pdf Fotostrecke des Reiseberichts
Ecuador
Auf in den Dschungel
01. Mai – 24. Mai 2015
heißt es diesmal für uns, denn wir haben die einmalige Gelegenheit von zwei Herpetologen (Amphibien- und Reptilienforschern) begleitet durch den Regenwald von Ecuador zu ziehen. Drei Wochen werden uns die Beiden begleiten, für uns vor allem Frösche, Echsen und Schlangen aufspüren und uns in die Geheimnisse des Regenwaldes einweihen. Immerhin hat Ecuador die größte Biodiversität weltweit und so ist ein spannender Urlaub garantiert. Schließlich ist uns bewusst, dass ein Besuch des Regenwaldes ohne solche Experten zwar auch ein schönes Erlebnis ist, aber die Erfolgsquote, Amphibien oder Reptilien zu finden, gegen Null geht. Wir sind entsprechend gespannt, was uns erwarten wird, aber wir freuen uns riesig darauf. Unser Faible für Regenwald ist ungebrochen und der für Frösche, Echsen und Schlangen auch. Schon im Pantanal in Brasilien hatten wir die nächtlichen Exkursionen zum Aufspüren von Schlangen genossen und nun bekommen wir dieses Feeling in vollen Zügen bis zum abwinken.
Die Karte zeigt die Artenvielfalt auf der Welt. Dunkelrot, also extrem hoch ist diese u. a. in Ecuador und speziell im Amazonasbecken. |
So bekommt diesmal dann auch das Kofferpacken eine neue Dimension. Erste Priorität hat eine ordentliche Regenbekleidung, die zwar nicht wirklich vorzeigbar aber dafür praktisch ist. Daneben dominieren Moskitoschutz, alte Kleidung und natürlich gute Gummistiefel. Gewöhnungsbedürftig sind die vielen Zipperbeutel, in die wir unsere Kleidung und später auch das Fotoequipment zum Schutz gegen die hohe Luftfeuchtigkeit verpacken.
Unsere Flüge haben wir bei KLM gebucht aber ansonsten überlassen wir unseren beiden Reisebegleitern vollkommen die ganze Planung. Diesmal haben wir ein echtes Surprise-Paket gebucht. Dennoch sind wir sicher, dass wir voll auf unsere Kosten kommen werden, denn Beide sind auch noch ausgezeichnete Fotografen. Was wollen wir also mehr?
01.05.2015 Frankfurt – Amsterdam – Quito („Puembo Birding Garden“)
Bereits in der Nacht zum Maifeiertag brechen wir nach Frankfurt auf. Kichernd steigen wir in unsere neuen Hunter-Gummistiefel, die dank eines komfortablen Fußbetts fantastisch bequem und sogar noch chic sind. Im Gepäck würden sie uns einfach zu viel Platz wegnehmen, also tragen wir sie – mit Stolz – schon mal ein.
Als wir über Amsterdam fliegen, können wir die riesigen farbigen Tulpenfelder sehen. Was für ein toller Anblick? Unseren Anschlussflug nach Quito erreichen wir trotz knapper Zeitspanne gut und der Flug nach Ecuador verläuft angenehm. Die Crew ist äußerst freundlich und beim Service zeigt KLM, dass es auch anders geht als undefinierbares Plastikfutter lieblos hinzuknallen. Zu unserer Überraschung schmeckt das Essen richtig gut, es gibt sogar Eis, diverse Snacks und richtig frische, ofenwarme Brötchen. So gut haben wir im Flieger schon lange nicht mehr gegessen. Wenn nun noch die beiden Piloten eine glückliche Ehe führen bzw. psychisch ausreichend stabil sind, dann kommen wir hoffentlich wohlbehalten an und dann steht unserem Dschungelabenteuer nichts mehr im Weg.
Am späten Nachmittag landen wir nach insgesamt rund 14 Stunden Flug und 7 Stunden Zeitverschiebung in Quito. Die Stadt liegt auf dem Andenplateau auf 2.850 Metern Höhe.
Rasch haben wir die sehr freundliche Passkontrolle absolviert. Unser Abholservice wartet bereits auf uns und im Pickup werden wir zu unserer ersten Unterkunft gebracht. Wir übernachten in einem kleinen Guesthouse „Puembo Birding Garden“ unweit des Flughafens, denn in Quito ist heute Feiertag und das nehmen die hier wörtlich. Außerdem können wir uns hier schon mal „einschießen“, denn es gibt unzählige Vögel. Ganz besonders die kleinen Nektarvögel fühlen sich hier wohl und besuchen eifrig die vielen Futterstellen.
Zwar ist Quito für seine sehr schöne Altstadt bekannt, die sogar von der Unesco unter Schutz gestellt wurde, doch die arbeiten wir bei einem anderen Besuch ab. Diesmal stehen endlich mal wieder die Tiere im Fokus unserer Reise. Etwas verwundert sind wir über die hier herrschenden Temperaturen. In Quito ist es nicht so warm wie erwartet, aber schließlich liegt sie Stadt ja auch im Anden-Hochland.
Unsere Unterkunft ist sehr sauber und herzlich werden wir von der Gastgeberin umsorgt. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl. Später, zum Abendessen werden wir dann richtig verwöhnt. Es wird alles frisch zubereitet und schmeckt köstlich. Das handgemachte Eis zum Dessert kann mit jedem Italiener konkurrieren und der frisch gepresste Saft aus einer Guavenart schmeckt köstlich; einfach nach ganz viel mehr.
02.05.2015 Quito – Mindo („Yellow House“)
Am Morgen erfreut uns strahlend blauer Himmel und wir sehen erst jetzt, in welcher tollen Kulisse wir uns befinden. Quito liegt in einem Bergkessel und wird rundherum von Vulkanmassiven eingerahmt. Das klare Wetter gewährt uns einen Hammerblick auf den schneebedeckten Cotopaxi, der der berühmten Zugspitze gleicht und auch den Haus-Vulkan können wir bestaunen. Was für ein Panorama!
Wir haben bis zum Frühstück noch ein wenig Zeit, die wir nutzen, um den riesigen Garten des Guesthouses zu durchstreifen. Die vielen Zitrusbäume und -sträucher hängen voller Früchte und endlich kann ich auch mal einen Cherimoya-Baum mit seinen Früchten aus der Nähe betrachten. Stolz zeigt uns die Hausherrin ein winzig kleines Nest mit jungen Kolibris. Das sind vielleicht Winzlinge.
Endlich ist es dann soweit. Nach dem Frühstück lernen wir unsere beiden Biologen kennen. Auf Anhieb sind uns die beiden 26-jährigen Jungs sympathisch und das schönste ist, dass einer von ihnen auch noch deutsch spricht. Nun ist klar, dass uns eine unkomplizierte, abwechslungs- und auch sehr lehrreiche Reise erwarten wird. Während unseres Aufenthaltes in Ecuador werden wir vier verschiedene Habitats kennenlernen und besonders auf das Amazonasbecken mit dem Yasuni National Park sind wir wahnsinnig gespannt. Schließlich steht dieser Nationalpark schon lange auf unserer Wunschliste.
Jetzt starten wir aber erst einmal mit einem – für uns vier – ziemlich überdimensionierten Bus nach Mindo, dem ersten Ziel unserer Reise. Kurz hinter Quito überqueren wir die Äquatorlinie. Es ist lustig anzusehen, wie sich die GPS-Koordinaten auf dem Handy alle dem Nullpunkt nähern und dann stehen wir auf der Null-Linie.
Mindo liegt ca. 100 km westlich von Quito auf etwa 1.250 Metern Höhe. Hier gibt es einen verhältnismäßig kleinen aber sehr ergiebigen Regenwald, der dank seiner Lage an den Hängen der Berge noch ein großes Potenzial an unentdeckten Arten aufweist.
In einem kleinen, ebenfalls sehr sauberen Guesthouse werden wir die nächsten Tage verbringen. Noch herrscht bei unserer Ankunft strahlender Sonnenschein und schon machen wir uns Sorgen darüber, denn bei solchem Wetter werden wir keine Frösche zu Gesicht bekommen. Die wollen Regen und den wünschen wir uns nun sehnlichst herbei. Ja, das ist schon pervers, denn welcher normale Mensch wünscht sich – noch dazu in seinem Urlaub – Regen herbei. Aber normal sind die anderen, nicht aber wir.
Zum Mittagessen bekommen wir Gelegenheit, im kleinen Örtchen Mindo original venezuelische Küche zu probieren. Das ist eine echte Bereicherung. Als wir uns dann gerade wieder auf dem Rückweg in unser Guesthouse befinden, beginnt es endlich zu regnen. Hier scheint das Wetter ziemlich zuverlässig zu sein, denn unsere Begleiter wussten genau, dass am Nachmittag der Regen kommen wird. Statt also enttäuscht über den Regen zu sein, frohlocken wir. Nun steht unserer ersten Dschungelexpedition nichts mehr im Weg. Doch bis es so weit ist, müssen wir noch auf die Dunkelheit warten. So vertreiben wir uns die Zeit damit, die unzähligen Nektarvögel zu fotografieren. Die kleinen rastlosen Vögelchen im Flug zu erwischen, ist eine echte Herausforderung; unsere Ergebnisse eher ernüchternd.
Nach dem Abendessen, das wir wieder im Ort Mindo – diesmal in einer hervorragenden Pizzeria – einnehmen, ist es endlich so weit. Ausgestattet mit Stirnlampe, Taschenlampe, in Regenkleidung und mit Gummistiefeln werden wir über holprige Pisten in den Berg-Regenwald von Mindo gebracht. Über vollkommen aufgeweichten Boden wandern wir gemütlich durch einen Regenwald, der unbeschreiblich schön ist. Meterhohe Farne breiten ihr Dach über uns aus. Alte Bäume sind dicht mit Moosen, Farnen und Flechten behangen. Überall hängen blühende Orchideen von den Bäumen. Die Vegetation ist teilweise so dicht, dass man den Himmel nicht sehen kann. Der Boden ist mit einer so dicken Humusschicht bedeckt, dass man wie auf Watte läuft. Eine gigantische Geräuschkulisse begleitet unser Eindringen in diesen Märchenwald, von dem wir gar nicht genug bekommen können. Nun geht es für uns Schlag auf Schlag, denn ständig entdecken unsere Begleiter etwas Interessantes. Farbenprächtige Käfer, eine unscheinbare Stabheuschrecke, Tausendfüßler und schon präsentieren sie uns das erste kleine Fröschlein.
Wir sind im Fotografenrausch. Es ist ein Traum, den wir hier gerade erleben und dann vermitteln uns die Beiden auch gleich noch ihre Tricks und Kniffe, wie wir die Tiere am besten fotografisch ins rechte Licht rücken können. Nicht nur, dass wir die Tiere gesucht bekommen, zusätzlich bekommen wir gleich noch Weiterbildung in professioneller Makrofotografie. Mehr geht nun wirklich nicht. Mit Adleraugen sehen die Beiden Dinge, an denen wir achtlos vorbei gelaufen wären. Staunend stehen wir vor dem Nest einer Fledermaus, da wird uns schon das nächste Fotomodell präsentiert. Es ist eine wunderschöne bunte Anolis-Echse, die einen prächtigen farbigen Kehllappen hat. Natürlich werden uns die Tiere und ihre Besonderheiten auch ausgiebig erklärt. Dann meldet sich mit zartem Stimmchen schon der nächste zum Fotoshoot an. Diesmal ist es ein Fröschlein mit zart-grünem Bauch, dem bei genauerer Betrachtung ein Hinterbeinchen fehlt. Das scheint ihn aber nicht weiter zu behindern und als Fotomodell ist er sowieso traumhaft schön.
Während uns einer der Beiden schon die nächste wahnsinnig schöne Anolis-Echse präsentiert, marschiert der andere in den Busch um uns kurze Zeit später zu einer anderen Echse zu rufen. Diesmal ist es eine Anolis-Echse einer erst neu entdeckten Spezies. Die ist diesmal ganz grün und etwas zierlicher.
Kaum ist auch dieses Tier perfekt abgelichtet, laufen wir ein Stück in einem Bach entlang. Schon präsentiert man uns einen extrem seltenen Glasfrosch. Der wirkt noch zerbrechlicher als die beiden vorhergehenden Fröschlein. Glasfrösche sind total durchsichtig. Man sieht sogar ihr Blut in den Adern und das kleine Herzchen, so transparent ist ihre Haut. Dabei sind sie nicht größer als eine 1-Euro-Münze. Wir sind überglücklich über diesen Fund und auch unsere Biologen freuen sich wie verrückt, denn selbst sie – obwohl hier zu Hause – haben dieses Fröschlein erst viermal gesehen. So kann es gern für uns weitergehen. Die Zeit vergeht wie im Flug. Auch unsere ersten Schlangen finden wir heute Nacht. Zum Einstieg sind es erst einmal ungiftige Nattern. Auch das ist schon aufregend genug.
Schon ist es Mitternacht, als wir zurück zum Fahrzeug laufen, das uns nach holprigen Kilometern auf einem Waldweg wieder zurück zu unserer Unterkunft bringt. Glücklich gehen wir schlafen und wissen, dass sich jeder Cent für diese Reise gelohnt hat, denn diese Erfahrungen, die wir hier die nächsten 3 Wochen machen werden, ist nur ganz wenigen Menschen vergönnt.
03.05.2015 Mindo („Yellow House“)
Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit ist sogar mal länger schlafen angesagt. Nach dem Frühstück gehen wir auf Giftfroschsuche. Leider endet die nicht so erfolgreich, denn ich finde zwar einen, aber der nicht einmal 1 cm große Frosch flieht, bevor wir einen zweiten Blick riskieren können. Dafür entdeckt unser Begleiter anderes Getier, das wir fotografieren können. Dabei bekommen wir dann gleich die nächste Lektion in Makrofotografie vermittelt. Es ist wahnsinnig lehrreich.
Wieder kommt pünktlich am Nachmittag der Regen und wieder freuen wir uns darüber. Schon können wir von der Terrasse unserer Unterkunft ein wunderbares Froschkonzert vernehmen.
Sobald es dunkel wird, machen wir uns erneut auf die Suche nach Fröschen. Inzwischen hat der Regen schon wieder aufgehört. Wir fahren ein Stück an einem Fluss entlang, bevor wir uns mit Stirn- und Taschenlampen bewaffnet auf die Suche nach Tieren machen. Auch diese Suche ist sehr erfolgreich und schon bald kommen wir aus dem Fotografieren nicht mehr heraus. Besonders beeindruckend sind die farbenprächtigen Anolis-Echsen und die beiden Baumfrösche, mit ihrer wunderschönen Zeichnung.
Die abendliche Safari vergeht für unseren Geschmack viel zu schnell. Um kurz vor Mitternacht fallen wir müde aber äußerst zufrieden in unser Bett.
04.05.2015 Mindo („Yellow House“)
Am Morgen ist dann wieder Fotoshooting mit den zahlreich vorkommenden Insekten angesagt. Unsere beiden Jungs entdecken eine Menge Getier. Heute fasziniert uns besonders eine Löwen-Ameise. Dieses Insekt ist wahnsinnig interessant anzusehen. Es hat den Körper einen sehr starken Ameise mit großem Mundwerkzeug und die großen Flügel einer Libelle.
Später besuchen wir eine Lodge, in der es endemische Kolibris gibt. Hier versuchen wir uns noch einmal darin, die kleinen grazilen und bildhübschen Vögel abzulichten. Das ist wirklich die Königsdisziplin. Da müssen wir noch viel üben. Je länger wir das unermüdliche Treiben dieser bunt schillernden kleinen Vögelchen beobachten, umso mehr beeindrucken sie uns. Unermüdlich sind sie damit beschäftigt, die süße Zuckerlösung aufzunehmen. Es gibt hier in der Region unbeschreiblich viele Kolibri-Arten. Manche von ihnen haben sogar kleine Federbüschel an den Füßen und an ihrem Schwanz noch zwei lange Federn mit Quaste. Selbst als es am Nachmittag wieder zu regnen beginnt, unterbrechen die kleinen Winzlinge ihr Treiben nicht. Kein Wunder, dass schon mal einer von ihnen an der Tränke einschläft. Erst unser Streicheln lässt ihn hochschrecken.
Pünktlich mit dem heftigen Wolkenbruch fahren wir zurück zur Unterkunft, um kurz darauf zur Nachtpirsch aufzubrechen. Wir starten im „Hosteria Septimo Paraiso“ mit einem exzellenten Dinner. Noch während des Dinners werden wir eilig in die Küche gerufen. Vorsichtig schleichen wir in Socken hinein, denn als kleines „Schmankerl“ dürfen wir dabei zusehen, wie die Hausherrin Besuch von einem wild lebenden Kinkajou (Wickelbär oder auch Honigbär) bekommt, der sich seine tägliche Bananenration und ein paar Streicheleinheiten bei ihr abholt. Diese Tiere sind nachtaktiv und haben deshalb riesengroße Augen. Mit seinem langen, greiffähigen Schwanz, den er geschickt zum Klettern einsetzt, hängt er in der Küchentür und wartet auf seine Nachtration, denn die rotbraunen kuscheligen Tiere ernähren sich überwiegend von Früchten. Ein faszinierendes Schauspiel.
Im Anschluss an das leckere Menü starten wir wieder, mit Stirnlampen bewaffnet, zur nächtlichen Suche. Pünktlich hört der Regen auf, sodass wir gute Chancen haben, Frösche und Echsen zu finden. Wir waten ein Flussbett entlang. Obwohl man das Gefühl hat, hier eine Stecknadel im Heuhaufen zu suchen, dauert es gar nicht lange, da finden wir die ersten Fröschlein. Ein Glasfrosch, der ohnehin nicht größer als ein Daumennagel ist, sitzt noch in drei Meter Höhe auf einem Bananenblatt am Steilhang des Ufers. Ich halte es für absolut unmöglich, an diesen Frosch heran zu kommen – nicht aber unsere beiden Jungs. Wenig später präsentieren sie uns triumphierend unseren nächsten Glasfrosch. Wow, sind wir happy! Aber auch wir entdecken im Verlaufe des Abends einige Echsen und Frösche. Einer von ihnen hat auf dem Kopf einen Moskito sitzen, in dessen durchsichtigem Körper man das Blut des Frosches sehen kann. Was für ein gigantischer Anblick und unsere Jungs helfen uns, so gut sie können, diese Szenerie einzufangen.
Später findet Uwe sogar eine neue Spezies. Es ist ein Regenfrosch, der erst kürzlich gefunden wurde. Wir haben also wieder eine sehr erfolgreiche Dschungelsafari.
Glücklich über unsere reiche Ausbeute laufen wir in Richtung Ausgang. Plötzlich werden unsere Jungs richtig euphorisch. Einige Meter entfernt vor uns liegt eine dicke fette Ecuador Toadhead Viper, die eine sehr schöne Zeichnung hat aber extrem selten und auch extrem giftig ist. Das Tier ist gut 1,20 Meter lang und erfüllt zumindest mich mit mächtigem Unbehagen. Unsere Jungs dagegen sind superhappy über diesen Fund. Ich bin froh, dass wir unsere Gummistiefel tragen, denn die sind vor Schlangenbissen sicher, weil sie kalt sind und Schlangen ihre Sensoren auf Wärme ausgerichtet haben. Die sehr seltene Schlange wird zu Forschungszwecken mitgenommen und so sacken die beiden Jungs das Tier im wahrsten Sinne des Wortes fachkundig und äußerst behutsam ein. Da lacht deren Forscherherz!
Bis zum Eintreffen unseres Fahrzeugs, das uns zurück zur Unterkunft bringt, scannen wir noch ein wenig die tropische Vegetation. Wir finden noch ein paar hübsche Echsen, dann fahren wir zurück. Auch heute kann sich unsere Tagesausbeute sehen lassen und die Fotos, die dabei entstehen sowieso.
05.05.2015 Mindo („Yellow House“)
Heute starten wir bereits um 6 Uhr. Nach einer 20 minütigen Fahrt erreichen wir ein Guesthouse, das ebenfalls viele Kolibris zu Besuch bekommt. Außerdem kann man auch Tukane beobachten. Hier frühstücken wir auch gleich. Wir verbringen den Vormittag damit, Kolibris zu beobachten und zu fotografieren. Später kommen auch ein paar Tukane vorbei, die sich allerdings nicht so richtig nah heran trauen. Dennoch reicht es, sie zu beobachten. Besonders die großen Tukane mit ihrem gelben Schnabel und dem gelben Kehlsack sehen toll aus.
Am Nachmittag ist dann Fotosession mit der Schlange von gestern Abend. Mit viel Vorsicht und Bedacht dürfen wir das schöne Tier fotografieren. Trotzdem bin ich in diesem Fall ziemlich froh, dass mein Makroobjektiv 150 mm Brennweite hat und ich dadurch nicht so nah an das Fotomodell heran muss. Aber ich lerne, dass jede Sorge unbegründet ist, denn die Souveränität, mit der die Jungs vorgehen, ist beeindruckend.
Wie jeden Nachmittag regnet es fast so pünktlich, dass man die Uhr danach stellen kann. Für uns bleibt gerade genug Zeit, um wieder Akkus zu laden und die Fotos zu sichern.
Am Abend steht dann unsere nächste Nachtsafari an. Ebenso pünktlich wie der Regen begonnen hat endet er auch wieder. Heute wartet eine ganz besondere Entdeckung auf uns; sozusagen der „Rolls Royce“ unter den Echsen. Die Pinoccio-Echse – leider nur die männlichen – tragen ein Horn auf der Nase und sind extrem selten. Außerdem leben sie auf Bäumen in mindestens 3 Meter Höhe, was die Suche nach ihnen zu einer ziemlich schwierigen Sache macht. Es ist bestimmt ein witziges Bild, wie wir zu viert mit Kopf in den Nacken durch den stockdunklen Dschungel laufen. Unserer beiden Experten machen aber doch das Unmögliche möglich und entdecken Frau Pinoccio. Sie hat zwar kein Horn auf der Nase, ist aber dennoch wunderschön und so bekommen wir sogar diese extrem seltene Echse zu sehen. Auch eine Tarantel bietet sich uns als Fotomotiv. Wirklich sehr beeindruckend diese dick behaarten Tiere mit ihrem sehr kräftigen Mundwerkzeug.
Hier in Mindo könnten wir noch eine ganze Weile zubringen. Dieses Gebiet ist sehr artenreich und viele Wandermöglichkeiten gibt es auch. Leider müssen wir aber morgen das Gebiet schon verlassen, denn wir werden eine weitere Regenwaldregion Ecuadors besuchen. So heißt es leider schon Abschied nehmen.
06.05.2015 Mindo – San Lorenzo („Tundaloma Lodge“)
Nach dem Frühstück brechen wir in das „Chocó-Gebiet“ auf. (Als „Chocó“ bezeichnet man den Tieflandregenwald an Kolumbiens Küste. Extrem hohe Niederschläge und ein besonders hoher Artenreichtum sind für diesen charakteristisch. Mittlerweile werden aber auch sämtliche Wälder von der Pazifikküste bis auf 2200 m Höhe als „Chocó“ bezeichnet.)
Kaum haben wir das kleine Paradies Mindo verlassen, schon blutet uns das Herz, denn wie ein langes Band ziehen sich nun Palmenplantagen statt Regenwald durch die Landschaft. Überall wurde der Regenwald unwiederbringlich gerodet, um Palmenplantagen anzupflanzen, aus deren Früchten das begehrte Palmöl gewonnen wird. Was für ein Frevel! Und inzwischen ist Palmöl überall. Palmöl ist mit einem Anteil von einem Drittel am globalen Gesamtverbrauch das weltweit wichtigste Pflanzenöl. Denn Palmöl ist billig und vielseitig verwendbar.
Schon jedes zweite Supermarktprodukt enthält Palmöl. Es steckt in Margarine, Schokolade, Kuchen, Keksen, Chips, Teig, Brötchen, Suppen, Saucen, Pommes Frites, Fertiggerichten, ist aber auch Bestandteil von Hautcreme, Seife, Sonnenmilch, Körperlotion, Lippenstift und anderen Kosmetikprodukten. Aus Palmöl können Tenside hergestellt werden, die in Duschgels, Shampoos und in Wasch- und Reinigungsmitteln stecken. Palm- oder Palmkernöl ist zudem in Schmiermitteln, Kerzen, Farben und Lacken enthalten. Fünf Prozent der Palmöl-Ernte werden weltweit als Rohstoff für die Strom- und Wärmeproduktion und als Biokraftstoff genutzt – mit steigender Tendenz. In den bevölkerungsreichen Staaten Asiens decken sogar viele Menschen ihren täglichen Fettbedarf mit Palmöl. Dabei ist der hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren ungünstig für den Gesamtcholesterinspiegel, denn Palmfett enthält mehr gesättigte Fettsäuren als z. B. Schweineschmalz. Das ist nicht besonders gesund für Herz und Kreislauf.
Palmöl ist Segen und Fluch zugleich. Doch die Wenigsten sind sich bewußt, dass sie mit ihrem Einkauf von Margarine, Pizza, Schokoriegel, Waschmittel, Cremes oder Lippenstift auch über das Schicksal der Arten entscheiden, die im Regenwald leben und damit der Lebensraum von vielen tausend Spezies ausgelöscht wird.
Leider ist es schon fast unmöglich, den Produkten mit Palmöl aus dem Weg zu gehen. Dabei sollte man weder Lebensmittel noch Kosmetika oder andere Produkte mit Palmöl kaufen, damit nicht noch mehr Regenwald sterben muss. Besonders, wenn man sieht, wie am Ende der Boden der Plantagen völlig erodiert ist und danach nichts mehr darauf wächst, macht das ziemlich betroffen.
Dabei kann man hier gut erkennen, dass auch Palmöl nicht die Lösung sein kann. Es wird lediglich das Problem ans andere Ende der Welt verlagert, wo es weniger auffällt.
Nach gut 5 Stunden Fahrt erreichen wir die Pazifik-Küste (Costa) und fahren in Richtung kolumbianischer Grenze. In einer kleinen Lodge am Rande des Regenwaldes werden wir die nächsten vier Nächte verbringen.
Erst einmal bekommen wir ein leckeres Dinner mit Langusten; schließlich sind wir am Meer. Dann brechen wir nach kurzer Pause zur ersten Nachtwanderung auf, die sehr ergiebig ist. Wir finden unglaublich viele Tiere. Unter ihnen ist auch ein bildhübscher gelb-schwarzer Baumfrosch, der aussieht wie ein Feuersalamander. Er hat große Augen und ist super süß. Auch wunderschön ist ein kleiner roter Pfeilgiftfrosch. Die Bilanz dieser Wanderung kann sich echt sehen lassen: zwei sehr aggressive Bananenspinnen, eine Schlange, vier Frösche, zwei Gottesanbeterinnen, einen Salamander, mehrere Stabheuschrecken, eine bunte Harlekin-Schrecke, ein Käfer der klickende Laute von sich gibt und fluoreszierende Augen hat und eine Echse. Wir haben alle Hände voll zu tun, um sie hübsch ablichten zu können. Ziemlich spät und ziemlich müde aber hochzufrieden fallen wir ins Bett.
07.05.2015 San Lorenzo („Tundaloma Lodge“)
Heute Morgen finden wir eine weitere Gottesanbeterin. Es ist unglaublich, wie viele verschiedene Formen diese Tiere haben können. Außerdem entdecken wir einen Frosch und eine weitere Schlange. So haben wir alle Hände voll zu tun, sie zu fotografieren.
Mittags werden wir wieder mit einem köstlichen Lunch verwöhnt. Da es heute sehr heiß und feucht ist, sind wir froh, nicht viel wandern zu müssen. So durchstreifen wir nur etwas die nähere Umgebung. Kaum ist die Sonne untergegangen, rüsten wir uns nach dem Abendessen zur Nachtsafari. Wieder ist die Suche recht erfolgreich. Wir finden verschiedene Regen- und Baumfrösche, riesige Spinnen, die ihre Netze mit dem stärksten Spinnenfaden der Welt spinnen und sogar eine männliche Augenlid-Lanzenotter. Diese relativ kleine giftige Viper hat wunderschöne Augen mit kleinen Hörnern obendrauf. Dabei sind wir gar nicht sehr lange unterwegs, denn schon überrascht uns der Regen. Eine Gottesanbeterin ist der Meinung, diesem Regen auch aus dem Weg gehen zu wollen. Als wir zurück in unserem Zimmer sind, sitzt sie mir im Haar und will dort auch nicht wirklich weg.
Diesmal regnet es die ganze Nacht hindurch. Für uns ist diese feuchte Wärme schon etwas gewöhnungsbedürftig.
08.05.2015 San Lorenzo („Tundaloma Lodge“)
Als wir aufstehen, scheint wieder die Sonne. Es wird auch heute wieder sehr warm. Wir durchstreifen ein wenig den angrenzenden Dschungel. An Fotomotiven mangelt es hier wirklich nicht und wir bekommen eine Menge Tipps von unseren Experten.
Sobald es dunkel wird, brechen wir zur nächsten Nachtsafari auf. Es ist immer wieder spannend, was der Dschungel so für Überraschungen für uns bereit hält. Bis jetzt ist noch keine Nachtwanderung vergangen, an der wir nicht für uns neue Arten gefunden haben.
09.05.2015 San Lorenzo („Tundaloma Lodge“)
Auch dieser Tag verläuft ähnlich wie die anderen Tage hier. Wir durchstreifen den Dschungel, finden ständig Neues, das uns fasziniert. Mal ist es eine Raupe, die aussieht wie ein Alien und auf den ersten Blick nicht eindeutig zu erkennen ist, ob es sich nicht doch um eine Echse handelt. Ein anderes Mal sind es Spinnen, Blüten oder Insekten, die in einer enormen Artenvielfalt vorkommen und mit außergewöhnlichen Formen aufwarten. So vergeht der Tag wie im Flug.
Zwischendurch dringt von der Küste laute Musik zu uns herauf. Normalerweise fänden wir das ziemlich doof, aber das hier hat schon eine Menge karibischen Einschlag und ist Reggae-Musik vom Feinsten. Da kann man nur gute Laune haben. Wie jeden Tag durchstreifen wir dann wieder die halbe Nacht den uns umgebenden Regenwald und unsere beiden Jungs finden ständig neue Tiere. Auch wenn unsere Stirnlampen gehörig die Mücken und Motten anziehen und uns das Getier dann in Schwärmen vor dem Gesicht flattert, der Schweiß rinnt, die Ameisen uns kräftig in den Po beißen, sobald wir uns irgendwo tiefer bücken – es ist jeden Abend wahnsinnig aufregend, was wir diesmal alles entdecken. Der Regenwald ist voller Geheimnisse und Überraschungen. Heute haben es sich die Beiden in den Kopf gesetzt, uns einen Glasfrosch mit roten Augen zu finden. Fast sieht es so aus, als ob daraus nichts wird, aber dann finden sie doch so ein hübsches Kerlchen. Wir sind sprachlos, denn dieser Frosch ist nicht größer als der kleine Fingernagel. Die Suche nach ihm ist buchstäblich die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Niemals hätten wir dieses süße Kerlchen entdeckt. So endet unsere letzte Nachtsafari hier mit einem kleinen Highlight, denn zurück in der Lodge müssen wir auch schon wieder die Taschen packen. Morgen brechen wir in den Amazonas auf.
10.05.2015 San Lorenzo – El Coca (Hotel „El Auca“)
Pünktlich um 7 Uhr holt uns der Fahrer ab, um uns zurück nach Quito zu bringen. Von dort aus werden wir nach Coca fliegen. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt für alle Amazonastouren. Die fünfstündige Fahrt von der Küste zurück nach Quito führt durch eine wunderschöne Landschaft. Zuerst passieren wir noch schöne intakte Regenwaldgebiete, dann geht es den Andenkamm hinauf. Wir haben tolle Ausblicke in diese wunderschöne Landschaft. Grüne Bergkämme, in denen noch der Nebel hängt und von Zeit zu Zeit sehen wir einen Wasserfall. Einen kurzen Stopp gibt es an einer Passkontrolle mit 8 schwerbewaffnete Soldaten. Die sehen aus, als ob gleich der Krieg ausbricht aber sie sind sehr höflich zu uns. Mal wieder werden unsere Passdaten abgeschrieben, dann dürfen wir passieren. Die Kontrolle findet deshalb statt, weil wir uns hier an der Grenze zu Kolumbien befinden und man will den Schmuggel unterbinden.
Die Landschaft wechselt und wird immer spektakulärer. Bis auf fast 3.000 Meter müssen wir fahren, um den Andenpass zu überwinden. So lernen wir auch gleich noch den Ort Otavalo kennen, der bei Touristen sehr beliebt ist. Die Stadt wird von den drei Vulkanen Imbabura, Cotacachi und Mojanda eingerahmt. Erstaunt sind wir über die vielen herrlichen Rosen, die hier verkauft werden. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass in dieser Höhe Rosen gedeihen. Dabei haben diese Rosen auch noch gigantisch große Blütenköpfe. Wir erfahren, dass die Rosen in Holland gezüchtet werden, hier wachsen, weil sie dank des fast senkrechten Sonnenstandes hier in Äquatornähe am geradesten wachsen und dann als Schnittblumen nach Russland verkauft werden. Was für ein Wahnsinn!
Mittags erreichen wir den Flughafen von Quito. Unsere Maschine soll eigentlich um 13:30 Uhr fliegen, hat aber zwei Stunden Verspätung. Das ist blöd, aber heute übernachten wir sowieso in Puerto Francisco de Orellana, auch El Coca genannt. Da ist es relativ egal, wann wir ankommen. So können wir hier am Flughafen noch etwas akklimatisieren und trocknen, denn meine Haare sind seit Tagen feucht und sonst ist auch alles leicht klamm.
Nach 40 Minuten Flugzeit mit der inländischen Fluggesellschaft Tame kommen wir in El Coca an, nehmen unser Gepäck in Empfang und fahren mit zwei Taxis ins Hotel „El Auca“. Das ist wohl das beste Haus am Platz, sehr zentral und recht nobel. Für uns ist eine Suite gebucht und dank gut funktionierender Internetverbindung nutzen wir die Zeit für ein paar Grüße an unsere Lieben daheim. Außerdem können wir uns gleich noch mit hiesigem Insektenschutzmittel versorgen und Geld wechseln, denn in Ecuador werden nur Geldscheine bis maximal 20 Dollar entgegen genommen.
Beim Abendessen im Hotel können wir uns dann ein Bild vom hiesigen Klientel machen, das von einer Filmcrew über schönheitschirurgisch aufgepimpte Israelinnen, Aussteiger und Goldschürfer bis zum Tarzan- und Krokodil-Dandy-Verschnitt und natürlich Arbeitern der nahen Ölförderanlagen reicht. Es ist irre interessant und wir haben viel Spaß.
11.05.2015 El Coca – Amazonasbecken Yasuni NP (Research Center)
Wir befinden uns nun im sogenannten „Oriente“ von Ecuador, dem Amazonastiefland und wie sich das für ein tropisches Regenwaldgebiet gehört – regnet es am Morgen erst einmal.
Nach dem Frühstück werden wir mit einem Kleinbus etwa 3 Stunden auf meist asphaltierter Piste in den Dschungel gefahren. Anschließend überqueren wir mit einem Boot den Rio Napo, der die Grenze zum Yasuni National Park darstellt. Dieser Nationalpark hat die größte Biodiversität weltweit, ist aber stark bedroht, denn im Amazonasbecken wurden riesige Mengen an Erdöl gefunden, die nun schon seit 15 Jahren gefördert werden. Etwa 1 Mio. Spezies von Fauna und Flora haben hier ihren Lebensraum. Im Park konzentrieren sich die höchsten Dichten an Amphibien-, Reptilien-, Säugetier-, Vogel- und Pflanzenarten im ganzen Amazonasgebiet. Es gibt allein 185 Amphibien- und 121 Reptilienarten und nirgendwo sonst auf dem Planeten gibt es mehr Insektenarten als hier. Allein die riesige Fülle endemischer Arten an Flora und Fauna ist weltweit einzigartig.
Leider befinden sich auch unter dem Yasuni NP sehr ergiebige Erdölvorkommen, weshalb in naher Zukunft auch dort Ölbohrungen vorgenommen werden. Um die nötige Infrastruktur zu stellen, muss viel Urwald unwiederbringlich weichen.
Mit Betreten des Parks erleben wir ein Kuriosum. Von Jedem, der den Yasuni NP betritt, werden sämtliche Gepäckstücke geröntgt und man muss einen Security-Check wie auf dem Flughafen über sich ergehen lassen. Angeblich gilt der ganze Aufwand dazu, dass kein Alkohol in den Park gebracht wird. Unser „Arznei“-Whisky darf also nicht mit. Die Flasche muss der Fahrer inzwischen für uns aufbewahren. Das Mega-Kuriosum ist aber, dass nicht etwa der Ecuadorianische Staat oder die Einheimischen den Zugang zum Park kontrollieren, sondern die Ölgesellschaft „Repsol“, die das Öl fördert und im Park eigentlich auch nur Gast ist. Hier sieht man wieder einmal: Geld regiert die Welt! Angeblich gilt das Einfuhrverbot den indigenen Völkern, die noch im Yasuni NP leben. Zwei Stämme von ihnen pflegen den Kontakt zur Zivilisation, der dritte Stamm verbietet bzw. verbittet sich dagegen jeden Kontakt zur Außenwelt.
Nachdem wir die Kontrolle haben über uns ergehen lassen, fahren wir noch einmal mit einem Bus etwa 50 km tiefer in den Dschungel. In einem der beiden Research-Center (Forschungsstationen) werden wir die nächsten Tage bleiben. Eigentlich dürfen Fremde gar nicht in den Yasuni NP und es gibt in diesem Gebiet auch keine Unterkünfte; abgesehen von den beiden Forschungsstationen. Lediglich das Napo Wildlife Center am Rand des Yasuni NP dürfen auch Touristen besuchen. Wir genießen also dank der guten Kontakte unserer beiden Jungs das Privileg, überhaupt in das Herz des Parks zu dürfen.
Nach dem Mittagessen machen wir uns zu einer ersten Erkundungstour auf. Wir möchten natürlich von den 185 Amphibienarten, die hier im Yasuni NP bisher entdeckt wurden; möglichst viele sehen. (Im Vergleich dazu hat ganz Frankreich nur 79 Arten Amphibienarten aufzuweisen.)
Erst einmal wird uns klar: ohne Gummistiefel geht hier gar nichts. Auf manchen Wege versinkt man buchstäblich knietief im Schlamm. Es gibt hier aber unzählige hervorragend ausgeschilderte Wege, so dass wir uns auch gut allein im Dschungel bewegen können. Wir finden sogar einen kleinen Dschungelfrosch. Besonders schön ist es am Fluss, wo ein kleiner Hide (Beobachtungshütte) gebaut wurde. Hier kann man in aller Ruhe sitzen und den Regenwald genießen.
Am Abend gehen wir dann wieder für insgesamt 5 Stunden bis weit nach Mitternacht auf Nachtsafari. Wir laufen einen nur einen Kilometer langen Rundweg und finden dabei mehr als 30 verschiedene Tiere. Darunter ist sogar eine frisch gehäutete Regenbogenboa und eine schön gezeichnete Gartenpython. Aber auch bildhübsche bunte Giftfrösche und lustige Baumfrösche entdecken wir.
Allein 8 total verschiedene Froscharten finden wir heute Nacht. Auch die Echsen gibt es in erstaunlicher Artenvielfalt; ebenso Spinnen und Schrecken. Stabheuschrecken erreichen hier eine Größe von gut 20 cm. In dieser Nacht finden wir zusammen 6 Schlangen, wovon eine allerdings sofort die Flucht ergreift. Auch ein grünes schlafendes Vögelchen (Manakin) entdecken wir in einer großen Pflanze. Es ist einfach unbeschreiblich, die Geheimnisse des Regenwaldes ein Stück zu entdecken. Auch werden wir immer besser und entdecken schon allein die verschiedenen Tiere. Unsere beiden Jungs freut es. Wir sind total begeistert über die immense Ausbeute und haben alle Hände voll zu tun, die Tiere gut abzulichten.
So gegen Mitternacht beginnt es leicht zu tröpfeln. Das hält aber nicht lange an. Kaum sind wir jedoch in der Forschungsstation, hört es sich über uns an wie Luftangriff. Es pfeift und prasselt, dass wir zuerst meinen, die Klimaanlage ist kaputt. Doch weit gefehlt, denn draußen geht ein echter tropischer Regen nieder. Wir wären in Sekunden nass bis auf die Haut gewesen. Müde aber extrem happy fallen wir in unser Bett.
12.05.2015 Yasuni NP (Research Center)
Auch dieser Tag verläuft ähnlich wie die bisherigen Tage. Wir kommen nicht allzu früh aus dem Bett und durchstreifen dann nach dem Frühstück ein wenig die Gegend. Es gibt viele Wanderwege und Fotomotive finden sich hier auf jeden Meter.
Am Abend gehen wir dann wieder vier Stunden auf Nacht-Safari. Heute ist der nachmittägliche Regen ausgeblieben, was sich sofort bei der Suche bemerkbar macht. Es sind weitaus weniger Frösche und Schlangen unterwegs. Dennoch finden wir eine schöne rot-schwarz gestreifte Natter mit orangefarbigem Kopf. Auch ein paar Regen, Baum- und einen Giftfrosch sowie mehrere Spinnen, eine mehr als handtellergroße dick behaarte Tarantel und eine Menge anderes interessantes Getier finden wir.
Der heutige Regen überrascht uns dann unterwegs, aber er ist nicht so heftig und dauert auch nicht lange an. Es ist bereits weit nach Mitternacht, als wir todmüde ins Bett fallen. Dank der Klimaanlage im Zimmer trocknet glücklicherweise auch unsere nasse Kleidung ganz gut.
13.05.2015 Yasuni NP (Research Center)
Der Tag beginnt mit einer Überraschung, die schon unrealistisch ist. Als wir gerade zum Frühstücken gehen wollen, steht ein Tapir direkt unter unserem Balkon. Als wir uns anschleichen, kommt uns bereits an der Treppe ein noch größerer Tapir entgegen und schnüffelt an der Linse unseres Weitwinkelobjektivs. Der Tapir riecht mit seinem verkürzten Rüssel an meiner Hand und erwartet offensichtlich Futter von mir. Die Tapirmutter wurde als Baby hier in der Forschungsstation aufgezogen, weil die Einheimischen ihre Mutter erlegt hatten und später wurde das Tier ausgewildert. Inzwischen kommt die erwachsene Tapirdame mit ihrem etwa 5 Monate alten Jungtier regelmäßig zu Besuch in die Forschungsstation und lässt sich von Jedermann mit Obst füttern. Es ist unglaublich, wie zutraulich diese Tiere sind. Ihr Betteln nach Leckereien unterstützen sie noch mit einer Art leisem winseln, was man den massigen Tieren gar nicht zutraut. Immerhin ist die ausgewachsene Tapirdame gut 1,50 Meter groß. Nachdem die beiden Tapire bei Jedermann das Obst „eingesammelt“ haben, verschwinden sie wieder gemächlich im Wald. Wir sind noch ganz geflasht von diesem Erlebnis, denn normalerweise sind Tapire nachtaktiv und extrem scheu, aber die Zwei scheinen zu wissen, dass nachts bei den Menschen nichts zu holen ist.
Auch heute verbringen wir dann den Tag wie die Tage zuvor. Wir durchstreifen die Gegend und fotografieren, was uns vor die Linse kommt. Außerdem müssen wir auch hin und wieder ein Stündchen vorschlafen, denn unsere Nächte sind kurz.
Der Nachmittagsregen lässt heute nicht auf sich warten, was in der Nacht wieder interessante Funde verspricht.
Gespannt machen wir uns nach dem Abendessen zur Nachtsafari auf. Kaum sind wir im Dschungel, finde ich schon wieder eine Regenbogenboa. Die Tiere sind recht selten und gleich zwei von ihnen zu entdecken, ist ein ziemlich großes Glück. Woher die Schlange ihren Namen hat, kann man gut erkennen, wenn man sie ein wenig anleuchtet. Ihre Haut schillert dann in allen Regenbogenfarben, je nachdem, wie der Lichteinfall ist. Über uns in den Bäumen suchen wuschelige Nachtaffen nach leckeren Früchten und gemeinsam finden wir auch diese Nacht so allerhand Interessantes. Es macht großen Spaß, mit den Jungs durch den nächtlichen Dschungel zu streifen. Sie sind mit mindestens dem gleichen Eifer dabei, uns die Geheimnisse des nächtlichen Dschungellebens zu offenbaren, wie wir selbst versuchen, möglichst viel zu entdecken.
Besonderes Highlight sind heute die bildhübschen grünen Affenfrösche, die sich mit ihren langen Beinen extrem langsam – wie in Zeitlupe – bewegen. Wir finden sie mindestens genau so hübsch wie die costa-ricanischen Rotaugenfrösche.
Später in der Nacht können wir noch zusehen, wie die kleinen Regenfrösche ihren Kehlsack zum Froschkonzert aufblasen und dann entdecken unsere Jungs sogar noch eine grüne Schlange mit blauer Zunge. Insgesamt ist auch diese Nacht sehr ergiebig.
Besonders eindrucksvoll sind vor allem die vielen Vegetationszonen im Regenwald. Mehrere hundert Jahre alte Baumriesen, gut 40 Meter und mehr hoch überspannen mit ihrem dichten grünen Blätterdach den Wald. Ihre Luftwurzeln reichen bis zum Boden. Gut möglich, dass da oben Tiere leben, die nie auf den Boden kommen und sie daher noch kein Mensch gesehen hat. Darunter wachsen in weiteren Etagen Bäume und Baumfarne, Palmen u. a., die wiederum Wirt für Farne, Moos, Pilze, Orchideen, Bromelien und viele andere Pflanzen sind. In der untersten Etage gedeihen dann immer noch Pflanzen, die mit weniger Licht klar kommen. Diese Szenerie ist gerade nachts besonders beeindruckend und richtig mystisch. Wir bekommen gar nicht genug davon, auch wenn unter unseren Stiefeln der Schlamm „schmatzt“ und wir manchmal fast bis zum Rand der Stiefel im Schlamm versinken. Es ist ein Privileg, hier sein zu dürfen und diese Wunder der Natur live erleben zu dürfen. Dabei fühlen wir uns manchmal wie in einem Film, so unwirklich ist das. Hätte mir vor 30 Jahren Jemand gesagt, dass ich mal durch den Amazonas streifen werde, hätte ich ihm vermutlich den Vogel gezeigt.
14.05.2015 Yasuni NP (Research Center)
Kurz nach 1 Uhr morgens fallen wir ins Bett. Sehr lang ist diese Nacht nicht für uns. Damit wir dennoch zu unserem Schlaf kommen, regnet es freundlicherweise am Morgen, so dass wir uns nach dem Frühstück noch einmal für ein paar Stündchen hinlegen können. Hier muss man sich einfach dem Rhythmus der Natur anpassen und die Tiere, die wir sehen möchten, sind nun mal überwiegend nachtaktiv oder nachts besser aufzuspüren.
Sobald der Regen aufhört, gehen wir wieder auf Motivsuche. Diesmal entdecken wir sogar Wollaffen (Woolly-Monkys), die allerdings so weit oben in den Bäumen nach Früchten suchen, dass wir leider kein Foto von ihnen machen können.
Zwischendurch kommen schon wieder die beiden Tapire auf eine Stippvisite vorbei und nehmen gern das angebotene Obst mit. Ist gerade kein Obst im Angebot werden zwischendurch auch gern die Zierpflanzen der Anlage gefressen. Man merkt, dass die Tapire sich hier zu Hause fühlen. Sie stapfen ungestört mitten über das Gelände. Die Tapir-Mama kommt uns teilweise so nah, dass sie uns beim Fotografieren in der Hocke fast umwirft. Da die Wiese im Forschungszentrum vom starken Regen total abgesoffen ist, müssen wir mächtig aufpassen, dass wir uns nicht einen nassen Po holen. Für unsere Sandalen kommt ohnehin schon jede Hilfe zu spät; die sind längst voller Schlamm. Nur einer von uns Vieren war clever genug, gleich die Gummistiefel anzuziehen. Wir anderen müssen nun erst einmal Schuhe waschen und sie anschließend mit dem Fön trocknen.
Am Abend wiederholt sich die Prozedur von jedem Tag. Wieder ziehen wir für 5 Stunden durch den Dschungel. Auch diese Nacht ist spannend und am Ende wird unsere Suche und Geduld mehr als belohnt. Wir finden eine kleine, bildhübsche Schlange, mehrere Frösche, eine Echse, diverse Spinnen und Schrecken in allen möglichen Formen und dann entdecke ich eine ziemlich große, schwarz-weiß-gelb-geringelte Korallenschlange. Sie ist hochgiftig, es gibt kein Antiserum gegen ihren Biss und der Biss führt unweigerlich zum Tod, weil das Gift auf das Nervensystem wirkt. Unsere zwei Biologen wären keine Biologen, wenn sie diese ganz besondere Schlange einfach davon kommen ließen, denn es kommt wohl nicht oft vor, ein Tier in dieser Farbgebung zu finden. So dauert es nicht lange und unsere zwei Unerschrockenen haben dieses Tier am Haken und im Sack. Sie sind happy mit ihrem „Happybag“; ich dagegen weiß nicht so genau, ob ich mich über diesen Fund freuen soll. Schauen wir mal.
Heute sind unsere zwei Jungs auf der Suche nach etwas ganz Bestimmtem; verraten es uns aber nicht. Wir kraxeln den Abhang hinunter in ziemlich undurchdringliches Dickicht. Es ist unangenehm hier, denn die vielen Motten, Mücken und anderes Kleingetier umschwirren uns unermüdlich. Unsere Stirnlampe zieht sie an und ständig hat man die Viecher in den Augen, der Nase und wenn man die Klappe nicht hält, auch im Mund. Wir treten im Modder und Schlamm herum bis endlich der Siegesruf ertönt. Einer unserer Jungs hat den „Rolls Royce“ unter den Fröschen gefunden. Dieser Amazonas Hornfrosch sieht so eigenwillig aus, dass er schon wieder faszinierend schön ist. Sein Maul reicht um den halben Kopf und seine Zeichnung tarnt ihn perfekt. So braucht er nur zu warten, bis ihm die Beute vor das Maul läuft. Wir sind total begeistert übr diesen seltenen Fund. So geht nach fast 5 Stunden erneut eine sehr erlebnisreiche Nachtsafari zu Ende. Es ist unglaublich, dass wir jede Nacht so viel Neues finden. Zu Krönung des Tages schläft dann noch der Tapir direkt unter unserem Balkon.
15.05.2015 Yasuni NP (Research Center)
Auch die vergangene Nacht war kurz. Nach dem Frühstück haben wir ein wenig Zeit zum Bummeln, bevor wir später mit dem „Happybag“ noch einmal in den Dschungel ziehen. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass diese Schlange jemals zum Fotografieren still hält, doch unsere beiden Jungs schaffen es tatsächlich, sie zu bändigen. So können wir sie mit gebührendem Respekt und nötigem Abstand fotografieren. Man sieht in solchen Situationen, wie viel Vorsicht und Bedacht die Beiden im Umgang mit der Schlange an den Tag legen. Sie versichern uns, dass die Schlange nicht höher als unsere Stiefel kommt und ich hoffe, sie weiß das auch. Aber erstaunlicherweise ist sie gar nicht aggressiv und will kein einziges Mal zubeißen. Viel mehr versucht sie ständig, ihren Kopf unter Blättern oder in irgendwelchen Löchern zu verbergen. Trotzdem wären mir jetzt ehrlich gesagt Ganzkörperstiefel lieber. Kurz: unser Fotoshooting ist aufregend aber wir überleben es und sind um einige Erfahrungen und bleibende Eindrücke reicher.
Mittags holen wir dann erst einmal ein wenig Schlaf nach, denn wer weiß, was uns die kommende Nacht erwartet.
Später am Nachmittag machen wir noch eine kleine Wanderung, auf der wir den Regenwald noch einmal in vollen Zügen genießen.
Unsere heutige Nachtsafari fällt dann leider etwas kürzer aus, denn morgen müssen wir früh raus. Trotzdem entdecken wir auch heute wieder neue Tiere. Die Artenvielfalt ist einfach gigantisch.
16.05.2015 Yasuni NP (Research Center)
Heute steht ein Ganztagesausflug auf dem Programm. Wir machen einen Bootsausflug in die vier Stunden entfernte zweite Forschungsstation im Yasuni NP. Leider regnet es auf der Fahrt regelmäßig, so dass wir uns ständig an- und ausziehen müssen. Wir sind zwar mit der Regenkleidung gut ausgestattet, aber bei Regen gibt es auf der Fahrt auch nicht viel zu sehen. Ein paar scheue Affen und einige Vögel, mehr ist nicht drin. Überhaupt sind die Tiere extrem scheu, denn in der Nähe lebt noch der Eingeborenenstamm der Kichwa und die dürfen auch noch für ihren Eigengebrauch jagen.
In der Research-Station essen wir Mittag, bevor wir uns auf einen sehr anstrengenden, 7 km langen Rundweg über Stock und Stein, durch Matsch und Schlick, Berg auf und Berg ab machen. Der einheimische Guide ist auf der Suche nach Zwergaffen, die hier leben und auch erforscht werden. Schon wieder regnet es, was das Ganze nicht einfacher macht. Zu allem Überfluss laufe ich noch gegen einen tief hängenden Ast und habe gleich eine leicht blutende kleine Platzwunde unter dem Auge. Ich hatte mich zu sehr auf den extrem schmierig-glatten Weg konzentriert und der Guide, der vor mir läuft und eigentlich mit aufpassen sollte, ist mehr als einen Kopf kleiner als ich. Irgendwann nahe der Unterkünfte finden wir dann ein paar dieser süßen kleinen Äffchen, aber wieder sind sie ziemlich scheu und weit entfernt.
Das war wohl mehr ein Verdauungsspaziergang. Wir haben auf unserer heutigen Tour noch zwei Einheimische mit dabei. Die beiden Brüder (16 und 25) gehören zum Volk der Huaorani und sind extrem clever. Außerdem haben sie wahnsinnig scharfe Sinne. Sie erzählen uns, dass sie bereits mit 7 Jahren von ihren Eltern gelernt haben, wie man Tiere sieht, riecht und hört. Dem Jüngeren tut meine kleine Platzwunde schrecklich leid. Ganz besorgt fragt er ein paar Mal danach und schaut mich mitleidig an. Aber das Ganze sieht schlimmer aus als es ist und tut auch nicht weh.
Nach der Wanderung sind wir ziemlich kaputt. Wir sind es nicht gewöhnt, jeden Schritt ausbalancieren zu müssen und immer darauf zu achten, dass man den Fuß so setzt, dass man nicht rutscht. Gegen 15 Uhr treten wir die Rückfahrt an. Zum Glück ist es jetzt trocken. Problematisch ist allerdings, dass es gegen 18:30 Uhr dunkel wird und so sind wir froh, dass wir gegen 19 Uhr unsere Forschungsstation erreichen. Es war interessant, die Vegetation am Riu Tiputini zu sehen, aber so richtig lohnenswert war dieser Ausflug nicht.
Nun heißt es heute Abend noch Taschen zu packen, denn morgen setzen wir unsere Reise in das Cuyabeno Naturreservat, ein ebenfalls geschütztes Gebiet im Amazonasbecken, fort.
17.05.2015 Yasuni NP – Cuyabeno Naturreservat (“Caiman Lodge”)
Noch einmal kommt die kleine Tapir-Familie, um sich zu verabschieden. Heute erscheint die Mutter sogar mit zwei unterschiedlich großen Jungtieren. Dann werden wir zum Napo-River gebracht, müssen vom Sicherheitsdienst der „Repsol“-Ölgesellschaft noch einmal unsere Taschen röntgen lassen, bevor wir den Park verlassen. Heute morgen regnet es ziemlich heftig, was das Ganze zu einem Wet-Shirt-Contest für unser beiden Jungs macht, die sich dankenswerter Weise um unser Gepäck kümmern, damit wir trocken bleiben. Mit einem Boot überqueren wir den Rio Napo. Am anderen Ufer wartet schon unser Fahrer und „Medizinmann“, denn ihm mussten wir ja unseren Whisky anvertrauen, weil der in den Park nicht eingeführt werden durfte. Grinsend übergibt er uns die wertvolle Leihgabe.
Nun fahren wir noch ca. 3 Stunden zum Cuyabeno Naturreservat. Wir werden dort die nächsten 4 Nächte in der „Caiman-Lodge“ verbringen. Um zur Lodge zu gelangen, müssen wir noch in ein motorisiertes Kanu umsteigen und noch einmal 2 Stunden durch den wunderschönen Regenwald fahren. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die einzelnen Regenwälder sind. Unterwegs geht sogar noch mein geheimer Wunsch gleich zweimal in Erfüllung. Wir sehen ein Zweifinger- und später noch ein Dreifinger-Faultier. Es hat sich zwar ziemlich zusammengerollt und liegt genau im falschen Licht, aber immerhin haben wir ein Faultier gesehen.
Die „Caiman-Lodge“ liegt an einer sehr schönen Lagune mitten im Cuyabeno Naturreservat und dort ist alles Öko; beim neuen Manager angefangen. Der scheint irgendwie mit seinem Dschungelarbeitsplatz etwas überfordert und fürchtet sich vor jedem Tier. Hier müssen wir uns auch darauf einstellen, dass es nur von 18 bis 22 Uhr Strom gibt. Das ist bei den vielen Akkus, die wir täglich allein für die Lampen zu laden haben, nicht so einfach und ohne Licht können wir im Dschungel gar nichts ausrichten.
Wir beziehen unser Zimmer. Vom Regenwald gleich hinter der Hütte trennen uns nur große Gazefenster und ein paar dünne Bretter. Das hat schon mal den Vorteil, dass man Draußen nichts verpasst und sich auch durch die Wand unterhalten kann.
Wir essen erst einmal zu Mittag, bevor es anschließend auf Bootssafari auf dem Rio Cuyabeno geht. In der benachbarten Lagune treffen wir vollkommen unerwatet auf rosa Delphine. Das fängt ja schon gut an. Aber auch ohne Delphine ist die Lagune sehr schön.
In der Ferne hören wir das Konzert der Brüllaffen. Am Abend haben wir an der Laguna Grande noch Zeit für ein paar Fotos der untergehenden Sonne, bevor es wieder blitzartig regnet. Nasse Kleidung haben wir heute genug produziert. Nun ist die Herausforderung, sie wieder irgendwie trocken zu bekommen.
Nach dem Abendessen wollen unsere Jungs noch einmal raus. Mal sehen, ob das was wird, denn im Moment regnet es wieder. Leider hört der Regen heute Abend nicht mehr auf. Es regnet sogar die ganze Nacht durch.
18.05.2015 Cuyabeno Naturreservat (“Caiman Lodge”)
Eigentlich wollten wir vor dem Frühstück einen kleinen Bootsausflug machen, doch noch immer regnet es. Erst gegen 7 Uhr hört es endlich auf. Zwischenzeitlich ist schon alles klamm, was nicht in Zippertüten steckt. An die feuchten Sachen müssen wir uns erst noch gewöhnen, denn bisher hatte immer die Klimaanlage dafür gesorgt, dass die Kleidung wieder trocknete.
Nach dem Frühstück machen wir wieder einen Bootsausflug doch diesmal mit einem Paddelboot. Unsere beiden Jungs und ein einheimischer Guide rudern uns durch die wunderschöne Lagune.
Unterwegs sehen wir gleich drei Sorten Affen und einige Vögel. Während wir einen Wollaffen beobachten, springt mich ein kleiner grüner Frosch an. Es ist ein Glasfrosch. Wir freuen uns sehr über diese unerwartete Begegnung. Nachdem wir gestern nicht zu den Fröschen kommen konnten, kommen sie wohl heute zu uns. In einer Baumhöhle können wir eine Gruppe Nachtaffen beobachten. Die kleinen Kerlchen haben riesengroße Augen. Neugierig schauen sie aus ihrer Baumhöhle und wir werden genau so interessiert beäugt, wie wir diese süßen Kerlchen betrachten.
Auf unserem Bootsausflug regnet es immer wieder mal und wir sind ständig damit beschäftigt, unser „Otterfell“ (die Regenjacken riechen inzwischen wie Otter) an und wieder aus zu ziehen. Dennoch ist die Fahrt sehr schön und vor allem ruhig. Wir genießen diese Fahrt sehr.
Zurück In der Lodge schauen wir erst einmal etwas blöd aus der Wäsche, denn die beiden patschnassen Handtücher wurden nicht gewechselt. Vom Manager erfahren wir, dass wir diese nassen Teile die nächsten vier Tage benutzen sollen. Das wäre vom Prinzip her ja kein Problem, aber was soll man mit patschnassen Handtüchern noch trocknen? Wir finden, hier übertreibt man es etwas mit dem Öko.
Nach dem Abendessen gehen wir noch auf eine Nachtwanderung. Wir entdecken allerlei Insekten, Spinnen und Schmetterlingsraupen sowie zwei Baumfrösche. So ergiebig wie im Yasuni NP ist es hier bisher nicht. Da sind wir wohl nun schon ziemlich verwöhnt.
Gegen 23:30 Uhr sind wir zurück und müssen uns nun mit der Stirnlampe waschen, denn der Strom ist schon abgestellt. Kerzen gibt es hier nämlich auch keine.
19.05.2015 Cuyabeno Naturreservat (“Caiman Lodge”)
Die Lage der Lodge ist unschlagbar und so nutzen wir den frühen Morgen für eine Paddeltour durch die große Lagune gleich hier um die Ecke. Es ist noch wunderbar friedlich und einzig das Schöpfen der Wasserbehälter stört die Ruhe. Unsere kleine „Titanic“ leckt nämlich gehörig und wir müssen ständig Wasser schöpfen, damit wir vier und der Guide „Adlerauge“ hier nicht absaufen. Gerade zieht der Nebel aus dem Regenwald und die Natur erwacht. In der Ferne hören wir das Heulen der Brüllaffen, das sich anhört als ob ein Sturm aufzieht. Es ist ein magischer Moment.
Auf einem Baum, der im Wasser steht, sitzt eine Gruppe Hoatzin. Diese hühnergroßen Vögel mit roten Augen, Kopfhaube, weißem Hals und langen schwarzblauen Schwanzfedern fauchen wie kleine Drachen. Sie sehen aus, als ob sie eine Versammlung abhalten, fauchen sich gegenseitig an und lassen sich von uns gar nicht stören. Woran erinnert uns das nur?
Um 8 Uhr zum Frühstück sind wir zurück. Hinter der Lodge tummeln sich gerade die Gelbfußaffen (Yellowhanded titimonkey) und wir schießen erst einmal ein paar Salven auf diese süßen dicht behaarten schwarzen Gesellen mit ihren gelben Füßen.
Im Anschluss an das Frühstück machen wir erneut eine Paddeltour. Erst lassen wir uns vom Motorboot ein Stück den Fluß abwärts bringen, bevor wir wieder in unsere „kleine Titanic“ umsteigen und unsere Jungs uns langsam zurückrudern. Inzwischen hatte man das Boot etwas abgedichtet, aber richtig dicht ist es noch immer nicht. Wir müssen also weiter schöpfen.
Heute wird ein ausgesprochen schöner Tag und wir „schippern“ gemütlich zurück. Erst machen wir einen längeren Stopp an einer Lagune in der ebenfalls Rosa Delphine leben. Immer wieder tauchen die beiden Delphine dicht vor uns auf und wir können ihre rosa Unterseite sehen.
Anschließend treffen wir auf eine Horde Wollaffen, die sich wie wild geworden durch den Dschungel schwingen. Wenig später sehen wir Brüllaffen und anschließend eine sehr große Gruppe der süßen kleinen Totenkopfäffchen. Alle Affen haben gemeinsam, dass sie extrem schwierig zu fotografieren sind. Ständig ändern sich die Lichtverhältnisse, sind Bäume, Äste und Blätter im Weg, schaukelt unser Kahn und die Affen sind zu schnell. Es ist ein Kampf. Trotzdem macht es Spaß, die Tiere zu beobachten.
Unterwegs machen wir Picknick auf dem Boot, denn wir haben unser Mittagessen mitbekommen. Dann schaukeln wir gemütlich weiter in Richtung Lodge. Am Rand der großen Lagune entdecken wir eine größere Gruppe Delphine und sie haben sogar Jungtiere dabei.
Später steigen wir wieder ins Motorboot der Lodge um, das gerade vorbei kommt. So sparen sich unsere Jungs ein Stück des Weges. Kurze Zeit später startet das Boot der Lodge, um die Gäste zum Sonnenuntergang in die Lagune zu bringen. Gleich um die Ecke sonnt sich eine schwarze Echse mit orangefarbenem Kopf auf einem im Wasser liegenden Baumstamm und das Boot fährt ein Stück heran, um die Echse besser sehen zu können. Plötzlich werden unsere Jungs total euphorisch. Seit 7 Jahren suchen sie und 6 weitere Forscher nach dieser Echse (Amazon thornytail, Tropidrus (Uracentron) flaviceps) und sehen sie hier das erste Mal. Das Tier lebt sehr territorial in einer Baumhöhle und hat nur einen ganz kleinen Wirkungskreis. Was für ein schöner Zufall! Acht Forscher suchen seit 7 Jahren nach dieser Echse und wir dürfen dabei sein, wenn sie entdeckt wird. Das ist doch ein Erlebnis! Nun hat die Sache aber noch einen Haken, denn zwischen uns und der Echse steht noch Gestrüpp, so dass das Boot nicht näher heranfahren kann. Außerdem ist die Echse sehr wachsam. Ohne lange zu zögern – lediglich das Handy wird in Sicherheit gebracht – steigt einer der Jungs in voller Montur ins Wasser und schwimmt zu dem Baumstamm. Sämtliche Insassen des Bootes dürfen nun miterleben, wie man so ein Tier behutsam und professionell einfängt. Eine falsche Bewegung hätte die Echse verjagt und unsere Jungs hätten sich wahrscheinlich vor Gram in den Po gebissen. Das Ganze nimmt aber unter Beifall aller Anwesenden ein gutes Ende. Stolz und glücklich bringen die Jungs ihre Trophäe ein. Das Tier muss erst einmal wissenschaftlich vermessen und fotografisch dokumentiert werden, bevor es am nächsten Tag wieder auf seinen Baumstamm darf.
Wir fotografieren anschließend in der Lagune den Sonnenuntergang und freuen uns über den Besuch der Delphine, während die überwiegend jungen Leute noch eine Runde schwimmen.
Nach dem Abendessen stellen die Jungs den anwesenden Gästen noch kurz ihre wissenschaftliche Arbeit vor und erklären, wieso sie das Tier eingefangen haben. Auch dieser Vortrag mit einer schnell erstellen Präsentation ist äußerst professionell und sehr überzeugend. Anschließend gehen wir wie jeden Abend wieder auf unsere Nachttour. Wir finden ein paar Kaimane und eine junge Amazonas- bzw. Garten-Boa (Corallus hortulanus). Unsere Jungs führen uns vor, was dieses Tier für scharfe Zähne hat und wie viel Kraft schon so ein junges Tier aufbringen kann. Boas sind Würgeschlangen, die ihre Beute erdrücken. Es ist eine beeindruckende Vorstellung. So hat sich dieser Ausflug auch schon wieder gelohnt. Zum Abschluss genießen wir noch bei völliger Dunkelheit und wolkenlosem Himmel den gigantischen Sternenhimmel. Das Ganze krönt dann auch noch eine ziemlich große Sternschnuppe, die vom Himmel fällt. Was will man mehr? Direkt auf dem Lodge-Gelände entdecken wir dann noch eine Schlange, bevor wir alle zusammen recht müde aber zufrieden über einen schönen Tag ins Bett fallen.
20.05.2015 Cuyabeno Naturreservat (“Caiman Lodge”)
Heute regnet es und so lassen wir den Tag langsam angehen. Wir freuen uns über die Gelbfußaffen, die um die Lodge turnen und haben Spaß mit dem Blaukopf-Papagei, der hier wohnt. Auch die beiden grünen Aras sind hübsche Fotomotive.
Wir nutzen den Tag und fotografieren, was uns vor die Linse kommt. Eine Motte sieht aus wie ein Kussmund, ein kleiner Käfer ist so golden wie eine Münze und wir dürfen auch die seltene Echse von gestern fotografieren. Sie ist tatsächlich etwas ganz Besonderes.
Es ist gut, dass sich heute das Wetter von gestern nicht wiederholt, denn das wäre zu viel Sonne für uns. So ruhen wir heute ein wenig aus und holen auch mal etwas Schlaf nach. Ein Rüsselkäfer, der uns im Zimmer besuchen kommt, muss dann auch mal als Fotomodell her halten.
Wie üblich gehen wir nach dem Abendessen auf Nachtwanderung. Es ist immer wieder faszinierend, dass der Regenwald nachts noch einmal ganz anders aussieht als am Tag. Alles wirkt noch geheimnisvoller, exotischer und intensiver. Man kann den Dschungel mit allen Sinnen genießen. Der modrig feuchte Waldgeruch, die vielen verschiedenen Geräusche und die gigantische Kulisse sind unbeschreiblich. Wir lieben diese Wanderungen. Heute finden wir gemeinsam eine kleine Baum-Boa, die im Unterschied zur gestrigen einen orangefarbigen Bauch hat, eine Wasserschlange, mehrere Baum-und Regenfrösche, einen ziemlich ungewöhnlich aussehenden Wasserfrosch der ausschließlich im Wasser lebt und diverse Spinnen, farbenprächtige Insekten und Raupen. Auch schwarze Kaimane entdecken wir im Wasser. So ist auch diese Wanderung wieder sehr interessant und erlebnisreich.
Während wir mal wieder einen ziemlich matschigen Weg passieren, sackt Uwe plötzlich mit einem Bein bis über das Knie im Schlamm ein. Nur mit großer Kraft kann er sich befreien. Kaum hat er das Bein heraus gezogen, läuft unablässig Wasser und Schlamm in das Loch. Es hört gar nicht wieder auf und ist wie ein kleiner Strudel. Er hat offensichtlich ein Loch in den Bau eines Gürteltieres getreten. Eigentlich müssten seine Stiefel jetzt voller Schlamm und Wasser sein, doch erstaunlicherweise sind die bombendicht. Er hat nicht einmal feuchte Socken. Nur die Hosen sehen lustig aus, aber der Dreck blättert morgen wieder ab. Unsere Stiefel sind halt einfach Spitze und dazu auch noch sehr bequem.
Auf unserer Nachwanderung vergeht die Zeit mal wieder wie im Flug und wieder sind wir überrascht, als der Blick auf die Uhr verrät, dass es schon weit nach Mitternacht ist. Leider war das heute unsere letzte Nachtwanderung, denn morgen müssen wir früher schlafen gehen. So genießen wir noch ein letztes Mal den Regenwald.
21.05.2015 Cuyabeno Naturreservat (“Caiman Lodge”)
Nun zeigt sich der Amazonas noch einmal von seiner freundlichsten Seite. Die Sonne scheint und wir fahren mit dem Boot flussabwärts. Unser Paddelboot haben wir im Schlepptau. Unterwegs entdecken wir zwei junge Anakondas, die sich sonnen. Wir fahren an den Ort, wo es Zwergseidenäffchen gibt. Während das Motorboot mit den restlichen Gästen und dem Guide weiterfährt, um ein Dorf mit Einheimischen zu besuchen, warten wir ein wenig und können die winzig kleinen Seidenäffchen tatsächlich beobachten, wie sie den Saft von der Baumrinde lecken. Die Tiere sind keine 20 cm groß und ziemlich scheu. Es gelingt uns sogar, ein paar Fotos von ihnen zu machen. In der Nähe einer Kaffeplantage picknicken wir erst einmal gemütlich. Dabei können wir auch die Unterkunft des Bauern betrachten, der die Plantage bewirtschaftet. Sein Lebensstandard ist mehr als bescheiden. Anschließend rudern wir flussaufwärts.
Luftlinie beträgt die Entfernung heute gut 7,5 km und der Fluss windet sich in unendlich vielen Kurven durch den Amazonas. Wir haben also eine verdammt lange Strecke zu rudern. Der Plan ist es, unterwegs quasi per Anhalter zu fahren und ein Motorboot zu bitten, uns ein Stück im Schlepptau mitzunehmen. Das Dumme ist jedoch, dass heute kein Boot vorbei kommt. Im schlimmsten Fall müssen wir aber einfach nur abwarten, bis die andere Gruppe von ihrem Ausflug zurück kommt und uns wieder einsammelt. Das wäre auch keine Katastrophe.
Gemütlich rudern wir also durch den Amazonas, schöpfen fleißig Wasser aus unserer „Titanic“ und genießen die Stille und Schönheit, die uns umgibt. Schon wieder entdecken wir eine Anakonda auf einem Baumstamm am Ufer. Die hat immerhin schon mal so knapp 2 Meter Länge und ist unterarmdick. Ausgewachsene Tiere schaffen es auf bis zu 9 Meter, aber die kann man nur in der Trockenzeit finden, wenn der Amazonas relativ trocken liegt.
Wir freuen uns über diese Entdeckung. Ein paar Flusskurven weiter können wir eine große Gruppe Totenkopfäffchen beobachten, wie sie sich tollkühn durch die Bäume schwingen. Die kleinen Kerlchen sind extrem flink und machen erstaunliche Sprünge. Hin und wieder landet da auch mal einer mit lautem Platsch im Wasser. Dann wird sich kurz geschüttelt und weiter gehts.
Gleich nebendran turnt eine Gruppe Kapuzineräffchen in den Wipfeln und ein Stück weiter sehen wir Wollaffen, die mit beeindruckendem Gehabe klar machen, dass das ihr Revier ist.
Im Verlauf des Tages sehen wir so insgesamt 8 verschiedene Affenarten (Seidenäffchen, Totenkopfaffen, Kapuzineraffen, Wollaffen, Brüllaffen, Gelbfußaffen, Nachtaffen, Äquatorial-Sakis).
Diese Vielfalt ist schon beeindruckend. Außerdem können wir viele verschiedene Vögel beobachten. Es ist eine sehr lustige und abwechslungsreiche Fahrt. Oft werden wir von riesigen stahlblauen Morpho-Schmetterlingen begleitet, deren Flügel größer sind als beide aufgeklappten Hände. Sie sind wunderschön. Aber auch die vielen kleineren Schmetterlinge, die uns ständig umflattern, haben traumhaft schöne Farben und Formen.
Mit Freude vernehmen wir die Geräusche eines Motorbootes und eine einheimische Familie, die auf dem Heimweg ist, nimmt uns dann ein ganzes Stück im Schlepptau mit. So haben wir schon mal ein paar Kilometer gespart.
Später sammelt uns dann die Gruppe, die bei den Einheimischen war, auf halbem Weg ein und bringt uns zurück in die Lodge. Wieder liegt ein abwechslungsreicher und sehr schöner Tag im Amazonas hinter uns. Nun müssen wir leider schon wieder unsere Sachen packen, denn morgen endet unser Aufenthalt hier und leider geht auch unser Aufenthalt in Ecuador so langsam zu Ende.
22.05.2015 Cuyabeno NR – Quito (“Puembo Birding Garden”)
Wir müssen sehr früh raus. Nach einem schnellen Frühstück bringt uns das Boot in rasanter Fahrt zurück zur Landungsbrücke. Dort steigen wir in unseren Kleinbus um und der Fahrer bringt uns nach Lago Agrio zum Flughafen. Von hier aus fliegen wir gemeinsam zurück nach Quito. Eine Stunde später landen wir in Quito. Ein Fahrer wartet bereits auf uns. Er bringt uns in unsere Unterkunft, dem Guesthouse „Puembo Birding Garden“, das wir schon von unserer ersten Nacht in Quito kennen. Wir machen uns ein wenig frisch, dann fahren wir mit unseren beiden Begleitern in die Altstadt von Quito. Hier gehen wir noch einmal gemeinsam lecker essen. Leider endet nun auch unser Aufenthalt mit den Beiden. Wir bummeln noch etwas zusammen durch die Altstadt und bekommen viele Hintergrundinfos über Quito und seine vielen tollen Sehenswürdigkeiten. Es ist eine sehr schöne Stadt, die nicht umsonst unter dem Schutz der Unesco steht.
Nun heißt es aber Abschied nehmen. Wir fahren mit dem Fahrer allein zurück zum Guesthouse, während unsere Jungs nach Hause gehen. Schade, dass die schöne Zeit schon vorbei ist. Wir werden die Jungs vermissen.
Im Guesthouse lassen wir die gemeinsame schöne Zeit noch einmal Revue passieren. Die vielen Eindrücke brauchen noch etwas Zeit, um alle verarbeitet zu werden. Unsere tollen Fotos dieser Reise werden uns dabei helfen.
Inzwischen verwöhnt uns die Hausherrin noch einmal liebevoll mit ihrem selbstgemachten Eis, das ausgesprochen lecker schmeckt. Auch unsere Vorlieb für Obst weiß sie zu befriedigen. Besonders in die leckere und vor allem zuckersüße Ananas könnte ich mich reinlegen.
23.05.2015 Quito (“Puembo Birding Garden”)
Nun brechen unsere letzten Stunden in Ecuador an. Ein letztes gemütliches Frühstück, bevor uns später ein Fahrer zum Flughafen bringt. Ohne besondere Vorkommnisse fliegen wir mit KLM über Amsterdam zurück nach Frankfurt. Auch diesmal genießen wir den hervorragenden Service und das nette Personal von KLM. Dann hat uns der Alltag wieder.
Fazit
Wir hatten im Dschungel von Ecuador eine unvergessliche Zeit. Unsere beiden Herpetologen haben uns in den drei Wochen, die wir gemeinsam unterwegs waren, eine Menge Interessantes gezeigt. Wir haben in jeder Hinsicht viel von ihnen lernen können. Ganz besonders beeindruckt sind wir von ihrer Philosophie und der Motivation, mit der sie arbeiten. Ihr Ziel ist es, die Natur zu schützen und das tun sie nicht auf militante sondern auf eine sehr intelligente und liebenswerte Art und Weise. Großkatzen, Elefanten; überhaupt Säugetiere allgemein, aber auch Vögel haben eine Lobby. Es gibt unzählige Fotos, die deren Schönheit und Einzigartigkeit zeigen. Daraus resultierend setzen sich bereits viele Menschen für ihren Schutz ein. Frösche, Schlangen, Echsen und Spinnen dagegen finden die meisten Menschen eklig und abstoßend; lehnen sie ab. Es ist eine Spezies ohne Lobby. Dabei sind diese Tiere bei genauerer Betrachtung nicht minder schön, beeindruckend, einzigartig, sehens- und schützenswert. Ziel unserer beiden Begleiter ist es, diese Schönheit einer Spezies ohne Lobby in beeindruckenden Fotos einzufangen und zu zeigen, dass auch Amphibien, Reptilien, Spinnen und Insekten schützenswert und ausgesprochen wichtig für das gesamte Ökosystem sind. Sie haben uns mit ihrem Wissen geholfen, ebenso schöne und beeindruckende Fotos machen zu können, wie sie selbst machen. Gleichzeitig haben Sie es geschafft, uns auch für Ihre Sache zu begeistern. Eine andere Sicht auf die Dinge und neue fotografische Blickwinkel werden uns auch in Zukunft fotografisch weiter bringen. So durften wir quasi noch einen individuellen dreiwöchigen Intensiv-Fotokurs genießen, in dem sie ihr breites Wissen gern und bereitwillig an uns weitergegeben haben. Wenn unsere Fotos es schaffen, dass wir auch nur eine Handvoll Menschen für Amphibien und Reptilien begeistern können, dann haben wir schon etwas erreicht. Unabhängig von den fotografischen Aspekten hatten wir viele interessante Gespräche und unsere beiden Jungs sind uns richtig ans Herz gewachsen. Es ist toll, was sie in ihrem jungen Alter schon leisten und ihr Blick auf die Welt hat uns sehr begeistert. Wir hatten eine tolle Zeit mit ihnen und besonders unsere gemeinsamen Nachtwanderungen werden wir sehr vermissen.
Kleidung und Gepäck
Viel Bekleidung braucht es im Regenwald nicht; es muss aber die richtige Bekleidung sein. Uns haben unsere „Hunter“-Gummistiefel sehr wertvolle Dienste erwiesen. Zwar hätten wir auch Stiefel gestellt bekommen, aber bei dem vielen Gebrauch machen sich das gute Fußbett und eigene Stiefel einfach bezahlt. Eine Regenhose und wasserdichte Behältnisse für die Kamera während der Wanderungen sind unerlässlich. Uns kamen die preisgünstigen Regenjacken von „Tchibo“ gerade recht, denn eine 200 Euro teure Outdoorjacke ist für den Dschungel einfach „too much“. Die Regenjacken haben Kapuzen, mit denen man ausreichend geschützt ist. Ohnehin ist der Regen warm und im günstigsten Fall sorgen Klimaanlagen dafür, dass die Kleidung auch trocknet. Die Hosen sollten strapazierfähig sein und nicht zu hochwertig, denn oft muss man auch über umgestürzte Bäume klettern.
Als Oberbekleidung haben sich langärmlige Microfaser-Hemden und -Blusen bestens bewährt. Sie tragen sich angenehm und trocknen gut. Außerdem schützt die lange Bekleidung am besten gegen Moskitos, Sandflöhe, Zecken und anderes Getier, das teilweise gefährliche Krankheiten übertragen kann, gegen die es keine Impfung gibt (z. B. Leishmaniose, Chikungunya-Fieber, Malaria, Denguefieber). Im Spaghetti-Top und mit kurzen Hosen durch den Dschungel zu marschieren, wie wir es teilweise erlebt haben, ist nicht nur dumm sondern auch rücksichtslos gegenüber denen, die später für die medizinische Behandlung mit aufkommen müssen.
Baumwollkleidung kann man bei einem Amazonasbesuch getrost zu Hause lassen, denn einmal feucht wird sie nie wieder richtig trocken. Die Baumwolle scheint sich wie ein Schwamm voll zu saugen.
Wertvoll war das Verpacken der Kleidung in große Zipperbeutel. Das ist zwar etwas unhandlich, aber dafür schützt es die Kleidung ganz gut vor der vielen Feuchtigkeit. Man muss sich aber einfach darauf einstellen, dass nach einigen Tagen mit viel Regen einfach alles klamm ist und nicht trocknet, sofern keine Klimaanlage läuft bzw. vorhanden ist.
Gute Dienste haben uns auch unsere „Vaude“-Reisetaschen erwiesen. Sie haben zwar keine Rollen, aber die wären ohnehin nur hinderlich gewesen, wenn es über Stock und Stein geht. Das LKW-Planenmaterial der Taschen ist strapazierfähig und vor allem nimmt es keine Feuchtigkeit auf.
Gesundheit
Neben den obligatorischen Impfungen ist für Ecuador eine Gelbfieberimpfung vorgeschrieben. Ansonsten empfiehlt sich lange Kleidung als bester Schutz gegen Insekten. Wir hatten diverse Insektenschutzmittel dabei, die jedoch ausnahmslos alle versagt haben. Das einzig wirksame Mittel (auf DEET-Basis?) haben wir auf Empfehlung unserer Jungs vor Ort gekauft („Off Family“ von Johnson) und von diesem Zeitpunkt ab haben uns auch die Moskitos verschont. Die Mitnahme von Moskitonetzen empfiehlt sich aber auf jeden Fall, den merkwürdigerweise haben die Unterkünfte meist keine Netze.
Für uns steht fest, dass wir mit dem Amazonasbecken noch nicht „fertig“ sind. Viel zu unterschiedlich sind die einzelnen Gebiete und der Artenreichtum ist einfach gigantisch. Das nächste Mal werden wir dann wohl erst einmal den peruanischen Teil des Amazonas besuchen. Aber auch unsere beiden Jungs würden wir sofort wieder auf ihre nächste Reise begleiten. Mal sehen, was die Zukunft bringen wird.
Wie so oft auf unseren Reisen haben wir aber nicht nur die schönen Seiten des Amazonas kennen gelernt sondern wir haben auch gesehen, was der Mensch anrichten kann. Gerodeter Regenwald, erodierter Boden auf dem nichts mehr wächst und breite Schneisen in den Regenwald, an deren Ende Ölbohrtürme stehen. Uralte wunderschöne Baumriesen mussten dafür weichen, Lebensraum vieler Spezies ist unwiederbringlich zerstört. Wieder einmal ist uns hier deutlich bewusst geworden:
Die Natur braucht uns nicht aber wir brauchen die Natur und in ihr sind wir der Gast. Wir sollten sie schützen, so lange noch etwas zum Schützen da ist, damit auch unsere Enkelkinder und deren Kinder diese so wunderschöne und fragile Ökosystem Amazonas bewundern und erleben können, denn wer einmal dort war, wird die Eindrücke nie wieder vergessen.