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Grönland 2012
Im Land der Eisberge und Gletscher
2. Juli – 14. Juli 2012
Als wir im letzten Jahr unsere ersten Arktis-Erfahrungen im ewigen Eis an der Küste von Spitzbergen sammeln konnten, da wurde uns klar, dass Eis eine ziemliche Faszination ausüben kann. Die ersten großen Eisblöcke, die in allen Blau- und sogar Grüntönen schillern, waren uns nicht groß und nicht nah genug, viel zu schnell an uns vorbei und überhaupt… Wir hätten uns gern intensiver mit ihnen beschäftigt. Außerdem faszinierte uns der nordische Mittsommer, bei dem es quasi keinen Sonnenuntergang gibt (vorausgesetzt die Sonne scheint überhaupt) und man als Fotograf 24 Stunden Tageslicht zur Verfügung hat. Der Wunsch, nach Grönland zu gehen, war geboren.
So führt uns unsere zweiwöchige Reise diesmal in die Disko-Bucht, einem von der Unesco 2004 zum Weltnaturerbe ernannten und geschützten Eisfjord an der Westküste Grönlands. Hier gibt es den am meisten und am häufigsten kalbenden Gletscher der Nordhalbkugel – den Sermeq Kujalleq im Kangia Eisfjord.
Der Kangia-Eisfjord, der in die Disko-Bucht mündet, ist derzeit 55 Kilometer lang und 7 Kilometer breit. Die in ihm treibenden Eismassen stammen vom produktivsten Gletscher der nördlichen Hemisphäre, eben dem Sermeq Kujalleq. Jährlich produziert dieser Gletscher rund 70 Millionen Tonnen Eis. Die teilweise riesigen Abbruchstücke von bis zu 1.000 Meter Dicke treiben zunächst frei im Fjord, da dieser Meeresarm eine Tiefe von 1.200 Meter hat. Nur ca. 10 bis 30 Prozent des Eisbergs ragen dabei aus dem Wasser. Im Durchschnitt bewegen sich die Eisberge etwa 40 Meter pro Tag im Fjord. Erst an der Mündung zur Disko-Bucht hat der Fjord nur noch eine Tiefe von 200 Metern, so dass es zu einem Rückstau der Eisberge kommt – quasi Rushhour der Eisberge. Nur kleinere Berge und abgebrochene Stücke finden den Weg ins offene Meer. Doch selbst die kleineren Eisberge haben noch gewaltige Ausmaße. Und angeblich stammt auch der Eisberg, der die Titanic auf ihrer Jungfernfahrt zum Sinken brachte, hier aus Westgrönland.
02.07.2012 Kopenhagen
Von Frankfurt fliegen wir mit SAS in 2 Stunden nach Kopenhagen. In Kopenhagen übernachten wir im Hotel Quality Dan in der Nähe des Flughafens. Auch in Kopenhagen ist schönes Wetter und so bummeln wir noch ein wenig durch Kopenhagen.
03.07.2012 Kangerlussuaq
Morgens geht es von Kopenhagen weiter mit air greenland in 4,5 Stunden nach Kangerlussuaq. In Kangerlussuaq, dem Drehkreuz Grönlands machen wir gleich mal Bekanntschaft mit der Unzuverlässigkeit des grönländischen Wetters und vielleicht auch der Fluggesellschaft. So genau ist das leider nicht voneinander zu trennen. Während unmittelbar vor unserer Ankunft noch eine Maschine nach Ilulissat gestartet ist, wurde unsere Maschine wegen angeblich schlechtem Wetter storniert. Schwer nachvollziehbar, wo doch hier die Sonne scheint und Ilulissat nur eine knappe Flugstunde entfernt ist.
Wir bekommen ein supergroßes Appartement im Flughafenhotel, Essensgutscheine für mittags und abends und nehmen das Ganze gelassen. So bekommen wir eine Nacht auf Kosten von air greenland und können uns schon mal in Kangerlussuaq umsehen. Das spart uns auf dem Rückweg Zeit, uns zu orientieren, denn am Ende der Reise werden wir hier noch einmal zwei Nächte bleiben. Zum Glück haben wir ja für unseren Aufenthalt in Ilulissat genügend Zeit eingeplant.
Wir unternehmen am Nachmittag eine Wanderung, klettern auch mal auf die angrenzenden Hausberge und schauen uns den Ort und die Gegend von oben an. Von dort sehen wir auch schon mal in der Ferne den Russel-Gletscher.
Noch etwas mit der Zeitverschiebung von immerhin 4 Stunden kämpfend, fallen wir abends ziemlich geschafft ins gesponserte Bett.
03.07.2012 Ilulissat
Heute Morgen geht es nach einem ausgiebigen Frühstück auf Kosten von air greenland von Kangerlussuaq mit einer kleinen Propellermaschine (DASH 8-200) in einer Stunde Flugzeit weiter nach Ilulissat. Schon beim Blick aus dem Fenster offenbart sich uns ein atemberaubender Anblick. In der Disko-Bucht treiben unzählige Eisberge. Ein unbeschreibliches Schauspiel.
In Ilulissat werden wir direkt nach der Landung außerordentlich herzlich von einer großen Menge Einheimischer begrüßt, die sich ganz liebevoll um uns „kümmern“. Ganze Schwärme von Moskitos fallen über uns her und werden wohl von nun an unsere ständigen Begleiter sein. Ziemlich gewöhnungsbedürftige Einheimische, die schier unersättlich zu sein scheinen.
Der Hotelshuttle funktioniert hervorragend und so werden wir ohne Wartezeit vom Chauffeur in unser gebuchtes Hotel Arctic gebracht. In diesem tollen Hotel fand vor einigen Jahren auch der Umweltgipfel statt. Hier haben schon Frau Merkel und Co. residiert und vor allem gegessen, denn das Hotel ist seit Jahren berühmt für hervorragende Küche. Noch schöner aber ist seine Lage hoch über Ilulissat mit direktem Blick in die Disko-Bucht und auf die vielen Eisberge in ihr.
04.07.2012 Ilulissat
Unsere erste Wanderung führt uns bei herrlichem Sonnenschein durch die Stadt bis zur Gletscherbucht. Von dort gibt es verschiedene Wanderwege zum Kangia-Fjord. Der bequemste Weg führt über einen Holzsteg und dann über die Felsen. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die angestauten Eismassen. Zum Schutz vor den Moskitos tragen die meisten Wanderer Moskitonetze über dem Kopf. Auch wir haben so ein Netz dabei; hätten aber nicht gedacht, dass wir es mal mit einer solchen Selbstverständlichkeit tragen werden. Es sieht völlig bescheuert aus, aber es ist extrem nützlich, dieses Teil. Immerhin erspart einem das eine ganze Menge unangenehm juckender Beulen am Kopf.
Der erste Einblick in den Kangia-Fjord macht sprachlos. Zu gewaltig ist dieser Anblick mit den riesigen Eismassen unter uns. Lange sitzen wir einfach nur da und bestaunen dieses Naturschauspiel.
Als wir gerade zurückgehen wollen, erleben wir, wie einer der riesigen, aufgestauten Eisbrocken unter lautem Tosen bricht. Was für ein gewaltiges Spektakel! Wenige Stunden später hat es dieses abgebrochene Eis in die ganze Bucht geschwemmt. Was für ein Glück wir doch haben! Wir konnten nicht nur diesen gewaltigen Eisabbruch live erleben, sondern wir können nun auch noch den Anblick genießen, dass dadurch die ganze Bucht voller kleiner und großer Eisberge ist.
Für den Abend steht noch unsere erste Mitternachts-Bootsfahrt auf dem Programm. Der kleine Kutter fährt weit in die Bucht und rechts und links von uns säumen Eisberge den Weg. Jeder Eisberg sieht anders aus. Das wechselnde Licht, das nachts am Schönsten ist, verwandelt die Farbe des Eises stetig. Außerdem ist das Wasser wunderbar ruhig und so spiegeln sich die Eisberge wunderschön im Wasser. Es ist ein fantastischer Anblick und fast wie ein Traum.
Leider gehen die zweieinhalb Stunden Bootsfahrt viel zu schnell vorbei. Hier könnten wir ewig verweilen. Inzwischen; nachts um 2 Uhr, liegt die Bucht in ein schönes rosa Licht getaucht, das die gigantischen Eisberge beleuchtet. Eigentlich wollen wir überhaupt nicht schlafen gehen. Das sehen die Moskitos übrigens genauso.
Gleich hinter dem Hotel wohnen ein paar Schlittenhunde. Alle Hunde scheinen hier unter Dauerjetlag zu leiden. Nachts um 2 Uhr – man kann die Uhr danach stellen, fangen alle Hunde im Ort zu jaulen an. Weiß der Geier, über was die sich da unterhalten.
05.07.2012 Ilulissat
Nach einem ausgiebigen Frühstück unternehmen wir eine Wanderung in Richtung Flughafen, um von dort querfeldein über die grasbewachsenen und teilweise sumpfigen Wiesen und Bergkuppen direkt an eine Bucht zu gelangen, in der einige große Eisberge treiben.
Pilze, viele Wiesenblumen und noch mehr Moskitos gibt es hier. Lange sitzen wir an der Bucht, hören die Eisberge knistern und krachen (das liegt am hohen Anteil Sauerstoff, der im Eis eingeschlossen ist) und bestaunen die weißen Giganten. Interessiert beobachten wir, wie ein kleines Schiff auf einem Ponton gleich zwei Container hinter sich her zieht. So geht Containertransport in Grönland.
Abends unternehmen wir wieder eine Mitternachtsbootfahrt. Leider ist das Licht heute nicht ganz so gut wie gestern und auch das Wasser ist nicht so ruhig. Trotzdem ist es schön und etwas mystisch, denn leichter Nebel ist aufgezogen. Als wir auf halbem Weg sind, beginnt es bereits leicht zu nieseln und kurz vor der Einfahrt in den Hafen regnet es dann heftiger. So wird das heute nichts mit dem besonders schönen Mitternachtslicht – leider; aber schön war es doch.
06.07.2012 Ilulissat
Heute regnet es und Nebel liegt über der Bucht. Dafür leuchtet das Blau der Eisberge umso mehr. Für uns eine gute Gelegenheit, unser Schlafkonto ein wenig aufzubessern. Schließlich waren bisher mehr als 5 Stunden Schlaf pro Nacht nicht drin – man könnte ja etwas verpassen.
In der Bucht direkt vor unserem Fenster legt die MS Frame an. Eine gute Gelegenheit, dieses Kreuzfahrtschiff einmal genauer zu betrachten.
Am Nachmittag, als der Regen aufgehört hat, machen wir einen Spaziergang in den Ort. Leider steht die schöne alte Zionskirche für Besucher nicht mehr offen. Wir bummeln ein wenig durch den kleinen Ort, bevor wir den zwei gigantischen Eisbergen direkt unterhalb des Hotels noch einen Besuch abstatten. Dazu müssen wir querfeldein über Felsen den Hang hinunter klettern. Das ist ziemlich mühsam. Nach einiger Zeit zieht Nebel vom Meer heran und aus dem erhofften schönen Abendlicht wird leider nichts.Stattdessen sieht man kaum noch ein paar Meter weit und alle Eisberge sind buchstäblich verschwunden.
07.07.2012 Ilulissat
Noch weiß das Wetter nicht so genau, wie es sich entscheiden soll. Deshalb widmen wir uns erst einmal in den angrenzenden Bergwiesen den vielen kleinen Blumen, die hier in den wenigen Sommermonaten quasi im Zeitraffer blühen und Früchte bilden müssen. An den teilweise recht steilen felsigen Hängen ist die Makrofotografie aber gar nicht so einfach. Zudem sind jetzt, nach dem Regen, die Mücken besonders lästig. Alles, was nicht eingepackt ist, wird gnadenlos zerstochen. So hat sich das mit der Makrofotografie dann recht bald wieder erledigt.
Inzwischen scheint wieder die Sonne, so dass wir beschließen, zum Kangia-Fjord zu wandern. Das bedeutet, einmal quer durch den ganzen Ort. Gut, dass wir nicht so genau wissen, wie viel Kilometer wir hier zurücklegen.
Am alten Heli-Airport werden den Sommer über unzählige Schlittenhunde (davon gibt es hier ca. 2500) geparkt. Das heißt, sie werden an Ketten gelegt und sind sich selbst überlassen. Sie liegen auf Felsen und/oder im Matsch und teilweise in ihrem eigenen Dreck, können sich nicht mal richtig auspowern, ein- bis zweimal pro Woche gibt es Futter – natürlich Fisch; meist nur Gräten – und ansonsten abgestandenes Wasser. Viele von ihnen haben nicht mal eine Hütte, in die sie sich verkriechen können. Ein schönes Hundeleben sieht anders aus. Dabei sind die Tiere ziemlich gutmütig. Immerhin sind wenigstens die jungen Hunde noch nicht angeleint. Neugierig kommen sie näher und wir haben Mühe, uns von diesen süßen, verspielten Exemplaren wieder los zu reißen.
Oberhalb des „Hundeparkplatz“ beginnen drei Wanderrouten. Wir wandern bis zum Gletscher, an ihm entlang und abends noch auf den anderen Berg, weil von dort die Sicht auf die angestauten Eisberge im Kangia-Fjord noch besser ist. Diese tolle Aussicht muss man sich aber ziemlich schwer verdienen.
Ziemlich geschafft und durchgeschwitzt machen wir uns nach Mitternacht – schließlich ist es taghell — auf den Rückweg ins Hotel. Gerade, als ich eine Verschnaufpause auf der Leitplanke am Hafenbecken mache, kommt der Hotelchauffeur mit seinem Wagen vorbei und sammelt uns auf. Froh und dankbar, den Weg bergauf gespart zu haben, fallen wir um ein Uhr ins Bett. Wohl wissend, dass in vier Stunden schon der Wecker klingeln wird.
08.07.2012 Ilulissat
Heute Morgen steht eine ganztägige Schiffsfahrt zum Eqi-Gletscher (Eqip Sermia) auf dem Programm. 80 Kilometer nördlich von Ilulissat fließt dieser Gletscher direkt ins Meer und mit etwas Glück können wir direkt vor der Abbruchkante erleben, wie der Gletscher kalbt; also Eis von ihm abbricht.
Warm eingepackt im Zwiebellook finden wir uns pünktlich am Treffpunkt ein und werden zum Hafen gebracht.
Das Schiff bahnt sich einen Weg durch die großen und kleinen Eisberge, die noch in der Disko-Bucht treiben. Es ist ein faszinierender Anblick, diese azurblau schimmernden Eisskulpturen aus der Nähe betrachten zu können. Sonne und strahlend blauer Himmel geben dieser traumhaften Kulisse einen angemessenen Rahmen.
Das Schiff fährt durch den Ataa Sund, vorbei an einem großen Wasserfall und dann endlich sehen wir den Eqi-Gletscher, dessen Gletscherkante sich mehr als drei Kilometer erstreckt und der ungefähr 200 Meter hoch sein soll. Wir sehen die Abbruchkante allerdings nur 30 bis 80 Meter hoch aus dem Wasser ragen.
Das Schiff kann sich dieser Abbruchkante relativ gut nähern. So verweilen wir die nächsten zwei Stunden ganz nah am Gletscher. Inzwischen wird auf dem Schiff ein Lunch in Form eines Buffets angeboten und so essen wir an dieser sehr beeindruckenden Gletscherwand derweil Krabben und Co. während wir gespannt warten, ob der Gletscher nicht gerade jetzt kalbt. Natürlich haben wir die Kamera immer am Hals baumeln, damit wir bloß nichts verpassen.
Immer wieder hören wir es im Inneren des Gletschers grollen und knallen, als ob Sprengsätze gezündet werden oder ein Gewitter donnert. Man spürt förmlich den hohen Druck, der in den gepressten Eismassen herrscht. Immerhin geht man von 4 bis 6 bar Druck aus, der in dem Eis herrscht. Von Zeit zu Zeit brechen kleinere Eisstücken ab und stürzen mit lautem Getose ins Wasser. Bei strahlendem Sonnenschein erleben wir dann sogar, wie eine ganze, ziemlich große Eisnadel ins Meer stürzt. Sofort wird eine ziemliche Welle erzeugt, die das Boot ganz schön schaukeln lässt. Mit so viel Glück, einen solch gewaltigen Abbruch erleben zu können, hatte Keiner an Bord gerechnet. Wir können uns von diesem gewaltigen Anblick kaum los reißen.
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Auch die Rückfahrt ist interessant, denn so sehen wir noch ein wenig von Grönlands Küste. Am Abend sind wir zurück im Hotel, total müde, obwohl wir den ganzen Tag nichts gemacht haben. Zwar ziehen wir eine Mitternachtsfahrt noch in Erwägung, denn das Wetter ist traumhaft schön, doch irgendwann müssen wir schließlich auch mal schlafen. So verschieben wir diese Fahrt auf später und hoffen, dass das Wetter die nächsten Tage hält.
09.07.2012 Ilulissat
Am Morgen sieht der Himmel etwas trüb aus. Als wir gerade aufbrechen wollen, beginnt es sogar zu nieseln. Eine Stunde später ist das aber schon wieder vorbei, so dass wir einen Rundgang durch den Ort machen können. Heute öffnet uns ein netter Klempner sogar die Kirchentür und wir können einen Blick in die wirklich schöne Zionskirche werfen.
Immer wieder treffen wir auf Schlittenhunde, die quasi auf jeder freien Wiese und um den ganzen Ort herum angeleint sind. Kaum vorstellbar, dass ihr Bestand tendenziell eher abnehmend ist. Durch die Klimaerwärmung frieren die Gewässer auch im Winter nicht mehr richtig zu und so müssen die Fischer inzwischen ganzjährig mit Booten zum Fischfang gehen, statt wie früher mit Hundeschlitten. Deshalb schaffen immer mehr Inuit ihre Schlittenhunde ab und tauschen sie gegen ein Boot ein.
Am Treffpunkt des Hotelshuttels im Ort holt uns der Fahrer ab, macht mit uns noch eine kleine Stadtrundfahrt (er sammelt die Angestellten ein für die nächste Schicht) und bringt uns dann zurück zum Hotel.
Wir unternehmen heute Nachmittag eine Bootsfahrt zur Siedlung Oquaatsut/Rodebay und so heißt es wieder, sich warm anzuziehen.
Diesmal sammeln sich ziemlich wenige Leute am Treffpunkt. Für die 8 Leutchen gibt es dann auch nur einen schnuckeligen kleinen Fischkutter, die „Katak“ – genau so einen, wie wir uns gewünscht hatten.
Bei strahlendem Sonnenschein schippern wir gemütlich an der Küste entlang. Wir nehmen den gleichen Weg, den auch die großen Eisberge nehmen und so sehen wir während der Fahrt wieder sehr schön schimmernde und glitzernde Eiskolosse. Viel zu schnell erreichen wir Oqaatsut/Rodebay. Hierher in diese Bucht schleppten schon im 17. Jahrhundert holländische Walfänger ihre Wale, um sie an Land holen und zerlegen zu können. Deshalb nannten die Holländer die Inuit-Siedlung auch wegen des Walblutes im Wasser Rodebay – rote Bucht. Die Felsen laufen hier sanft zum Wasser hin aus und so sehen wir auch mehrere Seilwinden. Schade, dass wir nicht mehr zu sehen bekommen. In dem kleinen Örtchen 15 Kilometer nördlich von Ilulissat wohnen 45 Menschen. Es gibt hier eine Kirche, eine Schule, einen kleinen Supermarkt und das legendäre Restaurant H8; ein kleines, ehemaliges Lagerhaus, das von den beiden Thüringer Auswanderern Uta und Ingo Wolff betrieben wird und inzwischen zur Institution geworden ist. Rodebay ist also sehr überschaubar, aber dennoch unheimlich idyllisch.
Nachdem wir angelegt und nun zwei Stunden Landgang haben, steuern wir zunächst das H8 an. Wir hatten vorab leider keine Reservierung mehr bekommen können und so versuchen wir unser Glück nun vor Ort persönlich. Die legendäre Küche von Uta, die aus Walfleisch alles zubereitet, was man aus der deutschen Küche kennt, wie Walbraten, Walgulasch, Walsteaks und sogar Walrouladen, wollen wir schließlich unbedingt probieren, wenn wir schon einmal hier sind.
Es ist gerade 18 Uhr und das kleine, urgemütliche Restaurant ist bis auf den letzten Platz belegt. Hm, was nun?
Die altbewährte thüringisch-sächsische Allianz funktioniert glücklicherweise auch im fernen Grönland noch und so machen es die Beiden möglich, dass wir eine Stunde später einen Tisch und sauleckeren Walbraten mit grönländischen Pilzen, Rotkraut und kleinen neuen Kartoffeln bekommen. (Endlich mal Jemand, der die vielen Pilze, die hier überall wachsen, erntet und auch zu verarbeiten versteht. Es tat mir schon oft genug ziemlich weh, an Stein- und Birkenpilzen vorbei laufen zu müssen, ohne sie mitnehmen zu können.)
Die Essenportionen sind endlich mal nicht schickimicki-mini-mäßig, sondern machen auch satt. Geschmacklich ist der Walbraten ein absolutes Erlebnis. Es schmeckt köstlich! Wir sind total überrascht, dass das Fleisch dunkel ist und fast wie Rindfleisch schmeckt – keine Spur von Fischgeschmack! Damit hätten wir nicht gerechnet. Satt, zufrieden und reich an neuen Erfahrungen verlassen wir kurz vor 20 Uhr das kleine Restaurant.
Die eine Stunde, die wir zur Besichtigung des Ortes hatten, haben wir genutzt, um das tolle Panorama zu bewundern, das die angetrieben Eisberge inszenieren. Es ist eine traumhafte Kulisse, die sich einem hier bietet. Der kleine Ort besteht aus ein paar verstreut liegenden bunten Häusern, die sich malerisch in die Landschaft einfügen. Dazwischen liegen Schlittenhunde, alle möglichen Fischergerätschaften und ein paar Holzgestelle zur Herstellung von Trockenfisch. Leider sind die meisten davon aber schon leer.
Wieder schließen wir Freundschaft mit einem kuscheligen Hundewelpen, der mit uns spielen will und überhaupt keine Scheu zeigt.
Wir schaffen es nach unserem leckeren Abendessen pünktlich zurück auf das Schiff. Wieder schippern wir gemütlich an der Küste entlang zurück nach Ilulissat. Das schöne Licht und die vielen Eisberge lassen uns die Fahrt nicht lang werden. Fast zu schnell erreichen wir den Hafen von Ilulissat. Dort wartet bereits der Fahrer auf uns, der uns zurück ins Hotel bringt.
10.07.2012 Ilulissat
Auch heute strahlt der Himmel stahlblau und noch immer treiben ein paar große Eisberge in der Bucht. Schon wieder ankert die MS Frame vor der Hafeneinfahrt. Wir laufen nach dem Frühstück gemütlich durch den Ort, spielen mit ein paar Schlittenhunden, die ganz wild auf etwas Abwechslung sind und wandern dann an der Power Station den gelb markierten Wanderweg in Richtung Kangia-Fjord, zum Eisbergstau.
Nach dem etwas mühsamen Anstieg folgt die Belohnung. Vor uns breiten sich die Eisgiganten aus, die alle noch in die Disko-Bucht treiben werden. Es ist ein unbeschreibliches Panorama, das schon fast unwirklich erscheint. Lange bleiben wir einfach auf den Felsen sitzen und bewundern dieses Naturschauspiel. Es ist schwer vorstellbar und auch ein wenig beängstigend, wenn man sich überlegt, dass dieses Eis hier vor uns 100.000 bis 200.000 Jahre alt ist und jetzt in wenigen Monaten unwiederbringlich geschmolzen sein wird.
Unten in der Bucht vor dem Fjord herrscht reges Treiben. Zahlreiche Fischer sind hier mit ihren Motorbooten unterwegs und legen direkt an den Eisbergen ihre Netze aus. Die Fischer laufen sogar teilweise über die großen Eisriesen und wir halten nur die Luft an, denn wenn sich so ein Eisberg dreht, dann haben die Fischer keine Chance. Auch Kinder sind schon mit ihren Vätern auf Fischfang und die Kids haben nicht einmal Schwimmwesten an. Naja, wahrscheinlich bringen Schwimmwesten in dem eiskalten Wasser ohnehin nicht viel.
Auf jeden Fall genießen wir dieses Naturschauspiel noch einmal in vollen Zügen, zumal der Wind uns heute wenigstens die meisten Moskitos vom Hals hält. Immer wieder sehen wir auch „Ausflugsboote“, die ganz viele kleine blaue Männchen an Bord haben. Die Passagiere der MS Frame werden zu den Eisbergen kutschiert. Damit keiner verloren geht, gibt es blaue Bordjacken.
So viel wie möglich nehmen wir noch einmal an Eindruck in uns auf und bestimmt wird uns diese einmalige und extrem faszinierende Eiskulisse für immer im Gedächtnis bleiben. Immerhin bleibt uns wenigstens noch die Webcam, mit der wir im Internet immer mal wieder den Eisbergstau ansehen können (http://sermitsiaq.ag/icecam). Ein wenig reumütig treten wir dann den Rückweg an.
Im Hotel schlemmen wir noch einmal Königskrabben. Die riesigen Teile sind einfach köstlich. Man könnte sich daran gewöhnen, auch wenn es eine ziemliche Fummelei ist, bis man das leckere Fleisch aus den Beinen und Scheren gepult hat.
Am Abend steht noch eine Mitternachtstour auf dem Programm. Es heißt also wieder rein in die warmen Sachen und Kameras satteln. Leider ist das Wasser heute nicht so ruhig, dafür ist aber das Licht toll.
Dann passiert, worauf wir die ganze Zeit gehofft und womit wir schon nicht mehr gerechnet haben. Auf unserer letzten Bootsfahrt sehen wir auch noch Wale. Die Buckelwale jagen direkt an den Eismassen, weil sich dort aufgrund des hohen Anteils an Sauerstoff aus dem Eis die meisten Fische aufhalten. Eine ganze Weile können wir die Wale beobachten, wie sie immer wieder in aller Ruhe auftauchen. Was für ein beeindruckendes Erlebnis! Noch einmal genießen wir diese Mitternachtsbootfahrt, bei der das Licht jede Viertelstunde schöner wird. Die Eisriesen, die gerade von der Mitternachtssonne angestrahlt werden, glitzern und schimmern in warmen Gelbtönen. Man könnte sich hier totfotografieren.
Irgendwann – natürlich viel zu früh – ist leider auch diese Fahrt zu Ende. Ein paar letzte Aufnahmen von Ilulissat und dann bringt uns der Fahrer zurück ins Hotel. Glücklich über dieses tolle Erlebnis, das uns die Wale quasi zum Abschied beschert haben, fallen wir gegen 2 Uhr ins Bett.
11.07.2012 Kangerlussuaq
Wieder blieben uns nur 4 Stunden Schlaf, denn jetzt heißt es aufstehen und Abschied nehmen. Nach dem Frühstück bringt uns der Fahrer zum Flughafen. Pünktlich hebt die kleine Propellermaschine bei ziemlich heftigem Wind ab und bringt uns nach Kangerlussuaq. Unter uns können wir bei herrlich klarem Wetter und Sonnenschein die Küste Grönlands betrachten. Am Beeindruckendsten aber sind die riesigen Inlandeismassen, die sich bis nah an die Küste erstrecken. Immer wieder sehen wir in der sehr bergigen Küstenlandschaft Seen und abgeschmolzene Gletscher.
Wohlbehalten landen wir in Kangerlussuaq, quasi dem Drehkreuz Grönlands. Hier werden wir noch einmal zwei Nächte verbringen, um noch den Russel-Gletscher und das Eis-Cap zu besichtigen. Mit ein wenig Glück bekommen wir vielleicht noch ein paar der hier angeblich lebenden Moschusochsen zu Gesicht.
In der Polar Lodge beziehen wir unser Zimmer, das nach dem Luxus des Arctic-Hotels eher den Charme einer Jugendherberge besitzt. Egal, wir kommen ohnehin nur zum Schlafen in die Lodge.
Dann steht für heute eine Wanderung auf dem Plan. Es ist extrem warm, etwas windig und die Moskitos fehlen leider auch nicht. Da es hier keine Bäume gibt und die Vegetation im Durchschnitt höchstens kniehoch ist, wird so eine Wanderung schnell zur Herausforderung. Schatten gibt es nicht, stehen bleiben ist nur gut für die Moskitos und bergig ist das Gelände auch noch.
Ziemlich geschafft kehren wir in die Lodge zurück und genießen eine Flasche Bier, die wir uns im gegenüberliegenden Supermarkt gekauft haben. Nur mal schnell auf dem Bett ein wenig ausruhen, dann wollen wir essen gehen…..
12.07.2012 Kangerlussuaq
15 Stunden später, noch im T-Shirt wachen wir am nächsten Morgen auf. Waren in dem Bier KO-Tropfen???? Immerhin haben wir uns ein wenig die Augenringe weg geschlafen. Auf Dauer sind 4 Stunden Schlaf pro Nacht offenbar doch etwas zu wenig.
Frisch gestärkt machen wir am Vormittag noch eine kleine Wanderung. Leider ist der Bewegungsradius heute Nacht etwas eingeschränkt worden. Die Brücke, die hinter dem Ort raus führt, ist heute Nacht von dem starken Gletscherstrom weggeschwemmt worden. Der Gletscher schmilzt aufgrund der momentanen Wärme – heute sind immerhin 19 Grad Celsius – so schnell, dass aus dem Fluss mit dem Schmelzwasser ein beängstigend reißender Strom geworden ist. Diese starke Strömung habe es hier bisher noch nie gegeben, wird uns erzählt.
Wir besorgen uns im hiesigen Supermarkt noch einmal so einen Schlaftrunk wie gestern (Bier Royal Classic) und bestaunen den mobilen Verkaufsstand, den Fischer vor dem Supermarkt eingerichtet haben. Hier verkaufen sie gerade Walfleisch. Das dunkle Fleisch sieht richtig appetitlich aus und ähnelt sehr stark in Farbe und Struktur dem von Rindfleisch. Gut vorstellbar, dass man daraus sogar Rouladen machen kann. Für uns ist nun auch nachvollziehbar, wieso die Grönländer Wale jagen. Für sie ersetzt dieses Fleisch unser Rindfleisch. Aber auch die lederige Haut und die dicke Fettschicht werden verwertet.
Am Mittag startet unsere Safari zum Eis-Cap, dem Inlandeisgletscher. Es geht vorbei am nördlichsten 18-Loch-(Sand-)Golfplatz der Welt, der allerdings momentan zur Hälfte unter Wasser steht und ohnehin nur mit viel Fantasie als solcher zu erkennen ist. Wir fahren vorbei an Tundravegetation, kommen an einer Vielzahl von Seen vorbei, passieren den Sugar Loaf – einen Berg in Form eines Zuckerhutes, bevor es mit Allradantrieb durch arktische Wüste (Sandflugtdalen) geht. Unterwegs machen wir Halt an einem Flugzeugwrack der US-Armee, die bis 1992 hier die Militärbasis Sonderstrom Air Base unterhielt.
Die Landschaft wird immer spektakulärer. Dann, in einem Gletscherbach sehen wir das erste Rentier und wenige Minuten später präsentiert sich uns auch in voller Schönheit der nördliche Ausläufer des Russel-Gletschers. Immerhin 25 Kilometer sind es bis hier her, aber die lohnen diesen Anblick auf jeden Fall. Eine spektakuläre Kulisse breitet sich vor uns aus. Was für ein traumhafter Anblick!
Wir setzen die Fahrt fort und sind schier überwältig von der atemberaubenden Landschaft, die sich uns rechts und links des Weges bietet. Fast sind wir VW dankbar, die diese Offroadpiste im Jahr 2000 als Teststrecke angelegt haben, auch wenn man sich diesen Wahnsinn nicht weiter durch den Kopf gehen lassen darf. Wenigstens haben sie diesem Irrsinn 2006 ein Ende gesetzt. Kein Wunder, warum der Touareg so teuer ist! Für den Kommerz wird auch auf die Umwelt gepfiffen!
Nach 40 Kilometern erreichen wir den Point 660 (noch immer auf VW-Weg). Hier gibt es eine gute Möglichkeit, auf das Inlandeis zu gelangen. (VW soll dann noch eine 130 Kilometer lange Teststrecke auf dem Gletschereis gehabt haben).
Wir müssen uns erst einmal durch Unmengen von Geröll kämpfen und erleben, wie beweglich die Gletschermoräne noch ist. Gut, dass unser Guide den Weg kennt und auf unsere Sicherheit bedacht ist. Dann endlich, nachdem wir ein paar kleine Schmelzwasserbäche passiert haben, stehen wir auf dem Inlandeis. Was für ein erhabenes Gefühl, auf ca. 20.000 Jahre altem Eis zu stehen und nichts weiter zu sehen als ewiges Eis. Es macht sehr nachdenklich zu wissen, dass dieser Inlandgletscher im Jahr um 100 Meter abschmilzt. Da, wo wir jetzt stehen, wird es unwiederbringlich im nächsten oder übernächsten Jahr schon kein Eis mehr geben. Eine sehr traurige Vorstellung. Dabei ist dieses Erlebnis unbeschreiblich und einmalig. Den rauen, eisigen Wind, der uns um die Ohren pfeift, vergessen wir bei diesem Anblick einfach.
Es fällt uns schwer, uns von hier wieder los zu reißen. Zu gewaltig ist dieses Erlebnis. Angeblich kann man von hier aus sogar gefahrlos über das Eis wandern, doch dabei wäre mir dann doch nicht so wohl. Außerdem ist das Eis trotz rauer Oberfläche ziemlich glatt – Eis halt.
Nach etwa einer Stunde verlassen wir diese eisige Welt wieder. Unterwegs machen wir noch einmal Halt am Russel-Gletscher. Bei einer leckeren heißen Schokolade entdeckt unser Guide dann sogar eine Herde Moschusochsen. Zwar sind die Tiere auch beim Blick durch das Fernglas noch ziemlich winzig, aber immerhin sehen wir Moschusochsen. Sie haben sogar Jungtiere dabei. Die gigantische Landschaft um uns herum macht richtig sprachlos. Wirklich schade, dass wir hier nicht so können, wie wir wollten. Gern würden wir hier noch einmal allein her kommen, doch selbst mit Fahrrädern ist der Weg zu weit und zu beschwerlich.
Auch auf dem Rückweg hält der Fahrer weiter Ausschau nach Moschusochsen und Rentieren und entdeckt sogar noch einmal ein Rentier mit ziemlich überzeugendem Kopfputz in guter Fotodistanz.
Voller Begeisterung und überwältigender Eindrücke liefert uns der Fahrer nach insgesamt 5 Stunden wieder an der Lodge ab. Was für ein schöner Abschluss einer beeindruckenden Reise, auf der wir wieder viel Neues erfahren und erlebt haben.
Im Flughafenhotel essen wir gut und günstig zu Abend und fallen dann müde ins Bett. Morgen geht leider unser Grönlanderlebnis schon wieder dem Ende entgegen.
13.07.2012 Kopenhagen
Nach einem ziemlich bescheidenen Frühstück in der Polar Lodge, das schon an eine Frechheit grenzt, laufen wir zum nur 150 Meter entfernten Flughafen. Obwohl es heute sehr bewölkt ist und auch bereits die ersten Inlandflüge ausfallen bzw. verspätet eintreffen, können wir planmäßig einchecken. Bevor die Maschine jedoch nach Kopenhagen startet, müssen wir dann aber doch noch eine gute halbe Stunde warten. Immerhin – der Flug findet statt. Noch einmal können wir dann den Russel-Gletscher und das Inlandeis von oben betrachten, bevor die Maschine mit Ziel Kopenhagen in den Wattewolken verschwindet.
Wir werden den Zwischenstopp noch für einen Kurzaufenthalt in Kopenhagen nutzen. Aufgrund der Zeitverschiebung müssen wir die Uhr erst einmal 4 Stunden vorstellen, so dass wir erst am Abend in Kopenhagen ankommen. Diesmal befindet sich unser Hotel in der Stadt. Nachdem wir über eine Stunde auf unser Gepäck warten müssen, machen wir uns um 22 Uhr auf den Weg zur Metro, die uns in die Stadt bringt. Auch wenn wir um diese Uhrzeit nur noch mit einem Fahrkartenautomaten „kommunizieren“ können, ist es nicht sonderlich schwer, sich im Netz der Öffentlichen Verkehrsmittel zu orientieren. Dank guter Beschilderung, einem Stadtplan und Vierrollen-Koffer erreichen wir ohne große Probleme und Anstrengung das Clarion Collection Neptun Hotel in der Innenstadt.
Rasch machen wir uns etwas frisch. Mit Stativ und Kameraequipment bewaffnet, laufen wir dann zum nahegelegenen neuen Hafen, um die Oper und noch ein paar der schön beleuchteten Gebäude Kopenhagens fotografieren zu können. Auch durch die Fußgängerzone schlendern wir noch. Im Moment findet gerade das Internationale Jazz-Festival statt und in der Stadt geht die Post ab. Wir haben viel Freude an dem bunten Treiben. Erst weit nach Mitternacht kehren wir ins Hotel zurück.
14.07.2012 Frankfurt
Am späten Nachmittag startet unser Flieger zurück nach Frankfurt. Uns bleibt also noch Zeit, um in Kopenhagen ein wenig bummeln zu gehen. Nach dem Frühstück laufen wir erst einmal zur königlichen Residenz Schloss Amalienborg, wo Königin Margarethe II. mit ihrem Prinzgemahl Hendrik im Palais Schack vor allem den Winter in Kopenhagen verbringt.
Um 12 Uhr findet dann auf dem Schlossplatz die Wachablösung statt. Das heißt, die Königin ist anwesend. Immer wieder bewundern wir die Geduld und Leidensfähigkeit dieser königlichen Schlosswachen, die unter der teilweise extremen Dreistigkeit vor allem asiatischer Touristen ziemlich zu leiden haben.
Dann ziehen wir noch ein wenig durch die Stroget. Diese berühmteste Shoppingmeile Dänemarks, besteht aus fünf Straßenzügen, die zwischen dem Rathausplatz und dem Königlichen Neumarkt verlaufen. Edle Boutiquen, Delikatessengeschäfte, bunte Souvenirläden und die großen Kaufhäuser Illum und Magasin du Nord finden sich hier. Auch dem Geschäft, das das edle Porzellan der Königlichen Fabrik verkauft, statten wir einen kurzen Besuch ab.
Immer wieder kommen wir an Blumenhändlern vorbei, bei denen die Dänen ganze Arme voll Blumen kaufen. Das Angebot ist gigantisch und Blumen sind hier extrem preiswert. Da würde ich am liebsten ein paar Arme voll Blumen mit nach Hause nehmen, doch das macht leider keinen Sinn und so beschränken wir uns darauf diese Farbenpracht anzusehen.
Am Nachmittag holen wir im Hotel unser Gepäck ab, fahren mit der Metro zum Flughafen und checken ein. Nach einem letzten üppigen Krabbenbrot mit dänischem Bier treten wir die letzte Etappe unserer Heimreise an. Pünktlich und wohlbehalten landet am Abend der Flieger von SAS in Frankfurt.
Fazit
Wieder haben wir uns einen Traum erfüllt und kehren mit vielen neuen Eindrücken zurück. In Grönland mit eigenen Augen gesehen zu haben, was wir Menschen der Natur antun, regt einmal mehr zum Nachdenken an. Das so oft strapazierte Wort der Klimaerwärmung hat hier ein Gesicht bekommen – ein ziemlich erschreckendes sogar. Etwas wehmütig verlassen wir die großartige Naturkulisse und insgeheim träumt Uwe schon von einem Winterurlaub auf Grönland. Eine sicherlich tolle Vorstellung, doch ob wir uns das wirklich einmal zumuten werden, wird sich zeigen. Polarlicht, Hundeschlittentouren, Moschusochsen im Winter und ganz viel Eis und Schnee sind sicherlich reizvoll, aber auch eine Herausforderung. Mal sehen, was die Zeit bringen wird und wie groß seine Überzeugungskraft ist.
Jetzt sind wir erst einmal glücklich und zufrieden, dieses Land mit eigenen Augen gesehen und erlebt zu haben, denn wer weiß, wie lange es dieses Naturspektakel noch geben wird?
Wir hatten in der Zeit unseres Aufenthaltes wirklich sehr viel Glück. Der große Eisabbruch gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes, der die ganze Bucht in einen weißen Traum verwandelt hat, das überwiegend sehr schöne und auch warme Wetter, die Walbeobachtung, die herrliche Tour zum Eqi Gletscher, unser Ausflug nach Rodebay mit einem kulinarischen Highlight – wir möchten diese Eindrücke nicht missen. Das Einzige, worauf wir gut hätten verzichten können, das waren die Moskitos, die wirklich sehr gefräßig sind. Ihre Stiche jucken tagelang und einen zuverlässigen Schutz gibt es nicht. Man kann nur Jedem zu diesem albernen Moskitonetz raten, das wenigsten vor dem Gröbsten schützt, auch wenn man damit ein wenig wie ein Außerirdischer aussieht. Diese Viecher sind eben der Preis für schönes Wetter, denn das war wesentlich besser, als wir es uns in unseren kühnsten Träumen vorgestellt haben. Immerhin hatten wir immer zwischen 12 und 19 Grad Celsius – von wegen Grönland ist kalt!
Der nordische Mittsommer verbunden mit 24 Stunden Tageslicht bot uns zudem die Möglichkeit, Landschaft und Wetter in vollen Zügen auszunutzen.
Essen
Grönland lebt vom Heilbuttfang und entsprechend lecker kommt der auf den Tisch. So haben wir uns fast ausschließlich von Fisch und Meeresgetier ernährt. Absolutes Highlight war natürlich der köstliche Walbraten. Aber auch Eismeer- und Königskrabben sind nicht zu verachten. Die Grönländer dagegen scheinen sich überwiegend von Chips und Süßigkeiten zu ernähren. Gut 30 bis 40 Prozent des Warenangebots in einem Supermarkt umfassen nur Chips und Süßzeug.
Sehr lecker und immer frisch sind die grönländischen Backwaren. Auch das hiesige Bier (es gibt sogar dunkles Bier) schmeckt ausgesprochen gut, obwohl wir eigentlich keine Biertrinker sind.
Bekleidung
Wir waren mit unserem Mehrschichtenlook stets sehr gut beraten. Eine warme Mütze, Handschuhe, Schal und winddichte Hosen sind bei den Bootsfahrten auf jeden Fall von Vorteil. Wanderschuhe gehören ebenfalls zur Grundausstattung. Der Dresscode im Hotel ist eher leger. Diese Tatsache kommt der bei air greenland für die Inlandflüge vorgeschriebenen Gepäcklimitierung von 20 kg pro Person sehr entgegen.
Fortbewegung
Wer in Grönland unterwegs sein möchte, sollte gut zu Fuß sein und über eine gewisse Kondition verfügen. Straßen gibt es so gut wie keine. Man bewegt sich entweder per Inlandflug oder Boot von Ort zu Ort oder eben zu Fuß. Auch innerhalb der Ortschaften geht es straff bergauf und bergab, was teilweise ganz schön mühsam ist. Wanderwege sind sehr gut markiert; man kann aber auch querfeldein laufen. Diese Wege werden allerdings oft durch die felsige Landschaft und durch Feuchtwiesen geprägt.
Die Fluggesellschaft air greenland hat im Land das Monopol und ist nicht gerade für Zuverlässigkeit berühmt. Insofern sollte man seinen Zeitplan nicht zu knapp gestalten, und ein wenig Luft für Flugausfälle einplanen. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie der Flugplan (oder besser Nichtflugplan) im Winter aussieht.
Unterkünfte
Das Hotel Arctic in Ilulissat ist wunderschön und seinen Preis wert. Die Suiten sind groß, haben einen tollen Ausblick und sind sehr komfortabel ausgestattet. Natürlich ist das Ganze nicht eben preiswert, aber Preis und Leistung stimmen. Man gönnt sich ja sonst nichts!
In Kangerlussuaq kamen wir ja in den Genuss, zwei der drei vorhandenen Hotels testen zu können. Aus unserer persönlichen Sicht ist das Airport-Hotel eindeutig die bessere Alternative gegenüber der Polar Lodge. Hier überwiegt der Jugendherbergscharakter. Das muss man mögen. Wir hatten noch das Glück, fast die einzigen Gäste zu sein, so dass nicht sehr viel Trubel war. Unseren Aufenthalt in Kangerlussuaq möchten wir aber trotzdem nicht missen, denn der Russel-Gletscher und das Inlandeis sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Grönland ist kein Billigreiseland aber es ist ein unvergessliches Erlebnis, dieses Land mit seinen Gletschern, Eisbergen und dem Inlandeis gesehen zu haben.