pdf pdf         
filmstreifen Fotostrecke Myanmar

Blick über das Pagodenfeld von Bagan während einer Fahrt mit einem Heißluftballon

Myanmar – ein Land, wie keines, das man kennt
aber man könnte auch sagen: Barfuß durch Myanmar

vom 06.12. 2014 – 01.01.2015

 

„Ein Meer, so blau wie Splitter von Saphiren, Pagoden von hinreißender zinnoberroter Schönheit und das sanfte Bimmeln goldener Glöckchen  […] Doch der Reiz des „goldenen Landes“ liegt nicht allein in den golden schimmernden Pagoden und Tempeln, sondern in der Vielfalt, die überwältigender und ursprünglicher ist als im restlichen Südostasien: faszinierende tropische und subtropische Landschaften, tiefer Dschungel und grüne Reisfelder. […] – so poetisch beschrieb vor über einem Jahrhundert der britische Globetrotter Rudyard Kipling jenes Land, das früher Burma hieß und heute Myanmar genannt wird.

In Myanmar tragen Männer den Longyi, eine Art Wickelrock, die Frauen schminken sich noch immer auf traditionelle Art mit weißer Thanaka-Paste, die aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird und der tief verwurzelte Buddhismus hat unzählige Heiligtümer entstehen lassen, die mit Gold und Edelsteinen geschmückt sind. Allein das Pagodenfeld von Bagan mit ca. 2.400 noch erhaltenen Pagoden und die Kultur dieses Landes interessieren uns schon lange und so haben wir Grund genug, dieses Land auf einer individuellen Rundreise für uns zu erobern. Wir wollen eintauchen in dieses Märchen aus vergangener Zeit; in ein Land, wie keines, das man kennt.

Wieder einmal ernten wir bei Familie, Freunden und Kollegen fragende Blicke, als wir unser Reiseziel kund tun, denn die Wenigsten wissen, wo sie Myanmar auf der Landkarte suchen müssen und schon gar nicht, was es dort zu sehen gibt.

Myanmar grenzt im Westen an Indien, im Südosten an Thailand und Laos, im Norden an China und im Süden an den Golf von Bengalen und den Andamanensee.

Bis vor wenigen Jahren wurde das frühere Burma oder Birma 50 Jahre lang von einer Diktatur regiert und erst seit 2010 hat die Regierung auf Reformkurs umgeschwenkt. Nun ist es auch Reisenden möglich, dieses Land kennen zu lernen.

Wie immer haben wir mit Hilfe von Internet und zahlreichen Reiseberichten die Sehenswürdigkeiten zusammen gesammelt, die wir sehen möchten und dann eine Agentur gesucht, die uns bei der Umsetzung dieser Wünsche in eine individuelle Rundreise behilflich ist. Die im Loose-Reiseführer empfohlenen deutschen Reiseanbieter in Myanmar hatten entweder gar kein Interesse an unserer Anfrage oder reihten einfach ihre Standardprogramme aneinander, verlangten ziemlich überzogene Preise und forderten – obwohl deutschsprachig – die Kommunikation in Englisch ein. Der Vorteil, in unserer Muttersprache zu kommunizieren, war damit auch verloren. Unverstanden und unzufrieden suchten wir weiter nach einer geeigneten Agentur und fanden schließlich  in Exotic Voyages einen mehr als kompetenten und extrem kundenorientierten Partner. Die Agentur hat ihren Sitz in Vietnam und Tam hat mit einer Engelsgeduld für uns eine maßgeschneiderte Tour mit dem treffenden Namen „Charming of Myanmar“ erstellt, die alle unsere Vorstellungen beinhaltet. Obwohl alle Hotels der Rundreise mindestens eine Kategorie höher und wirklich luxuriös sind, die Fahrt mit einem Heißluftballon in Bagan bereits im Preis einkalkuliert wurde und der Aufenthalt nun sogar eine Woche länger ist, entspricht der Preis dem, was uns vom deutschen Reiseanbieter veranschlagt wurde. Noch nie wurden wir bei einer Reiseplanung so umsorgt, wie bei Exotic Voyages. Auch, nachdem wir die Reise bereits bezahlt haben – die Agentur also ihr Geld hat – werden wir regelmäßig kontaktiert und beim Planen und Packen unterstützt. Selbst eine Packliste wird uns geschickt, wir bekommen Infos zu Verhaltensregeln u.s.w..

Der Service ist Wahnsinn und es macht Spaß, mit dieser Agentur zusammen zu arbeiten.

Dank E-Visum, das für Myanmar erst im September 2014 eingeführt wurde, erhalten wir schnell und unkompliziert unser Visum. Hoffen wir mal, dass die Beamten der Einreisebehörde in Myanmar auch schon wissen, dass es diese Möglichkeit jetzt gibt, zumal Internet und Handy noch in den Kinderschuhen zu stecken scheinen.

Auch diesmal haben wir die internationalen Flüge selbst gebucht, da wir im Anschluss an unseren Besuch in Myanmar noch nach Kambodscha fliegen wollen, um den Tempelkomplex von Angkor zu besuchen. Wieder einmal fliegen wir mit Singapore Airlines, einer Fluggesellschaft mit sehr gutem Service und extrem freundlichem Personal. Allerdings buchen wir diesmal, entgegen unserer Gewohnheit, Plätze in der vordersten Reihe, denn wir haben in Singapur nur eine Stunde Zeit, um unseren Anschlussflug nach Yangon (Rangoon) zu erreichen.

Unsere Taschen sind gepackt, die Kameraakkus geladen, die Schutzimpfungen durch eine Tollwutimpfung ergänzt und nun warten unsere Reisepässe auf neue Stempel. Es kann losgehen, unser Abenteuer Myanmar.


06.12.2015     Frankfurt – Singapur

Diesmal starten wir sehr früh am Morgen nach Frankfurt; gerade rechtzeitig, wenn man dem Wetterbericht im Radio glauben darf; winterliches Schmuddelwetter steht vor der heimischen Tür – also nichts wie weg! Unseren Parkplatz in Frankfurt haben wir zum Frühbucherrabatt reserviert und das Einchecken klappt auch wie am Schnürchen. Unsere beiden Gepäckstücke bekommen noch einen Sonderaufkleber für schnelles Umladen und vorsichtshalber haben wir zwei Zahnbürsten im Handgepäck, denn die Mindestumladezeit für Gepäck beträgt 45 Minuten. Es wird also spannend!

Nun sitzen wir in Reihe 32 und um uns plärren permanent Kleinkinder, so dass an Schlaf nicht zu denken ist. Über Indien denke ich ans Abspringen, über dem Golf von Bengalen würde ich die lieben Kleinen am liebsten versenken. Wir sind wie gerädert und ziemlich müde. Zur Krönung des Ganzen kotzen die Kinderlein noch kurz vor der Landung. Der Geruch zieht über unsere Köpfe hinweg und ist eine ziemliche Herausforderung für die gerade erst erwachenden Geruchs- und Geschmacksknospen. Wir sind froh, als der Flieger endlich um kurz nach 6 Uhr morgens in Singapur landet. Die Crew drückt ein Auge zu und wir dürfen schon zusammen mit den Gästen der Business Class den Flieger verlassen.


07.12.2014     Singapur – Yangon (Kandawgyi Palace Hotel)

Wir spurten von Terminal 3 nach Terminal 2. Zuerst müssen wir mit dem Skytrain fahren, der uns in wenigen Minuten nach Terminal 2 bringt und dann geht es im Laufschritt vorbei an lauter interessanten Shops und ich kann nur mal im Vorbeimarsch ein Auge riskieren. Echt Schade, aber man kann eben nicht alles haben. Schließlich heißt es auf der Anzeigentafel, 17 Minuten Fußweg – scheint aber für die kurzen Asiatenbeine zu gelten, denn wir kommen viel schneller voran und rechtzeitig zum Check-In für unseren Anschlussflug. Jetzt geht es mit Silk Air – einer Tochter von Singapore Airline – nach Yangon. Noch einmal fliegen wir knapp 4 Stunden – diesmal zurück, denn den Golf von Bengalen, in dessen Bucht Myanmar liegt, haben wir ja schon überflogen. Wir nutzen gleich erst mal die Zeit für den Papierkram, denn es müssen allerhand Formulare ausgefüllt werden. Derweil wird hier das Frühstück tablettweise verteilt. Ich glaube, bis der Letzte sein Frühstück bekommt, muss der Flieger noch ein paar Runden drehen.

Gespannt verfolgen wir den Landeanflug auf Myanmar, sehen schon die ersten Pagoden und harren gespannt der Dinge, die da kommen. Bei der Einreise dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich an der Reihe sind und dann hat der Beamte große Schwierigkeiten mit seinem Computer. Zwar wird sogar von jedem Einreisenden ein Foto gemacht, aber irgendwie sind er und sein Computer noch nicht wirklich Freunde. Schließlich erhält er Verstärkung von zwei weiteren Kollegen, was ihm unendlich peinlich ist. Unser Gepäck drehte inzwischen munter ein paar Runden auf dem Gepäckband. Bevor wir dann allerdings das Gebäude verlassen dürfen, wird noch einmal alles Gepäck gescannt. Macht nicht wirklich Sinn, aber gut!

Dann endlich dürfen wir zum Ausgang und dort wartet ein Pulk von Menschen auf die Ankommenden. Ein suchender Blick in die Runde und schon hält uns eine junge sympathische Frau das Schild unserer Agentur unter die Nase. Victoria wird für die erste Etappe der Reise unsere Reiseleiterin sein. Mit einem traditionellen „Mingalaba“, was so viel bedeutet wie „Möge Segen über Dich kommen“, begrüßt sie uns in ihrem Land, bevor sie unseren Fahrer heran zitiert. Wieder haben wir, wie in Indonesien auch schon, einen Minibus für uns allein. Das garantiert genug Platz für uns und unser Gepäck. Es ist perfekt. Der Fahrer ist ein junges Bürschchen, der dienstbeflissen und sehr höflich ist. Das lässt sich gut an. Obwohl es gerade erst 9 Uhr morgens ist, haut uns die Hitze fast um. Es sind bereits 34 Grad Celsius und uns läuft schon vom Nichtstun der Schweiß. Man hat den Eindruck, wir laufen im Gebläse eines großen Föns.

Unterwegs bekommen wir schon mal einen ersten Eindruck und sind sehr an Indien und auch Indonesien erinnert. Gleich bekommen wir erste Verhaltensregeln erklärt, aber ohne, dass es belehrend wirkt und wir besprechen das Programm der nächsten Tage. Es gibt klare Ansagen und rasch wird deutlich, dass wir mit Victoria einen sehr guten Griff gemacht haben. Sie ist taff, sympathisch, geradlinig, kennt sich gut aus und stellt sich vollständig auf uns und unsere Bedürfnisse ein.

Zuerst fahren wir zum Kandawgyi Palace Hotel. Eine Menge Personal empfängt uns in diesem noblen Haus. Victoria schafft es, uns bereits ein Zimmer zu organisieren, obwohl Check-In erst um 14 Uhr ist. Wir warten keine 10 Minuten, dann können wir ein sehr schönes, sauberes, großes Zimmer in der 5. Etage mit Blick auf den Karawelik-Garten und See beziehen.

Zwei Stunden später werden wir wieder abgeholt und Victoria startet das Programm. Wir beginnen mit einem Besuch in einem traditionellen Tee-Restaurant. Nach einer Fahrt durch die Innenstadt steigen wir mit mulmiger Vorahnung aus und was dann folgt, kann ich erst ein paar Tage später wiedergeben, nachdem sich das Erlebte etwas „gesetzt“ hat. Wir betreten ein offenes Straßenrestaurant mit staubigem Boden, abgetragenen Stühlen, schmutziger Plastikdecke auf dem Tisch und ebensolcher Thermoskanne. Ein Pulk von Jungs so um die 14 Jahre alt, steht erwartungsvoll und schüchtern um uns herum. Victoria erklärt uns, dass das Teetrinken in Myanmar eine tief verwurzelte Tradition und auch sehr speziell ist. Derweil kommt stolz und diensteifrig ein Bursche mit einem Eimer in der Hand. Der Eimer sieht ein wenig aus, als wäre er zum Transportieren von Bauschutt verwendet worden. In diesem mit Flüssigkeit gefüllten Eimer stehen kleine Tassen. Noch einmal denke ich kurz: „bitte nicht!“ Aber schon bekommen wir mit der Grillzange jeder so ein Schälchen vor die Nase gestellt. Ich vermeide es tunlichst, einen weiteren Blick auf oder in den Eimer zu werfen, denn was da vor unserer Nase steht, ist schon ausreichend. Die Schälchen scheinen einer archäologischen Ausgrabung zu entspringen, die Glasur ist vielfach gerissen, zum Teil sind die Dinger nur noch grau. Noch nie in meinem Leben habe ich so abgenutztes Geschirr gesehen. Schon hat uns Victoria die Schälchen mit grünem Tee aus der total verdreckten Kanne, die auf dem Tisch stand, gefüllt. Die „Speisekarte“ ist so schmutzig, dass wir sie im Leben nicht angefasst hätten. Sie ist nicht nur total staubig, sondern an ihr kleben auch noch die Reste aller vorangegangenen Gäste und Gerichte. Unbekümmert erklärt uns Victoria alles, versichert uns, dass dieses „Lokal“ für europäische Mägen geeignet sei und bestellt eine Auswahl von der Speisekarte. Wenige Minuten später bekommen wir dann noch jeder ein weiteres Tässchen mit süßem Tee serviert. Ergänzt wird das Ganze von weißen Teigfladen, die mich für einen kurzen Moment an die lockeren, wattebauschähnlichen, köstlichen Hefeklöße meiner Omi erinnern und schon träume ich von Heidelbeerkompott oder Früchten im Inneren. Leider dauert mein Traum nur kurz. In der Tat handelt es sich um süßen Hefeteig, aber gefüllt ist der mit einer Pilzfüllung bzw. mit einer dunklen, undefinierbaren Masse irgendwelcher gemahlenen Bohnen. Uns graust, aber es hilft nichts, hier müssen wir jetzt durch. Mit spitzen Fingern zupfen wir an den Hefeteigtaschen herum, bringen das mit dem Tee hinter uns und sind heilfroh, als es überstanden ist. Hier ist Herpes noch das Harmloseste, was man sich holen kann. Gegen so viel kann man sich gar nicht impfen lassen, was hier so alles an dem Geschirr klebt. Dabei war der grüne Tee und auch der sehr süße Kaffee geschmacklich gut. Es ist unser Kopfkino, das uns im Weg steht. Zum Glück haben wir die kleine Whiskyflasche schon im Rucksack und können später im Auto gleich einen Desinfektionsschluck nehmen. Essenstechnisch ist der Tag allerdings für mich gelaufen und schon beim Gedanken an dieses Dschungelcamp-ähnliche Erlebnis wird mir flau im Magen. Dennoch sollte Victoria Recht behalten, denn unser Magen hat diesen Ausflug in die landläufige und allgemein übliche Hygienesituation ohne weitere „Zickereien“ überstanden.

Nun fahren wir in die Kyaukhtatgyi Pagode zum liegenden Buddha. Dabei handelt es sich um eine 72 m lange liegende Buddha-Statue, die in einer Halle untergebracht ist. Es soll die größte liegende Buddha Statue in Myanmar sein. Das Einzigartige an dieser Statue ist das Glasmosaik an ihrer Fußsohle. Es stellt die 108 besonderen Eigenschaften des Buddha dar.

Regel Nr. 1 in Pagoden – Barfuß laufen ist angesagt. Weder Schuhe noch Socken sind akzeptabel, also lassen wir die Schuhe gleich im Auto und laufen barfuß über den unbefestigten Parkplatz. Autsch, das ist nichts für verweichlichte europäische Füße!

Wir bestaunen diesen Riesen-Buddha; aber noch viel interessanter finden wir es, die Menschen bei der Ausübung ihrer Religion zu beobachten. Fast Jeder kommt mit Blumenspenden, es werden Räucherstäbchen entzündet und ein Stein angehoben, um zu erfahren, ob eine zukünftige Tat eine leichte oder schwere Aufgabe wird bzw. ob einen eine schwere oder leichte Bürde erwartet. Wir widerstehen besser dieser Versuchung, den Stein ebenfalls anzuheben, denn was würden wir tun können, wenn er schwer wäre? Müssten wir zum Buddhismus konvertieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein? So ist es wohl besser, man weiß nicht so genau, was einen erwartet. Eines wissen wir allerdings schon mal ziemlich schnell, die schwere Aufgabe, die uns bald wieder bevor steht, betrifft das Aussortieren unzähliger Fotos, denn Fotomotive bieten sich uns in Hülle und Fülle. Kaum sitzen wir nach der Besichtigung der Pagode wieder im Auto, reicht uns Victoria ein Desinfektionstuch zum Reinigen unserer Füße – mehr Service geht nicht.

Wie fotografisch reizvoll dieses Land ist, wird uns dann auch richtig bewusst, als wir in der Shwedagon Pagode ankommen. Sie wurde im 15. Jh. erbaut, ist die größte Sehenswürdigkeit der Stadt und das Herzstück und wichtigste Symbol des Buddhismus in Yangon sowie ganz Burmas. Sie hat für die tief gläubigen Bewohner Myanmars eine ganz besondere Bedeutung. Wieder barfuß fahren wir mit dem Aufzug nach oben und stehen nach wenigen Metern zwischen einer unbeschreiblichen Pracht von goldenen Pagoden. Wohin man sich auch dreht und wendet, befinden sich kleine und größere Tempel, Nischen mit sitzenden Buddhas, üppig verzierte Tempeldächer, überall glänzt Gold, es glitzert und funkelt. Was für ein atemberaubender Eindruck, der uns erst einmal überfordert!

Ganz langsam lassen wir es wirken. Auch wenn im Moment die fast 100 Meter hohe große goldene Kuppel der Hauptpagode kunstvoll mit einer Bambuskonstruktion eingerüstet ist, um das Dach neu zu vergolden, so tut das dieser Pracht hier fast keinen Abbruch. Wir fühlen uns wie in ein Märchen versetzt. Ich erinnere mich unwillkürlich an mein Lieblingsmärchenbuch aus Kindertagen, in dem es um indische Prinzessinnen und viele Schätze aus Gold und Edelsteinen ging. Hier scheinen diese blumigen Erzählungen Realität geworden zu sein. Es heißt, auf der Spitze der goldenen Pagode sollen wertvolle Edelsteine sein. 13.000 Goldplatten und 4.300 Diamanten würden dieses Bauwerk schmücken und den Abschluss der Spitze bildet ein 76 Karat schwerer Diamant, der das Nirwana darstellt.

Auf der Plattform rund um die Shwedagon Pagode befinden sich 64 weitere Pagoden, Gebetshallen und religiöse Bauwerke. Man kann die Pagode mit ihren vielen kleineren Nebenschreinen und Tempeln umrunden und das tun wir dann auch. Heute zum Sonntag ist natürlich an Yangons Hauptheiligtum und Hauptsehenswürdigkeit richtig viel los, aber doch überwiegend Einheimische prägren das Bild. Besonders faszinieren uns natürlich die Mönche in ihren weinroten Kutten; ein für uns völlig neuer Eindruck. In aller Ruhe können wir die Einheimischen bei der Ausübung ihrer Religion beobachten und die Atmosphäre, die hier herrscht, in uns aufnehmen.

So erleben wir den Sonnenuntergang, bei dem die letzten Sonnenstrahlen sich in den goldenen Dächern spiegeln und wir fotografieren begeistert in der blauen Stunde, nachdem die vielen Scheinwerfer diesem ganz besonderen Ort eine fast geheimnisvolle Atmosphäre einhauchen. Immer dann wenn ein leichter Luftzug weht, beginnen die kleinen Glöckchen an den Schirmchen der unzähligen Pagoden (Hti genannt) sanft zu klingeln; regelmäßig unterbrochen von den tiefen Klängen der Gongs, die von den Gläubigen geschlagen werden.

Ins Auge fallen uns die nach den acht Himmelsrichtungen ausgerichteten Schreine, die Planeten, Sternzeichen und den acht Wochentagen zugeordnet sind. Die 8-Tage-Woche ist noch auf die alte birmanische Astrologie zurückzuführen. Dabei gilt der Mittwoch als zwei Tage. Der erste Tag dauert dabei bis mittags um 12 Uhr und der zweite Tag bis Mitternacht. Jeder Wochentag hat seine eigene Tierfigur. Zum Beispiel ist für den Montag eine Tigerfigur zu finden. Die Gläubigen gehen an ihrem Geburtstag zu dem Wochentags-Schrein, an dem sie geboren sind, schlagen zuerst die Glocke, zünden Räucherstäbchen an und schütten über die Statue so viel Wasserbecher, wie sie Lebensjahre zählen. Das soll ihnen Glück bringen.

Wir haben Mühe, uns von dieser großartigen Kulisse los zu reißen, doch so langsam übermannt uns dann doch die Müdigkeit. Wir sind das Barfußlaufen nicht gewöhnt und außerdem sind wir schon fast 40 Stunden auf den Beinen. Nun brauchen auch wir mal ein paar Stunden Schlaf.

Zurück im Hotel fallen wir nur noch müde in unsere Betten und haben nicht mal mehr die Kraft, Abend essen zu gehen. Der Beginn einer sehr effizienten Reisdiät!


08.12.2014     Yangon (Kandawgyi Palace Hotel)

Man sagt, wer die Shwedagon Pagode einmal besucht hat, der wird immer wieder dahin zurückkehren wollen. Wie durch eine unsichtbare Kraft wird nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch der ausländische Besucher in den Bann dieses großartigen Bauwerks gezogen. Schon Rudyard Kipling erlag 1889 dem magischen Zauber und notierte treffend: “…  dann erhob sich ein goldenes Wunder am Horizont, ein leuchtendes, glänzendes Wunder, das in der Sonne erstrahlte. Weder hatte es die Form einer muslimischen Kuppel noch die einer hinduistischen Tempelspitze.„ „Das ist die alte Shwedagon-Pagode “, sagte mein Gefährte. Und die goldene Kuppel sagte zu mir: „Das hier ist Birma, ein Land, das anders ist als alle anderen, die du kennst“ (Briefe aus dem Oient). 

Auch wir wollen noch einmal zur Swedagon-Pagode zurückkehren. Um 5 Uhr holt uns Victoria ab, um mit uns zur Shwedagon Pagode zu fahren. Die Atmosphäre zu dieser morgendlichen Stunde ist in der Tat unbeschreiblich. Es ist noch dunkel und trotzdem kommen schon die ersten Pilger zu „Ihrer“ Pagode, um frische Blumen niederzulegen, Kerzen anzuzünden und zu beten. Silhouettenhaft, und fast lautlos gleiten Frauen und Männer im Uhrzeigersinn um die glockenförmige, vergoldete Pagode. Mönche sitzen bewegungslos in den Nischen vor den großen Buddhafiguren. Man meint, hier wurden Stillleben arrangiert. So bieten sich, gerade zu dieser frühen, morgendlichen Zeit, unzählige Fotomotive. Später taucht die aufgehende Sonne das ganze Tempelareal in sanftes, warmes, goldgelbes Licht. Wir bestaunen die Handlungen buddhistischer Rituale beobachten die Menschen und wähnen uns in einer Filmkulisse. 

Gegen 8 Uhr fahren wir zurück ins Hotel und frühstücken erst einmal ausgiebig.Das Frühstücksbuffet im Hotel ist mega-üppig. Es bleibt kein Wunsch offen. Selbst leckeres Sushi gibt es. 

Frisch gestärkt brechen wir anschließend zur Stadtrundfahrt auf, um Yangon weiter zu erkunden. Wir beginnen mit einem lokalen Markt. Dort bekommen wir einen guten Überblick über das umfangreiche Angebot an landwirtschaftlichen Produkten. Wieder einmal darf man hier nicht zimperlich sein, denn es gibt natürlich auch allerlei Fleisch- und Fischerzeugnisse und bei 34 Grad Celsius ohne Kühlung ist das schon ein wenig speziell. Auch fermentierte Enten- und Gänseeier, irgendwelche undefinierbaren Pasten und Trockenerzeugnisse, merkwürdige Flüssigkeiten, zubereitete Speisen und jede Menge uns Unbekanntes bekommen wir zu sehen und zu riechen.

In Massenabfertigung werden Hühner an Ort und Stelle geschlachtet und Reispapier vor Ort gebacken. Der Markt befindet sich in einer schattigen Seitenstraße, in der die Händler rechts und links ihre Stände aufgebaut haben. Und da der Platz offenbar nicht ausreicht, sitzen mitten auf der Straße auch noch Frauen mit ihren Warenangeboten, die sie meist in großen Körben und Schalen haben. Immer, wenn Autos durchfahren wollen, müssen sie ihren mobilen „Verkaufsstand“ auf die Seite räumen. Zwischendrin betteln Mönche um ihre tägliche Essensration und wir sind von den vielen Eindrücken total überrollt. Allein die Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten ist gigantisch. Daneben gibt es noch eine Menge Blumen, die als Mitbringsel für die Tempel dienen. 

Victoria erklärt uns geduldig, was wir da alles sehen, wie die einzelnen Speisen heißen und sie kauft uns Kostproben, damit wir testen können, was wir sehen. Es ist ein Erlebnis für alle Sinne, auch wenn wir uns des Eindrucks nicht erwehren können, dass die Menschen von den ständigen Touristen mit ihren neugierigen Fotoapparaten ein wenig die Nase voll haben. Viele freundliche Gesichter treffen wir hier nicht an. Sehenswert ist der Markt aber allemal.

Weiter geht es zur Besichtigung der Altstadt. Bis 2005 war Yangon (Rangun/Rangoon) 120 Jahre die Hauptstadt Myanmars. Die mehr als sechs Millionen Einwohner zählende Stadt Yangon am Hlaing-Fluß gelegen, ist das wichtigste Tor nach Myanmar. Yangon war in der britischen Kolonialzeit (1852 – 1948) einer der wichtigsten Häfen des Empire und kosmopolitisch. Davon zeugt noch heute der hohe Anteil an Indern und Chinesen. Die Joss-Häuser der verschiedenen chinesischen Landsmannschaften, Hindu-Tempel, schiitische und sunnitische Moscheen, Jain-Tempel, ja, sogar eine Synagoge finden sich in der Altstadt.

Wir nehmen erst einmal die Eindrücke dieser pulsierenden Stadt in uns auf. Ein wenig erschrocken sind wir über den marode wirkenden Zustand der Stadt. Man sieht den sehr einfachen Gebäuden deutlich an, wie das tropische Klima an ihnen nagt. Auch die teilweise sehr schönen Kolonialgebäude sind total marode; versprühen aber dennoch einen morbiden Charm. Aber auch Gebäude, die aussehen, als wären sie längst nicht mehr bewohnbar, sind es dennoch und sogar Behörden sind darin untergebracht. Selbst die Polizeibehörde hat ihren Sitz in einem solch heruntergekommenen Gebäude. Wir besichtigen z. B. das Rathaus, das koloniale Strand-Hotel, Zollhaus, Hafenbehörde und Informationsministerium, Yangons Bezirksgericht, das sehr marode wirkende Gebäude des staatlichen Fernmeldeamtes, den Bahnhof und das Yangon General Hospital, das bei seiner Fertigstellung im Jahre 1911 das erste öffentliche Gebäude in Myanmar aus Stahlbeton war. 

Anschließend; inzwischen ist es sauheiß, führt uns Victoria über eine ca. 8-spurige Kreuzung und wir sind froh, heil drüben anzukommen. Autos bremsen hier nämlich nicht für Fußgänger. In Yangon sehen wir übrigens keine Mopeds und keine Rikschas, denn die hat man aus der Stadt verbannt.

In der Sule-Pagode ist nicht viel los. Man sagt, die Sule Pagode sei über 2.000 Jahre alt; in ihr werden Haar-Reliquien von Buddha aufbewahrt. Viel gibt es hier – zumindest aus unserer Sicht – aber nicht zu sehen. Wir umrunden die achteckige Pagode einmal und haben sie schnell abgehandelt.

Zurück im Auto fahren wir Richtung Hotel, das sich direkt am Kandawagyi See befindet. Im Seepark laufen wir ein wenig herum, denn man soll von hier aus einen guten Blick auf die Swedagon- Pagode haben. Im Moment ist aber weder das Licht zu gebrauchen, noch treibt uns die feuchte Wärme zu Höchstleistungen. Wir freuen uns über eine Echse, die faul am Baum klebt und laufen langsam zurück zum Hotel.

Dort verschnaufen wir kurz, bevor wir eine Stunde später noch einmal zur Swedagon-Pagode fahren, die keine 5 Fahr-Minuten von unserem Hotel entfernt ist. Hier nehmen wir das Treiben und die ganz besondere Atmosphäre noch einmal in uns auf.

Fasziniert schauen wir zu, wie ca. 100 Freiwillige gemeinsam nach militärischen Befehlen den Marmorboden der Pagodenanlage reinigen. In einer langen Reihe nebeneinander stehend wird die Plattform gefegt und gewischt, was als gute Tat gilt. Dabei fegen viele gleich mit zwei Besen und anschließend kommt ein überdimensionierter Wischlappen zum Einsatz. Ohne mit der Wimper zu zucken wird da auch um uns herum gewischt. Ein lustiges Schauspiel. Wir bleiben bis zur blauen Stunde, dann werden wir zurück zum Hotel gebracht. Heute Abend testen wir uns dann mal durch die Speisekarte des Hotelrestaurants. Einiges schmeckt ganz lecker, anderes ist uns etwas zu scharf. Angestoßen wird mit hiesigem Myanmar-Bier, das wirklich lecker schmeckt.


09.12.2014     Yangon (Kandawgyi Palace Hotel)

Nachdem wir gestern einen sehr schönen Sonnenaufgang an der Swedagon-Pagode erlebt haben, schlafen wir heute aus. So holt uns Victoria erst um 8 Uhr ab und zu unserer Verwunderung hat sie über Nacht noch den Fahrer getauscht. Irgendetwas hatte ihr an dem jungen Bürschchen nicht gefallen (das wir noch gar nicht bemerkt hatten) und nun  haben wir einen Fahrer, den sie gut kennt und der nach ihrer Erfahrung sehr zuverlässig ist. So haben wir die nächsten Tage ein noch komfortableres, weil neueres Fahrzeug.

Zuerst fahren wir durch den morgendlichen Berufsverkehr zur Swe Daw Myat-Pagode (Swal Daw Pagode). Diese noch recht neue und sehr schöne Pagode befindet sich gegenüber der International Theravada Buddhist Missionary University. Allein ihr Äußeres ist durch ihre weiß-goldene Fassade und die Chinthes (große Hund-Drachen-ähnliche Wesen), die die vier Zugänge bewachen, schon beeindruckend. Der große Stupa ist begehbar und seine Wände sind mit einer goldenen Tapete mit Buddhamotiven bis hinauf in die Kuppel ausgestaltet. In der Mitte steht ein kleiner Schrein, der einen Zahn Buddhas enthält.

Nachdem wir uns innerhalb der Pagode umgesehen haben und auch das Prachtstück von Außen ausreichend fotografiert haben, fahren wir weiter zum Dorf einheimischer Stämme. Das National Races Villages befindet sich in Tharketa Township. Das „Dorf“ ist eigentlich ein Park, in dem die traditionellen Häuser der acht einheimischen Volksstämme Myanmars (der Kachin, Kayah, Kayin, Chin, Bamar, Mon, Rakhine und Shan) zu besichtigen sind. Leider sind die Häuser wenig ausgestattet und man sieht kaum etwas. Wir hatten uns erhofft, Einheimische in ihrer Landestracht zu sehen, aber weit gefehlt. So resümieren wir, dass eigentlich die 45 minütige Fahrt dorthin das Interessantere ist; getreu dem Motto:  Der Weg ist das Ziel. Besonders groß waren unsere Erwartungen ohnehin nicht, denn Victoria hatte uns schon angekündigt, dass es hier nicht viel zu sehen gibt. Wir hatten leider den blumigen Ausführungen aus einem Reiseführer vertraut und dieses Ziel mit in unsere „Möchten wir sehen-Liste“ aufgenommen.

Völlig sprachlos sind wir allerdings, als Victorias Handy klingelt und sie uns nach einem kurzen Gespräch ihr Handy weiterreicht. In Deutsch meldet sich die Agentur Exotic Voyages und fragt, ob bisher alles zu unserer Zufriedenheit ist, ob wir noch Wünsche oder Kritik haben. So etwas ist uns bisher noch nie passiert und bisher finden wir beim besten Willen nichts zu meckern. Es ist perfekt organisiert und Victoria sorgt sich trotz ihrer erst 30 Jahre so fürsorglich wie eine Mutter um uns.

Wir fahren zurück in die Stadt und besuchen den Bogyoke Aung San Markt (Scott Markt). Dieser riesige überdachte Markt ist Yangons berühmtester Ort zum Einkaufen. Verschiedene Arten von Edelsteinen und Schmucksachen, Silber- und Messingware, Kunstarbeiten, Schnitzereien aus Holz und Elfenbein, jegliche Arten traditioneller Stoffe, Seide und Baumwolltuch, Bilder, Lackwaren und Andenken werden hier verkauft. Allein die unzähligen kleinen Shops mit Jadeschmuck überfordern mich. Wir lassen das Ganze erst einmal auf uns wirken, schauen uns um und staunen. Als wir bei ein paar Verkaufsgesprächen zuschauen, lernen wir gleich noch, wie man gute Jade von minderwertiger Ware unterscheiden kann. Es ist echt interessant. Anschließend schlendern wir noch mit Victoria über den Markt und sie erklärt uns diverse Lebensmittel, kauft uns wieder Kostproben und gibt uns Tipps. Auch einen Supermarkt sucht sie mit uns noch auf, damit wir hiesigen Moskitoschutz (Odomos) kaufen können und nicht mehr von den einheimischen Moskitos wegen unserem Autan „ausgelacht“ werden.

Auf dem Markt vergeht die Zeit wie im Flug. Es gibt aber auch so viel zu schauen. Anschließend fahren wir zu unserem Hotel, verschnaufen dort ein paar Minuten und dann geht es weiter zur Wizara-Pagode (Mahawizaya Pagode), die sich am Fuße des Südaufgangs der Shwedagon Pagode befindet. Der Innenraum der Stupa ist als Wald gestaltet; stilisierte Bäume ragen an den Wänden bis zur Kuppel empor, auf der Sternbilder dargestellt sind. Zu den Motiven zählen ein Elefant, ein Pferd und eine Muschel. Im Zentrum steht ein Schrein mit acht Buddhafiguren. Ein Wandelgang führt um das Zentralheiligtum herum. Der Diktator General Ne Win hat diese Pagode bauen lassen, die beim Volk nicht sehr beliebt ist und auch Ne Win-Pagode genannt wird. Man merkt, dass die Pagode nicht beliebt ist, denn sie ist kaum besucht und sehr sauber ist es auch nicht. Als wir von einem der Zugänge aus fotografieren wollen, müssen wir durch unzähligen Taubenkot laufen – wie immer natürlich barfuß. Das ist vielleicht „lecker“! Hier werden Tauben nämlich gefüttert, weil das als gute Tat gilt. Dankbar greifen wir danach zu dem von Victoria bereitgehaltenen Reinigungstuch für unsere Füße. Das ist in unseren Augen die wirklich gute Tat!

Unterhalb der Wizara-Pagode befindet sich der Südzugang zur Swedagon-Pagode, aber auch eine vielspurige, stark befahrene Kreuzung. Um ein Foto von diesem Zugang machen zu können, will ich auf eine Verkehrsinsel mitten auf der Kreuzung. Der Polizist, der den Verkehr regelt, sorgt dafür, dass ich wohlbehalten diese Verkehrsinsel erreiche. Getreu dem Motto: „wenn der Polizist den Verkehr überlebt, dann passiert mir zwischen dem Grünzeug auch nichts“, mache ich ein paar Fotos inmitten des pulsierenden Verkehrs. Uwe, Victoria und der Policeman passen gut auf mich auf und damit ich wieder zurück kann, wird der Verkehr für mich noch einmal angehalten.

Nun reicht es aber an Aktivitäten für den heutigen Tag, zumal es gegen sechs Uhr ohnehin dunkel wird. Wir werden an unserem Hotel abgesetzt. Dort machen wir noch ein paar Aufnahmen von der benachbarten Swedagon-Pagode im Abendlicht. Danach heißt es auch schon Sachen packen, denn unsere Rundreise beginnt morgen. Im Hotelrestaurant gehen wir noch rasch lecker essen, bevor wir dann ziemlich müde ins Bett fallen.

Shwedagon Pagode

10.12.2014     Yangon – Bago – Kyaiktiyo (Mountain Top Hotel)

Heute verlassen wir Yangon erst einmal in nördlicher Richtung. Unterwegs können wir das pulsierende Leben bestaunen, kommen langsam in ländlichere Gefilde und lernen endlich auch das echte Leben Myanmars so langsam kennen. Schon sehen wir am Straßenrand riesige Berge von überdimensionierten Wassermelonen. Für die ist gerade Erntezeit und uns lechzt der Zahn danach.

Eine Stunde später erreichen wir Bago (Pegu). Diese Stadt auf dem Weg zum „Goldenen Felsen“ – unserem heutigen Tagesziel – hat viele Pagoden. Zuerst besichtigen wir am Ortseingang von Bago die Kyaik Pun Pagode – vier riesige, Rücken an Rücken sitzende Buddhas, die in die vier Himmelsrichtungen blicken. Ihr Umfeld wirkt allerdings etwas vergammelt, so dass wir schnell mit der Besichtigung fertig sind.

Anschließend fahren wir weiter zum Mya Tharlyaung (liegender Buddha).

Dieser wunderschöne liegende Buddha wurde Ende 2006 fertiggestellt. Sanft lächelt er den Besucher an, und da er bisher noch kein Dach über dem Kopf hat, kommt seine Gestalt besonders gut zur Geltung. Die Figur ist etwa 90 m lang und 21 m hoch. Leider liegt die Figur jetzt am Vormittag voll im Gegenlicht, was nicht gerade ideal für ordentliche Fotos ist. So lassen wir uns leicht von einem kleinen streunenden Hund ablenken, der froh ist, mal etwas Abwechslung zu haben. Dafür müssen wir aufpassen, nicht überall in Hundekacke zu treten, denn natürlich muss man auch an dieser Statue die Schuhe ausziehen.

Nachdem wir diese Figur besichtigt haben, werden wir zur Shwegugale-Pagode gebracht. Der Zentralstupa ist von Außen recht unscheinbar, innen aber durch einen Wandelgang begehbar, in dem 64 hübsche, lebensgroße Buddhafiguren sitzen. In einem benachbarten Schrein sind mit bunten Figuren buddhistische Szenen nachgestellt. Darunter ist auch eine Mönchsfigur mit cooler Sonnenbrille. Humor haben die also auch. Anschließend werfen wir noch einen Blick in das benachbarte Kloster, wo gerade Unterricht stattfindet.

Rechtzeitig, um noch die Ruhe und besondere Atmosphäre des Klosters aufnehmen zu können, treffen wir im Kha Khat Wain Kyaung-Kloster ein. Wir haben Zugang zu fast allen Plätzen des Klosters, nur die privaten Unterkünfte bleiben tabu. So dürfen wir einen Blick in die sehr einfach eingerichtete Küche nehmen, am leckeren Curry schnuppern, das heute Mittag den mehr als 400 Mönchen dieses Klosters serviert wird und wir können einen Blick in die große Lehrhalle nehmen. In der Nähe der Privatunterkünfte bekommen wir interessante Einblicke in das Leben der Mönche, das längst nicht so eintönig ist, wie man es sich vorstellt. Tätowierte Mönche, Handys, Liebesromane und Fußball gehören genauso zu ihrem Leben wie die unzähligen streunenden Hunde hier im Kloster, vor denen man sich echt fürchten kann. Außerdem ist alles voller Hundekacke und man muss unheimlich aufpassen, wohin man tritt. Barfuß ist ein Tritt in diese Hinterlassenschaften nämlich ein noch viel größeres Vergnügen, als mit Schuhen!

Leider ist das große Kloster auch Ziel zahlreicher Reisegruppen. Morgens gegen 10.30 Uhr zur Mahlzeit der Mönche sind hier nicht nur Hunderte Mönche zu sehen, sondern nahezu ebenso viele Touristen. Innerhalb kürzester Zeit treffen busladungsweise vor allem thailändische Touristen ein. Nachdem ein Mönch mit einer Glocke unüberhörbar die Essenszeit verkündet hat, kommen die Mönche lautlos aus ihren Räumen, stellen sich wortlos in einer langen Schlange an und warten darauf, den Speiseraum betreten zu können. Dabei kommen zuerst die älteren, dann die jüngeren Mönche an die Reihe. Vor dem Eingang wird ihnen Reis in ihre Schale getan, im Raum selbst warten andere Beilagen.

Das Schlimme ist, dass sich die Touristen wie Vandalen benehmen. Die überwiegend thailändischen Besucher sind einfach nur peinlich und haben keine Grenze. So versperren sie teilweise den Mönchen sogar den Zugang zum riesigen Reistopf und zum Speisesaal. Wir schämen uns, dass wir hier sind und auch, dass wir hier ebenfalls fotografieren. Wir fragen uns, wie die Mönche das nur Tag für Tag aushalten und vor allem, warum sie das ertragen, denn wer will schon täglich beim Essen fotografiert werden? Ist das eine Form von Buße tun? Wir wissen es nicht, aber wir schämen uns so, dass wir beschließen, wenigsten Buße zu tun in Form einer Spende für das Kloster. Die Spenden kommen der Ausbildung zugute, sind also gut angelegtes Geld und wir bekommen sogar eine amtliche Spendenbescheinigung.

Die Mönche haben ihr Essen, das sie ausschließlich aus ihrem „Pott“ essen, mit dem sie auch die Essensspenden sammeln gehen, rasch hinter sich gebracht. Aber wer kann ihnen das auch verdenken? Zudem dürfen sie nur bis 12 Uhr mittags Essen zu sich nehmen. Danach ist ihnen für den Rest des Tages das Essen untersagt.

Peinlich berührt verlassen wir das Kloster und setzen nun unsere Fahrt fort. Unterwegs erklärt uns Victoria, dass Myanmar zu 80 Prozent von der Landwirtschaft lebt. Wir sehen unzählige Gummibaum-Plantagen, Cashew-Nussbäume, Pomelos, Durianbäume und Jackfruchtbäume. An einem Kanal werden Fische ausgenommen und zum Trocknen ausgelegt. Wir halten an, schauen zu und staunen. Allein die Vielfalt unterschiedlicher Fischsorten ist beeindruckend und dann noch die Fingerfertigkeit, mit der die Frauen den Fisch ausnehmen und zum Trocknen vorbereiten. Aber auch die Art und Weise, wie der Fisch getrocknet wird, ist faszinierend. Bambusflöße mit Bambusmatten, die auf leeren Fässern im Fluß schwimmen, dienen als Trockenfläche für den Fisch.

Weiter geht die Fahrt nach Kyaikto Stadt. Von Bago aus sind es bis zum „Base camp“ in Kyaikto Stadt etwa eineinhalb Stunden Fahrt. Von dort aus starten die LKWs, die die Besucher auf den Berg zum „Golden Rock“ bringen, denn der „Goldene Felsen“ liegt auf einem 1120m hohen Berg im Mon Staat. Wir hatten für diesen Ausflug extra eine Tagestasche gepackt, denn unsere beiden Reisetaschen können nicht mit auf den Berg genommen werden. Die wird statt dessen der Fahrer bis zu unserer morgigen Rückkehr im Auto behalten.

Bevor wir uns zur LKW-Verladestation begeben, schlägt Victoria noch vor, in einem benachbarten Restaurant zu essen. Hier ist es extrem sauber, man kann in alle Töpfe schauen und die zahlreichen Speisen sehen wirklich appetitlich aus. Also essen wir hier, denn auf dem Berg werden wir nicht viel Vernünftiges bekommen. Wir testen uns durch die Töpfe, probieren unter sachkundiger Erklärung von Victoria Allerlei und sind positiv überrascht, wie gut es schmeckt. Fürsorglich prüft Victoria dann vor dem Bezahlen für uns die Rechnung, findet tatsächlich einen Fehler; natürlich zu unseren Ungunsten und reklamiert ihn. Satt und zufrieden begeben wir uns zu den parkenden LKWs, die in einer offenen Halle stehen und zu deren Ladefläche eine Art Gangway führt. Allerdings sind diese Stufen wenig sicher. Unser TÜV hätte seine Freude – kein Geländer, extrem wacklig und kippgefährdet. Auf der Ladefläche der LKWs wurden 7 Holzbänke und manchmal sogar eine weitere Sitzbank außerhalb der Ladefläche installiert. Je Sitzreihe werden 6 Leute zusammengepfercht. Bei uns ist schon bei 5 Leuten kuscheln angesagt, denn auf das „Volumen“ eines Europäers kommen zwei Einheimische. Den Rucksack auf den Knien, die Tagestasche darüber, die Stative zwischen uns geklemmt, harren wir der Dinge die da kommen. Pro LKW fahren so ca. 45 Leute auf den Berg. Die Einheimischen sind Meister im Drängeln und man könnte denken, da oben gibt es etwas umsonst. Außer uns sind noch ein paar weitere Touristen auf dem Fahrzeug und ein recht kräftig gebauter Amerikaner beansprucht auch mehr Platz, als ihm zusteht. Victoria wird gebeten, zwischen ihm und dem Fahrer zu übersetzen, was sie auch tut. Als allerdings der Fahrer vom Amerikaner das Geld für 3 Plätze haben will, stellt sich Victoria auf die Seite des Touristen und diskutiert vor mehr als 40 Leuten mit ihm – zugunsten des Ausländers. Eine wirklich beeindruckende Geste, die ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Der Ami muss nur für 2 Plätze zahlen, was bei den lächerlichen Preisen wirklich kein Problem ist. Hier ging es aber auch nicht um das Geld sondern um das Prinzip.

Nachdem der Laster vollgeladen ist, startet die Rallye. Der Fahrer kennt einen aus dem Formel-1-Lager, so wild fährt er. Jetzt muss er noch rasch tanken und ich habe das Pech, fast über dem Tank zu sitzen. Provisorisch wird ein Stück Gartenschlauch über den Tankrüssel geschoben. Das ersetzt den Einfülltrichter. Von Absaugen hat man hier natürlich noch nichts gehört und so hilft mir nur, erst einmal ins Taschentuch zu atmen.

Als die Tankaktion endlich erledigt ist, geht es aber zügig los. Wir sind froh, als diesen Rennfahrerverschnitt der steile Berg etwas ausbremst. Etwa 45 Minuten mit ständigen Stopps an Geldspendestationen dauert die Fahrt durch die schöne Dschungellandschaft hinauf auf den Berg. Unter uns breitet sich ein tolles Panorama aus.

Ist man heil oben angekommen, ist es vom oberen Parkplatz noch ein ca. 5 minütiger Fußmarsch bis zum Mountain Top Hotel. Es stehen sogar Träger bereit, die einen in der Sänfte tragen würden. Dafür müsste man sich noch nicht einmal schämen, denn es ist in Myanmar normal, dass ältere oder wohlhabende Leute den Trägern eine Verdienstmöglichkeit geben.

Im Mountain Top Hotel, dem besten Hotel hier oben, bekommen wir ein Zimmer mit schöner Aussicht über die Berge. Was für ein tolles Panorama!

Rasch machen wir uns auf den Weg zum „Goldenen Felsen“ und der Kyaiktiyo Pagode. Man hat irgendwie den Eindruck eines Volksfestes, so viele Menschen sind hier oben unterwegs. Schließlich ist eine Pilgerreise zum „Goldenen Felsen“ für jeden Buddhisten Myanmars von besonderer Bedeutung und mindestens einmal in seinem Leben sollte jeder Buddhist hier gewesen sein.

Außer dem Hauptheiligtum selbst gibt es ringsherum viele Gebäude, die religiösen Zwecken dienen. Es gibt aber auch viele Geschäftstüchtige, die die unzähligen Pilger versorgen. Überall sitzen Händler am Weg und bieten ihre Waren an. Aber mindestens genau so auffällig sind die vielen Lichtilluminationen. Überall blinkt und leuchtet etwas bunt.

Auch auf diesem Plateau rund um den „Goldenen Felsen“ und die Pagode sind Schuhe und Socken ein „No go“. Wieder müssen wir den Weg bis zum Felsen barfuß zurücklegen, denn die auf dem Felsen stehende Pagode – ein kleiner Stupa auf einem großen Felsbrocken – gilt als eine von Myanmars drei wichtigsten buddhistischen Heiligtümern und kommt in ihrer Bedeutung gleich nach der Shwedagon-Pagode in Yangon.

Der runde Felsbrocken, sieht aus, als ob er jeden Augenblick hinunter fallen könnte, denn er liegt am Abhang nur auf einer kleinen Fläche auf. Laut Legende hält der Felsbrocken deshalb die Balance, weil unter ihm ein Haar Buddhas liegt.

Wir beobachten die Pilger beim Beten, Meditieren und wie sie Kerzen anzünden. Inzwischen ist der Felsbrocken an den zugänglichen Stellen schon dick mit Blattgold beklebt  und jedes Mal, wenn ein neues Goldplättchen aufgetragen wurde, fliegt die Verpackung durch die Landschaft. Der Fels ist schon bis in etwa zwei Meter Höhe vergoldet. Man kann sich ausmalen, wie viel Müll herumliegt. Mir tut schon jetzt der arme Mensch leid, der irgendwann da mal sein Blattgold drauf klebt und den Stein zum Kippen bringt.

Der Zugang zum Felsen selbst ist jedoch ausschließlich Männern gestattet. Frauen dürfen nur aus der Ferne schauen. So kann sich nur Uwe den Stein und das Bekleben mit Blattgold aus der Nähe betrachten. Victoria leistet mir beim Warten Gesellschaft und später besorgt sie uns hiesige Spezialitäten in Form von köstlichen warmen Pfannkuchen, die es nur hier gibt, ausgebackenen Kokosfladen und Cashewkernen. Als sie mir ihre Beute präsentiert und offeriert, weiß ich gar nicht, was ich zuerst halten und probieren soll. Alles schmeckt köstlich. So verbringen wir die Zeit bis zum Sonnenuntergang und genießen die besondere Atmosphäre an diesem „Goldenen Felsen“, die einem trotz der vielen Menschen fest in Erinnerung bleibt.

Gemeinsam laufen wir dann zurück ins Hotel und gehen früh schlafen, denn morgen wollen wir noch einmal zum Sonnenaufgang am Felsen sein. Ausdrücklich mussten wir Victoria versichern, dass sie bitte gern länger schlafen kann und uns morgen Früh nicht begleiten muss.


11.12.2014     Kyaiktiyo Hpa-An (Hpa An Lodge)

Noch im Dunklen marschieren wir die ca. 10 Minuten zum „Goldenen Felsen“. Man hält es nicht für möglich, wie viele Leute hier um diese Uhrzeit schon unterwegs sind. Heute Morgen ist es wesentlich frischer und eine Jacke kann man gut vertragen, denn es geht auch ein kühler Wind. Die Einheimischen übernachten ebenfalls hier oben auf dem Felsplateau, das etwa die Größe eines Fußballfeldes hat. Sie schlafen allerdings im Freien auf dem Steinboden und leihen sich Decken und Kissen aus. Da ziehen wir unsere Mecker glatt zurück, dass die Betten im Hotel total durchgelegen sind.

Der Sonnenaufgang ist weniger mystisch als der Sonnenuntergang aber ein paar hübsche Fotos können wir noch machen. Viel beeindruckender ist jetzt am Morgen die gewaltige Szenerie um uns herum. Noch gibt es hier dichten Urwald mit teilweise wunderschönen Baumriesen.

Zurück im Hotel bringen wir das eher bescheidene Frühstück rasch hinter uns. Auch hier assistiert uns Victoria mütterlich und ordert alles für uns. Anschließend laufen wir zurück zu den LKWs und das gleiche Spiel von gestern wiederholt sich. Während wir uns auf den LKW schichten, kommen allein 7 oder 8 Fahrzeuge von unten. Das sind in ca. 15 Minuten mehr als 400 Leute! Und man glaubt gar nicht, wie die Leute mit ihrem Sack und Pack drängeln.

Die Fahrt abwärts ist wesentlich entspannter als aufwärts. Der Fahrer hat nicht die Absicht, seine Ladung den Hang hinunter zu kippen und so kommen wir wohlbehalten unten an. Unser Fahrer erwartet uns an der LKW-Station bereits und wir starten in Richtung Hpa An, der Hauptstadt des Kayin (Karen) Staates, die an den Ufern des Than Lwin (Salween) Flusses liegt.

Überall um Hpa-An ragen Karstberge und -felsen empor. Die Gegend ist berühmt für ihre Höhlen. Wir fahren durch die imposante Karstlandschaft und stoppen zuerst an der Bayin Nyi Höhle. Diese Höhle befindet sich nahe der Stadt Thaton in einem steil aufragenden Felsen. Am Fuß des Berges steht ein Kloster, es gibt hier heiße Quellen, eine Menge Affen und man kann die Höhle besichtigen. Nun laufen wir also zur Abwechslung mal barfuß durch Affen- und Fledermauskot, während wir die zahlreichen Treppen zur Höhle erklimmen. In der Höhle ist es auf dem nassen Fliesenboden extrem rutschig. Besonders interessant ist es allerdings nicht und so wenden wir uns bald den vielen Affen zu, die von den Einheimischen gefüttert werden. Aus der Entfernung ist diese Höhle eindeutig fotogener.

Rundumblick in der Bayin Nyi Höhle

Nachdem ich mich anfangs etwas ziere, die hiesigen Toiletten (mit Loch im Boden) in Anspruch zu nehmen, begleitet mich unsere „Reise-Mutti“ auch noch bis zur Toilette. Eine wirklich liebevolle Reisebegleitung.

Nun setzen wir die Fahrt fort, um das nächste Mal am Kyauh-Ka-Lat Kloster anzuhalten. Dort machen die Mönche gerade Mittagspause bzw. ein Mittagsschläfchen, so dass wir noch ein wenig warten müssen, bis wir dieses kleine Kloster besichtigen dürfen. Das Interessante an diesem Kloster ist die Pagode auf einer hohen Felsnadel. Wer dort hoch will, muss eine steile Bambusleiter erklimmen. Das lassen wir natürlich bleiben, zumal man auch von der Plattform aus – dem „Wohnzimmer“ eines Mönchs – eine gute Aussicht über die tolle Karstlandschaft und die umliegenden Seen hat.

Über uns an einem Felsvorsprung entdecken wir riesige Bienenwaben. Die Mönche haben also auch gleich leckere Süßigkeiten in ihrem Wohnzimmer.

Weiter geht die Fahrt, bis wir inmitten von Reisfeldern das Dorf Lakkhana besuchen, um die Lebensweise des einheimischen Karen-Volkes kennen zu lernen. Doch auch in diesem Dorf hat die Moderne bereits Einzug gehalten und die Dorfbewohner haben zwischenzeitlich neue Häuser gebaut. Dennoch vermag uns Victoria anhand der noch vorhandenen Gebäude einen guten Überblick über die Lebensweise der Bewohner zu geben.

Wir sind beeindruckt, unter welchen bescheidenen Umständen die ländliche Bevölkerung hier noch als mehr oder weniger Selbstversorger lebt. Sogar der Schnaps wird selbst gebrannt und wir dürfen mal an der Flasche riechen. Es riecht wie Spiritus. Außerdem hält auch Jeder noch sein eigenes Getier und so laufen überall Hühner, Schweine und Enten herum. Etwas befremdlich ist es für uns, dass der Reisspeicher jede Nacht von einem Familienmitglied bewacht werden muss, damit nichts geklaut wird. Dafür schläft immer einer aus der Familie draußen.

Rasch werfen wir auch noch einen Blick in die hiesige Grundschule. Erstaunlich viele Kinder gibt es hier im Dorf; aber da hat auch jede Frau so 6-7 Kinder. Die Lehrerin ist mit ihren 17 Jahren noch so blutjung, dass man sie selbst für ein Schulkind halten kann.

Wir verlassen das Dorf wieder und schauen uns noch die Kaw Ka Thaung Höhle mit 100 stehenden Buddhas im Außenbereich an. Wie eine lange Mönchsprozession stehen die mannshohen Mönchsfiguren in einer Reihe. Drinnen finden sich vorwiegend lange Reihen gleich großer Buddhafiguren. Fast die gesamte Höhle ist mit Fliesen ausgelegt.

Der diensthabende Hausmeister der Höhle macht extra für uns das Licht an, so dass es (mal wieder) überall in bunten Farben blinkt und leuchtet. In der Höhle wohnt sogar ein Mönch und Victoria zeigt uns sein Bett, sein Wohnzimmer und seinen Meditationsraum, in den man allerdings nur kriechend durch einen Felsspalt gelangt. Das muss dann doch nicht sein. Für die Einsamkeit hier mitten in der Natur muss der Mönch halt eine recht feuchte Tropfsteinhöhle in Kauf nehmen und es sich gefallen lassen, dass immer mal neugierige Touris vorbei kommen. Ansonsten fehlt ihm hier wohl nicht sehr viel.

Nun neigt sich auch dieser Tag schon wieder langsam dem Ende entgegen. Wir werden in der nagelneuen Hpa An Lodge abgesetzt und beziehen einen der luxuriösen Bungalows. Alles ist noch sehr neu, sehr schön und gemütlich eingerichtet. Die jungen europäischen Manager haben hier eine richtig tolle Lodge errichten lassen. Das junge Personal in seiner Landestracht wirkt noch etwas unbeholfen, aber das wird sich schon noch einschleifen. Alle sind darauf bedacht, es uns Recht zu machen. Wir essen im Freiluftrestaurant der Lodge und sind sehr angenehm überrascht, dass es überhaupt kein Problem ist, für mich Ginger-Tee und eine Hühnersuppe zu bekommen, obwohl das nicht auf der Karte steht. Auch das zum Teil thailändische und zum Teil hiesige Essen schmeckt sehr lecker. Dass der Koch thailändischer Nationalität ist, merkt man allerdings an der Schärfe der Gerichte. Satt, zufrieden und ziemlich müde fallen wir in wunderbar neue Betten – kein Vergleich zur letzten Nacht.


12.12.2014     Hpa An – Bago – Yangon (Kandawgyi Palace Hotel)

Leider gibt es in der Hpa An Lodge erst ab 6:30 Uhr Frühstück und das ist uns bei dem vollen Tagesprogramm etwas zu spät. So bekommen wir ein umfangreiches Lunchpaket und einen leckeren frisch gepressten Papayasaft mit. Davon hätten wir noch ein paar Becherchen mehr haben wollen. 15 Minuten später sind wir noch einmal am Kyauh-Ka-Lat-Kloster. Der Sonnenaufgang gibt wenig her, denn es ist ziemlich dunstig. Dafür sieht die umliegende Landschaft zauberhaft aus in den aufsteigenden Nebelschwaden.

Wir machen noch ein paar weitere Fotostopps, während wir zurück nach Bago fahren.

Unterwegs passieren wir immer wieder auch Pomelo Plantagen und so halten wir auch mal an, schauen uns die Bäume mit den kindskopfgroßen Früchten aus der Nähe an und verkosten die leckeren Früchte. So schön saftig und richtig reif bekommen wir diese riesigen Grapefruits leider in Deutschland nicht zu kaufen.

In Bago besichtigen wir den lokalen Markt. Hier gibt es vor allem viele Trockenfischerzeugnisse, aber auch eine Menge Obst und Gemüse. Besonders beeindruckend und für die Sinne wenig berauschend ist die in großen Bergen aufgetürmte, vergorene Fisch- oder Shrimpspaste. Wieder sehen wir allerhand Merkwürdiges und ich kann mir gut den interessanten Job eines Foodhunters vorstellen, der sich durch solche Märkte „forscht“.

An einem Marktstand teste ich auch gleich mal die Thanaka-Paste, mit der sich nicht nur die Frauen in ganz Myanmar das Gesicht einschmieren. Die Paste wird aus der Rinde des indischen Holzapfelbaumes gewonnen. Dazu wird lediglich die Rinde auf einem feinen Schleifstein mit etwas Wasser abgerieben. Sie dient den Einheimischen zur Kühlung und auch als Sonnenschutz; und tatsächlich kühlt sie angenehm die Haut.

Nachdem wir uns ausgiebig auf diesem Markt umgesehen haben, halten wir das nächste Mal an der Shwemawdaw Pagode (auch Shwe-Maw-Daw Pagode). Mit 114 m Höhe ist sie die höchste Pagode in Myanmar. Inzwischen ist es ziemlich warm. Manchmal kann man die Wegplatten gar nicht (barfüßig) betreten, so heiß sind sie. Hilft aber nichts, da gibt es keine Gnade.

Shwemawdaw Pagode

Leider sind die meisten Pagoden nach der Swedagon-Pagode längst nicht mehr so fesselnd, wie sie es vermutlich verdient hätten. Dafür ist diese Pagode frisch gestrichen und die kleinen Stupas strahlen golden vor blauem Himmel. Vor der Pagode stehen eine Menge Händler und verkaufen Blumen, aber auch hübsche Singvögel, die dann anschließend von ihrem neuen Besitzer frei gelassen werden. Das soll gegen böse Taten helfen.

Weiter geht es zum Dama Lin Khar Ra Kloster. Von dort hat man einen schönen Ausblick auf die Shwemawdaw Pagode. Sehenswert sind die schön geschnitzte Holzdecke und die sie tragenden Pfeiler in der Gebetshalle, in der sich auch ein paar junge Mönche aufhalten.

Plötzlich werden wir aufgeregt herangerufen. Der ältere Mönch hat eine kleine Monockelkobra gefangen. Nun sitzt sie in einem großen Farbeimer und versucht, sich zu befreien. Es ist ein wunderschönes Tier, aber auch hochgiftig. Da sie angeblich evtl. auch spucken kann, verkneifen wir uns eine ausgiebige Inspektion, denn wir wissen es nicht besser.

Einer der umstehenden jungen Mönche tut uns besonders leid. Er ist Waise und wird Zeit seines Lebens in dem Kloster bleiben. Der Junge ist gerade mal 11 Jahre alt, etwas klein für sein Alter und wirkt sehr nachdenklich und in sich gekehrt. Später, als wir noch den Eingang des Klosters fotografieren wollen, kommt er aus dem Kloster, sieht sich nach uns um und winkt uns nach. Victoria ruft ihn auf unser Bitten hin noch einmal heran und wir stecken ihm eine kleine Spende zu. Was mag in dem Jungen vorgehen? Er hat auf jeden Fall keinen guten Start ins Leben und doch ist das Kloster für ihn wohl noch die beste Lösung und ein kleiner Halt, denn die älteren Mönche kümmern sich um ihn.

Nachdenklich verlassen wir das Kloster. Als Nächstes besuchen wir die Hantharwaddy Pagode. Hier spielt ein Vogelpaar eine besondere Rolle. Der Legende nach haben die beiden Vögel mitten im Meer einen Landeplatz gesucht und nur einen ganz kleinen Felsen gefunden. Darauf hat sich das Männchen niedergelassen und weil kein weiterer Platz mehr war, hat sich das Weibchen auf das Männchen gesetzt. Mittlerweile war das Meer zurückgegangen und dann hat man auf den Platz mit dem kleinen Felsen eine Pagode gebaut. Um die kleine Pagode wurde mittlerweile eine große Pagode gebaut und überall sind Abbilder des Vogelpaares, die hier verehrt werden.

Weiter geht es zur Mahazedi Pagode. Diese weiß-goldene Pagode sieht ein wenig marode aus und verlangt nach einem neuen Anstrich. Wieder einmal werden hier auch noch Tauben gefüttert, was die Umrundung nicht gerade angenehm macht. Ein Besteigen der Pagode ist bis zu ihrer Mitte möglich, allerdings mal wieder nur Männern vorbehalten. So quält Uwe sich allein die extrem steilen Stufen hoch, während Victoria und ich derweil unten im Schatten ein wenig mit goldener Farbe rumspielen, die in einem abgestellten Eimer auf ihre Verarbeitung wartet. Die Malerrolle ist aber auch verlockend!

Nun reicht es uns aber für Heute mit dem Besuch von Pagoden. So kämpft sich unser Fahrer tapfer Richtung Yangon und dort durch den dichten Berufsverkehr. Gegen 5 Uhr kommen wir im Kandawgyi Palace Hotel an. Hier kennen wir uns ja nun schon aus. Leider müssen wir uns jetzt auch von Victoria verabschieden, was uns wirklich sehr schwer fällt. Wir hätten Sie nur zu gern noch länger als Reisebegleitung gehabt. Neben ihr können alle anderen Guides nur noch jämmerlich abstinken. Eine Victoria gibt es nicht zweimal. Ihr scheint es aber auch leid zu tun, dass wir uns trennen müssen. Sie hat uns mit so viel Herzblut und Einfühlungsvermögen durch ihr Land geführt, dass wir ihr dafür nur höchsten Respekt zollen können. Anstand, Intelligenz, Geradlinigkeit und ein bemerkenswert starker Charakter verbunden mit ganz viel Gastfreundschaft und Kundenorientierung machen sie zum besten Reiseleiter, den wir jemals auf unseren Reisen kennengelernt haben. Schon jetzt vermissen wir unsere „Reisemutti“ schmerzlich, denn so wurden wir noch nie umsorgt.

Ein wenig schwermütig checken wir ein, gehen noch schnell etwas Essen und anschließend gleich schlafen, denn unser Tag beginnt wieder sehr früh.


13.12.2014     Yangon – Bagan (The Hotel Tharabar Gate)

Sehr früh am Morgen holt uns unser Fahrer ab und bringt uns zum Flughafen. Heute fliegen wir weiter nach Bagan. Nun müssen wir uns auch von unserem Fahrer verabschieden, was schnell erledigt ist da er recht wenig Englisch spricht.

Zuerst wird beim Check-In unser Gepäck gewogen, das hier schon mal auf wundersame Weise zwei Kilo zugelegt hat. Das nimmt es aber dann wieder ab, nachdem wir an einen anderen Schalter wechseln müssen. Sprich, hier geht jede Waage anders. Großzügig erlässt man uns aber die Berechnung der 8 kg Übergepäck, obwohl auf Inlandflügen pro Person nur 20 kg erlaubt sind.

Mit Englisch ist es bei dem Personal nicht weit her. Zur Sicherheit bekommen wir noch einen Aufkleber auf den Ärmel gepappt, damit wir nicht verloren gehen. Später läuft dann ein Angestellter mit einem Schild herum, auf dem die Flugnummer steht und sammelt alle Touris mit blauem Aufkleber ein. Die Ansagen verstehen wir nämlich nicht und lesen können wir sowieso nichts, denn die Schriftzeichen sind für uns nur Kringel und Kreise. Wir fliegen mit Yadanarpon Airlines, die verhältnismäßig neue Flugzeuge haben. Allerdings sind die Gepäckfächer dieser kleinen Maschinen schlichtweg lächerlich. Wir behalten unsere Rucksäcke für den kurzen Flug zwischen den Beinen. Später bekommt der dicke Rucksack von Uwe den Platz in der letzten Reihe neben der Stewardess. Witzig ist die Einsteigeprozedur. Mehrere Flughafenangestellte halten mit aller Kraft große Regenschirme gegen den heißen Wind der Propeller, damit die schmächtigen Asiaten nicht gleich vom Winde verweht werden. Eine echt lustige Aktion, die wir so auch noch nicht gesehen haben.

Rasch vergeht der Flug und beim Landeanflug auf Bagan sehen wir die ersten Pagodenfelder. Überall stehen verstreut die kleinen und großen Pagoden. Selten sind wir übrigens so sanft gelandet, wie nach diesem Flug. Das Gepäck wird noch von Hand ausgeliefert und dann stehen wir unserem neuen Guide gegenüber. Miu ist ein schmächtiger junger Mann, der eine Gehbehinderung hat und uns freundlich erzählt, dass er selbst gern fotografiert. Na das sind dann ja schon mal gute Voraussetzungen. Wir besprechen den Tagesplan und beschließen, gleich erst einmal den regionalen Markt zu besuchen, denn zum Einchecken im Hotel sind wir natürlich noch viel zu früh. Auch hier in Bagan haben wir ein großes, sehr gepflegtes Auto mit 7 Sitzplätzen. Unser Fahrer hat allerdings einen absoluten Putzfimmel, wie sich schnell herausstellt. Wir haben Glück, dass wir keine Plastiktüten über die Schuhe gestülpt bekommen.

Der Markt ist total interessant. Wieder können wir die Vielfalt an Obst und Gemüse bewundern und erleben ein Stück Alltag der Einwohner. Uns faszinieren diese Märkte immer wieder, auch wenn wir rasch feststellen, dass die Menschen sich gar nicht gern fotografieren lassen. Schade, mit ihrer Thanakapaste und mitten im realen Leben sind sie besonders interessant.

Anschließend besucht auch Miu mit uns einen Teeshop, in dem wir einen grünen Tee und einen süßen Kaffe trinken (müssen). Auch diesmal bringen wir das rasch hinter uns. Dann fahren wir zur Shwezigon Pagode – einer ebenfalls sehr schönen Pagode mit goldener Kuppel und wertvollen Holzschnitzereien, die die Geschichte Buddhas erzählen. Sie ist die wichtigste Pagode Bagans und gilt als die Mutter aller burmesischen Pagoden mit einer klassischen goldenen Stupa. Der Legende nach hatte König Anawrahta bei einem seiner Feldzüge einen Stirnknochen Buddhas erbeutet und suchte dann nach einem geeigneten und würdevollen Ort, um diese wertvolle Reliquie zu beherbergen. Als sich der königliche weiße Elefant, der mit der Reliquie beladen war, am Ufer des Irrawaddy-Flusses niederkniete, galt dies als göttliches Zeichen. An jener Stelle wurde die Shwezigon-Pagode errichtet; ein sehr beeindruckender Bau.

Auch Miu reicht uns anschließend Reinigungstücher für unsere Füße. Nun bringen uns die Beiden zum The Hotel Tharabar Gate, wo wir einchecken. Unser Zimmer ist recht groß und komfortabel, aber ziemlich weit vom Hauptgebäude entfernt. Da brauchen wir ja schon ein Fahrrad bis ins Zimmer. Etwas zu hoch finden wir dann die Preise für’s Wäsche waschen. 4,50 USDollar für eine Hose waschen ist schon etwas viel in einem solchen Land. Man merkt einfach, dass wir hier in einer Touristenhochburg sind, denn jeder Myanmar-Tourist kommt halt nach Bagan.

Um 14 Uhr holen uns die Beiden im Hotel wieder ab. Heute Nachmittag steht eine Bootsfahrt auf dem breiten Ayeyarwady (Irradwaddy) Fluss an. Ganz für uns allein haben wir ein großes Motorboot, das uns bis zum Tempel Kyauk Gu U Min bringt.

Dort führt uns ein alter Mann zum Tempel, den wir rasch besichtigen. Viel zu sehen gibt es nicht, außer den üblichen Buddhastatuen und der Tatsache, dass der Tempel zur Hälfte eine natürliche Höhle ist, die noch zur anderen Hälfte ausgebaut wurde. Anschließend laufen wir zurück zum Boot und fahren in die untergehende Sonne. Inzwischen kosten wir die bereitgestellten traditionellen Snacks in Form von pikantem Salat aus grünen Teeblättern, Bohnen mit Sesamsalat und Kartoffelchips. Der Teeblattsalat schmeckt sogar richtig gut. Die Breite des Flusses, das Leben an ihm und speziell die Menschen, die die Flussufer und Sandbänke landwirtschaftlich nutzen und dort Gemüse anbauen, beeindrucken uns. Hier wird aus jeder Situation das Beste gemacht.

Nachdem wir wieder am Ufer angelegt haben, lassen wir uns noch einmal zur Shwezigon Pagode bringen, um dort zur blauen Stunde noch ein wenig zu fotografieren. Hier erwerben wir dann auch gleich noch die leckeren Tamarindenbonbons, die wir auf dem Boot zu naschen bekommen haben. Das sind hauchdünne Plättchen einer Reismehl-Tamarinden-Palmzucker-Mischung, die leicht säuerlich und ein wenig wie Erdbeere schmecken. Sie zergehen so wunderbar im Mund und es gibt sie nur hier an einem Verkaufsstand in der Shwezigon Pagode.

Anschließend lassen wir uns im Hotel absetzen, denn auch unser nächster Tag beginnt früh.


14.12.2014     Bagan (The Hotel Tharabar Gate)

Ein wenig mulmig ist mir heute Morgen ja schon, denn wir haben etwas ganz Besonderes vor. Um 5:20 Uhr werden wir von „Oriental Ballooning“ zu einer Ballonfahrt über das riesige Pagodenfeld abgeholt. Noch im Dunklen werden wir irgendwohin gefahren, wo man bereits mit Kaffee und heißen Croissants auf uns wartet. Noch sehen wir die Hand vor Augen nicht, so dunkel ist es. Das ändert sich aber rasch. Inzwischen dämmert es bereits und wir sehen, dass wir uns hier auf einem großen Feld befinden und vor uns vier grüne Heißluftballons ausgebreitet auf dem Boden liegen. Nach und nach treffen die anderen Passagiere ein. Jeder Ballon wird einen Korb mit je 8 Passagieren tragen. Wir bekommen von den britischen Ballonpiloten Instruktionen, wie wir uns verhalten sollen und dann dürfen wir beim Aufblasen der Ballons und Aufrichten der Körbe zusehen.

Als die Ballons mit heißer Luft gefüllt sind, geht alles ziemlich flott. Wir steigen in den Korb, setzen uns auf die flache Sitzbank am Boden des Korbes und dann heben wir auch schon ab. Nun gleiten wir lautlos über die Tempel und Pagoden von Bagan und dürfen endlich auch aufstehen und dieses einmalige Schauspiel erleben. Es ist ein fast unwirkliches Erlebnis, so dahin zu gleiten. Der Ausblick von oben ist grandios und wir blicken sprachlos auf die größte archäologische Stätte der Welt. Hier haben 11 Könige zu Ehren Buddhas etwa 6.000 Tempel und Klöster gebaut, von denen heute noch etwa 2.500 erhalten geblieben sind. Einige von ihnen haben goldene Dächer. Staunend gleiten wir über diese Schätze einer jahrhunderte alten Tradition hinweg und genießen diese Fahrt in vollen Zügen. Noch ist die Landschaft in leichten Bodennebel gehüllt, was das Ganze noch märchenhafter macht.

Blick über das Pagodenfeld von Bagan während einer Fahrt mit einem Heißluftballon

Wir sehen, wie die Pagoden und Tempel mitten in bewirtschafteten Feldern stehen, Bauern mit ihren Ochsenkarren die staubigen Sandwege entlang fahren, Kinder vor ärmlichen Hütten stehen und uns zuwinken und wir freuen uns über den Schatten, den unser Ballon an den großen Tempeln wirft.

Sanft ist inzwischen die Sonne aufgegangen. Von Zeit zu Zeit betätigt Matt, unser Ballonpilot, den Brenner, dann faucht es wie ein feuerspeiender Drachen. Überrascht stellen wir fest, dass Matt den Ballon sogar drehen kann, so dass Jeder mal in jede Richtung schauen und fotografieren kann. Er erklärt uns die vorbei gleitenden Tempel und Pagoden und achtet darauf, dass wir nicht zu hoch aufsteigen, damit wir alles gut sehen können. Inzwischen sind auch die Ballons der beiden anderen Unternehmen aufgestiegen, so dass jetzt rote, gelbe und grüne Ballons über den Pagoden von Bagan schweben.

Auf einigen Tempeln sehen wir die ersten Besucher, die den Sonnenaufgang genießen. Wir bekommen gar nicht genug von diesem Anblick und obwohl wir sehr langsam fahren, ist es doch leider irgendwann Zeit für die Landung. Dabei hätten wir noch stundenlang so dahingleiten können.

Pagodenfeld in Bagan

Kurz bevor Matt landet, müssen wir uns wieder hinsetzen und festhalten. Ganz sanft setzt der Korb auf einem Feld auf. Es ruckelt noch nicht einmal. Kurz darauf sehen wir unweit von uns einen gelben Ballon landen, der aber so schnell herunter kommt, dass wir Bedenken haben, ob alle heil angekommen sind. Kein Wunder, dass dieses Unternehmen einen weniger guten Ruf hat, denn so unsanft will man nicht auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht werden.

Inzwischen ist die Balloncrew angekommen, hält den Ballon und wir können aussteigen. Eigentlich würden wir diese Fahrt am liebsten wiederholen. Auf jeden Fall ist es ein unvergessliches Erlebnis. Immer, wenn wir Bilder von Bagan gesehen haben, war für uns klar, dass wir dann mit einem Heißluftballon über das Pagodenfeld gleiten möchten und dieser Traum ist nun endlich wahr geworden. Was für ein unvergessliches Highlight! Das Ganze ist zwar nicht gerade preisgünstig aber jeden Dollar wert und das letzte Hemd hat schließlich keine Taschen.

Kaum war abzusehen, wo unser Ballon landen würde, kamen schon Kinder und Erwachsene angelaufen, die uns irgendetwas verkaufen wollen. Besonders lustig ist ein kleiner Junge, der selbst ausgemalte Bilder an den Mann bzw. an die Frau bringen will. Eine Mitreisende unterhält sich mit dem Jungen und wir haben alle zusammen unseren Spaß an diesem geschäftstüchtigen 10-jährigen, der uns dann noch stolz seine Geldscheinsammlung in einem Damenportemonnaie zeigt. Aus dem Kleinen wird mal was. Aber selbst noch kleinere Kinder versuchen den Touristen selbstgemalten Bilder zu verkaufen. Alles kostet immer 1.000 Kyatt (ca. 1 Dollar).

Nun gibt es noch für jeden Balloninsassen einen Kelch Champagner und eine Urkunde, dann werden wir zurück in unser Hotel gebracht. Rasch frühstücken wir noch ausgiebig, bevor wir von Guide und Fahrer um 9 Uhr abgeholt werden.

Wir starten zur Besichtigung der Tempel und Pagoden, die hier weit verstreut liegen. So sehen wir u. a. den Pya tha da Tempel, Sulamani Tempel, Dhammayangyi Tempel (Pyramidentempel) und eine Menge Pagoden, Bibliotheken und Kloster ohne Namen.

Beeindruckend an den Tempeln sind nicht nur ihre bauliche Vielfalt, sondern auch die teilweise noch sehr gut erhaltenen Wandmalereien im Inneren der Anlagen.

Hier in Bagan ist es nicht so schwül-heiß wie in Yangon aber dennoch warm genug, dass wir mittags vom vielen rein und raus und Schuhe an- und ausziehen kaputt sind. So gibt es in der Mittagshitze eine Pause bis 14 Uhr.

Damit wir zwischendurch mal was anderes sehen als alte Steine schieben wir schon mal den Besuch bei einer Manufaktur ein, die Lackwaren herstellt und verkauft. Dieses alte Handwerk ist in Bagan fest verwurzelt und unzählige Familienbetriebe betreiben dieses Kunsthandwerk. Zuerst halten wir bei „Golden Cuckoo“, einem ziemlich großen Unternehmen mit 50 Mitarbeitern. Der Chef selbst führt uns herum und erklärt uns das Unternehmen, das er in der 3. Generation führt. Wir schauen den Mädchen über die Schulter, die die kunstvollen und vor allem sehr filigranen Muster in die schwarzen Lachschichten kratzen, die dann mit Farbe ausgefüllt werden.

Eine gute Qualität bekommt 14 (!) Lackschichten, die immer wieder abgeschliffen, eingefärbt, poliert und getrocknet werden müssen. Insgesamt braucht jedes Stück 4 Monate, bis alles fertig ist. Die kunstvollen Arbeiten sind wirklich beeindruckend und wir lernen auch die 3 unterschiedlichen Grundmaterialien kennen, die als „Grundgerüst“ für die einzelnen Gefäße und Teile verwendet werden. Weicher Bambus mit Rosshaar ist die beste Qualität, die sehr flexibel ist. Dann gibt es noch harten Bambus, der sich nicht mehr verformen lässt, wenn er fertig ist und für Schachteln u. ä. wird auch Teakholz verwendet. Wir können uns im Show-Room umsehen, wo es die erste Qualität gibt. Hier sehen wir wirklich kleine Kunstwerke. Im „normalen“ Geschäftsraum gibt es die zweite Qualität, die auch noch toll, aber eben nicht so aufwendig gearbeitet ist wie die erste Qualität. Vom Eierbecher über Tabletts bis hin zu Trinkbechern, Kompotschüsseln und allen möglichen Gefäßen und Behältnissen gibt es so ziemlich alles. Den tollen Armreifen kann ich natürlich nicht widerstehen, zumal die Preise ok sind für diese wirklich aufwendige Handarbeit.

Anschließend besuchen wir noch die „Jasmin Family“, die sich in der gleichen Straße wie „Golden Cuckoo“ befindet. Hier wird uns vom Familienoberhaupt noch einmal sehr eindrücklich Schritt für Schritt die Lackwarenherstellung erklärt. Auch die verwendeten Lacke und Farben bekommen wir erklärt, können sie sehen und anfassen. Fast alle Farben sind Naturfarben, die aus Steinen gewonnen werden. Der schwarze Lack wird von einem Lackbaum (einer Lianenart) gewonnen, ähnlich wie Kautschuk. Eine sehr interessante Vorstellung dieses Kunsthandwerks.

Nachdem wir ordentlich Beute gemacht haben, besuchen wir u. a. den Nanpaya Tempel, der sehr schöne Fresken hat.

Zum Sonnenuntergang steigen wir auf die Shwe san daw Pagode, wo wir, wie noch ca. 1.000 andere Besucher, den Sonnenuntergang am anderen Flussufer beobachten können. Hier geht kaum noch ein Apfel zur Erde, so dicht stehen die Leute auf den schmalen Simsen der Pagode. Dabei ist allein der Aufstieg über die hohen, steilen Treppen eine Herausforderung. Der Ausblick von dieser Pagode über das Pagodenfeld ist aber auch atemberaubend schön.

Nachdem uns Guide und Fahrer im Hotel abgesetzt haben, besuchen wir noch auf eigene Faust die im Dunklen angeleuchteten Ananda Tempel, Thatbyinyu Tempel und die Shwe gugyi Pagode, die sich in unmittelbarer Nähe des Hotels befinden.

Im benachbarten Restaurant essen wir bei sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis und freundlicher Bedienung opulent zu Abend.


15.12.2014     Bagan (The Hotel Tharabar Gate)

Pünktlich werden wir am Morgen abgeholt und zum Pya tha da-Tempel gefahren, wo wir den Sonnenaufgang erleben. Es ist auch vom Boden aus ein wunderschöner Anblick, als die ganzen Heißluftballons – heute sind es 11 an der Zahl – mal lautlos und mal kurz fauchend – im ersten Sonnenlicht an uns vorbei ziehen. Wieder so ein magischer Moment, der sich tief im Herzen einbrennt.

Bevor wir ins Hotel zurückkehren, statten wir den Mönchen im benachbarten Kloster „Nathauk“ noch schnell einen Besuch ab und schauen zu, wie die zum Teil noch ganz jungen Mönche zur täglichen Essenssammlung in Reih und Glied ausziehen. So ist es für uns unbegreiflich, dass ab 4 Uhr morgens über Lautsprecher gebetet wird. Noch im Dunklen müssen die Mönche bereits singen und beten. Das sind noch Kinder, die eigentlich um diese Zeit schlafen sollten. Wir bekommen diese Lautsprecher-Gebete in unserem Zimmer aus erster Hand mit und sind ab 4 Uhr wach.

Anschließend frühstücken wir im Hotel, bevor uns Guide und Fahrer zu weiteren Tempelbesichtigungen abholen. Wir besuchen u. a.: Thatbyinyu Tempel, Mingalar Zedi, Manuha Tempel, Myin kabar gubyaukgyi Tempel, Bu paya Pagode, Shwegugyi Tempel, Bule thi Pagode, Brick Monastery aber auch wieder einige unbekannte Pagoden und Tempel, die gar keinen Namen haben.

Von den mehr als 2.500 Tempeln und Pagoden, die es in Bagan gibt, haben wir inzwischen gefühlte 2.000 besucht, hunderttausend Buddhafiguren betrachtet und unendlich viele Male die Schuhe an und aus gezogen. Auf jeden Fall haben wir das Gefühl, hier nun langsam jeden Stein zu kennen.

Am Besten hat uns der Myin Kabar Gubyaukgyi Tempel gefallen, der in seinem Inneren noch wunderschöne farbige Wandmalereien enthält, die einen Eindruck vermitteln, wie prächtig dieser Tempel einmal gewesen sein muss. Leider darf darin nicht fotografiert werden, aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch.

Eine besondere Faszination haben die Ochsenkarren und Pferde-Trishaws, die die Touristen von Tempel zu Tempel kutschieren. Mindestens genau so faszinierend sind aber auch die öffentlichen „Busse“, die so gar nicht unserer Vorstellung von komfortablem Reisen entsprechen. Total gequetscht, meist überfüllt und sogar noch mit Sitzplatz auf dem Dach reist man hier auch 5 bis 8 Stunden, um einigermaßen kostengünstig ans Ziel zu kommen.

Bevor wir uns mittags ins Hotel bringen lassen, statten wir noch schnell dem Markt einen Besuch ab, um zwei Plastikdosen zu erstehen, damit unsere hauchdünnen Tamarindenbonbons nicht auf der weiteren Reise völlig zerdrückt werden. Auch diese beiden Schachteln kosten mal wieder 1.000 Kyatt (ca. 70 Cent).

Über Mittag legen wir eine Pause ein, bevor wir uns um 16 Uhr wieder abholen lassen. Diesmal bringt uns Miu an einen anderen Platz für den Sonnenuntergang. Es ist etwas schwierig, durch den schmalen und steilen Gang aufzusteigen, doch der Ausblick von diesem Brick Monastery auf das Pagodenfeld lohnt sich. Hierher kommt zwar auch eine israelische Reisegruppe, aber ansonsten ist nicht so viel Trubel, wie gestern. Wir bleiben bis zum Schluss und bei Kerzenlicht geleitet uns Miu wohlbehalten aus dem alten Gebäude.

Pagoden in Bagan

Zurück im Hotel müssen wir feststellen, dass derweil überall Weihnachtsdekoration angebracht wurde und dazu noch die passende Weihnachtsmusik dudelt. Dabei wirkt das so surreal! Ein Weihnachtsbaum am Pool bei 30 Grad Celsius ist so überflüssig wie ein Pelzmantel in der Wüste, zumal das ja nur für die Touristen inszeniert wird, denn in der Tradition der Einheimischen kommt dieses christliche Fest nicht vor. Nach hiesigem (buddhistischem) Kalender ist das Jahr noch nicht einmal zu Ende.


16.12.2014     Bagan – Mount Popa – Salay – Bagan (The Hotel Tharabar Gate)

Um 7 Uhr werden wir von Guide und Fahrer abgeholt, um zum Mount Popa zu fahren. Auf dem Weg befindet sich auch eine Palmweinfactory, die wir besuchen. Neben einer mit Ochsenkraft betriebenen Ölpresse können wir bei der Gewinnung von Palmsaft zusehen. Wir dürfen den Frauen bei der Herstellung von Palmzuckerbonbons über die Schulter schauen und erfahren, wie der hochprozentige Palmschnaps gebrannt wird. Es ist sehr interessant, was man aus dem Saft der Toddipalmen so alles hergestellt werden kann. Wir dürfen kosten und riechen, schauen und fotografieren. Eine sehr interessante Erfahrung.

Anschließend geht die Fahrt weiter zum Mount Popa. Unterwegs machen wir noch Halt in einem traditionellen Dorf und bekommen Einblicke in die einfache Lebensweise der Landbevölkerung. Gerade ist die Schule aus und ein paar Kinder kommen uns entgegen. Als wir sie fotografieren und ihnen die Fotos zeigen, ernten wie viel Begeisterung. Vor allem ein kleiner aufgeweckter Junge mit wachen Augen hat überhaupt keine Scheu und ist total begeistert von dieser Abwechslung. Sofort bin ich von den Kindern umringt und ich bitte nur noch schnell, dass die Läuse und Flöhe doch bitte nicht emigrieren und mich als neues Zuhause betrachten mögen. Die Kinder bekommen gar nicht genug von dem Spiel mit der Kamera und selbst eine Mutter lässt sich hinreißen, wenn auch mit strengem Blick, für uns mit ihrer Tochter zu posieren.

Beeindruckt sind wir von der überaus einfachen Lebensweise dieser Menschen und dem engen Familienzusammenhalt. Hier ist jede Familie quasi Selbstversorger und aufeinander angewiesen.

Beim Spaziergang durch das Dorf entdeckt Uwe auf einem Baum eine schwarz-grün-gestreifte Schlange. Leider verschwindet sie sofort in einem Baumloch, so dass wir sie nicht näher betrachten können.

Wir setzen die Fahrt zum Berg Popa fort. Vom Popa Mountain Resort hat man einen schönen Blick auf den erloschenen Vulkanschlot, der mitten in der Landschaft steht und auf dem das Kloster Taung Kalat errichtet wurde. 777 Stufen führen zum Kloster hinauf, aber das verkneifen wir uns. Da haben wir vom Ressort aus einen viel besseren Überblick über diese Felsnadel mitten in der flachen Landschaft.

Anschließend fahren wir weiter nach Salay. Dort befindet sich ein schönes, 150 Jahre altes Holzkloster Youk-Soun Kyaung mit kunstvollen Schnitzereien innen und außen. Allein die Deckenschnitzereien sind sehenswert. Inzwischen ist dieses Kloster ein Museum.

Auf der Weiterfahrt sehen wir Bauern, die ihr Feld noch mit dem Ochsenpflug bestellen. Wir schauen eine Weile dabei zu, wie mühsam und körperlich anstrengend das ist. Überhaupt ist die Landwirtschaft in diesem Land noch harte, körperlich sehr anstrengende Arbeit, die meist von Frauen bewältigt wird.

Gegen 15 Uhr sind wir zurück in Bagan. Damit sind unsere Programmpunkte abgearbeitet. Lediglich den Ananda Tempel haben wir noch nicht gesehen und den besuchen wir nun allein, denn er befindet sich nur wenige Schritte vom Hotel entfernt. Für den anschließenden Sonnenuntergang laufen wir noch ein Stück in die Pagodenfelder und nehmen dann den Ananda-Tempel als Scherenschnittmotiv vor der untergehenden Sonne. Nun reicht es uns aber auch erst einmal mit Tempeln und Pagoden.

Im Hotel heißt es Taschen packen, denn morgen früh fliegen wir weiter nach Mandalay.


17.12.2014     Bagan – Mandalay (Hotel Red Canal)

Um 7 Uhr – wie immer überpünktlich – holt uns der Fahrer vom Hotel ab und bringt uns zum Flughafen. Wieder fliegen wir mit Yadanarpon Airlines. Diesmal gibt es einen erst kurzfristig eingeschobenen Zwischenstopp in Heho, weil der Flieger sonst nur wegen 20 Leuten geflogen wäre. So verlängert sich unser Flug um eine Stunde und wir kommen erst gegen 10:30 Uhr in Mandalay an. Hier erwartet uns schon So, unser neuer Guide. Er scheint ein intelligentes, aufgewecktes Bürschchen zu sein. Auch diesmal haben wir zu zweit einen Kleinbus, was die Fortbewegung sehr angenehm macht. Für die Fahrt vom Flughafen in die Stadt brauchen wir fast 45 Minuten. Unterwegs können wir schon mal aus der Ferne einen ersten Blick auf die berühmte U-Bein-Brücke werfen.

Im Hotel Red Canal angekommen, sind wir erst einmal etwas konsterniert über das winzige Zimmer, das wir die nächsten 4 Nächte bewohnen sollen. Wir zwei mit unseren Rucksäcken und das Zimmerchen ist voll. So bitten wir um ein größeres Zimmer, das dann allerdings kein richtiges Fenster hat und man direkt auf die graue Nachbarfassade schaut. Das macht das Zimmer sehr dunkel und bedrückend. Da wir aber ohnehin den ganzen Tag unterwegs sein werden, können wir eher mit dem dunklen als mit dem zu kleinen Zimmer leben.

Rasch packen wir unsere Fotorucksäcke um und starten dann zur Entdeckungstour durch Mandalay. Die Königsstadt und Hauptstadt des letzten burmesischen Königreichs wurde 1857 gegründet und war Amtssitz der burmesischen Könige bis sie 1885 von den Briten besetzt wurde und man Yangon (bis 2005) zur Hauptstadt machte. Sie ist die zweitgrößte Stadt nach Yangon und stellt das kulturelle sowie auch das wirtschaftliche Zentrum des nördlichen Burma’s dar. Die Stadt ist aber auch bekannt für Erzeugnisse traditioneller Handwerkskunst, die in kleinen Werkstätten ausgeübt wird. Es gibt jeweils eigene Stadtviertel für Steinmetze, Holzschnitzer und Bronzegießer und man kann zusehen, wie traditionelle Kunsthandwerker-Familien der Kunstschmiede, Bildhauer, Schirmmacher, Steinschleifer, Silberschmiede oder Seidenspinner, Seidenwebereien, Goldschmiede und Teppichweber ihr Handwerk nach der alten Tradition ihrer Vorfahren ausüben.

Zuerst besuchen wir ein paar dieser Handwerksbetriebe. Wir beginnen mit dem nur in Mandalay ausgeübten Handwerk der Goldblattherstellung, das eine lange Tradition hat, denn schon seit 5.000 Jahren wird Blattgold nach dieser Methode hergestellt. Diese schweißtreibende und filigrane Handarbeit des Gold beatings lernen wir bei „King Galon Gold Leaf“ kennen. Es ist mit 22 Mitarbeitern/-innen das größte Unternehmen seiner Art. Noch bevor wir das Gebäude betreten, hören wir schon das rhythmische und extrem gleichmäßige klack, klack, klack der Goldschläger, ähnlich einem Metronom. Das hauchdünne Blattgold, das die Gläubigen später als Opfergabe an die Buddhafiguren und Heiligtümer kleben, wird aus reinem 24-karätigem Gold hergestellt. Um die Goldplättchen so hauchdünn zu bekommen, werden dünne Goldplatten zwischen dünne Lagen Bambuspapier und in Hirschleder gewickelt und dann stundenlang von Hand mit einem großen Ambosshammer geklopft. Um die Fläche des Goldes immer weiter zu vervielfältigen, wird insgesamt sechseinhalb Stunden lang auf dem Gold herum gehauen. Am Ende hat sich die Fläche des Goldes so sehr erweitert, dass das Blattgold nur noch einen tausendstel Millimeter misst. Der Herstellungsprozess ist sehr interessant und besteht ausschließlich aus Handarbeit. Eine Packung  dieser reinen, hauchdünnen und sogar essbaren Goldplättchen kostet dann so ca. 60 Euro (aus 1 Unze 24 karätigem Gold). Das Zehner-Päckchen mit je 5×5 cm großen Stückchen Blattgold bekommt man für 6 USD.

Als Nächstes besuchen wir eine Holzschnitzerwerkstatt. Hier werden außerdem auch noch Marionetten angefertigt und Perlenstickbilder hergestellt. Besonders die Schnitzarbeiten sind sehr akkurat und aufwendig gearbeitet.

Nun fahren wir in die Straße der Steinmetze, wo aus weißem Marmor große und kleine Buddhafiguren gemeißelt werden. Es staubt ordentlich, doch kein einziger der Arbeiter trägt eine Schutzmaske. Irritiert stellen wir fest, dass hier überwiegend Kinder tätig sind und schon 10-Jährige mit dem Trennschleifer umgehen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass Kinder in Myanmar schon mit 5 Jahren die Schule besuchen und die (kostenfeie) Grundschule nur 4 Jahre dauert. Danach landen dann schon die ersten Kinder auf dem Arbeitsmarkt, wenn die Eltern sich eine weiterführende (dann kostenpflichtige) Schule nicht leisten können.

Die Arbeit der Steinmetze ist sehr interessant, aber so staubig, dass wir es nicht lange aushalten.

Nun fahren wir zur Mahamuni Pagode. Sie gilt als die Heiligste des ganzen Landes und wurde von Gläubigen mit Tonnen von Blattgold beklebt. Das Bekleben mit Blattgold bleibt allerdings den Männern vorbehalten, denn Frauen ist der Zugang zur Statue untersagt. Ich darf also nur einen Blick aus der Ferne erhaschen.

Die Buddhastatue wiegt ungefähr 7 Tonnen und ist 3,8 m hoch. Mönche beten während des ganzen Tages an der Statue und zelebrieren verschiedene Zeremonien. Wir umrunden die Statue einmal und schauen dann noch ein wenig zu, wie die Gläubigen haufenweise Blattgold auftragen. Auf alten Fotos kann man gut erkennen, wie dieser Buddha immer dicker und unförmiger wird.

Ein kleines Gebäude an der Nordseite des Hofes beherbergt sechs bronzene, rund 800 Jahre alte Khmer-Figuren – eine Kriegsbeute aus Kambodscha – denen magische Kräfte zugeschrieben werden. Nach birmanischem Volksglauben vertreibt das Reiben an den entsprechenden Körperstellen der Statuen eigene körperliche Beschwerden. Der blank gescheuerte Bauch zeigt, dass durchaus auch die Einheimischen von Magenproblemen geplagt werden, doch auch die Knie dieser Figur sind ziemlich blank poliert.

Anschließen fahren wir zur Kuthodaw Pagode (Maha Lawka Marazein-Pagode). Die Pagode wird wegen ihrer Steinschriften auch als das „größte Buch der Welt“ bezeichnet und steht inzwischen unter dem Schutz der Unesco. Hier sind, in der Pali Sprache auf 729 Marmortafeln geritzt, die drei Schriften des Lord Buddha wiedergegeben. Jede der Steintafeln befindet sich in einer eigenen weißen Stupa. Die große goldene Hauptstupa ist von lauter kleineren weißen Stupas umgeben. Ein schönes Bild. Leider schwindet allerdings bereits das Licht und wir beschließen, an einem anderen Tag noch einmal morgens her zu kommen.

Gleich neben der Kuthodaw-Pagode befindet sich die Sandamuni Pagode. Auch sie hat lauter weiße Stupas. Die goldenen Schirmchen an ihren Spitzen glänzen in der Abendsonne und hier genießen wir auch den Sonnenuntergang. Als ich so am Fotografieren bin, macht eine der Frauen, die in der Pagode Blumen verkaufen, unseren Guide darauf aufmerksam, dass sie am Morgen an der Stelle, wo ich jetzt – zwangsläufig und ganz bestimmt nicht freiwillig wieder barfuß – stehe, eine giftige Schlange gesehen hat. Na vielen Dank auch! Ich ziehe es dann doch vor, mir einen andern Platz zu suchen, wobei eine Schlangenbegegnung in den Tempeln und Pagoden aber überall möglich ist.

Erst mit Einbruch der Dunkelheit werden wir zurück ins Hotel gebracht und dort trifft uns fast der Schlag, denn hier hat man inzwischen eine „amerikanische“ Weihnachtslichtershow kreiert, die ihres gleichen sucht. Was für ein Irrsinn! Vor der Tür stehen zwei große Diesel-Notstromaggregate und dann hier dieser völlig übertriebene Firlefranz. Schließlich ist es in diesem Land noch längst nicht selbstverständlich, dass überall und ständig Strom zur Verfügung steht.

Im Hotelrestaurant essen wir zu Abend und sind mit der buchdicken Speisekarte überfordert. Der Koch ist Inder, weshalb auch die Karte sehr indisch ausgerichtet. Schade, wir hätten gern die hier landestypischen Speisen gegessen. Uns überzeugt jedenfalls weder dieses Hotel noch die Küche und wir fragen uns ernsthaft, wie dieses Hotel bei Tripadvisior den zweiten Platz aller Hotels in Mandalay gewinnen konnte. Wahrscheinlich wurden hier ein paar Inder für ihre Bewertungen gekauft, denn herausragend ist hier aus unserer Sicht gar nichts.


18.12.2014     Mandalay (Hotel Red Canal)

Überpünktlich werden wir um 5 Uhr morgens abgeholt und in den Ortsteil Amarapura gebracht. Die ehemalige Königsstadt Amarapura liegt 11 km südlich vor den Toren von Mandalay zwischen dem Fluß Irawadi und dem Taungthaman-See. Dort befindet sich die fotogene U-Bein Brücke, die wir zum Sonnenaufgang fotografieren möchten. Als wir ankommen, ist es noch stockdunkel, was die Suche nach einem geeigneten Standort etwas schwierig macht. Wir stapfen über Erdnussfelder und bekommen postwendend Schimpfe vom Besitzer, denn der schläft hier mit seiner ganzen 6-köpfigen Familie in einer erbärmlichen Bambushütte am Rand des Ackers. Wir haben uns zwar bemüht, im Schein der Taschenlampe nichts zu zertreten, aber natürlich hat er Recht, denn die Bestellung der Felder erfolgt noch mit Ochsenpflug und die Erdnüsse müssen von Hand gesteckt werden. Eine wirklich mühsame Angelegenheit; zumal bei diesen Temperaturen.

Zeitgleich mit uns ist auch ein Bus fotowütiger Chinesen angekommen. Die tappen nun ebenfalls mit der Taschenlampe funzelnd über den Acker. Als es dämmert, liegt der See mit der malerischen U-Bein-Teakholz-Brücke vor uns. Diese 1.200 m lange U-Bein-Brücke ist ungefähr 200 Jahre alt, steht auf Stelzen und ist wohl die längste Teakholzbrücke der Welt. Rund 1000 Stämme tragen die zerbrechlich wirkende Brücke, die nicht mal einen Handlauf hat. In der Regenzeit soll der Pegel des Wassers kurz unter den Laufplanken liegen, doch jetzt ist Niedrigwasser und der See ist nicht mehr sehr tief. Es klingt wie Musik, das Klacken der vielen Schritte auf der Holzbrücke, denn – auch wenn im Moment nur als Silhouetten sichtbar – so sind schon viele Menschen unterwegs. Mönche, Händlerinnen mit Fahrrädern oder Lasten auf dem Kopf, Kinder und Greise passieren geschäftig die Brücke, obwohl der Tag noch gar nicht richtig erwacht ist.

Dafür liegt der See so friedlich vor uns und nur die Fischer mit ihren Ruderbooten sind bereits bei der Arbeit. In der Ferne schnattert eine Schar domestizierte Enten, über uns fliegt ein Schwarm Kormorane. Es ist wohl die beste Tageszeit, um diese einmalige Teakholzbrücke zu besuchen, denn die ersten Touristenbusse treffen nicht vor 8 Uhr ein. Die besonderen Lichtverhältnisse sorgen derweil für stimmungsvolle Fotos. Wir wissen gar nicht so genau, wohin wir zuerst schauen sollen, denn auf der Brücke laufen fotogen Mönche in orangefarbenen Roben, Einheimische machen ihren Morgensport, die Mädchen auf Fahrrädern wirken wie Schattenspiele, dazwischen wuseln Kinder und Hunde und hin und wieder kommen noch Frauen, ihre Last auf dem Kopf transportierend, vorbei.

Inzwischen steigen junge Männer in den morgendlich noch recht kühlen See. Die Jungs stehen bis zur Brust im Wasser und ziehen vom Ufer aus im Halbkreis ein Netz. Es ist spannend zu sehen, wie die meist kleinen Fische dann im Netz zappeln, wenn es eingebracht wird. Auf dem See werfen die Fischer vom Boot aus im weiten Bogen ihre Netze aus. Die chinesische Fotogruppe von gut 20 „schwerbewaffneten“ Fotografen übt sich dann eine halbe Ewigkeit im Fotografieren dieser Wurftechnik. Der Fischer, der als Fotomotiv herhalten muss, bringt heute keine Fische mit nach Hause. Dafür können wir bei einem anderen Fischer zusehen, wie er einen großen Wels aus dem Wasser zieht. Ein faszinierendes Schauspiel und wir könnten schon noch eine Weile hier bleiben, doch heute ist unser Programm sehr umfangreich, denn Mandalay hat eine Menge zu bieten und wir möchten natürlich so viel wie möglich sehen. Auf jeden Fall werden wir übermorgen Früh noch einmal hier her zurückkehren.

Heute werden wir uns erst einmal weiter im Stadtteil Sagaing bewegen. Sagaing liegt 21 km südwestlich von Mandalay am gegenüberliegenden (westlichen) Ufer des Ayeyarwady. Wir erreichen Sagaing, nachdem wir die 1.5 km lange Sagaing Brücke über den Ayeyarwady überquert haben, die von den Briten vor dem 2. Weltkrieg errichtet wurde. Hier hat man einen schönen Blick auf den Fluss und den vor uns liegenden Sagaing Hill. Die Hügel um Sagaing sind bei Mönchen bekannt, die sich zurückziehen wollen. Jede der Bergspitzen ist mit einer Pagode gekrönt und auf dem Hügel befinden sich über 600 Mönch- und Nonnenklöster für buddhistische Studien und Meditation. Mehr als 5.000 Mönche und 3.000 Nonnen sollen sich in der Gegend aufhalten. Überall blitzen größere und kleinere goldene oder weiße Pagoden und Stupas in dem hügeligen Gelände.

Als erste Pagode des Tages steuern wir die U Min Thone Sae (Umin Thonze auch Htupayon) Pagode an. In dieser Pagode auf dem Sagaing Hill sind 45 größere Buddhastatuen in einer sichelförmigen, farbenprächtigen Kolonnade angeordnet. Der stahlblaue Himmel bildet zur weiß-goldenen Fassade einen schönen Kontrast und noch sind wir die einzigen Besucher. Außerdem hat man von hier oben auch eine wunderschöne Aussicht auf Sagaing und den Fluss Ayeyarwady. Eine sehr friedliche Atmosphäre umgibt uns hier oben.

Unser nächster Stopp ist im Nonnenkloster Tha Kya Di Tar. Hier dürfen wir kennen lernen, wie der Tagesablauf der Nonnen funktioniert und wir dürfen auch zusehen, wie sie ihr Mittagsmahl zu sich nehmen. Interessant ist, wie die Nonnen in Teams eingeteilt, Tagespflichten übernehmen. Die Gruppeneinteilung richtet sich nach dem Wochentag, an dem sie geboren wurden. Anders als die Mönche kochen die Nonnen selbst. Ab 10 Jahren können die Mädchen in diesem Nonnenkloster aufgenommen werden. Mit ihrem kahl geschorenen Kopf und dem rosa Gewand haben diese Mädchen so gar keine Ähnlichkeit mit unseren Teenagern. Angeblich sind alle freiwillig hier und können auch jederzeit wieder gehen, aber es fällt uns schwer das zu glauben, wenn man in die verschlossenen Gesichter schaut. Für die Eltern der Kinder sei es sehr wichtig, dass mindestens ein Kind Mönch oder Nonne ist. Bevor die Nonnen per Gong zum Essen gerufen werden, werden alle Speisen des heutigen Mahls  im Tempel geweiht. Dort können wir alle Gerichte sehen, die es heute gibt. Lecker sieht es aus und andächtig beten ein paar Nonnen aus dem diensthabenden Mädchenteam für dieses Mahl.

Als die Mädchen zum Essen antreten, beeindruckt uns ihre Disziplin. Es wird sich in Reih und Glied angestellt, kein Wort gesprochen und die Schuhe werden beim ausziehen am Muster der Fliesen ausgerichtet. Fast alle tragen die gleichen Schuhe und nur ein aufgemaltes kleines Symbol kennzeichnet die Eigenen. Nichts mit Markenwahn, Makeup und Teenager-Allüren. Hier passt so gar nichts zum kindlichen Übermut. Gegessen wird auf dem Boden sitzend mit den Händen. Mal wieder sehr nachdenklich verlassen wir dieses Kloster.

Ablenkung suchen und finden wir beim nächsten Stopp an einer Silberschmiede, aber die Schmiede machen leider gerade Mittagspause. Es gibt hier auch einen großen Shop, doch das Angebot umfasst vor allem Gefäße und Schalen. Das können wir beim besten Willen nicht gebrauchen.

Als nächstes besuchen wir Sagaings lokalen Markt. Wir hatten in einem Restaurant gute Zahnstocher gesehen und von So erfahren, dass die aus Bambusholz gefertigt sind. Auf dem lokalen Markt bekommen wir sie als Großpackung für einen Spottpreis. In Ruhe bummeln wir dann, glücklich über unsere Beute, durch die vielen engen Gassen, die mit Verkaufsständen gesäumt sind. In der Fisch- und Fleischhalle werden wir fragend gemustert. Wahrscheinlich rümpfen hier die meisten Touristen pikiert die Nase, denn es riecht nicht besonders fein. Appetitlich ist es auch nicht gerade – aber interessant – und das lassen wir uns doch nicht entgehen.

An jedem Stand des Marktes finden wir etwas, das uns interessiert. Allein das Abwiegen der Waren mit Steinen oder Batterien ist faszinierend. Rasch vergeht so die Zeit und wir sind wieder sehr beeindruckt, wie umfangreich das Obst- und vor allem das Gemüseangebot ist.

Nun kehren wir noch einmal zur Silberschmiede zurück und können jetzt den Silberschmieden zusehen, wie die fein ziselierten Schalen angefertigt werden. Mit einfachsten Mitteln, meist auf dem Boden sitzend, stellen die Männer kleine Kunstwerke her.

Anschließend fahren wir weiter zur Kaunghmudow Pagode (Rajamanisula-Pagode). Die 46,5m hohe vergoldete Halbkugel-Stupa wurde 1636 nach dem Vorbild der Mahaceti Pagode in Sri Lanka geschaffen. Uns erinnert diese Kuppel an eine goldene Butterdose.

Jetzt besuchen wir ein Töpferei Dorf. Hier fertig jede Familie Wassertöpfe, in denen der Trinkwasservorrat gespeichert wird. Wir bekommen gezeigt, mit welcher Fingerfertigkeit die Frauen diese Töpfe herstellen und durch welche Tricks das Wasser auch noch gekühlt wird. Ein interessantes Erlebnis, den Frauen bei der Arbeit zuzusehen und auch mal einen Blick in die Wohnhäuser zu erhaschen.

Als nächstes besuchen wir noch eine Seidenweberei. Auf uralten Webstühlen weben die meist jungen Frauen wunderschöne Stoffe mit zum Teil sehr aufwendigen Mustern. Für uns nicht nachvollziehbar, wann welcher Faden an der Reihe ist, bewundern wir die Fingerfertigkeit der Frauen. Es ist eine mühsame Arbeit, so ein Stück Stoff von Hand zu weben. Leider hat der angrenzende Shop längst nicht so schöne Stoffe im Angebot, wie wir sie auf den Webstühlen gesehen haben. Ein paar Mitbringsel für Zuhause finden wir aber doch.

Weiter geht es zur Golden gowl Pagode, von der wir eine schöne Sicht auf den Sagaing Hill haben und das Treiben am und auf dem Ayeyarwady beobachten können. Wir sehen, wie Flöße von Baumstämmen im Wasser treiben, beobachten das Verladen von Fässern und von uralten, dicken Teakholzstämmen.

Vor Sonnenuntergang fahren wir noch einmal in den Stadtteil Amarapura, um den Sonnenuntergang an der U-Bein Brücke zu erleben. Nachdem die Fotoposition nicht wirklich gut ist, mieten wir doch ein Boot. So haben wir auch die Möglichkeit, ein paar Fotos mit direktem Blick auf die Brücke zu schießen. Erst als es schon dunkel wird, fahren wir zurück ins Hotel. Unser Tag war so ereignisreich und lang, dass wir nur noch das Verlangen haben, ins Bett zu fallen.

U-Bein-Brücke

Irritiert nehmen wir noch das Schreiben des Hotels zur Kenntnis, dass heute Nacht irgend eine Pest-Bekämpfungsmaßnahme stattfindet. Angeblich wird aber nur der Garten besprüht.


19.12.2014     Mandalay (Hotel Red Canal)

Heute Morgen erwarten wir den Sonnenaufgang an der Sandamuni Pagode. So, wie gestern auch schon, haben wir ein Lunchpaket vom Hotel mitbekommen. Während wir vor der Sandamuni Pagode auf den Sonnenaufgang warten, kommen die ersten Mönche und Nonnen, um sich ihr tägliches Essen einzusammeln bzw. zu erbetteln. Die Regel verlangt, dass dies immer barfuß erfolgen muss. Heute ist es ziemlich kalt, so dass wir sogar die Fleecejacken an haben und uns graut bereits, wenn wir in der nächsten Pagode wieder barfuß auf dem kalten Marmor- bzw. Betonboden laufen müssen. Jetzt kommt uns auf der Straße eine Gruppe sehr junger Nonnen entgegen. Die Kleinste ist noch keine 6 Jahre alt. Natürlich sind auch diese Mädchen barfuß. Es tut uns in der Seele weh, sie so zu sehen. Noch ist es dunkel und kalt und diese Mädchen müssen jetzt barfuß in ihren dünnen rosa Gewändern mit kahl geschorenen Köpfen Essen erbetteln, das sie noch nicht einmal selbst essen dürfen.

Wir sind froh, als endlich die Sonne heraus kommt, die dann auch die hübschen weißen Stupas in sanftes Morgenlicht taucht. Das entschädigt für das frühe Aufstehen und Warten.

Sandamuni Pagode

Nachdem wir unsere Fotos im Kasten haben, fahren wir noch einmal zur Kuthodaw Pagode. Hier herrscht so früh am Morgen noch eine sehr friedliche Atmosphäre. Die vielen kleinen weißen Stupas mit den Schrifttafeln sind teilweise schon schön von der Sonne angeleuchtet und die Touristengruppen noch nicht in Sicht. An einer der Stupas treffen wir auf einen Mönch, der sich eine ganze Weile mit uns unterhält und uns seine Visitenkarte in die Hand drückt. Der entnehmen wir später, dass er irgend ein vierfach diplomierter Oberobermönch und Meditationsdirektor ist. Keine Ahnung, was wir mit seiner Visitenkarte sollen, aber nett war er und in unsere Fotos passte er prima rein.

Nun fahren wir zum Shwe Kyaung Kloster (Shwenandaw Kloster), das auch Goldenes Kloster genannt wird. Diese Kloster (1782) war früher die Residenz des Birmanischen Königs Mindon. Das ganze Kloster wurde aus Teakholz erbaut. Hinein gelangt man barfuß über eine Treppe und eine umlaufende, schmale Veranda. Es gibt innen und außen unzählige wunderschöne kunstvolle Holzschnitzereien, die das Leben Buddhas bildlich darstellen. Kaum eine Fläche ist nicht mit kunstvoll geschnitzten Nat-Figuren oder Blumenornamenten ausgeschmückt.

Früher war dieses Bauwerk außen und innen vergoldet. Heute sind nur noch die eindrucksvolle Decke des Hauptraums vergoldet und einige Teile der 150 mächtigen, rot gestrichenen Teakholzsäulen, auf denen das Bauwerk ruht. Im Hauptraum findet sich eine Nachbildung des Königthrons. Es herrscht eine sehr spirituelle Atmosphäre und schon der Geruch des alten Holzes assoziiert Bilder aus vergangenen Zeiten dieses Klosters. Im Moment sind gerade wenige Besucher anwesend sind, so dass wir ein paar schöne Aufnahmen vom Innenraum mit den vielen Säulen machen können. Wir halten uns eine ganze Weile in dem wirklich sehr sehenswerten Kloster auf.

Die nächste Station unserer heutigen Besichtigungstour ist die Kyauktawgyi Pagode in der Nähe vom Mandalay Hill. Diese Pagode hat in ihrem Inneren hellblau verspiegelte Säulen, von denen jede ein anderes Muster aufweist. Diese Säulen sehen sehr fotogen aus. Abgerundet wird der Anblick in dieser Pagode von den Mönchen, die jeweils auf einer der hellblau gestrichenen Bänke schlafen. In den Pagodengängen wird allerlei Handgeschnitztes verkauft. Außerdem gibt es eine Menge Utensilien für die Religionsausübung. Ich entdecke unter den Holzwaren handgesägte Kämme, die sehr sauber gearbeitet sind und schnell ist einer für den Spottpreis von nicht einmal 40 Cent gekauft. Bei diesem Preis wollen wir nicht auch noch handeln, obwohl das eigentlich üblich ist.

Nun besuchen wir die Kyauktawgyi Pagode, die sich in der Nähe des südlichen Aufstiegs auf den Mandalay Hügel befindet. In dieser Pagode steht eine Buddha-Statue, die aus einem einzigen, riesigen Marmorblock gehauen wurde. Sie soll von etwa 12.000 Männern an ihren Platz geschleppt worden sein und es habe 13 Tage gedauert, den Marmor zu transportieren.

Danach fahren wir barfuß mit einer Rolltreppe auf den Mandalay Hill. Das ist auch eine neue Erfahrung für uns, denn wer ist schon mal barfuß mit einer Rolltreppe gefahren? Oben auf dem Plateau steht ein sehr farbenfroher Tempel, der ebenfalls verspiegelte Säulen und Wände hat. Hier hat man mit Farbe nicht gegeizt und so wirkt dieser Tempel sehr modern.

Der Mandalay Hill (Hügel) ragt ca. 200 Meter aus der Ebene und ist das Naturwahrzeichen von Mandalay. Von oben hat man einen tollen Panoramablick auf die Stadt. Unser Guide erzählt uns, dass dies ein sehr beliebter Platz ist, um den Sonnenuntergang mit der Ebene um Mandalay und dem Ayeyarwady Fluss zu genießen. Abends sei hier kein Platz mehr zu bekommen.

Den nächsten Stopp machen wir im Shwe In Bin Kloster. Dieses Teakholzkloster wurde im Jahre 1895 von chinesischen Kaufleuten erbaut. Es hat auch noch einige schöne Schnitzereien an den Balustraden und Dachgesimsen, ist aber längst nicht so schön, wie das Shwe Kyaung Kloster (Goldene Kloster), das wir am Morgen besucht haben. Dieses Kloster wird noch von 35 Mönchen bewohnt und es herrscht eine angenehm stille Atmosphäre. Frustrierend ist es allerdings zusehen zu müssen, wie die bisher schwarzen Säulen des Klosters gerade alle mit einem roten Anstrich verschandelt werden.

Anschließend fahren wir zu einem großen Mönchskloster mit 350 Mönchen, das sich als Schule für Pali und Englisch sieht. Wir dürfen einen Blick in die Küche werfen, in der Freiwillige für die Mönche kochen und vom Obermönch, dem Leiter der Schule, bekommen wir eine Führung durch das Kloster. Wir dürfen auch einen Blick in die Bibliothek des Klosters werfen und sind sehr erstaunt, wie wenig Bücher es hier gibt. Noch bescheidener ist die Auswahl an englischsprachiger Literatur.

Für uns befremdlich ist die Art und Weise, wie das Wissen vermittelt wird. Der Unterricht besteht aus reinem auswendig lernen. Die Mönche bekommen den buddhistischen Text in Englisch oder Pali vorgesprochen und müssen diesen dann auswendig aufsagen lernen. Dass dies nicht wirklich praxistauglich ist, beweist der Herr Obermönch gleich selbst, denn er unterhält sich nicht etwa mit uns in Englisch, sondern in seiner Muttersprache und lässt So für uns übersetzen. Den nächsten Widerspruch hält Herr Obermönch regelmäßig zwischendurch an sein Ohr. Angeblich lebt das Kloster ausschließlich von Spenden und oft sei das Essen für die jungen Mönche nicht so üppig wie heute, aber der Herr Obermönch hat ein iPhone. Für dessen Gegenwert würden die Mönche mindestens zwei Wochen satt.

So langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Wir werden auf den Yankin Hügel gefahren, der sich 3 km östlich des Mandalay Forts befindet. Hier zeigt uns So noch eine Höhle, in der sich ein vergoldeter Fisch befindet, den die Gläubigen mit Wasser begießen. Das soll langes Leben, Glück und Gesundheit bringen. Na wenn es denn hilft bekommt er von uns auch eine Handvoll Wasser übergeschwappt! Wir werfen vom Yankin Hügel noch einen Blick auf die Umgebung, doch die ist hier nicht so sehenswert. Inzwischen ist die Sonne untergegangen. Für den Aufstieg auf das Plateau des Yankin Hill mussten wir natürlich auch wieder die Schuhe ausziehen. Wir haben unsere Flipflops gleich im Auto gelassen. Unser Fahrer hat uns nun bereits die Schuhe einstiegsbereit vor das Auto gestellt. Damit wir nicht so weit über Stock und Steinchen laufen müssen, hat er extra noch einmal seine Autoposition „nachjustiert“, aber dabei unsere Flipflops überfahren. Als wir am Auto ankommen, haben alle drei paar Schuhe quer drüber eine staubige Reifenspur. Das sieht vielleicht lustig aus. Gut, dass wir noch nicht drin standen!

Jetzt kehren wir noch einmal in die Mönchsschule von vorhin zurück und dürfen den Mönchen beim Nachtgebet zusehen. Da heute aber Sabbat-Day ist, beten die meisten jungen Männer in ihren Zimmern, das sie sich jeweils mit acht bis zehn anderen Mönchen teilen. In die Gebetshalle kommen nur eine Handvoll Lehrer-Mönche. Am Sabbat-Day müssen die Mönche sich und ihre roten Roben waschen (von Hand versteht sich) und andere alltägliche Pflichten erfüllen. Sie haben quasi „Haushaltstag“.

Nun geht auch unser langer Tag zu Ende. Müde und voller Eindrücke werden wir an unserem Hotel abgesetzt. Viel unternehmen wir heute nicht mehr, denn wir sind platt aber zufrieden, so viel von Mandalays Sehenswürdigkeiten kennen gelernt zu haben.


20.12.2014     Mandalay (Hotel Red Canal)

Noch einmal verbringen wir den Sonnenaufgang an der U-Bein Brücke. Wieder ist es eine ganz besondere Atmosphäre, die hier den Tag erwachen lässt. Auch heute ist es recht frisch und die jungen Fischer, die ins Wasser gehen, um so ihre Netze auszuwerfen, tragen Wollmütze und zittern wie Espenlaub. Als wir später über die Brücke spazieren, treffen wir auf eine Gruppe junger Mönche. Wir bekommen es gestattet, ein paar Fotos von ihnen zu machen und im Gegenzug wird mit iPad ein Gruppenfoto von uns und den Mönchen gemacht. Alle Seiten haben ihren Spaß.

Eine Zeitlang verweilen wir noch auf der U-Bein-Brücke, bevor wir gegen 10 Uhr zur Mönchsspeisung ins Mahagandayon Kloster fahren. Das 150 Jahre alte Mahagandayon Kloster ist ein berühmtes Lehrzentrum. Dort leben über 1.000 Mönche, die täglich vor 11 Uhr in einer lange Reihe geduldig warten, um ihre einzige Tagesmahlzeit in Empfang zu nehmen. Zuerst werfen wir einen Blick in die Küche der Mönche, wo wieder Freiwillige in großen Töpfen und Kesseln das Essen zubereiten. Das riecht vielleicht lecker und sieht gut aus. Wir hatten wieder nur unsere bescheidene Lunchbox gehabt und schieben entsprechend Kohldampf. Ich falle bald in den großen Topf mit Kartoffel-Hühnchen-Curry, so lecker ist der. Derweil werden hier busweise die Touristen angekarrt.

Wir dürfen uns noch ein wenig auf dem Klostergelände umsehen, bevor sich gegen 10:30 Uhr alle Mönche diszipliniert in Reih und Glied auf dem Hof aufstellen. Sie werden rechts und links flankiert von unzähligen drängelnden Touristen. Arme Jungs, fällt mir da nur ein.

In zwei Reihen, ihren Blechtopf im Arm, laufen sie dann langsam und schweigend zum Speisesaal, wo sie ihr Essen in Empfang nehmen. Gegessen wird ausschließlich aus dem persönlichen großen Blechtopf, mit dem sie auch ihre Spenden sammeln gehen. Aufgetafelt sind dagegen jeweils mehrere Sorten Curry und Gemüse. Unter Curry versteht man hier übrigens nicht etwa ein Gewürz, sondern hier meint Curry eine Art Eintopf, der aus Geflügelfleisch, Schweinefleisch oder Fisch besteht und in der Regel sehr schmackhaft ist (im Grunde eine Art Gulasch mit viel Soße). Gegessen wird dieser Curry mit Reis. Dazu gibt es mehrere Sorten Gemüse.

Es ist schon sehr makaber und peinlich, wie die vielen Touristen den Mönchen auf den Leib rücken. Andererseits lockt es natürlich, diese Stimmung mit der Kamera einzufangen. Die Mönche lassen das alles mit großer Gelassenheit über sich ergehen (zumindest äußerlich). Die meisten von ihnen nehmen den Reis in ihrer Schüssel mit und essen ihn in den Speisesälen nahe ihrer Unterkunft. Wir schauen ihnen dabei zu, wie sie schweigend hastig ihre Mahlzeit verschlingen und sind überrascht, wie wenig sie doch essen. Dabei dürfen sie nach 12:00 Uhr für den Rest des Tages keine Speisen mehr zu sich nehmen. Jeder Mönch bekommt auch einen Apfel und eine Mandarine. Die meisten von ihnen verschenken dieses Obst an die bereits wartenden Armen und Kinder. Die Armen bekommen auch die Reste der Mahlzeit und danach werden sogar noch die vielen streunenden Hunde gefüttert. Auch wenn wir uns eigentlich dafür schämen, die Mönche hier bei der Einnahme ihrer Speisen zu fotografieren, so ist es doch für uns etwas sehr Interessantes und Besonderes, ein wenig an ihrem für uns so unbekannten Leben teilhaben zu können.

Nachdem diese Schlacht geschlagen ist, fahren wir nach Ava bzw. Inwa. Dort setzen wir mit einer Fähre über den Fluss. Im Dorf warten bereits unzählige Pferdekutschen auf die ankommenden Touristen. So erzählt uns, dass es mehr als 200 dieser einachsigen, mit großen Holzwagenrädern ausgestatteten Einspänner gibt. Als wir vorsichtig in die überdachte, recht primitiv zusammengebastelte „Kutsche“ steigen, bedauern wir schon mal den klapprigen Gaul. Wir sind schon keine Fliegengewichte und dann auch noch unser Rucksack. Sorry Pferd! Das muss jetzt gut 350 kg plus Kutsche schleppen und man sieht schon jetzt die Rippen bei dem Gaul. Aber wenigstens gehorcht es seinem schmächtigen Kutscher und lässt das Ganze stoisch über sich ergehen. Wir sehen unterwegs auch andere Exemplare mit wesentlich stärkerem Charakter bzw. eigenem Kopf. Über uns ergehen lassen wir dann auch die Kutschfahrt über Stock und Stein. Ein reines Vergnügen ist das nicht, denn wir rutschen von der schmalen Sitzbank, werden hin und her geschüttelt und jeder Stein geht direkt ins Kreuz. Der Weg, den wir zurücklegen ist nicht etwa geteert oder wenigstens eben; es geht über Stock und Stein, wobei Stein eher groß ist.

Zuerst steuert So, der neben dem Kutscher vorn Platz genommen hat, den Kutscher zum Maha Aungmye Bonzan Kloster, das auch mal als Festung gedient haben soll. Von hier hat man einen schönen Blick auf den Mandalay Hill. Die gelbe Fassade zeichnet sich schön vor dem stahlblauen Himmel ab. Das Bauwerk aus dem Jahr 1818 ist mit stuckverzierten Außenwänden aus Stein errichtet worden, imitiert jedoch die traditionelle Holzarchitektur von Klosteranlagen. An einer Außenwand sind noch ein Pfau als Symbol für die Sonne und ein Hase als Symbol für den Mond zu erkennen. Das Kloster hat mit seinen vielen Tunnelgängen einen sehr eigenwilligen Baustil. Ein wenig unwohl fühlen wir uns im Inneren allerdings, denn man kann noch deutlich die Spuren der letzten Erdbeben erkennen, die dem alten Gemäuer ziemlich zugesetzt haben. Überall sind große Risse in den Decken und Wänden unprofessionell zugeschmiert worden.

Anschließend lassen wir uns mit der Kutsche weiter zum Nanmyint Watch Tower rütteln. Der Nan Myint Wachturm ist ein schiefer Turm und einziges Überbleibsel einer Palastanlage. Der 27 m hohe Wachturm wurde 1822 errichtet. Da sich der Turm aufgrund des Erdbebens von 1838 stark geneigt hat, bezeichnet man ihn auch als den schiefen Turm von Inwa. Inzwischen ist der Turm so marode und schief, dass man ihn auch nicht mehr betreten darf und will. Ansonsten ist die tolle Aussicht, die man angeblich von oben haben soll, wohl das Letzte, was man in seinem Leben gesehen hat. Das nächste Erdbeben wird der Turm wohl nicht mehr überleben.

Wir halten uns hier nicht lange auf und quälen den Gaul weiter zum Bagaya Holzkloster. In diesem alten Holzkloster werden noch die Dorfkinder der Unterstufe unterrichtet. Leider haben die Kinder Ferien. Es ist nur der Lehrer-Mönch da, der in einem einzigen Chaos lebt. Im Inneren ist das Gebäude sehr schön und versprüht viel alten Charme, obwohl überall der Zahn der Zeit nagt.

Nun lotst So den Kutscher zu einem schönen Aussichtspunkt auf einem alten Tempelgebäude aus der Bagan-Ära. Das ist ein lauschiges Plätzchen, von dem aus man auch noch eine sehr schöne Aussicht über die Umgebung hat. Viele junge Pärchen treffen sich hier, um ein wenig ungestört zu sein.

Danach ruckelt uns der Gaul noch zur Yadana Hsemee Pagode, in der es auch eine schwarze Buddhafigur gibt, die in einer ziemlich verfallenen Tempelanlage steht. Nur noch ein paar Säulen und Fensterbögen; dafür aber viel Unkraut sind übrig. Auch hier sieht man deutlich die Spuren der letzten Erdbeben.

Nun haben wir den „Ausritt“ überstanden und sind echt froh, der Kutsche und dem Gaul den Rücken kehren zu dürfen, der nun erst einmal ordentlich schmerzt. Zurück geht es dann wieder mit der Fähre. Am anderen Ufer wartet der Fahrer auf uns.

Auf der Rückfahrt besichtigen wir noch eine Bronzegießerei, in der Buddhafiguren gefertigt werden. Auch dieses Handwerk wird mit einfachsten Mitteln und ausschließlich Muskelkraft ausgeübt. Im hauseigenen Shop erwerben wir für 3 Euro ein hübsch klingendes Weihnachtsglöckchen, das uns an unsere sehr interessante und ereignisreiche Zeit in Mandalay erinnern wird, denn nun heißt es auch schon Abschied nehmen von Mandalay und unserem Guide So. Wir hatten mit ihm einen sehr guten Guide, der uns viel von seiner interessanten und sehr facettenreichen Stadt gezeigt hat und uns dabei ein sehr netter und aufmerksamer Reisebegleiter war.

Im Hotel heißt es nun für uns, die Taschen zu packen, denn morgen früh werden wir die nächste Station unserer Reise antreten.


21.12.2014     Mandalay – Heho – Pindaya (Hotel Inle Inn)

Wieder überpünktlich holt uns der Fahrer ab und hat uns mit Rosen- und Tagetesblütenblättern zwei große Herzen auf unseren Sitzen ausgelegt. Wie süß, aber draufsetzen können wir uns nicht, sonst ist die Hose voller Flecken. Er bringt uns noch zum Flughafen, von wo aus wir mit Air KBZ nach Heho fliegen. Wieder sind die Gepäckfächer im Flugzeug so klein, dass wir mit unseren Rucksäcken Probleme haben, sie unterzubringen. Da die Maschine aber nicht voll besetzt ist, bekommen sie kurzerhand ihren eigenen Sitzplatz. Schließlich wiegen die ja auch ungefähr so viel wie ein Einheimischer. Der Flug dauert nur 30 Minuten. Sehr unsanft setzt die Maschine in Heho auf. Hier ist es wesentlich kühler als noch in Mandalay und kein Vergleich zu Yangon. Seitdem hat sich die Temperatur mittlerweile ungefähr halbiert.

Heho, der einzige Flughafen im südlichen Shan-Staat liegt in einem Tal und wird vom Shan-Plateau begrenzt. Schon beim Landeanflug haben wir gesehen, dass die Gegend ganz rote Erde hat. Heho ist eine kleine Stadt mit vielen Landwirten, die z.B. auch Kartoffeln anbauen. Die Vielfalt an landwirtschaftlichen Produkten, die hier angebaut werden, ist beeindruckend. Besonders der weiß und gelb blühende Senf setzt hübsche Akzente in der Landschaft.

Unsere neue Reiseleitung erwartet uns bereits. Wir freuen uns, dass uns die nächsten 8 Tage wieder eine Frau begleiten wird. Diesmal ist sie 28 Jahre jung und heißt Su Su mit Kurznamen, denn Khin Su Hlaing, wie sie richtig heißt, bekommen wir Europäer nicht wirklich flüssig über die Lippen. Nicht erfreut sind wir allerdings, als wir mit einem normalen PKW abgeholt werden. Abgesehen davon, dass der Fahrer vor der von mir gezogenen großen Reisetasche stehen bleibt und erwartet, dass ich sie in den Kofferraum seines Wagens wuchte, ist der Typ zutiefst unsympathisch. Was aber gar nicht geht, ist der fehlende Platz für unsere Rucksäcke im Fonds des Wagens. Wir hatten extra ausdrücklich ein großes Fahrzeug mit ausreichend Platz gebucht. Als wir das Fahrzeug reklamieren, kontaktiert Su Su sofort die Agentur und wenige Minuten später wird zugesagt, das Fahrzeug zu tauschen. Allerdings müssten wir eine Stunde warten, bis das neue Fahrzeug da ist. Da wir noch ein paar Programmpunkte auf der heutigen Tagesordnung haben und keine Zeit verlieren möchten, entscheiden wir uns dafür, dass das neue, größere Fahrzeug morgen zur Verfügung stehen soll.

Durch eine sehr schöne Landschaft fahren wir nach Pindaya, einer kleinen Stadt am Ufer des Botoloke Sees.

Pindaya ist bekannt für labyrinthartige Tropfsteinhöhlen. Die wichtigste Tropfsteinhöhle in Pindaya geht ungefähr 150 Meter tief in den Berg und enthält 8.000 Buddhastatuen. Die meisten Buddhastatuen gehen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück. Mit einem Aufzug fahren wir hinauf zur Höhle. Die gewaltige Masse an überwiegend goldfarbenen Statuen jeder Größe, die in der Höhle stehen, erschließt sich dem Besucher erst nach und nach, je weiter man in die Höhle vordringt. Der Anblick ist überwältigend. Manchmal bleibt nur ein schmaler Gang zum durchlaufen. Mit unseren Stativen ist es echt schwierig, sich zu positionieren; ohne sie aber erst recht. Wir brauchen eine Weile, um die Höhle mit ihrer wirklich besonderen Ausstattung auf uns wirken zu lassen und es ist nicht leicht, überhaupt ein Foto zu „komponieren“. Auffallend ist, dass die Buddhastatuen auch verschiedene Handhaltungen (Mudra) haben. Su Su erklärt uns, dass die Bevölkerung den Buddhafiguren heilende Wirkung für verschiedene Krankheiten zuschreibt. Wir verbringen relativ viel Zeit in dieser Höhle, um die gewundenen Galerien, die Winkel und Ecken zu erforschen.

Außerdem gibt es in der Höhle auch Stalaktiten und Stalagmiten. Glücklicherweise sind jetzt am Nachmittag nicht mehr so viele Besucher in der Höhle, so dass wir relativ gut fotografieren können, ohne ständig im Weg zu stehen. Auffallend ist, dass diese Höhle auch sehr gepflegt und der Fußboden nicht so eklig schmutzig ist, wie an anderen Orten. Diese Höhle ist auf jeden Fall die Beeindruckendste, die wir bisher gesehen haben. Man kann ihre ganze Fülle gar nicht richtig erfassen und ist mit jedem Meter, den man in sie vordringt, mehr gefesselt.

Nachdem wir uns in der Höhle ausreichend umgesehen haben, besuchen wir einen Schirmmacher, der wunderschöne handgefertigte Papier- und Baumwollschirme herstellt. Allein die Anfertigung der wunderschönen Schirme ist eine echte Handwerkskunst. Nur zu gern hätten wir hier einen großen Sonnenschirm erstanden. Leider ist der aber einfach zu unhandlich und groß, um ihn auf der weiteren Reise als zusätzliches Gepäckstück mitzuführen. Echt traurig!

Bevor wir im Hotel Inle Inn einchecken, machen wir noch einen kurzen Stopp an einem Kloster, das allerdings nicht sehr fotogen ist. Außerdem fehlt bereits das Licht, denn die Sonne hat sich schon hinter die Berge verzogen. Die Handvoll Mönche, die hier leben, haben ein recht relaxtes Leben.

Im Hotel sind wir überrascht, denn wir hatten keine großen Erwartungen an diese Zwischenstation. Das Hotel ist besser als erwartet; die Bungalows sind nachgebildete Bambushütten mit erweitertem Komfort. Aufgrund der Tatsache, dass es hier wesentlich kühler ist, liegen im Bett sogar elektrische Heizdecken. Vom Abendessen im Hotelrestaurant sind wir dann richtig begeistert, denn das Essen ist sehr und gegen die Kälte gibt es einen großen Kamin. Leicht geräuchert aber satt und zufrieden gehen wir schlafen und mit zwei warmen Zudecken ist die Nacht trotz dünner Bambuswände und Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht zu kalt.


22.12.2014     Pindaya – Kalaw (Amara Mountain Resort)

Wir starten morgens um 7 Uhr und sind froh, unsere Fleecejacken zu haben, denn der Morgen ist empfindlich kühl. Die Temperaturen bewegen sich auch jetzt so um den Gefrierpunkt. Wie versprochen haben wir ein neues, großes Auto und auch einen anderen Fahrer. Das Fahrzeug ist sehr modern; hat aber einen Haken: die Scheiben sind stark eingedunkelt, so dass wir nicht wirklich gut aus dem Fenster sehen können. Das hilft jetzt aber alles nichts, da müssen wir durch. Ein wenig schade ist das aber schon, denn wir fahren durch eine wundschöne Landschaft, erleben aber auch den harten Alltag in Myanmar.

Besonders beeindruckt sind wir von den Baustellen. Wie hier gearbeitet wird, ist für uns unfassbar. Schüsselweise tragen Frauen den Kies für das Schotterbett zusammen und der Teer (bei uns schon lange verboten und durch Bitumen abgelöst) wird an der Straße in den Fässern gekocht.

Nach zahlreichen Fotostopps erreichen wir Kalaw, eine ehemalige Bergstation der Briten am westlichen Rand der Shan-Hochebene in 1.320 m Höhe. Kalaw dient als Ausgangspunkt für Wanderungen in die umliegenden Berge, in denen Stämme wie die Palaung, Pa-O, Taungthu, Taungyo und Danu beheimatet sind. Wir werden also von hier aus in das kleine Bergdorf Peinnebin wandern; so heißt das Bergdorf der Palaung. „Dieser Volksstamm lebt vor allem vom Anbau von Orangen und Tee. Die Kleider der Frauen sind leuchtend blau-rot. Viele leben noch in den traditionellen Langhäusern, wo sie auch bunte Stoffe weben.“ So zumindest formuliert es der Reiseführer. Dass wir heute einer klassischen Touristenfalle aufsitzen, wissen wir zum Glück zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Vier Stunden soll die Wanderung dauern.

Wir treffen unseren Guide, der uns neben Su Su auf der Wanderung begleiten wird. Der Koch, der uns das Lunch zubereiten wird, ist bereits vorgegangen/-gefahren? Wir laufen los und treffen trotz des recht zeitigen Starts bereits drei andere große Gruppen. Auf einer breiten, unbefestigten Fahrstraße wandern wir in das Bergdorf. Unser junger Guide hat es nicht sehr eilig; bald werden wir auch erfahren weshalb. Außer einer kleinen Echse, die aus einem Erdloch schaut, gibt es unterwegs nicht viel zu sehen. An beiden Seiten des Weges stehen an steilen Hängen Mandarinenbäume. Der recht gute und breite Fahrweg zieht sich bis ins Dorf. Im Dorf angekommen macht sich rasch Ernüchterung breit. Von den angekündigten traditionellen Langhäusern keine Spur. Hier hat jede Familie schon so viel Geld verdient, dass sich Jeder ein neues Haus bauen konnte. Auch in ihrer traditionellen Tracht treffen wir so gut wie Niemanden. Was für ein Flop.

Da quälen wir uns zwei Stunden den Weg hinauf, um oben angekommen neue Häuser anzusehen. In einer einfachen Bambushütte hockt unser Koch auf dem Boden, ist kräftig in Rauch gehüllt und brutzelt vor sich hin. Fertig ist das Essen allerdings noch lange nicht, weshalb sich der Guide ja auch so langsam fortbewegt hat. Su Su dreht mit uns noch eine Runde durch das Dorf, aber hier gibt es wirklich überhaupt nichts zu sehen. Was Touristen hier oben wollen/sollen, lässt sich nicht nachvollziehen. Immerhin bekommen wir dann ein sehr schmackhaftes Essen serviert, das aus einer Maissuppe, 5 verschiedenen Gemüsevariationen und Reis besteht. Als Nachtisch gibt es noch Obst, frische Chips und Kekse. Es schmeckt hervorragend. Kochen kann der Kerl; und das mit den bescheidenen Mitteln! Dennoch ist es bekloppt. Da fährt einer aus dem Tal mit dem Moped den Berg hoch, kocht in einer fremden Hütte für Touristen, um dann wieder ins Tal zu fahren. Aber zumindest die freundliche Hausherrin und auch ein paar vereinzelte Frauen des Dorfes bekommen wir doch noch in Palaung-Tracht zu sehen.

Der Rückweg unserer Wanderung ist ein weniger komfortabler Weg, der ziemlich ausgewaschen und holprig ist. Wieder flankieren den Weg rechts und links Orangenplantagen. Einmal mehr müssen wir sehen, dass auch hier dichter Primärwald weichen musste, damit das Gelände kultiviert werden kann. Immer wieder ziehen uns beim Laufen Giftschwaden um die Nase. Es wird fleißig mit Pestiziden gearbeitet.

Ziemlich kaputt kommen wir endlich von dieser 11 km langen, schweißtreibenden Wanderung zurück. Das Navigationsgerät verrät uns, dass wir auch noch einen kräftigen Umweg gelaufen sind. Inzwischen ist es nach 14 Uhr und entsprechend warm. Diese Übung hätte man sich wirklich sparen können und man kann nur jeden Touristen davor warnen, sich diese völlig sinnlose Wanderung anzutun. Fairerweise muss man aber sagen, dass diese Wanderung auf unserem Mist gewachsen ist. Wir hatten es im deutschen Reiseführer so gelesen und in unser Programm aufgenommen. Da kann die Agentur nichts dafür. Hier sieht man aber wieder einmal, wie alt der neueste Reiseführer schon ist, wenn er auf den Buchmarkt kommt.

Nachdem uns der Fahrer am Ziel aufgesammelt hat, fahren wir ins Hotel Amara Mountain Resort. Das befindet sich in Kalaw. Das kleine Städtchen erinnert ein wenig an die Kolonialzeit. Einige Häuser im Tudorstil, sowie englische Gärten sind aus der Kolonialzeit noch erhalten geblieben. Auch das Hotel ist im Tudorstil gebaut und hat einen sehr üppigen, gepflegten Garten. Es gefällt uns wirklich gut. Unser Zimmer ist groß, gemütlich und hat sogar einen Kamin.

Den Rest des Tages nutzen wir zum Ausruhen in dem gepflegten Garten. Abends wird es wieder ziemlich frisch und so genießen wir vom Bett aus noch ein gemütliches Kaminfeuer. Derweil übt das Personal gut hörbar fleißig Weihnachtslieder ein.


23.12.2014     Kalaw – Inle See (Pristine Lotus Spa Resort)

Wir brechen zeitig auf, um gleich morgens dem lokalen Markt in Aungban einen Besuch abzustatten. Auf der Fahrt dorthin ist es unserem Fahrer so kalt, dass er die Heizung bei 29 Grad laufen lässt und dabei das Gebläse auf volle Leistung stehen hat. Ich wusste gar nicht, dass man die Heizung soweit hochdrehen kann. Meiner Meinung nach ist bei deutschen Autos bei 25 Grad Schluss. Wir fühlen uns wie im Backofen, aber müssen dennoch schmunzeln. Die würden doch bei uns zuhause glatt erfrieren.

Auf dem Markt in Aungban bekommen wir gar nicht genug, so viel Interessantes gibt es zu sehen. Nicht nur der viele Fisch, der hier verkauft wird, sondern auch das umfangreiche Gemüseangebot sowie die vielen halbzubereiteten Nahrungsmittel faszinieren uns.

Eine Pa-O-Frau rührt in Ameiseneiern, wir bestaunen allerlei Pasten, Tinkturen, essbare Steine und Kräuter. Su Su wird nicht müde, uns alles zu erklären. Hin und wieder können wir die Frauen doch zu einem Porträt überreden, obwohl auch hier Keine wirklich gern fotografiert werden will. So „sammeln“ wir aber doch ein paar Fotos der Pa-O-Frauen mit ihren dekorativen Kopftüchern.

Nachdem wir uns auf dem Markt recht lange aufgehalten haben, fahren wir weiter. Der nächste Stopp ist bei einem weiteren Papier- und Schirmhersteller. Noch einmal bekommen wir gezeigt, wie so ein hübscher Sonnenschirm entsteht und es wird sogar demonstriert, dass die Schirme mit einer bestimmten Lackschicht versehen, auch wasserabweisend sind. Tapfer widerstehen wir auch diesmal diesem hübschen großen roten Sonnenschirm, der so laut bettelt, mit uns mitkommen zu dürfen. Das Teil ist einfach zu unhandlich und wir haben noch ein paar Flüge zu bewerkstelligen.

Wir setzen also – ohne Schirm – die Fahrt fort, um den nächsten Halt am Kloster Shewyan Pyay zu machen. Das Shwe-yan-pyay-Kloster wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Zuerst besuchen wir den dazugehörigen Tempel, dessen Wände ursprünglich bemalt und mit Spiegelmosaiken verziert waren. Im Inneren gibt es etwa 1700 kleine Nischen, in denen je ein kleiner Gipsbuddha sitzt.

Das andere Gebäude besteht vollständig aus Teakholz und fasziniert durch seine ovalen Fenster. Es wird u.a. zum Schulunterricht von Novizen genutzt. Die jungen Novizen haben gerade Mittagspause aber einer erklärt sich bereit, für uns das Modell zu geben. Der 12-jährige Junge lebt seit einem Jahr in dem Kloster und wirkte auch wieder sehr traurig. Erst beim Fotoshooting und dank Su Su’s Hilfe taut der Junge etwas auf und zeigt uns, dass er auch lachen kann. Zur Belohnung bekommt er ein kleines Trinkgeld, das später gleich in Eis umgesetzt wird.

Die anderen Jungs sind weniger kooperativ, was man ihnen aber auch nicht verdenken kann. Hier werden einfach zu viele Busladungen mit Touristen abgesetzt. Beim anschließenden Selbststudium beobachten wir dann einen der Jungen, wie er unter seinem Umhang eine kleine Katze versteckt hat. Mit der schmuste er auch schon in der Mittagspause, während ein paar andere Jungs mittags sogar Fußball spielten. Nach einer gewissen Zeit offenbart sich eben doch, dass das hier Kinder sind.

Wir werfen noch einen Blick in den bescheidenen Schlafsaal des Klosters. Mehr als 5 qm hat keiner der Jungs für sich. Eine Blechkiste zum Abschließen für die persönlichen Dinge und eine Matte, auf der geschlafen wird, vielmehr besitzt der Einzelne hier nicht. Geschlafen wird auf dem Fußboden und zum Zudecken werden die Umhänge genommen. Was für ein bescheidenes Leben!

Wir setzen unsere Fahrt nach Nyaungshwe fort, einem kleinen Ort nördlich des Inle-Sees. Hier besteigen wir Fahrradrikschas (Trishaw). Das sind Fahrräder mit Beiwagen und unsere Fahrradpiloten müssen ganz schön strampeln, um ihre schwere Fracht durch die Straßen von Nyaungshwe zu bewegen. Das Ganze ist natürlich nicht besonders komfortabel und recht ungewohnt. Ich fühle mich quasi sehr volksnah, so zwischen dem ganzen Verkehrsgewusel und zwischen all dem Straßenstaub. Dann kriecht uns auch noch eine kleine graubraune Schlange vors Rad und mein Pilot muss bremsen, dass er sie nicht überfährt. Rasch verschwindet das Tier dann im Gras, bevor ich ein Foto machen kann.

Wir stoppen zuerst am Tomatenlager und -sortierhaus. Hier werden die angelieferten Tomaten, die alle von den schwimmenden Gärten des Inle-Sees stammen, nach Farbe und Größe sortiert und verpackt. Die Roten bleiben in der Region, die Gelben werden im Land verteilt und die Grünen – wie kann es anders sein – gehen in den Export.

Unsere Fahrradpiloten schaukeln uns weiter durch den kleinen Ort. Als nächstes besuchen wir ein Nonnenkloster. Auch hier sind die jungen Novizinnen gerade beim Selbststudium. Sofort wird uns grüner Tee serviert. Dazu reicht man uns Schokolade und frittierte Snacks. Wir revanchieren uns beim Gehen mit einer kleinen Spende und lassen uns weiter durch die Gegend schippern. Besonders „volksnah“ ist es, hinter einem LKW herzufahren. Das staubt vielleicht ordentlich!

Nach vollendeter Rundfahrt besteigen wir ein schmales Langboot, das uns per Motorkraft zum Pristine Lotus Spa Resort bringt. Unterwegs sehen wir schon die ersten Stelzenhäuser und schwimmenden Gärten und freuen uns darauf, die nächsten Tage nun diese Gegend zu erkunden. Unser Bootsführer denkt mit und wird uns die nächsten Tage sicherlich eine wertvolle Hilfe sein.

Das Pristine Lotus Spa Resort ist eine sehr luxuriöse, große Anlage und die nächsten Tage ist ein Bungalow in Form eines Schiffes mit 70 qm unser Zuhause. Hier fehlt es uns an nichts. Morgen, am Heiligabend, gibt es sogar ein großes Weihnachtsdinner. Mehr will uns die deutsche Managerin, die aus Leipzig stammt, noch nicht verraten. Von ihr bekommen wir dann auch noch ein paar gute Tipps für die nächsten Tage. Mal sehen, was uns erwartet.


24.12.2014     Inle See (Pristine Lotus Spa Resort)

Der Inle See ist ein 160 km² großer See auf 900 Meter Höhe. Ungefähr 200.000 Einwohner leben auf dem See und an seinen Ufern. Der See erstreckt sich ca. 22 Kilometer nach Süden und an der breitesten Stelle ist er 10 Kilometer breit.

Heute möchten wir das Leben und die Besonderheiten dieses Sees kennen lernen. Um auch die besondere Atmosphäre am und auf dem See zu erleben, starten wir sehr früh, noch weit bevor die Sonne aufgeht. Wir sind entsprechend gewappnet, dass es hier morgens auf dem See sehr kalt ist und so sind wir wie die Michelinmännchen angezogen. Insgesamt 5 Schichten incl. Schal und Handschuhe haben wir an und die brauchen wir auch. Auf dem Boot hat uns der Bootsführer schon eine Decke gerichtet, aber die ist vom Morgennebel sofort leicht feucht. Trotz der vielen Schichten ist es nicht zu warm, denn der Fahrtwind des motorbetriebenen Langbootes ist recht frisch. Dafür genießen wir den dampfenden See, die Fischer, die gerade ihre nachts ausgelegten Netze einholen und die friedliche Atmosphäre mit einem ganz besonderen Licht. Die Nebelschwaden auf dem See tauchen die Menschen und Boote in eine mystische Szene. Langsam erwacht der See und wir genießen es.

Auf und am See lebt die Volksgruppe der Inthas (Menschen vom See), die berühmt sind für ihre eigenartige Einbein-Rudertechnik und die möchten wir gern erleben. Die Fortbewegung der Fischer in den schmalen Kanälen der Ortschaften, auf den Feldern sowie in Ufernähe und auch zum Fischen erfolgt in schmalen Holzkanus. Der Rudernde steht am Bug des Bootes. Damit die Hände beispielsweise beim Fischen frei sind, wird mit einem Bein gerudert. Dazu klemmt sich der Rudernde das Ruder unter den Arm und hinter die Wade. Die Intha sind der einzige Volksstamm, der die Boote einbeinig rudert. Doch auch hier hat die Moderne schon ihre Spuren hinterlassen, denn für größere Strecken sind die Boote längst mit Motor ausgestattet.

Nachdem wir den ersten Fischern zugesehen haben, wie sie barfuß in der morgendlichen Kälte ihre Netze einholen und darin nur hin und wieder ein kleiner Fisch zappelt, wissen wir mal wieder, auf welch hohem Niveau wir Europäer jammern.