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Hängebrücke 

Costa Rica
Deja-vu in Costa Rica 2018

27. Oktober – 17. November 2018

 

Der goldene Herbst erlebt seine letzten Stunden, als wir unseren wohlverdienten Urlaub antreten. Ein besseres Timing hätten wir nicht wählen können. Nun verlängern wir den traumhaften Sommer 2018 noch um weitere drei Wochen und entgehen damit noch etwas dem trostlosen Novemberwetter.

Mal wieder sind die Kleidungsstücke in – vor Feuchtigkeit schützende – Zipperbeutel verpackt, die Gummistiefel stehen sauber glänzend bereit und Stirnlampen, leistungsfähige Taschenlampen und ein Solarladegerät gehören zu den wichtigsten Gegenständen unserer Packliste. Wir haben beschlossen, noch einmal nach Costa Rica zu reisen, um weitere der unzähligen Nationalparks zu besuchen und das Land noch ein wenig besser kennen zu lernen. Vorgesehen haben wir ein paar ganz besondere Highlights – doch dazu später mehr. Auf jeden Fall freuen wir uns schon riesig, als es endlich los geht.


27.10.2018      Frankfurt – San José – Santo Domingo (Hotel Bougainvillea) 

Gebucht haben wir einen Direktflug von Frankfurt nach San José, der Hauptstadt Costa Ricas. Leider müssen wir diesmal mit Lufthansa fliegen, denn wir lösen Meilen ein. Da ist zwar der Service und auch der Sitzkomfort miserabel, aber wenigstens kostet uns dann dieser Flug so gut wie nichts.

Wie erwartet ist der „Service“ dann quasi nicht vorhanden. Eine solche planlose Crew haben wir noch nie erlebt. Als dann nach 3 oder fast 4 Stunden die Leute rebellisch werden, weil es nichts zu trinken gibt, werden die Stewardessen hysterisch und sind völlig überfordert. Wir wollen uns nicht vorstellen, was die in einem Notfall tun würden…! Wie immer sitzen wir in der letzten Reihe und bekommen so 12 geschlagene Stunden die Dauerkonversation des Kabinenpersonals ab, die nur mit sich beschäftigt sind. Ach ja, und das Essen ist natürlich in der letzten Reihe auch alle. Großzügigerweise bekommen wir dann die Reste aus der Business Class. Aber egal, wir kommen gut an und können uns schon mal daran gewöhnen, dass es in Costa Rica sowieso gemächlicher zugeht.

Am Flughafen in San José melden wir uns am Schalter von „Solid Car“, der Mietwagenfirma, bei der wir schon das letzte Mal ein Auto gebucht hatten. Dort bringt uns ein Fahrer in das 5 Autominuten entfernte Office, wo schon unser Wagen wartet. Diesmal haben wir einen silbernen Mitsubishi Montero Sport 4×4 – ein Riesengefährt! Die Übergabe geht zügig vonstatten. Schon können wir mit unserem Gefährt vom Hof fahren und unser erstes Etappenziel, das Hotel Bougainvillea in Santo Domingo ansteuern. Das Navi lotst uns durch den Abendverkehr und wir haben den Eindruck, uns hoffnungslos verfahren zu haben, doch zielsicher erreichen wir das Hotel ohne Probleme. Echt cool, und alles ohne Schweißperlen auf der Stirn!

Das noble Hotel ist bekannt für seinen wunderschönen großen Garten. Den durchstreifen wir dann noch ein wenig im Schein der Taschenlampe, bis wir fast eingeschlossen werden. Erst spät am Abend fallen wir nach fast 24 Stunden müde ins Bett.

28.10.2018     Santo Domingo – Horquetas/Braulio Carillo NP (Yatama Eco Lodge)

Das Gezeter von tausenden grünen Sittichen weckt uns. In großen Schwärmen fliegen sie über das Gelände und machen ordentlich Krawall. Heute morgen ist es sonnig, später leicht bewölkt aber schön warm. Das ideale Wetter für unser Vorhaben. Zuerst gehen wir noch im Supermarkt einkaufen, der hier auch am Sonntag geöffnet hat. Wir versorgen uns mit ein wenig Reiseproviant, bevor wir zum heutigen Tagesziel aufbrechen. Es mutet schon sehr merkwürdig an, wenn man hier bereits die – auch noch kunterbunte – Weihnachtsdekoration sieht. Es ist offensichtlich, dass die Ticos (wie die Einheimischen umgangssprachlich genannt werden) das bevorstehende Weihnachtsfest gar nicht erwarten können. Die Geschäfte sind voller knalliger Dekoartikel und immer wieder sieht man schon üppig geschmückte Häuser und Geschäfte – Ende Oktober!!!

Unsere heutige Fahrstrecke ist nicht sehr lang. Wir lassen den Vulkan Irazu rechter Hand liegen, der – es ist gerade kurz vor 11 Uhr – beginnt, sich hinter Wolken zu verstecken. Man kann die Uhr nach ihm stellen!
Um 15 Uhr sind wir mit dem Manager der nächsten Lodge verabredet. Er wird an einem Parkplatz außerhalb von Horquetas auf uns warten, um uns abzuholen, denn der Weg zur Unterkunft abseits der Zivilisation soll sehr unwegsam sein. Inzwischen regnet es in Strömen und dicker Nebel hängt über dem Regenwald des Braulio Carrillo NP, den die Fernstraße durchschneidet. Immer wieder kann man sehen, dass Erdrutsche Steine und Geröll von den steilen Hängen gespült haben. Auch jetzt schießt das Regenwasser von den Bergen. An Aussteigen ist im Moment nicht zu denken ohne dass man sofort nass bis auf die Haut wird.

Nach etwa 3 Stunden Fahrt erreichen wir den kleinen Ort Horquetas. Eigentlich mindestens eine Stunde früher als verabredet. Wir haben eine Wegbeschreibung bekommen bis zu dem Parkplatz, an dem wir uns treffen wollen. Zwei Hängebrücken über einen Fluss sind zu passieren. Die sehen nicht sehr vertrauenswürdig aus, sind ziemlich wacklig und bestehen aus übereinander gelegten Blechen. Aber gut, wir wissen, es geht noch maroder bzw. provisorischer! Mit Augen zu und durch kommen wir gut drüber und weiter geht es in die Berge.

Die Strecke ist ein besserer Feldweg – allerdings meist aus rotem Lehm und mit großen Steinen gepflastert. Für eine Offroadstrecke ist der Weg in einem verhältnismäßig guten Zustand. Langsam und mit Bedacht fahren wir den Berg hinauf und orientieren uns an den Wegweisern zur Yatama Eco Lodge. Ein Gatter oder gar ein Parkplatzschild können wir beim besten Willen unterwegs nicht finden. Nun sind auch noch die Wegweiser ausgegangen, doch die steinige, holprige Strecke lässt erkennen, dass sie regelmäßig passiert wird. Man könnte auch sagen, sie ist „gut ausgebaut“. Naja, schauen wir mal, wie weit wir kommen. Gerade haben wir ein Deja-vou zu unserer abenteuerlichen Anfahrt in die Tamandua Lodge mitten im Regenwald während unseres letzten Aufenthaltes in Costa Rica. Im Vergleich dazu ist diese Zufahrt aber eher ein „Spaziergang“. Uwe fährt vorsichtig, material- und Passagier-schonend. Nach ca. 50 Minuten stehen wir plötzlich vor der Einfahrt der Yatama Eco Lodge. Vom Eingang aus geht es noch einmal etwas bergauf und hier gibt es sehr sehr tiefe und sehr sehr schlammige Spurrillen. Das Ganze ist glatt wie Schmierseife. Hmm, das schaffen wir nun aber auch noch, denken wir uns und Uwe probiert sein Glück, nachdem wir beraten haben, welche Seite besser zu befahren ist. Aber blos nicht lange Reifen durchdrehen lassen, wenn es nicht mehr geht, sonst stecken wir fest. Beim ersten Versuch schaffen wir es nicht ganz bis hoch, doch der zweite Versuch mit etwas mehr Anlauf lässt uns auch diese Hürde schaffen. Roter Lehm spritzt nach allen Seiten, dann stehen wir auf dem menschen- oder besser Auto-leeren Parkplatz der Yatama Eco Lodge. Direkt vom Auto aus wechseln wir in die Gummistiefel und sind etwas erschrocken, wie das Auto seine Farbe von Silber in Rostbraun geändert hat. Der Schlamm klebt sogar an den Außenspiegeln. Inzwischen ist ein Angestellter herbeigeeilt und der schaut, als ob zwei Außerirdische aus dem soeben gelandeten UFO steigen. Wir können uns ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er kriegt sich gar nicht wieder ein. Nachdem sich Donald wieder gefangen hat, telefoniert er mit seinem Chef, um ihm mitzuteilen, dass wir schon da sind. Pedro, der Manager der Lodge wartet derweil am Parkplatz auf uns und in ca. 40 Minuten wird er mit zwei weiteren Gästen dann hier an der Lodge sein. Wir beziehen inzwischen unsere Hütte und können uns schon mal etwas umsehen. Das Camp ist mit 8 kleinen Hütten ausgestattet, die sehr basic sind. Aber immerhin gibt es in ihnen Toilette und Dusche. Die Hütten verbindet ein Holzsteg, der zum „Haupthaus“ führt. Hier gibt es eine offene Küche und einen Gemeinschaftsraum. Ach ja, Strom – vom Generator – steht in den Hütten nur für zwei Stunden am Tag zur Verfügung – überwiegend während des Abendessens. Nur im Haupthaus kann man seine Geräte aufladen.

Für unser leibliches Wohl sorgt ein junges Mädchen. Sie ist erst 23 Jahre alt, kocht aber schon recht gut.

Nach einiger Zeit kommt auch Pedro mit den anderen beiden deutschen Gästen in der Lodge an. Am Nachmittag machen wir dann alle 4 gemeinsam mit Pedro eine erste Regenwaldtour. Sie dient jedoch eher der Orientierung als der Sichtung, denn die meisten Beobachtungen kann man nun mal im Regenwald nachts machen.
Während wir auf das Abendessen warten, entdecken wir schon am Haupthaus Rotaugenfrösche, die sich paaren, eine schneckenfressende kleine Schlange, einen Tukan, Froschlaich an den Blättern, zwei Hokkos, grüne und blaue Aras.

Wir hören das Summen des Regenwaldes und das Quaken der Frösche im kleinen Teich. Es ist eine Idylle. So sind wir auch sehr gespannt, welche Geheimnisse uns der Regenwald auf der abendlichen Nachttour offenbaren wird. Es wird eine recht ergiebige und interessante Tour. Neben zahlreichen Fröschen, Riesenameisen, Spinnen und Insekten entdecken wir ein Possum im Baum, einen schlafenden Vogel und unseren ersten Glasfrosch, den Pedro extra für uns sucht. Zufrieden, aber dreckig wie die Ferkel kehren wir zur Hütte zurück. Ein erster erfolgreicher Tag im Regenwald geht für uns zu Ende und wir schlafen wie die Murmeltiere – auch ohne großen Komfort.


29.10.2018 und 30.10.2018     Yatama Eco Lodge

Die Tage beginnen früh, denn die Brüllaffen sind der Buschwecker und die kann man nicht überhören. Wer dann immer noch nicht wach ist, wird vom Kreischen der Aras endgültig aus seinen Träumen geholt. Da können die vielen kleineren Vögel akustisch einfach nicht mithalten, obwohl auch sie sich morgens alle Mühe geben, ein vielstimmiges Konzert zu bieten. Überall trillert, pfeift, kreischt und klickt es. Jeder hat seine eigene Tonlage, seinen eigenen Takt und seine eigene Art, auf sich aufmerksam zu machen und wer das stimmlich nicht schafft, der hämmert eben an die Holzwand. Wach bekommen die jedenfalls Jeden! Aber was gibt es Schöneres, als von den vielschichtigen Geräuschen des Regenwaldes geweckt zu werden. Hier bestimmt nicht die Uhr den Tag, sondern Sonnenaufgang- und Sonnenuntergang.

Nach dem Frühstück gehen wir auf einen ersten Rundgang. Inzwischen ist ein neuer Guide angekommen, der seinen ersten Walk mit uns macht. Er bekommt im wahrsten Sinne des Wortes die Regentaufe, denn kaum sind wir ein Stück gegangen, fängt es heftig an zu regnen und wir alle werden nass bis auf die Knochen. Da helfen auch Regensachen nicht wirklich. Er gibt sich aber nicht die Blöße, umzukehren, sondern kürzt die Tour nur ab. Natürlich gibt es da nichts zu sehen, außer einem Regenfrosch, der sich nicht schnell genug unterstellen konnte. Trocken legen ist im Regenwald und ohne Strom schwierig. Die Haare sind dauerfeucht, die Kleidung auch, denn nichts trocknet. Nun, damit muss man leben.

Als dann am nächsten Tag die Sonne scheint, sind wir froh, mal wieder alles trocknen zu können. Am Vormittag machen wir allein einen Rundgang, denn wir hatten gestern eine Rainforest Hook-Nosed Pitviper (Regenwald-Stülpnasenotter) entdeckt, nach der wir heute noch einmal suchen wollen. Tatsächlich liegt das verhältnismäßig kleine, sehr gut getarnte Tier wieder am gleichen Platz in der Sonne und wir können sie in Ruhe fotografieren; wohl wissend, dass sie hochgiftig ist. Dennoch sieht sie mit ihrem nach oben gebogenen Haken auf der Nase sehr faszinierend aus.

Inzwischen ist das andere Paar abgereist und nun sind wir ganz allein in der Lodge. Neue Gäste kommen erst im November, wenn die Hauptsaison beginnt.

Am Abend machen wir eine lange Nachtwanderung in den Nationalpark. Diesmal sind wir so richtig erfolgreich. Wir können gleich zwei Froscharten bestaunen, die selbst für die Guides sehr selten zu sehen sind. Der erwachsene Kronenlaubfrosch der aussieht, als habe er eine Krone auf aber gerade in einer „Scheißhaltung“ völlig unmajestätisch auf einem Ast klemmt und der Spurrell`s Flying Leaf Frog (gleitender Laubfrosch), der wahre Begeisterungsstürme der beiden Guides und Selfies mit Frosch auslöst. Immerhin finden wir später noch einen jungen Kronenlaubfrosch; sozusagen einen Prinzen, denn der hat zwar schon die wunderschöne Zeichnung, aber noch keine Krone. Er ist quasi erst Thronanwärter.

Uns begeistern aber die 3 oder 4 Kinkajous, die wir auf den Bäumen entdecken, mindestens genauso und Uwe kann sogar einen kurzen Blick auf eine Margay – eine kleine getigerte Katze im Dickicht erhaschen. Wir sehen an diesem Abend noch allerhand anderes Getier und jeder Schritt, den man sich in den Regenwald bewegt, ist spannend, denn man weiß nicht, was sich einem offenbart.

Donald hat sich heute besonders ins Zeug gelegt und extra den großen Schlangenhaken dabei. Gefunden hat er leider nur eine zwar sehr lange aber recht unspektakuläre und zapplige Common Blunt-headed Snake (gewöhnliche Riemennatter), die wir bei unserem ersten Costa-Rica-Besuch auch schon gefunden hatten. Tja, wer meint, hier wimmelt es nur so von Schlangen – von wegen!!! Wir müssen uns dafür schon die Augen aus dem Kopf suchen!

Zufrieden kehren wir nach dieser fast vierstündigen erfolgreichen Exkursion zurück aber eigentlich bekommen wir vom Regenwald bei Nacht nicht genug. Das Ende solcher Touren wird also mehr von der Leuchtdauer bzw. der Akkulaufzeit der Stirnlampen bestimmt, denn die sind dabei das wichtigste Utensil.

Den Tag verbringen wir wieder damit, auf eigene Faust durch den Regenwald zu schlendern. Wir finden ein paar Frösche, entdecken bunte Schmetterlinge und eigenwillig aussehende Insekten. Es gibt ständig irgend etwas zu fotografieren, so dass uns nie langweilig ist. Selbst für ein Mittagsschläfchen bleibt uns keine Zeit, weil man ja was verpassen könnte.

Von Pedro erfahren wir, dass die Lodge auf einer der großen Zugvogelrouten liegt. Ein Blick zum Himmel bestätigt dies immer wieder. In großen Schwärmen ziehen Vögel über unsere Köpfe. Mal sind es Gänse, dann Greifvögel oder Kraniche; alle möglichen Flattertiere und das Fernglas kann einem schier am Auge festwachsen, weil es immer irgendwo etwas zu sehen gibt.

Am Abend macht Pedro mit uns einen Nachtspaziergang, doch so richtig viel sehen wir da nicht. Wir haben wohl unser Kontingent gestern schon aufgebraucht, denn viel mehr als ein Opossum ist heute nicht zu finden. Macht aber nichts, spannend ist so ein Spaziergang trotzdem.


31.10.2018     Yatama Eco Lodge – Cahuita (Topos Tree House)

Strahlender Sonnenschein im Regenwald nimmt dem Ganzen seinen Reiz. Irgendwie passt das nicht zusammen; aber uns fragt ja keiner. Zumindest ist jetzt alles wieder trocken und wir müssen sowieso heute morgen packen. Ein ganz besonderes Highlight dieser Reise wartet heute auf uns und wir sind schon sehr gespannt. Wir fahren weiter an die Karibikküste nach Cahuita. Pedro hatte uns noch gebeten, ob wir die Köchin mit runter nach Horquetas nehmen können, denn die nächsten Tage sind keine Gäste da und die Lodge ist erst einmal geschlossen. Nur Donald wohnt hier im Dschungel und hält die Stellung.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zurück in die Zivilisation. Jetzt, da alles ein wenig abgetrocknet ist, bereitet die Fahrt keine Probleme. Auch die notdürftig aus Brettern und Baumstämmen zusammengezimmerte Brücke lässt sich jetzt prima befahren und ist nicht mehr so rutschig wie auf der Herfahrt. Nach etwa 45 Minuten erreichen wir den Ort Horquetas und damit die Zivilisation. Wir setzen die Köchin ab und fahren in Richtung Karibikküste. Fahren kann man die „Gurkerei“ allerdings erst einmal nicht nennen, denn durch die vielen Baustellen und die endlose Kette an Container-LKWs kommen wir nur langsam voran. Die LKWs mit ihren Containern haben meist Ananas oder Bananen für den Export geladen. Sie bringen ihre Ladung nach Limon an den Hafen. Kurz vor Limon stehen dann rechts und links der Strasse riesige Türme von leeren Containern. Dort holen sich die LKWs auf ihrer Rückfahrt vom Hafen wieder einen Container ab und nehmen diesen mit zurück. Ein Kreislauf, der den Verkehr auf dieser Strecke zum Kollaps führt. Dann stehen selbst Rettungsambulanz-Fahrzeuge mit Blaulicht im Stau, weil die Strasse nur zweispurig ist.

Hinter Limon sehen wir endlich das Meer und ich muss unbedingt mal die Füße ins Karibische Meer stecken. Das Wasser hat Badewannentemperatur; genau meins! Nur der Strand erscheckt uns. Wir sind hier an der Karibikküste und da stellt man sich weißen Strand und blaues Meer vor. Statt dessen ist der Strand eher dunkel und voll von Treibholz – schön ist wirklich anders. Wahrscheinlich haben die kürzlich gewüteten Wirbelstürme ihren Beitrag zu diesem Zustand geleistet, aber … Immerhin kann man ein wenig ermessen, was ein Taifun oder gar ein Hurrikan für eine Kraft hat und anzurichten vermag.

Das kleine Örtchen Cahuita ist ein verschlafen wirkendes Nest. In der hiesigen Reagge-Bar sind wir mit dem Eigentümer unserer nächsten Unterkunft um 14 Uhr verabredet. Als der um 14:45 Uhr noch immer nicht erschienen ist und auch nicht an sein Handy geht, werden wir langsam unruhig. Immerhin haben wir den vollen Übernachtungspreis für die nächsten 5 Nächte schon im Voraus bezahlt. Was ist, wenn wir einem Betrüger aufgelaufen sind? OK, Übernachtungen gibt es hier genug, und der Rest wird sich finden. Inzwischen hatten wir die Bedienung nach dem Besitzer unserer Unterkunft gefragt und als wir gerade eine Runde durch den Ort drehen wollen, meldet er sich per Handy, dass er jetzt in der Bar auf uns wartet. Puh, alles entspannen! Wir sind eben hier an der Karibikküste. Da ist alles chillig, easy und relaxt. Was macht schon eine Stunde Verspätung??

Wir werden rasch entschädigt, denn als wir unsere Unterkunft betreten, sind wir total begeistert. Das zweistöckige Baumhaus ist genau so, wie wir es uns vorgestellt haben. Wunderschön idyllisch und doch komfortabel und edel. Es befindet sich in einem großen, wild zugewachsenen Garten. Im angrenzenden Baum leben zwei Faultiere, die wir von unserer Terrasse aus beobachten können. Die Basis des Hauses ist ein sehr großer und sehr alter Fikus mit breiten Brettwurzeln, der zu mehr als der Hälfte die eine Wand des Hauses bildet. Die andere Seite ist offen gehalten. Hier befinden sich sowohl eine große Wohnküche als auch obendrüber ein großzügiger Wohnbereich. Mit zum Hausinventar zählen mehrere Fruchtfledermäuse, die im Baum leben und gar nicht scheu sind, Echsen, Geckos und Baumfrösche. Es ist eine Idylle, die kaum zu beschreiben ist. Trotz naturnaher Bauweise mangelt es an nichts. Wir haben Strom, Dusche, Kühl- und Gefrierschrank, Mikrowelle, WC, Internet, TV und eine Terrasse in der oberen, dritten Etage. Was für eine coole Idee und kreative Umsetzung. Dabei ist alles aus edlen Hölzern und hochwertig verarbeitet. Wir sind restlos begeistert.

Rasch fahren wir noch schnell zum nächsten Supermarkt und Bäcker, um uns mit dem Nötigsten auszustatten, bevor wir diese Idylle hier in vollen Zügen genießen. Abends essen wir in der Reggae-Bar, doch wieder wird unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Mehr als eine Stunde müssen wir auf unser Essen warten. In der Zeit kann man verhungern! Und qualitativ hat sich die lange Warterei nicht mal gelohnt. Dafür bekommen wir aber einen Einblick in die Mentalität der hiesigen Einwohner. Offenbar ist der Ort eine Hochburg von jungen und alten Aussteigern. Auf unserem Tisch steht die einzige brennende Kerze des Restaurants und so kommt im Verlauf des Abends ein Gast nach dem anderen an unseren Tisch und brauchte diese Kerze, um seine Zigarette oder auch sein Tütchen anzünden. Jeder laberte uns dabei voll, was das hier für ein Paradies ist. Weiß nicht, was die nehmen, aber davon auf jeden Fall zu viel. Wir sind froh, als wir endlich in unserem Baumhaus sitzen und die Füße hochlegen können. Wir werden es die nächsten Tage genießen.


01.11.2018     Cahuita (Topos Tree House)

Auch hier werden wir morgens von den Brüllaffen geweckt und wer das überhört, wacht garantiert spätestens beim Gekreische der Chacalakas (Hühnervögel) auf. Aus der Ferne hören wir das Meer rauschen und die Sonne scheint. Was für ein schöner Tagesstart. Nach einem gemütlichen Frühstück beobachten wir ein wenig unser Faultier vor der Tür. Das ist auch gerade mal wach, wobei das lediglich bedeutet, dass es sich ausgiebig kratzt – meist bei geschlossenen Augen, herzhaft gähnt, sich mal ein wenig umhängt und dann wieder schläft. Was für ein aufregendes Faultierleben!! Da gibt es nicht viele Fotoposen und so ist das Faultier bald fotografisch „abgearbeitet“.

Heute erkunden wir erst einmal etwas den Ort, versorgen uns im „Supermarkt“ und finden in unserem kleinen Idyll immer wieder neue Fotomotive. Echsen jeden Colours leben um uns herum oder bewohnen die umliegenden Bäume. Der Tag vergeht jedenfalls wie im Flug, ohne dass wir uns langweilen oder viel bewegen müssen. Abends umrunden wir einmal den Haustümpel und schon haben wir zahlreiche neue Frösche zum fotografieren. Die Rotaugenfrösche sitzen quasi bei uns im Wohnzimmer. Es ist echt cool.


02.11.2018     Cahuita

Das Wetter ist heute etwas bewölkt, aber warm und so beschließen wir, in den Cahuita NP zu gehen. Er ist einer der ältesten Nationalparks in Costa Rica. Von dem etwa 23.500 Hektar großen Gelände entfallen alleine 22.500 Hektar auf die Meeresfläche. Der Landzunge vorgelagert ist ein Korallenriff, für das der Park ursprünglich gegründet wurde. Aber auch Regenwälder, Mangrovensümpfe, Lagunen und Strände mit Kokospalmen prägen das Landschaftsbild des Nationalparks. Zum Nationalpark gibt es zwei Eingänge, an den Rangerstationen Kelly Creek und Puerto Vargas, die durch einen 8 km langen Wanderweg verbunden sind. Die Station Kelly Creek liegt direkt bei Cahuita, während Puerto Vargas etwa 3,5 km entfernt ist.

Wir entscheiden uns, die Wanderung an der Station Kelly Creek zu beginnen. Am Eingang müssen wir uns lediglich in einem Buch registrieren, dann können wir loswandern.

Zuerst treffen wir auf mehrere Gruppen Kapuzineraffen, die durch die Bäume turnen. Später sehen wir Echsen, grüne Basilisken, mehrere schlafende Faultiere, blaue Krabben, hübsche Schmetterlinge und dann entdecken wir sogar eine gelbe Greifschwanz-Lanzenotter, die an einem Baum „klebt“ und auf Beute wartet. Man könnte meinen, es ist eine Gummischlange, so reglos ist das Tier. Auch mehrere Gruppen Brüllaffen können wir beobachten.

Der Wanderweg im Nationalpark ist wirklich lohnenswert und leicht zu bewältigen. Er führt im steten Wechsel durch den Dschungel und am Strand entlang, immer wieder bieten sich Rastplätze und Strandabschnitte. Allerdings liegen die Strandabschnitte voller Treibholz. Man muss sich diese Strände und Buchten schon schön reden, damit sie in das karibische Bild passen. Interessant ist in diesem Park, dass man auf kleinstem Raum eine vielfältige Landschaft bestaunen kann. Von uralten Baumriesen bis zu Mangrovendickichten, kleinen Lagunen und mystischen Sumpflandschaften ist hier alles vorhanden.

Auf unserer Wanderung gibt es zwei kleine Hindernisse zu überwinden. Einmal den sogenannten „Faultierfluss“, der Río Perezoso. Er durchschneidet die Punta Cahuita; lässt sich jedoch leicht überqueren. Aufgrund des noch recht hohen Wasserstandes des Sumpfgebietes gibt es aber noch eine zweite Wasserdurchquerung, die jedoch auch recht einfach ist.

Wir sind erstaunt über die große Artenvielfalt des Parks.

Als wir ca. 2/3 des Weges zurückgelegt haben, zieht Regen auf. Wie so oft bei einem Tropenregen schüttet es ohne Vorankündigung plötzlich wie aus Eimern. Wir haben kaum Zeit, das Regencape überzuziehen, so schnell weicht es uns ein. Gut, dass der Regen warm ist, denn in kürzester Zeit sind wir patschnass. Die Wanderschuhe schwimmen und längst haben wir aufgehört, den Pfützen auszuweichen. Ohnehin ist das sinnlos, denn binnen kürzester Zeit stehen die Wege unter Wasser. Da hilft nur Augen zu und durch. Die beiden Wasserdurchquerungen können wir jetzt ohne Schuhe ausziehen bewältigen. Es ist sowieso schon alles nass.

Als wir am Auto angelangt sind, können wir das Wasser aus den Schuhen schütten und die Strümpfe auswinden. Schade, dass wir den letzten Teil des Parks nicht sehen konnten.

Nun müssen wir uns erst einmal trocken legen. Unsere Wanderschuhe werden Tage brauchen, bis sie wieder trocken sind. Im hiesigen Restaurant, das von Italienern betrieben wird, gehen wir dann lecker Fisch essen, bevor wir es uns in unserem Baumhaus gemütlich machen.


03.11.2018     Cahuita

Heute wollen wir an den Strand. Wir können wählen zwischen schwarzem Sandstrand, der sich wenige Gehminuten vom Haus entfernt befindet oder den Buchten, die der Cahuita NP mit einschließt. Die haben wir ja gestern schon gesehen. Der Reiseführer sagt, dass sich die schönsten karibischen Traumstrände südöstlich von Puerto Viejo befinden. Dann fahren wir doch einmal dahin. Nun ja, karibische Strände mit weißem Sandstrand und Palmen haben wir schon gefunden, aber von den Unmengen Treibholz und Schmutz war nicht die Rede. Man muss sich diese Strände wirklich sehr schön reden, um sie toll zu finden. Aber dafür kann man bis an den Strand fahren, im Schatten der Bäume parken und das herrliche warme Meer mit seinen Wellen genießen.

Es hat heute 38 Grad Celsius und wir halten es sehr lange im Meer aus. Eigentlich will ich aus der warmen „Badewanne“ gar nicht mehr raus. Überall tummeln sich junge Leute auf Surfbrettern und Familien machen im Schatten der Bäume Picknick. Im Sand sind dann auch überall abgebrannte Feuerstellen, jede Menge Laub und anderer Unrat. Was ist nur so schwer daran, diesen Strand von Zeit zu Zeit zu reinigen? Aber diese Ansicht ist zu deutsch und passt nicht in die Pura Vida-Mentalität; man könnte sie aber auch „mir geht alles am A… vorbei“-Mentalität nennen.

Als wir später noch durch das kleine Örtchen Puerto Viejo fahren, sehen wir auch jede Menge Rastafaris, durchgeknallte Typen und Aussteiger.
Der Ort ist bunt und touristisch. Erschreckend ist, wie viel junge Leute sich hier diesem Leben verschrieben haben, wo der Tag nur aus der nächsten guten Welle und Vergnügen zu bestehen scheint. Die sind für ein Berufsleben ein für allemal verloren und so viele Blogger und Influenzer kann diese Welt gar nicht brauchen. Ein paar Idioten müssen auch arbeiten! Das scheint bei dieser Generation irgendwie nicht angekommen zu sein. Oh nein, diese Welt ist nicht unsere Welt. Kaum sind wir ausgestiegen, bietet uns schon ein junger Mann Marihuana an. Hallo, wo sind wir hier?

Am Strand schauen wir einem Zumba-Reggae-Tanzkurs zu, bei dem eine Buslandung sehr junger europäischer Mädchen mit dem Po wackeln lernt – mit mehr oder minder großem Erfolg.

Dann widmen wir uns dem Strand, der voller abgestorbener Korallenstücke ist, die die das Meer anspült. Sie stammen offenbar von dem vorgelagerten Korallenriff.

In einem der etwas größeren Supermärkte kaufen wir noch ein, bevor wir die Rückfahrt nach Cahuita antreten. So langsam merken wir auch, dass wir die hiesige Sonne etwas unterschätzt haben. Wir sehen aus wie gekochte Langusten und müssen am Abend erst einmal unseren Sonnenbrand pflegen, bevor wir wieder beim Italiener am Strand sehr sehr lecker essen.

Typische Malerei in Puerto Viejo

04.11.2018     Cahuita

Man sollte es nicht glauben, aber unsere Schuhe sind tatsächlich wieder trocken. Ist also doch nicht ganz gelogen dieses „waterproof“. Schon am Morgen gibt die Sonne alles. Uwe holt uns beim französischen Bäcker an der Hauptstraße frisches Baguette und wir frühstücken beim Gezwitscher der Vögel. Viel herumfahren wollen wir nicht und so beschließen wir, noch einmal in den National Park wandern zu gehen. Da wir nun wissen, dass wir (mindestens) zwei mal durchs Wasser müssen, gehen wir gleich in Flipflops, wie das fast alle hier machen. Wieder sehen wir nach kurzer Zeit mehrere Gruppen Kapuzineraffen, Brüllaffen und jede Menge Echsen. Plötzlich kommt aus dem Sumpfland sogar eine Waschbären-Mama mit drei Jungtieren. Die sind gar nicht scheu und zielstrebig marschieren sie dahin, wo gepicknickt wird. Alles klar, die kennen das Spiel und wissen, wo es sich lohnt nach Futter zu schauen.

Auch die schönen blauen Krabben kommen wieder vorsichtig aus ihren Löchern und die gelbe Greifschwanz-Lanzenotter hat inzwischen an den Nachbarbaum gewechselt. Es ist also doch keine Gummischlange, obwohl man das nicht herausfinden kann, denn die Bäume stehen im feuchten Sumpfland. Noch einmal treffen wir auf eine Gruppe Brüllaffen, die zwei ganz kleine Babys dabei haben. Die sind vielleicht süß, wie die so über die Äste klettern. In einem Baum sitzt ein Reiher, der etwas überrascht zu sein scheint, dass wir ihn gesehen haben. Direkt in den Palmen am Strand haben es sich Faultiere gemütlich gemacht und tun, was sie am besten können – sie schlafen. Ein großer blauer Morphofalter umflattert uns und auch andere exotische Schmetterlinge können wir beobachten. Insgesamt ist diese Wanderung sehr ergiebig. Sogar ein Krokodil bzw. einen Kaiman können wir im Brackwasser entdecken. Unterwegs treffen wir auf eine Gruppe Teenager. Bis auf einen hat jeder von ihnen eine Tüte Chips in der Hand. Wenige hundert Meter weiter sehe ich im Baum einen Kapuzineraffen sitzen. Der hat auch eine Tüte Chips in der Hand und ist total happy. Ein witziger Anblick aber auch ein riesen Sch…dreck. So schützt man die Natur nicht und irgendwann verlieren die Tiere ihren Respekt vor den Menschen und dann ist das Problem – für die Tiere wohlgemerkt – da. Sie werden „Problemtiere“ und müssen getötet werden.

Als wir gerade die Spitze der Halbinsel umrunden wollen, ziehen wieder dunkle Wolken heran. Wir drehen um, doch der Regen scheint es heute gnädig mit uns zu meinen. Wir gehen gleich im Anschluss essen und kaum sitzen wir, kommt der nächste Wolkenbruch vom Himmel. Das bleibt dann auch für den Rest des Abends so. Es regnet in Strömen. Und während wir dabei sind, unsere Sachen zu packen, kommt uns ein Frosch nach dem anderen besuchen. Man könnte meinen, die wollen alle fotografiert werden. Es scheint sich im Garten herumzusprechen, dass hier zwei Foto-Verrückte wohnen. So machen wir bis in die Nacht Fotoshootings mit diversen Fröschen aus dem „Vorgarten“.


05.11.2018     Cahuita – Paraíso Cetzal Lodge

Wir sind dankbar, dass wir diese sehr schöne, außergewöhnliche Unterkunft kennen lernen durften. Dieses besondere Erlebnis wird uns auf ewig in Erinnerung bleiben. Es ist eine tolle Art in und mit der Natur zu leben und allein die Idee zu haben und diese auch zu realisieren, hat unseren großen Respekt.

Heute ziehen wir nun weiter, um noch mehr interessante Orte kennenlernen zu können und Abenteuer zu erleben. Jetzt geht es erst einmal in die Berge. Dazu müssen wir ein ganzes Stück des Weges wieder zurückfahren. Das lässt sich leider nicht vermeiden. In Limon nehmen wir Abschied vom Meer. Hier hat gerade eines der riesigen Kreuzfahrtschiffe angelegt. Bei einem der vielen Containerlagerplätze beobachten wir, die riesigen Kühlcontainer transportiert werden. Dann fahren wir über Turrialba bis Cartago die Strecke, die wir schon kennen. In Cartago biegen wir ab in Richtung San Isidro de EL General. Wir steuern den Nationalpark Los Quetzal an. Hier gibt es den seltenen und wunderschönen Quetzal, auch Göttervogel genannt und dieser außergewöhnlich schöne Vogel gehört zu den Hauptattraktionen in Costa Rica.

Der hübsche Piepmatz hat ein schönes grüne Gefieder und eine lange gegabelte Schwanzfeder, die bis zu 80 cm lang sein kann. Für Birdies ist seine Sichtung die Erfüllung aller Träume. Wir sind da etwas entspannter. Bekommen wir ihn zu sehen, ist das toll, wenn nicht, ist das auch keine Katastrophe.

Als wir die Region um den Vulkan Tirrazu durchqueren, kommen wir an unzähligen Kaffeeplantagen vorbei. Ach ja, ich erinnere mich; Kaffee aus dieser Region Tirrazu ist bekannt und schmeckt sehr lecker. Ich werde sehr aufmerksam. So dauert es nicht lange und wir fahren in El Empalme an einer Barrista-Bar vorbei. Wir kehren ein und es gibt kein Halten mehr. Hier wird gerade Kaffee der angrenzenden Farmen frisch geröstet. Es ist total interessant und riecht himmlich! In dem kleinen Kaffee stehen 4 oder 5 kleine Tische, es gibt ein recht umfassendes Kuchenangebot und natürlich den frisch gerösteten Kaffee zu kaufen. Jawohl, das ist meins! Wir gönnen uns eine Tasse Kaffee und kaufen dann noch schnell die Bestände auf. Frischer und in besserer Qualität als hier kann man den Kaffee nun wirklich nicht bekommen.

Frisch gestärkt setzen wir die Fahrt fort und nähern uns dem Cerro de la Muerte NP, der sich auf 3.454 Meter Höhe befindet.

Die Temperatur ist seit heute morgen von 32 Grad Celsius auf mittlerweile 15 Grad Celsius gefallen. Der märchenhafte, flechtenbehangene Wald wird langsam in dichte Regenwolken gehüllt. Als wir in der Paraiso Quetzal-Lodge ankommen, regnet es. Das macht aber nichts, denn wir haben eine tolle Suite mit Blick in das Cerro de la Muerte-Tal und die wunderschöne Landschaft. Die großen Panoramafenster lassen es zu, dass wir vom Bett aus die Aussicht genießen. Wie cool! Dazu sind mehrere Heizlüfter in Betrieb, die es trotz der kühlen Temperaturen so richtig schön kuschlig machen.

Im Bett sorgen 8 Decken übereinander (!!) dafür, dass die Nacht nicht zu eisig wird. Mal sehen, was uns erwartet.

Überall in der sehr gepflegten, weitläufigen Anlage sind Vogelfütterungsstellen aufgestellt und es gibt einen Hummingbird-Garten, wo Kolibris gefüttert werden. Wirklich idyllisch hier! Das Gäste-Klientel sind dann auch alles betagte Birdies, die Abends voller Eifer und mit glühenden Wangen ihre Tagessichtungen in einer langen Vogelliste abhaken.

Im hauseigenen Restaurant bei knisterndem Kaminfeuer essen wir zu Abend, bevor wir uns zur Ruhe betten.


06.11.2018     Paraiso Quetzal Lodge – Piedras Blancas NP (Finca Bellavista, La Florida)

Erfroren sind wir diese Nacht nicht, aber wir fühlen uns platt wie Flundern, denn acht Decken sind schwer wie Brett. Zumindest konnte uns das Gewicht der Decken nicht in die Matratzen drücken, denn die sind bretthart. Gut, dass wir einiges gewöhnt sind.

Heute Morgen haben wir um sechs Uhr eine Verabredung mit einem Guide. Wie der Name der Lodge schon sagt, sind in dieser Gegend die Chancen, einen Quetzal zu sehen, relativ gut. So versuchen wir unser Glück, in den nächsten zwei Stunden einen Quetzal zu sichten. Der Guide fährt mit uns ein Stück in die nähere Umgebung. Die Menschen, die hier leben, betreiben ein wenig Landwirtschaft. Inzwischen ist aber auch der Quetzal-Tourismus eine kleine Einnahmequelle für sie geworden. Jeden Morgen melden die Bauern, wenn sie auf ihrem Land einen Quetzal gesichtet haben. Auf diese Informationen baut der Guide. So auch heute. Allerdings ist der Vogel schon nicht mehr da, als wir an dem Platz ankommen, der ihm gemeldet wurde. Wir warten etwas, bis der Guide beschließt, es noch bei einem anderen Bauern zu versuchen. Wir sind überrascht, wie professionell hier gearbeitet wird. Es gibt einen sehr fotogen platzierten Nistkasten, der aussieht wie eine echte Baumhöhle, es gibt einen Unterstand zum fotografieren, der sich etwa auf Augenhöhe zum Nistkasten befindet und überall finden sich Futterstellen mit fotogenen, moosbehangenen Ästen und Ansitzmöglichkeiten. Jaja, traue nur Deinen eigenen Fotos…!

Aber gut, die Bauern haben begriffen, dass es sich lohnt, etwas für die Natur zu tun. Sie bauen Avocadobäume an, denn der Quetzal liebt die wilden Avocadofrüchte und sie lassen alte Bäume stehen. So etwas nennt man eine Win-Win-Situation.

Naja, jedenfalls bekommen wir zumindest ein Quetzal-Weibchen vor die Linse. Sie ist natürlich wieder einmal viel weniger hübsch als Herr Quetzal, aber das kennt man ja … ist ja in der Natur immer so…

Wir fahren noch einmal zurück an den Platz, wo fotogen ein moosbewachsener abgestorbener Baumstumpf im Boden steckt. Was, hier soll sich der Quetzal draufsetzen? Träumt weiter! Immerhin fliegt in den gegenüberliegenden Baum ein Weibchen, das ganz gut sichtbar ist. Na mehr kann man ja wohl von der heutigen Tour nicht erwarten, denken wir und lächeln innerlich darüber, dass sich ausgrechnet auf den fotogenen, freien, moosbewachsenen Ast DER Vogel setzen soll.

Es kommt natürlich kein Quetzal. Wir warten und warten und schon nimmt der Guide die Order für unser Frühstück auf und will die Tour beenden als plötzlich tatsächlich ein Quetzal-Männchen diesen moosbewachsenen Ast anfliegt. Wir denken, wir träumen. Der Vogel bleibt auch eine Weile sitzen, post ein wenig, fliegt weg und kommt wieder. Das kann doch echt nicht wahr sein! Das lustige an dieser Situation ist, dass sich dieser Ast im Vorgarten einer hiesigen Familie befindet. Mit uns ist noch ein Paar und wir alle stehen jetzt auf der kleinen Terrasse ihres sehr kleinen Häuschens, zur Hälfte schon in deren Wohnzimmer und fotografieren diesen Vogel, während die Hausherrin nicht in ihr Haus kann, weil es von uns Fotografen sprichwörtlich belagert wird. Die Situation ist so skurril, dass ich laut lachen könnte. Die Hausherrin nimmt das stolz und gelassen mit einem gütigen Lächeln hin und als wir unsere Bilder im Kasten haben, kommt sie mit einem Heft, in dem der Guide quittieren muss, dass wir „ihren“ Quetzal fotografiert haben. Später wird sie dafür einen Obolus erhalten. Durch dieses System versucht jeder hier, die Vögel zu halten, sie anzulocken und jede Sichtung zu melden. Ein geniales Agreement und was für ein erfolgreicher Start in den Tag, bei dem wir mehr Glück als Verstand hatten.

Nach dem Frühstück brechen wir auf und fahren weiter der Pazifik-Küste entgegen. Rechts und links von uns befindet sich beeindruckender Hochlandregenwald mit ganz viel Moos und Flechten an den Bäumen, doch leider ist der Verkehr eine Katastrophe. Die kurvenreiche Strecke ist zweispurig und wird von unzähligen LKWs befahren. Es ist eine endlose „Gurkerei“, die viel Zeit und Geduld kostet und leider ein Anhalten so gut wie unmöglich macht.

Endlich sehen wir das Meer und biegen ab in Richtung Golfito. Inzwischen ist es wieder tropisch warm. Nun gilt es beim Piedras Blanca NP die nächste Unterkunft zu finden. Wir übernachten die nächsten 5 Nächte auf einer großen Finca mit Regenwald. Sie zu finden, kostet uns ein wenig Ausdauer. Wir haben nur die GPS-Koordinaten und versuchen, die Finca zu finden. Wir fahren Schotterpiste, durch unwegsames Gelände auf einem Weg mitten im Wald, aber eine Finca finden wir nicht. Wir drehen 100 Meter vor dem Ziel um, weil wir uns im Nirwana glauben und dem Navi nicht vertrauen. Wir fahren wieder runter auf die Hauptstraße und suchen weiter. Am Polizei-Checkpoint fragen wir nach dem Weg. Der Polizist ist ganz aus dem Häuschen, erklärt uns wortreich den Weg, aber er kann kein Wort englisch. Dafür sprudelt es in spanisch aus ihm heraus. Ich schaue Uwe an und der nickt und sieht so aus, als ob er versteht. Seit wann kann mein Mann spanisch??? Uwe scheint zu erraten, was der Polizist meint und ich staune später, was er alles verstanden hat. Sonst bin ich die mit dem siebten Sinn, aber diesmal habe ich nicht viel verstanden; ich kann nur seine Handbewegungen deuten. Immerhin ist klar, dass wir umdrehen müssen, ein paar Kilometer zurück und dann irgendwo eine Schotterpiste rechts entlang. Tatsächlich finden wir den beschriebenen Abzweig. Wir kämpfen uns über die Schotterpiste und wieder sind wir irgendwo im Nirwana. Nun müssen wir auch noch einen Fluss durchqueren. Na gut, dass unser Auto hoch genug ist, denn der Fluss hat noch allerhand Wasser. Nach langem Geholper erreichen wir endlich das Ziel. Wie wir jetzt erkennen, waren wir schon beim ersten Versuch fast am Eingang der Finca. Keine hundert Meter weiter hätten wir fahren müssen, anstatt wieder umzudrehen. Egal, nun sind wir ja angekommen.

Die Finca Bellavista ist so etwas wie Baumhaus-Community im Regenwald; eine autarke Öko-Gemeinschaft in den Baumwipfeln, wo menschengemachte Gebäude und Gebilde in tropische Landschaft integriert werden. Auf einer Halbinsel zwischen zwei Urwaldflüssen verbinden Hängebrücken und Seilkonstruktionen unter dem smaragdgrünen Blätterdach des Regenwaldes einen 240 Hektar großen Komplex zu einem Baumhausdorf, das in seiner Idylle an die Ewok-Siedlung aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ erinnert. Bauten werden ausschließlich auf Stelzen und in Bäumen errichtet. Feste Fundamente sind tabu. Öko-Anbau, passive Beleuchtung oder Solaranlage und Biogasanlage sorgen dafür, dass die Community weitestgehend unabhängig lebt. Die Finca Bellavista ist unter anderem ein Non-Profit-Ökohotel. Während Gäste für eine kurze Auszeit ins Paradies kommen, arbeitet das Finca-Team an der Verwirklichung seines Traums: die friedliche Koexistenz von Mensch, Natur und Regenwaldbewohnern. (Quelle: https://blog.allplan.com/de/naturverbunden-wohnen-teil-1)

Für uns hört sich das sehr spannend an und wir sind sehr neugierig, was uns hier erwartet.

Ein uraltes Gefährt das aus den Anfängen des Automobilbaues zu sein scheint, bringt uns zu unserem Baumhaus, das sich nun wirklich mitten im Regenwald befindet. Über einen abenteuerlichen Wanderpfad gelangen wir zu unserem Haus, das eine kleine Küche, Strom, Dusche und WC hat, aber rundherum nur Gaze und freien Blick in die Natur. Bis zum Haupthaus haben wir einen Fußmarsch von ca. 45 Minuten, der auch noch ziemlich herausfordernd ist, denn es geht nicht nur über Stock und Stein sondern auch noch bergauf und bergab. Noch mehr Dschungelfeeling geht nicht und vor allem lässt man uns hier in Ruhe. Wir können ausgiebig durch die Natur streifen und den Dschungel erkunden. Echt cool!

So dauert es auch nicht lange, da entdecke ich vor unserer Haustür die erste Schlange. Es ist eine Greifschwanzlanzenotter, die hochgiftig ist. Andere bekämen Panik, uns freut der Fund.

So streifen wir den ganzen Tag durch die Natur, suchen und finden Tiere, fotografieren sie ausgiebig und lassen uns treiben. Das ist für uns Erholung pur!

Zum Abendessen treffen wir uns mit den anderen 4 “Dorfbewohnern” im Haupthaus. Erst gibt es leckere Cocktails, dann ein sehr schmackhaftes Essen. Der Rückweg ist dann gleich die Nachtwanderung, auf der wir einiges Getier entdecken.


07.11.2018     La Florida (Finca Bellavista)

Was für ein Gefühl, so mitten in der Natur zu schlafen. Geweckt werden wir von der Sonne. Über uns fiepen die Fruchtfledermäuse. Das Rauschen des nahen Flusses, das Zirpen der Grillen und das vielstimmige Vogelgezwitscher bieten ein unvergessliches Dschungelfeeling. Was für ein schöner Morgen. Nach dem Frühstück machen wir eine Wanderung und wieder entdecken wir eine Menge Tiere. Am Nachmittag kommt Regen auf, aber das stört uns nicht weiter und zu Essen haben wir auch genug. So schnell, wie hier Regen kommt, so schnell geht er auch wieder und dann kommen die Tiere raus. Sogar Schlangen finden wir. Es ist total spannend!


08.11.2018     La Florida (Finca Bellavista)

Heute Morgen haben wir wieder eine Menge zu fotografieren und dazu müssen wir gar nicht weit laufen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Uns besucht sogar eine Großfamilie Nasenbären mit etwa 12 Familienmitgliedern, die wie eine wilde Meute an unserem Haus vorbei tobt.

Am Nachmittag fahren wir nach San Vito. Dort wollen wir in einem Souvenirgeschäft der Finca Cantaros, in dem wir vor zwei Jahren meinen Anhänger erstanden haben, der aus einem Palmenkern geschnitzt wurde, noch einmal einen solchen Anhänger kaufen. Bis San Vito sind es 40 km und eigentlich müsste es lt. Straßenkarte eine geteerte Straße geben, doch das Navi schickt uns eine Schotterpiste entlang. Der Weg zieht sich und wir atmen erleichtert auf, als wir endlich wieder auf der Hauptstraße stehen. Tja, die Finca Cantaros hat geöffnet, aber den einmaligen Schmuck dieses Künstlers aus Panama gibt es nicht mehr, weil der Mann verschollen ist. Die Inhaber; ein älteres britisches Ehepaar erzählt uns, dass sie ihr Land und Haus gerade verkaufen und zurück nach England gehen werden. Die Besitzerin des Souvenirgeschäftes bietet mir ihren Anhänger an, der mir damals schon so gefallen hat. Ich bin einverstanden und sie holt ihn mir. Überglücklich verlasse ich mit meiner „Beute“, die nun noch mehr wert ist, das Geschäft. Schade, dass es dieses Geschäft bald nicht mehr geben wird.

Wir besorgen uns von einem der vielen Obststände an der Strasse noch zwei Ananas und ein paar Maracujas. Im nächsten Ort holen wir uns noch Brot und ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage, bevor wir auf die Finca zurückkehren. Hier erwartet uns ein leckerer Cocktail und das sehr schmackhafte Abendessen.

Auf dem Rückweg zu unserem Dschungelhaus entdecken wir im Schein der Taschenlampe noch ein paar nachtaktive Tiere. Auch zwei Schlangen, Frösche und ein Opossum sind dabei. Der kleine Kerl mit seinen großen Ohren ist so neugierig, dass er sitzen bleibt und wir ihn aus der Nähe beobachten können.

Als wir in unsere Unterkunft kommen, stellen wir fest, dass uns vier Bananen geklaut wurden. Die hatten wir auf dem Kühlschrank liegen lassen und dort sind sie weg. Sonst fehlt aber nichts und es gibt bei uns wahrlich Wertvolleres als Bananen. Nach intensiver Suche finden wir die Bananen hinter dem Kühlschrank; alle angeknabbert. Hm, selbst schuld, wenn man die so ins Schaufenster legt. Also gut, dann platzieren wir die Früchte jetzt vor der Tür, in Blickweite der Wildkamera. Mal sehen, wer sich die heute Nacht holt.


09.11.2018     La Florida (Finca Bellavista)

Heute Nacht haben wir einen gehörigen Schrecken bekommen. Mitten in der Nacht (um 3:20 Uhr) werden wir durchgeschüttelt, wie bei starken Turbulenzen im Flugzeug. Wir erleben ein kleines aber heftiges Erdbeben der Stärke 5,3 mit Epizentrum direkt hier in der Region. Zum Glück ist das rasch vorbei und alle Bäume um uns herum haben es auch überstanden.

Morgens sind die Bananen natürlich verschwunden. Unsere Seife neben dem Waschbecken allerdings auch. Wir haben mal wieder einen Seifendieb an Bord. Das kennen wir ja schon aus Indien. Vermutlich war wieder eine Baummaus am Werk. Auch unser Brot, das Uwe vermeintlich tiersicher verstaut hatte, ist an einer Stelle angeknabbert. Das ist jedoch kein Problem, wir hatten vorsorglich genug eingekauft. Nun lagern unsere Vorräte alle im Kühlschrank, egal ob sie dort hin gehören oder nicht.

Heute morgen lassen wir es erst einmal gemütlich angehen, dann entdecken wir wieder Nasenbären, die uns besuchen. Wie Antennen ragen die langen buschigen Schwänze in die Höhe und die Tiere durchwühlen den Boden mit ihrer spitzen Schnauze wie die Wildschweine.

Wir unternehmen eine Wanderung, um uns die anderen Baumhäuser anzusehen. Vom Managament haben wir die Genehmigung, in alle unbewohnten Häuser gehen zu dürfen. Lediglich die Schuhe sollen wir ausziehen. Da derzeit kaum Besucher da sind, können wir so in fast jedes Baumhaus schauen. Es ist üblich, dass alle Häuser unverschlossen sind. Es macht aber auch keinen Sinn, die Tür abzuschließen, denn nebendran ist nur Gaze, die man mit einem Handgriff herunter reißen könnte. So ist auch bei uns die Tür offen und unser Equipment wird quasi auf dem goldenen Tablett serviert. Man muss eben auch ein wenig Vertrauen haben, wenn man so reist wie wir. Wir hoffen einfach auf das Gute im Menschen und bisher sind wir damit ja auch recht gut gefahren.

Auch um unsere Unterkunft herum finden wir genug Tiere. Ein Aguti kommt, und holt sich das angeknabberte Brot, Tukane kreischen über unseren Köpfen und auch Sittiche fliegen umher. Immer wieder können wir wunderschöne Schmetterlinge und die riesigen blauen Morphofalter beobachten. Später tobt eine Gruppe Squirrel Monkeys (Totenkopfäffchen) bei uns vorbei. Erst können wir ihr fiepen nicht deuten und denken, es sind Fledermäuse, dann entdecken wir die süßen goldfarbigen kleinen Kerlchen mit ihren schwarz-weißen Köpfen in den Bäumen. So schnell wie sie gekommen sind, sind sie dann aber auch wieder weiter gezogen.

Später laufen wir zum Abendessen ins Haupthaus. Der Weg ist sehr steinig, bei Nässe glatt und nicht gut zu laufen. Schon längst haben wir uns Wanderstöcke „besorgt“; sprich, geschlagen, geschält und glatt geschliffen. Richtig schön und vor allem funktionell sind die und ohne sie gehen wir hier keinen Schritt mehr.

Vor dem Abendessen ist Happy Hour und zur Überbrückung der Zeit gibt es in gemütlicher Runde Cocktails. Heute sind es zwei Pina Colada – voll lecker – mitten im Dschungel!

Das Abendessen hier ist ohne großen Firlefranz aber dennoch sehr schmackhaft und reichlich. Danach stolpern wir wieder in stockdunkler Nacht in den Dschungel. Unsere leistungsfähigen LED-Lens-Stirnlampen sind treue Begleiter, die nun schon einiges mit uns erlebt haben. Sie jeden Tag neu aufzuladen ist das Allerwichtigste und wir sind dankbar, dass unser Haus Solarenergie hat.

Heute finden wir unterwegs wieder eine Natter, ein Mimikri (eine Schrecke, die aussieht wie Blätter mit Moos), eine Anolis-Echse und einige Frösche. Als wir kurz vor unserer Unterkunft sind, kommt uns auf dem Weg ein Ozelot entgegen. Die hübsche, äußerst scheue Katze ist genauso verwundert wie wir und beide bleiben wir wie angewurzelt stehen. Wir begucken uns gegenseitig und dann verschwindet der Ozelot auch schon ins Dickicht. Was für eine Begegnung! Wir hätten nicht zu träumen gewagt, dass wir dieses scheue Tier so frei treffen würden.

Bei so viel Glück, das wir haben, ist es dann auch egal, dass um 9 Uhr die Solaranlage schlapp macht und wir im Dunklen sitzen. Wir wollten sowieso ins Bett und der Kühlschrank hält auch eine Weile ohne Strom kalt.


10.11.2018     La Florida (Finca Bellavista)

Hier beginnt der Tag bereits um 5 Uhr morgens. Wir leben im Tag-Nacht-Rythmus von Sonnenaufgang- bis Sonnenuntergang. Das fiepen der Fledermäuse, die neben mir an der Gaze des Fensters hängen, ist unser Wecker. Dann beginnen die Vögel ihr wunderschönes Konzert. Nach einem gemütlichen Frühstück wandern wir erst mal ins Haupthaus, um die Störung der für uns wichtigen Stromversorgung zu melden. Allerdings zeigt sich schnell, dass heute nicht mein Tag ist. Ich habe die Kamera dabei, um noch ein paar Aufnahmen der Gegend zu machen und vor allem von der Hängebrücke aus, die in luftiger Höhe den Fluss überspannt.

Um die Hände frei zu haben, lehne ich meinen Wanderstock an das Brückenseil und plötzlich fällt der um und rollt von der Brücke ins Wasser. Mein schöner Stock! Ich sehe noch, wie er sich unten zwischen Steinen verhakt hat. Vielleicht kann ich meinen Stock noch retten. Rasch suche ich mir eine Stelle, an der ich an das Flussufer kann, doch die Felsen sind feucht, mit Moos überwachsen und glatt wie Schmierseife. Ehe ich mich versehe, kullere ich genau wie mein Stock in Richtung Flussbett und lande mit einem Fuß schon direkt im Wasser. Viel hätte nicht gefehlt, wäre ich komplett reingefallen. Mit schmerzender Pobacke versuche ich nun durch das Flussbett zu waten um meinen Stock zu retten, doch der ist inzwischen weg. So eine Sch…!

Wir haben wenigstens so viel Glück, dass sich mit wenig Aufwand ein einigermaßen adäquater Ersatz finden lässt.

Auf dem Rückweg rutsche ich dann gleich noch einmal aus. Naja, die Pobacke ist noch nicht blau genug! Zum Glück passiert nicht mehr, aber das ist heute definitiv nicht mein Tag.

Wieder finden wir eine Schlange und diverses Kleingetier, doch diesmal ist die Schlange zu schnell für uns. Wir sehen sie nur noch auf der Flucht.

Als wir am Nachmittag zur Unterkunft zurückkehren, läuft der Generator mit lautem Geknatter. Na das stinkende, lärmende Teil kann aber nicht die Lösung sein, dann lieber gar keinen Strom. Zum Glück funktioniert dann aber auch die Solaranlage wieder, so dass wir den Generator ausschalten können. Schließlich wollen wir Tiere hören und sehen.

Später kommt dann auch das Aguti wieder und holt sich ein paar Scheiben von dem angeknabberten Brot ab. Wir sparen uns heute den nochmaligen Weg zum Haupthaus, auch wenn das Essen wirklich sehr schmackhaft ist, und machen uns selbst Abendessen. So genießen wir den Nebel über dem Regenwald, den die untergehende Sonne rosa färbt. Dazu zirpen unzählige Grillen, Frösche quaken in allen Stimmlagen, der nahe Fluß rauscht und die Vögel zwitschern. Das ist Idylle pur. Später klart es sogar noch auf und der Himmel zeigt sich sternenklar. Einige Leuchtkäfer umschwirren die Hütte und sehen mit ihrem grünen Licht aus wie kleine Diamanten.


11.11.2018     La Florida – San José (Holiday Inn)

Mit dem uralten Toyota Landcruiser werden wir heute Morgen mit unserem Gepäck abgeholt und zum Haupthaus gefahren. Dort laden wir unsere Habseligkeiten ins Auto um und fahren Richtung San José. Das eigentliche Ziel ist der Vulkan Arenal aber die Tagesetappe wird uns nur bis San Jose führen, wo wir eine Zwischenübernachtung eingeplant haben.

An der Küste bei Jaco machen wir einen klein Fotostopp und die Krokodile, die unter der berühmten Krokodilbrücke des Rio Tarcoles liegen, bannen wir auch noch schnell auf den Chip, bevor es wieder einmal wie aus Eimern zu regnen beginnt.

Wir haben uns als Zwischenstation für das Holiday Inn-Hotel im Vorort Escazu entschieden, da man bei dieser Hotelkette nicht viel falsch machen kann. Heute haben wir also mehr oder weniger einen langweiligen Fahrtag.

Was liegt also näher, als noch für ein wenig Abenteuer zu sorgen. Gegen 4 Uhr checken wir im Hotel ein. Ich merke schon seit ein paar Tagen, dass bei mir irgend etwas mit der Blase nicht in Ordnung ist und so fragen wir als erstes nach einer Apotheke. Wir erfahren, dass gleich nebenan das Krankenhaus ist und es dort auch eine Apotheke gibt, die am Sonntag Nachmittag geöffnet hat. In wenigen Minuten stehen wir dort am Schalter und werden kompetent und freundlich mit einem Medikament gegen Blasenentzündung versorgt.

Nun können wir uns um etwas zu Essen kümmern, denn der Hunger nagt. Das Hotel befindet sich in einem Vergnügungskomplex und so haben wir bei der Auswahl eines Restaurants die Qual der Wahl. Wir essen gut und laufen anschließend zurück zum Hotel. Mir geht es nicht gut und ich lege mich schlafen, doch es geht mir zunehmend schlechter und nun bekomme ich heftige Bauchkrämpfe, die sich bis in die Flanken ziehen. Nach einiger Zeit entscheiden wir, ins Krankenhaus zu gehen. Uwe „checkt“ mich dort schon mal ein, bevor ich mit in die Notaufnahme gehe. Mir ist alles zu viel und ich habe heftige Bauchschmerzen. Klasse, Sonntag Abend in der Notaufnahme in einem costa-ricanischen Krankenhaus, wer kann das schon „erleben“!?

Obwohl viele Leute da sind, kommen wir sofort an die Reihe. Eine Schwester, die auch englisch spricht, kümmert sich um mich. Etwas befremdlich wirkt es auf uns, dass hier jede Menge Personal unterwegs ist, aber man sieht keinen einzigen weißen Kittel. Dafür wuseln überall sehr viele Reinigungskräfte herum. Alles ist blitzsauber. Ärztinnen/Ärzte erkennt man nur daran, dass sie ein Stetoskoph über der Schulter hängen haben. Sie tragen normale Straßenkleidung. Eine für uns sehr ungewöhnliche Situation. Es kommt eine junge Frau, die sich meine Beschwerden anhört. Sie entscheidet, sofort eine Urinprobe zu nehmen und danach zu entscheiden, was gemacht wird. Bis der Laborbefund fertig ist, dauert es zwar eine Stunde, aber das ist wichtig, damit ich nicht umsonst Antibiotika nehmen muss. In der Zwischenzeit verpasst mir die Schwester eine (sehr große) Spritze mit einem Schmerzmittel, das echt toll wirkt. Schon 30 Minuten später spüre ich nichts mehr. Selbst die Mückenstiche hören auf zu jucken. Voll cool dieses Zeug.

Inzwischen hängen wir in der Lounge der Notaufnahme rum und warten auf den Laborbefund. Endlich ist er da und wie erwartet wurden Bakterien gefunden, die den Einsatz eines Antibiotikums erforderlich machen. Untersucht werde ich nicht, aber wir bekommen den Befund, ein Rezept und – wie alle anderen Patienten hier auch – eine Rechnung. Offenbar muss jeder Patient sofort seine Behandlung bezahlen. Wer kein Geld hat, kann also auch nicht zum Arzt gehen. Was haben wir doch da für ein komfortables Gesundheitswesen! Uns kostet dieser Abend der besonderen Art an die 180 Euro und ich habe „lecker“ Medizin für die nächsten 7 Tage. Zum Schluß bekomme ich noch die eindringliche Warnung, mich in Weiterbehandlung zu begeben. Klasse, so stellt man sich Urlaub vor!

Der ausführliche Laborbefund soll uns am nächsten Tag per Mail geschickt werden. Na ob das klappt?


12.11.2018     San José – El Arenal (Arenal Observatory Lodge)

Wir fahren heute Morgen weiter zum Vulkan Arenal. Dort haben wir die Arenal Observatory Lodge gebucht, die einen tollen Blick auf den Vulkan bieten soll.

Unterwegs machen wir noch einen Stopp im kleinen, sehr idyllisch gelegenen Ort Zarcero. Zarcero liegt 60 km nördlich von San José. Wir besichtigen den beeindruckenden Francisco Alvarado Park. Dort hat der Künstler Evangelista Blanco Brenes im Jahr 1960 mit der Technik des Formschnitts von Bäumen und Sträuchern begonnen und den ehemaligen Fußballplatz in einen Park für Zypressenfiguren verwandelt. Er überrascht mit vielen Rundbögen, Tierskulpturen und andere Figuren und Gesichtern. Im Hintergrund befindet sich die nicht minder beeindruckende historische Kirche, die wir ebenfalls besichtigen. Diese Pfarrkirche aus dem Jahr 1895 ist dem Heiligen Rafael geweiht und wurde im gotischen Renaissancestil errichtet. In ihrem Inneren finden sich schöne Malereien.

Im Ort La Fortuna am Rande des Arenal hat man sich auf den Tourismus eingestellt. Überall werden Touren angeboten, es steht Restaurant an Restaurant und dazwischen gibt es Billigunterkünfte, riesige Souvenirläden und kleine Supermärkte. Man mag sich gar nicht vorstellen, was hier in der Saison los ist.

Als wir in der Arenal Observatory Lodge ankommen, liegt alles im Nebel und man kann nicht mal ahnen, wo der Vulkan ist, geschweige denn ihn sehen. An der Rezeption geht alles sehr professionell und bestimmend zu, denn die Anlage ist riesig. Zuerst wird uns eine Unterschrift abgenommen, dass es bei Strafe verboten ist, auf den Cerro Chirripo zu wandern, da der gesperrt ist. Der Cerro Chirripo ist mit 3.820 m der höchste Berg Costa Ricas und seine Besteigung eine echte Herausforderung. Nach dem, was wir darüber gelesen haben, hatten wir ohnehin nicht vor, uns diese Strapaze anzutun.

Dann werden wir zu unserer Unterkunft gelotst. Anstalten, uns beim Tragen unseres Gepäcks zu helfen, macht der Angestellte jedoch nicht.

Das gesamte Gelände ist mega-gepflegt. Überall wuselt Personal herum. Hier müssen ungefähr 150 oder gar mehr Leute beschäftigt sein. Selbst die Wanderwege in den Regenwald sind asphaltiert oder mindestens befestigt. Na einen Hauch davon hätten wir uns in der Finca Bellavista gewünscht. Dort ging es ja nur über Stock und Stein. Hier braucht man dagegen nicht mal Gummistiefel und herumliegende Blätter haben keine Chance, länger als ein paar Stunden auf dem Boden abzuruhen. Die Wege werden ständig gekehrt, die Wiesen gemäht und das Grünzeug geschnitten. Hier traut sich kein Zweig ohne Genehmigung zu wachsen! So stellt man sich Regenwald vor!! Zumindest Vögel gibt es in allen Farben und Arten. Sie umschwirren die Bäume und Sträucher der gepflegten Parkanlage und fragen nicht danach, wohin sie sich setzen dürfen. Es gibt hier sogar einen großen Swimingpool, einen Whirlpool mit heißem Quellwasser und ein SPA.

Wir beziehen unser Zimmer mit Blick auf den Vulkan, der gerade nicht anwesend ist und befinden uns zwangsläufig in lauter Gesellschaft mehrerer Reisegruppen, die hier offenbar häufig absteigen. Nach unseren letzten Regenwaldunterkünften ist das hier ein wenig „Kulturschock“.

Das Restaurant öffnet pünktlich um Punkt 19 Uhr seine Pforten und wir kommen in den Genuss einer routinierten Massenabfertigung. Gemütlich ist echt anders.

Auf einem der befestigten Wanderwege durch den Regenwald finden wir dann am Abend doch ein paar Frösche und der Froschpool ist zumindest für Rotaugenfrösche und Schlangen echt ergiebig, denn hier tummeln sich die hübschen Gesellen und auch ihre Fressfeinde sind nicht weit. So können wir gleich zwei Nattern auf der Lauer beobachten.

Etwas versöhnt mit diesem sehr kultivierten „Dschungel“ gehen wir schlafen.


13.11.2018     El Arenal (Arenal Observatory Lodge)

Heute Morgen können wir vom Bett aus zusehen, wie die Brüllaffen sich von Baum zu Baum hangeln und auch der Vulkan zeigt zumindest seinen Fuß. Na das ist ja schon mal ein guter Anfang!

Wir beschließen, den Morgen langsam angehen zu lassen und so haben wir gegen 11 Uhr sogar die Gelegenheit, zwischen vorbeiziehenden Wolken die Spitze des Vulkans zu sehen. Toll, dass wir diesen Blick erhaschen dürfen. Wir hatten es schon fast nicht mehr geglaubt. Auch der Arenalsee, auf den man von der Plattform des Restaurants blicken kann, liegt heute Vormittag mal kurz in der Sonne. Ein tolles Panorama.

Am Nachmittag wandern wir zum Wasserfall und zur Hängebrücke und nehmen dann noch die große Runde über die angrenzende Farm. Ein paar Tierchen können wir entdecken und der Wasserfall hat dank des vielen Regens reichlich Wasser, doch so richtig spektakulär ist das alles nicht. Immerhin erleben wir den Vulkan Arenal, wie er im letzten Abendlicht angeleuchtet wird. Sogar ein ganz zarter Regenbogen zieht sich über den Regenwald. Später können wir ein paar Nachtschwalben beobachten, die sich immer wieder vor uns auf den Weg setzen.

Mit Einbruch der Dunkelheit erreichen wir das Lodgegelände. Wir staunen ein wenig, dass es keine Mecker gibt, denn immerhin ist es untersagt, im Dunklen zu laufen. Hier hängen überall Kameras und man kommt sich schon ziemlich überwacht vor.
Wieder essen wir im Restaurant. Das Essen ist gut, der Service auch aber alles ist auf viele Besucher ausgerichtet. Für uns alles ein Tick zu viel. Den Rückweg zur Unterkunft kann man getrost ohne eigene Taschenlampe zurücklegen. Hier ist der „Dschungel“ nämlich gut beleuchtet.


14.11.2018     El Arenal (Arenal Observatory Lodge) – Bajos del Toro/Juan Castro Blanco NP (El Silencio Lodge & SPA)

Heute Morgen ist vom Vulkan wieder gar nichts zu sehen; als hätte man ihn weggeräumt, damit er sich nicht zu sehr abnutzt.

Nach dem Frühstück starten wir zur letzten Station unserer Reise. Zum Abschluss wollen wir uns noch etwas Besonderes gönnen und die beste Lodge in Costa Rica kennenlernen. Wir sind gespannt!

Unterwegs kommen wir noch einmal in Muelle vorbei. An einer der Brücken leben Iguanas jeder Größe. Die Tiere liegen zwar entspannt auf den Bäumen und eigentlich schaut man auf sie herunter, aber ein hoher Zaun behindert beim Fotografieren. Zudem wackelt die Brücke ganz bedenklich, wenn die großen Laster darüber fahren. Mit den Bildern der eingestürzten Genua-Brücke im Kopf kann einem Angst und Bange werden. Wir versuchen, ein paar ordentliche Aufnahmen zu machen und setzen dann die Fahrt in Richtung Bajos del Toro am Rande des Juan Castro Blanco NP fort.

Dieser Nationalpark ist vom Tourismus noch weitgehend unerschlossen; soll aber zu den schönsten Costa Ricas gehören. Sein Reiz liegt dann auch in der Unberührtheit. Es gibt nur ein paar unbeschilderte Pfade zum Erkunden der Wildnis, obwohl die Tier- und Pflanzenwelt durchaus artenreich ist. Unter den Pflanzen findet man eine Vielzahl von Eichen, Zedern, Magnolienbäumen, Bromelien und verschiedene Orchideenarten.

Im NP selbst befinden sich die drei inaktiven Vulkane: Platanar (2.183 m), Porvenir (2.267 m) sowie El Viejo (2.122 m). Im Südosten des Schutzgebietes liegt der Vulkan Poas und im Osten der Nationalpark Braulio Carrillo.

Bajos del Toro ist ein kleines Kuhdorf mit ein paar Häusern. Kaum vorstellbar, dass hier irgendwo in der Pampa die schönste Lodge Costa Ricas sein soll. Wenige Minuten später kommen wir in der Lodge an. Gepflegte Wege, akkurat getrimmte Rasenflächen, eine gepflegte Anlage. Das kennen wir ja jetzt schon von der vorhergehenden Lodge. Unser Gepäck wird in einen Golfcaddy umgeladen, das Fahrzeug für uns geparkt, während wir erst einmal einen sehr leckeren Lunch zu uns nehmen. Ach ja, die Küche hat auch Auszeichnungen für Ihre hohe Qualität – mit Recht, wie wir feststellen. Auch der Willkommensdrink ist ein Gedicht für sich. Gemixte frische Ananas mit Orangensaft und frischer Minze – es schmeckt superlecker und wird mein neues Lieblingsgetränk. Ich soll schließlich viel trinken!

Nun werden wir zu unserem Bungalow geführt. Wow, das ist ja mal was! Hochmodern eingerichtet, Terrasse, riesiges Badezimmer, große Dusche und der Knaller, hinten dran befindet sich im Freien aber überdacht ein großer Jacuzzi; schon auf angenehme Badewannentemperatur hochgeheizt. So lässt es sich leben!

Wir befinden uns auf 1500 Metern Höhe, da ist es auch klimatisch sehr viel kühler als an der Küste. Dafür gibt es hier eine Heizung, einen Handtuchtrockner, kuschelige Zudecken und abends legt das Zimmermädchen noch Wärmflaschen ins Bett – fast so wie wir es in Afrika erlebt haben!

Den Nachmittag nutzen wir, um den Luxus zu genießen, zumal es sowieso regnet. Am Abend machen wir noch einen Nachtspaziergang durch den angrenzenden Wald und entdecken sogar ein paar Tierchen.


15.11.2018     Bajos del Toro/Juan Castro Blanco NP (El Silencio Lodge & SPA)

Noch vor dem Aufstehen wird uns auf leisen Sohlen frischer Orangensaft auf der Terrasse serviert. Das ist ja mal Mega-Service.

Nach dem Frühstück haben wir uns den Besuch des Toro-Wasserfalls vorgenommen. Das müssen wir aber etwas aufschieben, denn es regnet mal wieder. Zum Glück hört aber der Regen hier so schnell auf, wie er begonnen hat. Nur dicker Nebel hängt noch über dem Regenwald.

Wir beschließen, es mit dem Besuch des „Cataratas del toro“, einem schönen 100 m hohen Wasserfall zu versuchen, der sich im naturbelassenen Tal des Rio Toro befindet. Als wir ankommen, ist dicker Nebel wie in einer Waschküche und man kann die Fälle zwar hören, aber nicht sehen. Wieder schüttet es wie aus Kübeln. Wir verweilen erst einmal eine Weile in dem kleinen Restaurant und werden von vielen kleinen Kolibris umschwirrt. Sie sind ganz verliebt in die orangen Paspeln an Uwes Regenjacke und meinen wohl, er ist eine stattliche Blüte. Als der Regen aufhört, starten wir zu unserer Wanderung und wollen unser Glück versuchen. Erst einmal sehen wir nichts und die Fotos bestehen nur aus Nebel. Später zieht es immer mal auf und als wir uns die Mühe gemacht haben, die 140 Stufen zu dem Wasserfall hinunter zu steigen, ist der dann auch frei. Ha, da haben sich Optimismus und Anstrengung ja doch gelohnt. Wir können den tollen Wasserfall ausgiebig fotografieren, bevor wir uns an den schweißtreibenden Rückweg machen.

Typische Malerei in Puerto Viejo

Zurück im Hotel stärken wir uns erst einmal bei einem leckeren Lunch, um dann ausgiebig zu relaxen. Schließlich haben wir Urlaub und einen eigenen Jacuzzi.


16.11.2018     Bajos del Toro/Juan Castro Blanco NP (El Silencio Lodge & SPA)

Unseren letzten Urlaubstag wollen wir nutzen, um noch die drei nahen Wasserfälle „El Silencio“, „La Melodia“ und „La Promesa“ zu besuchen. Schließlich ist dieser Nationalpark für schöne Lagunen und Wasserfälle bekannt. Auf dem Mystery Trail wandern wir ungestört durch den Regenwald, der seinem Namen noch einmal alle Ehre macht. Mit dem vielen Moos an den Bäumen wirkt tatsächlich alles sehr mystisch und äußerst fotogen.

Es ist sehr feucht, aber dank unserer Regencapes kann uns das nicht abhalten. Unterwegs können wir eine wunderschöne Eule beobachten, die sich im dichten Blätterdach vor dem Regen schützt.

Die drei Wasserfälle sind sehr beeindruckend, da sie zur Zeit sehr viel Wasser führen. Überhaupt ist schon der Weg entlang des kleinen Baches sehr schön und idyllisch. Auch wenn wir sonst wenig Tiere sehen konnten, hat sich diese Wanderung gelohnt.

Später genießen wir das wirklich außergewöhnliche Dinner im Hotel. Wir fühlen uns hier sehr wohl und sind froh, diesen Ort zum Abschluß unserer Reise gewählt zu haben. Die Lodge ist wirklich etwas ganz Besonderes.


17.11.2018     Bajos del Toro – San Jose – Frankfurt

Am Mittag checken wir aus. Unser Gepäck wird geholt, unser Wagen vom Parkplatz geholt, vorgefahren und alles eingeladen. Wir müssen nur noch „aufsitzen“. Mit einem wehmütigen Blick zurück fahren wir aus den Bergen herunter nach Alajuela, wo sich die Autovermietung Solid Car und der Internationale Flughafen von San Jose befinden. Die Abgabe des Fahrzeugs geht zügig, dann werden wir mit dem kostenlosen Shuttle zum Flughafen gebracht, den wir keine fünf Minuten später erreichen.

Hier brauchen wir aber nun noch eine Menge Geduld, bis wir endlich zum Heimflug einchecken können. Einen Teil der Garderobe haben wir gegen Costaricanischen Kaffee „eingetauscht“, der uns noch eine Weile an eine tolle, abenteuerliche Zeit in diesem Land erinnern wird und ganz wunderbar duftet.

Auf unserem Rückflug werden wir dann ganz schnell wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die Borddurchsage des Lufthansa-Kapitäns lautet: “Bitte holen Sie sich Ihre Getränke während des Fluges in der Bordküche ab”. Die Bezeichnung “Flugbegleiterinnen” nehmen die Damen hier offenbar sehr wörtlich; Service ist quasi nicht vorhanden. Schade, dass wir so rasch aus unseren Träumen geholt werden.


Fazit

Ein Deja-vu-Erlebnis also das Gefühl eine an sich neue Situation schon einmal so erlebt zu haben, hatten wir während dieser Reise einige Male. Insbesondere unsere abenteuerlichen Anfahrten zu einigen Unterkünften erinnerten uns an unseren ersten Aufenthalt im Land. Es gab aber auch einige Situationen und Eindrücke, die wir schon einmal erlebt hatten. Seien es die Sichtung von Tieren, die wir uns gewünscht hatten oder die Wanderungen durch den Regenwald oder auch die ständige Feuchtigkeit.

Natur
Costa Rica ist ein landschaftlich sehr schönes, vielseitiges und sehr grünes Land mit einem überaus großen Artenreichtum. Die vielen Nationalparks tragen glücklicherweise mit dazu bei diese üppige Natur zu schützen.

Wir hatten die Gelegenheit, ausgiebig Regenwald verschiedener Regionen zu durchstreifen und diese Natur zu genießen. Jede Gegend hatte ihren eigenen Charm und wir haben die üppige Natur entdecken können.

Vom obligatorischen Faultier über den nachtaktiven kuscheligen Kinkaju, posierliche Possums, verspielte Waschbären, lustige Nasenbären, lautstarke und leisere Primaten hatten wir bis hin zur sehr seltenen Begegnung mit einem Ozelot (eine hübsch gemusterte Katze in der Göße eines Hundes) viele Säugetiersichtungen. Für Vogelliebhaber ist Costa Rica das Paradies. Imposante große Tukane, Tangare, Aras, riesige Schwärme von Sittichen, grüne Papageien, Hokkos, lautstarke Chakalakas, Kolibris und sogar den sehr seltenen Quetzal haben wir gesehen. Von den vielen anderen Vögeln ganz zu schweigen. Ihre Farbenpracht ist beeindruckend.

Wir haben während unseres Aufenthaltes mehr als 100 Tiere vor die Linse bekommen, davon allein etwa 40 verschiedene Frösche und unter ihnen Raritäten wie den Kronenlaubfrosch und den Golden eye Leaf-Frog. Costa Rica hat mehr als 140 Schlangenarten, davon konnten wir 12 entdecken; unter ihnen mehrere giftige Vipern. Die Hook-nose Pitviper und die beiden Lanzenottern waren dabei Funde, die uns am meisten gefreut haben.

Regenwald und der besonders bei Nacht wird für uns immer seinen besonderen Reiz haben. Wir könnten ihn stundenlang durchstreifen, denn es ist einfach spannend, ihm Schritt für Schritt ein paar Geheimnisse zu entlocken. Für uns sind diese nächtlichen Exkursionen nie langweilig.

Ausrüstung
Über die Tatsache, dass permanent alles feucht oder zumindest klamm ist, muss man sich im Klaren sein. Baumwollkleidung z. B. ist für solche Regenwaldaufenthalte denkbar ungeeignet. Zum Glück gibt es da inzwischen sehr gute synthetische Outdoorkleidung, die schnell trocknet. Das Verpacken der Kleidung in Zipperbeutel hat sich auf jeden Fall bezahlt gemacht, auch wenn das etwas befremdlich wirkt und etwas mühsamer ist. So bleibt aber wenigstens frische Garderobe trocken.

Wieder einmal hat sich die Investition in unsere Hunter-Gummistiefel bewährt, die unsere täglichen Wanderungen durch Wasser, Schlamm und unwegsames Gelände mit Bravour gemeistert und überstanden haben, ohne das auch nur ein einziges Mal mit einer Blase zu quittieren. Außerdem sind sie höher als die hiesigen Boots und dichten oben so gut ab, dass nicht sofort alles Wasser in die Stiefel läuft.

Von besonderer Wichtigkeit sind für die Nachtwanderungen natürlich die leistungsfähigen Stirnlampen von LED-Lens sowie zusätzlich die kleineren LED-Lens Taschenlampen. Die Reichweite und Lichtstärke dieser Lampen rechtfertigt dann auch deren hohen Preis; ist aber dennoch eine Investition, die sich einfach lohnt. Ohne ordentliches Licht und dann noch allein, wird es schwierig im Busch!

Wetter und Klima
Wir haben bewusst diese Zeit – das Ende der kleinen Regenzeit – gewählt, da wir für den Dschungel Regen brauchen. Das hatte auch den Vorteil, dass die Preise niedriger und die Unterkünfte nicht so voll belegt sind. Im November beginnt dann die Hauptsaison in Costa Rica. Regen bedeutet sofort und heftig, aber nicht ewig oder gar den ganzen Tag. In manchen Gegenden wechselte das Wetter stündlich oder man kann die Uhr danach stellen, wann der Regen kommt. Die Karibikküste ist bereits zu dieser Zeit sehr schwül-heiß und definitiv kein Klima für unseren Geschmack. In Höhenlagen über 1500 Meter kann man auch mal einen Heizer in Betrieb nehmen oder freut sich über einen knisternden Kamin, denn da wird es schon mal empfindlich frisch – aber natürlich alles besser als deutscher November!

Menschen und Land
Die Costa Ricaner sind sehr freundliche, hilfsbereite Menschen. Wir haben keine einzige negative Erfahrung machen müssen. Auch ohne Spanischkenntnisse funktioniert die Verständigung prima, weil sich jede Seite bemüht. Wir werden diese sehr positiven, angenehmen Erfahrungen gern in unserem Herzen behalten. Die Mentalität der Menschen an der Karibikküste allerdings ist nichts für unsere Sicht auf das Leben. Die hier gelebte „Pura Vida“-Einstellung lässt sich auch mit „mir doch egal“ und „Nullbock auf alles“ beschreiben. Sie ist dort mehr als die Freude am Leben und den Blick aufs Positive. Einige Teile dieser Bevölkerung wollen gar nichts tun und leben nur in den Tag. Meist sind das junge Leute, die ausgewandert sind oder hier für einige Zeit abhängen. Sie warten den ganzen Tag auf die gute Welle, hängen ab und ansonsten geht ihnen alles am Allerwertesten vorbei.

Was uns sehr irritiert hat ist die Tatsache, dass man das Gefühl bekommt, mindestens ein Drittel des Landes steht zum Verkauf. Die Ticos (wie die Einheimischen umgangssprachlich genannt werden) versuchen ihr Land und ihren Besitz (Autos, Mopeds, Häuser, schlicht alles was sich zu Geld machen lässt) zu „verticken“. Costa Rica hat schon seine Fluggesellschaft verkauft und unsere Beobachtungen, die wir beim Straßenbau gemacht haben, deuten auch nicht gerade auf eine gut strukturierte Wirtschaft hin. Die Währung wird in Tausend Colones gerechnet, wobei tausend Colones gerade mal 1,42 Euro wert sind. Man hat den Eindruck, das Land wirtschaftet sich herunter. Die goldene Zeit für Auswanderer in dieses Land ist auf jeden Fall vorbei und entsprechend frustriert sind manche von ihnen auch.

Auto
Wir haben unser Fahrzeug wieder bei Solid Car angemietet und sind hochzufrieden mit dieser Firma. Das Fahrzeug hat uns gut zu unseren manchmal sehr unwegsamen Zielen gebracht. Uwe hat uns wie immer sicher und wohlbehalten durch das Land chauffiert. Dank unseres wirklich sehr zuverlässig funktionierenden Navis war es auch für mich entspannter, den richtigen Weg zu finden. Die Fahrzeugübergabe und -abgabe verläuft zügig und tolerant. Wir mussten weder volltanken noch das Fahrzeug reinigen.

Auch der Tranfer zur und von der Autovermietung zum Flughafen hat hervorragend geklappt.

Beim Autofahren verliert der Costa-Ricaner dann übrigens seine Gelassenheit und wird sturer als Deutsche auf der Autobahn.

Essen
Wir sind überall sehr gut verpflegt worden. Das typische Essen hier „Gallo pinto“ (Reis mit schwarzen Bohnen) bekommt man immer und überall; selbst beim Frühstück. Solange da kein „cilantro“ (Koriander) drin ist, ist das für uns kein Problem. Diesmal haben wir uns auch an Obst ordentlich satt essen können. Es ist gerade Erntezeit vieler Obstsorten. Besonders die süßen, saftigen und sehr aromatischen gelben Ananas (ja die sind gelb, wenn sie reif sind und nicht grün wie bei uns im Supermarkt!) Haben uns sehr gemundet. Man kann sie überall an der Strasse für wenig Geld kaufen. Unser favorisiertes Getränk aus Ananas, Orangensaft und Minze werden wir auch zu Hause ausprobieren aber natürlich feststellen, dass das im Urlaub ganz anders geschmeckt hat.

Unsere Lust auf Regenwald, Frösche, Schlangen und feuchtes Abenteuer haben wir erst einmal gestillt. Den Geruch, dass alles wie Otter riecht behalten wir noch eine Weile in der Nase und im Kopf. Auch wenn die Haut dank der Feuchtigkeit immer gut aufgepolstert und geglättet aussieht, gelüstet es uns nun erst einmal nach einem warmen, trockenen Land. Machen wir uns also an die Vorbereitung und Recherche unseres nächsten Urlaubs, denn die Vorfreude beginnt mit der Planung.

In diesem Sinne „Pura Vida“!