Kambodscha – Angkor, das faszinierende Erbe der Khmer
vom 01.01. – 09.01.2015
02.01.2015 Yangon – Bangkok – Siem Reap (Bamboo Residence)
Von Yangon aus fliegen wir am Vormittag mit Bangkok Airways in einer reichlichen Stunde Flugzeit nach Bangkok und von dort am frühen Nachmittag in einer weiteren Stunde nach Siem Reap in Kambodscha. Die Stadt ist Ausgangspunkt für den Besuch von Angkor. Die Region Angkor bildete vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des historischen Khmer-Königreiches Kambuja. „Weltbekannt wurde Angkor durch die noch heute sichtbaren Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelkanlagen – allen voran durch den Angkor Wat, den größten Tempelkomplex der Welt“ (Wikipedia). Doch Angkor Wat ist nur ein Highlight in einem Areal voller mystischer alter Anlagen, denn insgesamt besteht die Tempelstadt aus mehr als 1000 Heiligtümern auf 350 Quadratkilometern. Somit hat Angkor Wat die größte „Tempeldichte“ der Welt zu bieten. „Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 km2 wurden nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel errichtet. Es gibt Vermutungen, dass im Grossraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten.
Die großen Tempel wie der Angkor Wat oder auch der Bayon waren nicht als Versammlungsorte für Gläubige errichtet worden, sondern als Paläste der Götter, denn aus Stein gebaute Gebäude waren lediglich religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz. Das ist auch der Grund, weshalb nur die Tempelanlagen die Jahrhunderte überstanden, während alle weltlichen Gebäude dem tropisch-feuchten Klima zum Opfer fielen.“ (Wikipedia).
Von nun an sind wir wieder auf uns allein angewiesen. Das Visum haben wir uns als elektronisches Visum im Internet besorgt. Die Übernachtung in der Bamboo Residence haben wir uns selbst gebucht und vom Flughafen abgeholt werden wir vom Hotel. Bevor wir allerdings die ganzen Einreiseformalitäten am Flughafen abgewickelt haben, dauert es seine Zeit. Hier werden bei der Einreise alle 10 Finger gescannt, ein Foto wird gemacht, ein Gesundheitszertifikat muss man abgeben (wegen Ebola) und ein Einreiseformular ist auch noch auszufüllen. Die wollen wirklich alles ganz genau wissen und wie fast überall auf der Welt geht das nur im Befehlston mit bösem Blick.
Der Abholservice des Hotels klappt Super. Schon entdecken wir unter den vielen Abholenden ein Schild mit unserem Namen. Wir laufen mit unserem Abholenden rüber zum Parkplatz und zielstrebig steuern wir auf einen neuen SUV zu. Ich denke noch „Wow“, da sind wir an dem Auto vorbei. Nun stehen hier aber nur noch Mopeds mit Anhänger und weit und breit kein Auto mehr. Mit breitem Grinsen weist unser Abholer auf sein Moped, das als Tuktuk mit zwei Sitzbänken umgebaut ist. Wie sollen denn hier noch unsere zwei Reisetaschen mit? Unser Fahrer zeigt es uns. Die kommen auch noch obendrauf. 45 kg Gepäck plus wir zwei plus unsere beiden Fotorucksäcke mit ca. 30 kg sind offenbar für das Tuktuk kein Problem. Zugegeben, die Sitzbänke sind gar nicht so unbequem und warm genug ist es auch, so dass wir auf der ca. 20 minütigen Fahrt vom Flughafen zum Hotel unseren Spaß haben. Auto fahren kann schließlich jeder.
Im Hotel angekommen, beeilen wir uns mit dem Einchecken, denn wir wollen heute noch unseren 7-Tagespass besorgen. Schließlich möchten wir morgen Früh zum Sonnenaufgang keine Zeit verlieren.
Unser Tuktuk-Fahrer bringt uns also für 7 USD zum Ticketschalter. Dort wird ein Foto von uns gemacht und wenig später bekommen wir für 60 USD unseren laminierten Ausweis für alle Sehenswürdigkeiten Angkors.
Nun wollen wir noch schnell zum Tempelkomplex Angkor Wat, damit wir morgen Früh wissen, wohin wir zum Sonnenaufgang gehen müssen. Uns strömen bereits Menschenmassen entgegen, denn um 17:30 Uhr schließt die Anlage. Wir hatten zwar mit vielen Menschen gerechnet, aber sooooo viele!?
Wir werfen einen ersten Blick auf den riesigen Tempelkomplex mit seinen 5 großen Türmen und sind beeindruckt von diesem gewaltigen Bau, der immerhin schon 1000 Jahre alt ist. Vor dem eigentlichen Tempel liegen zwei große Wasserbassins, in denen sich die Türme Angkor Wats herrlich spiegeln. Wir bleiben noch bis zum Rauswurf. Immerhin haben wir so die Möglichkeit die Tempelanlage ohne Menschenmassen fotografieren zu können. Es ist bereits dunkel, als uns unser Tuktuk-Fahrer wieder einsammelt und zurück ins Hotel bringt.
03.01.2015 Siem Reap (Bamboo Residence)
Um 5:30 Uhr öffnet die Tempelanlage Angkor Wat ihre Pforten und wir wollen natürlich zum Sonnenaufgang dort sein. So holt uns der Tuktuk-Fahrer um 5 Uhr vom Hotel ab. Statt Frühstück haben wir vom Hotel eine Lunchbox bekommen. Die besteht allerdings nur aus zwei Scheiben trockenem Toast, einer Portion Butter, Marmelade und zwei winzigen Banänchen.
Aber das ist jetzt erst einmal nicht so wichtig. Nun hatten wir ja schon so einiges zum Sonnenaufgang in Angkor Wat gehört und gelesen aber das, was wir jetzt erleben, sprengt unsere Vorstellungskraft. Trotz Dunkelheit ist die Straße von Siem Reap nach Angkor Wat bereits am frühen Morgen stark befahren. Die meisten Touristen lasse sich im Tuk-Tuk zu Angkors Tempeln fahren. Andere wiederum radeln die 5 km lange Strecke vom Stadtzentrum nach Angkor Wat. Die Massen von Tuktuks, Autos und Fahrradfahrer strömen zum Eingang der Tempelanlage. Die Tuk-Tuk-Fahrer laden ihre Gäste am Parkplatz vor Angkor Wat ab. Am Eingang zieht sich eine lange Menschenschlange über den mit Naga- Balustraden gesäumten Dammweg bis hinein in die Anlage. Alle wollen zum Seerosenteich, um auf den Sonnenaufgang vor der Kulisse der fünf lotusförmigen Tempeltürme zu warten. Als wir endlich vorn an den beiden Wasserbecken ankommen, stehen dort schon viele hundert Menschen dicht gedrängt. Das mit der Spiegelung kann man getrost vergessen. Gut, dass wir das gestern Abend schon erledigt haben.
Wir ändern unseren Plan und beziehen Stellung auf einer der beiden Bibliotheken, die hinter den Wasserbecken stehen. Noch immer strömen Menschen ohne Ende in die Anlage. Es müssen inzwischen so um die 3.000 Menschen sein, die genau wie wir den Sonnenaufgang am Angkor Wat Tempel erleben möchten. Selbst die Außenmauern der Bibliothek, die wir für uns ausgewählt haben, sind dicht mit Menschen besetzt. Schon verkaufen die Einheimischen Kaffee, Tee und Souvenirs. Geschäftstüchtig sind sie, das muss man den Menschen hier lassen. Inzwischen ist es schon fast unmöglich, den Stativplatz zu verteidigen. Überall wird gedrängelt und geschoben und nun startet auch noch Einer einen Quadrokopter mit einer Kamera dran. Nun fliegt das grün-rote Teil durch Jedermanns Sonnenaufgangsbild. Mittlerweile hat sich der Menschenpulk am Wasserbecken vervielfacht und schon stehen die Menschen um das Wasserbecken herum und auf dem Gras vor der Anlage. Diejenigen, die glaubten, durch sehr frühes Kommen vorn an dem Wasserbecken eine gute Fotoposition ergattert zu haben, die sind nun von Menschen rundum eingezingelt. Man kann dieses Foto mit einer Spiegelung des Tempels im Wasserbecken bei Sonnenaufgang getrost vergessen.
Besonders enttäuscht sind wir allerdings nicht, denn dieser Volksauflauf ist schon wieder lustig und der Sonnenaufgang war auch nicht besonders spektakulär, denn es bleibt heute bewölkt.
Wir beschließen, heute die Tempel zu besichtigen,die auf dem kleinen Rundkurs (Small Circuit) liegen.
Als wir zurück zum Parkplatz laufen, ist es gar nicht so einfach unter hunderten von Tuktuk-Fahrern unseren zu finden. Als wir ihn gefunden haben, hat der es sich inzwischen in seinem Tuktuk gemütlich gemacht. Wie viele andere Fahrer auch hat er sich eine Hängematte in das Gestänge seines Tuktuks gehangen und schläft darin. So verdienen die Fahrer hier ihr Geld buchstäblich im Schlaf. Immerhin kostet er uns für die heutige Tour 20 USD.
Wir Beginnen unsere Besichtigungstour mit Angkor Thom, das wir durch das Südtor passieren. Schon hier beeindrucken die lebensgroßen Steinfiguren, die den Eingang säumen. Die Anlage Angkor Thom entstand Ende des 12./Anfang des 13. Jh. unter König Jayavarman VII. als neue Hauptstadt Angkors. Die wichtigsten Bauwerke von Angkor Thom waren der nicht mehr existierende Königspalast (Royal Palace) mit dem heute noch bestehenden Phimeanakas Tempel, der Bayon-Tempel als Staatstempel im Zentrum von Angkor Thom, die Elefantenterrasse, die Terrasse des Lepra-Königs sowie der Baphuon Tempel. Angkor Thom wurde als Quadrat angelegt und wird von einem rund 100 m breiten Wassergraben sowie einer Stadtmauer umgeben. Vier Hauptwege mit jeweils einem von vier Gesichtern gekrönten Stadttor am Ende untergliedern das Gelände. Hinzu kommt als weitere Straße die sogenannte Siegesallee mit einem fünften Stadttor. Im Zentrum befindet sich der Tempelberg (Bayon) – Symbol des Berges Meru, auf dem die Götter wohnten.
Zuallererst lassen wir uns zum schönsten der Tempel bringen; zum Bayon. Im späten 12. Jahrhundert wurde der Bayon als Haupttempel errichtet. Dabei entstand eine recht verwinkelte Anlage mit einer Vielzahl von Treppen, kleineren Tempeln, Säulengängen und oft sehr engen Wegen. Der Bayon beeindruckt aber vor allem wegen seiner 37 Tempeltürme mit bis zu 7 meter hohen aus Stein gemeißelten lächelnden Gesichtern. Auf den meisten Türmen sind vier Gesichter zu sehen die nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Manchmal haben die Türme aber auch nur zwei oder drei Gesichter. An manchen Gesichtern hat der Zahn der Zeit aber schon ganz schön genagt. Insgesamt beträgt die Anzahl der Gesichter rund 200 und es ist sehr beeindruckend, zwischen den Gesichtertürmen zu wandeln.
Erst seit den späten 1980er Jahren, nach dem Ende der Herrschaft der Roten Khmer und der vietnamesischen Besatzung, wurde der Bayon, wie die anderen Tempelanlagen in Angkor, wieder weitgehend restauriert. Seit 1992 wird der Bayon, als Teil von Angkor, auf der Liste der UNESCO geführt.
Wir haben Glück und es sind noch nicht so viele Menschen in der Anlage. Eine Zeit lang können wir in Ruhe die Anlage besichtigen und ausgiebig die vielen, schönen Fresken betrachten.
Erst als wir die Anlage fast vollständig umrundet haben, strömen wahre Menschenfluten herbei und dann ist es vorbei mit der Ruhe. Allein das ständige Posen der Asiaten vor jedem Stein geht einem schon nach kurzer Zeit gehörig auf den Zeiger. Inzwischen sind so viele Menschen hier oben, dass man uns das Stativ verbietet. Ein guter Zeitpunkt, uns so langsam dem nächsten Tempel zuzuwenden. Gemächlich verlassen wir die Anlage und laufen zum benachbarten Baphuon Tempel. Der Baphuon-Tempel ist, wie auch der Bayon Teil der Tempelanlage von Angkor Thom und erinnert an eine aus Sandstein gebaute Pyramide. Er beeindruckt vor allem durch seine immense Größe bzw. Höhe. Die vier Stufen des 24 m hohen Pyramidentempels sind über steile Treppen zu erreichen, doch der angeblich schöne Ausblick auf Angkor Wat ist längst von hohen Bäumen zugewachsen. Dafür zirpen hier die Grillen in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Ein schönes Konzert, das wir eine Weile im Schatten sitzend, genießen.
Viel zu sehen gibt es bei diesem Tempel nicht und so laufen wir wenige Meter nördlich, um auf dem Areal des einstigen Königspalastes Angkor Thom den Phimeanakas Tempel zu besichtigen. Auf diesen kleinen, 12 m hohen Pyramidentempel führt eine steile, von steinernen Löwen flankierte Treppe.
Anschließend wenden wir uns der Terrasse der Elefanten und Terrasse des Lepra-Königs zu. Die Terasse der Elefanten wird von einer etwa 3m hohen Mauer begrenzt, die mit Flachreliefs von beinah lebensgroßen Elefanten, von Elefanten-Jagden, Löwen und Gladiatoren dekoriert ist. Im Süden führt eine mit dreiköpfigen Elefanten verzierte Treppe hinunter zum Paradeplatz.
Die Terrasse des Lepra Königs schließt sich im Norden an die Terrasse der Elefanten an. Die Mauern sind mit mehreren übereinander liegenden Reihen von in Stein gehauenen Götterfiguren reich verziert. Mit ihren zahlreichen gut erhaltenen Reliefs zählt die Terrasse zu den schönsten Khmer-Kunstwerken. Welche Bedeutung diese Terrasse nun hatte, das obliegt der Phantasie jedes einzelnen Reiseführers. Je länger wir hier verweilen, umso mehr Legenden bekommen wir zu hören. Das ist auch nicht verwunderlich, denn es gibt keinerlei schriftliche Aufzeichnungen aus dem historischen Angkor. Geschrieben wurde damals auf Palmblättern, und diese sind, wie die Holzbauten der Menschen, dem tropischen Klima zum Opfer gefallen. So kann Jeder seiner Phantasie freien Lauf lassen und hineininterpretieren, was er für richtig hält.
Während wir auf den Parkplatz zusteuern, machen wir noch einen Abstecher zum Suor Prat Tower. Diese Türme sind schon ziemlich verfallen, versprühen aber dennoch einen maroden Charm. Mindestens genauso interessant ist es aber, den Fischern zuzusehen, die in dem morastigen Tümpel hinter den Türmen versuchen, Fische zu fangen. Dabei stehen sie bis zur Hüfte im Schlamm und fangen doch nur Stöcke.
Wir machen uns auf dem Parkplatz erst einmal (wieder) auf die Suche nach unserem Fahrer und als wir ihn gefunden und geweckt haben, besorgen wir noch schnell Trinkwasser – gleich im Großpack. Nun verlassen wir die Angkor Thom Anlage und er bringt uns zum Chau Say Tevoda. Das ist ein kompakter Flachtempel in unmittelbarer Nachbarschaft der historischen Stadtanlage. Gleich daneben steht der Thommanon. Während wir das Innere des Tempels besichtigen, treffe ich auf eine Nonne, die im Tempel um einen Altarstein herum ihre religiösen Utensilien aufgebaut hat und dazu gehören auch eine Unmenge Räucherstäbchen. Diese Stinkdinger lösen bei mir sofort einen allergischen Reizhusten aus. Blöderweise laufe ich der Nonne voll in die Quere und sofort entzündet sie ein neues Bündel Räucherstäbchen. Sie drückt mir fünf davon in die Hand und als ich sie fragend ansehe, bekomme ich den Befehl „pray“ (beten). Schon greift sie nach so einem roten Armbändchen und der nächste Befehl wird gleich der Preis sein, den ich dafür zu zahlen habe. Noch stehe ich nach Luft ringend und verdattert drein schauend da und weiß nicht wohin mit den qualmenden Räucherstäbchen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich die Stinkdinger wieder los bin und mich vom Acker machen kann. Schnell frische Luft und etwas trinken, sonst kollabiere ich. Schon kommt Uwe und will gerade nichts ahnend den selben Weg in die Räucherstube wählen, doch ich kann ihn umleiten, damit ihm nicht das Gleiche passiert. Nun machen wir einen großen Bogen um diesen Bereich und besichtigen weiter die teilweise schönen Details dieses Tempels.
Im Anschluss fahren wir zum Ta Prohm. Dies ist die bekannte, von Bäumen überwucherte Anlage. Ursprünglich war er ein großes Kloster, in dem einer Inschrift zufolge 12.640 Mönche gelebt haben sollen. Ta Prohm hat seinen Reiz wegen des halbverfallenen Zustandes. Die Restauratoren und Architekten beschlossen, einen Tempel in dem Zustand zu belassen, in dem sie ihn vorfanden und ihre Wahl fiel auf Ta Prohm. Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden nur soweit entfernt und gesichert, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeige (Ficus virens) und die noch größeren Kapokbäume (Ceiba pentandra), deren Wurzeln ganze Gebäude überwachsen.
Uns war klar, dass Ta Prohm zu den meist besuchtesten Tempeln in Angkor gehört, so dass wir unseren Besuch extra auf den Nachmittag geschoben haben. Hilft aber fast nichts. Nur punktuell ist etwas weniger los. Viel zu viele Touristen schieben sich über die errichtete Holz-Umgehung und fast jeder Besucher posiert vor den gigantischen Wurzeln der Kapokbäume, so dass es beinah unmöglich ist, die Bäume ohne Menschen abzulichten. Wir brauchen unendlich viel Geduld, schaffen es aber doch, ein paar menschenfreie Fotos zu machen.
Durch kleine Durchgänge und vorbei an eingestürzten Mauern durchstreifen wir die Anlage und können so den meisten Menschen aus dem Weg gehen. Ein paar einsame Winkel finden wir doch, die uns ein wenig Gelegenheit geben, in diese verwunschene Welt abzutauchen. Abseits der Touristenströme kann man hin und wieder doch die mystische Atmosphäre aufzunehmen und das Flair der Anlage genießen. Eigentlich hätten wir uns die Anlage aber noch „verwunschener“ gewünscht. Man sieht auf Fotos eben doch immer nur Ausschnitte. Insgesamt besteht Ta Prohm inzwischen mehr aus eingestürzten Felsblöcken, Metallstützen und Baustelle, denn mittlerweile wurden Teile der Anlage ganz gesperrt und in anderen Teilen werden Gebäude neu errichtet. Die in der versunkenen Dschungelstadt Ta Phrom gedrehten Filmszenen zu dem Film „Tomb Raider“ mit Angelina Jolie gibt es so jedenfalls auch nicht mehr. Schade eigentlich, aber die Natur holt sich halt zurück, was ihr gehört.
Wir fahren als nächstes zum Banteay Kdei, einem im 12./13. Jahrhundert gebauten Klosterkomplex. Banteay Kdei ist von seiner Bauweise her ein Abbild des Ta Prohm Tempels, ist aber weniger verziert und kleiner. Der verwendete harte rosa Sandstein lässt besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wände der Gebäude im Tempelareal sind mit einem außergewöhnlich feinen Reliefdekor verziert. Plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente wechseln mit kachelartigen Platten ab, in zahlreichen Nischen stehen etwa 70 cm kleine Figuren. Diese Kunstwerke sind so fein herausgearbeitet, dass sie eher wie geschnitzt anmuten als in Stein gemeißelt. Vor den Türen kauern mythische Wächter mit Menschleibern und Affenköpfen.
Gegenüber vom Bantey Kdei befindet sich Srah Srang, was so viel bedeutet wie „Königliches Bad“ aber nach mehr klingt, als es ist. Es handelt sich dabei lediglich um ein etwa 725 × 400 Meter messendes Wasserreservoir. Viel gibt es hier nicht zu sehen – zum Glück, denn so langsam haben wir genug für heute.
Auf dem Weg liegt noch der Prassat Kravan, ein dem Hindu-Gott geweihter Tempel, der im Jahre 921-944 erbaut wurde. Prasat Kravan ist einer der letzten großen Ziegelbauten. Für den Bau wurde kein Mörtel benutzt sondern die Khmer-Technik jener Periode benutzte ein pflanzliches Gummi, das die Ziegel zusammen hielt. Der mittlere Turm besitzt in seinem Inneren mehrere sehr schöne Reliefs, die direkt in das Mauerwerk gemeißelt wurden und sogar Reste einer Ausmalung aufweisen. Die Reliefs zeigen mehrere Darstellungen von Vishnu und im Nordturm von Vishnus Frau. Wir sind fast allein an diesem Tempel und können uns die Reliefs in aller Ruhe betrachten und sie fotografieren.
Für heute beenden wir damit unser Besichtigungsprogramm. Es ist jetzt 17 Uhr, das heißt, wir sind exakt seit 12 Stunden auf Besichtigungstour.
Unser Tuktuk-Fahrer liefert uns wohlbehalten am Hotel ab. Abends essen wir im Hotel, denn um noch irgendwohin zu gehen, sind wir definitiv zu kaputt. Allein die eine Speisekarte, die wir bekommen, wirkt nicht sehr einladend. Wir bekommen sie verkehrt herum in die Hand gedrückt, damit wir nicht gleich sehen, dass der Stoffbezug total verschlissen und defekt ist. Nach der Bestellung verschwindet die Bedienung bis uns klar wird, dass sie das Essen aus dem benachbarten Hotel holt. Sie muss jedes Mal über die Straße laufen, um das Essen zu bestellen und abzuholen. Naja, besonders erwähnenswert ist das Essen dann auch nicht. Am Besten sind noch die Pommes frites. Zumindest sättigt es und der anschließende Whisky verhindert Schlimmeres.
04.01.2015 Siem Reap (Bamboo Residence)
Für uns ist klar, dass wir uns den Wahnsinn zum Sonnenaufgang nicht noch einmal geben. So wichtig sind uns dann diese Bilder auch nicht. Als wir um 6 Uhr unsere schmale Außenwendeltreppe aus der ersten Etage im Dunklen hinunter steigen, kommt mir von unten eine dicke fette Ratte entgegen. Viel Platz haben wir auf einer Stufe beide nicht. Die Ratte setzt ihren Weg aber unbeirrt fort. In unserem „Foyer“ ist noch alles dunkel. Als wir an den Tresen treten, schnellt von unten ein Angestellter auf, der hinter dem Tresen geschlafen hat. Er zeigt uns den Weg zum Frühstücksraum im anderen Hotel – auch über die Straße. Dort schläft der Nachtportier ungeniert auf der Couch des Foyers, eingewickelt in ein Handtuch. Er zuckt nicht mal als wir eintreten. Ab 6 Uhr soll es Frühstück geben. Hier ist es noch gar nichts gerichtet und die junge Angestellte quittiert unser Erscheinen mit stummer Verachtung. Es dauert geschlagene 45 Minuten, bis wir das Notwendigste zum Frühstücken zusammen haben. Butter, Brot, Marmelade; wir müssen alles zusammenbetteln. Es ist unbeschreiblich und die Teller so schmierig, dass sie uns fast aus der Hand gleiten.
Um 7 Uhr holt uns heute der Fahrer ab und wir nehmen uns den großen Rundweg vor. Zuerst beginnen wir mit dem Preah Kahn Tempel. Über eine lange staubige Gerade, gesäumt von Steinstelen läuft man direkt auf ein großes Tor, ähnlich dem Eingangstor von Angkor Thom entgegen. Jeder Eingang hatte früher einen Damm über den Wassergraben mit Naga-Balustraden. Die Mauern sind gesäumt mit Abbildungen von Garudas und Apsara Tänzerinnen („himmlische Tänzerinnen“). Durch das Tor hindurch erreicht man einen großen Bereich, der wiederum von einer hohen Mauer begrenzt wird. Hier wuchern teilweise üppige Würgefeigen über die Mauern und die Anlage versprüht ein wenig den Charme von Ta Phrom.
Preah Khan ist riesig. Die Anlage war nicht nur ein Tempel, sondern diente seinerzeit als buddhistisches Kloster und Schule für über 1000 Mönche. Dieser Tempelkomplex ist Angkors massigster Flachtempel. Er scheint ein endloses Labyrinth von rechtwinkligen Innenhöfen und dunklen Gängen zu sein. Wie im Falle Ta Prohms haben Archäologen weise entschieden, die großen Bäume nicht zu entfernen, solange das nicht unabdingbar ist für die Sicherheit der Besucher oder für den Denkmalschutz. Zwar gibt es weniger Baumriesen, die auf Preah Khans Dächern wachsen als im Gelände von Ta Prohm, doch ist der gewaltigste steinumschließende Baum Preah Khans von beeindruckender Größe. Die Gebäude dieses Tempels sind reich dekoriert.
Durch ein weiteres Tor kommt man in einen weiteren Bereich der Anlage, durch die sich ein gerader Hauptweg zieht. Links und rechts des Weges liegen viele Gebäude. Unter anderem die Halle der Tänzerinnen. Hier sieht man viele Abbildungen der überall vertretenen Apsara Tänzerinnen in den unterschiedlichsten Posen. Es gibt wundervolle Reliefs von üppigen Blätter-Mustern, Blüten, Ranken und Reihen von Asketen in einer Sitzhaltung mit gekreuzten Beinen.
Ein kleines Stück weiter ist nochmals eine Umgrenzungsmauer gebaut, die durch einen kreuzförmigen Bau führt. Der Weg führt schnurgerade durch diese Anlage, nur unterbrochen von vielen, verschieden hohen Türöffnungen. Links und rechts zweigen Korridore ab. Diese Anlage ist sehr interessant, denn die vielen Reliefs und Verzierungen sind teilweise sehr gut erhalten. Wir halten uns hier recht lange auf, zumal noch vergleichsweise wenig Menschen da sind. Leider gibt es jedoch das viel bewunderte Baumpaar, das das Dach des Osttors umklammert und von denen einer tot und einer schon abgestorben war, nicht mehr. Vom abgestorbenen Baum steht nur noch der Stumpf. Die zusammengewachsenen dicken Wurzeln dringen jedoch weiter in das Gebäude ein und brechen es wohl irgendwann auf.
Am anderen Ende der Anlage sammelt uns unser Tuk Tuk Fahrer wieder auf und es geht weiter zum ca. 2 Kilometer entfernten Neak Pean. Dieser kleine Tempel steht in einem Wasserbecken und ist von mehreren Becken umgeben. Damit ist der Tempel der einzige Wassertempel in ganz Angkor. Einziger Zugang war ein steinernes Pferd, welches zum Tempel gezogen wurde. Jeder Besucher des Königs musste mit Hilfe des Pferdes über das Wasser gezogen werden, um seine Aufwartung machen zu können. Besucher erreichen diesen Tempel über einen schmalen Steg, der über seichtes Wasser führt. Im Moment ist die Spiegelung der vielen toten Bäume, die im Wasser stehen, sehr fotogen. Ansonsten gibt der Tempel selbst nicht viel her.
Wir setzen unsere Fahrt zum Ta Som Tempel fort; einem kleinen, stark verfallenen Tempel, der nicht so stark von Besuchern frequentiert wird. Das Highlight dieser Anlage ist der östliche Gopuram (Gesichterturm), der sich fest im Griff einer Würgefeige befindet und von deren mächtigen Wurzeln zunehmend zerstört wird.
Anschließend erreichen wir den öslichen Mebon. Der östliche Mebon ist ein Shiva-Tempel, der 952 geweiht wurde. Er besteht aus einer dreistufigen Pyramide und ist der einzige Tempel, in dem man noch vollständig erhaltene, fast lebensgroße Elefantenstatuen besichtigen kann.
Der nächste Tempel im Besichtigungsprogramm ist der Pre Roup Tempel, der im 10. Jh. als Staatstempel aus Laterit, Backstein und Sandstein erbaut wurde. Im Zentrum der Anlage befindet sich ein Tempelberg mit 5 Türmen. Über steile, hohe Treppenstufen führt der Weg hinauf zum höchsten Turm. Bemerkenswert an den Türmen des Pre Roup sind ihre Reliefs. Während auf den im Westen liegenden Türmen Göttinnen abgebildet sind, zeigen die Reliefs der östlichen Türme männliche Wesen. Mir sind die schmalen steilen Stufen allerdings zu steil und Uwe kraxelt allein da hoch.
Auf der Weiterfahrt sehen wir einen riesengroßen Hundertfüßer (Skolopender) über die Straße laufen. Es ist natürlich klar, dass wir uns den erst einmal genauer betrachten müssen. Das Tier ist gut 20 cm lang und giftig ist sein Biss auch.
Nun möchten wir zum Abschluss noch – antizyklisch – Angkor Wat besichtigen. Das liegt eigentlich auf dem Weg aber unserem Tuktuk-Fahrer fällt ein, dass das 5 USD extra kostet. Zähneknirschend erklären wir uns einverstanden, denn wir haben keine Lust auf lange Diskussionen mitten in der Pampa und Angkor Wat muss man natürlich ordentlich besichtigt haben, denn es ist das größte sakrale Bauwerk der Welt. Es ist eine große Pyramide mit drei Ebenen und fünf Türmen, die sich bis zu 65 m über dem Grund erheben. Hauptmerkmal von Angkor Wat sind die fünf Türme, die die Form von Lotusblüten haben.
Der Zentraltempel wurde zwischen 1112 und 1152 aus Sandstein erbaut. Angkor Wat stellt einen Tempelberg dar, der dem hinduistischen Gott Vishnu gewidmet ist. Die Anlage ist umgeben von einem Wall, wird von zwei Mauern, der äußeren und der inneren, sowie einem breiten Wassergraben umgeben. Dahinter befinden sich kleine Tempel. Die eigentliche Anlage hat eine Länge von jeweils 1 km. Bemerkenswert sind die zahlreichen Flachreliefs und in Stein gemeißelte Abbildungen von Apsara Tänzerinnen und Devatas, Episoden aus der hinduistischen Mythologie und Kriegen, die teilweise noch sehr gut erhalten sind. Devatas sind weibliche Schutzgottheiten, die meist stehend in Nischen in den Außenwänden der Tempel dargestellt wurden. Jede Devata erhielt ihren persönlichen Gesichtsausdruck und ihre ganz eigene Haartracht. Die Gesamtzahl der Apsaras und Devatas an den Wänden der Tempel beträgt mehrere Tausend – allein in Angkor Wat sind rund 2.000 zu finden und eine ist hübscher als die andere.
Wir nähern uns der großen Anlage von der Rückseite und umrunden erst einmal die erste Ebene. Sie ist meiner Meinung nach die schönste Ebene, denn hier gibt es fast um den ganzen Tempelkomplex laufende Sandsteinreliefs in teilweise noch sehr guter Qualität. Es ist beinah unvorstellbar, dass diese Reliefs früher auch noch vergoldet waren. Wir bestaunen die künstlerischen Arbeiten mit ihren vielen Details. Allein die Art und Weise, wie hier gebaut wurde, versetzt uns in Bewunderung. Dier riesigen Sandsteinquader sind ohne Fugen und Mörtel aneinander gesetzt. Man geht davon aus, dass die Steine aneinander geschliffen wurden, um sie so passgenau zu bekommen. Was für architektonische Meisterleistungen! Es ist wohltuend, dass jetzt nicht mehr so viele Menschen unterwegs sind, so dass wir stellenweise richtig in Ruhe fotografieren und uns umsehen können.
Anschließend steigen wir zur zweiten Ebene auf, doch da gibt es nicht so viel zu sehen, denn leider sind die vielen Figuren alle ohne Köpfe. Echt Schade! Dennoch bestaunen wir die baulichen Raffinessen und die Wandreliefs. Anschließend wandeln wir im Innenhof der Türme. Die steilen Stufen in die dritte Ebene sind jedoch gesperrt, denn dort finden Restaurierungsarbeiten statt. Ebenso sind die Treppen zu den einzelnen Türmen gesperrt, da sie teilweise schon abbröckeln und auch von Moos überwuchert sind.
Wir verlassen den Haupttempel und laufen durch die weitläufige Anlage. Über mehrere steile Stufen kommt man in den von einer großen Mauer umschlossenen Außenbereich, der mit mehreren kleineren Gebäuden versehen ist. Hier, wo früher die Bibliotheken waren, haben wir uns ja am Tag unserer Ankunft schon etwas umgesehen.Teilweise sind die Stufen zu dem Gebäude so schmal und steil, dass man auf allen Vieren hinauf und herunter klettern muss. Wir fragen uns, wie die das früher elegant hinbekommen haben, denn besonders gut sieht das nun mal nicht aus, wenn man sich behutsam auf allen Vieren hoch und herunter bewegt.
Über den breiten, gepflasterten Weg machen wir uns auf den Weg in Richtung Ausgang; natürlich nicht, ohne noch ein paar Mal auf diesen einmaligen Tempelkomplex mit seinen prächtigen 5 Türmen zurück zu blicken. Ein tolles Erlebnis, hier gewesen zu sein.
Nun beenden wir unsere heutige Besichtigungstour und lassen uns zum Hotel zurück bringen. Auf dem Weg zum Hotel passieren wir auch ein Kinderkrankenhaus. Als der Tuktuk-Fahrer dort wegen einer roten Ampel anhält und eine Schranke heruntergeht, denken wir natürlich an einen Zug, der jetzt gleich kommt. Statt dessen schieben zwei Pfleger ein Krankenbett mit einem kleinen Jungen, der am Tropf hängt, über die Strasse. Uns fällt fast die Kinnlade herunter. Wenn es regnet, dann wird der Patient klatschnass und der Strassendreck ist sicherlich auch nicht sehr förderlich für frisch operierte Wunden. Uns wird mal wieder klar, wie gut wir es eigentlich haben.
Essen gehen wir heute im Gigi Brazil, einem sauberen Restaurant gleich hier in der Nähe, das im Internet recht gute Bewertungen hat. Wir sind zwar noch etwas früh und deshalb die einzigen Gäste aber das Essen ist wirklich sehr gut. Da haben wir eine gute Wahl getroffen.
05.01.2015 Siem Reap (Bamboo Residence)
Nachdem wir die wichtigsten Tempel besucht haben, werden wir heute den weiter entfernten Banteay Srei besuchen. Vorher wollen wir allerdings zum Flughafen. Wir haben beschlossen, nun genug alte Steine gesehen zu haben. Uns gelüstet nach weißer Hose und unsere Kreditkarte hat auch lange genug Urlaub gehabt. Natürlich könnten wir hier noch mehr Tempel ansehen und längst haben wir nicht alle Besichtigungsoptionen ausgeschöpft, aber wir finden, dass wir sehr viel gesehen und erlebt haben. Wir werden daher die verbliebene Zeit nutzen, um uns noch etwas in Singapur umzusehen. Vorausgesetzt, wir bekommen unseren Flug umgebucht.
Der Fahrer fährt uns also erst einmal zum Flughafen und im Büro von Silk Air, einem Partner von Singapore Airline, wird uns unser Wunsch nach einer Umbuchung erfüllt. Morgen Vormittag fliegen wir nach Singapur. Dort haben wir dann zweieinhalb Tage Zeit, die Stadt und die Malls zu erkunden. Ein passendes Hotel haben wir uns gestern schon mal ausgesucht. Zurück im Hotel ist die Buchung unserer Unterkunft in Singapur schnell erledigt. Wenige Minuten später haben wir die Bestätigung.
Heute ist es unglaublich heiß. Fast 40 Grad Celsius zeigt das Thermometer an und dabei ist hier Winter. Mit dem Tuktuk fahren wir zum Banteay Srei, der sich 38 km nordöstlich von Siem Reap befindet. Diese Entfernung ist aber auch der Maximalradius, den man in einem Tuktuk zurücklegen kann. Unterwegs bekommen wir einen kleinen Einblick in das Leben der Landbevölkerung. Sie leben ähnlich ärmlich wie wir es schon in Myanmar gesehen haben. Dafür sind diese Menschen sehr geschäftstüchtig. Jeder versucht, mit dem Tourismus irgendwie Geld zu verdienen. Die Strasse ist mit Verkaufsständen regelrecht gepflastert und es werden Bekleidung, Tücher und selbst hergestellte Süßigkeiten verkauft.
Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir Banteay Srei. Verwundert stellen wir fest, dass hier ein richtig modernes Besucherzentrum erbaut worden ist. Hier essen wir erst einmal eine Kleinigkeit, denn unser Frühstück war eine ähnliche Katastrophe wie gestern. Danach machen wir uns zur Besichtigung des Tempels auf, der durch schöne Steinmetz-Arbeiten besticht. Besonders die facettenreichen Verzierungen und Ornamente sind sehr schön und man sagt, es handelt sich um den am kunstvollsten verzierten Tempel Angkors. Mauern, Wände, Türstürze und Scheintüren sind mit fein gearbeiteten Reliefs und in Stein gemeißelten Figuren bestückt.
Leider wird man auf einem Weg um den Tempel herum geführt und darf nicht direkt an ihn heran. Es ist aber auch verständlich, denn manche Leute können es einfach nicht lassen, die Verzierungen anzufassen, obwohl überall große Schilder dies untersagen.
Der Tempel ist zwar von seiner Größe her eher überschaubar, aber die ganze Anlage ist aus rotem Sandstein gebaut und die vielen sehr feinen Reliefs an den Türbögen und Tempeln, kleinen Buddha Figuren, Ganeshas (Affenwächter) oder einfach nur Ranken sind mit unvorstellbarer Präzision aus dem Stein gearbeitet worden und sehr schön anzusehen. Zwischendurch müssen wir allerdings immer mal wieder einen Schattenplatz suchen, denn die Sonne brennt heute erbarmungslos. Zwar kommen immer mal kleinere Reisegruppen, doch die halten sich nie lange in der Anlage auf. So haben wir ausreichend Zeit und Muse, alles in Ruhe zu betrachten denn immer wieder fallen neue Details ins Auge. Eine wirklich sehr sehenswerte Anlage und ein schöner Abschluss unserer Tempelbesichtigungen.
Nun bringt uns das Tuktuk zurück ins Hotel und wir rüsten uns für unsere morgige Abreise. Unterwegs sehe ich ein Schild, auf dem geworben wird, dass für jeden Touristen ein Baum gepflanzt wird. Also wenn das stimmen würde, dann wäre das hier dichter Dschungel, denn in Siem Reap, dem Ausgangspunkt für die Besichtigung der Angkor Tempel steht ein Hotel am anderen und alles dreht sich um die Touristen. Ich glaube, hier gibt es allein geschätzte 1500 Tuktuks, denn das ist das Hauptbeförderungsmittel für die Touristen. Unterwegs haben wir immer wieder gestaunt, wie viele verschiedene Sprachen die einheimischen Guides sprechen.
06.01.2015 Siem Reap (Bamboo Residence)
Heute Morgen muss der Tuktuk- Fahrer nun leider sein goldenes Kalb wieder am Flughafen abliefern. Immerhin hat er an uns in den letzten 3 Tagen 82 USD verdient. Noch einmal wird unser Gepäck ins Tuktuk gestapelt und wir tuckern zum Flughafen. Wir freuen uns, dass wir Angkor besucht und dieses faszinierende Erbe der Khmer besichtigen konnten. Es ist in der Tat eine meisterhafte Bauleistung vergangener Tage und auf jeden Fall sehenswert. Leider hat aber eben der starker Besucherstrom auch so seine Nachteile.
Ohne Zeitverzug können wir am Flughafen einchecken und haben bis zum Boarding Zeit, das Erlebte Revue passieren zu lassen. Eine tolle Zeit mit unvergesslichen Eindrücken liegt hinter uns. Wir sind froh, den Besuch von Angkor noch an unsere Myanmarreise angehangen zu haben. So konnten wir sehr unterschiedliche Facetten von großartigen Bauleistungen vergangener Tage sehen. Der Besucherstrom, den es nach Angkor zieht, der wird sichetlich in den nächsten Tagen nicht weniger werden, es sei denn man reguliert den Zustrom über den Preis oder die Besucheranzahl. Schon heute hat der Tourismus in Siem Reap die Preise für die sonst üblichen Verhältnisse dieses Landes vollkommen aus den Angeln gehoben.
Pünktlich hebt die Maschine von Silk Air ab und zwei Stunden später landen wir in Singapur. Mit dem Taxi fahren wir in die Stadt und von nun an hat unsere Kamera Urlaub und wir geniessen diese junge, pulsierende, multikulturelle und sehr interessante Stadt mit ihren endlosen Möglichkeiten. Wir können gut nachvollziehen, dass diese Stadt für junge Leute eine ganz besondere Anziehungskraft hat, denn hier ist viel geboten. Für uns ein kleiner Kulturschock nach den vergangenen Wochen, als wir elektronisch einchecken. Im letzten Hotel ging das noch handschriftlich mit drei Durchschlägen.
Beim Bummeln durch die vielen Malls bekommen wir Dinge aus aller Herren Länder zu sehen. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Wir genießen das Leben dieser Stadt und haben unseren Spaß daran, dass hier jede Handtasche verkabelt ist (ohne Smartphone geht hier Keiner aus dem Haus), Flipflops neben Plateauschuhen zur Standardfussbekleidung zählen und die Stadt nie zu schlafen scheint. Sie scheint nur aus jungen Menschen zu bestehen. Als wir nur die breite Hauptstraße überqueren wollen, aber ein heftiger Platzregen so wütet, dass wir patschnass drüben angekommen wären, winkt uns ein junges Mädchen mit großem Schirm zu. Sie lässt uns rechts und links unterhaken und bringt uns trocken auf die andere Straßenseite. Wem ist das in Deutschland schon passiert?
Hoch über den Dächern von Singapur genießen wir die laue Nacht und lassen unseren Urlaub bei leckeren Singapur Sling-Cocktails und geiler Mucke ausklingen. Ein schöner Abschluss einer Wahnsinnszeit, in der wir wieder viel erlebt, gelernt und gesehen haben und die uns intensive Erfahrungen gebracht hat.
Am 08.01.2015 treten wir dann nach sehr intensiven Wochen mit vielen beeindruckenden Erlebnissen wie geplant unsere Heimreise an.
Fazit
Angkor mit seinen beeindruckenden Bauwerken aus der Khmer-Zeit, die teilweise 1000 Jahre alt sind, haben uns sehr fasziniert. Besonders, wenn man soch vor Augen führt, mit welch bescheidenen Mitteln die großartigen Bauwerke geschaffen wurden. Es ist eine Zeitreise und mit ein wenig Phantasie fühlt man sich in diese Zeit versetzt, während man durch die alten Gemäuer wandelt.
Natürlich möchten viele Menschen aus aller Welt auch diesen Kulturschatz sehen. Leider hat Tourismus immer auch Schattenseiten. Das gilt für Kambodscha bzw. für Angkor eben auch. Die Preise sind total überzogen, die Qualität der Leistungen lässt zu wünschen übrig, für die Einwohner gilt die Devise, dass Jeder von dem Kuchen ein möglichst großes Stück abbekommt und auch hier ist das große Müllaufkommen ein echtes Problem. Touristen, die jedes Relief anfassen müssen, auf die Sandsteinbalustraden klettern, um sich dort oben fotografieren zu lassen, Absperrungen überwinden, weil sie so besser auf ihrem Selfie rüberkommen (eine furchtbare Marotte, sich ständig selbst überall mit dem Smartphone zu fotografieren) und ihren Müll fallenlassen, wo es gerade passt, werden nicht dazu beitragen, dass dieses wertvolle und einmalige Kulturgut noch weitere Jahrhunderte überdauert. Wer weiß, wie lange es Angkor und Angkor Wat noch geben wird. Schon deshalb sind wir dankbar für diese Erfahrung.