebszellen repariert, deren korrekten ursprünglichen Code neu in die Zelle „programmiert“ und sie so wieder wie eine gesunde Zelle funktioniert. Das scheint sogar bei den Krebszellen zu gelingen, die sich bisher resistent gegen Chemotherapien gezeigt haben. So konnte die Boswelliasäure z. B. in Studien der Uni Freiburg erfolgreich bei Hirntumorpatienten eingesetzt werden und es scheint so, als ob Weihrauch eine gute Ergänzung in der Krebstherapie sein könnte.

Ja, Reisen bildet eben auch.

Im Anschluss fahren wir noch einmal zur Oper, um an einer Führung teilzunehmen. Auch das Innere dieses Gebäudes ist mächtig beeindruckend, zumal Sultan Qaboos diesen Bau aus seiner Privatkasse finanziert haben soll. Danach bummeln wir noch durch die Operngalerie-Mall. Es gibt mega-extravagante Ballkleider, Schmuck, Uhren und natürlich Parfüms.

Wir beschließen, noch bei „Amouage“ vorbei zu fahren. „Amouage“ ist das wertvollste Parfüm der Welt, wird im Oman bzw. in Muscat hergestellt und verwendet ausschließlich natürliche Essenzen und Öle.

Zwar finden wir die Fabrik von „Amouage“ nicht, dafür aber das Einkaufszentrum, das den Duft in einem eigenen Geschäft verkauft. Die Verkäuferinnen sind völlig frei von irgendwelchen Dünkeln und lassen uns bereitwillig durch das Angebot schnuppern, schlagen Duftrichtungen vor, beraten. Es macht Freude, hier einzukaufen.

Schwer eingeduftet fahren wir anschließend ins „Kargeen“ – die angesagteste Adresse in Muscat für gute Küche. Schon Wochen im Voraus hatten wir uns hier online einen Tisch reserviert, denn ohne Reservierung hat man keine Chance. Ohne Navi hätten wir das Lokal niemals gefunden und das will bei uns schon etwas heißen. Noch als wir auf dem Parkplatz stehen, sehen wir von dem Restaurant nichts. Lediglich ein kleines bescheidenes Schild in der Ecke an einem zugewachsenen Zaun weist den Weg. Es mutet an wie eine Schrebergartenkneipe. Unsicher treten wir durch ein offenes Gartentor und stehen auch schon fast in der Küche. Im Garten stehen ein paar wacklige, eingedeckte Tische. Doch wir werden vom Koch gleich weiter gereicht an den nächsten Angestellten, dem wir durch weitere Gärten folgen. Das Gelände zieht sich in die Länge und dann stehen wir in einem Garten voller Tische und Bänke, die mit Kissen und Quasten dekoriert sind. Bunte Laternen hängen in den Bäumen, stehen auf den Tischen, überall qualmt der Weihrauch oder die Shisha. Wir sind mitten in 1001 Nacht angekommen. Alles wirkt irgendwie geheimnisvoll und das Gefühl verstärkt sich noch mit einsetzender Dunkelheit. Die Speisekarte muss man mit der Taschenlampe des Handys lesen, doch der Kellner ist sehr hilfsbereit, berät uns bereitwillig und wir werden rasch fündig, denn für uns ist klar, dass wir omanisch essen. Derweil stoßen wir in Ermangelung von Alkohol in diesem Land mit einem Mocktail (man könnte auch Fruchtsaft sagen, aber das klingt nicht so trendy) an. Auf großen Basttellern kommt dann unser Essen und wir genießen die omanische Küche in vollen Zügen. Es ist ein Erlebnis hier zu essen und die Preise sind akzeptabel.

Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir dann noch auf dem beleuchteten Parkplatz des „LuLu-Hypermarket“ und versuchen erst einmal unser Auto einigermaßen sinnvoll einzuräumen und alles Equipment ergonomisch zu verstauen. Bis wir das optimiert haben, ist der Urlaub dann wahrscheinlich schon bald wieder vorbei.

27.02.2019 Muscat – Nizwa (Al Diyar Hotel)

Wir hatten schon in Erwägung gezogen, auf das lausige Frühstück ganz zu verzichten. Da wussten wir auch noch nicht, was uns heute erwartet: der Manager höchstpersönlich mit Sonderbedienung! Wir staunen nicht schlecht, dass heute alle Tische sauber und ordentlich eingedeckt sind. Stolz präsentiert uns der diensthabende Kellner alle Warmhalteschüsseln, indem er triumphierend die Deckel lüftet. Überall sind die Behälter gut gefüllt. Uns werden die Wünsche schier von den Augen abgelesen und ohne unser Zutun bekommen wir wieder ein Omelett und den fertigen Toast vom Manager persönlich an den Tisch gebracht. Wir können uns ein Schmunzeln kaum verkneifen. Na also, es geht doch!

Heute verlassen wir Muscat in Richtung Nizwa. Um auf den Highway fahren zu können, müssen wir ein Stück unterhalb des Hotels wenden und die Straße wieder hinauf fahren. Als wir auf der Höhe des Hotels sind, steht ein Angestellter des Hotels mit unserem Kissen in der Hand und winkt. Wir hatten uns entschlossen, dieses Kissen hier „abzuladen“, da wir Kopfkissen von der Autovermietung bekommen haben und uns das 3,50€-Teil im Weg ist. Dankend schütteln wir den Kopf und winken ab. Er freut sich über das neue Kissen.

Insgesamt zeigt das aber die Haltung der Menschen hier. Ohne Bedenken können wir all unsere Sachen einschließlich Kamera und Laptop im Auto lassen. Hier stiehlt Keiner. Selbst wenn die Scheiben offen wären, kommt nichts weg. Eher setzt sich ein Einheimischer daneben und passt auf unser Zeug auf.

Ich habe mich heute Morgen – trotz warmer Temperaturen – ziemlich verhüllt aber das reicht noch immer nicht, um in die Sultan Qaboos Moschee zu kommen. Ich muss mir noch eine Jacke überziehen, damit auch die Arme bedeckt sind und die Haare müssen mit einem Tuch abgedeckt werden. Derartig verkleidet, dürfen wir die größte und prächtigste Moschee des Landes betreten. Mit uns busweise weitere Touristen. Im Hafen muss ein Schiff von MSC-Kreuzfahrten liegen, denn es wimmelt von Deutschen und Italienern.

Die Sultan Qaboos Moschee wurde 2001 fertig gestellt und sie ist ein echtes Beispiel für Globalisierung, denn sie vereint – bis auf Israel – alle Nationen dieser Welt. Die Wände sind z. B. aus italienischem Marmor, der Teppich wurde im Iran geknüpft, die Deutschen kümmerten sich um Konstruktion und Statik.

Das Innere des riesigen Gebetsraumes, der den Männern vorbehalten bleibt, ist tatsächlich sehr beeindruckend. Allein der zwei Tonnen schwere Kronleuchter aus Swarovski-Kristallen ist eine Augenweide. Bis 11 Uhr dürfen wir auf dem sehr gepflegten Gelände der Moschee verweilen, dann ist die Besichtigungszeit für die Besucher beendet.

Wir setzen unsere Fahrt nach Nizwa fort. Plötzlich entdecken wir am Highway das große Firmenschild von „Amouage“. Hier ist also die Fabrik. Leises Plätschern des goldenen Wasserbeckens empfängt uns und auf einem kleinen Rundgang darf man auch einen Einblick in die Produktion nehmen – wenn auch nur getrennt durch eine Glaswand. Es ist nobel und interessant hier. Dennoch sind die Angestellten äußerst freundlich und ohne jede Überheblichkeit.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Nizwa. Im großen Supermarkt holen wir uns etwas zu Essen und checken dann im Hotel „Al Diyar“ ein. Wir beschließen, gleich heute noch das Wahrzeichen von Nizwa zu besuchen. Nahe dem Markt befindet sich die Festung von Nizwa, die heute ein Museum und ein architektonisches Zeugnis der Yaruba-Dynastie von Mitte des 17. Jahrhunderts ist. Von hier aus bieten sich großartige Ausblicke auf die historische Stadt Nizwa und die umliegenden Berge. Darüber hinaus können die Räumlichkeiten der Festung besichtigt werden.

Beides ist sehr gepflegt und liebevoll gestaltet. Wir erkunden die Räume und Ausstellungen des Forts in aller Ruhe. Vom großen Turm hat man eine schöne Aussicht über die Gegend und das angrenzende Hajar-Gebirge. Auch der angrenzende Souk ist einen Besuch wert.

Mit einbrechender Dunkelheit fahren wir noch zur Sultan Qaboos Moschee von Nizwa. Die Moschee leuchtet schon von weitem und als wir uns ihr nähern, treffen wir auch unser erstes Tier im Oman; ein wildes Kamel grast am Straßenrand. Wir umrunden dann noch die Moschee, versuchen ein paar stimmungsvolle Fotos zu machen und kehren müde aber glücklich ins Hotel zurück.

28.02.2019 Nizwa mit Ausflug nach Al Ayn, ins Wadi Akhbar, Bahla

Heute morgen haben wir nicht mal den Muezzin gehört. Nach dem Frühstück brechen wir auf in Richtung der Berge und zu den Bienenkorbgräbern. Die befinden sich in Al Ayn und sind weder ausgeschildert noch werden sie touristisch vermarktet, obwohl sie unter dem Schutz der UNESCO stehen. Errichtet wurden die steinernen Bienenkorbgräber ca. um 3500 v. Chr. als Bestattungsform der Hafitperiode. Ihren Namen verdanken die Bienenkorbgräber der kompakten Hügelform. Immer auf einem Bergrücken angelegt, sind sie schon von der Straße aus erkennbar – und doch müssen wir ein wenig suchen, bis wir einen Zugang zu ihnen finden. Dank 4×4 Fahrzeug fahren wir kurzerhand durch das trockene Flussbett und stehen dann am Fuß des Bergrückens, auf dem 16 mehr oder weniger vollständig erhaltene Bienenkorbgräber stehen. Im Hintergrund blickt man auf den Jebel Shams, den höchsten Berg im Oman.

Auf der Weiterfahrt schauen wir uns die Lehmhäuser in Al Hayl an, die zwar noch recht imposant aber voller Müll und vor allem leerer Plastikflaschen sind. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, welchen Sinn es macht, wenn wir Deutschen unsere Einkäufe neuerdings unter den Arm klemmen, statt sie in Tüten zu stecken und die Pfandflaschen zum Supermarkt schleifen um uns dort eine gefühlte Ewigkeit mit dem nicht richtig funktionierenden Automaten herumzuärgern, während andere Länder fleißig weiter im Plastikmüll versinken bzw. die Landschaft damit dekorieren und das Zeug ins Meer wehen lassen … Aber das bringt nichts und gehört auch nicht hier her. Auf jeden Fall ist es jammerschade, dass diese historischen Lehmbauten so vergammeln.

Das Jebel Akhdar-Gebirge zählt zu den spektakulärsten Landschaften des Oman und enthält neben etwa 700 Wadis auch den Jebel Shams und den Jebel Kawr, den höchsten und zweithöchsten Berg des Oman. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Deshalb fahren wir nun in die Berge und passieren den Jebel Kawr. Eine imposante Berglandschaft umgibt uns, die zwar karg aber beeindruckend ist. Es ist echt Schade, dass es heute so diesig ist. Ich würde mir in dieser gigantischen Kulisse blauen Himmel wünschen. Mich fragt aber Keiner!

Nach unserer Fahrt durch das Gebirge Al Akhdar kommen wir an dem kleinen Bergdorf Ghul im Wadi Bani Habib vorbei. Die alte Siedlung Ghul klebt am Hang eines hinter ihm aufragenden Berges und ist zwischenzeitlich nicht mehr bewohnt. Die Häuser sind aus Lehmziegeln und Steinen erbaut und heben sich mit ihrer hellbraunen Farbe deutlich von dem umgebenden Fels ab. Links davon zieht sich noch eine alte Steinmauer den Berg hinauf. Oben sieht man die fast schwarzen Reste einer noch älteren Siedlung liegen. Diese stammt aus der frühislamischen Zeit und wurde vollständig mit einer hohen Stadtmauer umgeben, die ebenfalls noch sichtbar ist. Die Häuser wurden aus Naturbruchsteinen errichtet und völlig ohne Mörtel aufgeschichtet.

Im Flussbett davor liegen die Gärten der Siedlung. Ein Palmenhain spendet Schatten und in ihm gedeihen Nutzpflanzen, die mit einem Bewässerungssystem (Falaj-Kanal) bewässert werden.

Wir fahren weiter in die Oasenstadt Bahla am Fuße des Jebel Akhdar Gebirges westlich der Stadt Nizwa. Die Stadt ist heute vor allem für ihr beeindruckendes Fort “Hisn Tamah” und als Töpferstadt bekannt. Der Baustoff, aus dem nicht nur die Festung Hisn Tamah, sondern ganz Bahla besteht, ist in der Umgebung von Bahla in Form von Tonerde in großem Ausmaß vorhanden. Auch die gewaltige Festung von Bahla besteht zum Großteil aus Tonerde/Lehm. Sie wird als schönste Festung des Landes bezeichnet. Ausgezeichnet renoviert entführt sie Besucher in die Welt aus 1001 Nacht und zählt als einzige omanische Festung zum Weltkulturerbe der UNESCO. Sie stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert und wurde vollständig renoviert. Ihre hellen, sandfarbenen Mauern heben sich deutlich vor dem dunklen Hintergrund des gewaltigen Gebirgszuges Jebel Akhdar ab. Wir durchstreifen diese verwinkelte Festung ausgiebig und sind erstaunt, wie groß der Festungskomplex ist. Überall finden sich Fotomotive, zumal das Bauwerk in einem hervorragenden Zustand und blitzsauber ist.

Auch dem angrenzenden Souk möchten wir noch einen Besuch abstatten, denn Bahla gilt auch heute noch als Zentrum des Keramikhandwerks, was unter anderem an den großen Ton-Vorkommen liegt. Riesige Vorratskrüge für Datteln oder Reis, Wasserkrüge, Öllampen, Trinkschalen und Weihrauchbrenner werden hier in großer Stückzahl hergestellt und in die ganze Welt exportiert. Leider ist der Souk aber heute geschlossen, so dass wir diesen Besuch verschieben müssen. Wir besichtigen noch die alte Stadtmauer von Bahla, die ebenfalls aus Lehm besteht und fahren dann zurück nach Nizwa.

Im hiesigen Supermarkt holen wir uns unser Abendessen und schmieden anschließend im Hotel neue Pläne für die folgenden Tage.

01.03.2019 Nizwa 

Noch ist es nicht einmal richtig hell und doch lässt uns ein lautes „Muuuhh“ heute morgen aus dem Bett springen. Es kommt von einem Fahrzeug, das vor dem Hotel an der Kreuzung auf die grüne Ampelschaltung wartet. Der Pickup hat eine Kuh auf der Ladefläche, die heute den Besitzer wechseln soll, denn freitags ist in Nizwa Tiermarkt. Auf das Frühstück verzichten wir heute morgen; ein Kaffee und ein Stück trockener Kuchen müssen reichen. Wir sind in Eile. Als wir an dem großen Parkplatz vor dem Fort ankommen, ist der rappelvoll. Uwe lässt mich mit der Kamera schon mal raus und sucht allein einen Parkplatz. Ich betrete inzwischen das Gelände des Souks und als ich sehe, wie viel hier los ist, beschleicht mich kurz die Befürchtung, dass ich meinen Mann hier wohl nicht wieder finden werde (oder er mich). Aber darüber kann ich mir später Gedanken machen, denn jetzt ist erst mal die Kamera gefordert und ich werde mit Eindrücken schier überflutet. Zuerst treffe ich auf den Geflügelmarkt. Der Kauf und vor allem Verkauf des Federviehs scheint Kindersache zu sein. Hier üben sich die kleinen Jungs im Viehhandel. Von Huhn, Gans, Wachtel, Sittich, Ente, Singvogel bis zu Hase und sogar Schildkröte wird hier alles angeboten. Die Männer mit ihren weißen Dishdashas (traditionelles knöchellanges Gewand) bestimmen das Bild. Es findet sich kaum eine Frau unter ihnen.

Ich beobachte das Treiben eine Weile und laufe dann weiter über den Gemüsemarkt zum „Großtiermarkt“. Hier stehen überall Männer mit Ziegen, Schafen und Kühen. Es gibt ein überdachtes Rondell, in dessen Mitte und Außenkreis dicht gedrängt die kaufwilligen Männer und Interessierten sitzen und stehen. Zwischendrin laufen die Verkäufer mit ihren Tieren im Kreis und preisen lautstark schreiend ihre „Ware“ an. Erst stehe ich in dritter Reihe und kann nicht wirklich fotografieren, doch ein netter Omani macht mir bereitwillig Platz, damit ich freie Sicht habe. Eigentlich ist das Marktgeschehen ja Männerdomäne und doch werde ich als fremde Frau in ihrer Welt akzeptiert. Noch sind auch kaum Touristen unterwegs und erst zu fortgeschrittener Stunde mischen sich einige Touristen unter die Zuschauer. Und ja, es geschehen noch Wunder: in dem Massenspektakel treffe ich meinen Mann wieder. So schnell lösen sich Probleme!

Nachdem so langsam alle Ziegen, Zicklein, Schafe und Lämmer ihren Besitzer gewechselt haben, kommen nun die Kühe und Kälber an die Reihe und in die Runde. Ihre Noch-Besitzer haben alle Hände voll zu tun, die Tiere rundherum zu führen, denn die Kühe sehen das wohl etwas anders.

Immer, wenn ein potenzieller Käufer Interesse an einem Tier zeigt, dann wird das Tier befühlt, um den Preis gefeilscht, bei Einigkeit der Kauf per Handschlag besiegelt und bar bezahlt. Danach klemmt sich der neue Eigentümer das Tier unter den Arm und zieht davon. Eine ebenso sehenswerte Show ist dann noch der Abtransport der Tiere. Die einen packen ihre neu erworbenen Ziegen oder/und Schafe auf die Rückbank des PKW‘s; andere stecken sie in den Kofferraum (zu Hause kommt es dann vermutlich sowieso in den Kochtopf), andere klemmen sich das Schaf auf das Moped oder es wird auf den Pickup geladen. Auf dem Parkplatz stehen sogar zwei LKW’s, die Kamele geladen haben.

Jedenfalls ist die Zeit wie im Flug vergangen und wir bekommen von diesem Spektakel gar nicht genug. Auf dem Gemüsemarkt spricht mich ein alter Mann an. Ich bin überrascht, dass selbst er in seinem Alter so gut englisch spricht. Auf der Suche nach einem Frühstück schlendern wir noch durch die Markthalle und probieren uns beim Halwa-Stand durch das Sortiment. Halwa ist eine traditionelle omanische Süßspeise mit wackelpuddingartiger Konsistenz, die aus stundenlang gekochtem Zuckerwasser mit Ei hergestellt wird und der Nüsse, Weihrauch, Rosenwasser, Safran und andere Gewürze zugegeben werden. Anschließend bekommen wir noch einen typisch omanischen Kaffee, der mit Kardamom gewürzt wird.

Am späten Vormittag fahren wir dann nach Jabrin. Hier gibt es das Fort Jabrin, das  eigentlich ein Wohnschloss war. Es ist hervorragend renoviert und seine Räume sind eingerichtet, so dass man sich ein Bild von der damaligen Wohnsituation machen kann. Es muss nett gewesen sein, hier zu wohnen zumal man sich ja in diesem Land über Kälte keine Gedanken machen muss. Wir haben Glück, denn heute sind kaum Besucher unterwegs. In aller Ruhe durchstreifen wir den riesigen Gebäudekomplex  und gerade als wir gehen wollen, werden wir höflich hinausgeworfen, denn heute zum Freitag wird um 13 Uhr geschlossen.

Schloss von Jabrin, Jabreen Castle

Als nächste Station steht Al Hamra auf unserem Besichtigungsplan. Al Hamra ist eine der ältesten, besterhaltenen Städte in Oman aus dem 17. Jahrhundert der Ya‘arubi Dynastie.

Hier gibt es eine verlassene Lehmstadt. Alle Häuser wurden aus Lehm gebaut; sind jedoch inzwischen von ihren Besitzern aufgegeben worden. Die zweistöckigen Häuser können von innen und außen besichtigt werden und man bekommt einen Eindruck, wie die Menschen hier gelebt haben. Es ist wirklich schade, dass so viel Müll herum liegt, denn trotzdem ist dieser Einblick für uns sehr interessant. Wir bummeln zwischen den verlassenen Häusern umher und stellen uns vor, wie die Menschen hier gelebt haben.

Das Wetter ist heute irgendwie sehr komisch. Immer wieder ziehen Wolken zu und es regnet sogar minutenlang. Dabei bindet sich Sand und alles ist mit einer Sandschicht überzogen. Selbst auf der Brille hat man diese Sandtropfen. Dabei ist es aber doch angenehm warm, so dass man sich nicht verkriechen muss. Leider fehlt aber eben der blaue Himmel.

Das hält uns jedoch nicht davon ab, noch ein Stück ins Gebirge zu fahren. Wir möchten das kleine Bergdorf Misfat Al Abryeen besichtigen, das sich an die Hänge des Berges anschmiegt und als eines der schönsten Dörfer im Oman gilt. Eine steile Serpentinenstrasse windet sich den Berg hinauf. Oben angekommen heißt ein riesiges Schild am Ortseingang die Besucher willkommen, fordert aber auch Pflichten der zahlreichen Touristen ein.

Verhaltensregelen - traurig, dass es so etwas braucht!

Kurze Hosen sind tabu, Frauen sollen sich dezent kleiden und bevor man einen Dorfbewohner fotografiert, soll man ihn um Erlaubnis bitten. Außerdem soll man in den Obstgärten keine Früchte pflücken und ohne Einladung keine Häuser betreten. Eigentlich ist es traurig, dass man solche Regeln erstellen muss. Welche Touristen sind da durch fremde Felder getrampelt und haben Obst gepflückt? Und wer möchte schon einen fotografierwütigen Besucher in seinem eigenen Wohnzimmer stehen haben? Manche Touristen versteht man einfach nicht und doch erleben wir tagtäglich genau diese Rücksichtslosigkeit.

Der Weg durch das Dorf führt uns auch zu den aflaj (auch Falaj – Wasserkanälen). Diese Wasserkanäle sind eine traditionelle omanische Art die Felder zu bewässern. Sie sind wie Lebensadern. Je nach Bedarf wird das Wasser so geleitet, dass alle Felder damit gewässert werden können, denn Wasser ist kostbar! Das wird uns im Oman wieder so richtig bewusst. Leider ist das Wetter heute nicht auf unserer Seite, denn immer wieder regnet es und so steigen wir nicht weiter in die Obstgärten hinab sondern belassen es bei einer kürzeren Besichtigung des Dorfes.

Nun fahren wir noch nach Tanuf, um dort die alte Lehmstadt zu besichtigen. Es wird zwar bald dunkel, aber für diesen Abstecher reicht uns die verbleibende Zeit noch. Viel ist von dieser Siedlung nicht mehr übrig. Die Lehmbauten sind dem Verfall geweiht. Dennoch sieht man auch ein paar recht gut erhaltene Mauerreste und man kann sich gut vorstellen, wie sich der Ort den Berg hinauf gezogen hat. Auch eine Stadtmauer lässt sich noch erkennen.

Wir durchstreifen die Ruinen, jeder auf einem anderen Weg. Plötzlich steht wie aus dem Nichts ein junger Mann vor mir, reicht mir die Hand und wird ziemlich anhänglich. Von Uwe ist weit und breit nichts zu sehen. Mir wird unbehaglich und ich rufe nach ihm. Da meint der junge Mann, ja Uwe ist da drüben. Der Kerl wird mir immer unheimlicher und ich bin mir auch unsicher, ob er Omani oder Inder ist. Er will mir irgendetwas zeigen; ich soll mitkommen. Ich denke gar nicht daran und bin froh, als Uwe endlich auf der Bildfläche erscheint. Immerhin trollt sich der Kerl nun und lässt mich in Ruhe. Diese merkwürdige Situation wird durch die einsetzende Dämmerung und das trübe Wetter noch mystischer und ich frage mich noch immer, wo der Kerl her kam und was er wollte. Wenn er nur freundlich und hilfsbereit sein wollte, dann hätte er sich doch nicht bei Uwe‘s Erscheinen verdrückt.

Nun ja, wir haben ohnehin genug gesehen und treten die Rückfahrt an. Der Tag hatte für uns wahrlich viele Eindrücke auf Lager, die wir erst einmal verarbeiten müssen.

02.03.2019 Nizwa 

Ein Highlight in der Umgebung von Nizwa haben wir noch nicht besucht und das steht heute auf unserem Programm. Zuerst fahren wir in das Wadi Muaydin, ein Tal mit trockenem Flussbett. Wir können mit dem Auto ein ganzes Stück in das anfangs breite Wadi hineinfahren, doch irgendwann verengt sich das Tal, die Felsblöcke werden größer und dann geht nur noch wandern. Ein Stück laufen wir noch in das schöne Tal hinein, bevor wir umdrehen. Schließlich haben wir heute noch mehr vor, aber theoretisch könnte man hier schön wandern.

Wir verlassen das Tal wieder und fahren zum Saiq Plateau am Jebel (Berg) Akhdar. An einem Polizeiposten müssen wir uns ausweisen, aber Papiere will der Polizist nicht sehen. Ihm ist wichtig, dass wir ein Allradfahrzeug haben und auf dem Rückweg den Berg hinunter auch davon Gebrauch machen. Allerdings fragen wir uns ernsthaft, wieso hier nur Allradfahrzeuge hochfahren dürfen. Die meist dreispurige Straße ist supergut ausgebaut und ordentlich asphaltiert. Naja, dann ist da oben wenigstens nicht so viel los.

Schon die Fahrt bis auf 2090 Meter üM. ist ein Erlebnis. In steilen Serpentinen windet sich die Straße den Berg hinauf und die Aussicht ist gigantisch. Inzwischen hat der Wind aufgefrischt und als wir oben ankommen, bläst es uns fast um. Wir können die Autotür beim Aussteigen kaum halten und auch das Fotografieren ist verwacklungsfrei fast nicht möglich. Zuerst fahren wir zu Diana‘s Viewpoint, wo inzwischen das Luxus-Hotel Anantara steht und man leider nichts mehr sieht. Ein Stück weiter hat man jedoch von der Straße aus einen grandiosen Ausblick auf die kleinen Bergdörfer Al-Ayn und Al-Sharijah mit ihren unzähligen Terrassenfeldern, die am steilen Berghang kleben. Die Region um den Jebel Akhdar, dem „Grünen Berg“ ist besonders fruchtbar. Das liegt daran, dass an den Berghängen relativ häufig Niederschläge abregnen und das Kalkgestein das Wasser besser speichern kann als anderes Gestein. Zudem sind die Temperaturen eher mediterran und mild. Hier gedeihen Mais, Granatäpfel, Mandeln, Pfirsiche, Aprikosen, Weintrauben und Rosen, aus denen das berühmte Rosenwasser gewonnen wird.

Saiq Plateau am Jebel (Berg) Akhdar

Wir fahren zum Bergdorf Al-Ayn und schauen uns die Terrassenfelder mit ihren ausgeklügelten Bewässerungsgräben (Aflai oder Falaj) aus der Nähe an. Auch die üppigen Rosenstöcke können wir genauer betrachten. Schade, dass die Rosen noch ein paar Wochen brauchen, bis sie Blüten tragen. Die Herstellung des Rosenwassers hätte ich mir gern angeschaut, doch im Moment steht die Destillerie still. Staunend stehen wir vor dem steilen Hang und fragen uns, wie man den bewirtschaften kann. Vor uns bewässert gerade ein alter Mann seine Rosen und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie er den Hang hoch und runter kommt.

Wir verlassen das Saiq-Plateau wieder so, wie wir gekommen sind. Unterwegs staunen wir noch über die rege Bautätigkeit hier oben auf dem Plateau. Obwohl es schon einige Hotels gibt, wird fleißig weiter ein Hotelkomplex nach dem anderen errichtet.

Auch wenn es heute sehr windig ist, so zeigt sich das Wetter doch von seiner strahlenden Seite, zu der auch stahlblauer Himmel gehört. Immer wieder halten wir an und genießen das tolle Panorama, das sich vor uns ausbreitet.

Die Fahrt talwärts verläuft auch nicht ohne Fotostopps. Als ich ein Stück zurück laufe,  weil Uwe nicht sofort am Straßenrand stehen bleiben kann, hält sofort ein Fahrzeug neben mir an und ein junger Mann fragt, ob ich Hilfe brauche. Diese Hilfsbereitschaft ist unglaublich.

Wir beschließen, noch einmal nach Barka zu fahren in der Hoffnung, dass der Souk heute geöffnet hat. Leider ist dieser Weg umsonst und der Markt wieder geschlossen. Damit der blaue Himmel nicht ungenutzt verkommt, machen wir noch einen Abstecher nach Tanuf um die alten Lehmruinen weiter zu erkunden. Schließlich hatten wir das gestern wegen der einbrechenden Dämmerung abbrechen müssen.

So haben wir auch diesen Tag voll ausgenutzt. Im großen Supermarkt von Nizwa kaufen wir uns Verpflegung für die nächsten Tage ein. Schließlich wollen wir in der Wüste nicht verhungern.

03.03.2019 Nizwa – Rub al Khali (Camping in Ghaftain)

Heute verlassen wir die Zivilisation, denn wir fahren in die Wüste. Sandbleche, genügend Proviant und ausreichend Wasser haben wir; ebenso einen Kompressor, zweiten Reservetank mit nochmals 70 Ltr. Fassungsvermögen, Schaufel und ein gutes Navigationssystem plus GPS.

Ab heute beginnt das Abenteuer und Camping im Dachzelt; also der Zustand in dem wir unsere eigene Verwahrlosung als Erholung empfinden werden – hoffentlich! Frisch geduscht, frisch gewaschene Haare, ordentlich ausgeschlafen und gut parfümiert kann man den Mund weit aufreißen. Schauen wir mal, ob uns nicht inzwischen das Alter eingeholt hat, denn unser letzter Dachzelt-Urlaub ist schon eine Weile her.

Also auf in die Wüste Rub al-Khali!

Rub al-Khali bedeutet in der Sprache der Beduinen „Leeres Viertel“. Einer Legende nach soll Gott bei der Schöpfung die Erde in vier Viertel geteilt haben. Das erste Viertel galt allen Gewässern, das zweite und dritte dem Festland und das vierte Viertel sparte er auf für das leere Ödland. Und Ödland heißt dort auch wirklich Ödland, denn es gibt tatsächlich nichts.

Zudem ist die Rub al-Khali die größte zusammenhängende Sandwüste der Welt. Sie umfasst 650.000 qkm; bedeckt mit Sand, vereinzelt Steinen und sonst nichts. Oasen fehlen fast vollständig und die großen Temperaturschwankungen machen die Wüste zur einsamsten Region der Erde. Immerhin führt eine gut ausgebaute Straße durch die Rub al-Khali.

Bevor wir uns auf den knapp 900 km langen Weg durch die Wüste nach Salalah machen, besuchen wir noch das Dorf Manah und das Fort Faiqain. Beide Orte haben sehr sehenswerte alte Lehmsiedlungen, die man besichtigen kann. Es fasziniert uns zu sehen, wie die Menschen noch vor einigen Jahrzehnten gelebt haben, bevor sie in moderne große neue Häuser umgezogen sind. Die Lehmbauten sind eine beeindruckende Baukunst und zeigen, wie die Menschen aus Nichts gebaut haben.

Das Fort Faiqain ist tadellos restauriert und uns wird extra aufgeschlossen, damit wir es – kostenlos – besichtigen können. Es diente als fünfgeschossiges Wohnhaus  und auch als Verteidigungs- und Lagerhaus. Von oben hat man einen schönen Ausblick über das Dorf und die Umgebung. Danach streifen wir noch etwas durch die angrenzenden Ruinen der Lehmhäuser und besichtigen den Falaj (Wassergraben) der vor dem Fort mit klarem Wasser plätschert.

Wir können sogar eine Blauracke, Bienenfresser und einen Gecko beobachten, die in den Lehmbauten ideale Lebensbedingungen finden, denn die Mauern sind dick und teilweise hohl. Es ist schade, dass diese Lehmsiedlungen nicht erhalten werden, denn auch sie sind ein Teil der omanischen Kultur.

Anschließend setzen wir die Fahrt fort und schon nach kurzer Zeit können wir uns selbst ein Bild davon machen, was „Ödland“ heißt – nämlich wirklich gar nichts! Eine Sandböe nach der anderen bläst über die Straße und wir empfinden echtes Mitgefühl mit den Bauarbeitern, die hier am Abriss der alten Straße arbeiten, denn inzwischen ist die Strecke dreispurig ausgebaut. Wir kommen zügig voran, auch wenn verhältnismäßig viel LKW-Verkehr ist. Im Sandsturm sehen die aneinandergereihten LKW‘s aus wie eine Karawane – eben die der Moderne. Der feine Sand dringt durch alle Ritzen und schon nach kurzer Zeit hat sich das mit dem „Frisch“ erledigt. Es knirscht sogar zwischen den Zähnen. Die Bauarbeiter, die hier noch an der neuen Straße arbeiten bzw. mit dem Abriss der alten Piste beschäftigt sind, können einem leid tun. Eingemummt und mit Sonnenbrille kann man nicht mal erkennen, welcher Nationalität sie sind. Die enorme Hitze, der starke Wind und der Sand dazu sind wahrlich keine einfachen Arbeitsbedingungen. Da gibt es auch keine Toi-Tois in der topfebenen Landschaft ohne Baum und Strauch.

Auffallend ist, dass hier groß gebaut wird. Noch kann man nicht nachvollziehen, wieso die schnurgerade Straße Brücken und Kreisverkehre braucht aber offenbar werden hier mittelfristig Stichstraßen zu den Küstenorten entstehen.

Der Sandsturm ist dann auch die einzige Abwechslung, wenn man noch davon absieht, dass immer mal wieder Erdölförderung zu sehen ist. Die hat immerhin dem Land zu seinem Reichtum und seiner raschen Entwicklung verholfen.

Während ich schon mal ein wenig am Reisebericht schreibe, meldet sogar mein Ipad, dass es ihm zu heiß ist. Es zeigt die Meldung „Notfall“; muss abkühlen und macht gar nichts mehr. Ja toll, was sollen wir sagen? Error, Error!?

Nach 381km durch eine platte Kieswüstenebene erreichen wir den kleinen Wüstenort Haima. Hier gibt es ein Schutzgebiet für Oryxantilopen, doch die bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Die dreispurige Asphaltstraße führt schnurgeradeaus und auch wenn man sie mit 120 km/h befahren kann, ist  sie  recht ermüdend. Noch in Haima können wir uns nicht vorstellen, hier zu übernachten, denn noch immer weht es heftig. Als ich an der Tankstelle aussteige – zuvor muss ich mir sittsam den langen Rock über die Shorts streifen – weht es mich bald weg und der Sand „pudert“ mir das Näschen.

Wir planen, bis Ubar durchzufahren, doch das wird knapp, denn bei Dunkelheit wollen wir nicht fahren. Kurz vor Ghaftain, 100 km hinter Haima, sieht die Wüste  hübscher aus. Hier stehen ein paar kleine weiße Dünen in der Landschaft und lockern das monotone Bild etwas auf. Ich steige zum Fotografieren aus und stelle fest, dass sich der Wind gelegt hat. Kurzerhand entscheiden wir uns um, Uwe schaltet den Allrad ein und wir verlassen die befestigte Straße in Richtung Sanddünen. Wir suchen uns einen einigermaßen ebenen Platz und schlagen unser Zelt auf. Zwar sind wir weithin sichtbar, aber das ist kein Problem, zumal freies campen überall gestattet ist, sofern man seinen Müll wieder mitnimmt.

Zunehmend wir auch der Verkehr immer weniger und so haben wir bald Ruhe. Wir grillen auf Holzkohle unsere Steaks und die Lammkoteletts, die sehr schmackhaft sind. Frischer, eingelegter Ziegenkäse mit Chilli und Oliven rundet unser Abendessen ab. Aaaaach, was würden wir jetzt für ein kühles Bier geben! Kein Alkohol ist eben auch keine Lösung! Aber wenn man muss, geht alles und so verschwenden wir keine Wehmut an solche Nebensächlichkeiten. Kaum ist die Sonne untergegangen, wird es auch deutlich kühler. Ich wechsle in die langen Hosen.

Ein wenig unroutiniert verläuft noch das abendliche Zu-Bett-geh-Ritual; wir sind halt aus der Übung mit dem Dachzeltcamping. Doch dann haben wir uns „eingegrooved“ und schlafen gut.

04.03.2019 Rub al-Khali (zw. Shisr und Al-Hashman)

Erst in den frühen Morgenstunden wird es frischer, aber nicht kalt. So gegen 9 Uhr hat die Sonne dann aber wieder die Oberhand.

Den Morgen lassen wir gemütlich angehen, können endlich selbst bestimmen, was wir essen und trinken möchten. Dazu gehört auch frisch gepresster Orangensaft. Wir frühstücken gemütlich. Obwohl die Wüste doch sehr lebensfeindlich scheint, kommt uns eine Mantis (Gottesanbeterin) besuchen. Klar, dass wir die fotografieren müssen.

Im nicht weit entfernten Ort Ghaftain, der lediglich aus einer Tankstelle und ein paar Baracken besteht, tanken wir auf und setzen dann unsere Fahrt fort. Hinter Muqshin, einer kleinen Siedlung aus lauter neuen weißen Häusern treffen wir auf ein Kamel mit Jungtier, doch die Tiere sind extrem scheu. Man fragt sich, was die hier in dieser Einöde fressen, wo es nichts Grünes gibt.

Um nicht einen Weg doppelt zu fahren, verlassen wir den Highway schon bei Dawakah und folgen der Schotterpiste nach Shisr. Dort besuchen wir die äußerst unscheinbare archäologische Ausgrabungsstätte Ubar. Wir sind die einzigen Besucher. Die Tafeln an dem Rundweg sind schwarz und nicht mehr lesbar. In der Hoffnung, dass das Video im neu gebauten Haupthaus etwas Aufklärung gibt, schauen wir uns im eiskalt runter gekühlten Raum auf einer großen Panoramaleinwand den knapp zehnminütigen Film an. Hinterher sind wir so schlau wie vorher. Gut, dass wir Reiseführer dabei haben, die Aufschluss geben, warum diese paar Mauerreste und das große Loch sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen. Man vermutet hier bzw. hat Anfang der 1990er Jahre bei Ausgrabungen Beweise dafür gefunden, dass Ubar das „Atlantis der Wüste ist“. Man hat Reste einer Karawanenstation entdeckt und ist der Meinung, dass das das sagenumwobene Ubar ist. Die Stadt soll von der Erde verschlungen worden sein, da sie zu reich und zu lasterhaft geworden ist. Die Entdeckung der Ruinen von Ubar ist auf Sattelitenbilder der Raumfähre „Challenger“ zurückzuführen, auf denen alte Karawanenstraßen im Wüstensand zu erkennen sind. Eine der Karawanenstraßen führt nach Shisr, wo man mit Ausgrabungen begann und auch fündig wurde. Aufgrund der Wasservorkommen von Shisr entwickelte sich hier schon vor mehr als 5000 Jahren ein reger Karawanenhandel. Angeblich verließen von hier Karawanen mit bis zu 2000 Kamelen den Süden des Omans, um Ware und den begehrten Weihrauch in das Innere Arabiens, nach Ägypten, Palästina und Mesopotamien zu bringen. Bei den ausgegrabenen Gebäuden bzw. deren Mauerresten handelt es sich um Häuser, Wehranlagen und Türme der Stadtmauer und mitten im Ausgrabungsgelände befindet sich ein großer, etwa 12 Meter tiefer Krater. Es handelt sich dabei um eine Kalksteinhöhle, deren Decke eingebrochen ist. Falls dies passiert ist, während die Stadt voll Menschen war, dann wäre das ein Beweis für die Richtigkeit der Legende. Die Fundstücke, die man bei den Ausgrabungen gefunden hat, wie etwa Chinesische Keramik aus der Ming-Dynastie, Glasperlen und Schmuck aus den südarabischen Königreichen, Töpferwaren aus Griechenland, Rom, Syrien und Mesopotamien untermauern die These, dass hier eine kleine aber sehr bedeutende Handelsstadt gewesen sein muss.

Nach diesem Exkurs wird uns die Bedeutung dieser einsamen Stätte mitten in der Rub al-Khali-Wüste nun auch klar und wir sind froh, den Abstecher gemacht zu haben. Eigentlich sind wir schon auf dem Weg in Richtung Thumrait, als Uwe an der Straße eine blaue Dhofar-Agame entdeckt. Die müssen wir natürlich erst einmal fotografieren. Derweil fahren etwa 40 SUV – alle mit Touristen besetzt – in Richtung Ubar-Ruinen. Keines der Fahrzeuge kommt jedoch auch wieder zurück. Wir wundern uns und ich greife noch einmal zum Reiseführer und zur Karte. Schnell wird klar, dass die alle auf dem Weg in die Wüstencamps sind und das heißt, hier in der Nähe müssen große Sanddünen sein. Dort wollen wir auch hin, also wird gedreht. Im Konvoi brechen gerade alle Fahrzeuge auf und ziehen gen Wüste. Nö, Euch fahren wir nicht hinterher. Wir wollen Richtung Al-Hashman denn dort soll es die gigantischen Sanddünen geben. Allerdings haben wir ein Problem, denn unser Haupttank ist inzwischen leer und wir wissen nicht, wie viel genau im Zweittank ist. Außerdem braucht Sandpiste deutlich mehr Sprit. Wir entscheiden unterwegs, dass wir nicht die ganze Strecke fahren und suchen uns ein lauschiges Plätzchen in den – leider etwas mickrigen Dünen. Das tut der Idylle aber keinen Abbruch und wir genießen bei einem Grillfeuer den klaren Sternenhimmel. Nach Einbruch der Dunkelheit können wir sogar ein kleines Mäuschen beobachten, das extra mal aus seinem Loch kommt, damit wir es richtig sehen können.

05.03.2019 Rub Al-Khali (Al Hasman)

Nach ausgiebigem Frühstück fahren wir zurück und wollen eigentlich Thumrait ansteuern. Am Ortsende von Shisr entdecken wir dann die „Tankstelle“, von der es heißt: „unsichere Versorgung“. Wir versuchen unser Glück und das erste, was uns der herbeigeeilte Tankwart fragt ist, ob alles in Ordnung ist. Als wir bejahen, fragt er noch mehrmals, ob wir wirklich kein Problem haben. Sie hätten sich schon Sorgen um uns gemacht. Wir sind wieder einmal sprachlos.

Auf jeden Fall können wir volltanken und Feuerholz bekommen wir auch noch zu kaufen. Dann steht der Fahrt bis zur Ramlat (Sandwüste) Al-Hashman nun aber nichts mehr im Weg, auch wenn wir dazu ein Stück doppelten Weg fahren müssen. Immerhin sehen wir auch noch eine Gruppe wilde Kamele, die direkt auf uns zukommen. Auch eine Dhofar-Agame können wir entdecken. Die kann die Farbe in sekundenschnelle von Blau-Orange in Grün wechseln.

Wir fahren die ca. 60 km und sehen die ersten großen Sanddünen. Unmittelbar hinter dem Ort türmt sich eine riesige imposante Dünenlandschaft auf. Wir testen noch schnell den Kompressor, bevor wir Luft aus den Reifen lassen und in den weichen Dünensand fahren. Kaum haben wir die ersten Dünen hinter uns gelassen, stehen wir in einem Dünencamp. Wenden ist nicht, also müssen wir mitten durch das Camp fahren und dort drehen. Hier gibt es sogar Toiletten und natürlich fließend Wasser – den Touris soll es ja an nichts fehlen in der Wüste…. Zum Glück ist niemand in dem Camp, sonst wäre es etwas peinlich geworden. Wir suchen uns einen neuen Weg im Dünenmeeer und als wir einen schönen Platz gefunden haben, lassen wir uns nieder. Auch wenn einem hier der feine Sand ordentlich ums Näschen weht und man sich fühlt, als würde man sandgestrahlt, so ist es doch absolut friedlich und entspannend.

Im Schatten unseres Dachzeltes verbringen wir den Nachmittag mit Essen und Nichtstun und sehen den feinen Sand als Peeling für glatte Haut. Die gigantische Kulisse um uns herum ist durch nichts zu trüben. Als die Sonne am späten Nachmittag an Kraft verliert, wandern wir durch die Dünen. Es ist unglaublich, mit welcher Kraft der feine Sand zusammengepresst wird. Viele der Dünen bestehen aus bretthartem Sand. Weithin sichtbar ragt unser Dachzelt aus dem Dünenmeer. So können wir uns wenigstens gut orientieren.

Nach Einbruch der Dunkelheit entfachen wir ein gemütliches Lagerfeuer, beobachten die kleinen Mäuschen, die heute dank unserer Brotkrümel Party feiern und erfreuen uns an der Ruhe und dem Sternenhimmel in einer einmaligen Kulisse.

Gegen Mitternacht kommt ein ziemlich heftiger Wind auf und rüttelt ganz schön am Zelt. Da haben wir morgen sicherlich zu suchen, wie wir aus dem Dünenmeer wieder herauskommen, denn unsere Fahrspuren sind mit Sicherheit zugeweht. Wir sind dann im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht.

06.03.2019 Rub Al-Khali – Salalah (Intercity Hotel)

Mit Sonnenaufgang packen wir unsere Sachen zusammen und verlassen die Dünen ohne Probleme auf dem gleichen Weg, wie wir gekommen sind. Meine Sorge, dass wir unsere Spur nicht mehr im Sand sehen, ist unbegründet.

Auch das Luftaufpumpen geht schneller, als erwartet. In weniger als 15 Minuten haben wir wieder ordentlichen Reifendruck und können unsere Fahrt fortsetzen. Über Shisr und Thumrait fahren wir ins Wadi Dawkah. Hier soll die Heimat der Weihrauchbäume (Frankincens engl., Boswellia sacra lat.) sein. In Thumrait werden wir buchstäblich von der Straße geweht, so stürmisch ist es und im Wadi Dawkah, einem riesigen Tal, in dem man leicht die Orientierung verliert, sehen wir Beduinenzelte und Kamele, aber keine Weihrauchbäume. Egal, imposant ist dieses Tal dennoch. Als wir wieder auf der Hauptstraße sind, kommt wenige Kilometer nach dem Abzweig ins Wadi Dawkah eine Aussichtsplattform mit Blick auf eine der berühmten und gut gehüteten Weihrauchplantagen. Die wertvollen Bäume sind sogar eingezäunt, denn Experten sind sich einig, dass der kostbarste Weihrauch der Welt hier aus der Dhofar-Region kommt. Die unscheinbaren Bäume liefern mit ihrem Harz ein kleines Vermögen.

Um das wertvolle Weihrauch zu gewinnen, werden die Stämme und Äste wildwachsender Bäume angeritzt. Der austretende weißliche Milchsaft trocknet an der Luft zu einer zähen Masse, die nach einiger Zeit als kleine „Harztränen“ eingesammelt wird. Das Harz besteht zu 15 bis 20 Prozent aus heilkräftigen Boswelliasäuren. Die Ernte erfolgt bis zu sieben Mal im Jahr, aber nur die sechste und siebte Ernte ergeben einen so reinen Weihrauch, der auch zum Verzehr geeignet ist. Die Harzausbeute pro Baum hängt von Alter, Größe und Zustand des Baumes ab und liegt zwischen 3 und 10 Kilogramm Harz.

Die zeitraubende Gewinnung und die langen Handelswege waren der Grund, warum Weihrauch früher in verschiedenen Kulturen als ein hoch angesehenes Luxusgut galt. Mit dem beim Verbrennen des Harzes entstehenden aromatischen Duft wurden Götter und Könige verehrt und die Omanis nutzen Weihrauch auch heute noch als Duftstoff, Medizin und bei der Körper- und Wäschepflege.

Kurze Zeit später erreichen wir Salalah. Die Stadt ist die zweitgrößte des Landes und doch so ganz anders als Muscat. Das Klima ist deutlich feuchter, die Luft riecht nach Meer, denn Salalah liegt am Arabischen Meer, das in den Indischen Ozean übergeht. Obwohl die Stadt ca. 370.000 Einwohner hat, wirkt sie etwas verschlafen oder zumindest entspannt.

Zuerst fahren wir zur „Grand Garden Mall“ und staunen mal wieder über die vielen edel ausgestatteten Parfümgeschäfte. Salalah macht seinem Namen als „Parfümhauptstadt Arabiens“ alle Ehre. Wir entscheiden uns dafür, hier in der Stadt ein Hotel zu beziehen und buchen uns rasch übers Internet ein Zimmer im „Intercity Hotel“. Dann steuern wir das Hotel an, spülen erst einmal den Wüstensand ab und fahren zum Weihrauch-Souk. Dort ist noch nicht viel los und uns zieht es sowieso ans Meer, das nur ein paar Schritte vom Weihrauch-Souk entfernt ist. So kurz vor Sonnenuntergang haben sich viele einheimische Männer am Strand zu einem Plausch versammelt. Sie haben einen großen Teppich vor ihrem Auto ausgerollt und  darauf sitzen sie in Campingstühlen. Frauen trifft man hier so gut wie keine an.

Im libanesischen Restaurant „Baalbeck“ essen wir zu Abend. Die Gerichte sind schmackhaft und preiswert. Der Chef berät uns höchstpersönlich und wir kosten so viel wie möglich. Fehlt nur ein leckeres Glas Wein dazu…

Anschließend fahren wir die Uferstraße entlang und staunen über die unzähligen Obststände. Überhaupt mutet es komisch an, dass sich mitten im Gebiet der Uferpromenade plötzlich Obst- und Gemüsegärten befinden. Kokospalmen, Bananenstauden, Papaya-Bäume prägen nun das Bild und dazwischen unzählige kleine Obstverkaufsstände.

Wir werfen einen Blick auf die Ruinen von „“Al Baleed“, machen ein paar Aufnahmen von der stimmungsvoll beleuchteten Sultan Qaboos-Moschee und schlendern dann noch einmal durch den Weihrauch-Souk. Auf Schritt und Tritt sollen wir riechen, bekommen Parfüm und Weihrauch unter die Nase gehalten. Es ist interessant zu sehen, was hier so angeboten wird. Aber leider haben wir so gar keine Ahnung davon.

Sultan Qaboos Moschee, Salalah

Auf dem Weg zum Hotel kommen wir auch noch am Gold-Souk vorbei. Hier ist für uns weniger interessant, was da alles glitzert – und es glitzert wahrlich reichlich –  sondern vielmehr wer das kauft. Die omanischen Frauen scheinen eine Vorliebe für üppigen Goldschmuck zu haben. Jedes Geschäft ist voller verhüllter, verschleierter Frauen, die sich Goldschmuck kaufen. Der wird hier je nach Karat berechnet und ausgewogen. 18 K kosten 15.380 OMR und 21 K 18.000 OMR – der Preis wird im Geschäft auf einer Leuchttafel angezeigt. Die Frauen sind regelrecht im Goldrausch. Vor dem Geschäft läuft wegen der Klimaanlage das Fahrzeug weiter, evtl. wartet der Mann im Auto. Dauert es ihm zu lange, versucht er durch Hupen mit mehr oder weniger Erfolg das Verkaufsgeschehen zu beschleunigen. Halbe Kettenhemden aus Gold werden hier angeboten und jeder Bürgermeister würde mit seiner Amtskette gegen die hier angebotenen üppigen Ketten abstinken. Dabei fragen wir uns natürlich, wozu der Schmuck, denn man sieht ihn ja unter der Abaya sowieso nicht. Nun, wir sehen das halt mit unserer europäischen Sicht und haben keine Ahnung ….! Für die omanischen Frauen ist Goldschmuck eine Art Lebensversicherung.

07.03.2019 Salalah

Wir stehen relativ früh auf, denn wir wollen auf den Fleischmarkt. Der befindet sich nur wenige Fahrminuten vom Hotel entfernt. Der Fleischmarkt ist eine reine Männerdomäne, da werde ich maximal geduldet. Also ziehe ich wenigstens etwas Hochgeschlossenes über, damit ich nicht provoziere. Das Marktgeschehen ist schon in vollem Gang. In erster Linie wird Kuh und Kamel zerlegt und verkauft. Es ist ein spannendes Treiben, dem wir gebannt zusehen. Besonders fotogen ist das „Slicen“ der Fleischstücke in dünne lange Schnüre. Dazu wird – in der Hocke sitzend – das Messer mit den Füßen gehalten und das Fleischstück mit beiden Händen über der Messerkante geteilt. So entstehen die langen Schnüre, die dann in der Sonne zum Trocknen aufgehangen werden und nichts anderes sind als Biltong in Afrika.

Als wir gerade versuchen, das Markttreiben zu erfassen, spricht uns ein älterer Omani an und will wissen, wo wir herkommen. Als er hört, dass wir aus Deutschland kommen, ist er ganz aus dem Häuschen und erzählt, dass er gerade für drei Tage in Berlin war. Er zeigt uns ein Foto auf seinem Handy und lädt uns sofort ein auf eine Kokosnuss. Die wird frisch aufgeschlagen und schmeckt köstlich. Kaum haben wir die getrunken, marschiert er mit uns zum Dattelverkäufer und ehe wir uns versehen, hat er für uns eine 1kg-Packung bester Datteln für ca. 7 Euro gekauft. Die drückt er uns in die Hand, plaudert noch kurz mit uns und ist auch schon verschwunden, denn sein Metzger hat inzwischen das Fleisch gekauft und ins Auto geladen. Wir haben keine Ahnung, wie uns geschieht und wen wir da vor uns hatten, aber seine erfrischende Art war eine Bereicherung und er hat uns die omanische Gastfreundschaft gezeigt.

Noch völlig perplex schauen wir uns nun auch noch das Treiben in der Fisch- und in der Gemüsemarkthalle an. Die Warenvielfalt ist gigantisch. Ein alter Mann hält mir die Hand hin und will sich unterhalten. Das ist ungewöhnlich, denn als Frau werde ich hier maximal geduldet oder besser übersehen. Zumindest habe ich hier nichts zu melden; werde aber neugierig beäugt.

Das Schöne ist, dass hier auf dem Markt keine Touristen unterwegs sind; die Einheimischen bleiben unter sich. Gleich neben der Fleischhalle ist ein sehr schmuckloses „Restaurant“, in dem man auch Kamelfleisch bekommt. Gern hätten wir das mal gekostet, doch so kurz nach dem Frühstück ist das noch nichts für uns.

Es fällt uns schwer, uns hier loszureißen, denn zu interessant ist diese unbekannte Welt. Wir haben heute aber noch mehr vor. So fahren wir weiter zur archäologischen Ausgrabungsstätte „Al Baleed“, die sich fast direkt am Strand von Salalah befindet.   Unter der Bezeichnung „Land of Frankincense” („Land des Weihrauchs”) zählt Al-Baleed gemeinsam mit anderen Stätten an der Weihrauchstraße zum Weltkulturerbe der UNESCO. Besonders sehenswert sind der Palast (bzw. das, was von ihm noch übrig ist) und die Moschee, von der noch die vielen Säulen zu sehen sind.

Das dazugehörige Museum ist sehr sehenswert und bringt einem nicht nur die historischen Ausgrabungsgegenstände näher sondern zeigt auch ein Modell zur Funktion der Falaj (Bewässerungsgräben), Modelle weiterer Sehenswürdigkeiten des Landes und die Gewinnung und Bedeutung des Weihrauchs.

Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen haben, können wir das nächste Ziel unseres heutigen Tages ansteuern. Wir fahren nach Mughsayl, einem Ort etwa 56 km hinter Salalah. Hier soll es den schönsten Strand im ganzen Oman geben. Das ist für uns Grund genug, uns diesen Strand anzusehen. Außerdem gibt es bei starker Brandung ein Blowhole, durch das die Gicht nach oben geschleudert wird.

Unterwegs treffen wir auf eine große Herde Kamele. Ein Jungtier steht noch ganz wacklig auf den Beinen. Das kann noch nicht alt sein. Den Kamelen bieten wir unsere alten Brotreste an und die werden herzlich gern angenommen.

In Mughsayl haben wir den Strand ganz für uns allein. Das türkisblaue Meer ist ein schöner Kontrast zum weißen feinen Sand und die Berge rahmen den Strand ein. Es ist wirklich eine malerische Idylle. Wir fahren an den Strand und sehen, dass noch weiter unten auch Fahrzeugspuren sind. Ich ermuntere Uwe, etwas weiter runter zu fahren. Schließlich brauche ich für meine Fotos noch einen „Eye-catcher“. Uwe fährt in den weichen Sand und schon ist mir klar, dass das kein gutes Ende nimmt. Jetzt um die Mittagszeit ist der Sand sehr weich und es kommt, was kommen muss. Wir stecken im weichen Sandstrand fest. In meinem Mann brodelt es, schließlich war ich diejenige, die ihn ermuntert hat. Ihm entfährt: „So, jetzt hast Du Deinen Eye-catcher“.

Kleinlaut wechsle ich vom langen Rock in die kurze Hose, schnappe mir die Schaufel und lege den linken hinteren Reifen und vor allem den Auspuff etwas frei. Derweil lässt Uwe – mal wieder – Luft ab; überwiegend aus unseren Reifen. Das Fotografieren ist mir erst einmal vergangen. Vermutlich hätte ich dann auch die Kamera um die Ohren bekommen. Aber so schlimm ist es gar nicht. Nachdem die Reifen weniger Luft haben, funktioniert es beim ersten Versuch, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Wenig später steht das Fahrzeug wieder auf festem Untergrund. Nun heißt es Luft wieder aufpumpen. Naja, das ist in der Mittagssonne jetzt nicht so ein Vergnügen, hilft aber nichts. Gnädig werde ich entlassen und zum fotografieren an den Strand geschickt. Es ist wunderschön hier. Ich wate durch das angenehm temperierte Wasser, schaue den vielen Spindelschnecken zu, wie sie sich blitzschnell im Sand eingraben und kichere vor mich hin, denn dieses Erlebnis am Strand von Mughsayl werden wir so schnell nicht vergessen.

Nun ist auch bei meinem Mann die Welt wieder in Ordnung. Wir fahren noch ein Stück weiter bis zum Blowhole. Heute ist allerdings viel zu wenig Brandung, so dass man gar nichts sieht. Dafür sind die Kamele, die sich hier am Strand und in der kleinen Lagune versammelt haben und sogar darin baden, viel interessanter. Neugierig sind die Tiere ja und wenn sich erst mal einer ihrer Artgenossen getraut hat, dann hat man ganz schnell die ganze Herde an der Backe. So nah muss es dann auch nicht sein, dafür ist mir ihr Gebiss zu groß.

Am späten Nachmittag verlassen wir Mughsayl, fahren nach Salalah zurück und gehen noch in der „Grand Garden Mall“ einkaufen, damit wir auch auf der weiteren Reise nicht verhungern.

08.03.2019 Salalah – Mirbat

Heute morgen verlassen wir Salalah. Die Stadt wirkt wie ausgestorben, denn heute ist Freitag und der kommt unserem Sonntag gleich. Gleich hinter der Stadt sind die Lagunen von Salalah, die eine reiche Vogelwelt aufweisen. Im leicht verwahrlosten Gelände gibt es einen Beobachtungsturm, der aber irgendwie unvollendet scheint. Dafür wohnen hier zahlreiche Geckos, die wir natürlich fotografieren müssen.

Als wir die Fahrt fortsetzen, können wir unterwegs häufig beobachten, welche Bedeutung das Picknick für die Omanis hat. Überall haben sich große Familienclans oder nur ausschließlich Männer niedergelassen. Auf Teppichen sitzend wird im Schatten gespeist, gegrillt und die Kinderschar spielt. Beliebt sind auch Kartenspiele.

In Taqa wollen wir eigentlich das kleine Fort besuchen, doch die haben freitags schon ab 11 Uhr geschlossen. Schade! Ansonsten ist Taqa heute ausgestorben.

Weiter geht es dann ins Wadi Darbat, dem schönsten Wadi der Region Dhofar. Das Wadi wird von den Bergen des Qaragebirges eingerahmt. Es führt das ganze Jahr über Wasser, das sogar einen 170 m tiefen Wasserfall bildet, der Arabiens größter Wasserfall sein soll. Ein unerwarteter Anblick ist es auf jeden Fall. Ein wenig erweckt die Gegend mit den vielen Akazien und dem trockenen Gras den Eindruck, man ist in Afrikas Savanne. Die Kamele allerdings passen nicht in dieses Bild.

Wadi Darbat

Bei der Ausfahrt aus dem Wadi kommen uns plötzlich auf der bergigen, kurvenreichen Strecke gefühlt alle Kamele des Wadis im Galopp entgegen. Auf dem glatten Asphalt können sie kaum bremsen, rutschen und schlenkern so lustig mit den Hinterbeinen. Selbst ganz Kleine sind mit dabei, die sich ohnehin kaum auf ihren dünnen Beinchen halten können. Ein Jungtier kommt mir entgegen und ich habe echt Sorge, dass es mich umrennt. Am Ende der sehr großen Herde fährt dann der Kamelhirte und treibt die Tiere vom Auto aus an. Deshalb hatten sie es so eilig.

Weiter geht es nun zum Tawi Attir Sinkhole. Dieser karstige Kalkstein-Einsturztrichter hat einen Durchmesser von 150 m und ist 211 m tief. Leider ist hier alles etwas verwahrlost. Vom Aussichtspunkt sieht man gar nichts, weil alles zugewachsen ist. Wir haben keine Lust, weiter nach unten zu laufen, nur um den Weg dann unverrichteter Dinge wieder hochsteigen zu müssen. Den Trichter selbst werden wir doch nicht sehen vor lauter Gestrüpp.

Kurz vor Mirbat gibt es wunderschöne weiße Sanddünen. Von der Straße aus lässt sich in einer der hohen Sanddünen ein festgefahrener PKW entdecken. Hier ist das „dunebashing“ wohl gründlich daneben gegangen. Mit Niederquerschnittsreifen in die weichen Sanddünen zu fahren ist halt auch nicht so ideal. Na, hier gibt heute jemand anders den „Eye-catcher“.

In Mirbat, dem nächsten Ziel, befindet sich das Mausoleum von Mohammed bin Alu al Alawi. Das schneeweiße Grabmal mit seinen zwei zwiebelförmigen Spitzkuppen leuchtet schon von Weitem. Dhofaris pilgern gern und häufig zu dem Mausoleum, um Wünsche zu äußern und Abbitte zu leisten. Da Nichtmuslime nur den Vorraum betreten jedoch nicht bis an den Sarkophag dürfen, man die Schuhe ausziehen muss und ich mich hätte wieder – einschließlich Kopftuch – verhüllen müssen, verzichte ich auf diese Besichtigung und warte im Auto. Uwe geht allein, während ich zuschaue, wie immer mehr Einheimische kommen und ihren Picknickteppich ausbreiten. Auch der angrenzende Friedhof ist interessant. Kreuz und quer liegen die Gräber, nur selten haben die Grabsteine Inschriften und weiterer Schmuck fehlt gänzlich.

Wir schauen uns in Mirbat die alten Stadthäuser an, die ihre beste Zeit auch schon hinter sich haben und fahren zum Hafen. Leider hat am Freitag auch das Fort  von Mirbat schon geschlossen. Im Hafen sind die Dhaus und Fischerboote inzwischen mit ihrem Fang zurück, der entweder direkt vom Boot oder in der benachbarten Fischhalle verkauft wird.

Um sich in der Fischhalle umschauen zu dürfen, muss ich erst mal den langen Rock über die kurzen Hosen ziehen und eine dünne Jacke überwerfen. So sittsam verhüllt findet das dann zumindest Akzeptanz bei den hier anwesenden Männern. Immer wieder sehen wir Gruppen von Männern zusammensitzen. Frauen findet man in diesen Männergruppen nicht.

Hinter Mirbat verlässt die Straße den Küstenbereich und führt durch das imposante Jebel Samhan-Gebirge. So langsam geht die Sonne unter und es wird Zeit, dass wir uns einen idyllischen Stellplatz für die Nacht suchen. Überall treffen wir auf Picknick machende Omanis. So fahren wir doch noch runter zum Strand und bleiben in einer kleinen Bucht stehen. Das Meer rauscht, wir sind weit genug von der Straße weg und Treibholz hat es hier massenhaft. So bietet es sich an, dass wir uns nach dem Abendessen noch ein gemütliches Lagerfeuer machen, das sich sehen lassen kann.  Der Holzvorrat würde für die ganze Nacht reichen, aber auch das, was wir uns zusammengetragen haben, brennt eine Weile.

Ich habe sogar noch einen Gecko mit angeschleppt, der natürlich vor dem Feuer gerettet wird aber quasi als Gegenleistung fotografiert werden muss.

09.03.2019 Mirbat – Ras Madrakah

Eigentlich haben wir heute vor, Kilometer zu machen, denn wir haben weiter oben an der Küste noch einige Sehenswürdigkeiten, die wir uns anschauen möchten. So richtig voran kommen wir allerdings nicht. Zu sehr lockt der wunderschöne weiße Sandstrand, das türkisblaue Meer. Erst treffen wir unterwegs auf ein paar hübsche Agamen, die sich sonnen. Dann entdecken wir eine Dornschwanzagame, die sich aber sofort versteckt und auch nicht wieder zum Vorschein kommt. Da hilft auch kein Warten.

Ja und dann kommt ein Abschnitt der Küste, der an Schönheit und Idylle kaum zu überbieten ist. Immer wieder wechseln sich traumhafte Küstenabschnitte mit spektakulärer Bergwelt ab. An einem Strandabschnitt können wir eine Gruppe Delfine bei der Jagd beobachten. Am Strand liegt eine tote Schildkröte.

Hinter dem kleinen Ort Hasik befindet sich links eine Stelle an einem überhängenden Felsen, an der Wasser herunter läuft. Der Felsen ist etwa 50 m hoch und das Wasser tropft in große Becken. Eine sehr interessante Schöpfung der Natur. Überhaupt werden die Felsformationen immer imposanter.

Beim Ort Shuwaymiyah entscheiden wir, doch nicht in das Wadi zu fahren, auch wenn es sicherlich sehr schön ist. Wir müssen noch ein Stück weiter kommen, damit wir etwas mehr Zeit für andere Sehenswürdigkeiten haben. Schließlich wollen wir auch noch zu den Brutplätzen der Schildkröten.

Wir fahren vorbei an kilometerweitem Sandstrand mit nichts, aber einem großen Schild, dass hier ein Ressort entstehen soll. Ich glaube, wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt in dieses Land gereist, denn wenn der Tourismus in diesem Land richtig blüht, dann geht viel von diesem Charm verloren.

Auf der Strecke heute gibt es gleich mehrere Checkpoints. Das hängt wohl mit den in der Nähe befindlichen Ölfeldern zusammen. Bis jetzt wurden wir immer durch gewunken. Diesmal, etwa bei Sarfayt Gharim halten uns gleich drei Polizisten an. Schon von weitem war ihr Blaulicht zu sehen. Einer von ihnen steht mit der schussbereiten Waffe hintendran. Sie sind sehr freundlich und wollen sowohl die Zulassung als auch den Führerschein sehen. Ups, da müssen wir unsere Dokumente erst mal zusammensuchen. Hier haben wir es völlig aus den Augen verloren, unsere Dokumente griffbereit und unter Kontrolle zu haben, da das Land so unglaublich sicher ist. Naja, wir fangen an zu überlegen, zu suchen und haben zumindest die Fahrzeugzulassung parat. Da entschuldigen sich die Jungs, dass sie uns Umstände machen und verzichten darauf, weitere Papiere sehen zu wollen. Na das müsste einem mal in Deutschland passieren. Da würden die „Kollegen“ dann erst mal so  richtig fies. Dabei ist die Polizei im Oman sehr präsent. Selbst in kleinsten Ortschaften gibt es große, festungsgleiche Polizeistationen und an den Kontrollposten steht immer auch in jede Richtung ein Polizeifahrzeug in sandfarbener Tarnfarbe mit einem großen Schnellfeuergewehr auf dem Dach und immer mit vier Mann Besatzung. Also zimperlich sind die nicht, wenn es sein muss.

Um einigermaßen voran zu kommen, fahren wir bis Sonnenuntergang. Irgendwo bei Ras Madrakah biegen wir von der Hauptstraße ab und fahren die 14 km bis an den Strand. Dort stehen ungefähr einhundert Fischerboote am Strand. Der Strand ist sehr schön, breit und die Bucht groß genug, dass wir uns außer Sichtweite platzieren können. Es gibt sogar eine kleine Lagune, in der Flamingos stehen. Inzwischen ist es fast dunkel. Das Licht reicht gerade noch, um aufzubauen. Ich hatte gelesen, dass sich das Meer hier bei Ebbe sehr weit zurückzieht. Jetzt setzt langsam die Flut ein und wir sind etwas unschlüssig, ob wir weit genug vom Meer zurückgesetzt stehen.

Derweil haben wir uns unsere Lammkoteletts mit Süßkartoffeln gegrillt und sitzen nun gemütlich bei einem üppigen Lagerfeuer, denn auch hier liegt der wunderschöne Strand leider nicht nur voller Plastikmüll sondern auch voller Holzbalken. Von denen haben wir ein paar Arme voll zusammengetragen und nun auf die Holzkohleglut gepackt. Das erzeugt ein Lagerfeuer wie aus dem Bilderbuch. Es dauert nicht lange, kommt ein Polizeiauto angefahren, dreht in einigem Abstand eine Runde und fragt uns über das Megaphone des Polizeiautos, wie es uns geht und ob alles OK ist. Wir antworten, dass alles gut ist und sie drehen wieder ab. Man merkt, dass sie sich für unser Wohlbefinden verantwortlich fühlen. Wir realisieren, dass die Polizei hier kontrolliert, was und wie viel die Fischer fangen. Bei der Menge an Fischerbooten, die – beleuchtet – draußen auf dem Wasser sind, ein langwieriges Unterfangen. Sie stehen an der einzigen Strandzufahrt und im Verlauf des Abends leuchten sie immer mal wieder in unsere Richtung.

Inzwischen kommt ziemlich Wind auf, der ganz schön am Zelt rüttelt. Als wir schlafen gehen, weht es schon recht ordentlich und so geht es die ganze Nacht. Einmal will ich raus und Uwe macht das Auto auf; dabei blinkt es ja kurz. Sofort blinkt die Polizei in unsere Richtung zurück. Die passen auf uns auf. Das Meer hat inzwischen auch seinen Höchststand erreicht. Wir sind weit genug weg, aber viel fehlt nicht, dass es uns mit unter Wasser gesetzt hätte. Die Polizei im Rücken sollte eigentlich einen ruhigen Schlaf bescheren, doch weit gefehlt. Unser Dachzelt hat noch ein Regenüberdach und das ist aus dünnem Nylon. Bei dem immer heftiger werdenden Sturm zappelt und flattert es, dass einem Hören und Sehen vergeht. Man versteht kaum noch sein eigenes Wort und am Zelt bebt und wackelt alles. Wir warten eigentlich nur darauf, dass es einen Ratsch tut und das Zelt zerfetzt ist. Bei dieser Dunkelheit können wir aber auch nicht zusammenpacken und wegfahren. Wir sehen nicht, wo die Fahrspur ist und Luft haben wir keine abgelassen.

Ich glaube, die Polizisten in ihrem Auto haben sich noch viel größere Sorgen um uns gemacht, als wir. Wahrscheinlich haben die uns schon mit dem Zelt als Ballon abheben sehen. Sehr häufig ist das Dachzeltcamping im Oman ohnehin noch nicht. Die meisten Omanis haben das noch nie gesehen.

10.03.2019 Ras Madrakah – Sur

Irgendwann in der zweiten Stunde bin ich dann doch eingeschlafen; Uwe sagt, er hat kein Auge zugetan. Als es dämmert, stehen wir auf. Der Sand peitscht uns um die Ohren. So rasch waren wir noch nie startklar, zumal wir schon am Abend alles eingepackt hatten. Waschen fällt aus und Frühstück auch. Wir brauchen erst ein ruhigeres bzw. windstilleres Plätzchen. Die Polizisten sind irgendwann am frühen Morgen dann auch abgerückt, nachdem alle Fischer an Land waren. Jetzt stehen die Fischerboote wieder alle aufgereiht am Strand.

So fahren wir zurück auf die Hauptstraße und weiter die Küste entlang gen Norden. Der Sturm wird immer heftiger. Inzwischen wissen wir, dass das ein Ausläufer des über Indien wütenden Wirbelsturms Idai ist. Wir durchfahren ein wunderschönes Sanddünengebiet der Rub al-Khali-Wüste, doch wir können weder das Fenster und schon gar nicht die Tür öffnen. Sandsturm peitscht über die Straße und verweht ganze Straßenabschnitte. So etwas kenne ich ja mit Schnee, aber mit dem feinen Wüstensand ist das neu. Es ist so schade, denn die Landschaft ist gigantisch. Dafür aber die Kamera schrotten, wollen wir dann doch nicht. Wir haben sowieso schon überall den feinen Sandstaub; alles knirscht. Autos, die uns entgegen kommen, fahren mit Licht. Die Luft ist voller Sand – wie Nebel – und es herrscht teilweise ein ganz merkwürdiges Licht – eine Art Weltuntergangsstimmung. Der Sandsturm ebbt nicht ab und auch als es gerade keinen Sand in der Umgebung gibt, windet es heftig. Ich kann beim Öffnen die Autotür gar nicht halten, als wir an einer Toilette anhalten. Wenigstens ist es hier windgeschützt und sogar blitzsauber. Das hat auch seinen Grund, denn der Betreiber wohnt mit in diesem Häuschen. In einem der Räume hat er sein Zimmerchen und sein Bett. Dabei ist das nicht wie in deutschen Raststätten, dass man an einer penetrant fordernden Klofrau vorbei muss. Hier ist das Bezahlen für seine natürlichsten Bedürfnisse nicht üblich. Da wir allein sind, können wir sogar die versäumte Morgentoilette nachholen.

Unterwegs staunen wir immer wieder über die Kamele, die völlig unbeeindruckt durch den Sandsturm laufen. Aber auch die einheimischen Beduinen gehen damit völlig gelassen um. Bei diesem Wetter leben einige von ihnen hier noch in ihren Jurten; wenn auch mit Sattelitenschüssel. Immer wieder beobachten wir, wie Besitzer ihre am Auto angebundenen Kamele neben sich her rennen lassen. Da gäbe es bei uns aber ein Mordsgeschrei!

Am Strand in der Nähe von Al Ashkhirah machen wir am späten Mittag eine kurze Pause, denn so langsam könnten wir unser unfreiwilliges Intervallfasten mal durch etwas „Ordentliches“ unterbrechen. Hier gibt es überdachte Strandhäuschen, die ein wenig vor dem Sand und Wind schützen, denn Sand haben wir heute genug zwischen den Zähnen.

Wir beratschlagen, wie wir unsere weitere Tour am Besten fahren. Eine Strecke müssen wir in jedem Fall zurück fahren. Bis Muscat bleiben uns noch vier Tage und unsere Vorschlagsliste möglicher Reiseziele ist noch lang.

Immerhin hat sich so gegen Nachmittag der Sturm gelegt. Wir beschließen, unser Glück in der Wahiba Sands-Dünenlandschaft zu versuchen. In Bani Bu Hassan schauen wir uns das Fort „Jaalan Bani Bu Hassan Castle“ an. Ein hübschen Wohnschloss. Das Fort im Nachbarort Al Kamil glänzt mit einer großen Tafel vor der Tür, dass das Fort im Moment für die Öffentlichkeit geschlossen ist.

Fort Jalan Bani Buhassan, Al Ashkara

In Al Kamil geht die Piste ab in die Wüste. Wir sind vorgewarnt, dass hier die Touris belagert und belabert werden, für den Weg in die Wüste einen Guide zu nehmen. Auch wir werden sofort angesprochen, lehnen aber dankend ab. Beim zweiten „Nein, danke“ geben die Jungs auf. Das passiert uns etwa dreimal. Der Dritte probiert es noch mit einem Angebot fürs „Dunebashing“, doch auch das lehnen wir dankend ab.  Wir lassen erst einmal die Luft ab. Auf einer sehr breit gefahrenen „Wüstenautobahn“ gelangt man in eine gigantische Dünenlandschaft aus rotem Sand. Nach 25 bzw. 40 km Fahrt in diese Wüstenlandschaft würde man die beiden Dünencamps erreichen, doch das ist nicht unser Ziel. Uns reichen ein paar fotogene Dünen um uns herum. Gerade wirft die Sonne das letzte Licht auf dieses rote Dünenmeer und wir lassen soeben den besiedelten Bereich der Dünen hinter uns, da dunkelt sich der Himmel ein. Das Licht ist plötzlich ganz merkwürdig und dann – wie aus dem Nichts – pfeift wieder ein Sandsturm los. Wir können kaum noch etwas sehen. Die Spuren im Sand sind sofort zugeweht; es beginnt zu dämmern. So schnell haben wir noch nie umgedreht und an die Wüste einen Haken gemacht. Dankbar, dass dieser Sandsturm gerade noch rechtzeitig losgebrochen ist, beeilen wir uns, hier wieder raus zu finden. Wäre dieses Wetter auch nur eine halbe Stunde später ausgebrochen, dann würden wir jetzt in der Wüste festsitzen. Auf eine weitere schlaflose Nacht haben wir nun wirklich keine Lust.

Auf dem Parkplatz in Al Kamil pumpen wir mit unserem Kompressor die Luft wieder auf. Das dauert auch nicht länger als an der Tankstelle. Viel unangenehmer ist es, dass einem der Sand wie feine Nadelstiche um die Ohren fliegt.

Nun brauchen wir „Plan B“ und der sagt, wir fahren nach Sur. Diese Stadt wird irgendwo ein Fleckchen für uns haben, zumal uns heute so ziemlich jeder Platz recht ist. Hauptsache, wir können schlafen.

Bis Sur sind es jetzt noch eineinhalb Stunden Fahrzeit. Bis wir ankommen, habe ich inzwischen gelesen, wo wir uns nach einem Stellplatz umsehen können. Wir versuchen es am westlichen Ende der Stadt in Strandnähe. Dort werden wir auch fündig. Zwischen zwei Baugrundstücken, die jeweils nur zwei Ziegelreihen Grundstücksumzäunung haben, ist ein breiter Durchfahrtsstreifen zum Strand. Dort stellen wir uns hin und bauen unser Zelt auf. Kaum steht es, kommt schon ein Auto gefahren. Der Fahrer hält neben uns an, steigt aus, gibt uns die Hand und fragt, wie es geht, woher wir kommen und heißt uns willkommen. Als wir ihm sagen, dass wir aus Deutschland kommen, ist er hocherfreut und spricht ein paar Worte deutsch. Er entschuldigt sich, dass er hier runter zum Strand fährt, dort ein wenig bleibt, ein Bier trinken will und uns dann nicht länger stört. Wir sind mal wieder sprachlos; fragen uns aber auch, ob das mit dem Bier ein Witz sein sollte. Ja, ein Bier würden wir jetzt auch gern trinken wollen.

Kaum ist der Erste weg, kommt der Nächste angefahren. Auch er bleibt neben uns stehen, grüßt, fragt, wie es geht und fährt weiter. Zum Essen sind wir jetzt zu müde. Wir haben nur noch den Wunsch zu schlafen. Das tun wir dann auch und ich höre nachts nur einmal ein Auto vorbei fahren. Ansonsten hätten sie uns wohl forttragen können, ohne dass wir es bemerken.

11.03.2019 Sur – Fins

Sehr dezent und fast schon schön werden wir vor Sonnenaufgang vom Ruf des Muezzin geweckt. Das klingt hier längst nicht so aggressiv, wie wir es schon in anderen Ländern erlebt haben. Hier hört sich das etwas verhaltener, gefühlvoller und nicht so penetrant an.

Wir packen zusammen und fahren ein Stück weiter an den Strand, um dort zu frühstücken. Jeder, der vorbei kommt, grüßt uns freundlich.

Zuerst steuern wir heute morgen das Fort Sinesilas an. Als ich an einem der Kreisverkehre die große Muschel mit Perle fotografiere, werde ich ständig angesprochen. Die Fahrer halten, Frauen winken und selbst der Straßenkehrer fragt, wie es geht. Als ein schwarzer Jeep auf den Gehweg fährt, denke ich mir noch nichts dabei. Dann reißt ein junger Omani die Tür auf, springt aus dem Auto, verbeugt sich lachend vor mir und hält mir eine weiße Rose hin. Es ist eine so lustige und doch bezeichnende Geste für die Herzlichkeit dieser Menschen hier. Uwe hat das alles gar nicht mitbekommen und schaut mich völlig verdutzt an, als ich lachend mit der Rose in der Hand wieder einsteige. Die Rose fährt im Getränkehalter in der Plastikflasche mit und immer wenn ich sie ansehe, muss ich schmunzeln. (Immerhin begleitet uns diese Rose vier Tage auf unserer Reise.)

Sur

Im Fort Sinesilas sind wir die einzigen Besucher. Freundlich werden wir von einem Angestellten aufgefordert, das Fort zu besuchen. Es ist sehr schön dekoriert mit den Alltagsgegenständen der damaligen Zeit, so dass man sich das Leben zu dieser Zeit gut vorstellen kann.