pdf Fotostrecke des Reiseberichts
Australien 2017
Chillaxen an der Westküste Australiens
22. April – 26. Mai 2017
Diesmal hatten wir nach einem Urlaubsziel gesucht, wo wir ausspannen können. Gut – ausspannen auf unsere Art…. aber Sonne, Meer und unabhängig sein, das waren die Dinge, die uns dabei vorschwebten. Darin waren wir uns auch schnell einig. Spätestens als noch das Zauberwort „Walhaie“ mit ins Gespräch kam, musste Uwe nicht überredet werden. So stand schnell fest, dass wir diesmal die Westküste Australiens bereisen wollen. Ein wenig Strand, mit Walhaien schnorcheln und im Outback die Seele baumeln lassen – das sollte der nächste Urlaub werden.
Uwe träumt schon lange davon, Walhaie mal aus nächster Nähe sehen zu können und die sind vor der australischen Westküste von April bis Juni anzutreffen. Also ist auch die Reisezeit schon festgelegt, obgleich ich natürlich das Frühjahr mit der üppigen Wildblumenblüte bevorzugt hätte. Egal, Hauptsache mal wieder ein neues Abenteuer erleben.
Eigentlich hätten wir mehr als genug Vorlaufzeit für die Planung dieser Reise gehabt, doch das war Theorie. Der Reisetermin rückte näher und näher und wir hatten noch immer keinen Plan. Weder wussten wir bis zur Abreise, welche Stationen wir ansteuern möchten, noch wie lange wir uns dafür Zeit nehmen wollen. Klar ist nur, wir müssen in 5 Wochen in Darwin sein, weil von dort der Heimflug gebucht ist. Naja, wenigstens eine Übersicht über interessante, in Frage kommende Sehenswürdigkeiten auf der Strecke haben wir schon mal zusammengetragen.
Wir fliegen am Samstagmittag mit Singapore Airline ab Frankfurt. Als wir über Indien sind, haben wir dann endlich auch einen detaillierten Tages- und Routenplan erarbeitet. Nun sind wir entspannt. Gut, dass der Flug so lang ist. Es bleibt zumindest auf dem Weiterflug von Singapore nach Perth sogar noch ein wenig Zeit, etwas zu schlafen. Jetzt steht unserem zweiten Australienabenteuer also nichts mehr im Weg.
23.04.2017 Perth
Am Morgen kommen wir in Perth an. Es hat bereits 28 Grad Celsius, die Sonne scheint und alle sind entspannt. Was will man mehr? Hier in Australien geht es bei der Einreise weniger darum, wer in das Land einreist (das ist ruck-zuck erledigt), sondern vielmehr, womit jemand einreist. Es sind eine Menge Dinge zur Einfuhr verboten. Dazu zählen auch tierische Produkte, wie z. B. Daunen. Dafür gibt es extra eine „BioSecurity“, zu der auch zwei Mitarbeiter mit 4 Beinen gehören. Unsere blöden (aber schön handlichen) Daunenjacken, die ich vorsorglich mit eingepackt und deklariert habe, bescheren uns gleich ein erstes Erlebnis. Wir müssen uns mit 5 anderen Leuten in einer Gänsereihe aufstellen. Das Gepäck immer vor uns und den Rucksack runter hängen lassen. Dann werden wir gleich von 2 Hunden nacheinander ausgiebig beschnüffelt. Naja, die finden absolut nichts leckeres an uns und unserem Gepäck und dann dürfen wir endlich gehen.
Mit dem Taxi fahren wir ins Hotel Duxton, das direkt im Stadtzentrum liegt. Von hier können wir die Stadt zu Fuß erreichen. Klar ist, wenn wir uns jetzt hinlegen, ist der Tag gelaufen und nachts haben wir dann ausgeschlafen. Um in den Rhythmus zu kommen (wir sind immerhin 7 Stunden im Vorlauf) ist es am besten, den Tag durchzuhalten und dann ganz normal schlafen zu gehen.
So nutzen wir den Nachmittag, um die Stadt zu erkunden, statten dem Hafen einen Besuch ab und bewundern die neue Flaniermeile am Pier. Alles ist sehr modern und schön. Überhaupt fällt auf, dass Perth eine sehr neue Stadt ist. Es wird extrem viel gebaut. Nur noch vereinzelt finden sich zwischen den modernen Hochhäusern alte historische Gebäude. Der Kontrast könnte nicht größer sein.
Wir stellen uns gleich mal darauf ein, dass unser Tag von morgens 6 Uhr bis abends 6 Uhr dauert, denn das ist die Phase mit Tageslicht. Um kurz nach 18 Uhr ist es stockdunkel. Eine Dämmerung oder blau Stunde gibt es nicht. Wir schaffen es noch, von den umliegenden, teilweise beleuchteten Gebäuden ein paar Nachtaufnahmen zu machen, bevor wir nun wirklich sehr müde ins luxuriöse Bett fallen.
24.04.2017 Perth
Nach einem ausgiebigen Frühstück ziehen wir noch einmal um die Blöcke, erledigen noch ein paar Einkäufe, bevor wir uns später mit dem Taxi zum Flughafen bringen lassen, wo „Apollo“ seine Autovermietung hat. Dort haben wir einen 4WD Camper gemietet. Leider war es der Autovermietung nicht möglich, uns das Auto ans Hotel zu bringen oder uns zumindest abzuholen. Da sind wir einfach von Afrika verwöhnt.
Der Mitarbeiter der Autovermietung, der uns bedient, ist Deutscher, was die Verständigung wesentlich vereinfacht. Als wir allerdings die zusätzlich angebotene 4×4-Versicherung (für noch mal 200 AUD) ablehnen, ist es mit der Freundlichkeit vorbei. Da ist der Junge angepi… und ganz schnell fertig mit uns.
Ohnehin ist hier die totale Massenabfertigung. Wir müssen noch eine Weile warten, dann bekommen auch wir unseren 4×4-Camper. Nun ja, der ist anders, als die Fahrzeuge, die wir schon kennen, aber wir werden uns damit arrangieren. Das Fahrzeug verschafft uns Freiheit! Die nächsten 5 Wochen wird es unser Zuhause sein und wir werden ganz nach der Devise leben: „Camping ist der Zustand, in dem der Mensch seine eigene Verwahrlosung als Erholung empfindet“.
Wir fackeln nicht lange und los geht es. Uwe bedient obligatorisch den Scheibenwischer beim rechts abbiegen (Linksverkehr lässt grüßen) und dann fahren wir zu „Coles“, dem nächsten großen Supermarkt. Dank Einkaufszettel geht das flott und bald haben wir alles Notwendige zusammen. Dass wir ganz hervorragendes dunkles Roggenbrot bekommen, das auch nach Tagen noch wie Watte sein wird, ahnen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht und kaufen viel zu wenig ein. Hin und wieder müssen wir aber schon bei den Preisen schlucken. 8 AUD für ein Kilo Orangen – das sind 5,50 Euro – sind wir doch nicht bereit zu zahlen. Auch sonst ist z. B. Obst und Gemüse extrem teuer. Dafür bekommt man wirklich alles, was wir auch von zu Hause kennen. Auch sonst sind die Produkte von „Coles“ wirklich sehr zu empfehlen. Sogar der französische Senf hat es bis nach Australien geschafft.
Nach dem Einkaufen machen wir uns daran, die Dinge alle im Camper zu verstauen, was gar nicht so einfach ist. Im Verlauf der Reise werden wir noch ein paar Mal umpacken.
Nun müssen wir uns noch mit alkoholischen Getränken versorgen – schließlich haben wir Urlaub! Bei der Vielfalt an Weinen, die wir alle nicht kennen, sind wir überfordert. Der junge Mann im Bottle Store hilft uns tatkräftig und später werden wir feststellen, dass seine Empfehlungen großartig; nein exzellent sind. Sowohl beim Bier als auch beim Wein folgen wir seinem Rat. So lernen wir, dass die Weine aus der Margret-River-Region richtig lecker, weil aromatisch sind. Sie werden auf der gesamten Reise unsere Favoriten und halten sich nicht lange in der Flasche. Auch mit den Bierempfehlungen hat der Junge ein Händchen. Stolz schleppen wir unseren Getränkevorrat in unser temporäres Zuhause. Danach geht es zurück zum Hotel.
Wir parken auf dem benachbarten 24-Stunden-Parkplatz. Abends fahren wir noch einmal ans andere Ufer des Margret River und essen später im Restaurant Coco`s. Das ist stinkvornehm und wir sehen aus wie Außerirdische. Der Fisch, den wir uns bestellt haben, ist lecker, aber satt werden wir davon nicht. Naja, wir wollen uns ja nicht fett futtern.
Müde aber zufrieden fallen wir später ins Bett. Morgen früh können wir dann endlich in unser Abenteuer starten.
25.04.2017 Perth – Nambung NP – Jurien Bay
Um 5 Uhr klingelt der Wecker denn wir müssen in aller Frühe aus der Stadt. Heute ist Anzac Day. Dieser Tag ist der Jahrestag der ersten Militäraktion von australischen und neuseeländischen Truppen im Ersten Weltkrieg. Am Anzac Day finden Paraden der australischen Landstreitkräfte und Flugdemonstrationen der Luftstreitkräfte sowie Märsche mit Kriegsveteranen statt. Die Parade beginnt um 9 Uhr und alle Straßen im Stadtzentrum werden weiträumig gesperrt. Wenn wir es nicht rechtzeitig schaffen, uns vom Acker zu machen, dann müssen wir hier noch den ganzen Tag ausharren.
Wir beeilen uns, unsere Taschen im Camper zu verstauen und bei Sonnenaufgang sind wir schon auf dem Weg aus der Stadt. Inzwischen strömen die Menschen aus allen Richtungen in Massen ins Stadtzentrum. Überall sieht man fein herausgeputzte Uniformen. Der Anzac Day steht offenbar hoch im Kurs bei den Australiern.
Inzwischen befinden wir uns auf dem Indian Ocean Drive und steuern zuerst die weißen Dünen von Lancelin an. Die Landschaft ist geprägt von einer Heidelandschaft mit kleinen Eukalyptus- und Proteabaumarten sowie den seltsam anmutenden Grasbäumen.
Zwischendrin erheben sich immer wieder schneeweiße Dünen. Wir verspüren das unbändige Verlangen, uns diese Dünen aus der Nähe anzusehen. Am Ende der Hauptstraße von Lancelin befindet sich „The Big Dune“, in der sogar Offroad gefahren werden darf. Hier ist Fun und Action angesagt. Sandboard-, Dune Buggy- und 4×4-Fans kommen voll auf ihre Kosten. Ich muss nicht näher erwähnen, dass auch mein Offroad-Fan es nicht lassen kann, die weißen Dünen hoch zu brettern. Irgendwann steht mitten in den weißen Dünen ein weißer Camper von Apollo … der Einzige seiner Art – weit und breit.
Aber wir kommen glücklicherweise ohne Probleme auch wieder raus aus dem Sandmeer und können unsere Fahrt fortsetzen – alles andere wäre auch ziemlich peinlich gewesen.
Als nächstes besuchen wir den Aussichtspunkt vom Wanagarren NR. Das ist ein schöner Park, auch wenn es hier in erster Linie eine Dünenvegetation gibt, die aus Heidegewächsen besteht. Lediglich die Proteas blühen gerade prächtig. Bestimmt lohnt sich ein Besuch im Frühjahr noch viel mehr.
Kurz nach Mittag erreichen wir den Nambung NP, auf den wir schon sehr gespannt sind. Wir haben schon so viele Bilder davon gesehen. Immerhin gehört der Nambung NP zu den Highlights der Westcoast.
Hauptattraktion des Nambung NP sind verwitterte Kalksteinsäulen; sogenannte „Pinnacles“, die bis zu vier Meter hoch sind. Entstanden sind die Pinnacles vor etwa 500.000 bis 50.000 Jahren durch Pflanzenwuchs auf dem Quarzsand einer Wanderdüne. Dabei drangen die Wurzeln in die darunter liegende festere Kalksteinschicht ein. Als die Wanderdüne weiterzog, waren die Wurzeln der Erosion ausgesetzt. Ihre Reste sieht man heute als Pinnacles und die „Kappen“ auf ihnen sind noch die Kruste der festeren Kalksteinschicht.
Es gibt einen 3,5 km langen Rundweg – den Pinnacles Drive – auf dem man durch die versteinerten Bäume fahren kann. Wir machen uns auf, diese Gegend zu erkunden. Fasziniert staunen wir, was die Natur hier geschaffen hat und ein wenig fühlen wir uns wie in einer Mondlandschaft.
Der Rundweg ist eine einspurige Sandpiste mit zahlreichen Parkbuchten. Auf halbem Weg gibt es auf einem Granitfelsen eine hölzerne Aussichtsplattform, den Desert View Lookout. Dank der Parkbuchten kann man immer wieder aussteigen, die Gegend auch zu Fuß erkunden und nach Herzenslust fotografieren, wenn nicht gerade die Asiaten auf den Pinnacles herum klettern.
(Noch) völlig uneingeschränkt kann man durch das Gebiet laufen und es auf eigene Faust erkunden.
Die bizarr geformten Kalksteinsäulen, die Pinnacles, sind mal dünn und klein, mal dick und bis zu 5 m hoch. Umrahmt wird dieses Meer unterschiedlicher Kalksteinsäulen von gelben Sanddünen. Bewegt man sich ein Stück weg vom vielbesuchten Kerngebiet der Pinnacles, findet man sogar noch mit einem Kalkmantel umgebene versteinerte Wurzeln, die vom Wind frei gelegt worden sind.
Im Verlauf des Nachmittags fahren wir den Rundweg dreimal, laufen zwischen den versteinerten Säulen hindurch und machen eine Menge Fotos. Wir suchen uns ein paar Plätze für den Sonnenuntergang aus, doch der ist leider heute nicht besonders spektakulär. Als dann noch in der Dämmerung ein Strauch-Wallaby mit Kind erscheint, ist der Sonnenuntergang ziemlich egal.
Eigentlich war für morgen noch ein voller Tag für den Nambung NP vorgesehen, doch wir haben schon so viel gesehen, dass wir uns entschließen, den eingesparten Tag lieber später für eine andere interessante Sehenswürdigkeit zu nutzen. Irgendwann ist man von dieser „Schniebel-Landschaft“ gesättigt und Fotos haben wir heute auch mehr als genug geschossen.
So entscheiden wir uns, den Nambung NP zu verlassen. Es treibt uns weiter. Wir fahren noch bis Jurien Bay, wo wir am Fischereihafen einen ruhigen Stellplatz finden.
26.04.2017 Jurien Bay – Hutt Lagoon (Port Gregory)
Wir frühstück noch gemütlich am Fischereihafen und schauen zu, wie die Fischer von ihrem Fang zurück kommen. Dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Hutt Lagoon.
Unterwegs folgen wir unserem Instinkt, biegen in einen Seitenweg ein und landen nach wenigen hundert Metern in einer gigantischen weißen Dünenlandschaft , die wir ganz für uns allein haben. Keine menschlichen Fußspuren gibt es hier; dafür umso mehr von den tierischen Bewohnern. Nur einmal hören wir aus der Ferne ein Motorengeräusch von einem Quadbike, das verbotenerweise durch die Dünen fährt. Während gestern noch in Lancelin alle Dünen von Fahrspuren zerpflügt waren, ist hier alles unberührt. Wir genießen diesen gigantischen Anblick ausgiebig.
Es ist spannend zu erkunden, was sich hinter den hohen Dünen verbirgt und so dringen wir immer weiter in diesen Dünengürtel aus schneeweißem kalkhaltigen Quarzsand ein.
Der Kontrast des feinen weißen Sandes zum stahlblauen Himmel ist toll. Da gibt es dann den ersten Sonnenbrand gleich mit dazu. Macht aber nichts, denn wir haben in Perth mit entsprechendem „Gegenmittel“ vorgesorgt.
Es fällt uns schwer, uns von diesem magischen Ort zu trennen, doch wir wollen ja heute noch weiterfahren.
Kurze Zeit später folgen wir einem Wegweiser zum „Sandy Cape“. Hier gibt es neue, idyllische Stellplätze an einem menschenleeren, türkisfarbenen Strand. Es ist schön hier, auch wenn der Strandabschnitt in der Bucht nicht besonders groß ist. Dafür spült es hier viele Korallenreste an, die wir interessiert betrachten. Malerisch ist diese Bucht allemal.
Dem Aussichtspunkt von „Green Head“ statten wir ebenfalls noch einen Besuch ab. Manchmal soll man hier Seelöwen beobachten können, doch wir sehen leider keine.
In Leeman überkommt uns der Hunger. Erst tanken wir noch das Auto voll, dann besorgen wir uns Fish und Chips (Pommes). Das Essen wird für uns frisch zubereitet, schmeckt köstlich und ist eine riesige Portion, die wir beim besten Willen nicht aufessen können.
Langsam geht die Sonne unter. Wir beschließen, noch bis Geraldton weiter zu fahren. Unterwegs können wir immer wieder extrem windschiefe Flusseukalyphtus-Bäume sehen. Die haben sich richtiggehend abgeduckt und buchstäblich bis auf den Boden gebogen. Das liegt an den starken, salzhaltigen Meereswinden, die hier über die ungeschützten Ebenen wehen.
In Geraldton zieht uns die wunderschön beleuchtete St. Francis Xavier Kathedrale magisch an. Die Kathedrale im byzantinischen Stil wurde gerade erst frisch renoviert und passt eigentlich eher nach Italien.
Im benachbarten Park gehen wir noch schnell auf die Toiletten und während Uwe drin ist, fährt ein Mann von der Security vor und will gerade abschließen. Na eine Nacht in der öffentlichen Toilette ist dann doch nicht so ganz nach unserer Vorstellung. Gut, dass Uwe sich noch bemerkbar machen konnte. Kichernd fahren wir danach noch ein Stück weiter um möglichst nah an die Hutt Lagoon zu kommen. Den pinken See wollen wir uns dann gleich morgen Früh ansehen. Auf der Suche nach einem Parkplatz wundern wir uns, wie es an der Lagune stinkt. Sehen können wir nicht die Hand vor Augen, so dunkel ist es. So übernachten wir auf dem Parkplatz an der rosa Lagune, was wir aber erst am nächsten Morgen feststellen.
27.04.2017 Hutt Lagoon – Kalbarri NP
Wir sehen, wo wir uns befinden. Hatten wir gestern Abend im Dunklen noch die Salzlagune gesucht und uns nur über den Gestank gewundert, stehen wir heute davor. Es ist ein großer See, der tatsächlich durch die Alge Dunaliella Salina rosa leuchtet. Die farbigen Pigmente zählen zu einer Gruppe natürlicher Farbstoffe, zu der auch Beta Carotin gehört und in der Lebensmittelindustrie genutzt wird. „Dunaliella Salina is the best source in nature of beta-carotene, alpha-carotene, cryptoxanthin, zeaxanthin, lutein and lycopene.” Da wundert es uns auch gar nicht, dass BASF hier die Finger im Spiel hat und das Salz abbaut.
Wir machen erst einmal eine ausgiebige Fotosession an der Lagune. Dazu fahren wir auch bis zum Ortseingang von Port Gregory. Mit zunehmender Morgenstunde wird das Rosa des Sees immer intensiver. Ein wirklich schöner Anblick.
Dass die Aussies Humor haben, sieht man am (künstlichen) Flamingo, den ein Witzbold in den See gesetzt hat und auch an dem total echt wirkenden Angler. Da ihn nur wenige Touristen beachten, ist davon auszugehen, dass ihn viele für echt halten. Der fängt dann offenbar Salzheringe. Vor lauter rosa See und Fotos machen „überfährt“ Uwe rückwärts eine Warnbarke, die sich unter unserem Auto biegt wie ein Luftmännchen im Winde. Zum Glück ist nichts passiert, denn wir hatten ja bei der Fahrzeuganmietung großzügig auf die Unterbodenversicherung verzichtet. Man sieht beim Rückwärtsfahren mit dem Fahrzeug aber auch schlichtweg gar nichts.
Als wir gefühlte hundert Fotos von der rosafarbenen Lagune haben, fahren wir weiter Richtung Kalbarri. Im Kalbarri NP besuchen wir „Natural Bridge“, „Shell House“, „Eagel Gorge“, „Pot Alley Gorge“ und „Mushroom Rock“. Das sind alles Aussichtspunkte an der mehrere Hundert Meter hohen Steilküste. Die Aussichtspunkte sind allesamt spektakulär. Teilweise kann man auch bis runter an den Strand wandern.
Türkisfarbenes Meer, „gestreifte Sandsteinklippen“ und strahlend blauer Himmel bieten einen gigantischen Anblick, der nur getrübt wird von den Milliarden von Fliegen, die einen umschwirren, sobald man das Fahrzeug verlässt. Die lästigen Viecher fliegen in Augen, Ohren und Mund. Nur gut, dass wir unsere Moskitonetze dabei haben, die man über den Kopf ziehen kann. Angeblich verschwinden diese Plagegeister, wenn es kälter wird, aber das hilft uns im Moment nicht. Unterwegs treffen wir einige Besucher, die es uns gleich getan haben und genauso doof aussehen, wie wir – die anderen schauen neidisch und wedeln apathisch.
Trotzdem lohnt sich der Besuch der Küste. Im kleinen Ort Kalbarri kaufen wir noch ein wenig ein, bevor wir eigentlich in den gleichnamigen Nationalpark fahren wollen. Inzwischen wissen wir sicher, dass wir die Hauptsehenswürdigkeiten im Kalbarri NP im Moment nicht besuchen können, da die Straße gebaut wird. Nur Touranbieter dürfen zum „Nature Windows“ und zum „Z-Bend“. Das ist für uns zwar ziemlich unlogisch, aber gut, dann streichen wir das eben von der Liste. Die immer gleichen Fotos können wir uns auch im Internet ansehen. Wir füllen am Ranger-Hauptquartier noch unsere Wasservorräte auf und fahren dann die Ajana-Kalbarri Road um zur Shark Bay zu gelangen. Diese Straße führt mitten durch den Kalbarri NP. Unterwegs treffen wir auf Kängurus, die die Straße überqueren wollen. Man muss ganz schön aufpassen.
Es geht gerade die Sonne unter und wir brauchen einen Platz zum Schlafen. Die Campsite in Kalbarri gefiel uns gar nicht; viel zu viel Trubel dort. Ein ruhiges Plätzchen im Kalbarri NP ist dafür umso mehr nach unserem Geschmack. Wir parken ja hier nur mal für ein paar Stunden…. und schlafen selig mitten in der Natur.
28.04.2017 Kalbarri NP – Shark Bay
Nach dem Aufstehen machen wir einen Morgenspaziergang durch den Kalbarri NP und „lesen“ die Buschzeitung. Hier sind eine Menge Tiere unterwegs gewesen, wie man an den vielen frischen Fußabdrücken erkennen kann. Leider bekommen wir aber – außer den obligatorischen Millionen Fliegen – keine Tiere zu Gesicht. Anschließend frühstücken wir noch gemütlich, bevor wir uns auf die Weiterfahrt machen.
Wir besuchen noch die sehenswerten Aussichtspunkte „Hawks Head“ und „Ross Graham“ des Kalbarri NP, die der Murchison River in die Schlucht gefressen hat. Eigentlich ist die Gegend hier total flach, wird nur von niedrigen Hartlaubgewächsen, wie z. B. Proteen und Eukalyphtus besiedelt und die Vegetation ist nicht viel höher als 2 bis 2,5 m hoch. Dann tut sich plötzlich völlig unvermutet mitten in der Landschaft eine mehrere hundert Meter tiefe Schlucht auf. Lohnenswert sind diese Abstecher auf jeden Fall.
Ansonsten fressen wir heute vor allem Kilometer, denn die Distanzen sind weit. Immerhin gibt es unterwegs wenigstens mal Emus und rosa Kakadus zu sehen.
Was uns unterwegs auffällt, sind nicht etwa die angeblich vielen toten Kängurus an der Straße. Die gibt es auch hin und wieder, aber noch viel auffälliger sind die unzähligen leeren Flaschen am Straßenrand. Dabei befinden wir uns hier in einem Gebiet, das zum Unesco-Weltnaturerbe erhoben wurde und wir fragen uns, ob tatsächlich die Touristen hier ihre Flaschen reihenweise aus dem Fenster werfen.
Am Nachmittag machen wir Halt beim „Hamelin-Pool“ auf dem Weg zur Shark Bay. Man soll es nicht glauben, aber wir sind ganz allein hier – von wegen Busladungen mit Touristen … Ich muss zugeben, dass nur das Wissen um diese unscheinbaren Steine diesen Ort interessant macht, denn eigentlich sehen die braunen Steinhaufen im Wasser ziemlich langweilig aus. Dennoch: die „lebenden“ Steine sind Kalkablagerungen von Cyanobakterien, der ältesten Spezies, die schon vor 3.5 Milliarden Jahren (in der Urzeit unserer Erde) lebten und heute fast überall auf der Erde verschwunden sind. Die Oberschicht der Stromatolithen besteht aus Mikroorganismen, die hier in Kolonien leben. Hängengebliebene Sedimentpartikel werden zu Kalkstein, auf die sich eine erneute Schicht Bakterien legen. Diese Bakterien erzeugen Sauerstoff, der die Grundlage unseres Lebens ist.
Im Moment befinden sich die unscheinbaren Stromatolithen gerade unter Wasser und sehen noch mehr nach Nichts aus, weil gerade Flut ist. Aber so ist das ja oft im Leben; die auf den ersten Blick Unscheinbaren entpuppen sich als wahre Kostbarkeiten. Jedenfalls war der Fund dieser Kolonie eine kleine Sensation für die Wissenschaft und sie steht heute unter dem Schutz der Unesco.
Nicht weit vom „Hamelin Pool“ entfernt befindet sich der „Shell Beach“. Auch diesen besuchen wir. Dieser Strand besteht aus einer bis zu 10 Meter dicken Schicht aus kleinen Herzmuscheln. Es ist unvorstellbar, woher die Massen von kleinen Muscheln kommen. An den Strandabschnitten, die vom Meer nicht mehr umspült werden, hat der Regen Kalziumkarbonat aus den Schalen herausgelöst, was zu einer Verfestigung der Muschelmasse geführt hat. Dieses Sedimentgestein wurde früher in der Gegend sogar zum Hausbau genutzt. Man hat daraus Ziegel geschnitten. Gemütlich ist dieser Strand allerdings nicht. Selbst das Hinknien ist dank der vielen kleinen Muscheln extrem schmerzhaft.
Nun wird es Zeit, dass wir uns einen idyllischen Platz für die Nacht suchen. Die Shark Bay ist Unesco-Weltnaturerbe, da dürfte das nicht so einfach sein, ein ruhiges Plätzchen zu finden. Ist es aber doch, denn kurz hinter Shell Beach biegen wir an den Strand ab und haben einen wunderschönen Strandabschnitt ganz für uns allein. Genüsslich essen wir zu Abend, genießen den gigantischen Sternenhimmel und schlafen selig.
29.04.2017 Shell Beach (Shark Bay) – Francois Peron NP
Heute morgen betrachten wir erst einmal den Strand näher und stellen fest, dass es hier ebenfalls Stromatolithen gibt. Die sind zwar offensichtlich jüngeren Datums, aber es gibt sie. Auch hier besteht der Strand überwiegend aus Muscheln und am Rand kann man an den Steinen erkennen, dass der Boden ausschließlich aus gepressten Muscheln besteht. Eine sehr interessante Entdeckung die zeigt, was die Natur so zu schaffen in der Lage ist. Ich wüsste zu gern, wie alt diese Muschelschichten sind.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter Richtung Denham, dem Francois Peron NP entgegen. Unseren ersten Stopp machen wir an einer kleinen Bucht, die von einer rote Sandsteinklippe begrenzt wird. Ein sehr malerischer Kontrast.
Als wir gerade wieder losfahren wollen, kommt eine Gruppe von 4 Emus und will die Straße passieren. Wir nutzen die Gelegenheit, sie zu fotografieren. Dabei werden wir fast noch Zeuge, wie eines der Jungtiere überfahren wird, als es die Straße überqueren will. Die Fahrerin des kleinen PKW hat die Gefahr noch nicht einmal registriert. Bemwerkenswert ist es, wie gut die Tiere in ihrem Habitat getarnt sind. Man meint immer, da läuft ein großer Busch.
Anschließend machen wir noch Halt an dem Aussichtspunkt „Eagle Buff“. Man kann von hier oben wunderschön auf das türkisfarbene Meer schauen. Ich entdecke sogar eine große Gruppe Delfine. Leider ist das aber auch alles, was man im Moment im flachen Wasser sehen kann, denn das ist durch die einsetzende Flut sehr bewegt. Trotzdem ist auch diese Bucht sehenswert.
Unser nächster Anlaufpunkt ist Denham. So richtig real wirkt das nicht, wenn einem auf der Hauptstraße gleich 3 Emus entgegen kommen und wir staunen nicht schlecht, dass die in aller Seelenruhe über die Straße stolzieren.
Im hiesigen Supermarkt stocken wir unsere Vorräte wieder etwas auf. Danach schauen wir uns noch die Kirche und ein Restaurant („Old Pearler“) an, das noch mit Muschelblöcken gebaut wurde. In der „St. Andrew“ Kirche besteht sogar der Altar aus Muschelblöcken. Wir sind ganz fasziniert, dass man diese – zugegeben sehr fest gepresste – „Masse“ als Baumaterial verwenden konnte. Schade, dass auch an diesen beiden Gebäuden schon der Zahn der Zeit nagt.
Am Water Depot – dem hiesigen Wasserspeicher – holen wir uns gleich noch frisches Trinkwasser. Dafür gibt es extra einen Automaten, an dem man 20 Liter für 1 AUD bekommt.
Nun sind wir gerüstet für die Offroadfahrt durch den Francois Peron NP an das Cape Perron. Doch erst stoppen wir noch an der „Little Lagoon“, einem kleinen türkisfarbenen See, der fast kreisrund ist und auf den ersten Blick gar keine Verbindung mit dem Meer zu haben scheint. Erst von weiter oben sieht man dann den Zufluss zum Meer.
Am Eingang zum Park registrieren wir uns, bezahlen die Campinggebühr und lassen erst einmal Luft aus den Reifen. Das geht nicht, ohne dass uns alte „Aussie-Offroad-Hasen“ noch gute Ratschläge mit auf den Weg geben. Die denken doch, wir fahren das erste Mal Tiefsand. Naja, die Aussies sind hilfsbereit und wir sind höfliche Menschen und bedanken uns artig. Es gibt hier extra eine Luftdruckstation, an der man beim Verlassen des Parks die Luft wieder aufpumpen kann.
Zu Beginn der Offroadfahrt staubt es wie in Sambia aber dann ist auch das erledigt und die Fahrt ist ein Kinderspiel. Der Sand ist zwar durch die Wärme des Tages weich, es gibt auch ein paar tiefsandige Passagen und Pumps aber alles kein Problem. Viel mehr aufpassen müssen wir unterwegs auf der glatten Lehmpiste durch die großen Salzpfannen. Wenn das hier feucht ist, dann geht die Post ab wie auf einer Eisbahn.
Noch einmal treffen wir auf einen prächtigen Emu. Der hat diesmal sogar Beine, denn die Pfanne ist kaum bewachsen. Ansonsten stehen die Tiere immer im strauchigen Busch und sehen aus, als ob sie keine Beine haben.
Wir „reiten“ der Sonne entgegen und kommen im schönen Abendlicht an der Campsite „South Gregories“ an. Hier ist nicht sehr viel los. Nur ein paar Angler mit Monsterausrüstung „wohnen“ auf der benachbarten Campsite. Sonst ist es hier schön ruhig. Wir flanieren noch ein wenig an der Küste entlang, bevor wir unser Abendessen mit Meerblick genießen. So lässt es sich aushalten. Morgen werden wir dann diese Halbinsel weiter erkunden.
30.04.2017 Francois Peron NP
Obwohl wir heute Morgen wieder unzählige Tierspuren im Sand sehen, machen sich die Tiere hier sehr rar. Nach dem Frühstück fahren wir in den nördlichen Teil der Halbinsel bis zum nördlichsten Punkt, dem „Skipjack Point“. Von hier oben hat man einen guten Blick auf das Meer und so können wir mehrere große Rochen, Zitronenhaie, eine grüne Meeresschildkröte, viele kleine Fischschwärme und andere Haie entdecken. Ein toller Aussichtspunkt ist das allemal, denn die rostfarbige Küste und das türkisfarbene Meer sind eine malerische Kulisse.
Auch die anderen Campsites und Aussichtspunkte fahren wir an. Am „Cape Peron“ verweilen wir länger und Uwe versucht es mal mit dem Schnorcheln. Leider ist das Meer aber gerade zu trüb, so dass er nichts sehen kann. Dafür gibt es viele Wasservögel; unter anderem auch Weißbrustscharben und Austernfischer.
Hier können wir dann noch unsere gute Tat für heute erledigen. Eine italienische Großfamilie sucht verzweifelt ihr Apple iPhone7. Wir haben zwar keine Ahnung, wie man das hier verlieren kann, aber die Verzweiflung ist groß. Auf dem Weg zur nächsten Campsite sehe ich dann im Sand etwas liegen, dass aussieht wie eine Schuhsohle. Ich bitte Uwe anzuhalten und tatsächlich ist es das vermisste iPhone. Es sieht zwar nicht mehr so schön aus wie in der Werbung, aber es ist unbeschädigt, obwohl Autos drüber gefahren sind. Nur etwas sandig und eingestaubt halt. Wir drehen um und händigen der überglücklichen Familie das Smartphone aus.
Sehr gut gefällt uns auch die Campsite „Bottle Bay“. Die hat sogar weißen Sandstrand. Viele Besucher sind im Moment überall nicht. Lediglich ein paar Angler – meist Männer unter sich – genießen die Idylle.
Zur Übernachtung steuern wir die Campsite „Gregorie“ an. Dort staunen wir nicht schlecht, als wir auf eine Herde wilde Ziegen am Strand treffen. Sie haben sogar ein ganz kleines Zicklein dabei. Ooh, wäre das ein leckeres Abendessen! Naja, wir bescheiden uns mit dem, was wir im Kühlschrank haben. Dazu gibt es extrem leckeres tasmanisches Bier „James Boags“.
Nach dem Sonnenuntergang machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Erst sehen wir ein Strauch-Wallaby und dann am Strand jede Menge Krabben. Es ist schon eine Herausforderung, die flinken Tierchen zu fotografieren, doch mit vereinten Kräften gelingt uns auch das. Auch einen Gecko finden wir noch.
So haben wir heute dann doch ein paar tierische Highlights gehabt. Die roten Klippen, das türkisfarbene Meer, strahlend blauer Himmel und dazu der weiße Sand, das ist allemal Urlaub für die Augen. Einziger Wehrmutstropfen sind noch immer die ständig präsenten Fliegen, die einem auf den Nerv fallen. Gut, dass wir unsere Netze haben.
Als wir uns am Abend noch die Fotos von den Haien am „Skipjack Point“-Aussichtspunkt ansehen, stellen wir fest, dass sich der große Hai im Sand eingegraben hat. Kein Wunder, dass er auf einmal verschwunden war.
01.05.2017 Francois Peron NP – Gladstone Campsite
Unsere beiden Aussie-Nachbarn auf der Campsite bieten uns heute morgen an, dass sie uns am Abend einen Fisch angeln wollen. Sie wissen mit dem Fisch nicht mehr wohin, weil die Fische so schnell anbeißen. Schade für uns, denn da sind wir nicht mehr da. Hätten wir sie mal gestern Abend noch gefragt, denn gleich nebenan steht ein Gasgrill, auf dem wir ihn wunderbar hätten zubereiten können. Na egal.
Auf dem Weg zum Ausgang aus dem Park fahren wir noch zum „Cattle Wells“-Strand. Wieder einmal sind wir am ganzen langen Strand allein. Hier hat das Meer eine Menge Muscheln angeschwemmt und ich habe alle Hände voll zu tun, während Uwe die Augen rollt. Männer verstehen das einfach nicht. Es gibt sogar pinkfarbene Muscheln, die kann man doch nicht liegen lassen.
Inzwischen geht Uwe schnorcheln, doch viel zu sehen bekommt er nicht. Wir verbummeln hier eine ganze Menge Zeit, denn es ist wirklich idyllisch in diesem Nationalpark. Wir machen noch einen Stopp an einer der großen Salzpfannen und betrachten uns die kleinen Minibäumchen näher. Ich wüsste gern, wie alt diese Gewächse sind, die aussehen wie Bonsai-Bäumchen. Diese Pflanzen haben einfach gelernt, dass es keinen Sinn macht, die Wipfel übermäßig in den Wind zu strecken. So sehen sie aus wie alte, leicht gebückte Zwerge mit knochigem Stamm.
Gegen Mittag fahren wir dann aus dem Park. Uwe pumpt an der Luftstation wieder die Reifen auf und dann geht es den ganzen Weg an der Shark Bay zurück bis zum Indian Ocean Highway. Eigentlich wollten wir ja noch in Monkey Mia die Delfinfütterung besuchen, doch das passt irgendwie nicht ins Programm und auf einen Touristenauflauf haben wir auch so gar keine Lust.
So machen wir noch einen Stopp in Denham, um an der Wasserstation unseren Wasservorrat wieder aufzufüllen. Im Ort kaufen wir dann noch schnell eine Minipizza und ein paar neue Flipflops für mich, denn meine „Mäuse-„Flipflops haben nun leider nach vielen Abenteuern endgültig das Zeitliche gesegnet. Hier müssen wir dann auch ziemlich standhaft sein, um nicht schallend loszuprusten, denn wir erleben Aussies in Reinkultur. Der Drehständer mit Flipflops ist völlig überladen und als ich ihn anfassen will, sehe ich, dass ihm ein Rad fehlt, er nur angelehnt ist und zu kippen droht. Also lassen wir die Verkäuferin suchen, die das Ding zackig dreht. Wie nicht anders zu erwarten, knallt der ganze Ständer quer in den Laden, was sie lediglich mit einem „ups“ quittiert. Nun liegen die Schuhe breit verstreut im Laden. Anstatt das Teil aber wieder aufzuheben, bleibt alles so liegen und sie nimmt seelenruhig wieder hinter der Theke Platz. Dabei ist der Laden leer. Aufräumen scheint aber heute nicht mehr vorgesehen zu sein.
Auf dem Rückweg kommen wir auch am „Hamelin-Pool“ noch einmal vorbei und so schauen wir, ob die Stromatolithen jetzt etwas mehr aus dem Wasser ragen. Dem ist aber leider nicht so.
Am Highway tanken wir wieder voll und dann geht es weiter in Richtung Norden. Weit kommen wir allerdings nicht mehr, denn es wird langsam Abend. In Gladstone gibt es auf einer Farm eine Campsite und die steuern wir an. Sie liegt direkt am Meer und so werden wir vom Plätschern der Wellen in den Schlaf gesäuselt.
02.05.2017 Gladstone Campsite – Coral Bay
Nach dem Frühstück starten wir zu einem langen Fahrtag mit dem großen Ziel, die nächsten Tage im Cape Range NP zu verbringen. In Carnavon, der nächsten größeren Ortschaft, stocken wir bei „Woolworth“ erst einmal unsere Vorräte auf. Während des Einkaufs fällt auf, dass hier ausnehmend viele Aborigines sind. Die machen zu einem großen Teil einen sehr verwahrlosten Eindruck. Außerdem ist auffallend, dass die meisten von ihnen extrem dick sind. Schaut man dann, was sie einkaufen, sind das auch fast ausschließlich süße Dinge. Es heißt, dass sich in den letzten 20 Jahren der Konsum von Süßigkeiten und Soft Drinks verdoppelt hat. Hinzukommt, dass die Portionen, die viele vertilgen, deutlich größer geworden sind. Und Australien ist unter den Spitzenreitern, wenn es um den Verzehr von fett- und kalorienreichem Essen geht.“
„Aborigines sind häufig übergewichtig, oft genug sogar sehr massiv. Und das, obwohl die früheren Jäger und Sammler eigentlich fast immer sehnig und schlank waren. Genau deshalb aber, meinen einige Forscher, hätten die australischen Ureinwohner eine Art genetischen Code in sich, der sie besonders rasch extrem dick werden ließe, wenn sie ausreichend Nahrung und nicht allzu viel Bewegung hätten. Die meisten Aborigines aber haben keinen Job und leben von Sozialhilfe. Außerdem wohnen viele von ihnen in entlegenen, oft auch trockenen Regionen, in denen frische Nahrungsmittel selten und sehr teuer sind.“ (Auszug aus einem Artikel der Weltzeit „XXXL im Land der Surfer – Besser essen in Australien“ vom 22.07.2014) Dass an dieser These etwas dran sein muss, davon können wir uns hier ausgiebig überzeugen. Wir sind entsetzt.
Nachdem wir unsere Einkäufe im viel zu kleinen 29-Liter-Kühlschrank (dessen Wände aber doch nachzugeben scheinen) untergebracht haben, machen wir uns in Carnavon auf den Weg zum 1 Miles Pier, einem 1,5 km langen Steg ins Meer, auf dem noch eine alte Bahn fährt. Gleich nebenan ist nämlich auch ein kleines Eisenbahnmuseum mit ein paar sehr alten und sehr maroden Stücken aus der Vergangenheit. Das Ganze wirkt eher wie ein wilder Schrottplatz rechts und links der Straße. Auf jeden Fall überwiegt eindeutig der morbide Charme über historische Werte.
Wir laufen den morschen Pier entlang und gerade setzt die Flut ein. Es ist interessant, den großen Krabben zuzusehen, die kleinen Fische zu beobachten und wir sehen sogar mehrere Aalen, die zwischen den Mangroven auf Nahrungssuche sind.
Nach diesem Abstecher fahren wir zurück zum North-West-Coastal Highway bis Coral Bay, um dort auf die 4×4-Strecke in den Cape Range NP ab zu biegen. Unterwegs passieren wir (mal wieder) den Tropic of Capricorn.
Da inzwischen die Sonne untergeht, bleiben wir an der Küste – direkt am Meer – stehen und schlafen hier in der Natur unter einem gigantischen Sternenhimmel. Es wird schon kein Ranger kommen, der uns an den Ohren zieht.
03.05.2017 Coral Bay – Cape Range NP
Fast spritz die Gischt, die an die Klippe schlägt, an unser Auto. Es war ein traumhafter Übernachtungsplatz. Wir frühstücken noch ausgiebig und genießen dabei den Blick über das Meer. Von Zeit zu Zeit springen ein paar Fische aus den Wellen.
Anschließend setzen wir die Fahrt fort und sehen doch tatsächlich auf dem Weg eine Schlange. Da wir sie nicht kennen, schauen wir mit Respekt aus der Ferne. Auch ein Emu stapft durch das gelbe Gras der fast baumlosen Gegend und ein Känguru sehen wir auch noch. Na heute wird ja richtig was geboten an Tieren.
Wir fahren eine ziemlich rauche Piste bis zum südlichen Parkeingang. Es ist sehr einsam aber auch sehr schön hier. Immer wieder kommen wir an herrlichen Sanddünen vorbei, machen Halt an einsamen Stränden, staunen, was die Brandung so alles anspült und genießen die Einsamkeit.
Am Parkeingang zum Cape Range NP registrieren wir uns und zahlen die Campinggebühr für eine Nacht. Eigentlich entnehmen wir der Tafel, dass wir ohne Vorreservierung hier in der Hauptsaison gar nicht rein dürften. Naja, schauen wir mal. Wir fahren weiter und kommen bis zu einer Passage, an der man einen Fluss (Jardie Creek) überqueren muss. Jetzt setzt gerade die Flut ein und das Wasser steht viel zu hoch. Zwar haben wir den Auspuffschnorchel oben am Auto, aber das würde nicht gut gehen und auf Auto versenken haben wir keine Lust.
So warten wir und schauen uns inzwischen ein wenig um. Beim Durchwaten der kleinen Lagune, die die Flut inzwischen herein gedrückt hat, treffe ich auf einen kleinen Sandhai. Der ist mindestens genau so erschrocken wie ich, als er mir das Bein „streichelt“ und sich dann schnell aus dem Staub macht. Auch einen Stachelrochen können wir entdecken.
Da wir hier noch eine ganze Weile warten müssen, bis das Wasser wieder zurück geht, gehen wir erst einmal eine Runde im Meer schwimmen und machen uns anschließend ein Mittagessen.
Nach langem Überlegen schlägt Uwe vor, dass wir die Strecke zurück fahren um den Weg zum Nordeingang des Cape Range NP zu fahren. Das sind ungefähr 300 km, aber wahrscheinlich hat er Recht. Also „reiten“ wir auf der schroffen Sandpiste zurück bis zum Homestaed, dann geht es weiter auf einer breiten Wellblech-Piste, bis wir endlich die geteerte Straße nach Exmouth erreichen.
Es geht gerade die Sonne unter, als wir in Exmouth ankommen. Hier buchen wir noch für die nächsten Tage unsere Übernachtungen auf der Campsite im Cape Range NP und auch gleich noch die Tour zu den Walhaien. Das geht dank Internetverbindung alles ruck-zuck. Bis zum Parkeingang sind es von Exmouth aus noch 36 km und so beschließen wir, unsere gebuchte und bereits bezahlte Campsite im Cape Range NP doch noch in Anspruch zu nehmen. Die Straße durch den Park ist durchgängig geteert. Einzig auf die vielen großen und kleinen Kängurus müssen wir jetzt aufpassen. Die stehen alle an der Straße – so etwa im 20-Meter-Abstand, haben die Hände auf dem Bauch gefaltet und sehen aus, als warten sie auf den Bus. Wir lachen uns fast schlapp. So treffen wir wohl um die 300 Tiere, mal einzeln und mal in Gruppen. 299 von ihnen sind auch ausgesprochen klug und laufen höchstens nach hinten weg und nicht auf die Straße oder sie drehen sich einfach nur mit ihrem Körper weg, was besonders „gelangweilt“ wirkt. Nur ein Tier ist der Meinung, über die Straße laufen zu müssen. Uwe kann aber ausweichen und so ist ihm nichts passiert. Dumme gibt es eben überall auf der Welt!
Ach ja, als wir auf die Campsite „Osprey Bay“ fahren, springt uns noch einer vor das Auto. Diesmal ist es der Campingplatz-Concierge, der „seinen“ Platz zur Not auch mit seinem Körper schützt. Dass wir ihm unsere Reservierung nur auf dem Handy vorzeigen können, scheint ihn nicht so ganz zu überzeugen. Es dauert eine Weile, bis wir dem guten Mann im rüstigen Seniorenalter klar gemacht haben, was Sache ist. Dann dürfen wir endlich den begehrten Campingstellplatz an seiner Seite befahren. Kurze Zeit später liegen wir im Bett und schlafen tief.
04.05.2017 Cape Range NP
Bei Tageslicht sieht der Campingplatz für uns noch erschreckender aus als bei Nacht. Soooo viele Autos oder besser Wohnwagenhäuser bzw. genauer Wohnfestungen, sind wir nicht gewöhnt. Manche scheinen hier regelrecht zu wohnen, denn sie haben richtige kleine Wassertanks installiert. Fernseher, Sattelitenschüssel, eigenes Klohäuschen und große Solarpaneele sowie eine große, komfortable Außenküche gehören zum Standard. Man könnte meinen, die müssen gleich eine ganze Armee bekochen. Da können die kleinen Camperfahrzeuge nur müde abstinken und sehen aus wie unterernährt. Dabei muss man zugeben, dass die abgesteckten Stellplätze recht großzügig dimensioniert sind und auch der Abstand zum Nachbarn verhältnismäßig weit ist. Trotzdem sind wir so viel Camping nicht gewöhnt und „fremdeln“ entsprechend.
Wir sehen dann auch recht schnell zu, dass wir am Morgen auf die Piste kommen. Schließlich wollen wir hier die Buchten erkunden und schnorcheln. Zuerst versuchen wir es in der „Ospray Bay“ und das ist gleich ein Volltreffer. Einziger Wermutstropfen ist, dass an der ganzen Küste vor der gefährlichen Qualle gewarnt wird.
Nur gut, dass wir unsere Neoprenanzüge dabei haben. Kaum sind wir im Wasser, werden wir von unzähligen bunten Fischen umrundet; große und kleine. Die Fische grasen in den Korallen oder schwimmen einem einfach nur neugierig vor die Augen. Es ist faszinierend, welchen Reichtum die Natur an Farben und Formen kreiert hat. Auch riesige Muscheln, blaue und rote Seesterne, bunte Korallen, Seegurken und Seeigel sehen wir. Hier bekommt man gar nicht genug und dank unserer Anzüge ist es auch nicht kalt. Wir bleiben sehr lange im Wasser und merken erst beim rausklettern über die Felsen, wie anstrengend das Schnorcheln war.
Als wir etwas trocken sind, fahren wir die nächsten Buchten an, doch eigentlich kann keine mehr mithalten. Optisch macht die „Turquise Bay“ was her, doch Fische sehen wir hier kaum. Auch die anderen Buchten können nicht das bieten, was wir heute schon gesehen haben. Zwar bekommen wir noch einen Hai, blau gepunktete Stachelrochen, Mantelrochen, Kugelfisch und Seenadeln zu sehen, doch das ist nichts gegen den Fischreichtum der „Ospray Bay“.
Gegen Nachmittag gehen wir dort noch einmal schnorcheln und beobachten anschließend noch die schönen Krabben, die sich an den Felsen ihr Abendessen holen.
Auf dem Heimweg treffen wir wieder die großen und kleinen Kängurus, die auf den Nachtbus zu warten scheinen. Man fragt sich, wo die sich den ganzen Tag verstecken. Ich glaube, ich weiß jetzt, warum die Bäume und Sträucher hier alle windschief sind – damit ein Känguru drunter passt. Kaum ist die Sonne weg, stehen sie wieder alle wie wartend an der Straße. Voll lustig!
05.05.2017 Cape Range NP
Die Campsite ist riesig und entsprechend rege ist die Betriebsamkeit am Morgen. Wir haben in jede Richtung was zu schauen. Links das alte Ehepaar kommt gerade würdevoll mit bordeauxrotem (er) bzw. lilafarbenem (sie) langen Velourbademantel von der Toilette und nun lassen sie sich mit gleicher Würde in ihren Campingstühlen nieder und zelebrieren eine Schüssel Müsli. Der Herr von nebenan erinnert an ein Dance-Movie aus den 70igern. Er kommt gerade vom Joggen – rote Hosen und Schuhe, weißes Shirt unter der Haut sitzend und schwarzes Stirnband. Wie blöd kann man aussehen! Sie hat sich in den Campingstuhl gepflanzt und bewegt sich gar nicht. Wahrscheinlich reist der mit seiner Gummipuppe. Die jungen Leute von der anderen Seite kriechen etwas rückenlahm aus ihrem Kombi. Sie haben im Auto geschlafen. Da heute morgen ziemlich heftiger Wind geht, haben die Camper mit Zelt und Vor- bzw. Überdach ein tüchtiges Problem. So auch die Familie auf Nr. 18. Die Großfamilie hatte mehrere Zelte, Vordächer und Überdächer aufgebaut und versucht diese nun einzuholen. Wir warten nur darauf, dass einer als Gleitschirmflieger abhebt. Man kann schon an der Körpersprache erkennen, dass es hier Zoff gibt. Ja, ja, Privatsphäre und Campingplatz, das passt nicht zusammen. Immerhin liegen sie sich nach getaner Arbeit wieder in den Armen – auch schön zu sehen.
Nachdem wir gefrühstückt haben, gehen wir hier in der Bucht zum Schnorcheln. Die für die Plätze 1-30 zuständige Platzwächterin (jaaa, man leistet sich hier gleich zwei Platzwächter) ist etwas kompetenter und hat uns den Tipp gegeben, dass hier in der Bucht auch ein guter Schnorchelspot ist. Das probieren wir aus und sind hellauf begeistert. Wir treffen auf gleich 3 grüne Meeresschildkröten, die sich von uns nicht stören lassen und nicht davon schwimmen, sehen Unmengen bunter Fische, schwimmen in ganzen Schwärmen von großen bunten Fischen mit, sehen im Sand eingegrabene Stachelrochen, einen kleinen Hai, lebende Muscheln, bunte Korallen. Es ist eine magische Welt, die wir hier erleben dürfen.
Lange genießen wir diese Artenvielfalt, auch wenn es ziemlich Kraft kostet, gegen die Strömung wieder an Land zu schwimmen. Das war schon mal ein voller Erfolg. Nach einem langen Schnorchelang lassen wir uns etwas an der Sonne trocknen, um kurze Zeit später noch einmal in diese wunderbare Unterwasserwelt einzutauchen. Man bekommt einfach nicht genug davon, denn immer wieder entdeckt man Neues.
Gegen Mittag fahren wir in Richtung Besucherzentrum. Unterwegs treffen wir sogar ein paar Kängurus, die sich an der Straße im Schatten der Büsche platziert haben und quasi schon in der Poleposition stehen. Auch eine Mama mit ihrem winzig kleinen Nachwuchs ist dabei. Echt süß, wie das Kleine schon hüpfen kann.
Wir fahren noch ein paar Buchten ab und schauen später im Besucherzentrum vorbei. Anschließend gehen wir wieder an der „Oyster Stack“ schnorcheln, doch heute ist das Wasser ziemlich trüb und auch nicht sehr hoch, so dass man den Korallen sehr nahe kommt. Auch jetzt sehen wir wieder viele bunte Fische. Anschließend schnorcheln wir noch einmal in „unserer“ Bucht, bevor wir uns ein Abendessen kochen. Mit dem Campinggaskocher braucht das aber wirklich viel Geduld.
Ach ja, Frau „Gummipuppe“ ist doch echt. Sie ist, wie wir am Nachmittag feststellen, Schweizerin und bei denen geht es ja alles etwas langsamer.
06.05.2017 Cape Range NP – Exmouth
Auch heute morgen ist es sehr windig. Schnorcheln macht da keinen Sinn. So gehen wir in die Mandu-Mandu-Gorge (Schlucht) wandern. Es soll hier die endemischen Schwarzfußfelsenkängurus geben. Und tatsächlich entdecke ich gleich am Beginn der Schlucht eines in der hohen Felswand. Insgesamt können wir dann auf unserer Wanderung drei der kleinen Mini-Kängurus entdecken. Zwar sitzen sie nicht so fotogen, wie wir es gern gehabt hätten, aber man muss ja auch mal zufrieden sein. Wir haben immerhin welche entdeckt.
Auch staunen wir nicht schlecht, als wir mitten in der Steilwand zwei Ziegenböcke sitzen sehen. Wilde Ziegen sind hier wirklich überall. Sie wurden damals von den europäischen Seefahreren als Lebendproviant ausgesetzt und haben sich seither prächtig vermehrt.
Am Mittag machen wir uns auf den kurzen Weg nach Exmouth. Das ist nur gut eine Stunde Fahrt. Wir haben noch ein paar Erledigungen zu machen, müssen einkaufen und brauchen mal eine Dusche. So gönnen wir uns ein Hotelzimmer und laden dann auch gleich mal alle Akkus und Geräte wieder auf.
Im Supermarkt haben wir ofenfrisches (aufgebackenes) Roggenbrot bekommen und so fahren wir später runter an den Hafen und essen in aller Ruhe zu Abend.
Man überlege sich mal den Wahnsinn, dass alles Brot von Perth 1250 km nach Exmouth hoch gefahren wird! Es gibt hier oben keine Bäckerei.
07.05.2017 Exmouth – Beasley River-Rastplatz auf dem Weg zum Karijini NP
Heute heißt es früh aufstehen, denn wir haben etwas ganz besonderes vor. Uwe erfüllt sich einen sehr lang gehegten Traum und wir können heute mit Walhaien schnorcheln, die sich um diese Jahreszeit hier vor der Küste aufhalten. Zum vereinbarten Zeitpunkt werden wir von „Kings Ningaloo Reef Tours“ mit dem Bus abgeholt und fahren noch einmal an den Strand von Tandabidi. Hier legen die Boote ab. Mit uns sind noch 16 andere Gäste auf dem Boot. Wir werden auf ein großes Schiff – die Magellan – gebracht und bekommen nach der Instruktion unser Schnorchelequipment und einen langen Wetsuit zum Schutz vor eventuellen Quallen. Wichtig sind aber vor allem die Flossen, denn ohne die hat man wenig Chancen, mit einem 8-10 m langen Walhai mitzuhalten.
Nach einem Probedurchgang, bei dem es vor allem darum geht, das Equipment zu testen, dürfen wir dann das erste Mal ins Wasser zu dem vor uns schwimmenden Walhai. Walhaie schwimmen sehr nah an der Wasseroberfläche. Um ausfindig zu machen, wo sich die Walhaie gerade befinden, werden Flugzeuge – sogenannte Spotter – eingesetzt, die dann die Positionen der Walhaie an die Schiffe durchgeben. Ist ein Walhai in der Nähe, muss dann alles ganz schnell gehen.
In einer Reihe von 8 Schnorchlern lassen wir uns gemeinsam auf Kommando ins Wasser fallen. Dann gibt es Anweisung, in welche Richtung wir schwimmen sollen. Dazu immer den Blick ins Wasser. Schon sehen wir unseren ersten Walhai, der aber schnell das Weite sucht. Es ist ein junges Männchen, noch nicht ausgewachsen und höchstens 4 Meter lang.
Kaum sind wir wieder aus dem Wasser geklettert, gibt es die nächste Sichtung. Also gleiche Prozedur und wieder ins Wasser. Diesmal schwimmt der Walhai direkt an uns vorbei. Es ist ein ziemlich großes Tier und ehrfürchtig gleitet dieser Riese in einem Abstand von 3-4 Metern an uns vorbei. Wow, wie beeindruckend! Wir schwimmen noch eine Weile neben bzw. hinter ihm her und im Grunde bräuchte er nur mal mit der Schwanzflosse winken, dann hätten wir ein Problem. Das tut er aber nicht und ist statt dessen total entspannt. Schon daran sieht man, wie friedlich diese Tiere sind, die trotz ihrer riesigen Größe nur Plankton fressen, das sie mit ihrem riesigen Maul wie mit einem Staubsauger aus dem Wasser filtern.
Beim nächsten Schnorchelgang kommt so ein Riese direkt auf uns zu geschwommen und ich denke nur: „Hilfe! wo ist hier der Rückwärtsgang“. Im Wasser bei der Strömung stehen zu bleiben oder gar zurück zu schwimmen, ist unmöglich und so treiben wir noch weiter direkt auf ihn zu. Den Walhai scheint das völlig kalt zu lassen, denn er ändert kein bisschen seine Richtung. Er scheint zu denken, „Hallo macht Platz, ich bin der Größere“; oder es juckt ihn gar nicht. Fasziniert stehen wir uns ganz nah gegenüber, können seine volle Größe bewundern und kriegen beide noch irgendwie die Kurve. Gemächlich gleitet dieser Riese an uns vorbei, keine 3 Meter vor unseren Augen, mit einem riesigen Gefolge von kleinen und großen Putzerfischen an Maul, Bauch, Flossen, Kiemen oder einfach nur als Gefolge. Es ist gigantisch, dieses größte Tier auf unserem Planeten aus solch naher Entfernung an sich vorbei gleiten zu sehen. Eine solche Begegnung brennt sich im Gedächtnis ein und bleibt unvergesslich. Man hat gar keine Zeit, Angst zu haben, denn so einen Moment kann man nur genießen.
Insgesamt 8 Schnorchelgänge mit 3 unterschiedlichen Walhaien machen wir im Verlauf des Tages. Das geht ganz schön an die Kraft, ist aber auch ein unvergessliches Erlebnis. Uwe ist happy, dass sein Traum endlich in Erfüllung geht.
Später gibt es noch ein leckeres Buffet an Bord, bevor das Schiff uns gegen 15:30 Uhr wieder an der Bootsanlegestelle abliefert.
Wir verlassen nun Exmouth und fahren in Richtung Karijini NP. Die Landschaft ist extrem eintönig. Kaum Bäume, nur Steppe, ein paar kniehohe Sträucher und sonst nichts. Am Straßenrand finden sich nur tote Reifen, überfahrene Warnbarken und alte Keilriemen. Noch nicht einmal tote Kängurus sehen wir, geschweige denn Lebende.
So fahren wir noch ein Stück in der Dunkelheit. Lediglich die Eulenschwalme, eine Schwalbenart die nachtaktiv sind und mit Vorliebe auf der Straße sitzen, bremsen uns hin und wieder aus. Die dummen Viecher fliegen dann auch noch einen Bogen zurück, anstatt das Weite zu suchen. Auf einem großen Streckenabschnitt gibt es davon massenhaft; jetzt allerdings den einen weniger, der in unserem Kühlergrill hängt. Überhaupt geben hier schon einige dieser Vögel eine Asphaltdeko ab. Auch einen Dingo treffen wir. Der läuft im Scheinwerferlicht brav vor unserem Auto her, damit wir ihn auch richtig sehen können, bevor er in die Büsche abbiegt.
Auf einem der offiziellen Übernachtungsrastplätze gesellen wir uns zu den bereits hier stehenden 5 anderen Campern und bleiben die Nacht über. So haben wir immerhin schon mal mehr als den halben Weg zurückgelegt und verbringen morgen nicht den ganzen Tag auf der Straße.
08.05.2017 Beasley River-Rastplatz auf dem Weg zum Karijini NP – Karijini NP
Ein Schwarm rosa Kakadus weckt uns mit lautem Geschrei. Die können aber auch ein Theater machen! Eigentlich wären wir um 7:30 Uhr abfahrbereit gewesen, wenn uns nicht ein Gecko dazwischen gekommen wäre. Den müssen wir erst noch fotografieren. Ich gehe dann vorsichtshalber noch einmal den Rastplatz absuchen und entdecke grüne Wellensittiche. So fotografieren wir die auch noch und unsere Abfahrt verzögert sich.
Wieder zieht sich die Fahrt. Australien ist wirklich ein großes Land mit viel und lange Nichts. Einziges „Highlight“ auf langer Strecke ist eine überfahrene Kuh, die ganz widerlich stinkt. Jeder Road-Train ist ein Ereignis mit seinen 3 bis 4 Anhängern.
Wenigstens ändert sich so langsam die Landschaft. Wir erreichen die Hamersley Range; eine Bergkette, die aus hügeligen, mit niedrigem Gras bewachsen Bergrücken besteht. Eine sehr liebliche Landschaft, die mit dem gelben Gras an die Namib in Namibia erinnert.
Als wir endlich Paraburdoo in der Region Pilbara erreichen, bestaunen wir den riesengroßen Radlader am Ortseingang. Das ist quasi ein Symbol für den hiesigen Eisenerzabbau. Dass hier und in dem folgenden Gebiet Eisenerz abgebaut wird, sieht man auch daran, dass alles mit einer feinen roten Staubschicht bedeckt ist. Jetzt wird es also richtig „bunt“. Kurz bevor wir den nächsten Ort Tom Price erreichen, kommen uns mehrere Konvoi-Begleitfahrzeuge entgegen und bitten uns, die Straße zu verlassen. Ich stelle mich vorsichtshalber mal mit der Kamera auf, denn hier muss jetzt gleich etwas richtig Großes vorbei kommen. Das tut es auch. Gleich zwei der großen Zugmaschinen, die einen Roadtrain ziehen, sind hintereinander gespannt und ziehen einen riesigen Anhänger, auf dem ein großes Brückenstahlgerüst liegt. Da hätten wir auf der Straße wirklich keinen Platz mehr gehabt.
Im nächsten Ort Tom Price tanken wir noch einmal voll und holen im „Coles“-Supermarkt Brot, bevor wir in den Karijini Nationalpark fahren. Das Rot der Bergrücken wird jetzt von der Nachmittagssonne schön angeleuchtet und geht bis ins bordeauxrot. Die Bäume mit ihren weißen Rinden und dazwischen die roten Termitenhügel sind typisch für dieses Landschaftsbild und sehr fotogen. Wenn ich allerdings an jeder Ecke Fotos machen will, dann kommen wir nie an. Im Park angekommen fahren wir erst einmal zum „Weano“-Aussichtspunkt. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass die Piste ab dem Abzweig zum Besucherzentrum unbefestigt ist. Alles und Jeder wird jetzt in diesen roten Staub gehüllt, ob er will oder nicht.
Am „Weano“ Aussichtspunkt treffen sich vier Schluchten von mehreren hundert Metern Tiefe und man kann in diese Schluchten hineinsehen. Das ist allerdings nicht so richtig toll für Leute mit Höhenangst. Außerdem ist jetzt das Licht weg. Da müssen wir morgen noch einmal wiederkommen. Auf dem Rückweg treffen wir sogar einen Goldenwaran, der vor hatte, sich auf der Staubpiste noch etwas nach zu wärmen. Es ist aber so staubig, dass wir ihn erst sehr spät sehen und so kommt er ohne Foto davon.
Wir steuern nun die nächste (und auf dieser Seite des Parks auch einzige) Campsite an. Die Campsite – ein „Eco Retreat“ ist natürlich so gar nicht unser Fall. Hier stehen die Camper Stoßstange an Stoßstange, es ist laut und ätzend. Anders geht es hier aber nicht, also zahlen wir für unseren „Parkplatz“ 40 AUD (28 Euro) pro Nacht ohne Strom und mit eigener Müllentsorgung. Die eine Nacht werden wir es verkraften.
Abends treffen wir noch einen Frosch, der gleich mal zum Fotoshootings her halten muss.
09.05.2017 Karijini NP – Munjina Rastplatz (auf dem Weg nach Port Hedland)
Es war entsprechend unruhig auf dem Campingplatz. Hier sind einfach zu viele Leute auf einen Haufen. Am Morgen brechen viele sehr früh auf, weil sie in die Schluchten wandern wollen. Wir haben das nicht vor und lassen es gemächlich angehen.
Zuerst fahren wir noch einmal zum „Weano“-Aussichtspunkt.
Anschließend besuchen wir die „Joffre-Falls“. Diese Wasserfälle, die in mehreren Kasken herunterstürzen, gehören zu den schönsten Wasserfällen im Park. Leider ist aber der Aussichtspunkt gesperrt, weil er neu gebaut wurde. So müssen wir uns einen anderen Aussichtspunkt suchen, um die Fälle überhaupt zu sehen. Wir wandern in Richtung des Einstiegs zur Schlucht. Unterwegs treffen wir auf viele kleine Eidechsen und sehen dann auch eine sehr viel größere Langschnauzenechse, die gerade so eine kleine Echse frisst. Der Einstieg zur Schlucht ist sehr steil und schwierig, so dass wir es bleiben lassen. Die Kletterei über die steilen Felsen ist einfach zu groß. Da bestaunen wir lieber die Felsstrukturen, die von blauen Streifen durchzogen sind. Diese blauen Adern sind Asbest und hochgiftig.
Von der anderen Seite der Schlucht kann man auch die neue Aussichtsplattform sehen. Nur den Wasserfall, den sehen wir nicht. Da kraxeln wir hier bei der Hitze durch das felsige Gelände und sehen, dass wir nichts sehen.
Als wir zum Auto zurückgekehrt sind, packt uns die Wut. Wir steigen über das Absperrband und laufen die 200 m bis zur neuen Aussichtsplattform. Dort ist alles fertig, nur fehlt dem Geländer noch die Farbe. Na das ist uns gerade so etwas von egal. Mit ein wenig Gymnastik können wir nun wenigstens in die ganze Schlucht der „Joffre-Falls“ blicken. Na also, geht doch!
Nun fahren wir weiter zur „Kalamina-Gorge“ (Schlucht). Hier sind die Felswände nicht so hoch und wir können gut in die Schlucht sehen. Ein milchig-grüner Pool inmitten von Papyrus-Bäumen, aber nun auch nicht soooo umwerfend.
Wir verweilen kurz und fahren dann weiter zu „Dales-Gorge“. Da gibt es den „Circular-Pool“, der sich wieder in einer sehr tiefen Schlucht befindet. Die Aussichtsplattformen, die sich weit über der Schlucht befinden, sind nicht so wirklich nach meinem Geschmack. Da ist das Fotografieren für mich eine Herausforderung. Aber auch hier reizt es uns nicht, in diese Schlucht hinab zu klettern (und dann vor allem wieder hoch zu kraxeln).
So schauen wir uns noch die „Fortescue-Falls“ an, die gleich nebenan sprudeln. Diese Fälle kann man bequem über eine Treppe erreichen. Viele baden in diesem Pool unterhalb der Fälle. Uns reicht es, den Eindruck der gewaltigen Schlucht mit ihren roten Felswänden auf uns wirken zu lassen und ein paar Fotos davon zu schießen.
Am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, verlassen wir den Park. Es zieht uns weiter, zurück an die Küste. So fahren wir in Richtung Port Hedland.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit folgen wir einem Tipp aus dem Reiseführer, biegen am nächsten Aussichtspunkt rechts ab und haben ein idyllisches Plätzchen für die Nacht – umsonst und ruhig.
10.05.2017 Rastplatz hinter Port Hedland – 80-Miles Beach
Ach, war das eine ruhige Nacht! Am Morgen werden wir von einem wunderschönen Vogelkonzert geweckt. Uns besuchen Zebrafinken, Schopftauben, grüne Wellensittiche, ein kleines Rebhühnchen, rosa Kakadus und noch eine Menge anderer Vögel. Das Wasser aus unserem Abfluss scheint auf sie einen magischen Reiz auszuüben.
Im Verlauf des Vormittags starten wir unsere heutige Tagesetappe. Wir fahren nach Port Hedland, zurück an die Küste. Dabei nehmen wir den gleichen Weg, wie die unzähligen Road Trains, die den Mount Whaleback hängerweise nach Port Hedland schaffen. Der Berg wird aufgrund seines Eisenerzvorkommens Stück für Stück abgetragen und das Eisenerz mitsamt dem Dreck auf LKWs oder auf Waggons verladen. Die bringen dann den roten Dreck nach Port Hedland, wo er auf Schiffe verladen wird, die alles nach China bringen. Die Züge, die täglich mehrmals nach Port Hedland fahren, haben eine Länge von 2,5 bis 3 km und werden von mehreren Lokomotiven (etwa 6 bis 8) gezogen. Wir sehen heute einen solchen Zug, der 3 km lang ist. Da kommt man mit Waggons zählen nicht mehr nach.
Nachdem wir die Hamersley Range verlassen haben, wird die Landschaft wieder ziemlich eintönig. Jetzt ist es eine Herausforderung, die vielen Roadtrains zu überholen, von denen einer gut 60 Meter lang ist. Die meisten von ihnen haben immerhin 4 Anhänger.
Wir erreichen Port Hedland am frühen Nachmittag. Zuerst bestaunen wir den Salzabbau am Ortseingang mit den schneeweißen Salzkegeln, die wie Dünen aussehen. Am Frachthafen bestaunen wir die unzähligen großen Schiffe.
Eigentlich wollen wir uns hier auch die Aborigines Felsmalereien ansehen. Wir finden auch den Platz aber der ist abgesperrt, abgeschlossen und es gibt nicht mal einen Weg dahin. Hier war schon lange niemand mehr. Schade, aber dann eben nicht!
So fahren wir zum Strand. Wir haben Glück, denn es ist gerade Ebbe und dann kommen die kleinen blauen Soldatenkrabben heraus. Erst finden wir sie nicht, dafür aber allerhand anderes interessantes Getier, wie Schlammspringer, Sandaal, Krebse in Muscheln und gelbe Krabben.
Später haben wir dann aber Glück und tatsächlich bevölkern tausende der kleinen blauen Soldatenkrabben den Strand. Die sind witzig. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, dann buddeln sie sich einfach im Stand in den Sand ein; sie tauchen regelrecht ab. Man muss aufpassen, dass man sie nicht zertritt, so viele sind es und sie sind immer im Rudel unterwegs.
Nach einer Weile verschwinden die vielen Soldatenkrabben wie auf ein geheimes Kommando im Sand. Ein Zeichen für uns, zu gehen. Wir fahren noch ein Stück in Richtung Broome, um dann auf einem der 24-Stunden-Rastplätze zu bleiben. Hier ist mehr los als auf einem Campingplatz. Es gibt eben noch mehr Leute, die lieber individuell unterwegs sind. Mal schauen, wann hier Ruhe ist. Noch spielen die Franzosen von nebenan Gitarre.
11.05.2017 Rastplatz auf dem Weg zum 80-Miles-Beach – Broome
Geweckt werden wir vom Gezeter der weißen Kakadus. Die schreien schon los, da ist es noch dunkel und die Vögel machen einen Höllenlärm. Langsam bricht hier jeder auf dem Platz seine Zelte ab und auch wir machen uns startklar. Kurz nach 8 Uhr setzen wir die Fahrt in Richtung Broom fort. Viel Besonderes gibt es unterwegs nicht zu sehen. Die Fahrt ziiiiiieht sich. Da ist schon eine tote Kuh und jede Form von Asphaltdeko ein Ereignis. Am Eighty-Miles-Beach suchen wir einen Einstieg. Da hier überall Aborigines-Land ist, ist das schwierig. Wir fahren bis Barn Hill und besuchen vom dortigen Campingplatz aus den Strand. Wow, ist der schön! Es beginnt gerade die Ebbe, so dass der ohnehin schon breite, menschenleere Sandstrand noch breiter wird. Gesäumt wird der Strand von roten Felsformationen. Ein paar der Felsen sehen aus wie Kleckerburgen. Es ist sehr idyllisch hier. Ergänzt wird das Ganze von jeder Menge angespülter Muscheln. Uwe rollt schon die Augen.
Fasziniert beobachten wir die Einsiedlerkrebse, die jede nur denkbare Behausung als Eigenheim nutzen. Manchmal ist die Muschel oder das Schneckenhaus viel zu klein, aber es wird konsequent daran festgehalten.
Im Meer beobachten wir eine Gruppe Delfine, die offensichtlich gemeinsam jagen. Es gefällt uns hier sehr gut nur die Campsite ist so voll, dass wir hier nicht bleiben möchten. Außerdem sind die Moskitos ganz besonders gefräßig.
So setzen wir nach einem ausgiebigen Strandspaziergang unsere Reise fort. Unser Tagesziel ist Broome. Wieder zieht sich die Fahrt. Die Landschaft – wir fahren durch das „Sandy Dessert“ ist ein topfebenes Gebiet ohne Strauch und Baum. Dafür hat es hier noch einige Wassertümpel und in denen tummeln sich viele Wasservögel. So verweilen wir eine Weile, aber die Zeit drängt uns (ausnahmsweise).
Broome erreichen wir, als gerade die Sonne untergeht und am „Cable Beach“ ist die Kamelkarawane soeben von ihrem Ausritt zurück. Gut, dass wir hier einen mehrtägigen Aufenthalt vorgesehen haben. Am „Town Beach“ schauen wir noch nach dem „Staircase to the Moon“, denn im Moment ist Vollmond und Ebbe. Wenn diese beiden Ereignisse zusammentreffen, dann sieht die Spiegelung des aufgehenden Mondes aus wie eine Leiter. (Na gut, diese Interpretation muss man kennen, um etwas Besonderes daran zu finden). Das ist allerdings ein solches volksfestähnliches Ereignis, dass es fast unmöglich ist, hier einen Parkplatz zu bekommen. Alle Straßen sind verstopft und mit Stühlen bewaffnet oder auf Autodächern sitzend wird dem „Spektakel“ gehuldigt. Unglaublich, was hier los ist.
Nun haben wir langsam genug erlebt für heute. Wir brauchen noch einen Platz zum Schlafen und steuern den Yachthafen an, denn auf überfüllten Caravan-Park haben wir jetzt so gar keine Lust. Hier hängt aber ein großes Schild, dass Campen verboten ist und auch sonst gefällt uns der Platz nicht. So entscheiden wir uns für den „Reddell Beach“. Ein ruhiges Fleckchen, bis noch drei junge Italiener kommen, die ähnlich gedacht haben wie wir und nun für einen langen Abend sorgen. Na hoffentlich haben die es bald! Irgendwann geht aber auch ihnen die Puste aus. Begleitet vom Meeresrauschen schlafen wir ein.
12.05.2017 Broome
Im Zustand seniler Bettflucht sind wir relativ zeitig auf und um kurz vor 8 Uhr sind wir bereits am Start. Zuerst noch schnell einen Abstecher zum Hafen um die Ecke – dort sind die Toiletten – und nebenan am „Entrance Point“ entdecken wir einen fotogenen Felsen mit Loch, der jetzt bei Ebbe begehbar ist. Auch ein Einsiedlerkrebs mit wunderschönem Schneckenhaus muss noch etwas Geduld für ein Fotoshootings aufbringen. Derweil kommt die Flut und in kürzester Zeit steht auch der schöne Felsen mitten im Wasser, auf dem ich vorhin noch herumgesprungen bin. Broome ist bekannt dafür, dass vor allem zwischen Mai und Oktober die Gezeitenunterschiede sehr stark sind. Bis zu 13 Höhenmeter zieht sich das Meer bei Ebbe dann zurück und hinterlässt eine riesige Wattlandschaft.
Es wird Zeit, dass wir mit unserer Besichtigungstour durch Broome beginnen. Zunächst fahren wir an den „Gantheaume Point“, der sich auch in unmittelbarer Nähe befindet. Nachdem wir bereits tolle Felsformationen aus rotem Sandstein mit gemaserten Schichten und beeindruckenden Strukturen gesehen haben, bringt uns der „Gantheaume Point“ nicht mehr zur Ekstase. Naja, es ist gut hier, aber irgendwie nichts Besonderes. Auch der 130 Mio. Jahre alte Fußabdruck des Dinosauriers an den Klippen reißt es nicht heraus. Aber gut dass wir hier waren sonst hätten wir gedacht, etwas verpasst zu haben.
Anschließend fahren wir zum japanischen Friedhof. Broome ist eine Perlenfischerstadt, in der auch heute noch Zuchtperlen eine Rolle spielen. 1910 betrug Brooms Anteil am Weltperlmuttmarkt 75 %. Um nach den Austernmuscheln zu tauchen, bediente man sich vieler Asiaten, die für einen Minimallohn 7 bis 10 Stunden in bis zu 10 Metern Tiefe Austern ernteten. Viele von ihnen starben früh und sind auf dem japanischen und chinesischen Friedhof beigesetzt. Der Friedhof zeugt noch heute von diesem traurigen Kapitel und die alten Grabsteine „erzählen“ von der Vergangenheit.
Nun fahren wir in die Innenstadt und schauen uns den „Town Beach“ – den Stadtstrand bei Tageslicht an. Dort hatten wir uns ja gestern Abend das Spektakel beim „Staircase to the Moon“ (Treppe zum Mond) gegeben. Im Moment steht der breite Mangrovengürtel unter Wasser. Dadurch ist der Stadtstrand sehr winzig und wirklich nichts Besonderes. Zum Baden eignen sich die Strände um Broome sowieso nicht, da es im flachen Wasser Stachelrochen gibt und auch die gefährlichen Quallen vorkommen. In den Parkanlagen um den „Town Beach“ herum wird gerade gevespert. Da bekommen wir auch gleich Hunger. Also fahren wir erst einmal zum „Coles“-Supermarkt. Die haben das beste Angebot und wir versorgen uns mit dem Nötigen. Nun bummeln wir einmal die Hauptstraße rauf und runter, schauen uns in den Geschäften etwas um. Bei leckerem Grillfisch schlagen wir zu, bevor wir uns auf den Weg zum „Cable Beach“ machen. Hier findet jeden Abend die legendäre Dromedar-Karawane statt. Diese Fotos gehören inzwischen zu Broome. Inzwischen haben wir Ebbe und der unglaublich breite Sandstrand des „Cable Beach“ kann mit 4×4-Fahrzeugen befahren werden. Das ist Freiheit pur! Der sich über 20 km erstreckende Sandstrand ist ein Mekka für Allradfans.
Wir müssen nicht lange warten, bis sich die erste Dromedar-Karawane in Bewegung setzt. Die Tiere trotten in Reih und Glied mit jeweils 2 Touristen bestückt, den breiten Sandstrand entlang und in dem feuchten Sand ergeben sich schöne Spiegelungen.
Später, als die Sonne untergeht, folgen stimmungsvolle Fotos. Nun haben wir genug Bilder und Eindrücke für heute. Wir fahren zum „Reddell Beach“ und hoffen, dass die drei Italiener inzwischen weiter gezogen sind, damit wir eine ruhige Nacht haben. Sind sie aber nicht. Es dauert nicht lange, finden auch sie sich wieder an diesem Schlafplatz ein. Ihr herzhaftes Gähnen verrät aber, dass sie heute eher in den Schlaf finden werden. Bald hören wir nur noch das Rauschen des Meeres.
13.05.2017 Broome – Roebuck Bay & Broome Bird Observatory – Derby
Heute ist Samstag, da dauert es nicht lange, bis das erste Auto kommt. Wir packen zusammen und fahren zum „Entrance Point“ frühstücken. Danach brechen wir auf zur „Roebuck Bay“. Dort gibt es eine Vogelbeobachtungsstation. Der Weg bis in die Bucht südlich von Broome ist nicht weit. Als wir dort ankommen, sind die Betreiber gerade auf Tour und wir vertreten uns am Strand die Beine. Hier gibt es Mangroven und im Moment ist wieder Flut – das Wasser kommt. Wir beobachten die verschiedenen Winkerkrabben, die emsig unterwegs sind. Wer nicht minder fleißig ist sind die unzähligen Moskitos, die es hier gibt. Das ist nicht auszuhalten und als erstes brauche ich Moskitoschutz, denn an mir fressen sich die Viecher satt, während Uwe unbehelligt daneben stehen kann. Ach ja, es gibt hier auch die Warnung vor Krokodilen, aber wir sehen keins.
Wenn die Moskitos schon am Tag derart aktiv sind, wie soll das abends werden? Wir beschließen, hier nicht zu bleiben, zumal auch gerade nicht so viel Vögel zu sehen sind. Als ich noch schnell auf die Toilette gehe, staunt mich die Kloschüssel an und ich staune rein. Da sitzt doch tatsächlich so ein schöner grüner Baumfrosch drin. Ich rufe Uwe und wir überlegen, was wir tun. Diesen hübschen Frosch hatten wir uns sehr gewünscht. Nun sitzt er in diesem unappetitlichen Ambiente. Sollen wir tatsächlich in die Kloschüssel fotografieren? Da sträubt sich unser Fotografenherz. Also bleibt nur ein beherzter Griff in die Schüssel und das hübsche Tierchen zu Tage fördern. Dann gibt es in angemessenerem Umfeld ein kleines Fotoshootings. Anschließend setzen wir das hübsche Tierchen wieder in sein befremdliches, aber selbstgewähltes und offensichtlich für ihn behagliches Habitat zurück in die Toilettenschüssel. Ich frage mich allerdings wie das geht, wenn man die Schüssel zweckbestimmt nutzt. Man kann ihn doch nicht mit fort spülen. Ich jedenfalls habe dieses Bedürfnis zwischenzeitlich sowieso längst vergessen.
Zufrieden aber um viele Mückenstiche reicher, verlassen wir diesen Ort. Von den Klippen aus können wir sehr nah am Strand noch einen ziemlich großen Hai beobachten. Der jagt gerade, denn die Fische springen aus dem Wasser. Auch eine grüne Meeresschildkröte sehen wir. Na das war doch – für alle Seiten – ein erfolgreicher Abstecher.
Nun verlassen wir Broome und fahren in Richtung Derby, dem nächsten Etappenziel. Von hier soll es dann ein Stück auf die berühmt-berüchtigte“ Gibb-River-Road“ gehen, die nur mit 4 WD Allradfahrzeugen befahrbar ist. Wir sind gespannt.
Einzige Highlights auf der rund 300 km langen Fahrt sind ein breiter Fluss mit viel Wasser (ansonsten sind die Flussbetten immer total ausgetrocknet) und die ersten Baobab-Affenbrotbäume, die wir schon aus Botswana kennen.
Am Ortseingang von Derby befindet sich ein ganz besonders kugeliger Baobab, der früher als Gefängnis diente. Hier wurden Menschen in dem Stamm eingesperrt. Das ist dann aber auch schon das größte Highlight von Derby, einer alten Goldsucherstadt. Selten haben wir uns so unwohl gefühlt. Es gibt sehr viele vagabundierende Aborigines, die total verwahrlost und meist sehr betrunken sind. Auch sonst wirkt dieser Ort ziemlich heruntergekommen. Daran können auch die paar Neubauten nichts ändern.
Wieder einmal stellen wir deutlich fest, dass überall auf der Welt die gleiche Situation entsteht, wenn die Naturvölker auf Zivilisation treffen. Sie können damit nichts anfangen, haben keine Bleibe mehr, verwahrlosen, treffen auf Alkohol und driften ab. Solche traurigen Schicksale sehen wir hier an jeder Ecke.
Da Derby auch sonst keine großartigen Sehenswürdigkeiten weiter zu bieten hat, schauen wir zu, dass wir wieder aus der Stadt kommen. Ein guter Ort zum Übernachten ist der Parkplatz am Baobab-Gefängnisbaum. Von hier können wir dann gleich auf die „Gibb-River-Road“ abbiegen. Schauen wir mal, was uns da erwartet. Die Fahrzeuge, die wir heute gesehen haben, waren alle nur noch rot-braun und man konnte gar keine Farbe mehr erkennen.
14.05.2017 Derby – Purnululu NP
Um 5 Uhr am Morgen machen die Kakadus im benachbarten Baum einen solchen Terror, dass man meint, sie werden bei lebendigem Leib gerupft. Wir haben keine Ahnung, was da los ist. Vielleicht haben sie eine Baumschlange entdeckt aber vielleicht stören sie sich einfach nur an einem grasenden Wallaby. Wir sind jedenfalls wach. Also wenn man die Viecher in der Nachbarschaft hat, dann braucht man keinen Wecker und Sonntags ein Gewehr!
Um kurz nach 7 Uhr sind wir startklar und biegen in die „Gibb-River-Road“ ein. Hier stehen große Schilder, die über den aktuellen Straßenzustand informieren, denn nach starken Regenfällen oder nach der Regenzeit sind die Straßen häufig noch unter Wasser oder so unterspült, dass sie unpassierbar sind. Wir bekommen jedenfalls große Augen, als alle Streckenabschnitte, die wir uns ausgesucht haben, gesperrt sind. Um sicher zu gehen, rufen wir die 24-Stunden-Hotline an, aber die kann uns erwartungsgemäß auch nichts anderes sagen. Ok, dann fallen die ausgewählten Sehenswürdigkeiten entlang der „Gibb-River-Road“ eben aus und es gibt mal wieder eine Planänderung.
Wir fahren den großen Bogen über Fitzroy und Halls Creek direkt zum Purnululu National Park. Nun sind wir unserer Planung aber schon ein paar Tage voraus und es bleiben am Ende der Reise noch ein paar Tage übrig, die wir ganz bestimmt sinnvoll zu nutzen wissen. Zeitdruck haben wir jedenfalls keinen. Der entsteht erst, als wir durch die beiden Ortschaften Fitzroy und später durch Halls Creek fahren. Hier sind so viel verwahrloste Aborigines unterwegs, dass ich mich etwas fürchte. Nur schnell wieder weg hier. Mehr als Tanken und ein Brot einkaufen ist nicht. Das von uns so begehrte Roggenbrot ist vom Februar 2017! Naja, immerhin hat heute zum Sonntag auch der Supermarkt auf. Dennoch möchte man in dieser Gegend nicht einmal begraben sein.
Unser Tag besteht aus einer sehr langen Fahrtstrecke, denn Uwe möchte gern so nah wie möglich an den Eingang zum Purnululu NP. Unterwegs buchen wir uns noch schnell über das Internet die Campsites für zwei Übernachtungen, nachdem ich gelesen habe, dass man ohne Vorreservierung nicht eingelassen wird. Gut, das klappt alles und wir haben unsere Reservierungen. Mit Telstra ist die Netzabdeckung recht gut und „kein Netz“ kommt relativ wenig vor.
Der heutige Fahrtag zieht sich mal wieder elendig in die Länge. Die Landschaft besteht hin und wieder aus ein paar Baobabs und ansonsten Gesträuch und selten Bäumen. Zwischendrin bewegen sich frei und ohne Zaun Kühe und Zebu-Rinder und so sieht und riecht man des öfteren Kühe, die alle Viere von sich gestreckt haben, auf dem Rücken liegen, von der Wärme schon total aufgebläht sind und erbärmlich stinken. Manchmal haben vor allem die großen Roadtrains mit vier Anhängern gleich zwei Kühe auf dem Gewissen. Es ist aber auch gefährlich, wenn die Tiere in der Dämmerung mitten auf der Straße stehen und dann noch die schwarze Kuh die „Nachhut“ gibt. In Deutschland gäbe es da schon lange eine Vorschrift, dass die Tiere vorn und hinten einen Warnblinker tragen müssen.
Wir rasten mittags auf einer Anhöhe, gönnen uns lecker gegrillte Lammkarrees und essen unser Obst und Gemüse auf, denn bald überqueren wir die Grenze von Westaustralien ins Northern Territory. Da gibt es eine Lebensmittelkontrolle, die alles Obst und Gemüse einkassiert. Das wollen wir bei den Preisen natürlich nicht zuzulassen, dass wir etwas von unserem Obst und Gemüse abgeben oder wegwerfen müssen. Nach einem leckeren Mittagsmahl setzen wir die Fahrt fort. Mittlerweile geht hier bereits im 17:15 Uhr die Sonne unter. Da müssen wir uns beeilen. Unterwegs sehen wir immer mal wieder am Horizont Rauchschwaden aufsteigen. Offenbar werden hier überall Buschfeuer gelegt; teilweise brennt es ziemlich heftig. Ich meine mich zu erinnern, dass ich kürzlich gelesen habe, dass man den Aborigines das Recht auf die alte Tradition der Brandrodung wieder einräumt, da es sogar nachweislich Vorteile bringt.
Den Abzweig zum Purnululu NP erreichen wir mit Einbruch der Dunkelheit. Es gibt hier einen 24-Stunden-Parkplatz, auf dem schon einige Camper stehen. Wir stellen uns dazu und kurze Zeit später ist es hier ruhiger als auf einer Campsite.
15.05.2017 Purnululu NP
Nachts wird es hier oben schon empfindlich kalt und auch am Morgen wartet man sehnsüchtig auf die Sonne, die einen aufwärmt. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind schon ganz schön heftig.
Viele der parkenden Camper verlassen sehr früh den Platz. Auch wir sind schnell startklar und fahren in den Purnululu NP.
Purnululu bedeutet in der Sprache der hier lebenden Aborigines Sandstein. Das Besondere an diesen Sandsteinfelsen sind die regelmäßigen waagerechten dunklen Streifen und abgerundeten Kuppen, wodurch die Felsen aussehen wie Bienenkörbe. Entstanden sind diese bizarren Sandsteinkuppeln in den vergangenen 20 Millionen Jahren durch die abtragende Wirkung des Wassers.
Die Anfahrt zum Park erstreckt sich über 50 km Holperpiste. Zudem stehen wir bald vor einem breiten Flussbett, das wir passieren müssen. Da hilft nur durchwaten und den besten Weg suchen. Zuerst suche ich nach Krokodilen und dann erkundet Uwe den Weg selbst. Mir ist nämlich noch ziemlich kalt und meine Füße sind schon ohne kaltes Wasser eisig.
Jetzt erweist es sich als vorteilhaft, dass wir den Auspuff als Schnorchel oben haben. Trotz der großen Felsblöcke, die im Wasser liegen, erreichen wir problemlos das andere Ufer. Nachdem auch diese Hürde gemeistert ist, folgen noch mehrere kleine Flussquerungen, die aber nicht erwähnenswert sind. Unterwegs sehen wir auf dem Weg eine Schlange liegen, doch die ergreift die Flucht, als ein anderes Fahrzeug heranbrettert. Überhaupt haben die anderen Besucher des Parks es ausgesprochen eilig und wirbeln jedes Mal eine Menge Staub auf. Da fragt man sich, warum die hier in die Pampa fahren und in der Natur campen wollen, wenn sie die Natur gar nicht wahr nehmen.
Im Park angekommen machen wir uns gleich auf, den südlichen Teil zu erkunden. Hier stehen auch die bienenkorbförmigen rot-gestreiften Sandsteinfelsen.
Zuerst gehen wir zum „Cathedral Gorge“, einer großen Höhle im Sandstein mit einem kleinen Pool in der Mitte. Die Größe dieser Höhle ist schon beeindruckend.
Als wir uns satt gesehen haben, gehen wir zum „Dom“, aber im Vergleich zum “ Cathedral Gorge “ ist diese Höhle eher mickrig. Dann laufen wir den „Piccaninny Weg“, von dem ein Weg zu einem Aussichtspunkt abzweigt. Auf dem weiteren Weg kommen wir noch zum „Window“, einem Loch im Felsen. Der gesamte Weg ist ein 28 km langer Wanderweg, der überwiegend im Flussbett entlang führt und teilweise sehr schwer zu laufen ist. Grober Kies und weicher Sand machen das Laufen beschwerlich. Am „Window“ drehen wir dann auch wieder um, denn uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Hier geht bereits um 17:20 Uhr die Sonne unter und ca. 15 Minuten später ist es dunkel – stockdunkel. Wir müssen uns also beeilen.
Wir sind damit beschäftigt, auf den felsigen Teilen des Flussbettes nach einem Weg zu suchen, um nicht auf dem groben Kies laufen zu müssen. Nach einiger Zeit wundern wir uns, dass man im Sand gar keine Fussspuren mehr sieht. Gut, es geht ein leichter Wind, aber sollte der alles weggeblasen haben? Die Felsen sehen ohnehin alle irgendwie gleich aus und eigentlich kann man sich hier im Flussbett nicht verlaufen. Trotzdem wird Uwe stutzig, ob wie hier schon mal lang gelaufen sind. Sein Navi sagt etwas anderes und so müssen wir ein ganzes Stück des Weges zurück, bis wir den verpassten Abzweig erreichen. Die Sonne geht gerade unter, als wir den Parkplatz erreichen. Puh, das war knapp. Bei den kühlen Nachttemperaturen möchte ich nicht im Freien übernachten müssen.
Ziemlich kaputt fahren wir ins „Walardi Camp“ und suchen uns eine freie Campsite. Naja, ausgebucht ist der Platz nicht aber leer auch nicht gerade.
Für heute reicht es dann wieder einmal an Erlebnissen und Eindrücken. Die „Bienenkörbe“ sind sehr beeindruckend und fotogen. Auch die „Cathedral Gorge“ hat uns gut gefallen. Nur vom Artenreichtum dieses Parks haben wir noch nicht viel sehen können. Lediglich eine verwilderte Katze ist uns begegnet.
Am Abend stellt Uwe dann eine Frage, über deren Antwort ich mir schon seit zwei Tagen Gedanken mache und die Karte sowie den Reiseführer schon hin und her geblättert habe. Wir hatten für diesen Park zwei Übernachtungen vorgesehen. Nun stellen wir aber fest, dass uns die eine Übernachtung vollkommen ausreicht. Nachdem wir ja die geplanten Anlaufpunkte in der Gibb River Road nicht ansteuern können, weil alles noch unter Wasser steht, haben wir in spätestens 4 Tagen unsere Planung „abgearbeitet“. Was machen wir mit den restlichen Urlaubstagen? Wollen wir die in Darwin abhängen, wo nicht viel los ist? Klar, wir könnten noch einen Nationalpark besuchen und Steine anschauen oder in ein Sumpfgebiet fahren und uns dort von den Moskitos fressen lassen. Beide Alternativen wollen wir nicht. Steine und Landschaft hatten wir jetzt genug. Außerdem kommt es im Kakadu NP, unserer eigentlich nächsten Anlaufstelle gehäuft zu Autoaufbrüchen und im Litchfield NP besteht die Gefahr, sich mit Milben zu infizieren. Beides keine tollen Aussichten. Was wir wollen ist dahin, wo es uns am besten gefallen hat – ans Meer zum Schnorcheln. Darüber sind wir uns rasch einig und Pläne sind schließlich dazu da, geändert zu werden. Das ist bei uns ja nichts Neues! So beschließen wir, morgen diesen verrückten Plan in die Tat umzusetzen.
16.05.2017 Purnululu NP – Nillibubbica Rastplatz vor Broome
Heute Morgen ist es empfindlich kalt. Hier in der Kimberley-Region werden die Nächte sehr kühl und so sehnen wir uns nach der Sonne. Die lässt nicht lange auf sich warten. Wir sind früh dran, denn wir möchten von mal bei den Bungle Bungle Bienenkörben vorbei, um sie im Morgenlicht zu sehen. Anschließend fahren wir in den nördlichen Teil des Parks zum „Echidna Chasm“. Die Gegend sieht anders aus als im südlichen Teil; ist aber nicht minder beeindruckend.
Noch mehr beeindruckt uns, dass hier so gut wie nichts los ist. Wieder ist der Weg zum Felsen sehr beschwerlich, denn die großen Kieselsteine im Flussbett laufen sich schlecht. Gesäumt wird der Weg von großen Palmen und man läuft wie durch eine Allee. „Echidna Chasm“ selbst ist eine breite Felsspalte im roten Felsen, die nach innen immer schmaler wird und irgendwann endet. Es ist angenehm kühl hier und die Felsformationen sind sehr faszinierend und fotogen. Als ich in eine der Ecken trete, erschrecke ich etwas, denn hier liegt auf Brusthöhe eine goldene Baumschlange. Die ist nicht minder erschrocken und sucht das Weite.
Wir laufen noch bis zum sehr schmalen Ende der Felsspalte. Dabei müssen wir auch über einige Felsbrocken klettern und zwei Leitern hochsteigen. Insgesamt ist dieser Platz extrem fotogen und schön.
Nun könnten wir noch zwei Aussichtspunkte ansteuern, aber dann haben wir auch diesen Park „abgearbeitet“. Der Nationalpark selbst ist zwar riesig, doch man darf sich nur in einem ganz kleinen Gebiet bewegen. Überall weisen Verbotsschilder darauf hin, dass man in Aboriginesland bzw. in deren Welt eindringt.
Wir sind uns einig, dass wir nun unseren Plan in die Tat umsetzen wollen. Also brauchen wir so schnell wie möglich ein Netz, um surfen und telefonieren zu können. Auf der sehr kurvenreichen Fahrt über Holperstrecke aus dem Park zum Highway treffen wir sogar noch einen Dingo, der gerade in einem der Flüsse trinken geht. Bei einem herzhaften Gähnen zeigt er uns noch sein beachtliches Gebiss, denn Dingos sind eine Art verwilderte Hunde.
Auf dem ersten Parkplatz am Highway haben wir zwei Pünktchen Netzabdeckung. Dann sind Flug und Fahrzeugabgabe schnell von Darwin auf Perth umgebucht. Auch die Campsite im Cape Range NP buchen wir hier bereits vor, bevor wir uns auf den Rückweg machen. Auf der Fahrt passen wir gemeinsam auf, was sich so auf der Straße tut, denn am gefährlichsten sind die frei laufenden Kühe. Kängurus oder Roadtrains – wie wir immer dachten – sind dagegen überhaupt kein Problem. Wir sehen noch das eine oder andere Tier während unser Auto ein wahrer Insektenfriedhof wird. Nach der ersten Fahretappe übernachten wir kurz vor Broome auf einem der 24-Stunden-Parkplätze mit ganz vielen anderen Campern.
17.05.2017 Rastplatz Nillibubicka – Rastplatz Robe River
Ein langer Fahrtag ohne nennenswerte Ereignisse liegt hinter uns. Einzig die großen Schwärme von grünen Wellensittichen sind erwähnsenswert. Wieder übernachten wir unkompliziert auf einem der 24-Stunden-Rastplätze am Highway Nr. 1. Das Erstaunliche hier ist, dass nachts überhaupt kein Verkehr ist. Die letzten Fahrzeuge sind so bis ca. 20 Uhr unterwegs und dann erst wieder morgens mit Sonnenaufgang. Nachts ist göttliche Ruhe am Highway – für Deutschland unvorstellbar!
18.05.2017 Rastplatz Rober River – Cape Range NP
Es tröpfelt auf unser Auto. Regnet es etwa und wir sind in den Regen gefahren? Das wäre ja nicht so toll. Aber nein, es ist nur die feuchte Luft und kurze Zeit später scheint auch schon die Sonne. Wir setzen nach dem Frühstück unsere Fahrt fort und sind mittags in Exmouth. Hier können wir unsere Einkäufe und Erledigungen machen und fahren dann in den Cape Range NP. Dort beziehen wir unsere vorgebuchte Campsite im Ned-Camp. Der Park ist total ausgebucht. Das Ned-Camp ist mit 9 Stellplätzen sehr klein. Hier geht es gemütlich zu. Wir springen in unsere Badesachen und genießen das Meer, das diesmal aber empfindlich kühl ist. Also morgen ziehe ich mich wärmer an, damit ich länger schnorcheln kann. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen. Die Kängurus grasen direkt hinter der Campsite, so dass wir mit anschleichen bzw. einfach in die Dünen setzen noch ein paar schöne Fotos schießen können. Ansonsten genießen wir es, wieder am Meer zu sein. Ach ja, Weinvorräte haben wir eingekauft, als ob wir noch 4 Wochen vor uns haben, aber nachdem wir täglich Bekleidung und Handtücher „abwerfen“, wird im Reisegepäck ja Platz für Mitbringsel.
19.05.2017 Cape Range NP
Wir haben gut geschlafen. Nur das Rauschen des Meeres ist zu hören. Dadurch, dass dieser Campingplatz so klein ist, herrscht eine göttliche Ruhe. Nach dem Frühstück – es ist gerade Ebbe – fahren wir zur „Yardie Creek Gorge“. Dabei schauen wir uns gleich mal noch an, wie es bei Ebbe mit der Durchfahrt des Flusses „Yardie Creek“ aussieht, der hier ins Meer mündet und uns ja schon bei der Herfahrt ausgebremst hatte. Naja, hier teilen sich die Meinungen. Ich durchwate das Wasser und bin der Meinung, wir schaffen das, aber Uwe hat Respekt vor dieser Durchfahrt. Klar, „Auto-versenken“ wollen wir natürlich nicht spielen. Das wäre dann doch etwas zu kostspielig. Mal sehen, was die im Visitor-Center dazu sagen.
Die Wanderung in die Schlucht ist mittelmäßig spektakulär. Nachdem inzwischen die Flut eingesetzt hat und der Wasserstand etwas höher ist, gehen wir an einem der Strände schnorcheln. Wieder sehen wir allerhand bunte Fische. Es ist, als ob man hier in einem großen Aquarium schwimmt. Wir bewegen uns zwischen vielen bunten Fische aller Größen, die völlig unerschrocken um einen herum schwimmen. Auch die vielen bunten Korallen sind eine Augenweide und man möchte gar nicht mehr aus dem Wasser.
Mit unseren Neoprenanzügen und dem „Stinger-Suite“-Anzug sehen wir zwar aus wie aus einem Film von Louis de Funes, als die Außerirdischen erscheinen, doch egal. Diese Anzüge sind wie ein Vollkondom und bedecken sogar Hände und – dank Kapuze – auch den Kopf. Naja, die Fische stört es nicht und besser als in Kontakt mit den Quallen zu kommen, ist es allemal. Wir haben jetzt schon so viel außergewöhnliche Badebekleidung gesehen, dass von diesem Aufzug keiner Notiz nimmt.
Danach beziehen wir erst einmal unsere Campsite im „Kurrajong-Camp“ und hängen etwas ab. Als Uwe gerade den Müll wegbringen will und einen Plastikkanister in der Hand hat, trifft er auf eine kleine Schlange, die ziemlich schlechte Laune hat und den Kanister attackiert. Wahrscheinlich hat er sie auf dem Weg übersehen. Das kann recht ungesund werden, wenn man seine Augen hier nicht aufmacht.
Später fahren wir noch einmal schnorcheln. Wieder bekommen wir gar nicht genug von dieser üppigen Unterwasserwelt. Die Korallenriffe gehen hier fast bis an den Strand und man muss nur wenige Meter ins Wasser gehen, um schon die ersten Fische zu sehen. Dann taucht man ein in eine Welt, die so surreal erscheint und merkt dabei gar nicht, dass das Schnorcheln auch ganz schön kräftezehrend ist. Wir sehen Seenadeln, blaue Seesterne, Rochen, große Fischschwärme, bunte Korallenfische und kleine bunte Aquarienfische, die man am liebsten mitnehmen möchte. Bis zur letzten Abendsonne bleiben wir am Strand, bevor wir ins Camp zurück fahren. Schon stehen auch wieder die ersten Kängurus an der Straße und „warten auf den Bus“. Überall kommen sie aus ihren Verstecken und fast immer ist es das gleiche Verhalten. Erst schauen sie entgeistert in die Kamera, scheinen zu überlegen, was jetzt die beste Lösung ist, hüpfen dann ein paar Sprünge davon, um sich wieder neugierig umzusehen und aus ein paar Meter Distanz wieder neugierig zu schauen. Man könnte sich schlapp lachen über diese possierlichen Tierchen.
Als wir das Camp erreichen, bricht bereits die Dunkelheit herein. Besser kann man den Tag nicht ausnutzen. Die leckeren Steaks zum Abendessen haben wir uns redlich verdient.
20.05.2017 Cape Range NP
Heute Morgen ist es sehr windig. Wir schauen noch ein wenig „Camperkino“, bevor wir aufstehen.
Morgens wandern wir noch einmal in der „Mandu-Mandu Gorge“ und haben sehr viel Glück mit den seltenen Felsenkängurus. So treffen wir sogar Tiere, die unten an der Felswand sitzen und noch nicht einmal weglaufen. Besser und näher bekommen wir diese Tiere nun wirklich nicht zu sehen und vor die Kamera.
Mittags schnorcheln wir an der „Ospray Bay“ und noch einmal haben wir das Glück, die große Schildkröte zu sehen, die nach einer Weile aus ihrem Ruheplatz unter dem Rifffelsen kommt und sogar mit uns schwimmt. Was für ein großartiges Erlebnis. Wir könnten die Hand nach ihr ausstrecken, so nah schwimmt sie neben uns her und lässt sich gar nicht stören. Auch sonst ist es sehr beeindruckend, in diese unbekannte, farbenfrohe und abwechslungsreiche Unterwasserwelt einzutauchen. Außerdem treffen wir einen „gefederten“ Feuerfisch, mehrere Stachelrochen und viele bunte Fische. Durch die starke Strömung ist das Schnorcheln heute noch anstrengender. Mehr als zwei Mal schaffen wir es nicht hinaus zu schwimmen und uns wieder mit der Strömung in Richtung Ufer treiben zu lassen. Das kostet richtig Kraft. Insgesamt ist die Ospray Bay ein Strand ganz nach unserem Geschmack, bei dem rote Klippen auf glasklares Meer treffen. Hier könnten wir ewig sitzen.
Nur der Hunger treibt uns irgendwann weg und so braten wir uns auf der Campsite erst einmal Putenbrüstchen mit Käsefüllung. Dazu gibt es einen verdammt leckeren, süffigen Rosewein (Fuchsia) – natürlich aus der Margret River-Region vom Weingut „Happs“. Nicht „happs“ aber happy sind wir heute auf jeden Fall, denn bis jetzt hatten wir einen sehr erfolgreichen Tag.
Während wir essen, schauen wir noch Camperkino, denn auf der Nachbarcampsite ist gerade eine neue Familie angereist. Vater, sehr dürre Mutter und drei Kinder versuchen, bei dem starken Wind ein großes Zelt aufzubauen. Man leidet buchstäblich mit ihnen. Keiner hat einen Plan, hektisch rennen sie von einer Strippe zur nächsten und Vater versucht, das Ganze zu koordinieren. Dabei ist Vorsicht geboten, dass Mutter und Zelt nicht abheben, die Kinder nicht die Lust verlieren und Vater dennoch eine gute Figur macht. Dieses Camperkino ist ehrlich gesagt spannender, als jedes Fernsehprogramm. So ein Zeltaufbau dauert Stunden und wenigstens macht es Sinn, drei Kinder dabei zu haben, denn so kann Jeder ein paar Strippen halten. Ich glaube, es gibt nichts schlimmeres, als zum ersten Mal auf einer Campsite ein neues Zelt aufbauen zu müssen. Da kann man sich nur zum Affen machen!
Irgendwann ist aber auch das geschafft. Das Zelt steht – wenn auch sehr windschief – und wir fahren noch einmal zum Schnorcheln.
Diesmal fahren wir zur „Oyster Stacks“ – einem anderen Standabschnitt, an dem das Riff nur wenige Meter vor der Küste beginnt. Allerdings muss man hier immer auf die Flut achten, denn bei weniger als 1,20 Meter Wasserstand beschädigt man die Korallen und kratzt sich den Bauch auf. Jetzt ist der Wasserstand ideal und wir schnorcheln parallel zur Küste. Völlig unerwartet treffen wir noch einmal auf zwei Schildkröten. Die sind nicht so groß wie die vom Mittag, aber nichtsdestotrotz sind wir total begeistert. Dann entdecken wir auch noch eine weiß-blaue Muräne und einen Tintenfisch, der sich unter einer Koralle versteckt hat. Wieder schwimmen wir in großen Fischschwärmen mit, werden von unzähligen bunten Fischen umrundet, schauen zu, wie die Fische an Korallen grasen. Wir entdecken große Muscheln, die wunderschön blau-schwarz oder grün-schwarzes Fleisch haben und können sie atmen sehen. Naja, den Finger sollte man nicht dazwischen stecken, denn dann schnappt die Muschel zu und der Finger ist ab.
Drei Schnorchelgänge machen wir und lassen uns parallel in etwa 100 Meter zum Ufer treiben. Das kostet nicht so viel Kraft und die Artenvielfalt ist dennoch überwältigend. Es lässt sich nicht sagen, wie viele verschiedene Fische wir bisher gesehen haben aber geschätzt sind es auf jeden Fall mehr als 200. Das Ningaloo Reef gilt nicht umsonst als der Schnorchelspot und kommt noch vor dem Great Barrier Reef. Der Vorteil hier ist, dass man vom Strand aus schnorcheln kann und nicht erst eine teure, mehrtägige Bootstour machen muss.
Wir bekommen von dieser Schnorchelei gar nicht genug. Da ich über den Ganzkörperanzug noch meinen Neoprenanzug gezogen habe, ist es mir überhaupt nicht kalt und so kann ich ewig im Wasser bleiben. Fast zwei Stunden verbringen wir hier und als wir das letzte Mal aus dem Wasser steigen geht die Sonne gerade unter. Na so ein Glück, wie wir heute den ganzen Tag hatten, muss man erst einmal haben. Wir sind glücklich, dass wir noch einmal hier her zurückgekehrt sind und diese fantastische Unterwasserwelt erleben konnten. Wer weiß, wie lange es die noch gibt und wir haben es in vollen Zügen genossen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind mit Vorliebe in einem alten „Naturkunde-Lehrbuch“ meines Papas geblättert habe. Darin gab es auch eine Illustration eines Korallenriffs. Ich habe dieses Bild geliebt, konnte mir aber nicht vorstellen, dass es unter Wasser wirklich so bunt sein soll. Jetzt weiß ich, dass es genau so bunt ist, wie auf dieser Zeichnung. Rosa, gelbe und grüne Korallen, Pinkfarbene Seeigel, Fische in allen Regenbogenfarben, blaue Seesterne, orangefarbene und lila Seeanemonen und riesige Fischschwärme von kleinen und großen Fischen. Es ist eine Welt, die sich nur schwer beschreiben lässt und in die man eintauchen muss. Wir sind sehr dankbar, es gesehen zu haben.
Auf dem Rückweg zur Campsite stehen wieder eine Menge Kängurus an der Straße. Besonders lustig ist eins, das sich vor das Schild des Campsite-Wächters gestellt hat. Auf dem Schild steht, wie er und seine Frau heißen und das kleine Känguru hat sich davor gebaut, als ob es sein Schild wäre. Es ist echt goldig.
Nach so vielen tollen Erlebnissen fallen wir sehr schnell ziemlich müde ins Bett.
21.05.2017 Cape Range NP – Eddagreen
Heute müssen wir nun leider endgültige dieses Paradies verlassen. Es fällt uns schwer, uns von diesem schönen Ort zu trennen, doch immerhin hatten wir ja schon einen „Nachschlag“ und sind froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. So langsam müssen wir nun die Rückfahrt nach Perth antreten, denn es liegen noch 1300 km vor uns.
Wir machen noch einmal einen kleinen Abstecher an einen der Strände, schauen noch ein letztes Mal wehmütig über das Meer und steuern dann Exmouth an.
Beim Leuchtturm haben wir wieder Internetempfang, rufen schnell mal Mails ab und senden ein Lebenszeichen. In Exmouth müssen wir Tanken und Wasser nachfassen.
Dann geht es wieder auf die Piste. Uns erwartet lange Zeit eine sehr öde Fahrstrecke. Es gibt rechts und links nichts; so ca. 200 km lang; nur Termitenhügel ragen aus der Landschaft. Dann kommen immerhin ein paar Sträucher dazu, die häufig trocken und nicht höher als 1,50 m sind. Ansonsten wieder 200 km nichts. Nach etwa 600 km hat sich das Landschaftsbild noch nicht großartig verändert. Spinifexgras, Sträucher, mal eine Kuh und sonst nichts. Als besonderes Highlight haben wir heute aber hübsche Wattewölkchen am Himmel. Als wir Coral Bay passieren, tröpfelt es sogar mal für ein paar Sekunden. Damit haben sich die Ereignisse auf dieser Fahrt aber auch schon wieder erschöpft. Man braucht hier viel Geduld und Zeit, um von A nach B zu kommen. Schläft man während der Fahrt ein Stündchen, dann meint man anschließend, der Fahrer habe das auch getan, denn alles sieht noch aus wie vorher.
Nun ja, wir fahren in Richtung Perth und übernachten schließlich auf einem der 24-Stunden-Parkplätze am Highway Nr. 1 bei Eddagreen kurz vor Shark Bay. Hier ist es mal wieder rappelvoll. Mindestens 20 Camper übernachten auf dem Platz. Entsprechend lebhaft ist auch die Nacht. Erst lässt einer seinen Generator laufen, dann startet so ein Dussel die Alarmanlage seines Autos, später kläfft ein Hund, dann lassen die ersten Camper ihre Autos warm laufen… Eben wie auf einem richtigen Campingplatz – nur wenigstens kostenfrei.
22.05.2017 Eddagreen – Kalbarri NP
Wir lassen uns heute morgen Zeit, denn uns treibt ja nichts. Nach dem Frühstück beschließen wir, noch einmal einen Abstecher zum Kalbarri NP. Zu machen. Den hatten wir ja etwas stiefmütterlich behandelt, nachdem wir nicht zu den Hauptattraktionen dürfen.
Heute ist der erste Tag, wo es etwas frischer ist. Dennoch scheint die Sonne, aber die Wattewölkchen sind wieder da. Na gut, dann sieht die Landschaft fotogener aus.
Als wir die Zufahrtsstraße zum Kalbarri NP ein Stück gefahren sind, schreie ich „Stopp“. Uwe hält und setzt zurück. Ich habe einen Kurzschnabeligel entdeckt; war mir aber nicht sicher, ob er noch lebt. Das tut er und sucht am Straßenrand sein Abendessen, das aus Termiten und Ameisen besteht. Wir können ihm ein paar hübsche Fotos entlocken. Kurze Zeit später entdecke ich sogar noch ein zweites Exemplar. Auch dieses Tier hält bereitwillig für ein paar Fotos still. Wir sind total begeistert, dass wir diese Tiere noch zu sehen und vor die Kamera bekommen haben. Wir hatten schon nicht mehr daran geglaubt.
Ein Stück weiter übernachten wir da, wo wir schon auf der Hinfahrt über Nacht geparkt hatten. Wir laufen noch bis zum Sonnenuntergang im Nationalpark entlang, aber heute ist es zu windig und zu frisch für die Tiere. Nur ein Känguru entdecken wir. Auf dem Rückweg wundern wir uns über die vielen quakenden Geräusche, die wir nicht zuordnen können. Hier ist kein Wasser und lange Zeit entdecken wir auch nicht, wer die Urheber dieser Laute sind. Wir schwanken zwischen Grillen, Geckos und Fröschen. Nach viel Geduld zeigt sich, dass es Frösche sind, die hier – aus gegrabenen Löschern heraus – in der trockenen Heidevegetation ein Konzert geben.
So geht für uns ein weiterer erlebnisreicher Tag mit einem tollen Froschkonzert zu Ende.
23.05.2017 Kalbarri NP – Jurien Bay
Huuuuhhhhh, die Nacht war frostig. Spätestens jetzt hat sich die Mitnahme des Daunenschlafsacks bezahlt gemacht. Flipflops mit Fellsohle und Daunenriemchen wären jetzt nett. (Wie ich später feststellen muss, gibt es bei „Ugg“ – D E R australischen Schuhmarke – tatsächlich Flipflops mit Schaffellsohle und Riemchen. Die Aussies halt….!)
Die Frösche haben ihr Konzert übrigens die ganze Nacht fortgeführt. Erst mit Einsetzen der Dämmerung verstummte ihr Quaken. Die müssen morgens ganz schön heiser sein.
Wir wärmen uns erst einmal in der Sonne auf und nach einer Stunde hat die Sonne dann auch die nächtliche Kälte einfach weggelächelt und brilliert wieder mit strahlend blauem Himmel.
Zuerst fahren wir am Visitor Center des Kalbarri NP vorbei. Dort sind wir ein wenig auf Krawall gebürstet, als uns die Dame etwas trotzig erklärt, dass wir nicht zu den Hauptattraktionen „Z-Bend“ und „Natures Window“ können. Nur Touranbieter dürfen hin. Bei der Frage, wo da die Logik bleibt, kommt die gute Frau dann ganz schön ins Schleudern mit ihrer Argumentation. Naja, wir haben uns sowieso schon damit abgefunden und fahren nun an die Küste zu den dortigen Sehenswürdigkeiten. Heute ist das Meer ziemlich bewegt. Es donnert mit hohen Wellen und fliegender Gischt in die Bucht und an die Felsen. Ein tolles Schauspiel, dem wir eine Weile zusehen.
Noch einmal „klappern“ wir die einzelnen Küstenabschnitte ab – immer mit einem wachsamen Auge auf den Boden, denn wir haben die Hoffnung, einen Dornenteufel zu finden, noch nicht gänzlich aufgegeben. Es hat hier zwar Ameisen, aber diese hübsche, sehr speziell aussehende Echse können wir leider nicht entdecken. Dafür können wir eine riesengroße Schule von Delfinen beobachten, die gemeinsam jagt. Es müssen mindestens 60 bis 70 Tiere sein, die sich hier gemeinsam im Wasser tummeln. Was für ein Schauspiel, ihnen im türkisfarbenen Wasser dabei zuzusehen, wie sie sich offensichtlich gerade satt fressen. Hinter ihnen hat ein Fischer seine Netze ausgeworfen und erhofft sich wohl auch satte Beute.
Wir können den Delfinen gar nicht lange genug zusehen, doch irgendwann müssen wir weiter. Zwar waren wir hier schon auf unserem Hinweg, doch da hatten wir so viel Fliegen im Schlepptau, dass es nur ein halber Genuss war. Jetzt lassen wir uns Zeit, die tolle Steilküste auf uns wirken zu lassen.
Als wir dann doch endlich weiterfahren, sehe ich vor unserem linken Reifen etwas huschen und schreie nur noch „Stopp“! Uwe macht einen Schlenker und ich springe aus dem Auto. Um ein Haar hätten wir doch tatsächlich einen Dornenteufel überfahren. Juhu, wenn das kein Schicksal ist, dass der uns direkt vor das Auto läuft! Der kleine Kerl sitzt am Straßenrand und muss sich wohl auch erst einmal von seinem Schreck erholen. Wir fackeln nicht lange und machen im Straßengraben eine Fotosession – völlig egal, was die vorbeifahrenden Fahrzeuge davon halten.
Wir sind soooooo happy, dass sich nun dieser Wunsch auch noch erfüllt hat und wir dieses wundersame Reptil vor die Kamera bekommen haben. Das kleine Kerlchen ist bildhübsch und total langsam, was für Fotografen ein Segen ist; sein Leben aber ziemlich verkürzen kann.
Total beglückt machen wir uns auf die Weiterfahrt in Richtung Perth. Kurz vor Jurien Bay an der „Cliff Head Campsite“ übernachten wir direkt am Meer und ein letztes Mal hören wir zum Einschlafen Meeresrauschen. Diesmal aus der ersten Reihe. Es ist einfach unvergesslich. Nebenher bewundern wir die alten Ladys von nebenan, die jeweils allein mit ihrem eigenen Camper oder alten Bus unterwegs sind. Überhaupt haben wir hier schon sehr viele Senioren getroffen, die – oft allein – mit einem umgebauten Bus oder Camper durch das Land tingeln.
24.05.2017 Jurien Bay – Nambung NP
Heute Morgen genießen wir noch einmal „Camperkino“ mit Blick auf das Meer – wie schön! Uns trennen keine 5 Meter von der auflaufenden Brandung. Auf der Toilette treffen wir die hochgiftige Spinne mit rotem Rücken, aber die tut nur was, wenn man sie ärgert. Ansonsten sind wir der sehr egal und sie zu ärgern, lassen wir mal lieber.
Wir atmen die frische Meeresluft in tiefen Zügen, dann setzen wir unseren Weg fort. Am „Lake Thetis“, einem See der schon zum Nambung NP gehört, kann man sehr alte Stromatolithen bestaunen. Die sehen zwar nach nichts aus, sind aber total alt und geologisch wertvoll. Ok, man muss nicht alles toll finden. Der See ist hübsch, die Wattewölkchen auch und das Wetter sowieso.
Nach einem kurzen Stopp fahren wir weiter in den Nambung NP. Hier sind wir erstaunlicherweise fast allein. Ein paar Asiaten – die sich mal wieder daneben benehmen – aber ansonsten können wir fast menschenleere Fotos machen.
Das ist aber eigentlich nicht unser Ziel, weshalb wir noch einmal hier sind. Vielmehr suchen wir den Tannenzapfenskink, eine Echsenart, die aussieht wie ein Zapfen, eine blaue Zunge hat und ziemlich träge ist. Bis jetzt hatten wir noch kein Glück mit diesem Tierchen. Wir laufen zwischen den Pinacles, gehen etwas abseits der Touristenwege und durchstreifen das Gelände. Naja, uns ist bewusst, dass 100 % Wunscherfüllung quasi unrealistisch ist. Trotzdem versuchen wir unser Glück.
So durchstreifen wir eine ganze Weile das Gelände. Immerhin finden wir die kleinen versteinerten Wurzeln, von denen im Hauptgebiet nicht mehr viele erhalten sind, weil sie sehr fragil und zerbrechlich sind.
Auch ein paar schöne Felder mit den erodierten/versteinerten Bäumen und Sanddünen entdecken wir, schrecken Kängurus auf und finden in einem Busch einen total hübschen Gecko mit goldfarbenen Augen. Der Kleine ist vielleicht Süß und total handzahm – also Fotosession an Ort und Stelle.
Wir wollen gerade zum Auto zurück laufen, da ruft Uwe. Nein, ich glaube es nicht! Er hat tatsächlich einen Blauzungenskink gefunden. Der liegt im Sand und versucht sich zu wärmen. Wir grinsen uns an wie die Honigkuchenpferde und können es nicht fassen, dass wir dieses Glück haben. 100 % Wunscherfüllung – da hat sich unsere Entscheidung, den Norden zu knicken, doch mehr als gelohnt. Nun haben wir, was wir uns gewünscht haben und können morgen entspannt nach Perth zurück fahren. Der Blauzungenskink ist übrigens ziemlich träge und lustlos. Er zieht es vor, einfach nur vor sich hin zu stinken und das macht er ganz prima. Man verliert recht schnell die Lust an ihm.
Am Abend übernachten wir auf einem der hübsch hergerichteten Parkplätze des Wanagarren NR. Das ist zwar nicht gestattet, uns aber ziemlich egal. Morgen müssen wir sowieso unsere Sachen packen. Seufz! Aus unserer Sicht könnte dieses Nomadenleben noch eine Weile so weitergehen.
25.05.2017 Wanagarren NR – Perth
Ooooh, es ist sehr frisch heute Morgen. Man kann die Kaltfront sogar sehen, denn es zieht ein breiter Nebelstreifen heran, als die Sonne aufgeht. Was für ein Schauspiel! Uns wird heute noch mal richtig etwas geboten. Wir sehen aber trotzdem erst einmal zu, dass wir hier wegkommen, denn am letzten Tag wollen wir nicht noch eine Strafe zahlen müssen. Außerdem brauchen wir erst einmal ein aufgeheiztes Auto. Als wir ein Stück gefahren sind, entdecken wir ein großes Gebiet mit vielen imposanten Grasbäumen, die im Moment mitten im Nebel stehen. Dazu spannt sich gerade – ähnlich einem Regenbogen – ein Nebelbogen. Wow, das ist ja ganz großes Kino hier.
So ein Nebelbogen ist ein kreisförmiger, weiß leuchtender Bogen, der entsteht, wenn die Sonne auf eine Nebelwand scheint und das Licht durch die Tropfen reflektiert wird. Im Vergleich mit dem Regenbogen ist das Band des Nebelbogens ungefähr doppelt so breit und das einfallende weiße Licht wird nicht in verschiedene Farben gebrochen. Der Nebelbogen liegt der Sonne immer gegenüber.
Ich stapfe durch das noch nasse Gelände und schaue mir die riesigen Grasbäume aus der Nähe an. Überall hängen die Spinnennetze noch voller Tautropfen und zwei Kängurus hüpfen aufgeschreckt davon. Diese Morgenstimmung ist sehr besonders. Bestimmt ist es sehr imposant, wenn die Grasbäume in ihrer Blüte stehen. Mich faszinieren diese tollen Gewächse außerordentlich. Grasbäume erreichen eine Höhe von 2 bis 6 Metern und ein Alter bis zu 350 und 450 Jahren. Ein anderer Name für sie ist „Blackboy“. Mir fällt auf, dass die Stämme vieler Bäume angekohlt sind (daher der englische Name „Black boy). Brände sind für ihr Gedeihen notwendig, denn Grasbäume zählen zu den Pyrophyten, deren Verbreitung und Reproduktion durch Feuer gefördert wird. Ihr Wuchs und die Tatsache, dass sie hier wie in einem kleinen Wäldchen wachsen ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes. Schön, dass wir das auch noch entdeckt haben.
Gleich hier auf dem Parkplatz frühstücken wir dann erst einmal gemütlich. Inzwischen hat die Sonne genug Kraft, den Nebel wegzudrücken und es ist auch schon wieder so warm, dass wir bereits in die kurzen Hosen wechseln können. Das kleine Kälteintermezzo ist rasch vorbei. Aber gut, Australien steht vor dem Winter, da darf es schon mal etwas kühler sein. So versteht man wenigstens annähernd, dass die australischen Geschäfte jetzt keine Flipflops verkaufen, sondern Stiefel, Felljacken und langärmlige Pullover.
Später setzen wir unsere Reise in Richtung Perth fort und erreichen unser gebuchtes „Country Comfort Intercity Hotel“ am Mittag. Es befindet sich in der Nähe der Apollo-Autovermietung und des Flughafens. Zudem bieten sie einen kostenlosen Shuttle zum Flughafen an. Wir können vor dem Appartement parken, in Ruhe unseren Camper ausladen, müssen das Gepäck nicht weit tragen und die Zimmer sind sauber und groß. Morgen früh ist ohnehin die Nacht um 3 Uhr zu Ende, denn der Flug startet um 6 Uhr.
Mir wird gerade Angst und Bange, wie ich das alles wieder in zwei Taschen bringen soll. Während ich damit beschäftigt bin, unsere Habseligkeiten und den unverbrauchten Weinvorrat zu verstauen, bringt Uwe das Auto weg. Es dauert nicht lange, da ist er wieder zurück. Die Abgabe verlief reibungslos. Gut, dass wir noch die Reinigung für 70 AUD mit dazu gebucht haben. So konnte er das Auto schmutzig abgeben, denn schmutzig ist es sehr. Allein die unzähligen Insektenleichen wieder abzukratzen dauert ewig und der rote Staub sitzt überall. Das ist aber nun zum Glück nicht unser Problem.
Anschließend genießen wir eine heiße Dusche und sanieren uns erst einmal wieder für die „Öffentlichkeit“. So ein Camperleben fordert auch gewisse Kompromisse und Abstriche. 5 Wochen Katzenwäsche und Wasser sparen lassen einen die Annehmlichkeiten der Zivilisation anschließend sehr schätzen.
Völlig frisch und wie neu gehen wir im Hotelrestaurant essen, das ungefähr den Charme einer Bahnhofshalle hat. Der Kellner scheint heute seinen ersten Tag als Azubi zu haben, Uwe`s Essenbestellung geht ganz unter und anschließend sind wir weder satt noch froh. Geschmacklich ist es allerdings wirklich gut. Nun ja, wir merken, dass wir diesbezüglich nichts vermisst haben in den letzten 5 Wochen.
26.05.2017 Perth – Singapore – Frankfurt a. M.
Der Shuttle zum Flughafen steht um 4 Uhr morgens superpünktlich bereit. In wenigen Minuten sind wir am Airport. Kaum haben wir die Abfertigungshalle betreten, beginnt es draußen wie aus Kannen zu regnen. Na wenn das kein Timing ist, dann wissen wir auch nicht …!
Mit ein wenig Bauchkneipen packen wir beim Einchecken unsere Taschen auf das Band. Wir dürfen zwar je 30 kg mitnehmen, aber wird das reichen? Es reicht, wir sind bei 59,5 kg. Allerdings wiegt die Dame am Nachbarschalter gerade das Handgepäck der Passagiere. Wir schlucken und beten. Die Dame an unserem Schalter ist sehr nett, hatte wohl eine gute Nacht und offenbar nicht die Absicht, uns den Tag zu verderben. Alles geht glatt, wir sind eingecheckt und marschieren zum Gate. In 4 Stunden sind wir in Singapore, haben dort zwei Stunden Aufenthalt, bevor es Richtung Frankfurt geht.
Wieder genießen wir den guten Service von Singapore Airline, sitzen uns den Po platt und landen nach einigen Turbulenzen wohlbehalten in Frankfurt.
Fazit
Australiens Westküste hat uns gut gefallen und viele Stationen unserer Reise waren sehr interessant. In erster Linie war der Weg das Ziel. Wir haben wahnsinnig viel gesehen und erlebt. Oft ließ sich das Landschaftsbild mit Afrika vergleichen, nur fehlte eben die entsprechende Tierfülle. Die Weite des Landes und die großen Distanzen zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten sind gewöhnungsbedürftig, erfordern Geduld, Zeit und Durchhaltevermögen. Es ist schade, dass so viel Zeit für die langen Wege im „Nichts“ verloren geht. Die Reisedauer auf 5 Wochen zu veranschlagen, war auf jeden Fall gut und auch ausreichend.
Wir haben diese Zeit als Reisenomaden genossen, auch wenn wir nicht unser Herz an Australien verloren haben. Die „Lazy“-Mentalität der Aussies ist nicht so ganz unser Geschmack. Auch im Nachhinein betrachtet bedauern wir nicht, unsere Pläne geändert und das Northern Territory ausgespart zu haben. Wir haben uns zunehmend unwohl gefühlt und als Moskitofutter wollten wir auch nicht herhalten. So haben wir zwar nicht die berühmt-berüchtigten Leistenkrokodile gesehen, doch damit können wir leben und Wesen mit kleinem Hirn trifft man im Leben leider sowieso viel zu oft. Dafür haben wir noch die Tiere entdecken können, die uns wichtig waren und die – zumindest für uns – Australien mindestens genauso verkörpern.
Bei der Auswahl des Reisezeitpunktes war uns bewusst, dass uns die Tierwelt im australischen Herbst nicht sonderlich verwöhnen wird. Die Walhaie sind aber nun mal jetzt vor der Küste und richten sich weder nach der Frühlingsblumenblüte noch nach dem tierreicheren Frühjahr. Man muss eben Prioritäten setzen. Wettertechnisch können wir uns jedenfalls gar nicht beschweren. Jeden Tag von morgens bis abends Sonnenschein, akzeptable Temperaturen, die einen nicht gänzlich lähmen und oft ein erfrischendes Lüftchen, das die Wärme sehr angenehm macht. Besser geht es nicht. Die letzten Tage gab es sogar noch ein paar dekorative Fotowölkchen; quasi so als Sahnehäubchen und der Regen hat gewartet, bis wir abreisen. Was will man mehr!
Hinsichtlich der Autovermietung teilen sich Apollo, Britz und Maui im Prinzip den Markt auf. Ein 4WD als Camper ist sinnvoll, um nicht auf Sandpisten ausgebremst zu werden. Wir hätten ansonsten ein paar der schönsten Nationalparks auslassen müssen. In Bezug auf Ausstattung, Service und Komfort sind wir von Afrika verwöhnt und haben schon einige Dinge vermisst. Vor allem fehlt es Apollo am Service. Die Einrichtung des Campers hat uns viele Kleinigkeiten aufgezeigt, die man bei der Ausstattung eines eignen Campers nicht machen sollte. Insofern war das für uns eine sehr lehrreiche Erfahrung. Das Fahrzeug hat uns aber sicher und ohne Probleme durch Australien gebracht und ist uns dennoch ans Herz gewachsen.
Wir haben bei einem Dieselpreis von 1,23 AUD/Ltr. angefangen und waren letztlich im nördlichen Teil bei 1,89 AUD/Ltr. Die Preise steigen mit zunehmender Distanz zu Perth. Bei 9.700 gefahrenen Kilometern und ca. 1000 Liter Dieselverbrauch ist das ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, den man mit einkalkulieren muss. Auch sonst sind die Lebenshaltungskosten in Australien hoch. Beim Angebot muss man jedoch kaum Abstriche machen und fast alles, was wir von Zuhause kennen, bekommt man auch hier. Australien importiert Waren aus aller Welt; etwa den Käse aus Norwegen, Senf aus Frankreich, Fisch aus Kanada, Wein aus Neuseeland, Butter aus Irland, Nutella, Bier, Kosmetik aus Deutschland usw. Heimische Produkte sind dagegen deutlich günstiger und nicht schlechter. Beim Fleisch haben wir auf Lamm und Geflügel gesetzt, nachdem wir mit dem Rindfleisch schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Wenn man sieht, wie mager das Futterangebot für die Rinder ist, kann eigentlich das Fleisch auch nicht besonders zart sein. Aber vielleicht hatten wir auch einfach nur ein schlechtes Händchen.
Aufgefallen sind uns noch die unzähligen Vorschriften und Verbote überall. Je weiter wir in den Norden kamen, umso mehr wurden es. Hier spielte dann noch das Territorium der Aborigines eine Rolle. Da standen dann an jedem Seitenweg und Pfad Verbotsschilder.
Generell untersagt ist es auch, außerhalb der Campingplätze zu übernachten. Ausgenommen sind nur die 24-Stunden Rastplätze am Highway. Vor fast jeder Ortschaft standen „Generalverbotsschilder“, die dieses Verbot für den ganzen Ort in großen Lettern verkündeten. Auch in den Parks strotzt es von Verboten. Grundsätzlich in allen Nationalparks gilt z. B., dass der Einsatz von Drohnen untersagt ist. Welchen Hintergrund das hat, entzieht sich unserer Kenntnis, denn Felsen stört man sicherlich nicht in ihrer Ruhe und Persönlichkeit; wir können es nur vermuten. Insgesamt steigt also „der Kick“, eigentlich verbotene Dinge zu tun – ob man will oder nicht, denn nicht immer kann man sich an alle Vorgaben halten.
Unvergesslich wird für uns die Artenvielfalt des Ningaloo-Reefs bleiben und natürlich die Begegnung mit den Walhaien.