pdf Fotostrecke des Reiseberichts
Costa Rica
Herausforderungen im Naturparadies
12. Dezember 2015 – 9. Januar 2016
Schon seit Jahren gehört ein Reiseführer über Costa Rica zu unserer umfangreichen Reiseführer-Sammlung, denn dieses Reiseziel steht schon lange auf unserer Wunschliste. Doch irgendwie hatte es sich bisher noch nicht ergeben. Nun war die Zeit reif, dieses Land zu erkunden. Ein aktueller Reiseführer musste her und dank Internet war es nicht schwierig, die entsprechenden Reiseziele zusammenzutragen. Wesentlicher schwerer fiel dann schon die Entscheidung, welche der unzähligen Nationalparks wir besuchen wollen und welche Highlights wir auf dieser Reise ansteuern möchten. Klar war jedoch, dass der Schwerpunkt der Reise natürlich wieder der Regenwald und die artenreiche Tierwelt sein sollte.
Diesmal werden wir wieder allein unterwegs sein und so haben wir auch alles selbst organisiert. Es erfordert zwar ein wenig Rechercheaufwand, die richtigen Unterkünfte zu finden, doch dank guter Internetanbindung ist die Buchung der Unterkünfte nicht wirklich schwierig. Noch nicht einmal unsere fehlenden Spanisch-Kenntnisse waren hierbei ein Problem, denn mit Englisch lief die Kommunikation reibungslos. So sind in kurzer Zeit alle Unterkünfte reserviert, die Flüge und der passende Mietwagen gebucht. Obwohl wir ziemlich spät mit den Buchungen begonnen haben, ging alles schneller als gedacht.
Mit Costa Rica verbindet man in erster Linie Ananas, Bananen, Kaffee, Vulkane, Faultiere, Riesenschildkröten die zu Eiablage an die Strände kommen und natürlich auch d a s heiß begehrte Fotomodell, das auch in unserer Sammlung noch fehlt – den wunderschönen Rotaugenfrosch. Nun wird sich zeigen, ob wir von unseren beiden Herpetologen-Jungs etwas gelernt haben. Werden wir in der Lage sein, die Tiere im Regenwald aufzuspüren und werden wir sie auch so ablichten können, wie wir es gelernt haben und wie es nun unseren Ansprüchen entspricht?
Der lapidare Kommentar unserer beiden Herpetologen, als wir ihnen unser Reiseziel verkündet haben lautete: „Costa Rica; da findet Ihr Reptilien und Amphibien tonnenweise“. Das macht zwar Mut, aber gewisse Zweifel an unseren Fähigkeiten bleiben.
Wir haben unsere Tour so gestaltet, dass wir eine Rundtour durch das ganze Land machen um herauszufinden, wo es uns gefällt, um ggf. später auf einer zweiten Reise an diese Plätze zurück zu kehren. So bekommen wir hoffentlich einen umfassenden Überblick über das Land. Schließlich ist Costa Rica landschaftlich sehr vielfältig. Wird es doch an der Westküste vom Pazifik und im Osten von der Karibischen Küste eingerahmt.
Ausgestattet mit unseren Ecuador-Regenwald-Erfahrungen, einer großen Portion Hoffnung und viel Neugier starten wir in unser neues Abenteuer. Ein paar kleine Highlights haben wir uns auch noch mit in die Tour geplant.
Beim Buchen der Flüge stellt sich heraus, dass wir diesmal eine ganz besondere Hürde bewältigen müssen; unser Flug hat eine Zwischenstation in Atlanta (USA). Das verspricht bei der gegenwärtigen politischen Lage im Hinblick auf die Einreise spannend zu werden. Die Beantragung einer ESTA-Einreisegenehmigung geht – dank Internet – zum Glück recht einfach. Einen Tag vor der Abreise werden wir jedoch informiert, dass es neue Einreisebestimmungen gibt. Nun müssen alle Geräte im Handgepäck funktionsfähig sein, sonst darf man nicht an Bord. Auf der Hinreise ist das ja noch kein wirkliches Problem, aber bei der Rückreise kann man nur hoffen, dass alle Geräte die Feuchtigkeit des Regenwaldes überstehen, sonst dürfen wir nicht wieder weg aus Costa Rica.
Wieder haben wir unsere gesamte Bekleidung in Plastiktüten vakuumiert, die komplette Regenbekleidung dabei und die geliebten Gummistiefel sind natürlich auch wieder mit von der Partie. Wir sind dank unserer Ecuador-Erfahrungen gerüstet. Laut Wetterbericht erwarten uns so um die 28 Grad Celsius mit hoher Regenwahrscheinlichkeit und entsprechender Luftfeuchtigkeit. Uns freut es, denn ohne Regen keine Frösche.
12.12.2015 Frankfurt – Atlanta – San José (Pension Los Alemanes)
Sehr sehr früh müssen wir zu Hause los und ausgerechnet an diesem Wochenende wird die A5 bei Heidelberg voll gesperrt. Zum Glück gibt es eine gute und vor allem zügige Alternativstrecke, die uns ohne Zeitverzug nach Frankfurt führt. Wider Erwarten verläuft am Flughafen alles reibungslos. Regen und dichter Nebel machen es uns nicht schwer, Deutschland zu verlassen. Mit „Delta Airline“ fliegen wir nach Atlanta. Leider waren wir diesmal beim Buchen der Flüge und Reservieren der Sitzplätze schon so spät, so dass wir in einer der hinteren 4erSitzreihen sitzen. Bei der vorherrschenden bescheidenen Sitzbreite darf man „Schulterschluss“ zum Nachbarn wörtlich nehmen. Neben mir sitzt ein Farmer mit breitem Kreuz und einer besonderen Leidenschaft für den an Bord ausgeschenkten Rotwein. Nach knapp 1 Liter Rotwein habe ich ihn sehr nah an der Backe und bereits die ersten Rotweinflecken im Shirt. Nur gut, dass Rotwein müde macht. Der Service von „Delta-Airline“ ist auf diesem Flug nicht gerade toll. Irgendwie sind die total verpeilt.
Die Einreise in die USA geht so etwas von reibungslos über die Bühne, dass wir ganz verwundert sind. Es gibt weder eine lange Warteschlange noch werden wir unhöflich behandelt. Auch die Sicherheitschecks sind längst nicht so stressig, wie erwartet. Wir sind schneller am Anschlussgate, als wir erwartet haben und so nutzen wir die Zeit noch, um etwas zu Essen. Der Flieger ist mal wieder überbucht und schon suchen sie zwei Personen, die gegen eine Erstattung von 500 USD bei freiem Hotel und freier Verpflegung vom heutigen Flug zurück treten und erst morgen fliegen. Sorry, wir können leider nicht, obwohl das ein echt gutes Geschäft wäre.
4 Stunden später landen wir dann in San José, der Hauptstadt von Costa Rica. Die Stadt empfängt uns mit einem gigantischen Lichtermeer. Auch hier werden die Einreiseformalitäten in unglaublicher Geschwindigkeit abgewickelt und dabei sind die Beamten noch äußerst freundlich. Rasch bekommen wir auch unser Gepäck und schon suchen wir unter den vielen Wartenden den Fahrer, der uns zu unserer Unterkunft bringen soll. Wir suchen allerdings vergebens. Der bestellte Fahrer ist nicht da. Dafür umschwärmen uns die vielen wartenden Schwarztaxifahrer, wie die Mücken das Licht. Wir wissen, dass es bis zu unserer ersten Unterkunft nur 15 USD kosten darf, die offiziellen Taxifahrer wollen jetzt hier 60 USD und Schwarztaxis kommen schon mal gar nicht in Betracht. Taxifahrer sind scheinbar überall auf der Welt Halsabschneider!
Während wir noch überlegen und uns schon mal den vertrauenswürdigsten der offiziellen Taxifahrer ausgucken, kommt endlich ein junges Mädchen mit dem ersehnten Schild, das den Namen unserer Unterkunft trägt. Na das ging ja noch einmal gut! Erst später hören wir, dass unser Flieger 15 Minuten früher gelandet ist und deshalb der Fahrer noch nicht da war.
Schon als wir die ersten paar Kilometer durch die Stadt fahren, bekommen wir von der costaricanischen Weihnachtsdeko fast Augenkrebs, so knallbunt und üppig ist sie. Selbst ausgewachsene Straßenbäume sind mit unzähligen Lichterketten behangen, die in allen Regenbogenfarben leuchten. Die Weihnachtsbäume (oft Thuja oder Plastik) in den Häusern bestehen aus bunter Deko mit riesigen Schleifen. Sogar mannshohe aufgeblasene Schneemänner stehen herum und tanzen bei jedem Windstoß. Dabei wissen die doch gar nicht, was so ein Schneemann ist!?
Die Pension Los Alemanes befindet sich außerhalb von San José im Ort Carrillos und irgendwie bekommen wir schon nach wenigen Kilometern den Eindruck, dass der Taxifahrer keine Ahnung hat, wohin er fahren muss. Außerdem scheint der Bursche vollkommen blind zu sein. Seine Fahrkünste sind eine echte Katastrophe und dann funktioniert noch nicht einmal mein Gurt. Die junge Frau, die uns in Empfang genommen hat, lotst ihn durch den dichten Verkehr. Nachdem wir den Großstadtverkehr hinter uns gelassen haben, beginnt eine recht kurvige Strecke. Als ein Mann die Straße überquert, ist schon von weitem zu erkennen, dass der betrunken ist. Unser Taxifahrer denkt gar nicht daran, die Geschwindigkeit zu drosseln und fährt direkt auf den Kerl zu. Der kommt auch noch ins Torkeln und wir sehen ihn schon über die Kühlerhaube fliegen. Haarknapp verfehlt er ihn und wir sind wirklich froh, als wir kurz darauf wohlbehalten aussteigen dürfen. Der Depp setzt uns noch am falschen Tor ab, so dass wir unser Gepäck noch ein Stück die Straße entlang schleppen müssen, aber wir überleben auch das. Kalle, der deutsche Besitzer der Pension erwartet uns schon und wir dürfen uns aussuchen, welches Zimmer wir beziehen möchten. Kurze Zeit später liegen wir endlich im Bett und schlafen selig.
13.12.2015 San José – Bosque de Paz Nature Reserve
Als wir erwachen, scheint bereits die Sonne und es ist schön warm. Nach dem Frühstück, das wir im Garten der Pension einnehmen, wird uns auch schon unser Mietwagen gebracht. Wir haben einen Suzuki Jimny gemietet, der uns nun die nächsten vier Wochen durchs Land bringen soll. Als wir allerdings den nicht vorhandenen Kofferraum sehen, sind wir doch etwas irritiert. Das Auto ist schon recht spartanisch und sehr klein, wenn man einen Toyota-Hilux-Mietwagen in Erinnerung hat. Egal, wir werden uns schon anfreunden. Er bekommt seine Chance. Auf jeden Fall ist das Fahrzeug gut in Schuss und hat auch noch nicht viele Kilometer auf dem Buckel. Die Tatsache, dass er schon einige Dellen und Kratzer hat, macht es am Ende für uns leichter, denn dann nimmt man es bei der Abgabe nicht so genau. Hauptsache, die Bereifung ist in Ordnung.
Ohne Zeitverzug starten wir in unser Abenteuer und sind erst einmal am Schwitzen, denn Wegweiser gibt es keine, das Garmin hat die Straßen nicht, die wir fahren, die Straßenkarte ist nicht detailliert genug und die Karte im Handy zeigt auch etwas anderes an. Kurz gesagt; wir haben keine Ahnung wo wir sind und wo wir hin müssen. Wir mussten in den letzten 10 Jahren nicht so oft wenden, weil wir uns verfahren haben, wie heute morgen. Zum Glück ist die nächste Station unserer Reise nicht weit, so dass wir alle Zeit der Welt haben. Aber wenn das so weitergeht, dann gehen wir irgendwo im Nirgendwo Costa Ricas verloren und finden nie mehr heim.
Unser Weg führt uns ins Hochland nach Bosque de Paz, einem privaten Schutzgebiet. Hier in den Bergen macht der Nebelwald seinem Namen alle Ehre. Der feuchte Nebel, das dadurch sehr gedämpfte Licht, die Abgeschiedenheit und die total unwegsamen Straßen machen das Ganze etwas mystisch. Auch sind wir uns noch immer nicht sicher, ob wir hier überhaupt richtig sind. Erleichterung macht sich breit, als wir nach einer Schotterpiste endlich das Reservat erreichen. Wir sind im Moment die einzigen Gäste, so dass sich alles um uns dreht. Nachdem wir eines der großen, schönen Zimmer direkt am Waldrand bezogen haben, bekommen wir auch schon ein leckeres Mittagessen serviert. Oh Gott, wenn das Essen immer so gut ist, dann schlägt der Urlaub auf die Hüften. Es schmeckt genial gut.
Die Lodge ist sehr schön gelegen. Ein Wasserlauf schlängelt sich durch den schönen Garten. Überall blüht es und unzählige Kolibris schwirren umher. Es gibt hier allein 6 verschiedene Kolibri-Arten. Um die Lodge herum kann man auf mehreren Wegen durch den Hochlandregenwald wandern. Es gefällt uns hier auf Anhieb. Hier haben wir Zeit, in aller Ruhe in Costa Rica anzukommen.
Nach dem Mittagessen machen wir uns dann auf zu einer ersten Wanderung. Der Weg führt durch den Primärregenwald immer am Fluss entlang. Eine sehr schöne Tour. Auf dem Rückweg sehen wir dann sogar Weißgesicht-Kapuzineraffen, die in den Bäumen herumturnen. Aus der Ferne können wir Brüllaffen hören. Ein wirklich idyllisches Fleckchen hier.
Auch das Abendessen ist äußerst schmackhaft. Danach freuen wir uns über nächtlichen Besuch einer Familie Pakas, (Verwandte der Meerschweinchen, nur wesentlich größer) und eines Nasenbären. Die Tiere finden sich hier zum abendlichen Mahl ein, denn sie werden angefüttert. Selbst eine Maus lässt sich das üppige Mal nicht entgehen und frisst einträchtig neben den Pakas. Nachdem wir den Tieren eine Weile zugesehen haben, gehen wir noch auf eine Nachttour.
Wir sind ziemlich erfolgreich und finden sogar einen Glasfrosch und eine hübsche Schlange. Verwundert stellen wir fest, dass die Frösche hier nur Mikrogröße haben und nicht größer als der kleine Fingernagel sind. Da guckt man sich die Augen aus dem Kopf. Auch zahlreiche Insekten gehören zu unserer ersten Ausbeute und wir sind total stolz auf uns. Jungs, wir haben richtig gut von Euch gelernt; Ihr werdet stolz auf uns sein! Dass es verhältnismäßig wenig und nur so kleine Amphibien gibt, liegt wahrscheinlich daran, dass wir hier auf einer Höhe von immerhin 1400 Metern sind.
Erst um Mitternacht kehren wir von unserer Tour zurück und fallen müde aber glücklich ins Bett.
14.12.2015 Bosque de Paz
Am Morgen schlendern wir mit der Kamera über das Gelände, fotografieren die emsigen Kolibris, die nie auszuruhen scheinen und allerlei andere Dinge, die uns vor die Linse kommen.
Danach machen wir eine kleine Wanderung durch den Hochlandregenwald. Wieder treffen wir Weißgesicht-Kapuzineraffen. Auch am Nachmittag finden wir noch zahlreiche Fotomotive, bevor wir uns nach dem Abendessen erneut auf eine Nachtwanderung begeben. Wieder finden wir eine schwarz-weiße Schlange, einen Wurmmolch, der so eklig ist, dass ich mich weigere, ihn zu fotografieren, mehrere Frösche incl. Glasfrosch sowie weitere Mikro-Fröschlein und viele Insekten.
Aber am Schönsten ist der Regenwald zu so nächtlicher Stunde, da er dann so wunderbar geheimnisvoll ist. Am Ende des Abends haben wir wieder eine beachtliche Menge Tiere entdeckt. Zufrieden über unsere Ausbeute gehen wir schlafen. Hier in den Bergen sind die Nächte ziemlich frisch. Mit einer Decke kommt man da nicht aus. Ich bin froh, auch einen langen Schlafanzug und meine warmen Bettsocken dabei zu haben.
15.12.2015 Bosque de Paz – Chilamate (Selva Verde Lodge)
Heute heißt es dann schon, sich für die Weiterfahrt zu rüsten. Nach dem Frühstück verlassen wir Bosque de Paz. Wir fahren weiter in den Norden ins Selva Verde Schutzgebiet. Diesmal ist die Anfahrt gar kein Problem. Wir haben uns inzwischen „eingegroovt“; sprich akklimatisiert und an die Situation gewöhnt. Als wir in der Selva Verde Lodge einchecken, bekommen wir gleich erst einmal eine Zornesfalte. Das Erste, was man uns in die Hand drückt, sind solche Armbänder, wie man sie in Clubs tragen muss. Die Dinger, die wir mit Hundehalsbändern gleich setzen, gehen für uns gar nicht und wir hassen sie wie die Pest; erst Recht, wenn sie knallig orange und auch noch mit der Zimmernummer versehen sind. Hilft aber nichts, sonst gibt es kein Frühstück.
Die Selva Verde Lodge ist malerisch am Rande des Regenwaldes gelegen und befindet sich direkt am Sarapiquí Fluss, der zur einen Seite die Grenze zwischen Zivilisation und Regenwald bildet. Auf der anderen Seite liegt aber auch direkt die Hauptstraße, auf der recht viel Verkehr herrscht, den man in der ganzen Anlage hört. Gegenüber der Lodge befindet sich noch eine Bungalowanlage und ein botanischer Garten sowie der Wanderweg, den man allein laufen darf. In den Regenwald am anderen Ufer des Sarapiquí Flusses kommt man dagegen ausschließlich geführt von einem Guide, der natürlich nicht im Übernachtungspreis enthalten ist. Nach dem Einchecken werden wir angewiesen, auf den benachbarten Parkplatz zu fahren. Wie wir unser Gepäck den sehr weiten Weg zur Unterkunft transportiert bekommen, ist dann unser Problem. Da kümmert sich Keiner um die Gäste. Für unseren Geschmack ist diese Anlage sowieso viel zu groß und viel zu kommerziell aber sie ist sehr bekannt und so haben wir sie mit in unser Programm aufgenommen. Dass sich das noch als richtige Entscheidung erweisen wird, werden wir im Verlauf unseres Aufenthaltes erleben.
Hier herrschen im Gegensatz zu heute Morgen tropische Temperaturen und der Schweiß rinnt in Strömen. Trotz Insektenschutz fressen mich die Moskitos bald auf. Uwe ist nicht mal eingeschmiert und trotzdem (oder gerade deshalb) rühren sie ihn nicht an. Das ist doch nicht fair. Während alle anderen ärmellos und mit nackten Beinen rumlaufen, bin ich schon in Hosen und maximal mit hochgekrempelten Ärmeln und doch habe ich schon eine ganze Armee von Moskitos satt gemacht. Überall prangen rote juckende Stiche. Kein Trost für mich, dass ich offenbar ein besonderer Leckerbissen für die Viecher bin.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, machen wir uns auf, den „Ozelot-Weg“auf der anderen Straßenseite zu erkunden. Der Weg ist mit 2 Stunden Laufzeit kalkuliert. Wir möchten ihn dann heute Abend noch einmal laufen und so ist es besser, ihn schon mal bei Tageslicht gesehen zu haben. Es geht vorbei am kleinen botanischen Garten und der Bungalowanlage, die aber derzeit unbewohnt ist. Sowieso ist in der Lodge total tote Hose – von wegen Hochsaison und ein halbes Jahr im Voraus reservieren, wie irgendwelche Schlaumeier im Internet verkünden. Hier sind im Moment keine 15 Gäste eingecheckt, was bei der Lodge-Kapazität von mehr als 100 Zimmern quasi gar nichts ist.
Wir sind noch nicht weit gelaufen, da entdeckt Uwe schon eine kleine Schlange und wenig später finde ich den ersten Bluejeans-Frosch. Man hätte ihn nicht treffender benennen können mit seinen blauen Beinen und dem roten Körper. Kurze Zeit später stellen wir fest, dass es von diesen hübschen Fröschlein hier nur so wimmelt. Viel größer als ein Daumennagel sind aber auch diese Frösche nicht.
Der Wanderweg ist sehr schön und zumindest frische Fußabdrücke vom Ozelot finden wir sogar. Plötzlich fliegt uns ein ziemlich dicker Knüppel um die Ohren. Über uns sitzt eine Gruppe Brüllaffen, die der Meinung sind, dass wir hier nichts zu suchen haben. Zur Bekräftigung ihrer Sichtweise stimmen sie auch gleich noch ihr Gebrüll an und springen wie wild durch die Bäume. Eines der Weibchen trägt sogar ein Junges auf dem Rücken. Da wird aber beim Herumtoben keine Rücksicht genommen. Das Kleine muss sich einfach richtig im Fell der Mutter festkrallen, sonst lernt es fliegen.
Auch Echsen und andere Frösche finden wir noch und sind am Ende der Rundtour sehr zufrieden mit dem Resultat. Allerdings ist der Weg auch anstrengend, denn es geht mehrfach den Berg hoch und wieder herunter.
Aufgrund der verschwindend geringen Gästezahl gibt es kein landestypisches Essen. Wir müssen uns statt dessen mit Pizza zufrieden geben. Aber auch das überleben wir, denn die Pizza ist nicht mal schlecht. Der köstliche Fruchtsaft aus frischen Früchten ist es allemal wert, hier zu Essen.
Nachdem wir von dem Rundweg doch etwas geschafft sind, entscheiden wir uns für die kurzen Nachttour um die Lodge herum. Hier finden wir zwar keine Frösche und Schlangen, dafür können wir ein paar schöne Fotos von den großen Blattschneideameisen machen, die gerade ihren neuen Blumenschmuck nach Hause schleppen. Sie haben Blütenteile in ihrem scharfen Mundwerkzeug und balancieren damit über einen Drahtzaun. Ich muss mich zum fotografieren also noch nicht einmal bücken. Was für ein Komfort!
Der Rundweg um die Lodge endet am Restaurant und dort müssen wir dann auch durch. Die Handvoll Gäste und einige Guides, die an der Bar sitzen, schauen uns an, als wären wir Außerirdische von einem anderen Stern. Zugegeben, mit den Stirnlampen und in Gummistiefeln sehen wir ja auch ein wenig so aus. Egal, mit erhobenem Haupt, leise kichernd, marschieren wir vorbei; direkt in unser Bett.
16.12.2015 Chilamate (Selva Verde Lodge)
Die Zimmer sind extrem hellhörig und neben uns wohnt eine holländische Großfamilie mit zwei Kindern. Als die wachen werden, sind wir es auch. Mit der Kamera bewaffnet gehen wir zum Frühstück. Unterwegs treffen wir noch auf eine kleine Schildkröte. Gleich hinter dem Restaurant werden Vögel angefüttert. Gerade holen sich Tukane eine Portion Obst ab. Es mangelt nicht an Fotomotiven.
Obst ist dann auch der Hauptbestandteil unseres Frühstücks. Köstlich reife Papayas, süße Ananas, saftige ausgereifte Melone und zuckersüße Bananen – viel mehr brauchen wir dann nicht. Nebenbei beobachten wir die vielen Vögel, die die Futterstelle besuchen. Es ist wirklich sehr idyllisch hier und den Besuch durchaus wert.
Um 9 Uhr sind wir mit einem Guide verabredet. Eigentlich wollten wir trotz 50 USD pro Person einen Einzelwalk in das gesperrte Regenwaldgebiet machen. Da aber so wenig Leute hier sind, ist die Chance groß, auch beim regulären Walk allein zu sein. Der kostet dann „nur“ 22 USD pro Person. Das ist auch schon genug Geld, aber ohne Guide kommen wir nicht in das Schutzgebiet und einmal gesehen haben wollen wir es auch. Unsere Rechnung geht dann auch auf. Wir sind mit unserem Guide allein. Bevor wir starten, läuft uns noch ein wunderschöner grüner Helmbasilisk über den Weg, für den sich Uwe dann auch erst mal in den Dreck legt. Auf einer ziemlich schwankenden Hängebrücke überqueren wir den Sarapiquí Fluss. Das Tor an der wackligen Hängebrücke ist sogar mit einem Vorhängeschloss abgeschlossen, dass auch wirklich kein Besucher allein in diesen Wald geht. Kurze Zeit später finden wir wieder eine Menge Bluejeans-Frösche und wunderschöne grün-schwarze Pfeilgiftfrösche. Endlich mal eine Froschart, die etwas größer ist. Besonderes „Schmankerl“ ist ein Glasfrosch-(Mann), der auf seine Brut aufpasst, die seine Frau unter ein Blatt geklebt hat. Das Blatt befindet sich direkt über einem Bach, in den die Kaulquappen dann fallen können, wenn sie schlüpfen. Erst dann verlässt der Glasfrosch-Mann dieses Blatt wieder. Der kleine grüne Kerl ist echt nur ein Hauch, sehr transparent und wunderschön mit seinen großen Augen. In den durchsichtigen Froscheiern kann man schon die Kaulquappen erkennen.
Wir bestaunen einen 300 Jahre alten Baum, der innen hohl ist und treffen auf eine seltene Trappe. Einem Manakin-Pärchen (die auch Tanzvögel genannt werden) können wir bei der Balz zusehen, wie sie dabei aufgeregt hin und her flattern.
Insgesamt war der zweistündige Walk aber kräftig überteuert, auch wenn der Guide seine Sache gut gemacht hat und wir den Glasfrosch mit seiner Brut gesehen haben.
Als wir gerade mit dem Walk fertig sind, sitzen zwei wunderschöne große Tukane in den Bäumen am Pool und auch ein großer prächtiger Leguan aalt sich faul auf einem Ast.
Nach einer Mittagspause laufen wir noch einmal den Weg um die Lodge. Der Garten der Anlage ist sehr weiläufig und üppig begrünt, so dass wir auch diesmal allerlei Getier entdecken. So verbummeln wir die Zeit bis zum Abendessen. Anschließend gehen wir noch einmal auf Nachtpirsch.
Der Nachtwächter schaut uns etwas ratlos nach, als er hinter uns das große eiserne Tor schließt. Er ruft uns noch fragend hinterher, ob wir zum botanischen Garten wollen und wir nicken zu seiner Beruhigung.
Während wir noch nach dem richtigen Weg suchen, entdecke ich eine ziemlich große Schlange vor mir auf dem Weg. Wir sind uns nicht ganz sicher was es für eine ist, aber ich tippe auf eine Viper. Noch bevor wir ein Foto machen können ist sie auch schon auf und davon. Später sehen wir im Bestimmungsbuch, dass es wohl eine Bushmaster gewesen sein muss.
Eigentlich wollen wir den „Ozelot-Trail“ andersherum gehen aber wir finden den Einstieg nicht und laufen dann doch so, wie auch die Wegweiser angebracht sind. So ist der Weg gut ausgeschildert, so dass man sich gar nicht verlaufen kann. Auf dem ersten Stück des Weges ist es noch etwas öde, weil wir nichts finden, doch dann entdecken wir tatsächlich unseren heiß begehrten Rotaugenfrosch. Er ist in Natura noch viel schöner als auf Fotos. So ein hübsches Kerlchen! Wir sind total happy über unseren Fund, denn damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Im Verlauf unserer Tour finden wir dann noch mehrere Frösche, einen Salamander, ein paar kleine Anolis-Echsen und eine lange dünne braune Natter. Die hatten wir in Ecuador schon einmal vor der Kamera.
Gegen 21:30 Uhr sind wir zurück und fallen nach einem ereignisreichen Tag todmüde ins Bett.
17.12.2015 Chilamate – Boca Tapada (Laguna Lagarto Lodge)
Als wir heute Morgen ein Resümee unseres Aufenthaltes hier ziehen, sind wir einhellig der Meinung, dass sich diese Station auf jeden Fall gelohnt hat, auch wenn uns eigentlich die Anlage zu groß und zu touristisch ist. Tierisch gibt es eine Menge zu sehen.
Heute setzen wir nun unsere Fahrt fort und steuern Boca Tapada an. Es geht vorbei an riesigen Ananas-Plantagen und gelegentlich können wir auch den Rio San Carlos sehen, der sich links von uns dahin schlängelt. Die Landschaft hier im Hochland nahe der Grenze zu Nicaragua ist wunderschön und lässt sich mit dem Schweizer Bergland vergleichen. Selbst die Kühe fehlen nicht. Auf ziemlich „naturnaher“ Schotterpiste nähern wir uns der Laguna Lagarto Lodge. Wir haben schon eine ordentlich lange Strecke auf dieser Schotterpiste hinter uns, als ich feststelle, dass ich meine Brille, die ich mir um den Hals gehangen hatte, beim letzten Fotostopp verloren habe. Das ist zwar die alte und auch nicht meine einzige Brille, die ich dabei habe, aber ärgerlich ist es dennoch. Ich versuche mich damit zu trösten, dass es immer etwas Schwund gibt, doch es ärgert mich, dass ich es nicht eher bemerkt habe. Uwe als geborener Optimist wendet und wir fahren diese schlechte Straße wieder zurück. Ich glaube zwar nicht daran, dass wir die Brille wiederfinden, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Tatsächlich liegt meine Brille noch unbeschadet am Straßenrand und die zusätzliche Fahrt hat sich wenigstens gelohnt.
Die Laguna Lagarto Lodge wird von einem deutsch sprechenden Costaricaner (Kurt Schmack) geführt und ist nur 15 km von der Nicaraguanischen Grenze entfernt. Sie ist wunderbar gelegen und bietet 500 Hektar unberührten tropischen Regenwald. Man kann alleine oder mit einem Führer auf einem mehr als 10 km langen Netz beschilderter Pfade wandern. Es gibt hier über 350 verschiedene Vogelarten, u.a. den vom Aussterben bedrohten Grünen Ara. Kurt begrüßt uns herzlich und mit Namen, denn heute sind wir nur 6 Gäste in der Lodge. Das ist genau nach unserem Geschmack.
Die Zimmer sind einfach eingerichtet aber schön. Wir haben einen Balkon mit direktem Blick auf die Lagune und den sie umgebenden Regenwald mit uralten Baumriesen. Überall flattert und zwitschert es. Es ist wunderschön hier.
Vom offenen Terrassen-Restaurant hat man ebenfalls freien Blick auf den See. Überall werden Vögel gefüttert und es herrscht ein reges Treiben. Vom wunderschönen Riesentukan über Spechte, bunte Sittiche, lustig aussehende Hokkos (Hühnervögel) bis hin zu farbenprächtigen Piepmätzen, die wir zuvor noch nie gesehen haben, gibt sich hier alles ein Stelldichein.
Bis zum Abendessen bleibt Zeit, etwas mit Kurt zu plaudern, danach durchstreifen wir noch das Gelände rund um die Lodge. Wir finden einige sehr ungewöhnliche, imposant aussehende Insekten. Für Amphibien und Reptilien dagegen ist es im Moment einfach zu trocken, denn es hat seit einer Woche nicht geregnet. Dafür funkeln uns aus dem Wasser einige Augen entgegen; Baby-Kaimane treiben sich in der Lagune herum.
18.12.2015 Boca Tapada (Laguna Lagarto Lodge)
Heute Morgen hängt ein mystischer Nebel über dem Regenwald und verbreitet eine richtig märchenhafte Stimmung. Schnell springen wir aus dem Bett, um noch ein paar Aufnahmen zu machen, bevor die aufgehende Sonne diesem Zauber viel zu schnell ein Ende bereitet.
Wir hatten im Vorfeld der Reise gehört, dass man hier in der Gegend mit viel Glück die extrem seltenen und besonders schönen Königsgeier fotografieren kann. Diese sehr außergewöhnliche Gelegenheit versuchen wir heute wahr zu nehmen. Tatsächlich bekommen wir die Vögel nach einiger Zeit zu Gesicht und können auch ein paar Aufnahmen von ihnen machen. Sogar ein Jungvogel zeigt sich. Wir sind total begeistert und haben mit viel Geduld einige sehr schöne Aufnahmen dieser extrem seltenen und sehr scheuen Tiere im Kasten.
Am Nachmittag gehen wir auf Fotopirsch. Auch diesmal sind wir recht erfolgreich. Wir bekommen zwei unterschiedlich gefärbte Lanzenottern und eine Baumboa sowie einige Fröschlein vor die Linse. Ein Foto von diesen (hochgiftigen) Ottern zu bekommen, hatten wir uns so gewünscht und sogar unser schlangenverrückter amerikanischer Freund David hatte mit uns gefiebert und schon mehrfach per Mail nachgefragt, ob wir nun endlich eine gefunden haben. Jawohl, David, wir vermelden Erfolg! Diese Tiere sind sooo hübsch mit ihren gezackten Augenlidern.
Nach dem Abendessen ziehen wir noch einmal durch den Regenwald, doch diesmal finden wir gar nichts. Unsere Portion Glück haben wir für heute wohl schon aufgebraucht.
19.12.2015 Boca Tapada – Bijagua (Tenorio Lodge)
Nun müssen wir leider dieses Paradies schon wieder verlassen. Auf holpriger Piste werden wir auf den Boden der Realität zurück geholt, denn der Aufenthalt in der Laguna Lagarto-Lodge vermittelt einem schon irgendwie das Gefühl, auf einem anderen Stern zu sein.
Wir reisen weiter zum Vulkan Tenorio. Dabei machen wir einen kleinen Umweg am Arenal-See vorbei. Dort wird prompt der von uns seit Tagen bestellte Regen geliefert. Also am Liefertermin und Lieferort müssen wir noch arbeiten. Leider sehen wir vom Vulkan Arenal, einem der höchsten Vulkane des Landes gar nichts und als wir am See stehen, schüttet es wie aus Eimern. Also gut, dann müssen wir den Vulkan Arenal eben ein anderes Mal besuchen.
Entschädigt werden wir damit, dass in La Fortuna (die Stadt macht ihrem Namen alle Ehre!) ein Faultier im Baum hängt. Was für ein Glück wir doch haben, denn ein Faultier stand auf meiner persönlichen Wunschliste sehr weit oben.
Die Strecke nach Bijagura ist landschaftlich wunderschön. Wenn nicht die ungeteerten Straßen wären, könnte man diese schöne Landschaft noch mehr genießen.
Als wir am frühen Nachmittag die Tenorio-Lodge erreichen, beschließen wir, noch bis zum Parkeingang des Tenorio National Parks zu fahren um abschätzen zu können, wie viel Zeit wir morgen dafür benötigen werden. Die steinige Holperpiste verlangt uns ganz schön was ab. Im Leben hätten wir nicht erwartet, dass am Eingang zum Nationalpark der Parkplatz voller Autos und sogar Reisebusse steht. Ist aber so und für die lappigen 9 km brauchen wir fast 45 Minuten; und dabei sind wir nicht zimperlich.
Auf dem Rückweg kurz vor der geteerten Straße können wir wieder ein Faultier entdecken. Man möchte diesen haarigen, moosigen Gesellen am liebsten mitnehmen mit seinem stets lachenden Gesichtsausdruck. So hat sich auch dieser Abstecher für uns gelohnt. Darüber hinaus ist diese Gegend um den Tenorio NP landschaftlich wunderschön.
Nun fahren wir in die neu erbaute Tenorio Lodge. Die komfortablen Bungalows lassen keinen Wunsch offen. Man fühlt sich hier sofort wohl, denn die Zimmer sind superluxuriös eingerichtet. Alles ist modern, groß und sogar unsere eigene Terrasse haben wir mit unverbautem Blick auf den Regenwald. Wir überlegen, ob wir einfach hier bleiben, so schön ist es. Darüber hinaus ist das Personal superfreundlich und ausgesprochen hilfsbereit. Schon wieder ein Ort, an dem wir länger bleiben müssten.
Im Moment stürmt und regnet es. Mal sehen, wie sich das morgen Früh gestaltet.
20.12.2015 Bijagua (Tenorio Lodge)
Es hat die ganze Nacht gestürmt und geregnet, doch heute Morgen ist es trocken. Wir frühstücken zeitig, damit wir pünktlich zur Öffnung des Parks am Gate des Tenorio NP stehen. Auf dem Parkplatz angekommen, bekommen wir die Polposition. Wir sind die ersten Besucher heute. Das nützt uns aber nichts, denn hier denkt man erst einmal nicht an öffnen. Durch die heftigen Regenfälle und den starken Wind heute Nacht sei das Wasser des Rio Celeste nicht blau gefärbt und es bestünde außerdem die Gefahr, dass Äste von den Bäumen fallen. Mittlerweile beginnt es wieder zu regnen. Ich hatte gestern noch in Erwägung gezogen, die Wanderschuhe anzuziehen, doch nach dem Regen heute Nacht war klar, dass Gummistiefel die einzige richtige Bekleidung sind. Inzwischen kommen bereits die ersten Touri-Busse. Dann gibt sich der „freundliche“ NP-Angestellte doch einen Ruck und wir dürfen für 12 USD pro Person in den Park. Dank Regenjacke und -hose macht uns die Feuchtigkeit nichts, die überall im Park herrscht. Am Anfang ist der Weg noch harmlos und sogar betoniert, doch einige Zeit später wird es richtig heftig. Es geht über Stock und Stein, bergauf und bergab. Am Wasserfall machen wir dann doch ein wenig lange Gesichter, denn von dem Azurblau des Wassers ist tatsächlich nicht so richtig viel zu sehen.
Normalerweise ist der Río Celeste dafür berühmt, dass er eine türkis- bis himmelblaue Färbung hat. Das ungewöhnliche Hellblau entsteht durch Lichtreflexion von Mineralien im Wasser und am Grund des Flusses. Besonders gut zur Geltung kommt das Blau jedoch bei Sonnenlicht. Im Moment ziehen aber gerade wieder Nebelschwaden über uns hinweg und der heftige Regen letzte Nacht hat den Fluss aufgewühlt. Schade, aber nicht zu ändern. Der Wasserfall mit Nebelschwaden hat auch seinen Reiz.
Noch sind wir ganz allein hier. Als die ersten Touris kommen, haben wir unsere Bilder schon im Kasten und steigen schwitzend die gefühlten Hundert Stufen wieder nach oben. Von hier geht es weiter zur Blauen Lagune (Lago Azul).
In der Blauen Lagunge ist das Wasser schon etwas blauer gefärbt. Dass wir in einem Gebiet mit vulkanischen Aktivitäten sind, kann man auch riechen, denn es liegt immer ein leichter Schwefelgeruch in der Luft. Auf einem Ast, der über der Lagune ins Wasser ragt, ruht sich ein wunderschöner, großer grüner Basilisk aus. Ein paar Meter weiter sieht man Quellen, die den Rio Celeste speisen. Überall blubbert es. Wir passieren eine Aussichtsplattform. Theoretisch könnte man vom Aussichtspunkt einen schönen Blick auf den Vulkan Tenorio haben, doch wir sehen nur „Waschküchendampf“ und müssen uns mit den Beschreibungen auf der Erklärungstafel zufrieden geben.
Als wir gerade über eine der beiden Hängebrücken gehen wollen, kracht es ganz fürchterlich. Ganz in der Nähe bricht ein ziemlich dicker Baum um. Wir bekommen einen gehörigen Schrecken, denn gerade hat uns eine große Gruppe junger Leute überholt und wir können nicht sehen, ob der Baum auf den Weg gefallen ist. Es ist aber zum Glück nichts passiert, denn der Baum ist im Wald aufgeschlagen. Als wir ihn uns näher betrachten, können wir sehen, dass die Termiten den Baumstamm von innen total ausgehöhlt haben. Nur die Rinde hielt diesen Riesen noch und die war nun nicht mehr stark genug, um den Baum zu halten. Unzähligen Moose, Farne, Flechten und anderen Epiphyten, die an dem Baum wuchsen, sterben nun mit ihm.
Wir passieren insgesamt zwei Hängebrücken, bevor wir an der Wasserscheide von braunem und türkisfarbigem Wasser stehen. Ein interessantes Naturphänomen. Prompt beginnt es nun wieder zu regnen. Es regnet so stark, dass die ohnehin schon matschigen Wege kurz Zeit später total überflutet sind. Für diejenigen, die hier in Flipflops oder Stoff-Turnschuhen unterwegs sind, wird es jetzt richtig lustig. Die Unvernunft der Leute kennt keine Grenzen!
Wenn es regnet, dann heftig, doch nie wirklich lange. Unter dichtem Blattwerk sind wir einigermaßen geschützt. Nachdem es etwas nachlässt machen wir uns auf den Rückweg. Obwohl der Weg gar nicht so lang ist, ist er doch recht anstrengend, denn die vielen Höhenunterschiede und die sehr ausgewaschenen Pfade sind kräftezehrend. So freuen wir uns dann doch, als wir wieder im Auto sitzen und die Holperstrecke nun zum vierten Mal bezwingen.
Am Nachmittag fahren wir zur Finca Verde. Dort auf der Farm soll es Faultiere geben. Als wir eintreffen, regnet es schon wieder. So essen wir im kleinen Restaurant der Finca erst einmal gut und reichlich. Die Farmtour verschieben wir auf morgen Früh.
21.12.2015 Bijagua – Canas (Hacienda La Pacifica)
Vor dem Auschecken aus dem Hotel und der Weiterfahrt nach Canas fahren wir noch einmal auf die Farm, um heute Morgen eine Führung über die Farm (12 USD pro Person – wie fast überall) mitzumachen. Inzwischen wird der Tourismusbetrieb auf der Farm vom jungen Neffen gemanagt. Der eigentliche Farmbesitzer ist ein Mann um die 60 mit schwerer Parkinson-Erkrankung. Im Kopf noch völlig klar hat er extrem Probleme, seine Bewegungen unter Kontrolle zu halten. Es ist beklemmend zu sehen, was so eine Krankheit mit einem macht. Die Führung ist in Englisch und auch seinen Humor hat er nicht verloren. Wir lernen viel und haben zwei sehr interessante Stunden. Da ist es inzwischen völlig nebensächlich, dass die beiden Faultiere, die wir entdecken können, viel zu weit oben in den Bäumen sitzen.
Nach der Tour fahren wir zurück zur Lodge, checken aus und reisen weiter in Richtung Canas. Die nächsten zwei Nächte werden wir in der Hacienda La Pacifica wohnen. Von dort aus steuern wir als erstes das Puma Rescue Center an. Hier kümmert man sich um beschlagnahmte und verletzte Wildtiere. So sehen wir Puma, Ozelot, Jaguarundi und Jaguar aus nächster Nähe. Die grünen Aras begrüßen uns mit „Hola“ und unterhalten sich mit uns. Es ist putzig. Dennoch bleibt das Ganze hier ein Zoo und ist nicht unser Geschmack. 12 USD pro Person Eintritt sind dafür auf jeden Fall zu teuer, auch wenn die private Einrichtung dieses Geld für den Unterhalt der Tiere dringend benötigt. Hoffen wir mal, dass das Geld wirklich den Tieren zu Gute kommt.
Schon auf dem Gelände des Hotels treffen wir auf zahlreiche Tiere. Ein Aguti läuft umher, Warane sitzen auf den Bäumen und überall fressen Affen die leckeren Früchte von den Bäumen. Und wie kann es anders sein; wer tritt in ihre Hinterlassenschaften? Naja, das bringt bestimmt Glück und ich finde sogar einen Wasserhahn für die prompte Reinigung meiner Schuhe.
Als dann am Abend der Dieselgenerator mit viel Gestank anläuft, der direkt vor unserem Bungalow steht, beschweren wir uns an der Rezeption. Prompt bekommen wir ein Upgrade auf ein Studio. Das ist eine komplette Wohnung mit rund 100 qm. Na das hat sich doch gelohnt und rasch ziehen wir um, bevor es sich der Manager noch anders überlegt, denn als wir zurück kommen, ist der Generator schon wieder aus. Glück gehabt! Wir genießen den Komfort!
Eigentlich wirbt die Lodge damit, dass sie ein angrenzendes Naturreservat hat. Als wir uns das allerdings heute Nachmittag näher anschauen wollten, standen wir vor einer verschlossenen Tür. Vom Manager erfuhren wir, dass inzwischen vor ca. einem Jahr von den Nachbarn Zäune errichtet wurden und man nun nicht mehr über deren Grundstücke laufen kann, um ins Reservat zu kommen. Ist also nichts mehr mit wandern im eigenen Reservat.
So streifen wir nach Einbruch der Dunkelheit, mit Taschenlampen bewaffnet, über das Lodge-Gelände. Wir finden ein paar Riesenkröten, von denen jede locker 3 kg auf die Waage bringt und die die Größe eines Kindskopfes haben. Das sind vielleicht Monsterteile. Davon würde eine ganze Franzosenfamilie satt. Außer diesen XXL-Kröten entdecken wir eine Fledermaus, kitzeln den Waran ein wenig in seinem viel zu engen Baumloch, beobachten Rehe, Agutis und eine Baumratte. So richtig spannend ist das aber alles nicht. So gehen wir dann doch recht bald zurück ins Haus, unseren Luxus genießen.
22.12.2015 Canas (Hacienda La Pacifica)
Heute morgen wecken uns die Brüllaffen, die in den Bäumen gleich nebenan geschlafen haben. Sie machen ihrem Namen – Howler-Monkeys – alle Ehre. Ihr Konzert ist gigantisch und hört sich wirklich wie ein heulen an.
Wir möchten heute zum Palo Verde NP fahren und wollen früh dort sein, damit wir vielleicht die Chance auf Tiersichtungen haben.
Das magere Frühstück ist schnell erledigt, dann machen wir uns auf den Weg. Mal wieder geht es nicht ohne Wenden zu müssen, denn Wegweiser stehen in Costa Rica – wenn überhaupt – immer nur in eine Richtung und wenn man von der „falschen“ Seite kommt, hat man Pech gehabt. Im Zweifel empfiehlt es sich immer, an einer Abzweigung noch einmal zurück zu schauen. Als wir im Park ankommen, befinden sich mit uns noch ganze 2 Autos im Park.
Der NP Palo Verde ist ein geschütztes Feuchtgebiet, in dem auch Zugvögel Rast machen. Es gibt hier Mangrovensümpfe, Sumpfland, Grasland und immergrüne Wälder. Über 300 Vogelarten sollen vorkommen und wie wir rasch feststellen können gibt es Trilliarden von Moskitos. Am Parkeingang erhalten wir gegen Zahlung von 12 USD pro Person Eintritt eine Karte, in der auch die verschiedenen Wanderwege eingezeichnet sind. Der Park gefällt uns sehr gut, aber als wir uns zur ersten Wanderung rüsten wollen, werden wir überfallen. Kaum haben wir die Fahrzeugtür geöffnet, haben wir einen Schwarm Moskitos im Auto und können gar nicht so schnell hauen, wie wir gestochen werden. Also wenn ich hier eine halbe Stunde wandere, dann bin ich alle, denn die Viecher fallen alle über mich her. Zudem ist es heute sehr heiß, so dass lange Kleidung schon allein Folter ist und dann diese unangenehmen Begleiter – nein Danke. So beschließen wir, auf Wanderungen zu verzichten und statt dessen die Gegend (bei geschlossenem Fenster und laufender Klimaanlage) zu erfahren. Wir treffen prächtige Warane, riesige Echsen, ein Wildschwein, viele Vögel und sogar eine mexikanische Streifennatter finden wir. In der Lagune dagegen sind kaum Vögel. Die haben ihren Vogelzug wohl irgendwie verschoben.
Trotzdem ist der Park sehr schön und es ist wirklich Schade, dass er so mückenverseucht ist. Es war interessant, hier gewesen zu sein, auch wenn ich wieder um einige Mückenstiche reicher bin und wir eigentlich gern etwas gewandert wären.
Auf dem Rückweg machen wir noch kurz in Bagaces halt, erledigen ein paar Einkäufe und gehen dann erst einmal Essen.
Als wir zurück in unsere Wohnung kommen, treffen wir dort auf einen Skorpion. Na wenn der schon freiwillig zum Fotoshooting kommt, dann lassen wir uns nicht lange bitten.
Am Abend stürmt es wieder ziemlich, so dass wir heute unseren Abendspaziergang ausfallen lassen.
23.12.2015 Bagaces – Santa Elena (Monteverde Villa Lodge)
Heute geht die Fahrt weiter in den Monteverde Regenwald, der sogar unter dem Schutz der Unesco steht. Die Monteverde-Region befindet sich nordwestlich von San José auf etwa 1400 bis 1800 Höhenmetern. Da Monteverde ein touristisches „Muss“ ist, sind unsere Erwartungen gedämpft, denn uns ist klar, was das bedeutet.
Die Fahrt über die Kordilleren ist wunderschön. Wir können ein paar Blicke auf die Vulkankette erhaschen, auch wenn der Nebel sie die meiste Zeit verhüllt.
Auf 1000 Meter Höhe tauchen wir in die Wolken ein. Feuchter Nebel umgibt uns. Hier oben blühen die Orchideen am Straßenrand so üppig, wie bei uns der Löwenzahn. Es ist eine Augenweide.
Als wir uns Monteverde nähern, wird es zunehmend kommerzieller. Überall stehen Schilder mit Angeboten zu Aktivitäten wie Canopy (dabei lässt man sich an einem Seil hängend ins Tal rutschen), Skywalk (Stahlbrücken in Höhe der Baumkronen erlauben einen Blick aus luftiger Höhe), geführten Wanderungen, Nachttouren, Kaffeeplantagentouren u.v.m.. Man ist von dem Schilderwald buchstäblich erschlagen und die Preise sind richtig üppig. Unter 20 USD pro Person zieht hier der Guide noch nicht mal seine Schuhe an.
Wir machen uns also auf den Weg, um erst einmal die Gegend zu erkunden. Morgen werden wir dann ins Nebelwaldreservat Santa Elena gehen. Die Gegend dort ist noch sehr ursprünglich und nicht so überlaufen. Mal sehen, ob uns das Gebiet zusagen wird.
Am Abend fahren wir hoch zum Nebelwaldreservat, das auf 1.500 m Höhe liegt. Und wie sich das für Regenwald gehört, zieht dichter Nebel auf und es regnet. Der Plan ist, hier ein wenig die Gegend nach Fröschen und Schlangen abzusuchen, aber der Regen wird so stark, dass wir gar nicht aus dem Auto aussteigen können. Dafür bekommen wir ein wunderschönes, vielstimmiges Froschkonzert; ganz exklusiv für uns, denn außer uns ist hier oben Keiner mehr.
Wir warten noch etwas, aber nachdem der Regen nicht nachlässt, fahren wir zurück ins Hotel. Unten im Ort regnet es natürlich nicht.
24.12.2015 Santa Elena (Monteverde Villa Lodge)
Gleich morgens starten wir erneut ins Santa Elena Reservat. Außer uns sind bisher nur zwei weitere Besucher eingetragen. Es gibt zahlreiche Wege, auf denen man diesen wunderschönen Bergregenwald erkunden kann. Der Wald ist wirklich märchenhaft schön – wie verwunschen. Die stets sehr hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt ein starkes Moos- und Flechtenwachstum und sogar Wissenschaftler bezeichnen dieses Ökosystem als Elfenwald.
Der geheimnisvolle Wald voller Nebel, mit moosbedeckten Lianen, grünen Farnen und prächtigen Bromelien, der von zahlreichen kleinen Flüssen durchzogen wird, hat uns in seinen Bann gezogen.
Wir wandern durch den Märchenwald und bekommen gar nicht genug. Man fühlt sich hier wie in einer anderen Welt. Obwohl es auch zahlreiche Bäche gibt, finden wir leider keine Tiere, denn schon wieder ist alles in leichten, feuchten Nebel gehüllt. Dafür sind hier auf 1500 m Höhe die Temperaturen sehr angenehm. Es gefällt uns so gut, dass wir gleich noch den anderen längeren Weg laufen. Er ist „nur“ 4,5 km lang aber wir haben nicht bedacht, dass es gefühlte 100 Mal bergab aber auch wieder bergauf geht. Kaum haben wir uns schwitzend den Berg hinauf gekämpft, geht es schon wieder abwärts. Während der Tour überwinden wir zwar nur etwa 400 Höhenmeter aber diese dafür x-Mal. Am Ende sind wir 20 Kilometer durch diesen Regenwald gewandert. Ziemlich geschafft kommen wir am frühen Nachmittag wieder am Ausgangspunkt an. Tiere haben wir keine gesehen aber der wunderschöne Primär-Regenwald ist es alle Mal wert, besucht zu werden.
Eigentlich haben wir uns heute Abend einen Tisch im besten Haus am Platz reserviert, doch wir haben viel mehr Hunger auf unsere leckeren Obstvorräte. So besteht letztlich unser Heiligabend-Mahl aus diversen süßen Früchten Costa Ricas. Endlich können wir uns mal wieder an leckeren Papayas und saftigen Mangos satt essen.
Anschließend fahren wir noch zum Monteverde-Reservat, dem zweiten Regenwaldschutzgebiet. Hier ist allerdings wesentlich mehr los. Auf dem Rückweg probieren wir noch den leckeren Hochland-Regenwald-Kaffee, für den Santa Elena berühmt ist.
Gerade hat es wieder zu regnen begonnen, obwohl die Sonne scheint. So spannt sich für einen kurzen Moment ein Regenbogen über das ganze Tal. Was für ein unvergesslicher Anblick. Das soll wohl unser Weihnachtsgeschenk sein.
Leider haben wir auch heute keinen Erfolg bei unserer nächtlichen Suche nach Fröschen und Schlangen, denn wieder macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre – es regnet.
25.12.2015 Santa Elena – Las Delicias (Macaw Lodge)
Die ganze Nacht hat es gewaltig gestürmt und noch immer bläst der Wind kräftig. Wir verlassen heute Santa Elena, um weiter in Richtung Pazifikküste zu fahren. Die Fahrt vom Hochland ins Tal ist traumhaft schön, allerdings noch immer sehr sehr stürmisch. Beim ersten Fotostopp reißt es mir fast die Tür aus der Hand und ich muss mich mit ganzer Kraft dagegen stemmen, um sie halten zu können. Das fehlte uns noch, dass es uns hier die Tür aus den Angeln reißt! Dafür ist die Umgebung wunderschön. Man kann über unzählige grüne Hügel bis runter zum Pazifik schauen.
Zahlreiche Fotostopps später haben wir dann die Bucht von Nicoya auf der Pazifikseite erreicht. Nun sind auch die Temperaturen wieder im (feuchten) Saunabereich.
Über erstaunlich gut ausgeschilderte Straßen kommen wir zum Carrara NP und von hier müssen wir über holprige Pisten weiter ins Inland fahren. Die Macaw-Lodge liegt mitten im Nirgendwo und man staunt, wie sich hier in der Pampa eine solche Luxuslodge halten kann. Auf jeden Fall tut sie es und wir beziehen einen Bungalow mitten im Busch. So haben wir es gern. Um uns herum kreucht und flattert es. Es gibt Fotomotive so weit das Auge reicht.
Wir schlendern erst einmal gemütlich über das Gelände und schon haben wir die ersten Tierchen entdeckt. Sogar den gelb gepunkteten Glasfrosch finden wir und freuen uns tierisch.
So vergeht die Zeit wie im Flug. Unterbrochen von extrem leckerem Essen verbummeln wir die Zeit auf dem riesigen Gelände und brauchen die Kamera gar nicht aus der Hand zu legen. Außerdem ist die Gegend berühmt für ihr Vorkommen an roten Aras. Ein paar Mal fliegen die prächtigen rot-blauen Vögel laut krakeelend über das Gelände der Lodge.
Auch auf unserem abendlichen Streifzug entdecken wir eine Menge interessantes Getier. Sogar eine Fer-de-lance-Giftschlange finden wir. Die scheint sich gerade an den unzähligen Fröschen satt gefressen zu haben, denn sie ist sehr entspannt. Wieder begleitet uns ein famoses, mehrstimmiges Froschkonzert in den Schlaf, denn Frösche gibt es hier in Unmengen.
26.12.2015 Las Delicias (Macaw-Lodge)
Den ganzen Tag können wir uns dem Fotografieren widmen. Zwischendurch hängen wir ab – sprich, wir chillen etwas – und genießen diese Kulisse. Es ist sehr schön hier. Außer uns ist nur ein junges Pärchen hier, so dass es auch total relaxt zugeht. Die Köchin verwöhnt uns mit leckerem, traditionellem aber sehr raffiniertem Essen.
Erst am Abend wird es lebhaft. Es reist eine Familie mit drei kleinen („wohlerzogenen“) Kindern zwischen 3 und 5 Jahren an und nun ist es vorbei mit der Ruhe; Zeit zum gehen! Beim Abendessen werden die Kinder einfach mit Tablet und iPhon ruhig gestellt und jeder dattelt vor sich hin. So müssen sich die Eltern schon mal nicht mit den Kids beschäftigen. Es kann einem allerdings Angst und Bange werden, was da für eine Generation heran wächst, die nur noch den Kopf nach unten richtet und in einer virtuellen Scheinwelt lebt. Ihre Umwelt nehmen diese Kinder gar nicht wahr.
27.12.2015 Las Delicias – Drake Bay (Biological Station Tamandua)
Schon am frühen Morgen ziehen die lieben Kleinen das Hotel auf links und das Personal schaut hilflos drein, denn von den Eltern ist keine Spur zu sehen.
Wir starten heute noch früher als gewöhnlich, denn wir haben eine lange Fahrstrecke vor uns. Die nächste Station wird die Halbinsel Osa an der Pazifikküste sein. Noch einmal gönnen wir uns die leckere, selbstgemachte Ananas-Marmelade des Hotels und dann treten wir den Rückzug an. Immerhin eine Stunde benötigen wir, um aus dem Hinterland wieder bis auf die Küstenstraße zu kommen. Heute am Sonntag ist allerhand Verkehr, denn die Familien zieht es alle an’s Meer.
Nachdem wir den Manuel Antonio NP hinter uns gelassen haben, wird der Verkehr deutlich weniger. Dank ordentlicher Straßen bei Tempo 80 kommen wir gut voran, auch wenn die ständigen Geschwindigkeitsbeschränkungen von 60 km/h und weniger sowie die häufigen Boller auf der Straße etwas nervig sind.
Wieder einmal fahren wir stundenlang an Palmölplantagen vorbei, für die der Regenwald weichen musste. Auch abgestorbene Plantagen sehen wir und die bieten wahrlich einen traurigen Anblick.
In Rincon verlassen wir die Küstenstraße und tanken an der letzten Tankstelle noch einmal voll. Wer weiß, was uns erwartet. Vor den Wasserdurchfahrten nach Drake Bay wurden wir schon gewarnt. Ein paar Mal müssen wir dann auch das Flussbett durchqueren. Das ist aber so einfach, dass es uns nur ein müdes Lächeln kostet. Steiniges Kiesbett, keine 20 cm Wasserstand und nicht breiter als 10 Meter – da hat uns Afrika schon wesentlich mehr abverlangt. Das ist für uns schon mal keine Herausforderung.
Gegen 13:30 Uhr erreichen wir Drake Bay und fragen uns, was einen in diesen Ort zieht. Es gibt weder einen schönen Strand noch hat der Ort irgendetwas zu bieten. Hier scheint es von Aussteigern zu wimmeln. Aber egal, wir müssen ja nicht hier bleiben.
Im Vorfeld der Reise hatten uns die Betreiber der nächsten Unterkunft geschrieben, dass wir den Weg in die Lodge nicht mit eigenem Auto bewältigen können. Geplant ist, auf Quadbikes umzusteigen. Die kosten immerhin 20 USD pro Person für eine Fahrt. Bei unserem Gepäck erscheint uns das mit dem Quadbike aber ein problematisches Unterfangen zu sein. Wir haben 2 Taschen, den Sack mit den Gummistiefeln, 2 große Fotorucksäcke und die Stativtasche. Wie soll das gehen. So beschließen wir, uns den Weg wenigstens mal anzusehen; ausgeschildert ist er ja schon mal. Umdrehen können wir auch jederzeit.
Wir besichtigen den ersten Streckenabschnitt. Der sieht machbar aus. Uwe nimmt Maß und meistert die erste Hürde. Nun ist mein Mann in seinem Element. Den bei Offroadfahrern berühmt-berüchtigten namibischen Van Zyl-Pass durfte er bisher noch nicht fahren und nun bietet sich hier die costaricanische Version. Gerade stehen wir vor der nächsten holprigen Bergab-Strecke, da kommt einer mit dem Quadbike gefahren. Na, das hat sich ja schnell herumgesprochen. Es ist Andy, der Inhaber der Unterkunft. Ihm wird Angst und Bange, was wir da vorhaben; aber er kennt uns schließlich auch nicht. Mit Verstand und Bedacht wählt Uwe die richtigen Spuren, ich dirigiere ihn ein wenig und so kommen wir problemlos die teilweise unpassierbar erscheinenden Wege hinunter. Auch jetzt ist mehrmals der Fluss zu durchqueren, der sich in Schleifen durch den Dschungel windet. Da er aber ein festes Kiesbett hat und nicht sehr tief ist, stellen diese Flussdurchfahrten kein Problem dar. Im Prinzip hat die Strecke an drei oder vier Stellen schwierige Passagen und wer noch nicht viel oder gar keine Allraderfahrung hat, sollte dieses Unterfangen auch tunlichst unterlassen. Für Uwe jedoch ist es Spaß pur, endlich mal wieder richtig Offroad fahren zu können. Unser kleiner Suzuki hält sich echt tapfer.
Am Ende schwitzt Andy mehr als wir und ist mächtig beeindruckt, wie professionell Uwe die Strecke meistert. Seit Bestehen der Lodge sind wir erst die Dritten, die hier mit dem Auto anreisen. Keine halbe Stunde später parken wir unser Auto im Flussbett direkt vor dem Eingang zur Lodge und ehrfürchtig geleitet uns Andy in sein „Reich“. Einen so ungewöhnlichen Parkplatz hatten wir auch noch nicht und Andy ist des Lobes voll über die professionellen Fahrkünste von Uwe. Das geht ihm natürlich runter wie Öl.
Nun wollen wir den Tag nicht vor dem Abend loben, denn auch der Rückweg hat so seine Tücken, doch auch das werden wir meistern. Schließlich haben wir ja erst vor Beginn der Reise einen neuen Schutzengel geschenkt bekommen.
Die Lodge liegt mitten im Dschungel, hat nur Solarenergie und ist sehr sehr einfach. Wer Luxus erwartet, ist hier falsch. Dafür bekommt man Dschungelfeeling pur, denn man ist wirklich mitten im Regenwald; nur umgeben von dichtem Dschungel, mäandernden Flüssen und ganz viel Ruhe. Uralte Baumriesen, die Geräusche des Regenwaldes, Vogelgezwitscher und eine sehr friedliche Atmosphäre umgeben uns. Das ist es, was wir suchen und wofür unser Herz schlägt.
Die Lodge besteht aus drei Hütten und einem Haupthaus, in dem Allen, ein junger Einheimischer, wohnt und die Gäste bekocht. Er lebt hier mitten im Dschungel und Andy kommt regelmäßig aus Drake Bay mit dem Quadbike vorbei, um die Verpflegung zu bringen und nach dem Rechten zu schauen. Allen „schmeißt“ hier den Laden und er macht es sehr gut.
Schon auf unserem ersten Erkundungsgang – den wir dummerweise ohne Kamera machen – entdecken wir einen Tyra; die deutlich größere Art unseres Marders. Auch eine Familie Klammeraffen (Spider-Monkeys) incl. Nachwuchs besucht die Bäume rund um die Lodge. Mal sehen, was hier noch so kreucht und fleucht.
Nachdem uns Allen üppig bekocht hat, starten wir zu unserer täglichen Nachttour. Wir umrunden das Gelände der Lodge und suchen das flache Flussufer ab. Wir finden einige Frösche und sogar eine über 2 Meter lange Olive Keelback-Natter; eine wahnsinnig schnelle Schlange. Sie hat es auf die niedlichen Glasfrösche abgesehen. Außerdem finden wir einige große Spinnen, sehen im Baum ein Opossum, werden von Fledermäusen umrundet und entdecken eine Nachtschwalbe. Auch zahlreiche interessante Insekten finden wir. Der Abend ist wieder recht erfolgreich.
28.12.2015 Drake Bay (Biological Station Tamandua)
Heute Morgen weckt uns ein gigantisches Vogelkonzert. Es ist unglaublich, wie viele bunte Vögel es hier gibt. Auch Tukane und grüne Aras tummeln sich in den riesigen Bäumen.
Nach dem Frühstück, das hier natürlich typisch costaricanisch ist und zu dem immer schwarze Bohnen und Reis gehören, machen wir einen Spaziergang zu dem Platz, an dem wir gestern den Tyra gesehen haben. Wieder können wir einen kurzen Blick auf das schwarze Tier werfen, aber an Fotografieren ist nicht zu denken. Schade, aber wir haben ihn zumindest gesehen.
Später machen wir auf schmalen Pfaden eine Wanderung in den Dschungel. Es gibt hier in der Nähe einen kleinen Wasserfall mit Pool. Wieder genießen wir diese Einsamkeit. Auf dem Weg finden wir einen kleinen Talamanca Rocket-Frosch. Er ist auch wieder so ein Winzling, der auf den Fingernagel passt.
Als wir mittags in die Lodge zurückkehren, kocht Allen für uns das Mittagessen. Hier bekommt jeder Gast frisch gekochtes Essen. Mit uns ist noch ein Schweizer Paar hier und für jeden wird das Essen individuell zubereitet. Nachdem wir Andy erzählt hatten, dass wir gern Obst essen und ich besonders Ananas liebe, hat er heute Morgen gleich noch frisches Obst gebracht. So werden wir hier essenstechnisch ziemlich verwöhnt.
Kaum sind wir zurück von unserer Wanderung, beginnt es zu regnen. Passt gut, dann können wir Siesta machen. Nachdem es am Nachmittag wieder aufgehört hat, durchstreifen wir noch etwas die nähere Umgebung.
Heute erleben wir hier den Klassiker. Die Dunkelheit bricht herein und Andy erzählt uns aufgeregt, dass ein junges Pärchen im Dschungel verschwunden ist. Die Beiden müssen kurz nach uns zum Wasserfall aufgebrochen sein. Sie hatten die angebotenen (kostenlosen) Gummistiefel abgelehnt, sind nur mit Schlappen, kurzen Hosen und ärmellosem Top unterwegs. Sie haben weder Wasser dabei noch Lampen und jetzt ist es bereits stockdunkel. Andy macht sich nun mit Lampen bewaffnet auf den Weg zum Wasserfall, um sie zu suchen. Eigentlich hätten wir die Beiden irgendwo unterwegs oder am Wasserfall treffen müssen – haben wir aber nicht.
Auch Andy findet sie nicht. Inzwischen suchen wir, wieder mit Lampen bewaffnet, im angrenzenden Gelände der Lodge nach neuem Getier. Auch heute sind wir sehr erfolgreich. Wir finden die Schlange von gestern wieder, entdecken Glasfrösche und deren Laich und ein Menge anderes Getier. Selbst die Krebse im flachen Flussbett sind interessant mit ihren rot glitzernden Augen.
Als wir zurück in die Lodge kommen, ist das verlorene Pärchen noch immer nicht da. Es hat sich inzwischen eine größere Gruppe von Freunden und Bekannten eingefunden, die besorgt auf die beiden warten. Einer der Einheimischen ist inzwischen einen anderen Weg in den Dschungel gelaufen und so gegen 21:30 Uhr trifft er dann endlich mit den beiden jungen Leuten (ca. 27 Jahre alt) ein. Sie sind natürlich total durchnässt und ziemlich blass um die Nase. Auf dem Weg zum Wasserfall hatten sie den falschen Abzweig genommen und dann nicht mehr zurück gefunden. Während die Freunde den Tränen nah sind, geben sich die Beiden betont cool. Der junge Mann sieht ziemlich erdfarben aus – sprich, er ist viele Mal gestürzt und er hat sich den Knöchel verstaucht. Auch seine Schlappen hat er irgendwie verloren, denn er kommt barfuß. Die Ballerinas der jungen Dame sind auch reif für den Mülleimer. Sie erzählen, dass sie unterwegs noch eine Schlange getroffen haben. Glückwunsch, so ohne Licht im stockdusteren Dschungel! Bei aller Erleichterung, dass die Beiden gefunden wurden, möchte man ihnen doch eine Ohrfeige geben für diese Aktion. Wegen ihrer Unvernunft haben sich noch andere in Gefahr begeben. Hoffentlich lernen sie wenigstens aus dieser Lektion. Den langen und beschwerlichen Weg bis in den Ort müssen dann alle zu Fuß zurücklegen.
29.12.2015 Drake Bay – La Gamba (Esquinas Rainforest Lodge)
Der Tag beginnt mit einem Vogelkonzert. Wir haben unsere Sachen schnell gepackt, denn hier bleibt alles feucht und so haben wir uns auf die Minimalausstattung beschränkt. Inzwischen riechen wir wie Otter und freuen uns auf eine Dusche, denn die, die es hier gibt, hat nur sehr kaltes Wasser.
Allen richtet uns noch einmal eine extragroße Portion Obst und ein üppiges hiesiges Frühstück und dann beladen wir unseren kleinen Kämpfer. Ich lasse die Gummistiefel gleich griffbereit, damit ich die Flüsse vorher durchqueren und nach Untiefen schauen kann und auch für eine evtl. Schlammschlacht gewappnet bin. Dann starten wir gleich mit der ersten Flussdurchfahrt. Die ist unproblematisch.
Es folgt der erste Berg und danach eine ziemlich steile Abfahrt. Durch den gestrigen Regen ist der feuchte Lehmboden wie Schmierseife, doch unser kleiner Kämpfer meistert das prima. Gerade kommt ein Fahrer auf einem Quadbike, der die anderen beiden Gäste abholen will. Der Fahrer ist entsprechend überrascht, uns hier mit dem Auto zu treffen und meint, es wäre doch sehr glatt. Wir entgegnen ihm, dass es prima läuft und er meint, sein Quad dreht durch. Also wir (bisher) nicht. Nun folgt die nächste Flussdurchfahrt. Auch die ist kein Problem, denn das Wasser ist keine 20 cm hoch und der Fluss hat überwiegend ein Kiesbett. Lediglich auf große Steinbrocken und Untiefen muss man etwas aufpassen. Da ich aber voran gehe, sieht Uwe genau, wie er am besten fahren kann. Jetzt steht uns die anspruchsvollste Steigung bevor, die total schmierigen Lehmboden hat und wo es rechts und/oder links keine Grasnarbe gibt, auf der man fahren könnte. Mindestens 30 % Steigung auf 100 Metern mit spiegelglattem feuchten Lehm und Furchen, die so tief sind wie unsere Radhöhe und in denen wir unwiderruflich stecken bleiben würden, gilt es jetzt zu meistern. Nun müssen Fahrer und Auto alles geben. Ich räume noch schnell ein paar Holzknüppel aus dem Weg, schaue mir die Piste an und dann nimmt Uwe Anlauf. Wir holpern den Berg hinauf, schaffen aber nur das erste Drittel, dann rutscht das Auto seitlich weg. Wir hängen fest. Mist, haben wir das Ganze doch unterschätzt? Mit Gefühl und wenig Gas gelingt es Uwe, aus dem Loch heraus zu kommen und uns rückwärts noch einmal den Berg runter rollen zu lassen. Noch einmal tief durchatmen und einen neuen Versuch starten. Mit jaulendem Motor quält sich unser Suzuki nun den Berg hinauf und Uwe kämpft gegen die Löcher, tiefen Furchen und gegen das Ausbrechen des Fahrzeugs. Mit letzter Kraft schaffen wir diesen Berg, der die größte Hürde auf dem anspruchsvollen Weg ist. Juhu, das haben wir schon mal geschafft. Gerade wollen wir weiter fahren, kommt Andy, der diesen Trip nicht verpassen möchte. Er ist total begeistert, dass wir dieses wirklich schwierige Wegstück bereits gemeistert haben und bescheinigt Uwe noch einmal, was für ein toller Fahrer er ist. Ja, er wird wohl noch eine ganze Weile von den „crazy German People“ sprechen, die da zu Gast waren und vergessen wird er uns ganz sicher nicht. Wir verabschieden uns von ihm und setzen die Fahrt fort. Nun ist es zwar auf der weiteren Strecke immer noch recht schwierig, aber nicht mehr so problemarisch, wie das Stück des Weges, das wir geschafft haben. Es folgen noch zwei Flussdurchfahrten, einige Anstiege und Abfahrten und eine Senke mit tiefen Fahrspuren, in denen wir aufsitzen würden, wenn Uwe sie falsch fährt, aber das ist alles machbar. Fahrer und Auto schlagen sich wacker; ich bin für die klugen Ratschläge zuständig.
Plötzlich stehen mitten auf dem Weg ein paar Gummistiefel. Was will uns dieses Paar sagen? Wir lachen uns schlapp und ich räume sie aus dem Weg. Sie sind offensichtlich von dem jungen Mann gestern, den sie aus dem Busch gerettet und dem sie diese Stiefel mitgegeben hatten, weil er seine Schlappen verloren hatte. Auch eine Art, seine Dankbarkeit zu bekunden!
Wir meistern diese wirklich sehr anspruchsvolle Strecke ohne weitere Probleme mit Bravour und ich bin total stolz auf meinen fabelhaften Offroad-Piloten. Das Offroadtraining, das Uwe damals besucht hat in Verbindung mit unserer Afrikaerfahrung hat sich echt bezahlt gemacht. Damals hatten wir das Training mit genau dem gleichen Fahrzeugtyp gemacht, so dass wir gut einschätzen können, wozu das Auto fähig ist. Ohne wirklich Offroad fahren zu können, würde man diesen Weg aber nicht bewältigen können. Diese Strecke schaffen die Wenigsten und wir sind total happy, sie ohne größere Schwierigkeiten gemeistert zu haben. Das war auf jeden Fall die bisher anspruchsvollste Offroadstrecke, die wir gefahren sind und ein echtes Abenteuer, an das wir uns auch noch lange erinnern werden.
In Drake Bay schauen wir noch schnell am Strand vorbei, der aber alles andere als schön ist. Der Weg zurück nach Rincon mit den vier Wasserdurchfahrten kostet uns ein müdes Lächeln. Selbst nach diesen Pfützendurchfahrten machen aber schon manche Autos schlapp. Tja, die haben auch nicht zwei Helden dabei – einen am Steuer und einen auf vier Rädern. So ein tapferer kleiner Suzuki schafft eben einfach mehr als eine protzige Limousine. Gerade bleibt vor uns mitten auf der Straße ein LKW mit Palmölfrüchten stehen. Der LKW ist defekt und es geht nichts mehr. Wir haben Glück und kommen gerade noch so mit unserem kleinen Auto vorbei. Alle anderen müssen warten, bis der LKW repariert ist und/oder ein Wunder geschieht. Schon wieder gut, dass wir kein größeres Auto haben!
Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Golfito fort. Dabei umrunden wir zur Hälfte den Golfo Dulce. Unser neues Ziel befindet sich quasi auf der anderen Seite der Bucht, jedoch etwas mehr im Inland. Wieder geht es vorbei an riesigen Palmölplantagen und dazwischen gibt es auch hier trostlos aussehende abgestorbene Flächen. Da stehen nur noch die Stämme der Palmen, die irgendwann abfaulen.
Schon weit vor Mittag erreichen wir den kleinen Ort La Gamba mit der Esquina Rainforest Lodge. Die Lodge entstand im Zusammenhang mit einem Wiederaufforstungs-Projekt eines Österreichers und ist auch bekannt unter dem „Regenwald der Österreicher“. Die Lodge gehört zu den 5 besten Eco-Lodges in Costa Rica und ist im absoluten Luxus-Preissegment angesiedelt. Entsprechend hoch sind unsere Erwartungen.
Erst einmal schockt uns, wie voll es hier ist. Die Lodge scheint ausgebucht zu sein. Schnell wird der deutsche Einschlag deutlich (scheint bei den Ösis ähnlich zu sein). Wir haben noch nie eine Lodge erlebt, in der die Gäste so reglementiert werden wie hier. An jeder Ecke kleben irgendwelche Schilder, was man tun oder unterlassen soll.
Der junge Mann an der Rezeption nimmt uns in Empfang und führt uns durch das Hauptgebäude. Er erklärt uns banale Selbstverständlichkeiten, statt uns über die wichtigen Dinge zu informieren. Dann drückt er uns einen Schlüssel in die Hand und schickt uns zur Villa. An der seien wir ja schon mal vorbei gefahren. Noch nicht einmal bei einem solch horrenden Zimmerpreis wie hier werden Anstalten gemacht, uns das Gepäck ins Zimmer zu tragen.
Die Villa trohnt auf einem Hügel außerhalb des eigentlichen Lodge-Geländes und sieht erst einmal ziemlich groß aus. Rasch wird aber klar, dass sie für zwei Paare ist. Uns steht also doch nur ein winzig kleines Zimmer zur Verfügung, das nur mit einer dünnen Gipsplatte vom angrenzenden Nachbarzimmer abgeteilt ist. Dafür gibt es eine große offene Küche für beide Wohneinheiten und wir haben ein Sonnendeck mit zwei Liegen. Klasse, die braucht man hier auch. Es ist so drückend schwül-heiß, dass einem der Schweiß schon vom Nichtstun nur so rinnt. Auch im Zimmer liegen zwei Handbücher zum richtigen Verhalten und selbstverständlich kleben auch hier überall irgendwelche Merkzettel, wie etwa Wasserhahn zudrehen, Licht ausschalten oder gebrauchtes Toilettenpapier nicht in die Toilette sondern in einen separaten Abfalleimer werfen. Das kennen wir schon aus anderen Ländern aber noch nie war nicht einmal eine Tüte im Abfalleimer. Pfui! In der Dusche liegen noch die zerbrochenen Seifenreste incl. anhaftender Schamhaare des Vorgängers. So viel zum Luxus!
Nachdem wir unser Gepäck den Hang hoch geschleppt haben, nehmen wir erst einmal eine Dusche. Abtrocknen macht aber echt keinen Sinn, denn der Schweiß läuft nur so. Im Zimmer gibt es einen Ventilator, dessen Flügel aber offenbar falsch eingestellt sind, denn er bringt Null Luft. Die Tür können wir aber nicht auflassen, denn in Sichtweite der Villa befindet sich der Aufenthaltsbereich des Lodge-Personals. Da ist also immer Halligalli.
Wir nehmen es, wie es ist und machen nach dem lausigen Mittagessen erst einmal Siesta. Am späteren Nachmittag starten wir zur ersten Erkundungstour. Wir wählen die Flussbett-Tour, doch der Fluss hat kein Wasser. Dann gehen wir zur Lagune, mit der auf der Homepage der Lodge blumig geworben wird. Die hat aber ebenfalls kein Wasser und ist nur ein morastiger Tümpel. Nur ein kleines Rinnsal fließt hindurch, und weiter ins Nirgendwo. Die beiden Schieber, die das Wasser stauen würden, liegen im Gras herum. Wir beschließen, dass das Wasser wieder gestaut werden sollte und machen einen der Schieber rein. Mal sehen, wie schnell sich das Wasser staut. Als wir noch ein wenig die Umgebung um die Lagune erkunden, stoßen wir überall auf Haufen von pflanzlichem Unrat, die in der Gegend herum liegen. Das ist nicht gerade einladend hier.
Inzwischen haben wir in der Villa auch Nachbarn bekommen. Es ist so hellhörig, dass man jedes Wort versteht. Man könnte sich die Verbindungstür eigentlich auch gleich sparen, zumal sie ohnehin einen 2 cm breiten Spalt hat – quasi so als Durchreiche.
Wir streifen noch etwas durch die Gegend, um uns für den Abend eine Nachtstrecke zu suchen. Da es sehr rasch dunkel wird, haben wir dafür nicht wirklich viel Zeit. Als wir uns auf den Weg zum Abendessen machen, stellen wir fest, dass der Weg von der Villa zum Hauptgebäude weder beleuchtet ist noch in der Villa Taschenlampen vorhanden sind. Immerhin gibt es einen Regenschirm; den brauchen wir aber gerade nicht. Auch das ohnehin ziemlich späte Abendessen ist enttäuschend. Die Suppen und auch der Fruchtsaft werden hier so sehr mit Wasser gestreckt, dass man beim besten Willen keinen Geschmack mehr ausmachen kann. Gäbe es nicht die Menükarte zusammen mit einem Foto von den Früchten des Fruchtsaftes, dann wüsste man wirklich nicht, was man isst bzw. trinkt. Hier scheint das Motto zu herrschen: „Es kommen noch Gäste, gieß einen Eimer Wasser in die Suppe!“.
Egal, wir haben genug Reserven auf den Rippen, da bringen uns zwei magere Tage nicht um. Nach dem Abendessen starten wir zu unserer Nachttour. Wir laufen ein Flussbett entlang, dessen Fluss recht wenig Wasser hat und das erfolgversprechend scheint. In der Tat ist es das auch. Wir finden Glasfrösche, eine Schlange, diverse andere Frösche, große Spinnen und schlafende Echsen. Unsere Tour lohnt sich.
Zufrieden aber müde kehren wir kurz nach 22 Uhr zur Lodge zurück und staunen nicht schlecht, als wir vor einem verschlossenen Tor stehen. Darüber hatte uns Keiner informiert, dass um 22 Uhr Einschluss ist. Wären wir mit dem Auto unterwegs gewesen, hätten wir jetzt ein Problem. Zu Fuß können wir das Tor jedoch seitlich überwinden. Einen Nachtportier gibt es hier nämlich nicht und eine Klingel auch nicht. Es wäre wirklich der Brüller, wenn wir für den Batzen Geld, den wir hier zahlen, auch noch auf der Straße schlafen müssten! Für unsere Nachbarn ist unsere späte Heimkehr eine Zumutung, aber das können wir leider nicht ändern. Wir geben uns alle Mühe, leise zu sein.
30.12.2015 La Gamba (Esquinas Rainforest Lodge)
Der Tag beginnt wieder mit einem Vogelkonzert. Aus den benachbarten Bäumen schreien die Tukane und eine Horde Sittiche scheint sich lebhaft zu unterhalten.
Nach dem Frühstück starten wir gleich zu einer Wanderung. Rasch ist es aber so warm, dass wir so gut wie keine Tiere sehen. Lediglich zwei Echsen treffen wir.
Der Weg führt uns bergauf und wieder bergab. Auf halber Strecke kann ich ein Tempotaschentuch, mit dem ich mir den Schweiß aus dem Gesicht gewischt habe, bereits ausdrücken. Es tropft und auch wir sind von oben bis unten tropfnass. Die hohe Luftfeuchtigkeit ist schon gewöhnungsbedürftig.
Nach der Wanderung sind wir fix und alle. Wir ziehen die Siesta schon mal vor. Später gehen wir dann noch einen anderen Weg bis zum kleinen Wasserfall. Unterwegs treffen wir sogar auf eine Landkrabbe. Die hätten wir hier mitten im Wald nun gar nicht vermutet.
Wir sind gerade wieder zurück, da beginnt es zu regnen. Der Regen ist aber weder heftig noch lang, hat aber gereicht, um das tierische Nachleben zu aktivieren. Als wir auch heute im Flussbett auf Nachttour unterwegs sind, wissen wir gar nicht, wohin wir uns zuerst wenden sollen, so viele Tiere gibt es heute. Mehrere Schlangen, vier verschiedene Arten Glasfrösche, Baumfrösche, ein Opossum, Echsen, einen schlafenden Basilisken und den kleinen Ameisenbär können wir entdecken. Es ist richtig was los heute Nacht. Bei einem der Glasfröschlein kann man sogar die Eier im Bauch sehen.
Anschließend schauen wir noch kurz an der nun aufgestauten Lagune vorbei und freuen uns, denn hier hat bereits ein Kaiman sein neues Zuhause bezogen. Er ist offenbar aus dem benachbarten Kaiman-Pool gleich umgezogen. Bis die Lagune allerdings wieder gefüllt ist, dauert es noch eine ganze Weile. Wir kichern uns eins und gehen zufrieden schlafen.
31.12.2015 La Gamba – San Vito (Casa Botanica)
Rasch haben wir heute Morgen unsere Sachen zusammengepackt und steuern nach dem Frühstück unser nächstes Reiseziel an. Jetzt geht die Fahrt ins Hochland, wo es hoffentlich nicht mehr ganz so schwül-heiß ist. Wieder bietet sich uns ein wunderschönes Panorama, als wir von den Talamanca-Bergen (Cordillera Talamanca) ins Tiefland blicken.
Sehr früh kommen wir in der Casa Botanica an, wo sich gerade zwei holländische Großfamilien mit unzähligen Kindern verabschieden. Nur gut, dass uns dieser Rummel erspart bleibt.
Bis unser Zimmer fertig ist, gehen wir noch zur gleich nebenan gelegenen Finca Cantaros, wo es einen schön angelegten Park gibt. Hier schlendern wir entlang, bestaunen die tollen Orchideen und freuen uns über das etwas gemäßigtere Klima. Es ist immer noch sommerlich heiß aber wesentlich besser zu verkraften.
In San Vito decken wir uns für den heutigen Abend ein, denn den Jahreswechsel werden wir ruhig angehen. Zur Feier des Tages gibt es ausnahmsweise einmal Chips; Bier dazu und jede Menge Obst. So werden wir gut ins neue Jahr kommen. Mit Sekt und Wein sieht es hier nämlich nicht so gut aus. Wein kommt ausschließlich aus Chile und Argentinien, wobei die Auswahl übersichtlich bleibt. Sekt gibt es nur als Spumante aus Italien. Da kann man dann an der Kasse gleich noch die Kopfschmerztabletten mit kaufen. Die gibt es nämlich dort einzeln zu kaufen – quasi so als „Quengelware“ für Erwachsene.
In der Casa Botanica bekommen wir den gerade erst neu erbauten großen Bungalow, von dem aus wir einen gigantischen Ausblick über die hüglige Landschaft haben. Dieses Panorama ist einmalig. Wir brauchen uns nur auf’s Bett zu setzen und können bereits in die Ferne blicken. Besser geht es nicht. Ich nutze erst einmal den ordentlichen Wasserdruck hier, um mir mal wieder die Haare zu waschen. In den letzten Tagen waren die dauerfeucht und in ein paar Tagen siedeln sich darin wahrscheinlich schon Algen an, wie bei einem Faultier. Müsste ich längere Zeit im Dschungel leben, hätte ich wohl auch so einen grünen Pelz. Immerhin schützt das vor Fressfeinden!
Da es heute hier in der Lodge kein Abendessen geben wird, folgen wir der Empfehlung von Kathleen und Pepe, den Besitzern der Unterkunft und fahren in das benachbarte Restaurant. Wir sind noch die einzigen Gäste, aber heute Abend steigt hier eine Party. Das junge Mädchen, das uns bedient, kann kein Englisch und unser spanischer Wortschatz reicht gerade dafür aus, uns „dos Pilsen“ (zwei Bier) zu bestellen. Mehr wird für beide Seiten schwierig. Immerhin versteht sie aber, dass wir essen wollen. Alles kein Problem; sie kennt einen, der Englisch spricht und holt ihn. Aus der kleinen aber gewichtigen Speisekarte haben wir rasch die passenden Fleischgerichte für uns gefunden und warten dann gespannt. Es kommen riesige Portionen, bei denen das Fleisch wie Butter zerfällt. Sogar Kartoffeln (statt sonst immer nur Reis) gibt es. Es schmeckt köstlich und wir sind anschließend pappsatt.
So abgefüttert haben wir bereits um 20:30 Uhr die nötige Bettschwere erreicht und schlafen ein. Ein paar Silvesterböller wecken uns um Mitternacht, aber das Tal ist so voller Dunst, dass wir kein Feuerwerk sehen. Im Bett nur kurz aufgerichtet sehen wir, dass wir nichts sehen und fallen dann in die zweite Schlafphase. Ein sehr entspannter Jahreswechsel!
01.01.2016 San Vito (Casa Botanica)
Am Neujahrsmorgen bekommen wir in aller Frühe ein delikates Frühstück serviert. Belgische Crepes mit Bananen und Nutella, frisch gemixten Fruchtsaft, der nicht mit Wasser ins Unendliche gestreckt wurde und selbst gebackenes Brot. Einfach köstlich!
Anschließend starten wir zu einer Wanderung in den benachbarten Wilson-Botanical Garden, wo es nicht nur eine gigantische Pflanzensammlung sondern auch jede Menge Wanderwege gibt. Wir wählen den Weg, der am Wasser entlang führt aber es ist einfach zu trocken, denn viele Tiere sehen wir nicht. Macht aber nichts, denn auch die Wanderung selbst ist schön. Wieder geht es ständig bergauf und bergab, bis wir 5 Stunden später wieder am Auto eintreffen. Jetzt haben wir uns aber ein Süßstück und eine Tasse Kaffee verdient. Auch unser leckeres Obst verschlingen wir nun mit Heißhunger.
In der Casa, die eigentlich für vegetarische Gourmetküche bekannt ist, bleibt leider auch heute Abend die Küche kalt. So fahren wir zum Abendessen nach San Vito rein. Bei dem Restaurant, wo wir gestern waren, hat heute am Neujahrstag das Personal frei, so dass auch dort die Küche kalt bleibt. Also versuchen wir unser Glück in San Vito, doch da hat man ebenfalls die Bürgersteige hochgeklappt. Selbst die einfachen Sodas sind geschlossen. Während wir den Ort absuchen, hatte es Kathleen telefonisch versucht, aber auch keinen Erfolg gehabt. Hungrig kehren wir in die Casa zurück, wo inzwischen auch die anderen Gäste nach einem Abendessen fragen. Kathleen ist Profi und macht nicht lange rum. Sie ist zwar nicht darauf vorbereitet doch zusammen mit ihrer Mutter zaubern sie uns vegetarische Pizza und Lasagne. Es schmeckt lecker und zum Nachtisch gibt es noch selbstgemachtes Eis. Eine professionelle und sehr liebevolle Geste gegenüber ihren Gästen. Hier spürt man dann eben den Unterschied. Kathleen und Pepe betreiben ihre Unterkunft mit Herz und Leidenschaft. Ihnen liegt das Wohl ihrer Gäste am Herzen. Eine wirklich exzellente Unterkunft, in der man sich von Anfang bis Ende wohl fühlt.
02.01.2016 San Vito – San Gerado de Rivas (Talamanca Reserve)
Wir ziehen nach einem erneut extrem leckeren Frühstück weiter in Richtung Talamanca-Gebirge. Landschaftlich bietet sich uns auf dieser Fahrt wieder einmal eine gigantische Kulisse, die von den Talamanca-Bergzügen eingerahmt wird.
Später fahren wir kilometerweit an Ananasplantagen von „Delmonte“ vorbei. Was in den riesigen Tanklastern mit der Aufschrift „entflammbar“ ist, die durch die Plantagen fahren, wollen wir lieber nicht so genau wissen. „Bio“ sind die Früchte jedenfalls ganz bestimmt nicht. An zentralen Lagern stehen massenhaft riesige Trucks und warten darauf, die Früchte, die nun in Container verladen sind, zum Hafen zu bringen. „Delmonte“ hat hier offensichtlich das Monopol.
Unterwegs versorgen wir uns noch mit frischem Obst, dann geht es in’s Chirripo-Gebirge. Den Chirripo-Berg mit seinen 3.820 Metern Höhe sehen wir allerdings nicht, denn er liegt in Wolken eingehüllt.
Am Mittag haben wir das Talamanca-Reserve erreicht. Hier werden wir die nächsten beiden Nächte bleiben. Die Bungalows sind ganz neu, hübsch ausgestattet und sauber. Auch die Anlage selbst ist sehr schön. Gleich starten wir zu einer Wanderung am Rio Chirripo entlang. Schon wieder geht es bergauf und bergab, was extrem kräftezehrend ist. Immer wieder führt uns der Weg an den reißenden Fluss, dessen Wasser schon durch die Gummistiefel hindurch kühl ist. Daran, in diesen eisigen Gebirgsfluten zu baden, will ich nicht mal denken. Aber schön anzusehen ist das Flussbett mit seinen kleinen Wasserfällen und den riesigen Steinquadern.
Nach unserer Wanderung erkunden wir noch die höheren Lagen mit dem Auto. Es geht zum Teil wirklich steil bergauf. Heute zum Wochenende herrscht am Berg ziemlich viel Trubel. Jede noch so kleine Hütte ist vermietet. Man kann den Chirripo mit seinen 3.820 Metern Höhe besteigen, doch aus diesem Alter sind wir raus. Das überlassen wir dann doch der Jugend. Wir erfreuen uns an der gewaltigen Kulisse.
Später essen wir (zwangsläufig) im Restaurant des Reserves, aber wieder einmal ist Preis und Leistung ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten. 25 USD für ein Essen ist in diesem Land schon ein recht stolzer Preis, besonders wenn die Qualität nicht stimmt.
Mit Einbruch der Dunkelheit ziehen wir noch einmal mit Stirnlampen und Makroobjektiv bewaffnet über das Gelände. Viel finden wir allerdings nicht, denn die Nächte hier werden doch verhältnismäßig frisch. Nicht umsonst brennt im Restaurant ein Kaminfeuer. Für unser Unterfangen ist der Dezember jedenfalls schon viel zu trocken. Da machen sich Amphibien und Reptilien rar. Immerhin können wir ein paar Frösche und sogar eine kleine schwarze Natter finden.
03.01.2016 San Gerado de Rivas (Talamanca Reserve)
Fast verschlafen wir heute das Frühstück. Zum Glück bellen überall genug Hunde, die den Wecker ersetzen. Hier im Reserve gibt es zahlreiche Wanderwege aber wieder einmal alles steil bergauf. So beschränken wir uns auf einen kurzen Spaziergang. Dafür ist der Cerro Chirripo heute Morgen wolkenfrei. So suchen wir uns ein paar hübsche Aussichtspunkte, von denen aus man das tolle Bergpanorama fotografieren kann. Kaum haben wir unsere Bilder im Kasten, ziehen Wolken über den Berg und von dem Panorama ist innerhalb weniger Minuten nichts mehr zu sehen.
Viel passiert heute nicht mehr. Wir genießen einfach die schöne Anlage hier.
04.01.2016 San Gerado de Rivas – Guayacan (Costa Rica Amphibien Research Center CRARC)
Wir stehen sehr früh auf, denn eventuell wollen wir noch einen Abstecher zum Vulkan Irazu machen, wenn das Wetter mitspielt. Doch dazu müssen wir erst einmal die Talamanca-Berge überqueren. Immer wieder bietet sich uns eine tolle Aussicht. Schade, dass es irgendwie total diesig ist und wir keine ordentlichen Aufnahmen machen können. Spektakulär ist die Fahrt auf jeden Fall. Bis auf 3.100 Meter müssen wir fahren, um den Pass zu überwinden. Hier oben hängen lange Flechten wie weiße Bärte an den Bäumen. In ihnen sammelt sich die Feuchtigkeit der vorüber ziehenden Wolken. Später erreichen wir Cartago, eine irgendwie chaotische Kleinstadt, wo wir noch Geld holen müssen. Bei Subway besorgen wir uns erst einmal ein leckeres Frühstück und eine Apotheke brauchen wir auch noch. Inzwischen ist es 9:45 Uhr und wir können bereits erkennen, dass sich der Vulkan zuzuziehen beginnt. Es heißt, um 10 Uhr wird der Vulkan in Wolken gehüllt und das scheint tatsächlich zuzutreffen. So sparen wir uns den Umweg und verschieben den Vulkanbesuch auf eine andere Reise.
In Siquirres kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein, denn die nächsten beiden Tage sind wir Selbstversorger. Dann machen wir uns auf den Weg ins Costa Rica Amphibien Research Center. Das ist gar nicht so einfach zu finden, denn es ist nicht ausgeschildert; doch die Wegbeschreibung ist prima. Wir dürfen das gesamte Gästehaus beziehen und damit können wir aus 3 Schlafzimmern auswählen, haben eine kleine Küche, Bad und einen Wohnbereich. Nachmittags machen wir noch einen kleinen Erkundungsspaziergang und kaum sind wir zurück, beginnt es erst einmal kräftig zu regnen. Überhaupt herrscht hier anderes Wetter, denn hier regnet es regelmäßig und viel.
Wir nutzen die Gelegenheit, mit Brian ein wenig über unsere bisherigen Tiersichtungen zu sprechen und bitten ihn um die eine oder andere Identifikation. Bereitwillig hilft er uns und als wir ihn nach guten Bestimmungsbüchern fragen, bringt er uns kurz darauf einen ganzen Stapel Bücher. Super, so können wir uns noch ein paar sehr interessante Fakten aneignen. Auch das von ihm verfasste Buch über Glasfrösche ist mit dabei. Diese Liebe teilen wir also schon mal.
Am Abend, nachdem der Regen aufgehört hat, begleitet uns Brian, der Amphibienexperte und Inhaber des CRARC mit Hund und Machete auf eine Nachttour, um uns seine amphibischen „Schätze“ zu zeigen. Dass es unterwegs wieder zu regnen beginnt und wir nass werden bis auf die Unterhose, ist zwar blöd, tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Wir lernen viel, sehen eine Menge, bekommen sogar eine ausgewachsene Fer-de-Lance-Viper zu sehen und haben einen hochinteressanten Abend. Brian scheint die Frösche schon zu hören, bevor sie „quak“ sagen können. Ich glaube, der kennt auf seinem Land jedes Tier persönlich. Wir sind ein paar Stunden unterwegs und haben einen sehr interessanten Abend. Regenwald bei Nacht mit seinen vielen Geheimnissen ist ohnehin immer wieder total faszinierend.
Anschließend unsere nassen Sachen wieder trocken zu bekommen, ist bei der hohen Luftfeuchtigkeit allerdings nicht so einfach. Bei manchen Stücken hilft nur der Fön oder der Ventilator.
05.01.2016 Guayacan (Costa Rica Amphibien Research Center)
Am Morgen machen wir eine ausgedehnte Wanderung durch das schöne Gebiet. Wir bekommen allerhand zu sehen. Besonders schön sind die Glasflügel-Schmetterlinge, deren Flügel ganz durchsichtig sind. Leider halten die zum Fotografieren nicht wirklich still, so dass ich fast im Matsch entlang robben muss, um sie ablichten zu können. Es gibt welche mit roten Flecken auf den Flügeln und es gibt welche mit blauen Flügeln. Die sind noch zappliger und es bleibt beim bewundernden Betrachten, welch filigrane Schöpfungen die Natur zustande bringt. Wir finden Bluejeans-Frösche und einen grün-schwarzen Giftfrosch sowie weitere Fröschlein. Auch eine kleine Schlange entdecken wir, die sich aber sofort aus dem Staub macht. Der Primärregenwald mit vielen kleinen Bächlein ist wunderschön und ideal für Amphibien. In unserem Gästehaus hängt eine große Tafel mit den Fröschen, die hier vorkommen. Die vorhandene Vielfalt ist beeindrucken, wenn man bedenkt, dass es zu Hause gerade mal eine Handvoll Froscharten gibt.
Wie auch gestern schon beginnt es am späten Nachmittag zu regnen. Mal sehen, wie lange der sich heute hält. Fast kann man die Uhr nach dem Regen stellen. Um kurz nach 18 Uhr hört es auf. Eigentlich will uns Brian heute noch mehr seiner „Schätzchen“ zeigen, aber runter bis zum Fluss geht heute leider nicht. So durchforstet er mit uns gemeinsam die nähere Umgebung, was ebenfalls sehr interessant ist, wenn auch nicht so ergiebig. Wieder fängt es während der Tour zu regnen an und wieder werden wir nass. Tja, auch das ist Costa Rica. Zum Glück ist der Regen ja nicht kalt.
Wir haben jedenfalls einen Grund noch einmal wiederzukommen, denn die verpasste Nachttour zum Fluss muss nachgeholt werden. Gelernt haben wir von Brian eine Menge.
06.01.2016 Guayacan – Sarapiqui (Hacienda La Isla)
Nach einem gemütlichen Frühstück stromern wir noch ein wenig über das Gelände. Da Brian heute keine neuen Gäste erwartet, hatte er uns angeboten, so lange zu bleiben, wie wir möchten. Auch an den zahlreichen Früchten seines Gartens dürfen wir uns frei bedienen.
Später setzen wir unsere Reise nach Sarapiqui fort. Das ist nicht sehr weit entfernt. Die Hacienda „La Isla“ wird unsere letzte Station der Reise sein, bevor wir wieder nach San José zurückkehren.
Unterwegs besorgen wir uns an den unzähligen Obstständen an der Straße noch einmal Obst. Es ist eine Augenweide, welch Fülle es an Obst gibt, doch es ist auch verwunderlich, wie teuer diese Früchte sind. Auch eine Autowäsche suchen wir noch schnell auf. Drei Jungs waschen uns das Auto im Handumdrehen und sind völlig verdutzt, dass wir ihnen den Wagenschlüssel nicht geben für eine Innenreinigung.
Kurze Zeit später haben wir die Hacienda „La Isla“ erreicht. Gut, dass wir unser Obst haben, denn mittags bleibt hier die Küche kalt. Von der Hacienda wird im Internet geschrieben, dass sie Gourmetküche habe. Entsprechend hoch sind mal wieder unsere Erwartungen. Die Beschreibung der heutigen Gerichte hört sich schon mal gut an.
Es gibt erst um 19 Uhr Abendessen. So haben wir noch jede Menge Zeit, den Wanderweg auf der Hacienda zu erkunden. Blöd nur, dass gerade der Gärtner vor uns herläuft und mit der Machete auf das ganze Grünzeug eindrischt. Da bleibt natürlich nicht viel Getier sitzen.
Kaum sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen, beginnt es zu regnen. Gerade rechtzeitig, um im Restaurant leckere Fruchtsäfte zu ordern.
Erstaunlicherweise scheint diese Hacienda sogar ausgebucht zu sein. Das haben wir auf unserer Reise ja fast nie erlebt. Meist hätte man – trotz Hochsaison – auch spontan noch eine Unterkunft bekommen. Hier aber heute offenbar nicht.
Als endlich das Abendessen serviert wird, sind wir etwas ernüchtert. Es schmeckt zwar, aber unter Gourmetküche verstehen wir schon noch etwas anderes. Na gut, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Nach dem Abendessen laufen wir noch einmal den Rundweg innerhalb der Hacienda ab. Viel finden wir allerdings nicht, obwohl es eigentlich feucht genug sein müsste. Schade!
07.01.2016 Sarapiqui (Hacienda La Isla)
Unseren letzten richtigen Urlaubstag lassen wir ruhig angehen. Ein paar Fotomotive bieten sich uns noch, dann beginnt es zu regnen. Wir machen uns in den umliegenden Orten auf die Suche nach kleinen Mitbringseln, werden aber leider nicht fündig. Ich befürchte nämlich, dass übermorgen früh auf dem Flughafen noch alle Geschäfte geschlossen haben werden.
Den restlichen Tag verbringen wir mit Schlafen, Packen und Faulenzen.
Eigentlich wird hier vormittags eine zweistündige Kakao- und Schokoladentour auf dem Farmgelände angeboten. Das ist sicherlich auch recht interessant, doch mit 29 USD pro Person auch ziemlich überteuert. Die wichtigsten Fakten kann man sich auch im Internet anlesen und die Früchte und ihren „Reifeprozess“ kennen wir bereits.
Unsere letzte Nachttour fällt leider buchstäblich ins Wasser, denn seit dem Nachmittag regnet es. Dafür kommen uns noch ein kleiner Bluejeans-Frosch und ein etwas größerer Regenfrosch besuchen. Auch ein paar Käfer suchen unter dem Vordach des Bungalows Zuflucht im Trocknen und haben nichts gegen ein kleines Fotoshooting einzuwenden.
08.01.2016 Sarapiqui – San José (Pension Los Alemanes)
Nun ist leider unser letzter Reisetag angebrochen. Nach dem Frühstück fahren wir zurück nach San José. Wir durchqueren den Braulio Carillo NP, genießen ein letztes Mal die wunderschöne Landschaft und haben noch ein kleines Schockerlebnis. Nicht nur die Tatsache, dass es hier überhaupt einen Tunnel gibt, ist schon erstaunlich. Viel mehr erschrocken sind wir darüber, dass dieser Tunnel wirklich stockdunkel ist. Es gibt keinerlei Licht und auch keine Fahrbahnmarkierung. Man meint, in ein schwarzes Loch zu fahren, aus dem aber auch noch Gegenverkehr kommt. Das Fahrzeuglicht wird von der Dunkelheit regelrecht aufgefressen. Im ersten Moment fürchteten wir sogar, dass unser Licht nicht funktioniert. Nach diesem echten Blindflug sind wir froh, als wir am anderen Ende des Tunnels wieder Tageslicht erblicken.
Noch am Vormittag erreichen wir die Pension Los Alemanes, wo wir das gleiche Zimmer beziehen, wie bei unserer Anreise. Rasch laden wir unsere Sachen aus und machen uns noch auf den Weg zum Vulkan Poas. Vielleicht haben wir ja Glück und sehen ihn, bevor der Nebel kommt.
Verwundert stellen wir auf der Fahrt zum Vulkan fest, dass hier fast jedes Grundstück zum Verkauf steht. Dabei ist das eigentlich eine schöne Gegend und auch touristisch interessant. Am Fuß des Vulkans wird überall Obst und Gemüse angebaut. Als wir allerdings sehen, wie fleißig mit der Giftspritze hantiert wird, vergeht uns der Appetit auf die an der Straße angebotenen Erdbeeren.
Oben am Vulkan Poas angekommen, macht uns der freundliche junge Mann, bevor er den Parkeintritt kassiert, darauf aufmerksam, dass der Vulkan gerade gar nicht zu sehen ist und noch eine Schlechtwetterfront heran zieht. Das war dann wohl nichts mit den Vulkanen in Costa Rica. Da müssen wir noch einmal wiederkommen.
Wir drehen um und fahren zurück zur Pension Los Alemanes. Heute gehen wir früh schlafen, denn die Nacht ist kurz.
09.01.2016 San José – Atlanta – Frankfurt
Um 4 Uhr klingelt der Wecker. Überpünktlich steht um 5 Uhr das Taxi vor der Tür, das uns für 15 USD zum Flughafen bringt. Zuerst müssen wir vor dem Checkin mal noch die Flughafensteuer von 29 USD pro Person entrichten. Als dies erledigt ist, dürfen wir einchecken. Gut, dass wir noch genug Dollars dabei haben. Heute nimmt es „Delta Air“ ganz genau. Obwohl wir nichts eingekauft und sogar ein paar Kleidungsstücke dagelassen haben, wiegt unser Gepäck 3 kg mehr und diese Feuchtigkeit dürfen wir als Übergepäck bezahlen; macht 100 USD. Die korrekte Dame beim Checkin schlägt uns vor, ein paar Stücke in unserem Handgepäck zu verstauen. Ja was ist das denn für eine Logik? Wenn die wüsste, was unser Handgepäck wiegt, würde sie sowieso in Ohnmacht fallen. So weit kann die gar nicht rechnen! Wir tragen statt dessen das Ganze mit Gleichmut und zahlen das Übergepäck ohne große Diskussionen. Hätte der Flug gleich 50 USD pro Person mehr gekostet, hätten wir ihn auch genommen. Also was soll`s?
Etwas angenervt sind wir dann aber doch von den zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. Drei Sicherheitschecks sind einfach etwas übertrieben. Außerdem darf man noch nicht einmal das im Sicherheitsbereich teuer erstandene Wasser mit in die Maschine nehmen. Selbst vor dem Einstieg wird noch einmal von Hand alles Handgepäck durchsucht und die Wasserflaschen dürfen nicht mit an Bord.
Der Flug von San José nach Atlanta verläuft ohne Zwischenfälle. Allerdings ist der Service so mager wie das mickrige Sandwich. Hier wird gespart. Die 4 Stunden Flug vergehen einigermaßen schnell, wir werden allerdings auch ziemlich durchgeschüttelt. Atlanta empfängt uns mit richtig miesem Wetter, das uns wohl auf zu Hause einstimmen will. Erstaunt sind wir über die neuen Einreisemodalitäten. Statt streng blickender Einreisebeamter gibt es jetzt unzählige Automaten, an denen man sich selbst registrieren muss. Das Gute daran ist, dass die Dinger auch Deutsch können und man wenigstens genau weiß, was die von einem wollen. Die Modalitäten gehen schnell und am Ende hält man einen Ausdruck in der Hand mit Selbstporträt wie aus der Verbrecherkatei. Das muss man dann zwar auch einem Sicherheitsbeamten in die Hand drücken, aber ansonsten geht das schon schneller und einfacher. Dafür lebt man sich nun beim Sicherheitscheck aus. Grundsätzlich Schuhe ausziehen, Gürtel raus; egal ob man die Hose dann verliert, alles metallene einschließlich der Haarspange ablegen, Laptop auspacken, sämtliche Hosentaschen ausleeren, damit der Ganzkörperscanner auch alles sieht und dann noch von Hand nachkontrollieren lassen. Buuuh, die nächste Nummer ist gleich nackt ausziehen. So langsam nervt es!
Aber wir überstehen auch das. Wieder ist der Flug überbucht. Diesmal könnte man sich sogar 800 USD pro Person verdienen, wenn man heute vom Flug zurück tritt und erst morgen zur gleichen Zeit fliegen würde. Übernachtung im Hotel und Transfer zum Flughafen incl. Schade, dass wir morgen schon auf Arbeit müssen. Beim nächsten Flug mit „Delta Air“ (sofern das notwendig ist) planen wir das gleich mit ein.
Am Ende startet die Maschine mit fast 2 Stunden Verspätung, weil eine Passagierin gesundheitliche Probleme hat. Nach längerer Betreuung durch 4 Sanitäter war die Frau (vermutlich wegen Flugangst) mit ihren zwei Kindern wieder ausgestiegen und dann musste ihr Gepäck erst noch ausgeladen werden. Dafür ist die Crew diesmal richtig gut; ausgesprochen freundlich und sehr schnell. Obwohl der Sitzkomfort extrem bescheiden ist, schlafen wir doch ein und werden erst kurz vor dem Frühstück wach. Schon beim Ausstieg und den ungemütlichen Temperaturen denken wir darüber nach, wohin wir fliegen könnten. Gut, dass wir die nächste Reiseplanung schon in Arbeit haben.
Fazit
Wieder einmal haben wir die Reise und das Kennenlernen eines neuen Landes sehr genossen. Uns macht es Freude und es ist für uns äußerst spannend, stets neue Orte und Abenteuer zu erleben. Bewusst hatten wir die Reise so geplant, dass wir überall nur zwei Nächte geblieben sind, um möglichst viele Plätze kennenlernen zu können. In den meisten Fällen hat sich das als richtig und ausreichend erwiesen. Es gab Stationen, an denen wir gern noch länger geblieben wären und die noch sehr viel mehr zu bieten gehabt hätten. Solche Stationen heben wir uns als Reiseziele für eine nächste Reise auf. Meist war die Aufenthaltsdauer aber auch genau richtig gewählt.
Wir haben in Costa Rica eine ganze Menge an Herausforderungen erlebt. Zum einen war es gewagt, allein ohne Spanischkenntnisse im Land herumzureisen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass dies gar kein Problem ist. Die Menschen sind wahnsinnig freundlich und hilfsbereit. Auch die, die kein Englisch sprechen, waren stets guten Willens, uns zu verstehen. Wenn das Anliegen zu „komplex“ wurde, dann wurde von irgendwoher einer geholt, der ein wenig Englisch versteht.
Eine etwas größere Herausforderung stellte die Orientierung im Land dar. Das Land spart immens an Wegweisern und besonders auf den weniger touristischen Routen sind Wegweiser selten. Oft gibt es sie dann auch nur in eine Richtung; wer aus der „falschen“ Richtung kommt, hat Pech gehabt. Wohl in den letzten 10 Jahren haben wir nicht so oft wenden müssen, wie in diesem Urlaub. Obwohl wir zwei Navigationssysteme hatten, war doch oft der Beifahrer mit der guten alten Karte gefragt. Gefunden haben wir am Ende alles – wenn auch manchmal mit Umwegen und ein wenig gesundem Menschenverstand. Das Autofahren selbst ist verhältnismäßig entspannt und entschleunigt.
Herausforderung war es für uns auch, ob wir in der Lage sind, die extrem reiche Tierwelt Costa Ricas allein für uns erobern zu können. Ganz bewusst haben wir fast überall auf (zudem noch ziemlich kostenintensive) Guides verzichtet. Wir wollten wissen, ob wir die für uns wichtigen Tiere auch allein entdecken können. Es hat eben nur den halben Reiz, wenn einer vornweg läuft und auf die Tiere zeigt. Viel spannender ist es für uns, die Natur selbst zu erschließen und zu entdecken. Im Verlauf unserer Reise haben wir eine Menge „Getier“ entdeckt und alle unsere Wunschkandidaten haben sich vor der Kamera eingefunden. Dank unserer Herpetologen-Freunde, die uns gute Lehrmeister waren, sind wir inzwischen auch ganz gut in der Lage, uns allein die Geheimnisse des Regenwaldes zu erschließen. „Tonnenweise“ haben wir die Amphibien und Reptilien zwar nicht gefunden, doch die uns wichtigen Tierchen konnten wir entdecken. Bestimmt sind wir noch an viel Getier vorbei gelaufen, aber wenn man Fröschlein auf dem Waldboden findet, die keinen Zentimeter groß sind, dann ist das doch schon was?!
In jedem Fall ist Costa Rica ein ideales Reiseziel für Naturliebhaber, in dem es sehr viel zu entdecken gibt. Für uns besonders reizvoll und unvergesslich sind die nächtlichen Regenwalderkundungen. Nachts bekommt der Regenwald noch einmal ein ganz anderes, sehr geheimnisvolles Gesicht. Seine Geheimnisse zu ergründen, hat etwas ganz Besonderes und wird uns für immer im Gedächtnis bleiben.
Na und unsere größte Herausforderung war natürlich das Offroadfahren durch den Regenwald. Die Fahrt zur Biological Station Tamandu erwies sich auch für uns als die bisher anspruchsvollste Offroadstrecke. Sie zu meistern hat uns gefordert, aber wohl auch unvergesslich gemacht. Über die Crazy-German-People bzw. den Deutschen „verry good driver“, der so gut fahren kann, wird Andy noch lange sprechen. Auch im Nachhinein können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie man diese Strecke zusammen mit unserem Gepäck und den Fotorucksäcken auf dem Rücken hätte mit dem Quadbike bewältigen sollen, zumal die Fahrer auch gejammert haben, dass sie rutschen. Auf einen uneleganten Abstieg auf schmierig glattem roten Lehmhang wollten wir gern verzichten.
Unsere Planung der Reiseziele für Costa Rica war wesentlich umfangreicher, als wir letztlich umgesetzt haben. Viele Ziele haben wir auf einen nächsten Besuch verschoben, denn schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht. Das Land hat einfach enorm viel zu bieten. Nationalparks schließen sehr früh am Nachmittag (oft ist der letzte Einlass so gegen 14:30 Uhr), denn es wird bereits gegen 17:30 Uhr dunkel. Aus Gründen der Sicherheit haben wir es unterlassen, das vollbeladene Fahrzeug irgendwo zu parken, um wandern zu gehen. Zu oft wurden wir davor gewarnt, dass Autoaufbrüche an der Tagesordnung sind. Wirklich unsicher haben wir uns aber nie gefühlt; sind aber auch kein Risiko eingegangen.
Unsere Fahrtetappen waren – von einer Ausnahme abgesehen – stets verhältnismäßig kurz (max. 160 km). So waren wir meist früh am Ziel und hatten noch genug Zeit, die Gegend zu erkunden.
Costa Rica wird auch die Schweiz Südamerikas genannt. Das bezieht sich wohl nicht nur auf die teilweise vergleichbare Landschaft, sondern auch auf das Preisniveau, denn Costa Rica ist ein sehr teures Reiseland. Die Preise für die Übernachtungen aber auch die Lebenshaltungskosten sind explodiert und man fragt sich, wie die Einheimischen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Wieder einmal wird deutlich, welchen extrem hohen Lebensstandard wir Deutschen haben. In Costa Rica gibt man sich mit einem sehr viel bescheideneren Leben zufrieden.
Unsere Autovermietung („Solid“ ) hat ihrem Namen alle Ehre gemacht und wir sind sehr zufrieden mit dieser Wahl. „Solid“ war nicht nur das Auto sondern auch das Geschäftsgebaren. Das Fahrzeug hat prima mitgehalten, uns ohne Probleme mehr als 2000 km durch das Land gebracht und tapfer alle Pisten bewältigt. Die Tatsache, dass es etwas sehr klein ist, war am Ende dann doch von Vorteil.
Wir sind im Laufe unseres Urlaubs immerhin mehr als 250 km gewandert. Dabei gibt es kaum einen Weg, der eben ist. Ständig sind Höhenmeter zu überwinden, was das Wandern zu einer recht schweißtreibenden Angelegenheit macht. Dennoch hat uns das Land überzeugt und wir sind sicher, dass wir noch einmal wiederkommen werden, denn die Natur und Tierwelt in diesem Land ist fantastisch.